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Die Zukunft, 12. August, Jahrg. XIX, Bd. 76, Nr 46.

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UN-

Xlx. Jahrg. Ettlin,den 12.Yugust1911. sr.46.

je Zukunka

Herausgeber-:

Maximilian Hardm

Inhalt-

Seite

August-I Histole ...·........ .............205

Krisis inUngarn. VomGrafen Theodor Vatthyany .........218

Uplxoriimem VonReinholdvegaz .................221

Gott unddieVernmifi. Voncndwig Coqllen .............229

Motiv-pack pontadon ............. ...-......235

Deutschland inMax-nimm EinBrief. ... ......«·-.......238

Uachdruck verboten.

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Eksicheintjeden Sonnabend.

Preis vierteljährlich5Mark,dieeinzelneNummer 50Pf.

Berlin.

Verlag der Zukunft Wilhelmstraße3

1911.

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Berlin, den 12.August 1911.

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Augusta Historia.

Nochimmer wartet Deutschland aufdieseitdemerstenJuli-

« abendangekündeteThatseines Kanzlers. Quousque tandem- Theobalde,abutere patientianostra? AmdrittenAugustabendlasen wirdieimAuswärtigenAmt (nichtvondemPrimus einer-Unter- tertia) verfaßte ,,Mittheilung«andenErdkreis: »JndenUnter- redungenzwischendemFranzösischen BotschafterCambon und, demUnterstaatssekretärdesAuswärtigenAmtes VonKiderlen- WaechterhateineAnnäherungüberdenprinzipiellen Standpunkt stattgefunden; dieAusarbeitung imEinzelnenerfordert jedoch eineeingehendePrüfung,mitder zurZeitdiezuständigenReichs- ressorts befaßt sind:das Ergebniszwirddann durchdenReichs- kanzlerdemKaiserzu unterbreiten sein.«ObHerr vonVethmann sichdemwichtigstenReichsgeschäftausschaltenundaufdasAemt- cheneines Votengängersbeschränkenläßt,istnichtnur seine Sache.

NachdenGesetzenderdeutschenSPracheund derdeutschenNeichs- verfassungmußtedie»Mittheilung« ungefähr solauten: ,«,Die Verhandlungen, die derVotschafterderFranzösischen Nepublik

I

mitdemStaatssekretärdesAuswärtigen Amtes,als demBer- treter desReichskanzlers, begonnen hat, habendenRaum zwi- schen AnspruchundZugeständnißso verengt, daßdieEinigung über dieGrundsätzeeinesneuenVertragesmöglichscheint.Wenn diezuständigenReichsämterdievomKanzlerangeordnetePrüf- ungderEinzelheitenbeendet haben,wirdderReichskanzlerer- wägen,obdie-PflichtzurVerantwortlichkeitihm gestattet,dieZu- stimmungdesKaiserszu erbitten.«DannwäreInhaltundTon

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206 Die Zukunft.

auchdenen derfränzösischen(vonHavas verbreiteten)Note ähn- licher gewesen,deren Textlautet: »Dans lesdernieres entrevues

entre M.JulesCambon etM.deKiderlen lesvues deprincipedesdeux

gouvernements ontetc-: mises en presenceetcomparees Lescombi- naisons envisageesdepartetd’autreetles solutions possiblesfontac- iuellement l'objetd’unexamen approfondidela partdu gouvernement de laRepublique.«Von einer»Annäherungüberdenprinzipiellen Standpunkt« istdanichtdie Rede. AlsUngeduldigedann mein- ten,diese Annäherungkönnenur durcheinen deutschenRückng ermöglichtworden sein, hieß es,wieder höchstoffiziös: ,,Könnt Jhrvorlauten Kerle denn nichtwarten? Jhr ahnt jagarnicht- wievielwirerreicht haben.Lassetuns nur Zeit,die Ernte in die Scheunezubringen«UndguteMenschen (undschlechteMusi- kanten) hoben andächtigdieVrauenundflüsterteninscheuerEhr- furcht:»Zeitmußman denLeuten doch lassen.«Der Berliner Kongreß hatvomdreizehntenJuni biszumdreizehntenJuli1878 gedauert. SechsGroßmächtewaren durchsiebenzethevollmäch- tigtevertreten ;fernerdieTürkei,Griechenland,Numänien,Per- -sien, Serbien,MontenegrounddiearmenischenChristen.Ueber dreiinternationale Verträge(Paris: 1856,London: 1871,San

·Stefano:1878),über dieZukunft Bulgariens und Armeniens, Vosniens undderHerzegowinawurdeverhandelt;dasBand ge- löst,dasRumänien,Serbien,Montenegro andiePforte knüpfte; VulgarienundArmenien getheilt; Bessarabien denNussen,die DobrudschadenRumänen zugesprochen;dieDonaus chiffahrtund das Meerengenrecht geregelt.Lebensfragen dreier Großmächte und sämmtlicherValkanstaaten war,einem ganzen Bündel,die Antwort zufinden. EinSommermonat hat dazugenügt. Jetzt drehendie,,Unterredungen«sichum dieFrage,was Deutschland von Frankreichverlangenundwas dieRepublikdemDeutschen Reich gewährenwolle;dieeinfachsteFrage,diesicherdenkenläßt.

Einstarker Staatsmann konnte, ohne unhöflichzuscheinen,die FristzurAntwort aufachtTage begrenzen.UnsereLeuteverhan- delnseit fünfWochenundschüttelninzornigemStaunen das Haupt,weilDeutschlandnachgerade ungeduldigwird.Jhnenists nicht eilig.SchlechteSchüler sehnendenEensurtag,untüchtige Leitereiner Aktiengesellschaftdie Stunde derGeneralversamm- lungniemals herbei.Eltern undAktionäre müssen dochvorbe- reitetwerden. KommtschlechteNachricht, sowidersprichtman zwar,

--.-..

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AugustaHistoria. 207

reibthinterdreinaber dieHände:weildasSchlimmstenun vor- weggenommen ist. UngenügendinallenFächern2Bitte: inTur- nen undSingenbefriedigend,inAufmerks amkeitundGeographie ziemlichbefriedigend.KeineDividende? Bitte: anderthalbPro- zent! Darauf solls wohl hinaus zund dazu brauchtsZeit.Dievor Agadir flügge gewordeneHoffnungist (sowirdgerechnet)jetztin dentiefstenAbgrund gestürztzbringenwirnun einleidlichesStück vomcongoFrancxais,gareinKüstenstreifchennebstdergestempelten Zusicherung heim, daßdieFirmenHolzmann,Mannesmannund einpaar andereausMarokko GeldundeinenTheildesErzes ho- lenkönnen,dannistdasbraveVolkinsAngenehme enttäuschtund wirhören,stattderverstimmten Chöre,aus den unszugänglichen PreßwinkelnamEnde nochdieHymne himmelhochJauchzender.

Und(noch wichtiger)von obendie Stimme: Sie sind gerettet!

Jhr seid gerichtet;schonheute.Bleibtgerichtet,auchwenn un- wissende,aberfixe Kerlchen,weileinStaatssekretär sichzuihnen herabgelassenund bisaufdiespeckig-zottige Heldenbrust aufge- knöpsthat, ihrem Patron übermorgeneinStändchen anstimmen.

ObJhrdenFranzoseneinwinzigesoder einbeträchtlichesStück ihrerafrikanischenAequatorialprovinz abklemmt,derJndustrie unddemHandelDeutschlandsfesteoderlose »Garantien« heim- bringt,deutschenWerthpapierendieKotirung anderpariserVörse erwirktund amEnde gar,weil mitMännern Eures Schlages (Donnerwetter!)nichtzuspaßenist,durchsetzt,daßindenSpeise- wagenderVagdadbahn nurDeutschendasNauchen erlaubtwirdz Das ändertkeinJotaindemUrtheilüberEuerHandeln.DieAb- fälleeiner schlechten Tropenkolonie brauchenwirnicht«Könnten uns sogaraus der»Berbindung«mitdemKongostaatundAn- gola,von derJhrEure Kleinen schwadronirenließet,nichtsma- chen,wenn deutscheSchutzgebietenoch länger nachdenbisheute üblichenGrundsätzenverwaltet unddieLeiterdesKolonialamtes nicht endlich zupraktischer Vernunft gezwungen werden.Berekelt denGroßbankennichtdadurch,daßJhrmitEurerSteuermaschine »

ihnen jeden ansehnlichen Profitabzwackt,dieVetheiligunganko- lonisatorischerArbeit.NäßtnichtsogleichdieHosen,wenn einvon

deutscheandustriellen erlangtes Rechtvoneiner fremden Groß- macht bestrittenwird.Dann dürftJhranKolonialleistunggroßen Stils denken-Kapitalfeindschaft istfürsDeutsche-Reich,wie,nach Ferrys Wort, KirchenfeindschaftfürFrankreich,keinlohnender

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208 DieZukunft;

AusfuhrartikeL Seid draußen sokapitalistisch,wiedieBriten in ihrereinträglichstenZeitwaren,undfreut Euch fortan nicht mehr, wenn einevon dersteten Steuerchicane verärgerteGroßbankdas Gebiet, ausdem siesäenund ernten wollte, aufgiebtundwüstliegen läßt.EineVerbindungmitAngolawäreleichtherzustellen.War-

um (schonimJuni istshier gefragt worden) geschiehtimNord- theil Deutsch-Südwestafrikas nichts?Warum wird dasAmbo- land nicht, nacheinem Vierteljahrhundert schädlichenZauderns, erschlossenunddenBantuhäuptlingenderSpott überdeutsche Ohnmacht ausgetrieben? SolangedieHerrschaftdesReichesim Bezirkder Ooambo auf gilbendem Papier steht, istdanichtszu hoffen.HabtJhr irgendeineAussicht,den ganzen französischen Kongostaat einzusackenund unser westafrikanis chesKolonialreich vonVictoria bis hinterWarmbad zudehnen?AllesAndere war ohneHeldengebrüll,ohnedieHöllenrichtergeberderhadaman- thischerUnerbittlichkeitzuhaben. »Wir lassenJhrenLandsleuten, lieberHerrCambon,inMarokko völligfreieHand, hetzenJhnen auchdiespanischenHidalgosnichtmehr aufdenHals;müssenaber,

um vorEuropadasGesichtzuwahrenund zuHausnicht Schwäch-- linge gescholtenzuwerden,einVierteldutzendfranzösischerKom zessionenzeigen.SichernSieunseinenhalbwegsstattlichen Theil dernächsten marokkanischen Staatsaufträge, lassenSie imSus etlicheSchürfrechteder Mannesmanns anerkennen, schneidenSie unsausderNordwestflanke IhrerAequatorialprovinz einennicht allzu schmalen Streifen ab:unddieSache istinOrdnung«Kein MinisteriumderRePublik hättedieErfüllungso billiger Wünsche derMacht geweigert,die überfünfMillionen Bayonnettes ver- fügt. Jm Lan einer Wochewar derHandel vorzuschlagenund abzuschließen.Die»ausreichendenWirthschaftgarantien«sinddes Schwatzesnichtwerth,der drumgemachtwird.WerHerrimLand ist,wirdmitverbrieftenRechtenbequemfertig.DiegemeineWirk- kichkeitstelltuns(hålas)vorganzandere Pflichtals dieParaphe einesVertrages. Jst gehindert,daßeineandere Nation bei Ein- fuhrundAusfuhrmehrbegünstigtwerden kann,so bleibt Wirk- sameskaumnochzuthun.Was durchdieoffeneThürzu erlangen ist,wirddieGeschicklichkeitdesniemüdendeutschenKaufmannes erlangen; magimVertrag wenigodervielverheißensein.Freier Wettbewerb umalleöffentlichenArbeiten :Das liest sichgut.Wenn dieRepublik abermitSultan undMaghzennach Willkürschalten

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AugustaHistoria. 209 kann,läßt siedendeutschenBewerber vonihremMann unter- bieten,giebtdemSiegeraus ihren Geheimfonds einen Zuschuß undspeistdenGesandten,dersichzueinerVeschwerde aufgerafft hat-,mitdemSatzab:»DaßJhreLeutenicht sowohlfeil liefernwie unsere,können wirnichtändern;dembilligstenAngebotmußteder Auftragzufallen«Schadeum dieZeit,dieeinReichsamt andie

,,eingehende Prüfung«dieserGarantien vergeudet. DazuderGe- stusvonAgadir?DarumRäuberundMörder2JneinemNestaus rant,dessen körperlichkultivirte,indieUniform derAbendgesell- schaftgekleideteGästestummoderflüsterndumnetteTischchensitzen, dröhntplötzlicheineFaust aufdiePlatte, daßTellerundGläserklir- ren,ringsum dieKöpfe sichhebenunddieEnsetzensblickeden Stö- renfried,denVrecheralterSitte anstarren. Nur derWillezur Sühnung unerträglichenSchimvfeskann ihnvon so unfeinem Thun entschuldigen;nur die unbeirrbare Bereitschaft,jenseitsvon allerKonvention einbestrittenesLebensrechtdurchzufechtenWas willderWütherich?»Ichhabewarmen Hummerundeinehalbe Yquembestellt;kommts endlich?«DieKöpfe,dieLider senken sichundeinFröstelnhuschtüber dieHalshaut derDamen. Ein üblerKunde, der,mitsolchenManieren,nicht hergehört.Jnden selben Mißruf bringt sicheineGroßmacht,die zuungeheurem Streich auszuholenscheint,mitüberrumpelndemGelärm diebe-.

haglichSchmausendenaufschrecktundnacheinemWeilchendann Wünscheausspricht,deren Erfüllungleicht,ohnedasallergeringste Getos,zusichernwar. Vringteinbeträchtlichesoder einwinziges Kongostück,festeoderloseGarantien heim, drehtdas Ding so, daßamEnde einBischenmehrherauskommt,alsdieabgestürzte Hoffnungzuvermuthen wagte:vonallenpolitischDenkenden und deutschEmpfindenden (dieEuer Troßals ,,Alldeutsche«ver-

schreien mag)seidJhr,allzu Kurzsichtige, schon heute gerichtet.

Nichtvonihnen nur. RuhigeVürger, diesichumPolitikkaum kümmernundinihremKontor dasVaterland sehen, sagennun:

»Wie unklug, Einem,denman nicht schwächenzu könnenglaubt und mitdemman morgen einGeschäftabfchließenwill,mitder Faustzudrohen;wiedumm,alsGroßsprecherundKleinhändler sichimmer wieder verhaßtzumachen.« Draußen hörtman noch schrofferes Urtheil. NichteineStimme füruns? Doch:eine.Die Negirung von Oesterreich-Ungarn läßtuns zurVerständigung qratuliren. VomzweitenJulitaganhatsieunsgewarnt,vjaVuda-i

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210 - Die Zukunft.

pesterklärt,daßsiedendeutschenAnspruch nichtunterstützenwerde; und freut sichnun derAussicht aufdieEinigung,die denWest- mächtenzuneuemTriumph helfen muß. (Weil ihrderZwangzur Option erspartbleibt. Amzwölften August,amTagvonKuners- dorf, ziemtdieErinnerung,daßGideonLaudon sichdem General Soltikow gegenFritz vereint,OesterreichmitNußlandundFrank- reichgegenPreußen gefochten hatunddieWiederkehrdieservom Fürsten Kaunitz begünstigtenKoalition denersten Kanzlerdes Deutschen ReicheszweiJahrzehntelang möglich,inderletzten Zeit seinesLebens wahrscheinlich dünkte.)DieAnderen könnensich- ohneLarve undGratulantenlächeln zeigen.DenAussen istge- sagtworden: »Seid froh; während Europens Auge aufMa- rokkoblickt,könntJhr Mohammed Ali,denentthronten Schah, nachPersienzurückschmuggelnund, selbstwenn ermitseinenTurk-

menen aufdieDauer nichts auszurichten vermag,inderWirrniß

desThronstreites allerleiNützlicheserlisten.«Petersburg hat sich dennauchmitfreundlicherErmunterung Frankreichs begnügtund dieSorge fürdenRückhaltderNepublikden Briten überlassen.

DiehieltendieVoxerhandnichtinderTasche; ToryundWhig, UnionistundHomeruler, JreundSozialist:Alles hinter Stachel- drahtgegenuns geschaart.Schatzkanzler LloydGeorgedeutet an- daßWellingtons EnglanddemPreußenstaatdasLebengerettet, für soedlesThunaber nur Undank eingeheimsthabe,undver- sucht,uns durch kriegerischen Wortklangzuschrecken.Gelingts ihm?PremierministerAsquith sagt,diebritischeVetodrohungsei inBerlin nicht sofort, sondern erst nacheiner Weile verstanden worden ;andeutscheErwerbungmarokkanischenGebietes sei jetzt nichtmehrzu denkenund derGegenstandderfranko-deutschenVer- handlungen liegederafrikanischen JnteressensphäreEnglands fern. Herr Macdonald, einFührerderArbeiterpartei, spricht inderHauptstadtSchottlands: »AlswirdenVerlinern zu ver- stehengaben, daßsiesich nichtinunserenInteressenkreis ein- drängendürfen,bekamen wirvomAuswärtigenAmteine(mild ausgedrückt)rüde Antwort ;deshalb mußte unsere Regirung sehrdeutlichwerden.« Standard: »Wiewird Englanddulden, daßDeutschlandinMarokko eineFlottenstationodereinen be- festigtenHafen erwirbt; je rückhaltloserunsereRegirung diesen EntschlußinderWilhelmstraße ausspricht,desto rascherwirdsie verstandenwerden«. Times: »Der dreistedeutscheBlufsscheint

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AugustaHistoria. 211 uns weder klug vorbedacht nochmitdernöthigen Geschicklichkeit ausgeführtworden zusein.Deutschland hat inzwischenaberwohl eingesehen, daßinEnglandalleParteien,trotz den inneren Hem- mungen, indem Entschluß einig sind,mitganzer KraftdenFran- zosenzuhelfen«. Morning Post:»Wirmöchtennichtglauben,daß diedeutsche Negirung wieeinRäuber handelnwolle,derauf derLandstraßedemWanderer diePistolevors Gesichthältund zuschreit:DeinGeldoder DeinLeben! Noch schwererwürde uns aberderGlaube,dieseRegirungfordere,wie einimBazarscha- chernderOrientkrämer,zuerstzwarungeheurenPreis, werde sich schließlichabermitkleinem Gewinn begnügen. Deutschlandwill dieRepublik angreifenodereinschüchtern;unserBeistand ist ihrin jedem Fallgewiß«.RussischePolitischeKorrespondenz:»Diedeut- schenNationalisten sollten bedenken,daßsieihrVaterland gefähr- den,wennsiedieGeduld derFranzosen,diestarksindundstarkeBer- bündefe haben, aufzuharte Proben stellen.«(Jneinem offiziösen Blatt;nachderpotsdamerFreundschaftbetheuerung.)NewYork Herald: »Das deutsche Kaiserreich handelt heutegenau sounbe- dachtsam,wie dasfranzösische1870gehandelthat.Damals war

Frankreich,jetztistDeutschlandvereinsamt. «J0UM·S!1dEGEUEVEI»Der FranzösischeKongoist nichtdereinzigebegehrenswerthe Bissen;

undwenn Deutschland nehmen dürfte,was ihm gefällt, müßten alleStaaten, deren Annexionihmbelieben könnte,für ihreUn- abhängigkeitfürchten.Man müßteblindsein,um zuverkennen, daßFrankreichundEngland nichtnur ihreSachevertheidigen, sondern EuropavorunerträglicherHegemonieschützewNichtnur

umdieZukunftAfrikas,sondernum dasSchicksalEuropashan- delt essich.Das wirdman auchinVrüssel,imHaagundinan- derenHauptstädtenerkannthaben.«Wars nöthig,einesTropen- bissenswegenOstundWestinHaßwider uns zu einen?

Auchüber dasaufgewandteTechnikertalentbrauchtdas Ur- theil nicht länger vertagtzuwerden« Basis, AnlaßundKampf-

mittel waren so unklug gewählt,wie mans einem verschlagenen Routier, derseit dreißig Jahren mitläuft, nicht zutrauen durfte.

Zwei Voraussetzungen(beide stammenaus demInventar Holsteins,der über demtapferenHerzendeszuverlässigstenPa- trioten denKondeslistenreichen Odysseus trug,demNetzwerk einesJrrthums aberkaumjezuentknüpfen war). Erste:Dievon unsermuthigtenSpanier werden,durchihrVordrängeninden

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212 , DieZukunft-

Maghreb,Frankreich sonervös machen,daßes,wenn wirunscrc Forderung anmelden,zuernstemWiderstand nicht mehrfähigist.

Falsches Augenmaß; alsfalsch erwiesenes. Spanien, das den Pfahl vonGibraltar inseinemFleischfühlt, istinMarokko der Prokurift oder Subdirektor derBritenfirma; darfundkannda nur thun,was inLondon gebilligtwurde. SolldenFranzosen dieMittelmeerküsteverleiden,nieaber,umkeinenPreis,Deutsch- lands Schrittmacher werden. Kannes einmarokkanischesKon- dominium mitdemmächtigenDeutschen Reich wünschen?Er- sehnen, daß dieses Soldatenreich Angolaund baldvielleichtMo- zambique schluckt? NachdemTagvon Agadir hat Spanien sich schnellmitFrankreich verständigt; hatderklugeHerr Canalejas, dannsogarderzuvorgrimm blickendeOberstSylvestredenParisern dieleckerstenWortegespendet. Diese Gefühlsentwickelung mußte Jedervoraussehen,derdasinAlgesirasGeschehenenichtvergessen hat.3weiteHypothese(eben so falsch, dochvielgefährlicher):Bri- tania rührt fürdieSicherungderFranzosenherrschaft über Ma- rokko keinenFinger;freutsichvielmehrimInnersten,wenn die Ne- publik gehindert wird,inNordafrika vorwärts zu kommen. Seit sechsJahren bestimmt dieserWahn unserTrachtenimScherifen- reich.Wiekonnteerentstehen?JnLansdownes Depesche (vom achten April 1904)andenpariserVotschafter Monsonwardun-

zweideutig gesagt,was England erlauben könne und verbieten müsse.FrankreichsollimSultanatOrdnung stiften, einträglichem HandeldieWegebahnenundwirddafürmitden Privilegien der Schutzmacht belohnt;abervonSpaniengenau kontrolirt unddurch feierlichesGelöbniß verpflichtet,ammediterranis chenUferkeinen wichtigen Punktzubefestigen.Als KaiserWilhelminTanger geredet hatundFrankreichs Pormachtstellungvon Berlin aus bestrittenwird,telegraphirt HerrPaul Eambon aus London an denMinisterDelcasså,ersei»zuderMittheilung ermächtigt, daßdieRegirungdesVritenreichesdieBedingungen eines Ab-

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kommens besprechenwolle,durchdas diegemeinsamenundge- meinsam(vonDeutschland)bedrohtenInteressenderbeidenPöls kergeschütztwerdenkönnten.«Einzweites Vündnißangebotfolgte.

Wer durfte danachundnachdenKonserenzerlebnissenzweifeln, daß England fürFrankreichthun werde,was ihmzuthunübrig blieb? DieHerrenderWilhelmstraße habennichtnur gezweifelt, sondern für sicher gehalten, daßEngland sichnichtregen werde.

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AugustaHistoria. 213

UrsachedesJrrthums? EinDenkfehler.Weil denBriten dieauf keinerSeite beschränkteHerrschaft FrankreichsüberNordwest- afrika,vonVissaobisandie KleineSyrte, nichtwillkommen sein kann,glaubteHolsteins Schüler,inLondon werde man sichdes deutschen Einspruchsleisfreuen.EinKlugerwarkluggenug, nicht klugzusein.JederVersuch Deutschlands, sichimWestsultanat MachtoderVestimmungrechtezuschaffen, mußdiefranko-britif che Freundschaft festigen.Diewürdesicherst kühlen,lockernundbald lästigwerden,wenn wirFrankreichinMarokko, nachVismarcks Nath, ohne jedenHemmungversuchfreischalten ließen-

Dazu schienenwirvom neunten Februar1909 bis zumersten Juli1911entschlossen.Das vondenHerrenCambonund Kiderlen vereinbarte Abkommen,dasFrankreichs interåtspolitiques parti- cuiiers inMarokko anerkannte, galtüberall alsderhörbareAus- druckdiesesEntschlusses.(AuchdenjetztinParis alspangerma- nistes,inderWilhelmstraßeund deren Filialen alsAlldeutsche Vervehmten: sonst hätten sie, hättenalleMahnerzustetigerund muthiger Politik nichtüberDeutschlands endgiltigenRücszgaus Marokko gestöhnt.)DaßdieselbeExcellenz,diefür diesen Fe- bruarvertrag Lobsprücheund Såvresporzellan empfangen hatte, sichnun stellen mußte,als habeerderRepublik keinSonderrecht gegeben,warschon rechtunbequem.anwischenwarenfranzösische Truppen nachFez marschirt?Dersouveraine Sultan hattesie hin- gerusen. Jneinem ErlaßanseinVolk sagter: »Neunzig Tage langhattenWir einerVelagerungStand zuhaltenund warteten vergebensaufHilfe.Wir mußtenjedesMittel anwenden,das dieHeilungderverderblichenRebellenkrankheit verhieß.Um die heiligstenGüter zuschützen,waren Wirgezwungen,fremde Hilfe zu erbitten.Das wäreUnsnurverwehrtgewesen,wennderFremd- lingsichselbst,aus eigenemAntrieb,dazu erbotenhätte.Soaber wars nichtgeschehen.Die mitUnsererTlutoritätVekleideten sind bisnachMequinezvorgedrungenzhabendieOrdnungwiederher- gestelltunddieGesundungdesNeichszustandesvorbereitet. Jhre GegenwarthatdieNebellenhaufen zerstreut.DieSchläfersinder- wacht,dieSchelmezumVerzichtauf bösenAnschlaggenöthigt worden. Freut Euch deshalbmit Uns desBeistandes, derUns aus Fährnißbefreit hat!«DeutschlandhattedenFranzosenbe- stätigt,»daßihrebesonderenpolitischeanteressendiesesteSicher- ungdesinneren Friedens nnd derOrdnung fordern«,undsich

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214 ,- DieZukunft.

verpslichtet, »dieWahrung dieser Interessen nichtzuhemmen«.Jn DelcassesCirkularnote vom zwölftenAprill904waren schondie Sätzezulesen:,,Marol·kohatmehrMens chenalsAlgerienundTu- niszusammenund(waswedervonAlgerien nochvonTunis gilt)in jeder Jahreszeit ausreichendeWassermengen. Wird esunserem Einfluß zugänglich,so stärktesunsernordafrikanis ches Reich;wird esvonfremdem Einfluß bespiilt, sowirdunserReich bedrohtund- gelähmt.Wirmußten feststellen,wem inMarokko dieBorherr- schaft gebühre.JetzthatEngland, dessen starke Positionvor den ThorenMarokkos allbekannt ist,uns das Recht eingeräumt,die RuhedesLandes zuwahrenundVerwaltung undWirthschaft, Finanzen undHeer nachdemVedürfnißder Stunde zureformi- rcn.« Wer lesen kann, mußte seitdem wissen, wasdawerdensollte.

Und daß sieben Jahre danacheinFranzosencorps demRufdes Sultans gegenrebellischeBerbern folgte, gab Mündigenkeinen Grund,gesittetPfui zusagen;bewiesnur,wieder einmal,wieleicht von so heißemBoden einAusstandzu erwirken und mitflinker Schlauheitauszumünzen ist.DenFranzosenzumuthen, daß sie Menschenleben undMillionen für Europa, fürdiegroßeSache derCivilisation opfern,selbstabernichtsdavon habenunddie MummenschanzdesvorrechtloseiferndenSchutzmannes weiter- spielen:Das zeigtallzu deutlichdieAbsichtaufGeschäftsstörung undChicane.Was wirduns jetztnachgesagt? Daß wir,die 1905 lautverkündeten,das WerkeinerKonserenzkönnenur aufeiner

neuen Konferenzumgestaltet werden, heute,weilwirüberstimmt

würden, jedemKonserenzplanwiderstreben. Daßwirthun,als hättenwir auseigenem RechtüberMarokko zuverfügenund könn- ten esdenFranzosenweitaufthunoderganzsperren.DieUn- abhängigkeitundSouverainetät desSultans denNachbarn als höchstesPflichtgebotaufzwingen wollen, diesemSultan aber die Befugniß abstreiten, sich Helferzuwählen,undihm,wenns in unserenKram paßt,einKriegsschiff,wider seinenWunsch,vor einen geschlossenenHafenlegen.DieAlgesirasakte für unantast- barerklären,unter derselbenSonne aberversprechen,-siezerfetzen zulassen,wennwireinreichlichesTrinkgeldbekommen. Unddaß dieWürde christlicher Kulturmacht uns nichtan derDrohung hindert:Wird unsnichtmindestensdasGabungeländemitAbre- villeausgeliefert, dann istmorgen die Akte wieder einheiliger Bertrag,in demjederBuchstabeGehorsamheischtundfiirdenwir

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