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Die Zukunft, 31. Mai, Jahrg. XXI, Bd. 83, Nr 35.

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XXLJahrg. Herlityden31.Mai1913. Ye.sä.

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Heraus-geben

Maximilian Hardew

Inhalt-

seu-

spebkaliel ............ . . ...........273

DiegwgeIiebezVon-Lucia Vorn Frost ..............284

Dreigig Jahre deutscherDichtung. VonHermann Kienkl .......290

Dag-RerlxkaufdenTod. VonCudwig Kraft ............294

Jünfproxenkige. Voncadon ............·-......296

Irikengeditlxtr. VonGerhard Ewald Seeliger ...........300

Referendargjammer ...........·...... . ....805

Uachdruck verboten-.

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Erscheint jedenSonn abend.

Preisvieeteljährlich5Mark, dieeinzeer Nummer 50Pf.

Berlin.

Ver«lagder Zukunft.

WilhelmstraßeZa.

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u.5.65,pko1anrns.22.60.

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Berlin, den 31. Mai 1913.

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Spektakel.

Des Tigers Zahn.

WerletzteJakobinervon ansehnlichequchs scheintberufen,.

widerdenSchattender Gironde zukämpfen. JndemGe-- tös kaumnoch erträglicherFesterei,das,wiedieBlättchenunds röthlichenBlüthendesAnacharisAlsinastrum seichten Wasser-- lauf,dieQuellen deutschenLebens lähmt, istdieMeldung, der- PräsidentderFranzösischenRepublik habe HerrnClemenceau zu sich gebeten, fast überhörtworden.Sie waraberdesAufhorchens werth.Clemenceau (»1etigre«:nennen ihndieKammern)wollte- nicht, daßHerr Poincarå Präsidentwerde ;fand, daßderLothrin- gersich allzu gierigindenVordergrund dränge,zufestanden.

Plan derListenwahlundProportionalvertretung geknüpftund- zu lau imKampfgegen diePriestermacht sei. NochamTagvor- derversaillerWahl heischteer, alsHaupteinerSenatorenschaar,.

Poincarcå solle ausdas höchsteAmtderNepublik verzichten;war·

bereit,imNothfall sogar für Herrn Delcasså (der ihnvom Platz.

desMinisterpräsidentengestürzthatte)zustimmen; trugaber eine höflich ablehnendeAntwort heim; und sahimSchloßdesSon- nenkönigsdann desGegners Triumph. Der Tigersprungwar- mißlungenundClemenceau galt,wieder einmal,alsabgethan..

»WennPoincarå nichtraschmüde wirdund,wieCasimirsPårier, dielästigeWürde denihnumschnupperndenRüben hinwirft,.

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274 Die Zukunft.

kommtderzweiundsiebenzigjährigeMann ausder Bendöe nicht mehr heran.«Der schienabernachderRuhedesAltmännerhaus ses noch nicht Sehnsuchtzufühlen. JmSenat erwürgteerdas Ministerium Briand. (An diesemTagwar auchdersonst ernst- hafte Aristides witzigClemenceau,derihnals denkingmaker,den Manager Poincar6s, befehdete, sagtezuihm: »C’chwerdegar nichtreden ; meineMehrheit ist sicher.«Briand :»NedenSiedoch lieber; vielleichtwirdsiedann unsicher.«)Jm Frühjahrgründete ereineneue Zeitung,L’Homme Libre,undbewies dadurch,daß ernoch mitreden, mithandeln wolle. Das Ziel seinesFeldzuges war jedemBlicksichtbar: Bernichtung allerBleibsel römischer HerrschgewaltundAbwehrder ausdemmilitärischenUeberges wicht Deutschlands drohenden Gefahr.Dieausbündige Thorheit derberlinerPolitik,dievondemGelübde,jedenirgendwie mög- lichen Fehlerzumachen, getrieben scheint, half ihm schnellvor- wärts. NachdemvonkeinerRothwendigkeit,keinerinternatio- nalen Pflicht befohlenen doppeltenDank fürdieBehandlung deutscher Lastschiffeund Fliegerkam aus demselben Hausder WilhelmstraßeeinZeichen barschenStimmungwechsels. Herr vonJagowforderte vondemBotschafterderFranzösischenRepus blikAufklärungderGründe,die einemUnterpräfekteneinhöhe- resAmt eingetragen hatten;dieserBeamte habe sichden Leitern TdesMilitärluftschiffesnicht freundlich gezeigt.DieSachewar durchdieDanksagungerledigtundderStaatssekretär mußtedie Antwort hinnehmen,derVertreter derRepublik könne überdiese Angelegenheit desinternen DienstesmitihmvonAmtes wegen nicht sprechen.JnderschwarzenSerie,diefürFrankreichseitdem PulverskandaL dem Rentensturz, dem deutschen Rüstungents schlußbegonnen hat, wagteman nicht,den(nicht vereinzelten) Zwist öffentlichzumEreignißzubauschen.Das schwacheMini- sterium Barthou bangtvorjederFlamme. DochderFunkeglimmt weiter ; undhatteClemenceaus Pfännchen schonangewärmt,als, nochvorderAnnahme derdreijährigenWehrpflicht,derBeschluß verkündet ward,denJahrgang, derimHerbst entlassenwerden sollte,bisindenOktober 1914bei derFahnezuhalten. Dieser Beschlußwar eingroberFehler.Deran blinden Gehorsamund- sstraffsteZucht gewöhntedeutsche Soldatselbstwürdelaut knirschen,

hwenn erplötzlichhörte:DumußteinganzesJahrlängerdienen.

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Sp ektakeL 275 Erhatsein Pläncher.gemacht, sichArbeit, Anstellunggesichert;

zähltlängstdieWochen,dieihn nochvonder Stunde trennen,da ersingenkann: »Reserve hat Ruhe«; allabendlich streichterauf ädemKalenderblatt denüberstandenenTagznochhundert,neunzig noch:dann gehtsindieHeimath,indieFreiheit. WieVlitzschlag träfe auch ihnderBefehl, noch fünfzigWocheninderKasernezu schwitzen.Und der inderRepublikerwachseneFranzosefühltsich, sauchimWaffenrock,alsdenEnkelder Männer von 1789,die Menschenrecht,Freiheit, Gleichheit erstrittenundschonvonden Generalständenverlangthaben,»de conciljer les devojrs du service Militaire avec les devoirs ducitoyen,lanåcessitåde la subordination avec lesdroitsde la libertå«. Wodieses Gefühl fehlt,wirdes von JderConfådårationGånårale duTravail (C.G.T.),demAUsfchUßder fozialistischenSyndikalisten,denGeistern eingehämmert.Wer bei uns »einenAufstandunterAngehörigenderdeutschenoder einer DerbündetenKriegsmachterregt«,kannaquebensdauerinsZucht- haus gesperrtwerden; undunserMilitärstrafgesetzbuchbedroht schondieVerabredung zu»gemeinschaftlicherVerweigerungdes iGehorsams«mitharter Strafe.Diec. G.T.aberscheut sichnicht, dieKasernenmitAusrufenzuüberschwemmen,indenenempfohlen wird,imOktoberdieWeiterleistung derDienstpslichtzuweigern.

Noch ists nicht,wie1907,währendderWinzerunruhen imSüden, zuoffenem Aufruhr (sådition mjlitaire) gekommen;dieBericht- erstatter einzelner deutschen Zeitungen habenmithäßlichemBe- hagenübertrieben. Jn mancher GarnisonaberähneltderTrup- pengeistwieder demaus dererstenZeitdesGirondistenkrieges NgegenOesterreichundPreußenuns wohlbekannten,dererst wich, alsLazareCarnot dieHeeresleitungübernommen undimWohl- fahrtausschußden Entschlußzu grausamster Strenge durch- gesetzt hatte.JhrStrafgesetzbuch, spracherzuDanton,Nobess pierreundGenossen, »istunzulänglich;wennnichtjederSoldat, dereineStecknadel gestohlen hat, aufder Stelle erschossenwird, istGedeihlichesnicht auszurichten.«Hundertewurden seitdem füsilirt,Stabsoffiziere sogar,und mitblutigemSchwertdie Keime desAufruhrs ausgejätet,derwährenddesHadersder Generale RochambeauundDumouriez entstandenwar. Carnot hattenur rnitdenJakobinerngestimmt.Clemenceauist ihr echterEnkel. Der Mann, deralle Gedanken derGroßen Revolution, noch heute,

Os-

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276 DieZukunft.

verfechten will,dersieeinen untheilbaren, unzerstörbar-enBlock genannt hat, kannmorgen berufen sein,widerden Schattender Gironde zufechten.Weil Herr Poincare inihmdenEinzigen erblickt,der(bisBriand zurückkehrt)dasAnsehen, dieHärte,als- Greis nochdieNervenkraftundtollkühneVerwegenheit hat,die demUnternehmer so schwerenWerkes unentbehrlich sind.

Schwer istdas Werk. DreijährigeDienstpflicht füralle- Männer, ohneirgendwelcheAusnahme nochErleichterung:das- Gesetz kann, auchwenn die Kammern esannehmen, nicht haltbar- sein.Einjunger Mann, der dieUniversität,dasPoslytechnikum besucht,inHandeloderIndustrie dieLehrzeit durchgemachthat,.

solldreiJahrelangdieWaffe tragen. Fändeerdanacheineihn- nährendeStellung? Hätteernicht fastalleszuvorErlernte ver- gessenund müßte sichinneue Lehreducken? Wärs nicht,min- destens fürdieGelehrtenberufe, ebenso,wenn ervon derSchule in denWehrdienst überginge?KanndiefranzösischeIndustrie, derenBlutumlauf träggewordenist,kannderAckerbau soviele Männerarme entbehren?UndwirdFrankreich,dassich sogern als das freisteLandderErde rühmen hört,denRuf tragen,es zwingeseineMännerin längereWaffenfronalsirgendeinanderer Staat Westeuropas? Nur,wenn inihmderGlaube andeutsche Bedrohung so festwie einFelsblockwird. AnTagenheftigen NationalgefühlsistvonFrankreichnochimmer Alles zuhaben0 Dieses Gefühlpflegtabernichtlangezuwähren znichtlängerals dieErinnerung aneinunfreundlichesWort,eineDrohgeberde..

Nach Agadir Prasseltees inFeuergarbenauf; nachdemNacht- gerempelvonNancy,demhastigen Versuchdesneuen Staats- sekretärs,durch eine(derUntersuchung vorauseilende)Rede den.

Lorber desstarkenMannes zuerlangen,unddem«Einspruchin denPräfektenschubwärs zuneuer Brunst gekommen,wenn die- anglo-russischeLöschmannschaftnicht flink ihre Schläuchebenutzt hätte.Sobliebs beiprivatemGroll; demGitter,das denDeutschen denEintritt indieGesellschaft sperrt, wurdenStacheldrähte auf- gestülpt,imTheaterundim beuglantdie Spottworteüberdeutsches Wesenlauteralssonstbelachtund unsere Weine,dieNauenthaler,.

Steinberger,For-stehGrünhäuserundihreGeschwister,vonvielen Tafelnverbannt.AberFrankreichist nichtdasLandlangerVe- wegung unddie·francisquefureur hältsichinPökel noch weniger-

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Sp ektakelz 277 als vonanderer Sonne gereifteBegeisterung JnVernwaren, ein paarWochennach Rancy, hundertfünfundachtzigMitgliederder pariserKammern bereit,denvomFrankfurter Friedengeschaffe- nenZustand anzuerkennen.Und in denKasernenwurdeingrimmig raisonnirt.,,Sind wirnichtfreiseBürger? HatunsderWaffenrock etwa entrechtet?WirsindeinTheildessouverainenVolkes und sprechen aus,was unszusagen nöthigdünkt.«Daraus zuschlieszen, daßdersranzösischeSoldat imFeld raschzubesiegensein müsse, wäregefährlicherJrrthum.Wie voreinemHalbjahrtausend, inden Kämpfenum dieProvenceundumNeapel, würde, heutenoch,die primafuria dieses HeeresdemstärkstenGegnerdenSieg sauer machenundungestüme KampflustinRasereisteigern. JnFrie- denszeitaberFrankreichinnoch wuchtigere Rüstungzuzwingen, denRechtenderDemokratie diePflichtendes Militarismus an- zuketten,kannnicht leichtwerden. Wirdumsoschwerer, je ruhiger wir uns halten.DerAera Vethmann habendieFranzosen die Auferstehung desKriegergeisteszudanken.Clemenceau müßte ihnfüttern;TagvorTagihmdieMuskeln stählen.DerAbschluß desvonAlfonsogewünschtenfranko-spanischenBündniszvertrages undderfranko-russischenMarinekonvention, die derVotschafter Delcassåund derAdmiralstabschefLe Bris jetzt drängenddem Zarenempfehlen,würdenichtlangegenügen.Clemenceau könnte baldgenöthigtsein, dieStimmung zunähren,derHerrLåonDaudet dasBannerwort »L’avant-guerre« gegeben hat,und,wiedie Män- ner der Action Frangaise,indasBolksbewußtseindieUeberzeugung zurammen, ihmbleibe nur dieWahl zwischen unbeugsamem Widerstand und demüthiger Beugungunter das deutscheJoch.

Wäre eramTag von AgadirMinisterpräsidentgewesen,dann hätte GreydenKrieg nichtzuhindern vermocht.Wirderswieder, danndenktervielleicht,wiemancherguteFranzose: »Lieberheute

»alsnach unerschütterlicherSicherungderdeutschenUebermachtz ehedieAusführung desGedankens möglichwird,Italien in Tunis vomVerlustAlbaniens zuentschädigen,durchTunis von Frankreichzutrennen.« »Desincjdents fortgraves«sind,nach Waddingtons Warnwort, stets nah,wenn Clemenceau regirt.

Krupv FzCo.

Denn gefährlich ist es, hiniaufzuklimmen Zu der Wahrheit heiligemThron,ausdsem sie

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278 DieZukunft- lMiejkderschiaustausblitzend-em Aug auf alle

Völkerder Menschheit, Wosie harrt des Helden, der, kühn der Lüge- SchwerenBann zerreißend, die Bahn ihr freimachh Aufzublitzeruhell wie die Morgensonne,

UeberdemWseltalL Undsolaßtdenneinigen Herzensunsauch Arm in Arm zustrebendemfernenK—ampfspiel, Schützend Freundesbrust mitdemeigenen Schsild im

Streit für die Wahrheit !

Der nachWahrheit Dürstende, dem,in- einer gebildeten Sprache, diese Verse gelangen,heißtAlfredHugenberg.Jneiner Anthologie,die(unterdem volltönenden Titel»Moderne Dichter- charaktere«)1885erschien,war überdiesenMitarbeiter zulesen:

»Nennt Hannover seine Vaterstadt.Lebt zurZeitinBerlin. Hat bisher noch nichts durchden Druckveröffentlicht.«Visher;nun bringtder(neunzehnjährige)Student vier,einJahrdanach,den:

Herren Gutheil,Hartleben,Henckellzum»Quartett« verbündet,.

zwanzig Gedichteans Licht;hübschgeformte Versevonanstän- digem Ton.Dann scheintderWegaufs steileHelikongebirgdem Juristen allzumühsamgewordenzusein;vielleichtfürchteterauch, derFlirtmitdenMusenkönne denVorgesetztenmißfallenund dieLaufbahnverengen. Deren ersteStrecken durchrennterun- gehemmt;kommt,aufdemUmwegüber dieOstmark,inspreußi- scheFinanzministerium,erklettert die Würde desGeheimen Fi- nanzrathesundkönntenochhöhersteigen,wenn ihmder Staats- dienstbehagte.Nein. AlsSchwiegersohndesfrankfurter Ober- bürgermeistersAdickestritt erindenVorstandder Metallbank undvondortbald ins Direktorium derAktiengesellschaftFriedrich Krüpp.Demsitzternun schon fastvierJahre langvor. Zuseinen Kollegen gehören, außerJuristenundTechnikern,der in Lite- ratur undMusik heimischeHerr Eccius, derFreund und Ma- nager desPfarrers undDichtersFrenssen,undderhöchstkulti- virteKunstforscherFreiherrvonVodenhausen,der mitBierbaum undMeiersGraefe dieschöne(leider früh entschlasene) Kunstzeit- schrift »Pan« schufundbesonders durch seine feinenVelazquez- studienbekannt wurde. JnderLeitungeiner GußstahlsundKa- nonenfabrik suchtdas Auge solche Gestalten nicht.Und diese Fabrik, heißts,wirddoch so gut geleitetwieirgendeine aufun-

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Sp ektakelz 279 serer Erde. Zugut, schmältdieFeindschaft;dieLeitersindso gerissene Leute, daß ihre Kniffedas Reich schädigen.Seit Mo- naten hörenwirs;lesenvonden»schimpflichen,fchändlichenPrak- tiken derFirmaKrupp«und in dengrößtenZeitungenallerLän- dervon dementhülltendeutschen Panama.HerrGeheimrath Hu- genbergmußtesichin eine»Erklärung«herablassen;mußtees,wie derDoktorFaust,dreimal sagen:undwurde vonBösewichtenda- nachden,,modernen Dichtercharakteren«zugezählt.Pon einem Mann, derso früh schonAllerlei »durchden Drnckveröffentlicht hat«,war zuerwarten, daßerdieakustischen Gesetze deutscher Oeffentlichkeitbesserkenne.W"as ersagte,war verständlich,nurnicht gerade schicklichausgedrückt.Kamauch nichtvonderLippeeines

»Helden,der, kühn derLüge schwerenBann zerreißend,dieBahn ihr freimacht, aufzublitzen, hellwiedieMorgensonne,über dem Weltall« Staunt Ihr?Werfür naheundferneKampfspieledie Schildeundtheureres Geräth liefert, hatandere Sorgealseines LyrikerszwanzigjährigerKopf.Undselbstderahnte schon,wie»ge- fährlichesist,hinaufzuklimmenzu derWahrheitheiligem Thron«.

Was sagendieAnkläger?DieDirektoren derDeutschen Waffen-·undMunitionsFabriken wolltenin einepariserZeitung einen Artikel schmuggeln,indembehauptet wurde,Frankreich werde dieZahlseiner Maschinengewehre rasch verdoppeln.Der Artikel istnieerschienen,derPlansechsJahrealt.Daßdie An- geschuldigteneinen anderen Zweckhattenals den,dieAbsichtder Franzosenzuerkunden,kannheuteKeiner beweisen; Jeder,daß wirnoch jetzt nichtgenugMaschinengewehrehaben.Ein Artikel- chen pflanztin die Nue de LilleundindieLeipzigerstraßeden Entschluß,jeeinHalbhundertMillionen auszugeben:Unmüns dige mögenesglauben.Kruppsoll, fürKanonen undMunition, vonunseremKriegsministerium Preise erlangthaben,dieumsech- zigbisachtzig Prozent zuhochwaren. DerMinister,derdenengen Markt seinesGeschäftsbezirkesso wenig kannte, müßteanden Pranger; denhöchstenPreis, dererlangbarist,sichzuholen, ist das Recht (nichtdiePflicht?)desLieferanten.DiezurPrüfung undAbnahmedesMaterials berufenen Offiziere solleninKrupps essenerHotelganzoderhalb umsonstgeherbergtundreichlichbe- wirthetworden sein. Auch Türken,Japaner, Chinesen;Offiziere allerVölker,dievonKruppkaufen.Deshalb stehtderEssenerHof nichteinmal imReichskursbuch undderFremde findetdakaum

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280 Die»Zukunft.

Unter-stand.Vielleichtwirdden von derAmtspflichtHingerufenen

nur derErsatzderBarauslagen abverlangt.3weierlei istundenksi bar:daßdiefeAlltagsbräuchenicht nachbindenderPorschriftder Militärbehördegeordnetsindund daß deutscheOffizieredurch feinesFutterundgoldigblankes Trinkgeldbestimmt werden,bei derPrüfungvonKriegsgerätheinAugezuzudrückemHauptpunkt derAnklage:Ein mit kleinem Gehalt aufderMittelstufe kruppis scher Hierarchie AngestellterhabeJahrelangderFirma geschäft- lichinteressanteNachrichtenfrüherundbilligerzuliefern vermocht, als dieKonkurrenz sie erforschenkonnte. DertüchtigeMann müßtesofortimAuswärtigenAmt angestelltwerden;dannbräch- tenauchdie viel zuschmalen Geheimfondsunsendlich wohlZins.

ImErnst:Scheintall denHerren,dieam Endeschoneinmal ei- nen KöniglichPreußischen Eisenbahnschaffner, Gerichts-oder Parlamentsdiener mitzweiMarkftücken»bestochen«haben,um sichimGedrängnocheinen leidlichen Platzzusichern, wirklich derWeltuntergangnah,weilfiehören, daß auchimBereichder Militärverwaltung einZehn-soder Zwanzigmarkstückineine offeneHand gleitenkann?Sorgt fürminder elendeLöhnungder UnteroffiziereundKanzleischreibertSolcher Antragkambisher aber aus keinerderempörtenSeelen. Diezeternnur widerden fcheusäligenKrupp. DochdieFirmakannsichmitihrerLeistung (besonders derletzten fünfzigJahre) fürs Reichundfür ihrAr- beiterheer sehenlassen.Ohne sie wäre,wieHerrvonTirpitzbe- stätigenmüßte,dieschnelleDurchführungdesFlottengesetzesun- möglichgewesen.(Ob dieses Gesetznöthig,ob derrafcheFlottenbau nützlichwar,isteineFrage,derenVeantwortung nichtdenWerth derkruppischenLeistungbestimmt.)EineGesellschaftvonsolchem Umfang,diestets, für jeden Fall,inBereitschaft sein muß,kann weder ihreArbeit auf Deutschland beschränken(dem,was sie draußen verdient, schließlichauchdas Nationalvermögenund dessenSteuerkraft mehrt)noch ihr HandelnüberalldemGeistder Bergpredigtanpassen. (Die christlicheMoral iftfürsAllerheiligste des Herzensverkehresundfürs Schaufenster; dietellurische für Politikund anderes Geschäft,das ausdemKriegAllergegenAlle Zinspreßt.Auch,dünktmich,fürs GeschäftderParteien und·Frak- tionen,derenkeine inholderSchamvorderMöglichkeitzaudern wird,dasGeheimnißdesGegners,gareiner gehaßtenNegirung um erschwinglichen Preis einzuhandeln.)Wozuder Lärm?Für

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Sp ektakelq 281

dieJndustrie,dieKriegsmaterialherstellt, giltkein anderes Sitten- -gesetzalsfürdieNachbarn,dieKohleundEisen,GewebeundEhe-

·mikalien,Leucht-, Heiz-undTreibstoffverkaufen.Die lobtjeder

«Mund,wenn ihre Klugheit SyndikateundKonventionen geschaf- fen,diePreise»gebessert«,dieDividende erhöhthat; dieWaffenfa- brikanten,die dasSelbe thaten, sindRäuber undMordbrenner.

Denen wenigstens,dienichtmitschmausen dürfen.Wenndie Ver- einigten Köln-Rottweiler Pulverfabriken (Telegrammadresse, sehrsinnig: sivispacem; nichtetwa: Situveux lapaye) zwanzig,die DeutschenWaffen-iundMunition-Fabriken (Telegrammadresse, noch sinniger: parabellum, preparelaguerre) zweiunddreißigPro- zent vertheilen, jauchzendie Aktionäre. Kruppgiebtnicht mehr als zwölfProzentund seineAktiensind nirgends käuflich; sind Familienbesitz.EineuninteressanteGesellschaft,andernichtszu verdienen ist,dieihr Gußstahl, GeschützundGeschoßnicht inse- rirtundderen Leiterman ruhigdrumnebenan steinigenmag.

Jhre schlimmsteSünde ist ja: daß sieviel Geld einnehmen.

Ueber das bisher Enthüllte kann,wie überUngeahntes, nur ein Kindergemiith staunen.DerErwachsene weiß,daß aufallen Her- denmitWassergekocht,ringsumeineHandvon deranderen ge- waschen wird,undbedauert nurDreierlei: daß derFirma Krupp dieKonkurrenz(Fall Ehrhardt) vonNeicheswegenundmitdem Aufgebotderganzen Diplomatenmannschaft abgewehrtwurde; daß zwischendemhöchstenRepräsentantenunddemHauptliefes ranten desReiches seit zwanzig JahrenderpersönlicheVerkehr allzuintim geworden ist (weil dadurch schwacheBehördeninAns spruchundKritikleicht lässig werden);unddaß Krupp,weilihm diePanzerung undWaffnung derSchiffegenug einbringt, auf seinerGermaniawerft denVulkan, Schichau, Howaldtunterbie- ten,unser siechendes Schiffbaugeschäftalso noch ärger schwächen kann.EineKapitalistenverschwörung,die zuKriegentreibt? Kin- discherUnsinn.Unter hundertJndustriellenundGroßhändlernist kaumeiner,dernichtbei dem Gedanken anKrieg aufstöhnt.Daß diese Schicht nochschäbigenFriedendemKriegswagnißvorzieht:

daistdieGefahr fürStaat undNation. EinSkandal? Ja:daß derReichskanzlerdas Mißtrauen, stattesschnell auszuroden, fortwuchernließ; daßim Ausland deshalban einevon Krupp bewirkte Durchs euchungdesdeutschenHeerkörpersgeglaubt wird;

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282 DieZukunft-·

daßderErtrageinerimNovember vomMilitärgerichtbegonnenen UntersuchungimMai noch nicht sicherundsichtbarist. Quousque?-

Drüben dieFlugblätterderc. G.T.,hübendieAechtung Krupps lunddesKronprinzen, weiler, einjunger Reiteroberst, geschriebenhat, Deutschland müsse sichdenstolzenKriegergeist wahren):zwei Systeme-,diean das selbe Ziel hinstreben.Den Völkern sollderWahn eingeträufeltwerden, daß sieinunbewaffs netem Millennarfrieden lebendürften,wenn dieGeldgiereines BerbrecherklüngelsnichtdieihmeinträglicheKriegsgefahrherauf- beschwüre.JnderZeitsogefährlicherBerlockung zerstampstder- gehorsameKanzlerdenGrundgedankenallgemeinerWehrpflicht:

daßalles zurWehr GehörigevonalleninHeimathgemeinschaft Lebenden geleistetunddadurchdasBewußtseinderInteressen- gleichheitundVedürfnißeinheitgefestigtwerde. Nur derWohl- habendescheintdemGenossenBethmannamLandesschutzinter- essirt,nur erdrum verpflichtet,dieKosten fürHeerundFlotte aus sichzunehmen.DenTag,derdieserTotsündewiderdas Sakra- ment desStaates Gesetzeskraft gibt, wird, trotzallemGeflenn, dieGottheitderGeschichtedemSchuldigenniemals verzeihen.

Kalte Hochzeitschüsseln.

Seitdem November 1908istimDeutschenReich nicht solaut gemurrtworden wie inderWoche,diehinteruns liegt.JnSalon undWerkstatt, KasinoundVierhaus,Unter denLinden undauf derDorfstraße.Ohnetriftigen Grund? Nein. DerDeutscheist geduldigwie einErzengel,derdieKapitulantenzulage erstrebt;

nichtgeduldiger.ErhatdieschönenRedenüber das»Opferjahr«

geschluckt,das demvonOstundWest gesährdetenReichneuen, ins Ungeheure wachsendenWehraufwand aufbürde,und ohne hör- baren Unwillen die Kunde hingenommen,stattderverheißenen herrlichenTageseiHagelschlagundWindbruchzu erwarten. Hat sichrechtschafer gefreut,alserimFebruarlas, desKaisersTochter habe sichdemHerzog ErnstAugustverlobt (einemjungenLieutes nant,derjetzt, eheerinseinem rathenower Regiment auchnur eineStunde lang Dienstgethanhat,zumRittmeisterundChef einerSchwadron befördertwordenist)undder alteHader zwischen Hohenzollernund Weler werde nun enden. Daßeraber im politischverlustreichstenJahr derReichsgeschichtenurFestesehen, hören,schmecken,riechensolle,willihmnichtin denSinn. Jahr-

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