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Die Zukunft, 21. Juni, Jahrg. XXI, Bd. 83, Nr 38.

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xXL Jahrg. getün,den21.Juni 1913.w -»-—--.M Ye.38.

Herausgehen

Maximilian Bart-en

Inhalt:

Seite

Mummenschanz ............ ·........ . .375

Diewelkankrlxauung derHalbgebildekem VorxOSkarSchmiej.....388

Vltavecchlm VonP etad a n ................... ..397

Dankenkarkem Vonc a don ...... ...... ......406

Uachdruck verboten.

f Erscheint jedenSonnabend.

Preisvierteljährlich5Mark,dieeinzelne Nummer 50Ps.

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Bexliw Verlag der Zukunft.

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Königl. Kkiminallcommissar a.D.

zuverläsilgste vertrat-liebe Ermittelungen umsBeobachtungen Jesu- Akt.

Berlin W.9. Te1.:AmtLütz()w,No.6051. Potsäamekitk. IRS-

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Berlin, den 21.Juni 1913.

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Mummeuschanz.

Gossudar aller Slaven.

Wie.einzweiteEreignißJuniwochegebracht,desanJahresdasihre1913Enkelhatnoch,deninEuropäernLustoder Grimm,denkenwerden. NikolaiAlexandrowitsch,Gossudaraller Neussem hat sichvordemAugederMenschheit zumSchirmherrn aller Slaven gekrönt.»DieSlavenwelt ist nicht mehr,wassievor einemJahrnochwar;überNacht,wiedemgesternnochstarren,blatt- losenFlachland russischerSommer, ist ihrerSeelederHoffnung- lenz erschienen.Der SiegderBalkanvölker hataufundinihr mystischesRass ebewußtsein,ihren JslamgewirktwiedasWaffen- glückderJapaner aufdieAsiaten,vonSüdpersienbis überNord- china hinaus.Wenn wirwollen,heißtesjetzt,wennsichsum un- sei-eSache handelt, nicht,wieaufKorea undinderMandschurei, umeinen befohlenen,ohneGlaubensbrunstunternommenenFeld- zug,sindwirunüberwindlich. Horchet nicht aufdieUnkundigen, dieerzählen,nur das FähnleinderPanslavisten sei bereit, für denganzen Umfang slavischen Langens, Verlangens zufechten.

Das wareinmal. Wer jetzt noch sounterscheidet, hat sich ins-Jllu- sionen eingelullt. DaßalleBächeund Ströme desSlaventhums zu einemgroßenMeer zusammenfließenmüssenUndwerde-n, ist heute jedemSlaven Glaubenssatzung, demMinister Sasonow wieKatkows moskauer Epigonen.Allefühlen sich,wiedie unter

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376 Die Zukunft.

Heiden zerstreutenJuden,die zwischenKatholiken eingeklemmten Protestanten,in derDiaspora, docheiner mächtigenGemeinschaft zugehörig.Das Gerede von Panslavismus als einemKlüngels bekenntnißfälschtGewichtundMaßderGefahrundverleitet in denIrrwahn, daßnur imEngstenderFanatismus sprieße,den dieWirklichkeit dochalsAllengemeinsam erweist.MitderWucht desAlls lavengefühls wächstauch seineanziehendeKraftUeberall ftrebt,.hitzigeralsjemals,Verwandtes inEinheit«Das wurde imMai hiergesagt;und klang Manchem vielleicht allzu düster.

Jetzt hatderstille, sanfte Nikolai,imTon desrügenden Gebieters, dieKönige vonBulgarien undvonSerbien vordem»Bei-brechen einesVruderkrieges«gewarnt,sich,derfür denFall solchenKrieges denEingriff vorbehalte, nocheinmal alsSchiedsrichter angeboten und dieHadernden ermahnt, jede Gefährdungder,,slavischen Sache«zu meiden. Eindeutlicheres VekenntnißzumPanslavis- mus ist nichtdenkbar. AndieGemeinschaftder demgriechisch- orthodoxenGlauben verlobten Völkerwar oft,auch inAthenUnd Vukarest,erinnert worden. Eines Zarenlauter Appellan die Stammeseinheit, andiePflichtzuslavischer Gemeinbürgschaft:

Das warnoch nicht.Slaven hausen, Millionen,inOesterreich,Un- garn, Preußen,Hellas,Rumänien.Alle(so dröhntsausderDes pescheNikolaisüber dasErdrund)schulden,nebenderdem engen Vaterland beschworenen Pflicht, nocheinedemAllslaventhum, dessen HauptderZarvonMoskau aus demselbenWeiherecht ist wiederVischofvonRom Papst,derTürkensultanKhalifWennin einenStreitzwischenHolländernundbelgischenVlamen, zwischen SchwedenundNorwegern derDeutscheKaiser mitdemAnspruch eingriffe,dergermanischenSache höchsterWalterzuseinundzu bleiben,gingeeinWuthschreidurchdieWelt;schondieleisesteAn- maßungeines Rügerechteswürde aus OstundWestvonPro- teftirendenStimmen Übergellt. Prjncipiisobsta,sero medjcjna pa-

ratur: Briten,Aussen,Romanen würdenuns dasovidischeWort

ins OhrbrüllenunddieinVewußtseinseinheit Gerufenen selbst sichgegenPflegschaftundelegerwehrenKeinMundwidersprach, alsNikolai unter derJunisonnedenneuen Thron bestieeritas niensfromme Sehnsucht nach»Gleichgewicht«begünstigtdiesla- vischeSachezundder alteDreibund darfkeineKrastprobewagen.

DerPolitiker, dessen Viidfeld nichtdernächsteAbend be-

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Niummenfchanz 377 grenzt,empfindet, daßNikolais Depeschenoch wichtigerwerden kann,alsseines Großvaters BriefanFraanoseph wurde.Wäh- rendOsmanPascha,mitdemletztenAufgebot verlöschenderKraft, aus derbelagertenFestungPlewna nachWiddin durchzubrechen versuchteunddieTürken,denen einleichtfertigerKriegsminister vorgeprahlthatte, sie seien starkgenug, um dieHimmels-festezu stürmen,heimlichschoninBerlin undWien dieFriedensvermitt-i lung erflehten,schrieb Alexander Nikolajewitschan dieihmver- bündetenKaiser,wieernachdemKriegsabschlußdenZustandder Valkanhalbinselgestaltenwolle.Numänien, Serbien,Montem- grounabhängig;diebeiden SerbenstaatendurchTheileBos- niens undderHerzegowina vergrößertzVulgarien groß,frei,aber für zwei Jahre nochvoneinemRussencorps besetztsmUebrigen könneFraanoseph auf ihn zählen;denn erbleibealleminReich- stadt, Wien, BudapestVereinbarten treu. Dieses Gelübde,die Wiederholung eines von GortschakowimDezember1876 nach Wiengesandten, vermochte nichtiiberdieWahrnehmung hinweg- zutrösten,daß derZarwieder einmal indasLagerJgnatiewsab- schwenkte.Bosnien unddieHerzegowinawaren indemreich- städter (von AndrassydemVotschafterNowikow diktirten)Aide- Måmoire demHabsburgerreich zugesagt:konnten also nicht ohne Oesterreichs Zustimmung zerstücktwerden. Andrassy hatteden Rufsenweder dieBesetzung serbischenVodens nochdasAmtdes Slavenvormundes gewährt,sondern,unzweideutig,geschrieben:

»NimmtdierusfischeAktionallebisherisolirtenslavischenBestreb- ungen insich aufund gewinnt sodenCharaktereineralleortho- doxenSlaven umfassenden Propaganda, so siehtdieOeffentliche Meinung dermächtigstenElemente unsererBevölkerung,der DeutschenundderUngarn, durchdas Vorgehen Rußlandsdie ExistenzderMonarchie bedrohtundgestattetkeinerRegirung, ihm unthätig zuzusehen.«DiebudapesterMilitärkonventionvom fünfzehnten Januar 1877 hatte bestimmt, daß Serbien, Monte- negro undderzwischenbeiden Ländern liegende SandschakNo- wibazarals neutrale Zonezugelten haben.Zwar schrieb Alex- ander an denRand,erbegreife nicht,wie-Nowikow solcheVe- dingungen annehmen könnezdochderMächtigewarnichtmächtig genug, OesterreichsNeutralität um geringerenPreis zu erlau- fen. Jndcrconventjon Additionnelle wurde vereinbart,daßder

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378 DieZukunft.

Sandschak zwischenSerbien und Montenegro getheilt werde, NußlandaberbeimAbschlußdesFriedensmitder Türkeijeder demInteresse OesterreichsiUngarnsschädlichenAenderung der Valkanbesitzståndeseine Zustimmungweigere.Neun Monate danach schien Alexanderalles BesprocheneundUnterschriebene vergessenzuhaben;undklagteiiberUntreue,daFranzJoseph ihm,amsechsundzwanzigsten Januar1878, schrieb,einerussische VesetzungBulgariens könne,müssevielleichtdieKonfliktsgefahr schaffen,derbeideKaiserreiche ausweichenwollten.Andrassyließ nichtmitsich spaßen.Kein großerSlavenstaat indemBereichun- sererInteressen:nur vom sicheren Portdieser Zusageaushatte ermitRußland verhandelt. JetztwollteJgnatiew den Türken- kriegdurcheine»be11epaixssenden,diesichum Reichstadt,Wien undBudapestsowenigkümmertewiedervonsechsHengstendurchs Land Gezogeneum einesDorfhündchensGebell. Wirsollener- niedrigt werden, schreibtderMagyar an denLandsmann und BotschafterKarolyinach Berlin. »Jn solcher Situation kannweder vordemösterreichischennochvordemungarischenParlament sich einMinister halten;ichamWenigsten.«Weilernicht,,übergangen unddupirt« scheinen will, brauchtereineEuropäischeKonserenz, dieihrenWillen denPräliminarbestimmungenvonSan Stefano entgegenstemmt. »Sie istnothwendig,um dieSchädigungunseres AnsehensvorderOeffentlichenMeinung zusaniren.«Ererlangt sie:undAlexander muß dulden, daßdieAkte der bellepaix zerfetzt und,behutsam, dochschnell, durchdenVerlinerVertrag ersetztwird.

Andrassydurfte sichgegenjedeMöglichkeitrussischenSinnes- wechsels gewaffnet glaubenundkonntedenbeiden Staaten, deren gemeinsame Angelegenheiten erleitete, sogardieKosteneiner Mobilisirung sparen.WenneinHabsburgerheer in Rumänien einmarschirteund denRussendieVerbindunglinie durchschnitt, mußteAlexanders Wille sich weichen;undzauderteerdennoch, soumdräute Englands FlottedieMeerengen. Solche Trümpfe hat OesterreichsUngarn nicht mehr;unddieeshat,kannesnicht brauchen.Nikolai Alexandrowitschist stärker,alsAlexanderNi-- kolajewitschwar. JhnalsSchiedsrichterüberBulgaren,Serben, Hellenenthronenzusehen, istfürdie Bereiter desneuenDreibun- deseinTriumph.Wieerentscheidenwird? HerrAntonvonWer- ner erzähltinseinembunten Buch,,ErlebnisseundEindrücke«,

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Viummenschianz 379 währenddes Berliner KongresseshabeOubril,derBotschaster desZaren,eineBombe å Ia Macedoine demGeschäftsträgerder Griechen, seinemTischgast,mitdenWorten zugeschoben:»La Macedoine å laporteedelaGrece !«Das war einTafelwitz.Make- donien aber vondesGossudarsGnade denBulgarenlängstzuge- sprochen.NachdemBertragvonSanStesanosollteBulgarienvon der Donau bis ansAegaeischeMeer,vom SchwarzenMeerbis an den SeevonOchrida reichen.Und alsvorsechsJahreninSosiadie dreißigsteWiederkehrdesBefreiungtages gefeiert,dasStand- bildAlexandersdesZweitenenthüllt,dieWassenbrüderschastvom Schipkaerneut wurde, jauchzteausdemGruß,der denGroßfürsten Wladimir empfing,dieHoffnung, endlichdas lange verheißene Makedonenland demLeibBulgariens einzugliedern. Darfder WeißeZarwagen, das vomGroßvater,vom Vater verpfändete Wortzubrechenund diefleißige,tapfereBauerndemokratie,deren SchwertinThrakiendieTürkenköpsegemähthat, auchnurumbe- trächtlicheTheileMakedoniens zuprellenJ DieMinister der vier BalkankönigesindnachPetersburg geladenwordenzadaudiendum verbum. DenJnhalt dieserRede könntenochderFerne ahnen.

,,Oesterr"eichistEuerFeind WeilOesterreicheswollte,wurdeaus demglorreichen Slavensrieden vonSanStefanoder elendeBer- liner Vertrag-« (Nichtganz richtig:denn ohneD’Jsraelihätte Andrassy nichtvieldurchzusetzen vermocht;tönt demZornigen aberwievomHoreb gekündeteWahrheit.) »WeilOesterreichdie Serben nichtinDurazzo,dieHellenen nichtindenKanal von Korfu,dieTschernagorzennichtinSkutari ließ,wollen die Drei von demVerlust entschädigt sein, schmälerndenbulgarischen Brüdern dieSiegesbeute undJhr seid, Alle, unzufrieden. Be- scheidetEuch dennoch einWeilchenlNur durch Einheitwirduns dieHerrschaft gewiß.DieAbgrenzung,die wirjetzt beschließen, hilftEuchüberwintern undwelkeAdersträngemitneuem Früh- lingssaft füllen.Bald ruftderEnkeldesBefreiers alle Slaven zumKampf, auchdienochvomFremdling geknechtetenzdannwird Albanien,Bosnien,die Herzegowina, istuns dasGlückhold,so- garschondalmato-slavonischesLand getheiltundaußerden Slas venstaaten kann auchRumänien sich sättigen.«DieAntwortwäre leichtzufinden. »Oesterreichwahrtnur denNest seinesLebens- rechtes; thutnur, was esthun·muß,um zuhindern, daßseinen

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i380 Die Zukunft.

adriatischenKüstenundHäfen, nachdemWarnwort desErzher- zogs Albrecht, ,die Kehle zugeschnürtwird.« Wir kämen, trotz Oesterreich,inOrdnung,wenn Jhr,Russen, je verzichten gelernt hättet.Gebtden Rumänen dasStückBessarabiens zurück,das Jhr ihnen,denHelfernaus der Klemme vonPlewna, abgepreßt habt-DannkönnensiedemNachbardieDobrudscharäumenGönnt denVulgaren dieSuzerainmacht überKonstantinopel(dasdie Sonderstellung einerFreienStadt erhalten mag).Dannkönnen sieSaloniki undMonastirverschmerzen.Jeder bekäme,waser

zunächstbraucht,undwenn derSaftwiederaus derWurzelsteigt, wäreamSlavenstamm dieletzteWunde vernarbt.DochJhrwollt nicht, daßNumänien sich nachOsten runde, noch, daßeinBulga- renkönig,derOesterreichs Husarenrock trugund demPapstunter- than ist,indieSophienkirche einziehe. Jhr seht,heute nochwievor dreiundachtzigJahren derNesselrodeEures ersten Nikolai.am Goldenen HornliebereinenohnmächtigenSultanalseinerstar- kendes Slavenreich, das Eurem Wink nichtblinden Gehorsam schuldet.«Keiner sprichtlautso.Noch verfügt Russlandüber die Stimmen derWestmächte.DerZarvonMoskau kröntsichzum Gossudaraller Slaven. (,,Warum nicht?DaHerr vonBethmann unkluggenug war,imReichstag dieMöglichkeiteines Rassen- kampfeszuerörtern, durftenwirunserem HerrndasVekenntniß zurslavischen Sache empfehlen-«Petersburger Stimmung.)Der wiener Generalstabtrachtet,Nedls Verrathunschädlichzuma- chen.Und dieVormachtdesGermanenthums? Jubilirt.

Einheit und Fortschritt.

JnderTürkeiwirdweitergemordet.AmelftenJunimittag istMahmud Schewket Pascha,derGroßwesirdesSchattensul- tans, getötetworden. Jndenneusten HeftenderMonatschrift

»Mecheroutiette«,dieGeneral Scheris PaschainParis heraus-—- giebt,hatteichüberihn gelesen: ,,Wo sinddieMillionen, die SiefürdunkleTageversteckt haben? HateineVerbrecherbande SiezumGroßwesirgemacht,damitSie unsere Heimathinsolche Schmach,solches Elend schleifen?Oderwar JhreAufgabenur, zuverschleiern,was ausdensiebenundvierzigMillionenTürken- pfundundaus derübrigenHabedes Sultans Abd ulHamidge- wordensei?AlsdervonderDrohungderOsfiziere, dieihnhassen,

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Blugnmenschianz 381 eingeschüchtertcSchewketsichausdemAmtwegdrückenwollte,raff- tederSultan sichzu dcrAntwort auf: ,Keinerwill dieLast Jhrer Reichfolge auf sichnehmen.Das istbegreiflichFindeicheinentaug- lichenGroßwesir,dannkönnen Siegehen; solange müssenSie,auch insteterLebensgefahr, aufdemPosten bleiben.«HörenSie,Hoheit, endlichauf,Verschwörungenzuerfinden,Schurkenin JhrenDienst zustellenunddieGegner Jhrer PolitikinKerker werfen, foltern, tötenzulassen. HörenSie auf,zuglauben,Siekönnten jeden Mund,der Sietadelt,mitPulverundBleis chließen,jedeHandab- hauenoderlähmen,dieeineJhrerMißwirthschaftfeindlicheFeder- führt1 Richt, umAdrianopel, dieInseln, dieZukunftdesReiches zuretten,habenSie sichwieder indieMacht gedrängt, sondern, um sichselbstundJhren Spießgesellen nocheinmal dieTaschezu füllen.Kniend müßtenSievor demGrabRasims,vorden Grä- bernderAbertausend, dieJhr Befehl gemordet hat,vondenSeelen derOpfer Verzeihung erflehen;kniend dieFüßederüberleben- denLandsleute küssen,dieJhre niederträchtige Berdächtigung um Freiheit, Ehre, Eigenthum gebracht hat...Mahmud Schewket war imAprilmitseinem TroßimVeylerbeypalastundzwangden gefangenenAbd ulHamid,ihmeinenCheck aufvierMillionen Francszugeben.DieHäupterdesKomitees für EinheitundFort- schritt fühlen, daß ihrer Herrlichkeitdas Ende naht,undklauben zusammen,was irgendwozuerraffen ist.Jnder Türkeikannman heuteAlles kaufen.DiekräftigstenSträflinge sindausdemGe- fängniß geholt, bewaffnetund rechtsund links von derHohen PforteinHäusereinquartirt worden;sie sollenamTagdesAuf- ruhrsdieMinister schützen...Was thatdieSippe,dieRasim gemordetund Kiamil zumRücktritt genöthigt hat,zurRettung Adrianopels? Richts. Enders Versuch, auf Gallipoli vorzu- dringen, mißlanginkläglichsterWeise;ermußtein einerBarke fliehen undseine eigenenLeutehättenihmamLiebstendasMesser in denLeib gestoßen.«DerpariserJournalistUrbainGohierschreibt

anScherif: »AlsdieJungtürkenverbannt waren, habe ich ihre Sachemitsolchem Eifer verfochten, daßAbdulHamiddieBe- hörden derRepublik gegenmichzuhetzen suchte.Ueber denVal- kankrieg habe ichimJournal«Berichte veröffentlicht,die-von der UnfähigkeitderRegirendennicht schweigen durften.Kaumwar ich-ausKonstantinopelabgereist:daschickteMahmud Schewket

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382 DieZukunft.

insPera-Palace-Hotel, woichgewohnt hatte,einenStabsoffizier, dermich verhaftenunderschieszenlassen sollte. Auchwirhaben schonRückzugsheldengesehen,diejeden allzu aufrichtigenZeu- genihrer Schandezudrosseln versuchten. Vielleicht ist Ihnen, HerrGeneraLderBeweis derThatsachenichtunwichtig, daßSeine HoheitMahmud SchewketPascha,GroßwesirundKriegsminister, sichdieserHeldenschulegetrosten Muthes zuzählendarf.«

Lautere Wahrheit odergewissenlose Uebertreibung? Mir ist oft,von Türkenund in derTürkeilebenden Deutschen,ges chrie- benworden,derbei uns Verherrlichte seiein üblerWicht.Ein PaardeutscheOffiziere hohenRanges haben ihnalsheiligenHel- dengemalt.Oberdas fromme Kindergemüthwar, daserihnen schien?AusderFerne läßt sichs nicht beurtheilen. SeinHandeln aberzeugtwiderihn.ErwarderWali desWilajetsKossowmund hatda wederRuhe gestiftet noch, wenigstens, nützlicherReform sdenWeggebahnt.Erstand, später,an derSpitzedesmakedoni- schen(Dritten)Armeecorps:undin dessenHauptgarnisonSaloniki kams zurerstenMeuterei. Als Kriegsminister haterdenOffi- zieren verboten, sicheiner politischen Parteianzuschließen:weil erdie Militärklubs unddieZettelungderDschawidundTalaat fürchtete,dieMahmud Muktar begünstigtenundvon Smyrna insMarineministerium lotsten.Erselbstaberwar mitHautund HaardemKomitee fürEinheitundFortschrittverschrieben,als dessenMandatar eram dreizehnten April1909seine Truppen vonSaloniki nachKonstantinopel führte.DieTruppen,die des Sultans Gnade ihmanvertraut hatteundmitderenKanonen, Gewehren,Bayonnettes ernun dieAbdankung,dieEinkerkerung diesesSultans erzwang. Jm Frühjahr1910haterdie Albaner entwaffnet;schonalsKriegsminister Hakkis DreißigMonate lang saßerindiesem Amt;undwar,noch eheers annahm, seit Hamids Sturzder imOstnanenreich mächtigsteMann. DieLei- stung?JnTripolitanien nichtsWirksames vorbereitet. Jndcn europäischenProvinzenOrganisation,Mannes zucht, Jntendan- tur zum Erbarmen schlecht.AmzehntenJuli1912mußteSchewket aus demKriegsministerium weichen; fürdenGeistundfürdie VerpflegungdesHeeres;dasbeiKirkkilisseund LüleVurgas ge- schlagen wurde,blieberverantwortlich.Erfochtnichtmit; saß,im asiatischen Skutari, behaglichinseinemKonak. Erstam dreiund-

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Aiummenfchkanz , 383

zwanzigstenJanuar 1913sahdieHauptstadt ihnwieder. Erließ denaltenFeindRasim,den Kriegsminister,demeingroßerTheil desHeeres anhing,imKorridor meucheln,demgreifenKiamil das Abschiedsgefuch erpressen, zwang sichdem Sultan alsGroßwesir aufundrief (inderersten Proklamation): »DasOsmanenvolk konnte Verräther nicht länger nochan derReichsspitzedulden.

Wenn das Vaterland inGefahr ist, hatderZorn derMenge das RechtzuoffenerRevolution. Unser ReichkannaufThrakiennie- mals verzichten. UnserVolk wirdbeweisen, daszesdieKraft hat, seine Ehrezuwahren.DasMinisterium, dessen Ernennung das Volkvom Sultan erbeten hat,wirdallenationalen Kräftezum SchutzdesReicheszusammenballen«DaßKiamildenVulgaren Adrianopel räumen,denGroßmächtendieVertheilung derJn- seln überlassen wollte, seiunverzeihliche,unsühnbare Schmach.

Mahmud Schewket hatdann einenFriedensvertrag unterschrie- ben,dervielungünstigerwarals dervonKiamilden Verbündeten zugesagte. anwischen warJanina,Adrianopel, Skutari gefallen undTürkenblutin neuen Strömen geflossen; hattendieTetrarchen- heere MenschenundGeschütze,Waffenund-Munition in unge- heuren Mengen erbeutet. Dochdiewackeren KämpenfürEinheit undFortschrittnocheinmal dieWonne derHerrschaftgeschlürft.

Während dieseEhrenwerthendieTürkenküchebesorgten,verlor Osmans ReichVosnien unddieHerzegowina, Tripolitanien und dieKyrenaika, Albanien, denSerbensandschak,Rumelien, Ma- kedonien, Thrakien,denEpirusrest, KretaundeinHalbdutzend kleinererJnseln;inAfrika dieletzteVarzelleund inEuropaAlles bisaufdenschmalenVrückenkon.EinheitundFortschritt?Lacht Keiner? Das löblicheKoniitee hatdieEinheitder Valkanvölker ermöglichtunddenFortschrittderTürken nach Asienerwirkt.

ObdieseEinheit jetzt haltbarbleibtund ob deranatolische KraftquellderTürkeiGenesungspendet,kannnoch derVrachmond unslehren. EinSchreckensregimentstütztdieTrÜmmerdesJung- türkenthums;aberdiestärksteSäule ist gestürztunddasHeerer- sehntneue Männer,diemindestenssauber scheinen. StiftetRi- kolaidenValkanfrieden undthrontdannimGlanzdesSlaven- patrons?ZerbröckeltauchinAsienderHordenstaat2 Erstwenn dieseFragen beantwortetsind,darfderEhronistdasEndedesletj- teneuropäischenTürkenkriegesinsBuchderGeschichte eintragen-

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384 DieZukunft.

Jahrhundertsweilern.

DieStadtVreslau,inderenMauern HeinrichFriedrichKarl Freiherr vomundzumStein, währendeines gefährlichenNer- venfiebers,dieUndankbarkeiteinesimHaushaltreinlichenHohen- zollernwiedenNachschmackbittererArzneiaufderZungespürte, dieResidenz,inderFriedrichWilhelm seinenNamen unter Hip- pels »AufrufanmeinVolk Esetzteund,ungern, damitbescheinigte, daß ehrlosderPreuße,derDeutsche nichtlebenkönne,dieseneun- hundertjährigeHerbergerinderJaroslaw, Boleslaw, Preczislaw wollte das Schicksalsjahr13feiern. Auf neudeutscheArt. Große Ausstellung (mitVars,Rummelplatz, »unwiderstehlichenAttrak- tionen«). GroßeJesthalle(,,größte,dieje aufderErde gesehen ward«:verstehtsich). Großes FestspielvoneinemgroßenDichter.

Herr Gerhart Hauptmann nahmdenAuftragan (statt seinenzu solchemWerkbesser gerüstetenBruder Karlzuempfehlen).Das Festspielwurde vondemDirektor desDeutschenTheaters,Herrn Max Reinhardt, eingeübtzam letztenMaitag aufgeführt;vom KlüngelderinalleWege»Zuverlässigen«gelobt,von empörten Patriotengescholtenzelfmal dargestellt;dannvomMagistrat aus derRiesenhalleverbannt. KostenderAusführung: dreihundert- tausendMark (sagtderHolzbock,dieliebe alteZecke,dieanallen Höer heimisch,mitallenüberlebenden Titanen aufDuundDu ist und endlich Professor heißenmuß). ZweiLegendenentstehen.

Diefromme: »DerKerlhöhnt sein Vaterland, verherrlichtden bösenVonaparte, schimpfirt denRuhmderAltvordern.« Diepros fane: »Der großeDichteristüberdenHurrapatriotismus erhaben, kannsich,alsüberzeugterDemokrat, nichtindieVyzantinersitte duckennoch,alsKulturmensch, selig denMordgeruch desKrieges einsaugenundwirddrumvonJunkern, Pfaffen, Kriechernaller Sorten mitKoth kartätscht.«Beide Legenden sind von Thorheit gezeugt,inThorheit empfangenworden. Herr Hauptmann liebt dieHeimath,dieihmdieSprache gab,undhatdasRecht, sie auf seine besondere Weisezulieben;ergiebtdemKaiser Napoleon nicht,was demVonaparte gebührt; erhatte sicher nichtdasVe- wußtsein,altenPreußenruhmzuschmälern;unddürfte, so frank wiederKamenzer Lessing, sagen, daßerimPatriotismus nur heroischeSchwachheitsehe.Dem ruhig prüfendenBlickscheinter weder »vaterlandlos« noch »gottlos«. (Wäreers undwirklich aucheingroßerPoet:Alldeutschland müßteihndennochsegnen.)

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Pinuunenschpanz 385

DieUnfrommen sinddiesmal nicht klüger.Niemand hattedem Jestspieldichterzugemuthet,FriedrichWilhelm zukränzen (den nichteinmal derUrenkel,sonstbisinUeberschwangahnenfroh, inseinenSaekularreden erwähnt hat.)Niemals konnteein De- mokrat,einParteigenossePosas,KaemPss undanderer steifAuss rechten,dienichtFürstendienersein können, sich besseren Stoff erwünschen,erfindenalsdenaus-dem Kriegsjahr1813überlie- serten. »DasVolksteht auf:undFritzens Erbehocktezagim Win- kel? FreiheitoderTod:Weibern wirds, Kindern die Losung Deutschen Volksthumes herrlichstesJahr.Hier war,über Stand undKaste hinweg,einRhythmuszwar eineFlamme,die ausFin- sternißvorwärts zuleuchten vermag«AmfünfzehntenMärz ist diePreußenstimmung hier sogedeutetworden.DiekönntederDe- mokrat nicht dichten?Dummes Zeug.Seidabergewiß,morgen zulesen (wenn Jhrs nicht schon gestern gelesen habt),dasgewal- tige (ersteVariante: eigenartig seine,zweite:den Alltagseffekten vornehm ausweichende) WerkseivomGepfauchderBlauen und derSchwarzen, derHeiligenundderRitter,von den Brettern ge- weht und, dadurch,wieder einmal erwiesen worden, daßPreußen nichtzu denKulturstaatenzuzählen ist.Denn inkeinemanderen Lande derwestlichenWeltwäresolcheBerunglimpfung desGe- nius möglich gewesen. Jnkeinem anderen Land, müßt Jhr den Vrüllernerwidern,nichtinderfreistenRepublik,untersolchenUm- ständen, auchnur einezweite Ausführung. Nicht,weildas Werk aus»schlechterGesinnung«,auseinemdemVolksgemÜthuntreuen Hirn,sondern,weiles austrägerRoutinekam ; weil ausverhunz- temStoffQuark ward ; undweil dieNation,diesich nicht selbst verachten will,niemals dulden darf, daßdieKronjuwelen ihres MythosundihrerGeschichtemißbrauchtwerden,umGasferaugen mit dem AnblickausspritzendenTümpelgerinnselszuergötzen.

»FestspielindeutschenReimen ;zurErinnerungandenGeist derFreiheitkriege.«Ein Direktor (Theater-Herrgott). Pallas Athene(diezugleich ,,Deutschland«ist).DiePythia.DieFurie.

Philistiades (der nichtetwa andenPfahibürger, sondernanden Mimusdichter Philistionerinnern soll). Alles,damit Preußen, sechs-oder zehntausend anjedemAbend,dieanEinsaltschlichtesten gar,empfinden lernen,was anno 13 imAdlerland geschah.Kann Ohnmacht sich«trauriger offenbaren?FritzvonPreußenreinPrüs "

gelsüchtigerPfaffenfresser,derfremdeWortbrocken ausspuckt,aber

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Diese Angaben wurden von den damals mit ihnen lebenden Hausge- nossen und eben so von mehreren Anderen, die sich des Vorfalls noch entsinnen konnten, bestätigt. Woraus das

Damit glaubt der Wiedserkünftler einen unbesiegbaren Trumpf in der Hand zu haben. Die Zeit, denkt er, ist schließlichso lang, daß sie mit allen Unendlichkeiten fertig werd-en muß.

Der Finanzminister des Großherrn brauchte 300 000 türkischePfund, weil Krupp neue Kanonen nur liefern wollte, wenn die alten Rechnungen bezahlt würden Die Osmanenbank wollte nicht

stumpfen lassen noch je empfehlen wird, daß sie Ungebühr oder gar neue Demüthigung dulde.Obendrein fehlt ihm, seitVerteaux bestattet(und ein Theil seinerWechselschuldner imPalais

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