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Die Zukunft, 28. Juni, Jahrg. XXI, Bd. 83, Nr 39.

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XXL Jahrg. Berlin,den 28.Zuni1913. Ye.39.

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Herausgehen

Maximilian Larven

Biedenscfxläfer.. ........ ...............409 EineGefahr für dieGeisipgwissenskhaftrm VonKarl can-sprecht ...421 Dritfe Man-must jiidisklxrEfsixkerr,liefert-share, welxrbrilrag derBeamfem 429 Rentenhapikah voncadon ...... ..............437

Unchdruckverboten- f Erscheint jedenSonn abend- Preisvierteljährlich5Mark, dieeinzelne Nummer50Pf.

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Berlin.

Verlag der Zukunft WilhelmstraßeZa.

19134

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Hamburg

Zwei der vornehmsten llotels det- Neuen.

:AmtLützow,No.6051.

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Königl. Kklmlnsllcommissar a.D- Zuvekliissigste vekvaaliche Emitteluasen and beut-schmissen teilst-Akt.

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Berlin, den 28.Juni 1913-.

- see-IV A

Siebenschläser.

Jnhalt vernichtet-

NinberlinerProfessor hat, aufderKatheder, neulicheineselt- sameGeschichteerzählt.WilhelmdemZweitensei,alser

KönigundKaiser gewordenwar, ein»Politisches Testament«

seines Großohms vorgelegt worden,dasdieNachfolgerFriedrich 'WilhelmsdesViertenmahnte, PreußenvondemZwangder Ber- sassungzubefreien.Wilhelmhabe selbst zwar nichteineMinute langdieMöglichkeit,dieser Mahnung zugehorchen, bedacht, doch ihre verleitlicheEinwirkungauseinen nach ihminsRegentenamt Erhöhten gefürchtet:unddeshalbdasTestamentverbrannt und denleerenUmschlag,mitderAufs chrift »Jnhalt vernichtet,Wil- - khelmR.«,insHausarchivzurückgeschickt.So»unheimlich«sei ihm derRath desGroßoheimsgewesen; sotreueramerstenKönigs- jag schondemBekenntniszzurVerfassung. EineselsameGeschichte.

Friedrich WilhelmderVierte,dem in derpotsdamer Friedens- kirchedieGruftplatte eine,,glorreiche Regirung«bescheinigt,hat in derVerfassungnieAnderes sehen gelerntals einevon den HöllenkräftenderRevolution ihm aufgezwungene Last,die den Trägerder Krone anfreierBewegunghindert undihn nöthigt,auf denWillen einerzuchtlosenMengezulauschen. Schondes Kron- prinzenWunschwar, denbernerProfessorKarlLudwigvonHaller machBerlin zurufen,denvon MetternichbegünstigtenNestaus

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2110 DieZukunft-«

rator derStaatswissenschaft, der dieKönige Europensgemahnt hatte:»Fliehet dasWortKonftitutionz esistGiftinMonarchiem weileseinedemokratischeGrundlagevoraussetzt, deninneren Kriegorganisirtundzwei aufLeben undTod gegen einander- kämpfendeElemente schafft. Krieg,heiligenKrieggegendie So- phisten,diesichdurch ihre Grundsätzeundihre Verbindung selbst- vonEuremVolkgesonderthaben!«DennochdurfteTreitschkesagen,.

Friedrich Wilhelmhabe »dengestrengenaltenAbsolutismus ims- mer nurals einenNothbehelfbetrachtetunddieZusagederland-- ftändifchenVerfassungmitfroher Hoffnungbegrüßt.«Der König, derstetsaufder Suche nach»Erinnerungtagen«war,ließden Ver- einigtenLandtagfürdenelften April,denTagdes»Aufrufesan:

mein Volk«, nachBerlin laden unddemErlaßdieSätze folgen::

»Wiedamals dievereinigteKraftdes mitseinemKöniginnigstver- bündeten Volkes dengemeinsamenFeind besiegte,fo möge durch- dieftändifchenGesetzederAnfangspunkt einerneuen glänzendem Epochegebildet werden,in welcherdasherzlichsteVertrauen zwi- schenKönigundVolkdiegeschäftigenFeindebesiege,welchesich zwischendenKönigundseinVolkeinzudrängen suchen,um aus-—

derZwietrachtdieSchwäche,aus derSchwächedenUmfturz zu·

bereiten undeinNeichderWillkür,GottlosigkeitundUnordnung, aufzurichten.«DerLandtagwarihmdie»zweckgemäßeingerich- teteteRepräsentation fürdasGanze «,dieseinVater indem Edikt vomsiebenundzwanzigftenOktober 1810verheißenhatte. Durclev dieEinlösungdesVersprechens warjedem Vedürfniß auf abseh- bareFristnungenügt.Verfassungparagraphen brächtendasGift.

ausdemWesteninsAdlerland. »Nunundnimmermehrwerde.

ichzugeben, daß sichzwischenunseren HerrgottimHimmelund- diesesLand einbeschriebenesBlatt,gleiclanals einezweites Vorsehung,eindränge,um unsmitseinenParagraphen zuregi-—

ren unddurch siediealte,heilige Treue zuersetzen.Zwischenuns- seiWahrheitiVon einerSchwäche weißich mich gänzlichfrei-ich strebe nicht nacheitlerVolksgunst.Jchstrebealleindanach,meine Pflicht nach bestemWissenundnachmeinem Gewissenzuerfüllen unddenDank meines Volkes zuverdienen, sollteermirauchnim- mer zuTheilwerden.« Diese SätzeempfingendenVereinigtent LandtagAach TschechsAttentathattederKönig gesagt:»Nichts- kannmein Vertrauen zu meinemVolkerschüttern.Jchlege ruhig-,-

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Siebenschläsen 411 mein HauptindenSchoß jedesEinzelnen.Jchwillmichder Gnade Gottes dadurch würdig zeigen, daß ich,wieundwoes nur immer angeht,nachallenmeinenKräftengnädiggegenmeine Unterthanen verfahre«UndBunsen hatteaus seinemMunde dasWort gehört: »0hrAllemeint esgutmitmirundseid auch gutzurAusführung zaberesgiethinge,die man nur alsKönig weiß,dieichselbstalsKronprinz nicht gewußtundnun erst,als König, erfahren habe.« (Noch1850schriebderGeneraladjutant LeopoldvonGerlach: »DerKönig hält seine Ministerund auch mich für Rindvieh.«)Das beschriebeneBlatt wurde dann doch nöthig;diezweiteVorsehungzwangsichdemKönigauf.Amsechs- tenFebruar1850spracher: Nicht,weilalsomein Wohlgefallen ist, regire ich(Gottweißes!),sondern,weilesGottes Ordnung ist; darum aberwill ich auchregiren!EinfreiesVolkunter einem freien König-—Das war meine Losung seit zehn Jahren. Das ist·

sie heuteund sollesbleiben, so lange ich athme. Jetzt aber,in-- demichdieVerfassungurkunde,kraft königlicherMachtvollkoms menheit, hiermit bestätige,gelobe ichfeierlich,wahrhastigund aus-—

drücklichvorGottundMenschen,dieVerfassungmeines Landes- undReiches festundunverbrüchlichzuhaltenundinUebereinss stimmungmitihrunddenGesetzenzuregiren.Ja!Ja!Das will.

ich!SoGottmirhelfe!«Feierlich, wahrhaftig,ausdrücklichvor· Gottund Menschen.Zwei Jahredanach schrieberaus Char-- lottenburgan denAbgeordnetenfürZauchsBelzigsWesthaveks land: »Icherinnere Siedaran, theuerster Vismarck, daß ich auf« SieundIhreHilfe zählebeydernahenVerhandlung inllrKam-·- mer über dieGestaltungderErsten. JchthueDies um so mehr,. alsichleider ausallersichersterQuelleKenntniß vondenschmutzis genJntriguenhabe,die inbewußtem(?)oder unbewußtem (?)- Verein räudiger SchafeausderRechtenundstänkrigerVöckeaus derLinkenangestellt werden,um meine Absichtenzuzerstöhren.

EsistDieseintraurigerAnblick unter allenVerhältnissen, einer

·

,zumHaarausraufen«aber aufdemFeldedertheuer angeschafften LügenmaschinedesfranzösischenConstituzionalismus Gottbess’r es!Amen. Friedrich-Wilhelm«Mit dieserLügenmaschinezu arbeiten,dieVerfassungunverbrüchlichzuhalten, hatteerge- schworen;undalsEideszeugenGottangerufen,demersichnäher wähntealsdenTroßSterblicher. Wollte erdenEidbrechen?«

87·l

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Ill2 Die Zukunft.

Derwarihm nicht leicht geworden. Ungefähr dachteerwie seineElise,dieseufzte: »Wennerden Eidleistet, hörterauf, König zusein,undistnurnocheinPräsident.«GrafBrandenburg, dersich der»Treueeines fortgestoßenenHundes« rühmte, hatte,imNa- mendesStaatsministeriums,denHerrn»fußfälligangefleht«,nur dieThronredeabzulesenodermindestens denMinistern genau zusagen, welcheWorte ersprechenwolle. »Nein!Nein! Nein!

Dreierleiwillichbeschwören:dasbeiderHuldigungVersprochene;

ichundmeinHaus wollendemHerrndienenzdieBerfassung Aber Schriftlichesgebeich nichtvon mir. Hersagenwillichsmeinet- wegen; BrandenburgundManteuffelmögennachschreiben.«Ge- neralJosephMaria vonRadowitz,denFriedrich Wilhelmein- mal zwar einen Kettenhund schalt, dochallen anderen Rathgebern, immer wieder, vorzog, hatte gesagt: »Es giebtZeiten,indenen dieStaatsverfassung einesVolkes weder bestehen kann,wiesie ist,noch auch soumgestaltetwerden könnte,daß siezubestehenver- mag.Weh demFürsten,demStaatsmann, dessenLebeninsolche Zeiten fällt!Was erauch thue,erthutesentweder zu spätoderzu früh;ersiehtvielleichtdas Ziel,abererkann esnichterreichemWer ristreaktionär2DochwohlnurEiner,dereinenuntergegangenen3u- standwiederhervorrufenwill.GäbeeseinesolcheParteiinDeutsch- land: inunserer Aationalversammlung istNiemand reaktionär.

AuchdiePersonen,dieder alten Monarchietreuundaufrichtig

xgedient haben,sindgegenderenMängelnichtblind gewesen. Auch siehabensehr gutgewußt,daßnur derRechtsstaatderwahren

.politischenOrdnungentspricht.Siewünschten,daßderUebergang

-aufgesetzlichemWege geschehe;siewünschtenEvolution, nichtRes

·

volution. Leiderist dieserWegnichtzurechterZeitbetreten wor-

den;daher istdieNevolutionerfolgt.AberAiemand hierimSaal

-(derfrankfurterPaulskirche) wünscht,diegefallenenZustände

«

wiederhervorzurufen; erstens,weilsiefaktischuntergegangensind, zweitens,weilsie wirklich mangelhaftwaren. Nichtnur dasGe- setzderNothwendigkeit, sonderneinehöheresittlicheVerpflichtung hütetunsvorreaktionären Gelüsten.«Und Vismarck,derdiesen

-General den»geschicktenGarderobier dermittelalterlichen Phan- tasiedesKönigs« nannte, hatte früh erkannt, daßPreußensAn-

-

seheninDeutschlandundGewichtgegenOesterreichnur durchden

.Konstitutionalismus verbürgtwurde.Friedrich Wilhelmhatden

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Siebenschläfcu 4131 Getreuen ofterzählt,erhabedenMinistern,dieihmVerfassung und Eidespflichtaufdrängten, zugerufen, »dieserWischwerde Preußens Unglück sein und, so langeergelte,allesGute hin-- dern.« DenGedanken anEidbruchaberwieserschroffab.»Sch- werdemeinenEidhaltenundnichts thun,um denWischzu ver- bessern.Wenn man michdarum bittet,werdeichVerbesserungen genehmigenund,wenn dieKammern esbeantragen,dieganze«

Verfassung beseitigen.Dann werde ichmeinem VolkeinenFrei- briefgeben,einenAusflußderköniglichenMacht,dermehr Frei- heiten enthaltenwirdalsdiese Verfassung,undso Das,was ich immer gewollthabe, ,freie Fürstenundfreie Völker«,inWahrheit realisiren.« JmWinter 1852 notirt Gerlach, wohl nichtnur als seine Meinung: »Wir stehen jetzteinerbeschworenen Konstitution gegenüber.Sieist offenbareinUebel;aberwirhabengenug ge- lernt,um sie nicht mehrals einunvermeidliches anzuerkennen:

denn sie hatimLandalleSympathien verloren und ist erstens schwach, so daßdieRegirung mitihr kann,wosie will, zweitens sodürr undtrocken, daß Jeder sieht,mitihr sei nichtszumachen.

Wennman die revolutionären Gesetzebeseitigt,kannauchdieKon- stitution, soweitsie revolutionärist,beseitigtwerden.«Füanahre danach hattederKönigdenletzten Rückfallinfein »antikonstitu- tionellesFieber«.DieMinister sollten PreußenvonderSchande befreien,unter der esschmachte, seitdieGesetzgebungnicht mehr demKönigallein vorbehalten, sondernunter die,,dreiFaktoren«

vertheiltsei.Eine Kabinets ordrefordertedenEntwurfeinerneuen

Verfassungurkunde,die alleständischeFreiheitwahre,den Staat abervon»Lügeundfalschem Konstitutionalismus« säubere.Jm Juni1857.JmOktoberistdie KrankheitdesKönigsnichtlängerzu verheimlichen.PrinzWilhelm vonPreußen muß sichzurUeber- nahme derRegentschaftbereithalten. JndenKonferenzen(schreibt Gerlach) hatte derFlügeladjutantEdwin Manteuffel »stetsdie arrjerepensee,demPr-inzenüberdenVerfassungeidhinwegzuhelfen undsomitderunpreußischenundverderblichen Konstitution abzu- fahren.Jch halteaberdenPrinzen nicht fürgeneigt,einensolchen Staatsstreichdurchzuführenundsichdamit inGegensatzzu dem Zeitgeistzusetzen. AuchkannderKonstitutionalismus uns noch- gute Dienste leisten.Die Spitze ist ihmabgebrochennachverwor-

fenemBerantwortlichkeitgesetzundnachManteuffelslöblicherErs

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Zillk Die Zukunftz

klärung,daßdieMinister nichtdaran dächten,sichvoreinerKams mermehrheitzurückzuziehen;wassie auch praktisch bewiesen ha- ben-« Die Nebel desZweifelssinken.DerKönigwolltedenEid nichtbrechen,demfeierlich, wahrhaftig, ausdrücklichvorGott und MenschenGelobten nichtentbunden sein, Preußen aber,das er auf seine besondere Weise innig liebte,von ,,demUnglück,der SchmachdesKonstitutionalismus«, ohne Eidbruch, ohneKam- merlärm, erlösen. Leise seufztendieTreustem»Unklare Jdeenl«

Eines längstKranken. HatdiePsychoseihn frühoder-spätum-

nachtet?Treitschkehält für»unzweifelhafterwiesen, daßspätestens seitdemJahr1848im Leben Friedrich WilhelmsWendungen eintraten,welchesichkaum anders als ausaugenblicklicherGeistes- abwesenheiterklärenlassen; dieersten Spuren dieser schrecklichen Heimsuchungwerden wohlimmerinDunkel gehülltbleiben.«Viel- leicht;wenn wichtigeDokumente vernichtet, wesentliche Sym- xptome demVlickentrückt werden. Doch höretdenKronprinzenden greisen Hardenberg,denerimHerzensgrundwidrig fand,an- .himmeln.Lesetdes Königs ersten BriefanMetternich: »Ach, ff«werJhrwarmes HerzmitIhremkaltenKopf vereinigte!Das ist das gewisseMittel,immer Rechtzubehaltenundrichtigzusteu-

-ern. Jchfühlenurzudeutlich, daßdieserVereinmir abgeht;denn

»ichvermag michnichtvondemSchlagzuerholen,der uns nieder- geschmetterthat,und meineLageerscheintmir wieeinTraum,aus Iwelchem ich sehnlichdasErwachenwünsche«EinKönig,dem der siebenzigjährigeBatergestorbenist.Leset,was ervierJahrespäter, nach TschechsAttentat undBerurtheilung zumTod,andenlangen Kleist,den Kammergerichtspräsidenten,schrieb:,,TheuersterKleistl Mir istunendlichdarum zuthun,daßderUnglücklichewisse,daßich alsMensch und alsChristihmvon ganzem Herzen verzeiheund

»ausderTiefederSeeleGottum seinHeilanflehe.Ermußwissen,

.sdaßich,wiees einemchristlichenBruder gegenden anderen ziemt, für ihn, für seinHeil,bete;unddieKöniginwieich.Verbrennen Sie dann dieses Blatt,damit derZeitgeistesniemißdeute.«Den- ket derHäufung voanterjektionen undAusrufszeichen;der im- mer wiederkehrendenKlage:,,Niemand versteht mich!Niemand begreiftmich!«(NebendieselbstderergebeneBunsenausrath- loserVerzweiflungeinmalschrieb:»Wennmanihnverstände,wie könnteman ihnbegreifenl«)DerGedankenfluchtundAphasie,die

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Siebeuschläfer. 415 ssichfrüh einstelltenund mitZeiten unwiderstehlichenRededrans gesabwechselten. »Die Umsetzungvon Wortvorstellungen in Sprachbewegungen istkrankhast erleichtert.Jn denhöherenGra- denderJdeenflucht treten,ganzwieunter demEinflußdesAl- kohols,andie Stelle dessachlichenBandes der-Vorstellungenmehr und mehrsprachlich eingelernteNedensartenJede auftauchende

»BorstellungsetztsichsofortinWorte um;derKrankesagtAlles,was erdenkt. DaaberbeimziellosenDenken dieVorstellungen stets ras cheraufeinanderfolgen,alsman sieinWorte kleiden und aus- sprechen kann, überhastetsichdas Reden desKranken,obgleichsein Denken eher verlangsamtals beschleunigt ist. AuchindenSchrift- stückenzeigt sichdieNeigung,Fremdwörterzugebrauchen,vers chie- dene Sprachen durcheinanderzuwerfen; dieUnterstreichungen, Ausrufszeichen, kühnenSchnörkeleien nehmen zu.« Diese (von KraepelinimLehrbuchderPsychiatrie genannten) Zeichendes manischsdepressivenJrrseins sindschon andemvierzigjährigen FriedrichWilhelm sichtbar.Ueber dieAnfälledes Sechzigers berichtet Prinz KraftzuHohenloheangeifingem der1856 sein

·Flügeladjutantwurde. Eines AbendserwähntdieKönigindie InselBornholm. DenNamen, sagtFriedrichWilhelm, habeer

«niegehört. »Woliegt dieseInsel?«Dann: »MeinKopr«Der nachtsansBett gerufeneKammerdiener muß errathen,was des Königs schwereZungestammelnmöchte.NachdemSchlagansall (inPillnitz)erkennt erdiezurMeldung befohlenenOffiziere nicht mehr;schreit, nach jedemNamem »Wieheißter? Wohaterge- standen?Was istergeworden? JchkennedenMenschen jagar nicht!«Nimmt dieMeldungen·,dieerselbstbefohlen ,hat,,stumm entgegen ;und stöhntdanach: »So gehtsmir!Jchwerdevoneiner MengeMenschen belagert,von denen ichgarnicht ahne,wersie sind.«Als derKaiservonRuszlandaus Sanssouci abgereistist, brichtFriedrichWilhelm,der ihnbisnach Sommerfeld begleiten -wollte,inVerlin völlig zusammen;erwird inFritzens Schlößchen zurückgebrachtundSchönlein,derLeibarzt,sagt,daszhilfenichtmehr möglichsei.DerKörper erholt sich; doch derGeistbleibtwirnDer König,schreitherlach, »sprichteineselbst gemachteSprache und oftganzwidersinnigeDinge.DieKönigin hatzumir gesagt,siekönne denKönigindemZustand,indemerist,keinemMenschenzeigen-«

DieStimmungschwanktzdieSprachstörungschwindetnie wieder.

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416 DieZukunfts

Aus dieserZeiterwiesener Geisteskrankheit stammtdas vPolitische Testament«,dasderGroßneffe vernichtet hat.Weil ermeinte,nur inseinemHause seiesbekannt? Dann hätteerge- irrt.Wers nicht schon früher wußte,hatvoreinundzwanzigJah- ren aus Gerlachs »Denkwürdigkeiten«alles zumVerständniß Nothwendigeerfahren.»FünfzehnterOktober1857.Dergestrige TagverliefbeiS.M.still, aber,wieunbefangene Zeugensagen, infortwährendemDasel. AlsowiederkeineBesserung. Heute früh- Manteuffel bei mir wegen desVerfassungeides. DerKönig hat zweiversiegelte scripta auf seinem Tisch:daseineüberseineVe- erdigung,das andere anseine Brüder,worin erihnendie Aenss derungderVerfassung empfiehltund vondemVerfassungeidab- räth.Das zweite habenderlange KleistundGroeben gesehen;

ich nicht,weilS. M.wußten,daß ichdarüber anderer Meinung war. Kleist hält es,mitEberhard Stolbergund Edwin Man-—- teuffel, füreingroßesGlück,denVerfassungeid loszuwerdem Einschlechtes Gesetzzubeschwören,sagt Kleist, istgegen Gottes- Gebot. WitzlebemVatriotseinur,wer demKönig riethe,mitder Verfassungzuenden.Mir wirdimmerklarer,daß dieradikalePars tei,wenn sieihrHandwerkversteht,demVrinzenzumUmsturzder Verfassungrathen muß.Siewird,mitRecht, sagen:Was kann unsdiese durchlöcherteVerfassungmitdemfeudalenHerrenhaus helfen?DieErfahrunghat gezeigt,wiesie unserenFeindenzur Macht hilft.Fortdamit! DerVrinz solluns eineganzandere konzedirenmüssen,diewir,wieNapoleom durchsiebenMillionen Urwähler sanktioniren lassenundbei dergleichgiltig ist,obersie beschwörtodernicht.DerKönigsollheutevernehmlichersein;zum erstenMal haterordentlichdieZunge herausgestreckt.«»New- zehnterOktober.DerVrinzwird sich,wieichimmer glaubte,zu demEidherbeilassen.Erhat auchvorVismarck anerkannt, daß dieVerfassungaussichselbst gebessertundnichtwieder Alles in Frage gestelltwerden könne. DieseVerbesserungabsichtwill der- Prinz auchbei demEiderwähnen.Vismarck war daherganzmit- ihm einig.DiequasitestamentarischeAbmahnung desKönigsvor demVerfassungeidkommtinVetracht. LießederVrinz sichgegen denEideinnehmen,so hättedie radikale Partei inseinerUm- gebungeinetrefflicheHandhabe.«Der krankeKönig (dersich selbst immer »dämelig«hieß) hattedenFolgern empfohlen: Schwöret

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Siebenschläfer. 2117 nicht; dannkönntJhrEuerLandvon derTyranneidesPapier- wisches befreien.SeinVruderWilhelm undseinReffeFriedrich Wilhelm habendieMahnung gelesenundsieanderen betrüb- samenZeichenderHirnkrankheitzugezählt.DieBersuchung,diesen letztenWillen desPatanoikers auszuführen,ist beidenKönigen niemals genaht.Bismarck hatwederinGesprächennochinseinem Buchdas Testamenterwähnt.Das war verschollen,vergessen..

Warum wurde esjetztansLicht gezerrt?WemzuNutzen?

WilhelmderZweite,KaiserundKönig,hatdieVeröffent- lichung gewünscht;hat siedemProfessorHintzeaufgetragen.Dem.

selben Historiker,derneulichdenSatz Seeleys wiederholte, »daß inden Staaten dasMaßvonFreiheitnormalerWeise umgekehrt- proportional demmilitärisch-politischenDrucksein muß,derauf- ihrenGrenzen lastet«;und denParlamentarische Regirungim DeutschenReichundinPreußenunmöglichdünkt,weil»einenor- mer militärischspolitischerDruckvon außen auf unseren langem- vonRaturungeschütztenGrenzenlastetunddiesemDruckkeinallzu hohes Maßvonpolitischer Freiheit entsprechen darf.«DerPro-«

fessor hatgeglaubt,mitderErzählungseinemKönigzunützen.

SaherwirklicheinVerdienst darin,daß Wilhelmdemseitdreißig JahrenimArchivgilbenden,vonGroßvaterundVater,von dem Retter Zollerns,demSchöpferdesReichesunbeachtetenRath einessiechenhirnes nicht blindfolgte? Richt,ingewandelterZeit,.

ohnedenwinzigsten zwingenden Anlaß, auszuführen versuchte, was schon1857jedem gesunden Kopf Unverstand schien? Auch- einKönig, der, vielleichtinstolzerKasinostimmung,mitdem Ge- danken anneue Mehrung derKronmachttändelteund,etwa in:

einem Trinkspruch aufdenselbstherrlichen Regimentschef, an die Möglichkeit erinnerte, dieSchranken der Königsgewalt wieder wegzuräumen,könntenichtimErnstdieHoffnung hegen, erwerde,eralleinimErdwesten, indenZustanddesoffenbaren Absolutismus zurücksinden.Göchstensinden»durchgefügige Parlamente unterstütztenKryptoabsolutismus,der keiner anderen RechtfertigungalsderVerweisung aufdieZustimmungder Ma- joritätbedarf«,wieVismarckmurrte.)Nur einvonEitelkeitToller konnte1888, nach Düppel, Königgraetz,Sedan,demdeutschenVolk das Mitbestimmungrechtzunehmentrachten; dieRuhe Preu- ßensundden«-BestanddesReichesaufeinSpielzusetzen,indem.

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sst18 Die Zukunft-

snichtsUnentbehrlicheszugewinnen,doch,anFrankreich,Habs- burg,Welf, Unwiederbringlicheszu verlieren war. EinVerdienst?

Studenten sind nicht so kindisch,da einszusehen,woPflicht sich sin denVortheilverknotet hat.DemregirendenKönighatdie Red- nerei nicht genützt;Vergeßlichenaber denGroßohm,als einen UnredlichvenoderJrren,wiederinsGedächtniß gerückt.cuibono? EinVolitiker hättevorsolchemFehlergewarntz einder Verant- wortlichkeit bewußterMinisterdieWarnungimNothsall aufdas AngebotseinesRücktrittes gestützt.Dem Volkzukünden, daß ausdenArchiven Schriftstücke,dieMenschenundDingedes Staa- ttesrichtig wägen lehren könnten,insgeheim beseitigtwerden, ist schädlich(unddieVewahrungdesleerenUmschlages mitderAuf- schrift»Jnhaltvernichtet«mahnt unfreundlichan alteBretter- historienund Jntriguenstücke).Schädlicher, durch solcheKunde denBlick der inunumschränkteDemokratielangendenMasse auf dieThatsache hinzulenken,daßdie Willkür eines Einzelnendie Verfassung gefährden,denStaat inWirrniß reißenkann. Muß imSinn dieser Masse nichtderWunsch keimen,diemühsamer- kämpftenkonstitutionellenRechte festerzuverankern,alsdurch einen(zugewährendenoderzuweigernden)Eidmöglichist,und nochlauter zufordern, daßdes Monarchenwirksamste Waffeund letztes Mittel, dasHeer,derVerfassung, nichtmehrdemKönig, durchTreuschwur verpflichtetwerde?WerandiesesZielhinstrebte unddenjust Regirendenin eineSterblichen sonstnichterlangbare Glorie höhen wollte,Dernur konnte,aus politischhellsichtigem Geist,deannsch schöpfen,VreußensVolkmöge hören: »Frie- drichWilhelmder Vierte war,trotzseinem feierlichenundwahr- haftigen Gelübde,derTotfeindEurer Rechteundversuchte,die Erben indenEntschlußzuStaatsstreich undAbsolutismus zu hetzen.DreiKönige haben ihr OhrdemLockruf gesperrt; erstder dritteaberhatdie Denkschriftvernichtet: weilerfürchtete,siekönne einen Sohnoder EnkelinFrevelverleiten. Hochlebe derJmpes rator undRexl«Er lebe ;freue sichdesrosigenLichtes,das ihn Vapierblumenund anderenläppischhäßlichenStraßenputzfürden Ausdruck überschwingendenVolksempfindens undeinenkurias lisch gewandtenBürgermeisterfüreinensieghaftenGermanenkönig nehmen läßt.Nurdarfernichtstaunen noch grollen,wenndie Na- :tion,dieihr Schicksalnichtan Glückszufallhängenwill,mitderGe-

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Siebensch-läfer. 419

fahr,dieihnschreckte,rechnenlerntundnacheinerMachtmehrung trachtet,dieihrHaus, auchgegendesGewaltigstenEingriff,fortan vergittert.AusderseltsamenGeschichtekannUnheilssaat sprießen-

Martyrologium.

»NachDem,was ich jetzt erfahren habeundtäglicherfahre, beglückwünscheichmichzuderungewolltenMission,diedasFatum mirzutheilte.Niemand zuLeide habeichmeiner aufrichtigenUeber- zeugungvon demWesen dergroßenZeitalsfünfzigjährigerMann undDeutscherAusdruck gebenmüssen.Undichwerdeauch ferner zumeinem Wahlspruchhalten: ,GeheDeines Weges gerade, schenkenwirdsichDirdie Gnade.«Womit ichabernichtdieGnade vonirgend Jemand außerGottmeine,der alleinsiezuvergeben hat.Welche Gefahr beschwörtdieherrschende Partei der Kon- servativendurch ihreallzuenge Fusionmitderultramontanen Machtüber denPreußenstaat herauf!HetzernundWühlern ist gelungen,dieimmer vergeblich geleugneteKamarilla zugewinnen undmitihrer HilfediemaßgebendenStellen zu verwirren! Der deutsche Geist istgemaßregeltworden. Jm Herzenmeiner engsten Heimathwollte dermörderischeStich feiger, schleichenderund scheinheiliger Denunzianten mich moralisch vernichten. Dochder Versuch findetelementare Zurückweisungundich erfahre täglich dankbar, daßdieaufrechten,geradsinnigen,Achtung gebietenden Geister nochimmer dieMehrheitbilden.« Werists,dessenGram sovollEmphasetönt,daßdiesiebeneingemauertenTrabanten desKaisersDecius ihn,mit vereinter Stimmenkraft, nichtüber- brüllen könnten? Einer,derfür EhreundFreiheit,Weib und Kind,HauptundHeim sicht?Rein: Einer, dessen(gegenfesten Sold geliefertes) Theaterstückchennichtanfünfzehn,sondernnur an elfAbendenaufgeführtworden ist;Herr GerhartHauptmann.

Weshalb ward derPuppenkram nur an elfAbenden gezeigt?

Weil derMagistrat derStadtVreslau alsowollte. Eralleinträgt dieVerantwortung KeinJunkernoch Pfaffe,keinKronprinz noch Kardinal konnteihnhindern,dieViermimik bis insletzteViertel desVrachmondes fortzusetzen.Keiner hat ihngehindert(mir ist geschriebenworden, derProtektor derAusstellunghabemitdem Theaterfpielgarnichtszuthun); warseineDummheit,denJokus vordemFristthorzuenden,dann kamsie uns, nichtalsdieerste,

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Alle mir bekannten Techniker sagen- einstimmig : Auch die Schiffe von Parseval, Groß, Siemens haben, trotzdem ihre Konstruktion mit geräuschloser Emsigkeit verbessert- worden ist,

»Mir scheint, es ist-schon eine ausgemachte Sache, daß der Organist vom Heiligen Romanus, der schielendeKerl, der nichts Anderes zu thun hat, als die übrigenOrganisten

den Bewußtseins die Vorstellung einer generatio aequivoca: un- sauber und komisch ; vaudeville, nicht mehr sonate mittätiun Des- halb: »Du nanntest den

Ich wollte nichts von mir schreiben, ich wollte Ihnen nur schlicht dafür danken, daß Sie mir noch vor Ihrer Ankunft in Wien geschrieben haben. Ich wollte Ihnen eine Antwort

die fremd auf die Stätte kamen, hatten sie zu bezahlen; sie wurde um so peinlicher empfunden, da ihre Höhe nicht gesetzlichfeststand. Zu was für fchändlichen

Wilhelm Ostwald verkündet in seinen Büchern eine Reihe von Lebensrsegeln, den-en nicht widersprochen werden kann, so den Hauptgrundsatz: »Berschwende keine Energie, sondern

Die Gefahren, die ursprünglich damit verbunden schien-en, sind- zum größeren Theil beseitigt worden. Starke elektromagnetisches Schwingungen vermögen, ähnlich- wie akustische Wellen,

große Freund der Künste, der immer etwas Fürstliches hatte, auch wenn er einmal einen bürgerlichen Namen trug, der den Künstlern Aufträge ad hoc gab, sich seine Säle mit Cyklen,