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Chemisches Zentralblatt : vollständiges Repertorium für alle Zweige der reinen und angewandten Chemie, Jg. 82, Bd. 1, Nr. 16

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(1)

Chemisches Zentralblatt

1911 Band I. Nr. 16. 19. April.

Apparate.

VI. Stanek,

Über das Entwässern von Substanzen mittels Äther.

Der vom Vf.

zum

Trocknen von stark wasserhaltigen, in Äther uni. Substanzeti

(z. B. Rübenbrei) empfohlene App. ist eine Art Exsiccator, der statt mit Luft mit Ä. angefüllt ist.

In das 2—3 1 fassende Glasgefäß

A

(Fig. 44) wird ein mit einer Porzellanschale oder einem Blecbstreifen

C

unterlegtes Kölbchen aus grobem Metallgeflecht gestellt, mit festem NaOH gefüllt und mit einem groben Sieb

D

mit angelötetem dicken Draht

E

bedeckt. Der Deckel

H

schließt luftdicht durch das Hg in der Rinne

FF'.

Die Substanz wird auf Filtrierpapier oder Seidengaze verteilt, welche mittels einer Feder

I

über einen 15—20 mm hohen Blechzylinder gespannt ist. Bei breiigen Stoffen ist vorheriges Durchpressen durch ein Sieb vorteilhaft. Sehr nasse Substanzen müssen mit aufsaugender Materie (Infusorienerde, Cellulose etc.) ver­

mischt werden. Die Trocknungsfähigkeit ist bedeutend größer als die eines gewöhnlichen Exsiccators.

Fig. 44. Fig. 45.

Zum Trocknen von Substanzen, welche größere Mengen von in

A.

1. Verbb.

enthalten, dient der in Fig. 45 abgebildete App. Im Kolben

A

siedet Ä., die Dämpfe gelangen durch

B

in den Kühler (der verbindende Kautschukstopfen ist mit einer Hg-Schicht bedeckt). Das andere Kühlerende ist verengt und mit einem Tubus _D versehen, in dem ein Sicherheitsrohr

E

zum Ausgleich des Druckes befestigt ist. Der Ä. gelangt durch

C

in das zylindrische,

s/t

1 fassende Gefäß

F,

das mit festem NaOH gefüllt ist. Durch den mit Gummistopfen versehenen Tubus

E

führt ein zweites Rohr, das in Hg eintaucht; beim Senken des Reagensrohres

I

fließt erst Lauge, später Ä. durch

E

ab. Der getrocknete Ä. gelangt durch

L

in

den Extraktor

0.

Die Kautschukstopfen in den Tubussen

M

und

N

sind mit Hg

XV. 1. 79

(2)

1170

bedeckt. Die zu trocknende Substanz wird ähnlich wie bei dem erst beschriebenen App. auf mit Seidenstoff bespannten Blechrahmen

P'

ausgebreitet, der Ä. fließt durch

Q

in den Verdampfer zurück. (Ztschr. f. Zuckerind. Böhmen 35. 3 1 115.

März. Prag. Versuchsstation f. Zuckerindustrie.) Pi n n e r.

W. H. Mc Intire,

Ein verbessertes Trocken­

röhr.

Das in Fig. 4 6 abgebildete, bei E i m e r u .

Am e n d, New-York, erhältliche Trockenrohr

zeichnet sich vor den üblichen U-Rohren durch größere Haltbarkeit aus. (Joum. Americ. Chem.

Soc. 33. 4 5 0 - 5 1 . März. State Coll. Pa.) P i n n e r .

Glinzer,

Ein neuer Luftverflüssigungsapparat.

Vortrag über den von PA UL He y l a n d t kon­

struierten App. Vgl. Ba m b e r g e r, Osterr. Chem.- Ztg. [2] 13. 266; C. 1910. II. 266. (Ztschr. f..

angew. Ch. 2 4 . 4 4 7 — 4 8 . 1 0 /3 . [6/2.] Hamburg.)

Hö h n.

H. Reckleben,

Einfache Vorrichtung zur handlichen Benutzung einer Eeilie von Waschflaschen.

Vf. empfiehlt, um eine Reihe hintereinandergeschalteter kleiner App. handlich u. transportabel zu machen, diese auf einen Stab mit Draht zu montieren. Durch mehrere Abbildungen wird die Art der Befestigung und die Möglichkeiten, die Vorrichtung zu benutzen, veranschaulicht. (Chem.-Ztg. 35. 279.

14/3. [2/3.] Leipzig. Univ. Lab. f. angew. Ch. v. Be c k m a n n.) Al e f e l d.

Heinrich Göckel,

Luftwaschaufsatz für Büretten

,

Titrierapparate

,

Stand­

flaschen etc.

Der im Original abgebildete App. besteht aus 2 Gefäßen, die durch ein bis auf den Boden beider Abteilungen reichendes Rohr verbunden sind. Der App. wird zu Vs Absorptionsflüssigkeit (KOH oder H2S04 oder alkoh. Pyro- gallollsg.) gefüllt. Es werden kleine und große Waschaufsätze für den Anschluß an Büretten u. Flaschen von der Firma GöCKEL-Berlin geliefert. (Chem.-Ztg. 35.

2 7 9 . 1 4 /3 .) Al e f e l d.

Heinrich Göckel,

Verbesserte zusammengesetzte Hempelsche Gaspipette.

Das

von Wi n k l e r eingeführte Ansatzrohr befindet sich nicht unten, sondern oben, so daß durch dasselbe ebenso leicht Absorptionsmittel, wie durch das andere Rohr Sperrwasser eingefüllt werden kann. Die Entleerung wird mit Hilfe eines kleinen Hebers bewerkstelligt. In das obere Ansatzrohr läßt sich mit Hilfe eines Gummi­

stopfens ein Ventilstab mit Gummidichtung einsetzen, durch Ab- und Aufwärts­

bewegen lassen sich die mit Absorptionsmittel und W. gefüllten Abteilungen be­

liebig absperren und verbinden. Durch die Absperrung wird ein Überspritzen des Absorptionsmittels in das Sperrwasser beim Schütteln der Pipette vermieden. Be­

zugsquelle: Gö c k e l & Co., Berlin N.W.6. Luisenstr. 21. (Journ. f. Gasbeleuchtung

54. 228. 11/3. Berlin.) St e i n h o r s t.

Th. von Feilenberg,

Ein neues Colorimeter.

Der App. wird an Hand, einer Abbildung nach Einrichtung und Handhabung beschrieben; er ist absolut säurefest hergestellt und deshalb auch für Arbeiten mit stark sauren Fll., die die App. sonst stark angreifen, geeignet. Zu beziehen von C. Desaga in Heidelberg, Filiale in Bern. (Mitt. Lebensmittelunters. u. Hyg. 1. 351—52. Lab. d. Schweiz. Ges.-Amtes.

Vorstand: Sc h a f f e r.) Rü h l e.

(3)

1171 J. Jeanpretre,

Apparat zur Entnahme von Wasserproben zur bakteriologischen Untersuchung aus tiefen Gewässern.

Das Prinzip des an Hand einer Abbildung nach Einrichtung und Handhabung beschriebenen App. besteht darin, daß eine luftleere Ampulle mit angescbmolzener, geschlossener Capillare in die gewünschte Tiefe versenkt und dort durch Wegbrechen der capillaren Spitze die Füllung der Ampulle mit dem W. bewirkt wird. (Mitt. Lebensmittelunters. u. Hyg. 1. 169—71.

Neuchâtel. Kantonales Lab.) Rü h l e.

Hermann Rabe,

Strahlrcgler.

Die bisherigen Strahlregler aus Steinzeug zum

Abfällen ätzender Flüssigkeiten

aus Vorratsbehältern enthalten dicke, radiale Rippen, wodurch an der Eintrittsstelle eine Stauung eintritt. Bei der Konstruktion des Vfs. wird dies dadurch vermieden, daß die Rippen an der Eintrittsseite nach der Mitte zu abgeschrägt sind, so daß der Flüssigkeitsstrahl eine ölige Beschaffenheit erhält. Die Länge der Rippen ist gegenüber der bisherigen Ausführung um 2 0 % vermindert. DRGM. Abbildungen im Original. Hergestellt von den Deutschen Ton- und Steinzeugwerken, Charlottenburg. (Ztschr. f. angew. Ch. 24. 4 0 3 —4.

3/3. [6/2.].) Hö h n.

A l l g e m e i n e u n d p h y s i k a l i s c h e C h e m ie .

Wilhelm Ostwald,

Chemische Weltliteratur.

Der Vf. schlägt die Einführung einer internationalen, d. h. allgemein verständlichen Sprache für alle wissenschaft­

lichen Publikationen vor, und zwar auf der Grundlage der Hilfssprache

Ido,

einem verbesserten und für dauernde künftige Verbesserung organisierten Esperanto. Die Grundprinzipien dieser Sprache werden kurz dargelegt, und ihre Anwendungsform für wissenschaftlich-chemische Zwecke wird gezeigt. Es wurde vom Vf. in Ge­

meinschaft mit Pf a u n d l e r, Lo r e n z, Co u t u r a t und Lie s c h e ein System von Bezeichnungen für die Nomenklatur in der anorganischen Chemie ausgearbeitet und zur vorläufigen internationalen Benutzung vorgeschlagen. Von den Namen der Elemente seien erwähnt: oxo (0), hido (H), nitro (N), karbo (C), auro (Au), kalco (Ca), fero (Fe), sulfo (S), yitro (Y), von Namen der Verbb.: kalio kloro (KCl), fero sulfo (FeS>, hido sulfato (H2S04), nitratacido (HNO,), von Radikalen: nixo (aus nitrodioxo; NOä), niso (NO), hidoxo (OH), karboxilo oder, karboxato (COOH), propano, propilo, propeno, propenilo, sulfonato (SO,H). Tetramethyldiaminotriphenylmethan würde metano 3-fenila 2-amina 4-metila. — Eingehenderes vgl. im Original. — Auch auf die Besprechung der herrschenden

Nomenklatur

und Registrierung sei hin­

gewiesen. (Ztschr. f. physik. Ch. 76. 1—20. 28/2. 1911. [15/12. 1910].) Bl o c h.

A. Ladenburg,

Über die Anicendung der Phasenlehre auf Stereomere Ver­

bindungen und über die Erkennung von Ilacemkörpern.

(Mit Sobecki.) Der Vf.

bespricht kurz den von ihm (Ber. Dtsch. Chem. Ges. 32. 1822; C. 99. II. 245) für die Erkennung von Racemverbb. aufgestellten Satz und die Einwände, welche

Ro o z eb o o ji (Ber. Dtsch. Chem. Ges. 32. 2173; C. 99. II. 802) gegen diesen auf Grund der Phasenlehre bezüglich der fl. Racemkörper gemacht hat. Der Vf. zeigt, daß die Phasenlehre hier zu inneren Widersprüchen führt. Nach seiner Ansicht muß -man bei der Anwendung der Phasenlehre in der Stereochemie annehmen, daß bei Fll. die verschiedenen Stereomeren nur eine Komponente darstellen. Der Unterschied, welchen hiernach fl. und feste Stereoisomere zeigen sollen, findet sich auch sonst. Während z. B. die Löslichkeitsverhältnisse eines festen Racemkörpers auf Zusatz einer kleinen Menge der aktiven Komponente sich wesentlich ändern, zeigen fl. Racemverbb. unter gleichen Verhältnissen keine Löslichkeitsänderung,

79*

(4)

es findet hier eine quantitative Verdrängung des Racemkörpers durch die aktive Verb. statt ( La d e n b u r g, Ber. Dtsch. Chem. Ges. 4 3 . 2 3 7 7 ; C. 1 9 1 0 . II. 1140).

Wie nahe bei fl. Racemkörpern die physikalischen Eigenschaften denen der Komponenten stehen, wird bei dem

Pipecolin

durch Verss. über den Dampfdruck und Brecbungsexponenten festgestellt. Es werden nach einem im Original ein­

gehend beschriebenen Verf. die Dampfdrücke von rac. Pipecolin und Gemischen von rac. und d-Pipecolin für Tempp. zwischen —8,5° und —¡-9,4° ermittelt und fest­

gestellt, daß sich der der rac. Base auf Zusatz von d-Base nicht ändert. — Der Brechungsindex ist für rac. Pipecolin und Gemische aus 72% rac. Base -f- 28%

d-Base der gleiche; es wurden gefunden bei Zimmertemp. für die rac. Base und das Gemisch nD = 1,4470, bei —6,5° für die rac. Verb. nD = 1,4594, für das Gemisch nD == 1,4599. — Der Vf. schlägt vor, von einer Anwendung der Phasen­

lehre in der Stereochemie abzusehen. (Ber. Dtsch. Chem. Ges. 4 4 . 676—80. 11/3.

[27/2.].) Sc h m id t.

Georgio Spezia,

Chemische und physikalische Wirkungen von nach allen Sich­

tungen gleichmäßigem Druck.

Sp r i n g glaubte, festgestellt zu haben, daß sich mehrere dehnbare

Metalle

ohne Temperaturerhöhung allein

durch hohen Druck zu Legie­

rungen

vereinigen könnten. Um dies nachzuprüfen, wurde feiner Feilstaub von Ag, von Cu u. von Ag u. Cu in drei durch Kupferplatten getrennten Schichten in einem 2 cm weiten Zylinder aus Stahl einen Monat lang einem Druck von SOOO At­

mosphären ausgesetzt. Hierdurch wurde der Feilstaub so kompakt zusammen­

gepreßt, daß er sich feilen, sägen und schleifen ließ, doch erwiesen Atzverss., daß weder ein Verschweißen, noch eine Legierung entstanden war. Durch bloßen Druck vereinigen sich also Metalle nicht. Nach Ro b e r t s-Au s t e n ist zu der Vereinigung eine bestimmte höhere Temp. erforderlich, und kommt der Druck überhaupt nicht in Betracht. Vf. weist weiter auf die Cu-Lagerstätten von Keweenaw-Point hin, wo sich Cu und Ag seit geologisch langen Zeiten ohne die geringste Diffusion in innigster Berührung befinden. Die innige Berührung reicht also auch in der längsten Zeit nicht zur Vereinigung zweier Metalle aus, sondern ist nur Vor­

bedingung. Die Behauptung Sp r i n g s, Metalle würden unter gleichmäßigem Druck plastisch, halbfl. oder sogar fl., widerlegt Vf. dadurch, daß Wachs zwar bei 13° u.

700 Atmosphären Druck wie W. aus einer Öffnung ausfließt, dagegen gleichförmigen Druck von 9900 Atmosphären 12 Tage lang aushält, ohne im mindesten fl. zu werden. Gleichmäßiger Druck wirkt also ganz anders als einseitiger. Die Idee der Verflüssigung unter allseitig gleichmäßigem Druck benutzten Sp r i n g u. KAHLBAUM

zur Erklärung der angeblich von ihnen gemachten Beobachtung, daß gleichmäßiger Druck das Volumen eines Körpers zu vergrößern vermöge. Vf. zeigt, daß bei

Ka h l b a u m sVerss. kein gleichmäßiger Druck in Frage kommt, dagegen bei solchem von 8000 Atmosphären und 6-tiigiger Dauer ein in Ws befindliches Wachsprisma keinerlei Veränderung erleidet. Die Verss. von Sp r i n g u. Ka h l b a u m, nach denen Pb, Cu u. andere Metalle eine Abnahme der D., d. h. eine Zunahme des Volumens durch hohen Druck erfahren haben sollten, dürften nicht beweiskräftig sein, da die D. nicht während des Druckes, sondern nach dessen Aufhören bestimmt wurde, die Abnahme der D. also eher auf Elastizitätswrkgg. zurückzuführen sein dürfte.

(Atti R. Accad. d. scienze di Torino 4 5 . 16 SS.; N. Jahrb. f. Mineral. 1 9 1 1 . I.

8—10. 7/3. Ref. Ba u e r.) Et z o l d.

Max Trautz,

Der Temperaturkoeffizient chemischer Reaktionsgeschwindigkeiten.

V.

Reaktionsweg und status nascendi. Der obere Grenzwert der chemischen Reaktions­

geschwindigkeit und die Temperaturen, bei denen er erreicht wird.

Bei jeder Rk. ist die eine Teilwärmetönung notwendig zur Überführung der Ausgangsstoffe in die

(5)

1173 der Zerlegung eigentümlichen Zwischenstoffe, die andere wird beim Übergang der Zwischenprodd. in die Endprodd. frei. Die chemische Natur der Zwischenstoffe kennzeichnet den „Reaktionsweg“. Selten wird es nur einen einzigen Reaktions­

weg geben. Jede beobachtete chemische Reaktionsgeschwindigkeitskonstante ist als eine Summe von „Einzelreaktionsgeschwindigkeitskonstanten“ aufzufassen, deren jede eine reine Exponentialfunktion der Temp. ist und eine zugehörige Gegenreak­

tionsgeschwindigkeitskonstante aufzuweisen hat. Der prozentisehe Anteil der Teil­

konstanten der verschiedenen Reaktionswege an der Gesamtkonstanten wird von den Einzelwerten

2 fiq„

für die einzelnen Reaktionswege abhängen u. wird um so größer sein, je kleiner diese Bind, wenigstens für gewöhnliche Temp. Mit steigender Temp. werden diejenigen Rkk. mehr u. mehr in den Vordergrund treten, bei denen

2 (iq0

größer ist, wo also die B. des Zwischenstoffs mehr Energie braucht, endo- thermischer ist. Dem Zwischenstoff wird nur Momentanexistenz zugeschrieben. Er kann aber ebenso gut durch den Ausgangsstoff in statu nascendi als auch durch den Endstoff in statu nascendi gegeben sein.

Die rein theoretische Unters, der Teilreaktionsgeschwindigkeitskonstante einer Einzelrk. zeigt, daß jede chemische Rk., bei sehr tiefer Temp. sehr langsam ver­

laufend, zunächst an Geschwindigkeit zunimmt. Die Zunahme wird dann abnehmen, bis sie auf Null herabgesunken ist, und die Abnahme der Geschwindigkeit selbst beginnt. Die Maximalgeschwindigkeit einer Rk. fällt um so größer aus, je größer die Molarwärmen der Ausgangsstoffe, u. je kleiner die Teilwärmetönung

J£ [xq0,

je

tiefer also die Temp. liegt, bei der die Maximalgeschwindigkeit erreicht wird.

Daraus lassen sich auch gewisse Schlüsse hinsichtlich der chemischen Vorgänge auf gasförmigen Weltkörpern (z. B. der Sonne) ziehen. Man kann entscheiden, nicht bloß, wie rasch die chemischen Rkk. dort vor sich gehen, sondern auch, welche Rkk. vor allem sich betätigen. Und das wird für die Zuordnung von Spektren zu den sie hervorbringenden Rkk. von Belang sein. Ferner wird in einem aus allen möglichen chemischen Stoffen gemischten System in einem ge­

wissen mittleren Temperaturintervall das lebhafteste chemische Treiben herrschen, es werden viele chemische Stoffe sich bilden und zerfallen, weil bei tieferer Temp.

erreichte Maximalgeschwindigkeiten größer sind als solche, die bei höherer Temp.

erreicht werden. Die chemische Reaktionsgeschwindigkeit wird von dieser mitt­

leren Temp. aus nicht nur nach unten, sondern auch nach oben dauernd abnehmen.

Jede chemische Rk. geht so vor sich, daß bei erfolgreichem Zusammenstoß von Molekülen die Status naseens-Energie Ti’

¡x q0

gebunden wird, worauf sich unter weiterer Energieaufnahme oder auch -abgabe die neue Verb. bildet. Die status naseens-Energie besteht aus der kinetischen Energie, deren Mittelwert einfach der absoluten Temp. proportional ist, und der inneren Energie, welche sich aus den ihrer Größe nach unbekannten rotatorischen Energien des ganzen Moleküls u. der darin enthaltenen Atome, aus der oszillatorischen Energie der Elektronen im Molekül, sowie der Strahlungsenergie im Molekül zusammensetzt. Die beobachtete Übereinanderlagerung verschiedener Rkk. wird begreiflich als eine Folge des Ma x- WELLschen Verteilungsgesetzes. Die Steilheit der Verteilungskurve und die Er­

fahrungstatsache, daß eine kinetisch definierte Rk. sich im allgemeinen über ziem­

lich weite Temperaturgebiete hin verfolgen läßt, machen verständlich, warum im allgemeinen ein Reaktionsweg so ausgeprägt vorherrscht, daß man an Stelle einer Summe von Exponentialfunktionen mit erheblicher Annäherung nur eine einzige setzen kann. Die Stabilitätsgebiete der Moleküle, wie sie durch ihre innere Energie definiert werden, müssen eine Bedeutung besitzen, die über den Bereich der Ther­

modynamik hinausreicht. Es erscheint berechtigt, die absolute chemische Reak­

tionsgeschwindigkeit

k

wenigstens annähernd für alle chemischen Rkk. mit dem gleichen Betrag einzuseten: log

k =

32—35.

(6)

1 1 7 4

Zur Prüfung dieses Ansatzes wird der Zerfall des Joddampfes (G. St a r c k u.

H. Bo d e n s t e i n, S. 120) u. die Vereinigung von Sauerstoff mit Stickoxyd (Bo d e n­ s t e i n, Ztschr. f. Elektrochem. 16- 876) herangezogen. Die experimentellen Ergeb­

nisse stimmen mit den hier berechneten ausreichend zusammen. (Ztschr. f. physik.

Ch. 7 6 . 129—14. 14/3. 1911. [2S/12. 1910.] Heidelberg. Physik.-chem. Abt. d. chem.

Univ.-Lab.) Le im b a c h.

J. Boselli,

Reaktionsgeschwindigkeiten in Systemen Gas- Flüssigkeit.

(Vgl.

S. 1023.)

Losungsgeschioindigkeiten

: Verss. über die Löslichkeit von

Sauerstoff

und

Kohlenoxyd

in

Wasser.

Die Lösungsgeschwindigkeit ist proportional 1. der Diffe­

renz zwischen der Sättigungskonzentration des Gases u. der allgemeinen Konzen­

tration in der Fl.; 2. der Quadratwurzel aus der Schüttelgeschwindigkeit, soweit diese nicht zu klein ist; 3. der Quadratwurzel aus dem Diffusionskoeffizienten des Gases in Wasser. —

Reaktionsgeschwindigkeiten

bei

chemischen Verbindungen.

Der

Vf. unterscheidet zwei Gruppen: A. Oxydation und Aufnahme von

Kohlenoxyd

durch

Hämoglobin

; Oxydation von

Kaliumpyrogallol

u.

Ferrooxalat.

B. Oxydation von

Ferrosulfat

mit oder ohne Katalysator; Oxydation von

Glucose

in alkal. Lsg.

mit oder ohne Katalysator. Die chemischen Rkk. der Gruppe A. verlaufen prak­

tisch momentan; die gemessene Geschwindigkeit der Rk. hängt nur von der Ge­

schwindigkeit ab, mit welcher die reagierenden Körper durch Diffusion und Kon­

vektion an die Trennungsfläche von gasförmiger und fl. Phase gebracht werden.

Bei den Rkk. der Gruppe B. mißt man die Geschwindigkeit einer Rk. in einem homogenen Medium; die lebhaft geschüttelte Lsg. von Ferrosulfat z. B. kann be­

trachtet werden als praktisch stets gesättigt mit Sauerstoff.

Gruppe A.: Die Reaktionsgeschwindigkeiten sind unabhängig vom Vol. der Fl. u. variieren beträchtlich, je nach dem Schütteln. Gruppe B.: Die Geschwindig­

keiten sind proportional dem Fl.-Vol. u. unabhängig (wenigstens innerhalb weiter Grenzen) vom Schütteln. Es sei

t

die Zeit, die nötig ist, um durch einfaches physikalisches Lösen ein Vol.

V

des Lösungsmittels mit einem Gewicht

p

des

Gases zu sättigen (wobei angenommen wird, daß das Lösungsmittel zu Beginn von

t

gasfrei ist); ferner sei i, die Zeit, die nötig ist, damit durch chemische Verb. das gleiche Gewicht

p

des Gases im Vol.

V

der Lsg. des Körpers, der mit dem Gas reagiert, verschwindet. Wenn

t

im Verhältnis zu i, klein ist, kann man annehmen, daß man einen chemischen Vorgang mißt. Numerisches Beispiel: die Zeit, die nötig war, um in 40 ccm kochendem, destilliertem W. 9/io des Gewichtes Sauerstoff zu lösen, das zur Sättigung dieses W. nötig war (= 0,00112 g), betrug 18,6 Sek.;

die Zeit, die zur Absorption der gleichen Menge Sauerstoff (0,00112 g) durch 40 ccm einer 0,562-n. Lsg. von Ferrosulfat nötig war, betrug 1700 Sek. (C. r. d.

l’Acad. des Sciences 1 5 2 . 374—75. [13/2.*].) BüGGE.

A. Gorbow,

Bemerkungen über chemische Formeln einiger Eutektica.

In Fort­

setzung seiner früheren Mitteilung (Journ. Russ. Phys.-Chem. Ges. 4 1 . 1241; C. 1 9 1 0 . I. 711) gibt Vf. eine Zusammenstellung der stöchiometrischen Zus. von weiteren 57 eutektischen Gemischen. (Journ. Russ. Phys.-Chem. Ges. 4 2 . 1517—29. 4/1.

Petersburg. Nikolauer Ingenieur-Akad.) V. Za w i d z k i.

Luigi Rolla,

Über die Dissoziation krystallwasserhaltiger Salze.

Aus Messungen

von Wie d e m a n n über die Dissoziationsspannung von Hydraten folgt, daß

bei einer bestimmten Temp.

ff

ein Gleichgewicht von der Form existieren muß:

MgS04-7H20 + FeS0<-6H20 ^ FeSO<.7HsO + MgS0<-6H20. (1) Vf. will die Umwandlungstemperatur möglichst genau bestimmen u. mit

(7)

Hilfe der thermodynamischen Formeln darstellen. Außerdem hat er die Kurven der Dissoziationsspannung für die Salzgemische MgS04, xFeS04, 7(1 -j- x)HjO, sowie ZnS04, xFeS04, 7(1 -j- x)H20 aufgenommen. In die thermodynamischen Betrachtungen wird das NERNSTsclie Wärmetheorem einbezogen, nach welchem die Hydratationswärme

q = q„

-j- £ 2’2 und die entsprechende Arbeit

A

=

q0

— g X 2. Ne r n s t unterscheidet drei Klassen von Hydraten, je nach­

dem £ ^ 0. Die Umwandlungstemp. für zwei Hydrate ist dann:

• (2)

Für die Existenz einer solchen ist offenbar nötig, daß

q,'

q"

und £' —

L,'

das gleiche Vorzeichen besitzen. Insbesondere wird ein Salz der dritten Klasse (¿.' <[ 0) stets mit einem der beiden ersten ein Gleichgewicht bilden können, wenn nur seine Hydratations wärme beim absol. Nullpunkt kleiner ist als die der anderen.

Diese Bedingung ist beim Ferrosulfatheptahydrat gegenüber vielen Hydraten nach Schottky erfüllt. Zur Prüfung von Gleichung (2) hat Vf. die Dissoziations­

spannungen bei verschiedenen Tempp. von MgS04-7H20 und FeS04*7H20 mit einem Van’t HOFFschen Differentialtensiineter bestimmt. Gleichheit der Spannungen trat bei 44,01° = 317,10° absol. ein; dies ist also die Umwandlungstemp. Einsetzen der von Frowein u. Cohen ermittelten Werte in Gleichung (2) ergibt = 318,80°

absol. (Atti R. Accad. dei Lincei, Roma [5] 20. I. 112—19. 22/1. Genua. Univ.-

Inst. f. allgem. Cbem.) Byk.

G. lammann,

Über abnorme Abhängigkeit der Krystallisalionsgcschioindigkcit von der Temperatur.

(Vgl. Ztschr. f. physik. Ch. 23. 152. 326; 26. 307; 29. 51;

C. 97. n. 249. 827; 98. II. 326; 99. I. 813 und „Schmelzen und Krystallisieren“

[1903] pg. 131—48 und 326.) Vf. diskutiert die Abweichungen von der früher von ihm gefundenen Regel über die Abhängigkeit der Krystallisationsgeschwindigkeit (= K.-G.) von der Temp. und kommt zu dem Schluß, daß Fll. mit anormaler Ab­

hängigkeit der K.-G. als assoziiert zu betrachten sind, während solche mit n. zwar auch assoziiert sein können, dann aber eine so große Umwandlungsgeschwindig­

keit der vorhandenen Molekülarten ineinander zeigen, daß eine Änderung der Molekularkonzentrationen nicht bemerkbar wird. Die Best. der Temperatur­

abhängigkeit der K.-G. gibt daher eine neue Methode zur

Ermittlung von Assoziation in Flüssigkeiten.

(Van BEMMELEN-Festschrift 297—302. [Aug. 1910.] Göttingen.

Inst. f. physik. Chemie.) GROSCHUFF.

Eduard Jordis,

Beiträge zur Chemie der Kolloide.

(Vgl. S. 452.) Vf. gibt eine kurze Darst. seiner Anschauungen und teilt einige Verss. über die Darst. der

Hydrosole von Fe(0R)3, Al(OH)3, S3Si03 durch Peptisation mittels anorganischer Solbildner

mit, welche seine Ansicht, daß den kolloiden Erscheinungen chemische Vorgänge zugrunde liegen, bestätigen sollen. (Van Bemmelen - Festschrift 214 bis 225. [Aug. 1910.] Erlangen. Chein. Inst, der Univ.) GROSCHUFF.

P. von Weimarn,

Theorie der Übergangserscheinungen zwischen kolloiden und wahren Lösungen.

(Vgl. S. 860.) Jede disperse Phase ist im allgemeinen swl. in dem Dispersionsmittel. Mit steigendem Dispersionsgrad einer solchen Phase nimmt sowohl deren Löslichkeit in dem Dispersionsmittel, wie auch die Diffusions­

geschwindigkeit ihrer Teilchen stetig zu. Die Tendenz dieser Teilchen zur B.

größerer Krystallaggregate wird immer größer, dagegen nimmt die Stabilität des Sols progressiv ab, ebenso wie die Stabilität einer übersättigten Lsg. mit ihrem

(8)

1176

Übersättigungsgrade geringer wird. Demnach gibt es zwischen groben Suspensionen und verd. Lsgg. eine Reihe von Zwischengebilden, und zwar: Suspensionen

—y

feine Suspensionen

—y

Sole

—y

feinste Sole

—y

übersättigte Lsgg.

—y

un­

gesättigte Lsgg. (Ztschr. f. Chem. u. Industr. der Kolloide 8. 24—33. Januar.

Petersburg. Physik.-chem. Lab. des Berginstituts.) v. Za w i d z k i.

P. von Weimarn,

Beiträge zur Kenntnis der Natur der dispersen Systeme.

(Vgl. vorstehendes Ref.) Disperse Systeme werden im allgemeinen charakterisiert nicht nur durch den Aggregatzustand und den Dispersitätsgrad ihrer dispersen Phasen, sondern auch durch die Art der freiwilligen Änderung ihres Dispersitäts­

grades. Je nach dem Sinne, in welchem sich der Dispersitätsgrad solcher Systeme mit der Zeit ändert, können drei verschiedene Typen dieser Systeme unterschieden werden, und zwar: 1. Systeme, deren Dispersitätsgrad sich progressiv verringert.

Es wirkt in ihnen die Oberflächenenergie „erster Art“, die sich langsam in andere Energieformen umwandelt. Dargestellt werden solche Systeme auf dem Wege der KryBtallisation oder Entmischung. — 2. Systeme, deren Dispersitätsgrad sich progressiv vergrößert. Sie verdanken ihre Entstehung dem Vorhandensein der Oberflächenenergie „zweiter Art“, die auf eine Vergrößerung der freien Oberfläche hinwirkt. Man erhält diese Systeme mittels verschiedener Lösungsraethoden. — 3. Systeme, deren Dispersitätsgrad sich mit der Zeit nicht ändert. Es sind dies Systeme im Zustande eines dauernden Gleichgewichts. Sie kommen zustande gewöhnlich in der Nähe von kritischen Punkten. Es können zu ihnen auch die eigentlichen Lsgg. mitgezählt werden. (Ztschr. f. physik. Ch. 76. 212—30. 14/3.

Petersburg. Physik.-chem. Lab. des Berginstituts.) v. Za w i d z k i.

P. Pawlow,

Über kondensierte disperse Systeme.

(Vgl. S. 527.) Den Inhalt der Abhandlung bilden thermodynamische Betrachtungen über Oberflächenenergie, den Dispersitätsgrad der Phasen im Zustande des stabilen Gleichgewichts, über B. disperser Ndd. in Lsgg., über monotrope und enantiotrope Stoffe, über Lage des stabilen Gebietes hochdisperser krystallinischer Gebilde und über Oberflächen­

energie krystallinischer Stoffe. Diese Betrachtungen lassen sich in einem kurzen Auszuge nicht wiedergeben. (Jouru. Russ. Phys.-Chem. Ges. 42. 1631—49. 4/1.

Odessa. Pa u l s Realschule.) v . Za w i d z k i.

P. Pawlow,

Über Anwendung der thermodynamischen Theorie disperser Systeme auf Hydrometeore

(vgl. S. 527). Eine Wolke stellt das Koagulationsprod. des Himmelskolloids dar. Der Dispersitätsgrad wolkenbildender Wassertropfen ist sehr groß, und trotzdem befinden sich diese Tropfen in einem stabilen Zustande, da ihre Oberflächenenergie durch Ggw. elektrischer Ladungen stark vermindert ist.

(Ztschr. f. Chem. u. Industr. der Kolloide 8. 18—24. Januar. Odessa. Realschule.)

v . Za w i d z k i.

P. Pawlow,

Zur Frage über den Niederschlagsformkoeffizienten von P.

von Weimarn.

Vf. versucht auf Grund thermodynamischer Betrachtungen zu be­

weisen, daß die von P. v o n We i m a r n (Ztschr. f. Chem. u. Industr. der Kolloide 2. 301; C. 1908. II. 130) aufgestellte Formel für den „Niederschlagsformkoeffizienten“

innere Widersprüche enthält. (Joum. Russ. Phys.-Chem. Ges. 42. 1650—54. 4/1.;

Ztschr. f. Chem. u. Industr. der Kolloide 8. 138—41. März. Odessa. Pa u l s Real­

schule.) v . Za w i d z k i.

P. von Weimarn,

Bemerkungen zur Abhandlung von P. Pawlow: „Zur Frage über den Niederschlagsformkoeffizienten".

Eine Zurückweisung der Ausführungen von

Pa w l o w. (Vgl. vorstehendes Ref.) (Ztschr. f. Chem. u. Industr. der Kolloide 8.

141—43. März.) v . Za w i d z k i.

(9)

1177 P. von Weimarn,

Zur Frage der Untersuchungsmethoden capillarchemischer Probleme.

Polemische Auseinandersetzungen mit P. Pa w l o w, über die im Original nachzulesen ist. (Ztschr. f. Chem. u. Industr. der Kolloide 8. 133—38. März.

Petersburg.) v. Za w i d z k i.

W. Plotnikow,

Elektrische Leitfähigkeit nichtwässeriger Lösungen. VIII.

Aluminiumbromid und Nitrobenzol.

(Vgl. Joum. Kuss. Phys.-Chem. Ges. 40. 1238;

C. 1909. I. 492.) Nitrobenzol ist nicht assoziiert, seine DE. beträgt 35. Die vom Vf. bei 18° gemessenen molekularen

Leitfähigkeiten des Aluminiumbromids in Nitro- benzollsgg.

waren gering; betrug ca. 4,5. Trotzdem ist der Dissoziationsgrad des AlBr3 in Nitrobenzol bedeutend. Diese Tatsachen sprechen gegen die Annahme, daß der Assoziationsgrad der Lösungsmittel deren Dissoziationsvermögen bestimmt.

(Journ. Russ. Phys.-Chem. Ges. 42. 1589—96. 4/1. Kiew. Physik.-chem. Lab. des

Polytechnikums.) v . Za w i d z k i.

George W. Todd,

Die Beweglichkeit des positiven Ions in Gasen bei niederen Drucken.

Die vom Vf. beschriebenen Verss. beweisen, daß die Beweglichkeit des positiven

Ions

bei niederen Drucken, bis zu einigen mm Hg, umgekehrt pro­

portional dem Druck ist. Untersucht wurden

Luft, Kohlendioxyd, Wasserstoff, Äthylbromid.

Die Ionisation (durch X-Strahlen) war beim Wasserstoff so gering, daß unterhalb 4 mm Hg keine Ablesungen gemacht werden konnten. Bestst. der Beweglichkeit des negativen Ions in Luft ergaben Werte von derselben Größen­

ordnung, wie sie von Ko v a r i k (Phys. Rev. 30. 420) erhalten wurden; sie zeigen eine sehr bedeutende Zunahme der Beweglichkeit bei niederen Drucken. — Das negative Ion besteht entweder aus einem Aggregat von Molekülen um eine Ladung, oder aus einem einzigen Molekül (oder einer konstanten Anzahl von Mole­

külen) in Verbindung mit einer Korpuskel. Im ersteren Falle würde das Aggregat bei niederen Drucken weniger komplex werden, im zweiten Falle wäre die Kor­

puskel fähig, von einem Molekül zum anderen zu wandern. — Wenn das positive Ion ein Aggregat von Molekülen um eine positive Ladung ist, so ist dieses Aggregat beständig bis hinab zu Drucken von ca. 1 mm. Existiert eine positive Einheit der Elektrizität, so ist sie bei gewöhnlicher Temp. und bei Drucken oberhalb 2—3 mm untrennbar von den das Ion bildenden Molekülen, da sonst eine Zunahme der Beweglichkeit erfolgen müßte. Möglicherweise existiert bei hohen Tempp. die positive Einheit eine Zeitlang in freiem Zustande; denn die Beweglichkeit der positiven Ionen in Flammen ist viel größer, als sie nach dem Temp.-Gesetz sein müßte. (Proc. Cambridge Philos. Soc. 16. 21—25. 15/2. 1911. [31/10.* 1910.] Cam­

bridge. Em m a n u e l Coll.) Bu g g e.

S. G. Lusby,

Die Beweglichkeit des positiven Flammenions.

Der Vf. bestimmte nach der Methode von H. A. Wil s o n die Geschwindigkeit der

positiven Ionen,

die

durch Einführung von Salzperlen in die Bunsenflamme entstehen. Für Metalle der Alkali- und Erdalkaligruppe beträgt diese Geschwindigkeit 290 cm pro Sek., bei einer Temp. von 14,50° absol.; hierbei ist die chemische Natur des Salzes ohne Einfluß, da mit folgenden Substanzen gleiche Resultate erhalten wurden:

K,CO.,, KOH, KCl, KBr, K J; KMnO„ KNaCOa, K*Fe(CN)6; Na,COa, NaOH, NaCl;

LiBr, RbCl, Rb2C03, CsCl, CssC03; BaCOs, BaCls; SrC03, SrCL,; CaCl,. Besonders geeignet für die Messungen erwies sich das Kaliumpermanganat, wegen seiner ziemlich hohen Leitfähigkeit und seiner geringen Flüchtigkeit; die chemische Zers, des Salzes ist ohne Einfluß auf seine Ionen. — Mit Hilfe einer theoretisch ab­

geleiteten Formel konnte nachgewiesen werden, daß das positive Ion eine M. be­

(10)

1178

sitzt, die der M. eines Wasserstoffatoms sehr nahe kommt. (Proe. Cambridge Philos. Soc. 16. 26—34. 15/2. 1911. [31/10.* 1910.] Cambridge. Em m a n u e l Coll.)

Bu g g e.

A. E. Oxley,

über die magnetischen Suszeptibilitäten geicisser Verbindungen.

Der Vf. bestimmte die

spezifische Suszeptibilität

von

Kaliumferrocyanid, Kalium- ferricyanid, Eisencarbonyl

und

Nickelcarbonyl.

Die Unters, erfolgte nach einer modifizierten Methode von Cu r i e, die darin bestellt, daß mittels Torsion der Be­

trag der Verschiebung ermittelt wird, den die betreffende Substanz unter dem Ein­

fluß eines starken Magnetfeldes erfahrt. Vorverss. mit Toluol, Benzol etc. ergaben folgende Werte für —10’ / :

Toluol

7,60;

Benzol

7,38;

Amylalkohol

8,36;

Cymol

8,15. Für die Suszeptibilität der Eisencyanide und Carbonyle wurden folgende Zahlen erhalten:

Kaliumferrocyanid

—4,23 X 10-7 (D. 1,830);

Kaliumferricyanid

-4-93,83 X IO“ 7 (D. 1,822);

Eisencarbonyl,

Fe(CO)s, —4,00 X 10-7 (D.10 1,462);

Nickelcarbonyl,

Ni(CO),, —4,S1 X 10—7 (D.19 1,356). — Es wäre denkbar, daß die experimentell gefundenen geringen Werte der Suszeptibilität zurückzuführen wären auf je zwei größere Suszeptibilitäten para- und diamagnetischer Natur. Diese Frage konnte mit Hilfe der LANGEVINschen Theorie entschieden werden, wonach der Paramagnetismus sich mit der Temp. ändert, der Diamagnetismus nicht. Die erneute Best. der Suszeptibilitäten für Temp. innerhalb ca. 80° zeigte, daß eine Übereinanderlagerung eines diamagnetischen Koeffizienten über einen paramagne­

tischen nicht vorliegt (Proc. Cambridge Philos. Soc. 16. 102—11. 15/2. 1911.

[17/12. 1910.] Trinity Coll.) BUGGE.

Pierre Weiss,

Über die Größe des Magnetons, berechnet aus den Magneti­

sierungskoeffizienten der Lösungen der Eisensalze.

(Vgl. S. 616.) Der Vf. zeigt zahlenmäßig den genauen Grad der Übereinstimmung zwischen den molekularen Sättigungen gelöster

Eisensalze,

wie sie sich nach der kinetischen Theorie be­

rechnen lassen, mit den ganzen Multipein des

Gramm-Magnetons m

(worunter der den molekularen Sättigungen des Eisens und Nickels bei sehr niederen Teinpp. ge­

meinsame aliquote Teil

m —

1123,5 verstanden wird). Folgende Eisensalze (Messungen von PASCAL) werden berücksichtigt: Kaliumferricyanid, Ferriammonium- pyrophosphat, Fcrriammoniumcitrat, Natriuinferripyrophosphat, Natriumferrimeta- pbosphat, Forrichlorid, Ferrisulfat, Kaliumferrometaphosphat, Natriumferrooxalat, Natriumfcrropyrophosphat, Ferrosulfat. Als aliquoter Teil, der allen molekularen Sättigungen des Eisens gemeinsam ist, ergab sich die Zahl 1122,1. Dieser Wert weicht nur sehr wenig von demjenigen (1123,5) ab, der sich aus Verss. mit den Metallen bei fl. Wasserstofftemp. berechnen läßt. (C. r. d. l’Acad. des Sciences

152. 367—69. [13/2.*].) Bu g g e.

Pierre Weiss und G. Foex,

Untersuchung über die Magnetisierung ferromagne­

tischer Körper oberhalb des Curieschen Punktes.

Vorliegende Arbeit ist in ihren Er­

gebnissen u. Schlußfolgerungen bereits früher (vgl. S. 3 u. 616) besprochen worden.

Nachzutrageu ist folgendes: Die Ermittlung der CüRlEschen'Konstante u. anderer magnetischer Eigenschaften der

Eisen-Nickel-Legierungen

oberhalb des CüRlEschen Punktes gestattet Schlüsse zu ziehen über ihre Konstitution. Die Eisen-Nickel- Legierungen bilden, wenigstens bei hohen Tempp., zwei ununterbrochene Reihen von festen Lsgg., die sich einerseits von Fe bis Fe,Ni, andererseits von FesNi bis Ni erstrecken. Die Existenz einer

Verb. Fe^Ni

ergibt sich nicht nur aus dem Dia­

gramm der CüRlEschen Konstanten, sondern auch aus den Werten für die spezi­

fische Sättigung beim absoluten Nullpunkt. Das magnetische Molekularmoment, das für die Lsgg. additiv ist, hört bei der chemischen Verb. auf, additiv zu sein.

(Arch. Sc. phys. et nat. Geneve [4] 31. 5—19. 15/1. 89—117. 15/2.) Bu g g e.

(11)

1179 Gouy,

Über die periodische Struktur der magnetokatliodischen Strahlen.

(Vgl.

S. 952.) Wenn die von der Hauptkathode ausgehenden

Strahlen

auf einen zweiten Draht fallen, dessen Potential um

V

kleiner ist wie das der Anode, beobachtet man, daß die — für

V

= 0 sehr blassen — Streifen an Helligkeit zunehmen, wenn

V

auf ca. 100 Volt steigt; sie werden dann schwächer und verschwinden, bevor die beiden Kathoden dasselbe Potential erreicht haben. Man erhält also sowohl mit Glas^ als auch mit Metall schöne Streifen nur dann, wenn das Bündel durch interkathodische Wrkg. verstärkt wird. Der Vf. konnte mittels eines Phosphorescenzschirmes nachweisen, daß die

magnetokatliodischen Strahlen

eine

periodische Struktur besitzen. Diese Periodizität steht im Einklang mit der Hy­

pothese, nach welcher die magnetokathodischen Strahlen als schraubenförmige Elektronenbewegungen aufzufassen sind. (C. r. d. l'Acad. des Sciences 152. 353

bis 35ß. [13/2.*].) Bu g g e.

R. T. Beatty,

Die Ionisation schwerer Gase durch X-Strahlen.

(Vgl. Proc.

Cambridge Philos. Soc. 16. 492; C. 1910. II. 1698.) Wenn

Selenwasserstoff,

H2Se,

durch X-Strahlen ionisiert wird, so bleibt die Ionisation konstant, bis die X-Strahlen ein bestimmtes Durchdringungsvermögen erlangt haben. Ist dies Stadium erreicht, dann wächst die Ionisation bis zu einem Wert, der verschiedene Male größer ist als der ursprüngliche; sie bleibt annähernd ebenso abnorm groß, wenn auch das Durchdringungsvermögen der X-Strahlen weiter zunimmt. Dies hängt wohl damit zusammen, daß die ionisierte Substanz gerade dann eine abnorm große Absorption der X-Strahlen zeigt, wenn die abnormen Ionisationswerte beo­

bachtet werden, und daß sie daun eine charakteristische X-Strahlung und eine größere Menge von (S-Strahlen auszusenden beginnt. — Ähnliche Resultate erhält man mit

Nickelcarbonyl

, NiC04) und mit

Arsenwasserstoff',

H3As. (Proc. Cambridge Philos. Soc. 16. 46—47. 15/2. 1911. [31/10.* 1910.] Cambridge, “Em m a n u e l Coll.)

Bu g g e.

J. A. Crowther,

Über die Verteilung der sekundären Röntgenstrahlungen rund um den Radiator.

(Vgl. Proc. Royal Soc. London. Serie A. 84. 226; C. 1910. II.

114.) Eine Substanz sendet unter dem Einfluß von

X-Strahlen

zwei Arten von Strahlen aus: 1! die zerstreute Strahlung, welche die gleiche Absorbierbarkeit besitzt wie die Primärstrahlung, 2. die homogene Strahlung, deren Absorbier­

barkeit unabhängig von den Primärstrahlen und charakteristisch für den Ra­

diator ist. Der Vf. untersuchte die Verteilung beider Arten von Sekundärstrahlen.

Die zerstreute Strahlung erreicht in der Richtung des Primärbündels sowohl nach vorn als auch nach hinten ein Maximum; senkrecht zu dieser Richtung nimmt sie auf ein Minimum ab. Für jede bestimmte Neigung zum Primärbündel existiert immer ein Überwiegen der Strahlung in der Richtung nach vorn, und zwar um so mehr, je mehr man sich der Richtung der Primärstrablen nähert. — Die cha­

rakteristische Strahlung wird gleichförmig nach allen Richtungen rund um das Primärbündel emittiert. (Proc. Cambridge Philos. Soc. 16. 112—20. 15/2. 1911.

[28/11* 1910.] St. Jo h n s Coll.) Bu g g e.

Jacques Parmentier,

Bestätigung des Stefan-Boltzmannschcn Gesetzes mit Hilfe eines Melcerschen Ofens.

Der Vf. weist nach, daß für die

Strahlung

eines

mit Gasflammen geheizten Ofens (MEKERscher Ofen) ebenso wie für einen schwarzen Körper die Gleichung

e

= ff

T*

gilt. Die Proportionalität der Strahlung zu

T*

wird für das Intervall zwischen 550 und 1400° nachgewiesen. Für die Konstante ff erhält der Vf. den Wert 4,8-10—18 in Watt pro qcm und Sek. (Ann. Chim. et

Phys. [8] 22. 417—27. März.) Bu g g e.

(12)

1180

J. Koenigsberger und J. Kutschewaki,

Notiz über gerade Dispersion von Kanalstrahlen.

(Vgl. K o e n i g s b e r g e r u. K i l c h l i n g , S. 115.) In der Kathode von Vakuumröhren häufen sich je nach der Vorbehandlung verschiedene Gase an. Um sie zu unterscheiden, muß man mit möglichst großer magnetischer Dispersion arbeiten; um die Ablenkung für leichte Gase nicht zu groß werden zu lassen, kom­

pensiert man sie teilweise durch die entgegengesetzte elektrostatische Ablenkung.

So erzielt man — wie im geradsichtigen Prisma — starke Dispersion bei kleiner Ablenkung. Das Verf. wird an einer schematischen Abbildung erläutert.

Bei der Wrkg. der Kanalstrahlen auf photographische Platten muß man rein chemische Wrkg. (oder elektrische ?) von wahren photographischen Erscheinungen trennen. So erklären sich manche Widersprüche gegen frühere Beobachter. (Verh.

Phys. Ges. 13. 151—53. 28/2. [2/2.].) W. A. ROTH-Greifswald.

J. Amann,

Ultramikroskopische Beobachtungen.

Wiedergabe von Abschnitt I u. III der S. 957 referierten Abhandlung. (Schweiz. Wchschr. f. Chem. u. Pharm.

49. 137—39. 11/3. 1911. [1910.] Lausanne.) GrOSCHUFF.

Eritz Weigert,

Eine einfache Methode zur Konstruktion von Schwärzungs- kurven photographischer Platten.

Das Verf. beruht auf der Exposition einer photo­

graphischen Platte unter einem quadratischen Skalenphotometer von mög­

lichst vielen Schichten durchscheinenden Seidenpapieres. Das entwickelte Negativ wird mit dem in gekreuzter Lage darübergelegten Originalphotometer kopiert, wo­

durch sich die

Schwärzungslcurvc

als gebogene Schattengrenze abbildet (Ver- hdlg. Dtsch. Phys. Ges. 12. 50C. 2 1 /3 . Berlin. Chem. Inst. d. Univ.) By k.

Otto Hahn,

Der Brüsseler Kongreß für Radiologie und Elektrizität vom 13. bis 15. September 1910, Nomenklatur und Radiumstandard.

Die Zeit, in der die Aktivität einer einheitlichen Substanz um die Hälfte abnimmt, wird als

Halbwert­

zeit

oder

Halbierungszeit,

keinesfalls aber als „halbe Lebensdauer“ bezeichnet. Der alte Ausdruck „induzierte Aktivität“ für

aktiven Niederschlag

soll vermieden werden, da es sich um wohlcharakterisierte Substanzen handelt. Bezeichnet man eine Gruppe, so spricht man weiter z. B. von Radium C oder Mesothorium, die einzelnen Körper unterscheidet man durch fortlaufende Indices oder Zahlen (Radium Cs oder Mesothorium 1). Man vergleicht die Radioaktivität eines Körpers am besten mit Radium; starke Ra-Präparate bestimmt man quantitativ durch ihre y-Strahlen, ge­

ringe Präparate nach ihrer Emanationsmenge. Neben der Emanationsmenge mißt man vielfach (besonders in Österreich für balneologische Zwecke) die absolute Stromstärke in „MACHE-Einheiten“ (1 MACHE-Einheit = 3-10- 13 Amp.).

Man wünscht, einen starken, international vereinbarten

Radiumstandard

zu

besitzen, da die bisherigen um ca. 20% abweichen. Frau Cu r i e erklärt sich zur Anfertigung eines solchen von ca. 20 mg Gewicht bereit. Er soll in Paris auf­

bewahrt werden. Nach seiner Herst. sollen kleinere Vergleichsstandards hergestellt werden. Man will versuchen, kleinere Ra-Mengen von 1 —2 mg genau mit dem großen Standard zu vergleichen, um die kleinen Standards der Einzelstaaten eichen zu können. Für die Haltbarkeit ganz schwacher RaBr3-Lsgg. fehlt noch die Er­

fahrung. Die mit 1 g Radiummetall im Gleichgewicht befindliche Menge Emanation soll

„1 Curie

“ heißen, ein Tausendstel

„1 Millicurie

“ etc.

Die Beschlüsse sind noch nicht bindend; doch soll der große internationale Standard möglichst bald hergestellt werden. Anfragen sind au Prof. MEYER-Wien zu richten. (Verh. Phys. Ges. 13. 154—58. 28/2.) W. A. ROTH-Greifswald.

A. Dufour,

Spontane Rotation des Quecksilberbogens und Rotation im Magnetfeld.

Beobachtung des Dopplereffektes.

Läßt man einen Quecksilberbogen bei schwachem

(13)

1181 Druck zwischen zwei konzentrischen Hg-Elektroden, die voneinander durch ein zylin­

drisches Quarzrohr getrennt sind, überspringen, so beobachtet inan im oberen Teil des Bogens eine leuchtende Kalotte, die auf eine rapide Rotation des Bogens um die Achse des App. zurückzuführen ist. Man kann diese Rotation demonstrieren, indem man ein der „CltOOKESschen Lichtmühle“ ähnliches Rädchen an den Rand der Quarz­

röhre bringt; es dreht sich, sobald der Bogen übergeht. Unter dem Einfluß eines vertikalen magnetischen Feldes dreht sich der Quecksilberbogen in dem Sinne, den die Gesetze des Elektromagnetismus voraussehen lassen. Der Dopplereffekt kann an den Strahlungen, welche die Ränder des Bogens aussenden, wahrgenommen werden. Die Variierung der Wellenlänge stimmt qualitativ mit dem Rotationssinn überein. Sie scheint sich nicht merklich zu ändern, wenn das Feld von 2000 auf 3000 Einheiten wächst. Die Messungen ergeben, daß die Änderung der Wellen­

länge ca. 2-mal größer ist, wenn der Bogen sich vom Beobachter entfernt, als wenn er sich ihm nähert. (Ann. Chim. et Phys. [8] 22. 282— OG. Februar.) Bu g g e.

Otto Ruff,

Über die Lichtdurchlässigkeit von Gemischen mehrerer lichtabsor­

bierender Stoffe (Nachweis neuer Molekülarten auf spektrochemischem Wege).

Der

Inhalt der Abhandlung, bezüglich deren Einzelheiten auf das Original verwiesen wird, ist folgendermaßen zusammengefaßt: 1. Fügt man zu einer immer gleichen .

Schwefelstickstoff menge in flüssigem Ammoniak

steigende Mengen

Schwefelwasserstoff,

so ändert sich die Lichtdurchlässigkeit dieser Lsg. (vgl. Ru f f, He c h t, S. 1034) für eine bestimmte Wellenlänge mit der Schwefelwasserstoifmenge der Art, daß eine Reihe von

Minima und Maxima der Lichtdurchlässigkeit

zur Ausbildung kommen.

2. Diese Minima und Maxima finden eine einwandfreie Erklärung in der Annahme, daß sie durch das

Auftreten immer neuer Molekülarten

bedingt sind; denn es läßt sich, vom BEEIischen Gesetz ausgehend, zeigen, daß solche Minima und Maxima immer auftreten müssen, wenn zwei gefärbte (oder ein gefärbter u. ein ungefärbter) Stoffe sich zu neuen Molekülarten in einer Reihe von Folgerkk. umsetzen, sofern bestimmte Beziehungen zwischen den Lichtdurchlässigkeiten der Einzelstoffe und den Gleichgewichtskonstanten der Eiuzelrkk. vorliegen; aus der Lage dieser Minima und Maxima lassen sich auch Rückschlüsse auf die ungefähre Zus. der sie be­

dingenden Molekülarten ziehen, sofern diese kräftig entwickelt sind, u. die Gleich­

gewichtskonstanten klein sind.

3. Die rechnerische Behandlung der Lichtdurchlässigkeit derartiger Gemische mehrerer gefärbter Stoffe geschah unter Benutzung der beiden folgenden Wege:

a) Es wurde die Anfangskonzentration des einen der beiden Ausgangsstoffe als konstant, diejenige des zweiten als variabel angenommen, b) Es wurde die Summe der Anfangskonzentrationen der Ausgangsstoffe als konstant gleich 1 und jede der Einzelkonzentrationen innerhalb 0—1 als variabel angenommen.

4. Für das Reaktionsschema n l - f B ^

C

ergab sich so: a) Bei Benutzung des ersten Weges, daß nur ein Maximum oder ein Minimum gefolgt von einem Maximum zur Ausbildung kommen kann. Das Minimum liegt, sofern das zu ihm gehörige Maximum einigermaßen kräftig entwickelt ist, so nahe bei 0, daß es sich der Beobachtung meist entziehen wird; b) bei Benutzung des zweiten Weges, daß ein Maximum oder ein Minimum gefolgt von einem Maximum oder auch ein Minimum allein zur Ausbildung kommen kann. Das mit dem Maximum zusammen auftretende Minimum liegt, ebenso wie das oben erwähnte, nahe bei Null; das für sich allein auftretende Minimum entspricht nach Lage u. Bedeutung dem für sich allein auftretenden Maximum. — 5. Bei der doppelten Umsetzung nach dem Schema:

ab cd

ac-f-h d

führt der erste Weg höchstens zu einem Maximum. 6. Bei den gekoppelten Rkk.:

n l - f j5 ^

C

mit

nA

-f-

O

^

D

führt der erste Weg zu einem Minimum

(14)

gefolgt von einem Maximum oder zu einem Maximum allein oder zu einem Minimum, das dem oben erwähnten entspricht, gefolgt von einem Maximum. Der zweite Weg liefert neben den genannten Grenzwerten eventuell auch ein Maximum gefolgt von einem Minimum. — 7. Entstehen aus beiden Stoffen,

A

und

B,

noch

mehr neue Molekülarten als zwei, so gilt ganz allgemein für beide Wege, daß die Zahl der möglichen Grenzwerte die Zahl der neuen Molekülarten nicht über­

schreiten kann, daß die Zahl der Grenzwerte somit auch die Mindestzahl der neuen Molekülarten angibt. Die Lage dieser Grenzwerte erlaubt nur einen ungefähren Rückschluß auf die Zus. der neuen Molekülarten. — 8. Ist die Lichtdurchlässigkeit des einen der beiden miteinander in Rk. tretende Stoffe gleich 1, so zeigt sich bei den Rkk. « i -f- B ^

C

überhaupt kein Grenzwert, und für die gekoppelten Rkk. fällt das nahe bei

y

= 0 liegende Minimum weg; für die weitere Verb. ge­

koppelter Rkk. untereinander gilt dasselbe, wie das unter 7. Ausgeführte.

Im Anhang wird noch über Messungen (mit Leopold Hecht) von Lichtdurch­

lässigkeiten an Gemischen von Lsgg. von a)

Kobalt-

u.

Nickelchlorid,

b)

Methylen­

blau

u.

Azobenzol,

c)

Helianthin

und

Azobenzol,

d)

Methylorange

und

Methylenblau,

u. e)

Brom

u.

Jod

berichtet, a) u. b) ergaben der Theorie entsprechende Kurven;

c) u. d) führten zu Kurven mit einem Maximum oder einem Minimum, ent­

sprechend der Voraussetzung, daß sie in doppelter Umsetzung reagierten; e) lieferte Kurven, aus denen ein Hinweis auf die B. größerer Mengen einer Verb. aus beiden Stoffen in der angewendeten großen Verdünnung nicht zu entnehmen war. (Ztschr.

f. physik. Ch. 76. 21—57. 28/2. 1911. [2(3/11. 1910.] Anorg. u. elektrochem. Lab.

Techn. Hochschule Danzig.) Bl o c h.

J. J. Van Laar,

Über „einfache

und „nichteinfache“ Systeme der thermo­

dynamischen Chemie.

Vf. tritt sehr entschieden dafür ein, daß man der GlüliSschen Methode des thermodynamischen Potentiales mehr Beachtung schenkt u. sich nicht um sog. „einfachere“ Systeme bemüht. Dabei exemplifiziert er besonders auf das

von Wa s h b u r n auf einen modifizierten CARNOTschen Kreisprozeß gegründete

System (Journ. Americ. Chem. Soc. [4] 32. 467; C. 1910. I. 2047; II. 617). Die WASHRURNsche Methode bleibt auf ideale Lsgg. beschränkt. Dagegen ist die GlBBSsehe Methode des thermodynamischen Potentiales mit Integralbeziehungen nicht nur am zweckmäßigsten und verhältnismäßig einfachsten, sondern auch ganz allgemein anwendbar. (Ztschr. f. physik. Ch. 76. 67—74. 28/2. 1911. [24/11. 1910.]

Haarlem.) Le im b a c h.

Ernst Cohen,

Zur Thermodynamik der Normalelemente. (Fünfte Mitteilung

.)

Zwischen den auf thermodynamischem Wege berechneten Werten der chemischen Energie des CLARKschen und des WESTONschen Elementes u. denselben Werten, wenn sie mittels der elektromotorischen Messungen der P.T.-Reichsanstalt u. a. aus der Gi b b s-v o n HELMHOLTZschen Gleichung berechnet werden, besteht eine Difie- renz. Im ersten Palle findet man z. B. für CLARKsches Element bei 18°

Ec =

81127 Cal., im anderen Palle 82402 Cal. Das erklärt sich aus der Tatsache, daß die bisher benutzten Temperaturformeln der EMK. dieser Elemente nicht richtig sind. Weder bei dem bisher benutzten

Clarkschen Element, noch bei dem Weston- sehen Nornmlelement läßt sich die Beziehung zwischen EMK. und Temperatur

mittels einer kontinuierlich verlaufenden Kurve darstellen. (Chemisch Weekblad 8. 1—4.

7/1.; Ztschr. f. physik. Ch. 76. 75—7S. 28/2. 1911. [Dezember 1910.] Utrecht. Va n’T

HOFF-Lab.) Le im b a c h.

W. Nernst,

Untersuchungen über die spezifische Wärme bei tiefen 'Tempera­

turen. III.

Die bereits früher referierten Messungen der spezifischen Wärmen fester Stoffe (Sitzungsber. Kgl. Pr. Akad. Wiss. Berlin 1910. 262; C. 1910. I. 1411)

1182

(15)

1183 wurden unter Verwendung von fl. H, auf noch tiefere Ternpp. ausgedehnt, und zwar an den Stoffen

Blei, Silber, Aluminium, Zink, Kupfer, Jod, Chlorkalium

und

Kalomel.

Die Ergebnisse werden durch nebenstehende Kurventafel (Fig. 47) wieder­

gegeben. Die Kurve für Jod verläuft dicht unter der von Blei, die von KCl zwischen Ag u. Zn, Kalomel zeigt einen anderen Verlauf. Die Resultate bestätigen durchaus die Theorie von Ei n s t e i n (Ann.

der Physik [4] 22. 184), nach der die spezifischen Wärmen aller festen Stofie gegen Null konvergieren, und gehorchen angenähert der von diesem Forscher ge­

gebenen Formel. Die Berechnung der Eigenfrequenz aus der empirisch gefun­

denen Kurve und nach der Formel von

Lin d e m a n nführt zu gut übereinstimmen­

den Resultaten (Physikal. Ztschr. 11. 609;

C. 1910. II. 715). KCl verhält sich ähn­

lich wie ein Element, da die Eigen­

schwingungen seiner Komponenten an­

genähert gleich sind, was bei Kalomel nicht der Fall ist.

Bei der Eichung des Widerstands-

thermometers wurde gefunden, daß der Temperaturkoeffizient des Widerstandes von Pt mit abnehmender Temp. unterhalb 65° absolut sehr rasch abfällt, wras bei Blei nicht in demselben Maße der Fall ist. Es zeigte sich ferner, daß der Wider­

stand einer Reihe von Metallen etwa derselben Gleichung folgt, wie die spezifische Wärme. Für Blei ergab sich z. B. die Formel:

w = J U 6 2 6 _ + 0>00070_

Fig. 47.

Der Wert des Zusatzgliedes hängt von den im Metall vorhandenen Verun­

reinigungen ab; ob es für ganz reines Metall verschwindet oder nur ein Minimum erreicht, muß dahingestellt bleiben. Die Zahlen werte, die im Zähler der Expo­

nentialfunktion stehen, zeigen mit den Werten

ßv

der ElNSTEINschen Formel einen auffälligen Parallelismus. (Sitzungsber. Kgl. Pr. Akad. Wiss. Berlin 1911. 306—15.

[23/2.*] Pbysik.-chem. Inst. d. Univ. Berlin.) Sackuk.

F. A. Lindemann,

Untersuchungen über die spezifische Wärme bei tiefen Tem­

peraturen. IV.

Die von Ne r n s t (vgl. vorst. Ref.) gefundene empirische Beziehung zwischen der spezifischen Wärme und dem Widerstand der Metalle bei tiefen Ternpp. läßt eine theoretische Deutung zu. Unter gewissen Annahmen gelingt es dem Vf., aus der Elektronentheorie der Metalle in Verb. mit der Pl a n c k-Ei n s t e i n-

schen Theorie für den Widerstand der Metalle bei tiefen Ternpp. die Formel:

ßy T

+

2

AB

ßr

2 T

+

B-

abzuleiten, die mit der Erfahrung hinreichend gut übereinstimmt. Allerdings muß noch die Frage offen bleiben, ob nicht die Elektronentheorie der Metalle auf eine

(16)

1 1 8 4

ganz andere Grundlage gebracht werden muß. (Sitzungsber. Kgl. Pr. Akad. Wiss.

Berlin 1 9 1 1 . 3 1 6 —21. [ 2 3 / 2 . * ] Berlin. Pbysik.-cbem. Inst. d. Univ.) Sa c k d r. C. Mariller,

Beitrag zum Studium der Gesetze der Destillation von binären Flüssigkeitsgemischen.

Aus der für die Dest. eines Gemisches nicht misch­

barer FlI. geltenden Formel:

=

~

~

(worin

a

und

b

die übergehendeu Flüssigkeitsmengen, »» und

m'

die Mol.-Geww. und

F

und

F'

die Tensionen der beiden Fll.) folgt, daß sieh die Fll. leicht trennen lassen, wenn

in-F

und

m'-F

stark verschieden sind. Ist dies nicht der Fall, so kann man durch Änderung des Druckes oder Zusatz eines gelösten Körpers Verschiedenheit bewirken. Folgende Tabelle zeigt den Einfluß von NaCl-Zusatz zu einem Gemisch von Wasser und Amylalkohol:

Teile NaCl Kp. der Kp. des Zus. des Dampfes

auf 100 W. NaCl-Lsg. Gemisches Vol. Wasser Vol. Amylalkohol

15,4 102,25 97,7 39,8 61,1

21,6 103,75 99,75 40,25 59,75

27 105,50 101,4 38,10 61,90

38,5 108 104,5 35,20 64,8

40 109,7 105,2 — —

Das Verhältnis Vol. Wasser/Vol. Amylalkohol erreicht also ein Maximum, um bei voller Sättigung mit NaCl wieder zu sinken.

Dest. mischbarer Fll. Aus Tensionsbestst. älterer Autoren und aus der folgenden Tabelle geht hervor, daß das Verhältnis j r (F] = Tension des Gemisches) für jedes Gemisch eine von der Temp. unabhängige Konstante ist:

Tensionen eines Wasser-Alkoholgemisches.

Temp.

F F’ Ft

für folgende Mengen A.

(Wasser) (Alkohol) 8 9 %

80% 50% 33,3 % 10% 5%

12° 10,2 29,75 28 _ 23,9 21 _ _

40° '. ! 54,9 137 130,16 126,16 116,75 103,25 75,4 65 60,5°. . 151 354,6 342,25 332,32 300,75 277,38 235,2 175,2

70° . . 234 543 526,25 511 463,5 376,4 289,7 261

80,5°. . 360 824 800,7 778 705,6 642,8 469,9 416,1

82« . . 380 873 1 849 Werte des Verh

825 ältnisses

743,7

F+F

682,4 515 456,4

12° . . — — . 0,699 — 0,597 0,520 — —

40° . . — — 0,677 0,657 0,599 0,530 0,365 0,334

60,5°. . — — 0,676 0,656 0,594 0,547 0,376 0,330

70° . . — 0,677 0,657 0,595 0,541 0,372 0,335

80,5°. . — 0,675 0,656 0,595 0,542 0,380 0,351

82° . . — _ 0,677 0,657 0,596 0,544 0,400 0,363

Das gleiche Ergebnis erhielt Vf. mit Äther-Alkoholgemischen (s. die folgende Tabelle).

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