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Die Naturwissenschaften. Wochenschrift..., 13. Jg. 1925, 27. März, Heft 13.

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'IM» bt.

iMftej DIE

NATURWISSENSCHAFTEN

H E R A U S G E G E B E N VON

A R N O L D B E R L I N E R

ORGAN DER GESELLSCHAFT DEUTSCHER NATURFORSCHER UND ÄRZTE

U N D

ORGAN DER KAISER WILHELM-GESELLSCHAFT ZUR FÖRDERUNG DER WISSENSCHAFTEN V E R L A G V O N J U L I U S S P R I N G E R I N B E R L I N Wq

HEFT 13 (SE IT E 253-276) 27. M ÄRZ 1925 DREIZEHNTER JAHRGANG

I N H A L T : Hermann Braus f . Von H. Sp e m a n n, Freiburg i. B r. 2 5 3 Über die Entw icklung stellarer Materie. Von P. t e n

Br u g g e n c a t e, Göttingen. (Mit 7 Figuren) . . 2 6 1 Über den Grad der Däm pfung der Ohrresonatoren.

Von E . Me y e r, Berlin, und E. Wa e t z m a n n, Breslau ...268 Be s p r e c h u n g e n :

Ge h l h o f f, G ., Lehrbuch der technischen Physik für fortgeschrittene Studenten und Ingenieure.

Erster B and: Maße und Messen, Mechanik, A kustik und Therm odynam ik. Von R. Swinne, B e r l i n ... 271 Ch w o l s o n, O.D., Die Physik und ihre Bedeutung

für die Menschheit. Von W . W estphal, Berlin 272

Kö p p e n, W ., Die K lim ate der Erde. Von Bruno Schulz, H a m b u r g ...2 7 2 He d i n, Sv e n, Ossendowski und die W ahrheit.

Von O. Baschin, Berlin ...2 7 3 Ge s e l l s c h a f t f ü r Er d k u n d e z u Be r l i n: Ein­

beziehung des Nordpolgebietes in den W eltluft­

verkehr. Die Argentinische Kordillere . . . . 2 7 3 Mi t t e i l u n g e n a u s v e r s c h i e d e n e n Ge b i e t e n:

Aufhellung alter vergilbter Drucke. Über den W ärm ehaushalt der Waldameise Form ica rufa.

Experim entelle Studien über Schallperzeption bei Reptilien. Un nouveau mode d ’autotom ie:

l ’a u t o p s a l i z e ... 275

Abb. 12. Geleisefehler, wie sie durch das Fernrohr übertrieben erscheinen

Aus: Oie F e r n r o h r e u n d E n t f e r n u n g s m e s s e r

Von A. König Dr. phil., Beamten des Zeiss=Werkes

215 Seiten mit 254 Abbildungen. 1923. Format 16x24 cm. 7.50 Goldmark/ gebunden 9.50 Goldmark Naturwissenschaftliche Monographien und Lehrbücher. V. Band)

V E R L A G V O N J U L I U S S P R I N G E R I N B E R L I N W 9

Der Postvertrieb der „Naturwissenschaften“ erfolgt von Leipzig aus /

(2)

II D I E N A T U R W I S S E N S C H A F T E N . 1925. H eft 13. 27. März 1925

DIE NAT URWI SSE NSC HAF TEN

erscheinen in wöchentlichen Heften und können im In- und Auslande durch jede Sortimentsbuchhandlung, jede Postanstalt oder den Unterzeichneten Verlag be­

zogen werden. Preis vierteljährlich für das In- und Ausland 7 50 Goldmark (1 Gm. = 10/42 Dollar nord­

amerikanischer Währung). Hierzu tritt bei direkter Zustellung durch den Verlag das Porto bzw. beim Bezüge durch die Post die postalische Bestellgebühr.

Einzelheft 0.75 Goldmark zuzüglich Porto.

Manuskripte, Bücher usw. an

Die Naturwissenschaften. Berlin W 9, Linkstr. 23/24, erbeten.

Preis der Inland-Anzeigen: 1/1 Seite 90 Goldmark, Millimeter-Zeile 0.20 Goldmark. Zahlbar zum amtlichen Berliner Dollarkurs am Tage des Zahlungseingangs.

Für Vorzugsseiten besondere Vereinbarung. — Bei Wiederholungen Nachlaß.

Auslands-Anzeigepreise werden auf direkte Anfrage mitgeteilt.

Klischee-Rücksendungen erfolgen zu Lasten des Inserenten.

Verlagsbuchhandlung Julius Springer, Berlin W 9, Linkstr. 23/24.

Fernsprecher: Amt K urfiiist 6050— 53. Telegram m adr.: Springerbuch.

Reichsbank-Giro-Konto: — Deutsche Bank Berlin, Depositen-Kasse C.

V e r l a g v o n J u l i u s S p r i n g e r i n B e r l i n W 9

Anatomie des Menschen

E i n L e h r b u c h f ü r S t u d i e r e n d e u n d A r z t e

In d r e i B ä n d e n

Von

Hermann Braus

o. ö. Professor an der Universität, Direktor der Anatomie Würzburg

E r s t e r B a n d :

Bewegungsapparat

846 Seiten mit 400 zum großen Teil farbigen Abbildungen. 1921. Format 16,5 x 25 cm Gebunden 16 Goldmark

Z w e i t e r B a n d :

Eingeweide

(Ei n sc h 1 i e k 1 i c h p e r i p h e r e L e i t u n g s b a h n en. I. Tei l )

705 Seiten mit 329 zum großen Teil farbigen Abbildungen. 1 924. Format 16,5 x 25 cm Gebunden 18 Goldmark

D r i t t e r B a n d :

Periphere Leitungsbahnen

(II. S p e z i e l l e r T e i l )

Zentral^ und Sinnesorgane

Generalregister In Vorbereitung

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DIE NATURWISSENSCHAFTEN

Dreizehnter Jahrgang 27. März 1925 Heft 13

Hermann Braus f.

V o n H . Sp e m a n n, In diesem R a u m e, w o viele v o n uns n och v o r ku rzem seine S tim m e g eh ö rt h ab en , w ollen w ir je t z t das G ed ä ch tn is vo n He r m a n n Br a u s feiern.

A n der S telle, w o ich steh e, u m dem F reu n d e ein W o rt eh rend en G ed en ken s n ach zu ru fen , h a t er g estan d en , n och w en ige T a g e v o r seinem T od e, in aller S ch w ä ch e a u fre c h t g e h a lte n d u rch das sta rk e G efü h l der P flic h t. N a c h ku rzem , s c h m e rz ­ lich em K ra n k e n la g e r is t er in der N a c h t v o m 27. zum 28. N o v e m b e r vo rig en Jah res gestorb en , in seinem A rb eitszim m er, zw isch en seinen B ü ch ern und Pa p ieren , vo n S ch ön h eit um geb en u n d vo n za rte r treu er L ieb e. Z u frü h , v ie l zu frü h fü r uns, fü r die W issen sch a ft; in vo lle m S ch affen strieb , w eg v o n u n vo llen d etem W e rk e ; ab er auch , ohne d as N a c h ­ lassen altern d er K r a ft g esp ü rt zu h ab en . W o h l i h m ! W ir a b er su ch en zusam m en, w as uns vo n ihm geb lieb en ist. L assen Sie m ich a lten E rin n eru n gen n ach geh en .

W ie reich an E rin n eru n gen ist m ir d ieser O r t ! D rü b en im zoologisch en In s titu t saß ich als Sch ü ler Bo v e r i s. W en n ich v o n der A rb e it aufsah , e rb lic k te ich ü b er d er S tra ß e am F en ster den a lten K o e llik er, den schönen K o p f m it der b lüh en den F a rb e und den sch n eew eiß en L o c k en tie f übers M ikroskop g e b eu g t. So saß ich au ch eines T a g es — es w a r im H e rb st 1899 — als ju n g e r D o zen t, in jen er inneren S p an n u n g, w ie sie der ersten V o r­

lesu n g des S em esters vo ran zu g eh en p fleg t. D a t r a t ein ju n g e r M ann m eines A lte rs bei m ir ein, d er sich als He r m a n n Br a u s aus Jen a v o r s t e l l t e . E r w ar m it seiner ju n g en F ra u , d er T o c h te r des A n a to m en Ma x F ü r b r i n g e r , n ach W ü rzb u rg übergesied elt, als P ro sek to r vo n K o e l l i k e r . Ich h a tte schon vo n ih m g e h ö rt; ein F reu n d vo n ihm , der N o rw eg er J o h a n Hj o r t, der im W in te r 1897/98 einige W o ch en G a s t unseres In stitu te s gew esen w ar, h a tte ih n in Jen a ge tro ffen und m ir vo n ihm erzäh lt. Ic h w ar n eu g ierig a u f ihn gew esen, w ie ju n g e L e u te sind, die vo n ein and er hören. N un tr a t er m ir en tgegen , in der freien, gew in n en den A rt, die w ir alle an ih m kan nten .' E r fra g te m ich, ob er m eine V o rle su n g ü b er E n tw ick lu n g sm ech a n ik hören dü rfe. A u s d ieser k u rzen B e g eg n u n g w u rd e b a ld eine h erzlich e F re u n d sch a ft, die u n g e trü b t b is an seinen T o d g e d a u ert h a t. V o n jen em Tage an bin ich Z eu ge u n d T eiln eh m er seiner w issen ­ sch a ftlich en E n tw ic k lu n g gew esen, fü r w elch e die ku rzen 1 1/2 Jah re, die er in W ü rzb u rg zu b rach te, einen w ich tigen A b sc h n itt b ed eu teten . W a s vo r jen er Z e it lieg t, w eiß ich aus seinen und seiner Freu n d e E rzä h lu n g e n und aus seinen A rb e ite n .

A m 15. A u g u s t 1868 in B u rtsc h eid als Sohn eines A rzte s geboren, n ach dem T o d e einer S ch w ester

Nw. 1925.

F re ib u rg i. B r.

als einziges K in d au fgew ach sen , stu d ierte er zu erst in B on n, w o ihn v o r allem die B o ta n ik und der B o ta n ik e r fesselten. Ä u ß ere R ü ck sich ten h ielten ihn ab, sich ga n z dieser W issen sch a ft zu w idm en. V o n St r a s b u r g e r em pfohlen, g in g er zu dem A n a tom en Ma x Fü r b r i n g e r n ach Jena.

N a ch Jen a! W elch er Z a u b er u m w eb t diese S ta d t, w elche A n m u t und w elch e G rö ß e! D ie engen k ru m m en G assen m it den tra u lich en H ä u s­

chen und u n ter ihren kleinen F en stern sch lich te T a fe ln m it D eu tsch la n d s erlau ch testen N am en.

U n d nun flu te te ein neuer S tro m geistig en L ebens d u rch d as a lte T a l. E r n s t H a e c k e l , G e g e n b a u r , F ü r b r i n g e r , B ie d e r m a n n , A b b e , m an b ra u ch t n u r diese N am en und m anch e andere zu nennen, so g e h t es w ie ein L eu ch ten vo n dem lieb lich en O rt an der S aale aus. D o rt leg te B r a u s den G ru n d zu seinem gan zen sp äteren L e b e n ; d o rt fan d er den L eh rer u n d den Z u g an g zu r F o rsch u n g , die ersten w issen sch aftlich en F reu n d e und die L eb e n s­

g efäh rtin . B r a u s selb st h a t sich ein m al über jen e Jah re rü ck b lick en d g eäu ß ert, in einem A u fs a tz zu E h ren vo n R o u x s 70. G e b u rtsta g (1920): ,,In m einer Ju gend ga n z u n ter dem E in d ru c k a u fg e ­ w ach sen , den J o h a n n e s M ü l l e r au f seine Sch ü ler a u sü b te und den m ein V a te r, der b e g eistert zu seinen F ü ß e n gesessen h a tte , in seinem T u n und R ed en dem em p fän g lich en G eiste des ju n gen N a tu rw isse n sch aftlers w ied ersp iegelte, k am ich n ach Jena, als d o rt der ä lte ste S ch ü ler K a r l G e g e n b a u r s , M a x F ü r b r i n g e r , als A n a to m , und W . B ie d e r m a n n als P h y sio lo g zu lehren began n en . F ü r b r i n g e r s E ig e n a rt is t in gew isser W eise eine h öch ste E rfü llu n g des v o u G e g e n b a u r , dem M eister, zu erst ein gesch lagenen und vo rgezeich n eten W egs.

R ü c k b lic k e n d gla u b e ich, d a ß niem and besser die eigen tlich e S ch u lu n g in dieser F o rsch u n g srich tu n g v e rm itte ln ko n n te und ich preise m ein G esch ick, das m ich dam als n ach Jen a fü h r te .“ D enn in Jena w u rd e B r a u s n u n F ü r b r i n g e r s S ch üler, erst em pfang en d er, d an n m itsch a ffen d er A rb e its ­ genosse. Im F eb ru a r 1894, b ei der F eier vo n Ha e c k e l s 60. G eb u rtsta g , w u rd e ih m und seinem F reu n d e D r ü n e r die A n stellu n g als A ssisten ten am A n a to m isch en In s titu t m itg e teilt. E s fo lgten J ah re ju g e n d lich e r B e geiste ru n g und S ch affen s­

freu d e. ,,E s w a r eine u n verg leich lich e Z e it" , s ch reib t m ir sein F reu n d D r ü n e r , ,,in der die F reu d e an der F o rsch u n g , unserer eigenen und der anderer, alle anderen R egu n gen ü berw og, und in der w ir n u r eines b ed au erten , d a ß der T a g d u rch d ie N a c h t u n terb ro ch en w u rd e. W ie o ft fan d der eine vo n uns den anderen M orgens n och vo r, a u f die W ied erk eh r g u te n T a g eslic h ts w arten d , w enn

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2 54 Sp e m a n n: He r m a n n Br a u s f . r Die Natur- [wissenschaften

er in der F rü h in die A n a to m ie ka m . W ir w aren ju n g u n d b e d u rften d a n ic h t der S ch on u n g, w o uns die F reu d e an der S ach e und B e g e iste ru n g am E r ­ fo lg trie b . L eu ch ten d es V o rb ild w ar uns unser L eh rer Fü r b r i n g e r in d er V ie ls e itig k e it seines K ö n n en s, seinem u n w an d elb aren F le iß , seiner u n v e rg leich lic h en L ite ra tu rk e n n tn is, u n d in seiner im m er a u ch zu m a n ch m al zeitra u b e n d e r H ilfe b ereiten , tiefg rü n d ig e n F re u n d lich k e it. E s h errsch te b ei ih m der G eist freu d igen V o rw ä rts stre b e n s .“

So Dr ü n e r. Br a u s h a t seinem L eh rer zeitleb en s d a n k b a re V e reh ru n g b e w a h rt, u n d er d u rfte es a u c h ; vie les B e ste in seiner A r t zu a rb e ite n w ar F ü rb rin g e rsch e T ra d itio n .

D e r A n fa n g v o n B r a u s eigen er F o rsch er a rb e it w u rz e lt in diesem B o d e n ; er b e gan n als rein er verg leich en d er A n a to m im Sinne Ha e c k e l s und G e g e n b a u r s . B e i sein en b eid en ersten U n te r­

su ch u n g en w ar a u c h der G eg en sta n d v o n au ß en a n ih n h e ra n g e b r a c h t; b e i seiner D isse rta tio n ü b er „ D ie R a m i v e n tra le s der vo rd eren S p in a l­

n erve n ein iger S e la c h ier“ (Jen a 1892) n a tu rg e m ä ß d u rch e in e A n re g u n g seines L e h r e r s ; bei den ,,U n te r­

su ch u n gen zu r ve rg leich en d en H isto lo g ie der L eb e r der W irb e ltie re “ (1896) d u rch das M aterial, w elch es S em on , F ü r b r i n g e r s A ssiste n t, vo n seiner F o r ­ sch u ngsreise in A u s tra lie n und dem M a lay isch en A rc h ip e l m itg e b ra c h t h a tte . B e id e A rb e ite n sp ielen in seiner w eiteren E n tw ic k lu n g kein e größ ere R o lle m ehr, d o ch w aren sie n ic h t ohne F o lg e n . D ie L e b e ra rb e it, a u f deren G eg en sta n d B r a u s v o r ein igen Jah ren n och e in m a l k u rz zu rü c k k a m , in ein er M itte ilu n g ü b er L eb erm o d elle, (1921) h a t, so v ie l ic h w eiß , den A ltm e is te r der H isto lo g ie K o e l l i k e r a u f ih n a u fm erk sam g e m a ch t und b e i seinem ersten R u f n ach W ü rz b u rg eine R o lle g esp ielt. D ie A rb e it ü b er die S p in a ln erve n tru g w o h l d a zu b ei, ih n a u f eine F ra g e zu fü h ren , die ih n d an n zeitleb en s n ic h t m ehr losgelassen h a t.

E h e w ir a u f diese F ra g e n äh er ein gehen, m ö ch te ich n och seine U n tersu ch u n g en ü b er die frü h esten E n tw ic k lu n g ss ta d ie n v o n A m p h ib ien erw äh n en (1895 b und c). O b w o h l a u ch sie ohne w e ite r­

tra g e n d e d irek te F o lge n fü r ih n b lieb en , sch einen sie m ir im Z u sa m m en h an g seiner E n tw ic k lu n g w ic h tig , w eil sie a u ß e rh a lb des engeren In teressen ­ kreises der m orp h ologisch en S ch u le la g en u n d ihn zu erst m it O b je k te n b e k a n n t m ach ten , die er sp äter n eb en den S elach ierem b ryo n en als U n tersu ch u n g s­

m a te ria l b e n u tz te .

W ic h tig e r ab er fü r seine Z u k u n ft w a r es, d a ß er nun ein P ro b le m vo n g ru n d legen d er B e d e u tu n g in A n g r iff n ah m , die F ra g e nach der Entstehung der paarigen G liedm aßen der W irbeltiere, u n d d a m it in ein en K a m p f e in tra t, w elch er die M orphologie jen er T a g e a u fs le b h a fte s te b ew egte.

D ie p aa rig en G lied m a ß e n s ä m tlich er W irb e l­

tiere, d. h. also die A rm e u n d B ein e der L a n d ­ bew oh n er, die B ru st- u n d B a u ch flo ssen der F isch e, h a b en d as G em einsam e, d a ß sie au s zw ei H a u p t­

a b sc h n itten zu sam m en ge se tzt sind, der frei b e w e g ­ lich en G lied m a ß e u n d dem G lied m a ß e n g ü rte l,

d u rch w elch en jen e m it dem R u m p f zu sam m en ­ h ä n g t. Z u r m o rp h o lo gisch en E rk lä r u n g dieser E in ric h tu n g , d. h. zu ih rer A b le itu n g vo n anderen B ild u n g e n , steh en sich zw ei A n sch a u u n g en g e g e n ­ über, die Archipterygium theorie v o n G e g e n b a u r un d die v o n versch ied en en F o rsch ern ( T h a c h e r , M i v a r t , B a l f o u r , D o h r n u. a.) a u sg e b au te und ve rtre te n e Seitenfaltcntheorie. D a s A rc h ip te ry g iu m , die U rflosse, d a ch te G e g e n b a u r sich ä h n lich g e ­ b a u t w ie die F lo sse des C erato d u s, eines n och h e u te leb en d en seh r a lte rtü m lich en F isch e s; als einen lan gen , sch m alen , zu g e sp itzte n H a u tla p p en , der v o n fied e rfö rm ig zw e ize ilig an g eo rd n eten K n o rp e l­

stäb e n g e s tü tz t is t und einem im R u m p f steck en d en b o gen fö rm igen G ü rte l a n s itzt. D a s S k e le tt dieser U rflosse le ite t nun G e g e n b a u r v o n einem K ie m e n ­ bogen m it seinen A n h än g e n ab u n d z w a r den G lie d ­ m a ß en g ü rte l v o m B o g e n selb st, d as S k e le tt der freien G lied m a ß e vo n den S tra h le n oder R a d ien , w elch e d as dem B o ge n au ß en a u fsitzen d e S ep tu m zw isch en zw ei K ie m en sp a lten stü tze n . Z w eim a l h ä tte sich ein solch er K ie m en b o g e n au s dem V erb ä n d e des K ie m en k o rb s gelö st und w äre n ach h in ten g ew a n d ert, u m d as erste M al zu r h in teren , d as zw eite M al zu r vo rd eren E x tr e m itä t zu w erd en . D a b ei w äre er aus dem G eb ie t der K o p f m u sk u latu r, w elch e die K ie m en b ö g e n b e w e g t, in im m er w eiter h in ten lieg en d e T eile der R u m p fm u sk u la tu r g e ­ la n g t. Im G eg en satz d a zu h a lte n die V e rtre te r der S eite n fa lten th eo rie die G lied m a ß en fü r an O rt u n d S telle en tstan d en , als R e ste vo n seitlich en H a u tfa lte n , w elch e frü h er den R u m p f re ch ts und lin k s in ga n zer L ä n g e flan k ie rten , gerad e so, w ie sich die u n p aaren F lossen, die P in n ae, aus einem zu sam m en h än g en d en H a u tsa u m e n tw ic k elte n , w elch er R ü ck e n und S ch w a n z bis zu m A fte r u m ­ zog. D iese H a u tfa lte n w aren n ach jen er A n n ah m e v o n einer R eih e v o n K n o rp e lstä b e n g e stü tzt, w elch e d u rch e b en fa lls m eta m er an g eord n ete, dorsale u n d \ e n tra le M u sk eln b e w e g t, d. h. geh oben u n d ge sen k t w erd en k o n n ten . D a v o n erh ielten sich jen e H a u tla p p e n an d er S te lle der B ru st- u n d B a u c h flo ssen ; in ih rem B e re ic h k o n zen trierten sich die S k e le tts tä b e an ih rer B a sis, ä h n lich w ie m an ein S tü c k P a p ier, d as m an w e llb le c h a rtig g e fa lte t h a t, am einen E n d e zu sam m en fassen und d a d u rch zu einem F ä c h er m ach en k a n n ; v o n der B a sis aus w u ch sen sek u n d är G lied m a ß e n g ü rte l in den R u m p f h inein. W ä h ren d G e g e n b a u r seine T h eo rie a u f dem G ru n d e des V erg le ich s erw ach sen er F o rm en a u fb a u te , s tü tzte n sich die V e rtre te r der S e ite n fa lten th eo rie a u f die zu b eo b a ch te n d e in d iv i­

du elle E n tw ic k lu n g . Sie sollte, n ach Ha e c k e l s

b io g en etisch em G ru n d gesetz, den W e g b ezeich n en , den ein st die V o rfa h re n genom m en, als sie sich jen e O rgan e erw arb en . D iesen G rü n d en b ra u ch te ein V e rfe c h te r d er G eg en b au rsch en T h eorie n ich t zu w eich en , w en n ih m die v erg leich en d a n a to m i­

schen G eg en grü n d e zw in gen d sch ien en ; denn es sind F ä lle gen u g b e k a n n t, w o die in d iv id u e lle E n t ­ w ick lu n g , die O n togen ie, u n m ö g lich eine ku rze W ie d erh o lu n g der S ta m m esen tw ick lu n g , der P h y lo -

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Sp e m a n n: He r m a n n Br a u s f - 2 5 5

genie, sein kan n , w o sie n ich t p alin g en etisch treu , vielm eh r ca en o g en etisch a b g eä n d ert ist.

A n diesem P u n k te nun setzte Br a u s m it seiner A rb e it ein. E r zog sich n ich t, vo n der R ic h tig k e it der G eg en b au rsch en L eh re ü b erzeu g t, a u f den eb en an g ed eu teten k ritisch en S ta n d p u n k t zu rü ck, sondern er p rü fte au fs N eu e sow ohl den B a u der fertig en F lo sse (1898a und b, 1900, 1901), w ie ih re E n tw ic k lu n g (1899, 1904) und k a m n ach so rg­

fä ltig ste r U n tersu ch u n g zu dem überrasch en d en E rg eb n is, d a ß der G an g der in d ivid u e llen E n t ­ w ick lu n g der F lo sse v ie l eher zu r G egen b au rsch en T h eorie fü h rt als zu r S e iten fa lten th eo rie, w elche er begrü nd en so llte. D a s im ein zeln en au szu fü h ren, kan n hier n ic h t m eine A u fg a b e sein, w o w ir das W e rk nur so w e it kenn en lernen w ollen, als es n ötig ist, um die E ig e n a rt des M annes zu b eleu ch ten . D esh alb m ö ch te ich lieb er n och ein W o r t ü b er die A u sfü h ru n g jen er A rb e it sagen, die m ir fü r Br a u s

c h a ra k te ristisc h sch eint.

E s h a n d elte sich bei jen en U n tersu ch u n g en zu m T eil u m allerfein ste P rä p a ra tio n e n , die m it b loß em A u g e und m it den b is d ah in geb rä u ch lich en P rä p a rierlu p en n ich t a u sfü h rb ar w a r e n ; es h an d elte sich ferner u m seltenes U n tersu ch u n g sm a teria l;

beid es m u ß te b e sc h a fft w erden . A u c h d arü b er v e rd an k e ic h sein em F reu n d e und A rb eitsgen o ssen Dr ü n e r eine a n sch a u lich e S ch ild eru n g . ,,W a s uns an U n tersu ch u n g sm eth o d en ü b erliefert w urde, s ch reib t er, ,,gen ü gte n ic h t fü r die fein en P r ä p a ­ rationen, die w ir b ra u ch ten . E s w ar gerad e die Z e it der W ie d era u ffin d u n g der Porrosch en P rism en d u rch Er n s t Ab b e. D a fra g ten w ir bei dem Z e iß w erk an, ob m an uns n ich t ein bild u m k eh ren - des P rism en o k u la r an einen a u f S t a tiv b ew eglich en M ikro sk o p tu b u s setzen k ö n n te. U n d als w ir das n eue m o n ok u lare P rä p a rie rm ik ro sk o p h a tte n , er­

g a b sich so fo rt d as V erlan ge n n ach einem b in o k u ­ laren In stru m en te dieser A rt. G erad e w ar au f A n reg u n g des A m erik a n e rs Gr e n o u g h ein b in ­ o ku la rer T u b u s im Z e iß w erk fe rtig gew ord en ; diesen b e n u tzten w ir fü r unser P räp arierm ik ro sko p . D a s w ar der w ic h tig ste P u n k t fü r unser W e ite r­

a rb e ite n .“ A u f diesem ,,B ra u s-D rü n ersch en P r ä p a ­ rie rm ik ro sk o p ", w ie es frü h er gen an n t w urde, ru h t die g a n ze E n tw ic k lu n g der m ikro ch iru rgisch en O p era tio n stech n ik . „ D e r zw eite w ar, ein v e r ­ gleich end a n a tom isch es M a teria l zu erw erben, d as n ach der A r t seiner K o n se rv ie ru n g fü r das P rä p a rie rm ik ro sk o p gen ü g te. D en n w ir w aren b eid e b ei unsern A rb e ite n zu dem E rg eb n is ge­

kom m en, d a ß an altem , ja selb st frisch em A lk o h o l­

m a teria l die feinen N erven , ü ber die w ir a rb eiteten

— er an den S p in aln erven , ich am S y m p ath ic u s

— gar n ic h t d a rzu stellen w aren . D a s z e itig te den P la n einer R eise an die zoologisch e S ta tio n B ergen , um d o rt tad ello s ko n serviertes H a ifisch m a te ria l zu sam m eln. K ü k e n t h a l, der d o rt g u t b ek a n n t 'var, h a tte uns d a zu g eraten . Ha e c k e l g ab aus der R itte r -S tiftu n g den grö ß ten Teil der M ittel.

U n terw egs tra fe n w ir m it dem M aler F id u s zu sam ­ m en. D a s fü h rte zu einem fa s t freu n d sch a ftlich en

Heft 13. 1 27. 3- 1925 J

V erk e h r w äh ren d der v ie rtä g ig e n S c h iffa h rt au f dem „N o rd s tje rn e n “ vo n H a m b u rg n ach B ergen , d a n k dem großen In teresse und der um fassenden B ild u n g , die Br a u s a u f dem G eb ie t der b ildenden K u n s t schon d a m als h a tte . W ir gew an nen ein w und erbares, au ch en tw icklu n gsg esch ich tlich es M a­

teria l fü r unsere A rb e ite n . A ls w ir E n d e S eptem ber in Jen a w ied er ein trafen , w aren drei große B le c h ­ k isten m it F isch en fü r uns u n terw e gs.“ Dr ü n e r

e rzä h lt dann noch, w ie sie m it dem Zoologen Sc h a u d i n n und dem T ierm aler Fr i e s e zu sam m en ­ tra fen und w ie Br a u s a u f allen T o u ren den F ü h rer und R eisem a rsch a ll m ach te. A lso schon gerade so, w ie ihn seine F reu n d e sp äter kan n ten . E s w ar m ir B ed ü rfn is, diese S tim m en aus sonniger J u g en d ­ z eit hier erklin gen zu lassen.

So w ar es ein in seinen G ru n d zü gen fertig er M ann, w elch er im H e rb st 1899 in unseren W ü rz ­ b u rger K reis ein tra t. D a ß er ih m nur i x/2 Jahre la n g a n geh ö rt h a t, is t uns sp äter nie re ch t g la u b lich erschienen, so sehr zäh lten w ir ihn b ald zu den U n seren.

D iese erste W ü rzb u rg er Z eit w a r fü r B r a u s v o r allem w ic h tig als Z eit der A n reg u n g und des L ern en s. B e i K o e l l i k e r und S t ö h r , hier in diesem sch ön en großen In s titu t, b lü h te eine T e c h n ik und K u n s t des U n terrich ts, vo n w elch er ein G lied d er a lte n M orphologensch ule w oh l m anch es lernen kon nte. B r a u s h a t dies m ir gegen ü b er o ft g e ­ äu ß ert. U n d g e istig d u rften w ir u m B o v e r i ihn au ch b a ld zu den U nsern zählen. H ier fan d er eine m ehr p h ysiolo g isch e A u ffa ssu n g au ch der Gestalt des T ieres, eine m eth od isch e A n w en d u n g des E x p e rim e n ts a u f m orph ologisch e F ra g en , w as ihn, der bei B ie d e r m a n n g e lern t h a tte , und vo n ihm a u f W . R o u x h in gew iesen w ord en w ar, n ich t u n v o rb ereitet tra f. So b e k a m die B a h n seiner w issen sch aftlich en E n tw ic k lu n g h ier einen Im p u ls in neuer R ic h tu n g , der sich im L a u fe der folgen d en Jah re m ehr und m ehr a u sw irk te und w oh l n och n ich t e rsch ö p ft w ar, als er v o rze itig die A rb e it n ied er­

legen m u ß te.

N ic h t e tw a, d a ß Br a u s nun, der Z e itströ m u n g folgend, der verg leich en d en A n a to m ie den R ü ck e n g ek eh rt h ä tte und zu r E n tw ick lu n g sp h y sio lo g ie ü b ergegan gen w äre. Im G eg en teil, seine eig en ­ a rtige S tellu n g und seine B e d e u tu n g fü r die E n t ­ w ick lu n g der B io lo g ie b e ru h t gerad e d ara u f, d a ß er au ch da, w o er exp erim en tierte, im G run de im m er v erg leich en d er M orphologe blieb . M ehr n ebenh er ergab en sich d ab ei allerd in gs einige A rb e ite n m it rein en tw ic k lu n g sp h y sio lo g isch er F ra ge ste llu n g, die zu h ö ch st w ich tig e n E n td e c k u n ­ gen fü h rten . Sie sind alle, au ch d as is t w ieder ch a ra k te ristisc h , an der vo rd eren G lied m aß e n iederer W irb eltiere a u sgefü h rt. Ic h w ill zw ei d ieser A rb e ite n so w e it schildern , d aß ih r Sinn und ih r E rg eb n is k la r w ird .

D ie erste A rb e it b e sc h ä ftig t sich m it der F ra g e, ob die erste D ifferen zieru n g des S k eletts v o n der M u sk u latu r a b h än g ig ist. A ls O b je k t der U n te r­

su ch u n g d iente die B ru stflo sse v o n H a ifisc h ­

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2 5 6 Sp e m a n n: He r m a n n Br a u s f . r Die Natur- [ Wissenschaften

em b ryo n en . Sie e n ts te h t als seitlich e F a lte , in w elch e v o m R u m p f au s M u sk elstreifen ein w ach sen . Jedes der U rseg m en te im B e re ic h der F a lte g ib t zw ei M u sk elkn o sp en ab, die sich w ied er in eine obere u n d u n tere teilen , u n d d an n in die F a lte h in ein w ach sen . So en tsteh en zw ei L a g e n vo n reih en w eise a n geo rd n eten , in die F a lte a u sstra h len ­ den M u sk elstreifen , R a d ia lm u sk e ln . Z w isch en diesen L a g e n d ifferen zieren sich aus d em e m b ry o ­ n alen B in d eg ew eb e die K n o rp e lstä b e des S k eletts, die R a d ien , w elch e in ih rer R ic h tu n g u n d A n o rd ­ n u n g den M u sk elstreifen en tsprech en , z w a r k e in e s­

w egs gen au , ab er d o ch im G ro ß en u n d G an zen . E s w a r n u n v o n m eh reren F o rsch e rn a ls sich er v o ra u sg e s e tz t w ord en, d a ß die serialen K n o rp e l­

ra d ie n u n te r d em E in flu ß der serialen R a d ia l­

m u sk eln en tsteh en , in d em au s d er rä u m lich en N a c h b a rs c h a ft u n d der z e itlich e n F o lg e ohne w eiteres a u f u rsäch lic h e V e rk n ü p fu n g geschlossen w u rd e. Br a u s p rü fte diese M einu n g d u rch ein seh r ein fach es E x p e rim e n t. E r m a ch te in die H a u t­

fa lte p a ra lle l zu ih rer B a s is einen E in sc h n itt, w elch e r ein em T e il der M u sk elkn o spen d as E in ­ w ach sen v e rw e h rte ; so m u ß te sich zeigen, ob sich K n o rp elra d ie n a u ch in dem m u sk elfreien B e z ir k d er F lo sse a u ß e rh a lb der tren n en d en S p alte e n t­

w ick e ln kön nen . D a s w a r in der T a t der F a ll u n d d a m it bew iesen , d a ß die D ifferen zie ru n g der R a d ie n u n a b h ä n g ig vo n den R a d ia lm u sk e ln e r­

fo lg t. E in e leich te A b ä n d e ru n g des E x p e rim e n ts ze itig te ein zw eites E rg eb n is v o n n ic h t gerin gerer B e d e u tu n g . D ie D ifferen zie ru n g der R a d ie n er­

fo lg t n ä m lic h n ic h t g le ic h z e itig in der gan zen F lo sse, sond ern b e g in n t h in ten u n d s ch reitet n ach v o r n fo rt. N u n w u rd e der S c h n itt q u er zu r F a lte g e fü h rt, in d er R ic h tu n g der sp äteren R a d ien u n d R a d ia lm u s k e ln ; so w u rd e d as E in w a ch sen der le tz te re n v o r u n d h in ter der S p a lte n a tü rlic h n ic h t geh in d ert. T ro tzd e m m a ch te die beginn end e D ifferen zie ru n g der R a d ien an der S p a lte H a lt.

Ih r F o rtsc h reiten is t also n ic h t n u r ein zeitlich es, sond ern zu g le ich ein u rsäch lic h v e rk n ü p fte s, in ­ d em die jew eils h in teren T eile die v o r ih n en lieg en ­ d en zu r D ifferen zie ru n g vera n lassen . E tw a s d e r­

artig e s w a r schon m eh rm als in and eren F ä lle n v e rm u te t, ab er m eines W issen s n iem als bew iesen w ord en . M eine eigen en A rb e ite n der le tz te n Jah re h a b en ä h n lich es fü r die D e term in a tio n der ersten O rg a n an lag en in w eiterem U m fa n g n ach gew iesen .

In ein er and eren rein e n tw ic k lu n g sp h y sio ­ logisch en A rb e it w u rd e ein w eiterer ü b errasch en d er F a ll v o n S e lb std ifferen zie ru n g a u fg e d eck t, d as F eh len einer k a u sa len B e zie h u n g da, w o m an sie sich er e rw a rte t h ä tte . E s h a n d e lt sich um fo lg en ­ d e s: D ie G lied m a ß e n der A m p h ib ien en tsteh en a ls k n o sp en a rtig e A u sw ü ch se des R u m p fe s; die vo rd ere, an der e xp e rim e n tie rt w u rd e, lie g t am h in teren E n d e des K ie m en k o rb s. D ieser is t bei den u n gesch w än zten A m p h ib ien , z. B . b ei einer U n ke, zu r Z eit, w o die K n o sp e e n tste h t, v o n einer H a u tfa lte , dem K ie m en d e ck el od er O percu lu m , b e d eck t. D ie vo rd ere G lied m a ß e is t also w äh ren d

der gan zen L a r v e n z e it v o n au ß en n ich t zu seh en und m a c h t sich erst zu B egin n der M etam o rp h o se b e m erk b a r. W e n n die H in terb ein e sch on v o ll au sge b ild et sind und d as S ch w ä n zch en a n fä n g t zu sch ru m p fen , d rän g en die V o rd erb ein e m it dem E llen b o g e n vo n in nen gegen die sie b ed eck en d e O p e rcu la rfa lte, die an dieser S telle d ü n n er und d ü n n er w ird u n d sch lie ß lich d u rch b rich t. E s e n ts te h t ein ru nd es L o c h , d u rch w elch es der A rm d u rc h g e ste c k t w ird . E r sc h a u t dann aus der H a u t ­ fa lte h erau s w ie aus ein em H em d ohne Ä rm el.

E s h a t d u rch a u s d en A n sch ein , a u ch a u f dem m ikro sk o p isch en S c h n ittb ild , als h ä tte der a n d rä n ­ gen d e E llen b o g e n die H a u t zu m S ch w in d en g e ­ b ra c h t und sich selb st den W e g g e b ah n t. D ie Ü b e rrasch u n g w ar d ah er n ic h t gerin g, a ls sich h era u sstellte, d a ß sich d as L o c h im O p ercu lu m au ch d an n b ild e t, und z w a r an der ric h tig en S telle und im ric h tig en A u g e n b lic k , w en n die G lied m a ß e n ­ knospe gleich im A n fa n g ih rer E n ts te h u n g o p era tiv e n tfern t w ord en w ar. D ie b eid en E n tw ic k lu n g s ­ prozesse, w elch e u rsä ch lic h zu sam m en zu h än gen scheinen, sind also u n a b h ä n g ig vo n ein an d er, ab er irg en d w ie so a u f ein an d er a b g estim m t, d a ß sie zu sam m en passen . O der vielm eh r, die S ach e is t n och m erkw ü rd ig er. D ie G lied m a ß e w ir k t n ä m ­ lic h zw eifello s m it b ei der B ild u n g des L och es, d enn d as ohne sie en tstan d en e L o c h is t klein er als d as n orm ale. A b e r die H a u t k o m m t der G lie d ­ m aß e d a b ei e n tg e g e n ; u n d d as is t n u n so m e ch a n i­

siert, d a ß V e rd ü n n u n g und D u rc h b ru c h der H a u t au ch ohne den n orm alen A n s to ß v o n S eiten der G lied m a ß e zu stan d e k o m m t. D e r V o rg a n g is t also g ew isserm aß en d o p p e lt g esich ert, w ie Br a u s

das im A n sch lu ß an Rh u m b l e r ge n a n n t h a t.

A ls unser F re u n d dieses E rg eb n is Bo v e r i

un d m ir e rzäh lte, — ic h w eiß n och die S telle, es w ar v o r der T ü re zu Bo v e r i s Zim m er, — w a r ich gerad e bei m einen V ersu ch e n ü b er die E n tw ic k ­ lu n g der L in se d em selben V e rh a lte n a u f die S p u r gekom m en. D a s P rin z ip der d o p p e lten S ich eru n g h a t seith er eine gew isse B e d e u tu n g e rlan g t, au ch in der P h y sio lo g ie . S. Be c h e r h a t in g e istv o ller W eise a u f die Ä h n lic h k e it m it p sych isch en V e r ­ h ältn issen h in gew iesen .

N o ch ein ige andere schöne e n tw ic k lu n g s ­ p h y sio lo g isc h e E n td e c k u n g e n h a t Br a u s g em a ch t, a b er tr o tz ih rer T ra g w e ite w ü rd e ich ihn, w ie g e sag t, n ic h t in erster L in ie zu den F o rsch ern dieser R ic h tu n g z ä h le n ; so w en ig w ie m an bei dem N am en Bo v e r i in erster L in ie an die v e r ­ gleich en d e A n a to m ie d e n k t, o b w o h l ih m a u f diesem G eb iete ein W u rf ersten R a n g es, die E n td e c k u n g d er N iere des A m p h io x u s u n d n och ein iges andere Sch ön e gelan g. Br a u s b lieb au ch als E x p e ri­

m e n ta to r v erg leich en d er A n a to m . So e n tsp ran g en au ch die eben gesch ild erten b eid en E x p e rim e n te S tre itfra g en der v e rg leich en d en A n a to m ie, und ih r E rg eb n is w u rd e ve rw e n d e t, u m als G e w ic h t in die W a g sch ale ein er ve rg leich en d a n a to m isch en T h e o ­ rie gew orfen zu w erd en . E s w aren A n h än g e r der S eiten fa lten th eo rie, w elch e b e h a u p te t h a tte n , die

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Heft 13. 1

2 7 . 3 - 1 9 2 5 J Sp e m a n n: He r m a n n Br a u s f . 2 57

M uskeln e rzeu g ten sich selb st ih r S k e le tt, und w elch e d u rch das E rg eb n is an der ein gesch n itten en H a ifisch flo sse w id erleg t w erd en sollten. Im D ie n st v erg leich en d -a n a to m isch er F ra g e ste llu n g w u rd e au ch , w ie w ir g leich sehen w erden , die vo rd ere G lied m aß en k n o sp e der U n k e n la rv e h era u sg esch n it­

ten , und d as ü b errasch en d e E rg eb n is, d a ß nun d as L o c h fü r die G lied m a ß e im O p ercu lu m au ch dann e n tsteh t, w en n die G lied m a ß e feh lt, die h in ­ d u rc h g estec k t w erd en soll, d iente Br a u s als B ew eisgru n d fü r die V e re rb b a rk e it erw orben er E ig e n sch aften , w u rd e also so fo rt zu einer S c h lu ß ­ fo lg eru n g v e rw e rte t, w elch e n u r d em jen igen nahe lag, der m it seinen G ed a n k en b e stä n d ig in F ra g e n der A b sta m m u n g sle h re leb te . A b e r im m erh in gehören die E x p e rim e n te selb st n ach F ra g e ste llu n g u n d E rg eb n is zu r E n tw ic k lu n g sp h y sio lo g ie , und z w a r zu ih ren b esten L eistu n g en .

A n d ers die A rb e ite n , denen w ir uns j e t z t z u ­ w en d en ; sie gehören zur rein b esch reib en d en E m b ryo lo g ie im D ie n st verg leich en d -a n a to m isch er F o rsch u n g . B e i ih n en b e zw e c k te d as E x p e rim e n t n ich t die A u fd e c k u n g u rsäch lich er B ezieh u n gen , sondern die rein b esch reib en d e E rm ittlu n g vo n E n tw ic k lu n g sv o rg ä n g e n , die sich aus m ehr äu ßeren G rün den der F e stste llu n g d u rch u n m ittelb a re B e o b a c h tu n g en tzieh en . So is t es z. B . h ä u fig n ic h t ohne w eiteres m öglich , b e stim m te le ile des K e im s in ih rem S ch ick sal d u rch die E n tw ic k ­ lu n g h in d u rch zu verfo lg en , w eil sie keine M erk­

m ale b esitzen , an denen m an sie w ied er erkennen kön nte. H ier h ilft ein ein fach es E x p e rim e n t, die A n b rin g u n g k lein er M ark en d u rch A n stich , über die S ch w ie rig k e it h in w eg. E in anderes d erartiges M ittel is t die e m b ry o n a le T ra n sp la n ta tio n , die V e rp fla n zu n g vo n K e im te ile n an frem d e Stellen . Br a u s w a n d te es a u f die G lied m a ß en a n lage der A m p h ib ien an. U m zu erfah ren, w as in der v o r ­ deren G lied m a ß en k n o sp e einer U n k e n la rve an A n la gen s te c k t, en tfern te er sie an ih rer norm alen S telle — d as w a r eben die V era n la ssu n g der oben m itg e teilten E n td e c k u n g ü b er das L o c h im O per­

cu lu m gew esen — und b ra c h te sie an abnorm er S telle w ied er zu r E in h eilu n g . W a s sich dann aus dem e tw a steh en geb lieb en en R e s t und aus dem ve rp fla n z te n S tü c k e n tw ic k elte , m u ß te im A u g e n ­ b lic k der O p era tio n als A n la g e in ih m gew esen sein.

D er G ru n d g ed a n k e dieser A rb e itsrich tu n g , w elche Br a u s als e xp erim en telle M orphologie bezeich n ete, w a r n ic h t v ö llig n eu ; neu und fo lgen ­ reich w a r die sp ezielle A n w en d u n g des e x p e ri­

m entellen G ed an ken s a u f die A n la g e der G lie d ­ m aße, u n d ch a ra k te ristisc h fü r Br a u s au ch hier die verg leich en d -a n a to m isch e E in stellu n g , die A u s ­ gan gs- und Z ie lp u n k t blieb .

B ei den U n tersu ch u n g en ü ber die E n tw ic k lu n g der Selach ierflosse h a tte sich gezeigt, d a ß zu erst der G lied m a ß e n g ü rte l en tsteh t, h ern ach das S k e le tt der freien F losse. D a s wrar au ch der G an g, w elch en die verg leich en d -an atom isch e S p ek u latio n fü r die E n tw ic k lu n g der F losse aus einem K iem en b o gen

gefo rd ert h a tte . D ie E rg eb n isse der E n tw ic k lu n g s ­ gesch ich te stü tzte n also die G egen b au rsch e A rch i- p teryg iu m th eo rie. B e i den A m p h ib ien dagegen h a tte die e m b ryo lo gisch e U n tersu ch u n g den u m ­ g ekeh rten G an g der E n tw ic k lu n g a u fged eck t, in dem zu erst d as S k e le tt der freien G lied m aß e in der A n la g e s ich tb a r w ird , und vo n ih m aus n ach und n ach der G lied m aß en g ü rtel. D ieser sch eint vo n der freien G lied m aß e aus in den R u m p f ein zu ­ w ach sen. H ier also sp rach die E n tw ic k lu n g im Sinne der S eiten fa lten th eo rie. Br a u s nah m nun die freie G lied m aß e im K n o sp en stad iu m w eg, zu einer Z eit, w o vo n einem G lied m aß en g ü rtel noch n ich t die Spur zu sehen ist. T ro tzd em w aren n ach h er an der E n tn a h m estelle B ru ch stü ck e eines S ch u lterg ü rtels e n tw ic k elt. E s w ar also das M a teria l d azu hier schon vo rh an d en und zu seinem S ch ick sal b e stim m t gew esen. D a d u rch w u rd e der U n tersch ied in der E n tw ic k lu n g der S elach ier­

flosse und des A m ph ib ien b ein s seines p rin zip iellen C h arak te rs e n tk leid et.

D u rc h diesen und äh n lich e F ä lle w urde Br a u s

in seiner Ü b erzeu g u n g b efestig t, d aß der V erla u f der E n tw ic k lu n g h ä u fig n u r sch ein b ar caenoge- n etisch ist, d a ß die O ntogenie sich v ie l h äu figer als W ied erh o lu n g der P h y lo g en ie erw eisen w ürde, w en n m an sie vo llstä n d ig darstellen k ö n n te ; w enn m an n ic h t n u r die sic h tb a r ab lau fen d en , d irek t zu b eob ach ten d en Z u stä n d e und V erän d eru n g en kennen w ürde, sondern au ch die v irtu elle n A n lagen , die W a n d eru n g en v o n Z ellen, die ä u ß erlich den ändern gleich en und dah er n ich t v e rfo lg t w erden können, k u rz alle die D in ge, w elch e n u r d urch geeignete E x p e rim e n te au f g e d e ck t w erd en können.

D a s erhob Br a u s zu m P ro g ram m und n an n te es e xp erim en telle M orphologie.

D a m it is t ein neues E rk en n tn ism itte l, das E x p e rim e n t, in den D ie n st der verg leich en d ­ an atom isch en F ra g e n ge stellt, die a lte m orp h o­

logische F o rsch u n g srich tu n g aber n ich t verlassen . D o ch die E n tw ic k lu n g d rän g te w eiter, sie trieb .zu einer K r itik der m orph ologisch en G ru n d b egriffe selbst. D a ß eine solche n ö tig sei, fo lg te schon allein aus den zah lreich en K o n tro ve rse n im B e ­ reich der verg leich en d -an atom isch en F o rsch u n g, die kein E n d e nehm en und zu kein er E n tsch eid u n g kom m en ko n n ten , d a der gleich e T a tb e s ta n d vo n den versch ied en en F o rsch ern in en tgegen g esetztem Sinne g e d e u tet w u rd e. D iese S a ch la ge ist w oh l der H a u p tg ru n d , w aru m sich so vie le ju n ge F o rsch er vo n der verg leich en d en A n a to m ie a b ­ gew a n d t haben . ,,W ir kön nen uns irren, aber unsere G egn er kön nen nie w issen “ , dieses W o rt vo n Dr i e s c h b e le u c h te t sch arf die S itu a tio n . M ag sein, d a ß die verg leich en d e A n a to m ie uns o ft n och keine sicheren A n tw o rte n geben k a n n ; ab er sie k a n n uns F ra g e n stellen , a u f die w ir ohne sie n ich t gekom m en w ären, und das is t fü r den leb en ­ digen F o rtg a n g einer W issen sch a ft n ic h t w en iger w ich tig . U n d solche F ra g e n sind in erster L in ie die P rin zip ien , die sich in m ehr u n b ew u ß te r A n ­ w en d u n g bei der verg leich en d -an atom isch en F o r­

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258 S p e m a n n : H e r m a n n B r a u s f .

sch u n g als fru c h tb a r erw iesen h ab en . W . R o u x h a t schon v o r la n g en Jah ren (1895) d a ra u f h in ­ gew iesen, d a ß es m eist u n b ew iesene S ä tze der E n t ­ w ic k lu n g sm e c h a n ik sind , w elch e der v erg leich en d e A n a to m als A x io m e seinen Sch lü ssen zu gru n d e leg t. Sie g ilt es nun h era u szu arb eiten und zu p rü fen . H ie r ö ffn e t sich eine E rfo lg versp rech en d e B a h n , d ie k a u m n och b e sch ritten ist. Br a u s u n d ich p la n te n e in m a l ein gem ein sam zu sch reib end es B u c h , w elch es e tw a den T ite l „P rin z ip ie n und K rite rie n der v e rg leich en d en A n a to m ie “ h ä tte b eko m m en sollen. A n d ere A rb e ite n , die uns d rin ­ g en d er erschienen, ließ en es n ich t z u sta n d e kom m en.

B e i m ir w u rd e n u r ein k u rzer A u fs a tz „ Z u r G e ­ sch ich te u n d K r itik des B e g riffs d er H o m o lo g ie“

d arau s, b ei Br a u s zw ei klein ere M itteilu n g e n

„ Im ita tio n e n im K n o c h e n sy ste m , a u f G ru n d e m b ry o n a ler T ra n s p la n ta tio n “ (1909) u n d „ Ü b e r die E n ts te h u n g der K ie m en , ein B e itr a g zur H o m o lo g ie fra g e “ (1914). Ih r Sin n is t k u rz der fo lg e n d e :

N a c h der stre n g ste n F a ssu n g des H o m o lo gie­

b e g riffs kö n n en zw ei O rgan e n u r d an n v ö llig h o m o lo g ge n a n n t w erden , w en n ihre T eile au ch w äh ren d der gan zen E n tw ic k lu n g h o m olog sind, d. h. an gen au en tsp rech en d en S telle n en tsteh en . N eh m en w ir als B e isp ie l den m eh rfa ch b esp ro ch e­

n en F a ll der G lied m a ß en der W irb eltiere. Sie sollen n a ch der G eg en b au rsch en T h eo rie K ie m en b ö g e n h o m o lo g sein. W e n n sie n u n b e i ih rer W a n d eru n g n a ch h in ten in neue M u sk elgeb iete gelan gen und diese sich d ie n stb a r m ach en, w äh ren d sie g le ic h ­ z e itig a lte G eb ie te ve rla ssen u n d a u fgeb en , so k a n n Avährend d er gan zen Z e it die F lo sse n m u sk u la tu r d ieselb e A n o rd n u n g b e ib e h a lten u n d d och n ich t e ig e n tlic h h o m o lo g bleib en , w eil sie sich aus M a te ­ r ia l b ild e t, d as n ic h t h o m o lo g ist. A u c h vo m S k e le tt k ö n n te m an H o m o lo gie m it K iem en b ö gen n ach jen er stren g en F a ssu n g des B e g riffs n u r d an n b e h au p te n , w en n m an an n eh m en w o llte , d a ß die S k e le ttb ild n e r n och je t z t zu erst an der S telle frü h erer K ie m en b ö g e n liegen und d an n jen e W a n ­ d e ru n g n a ch h in ten ta ts ä c h lic h ausfü h ren , in jed er in d ivid u e llen E n tw ic k lu n g a u fs N eue. F ü r den v o rd eren G lied m a ß e n g ü rte l m ag d as an n eh m b ar sein ; fü r den h in teren w ird es w o h l a u ch ein A n ­ h ä n g er der A rc h ip te ry g iu m th e o rie sch w erlich b e ­ h a u p ten . D a n n b le ib t ab er v o n der gan zen H o m o ­ lo gie in jen em stren g en Sinne eig en tlich gar n ich ts m ehr ü b rig . U n d d o ch h ä tte , die A rc h ip te r y g iu m ­ th eorie als ric h tig vo ra u sg e se tz t, ein id eeller A u g e n ­ zeu ge der S ta m m e se n tw ic k lu n g d as S ch au sp iel g e h a b t, w ie sich v o m h in teren R a n d des K ie m e n ­ k o rb s ein K ie m en b o g e n a b lö ste und im L a u fe u n g e zä h lter G en eratio n en la n g sa m n a ch h in ten w a n d e rte ; er w ü rd e n ic h t zögern, die Id e n titä t dieses G eb ild es d u rch die ga n ze S ta m m esg esch ich te h in d u rch zu b e h au p te n . Fü r b r i n g e r w a r m eines W issen s der erste, w elch er diesen S a c h v e rh a lt e rk a n n te; er sp rach in solch en F ä lle n v o n „ im i­

ta to risch er H o m o lo g ie .“ Br a u s g riff die B e z e ic h ­ n u n g au f und n an n te solche B ild u n g e n Im ita tio n e n .

Sch on R o u x h a tte (1895) die A u fm e rk sa m k e it a u f d as d a m it gegeb en e P ro b lem ge len k t u n d seine L ö su n g d er E n tw ic k lu n g sm e c h a n ik als A u fg a b e zu gew iesen . D a s P ro b lem h ä n g t, w ie w ir je t z t k la r zu erk en n en g lau b en , au fs en g ste m it den allgem ein en A n sch a u u n g en ü ber d as W esen der E n tw ic k lu n g zusam m en . D ie ä ltere stren g e F a s ­ su n g des H o m o lo gieb eg riffs h a tte , w o h l h a lb u n b ew u ß t, die E n tw ic k lu n g als E v o lu tio n a u f­

g e fa ß t, als E n tfa ltu n g eines K o m p lex e s ein zeln er A n la g e n , w elch e sich d u rch die G en eratio n en h in d u rch e rh a lten und sich d ah er a u ch ein zeln en tsp rech en können. D ie U n h a ltb a r k e it jen es H o m o lo gieb egriffs, w ie sie sich im F o rtg a n g der F o rsch u n g in n erh alb der verg leich en d en A n a ­ to m ie selb st h e ra u sstellte, h ä n g t en g zu sam m en m it der U n ric h tig k e it dieser e vo lu tio n istisch e n A u ffa ssu n g , w ie sie zu m m in d esten fü r den K re is der W irb eltiere d u rch E rfa h ru n g en der V e re rb u n g s­

leh re u n d E n tw ic k lu n g sm e c h a n ik erw iesen w u rd e.

Ä h n lic h e G ed a n k en gä n g e leite te n Br a u s b ei den vo rh in erw äh n ten A rb e ite n ü b er K ie m e n e n tw ic k ­ lu n g u n d K n o c h e n im ita tio n . A n d iesem P u n k te h ä tte er v ie lle ic h t die F o rsch u n g sa rb eit w ied e r au fgen om m en , w en n er den o ft erseh n ten A u g e n ­ b lic k e rle b t h ä tte , w o d ie R ie sen la st v o n ihm gen om m en w ar, die er sich m it d em g ro ß en L e h r­

b u c h der A n a to m ie des M enschen a u fg e b ü rd e t h a tte . D en n in d ieser R ic h tu n g la g d ie F o rts e tz u n g der B a h n , die er b is d ah in fo lg erich tig du rch m essen h a tte .

F re ilich , neue A n k n ü p fu n g sp u n k te h a tte er g en u g gew on n en a u ch fü r einen F o rtg a n g in a n ­ derer R ic h tu n g . B e i seinen U n tersu ch u n g en ü b er die F lo sse des C erato d u s u n d der S elach ier h a tte die F ra g e n ach der N e rv en ve rso rg u n g eine große R o lle g e sp ie lt; denn d u rch n ich ts lä ß t sich n ach Fü r b r i n g e r s G ru n d a n sch au u n g die Z u g eh ö rig k eit eines M u skels m it solch er S ich erh eit festste llen w ie d u rch seine In n erv a tio n . M u sk eln u n d S k e le tt kö n n en sich gegen ein an d er versch ieb en , a lte V e r ­ b in d u n g en lösen und neue e in g e h e n ; M u sk eln u n d N e rv d agegen b leib en zu sam m en . I s t d as w irk lic h so u n d w ie is t es zu erk lä ren ? D iese F ra g e fü h rte Br a u s z u einer längeren R e ih e w ic h tig e r U n tersu ch u n g en ü b er N e rv en en tw ick lu n g , deren E rg eb n isse er d an n in einem sch ön en V o rtr a g (19 11) zu sam m en g e fa ß t h a t. D u rc h diese U n te r­

su ch u n g en n u n w u rd e er zu r A n w en d u n g v o n Ha r r i s o n s M eth ode der D e c k g la sk u ltu re n gefü h rt, zu r A u fz u c h t k lein er K e im teile in B lu tp la s m a oder k ü n stlich e r N ä h rlö su n g und d a d u rch w ied er zu ein er n eu en R eih e vie lve rsp re ch e n d e r E x p e r i­

m ente, seinen b ek a n n te n E x p la n ta tio n e n vo n H e rz ­ an lagen . A ll d as lo ck te , u n d es is t sch w er zu sagen, w oh in er sich g ew en d et h ä tte . A b e r am w a h r­

sch ein lich sten is t m ir doch, d a ß w ir v o n ih m die F o rts e tz u n g des G eg en b au rsch en W e rk es in neuer R ic h tu n g h ä tte n erh o ffen d ürfen .

A ls dieser große M ann die verg leich en d e A n a ­ to m ie a u f dem B o d en der A b sta m m u n g sle h re neu b e g rü n d e t h a tte , erw u ch s fü r seine N a ch fo lg er

r Die Natur­

wissenschaften

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