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Wochenschrift des Architekten Vereins zu Berlin. Jg. 6, Nr 20

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Academic year: 2022

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I WOCHENSCHRIFT BS flRCHITEKTEN-VEREINSIMBERLIN

H _____________________ . -... »—■um

EIERflUSGECEBEN ^ V E R E IN E

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Erscheint Sonnabends u. Mittwochs — Bezugspreis haibjührl. 4 Mark, postfrei 6,30 Mark, cinzelno Nummern von gewöhn. Umfange 30 Pf., stärkere entspr. teurer ♦ . Der Anzeigenpreis für die 4gespaltene Petitzeile betrügt 60 Pf., für Behörden-Anzeigen und für Familien-Anzeigen 30 Pf. — Nachlaß auf Wiederholungen |

I N u m m e r 2 0 B e r lin , S o n n a b e n d d e n 2 0 . Mai 1911 V I . Jahrgang

Zu b e z ie h e n durch alle B u c h h a n d lu n g e n , P o stä m ter und d ie G e s c h ä fts s te lle C a r l H e y m a n n s V e r l a g in B e rlin W . 8, M auerstr. 4 3.44

A lle R e c h te V o rb e h a lte n

Besprechung über Heimatschutz- und Yeruustaltungsgesetz

Au s d e r S i t z u n g d e s A r c l i i t e k t e n - V e r e i n s zu B e r l i n v o m 27. Mä rz 1911

(Erster Vorliaudlungsabend) (Fortsetzung aus Nr. 14, Seite 78)

H e r r R e g i e r u n g s b a u m e i s t e r 0 . Kloeppel

M. H . ! H e rr K ollege Schm ieden h a t uns, die w ir u ns m it der T ä tig k e it der B a u b e ra tu n g abgeben, zum S chlüsse den V orw urf g em acht, w ir k ö n n te n n ic h t w arte n . Ich m öchte H e rrn K ollegen S chm ieden diesen V o rw u rf zurückgeben, m ir sc h e in t es, er k a n n n ic h t w arte n . D enn zu n ä c h s t w irft er uns vor, daß w ir n ic h t schon nach a n d e rth a lb jä h rig e r T ä tig k e it im stan d e gew esen seien, das B auw esen d er M ark B ra n d e n b u rg in g esu n d e B ah n en zu lenken, und fern er g la u b t er schon nach kaum dreieiuhalbjähri- gem B estohen des V e ru n sta ltu n g sg e se tz e s nach den m it diesem gem achten E rfa h ru n g e n zu dem S ch lü sse b e re c h tig t zu sein, daß es im h ö ch sten G rade k u ltu rfein d lich sei. M ir sc h e in t es se h r zw eifelhaft, ob sich nach dem k u rze n B e ste h en des Ge­

setzes seine W irk u n g e n schon so k la r ü bersehen lassen, um b e re its h e u te m it b rau ch b aren A b än d eru n g sv o rsc h läg e n h e rv o r­

tre te n zu können. A b er sei dem w ie ihm wolle, a u f je d e n F all w äre es m ir se h r in te r e s s a n t gew esen, w enn K ollege Schm ieden zu dieser F ra g e positiv es M a teria l b eig eb rac h t h ä tte . D ies is t n u n aber n ic h t der F a ll gew esen, sondern seine A u sein an d e r­

se tzu n g e n w aren n u r g an z allgem ein ohne B eziehung zu beob­

a c h te ten W irk u n g e n des G esetzes g e h a lte n und h ä tte n in dieser F orm ebenso g u t vo r v ie r J a h re n , wie es sich um den E rla ß des G esetzes h andelte, ro rg e b ra c h t w erden können.

N un sind in le tz te r Z o it g era d e au s A re h ite k te n - k reise n verschiedene A eu ß eru n g en gegen das V e ru n s ta ltu n g s ­ g esetz la u t gew orden. H erv o rg e ru fe n sind sie d u rch die B e­

stre b u n g e n der In d u strio , die sich d u rch u n se r G esetz gesch ä­

d ig t fü h lt. N un w ill ich au f dio ein seitig en G esich tsp u n k te, die unsere In d u strie lle n leiten, h eu te n ic h t n äh e r eingehen, da es im h ie r g estec k ten R ahm en u n se re r E rö rte ru n g e n zu w eit führen dürfte. Ich w ill n u r ganz allgem ein erw ähnen, daß sich d urch g ew isse G esch m aek sströ m u n g en einzelne Z w eige der I n ­ d u strie in w echselnder W eise schon ö fters b e d rä n g t g efü h lt h ab e n ; das w ar schon v o r dem V e ru n sta ltu n g sg e se tz so u n d ko n n te se lb stv e rstä n d lic h d u rch das V e ru n sta ltu n g sg e se tz n ic h t an d ers w erden. Von einer S ch äd ig u n g u n se re r B a u in d u strie in ih re r T o ta litä t k a n n dabei n a tü rlic h nie die Rede sein. V iel m ehr wie die K lag en der so g e n an n te n „ In te re s s e n te n “ in te re ssie re n u n s die bei dieser G elegenheit aus u n se rn F ach k re isen z u tag e g e tre te n e n G esich tsp u n k te, in der E rw a rtu n g , h ie r höhere I n te r ­ essen v e rtre te n zu sehen. N un stam m en gerad e a u s unserm engeren K re ise drei solcher A eu ß eru n g en , und d ü rfte es sich z u r K la rste llu n g d er S ach lag e em pfehlen, ih re n G edankengängen k u rz nachzugehen.

D a is t n u n zu n ä c h s t H e rr R eg ieru n g s- und B a u ra t a. D.

H a sa k au f dem P la n erschienen und h a t eine gan z auffallende B e re d sa m k eit aufgew endot, um etw a s zu bew eisen, w as sicher noch nie ein v e rstä n d ig e r M ensch bezw eifelt h a t, näm lich die T atsac h e, daß ein H a u s m it flachem D ach ebenso schön sein k ann, wie ein solches m it einem steilen. In äh n lich e r A u sfü h rlic h k e it b eh a n d elt er den S atz, daß das K u n stw e rk vom K ü n s tle r stam m e. Sein G edankengang is t dabei der, daß m an niem als d u rch polizeiliche M aßnahm en die K u n s t fördern könne und daß d er besto H eim a tse h u tz d arin bestände, w enn m an d a­

für sorgen wolle, daß alles, w as g e b a u t w ird, n u r von K ü n s t­

le rn g e b a u t w ird. D as w äre gew iß se h r erfreulich, n u r sind die K ü n stle r schließlich auch K in d er ih re r Z e it und können gan z g u t T rä g e r des U ngeschm acks dieser sein, ohne daß m an ihnen ab stro ite n kö n n te, daß sie fü r ih re Z e it K ü n s tle r ge- wosen seien. Im ü b rig en s te h t das V e ru n sta ltu n g sg e se tz , dessen polizeilichen C h a ra k te r H a sa k so b esonders b eto n t, doch g a r n ic h t im G egensatz zu seinen W ü n sch en , indem es sich nach K rä ften b em üht, zum B auen w ieder die ric h tig e n K rä fte heranzuziohen. A lle rd in g s soll das V e ru n sta ltu n g sg e se tz auch solchen K ü n stle rn das H an d w erk oder, h ie r m uß man wohl ric h tig e r sagen, die K u n s t legen, die den A n re g u n g en H a sa k s folgend, N eig u n g und B e ru f in sich fühlen sollten, dio alten B a u e rn h ä u s e r W e stfalen s n iederzulegen und an ih re r S telle das schöne S achsenland in ein P a ra d ie s des flachen D aches zu v e r­

w andeln.

A n zw eiter S telle erschien ein kleines S ch riftch en von P ro fesso r Seeßolberg. E r i s t s tre n g e r A n h ä n g e r der „ In itia tiv - I k u n s t“, ihm sind die „ S tilw ä h le r“ ein G reuel, L eu te, die „es so g a r w agen, au s d er beschaulichen B ied erm eierzeit g e tro s t ih re n dünnen E n tw ic k lu n g sfad en in u n se r so ganz an d e rs ge­

ric h te te s Z e ita lte r h in ü b e rz u zie h en “. Z w ar w ill unsero Z e it n ic h t fundam entlos sein, s a g t er, ab e r die T ra d itio n en können h e u te n u r a b s tra k te r N a tu r sein. So m üssen w ir auch unsero B egriffe von dem L ie b lin g ssc h la g w o rt des H eim atsch u tz es, der B o d e n stä n d ig k eit, reform ieren. Im m odernen Z e ita lte r der E isenbahnen u n d K anäle g ib t es kein bo d en stän d ig es M a teria l, keine b odenständige D achform u. dgl. m ehr und so auch keine heim ische B auw eise im alte n Sinne. F ü r den m odernen H eim a tsc h u tz le ite t sich die B o d e n stä n d ig k eit im W e rd an d isin n n u r a u s dem jew eiligen B e v ö lk e ru n g se h a ra k te r und au s den : G eg e n d g e sta ltu n g e n her. So s it z t denn d er m o d e rn ste K ü n stle r 1 da, um geben von den u n g ez äh lten P ro d u k te n m oderner I n d u s trie

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1 1 2 Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin Sonnabend, 20. Mai 1911 und T echnik und „ d ic h te t“ auf s tre n g psychologischer G rundlage

„sein B auw erk in die L a n d sc h a ft h in e in “ . Ich glaube, H e rr P ro ­ fessor S eeßelberg g re ift nach den S tern en und w ird sie uns auch n ic h t h o runterholen. A b er in einer B eziehung k om m t er u ns w eiter entgegen als H e rr H asak . W äh ren d dieser uns n ic h t v e rrä t, w er die g roßen K ü n stle r sein w erden, die seine A nreg u n g en in die T a t um setzen, t u t dies H e rr Seeßel­

b e rg n ic h t n u r an verschiedenen S tellen des T ex tes seines W erk ch en s, sondern auch in dessen F u ß n o ten und zum Schluß noch in einem besonderen A nhang. Ich habe mich nun n äh e r e rk u n d ig t und erfahren, daß die Z ah l der bevo rzu g ten K ü n stle r, die der oben gekennzeichneten A ufgabe g e re c h t zu -werden v e r­

m ögen, schon an die 500 b e trä g t. H iernach zu schließen, muß doch schon eine b eträ c h tlic h e A nzahl d e ra rtig e r B au w erk e e n t­

stan d en sein, und w ürden vrir H e rrn S eeßelberg se h r zu D ank v erp flich tet sein, w enn er einm al die F re u n d lic h k e it haben m öchte, uns eine Reihe davon im L ich tb ild e vorzuführen.

A n d r itte r S telle kom m e ich zu den A u sfü h ru n g e n u n seres h eu tig en R eferenten. H e rr K ollege Schm ieden h a t j a au ß er dem w as er uns h eu te A bend v o rtru g , seine Ideen schon in a u sfü h r­

lic h er W eise in u n se re r V e re in sz e itsc h rift entw ick elt. Ich m öchte zu n ä c h s t einm al seinen G edankengang ganz k u rz zu ­ sam m enfassen.

S chm ieden s te h t in ausgesprochenem G egensatz zu S eeßel­

berg. E r w ill T ra d itio n , ab e r T ra d itio n in einem Sinne, der v ie lle ic h t auch zu se h r n ac h den S tern en greifen m öchte.

E in e r der w ese n tlich ste n F a k to re n , die an d er G e sta ltu n g des H eim atbildes g e a rb e ite t haben, i s t ihm der S til, der G le ic h tritt der M assen au f k ü n stlerisc h em G ebiet. Im S inne einer befrie­

digenden einheitlichen G e sta ltu n g u n seres H eim atb ild es m üssen u ns deshalb alle B estreb u n g e n zu r W ied e ra n k n ü p fu n g an einen b estim m ten S til se h r vollkom m en sein. U nd Schm ieden i s t der U eberzeugung, daß die A nfänge zu einer neuen einheitlichen S tilb ild u n g schon v orhanden seien. U n sere großen führenden K rä fte bew egen sich seiner M einung nach schon in einer be­

stim m te n R ich tu n g . W e n n sie b ish er n u r E inzelersch ein u n g en geblieben sind, so lie g t es d ara n , daß die K rä fte m ittle re r F ä h ig k e ite n die gegebene A n re g u n g b ish er n ic h t genügend auf­

genom m en haben. „ W ir sind e s“ , s a g t er so schön, „an denen es noch feh lt, an dem tra g e n d e n H u m u s eines baum w üchsigen B o d en s“ . W idm en w ir uns der so g este llte n A ufgabe e r s t m it rec h tem V e rstä n d n is, so w erden w ir in ab seh b a re r Z e it, wenn auch n ic h t g leich einen g roßen S til im S inne B ö ttic h e rs , aber doch w en ig sten s eine einheitliche F o rm en sp rach e haben, und da­

m it die n a tü rlic h e G rundlage fü r eine guto G e sta ltu n g u n se re s H eim atbildes und es w ird im R ahm en dieses n ic h ts m ehr e n t­

ste h en können, w as u n se r Gefühl v e rle tz t. U nd nu n m acht Schm ieden der H eim atsch u tz b ew eg u n g den V o rw u rf, daß sie sich diesem einzig fo lg eric h tig e n , g esunden E n tw ic k lu n g sg a n g der D inge in den W e g ste llte , indem sie rü c k w ä rtsg e w a n d t im m er auf etw as sc h au te , etw as w ieder in s L eben zu rü c k ru fen w olle, w as schon t o t sei und nie w ieder L e b e n sk ra ft gew innen ; könne. In diesem S inne n e n n t er dann etw as h a r t in B ausch I und B ogen die H oim atsch u tzb ew eg u n g eine kulturfein d lich e, deren B e streb u n g e n ein Z iel zu se tze n es h ö ch ste Z e it sei.

N un s a g t u ns Schm ieden ab e r auch, in w elcher R ic h tu n g sich die vorhandenen A nfänge ein er neuen einheitlichen S tilb ild u n g bew egen. W ir m üssen au der Q uelle w ieder anknüpfen, ü ber deren L a g e w ir keinen Zw eifel haben können, d rü c k t er es aus.

E s schw ebt ihm dabei ein N eu-H ellenism us vor. O hne Zweifel haben w ir in n eu e rer Z e it einige V ersu ch e in dieser R ic h tu n g zu verzeichnen. Ich bin d a rü b e r in gan z e ig e n a rtig e r W eise u n te rr ic h te t d urch die M itteilu n g en eines b u chhändlerisehen A n tiq u a rs, der m ir v e rsic h e rte , daß er z u rz e it die besten G e­

sc h äfte m it A u sg ab e n der S chinkelschen W e rk e m ache, die er g an z besonders an A rc h ite k tu rb u re a u s liefere, deren L e ite r noch I bis vor k urzem als die P fad fin d er auf dem G ebiete voraus- se tzu u g slo ser K u n st galten .

Ich weiß n ic h t, ob w ir auf solch schw ankenden E rs c h e i­

n u ngen die Z u k u n ft u n seres H eim atbildes a u fb a u en sollen.

S elb st der in die M anege h erab g estieg en e K ö n ig O edipus g ib t m ir noch keine S ich e rh e it, daß die E n tw ic k lu n g einen L a u f nehm en w ird, w ie ih n K ollege S chm ieden sich in seinem Id e a ­ lism u s v o rste llt. D aru m m öchte ich h ie r den H e im a ts c h u tz in S ch u tz nehm en und der F ra g e n ä h e rtre te n : I s t es denn w irk ­ lich to t , w as der H eim atsch u tz zu neuem L eben erw ecken m öchte? D ie eben g esch ild erte H offnung, vom H erab steig e n zu ; den Q uellen g riec h isc h er K u n st das H eil u n se re r T age zu er-

wrnrten, r u ft die E rin n e ru n g w ach an das, w as vo r 100 J a h re n sich ereignete, an die E poche des S chinkelschen K lassizism us.

D ie Z eitgenossen S chinkels sahen in ihm die E rfü llu n g der S e h n su c h t von J a h rh u n d e rte n , den A n fa n g einer neuen, großen Z eit. U nserem rü c k w ä rts g ew andten B lick e rsc h ein t es g erade u m g e k eh rt, w ir sehen in ihm n ic h t den B rin g e r n eu e r M öglich­

keiten , sondern den le tz te n A u slä u fe r einer großen E n tw ic k ­ lu n g sreih e. D ie S e h n su c h t nach dem Z iele e c h te r k la ssisc h er K u n s t h a t j a ih re eigene G eschichte. Schon die e rste n M eister der italien isch en R enaissance g la u b te n dieses Ziel e rre ic h t zu haben, n ic h t -weniger g la u b te es K nobelsdorf un d ebenso d er ä lte re L a n g h a n s und dann endlich S chinkel. A b er all diese V o rg ä n g e r S chinkels u n te rsc h ie d en sich d a rin von ihm w e se n t­

lich, daß sie K in d er einer in festen tra d itio n e lle n B anden g e­

h alten e n Z e it w aren, denen n ic h ts fern er lag, als z u r E rre ic h u n g ih re s Z ieles sich ü b er all das hinw egzusetzen, w-as J a h rh u n d e rte in g esu n d er F o rte n tw ic k lu n g der B a u k u n s t g e le is te t h a tte n . G erade die V ern ein u n g der großen K u n s t des 18. J a h rh u n d e rts ließ S ch in k els L e istu n g e n m it dem F lu ch e der U n fru c h tb a rk e it beladen sein. S ollen w ir n u n w irk lich diesen W eg zum zw eiten- M al v ersu c h en ? F ü r S chm ieden is t die S tilfra g e die b ren n e n d ste b au k ü n stle risc h e F ra g e der G egenw art. M ir sc h e in t die F ra g e, oh w ir w ieder dazu kom m en, alle in den gleichen F orm en zu bauen, h e u te fa s t g le ic h g ü ltig neben der großen F ra g e , ob w ir w ieder dazu kom m en, alle v e rstä n d ig e , g u te H ä u se r zu bauen.

Ich denko, der F o rts c h r itt der le tz te n Z e it lie g t g era d e darin, daß w ir u n s m it der T a tsa c h e abgefunden haben, daß w ir über keine einheitliche F orm enspracho verfü g en u n d in ab seh b a re r Z e it auch kau m eine e rh a lte n d ü rften . D aß w ir d afü r aber g e le rn t haben, u ns au f das zu besinnen, w as je n s e its d er w ech­

selnden S tilb ild u n g en im m er das gleiche geblieben, die G ru n d ­ lag en g u te n G estalten s, und die u ns ü b er u n se rn u n g ez äh lten form alen E x p erim e n te n ganz verlo ren geg an g en w aren. Um uns diese w ieder zu eigen zu m achen, brau ch en w ir n ic h t bis z u r U rform des g riec h isc h en Tem pels zu rü c k zu k eh ren , da liegen u n s die W e rk e u n se re r eigenen arc h ite k to n isc h e n V e rg an g e n h eit und n ic h t z u le tz t die der großen K u n s t des 18. J a h rh u n d e rts und auch noch die von „um 18 0 0 “ w irk lich näher.

H ier können w ir w ieder lernen, wie einfach ein H a u s in A n lag e und A ufbau g e s ta lte t sein m uß, um g u t zu sein, was ein v e rstä n d ig e s V e rh ä ltn is zw ischen v ertik ale m B a u k ö rp e r und abschließendem D ach is t, w ie F lä c h e u n d D u rc h b re c h u n g v e r­

te ilt w erden m uß, wie B a u g lie d er und O rn am en t zu bilden und anzuordnen sind, w ie alle E in zelh eiten dem H a u p tb a u k ö rp e r u n te rg e o rd n e t w erden m üssen, um am le tz te n E nde zu r S te ig e ­ ru n g des a rc h ite k to n isc h e n A u sd ru c k s b eitra g e n zu können usw . usw . U n d dann die S ta d ta n lsg e n des 18. J a h rh u n d e rts , w as k ö n n te dor m oderne S tä d te b a u , der h e u te in einer v er­

sp ä te te n R o m an tik sc h w e lg t, da lernen. W e n n das alles n u n w irk lic h to t sein sollte, dann w ird u n s auch der g riechische U rq u e ll und der Z usam m enhang m it dem Kosm os n ic h t m ehr r e tte n . A b er das L ebendige hiervon erh a lten und davon lernen, etw a s anderes h a t d er e rn sth a fte H eim a tsc h u tz nie gew ollt..

D aß bei der b re ite n B asis, die diese B ew egung haben m uß, sich zu ih r die vielen L e ic h tb e g e is te rte n g esellen, die der frohen Z u v e rsic h t sind, h e u te schon lehren zu können, w as sie g e s te rn n ic h t g e le rn t haben, u n d so viel V e rw irru n g in die W e lt setzen, is t doch kein W u n d e r, g ib t ab e r w irk lic h noch kein en G rund, die B ew egung a n sich als k u ltu rfein d lich zu b e­

zeichnen.

V o rh in w urde h ie r der N am e S ch u ltz e-N au m b u rg g en a n n t.

E s i s t ganz eig e n a rtig , w ie sich gegen diesen H a u p tfü h re r der H eim atsc h u tz b e w e g u n g n eu e rd in g s die A ngriffe häufen. Und- zwrnr n ic h t n u r von den F ein d en dieser, sondern auch au s ihrem ; eigenstem K reise h era u s. S ch u ltz e-N au m b u rg is t näm lich, der;

M ann, d er es n ac h S eeßelberg „ g e w ag t h a t , ’ a u s dem beschau-, liehen B ie d e rm e ie rz eita lte r g e tro s t seinen dünnen E n tw ic k lu n g s­

faden in u n s e r gan z a n d e rs g e a rte te s Z e ita lte r h erü b e rz u z ie h e n “.

N un m uß ich g esteh en , m ich h a t die T atsac h e, daß S chultze- N au m b u rg bei seiner b a u k ü n stle risch en T ä tig k e it die F orm en der sog. B ied erm eierzeit verw en d et, nie b esonders in te re ssie rt, w ohl aber die T atsac h e, daß er n ac h seiner v erd ie n stv o llen auf­

k lä re n d en T ä tig k e it dem W o r t die T a t h a t folgen lassen und das tu t, w as h eu te noch so se lte n ist, näm lich w irk lich g u te H ä u se r b a u t. In der A rc h ite k tu r i s t die H au p tsac h e die Q u a litä t u n d n ic h t die O rig in a litä t. D as h e u te p ra k tisc h e Ziel k a n n n u r sein, d afü r zu sorgen, daß m ö g lich st viel g u te H ä u se r in die W e lt g e s e tz t w erden. G enügen sie den G rundbedingungen,

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Nr. 20. VI. Jahrgang Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin

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die w ir bei den Schöpfungen au s den Z eiten ein h eitlic h er T r a ­ ditio n s te ts e rfü llt finden, so k an n es u ns g le ic h g ü ltig sein, ob sie sich dieser oder je n e r frü h e re n form alen E n tw ic k lu n g sstu fe ansehließen oder ob sie das R ä tse l re in s te r In itia tiv k u n s t lösen oder endlich ih re tiefere A n re g u n g dem W erd an d isin n e der E dda verdanken.

D er H eim atsch u tz b ew eg u n g aber w ollen w ir d an k b a r sein, daß sie das V e rstä n d n is für den W e r t u n seres a lte n K u ltu r­

erbes in im m er w eitere K reise zu tra g e n v e rsu c h t und so dem A rc h ite k te n den W e g eb n e t fü r eine ru h ig e B e tä tig u n g , in der n ic h t m ehr jedes J a h r von neuem von ihm die re tte n d e T a t v e rla n g t w ird. D aß es in der H eim atsch u tz b ew eg u n g noch g egen so m anche U n k la rh e it un d gegen so m anche E in s e itig ­ k e it zu käm pfen g ilt, m öchte ich am allerw en ig sten b e stre ite n . A b er tra g e n w ir d ara n n ic h t zum g u te n T eil se lb st die Schuld, w eil w ir uns n ic h t in stä rk e re m Maße b em ü h t haben, au f die B ew egung Einfluß zu gew innen und w eil w ir am le tz te n E nde s e lb st n ic h t ein ig er in u n se re r A n sc h a u u n g gew esen? U nd ebenso w ollen w ir u ns freuen, daß w ir das V e ru n sta ltu n g sg e se tz haben, denn u n te r den h e u tig e n V erh ältn isse n d ü rfte es ohne den H in te rg ru n d g e setz lic h er B e re c h tig u n g ü b era u s schw er sein, etw a s N ac h h altig es zu erreichen. D aß das G esetz in seiner je tz ig e n F orm ideal sei, soll darum j a keinesw egs b e h a u p te t w erden. A b er w er die L a n d ta g sv e rh a n d lu n g e n se in erze it v er­

fo lgt h a t, der w ird gesehen haben, wie schw er es w ar, bei der eig en a rtig en Z u sam m en setz u n g u n se re r V o lk sv e rtre tu n g ü b e r­

h a u p t etw a s zu erreichen, darum w ollen w ir froh sein, daß etw as z u stan d e gekom m en is t und w ollen u n se rse its n ic h t eher w ieder an den L a n d ta g m it neuen W ü n sch e n h e ra n tre te n , als bis w ir in fleißiger, eh rlich er A rb e it den V ersuch g em ac h t haben, m it dem G esetz in unserm S inne zu w irken. D aß dazu drei J a h r e eine zu k u rz e S panne Z e it sind, kann doch k aum bezw eifelt w erden. Im ü b rig en scheinen sich die V o r­

w ürfe vom K ollegen Schm ieden j a auch w en ig er gegen das G esetz se lb st als gegen die A r t seinor A n w en d u n g zu rich ten . D aß es h ie r ü b erau s sch w ierig is t, die ric h tig e n K rä fte h e ra n ­ zuziehen, in deren H an d der G esetzgeber so g e rn se lb st die S ache sehen m öchte, i s t ohne w eiteres k la r. A b e r auf die v o r­

handenen O rg a n isa tio n e n m u ß te er sich doch stü tz e n , w enn er n ic h t von vo rn h erein die g anze S ache in F ra g e ste lle n w ollte.

D aß der norm ale V e rw a ltu n g sa p p a ra t le ic h t dazu n eig t, die A n g ele g en h e it n ac h m ehr äu ßerlichen, le ic h t zu erfassenden M erkm alen zu handhaben, is t k la r. A b er h ie r lie g t j a g erad e das g roße A rb e itsg e b ie t au fk lären d er, helfender B e tä tig u n g der in te re ssie rte n F ach k reise.

N un m öchte ich ab e r noch au f einen e ig en a rtig en G egensatz in den A u sfü h ru n g en S chm iedens hinw eisen. E in e rse its is t er ein entschiedener G egner des G esetzes, indem er s a g t: „D aß w ir n ic h t m ehr zögern dürfen, eine M aßregel beiseite zu w erfen, die sich als so zw eischneidig ze ig t und die schon in d er g eg e n ­ w ä rtig e n Z e it m ehr schaden als n u tz en k a n n .“ D ann aber

H er r Ba

M eine H erren ! N ach den form vollendeten W o rte n des H e rrn K ollegen Kloeppol w ird es m ir schw erfallen, Ih re A u fm erk sam ­ k e it zu fesseln. A b er ich h a lte m ich doch für verpflichtet, einige W o rte zu dieser F ra g e zu sagen. M ir i s t persönlich in te re s s a n t gew esen, daß in den b ish erig en A u sfü h ru n g e n zu den vielen T heorien, die ü b er die E n ts te h u n g des V e ru n s ta ltu n g s ­ g esetzes a u ftre te n , noch eine m ehr h in z u g e tre te n ist. D ie e rste T heorie, die fü r die E n tsto h u n g dieses G esetzes au ftau ch te, w urde in den M itteilu n g en des H e im atsch u tz v erb an d e s vom J a h r e 1906 erw äh n t. D a w u rd e g e s a g t, kein G erin g e re r als d er K a ise r s e lb s t sei der U rh e b er dieses G esetzes. H e u te haben w ir g e h ö rt, daß S c h u ltz e -N a u m b u rg ebenfalls als V a te r in F ra g e kom m t, un d w eiter w u rd e hervorgehoben, daß d er eig en t­

liche U rv a te r des G esetzes O b e rb ü rg e rm e iste r S tru c k m a n n von H ildesheim sei. N un, eigentlich i s t j a die recherche de la p a te rn ité u n te rs a g t; im m erhin aber is t die F ra g e , die u n s h eu te b esch ä ftig t, d am it inn ig v erk n ü p ft, und ich w erde Ih n en infolge­

dessen noch eine v ie rte T heorie hinzufügen.

In M agdeburg e x istie rt, w ie Ih n e n b ek a n n t ist, ein A rc h i­

te k te n - und In g en ieu r-V erein . D er h a tte schon zu w iederholten M alen zu seiner g roßen B e trü b n is m it ansehen m üssen, daß in M a gdeburg dié B a u d en k m äler te ils d u rch U m b au ten v e r­

sc h an d e lt w u rd en , te ils, so n am en tlich am B re ite n W eg, der H a u p ts tra ß e der S ta d t, b e stä n d ig vom A b b ru ch e b e d ro h t w aren, um durch G eschäfts- und K a u fh ä u se r e r s e tz t zu w erden.

m ach t er w ieder V erbesserungsV orschläge zu unserm G esetz, die am le tz te n E nde noch ü ber seinen I n h a lt h inausgehen. So w ill er den S ch u tz der L a n d sc h a ft gegen g ro b e V e ru n s ta ltu n g n ic h t n u r fü r la n d sch a ftlic h h erv o rra g en d e Gegenden, sondern m öchte ih n au f das g anze L an d a u sg ed e h n t haben. Ich stim m e ihm h ie r v o llstä n d ig bei, fü rc h te n u r, daß sich dies vorläufig kaum erreichen lassen w ird. D as R e ch t der Gem einden, O rts ­ s ta tu te zu erlassen, lä ß t er bestehen. Die v e rla n g te M itw irk u n g der R eg ieru n g sb eh ö rd en is t doch h eu te schon d urch die B e­

d in g u n g d er G enehm igung der O rts s ta tu te durch den B e z irk s­

au ssch u ß gegeben. W e n n er diese behördliche E in w irk u n g nach d er In sta n z des O b erp rä sid e n ten v e rle g t wissen w ill, so is t dies doch keine g ru n d sä tz lic h e A en d e ru n g . D ie M ithilfe von P riv a tb e stre b u n g e n , a u f die in den A u sfü h ru n g sb e stim m u n g en des G esetzes beso n d erer W e r t g e le g t is t, w ü n sc h t auch er w eiter w achgerufen. So sehen w ir plötzlich zu u n se re r F re u d e in dem S au lu s einen P a u lu s.

A ufgefallen is t m ir d ann noch, daß S chm ieden den V er­

such m ach t, die M aßnahm en der b ayerischen R eg ieru n g in einen G egensatz zu denen d er p reu ß isch en zu setzen. Ich k an n n ic h t finden, daß in den E rla sse n und V eröffentlichungen beider S tellen eine g eg e n sä tzlich e A u ffassu n g auf unserm G ebiete z u ta g e t r i t t . B esonders rü h m t er an der b ayerischen R eg ie ru n g , daß sie auf die Schaffung eines V e ru n sta ltu n g sg e se tz e s v e rz ic h te t habe. E r sc h ein t dabei zu übersehen, daß all die B efugnisse, die in P re u ß en d u rch das V e ru n sta ltu n g sg e se tz geschaffen sind, in B a y ern im R ahm en d er allgem einen re c h tlic h en B estim m u n g en im w e se n t­

lichen schon b esteh en und reichlich g e h a n d h a b t w erden.

E in G edanke von S chm ieden h a t m ir se h r g u t gefallen.

E s is t dies ein G esich tsp u n k t, a u f dessen B e d eu tu n g ich auch schon versch ied en tlich hingew iesen habe. E s h a n d e lt sich um die auffallende T atsac h e, in w ie w enig in n e re r B ezieh u n g bei uns die verschiedenen zu r R egelung des R e ch tes des B auens erlassenen G esetze steh en . H ier haben w ir das F lu c h tlin ie n ­ g esetz vom J a h r e 1875 m it seinen sp ä teren A nw eisungen, h ie r die R egelung des B au o rd n u n g sw esen s, h ie r endlich das ä s th e ti­

sche G ebiet im V e ru n sta ltu n g sg e se tz . A lle zeitlich v oneinander e n tsta n d en , ohne daß sie s p ä te r in ein er G egensätze a u s­

schließenden W eise zu sam m engefaßt w orden w ären. U n d daß solche G egensätze bestehen, ließe sieh an m e h r als einer S telle nachw eisen. A n s ta tt in v o rsch n e lle r W eise M a te ria l gegen das V e ru n sta ltu n g sg e se tz zu sam m eln, w ürde ich es als eine ü b er­

au s d an k e n sw erte A rb e it b e tra c h te n , w enn w ir einm al die w ichtigen G rundlagen fü r eine ein h eitlich e R egelung der g e ­ sam ten B a u g ese tz g eb u n g Z usam m entragen w ollten, bei d er die g roße A ufgabe zu le iste n w äre, den g ere ch te n A u sg le ich zu finden zw ischen don sich h e u te zum S chaden des G anzen so o ft bekäm pfenden F o rd e ru n g e n der W irtsc h a ftlic h k e it, W o h l­

fahrtspflege, T echnik un d K u n st. In der H offnung, daß diese A rb e it bald in A n g riff genom m en w erde, m öchte ich m eine A u s ­ fü h ru n g e n schließen.

rat Ochs

W e r M agdeburg k e n n t, w eiß, daß g erad e der B re ite W e g sich durch seine G iebelbauten au s d er B a ro c k ze it au sze ich n e t, und ein S tra ß en b ild von g an z h erv o rrag en d em Reize d a rs te llt, an dessen E rh a ltu n g in e r s te r L in ie die A rc h ite k te n w e lt ein d rin g en d es In te re s se h ä tte . D am als w aren die b ed ro h te n H ä u se r le id er n ic h t zu re tte n und dem A b b ru ch e verfallen. In fo lg e­

dessen g rü n d e te d er erw äh n te A rc h ite k te n -V e re in 1901 m it ä n d e rn dortig en k u n stlieb e n d en V ereinen einen A u ssc h u ß z u r E r ­ h a ltu n g des M ag d eb u rg er S tad tb ild es. D e r A rc h ite k te n -V e re in sta n d an se in er S pitze, eines seiner M itg lie d er w a r V o rsitz e n d e r des A u ssch u sses. L e tz te re r beg an n nu n z u n ä c h s t seine T ä tig ­ k e it dam it, lokal den U eb e lstä n d en e n tg e g e n z u tre te n , indem M a g is tra t und B ü rg e rsc h a ft zu bestim m en g e s u c h t w u rd en , alle in B e tr a c h t kom m enden G iebelhäuser nach M öglich k eit in den B e sitz d er S ta d t zu b ringen, um sie au f diese W eise dauernd v o r dem U n te rg a n g e zu bew ahren. D ieser W e g w ar n ic h t a n ­ g än g ig . D ie S ta d t w eig e rte sich m it R ü c k sic h t au f die sch lech te F in an z lag e , a u f den V o rsch la g einzugehen; und so blieb dem A u ssc h ü sse n ic h ts w e ite r ü b rig , als das G ebiet d er hohen P o litik zu b e tre te n u n d die G esetzg eb u n g in A n sp ru ch zu nehm en.

E r h a t 1902 an das A b g e o rd n eten h au s eine diesbezügliche P e ­ titio n g e ric h te t, die dam als n ic h t m ehr e rle d ig t w urde wegen des S ch lu sses der Session. S ie w urde d ah e r im J a h r e 1908 e rn e u e rt un d dam als von beiden H ä u se rn des L a n d ta g s ein­

stim m ig d er S ta a ts re g ie ru n g z u r B e rü c k sic h tig u n g überw iesen.

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Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin Sonnabend, 20 Mai 1911 Ic h m öchte m ir erlauben, diese P e titio n im W o r tla u t v o rz u ­

lesen, d am it Sie d ara u s ersehen können, ob und in welchem Z usam m enhänge sie m it dem V o ru n sta ltu n g sg e se tz s te h t:

E in hohes H au s der A b g eo rd n eten (H erren h au s) b itte n die e rg e b en st U n terzeich n eten , dasselbe w olle im W ege der G esetz­

g eb u n g fü r die gesam te p reußische M onarchie, m in d esten s aber fü r die G eltu n g sg eb iete dos pi'eußischen A llgem einen L and- re e h ts A n o rd n u n g en treffen, au f G rund deren es den S ta d t­

gem einden, O rts- und G em eindevorbänden oder au c h den ö r t­

lichen oder L andespolizeibehörden g e s ta tte t -wird:

a) d urch o rts s ta tu ta ris c h e oder polizeiliche B e stim m ungen die Z e rstö ru n g solcher, im p riv aten oder öffentlichen B esitzo befind­

lichen B auw erke bzw. B audenkm äler, w elche einen bleibenden Ge- sch ich ts- oder K u n s tw e rt haben, oder von b esonderer B e d eu tu n g fü r den C h a ra k te r eines O rts- oder L an d sc h aftsb ild es sind, zu v e r­

hin d ern un d V eränderungen an denselben zu v erb ie ten oder doch von der E rfü llu n g b estim m ter, d urch den S til des B au w erk es oder seiner U m gebung g eb o ten er B edingungen ab h ä n g ig zu m achen,

b) d urch o rts s ta tu ta ris c h o B estim m ungen M aßnahm en zu treffen, daß in gew issen, n ä h e r zu bestim m enden S tra ß e n z ü g e n oder S tad tg o g e n d en dem bau lich en C h a ra k te r der O ertlich k eit bei der E rric h tu n g von N eu b au ten R echnung g e tra g e n w erde, so daß derselbe auch fü r die Z u k u n ft g e w a h rt bleibt.

Z u r B e g rü n d u n g fü h rte n die U nterzeichneten V ereine n u n n ä h e r aus, w as fü r sie V e ran lassu n g gew esen i s t z u r A b ­ fassu n g dieser P e titio n . Sie haben dann diese P e titio n U m ­

dru ck en la ssen und den v e rsc h ied e n ste n V ereinen in P re u ß en ü b ersa n d t, bei denen ein In te re s se fü r die S ache v o ra u sg e se tz t w erden ko n n te, u. a. auch an den A rc h ite k te n -V e re in u n d die V erein ig u n g h ie r zu B erlin . E r s te r e r h a t leider n ic h t d a ra u f r e a g ie r t; dagegen h a t die B e rlin er V erein ig u n g sich b e re itw illig d aran b ete ilig t. Im ganzen haben sich z irk a 30 V ereine der P e titio n angeschlossen. Sie w urde von beiden H ä u se rn des L a n d ta g s freudig b e g rü ß t und von ihnen, wie schon erw äh n t, e instim m ig d er S ta a ts re g ie ru n g zu r B e rü c k sic h tig u n g überw iesen.

Ich glaube, Sio w erden m it m ir übereinstim m en, daß m an n ic h t m ehr v erla n g en konnte. A u f diesem G ebiete w a r b is da­

hin n ic h ts geschehen. D as A llgem eine L a n d re c h t h a tte n u r eine re c h t bedenkliche und n ic h t einw andfreie H andhabe gegen irgendw elche V e ru n sta ltu n g e n geboten. A b e r außerdem h a tte n w ir noch k ein G esetz z u r E rh a ltu n g der B audenkm äler, das uns A rc h ite k te n j a die H a u p tsa c h e sein m uß. E in solches D enkm al­

gesotz w a rd a m a lss c h o n v o r J a h re n dem L a n d ta g e versprochen, aber es w ar noch n ic h t gekom m en, und bei dem gro ß en , ihm e n tg eg e n ­ stehenden S chw ierig k eiten w a r v orauszusehen, daß sein E rscheinen noch lange au f sich w arte n lassen w ü rd e und zu b efürchten, daß inzw ischen v ie lle ich t säm tlich e alten G iebelhäuser in M agdeburg verschw unden sein w ürden. D a ra u f k o n n te m an es n ic h t ankom m en lassen. E s so llte d ah e r nach P u n k t 1 der P e titio n den S tä d te n das R e ch t gegeben worden, ih re D enkm äler se lb st zu schützen.

W enn die alten B au lic h k eiten n ic h t ab g erissen w erden d u rfte n , dann w ar dam it n u r erreic h t, daß der B re ite W e g n ic h t d u rch F o rtn a h m e der v o rhandenen seiner E ig e n a rt e n t­

k le id e t w urde, noch n ic h t aber, daß er sie d urch v e ru n sta lte n d e N eu b au ten einbüßte. D er P u n k t 2 der P e titio n g in g dem gem äß dahin, daß den S tä d te n fü r gew isse, n äh e r zu bestim m ende S tra ß en z ü g e oder S tad tg e g e n d e n von beso n d erer g e sch ic h tlic h er oder k ü n stle risc h e r B e d eu tu n g ein E influß a u f die ästh e tisc h e S eite der N oubauten e in g eräu m t w urde.

D re i J a h r e sp ä ter, e r s t im J a h re 1906, le g te die R e g ie ru n g den g ew ü n sch ten G esetzen tw u rf vor, den E n tw u rf zum je tz ig e n V e ru n sta ltu n g sg e se tz . D a t r a t so fo rt die ü b errasc h en d e T atsac h e in die E rsch ein u n g , daß der R e g ie ru n g se n tw u rf den e rste n P u n k t d er P e titio n , den D enk m alsch u tz, ganz u n te rd rü c k te . A lso g erade das, w as fü r die M a gdeburger Z w ecke am b ed e u tsa m ste n ist, w ar fortgolassen w orden. D as h a t den C h a ra k te r des G esetzes von A n fan g an w esentlich v e rä n d e rt u n d b e e in trä c h tig t. Ich glaube, so w eit Sio, m eine H erre n , A rc h ite k te n sind, w erden Sie m it m ir keine d ringendere V erp flich tu n g anerkennen, als das, w as w ir von den V ä te rn überkom m en haben, zu erh a lten , als den S ch u tz der B audenkm äler vo r V e rn ic h tu n g . M ögen die so n stig en B e streb u n g e n au f eine B eeinflussung der n eueren B auw eise auch in ih re r B e d eu tu n g n ic h t zu u n te rsc h ä tz e n sein, so sind sie doch die C ura p o ste rio r g egenüber der P flicht, das A lte, das so n st unw ied erb rin g lich v erloren gehen w ürde, zu erh a lten .

Bei der B e ra tu n g der P e titio n im A bgeo rd n eten h au se h a tte d er A bgeordnete Ju n g h e n n schon eines V o rtra g e s des P ro fesso rs R udorff ü ber H eim atsch u tz im D eu tsch e n V erein h ie rse lb st E r ­

w äh n u n g g e ta n u n d zum Teil v erlesen. S eine T endenzen er­

s tre c k te n sich ü b er die der M ag d eb u rg er P e titio n noch w eit h in a u s a u f das g anze p la tte L a n d und v e ra n la ß te n das A b ­ g e o rd n e ten h a u s, sie in das G esetz einzubeziehen. W e n n es sich also darum h an d e lt, w er dor V a te r dieses G esetzes ist, so m öchte ich dem P ro fe sso r Rudorff, der ü b rig en s M usiker ist, die P r io r itä t v o r dem M aler S ch u ltz e-N au m b u rg zuerkennen, da er schon im J a h r e 1902 — also v o r diesem — d urch seinen V o rtra g die G e sta ltu n g des G esetzes beeinflußt h a t.

A bgesehen von dom D enkm alschutz, w ollte die R e g ie ru n g s­

vorlage, gan z im S inne der M ag d eb u rg er P e titio n , die U m ­ g eb u n g der B au d en k m äle r gegen u n harm onische U m - oder E in ­ b au te n g e s c h ü tz t w issen, indem sie a n s ta t t dor groben V e ru n ­ s ta ltu n g des A llgem einen L a n d re c h ts im O r ts s ta tu t schon die einfache V e ru n s ta ltu n g zu v e rb ie ten g e s ta tte te ; c h a ra k te ristisc h an der R e g ie ru n g sv o rla g e -war dabei, daß sie alles in einen P a ra g ra p h e n zusam m enfaßte. D as ä n d e rte das H e rre n h a u s in zw ei P a ra g ra p h e n , indem es die g robe V e r u n s ta ltu n g ganz a ll­

gem ein von Polizoi w egen unm öglich m achen und n u r den S chutz d er gan z speziellen ö rtlic h en E ig e n a rt d urch O r t s s ta tu t g e ­ r e g e lt w issen w ollte. W a s die M ag d eb u rg er P e titio n v e ra n la ß t h a tte , die o rts s ta tu ta ris c h e R e g elu n g in V o rsch la g zu bringen, w ar die E rw ä g u n g gew esen, daß die ö rtlic h e E ig e n a rt u n se re r S tä d te n ic h t so g u t von einer B e rlin er Z e n tra lste lle , als von den L e u te n an O rt und S telle b e u r te ilt w erden kan n . D azu kom m t, daß erfah ru n g sg em äß alles, w as von der R e g ie ru n g v e r­

fü g t w ird, bei den S täd to n m iß tra u isc h e r Z u rü c k h a ltu n g be­

g eg n e t, w äh ren d B estim m ungen, die sie sieh selber vorschreiben, m it viel g rö ß e re r R ig o ro sitä t d u rc h g e fü h rt w erden.

D ie S ta a ts re g ie ru n g zog nach den B e ra tu n g e n im H e rre n ­ h au se den G ese tz en tw u rf w ieder zurück, än d e rte ih n im S inne desselben um un d le g te ih n 1907 dem A b g eo rd n eten h au se in der n euen G e sta lt w ieder vor. D a h a t er denn die F a ssu n g bekom m en, die er z u rz e it b e s itz t, und in d er er Ih n en allgem ein b ek a n n t ist.

H e rre n h a u s und A b g eo rd n eten h au s h aben beide schw eren H erzens au f den S ch u tz der D enkm äler v e rz ic h te t un d ih re Z u stim m u n g h ierzu e r s t gegeben, nachdom seitons des K u ltu sm in iste riu m s die V o rlag e des D onkm alsgesetzes fü r die n ä c h ste S ession v erheißen w ar. T rotzdem haben sio n ic h t u n te rlasse n , bei der V erabschiedung des G esetzes d urch g leich lau ten d eR eso lu tio n en die S ta a ts re g ie ru n g an baldige V orlage eines solchen G esetzes zu m ahnen. W ie schon erw äh n t, i s t dem bis zum h eu tig e n T age n ic h t e n t­

sprochen w orden, so daß m an an den B audenkm älern zw ar beileibe n ic h ts ändern, sie aber u n g e s tra ft abbrechen darf.

D a glaube ich in Ih re m S inne zu sprechen, w enn ich sa g e : D a is t eine L ü ck e in der G esetzgebung v o rh an d e n ; und m eines D a fü rh a lte n s i s t es, nachdem ab erm als v ie r J a h r e v e r­

flossen sind, eine E h re n p flich t der d eu tsch e n A rc h ite k te n sc h a ft, die S ta a ts re g ie ru n g un d die P a rla m e n te d ara n zu erinnern, daß es diese L ü c k e sobald als m öglich a u szu fü lle n g ilt.

D e r E influß der H eim atsch u tz b ew eg u n g a u f das G esetz ist ein g a n z u n v o rh erg ese h en e r und n ic h t ü b e ra ll w illkom m ener g ew esen; es i s t d u rch ih n zu einem ä sth e tisc h e n G esetz ge­

w orden, das in S ta d t und L an d gleichm äßig G eltu n g h a t. M an h a t d am it d er P olizei ä sth e tisc h e V ollm achten auch au f dem p la tte n L an d e ü b e rtra g e n , die u rsp rü n g lic h n u r fü r die S tä d te g ed a c h t w aren. Ich glaube, S ie w erden m it m ir d arin ü b e r­

einstim m en, daß das etw as se h r V erschiedenes ist. A u f dem platten] L an d e sind die O rgane der P o lizei n ic h t etw a a k a ­ dem isch g ebildete A rc h ite k te n , sondern A m tsv o rste h e r und B ü rg e rm e iste r, un d w enn es hoch kom m t, der L a n d ra t. E s m ag bei ihnen die Pflege von allem m öglichen g u t aufgehoben sein, daß a b e r die P flege der A e sth e tik da in die re c h te n H ände g e le g t sei, das w erden Sie, g la u b e ich, m it m ir bezweifeln, wie es schon dam als bei den B e ra tu n g e n in den beiden H äu se rn des L a n d ta g s von verschiedenen S eiten bezw eifelt w orden ist.

G erade a u f diesen U m sta n d i s t der g ro ß e E influß des H eim atsch u tz b u n d es auf die A u sfü h ru n g des G esetzes z u rü c k ­ zuführen. D ie H eim atsch u tz b ew eg u n g i s t an sich gew iß eine hocherfreuliche E rsc h e in u n g zu nennen, die dem g u te n S inn u n seres V olkes ein g u te s Z eugnis a u s s te llt. D as B ild u n se re r S tä d te un d u n se re r D örfer i s t u n zw eifelhaft denen, die da ge­

boren sind, an s H erz gew achsen. D ieses B ild sich n ic h t ver- schim pfieren zu lassen, i s t ta tsä c h lic h H erzen sb ed ü rfn is eines je d e n echten D eutschen. S o n st w ü rd en w ir n ic h t A n sp ru ch m achen können au f den B egriff, den u n se re S p rach e allein k e n n t:

a u f deu tsch es G em üt. Ich m eine, in diesem P u n k te is t die H eim atsch u tz b ew eg u n g fre u d ig zu b egrüßen. A b er n ic h t fre u d ig

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Nr. 20. VI. Jahrgang W ochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin

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zu b eg rü ß e n is t, daß sie das K uckucksei ih re r eigenen Z iele in das frem de N est der M agd eb u rg er P e titio n g e le g t h a t. D er m e h r zufällige U m sta n d , daß sich die Tendenzen beid er B e­

stre b u n g e n in der D enkm alspflege der S tä d te b e rü h rte n , d u rfte n ic h t d arü b e r hinw egsehen lassen , daß es sich im G runde um v e rsc h ied e n artig e T endenzen h an d e lte , deren Z usam m enfassung in die P ara g ra p h e n eines und desselben G esetzes n ic h t ra tsa m ist. D u rc h den Einfluß des H o iin atsch u tzb u n d es is t das G esetz au s einem k o n se rv a to risch e n , zu einem ästh etisch -erz ieh e risch e n P olizeig esetze gew orden un d d am it aus dem R e sso rt des K u ltu s ­ m in iste rs gan z h in ü b e rg e g litte n in das R e sso rt des M inisterium s der öffentlichen A rb e ite n . N un is t von le tzterem dem G esetze eine A u sfü h ru n g sa n w eisu n g boigegebon w orden m it gew issen D etails. Ich w ill Sie n ic h t m it E in zelh eiten b elästig en ; aber im m erhin is t zu beachten, daß in diesen A u sfü h ru n g sb estim m u n g en einige e n th a lte n sind, die der A b sic h t des G esetzes n ic h t ganz entsprechen. S ie w erden m it m ir übereinstim m on, daß der S chutz g an z er S tra ß e n u n d S ta d tte ile und S tä d te b ild e r nach dem G esetze z u r V o ra u sse tzu n g h a t, daß es sich dabei um B aulichkeiton und S tra ß e n von g esch ic h tlic h er oder k ü n stle risc h e r B e d eu tu n g ä lte re r Z e it handelt. T rotzdem s te h t in den A u sfü h ru n g sb estim m u n g en au sd rü ck lich , daß S tra ß o n usw . von g esch ic h tlic h er oder k ü n s t­

le risch e r B e d eu tu n g auch gan z neuen D atu m s sein und also ebenfalls g e s c h ü tz t w erden können. D iese I n te rp re ta tio n dü rfte sieh m it dem S inn und W o r tla u t des G esetzes n ic h t decken;

g era d e d urch sie aber w ird das G esetz ein ganz andores, indem es d am it d er P olizei den a u sg ed e h n testen Einfluß au f die n eu ­ zeitliche A rc h ite k tu r g ew ä h rleistet.

W e ite r i s t ein H a u p tp u n k t des g anzen G esetzes, der sich m it der Z u zieh u n g von S a c h v e rstän d ig en befaßt, fü r K ollegen- kreise von besonderem In te re s se . D a das G esetz den E rla ß von O rts s ta tu te n au sd rü c k lic h von der A n h ö ru n g von S ach­

v erstä n d ig e n a b h ä n g ig m ach t, so w ar d er G edanke, daß die S ta a ts re g ie ru n g h ie r in e r s te r L inio ih re eigenen h o chbau­

te ch n isch en K reisbaubeam ten em pfehlen w erde, doch se h r n a h e ­ liegend. Sind doch g erad e diese B eam ten d u rch ih re V o r­

bild u n g un d ih re O rtsk e n n tn isse b esonders g eeig n et, als G u t­

a c h te r den Gemeinden z u r S eite zu stehen. L e id e r i s t eher das G egenteil der F a ll gew esen. Je d en falls h a t die R e g ie ru n g n ic h t v e rsu c h t, den G em einden die Z u zieh u n g der o rtsein g esessen en K reisbaubeam ton als der beru fen sten S ach k en n er nahezulegen.

Sie h a t in w ich tig en F ällen a u f P ro v in z ia lk o n serv ato re n z u rü c k ­ gegriffen und so g a r die M itg lied er d er H eim atsch u tz v erein e als S ach v e rstän d ig e em pfohlen, ab e r . . .

V o r s i t z e n d e r : G e sta tte n Sie. E s is t in der V ersam m lung der W u n sc h la u t gew orden, die D isk u ssio n n ic h t allzu seh r au s­

zudehnen und m öglichst sich an die D isposition zu h alten , die unsere R eferenten v orgeschlagen haben, von der ich ohne w eiteres annahm , daß sie den H erre n auch genehm sein w ürde. So in te r­

e s sa n t auch alle die h isto risch e n E x k u rs e sind, u n d so bedauerlich es ist, w enn m an sie ab k ü rzen m uß, so m öchte ich doch b itten , sich a u f das zu b esch rän k e n : W ie w eit k an n man un d m uß m an gehen in d en B estre b u n g e n des H eim atsch u tz es u n d wo sind etw a d ie G ren - zen d afür? L ieg en etw a im ln h a lt oder in d e rH a n d h a b u n g d e s „V er­

u n s ta ltu n g s g e s e tz e s “ G efahren, insbesondere fü r u ns A rc h ite k te n und fü r die gedeihliche E n tw ic k lu n g u n se re r K u n st? Ic h d a rf wohl auch den je tz ig e n H e rrn R edner b itte n , sich d ara n zu h alten .

H e rr B a u ra t O c h s (fo rtfahrend): J a , m eine H erre n , dagegen k an n ich j a n ic h ts tu n . Ich persönlich b edaure es, w enn eine so w ichtige F ra g e w egen Z eitm an g els a b g e sc h n itte n w ird ; eher w ürde ich v orschlagen, daß w ir v ie lle ich t an einem zw eiten A bend die D iskussion fo rtsetzen . W enn ich die H e rre n langw eilen sollte, so w ürde ich das se h r bedauern. A b er ich für m eine P erso n h a lte diese D inge fü r erheblich, sow ohl fü r das G esetz, wie für un ser F ach . W enn ich dem P ro g ram m von h e u te n ic h t so gan z folgen kan n , so b itte ich das d a m it zu en tsch u ld ig en , daß es m ir h ier n ic h t z u r H and ist. A b er all das, w as ich Ih n en h ie r zu e n t­

w ick e ln w ü n sc h te, w a r eigentlich d ie F ra g e , au s w elchem Id eenkreise die S ache sich entw ickelte, die w ir h e u te A bend vo r u n s haben.

M an k an n n a tü rlic h das B e streb e n n u r m it F re u d en be­

g rü ß en , das au f die V ered lu n g der B a u k u n s t in S ta d t und L an d Einfluß zu gew innen tr a c h te t; aber es is t zw eifelhaft, ob m an m it diesem B estreb en das vorliegende G esetz b elasten durfte.

So sy m p a th isc h ich so n st der H eim atsch u tz b ew eg u n g g egen­

ü bersteh e, so v erm isse ich doch bei diesem ihrem B e streb e n das A lle rw ic h tig ste , näm lich eine O rgan isatio n , zu der w ir das n ö tig e V e rtra u e n einer v erstä n d ig e n B e h an d lu n g d er A n g eleg en ­ h e it haben können. Die je tz ig e O rg a n isa tio n des H e im a tsc h u tz ­

b undes sc h e in t m ir n ic h t die n ö tig e G ew ähr d afü r zu bieten, daß n ic h t etw a in dieser fü r die E n tw ic k lu n g der B a u k u n st so w ich tig en S ache die E n tsc h e id u n g L e u te n in die H ändo gegeben w ird, die n u r u n genügende arc h ite k to n isc h e K en n tn isse be­

sitzen. E s m ag in der B a u b e ra tu n g sste lle der P ro v in z B ran d e n ­ b u rg , wo H e rr K ollege K loeppel fu n g ie rt, im m er sein, daß d o rt einem w irk lic h befähigten A rc h ite k te n der g eh ö rig e E influß g e­

w a h rt i s t u n d daß d ah e r d o rt infolgedessen die S ache in ric h tig e r W e ise g e h a n d h a b tw ird . A b er ob das ü berall an d ers auch g esch ie h t?

W ir m üssen doch bedenken, daß der B egriff H eim at im S inne der H eim atsch u tz b ew eg u n g n ic h t g an z P re u ß en , n ic h t einm al ganze P ro v in zen , sondern m e ist n u r einzelne K reise, oder noch en g er b e g re n zte L an d sc h afto n um fassen w ird. D ieP flege so differenzierter ö rtlic h er, b au lich e r E ig e n a rte n ein er L a n d e sz e n tra lste lle , oder auch n u r einer provinziellen Z e n tra lste lle des H eim atsch u tz b u n d es oder von B a u b e ra tu n g sste llo n m it u n k o n tro llie rb a re r Q ualifikation in die H an d zu geben, w ürde ich die g rö ß te n B edenken haben.

W e n n ich nach po sitiv en V o rsch lä g en g e fra g t w ürde, so w ürde ich sa g en : K eine polizeilichen M aßnahm en und kein G e­

se tz schaffen u n s eine K u n st, geschw eige denn eine V o lk sk u n st a u f dem p la tte n L a n d e oder in den S tä d te n . S e lb s t w enn w ir die Polizoi nach don W ü n sch o n des H eim atsch u tz b u n d o s m it solchen Z w an g sm itte ln a u s s ta tte n w ollten un d k ö n n te n , um bei den N eu b a u ten alle b au k ü n stle risc h e T ra d itio n d er le tz te n 70 J a h re von G ru n d au s auszulöschen, so w ürde u n s d am it noch im m er keine neue K u n st, noch w eniger ein n eu e r S til g e ­ w onnen sein. W e r h ie r F rü c h te ern te n w ill, der m uß v or allen D ingen g e s ä t haben, und dazu g eh ö rt, daß m an zuvor das F eld b esto llt. W a s h aben denn die S ta a tsre g ie ru n g e n b ish e r g e ta n , um heim atlichen K u n stsin n gro ß zu ziehen? I s t denn n ic h t in dem g roßen P re u ß en schon se it m ehr als einem J a h rh u n d e rt alle K u n s t z e n tra lis ie rt? H ie r aber h a n d e lt es sich um 6in D ifferenzieren derselben. D ie K u n st, speziell die A rc h ite k tu r, i s t keine S ache des W o rte s, sondern eine S ache d er T a t; w er h ie r etw as tu n w ill, tu e es n ic h t m it dem M und oder durch V ero rd n u n g en , sondern m it der T a t. D a m eine ich, w er den S inn fü r V o lk sk u n st und fü r H e im a tk u n s t erw ecken w ill, der m uß v o r allen D in g en dem U ebel der In te re s se lo s ig k e it und U n w isse n h eit in S achen dos h eim atlic h en K u n s tg e is te s an die W u rz e l gehen, d. h. z u n ä c h s t den L e u te n in S ta d t und L an d das W esen ih re r heim ischen b au lich en E ig e n a r t ku n d tu n , und m uß d afür sorgen, daß die M asse d er A rc h ite k te n , B a u g ew e rk s­

m e iste r und B a u u n te rn e h m e r in don S tä d te n u n d au f dem L an d e en tsp rech en d zu positivem Schaffen in diesem G eiste v o rg e b ild e t w ird. W e r h ie r als L e h re r w irken soll, d er m uß die V orbildung eines A rc h ite k te n b esitzen und als M ann der P ra x is dem H a n d ­ w erk n a h e ste h e n : der m uß sich die bau lich e und m alerisch e E ig e n a rt seines W irk u n g sk re ise s s e lb s t e r s t d u rch liebevolles L o k alstu d iu m zu eigen g em ac h t haben. W ä re n w ir denn h ie rz u schon genü g en d vo rg eb ild et? Ich hab e im m er im k ö niglichen D ie n s t g estan d e n un d m ich a u f k ü n stlerisc h em G ebiete so leidlich über W a sse r zu .h a lte n g esu ch t, ab e r ich m uß doch sagen, daß m eine V o rb ild u n g auf diesem speziellen G ebiete n ic h t genügen w ürde. A lso wenn w ir akadem isch vorg eb ild eten A rc h ite k te n schon n ic h t ohne w eiteres u ns fü rb e fä h ig t a ls L e h r e r derh eim isch en B auw eise zu e ra ch te n verm ögen, w as können vTir e r s t von den O rganen der P olizei oder den M itg lied ern der H e im atsch u tz v erein e e rw a rte n ! F ü r das L e h ra m t kom m en m eines E ra c h te n s in e rs te r L in ie die sta a tlic h e n K reisb au b eam ten in B e tra c h t, die u n te r Z u zieh u n g ih re r speziellen P ro v in z ia lk o n se rv a to re n au f den te c h ­ nischen H ochschulen in F e rie n k u rse n m it den allgem einen G esich ts­

p u n k te n der H eim atk u n stp fleg e un d den provinziellen E ig e n ­ h eiten v e r tr a u t zu m achen sind. D ann w ürde diesen B eam ten h inreichende G elegenheit zu eingehendstem te ch n isch en und k ü n stle risc h e n S tu d iu m d er heim ischen B auw eise ih res B ezirkes zu geben sein. U n te r der V o ra u sse tz u n g , daß se ite n s d er Vor­

g esetz ten B ehörden fü r eine gew isse B o d e n stä n d ig k e it dieser B eam ten S orge g e tra g e n w ürde, bin ich fe st ü b erz eu g t, daß es ihnen in g a r n ic h t la n g e r Z e it gelingen w ird, d u rc h B e le h ru n g in oblig ato risch en M eisterk u rsen die A rc h ite k te n und B a u ­ g ew e rk sm eister ih re s B ezirk es im G eiste .ih r e r heim atlichen.

K unstw oise zu erziehen und z u r W ied e ra n k n ü p fu n g an die K u n s ttra d itio n der en g eren H e im a t zu befähigen.

Ich, m eine H erre n , w ill h ie rm it schließen. Ich m öchte n u r noch zu erw ägen b itte n , ob es n ic h t a n g e ze ig t is t, eine R e­

so lu tio n zu fassen, in der die S ta a ts re g ie ru n g und das P a r la ­ m en t an gegangen w orden, d as ih rig e zu tu n , um das G esetz in S achen des D enkm alschutzes m ö g lich st bald zu erlassen.

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Herr G e h e i m e r B a u r a t Dr. 0. von Ritgen

Wochenschrift dos Architokton-Vereius zu Berlin Sonnabend, 20. Mai 1911

D er § 1 des „ V e ru n sta ltu n g sg e se tz e s“ s p ric h t von g rö b ­ licher V e ru n sta ltu n g , und w ir haben v o rhin g e h ö rt, daß sich das d eck t m it dem B egriff g ro b er V e ru n sta ltu n g . W ir haben auch bem erkt, daß die H erre n V o rred n e r im w esentlichen darin einig sind, daß n ic h t w e ite r g egangen w erden, d. h. daß die polizeiliche E in w irk u n g behufs V erh in d e ru n g von V e ru n sta ltu n g e n n ic h t allzu w e it a u sg e d e h n t w erden soll. A uch H e rr Schm ieden, der so n st für eine R evision des G esetzes ist, h a t eine A ende- r u n g in diesem P u n k t n i c h t in A u s s ic h t genom m en, und ich h a lte das au c h m e in erse its fü r glücklich. D as G esetz h a t lediglich einen p ro h ib itiv en C h a ra k te r, es soll dahin w irken, daß grobe V e ru n sta ltu n g e n h in ta n g e h a lte n w erden. E s h a t m it der h eu te führenden B a u k u n s t g a r n ic h ts zu tu n . W e r in solchen S achen p rak tisch e E rfa h ru n g e n h at, weiß, wie au ß ero rd en tlich schw er es ist, etw as abzuw eisen w egen V e ru n sta ltu n g , g e re c h te r­

w eise k a n n es doch n u r von einem norm alen S ta n d p u n k te aus behandolt w erden ohne P a rte in a h m e für eine b estim m te R ich tu n g .

D er zw eite T eil des V e ru n sta ltu n g sg e se tz e s b etrifft die Schaffung von O rts s ta tu te n . In diesen soll die M öglichkeit g e­

geben sein, n am en tlich für gow isse O rtsteile, S tra ß en g ru p p en , W irtsc h a ftsg e b ie te , P lätz e, m a rk a n te O rtsa b se h n itte L ö su n g von U nbefriedigendem an z u streb e n , beispielsw eise k ann eine gew isse H öho, auch eine N eig u n g der D ächer w ohl vorgeschrieben w orden. D as is t n a tü rlic h n u r n ac h den V erh ältn isse n der O ertlich k eiten zu bestim m en und h a t seinen b esten M aßstab darin, wie hoch das In te re s se h in sich tlich der dafür zu b rin g en ­ den finanziellen Opfer b e w e rte t w ird. D enn n ic h t die B a u ­ k ü n s tle r sind die E n tscheidenden darin, sie sind n u r die B e­

ra te r. Dio M änner, die die G em einde v e rtre te n , deren G eld­

säckel dabei b e r ü h r t w ird, geben den A u ssc h lag , denn die schlagen j a das S ta tu t vo r un d beschließen auch. In der A n ­ w endung des G esetzes sind w ir noch in einem A n fan g sstad iu m . E in m alerisches D orf oder S tä d tc h e n , zum B eispiel am R hein, w ird ganz besonderen W e r t d a ra u f legen, daß die schönen S chieferdächer erh a lten bleiben un d n ic h t d u rch P ap p d äc h er e r­

s e tz t w erden. A n d ers z. B. is t es an d er W a te rk a n t, wo das P ap p d ach b illig u n d zw eckm äßig is t, und eine ärm liche B e­

v ö lk eru n g sich befindet, der m an n ic h t zum u ten kan n , Geld-

Herr P r o f e s s o r Dr.

M e in e H e rre n ! Ich w o llte h eu te a b e n d Ü b erh au p tn ich tsp re ch e n , vielm ehr n u r zuhören und lernen. E s haben aber verschiedene H e rre n V o rred n e r h ie r m eine jü n g s te A rb e it „U eber die in den V e ru n sta ltu n g sg e se tz e n liegenden w irtsch a ftlic h en G efahren fü r In d u strio und H andw erk, D e n k sc h rift an das H a u s der A b ­ geo rd n e ten “ erw äh n t, z u e rst H e r r K ollege Schm ieden u n d so­

dann H e rr K ollege K loeppel; und zw ar h a t sich H e rr Kloeppel etw as sc h e rz h a ft g e ä u ß e rt ü b er einige D inge, die m einer A n ­ sic h t nach — obwohl ich s o n s t S päßen n ic h t ab g e n eig t bin

— n ic h t sc h erzh a ft sind. W ir kom m en auf solchem W eg e leich t zu O berflächlichkeiten, u n d das wollen w ir doch alle verm eiden.

H e rr Kloeppel s te llte die beiden A u sfü h ru n g e n — m eine erw äh n ten sch riftlich en und die soeben von H e rrn Schm ieden gesprochenen — so dar, als ob w ir beide gew isserm aßen „nach den S tern en g reifen “ , also u n rea l se in w ollten. A b e r w enn ich n u n einen V ergleich ziehe zw ischen den A u sfü h ru n g e n des H e rrn Schm ieden und denen des H e rrn Kloeppel selb st, so m uß ich doch sagen, daß m ir dio groß an g e le g te B e tra c h tu n g des E rs te re n denn doch b esser g efallen h a t — m an sie h t die D inge leider in A rc h ite k te n k re ise n se lte n in einem so g roßen H o ri­

zonte beobachtet. T rotzdem w aren S chm iedens A u sfü h ru n g e n völlig sachlich, und sie w aren ein B ew eis dafür, daß m an bei aller S ach lich k e it n ic h t g a r so an sp ru c h slo s in den G esich ts­

p u n k te n zu sein b ra u c h t, wie H e rr K loeppel es w ar.

H e r r Kloeppel sa g te, in m einer S c h rift w äre ein A u ssp ru ch , d er schw er zu v erste h e n w äre, näm lich „ I n itia tiv k u n s t“ . D ieser

— ü b rig en s von K arl S chäfer h errü h ro n d e — B egriff so llte doch n ic h t so schw er v erstä n d lic h sein. S ein In h a lt lie g t j a im W o r t b i l d e von se lb st, un d b ra u c h te eigentlich k au m w e ite r au se in a n d e rg e se tz t zu w erden. E s i s t diejenige K u n st, die uns n ic h t au s allerlei F orm - und S tille h ren zu g e tra g e n w ird, sondern die a u s d e m Z e i t g e i s t o u n d a u s d e n P e r s ö n l i c h k e i t e n selb stw irk en d h erv o rw ä ch st. D as g e h t auch au s ¿ m e i n e r e r ­ w äh n te n S c h rift se lb st h erv o r, wo ich einleitend sa g e : „U n se re bildende K u n st, der das v e ra lte te S tilw äh lertu m noch bis ins vorigo J a h rz e h n t hinein solch langw eilige Z ü g e verlieh , b eg in n t m ehr und m ehr einen erfreulichen, frischen A u sd ru c k anzu-

ausg ab en fü r zum L eb en doch n ic h t u n b e d in g t N otw endiges zu m achen. D eshalb m öchte ich g lauben, daß d u rch eine Z e n tra li­

sa tio n n ic h ts fü r die D inge zu e rw a rte n is t, sondern daß es eingehender liebevoller K le in a rb e it im einzelnon bedarf. W ir m üssen ü b e rh a u p t noch ab w a rten , w as da herau sk o m m t. W enn die Schaffung eines K u n stw e rk s es n ö tig m ach t, daß m an sich vor S chönheitsfehlern h ü te t, dann m a c h t es die S chaffung eines O rts s ta tu ts auch notw en d ig , daß m an G erec h tig k e itsfeh ler v er­

m eidet. W ill m an irgendw o das P ap p d ac h ausschließen, so d arf m an das n ic h t au f dio N eben- und H in te rg e b äu d e a u s­

dehnen. S o n st k an n m an im O r t s s ta tu t wohl d e ra rtig e s für b estim m te A b sc h n itte vorsch reib en , m uß aber dann die ändern flachen D äc h er ebenfalls ausschließen.

Ich stim m e aber n am entlich H e rrn K loeppel bei, daß es doch g u t w äre, w enn m an noch eine R eihe von J a h re n w a rte t, w ie sich das G esetz im einzelnen b e w ä h rt u n d n ic h t v o reilig an eine R evision oder an eine E in se n d u n g einer d a ra u f b ez ü g ­ lichen P e titio n h e ra n ti’itt.

E in w eiterer P u n k t w a r noch dio F ra g e des S tils. M eines E ra c h te n s sc h eid e t die F ra g e des S tils au s. Ic h h a lte es ü b rig en s fü r eine U topie, daß u n se re Z e it mal einen so e in h eit­

lichen S til finden w'ird, wie w eit h in te r u n s liegende Z eiten.

D enn u n se re Z e it is t zu m a n n ig faltig u n d v ie lse itig a n g e reg t, zu w eltm ännisch o rie n tie rt, um sich in einer einheitlichen b a u ­ lichen K u n stfo rm auszu d rü ck en , sich in einer ein h eitlic h en B a u ­ w eise zusam m enfassen zu lassen. N am entlich sind auch die inneren V erh ältn isse n ic h t so an g etan , wie es z. B . im M itte la lte r w ar, wo die G eistlic h k eit das einheitliohe K u n stz e p te r fü h ren konnte.

A lso ich glaube, ich k ann m ich dahin zusam m onfassen: Die h e u tig e D isk u ssio n h a t viel In te re s s a n te s g e z e itig t; im allg e ­ m einen h a t sie sich vorw ieg en d z u g u n sten des V e r u n s ta ltu n g s ­ g esetz es ausgesprochen.

Die beiden w eiteren F ra g e n b rau c h e ich n ic h t zu b erü h ren , da sie schon in der D isk u ssio n b e a n tw o rte t sind. W enn die H offnung des H e rrn V o rred n e rs bezüglich des D enkm alschutzes sich n ic h t d urch das V e ru n sta ltu n g sg e se tz e rfü llt h a t, so is t doch im m er noch zu hoffen, daß das dam als in A u ssic h t ge­

nom m ene G esetz das nachholt.

Friedrich Seefielberg

nehm en. J e n e von der A n tik e und der R enaissance, dem R o­

m anischen und dem G otischen, endlich dem E m pire und dem Rokoko zehrende A u s b e u tu n g s k u n s t m u ß te schnell au f den A b ­ s te rb e e ta t kom m en, seitdem ein erseits die V orkäm pfer fü r den H eim atsch u tz , a n d e rse its die m u tig vorgehenden M odernen b reiten und im m er b reite re n Boden u n te r die F ü ß e b ekam en.“

Ich w ende m ich dabei also g egen die A n sch a u u n g des H errn K loeppel, der uns em pfahl, auch fern erh in ru h ig das A lte n a c h ­ z u m a c h e n , w enn m an „ n u r g u t nachm ache un d schöne H ä u se r b au e“ . Ich m eine, daß m an d u rch a u s n ic h ts nachzum achen brauche, es g e n ü g t die F e s th a ltu n g einer in den P ersö n lic h k eiten se lb st liegenden T ra d itio n . Ich sage w e ite r in je n e r S c h rift: „E s is t eine ,g ro ß e1 Z e it in d er w ir leben. M an so llte m einen, es m üsse sich je d e r einzelne glück lich preisen, solch g ew a ltig e s W ogen in den bildenden K ü n ste n , w orinnen allezeit m ächtige soziale, schöngeistige, j a so g a r philosophische S trö m u n g en sich au szu b ran d e n pflegten, m iterleben zu dürfen. G anz besonders er­

freulich is t h ierbei noch gerad e eines: daß h in te r dieser n eu z eit­

lichen K u n st e r n s t u n d k raftv o ll das W o rt ,national* s te h t.“

A lso das i s t es auch, w as ich m it „In itia tiv k u n st* 1 m eine, eine K u n st, die sich ih res g ro ß en P ersö n lic h k e itsg e h a lte s h alb er auch — tr o tz gem einsam er G rundzüge — so w u n d e rb a r re ic h ­ h a ltig , j a ta u se n d fä ltig differenziert.

E s w äre m ir ab e r lieber, H e rr K ollege K loeppel, Sie w ären, s t a t t dieses T h eo retisie re n s, m ehr a u f das eingegangen, w as ich m it d er S c h rift eig en tlich w ollte. D a Sie n ic h t d ara u f ein­

gingen, so m öchte ich m ir erlauben, es k u rz selber zu tu n . Ic h w ill n u r drei S ätz e vorlesen aus d er D en k sc h rift, die ich im A u f t r ä g e d e s B u n d e s D e u t s c h e r A r c h i t e k t e n v e r ­ fa ß t habe. Ic h gehöre näm lich n ic h t zu denen, die da m einen, m an solle d as g u t g em einte G esetz au fh eb en , b eseitig en ; sondern ich m eine, w ir m üssen n u r gew isse s ta r k h e rv o rg e tre te n e M i’ß s t ä n d e b e s e i t i g e n . W ir so llten keinen A n sta n d nehm en, h ie r zu betonen, daß im g eg e n w ärtig e n H e im a tsc h u tz g e se tz } b e ­ sonders das G e f ü h l f ü r d e n R h y t m u s in d e r G e s c h i c h t e zu fehlen sch ein t, fü r je n en R h y tm u s, d er zw ischen Z e ita lte r un d Z e ita lte r oft n u r kleine E in sc h n itte le g t, g eleg en tlich aber

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