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Monatshefte der Comenius-Gesellschaft, Mai - Juni 1897, 6. Band, Heft 5-6

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(1)

II Monatshefte * lg Comenius-Gesellschaft fg

H erau sgegeb en von Lu dw ig Keller.

Hg Sechster Band. l|||i

igHre: F ü n f t e s u n d s e c h s t e s He f t .

G a e rtn e rs "V erla gsb u ch h an d lu n g

^ ;; ^e^m* nn ” ey^eld^ r- ^

I)ci Bezugspreis beträgt im Buchhandel und bei der Post jäh rlich 10 M ark.

Alle Rechte Vorbehalten.

Die nächsten Hefte erscheinen M itte Septem ber.

(2)

In halt

d e s f ü n f t e n u n d s e c h s t e n H e f t e s 1 8 9 7.

Abhandlungen. Stite

D r. Ludw . K eller, G rundfragen der Reform ationsgeschichte. E in e A u s­

einandersetzung mit literarisch en G egnern . . ... 1 8 1 D r. G eorg E llin ger, Philipp M elanchthons Früh zeit. B eiträg e zu einer

neuen Biographie ( S c h l u s s ) ... 1 7 7 D r. T h eod or K lähr, Jo h an n es D uraeus. Sein L eb en und seine Schriften

über Erziehungslehre ( S c h l u s s ) ... . . 1 9 1

B esp rech u n gen ... 204

F e r d i n a n d K a t s c l i , Die Entstehung und der wahre Endzweck der Freiniauerei. Auf Grund der Originalquellen dargestellt. Berlin 1897 (Begemaun).

N a c h r ic h te n ...

212

E in Lied auf den westfälischen Frieden aus den Kreisen der „Pegnitzschäfer“ (Joh . Klaj).

Z uschriften b itten wir an den V orsitzenden d er C .G ., A rchiv-R at Dr. Ludw . K e lle r, Berlin W . - C h arlotten b u rg, B erlin er Str. 22 zu rich ten .

D ie M onatshefte der C. G . erscheinen m onatlich (mit Ausnahme des Ju li und August). D ie Ausgabe von D oppelheften bleibt Vorbehalten. D er Ge- samtumfang beträgt vorläufig 2 0 — 2 5 Bogen.

D ie Mitglieder erhalten die H efte gegen ihre Ja h re s b e iträ g e ; falls die Zahlung der letzteren bis zum 1. J u l i nicht erfolgt ist, ist die G eschäftstelle zur Erhebung durch P o s t a u f t r a g unter Zuschlag von 6 0 P f. Postgebühren berechtigt. — Einzelne H efte kosten 1 M k. 2 5 P f.

Jah resb eiträge, sowie einmalige und ausserordentliche Zuwendungen bitten wir an das Bankhaus Molenaar & Co., Berlin C. 2, Burgstrasse zu senden.

B estellungen übernehmen alle Buchhandlungen des In - und Auslandes, die Postäm ter — Postzeitungsliste Nr. 4 2 9 6 b — und die G e s c h ä f t s t e l l e d er C o m e n i u s - G e s e l l s c h a f t , Charlottenburg, Berliner Str. 22.

F ü r die Schriftleitung verantwortlich: A rchiv-R at Dr. Ludw . K eller.

(3)

Monatshefte

der

Comenius-Gesellschaft.

VI. Band. ~s 1897. s~ Heft 5 u. 6.

Grundfragen der Reformationsgeschichte.

E in e A u seinandersetzung’ m it litterarisch en G egnern von

Ludw ig K eller.

„ E s g ieb t kein and eres G e b ie t der G e sch ich te — so schrieb m ir am 2 1 . D ezem b er 1 8 7 8 H e in rich von S y b e l — wo den A u tor eine so v ielseitig e und so unbarm herzige K r itik erw artet, w ie das G e b ie t der R efo rm atio n sg esch ich te.“ „ N ich t bloss die w issen­

sch aftlich e K r itik (fügte er hinzu) ist es, die h ier m itred et, sondern auch die k o n f e s s i o n e l l e , d iejen ige K r it ik , die von k o n f e s ­ s i o n e l l e r L e i d e n s c h a f t eingegeben ist."

S y bel h ielt diese "W' arnung deshalb fü r nötig — er sag t es ausd rü cklich — w eil er aus m einen A r b e ite n 1) gesehen hatte,

1) Mit der Reformationsgeschichte begann ich mich seit dem Jahre 1875 (alsbald nach, meiner im September 1874 erfolgten Übersiedelung von Mar­

burg nach Münster) zu beschäftigen. In den Jahren 1875— 1878 entstand eine grössere Arbeit, eine „Geschichte der Reformation in Nord Westdeutsch­

land“, die die Zeit bis zum Jah re 1535 umfasste, aber als erster Teil einer Geschichte der Reformation und Gegenreformation in vier bis fünf Bänden gcdacht war. Im Druck erschienen ist von dieser Arbeit in erster Linie dei Teil, welcher die Geschichte des Anabaptismus umfasste, unter dem Titel. G e s c h i c h t e d e r W i e d e r t ä u f e r u n d ih r e s R e i c h s zu M ü n s te r (Münstei, Coppenrath 1880); ausserdem auch der Aufsatz: Z u r K i r c h e n ­ g e s c h i c h t e N o rd W e s td e u ts c h la n d s im 16. J a h r h u n d e r t (Zeitschrift des Beig. Gesch.-Vereins 1879). Auch die Aufsätze: Z u r G e s c h i c h t e d e r W i e d e r t ä u f e r in der Zeitschrift für Kirchengeschichte (Bd. V, H eft 1), H e r m a n n vo n K e r s s e n b r o i k (Zeitschrift für preuss. Gesch. 1878), Z u r G e s c h i c h t e d e r k a t h o l i s c h e n R e f o r m a t i o n im n o r d w e s tlic h e n D e u t s c h l a n d (Histor. Taschenbuch V I. F . Bd. I 1881), D ie W i e d e r -

Monatshcfte der Coinenius-Gcsellscliaft. 1897. n

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dass ich schon dam als in B ezu g au f einige w ich tige S e ite n der R efo rm atio n sg esch ich te andere W e g e als m eine V o rg ä n g e r einzu­

schlagen im B e g r iff war. I n d er T h a t h atte das re ic h e , zum T e il b ish er un benutzte U rk u n d en -M aterial des S ta a ts -A rch iv s zu M ü n ste r, an dem ic h dam als th ä tig w ar, in m ir se it 1 8 7 5 die Ü b erzeu gu n g b e fe stig t, dass in m anch en D in gen die g esch ich tlich e W a h rh e it Zwang leid e, und es erschien m ir als P flic h t, der W a h r­

h e it zur A n erken n u n g zu verhelfen . A u ch die W arnu ng S y b e ls m achte m ich um so w eniger darin irre, w eil ich dam als noch d er A n sich t war, dass die A u fh ellu n g des w ahren S ach v erh alts durch kein e P o lem ik w erde v erh in d ert werden können.

In den inzw ischen v erflossenen zw ei Ja h rz eh n ten sind n ich t viele Ja h r e v erg an g en , in denen ich n ich t G e le g e n h eit gehabt h ä tte , m ich an die W orte S y b els zu erinnern. In ra sch e r F o lg e ersch ien en zah lreich e B esp rech u n gen , A u fsätze und S tr e its c h r ifte n 1), d ie d eu tlich die B ew egu ng v e rrie ten , die sich an die neuen A n ­ sich ten ü b er die E n tw ick lu n g der R efo rm atio n sg esch ich te knü pften.

E s hand elte sich b ei diesen A n sich ten allerd ings um einige G r u n d f r a g e n d er R cfo rm a tio n sg e sch ich te , die ich in früheren S c h rifte n genau fo rm u liert h a b e : näm lich e rstlich um die von m ir vertreten e Ü b erzeu g u n g , dass auch innerhalb d er evangelischen W e lt ein un unterbrochener E n tw ick lu n g sg an g und eine g e s c h i c h t ­ l i c h e K o n t i n u i t ä t von einer das 16. Ja h rh u n d e rt w eit ü ber­

steigend en D a u e r vorhand en is t und dass m ithin keinesw egs e rst m it L u th e r das L ic h t des E v an g eliu m s in d ie W e lt gekom m en is t ; fe rn e r um den N ach w eis, dass die G ru nd sätze d er ä l t e r e n E v a n g e l i s c h e n (der W ald en ser, böhm ischen B rü d e r u. s. w.) sich seit dem 16. Ja h rh u n d e rt in ein er R e ih e k irch lich -relig iö se r O rg a­

h e r s t e l l u n g d e r k a th . K i r c h e n a c h d en W i e d e r t ä u f e r - U n r u h e n in M ü n s te r (Sybels Histor. Zeitschrift 1881 S. 429—456) und Z u r G e ­ s c h i c h t e d e r W i e d e r t ä u f e r n a c h d em U n t e r g a n g d es M ü n s t e r - s c h e n K ö n i g r e i c h s (Westdeutsche Zts. f. Gesch. u. K unst, Jah rg. 1882 H eft 4) sind aus dem damals gesammelten Material gearbeitet.

') Eine Anzahl der bis zum Jah re 1886 erschienenen Aufsätze und Kritiken über meine Schriften habe ich in meinem Buch über „Die W al­

denser und die deutschen Bibelübersetzungen“ (Leipzig, S. Hirzel 1886) S. 7 ff. u. S. 174 ff. besprochen. Ausserdem verweise ich auf meine E n t­

gegnung in der Zeitschrift für Kirchenrecht 1886 S. 476 ff., ferner auf meine Erklärungen in der Deutschen Litt.-Ztg. vom 20. April 1889 Nr. 16 (Sp. 619 f.).

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1 897. G rundfragen der Reform ation sgesehichtc. 1 3 3 nisationen, vor allem in gew issen R ich tu n g en des sog. A n a b a p t i s - m u s und in den aus seinem Sch o o sse hervorgegangenen P arteien , sodann ab er auch in den G em einden d er W a l d e n s e r und b ö h ­ m i s c h e n B r ü d e r , sow ie n ich t am w enigsten in w eiten K re ise n d er R efo rm ierten (sow eit sie n ich t strenge C alvinisten waren) bis au f die G egen w art fo rtg ep flan zt h a b e n 1).

E s w äre u n rich tig , wenn ich n ich t anerkennen w o llte, dass v iele K r itik e r auch d ann, wenn sie (wie das in solchen F ä lle n natü rlich ist) an m anch en Ste lle n W id ersp ru ch erheben m ussten, sich unbefangen und sach lich g eäu ssert h a b en ; ja , es is t bis zum Ja h r e 1 8 8 6 kein einziges U rte il seitens d er H i s t o r i k e r im engeren S in n e b ek an n t gew orden, das n ich t ruhig und w issen­

sch a ftlich gehalten gew esen wäre.

N eben diesen U rte ile n ab er lie f eine erregte P o lem ik her, vornehm lich in theologischen Z eitsch rifte n , die von J a h r zu Ja h r eine h eftig ere T o n a rt annahm und die sch liesslich die sachlich gehaltenen M einungsäusserungen der F ach gen ossen im engeren Sinne v ö llig üb ertäu bte.

V ie le Ja h r e hindurch habe ich au f alle A nzapfungen g e­

schw iegen und im m er g eh o fft, dass auch m eine G egn er die S tr e it­

a x t allm äh lich begraben würden. S e it dem Ja h r e 1 8 9 5 ab er b eo b ach te ic h , d a ss, obwohl ich m ir n ich t bew usst b in , durch dam als v e rö ffe n tlich te A rb eiten dazu neuen A nlass gegeben zu h ab en , von neuem eine V ersch ärfu n g der T o n a rt, die m ich sehr w ider W u n sch und W ille n zw ingt, das bis dahin beo bach tete Schw eigen zu brech en.

E s is t ja ric h tig , dass die H erren V e rfa s s e r von sich b e- aupten, dass led ig lich die durch m eine „H ypothesen“ an gerichtete w issenschaftliche V erw irru n g sie zu w issen sch aftlich er A bw ehr nötige. A b e r ich kann n ach den E rfah ru n g en, die ich im L a u fe er Ja h r e g em ach t h a b e, n ich t leu gnen , dass ich darin etwas M isstrauisch gew orden bin. E s b erü h rt m ich an gesich ts des angeschlagenen T o n es etw as eigen tü m lich , wenn die P o lem ik er v e rsich ern , dass d er einzige G rund ihres W id ersp ru ch s in der notw endigen A u fd eck u n g m ein er w i s s e n s c h a f t l i c h e n U n f ä h i g -

) Dass diese Angabe mit den im 17. Jahrhundert unter den Refor­

mierten in Deutschland und Österreich lebenden Überlieferungen iiberein-

» lromt, wird durch die in den Monatsheften der C. G. 1895 S. 129 und 189G W gegebenen urkundlichen Nachweise bestätigt.

9 *

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k e i t oder in der erford erlich en Z urückw eisung der von m ir an­

g eblich begangenen E n t s t e l l u n g e n und V e r d r e h u n g e n ge­

legen sei.

In einem A u fsatz der H isto risch -p o litisch e n B lä tte r (B d . 9 9, H e ft 1 S . 86) h e isst e s, m eine S ch rifte n und gew isse darin g e- äu sserte A n sich ten seien eine „A u sgeb u rt phantasieren d er H isto rik “, die m an led iglich „der K u rio s itä t w egen“ zitieren könne. D ie V erö ffe n tlich u n g sei um so u n erh ö rter, weil der U rh eb e r ein

„p reu ssisch er S ta a ts -A rch iv a r“ sei. E b e n so h ä lt das H isto risch e Ja h rb u c h der G ö rre s-G e s e lls ch a ft 1 8 8 6 (B d . V I I H e ft 3 S. 4 7 7 f.) es fü r notw endig, m ir F ä l s c h u n g e n vorzuw erfen. N un w eiss ich ja , dass die k ath o lisch -k lerik a le G e sch ich tssch reib u n g ihr altes U rteil ü ber die „ K e tz e r“ n ich t aufgeben k an n , ohne sich selb st aufzugeben, ab er das H isto risch e Ja h rb u c h b e ru ft sich fü r sein U r te il au sd rü cklich au f ö ffe n tlich e Ä u sseru ngen lu th erisch er T h e o ­ logen und K irc h e n h is to rik e r; selb st d iesen F o rsch e rn sei es zu stark gew esen, dass ein p reu ssisch er A rch iv b e a m te r Beh auptu ngen auszusprechen sich erd reiste, die „ in w e i t e n K r e i s e n n u r v e r ­ w i r r e n d w i r k e n k ö n n e n “. W ir w erden unten sehen, dass die B eru fu n g auf solch e A u to ritäten ganz zu treffen d ist. D e r T o n der P o lem ik w ar von vornherein an vielen Ste lle n ein so m assloser, dass b esonn ene B e u rte ile r — ich verw eise z. B . auf die Ä u sse­

rungen des T h eo lo g isch en Ja h r e s b e ric h ts B d . V , 2 1 8 — so fo rt der A n sich t A u sd ru ck g a b en , dass es sich b e i diesem V o rg eh en um den V e rs u c h handele, einem „unheilvollen E in g r iff in d ie K irc h e n ­ g e sch ich te “ (wie ein K r itik e r m eine A rb e iten nannte) th u n lich st schnell die S p itz e abzubrech en und so ra sch als m öglich die W irk u n g en der gegebenen N ach w eise durch V e r d ä c h t i g u n g i h r e r Z u v e r l ä s s i g k e i t abzuschw ächen.

W e r in d iesen D in g en einige g e sch ich tlich e E rfah ru n g en b e s itz t, w ird sich le b h a ft an äh n lich e oder verw andte E rs c h e i­

nungen frü h erer Z eiten g em ahnt fü hlen, an Z eiten , deren E rin n e ­ rung m ir gerade im Zusam m enhang m it m einen S tu d ien seh r nahe lieg t. E s w ar ehedem ein K u n s tg riff th eolog isch er P olem ik, die G eg n e r entw eder durch den V o rw u rf m angelnder R e c h t ­ g l ä u b i g k e i t oder m angelnder W i s s e n s c h a f t l i c h k e i t un­

sch äd lich zu m achen. E s gab Z eiten, wo das e rstere auch L a ie n gegenü ber das w irksam ste K a m p fm itte l w ar; als ab er im 15. und 16. Ja h rh u n d e rt d er H um anism us u n ter U m gehung d er G lau b en s­

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1 8 9 7 . G rundfragen der Reform ationsgeschichte. 135 fragen die S ch o la stik in ihren G ru nd festen zu erschü ttern anfing, da h örte man von allen S e ite n den R u f, dass die A n g riffe der

„ P o e ten “ und „G ram m atik er“ led iglicli auf M angel an W issen sch aft b e ru h te n ; diese L itte ra te n , die n ich t einm al ö ffen tlich e L eh rstü h le b esässen, kennten von der W isse n sch a ft und ihrer M ethode w enig und h ätten als P h an tasten überhaupt kein R e c h t m itzusprechen.

I n der T h a t h atte die dam alige W isse n sch a ft, wie sic von deren V e rtre te rn , besond ers an den U n iv e rsitä te n , verstanden wurde, das U rte il über die S ch o la stik fe s tg e s te llt; wer ein anderes U rte il d arüber abgab, ste llte sich eben ausserhalb d i e s e r W isse n ­ s ch a ft und ih rer K re ise . D ie Sch lu ssfolgeru n g lag nahe, dass ein an geblich falsch es U rte il nur durch falsch e M eth o d e, durch U n ­ fä h ig k e it oder durch F älsch u n g gewonnen sein könne.

I c h bin nun w eit e n tfe rn t, die hier in R ed e stehenden K äm p fe ih re r allgem einen T rag w eite nach in V erg le ich zu stellen ; mim erhin sind gew isse Ä h n lich k eiten , auch in B ezieh u n g auf den jed esm aligen E rfo lg , vorhanden. D en n so w enig wie der Feld zu g der S ch o la stik er im S in n e von deren V ertre te rn ausfiel, so wenig h at die th eologisch e P o lem ik , w elche versu ch te, die neuen A u f­

fassungen abzuweisen, U rsach e, zufrieden zu sein.

E s is t ja allerdings g ew iss, dass in den schw ierigen ge­

sch ich tlich e n F ra g e n , die hier in B e tr a c h t kom m en, noch n ich t A lles fe s t und k lar liegt. D ie B eh au p tu n g aber, dass die R esu ltate m einer Forsch u n g en au f dem G e b ie te der R eform atio n sg esch ich te led iglich ein E rg e b n is w issen sch aftlich er U n fä h ig k eit, also in B a u sch und B o g e n unzuverlässig seien, is t doch um so b efrem d ­ licher, w eil b ish e r jed esm al ganz andere A n sich ten laut geworden sind, w enn irgend eine A rb e it von m ir an die Ö ffe n tlich k e it trat, die das streitig e G e b ie t der R efo rm atio n sg esch ich te n ich t betraf.

A ls ich vor ein ig er Z eit den B riefw ech sel Sam uel P u fe n - dorfs m it C h ristian T h o m asiu s in die H an d bekam , fiel m ir eine S te lle au f, die m ich in hohem G rad e an Sy b els W arnu ng vom Ja h r e 1 8 7 8 erinnerte. A ls näm lich Thom asiu s um das Ja h r 1 6 8 8 an fin g , sich m it kirch en g esch ich tlich en Stu dien zu b e sch ä f- tig en , h ielt es Sam u el P u fe n d o rf fü r seine P flic h t, ihm eine e.’ nstc M ahnung zur V o rs ic h t zuzusenden. „A llerdings, sch reib t

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P u fe n d o rf un ter dem 3 0 . D ezem b er 1 6 8 8 an den F r e u n d 1), sei die

„ H isto ria e ccle s ia s tica von den n ob elsten S tü ck e n d er E ru d itio n “ ;

„allein, fü g t er hinzu, es is t auch ein Studium d ifficillim u m . D en n es w ird d i e s e s S t u d i u m a n d e r s t r a k t i r e t v o n e in e m T h e o - l o g o , a n d e r s v o n s o n s t e n e i n e m e h r l i c h e n M a n n “. A u ch sei wohl zu b e a ch te n , „dass die a l t e n P a tre s eben die V itia g e h a b t, so sich insgem ein n o c h i t z o b e i dem O rd ine theologico find en und son d erlich , dass sie auch gew u sst haben die K u n st, a l t e r i a l ie n u m s e n s u m e t m e n t e m a f f i n g e r e u n d M a n c h e n zu m K e t z e r g e m a c h t , d e r e s g a n z n i c h t m e r i t i r e t “. A u ch wolle ein je d e r alles nur n ach dem In te re s se und d er M einung sein er eigenen R e lig io n sg em ein sch aft b eu rteilen und b eu rte ilt w issen.

T h o m asiu s w erd e, sobald er das Stu dium d er K irch e n g e sch ich te vornehm e, d ie W a h rh e it d ieser D in g e bald bem erken.

K e in e d er neueren w ider m eine B ü c h e r erschienenen S tr e it­

sch rifte n lä s s t das Z u treffen d e d er B eo b ach tu n g en P u fen d o rfs d eu tlich er erkennen, als die vo r einigen M o n aten herausgekom m ene S c h r ift „R e fo rm atio n und T äu fertu m in ihrem V e rh ä ltn is zum ch ristlich e n P rin z ip “ von H . L ü d e m a n n , ordentl. P ro fe sso r der T h e o lo g ie in B e r n 2).

O bw ohl ich an eine ziem liche H e ftig k e it des T o n s gew öhnt b in , so kann ich d och n ich t leu gn en , dass der erneute E in d ru ck d er U n g eh ö rig k eit so lch e r „w issen sch aftlich er“ K am p fw e ise ein seh r sta rk e r war. D ie H e rre n K r itik e r behau pten zwar unent­

w egt, n ich ts anderes leite s ie , als die „ W isse n sch a ft“, ab er die L e i d e n s c h a f t , m it d er sie die D in ge und P erso n en behandeln, v e rrä t doch im m er w ieder, dass es kon fession elle E rreg u n g ist, die ihnen die F e d e r in die H an d drückt.

U n d leid er m uss ich sagen , dass L üd em ann ebenso w enig in der B eh an d lu n g m ein er P e rso n wie der g e sch ich tlich en E r ­ scheinu ngen, die er b esp rich t, die R u h e und S a c h lic h k e it bew ahrt h a t, die d erjen ig e am w enigsten verleu gnen so llte , d er sich als W ä c h te r und V e rth e id ig e r der w ahren W iss e n s ch a ft und d er wahren M eth o d e gegen eine an g eb lich falsch e W isse n sch a ft und eine falsch e M eth o d e aufw irft.

*) Briefe Samuel Pufendorfs an Christian Thomasius (1687— 1693).

Hrssg. und erklärt von Emil Gigas. München u. Leipzig 1897 S. 35.

Verlag von W . Kaiser in Bern. 95 S. 8°.

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1 8 9 7 . Grundfragen der Reform ationsgeschichte. 137 Sch o n frü h er habe ich dagegen V erw ahrung ein g eleg t, dass m ir b e i m einen U n tersu chu ng en die A b sich t vorgeschw ebt habe, L u th e r und die R efo rm ato ren herabzusetzen oder die ältere evange­

lisch e O pposition und ihre N a ch fo lg er em porzuheben. Ic h v er­

sich ere h ier w iederholt und in aller F o rm , dass d er G esichtsp u nkt, irgend ein er d er besteh en d en P a rte ie n zu nützen oder zu schaden, m ir b ei d er D arste llu n g d er R efo rm atio n sg esch ich te fern gelegen hat. I c h bin als H isto rik e r und nur als H isto rik er an diese D in ge h eran getreten und m ein S tre b en war, die g e s c h i c h t l i c h e W a h r h e i t , wie sie sich m ir nach P rü fu n g d er Q uellen darstellte, an das L ic h t zu bringen. J e d e r , d er m ich näher kennt, wird l 1 ernersteh end en die R ic h tig k e it d ieser T h atsach e bestätigen. E s wäre in der T h a t auch heute noch ein sehr th ö rich tes B egin n en , die W eg e zu g e h en , die ich gegangen b in , und zu glauben, dass nian dam it etw as anderes als K ä m p fe und Sch w ierig keiten aller A r t ernten würde.

W en n ich , obwohl ich dies wusste — ich verw eise au f die lm H e rb s t 1 8 8 4 g esch rieb en e V o rre d e zu m einer G e sch ich te der D eform ation und der älteren R eform p arteien — , kein anderes B ild , als das von m ir gegebene, habe zeichnen können, so is t das doch ein s ta rk e r B ew eis dafür, dass irgend w elche ausserhalb d er S ach e liegende A n trieb e m ich n ich t bestim m t und g e le itet haben. D ie V ersu ch u n g , eine „tendenziöse“ D arstellu n g zu g e b e n , h ätte doch unzw eifelhaft auch fü r m ich viel m ehr au f der G egen seite gelegen.

A u ch räum e ich durchaus e in , dass der W 'eg, den die R e - orm atoren ein sch lu gen , v ie lleich t die einzige M ö g lich k eit bot, freie B ah n fü r die E n tw ick lu n g einer neuen Z eit zu sch affen und A c k e r von dem ungeheueren G estrü p p zu reinigen, das jed e A u ssaat neuer K e im e b is dahin unm öglich gem acht hatte.

A b e r ich m uss m it dem F ü h re r d er P ilg erv äte r, Jo h n R o b in ­ son , sagen (1 6 2 0 ), dass ich den Zustand d erjenigen K irch e n b e-

age, die zu einem A b s c h l u s s in d e r R e l i g i o n gekom m en zu sein wähnen und die nun b ei L u th e r oder Zw ingli stehen bleiben zu m üssen m einen. W enn diese M änn er heute leb ten , würden s ie , wie R obinson sag t, die w eitere E rleu ch tu n g G o ttes ebenso gew iss annehm en, wie dam als die zuerst em pfangene.

L i th er^aup t kann ich m ir das R e c h t einer freien K r itik der U ^° r ^ e^orniatoren n ich t nehmen lassen. G erade bei eu itei ung L u th ers und seiner T h eolog ie is t die M ö g lich k eit

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v ersch ied en er A u ffassu n g en d eshalb eine seh r g ro sse , w eil die Ä u sseru ngen des R efo rm ato rs o ft gerade üb er seh r w ich tig e P u n k te eine v ersch ied en artig e A u slegun g zulassen. In d em es m ir fü r die w issen sch a ftlich e K la rste llu n g der in n erp rotestan tisch en K ä m p fe des 1 6 . Ja h rh u n d e rts d arauf an k am , den W id e rsp ru ch erk lärlich zu m achen, den m anche Ä u sseru ngen L u th e rs b e i seinen evange­

lisch en G egnern fand en, war ich g enötigt, gerade solche A u ssprüche h erau szu stellen , die ebenso noch heute entgegengesetzten A u s­

legungen und Ausdeutungen un terliegen, wie es ehem als der F a ll war. In e rste r L in ie h and elt es sich dabei um Ä usserungen, die L u th e r üb er das V e rh ä ltn is von G lau b en und W e rk e n gethan hat.

E s ist nun in der T h a t b en eid en sw ert, wie klar L üd em ann die v ielu m stritten en M einungen L u th e rs über die Beziehungen zw ischen R e lig io n und S ittlic h k e it e rk an n t hat. S e it dem Ja h r e 1 5 2 5 sind b ek a n n tlich d ie L u th eran er in zahlreiche Sch u len zer­

tre n n t gew esen, w eil je d e üb er die bezü glichen M einungen L u th ers eine andere A n sich t hegte. Im Ja h r e 1 5 5 9 sch rieb L u th ers S ch ü le r N icolau s A m sd orf die bekannte S c h r ift:

„D ass d iese P ro p o s itio : g u t e W e r k e s i n d z u r S e l i g k e i t s c h ä d l i c h , eine re c h te , w ahre ch ristlich e P ro p o sitio n s e i, durch die H eilig en , P au lu m und L u th eru m g e le h rt und gepredigt.“

A n d e re S ch ü le r L u th e rs w id ersp rachen A m sd o rf; es kam en die M a jo risten , F la c ia n e r, A n tin o m isten , Syn erg isten , O sian d risten u. s. w. — alle nannten sich getreue S ch ü le r L u th e rs — und jed e F a k tio n h atte ein e neue A n sich t ü b er L u th e rs M einung in S ach en des S eelen h eils und d er S ittlic h k e it. U n d auch heute n och dauern d ie gleich en M ein u n gsversch ied en h eiten fo rt. D ie je n ig e n , die in M änn ern w ie L ö h e und V ilm a r ih re W o rtfü h re r erk en n en , sind and erer A n sic h t, als d ie , die sich um R its c h l scharen und die V e r tr e te r d er p o sitiven U n io n and erer als d ie , die sich d eu tsch ­ ev an g elisch n ennen, um von den L ib erale n ganz zu schw eigen.

E s is t d aher k la r , dass L u th e rs b ezü gliche A ussagen und M e i­

nungen eine versch ied en artige A u slegung m öglich m achen, und es is t d eshalb em p feh len sw ert und b illig, dass ein B e u rte ile r solch er A uslegungen b ei seinem W id e rp a rt bis zum B ew eise des G eg en ­ te ils die b ona fid es voraussetzt.

Lüd em ann g lau b t indessen n ic h t, dass er m ir den guten G lau b en zubilligen könne. E r sag t v ielm ehr au sd rü ck lich , das B ild , das ich von L u th e r gebe, „sei auf A b sch reck u n g b e r e c h n e t “

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1 8 9 7 . Grundfragen der Reformationsgeschichte. 139 (S. 7 2 ); „der R e fra in a ller von m ir vorgebrachten Beschu ld igungen und V e r d ä c h t i g u n g e n “ sei der, dass L u th e r „d ie p ein lichste G leich g ü ltig k eit gegen die eth isch e S e ite des C hristentum s an den T a g g e le g t habe“ (S. 7 3 ); gerade diese B eschu ld igu ng aber sei eine „ V e r l ä u m d u n g “ (S. 73). A lle s , w as ich s ch ie ib e , is t „ein G em isch von W a h rh e it und V e r d r e h u n g “ (S. 72). «A u f wenigen S e ite n leiste ich (nach Lüdem ann S . 69) eine E n t s t e l l u n g von L u th ers reform atorisch en G ed an k en , wie sie uns s c h m ä h l i c h e r kaum au f ultram ontaner S e ite begegnen könn te.“

N ach L üd em ann (S. *53) habe ich durch m ein B u ch übei D e n ck (1 8 8 2 ) m eine „ U n f ä h i g k e i t an den T a g gelegt, den Stan d ­ p u n kt m eines H eld en in seinem V e rh ä ltn is zu dem der R e fo r­

m atoren zu erkennen und rich tig zu ch arak terisieren “. In einer anderen S c h r ift (Jo h an n v. Stau p itz 1 8 8 8 ) habe ich angeblich „eine so ra d ik a le , so b eisp iellose V erk en n u n g “ des genuinen P rin zip s der R efo rm atio n g e le iste t, „dass dam it die F ä h i g k e i t eingebü sst ist“, zu untersch eid en, was L ü d em an n fü r u n tersch eid ungsbed ürftig h ält (S. 73). E s fe h lt K e lle r an d er „h isto risch en G e re ch tig k e it“

(S. 7 9 ); er is t ein O p fe r und ein d rastisch es B e isp ie l der „ V e r­

wirrung“ , in „w elche theologisierende L aie u leich t zu v erfallen pflegen“. D ie „T heologisieren d en“ werden sich um so eher au f L üd em anns Stan d p u n k t ste llen , „je um fassend er ih r em pirischer H orizo n t is t“.

E s is t ja n ich t zu verw undern, wenn ein so stren ger und so fähig er K r itik e r sich ü b er die F ä h ig k eite n seiner heutigen G e g n e r w eit erhaben fü h lt. S o w eit es n ich t „V erd reh u n gen “ und „ E n tstellu n g en “ sin d , w elche die A bw eichungen von L ü d e ­ m anns A n sich ten h e rb e ifü h ren , is t es eben ih re U n fäh ig k eit, die die S ch u ld t r ä g t 1).

*) Lüdemann wirft mir (S. 69 Anm. 1) die Fälschung eines Citats aus Köstlin vor. In meinem Buch über Johann v. Staupitz heisst es S. 1.59:

„Luther betonte es stets — er hat sich oft in diesem Sinne geäussert — , dass von dem Wege des Heils alle Werke und Leistungen ausgeschlossen sind, fügte aber immerzugleich hinzu, d a ss d e r G la u b e d ie je n ig e L e i ­ s tu n g ' d e s M e n s c h e n i s t , f ü r w e lc h e G o tt s e i n e r s e i t s dem M e n ­ s c h e n d a s e w ig e H e i l zu T e il w e rd e n l ä s s t .“ In einer Anmerkung hatte ich mich auf Köstlin, Luthers Theol. I, 145, bezogen und hinzugefügt, dass ich dies fast wörtlich Köstlin entnehme. Ich hätte allerdings sagen sollen, dass ich das von mir mit Anführungszeichen versehene W ort „ L e i ­ s tu n g “ aus Köstlin entnehme, denn die blossen Anführungszeichen reichten

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U n d w ie seine heutigen W id e rsa ch e r, so sieh t e r auch die dam aligen G eg n er L u th e rs und seine eignen, vo r allem die „ T ä u fe r“, w eit u n ter sich an F äh ig k eite n .

N ach ihm sind letz tere B a u e r n t h e o l o g e n von „ m iss­

tra u isch e r H a rtk ö p fig k e it“, „die n ich t gern von ihren eingelern­

te n S ch lag w o rten loslassen “ (S. 4 9 ) ; das A n se h e n , das D e n ck rasch u nter seinen A n h än g ern gew ann, erk lä rt sich aus dem

„ t h e o l o g i s c h e n I d i o t i s m u s “ d ieser A n hänger (S. 5 4 ), denen das „U ngenügende seines Stan d p u n ktes n ich t d u rch sich tig w ar“ ; w er m öchte w ünschen, sagt L üd em ann, * die fre ie K r a f t der „prote­

stan tisch en N ationen in den k i n d i s c h e n H e i l i g k e i t s i l l u s i o n e n b e s c h r ä n k t e n C o n v e n t i k e l - C h r i s t e n t u m s lahm zulegen“ (S .7 8 );

in gleich em S in n sp rich t e r von „Illu sio n en b e sch rä n k te r B a u e rn ­ h eilig er“ und fa s s t das E rg e b n is sein er B etra ch tu n g en in die W o rte zu sam m en : E s w äre th ö rich t, w enn w ir (die Theologen) uns u n serer E rfah ru n g en entäussern und „den S tan d p u n k t eines r e l i g i ö s w ie w i s s e n s c h a f t l i c h g l e i c h u n r e i f e n t h e o l o g i ­

nicht aus, lim ein Missverständnis auszuschliessen. Der Inhalt der Stelle bei Köstlin, Luthers Theol. I, 145, ist folgender. Nach Prüfung der An­

sichten Luthers bis einschliesslich des Jahres 1517 (S. 64— 145) könne man, meint Köstlin, zur genaueren Bestimmung von Luthers Meinung darüber streiten, „wiefern wirklich jener W e g zu m H e i l im ,Glauben Christi1 be­

stehe — wiefern dieser G la u b e n s o lc h e s a u s r i c h t e “. „Zunächst sind zahlreiche Aussprüche zu beachten“, fährt Köstlin fort, „in welchen der G la u b e s e l b s t hiebei als eine Gott dargebrachte L e i s t u n g — alle hier gesperrten W orte sind von Köstlin gesperrt worden — geschätzt zu werden scheint. (Folgen Hinweise auf zahlreiche Stellen, in denen in der That der Glaube als Leistung erscheint.) Allein andererseits muss doch sogleich wieder darauf als das eigentlich entscheidende Moment hingewiesen werden, dass ja doch der Glaube, abgesehen von seinem Gegenstände, welchem gegen­

über er auf alles Eigene verzichtet, g a r n i c h t s is t u n d h a t “ . . . Hier werden also nicht Äusserungen Luthers, sondern Schlussfolgerungen Köstlins gegeben, um den Schein der „Leistung“ abzuschwächen. Aber K. selbst nimmt seine Schlussfolgerungen und Erwägungen sofort, der Beweiskraft von Luthers Äusserungen gegenüber, wieder zurück. „Die zunächst ausge­

hobenen Sätze“, sagt Köstlin, „können und müssen auch so in ih re m v o lle n G e w i c h t , das sie f ü r L u t h e r h a b e n , a n e r k a n n t w e rd e n . . . Eine nähere Auseinandersetzung über das Verhältnis dieser Momente hat er nirgends zu geben versucht.“ E s bleibt also bei dem Eindruck, dass Luther den Glauben als L e i s t u n g schätzt. Lüdemann wirft mir vor, dass ich die Stelle unterdrückt habe, in denen Köstlin auf „die sachlichen Momente hin­

weist, welche schon für diese Periode von Luthers Theologie diesen Schein

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1 8 9 7 . G rundfragen der Reform ationsgeschichte. 141 s e h e n I d i o t i s m u s zum G eg en stan d unser Bew underung m achen w ollten“ (S. 89). D ie A n sich ten und Ü berzeugungen der „ lä u f e r ­ gem einden“ erklären sich daraus, dass ihnen nur „b eschränkte und geringfügige E rfah ru n g zu G eb o te stand “. D ies is t in „L aien ­ k reisen , insbesondere geringeren B ild ungsgrad es, das G ew öhnliche“.

„ E in e um fassendere K e n n tn is der R e lig io n sg esch ich te b ere ich ert die ch ristlich e E rfa h ru n g um ein B e trä c h tlic h e s . U n s a l s T h e o ­ l o g e n s t e h t d i e s e B e r e i c h e r u n g v o l l a u f zu G e b o t e “ (S. 89).

Ä h n lich is t das w issen sch aftlich e V erfa h re n , das L üd em ann in der B eu rteilu n g aller ihm unsym pathischen P arte ie n , z. B . auch der a l t c h r i s t l i c h e n Z e i t e n und Z u s t ä n d e einzuschlagen fü r g u t fin d et. E s lie g t uns fern , h ier in eine P rü fu n g d er R ic h tig ­ k e it d ieser U r te ile ein zu treten , es kom m t nur darauf a n , die M ethode und den T o n zu ch arak terisieren . „Sch on im zw eiten Ja h rh u n d e rt w ar das C hristentum C h risti p rak tisch zu ein er neuen G esetzesrelig io n e n t a r t e t “ (S. 26) und diese E n ta rtu n g w u r z e l t im u r a p o s t o l i s c h e n C h r i s t e n t u m “ (ebenda). „Schon bald sah sich diese s u b a l t e r n e und k u r z s i c h t i g e A u f f a s s u n g (des

zerstreuen“ . W arum aber unterdrückt Lüdemann seinerseits die letzten Sätze Köstling und wie kommt er dazu, Erwägungen und Meinungen Köstlins

„sachliche Momente“ zu nennen? W ie n e n n t m a n s o lc h e C i t a t i o n s - m e th o d e ? Aber noch in einem anderen Punkte soll ich eine Art Fälschung dieses Citats vorgenommen haben, indem ich nicht auf die Thatsaehc ver­

wies, dass K. hier von einer älteren Periode der Theologie Luthers handelt.

Ich hatte gesagt, dass Luther die Ansicht des Glaubens als einer Art von

„Leistung“ immer festgehalten habe, ohne jedoch dieses „immer“ als Meinung Köstlins zu bezeichnen. Dagegen behauptet Lüdemann, Köstlin handle von Luthers Theologie v o r 1517. Das ist eine unrichtige Angabe. In W irk­

lichkeit spricht K. in erster Linie von den Schriften Luthers aus 1517, d. h.

des Jahres, in welchem nach Köstlins W orten Luther schon der v o lle Luther der Reformation ist. Köstlin sagt I, 144: „Die Grundelemente seiner Lehre, wie sie sich später gestaltete, lassen alle schon hier sich angedeutet finden.“ Dazu vgl. Köstlin a. a. O. I, 125. Also auch hier kann weder von Fälschung noch von Entstellung die Rede sein. Sehen wir indessen einmal ganz davon ab, ob Köstlin richtig citicrt worden ist oder nicht. Ist es denn aber wirklich eine „Entstellung“ , wenn man sagt, dass Luther sich den Glauben als eine A rt von „Leistung“ vorgestellt hat ? Ich habe den Ausdruck Leistung nur gebraucht, weil ich ihn bei Köstlin fand; ich hätte auch sagen können, dass Luther sich den Glauben als eine T h a t oder als ein W e r k vorstellt. Oder war dies etwa Luthers Ansicht nicht? Warum sagt er dann im ersten Hauptstück seines Katechismus: „W as muss ich t h u n , dass ich selig werde? Antwort: Glaube an den Herrn Jesus Christus“.?

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C h risten tu m s d er ersten Jah rh u n d erte) in neuen V erw ickelu n gen . S ch o n um die M itte des 2. Ja h rh u n d e rts h a tte man (d. h. die C hristen) in den C h ristengem eind en sehr ernüchternde E rfah ru n g en g e m a c h t ... A rg e V erw eltlich u n g riss schon dam als in der C h riste n h e it ein und alsbald erhob sich im m er d eu tlich er und d rohend er das dieses ganze «C h ristentu m » gefährd ende P rob lem u. s. w.“

E s leugnet, sov iel m ir b ek an n t ist, N iem and, dass von einem ,,sch lich ten ap o stolisch en C hristentu m d er ersten drei Ja h rh u n d e rte “ in B a u sch und B o g en n ich t gesp roch en w erden d a rf, dass v iel­

m ehr G u tes und B ö se s dam als wie sp äter g em isch t w ar, ab er es is t doch eine stark e L e is tu n g , wenn die V e r tr e te r der „pauli- nischen A u ffassu n g “ (zu denen L üd em ann sich zählt) ganz allge­

m ein erklären, dass das „C h ristentu m C h risti“, das u nter B e is e ite - drängung der p au linischen A u ffassu n g aufkam , schon im zweiten Ja h rh u n d e rt e n t a r t e t w ar, dass d iese E n ta rtu n g im „uraposto- lisch e n C h risten tu m “ w u rzelte, und wenn zugleich angedeu tet w ird , dass dies C h ristentu m eig en tlich nur an g eblich es C h risten ­ tum gew esen ist.

A us dem Zusam m enhang der w eiteren E rörteru n g en erg ieb t s ic h , dass von den Z eiten des u rap ostolischen C h risten tu m s bis au f L u th e r die W e lt im F in ste rn gelegen h at und dass erst L u th e rs E van g eliu m (n atü rlich in dem S in n , wie Lüdem ann es auslegt) d ie ch ris tlich e W e lt ü b er den In h a lt des C h ristentu m s im A n sch lu ss an P aulus w ah rh aft au fg ek lärt h a t, allerd ings m it einigen E in sch rän k u n g en , denn es is t nur die A nschauung der

„ f o r t g e b i l d e t e n p ro testan tisch en T h e o lo g ie “ (S. 8 6 ), die L ü d e ­ mann anerkennt. D ie F o lg e d ieser F o rtb ild u n g is t , „dass eine R e ih e von D o g m en , z. B . G o tte s b e g riff, C h risto lo g ie, G nad en- m itte lle h rc u m g e s t a l t e t , andere, z. B . die L e h re n vom U rstän d , E rb sch u ld , stellv ertreten d e G enugthuung C h risti ab geleh n t werden“.

(S. 87 f.)

D ie s e r w issen sch aftlich en W ü rd igu n g d er a ltch ristlich en Z eiten sch lie sst sich dann die „w issen sch aftlich e“ W ü rd igu n g des T ä u fertu m s m it gleich em E rfo lg e fü r die B e u rte ilte n an.

S e h r ch a ra k teristisch fü r die h ierbei b efo lg te w issen sch aft­

lich e M eth o d e is t die A u s w a h l d e r Q u e l l e n , au f w elche L üd em ann seine B eu rte ilu n g des T äu fertu m s s tü tz t: es is t das P ro to k o ll des R e lig io n sg e sp räch e s, das zw ischen reform ierten

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1 8 9 7 . G rundfragen der Reform ationsgeschichte. 1 4 8 P red ig ern und einigen B au ern zu Zofingen im Ja lir e 1 5 3 2 s ta tt­

fand und das dann von dem refo rm ierten M ag istrat der S ta d t B e rn in den D ru ck gegeben wurde. E s is t u n bestreitbar, dass d ie A b ­ h ö r u n g e i n i g e r B a u e r n , wie sie h ier s ta ttfa n d , keine aus­

reich end e U nterlage fü r die B eu rteilu n g einer grossen geistigen B ew egu ng und w eitv erb reiteten R e lig io n sg em ein sch aft b ild e t; sie kann h öch stens hülfsw eise zugelassen w erden und b esitz t überall da keinen W e r t, wo den A u ssagen B e r ic h te aus anderen zuver­

lässigen Q u ellen entgegen stehen. L iid einann ab er m ach t die A us­

sagen d ieser „B au ernth eolog en“ zur U n terlag e fü r die B eu rteilu n g der „G rundüberzeugungen“ des T äu fertu m s. A u f diesem W eg e w ar es natü rlich n ich t schw er, in den unbeholfenen A u sdrücken d ieser L e u te „unsinnige K o n seq u en zen “ (S. 50) aufzufinden oder ihnen

„B u ch stä b e le i“ nachzuw eisen und ihnen alle rlei sonderbare und verd äch tig e M einungen anzudichten. E s w erden an diesen A us­

sagen die „ u r k a t h o l i s c h - g e s e t z l i c h e n A u ffassu ngen des T ä u fe rtu m s “ dargethan und n ach gew iesen , dass dessen Stan d ­ pu nkt m it dem „ d e s g e s e t z l i c h e n R i g o r i s m u s (des M itte l­

alters) i d e n t i s c h i s t “ ; es w ird die T h a ts a ch e au fgezeigt, dass ihnen „die re lig iö s-sittlich e E rfa h ru n g , au f w elcher das evange­

lisch e P rin zip ruhe, noch ab g eh t“ (S. 53) u. s. w. W a s würde sich wohl aus den A ussagen ein ig er lu th erisch er B au ern in S ach sen oder Thü rin gen, die etw a um d ieselbe Z eit über ihren G lauben b e fra g t worden w ären , fü r eine „G rundüberzeugung“ des P ro te ­ stantism us herauslesen lassen, wenn man diese A u fgabe in die H an d eines G eg n ers le g te ?

Nun is t ja allerdings r ic h tig , dass Lüd em ann an zw eiter S te lle noch eine andere Q u e lle k e n n t, näm lich einige (n ich t alle) S c h rifte n D e n c k s , d e r, wie Lüdem ann an e rk e n n t, zeitw eilig

„zum F ü h re r der B ew egu ng em porstieg“. A b e r a n sta tt an der L eh re dieses F ü h rers die L e h re des „ T ä u fe r tu m s “ zu m essen, m acht er um gekehrt das „T äu fertu m “, d. h. die B auernth eologie, die er zum In h a lt jen es B e g r iffs gem acht hat, zum M assstab, a n w e l c h e m D e n c k s L e h r e g e m e s s e n w i r d 1). D as au f diesem

*) Nach Lüdemann trifft Denck mit den Täufern nur in e in ig e n P u n k te n zusammen, in ändern steht er auf dem Boden der Mystik, und das Ergebnis ist, dass Denck „eine M i t t e l s t e l l u n g z w is c h e n d ie s e r u nd dem T ä u f e r t u m e i n n i m m t “ (S. 54). „Die rasche Verbreitung seines Ansehens erklärt sich, wie oben bemerkt, aus dem theologischen Idiotismus

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W e g e gew onnene B ild und die aus diesen Q u ellen ab geleiteten G ru nd sätze w erden dann als ch a ra k teristisch e M erk m ale ein er grossen und w eit v e rb re ite te n religiösen B ew egu ng ausgegeben und m it ihnen w ird d er P ro te stan tism u s und die K ir c h e d er R e fo r­

m ation in V e rg le ic h g estellt.

W e r, w ie d er V e r fa s s e r d ieser Z eilen, w ed er d iese M ethod e n och das durch sie erzielte E rg e b n is fü r zu treffen d h ä lt, b ew eist d u rch seinen W id e rsp ru ch an geblich led ig lich M angel an w issen­

s c h a ftlich e r M eth o d e und w issen sch aftlich er K r itik .

A llerd in g s, wenn d iese M eth o d e „w issen sch aftlich “ ist, dann gesteh e ich gern, dass ich d arauf verzich ten m uss, m ich zu ihren V e r tr e te r n zu zählen. I c h w ar und bin der A n sic h t, dass au f dem von L ü d em ann in Ü b erein stim m u n g m it seinen V o rg än g ern in d er K irch e n g e sch ich te eingeschlagenen W e g e sich unm öglich ein u n p arteiisch es und w ah rh eitsgem ässes B ild von den g e sch ich tlich en E rsch ein u n g en gew innen lä sst, die m an u n ter dem N am en „A n a- b ap tism u s“ — es h at nie eine P a r te i g e g e b e n , die sich s e lb st so gen an n t h ätte — zusam m enfasst.

I n den K ritik e n , die seit Ja h r e n m einen W e g b eg leiten , is t

• b is zum Ü b e rd ru ss die B eh au p tu n g w iederholt w orden, es sei ein

„u n w issen sch aftlich es V e rfa h re n “, wenn ich v e rsu ch e, das W e se n d ieser R ic h tu n g unabhängig von örtlich en und lan d sch aftlich en T rü b u n g en und F ärb u n g e n aus ih re r G e sa m tg e sch ich te heraus zu b e g re ife n und b e g re iflich zu m achen.

D ie selb en K r itik e r fre ilic h , die tad elnd b em e rk e n , dass ich die A bw an dlungen, in denen diese B ew egu ng G e s ta lt gew onnen h at, un ter einen G a ttu n g sb e g riff zu brin gen b em ü h t b in , m achen sich g ar n ich ts d arau s, so g ru nd verschied ene M ä n n e r, wie z. B . Jo h . D en ck , T h o m as M ünzer und Jo h . von L ey d e n als „W ied er­

täu fer“ in einen T o p f zu w erfen und b elieb ig e, von deren T räg e rn s te ts als Sch eltn am en b ezeich n ete Sek ten n am en in u n zu treffen d ster W e is e zur K en n zeich n u n g h etero g en er Ström un gen zu verw enden.

seiner Anhänger.“ Zu den Punkten, in denen Denck mit den Wiedertäufern zusammen trifft (es sind nur einige nach Lüdemann), gehört auch die

„separatistische Tendenz“ (S. 60). Ganz ist er nicht „in dieser Illusion beschränkter Bauernheiliger befangen“ (S. 61). Es bleibt also dabei: die kennzeichnenden Merkmale des Täufertums sind in den Bekenntnissen der Bauern aus Zofingen zu finden und Denck ist soweit „Täufer“, als seine Aussagen mit denjenigen dieser Bauern übereinstimmen.

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1 8 9 7 . G rundfragen der R eform ationsgeschichte. 1 4 5 J a , ganz neben säch lich e L eh rp u n k te und A n sich ten , die b ei einigem Ü b e rb lick ü b er die G esam tg esch ich te der B ew egu ng so fo rt als v o r ­ ü b e r g e h e n d e S c h u l m e i n u n g e n oder H irngesp innste einzelner K ö p fe erk en n b ar sin d , w erden b e i H andhabung der obigen an­

g e b lich w issen sch aftlich en M eth o d e in un zutreffend er W e ise zu w e s e n t l i c h e n B e s t a n d t e i l e n der eigentlichen L eh re und zu kennzeichnenden M erk m alen der ganzen P a rte i gestem pelt.

D ieselb en G e le h rte n , die es w eit abw eisen w ürden, wenn etw a ein k ath o lisch er A u to r das k on fession elle L u th ertu m als den eig entlichen und wahren P ro te stan tism u s sch ild ern und darstellen w ollte und die einen solchen G eg n er sehr bald d arüber belehren würden, dass es im P ro testan tism u s eine R e ih e von E rsch ein u n g s­

form en g ieb t — man b rau ch t ja nur an L u th ertu m , Zw inglianis­

m u s, C alvinism us und P ietism u s zu erinnern — , deren kein e in ihrer E ig e n a rt das W e se n des P ro testan tism u s vö llig rein zur D arstellu ng b rin g t, dieselben G e le h rte n , sage ic h , h alten es fü r einen M angel an w issen sch aftlich e r M ethod e, wenn m an versu ch t, die Sonderbildungen der täu ferisch en B ew egu n g als Zw eige e i n e s Stam m es nachzuw eisen und wenn man es a b le h n t, ein B ild fü r zutreffend zu h a lte n , das au f G rund m angelhafter Q u ellen b e­

nutzung gew onnen w orden ist.

E in e G e sch ich te und C h arak te ristik des sog. A nabaptism us nach den schw eizerischen oder süddeutschen E re ig n isse n der Ja h r e 1 5 2 5 — 1 5 3 5 zu zeichnen is t ganz unm öglich und w issen­

sch a ftlich n ich t sta tth a ft. D en n u n ter dem D ru ck der unerhörten V erfolg u n g , u nter der seine A n h än ger dam als zu w irken gezwungen waren, fe h lte ihnen die F örd eru n g wie die Zügelung, die aus der f r e i e n und ö f f e n t l i c h e n B eth ä tig u n g d es G lau b ens erw ächst.o o W en n ein k a th o lisch er S c h rifts te lle r in Sp anien eine G e sch ich te der lu th erisch en K ir c h e schreiben und sich d abei etw a fü r seine C h arak teristik au f die in seinem H eim atlan d e ihm entgegentretend e E rscheinu ngsform des L u th ertu m s stützen w ollte, so würde Je d e r ­ mann d iese M ethod e gew iss sehr un w issenschaftlich finden. A b er eine G e sch ich te der grossen religiösen B ew eg u n g , die m an u nter dem N am en des A nabaptism us zusam m enfasst, glau b t je d e r F o rsc h e r led iglich nach den ihm am n äch sten liegenden E rsch ein u n gsform en irgend eines L an d es schreiben zu d ü rfen , ohne dass man ihm angeblich den C h arak ter einer „-w issenschaftlichen M ethod e“ stre itig m achen darf. W ir em pfehlen H e r rn P ro fe sso r L üd em ann und

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anderen H e rre n , ehe sie sich in U rte ile n allg em ein er A r t über das „T äu fertu m ‘‘ e rg e h e n , die L e k tü re eines B u ch e s wie das von H e r m a n n W e i n g a r t e n üb er „die englischen R ev o lu tio n s­

k irch e n “ (L eip zig 1 8 6 8 ), d. h. die G e sch ich te des sog. A n abap ­ tism us in ein er Z e it und in einem L a n d e , wo die E n tw ick lu n g d er D in ge ihm einigerm assen g e sta tte te , s e i n e P r i n z i p i e n a u s - z u l e b e n und sich w enigstens zeitw eilig in fre ie r B ew eg u n g zu en tw ick eln .

H ierzu kom m t noch ein A nderes. F ü r K irc h e n und K irc h e n ­ leh rer, w elche das W e se n tlich e des relig iösen G e m ein sch aftsleb en s in d er G l a u b e n s l e h r e suchen, m ag die V ersu ch u n g nahe liegen , auch das W e se n an d erer R elig io n sg em ein sch aften in d er L eh re und dem B e k e n n tn is zu finden. S ic h e r is t a b e r, dass d erjenige, d er die E ig e n a rt des „T äu fertu m s“ kennen lern en w ill, gänzlich fe h l g e h t, wenn er au f eine V erg le ich u n g von L eh rp u n k ten den N ach d ru ck leg t. D a s W e se n des „T äu fertu m s“ kom m t durchaus n ich t in e rste r L in ie in der L e h re zum A u sd ru ck ; vielm ehr dürfen h ier w eniger als b ei irgend einer K ir c h e oder G e m e in sch aft die B ek e n n tn isse zur U n terla g e fü r eine u n p arteiische W ü rd igu n g ge­

m ach t werden.

N ich t in einem S y ste m von D ogm en od er G lau b en s-A n sich ten , sondern im G e m e i n d e l e b e n lie g t d er K e rn und das W e se n d ieser F o rm des C h risten tu m s, und es is t sozusagen nu r e i n B e g r iff oder e i n e L eh rm ein u n g kennzeichnend fü r s ie , näm lich d er B e g r iff d er G e m e i n d e , d. h. der K irc h e n b e g riff, d er bei ihnen in g leich e r W e is e in allen L än d ern w iederkehrt. W äh ren d fü r sie B e k e n n tn is s e , wie sie z. B . im Z ofin g er G esp räch vor­

lie g en , m e ist nur von d er N o t ab g ep resste , ö rtlich oder land­

sch a ftlich gültige L eb en säu sseru n g en w aren, k o n ze n trie rt sich ih r ganzes S tre b e n au f die A u sg estaltu n g des G e m e i n d e l e b e n s in G o ttesd ien st, G e b e t, L ie b e s w erken, V erfa ssu n g und Cultus.

D ie K ir c h e d er A u gsbu rg er K o n fe ssio n erkannte und erken n t die wahre K ir c h e am consensu s de d octrin a evangelii e t adm ini- stration e sacram entorum (A ugust. V I I ) und es is t , w ie gesagt, ganz e rk lä rlich , dass d ieses E rken n u n g szeich en von A n geh ö rig en d ieser K ir c h e le ic h t zum M assstab e gem ach t w ird , an dem sie and ere G em ein sch aften m essen. A b e r u n ter den „ T ä u fern “ haben g e sch ich tlich und national b ed in g te L eh rv ersch ied en h eiten stets b estand en und b esteh en k ön n en , w eil sie die E i n h e i t d e r G e ­

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1 8 9 7 . G rundfragen der R etorm ationsgcscliichte. 147 m e in d e dadurch keinesw egs b ed roh t sahen. E in allein selig m achendes B ek e n n tn is haben sie ebenso wenig je gekannt wie eine allein seligm achende K irch e .

W e r das B ed ü rfn is em pfind et, den W e r t einer G em ein sch aft in A nlehnu ng an b ekan n te Schlagw orte und Schablonen daran zu m essen, wie w eit an geblich ihre „ L eh ren “ noch im M itte la lte r und im K ath o lizism u s s te c k e n , der m ag d arüber s tre ite n , ob L u th er oder Zw ingli oder die „ T ä u fe r“ am m eisten „ m ittelalterlich und

„katholisch g e rich tet“ waren. In b e tr e ff des K i r c h e n b e g r i f f s , der doch sich er zu den Grundanschauungen je d e r G em ein sch aft gehört, muss jed en falls fe s tg e ste llt werden, dass d erjenige L u th ers der rö m isch -k a th o lisch e n L eh re von der K irc h e am nächsten geblieben is t , während derjenige der „T äu fer“ sich am w eitesten d avon en tfernt. O b die letzteren son st noch h ier und da in kath o lisch en A nschauungen s te ck e n , m ag dahin g e stellt b le ib e n ; sich er is t allerd in g s, dass in d ieser G em ein sch aft ebenso wie in d er k ath o lisch en K irc h e fü r w eltflü chtige wie fü r w eltförm ige G em ü ter — letzteres W o r t in gutem Sin n e genom m en — R aum vorhanden und durch fe ste E in rich tu n g en b esser g eso rg t war als in den p ro testantischen K irc h e n , die in e rste r L in ie auf die B ed ü rfn isse der letzteren R ü c k s ic h t zu nehm en fü r geboten hielten.

Ic h sage a u s d rü ck lich : fü r w eltflü chtige und fü r w eltförm ige G em üter. D en n diejenigen, die zu behaupten pflegen, das „T äu fer- tum “ sei led iglich ein Sy stem der W e ltflu ch t, A sk e se und W e lt­

entsagung gew esen, übersehen ganz, m it w elcher E n e rg ie diese G e m e in sch aft auf die V erw irk lich u n g d er Id ee des R e i c h e s G o t t e s auf E rd en g e rich tet war. G ew iss tr itt b ei ihnen eine stark ausgeprägte In n e rlic h k e it des G em ütslebens hervor, die sich vor d er F e in d s e lig k e it, m it der die W e lt sie b eh an d elte, gern in die S tille zurückzog und an den gangbaren F reu d en der W e lt w enig G e falle n fa n d ; ab er gleich zeitig b eh e rrsch te sie ein starker Zug auf das D ie s s e its , das sie auf G ru nd der sittlich -sozialen Ford eru ngen der L e h re C h risti, wie sie sie v erstan d en , besser, g e rech ter und fre ie r fü r alle M enschen zu gestalten strebten . D as R e ic h , das C h ristu s gründen w o llte , und das er se lb st als den In h a lt sein er B o ts c h a ft b ezeich n et h atte (M atth. 10, 7), b etrach teten sie keinesw egs b loss als ein R e ich von je n e r W e lt, sondern als einen Zustand der m enschlichen G e sellsch a ft, in w elchem gem äss

M onatshefte der Comeniua-Gresellschaft. 1897. 1 0

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den W eissagu n gen der P ro p h eten eine vollkom m en sittlich e G e ­ re ch tig k e it das E r b te il alle r V ö lk e r w erden solle.

D a s C h risten tu m w ar fü r sie eine L e b e n s a u f f a s s u n g , n ich t eine L e h re und n ich t ein leh rh aftes od er w eltflü ch tig es, sondern ein w e l t u m g e s t a l t e n d e s und w e l t ü b e r w i n d e n d e s C h risten tu m schw ebte ihnen vor. D ie G em eind e w ar n ich t als eine A n sta lt fü r P re d ig t oder G n a d e n -V erm ittelu n g , sondern als eine O rg an isatio n d er s ittlic h -re lig iö s e n L eb e n sv e rh ältn isse und als w ahre G em ein sch aft des ganzen L eb e n s nach den N orm en des C h risten tu m s gedacht. N ich t au f die S ch a ffu n g eines L e h r­

gebäudes oder auf dessen th eo lo g isch e A u sg estaltu n g , noch auf die E rrich tu n g ein er m äch tig en H ie ra rch ie und glänzend er C u ltu s- s tä tten ging ih r vornehm stes S tr e b e n : nach ih rer A n sic h t w aren die M e n s c h e n - S e e l e n die w ahren T e m p e l, an deren A u fbau und L äu teru n g die G e sa m th e it zu arb eiten b eru fen war. A lle ih re E in rich tu n g en waren d arauf b e re ch n e t, d er E r z i e h u n g und E n t w i c k l u n g d er schlum m ernden K r ä fte zu dienen und die in den E in zeln en vorhandenen G e iste sg ab e n durch A n te il am G e ­ m ein ded ienst zum N utzen d er G esam th e it w irksam zu m achen.

I c h finde es im G ru nd e ganz erk lärlich , dass diejenigen, die zu H ü tern und V e rte id ig e rn ein er abw eichenden A u ffassu n g des C h risten tu m s g e se tz t sind, es fü r ihre P flic h t erken nen, je n e G e ­ danken überall, g leich v iel in w e lch er G e s ta lt sie w ied er die ö ffe n t­

lich e M einung b e s ch ä ftig e n , zu b ekäm p fen . Zu w ünschen w äre n u r, dass man n ich t die ang eblich e W a h rh e itsfä lsch u n g od er die w issen sch aftlich e U n fä h ig k e it als B ew eggrü nd e des W id ersp ru ch s vorschieben, sondern o ffen erklären w ollte, dass es die g e w a l t i g e A n z i e h u n g s k r a f t d ieser G ed an ken is t , die man b ekäm p fen zu m üssen glaubt, w eil man sie im In te re s se d er eignen G e sch ich ts­

b etrach tu n g f ü r c h t e t .

T ro tz d er s e it dem Ja h r e 1 8 8 5 im m er w ieder von m ir ab­

gegebenen E rk läru n g en , dass die U r te ile , die ich üb er die G e ­ sch ich te d er „altev an gelisch en G em eind en“ ab g eb e, k ein e U r te ile über das T äu fertu m sin d , fah ren m eine heutigen litte ra risch e n G e g n e r fo r t, den B e g r iff und das W o r t T äu fertu m allen m einen U rteilen un terzuschieben. D ie se s V erse h e n s — oder w ie soll ich es nennen? — m ach t sich auch L üdem ann schuldig.

D en B e g r iff , den ich m it dem A u sd ru ck „altevangelisch e

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1 8 0 7 . Grundfragen der Reformatio Urgeschichte. 140 G em eind en“ verbinde, habe ich w iederholt — ich verw eise z. B . au f m einen zu B e rlin im Ja h r e 1 8 8 7 gehaltenen V o r tr a g 1) „Zur G e sch ich te d er altev ang elisch en G em einden“ b estim m t und k lar um grenzt und niem and h at das R e ch t, zu behaupten, dass ich ü b er den In h a lt d esselben die W e lt im U n k laren gelassen habe.

Ic h war und bin d er A n sic h t, dass diese G eistesrich tu n g

— denn um eine „ K irc h e “ h an d elt es sich h ier n ich t e i n e s e l b s t ä n d i g e G r u n d f o r m c h r i s t l i c h e n L e b e n s d arstellt, ob­

wohl sie , ähnlich w ie d er P ro te stan tism u s, in ein er R e ih e von verschied enen g e sch ich tlich en E rsch ein u n gsform en im L a u fe der Jah rh u n d erte G e s ta lt gew onnen hat. W en n m an b ere ch tig t ist, L u th e ra n e r, C a lv in isten , P ie tiste n u. s. w. zusam m enfassend als E v a n g e lisch e zu bezeichnen, so d arf man m it gleichem R e c h t b e ­ haupten, dass W ald en ser, b öhm ische B rü d er, T ä u fer, ein grösser T e il d er R e fo rm ie rte n u. s. w. in g eistig er B eziehu ng eben falls ein G anzes bilden. D ie se R ich tu n g als ein G anzes ab er k en n t die k irch lich e P o lem ik n ich t oder w ill sie n ich t k e n n e n ; denn es is t von je h e r ein G runddogm a k irch lich e r Ü b e rlie fe ru n g , dass die „ S e k te n “ u nter sich g r u n d v e r s c h i e d e n und in ew iger M an n ig faltig k eit stets als neue E rsch ein u n g en vom V a te r aller H äresien erzeugt w orden sind. D agegen is t dann allerdings n ich t le ich t anzukäm pfen.

L üdem ann lä sst m ich die A b s t a m m u n g der W ald enser, W ied e rtä u fer e tc. von den a ltch ristlich e n G em eind en behaupten (S. 26) und s a g t, ich v e r t e i d i g e die bezü gliche W ald en ser- T rad itio n . D aran is t nur soviel wahr, dass ich die i n n e r e V e r ­ w a n d t s c h a f t d ieser „ S e k ten “ beh au p tet und g esag t h a b e, dass ihre V e rtre te r von je in der L e h re und V erfa ssu n g d er a ltc h rist­

lich en Z eiten die N orm und das V o rb ild ih rer eignen L e h re und V erfassu n g erkannten. Ü b e r die A b s t a m m u n g ab er habe ich m ich b estim m t und k lar in folgend en Sätzen ausgesprochen:

„G ew iss ist, dass alle d iese G em ein sch aften (K a th a re r u. s. w.) den A n sp ru ch erh ob en , m it den apostolischen Z eiten in einem u nm ittelbaren g e sch ich tlich en Zusam m enhang zu stehen, dass aber die V e r tr e te r d er röm ischen S ta a tsk irch e d iese P a rte ie n als neue und unerhörte S e k te n hinzustellen bem ü ht gew esen sind. W a s von diesen m ittelalterlich en K a th a re rn g ilt, das tr if f t auf v iele

') Berlin 1887, Ernst Siegfried Mittler u. Sohn, Königl. Hofbuchhand­

lung. 8°. 53 S. (Preis M. 0,75.)

10*

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d er späteren sog. S e k te n , vor allem die sog. W ald en ser oder T isse ra n d s, G o ttesfreu n d e, P ic k a rd e n , S p iritu alen , W ie d e rtä u fe r (und wie die Sekten n am en alle heissen mögen) zu. A u ch sie haben u n ter sich den G lau b en g eh eg t und fo rtg e p fla n z t, dass sie m it den altch ristlich e n G em einden Zusamm enhängen und ihre G eg n e r haben ste ts b eh au p tet, dass sie n ich ts and eres als neue und selb stau fg ew orfene S e k te n seien.

D iesem S tre ite g eg en ü ber, d er durch die A r t der gew alt­

sam en V erfo lg u n g , die au f G rund d er T h e o rie des G lau b en s­

zw angs regelm ässig org an isiert w ard , niem als zum A u strag kam , h at die neuere p ro te stan tisch e F o rsch u n g soviel fe s tg e s te llt, dass alle je n e sog. S e k te n in vielen P u n k te n eine n a h e V e r w a n d t ­ s c h a f t m it d er G lau b en sleh re und den E in rich tu n g e n der ersten ch ristlich e n Jah rh u n d e rte zeigen.

D ie se E rsch e in u n g e rk lä rt man sich indessen d araus, dass die jew eiligen S tifte r der S e k te n ihre K e n n tn is d er alten Z ustände aus den in d er röm ischen K ir c h e fortgep flanzten h. S ch rifte n ge­

sch ö p ft und d a sje n ig e , was sie d o rt als E ig e n tü m lich k e it der apostolischen Z eiten kennen g e le rn t h a tte n , b ei der G ründung ih rer S e k ten v erw ertet und zur A nw endung g eb rach t haben. D ie d ieser A u ffassu ng w id ersp rech end e Ü b erlieferu n g der G em einden s e lb st w ird zurückgew iesen und als E rfin d u n g b e z e ic h n e t. . . D iese A n sich t d er gelehrten T h e o lo g e n , so b estim m t sie auch in den k irch e n g esch ich tlich e n W erk en a u ftritt, b esitz t einstw eilen led iglich den C h arak te r einer H y p o t h e s e .

Nun is t ab er d och n ich t einzusehen, w eshalb m an, so lange der erw ähnte B ew eis fe h lt, d er T rad itio n der G em einden jed en W e r t ab sp rich t. G ilt es d och sonst in g e sch ich tlich en F ra g e n als G rundsatz, dass da, wo b estim m te sch riftlich e Ü b erlieferu n g en fe h le n , die m ündliche T rad itio n so rg fältig g ep rü ft werden muss.

G ew iss is t b ei solch er P rü fu n g besond ere V o rs ic h t notw endig und es is t vor allem fe stz u ste lle n , ob die T rad itio n durch alle Ja h r ­ hunderte und b ei allen Z w eigen und in allen L än d ern sich in g leich e r W e ise fin d et oder n ich t. W e n n dies ab er d er F a ll is t

— und es is t h ier in d er T h a t der F a ll — , so fä llt dem jenigen, d er die R ic h tig k e it ein er so einstim m igen und g u t beglaubigten Ü b e rlie fe ru n g an zw eifelt, zu n ächst die A u fg ab e zu , G rü nd e fü r deren U n e ch th e it beizubringen.

D ie je n ig e n , w elche innerhalb der alten G em einden stehen,

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1 8 9 7 . G rundfragen der Reform ationsgeschichte. 151 haben von je h e r g e sa g t, dass den G e le h rte n , welche eine seit Jah rh u n d erten b estehend e Ü berzeu gung a n fech ten , die L a s t des B ew eises zufalle. D em S a tz , dass die S e k ten es seien , w elche die g e sch ich tlich en U rkund en fü r ih re Ü b erlieferungen beibringen m ü ssten, haben sie stets die andere F ord eru n g entgegengestellt, dass man die U n rich tig k e it ih rer T rad itio n durch gesch ich tlich e D ok u m en te b ew eisen solle. A u f d iese F ord eru n g is t man ihnen die A n tw o rt schuld ig geblieben.

S o lange diese A n tw o rt ab er fe h lt, muss die unparteiische G e sch ich tsch reib u n g w enigsten s die M ö g l i c h k e i t einräum en, dass eine un unterbrochene F o rtp flan zu n g der alten G em eind en seit den ersten Jah rh u n d erten stattgefu nd en haben kann. I c h s t e l l e m ic h in d e m S t r e i t z w i s c h e n d e n M i t g l i e d e r n d e r G e m e in d e n u n d i h r e n G e g n e r n e i n s t w e i l e n w e d e r a u f d ie e i n e , n o c h a u f d ie a n d e r e S e i t e , aber die M ö g lich k e it d essen, was die Ü b erlieferu n g s a g t, h alte ich fü r gegeben und zwar sind dabei fü r m ich die nachstehend en Erw ägungen von W ich tig k e it.“ (Fo lgen die Gründe.)

A n d iesen im Ja h r e 1 8 8 7 v erö ffen tlich ten A n sch au u n g en 1) h alte ich noch heute fest. Ic h bin d er A n sich t, dass diese A u f­

fassungen durchaus m assvoll sind. G leichw ohl fü h lt sich L ü d e­

mann ihnen gegenüber zu folgend er A uslassung angeregt, die ich hier nied riger hängen m u ss: „D ie A r t“, sagt e r, „wie K e lle r der heutigen W isse n sch a ft jen e W ald en ser-T rad itio n von neuem dar­

b ietet, zeugt von so u n g l a u b l i c h e r N a i v i t ä t , d a s s m a n s i c h v e r w u n d e r t f r a g t , w e l c h e r A r t w o h l d ie p s y c h i s c h e n B e d i n g u n g e n s e i n m ö g e n , u n t e r d e r e n E i n w i r k u n g e in , H i s t o r i k e r * d e r g l e i c h e n zu v e r ö f f e n t l i c h e n k e i n B e ­ d e n k e n t r ä g t . “ (S. 18.) D em habe ich nichts hinzuzufügen.

E b e n als ich im B e g r iff war, die in den obigen A usführungen gegebene A b w eh r in die D ru ck ere i zu geben, w erden m ir m ehrere nach Lüd em anns S c h rift herausgegebene B esp rech u n gen m einer S ch rifte n zu g e sch ick t, von denen ich w enigstens e i n i g e hier beantw orten m u ss2).

) Zur Geschichte der altevang. Gemeinden S. 26 f.

■) Ich bedauere lebhaft, dass es mir nicht mehr möglich war, auf die in der R e v u e c r i t i q u e vom 7. Juni 1897 Vol. X X X I . p. 445 (Paris, Leroux) enthaltene Besprechung näher einzugehen; sic kam zu spät in meine Hände.

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