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Monatshefte der Comenius-Gesellschaft, 15 Mai 1905, 14. Band, Heft 3

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Der Bezugspreis beträgt im Buchhandel und bei der Post jä h rlich 10 Mark.

Alle Rechte Vorbehalten.

Monatsschriften der G. G. XIV. Band. Heft 5 .)

J V I o n a t s h e f t e

der

Comenius - Gesellschaft.

Herausg'eg’eben von Ludwig Keller.

V ierzeh n ter Jah rgan g.

1905 Drittes Heft.

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Berlin 1905.

W e i d m a n n s c h e B u c h h a n d l u n g .

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Inhalt.

S e ite

D r. Gustav Beissw änger, S tuttgart-D egerloch, Über die pansophischen Schriften des C o m e n iu s ... 157 Dr. Gustav Albrecht, Eberhard von Rochow, Ein Gedenkblatt zu seinem

100 jährigen T o d e s t a g e ...102 Ludwig Keller, Die italienischen Akademien des 18. Jahrhunderts und die

Anfänge des Maurerbundes in den romanischen und den nordischen Ländern 169 Schiller und die R om an tik ... 187

D r. Heinrich Romundt, Dresden-Blasewitz, Z u r K antliteratur . . . . 189 Pastor Klingner, em. in Berlin-Südende, K arl Christian Friedrich Krauses

Philosophie im Lichte seiner „ Lebenlehre oder Philosophie der Geschichte“. M it einem Nachwort von Paul H o h lfe ld ... 194 Stadtbibliothekar Dr. G. Fritz, C harlottenburg, Die Yossische Zeitung.

Geschichtliche Rückblicke auf drei J a h r h u n d e r te ... 202 Ein B rief des Ober-Präsidenten Zerboni an S c h i ll e r ...205 Bemerkungen und S treiflich ter... *207

F r ie d r i c h K a tz e l ü b e r d ie E i n h e it d es M e n s c h e n g e s c h le c h ts . — E in w e s e n tlic h e r G e d a n k e d e r A lle in s le h r e . — C h r is te n tu m u n d P la to n is m u s im U r te il T r e its c h k c s . — D e r H u m a n is m u s u n d d ie G o tte sid e e . — D ie „ M a g i e r “ A p o llo n iu s v o n 'i’h y a n a u n d L u c iu s A p u le ju s . — D e r A u s d r u c k „ g o tis c h “ a ls K a m p f w o r t im S in n e v o n „ b a r b a r is c h “. — P la to n is m u s , X e u p la to n is m u s u n d H u m a n is m u s . — F r a u e n - A k a d e m ie n im 17. u n d 18. J a h r h u n d e r t . — D ie A u s d r ü c k e

„ g o t i s c h e r “ u n d „ a u g u s t e is c h e r S t i l “ im sog. K o n s titu tio n e n b u c h v o n 1723. — D ie K u lt­

g e s e lls c h a f te n d es H u m a n is m u s u n d d ie B ü h n e ( O p e r ) . — Z u r S y m b o lik d e r T ite lk u p f e r zu V a le n tin A n d r e a e s S c h r if te n . — H e r d e r u n d d ie m o r a lis c h e n W o c h e n s c h r if te n . — Z u m W e c h s e l d e r „ S y s te m e “ i L e h r a r t e n ) in d e r G e s c h ic h te d e r S o z ie tä te n d e s H u m a n is m u s . —

„ E c h t e “ u n d „ u n e c h t e “ S o z ie tiite n . — N e w to n u n d C h ris to p h W r c n . — D ie S te llu n g des H u m a n is m u s z u r a n t ik e n W e lt. — B e s p r e c h u n g e n ü b e r d ie V e rö ffe n tlic h u n g e n d e r C. G.

Ziele und Aufgaben der Comenius-Gesellschaft.

Die C. G. h a t den Zweck, die E ntw icklung der religiös-philosophischen W eltanschauung der abendländischen V ölker zn erforschen und dam it die Geistes- Geschichte zum R ange eines selbständigen W issensgebietes zu erheben.

Die C. G. beabsichtigt insbesondere, die W eltanschauung und die G rundsätze des Comenius und der comenianischen G eistesrichtung, d. h. die G rundsätze der H um anität und des Humanismus und die Geschichte der K ultgesellschaften, die deren T rä g e r w aren und sind, w issenschaftlich zu untersuchen und k larzu stellen .

Die C. G. h a t sich die A ufgabe g e ste llt, in diesem Geiste bildend und erziehend a u f das heutige Geschlecht zu w irk e n und zugleich eine W issenschaft d er V olkserziehung (S o z ia l-P ä d a g o g ik ) als selbständigen W issenszw eig zu begründen.

Jahresbeiträge gehen an das Bankhaus Motenaar & Co., Berlin C., St. Wolfgangstrasse.

Die Austrittserklärung muß drei Monate vor Schluß des K alenderjahrs erfolgen widrigenfalls der B eitrag noch für das folgende J a h r fällig bleibt (§ 4 d. Satzungen).

Satzungen, W erbeschriften und Probehefte versendet auf A nfordern die Geschäfts­

stelle der C.G., Berlin-Charlottenburg, Berlinerstrasse 22.

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XIV. Jahrg. Berlin, den 15. Hai 1905. Heft III.

Die M onatshefte d e r C. G. erscheinen im Januar, März, Mai, Septbr.

und November. Die M itglieder erhalten die Hefte gegen ihre Ja h re s­

beiträge. Bezugspreis im B uchhandel und bei d e r Post M. 10,—.

Einzelne Hefte M. 2,—. N achdruck ohne E rlaubnis untersagt.

Über die pansophischen Schriften des Comenius.

Von

Dr. G u s ta v B e iß w ä n g e r in S tuttgart-D egerloch.

Comenius, der Theologe und D idaktiker, ist längst eine bekannte Größe. W eniger dürfte dies von Comenius, dem Pansophen, gelten. Eine B earbeitung der pansophischen Schriften des Comenius h a t auch das Jubiläum s-Jahr 1892 nicht gebracht.

Und doch ist seine Pansophie das liebste Kind seines Herzens, ihre Schaffung das höchste Ziel seiner W ünsche gewesen. Noch auf seinem T otenbett soll er seinen Sohn Daniel und seinen Schwiegersohn Nigrinus beschworen haben, seine Pansophie für den Druck vorzubereiten und der Öffentlichkeit zu übergeben.

In der Tat, erst sie zeigt den ganzen Mann, und sie h a t ihn schon bei Lebzeiten in noch viel höherem Maß als sein didaktisch­

pädagogisches W irken zum berühm ten Mann gem acht. Diese pansophischen Ideen des Comenius darzustellen, h a t Schreiber dieser Zeilen in einer letztes Ja h r erschienenen S chrift1) versucht.

Auf Einladung des H erausgebers dieser Hefte möchte ich nun wenigstens ein kurzes W ort über In h a lt und W irkung dieser pansophischen Bestrebungen auf Mit- und N achwelt sagen.

Amos Comenius als Pansoph. Eine historisch-philosophische Unter­

suchung von Dr. Gustav Beißwänger. Stuttgart. Druck und Verlag von W. Kohlhammer, 1904.

^Monatshefte d e r C. G. 1905. 11

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158 Heft 3.

Was Comenius m it seiner Pansophie im engeren Sinn w ollte — seit seinem A ufenthalt in England h at er bekanntlich sein ganzes U nternehm en insofern auf eine viel breitere Grundlage gestellt, als nun neben der Pansophie noch ganz andere M ittel auf den Plan tra te n , die seiner allgemeinen W eltverbesserung dienen sollten: universale Schulen, ein Kollegium von auserlesenen M ännern, die die T räger der neuen K ultur und Religion wären, und eine allgemeine W eltsprache — was Comenius m it seiner Pansophie im engeren Sinn wollte, war die Beschaffung eines Buches, das seiner Bestimm ung nach für alle Menschen ohne Unterschied des Alters, des Geschlechts, der Bildung, der Religion, der N ation alität wäre (darum m üßte es in alle N ationalsprachen übersetzt werden, bis die erwünschte W eltsprache geschaffen wäre); das seinem Inhalt nach alles zu enthalten hätte, was überhaupt W issenswertes in der W elt zu finden wäre (darum h ä tte eine D urchm usterung alles dessen, was je geschrieben worden, und eine Besinnung auf alles das, was noch ans Tageslicht zu fördern wäre, stattzufinden);

das seiner Form nach absolut w ahr und evident klar sein m üßte (hätte doch die göttliche Offenbarung selbst, wo sie immer hervo rtrete, in der Heiligen Schrift, im menschlichen Innenleben, in der N atur seine Quelle zu bilden, bezw. die Ideen G ottes, so wie sie überall N atur und Geschichte durchzogen und durchziehen):

und das endlich seinem Zweck nach allem Hader und S treit auf allen Gebieten des Denkens und Tuns ein Ende zu machen und so den Anbruch des Reiches Gottes einzuleiten h ätte.

Wenn auch auf den ersten Blick einleuchtet, daß diesem S treben im großen der C harakter des Utopischen ebenso wie der des Unwissenschaftlichen anhaftet, so läß t sich doch ebensowenig verkennen, daß in diesem Unternehmen eine Reihe der edelsten^

großartigsten und fruchtbarsten Gedanken zutage traten .

Dies zeigt sich gleich bei dem Ziel, das Comenius allem Wissen, Wollen und Tun der Menschen vorgeschrieben hat, näm lich der Erreichung des zeitlichen und ewigen W ohles des einzelnen wie der ganzen Menschheit. Comenius h a t hier das diesseitige Leben in ganz anderer Weise gew ertet, als es vor ihm , wenn m an von L uther absieht, auf katholischer und protestantischer Seite geschehen w ar, wie er ja bei G ott selbst neben aller Transzendenz seine Innerw eltlichkeit immer wieder aufs nach­

drücklichste betont hat.

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1905. Über die pansophischen Schriften des Comenius. 159 Mit seiner Forderung der Aufhebung aller nationalen und religiösen, aller Schranken der Bildung, des Alters und Geschlechts sodann, wie er sie m it Berufung auf die Einheit Gottes selbst wie die einheitliche Abstam mung der ganzen Menschheit von einem Stam m e begründet, h a t er eine universale Gleichwertung der Menschen verkündet, von der die vorchristliche W elt, abgesehen von der Stoa, nichts gew ußt, zu der es aber auch das C hristentum bis dahin schon wegen seiner exklusiv-konfessionellen Prägungen tatsächlich nicht gebracht hat. Daß hierm it auf dem Gebiet der Pädagogik die Forderung allgem einer Jugendbildung gegeben war, liegt auf der Hand.

Sodann ist es sein V erdienst, als den W eg, auf dem alles, was an interkonfessioneller oder internationaler Verständigung erzielt werden sollte, den W eg der friedlichen Vereinbarung auf Grund freier Einsicht und freien W illens bezeichnet zu haben, eine Auffassung, m it der er die religiöse, politische und wissenschaftliche Vergewaltigung, wie sie von der protestantischen Orthodoxie des 16. und 17. Jahrhunderts kaum weniger als von der m ittel­

alterlichen katholischen Kirche geübt worden war, ein für allemal verurteilt hat.

Comenius h a t ferner auch die Aufgabe der W issenschaft so bestim m t, wie es das ganze M ittelalter hindurch nie geschehen w ar, sofern er darauf hingewiesen h a t, daß sie nicht bloß scholastischer Zänkerei zu dienen, sondern auch an der Lösung praktischer Aufgaben m itzuarbeiten habe, und zw ar, wie die Erziehung und die Religion, eben an der zeitlichen und ewigen W ohlfahrt des Menschengeschlechts zugleich.

In die W issenschaft selbst h a t er gegenüber dem seitherigen scholastischen Formalismus einen lebensvollen Realismus ein­

zuführen gesucht, der der N aturbetrachtung die Kenntnis der Dinge entnehm en sollte. Wie im Zusammenhang dam it auch die ganze Pädagogik in andere Wege geleitet worden ist, ist bekannt.

In ganz neue Bahnen h a t er m it Bacon und ändern die W issenschaft überhaupt geführt wissen w ollen, dadurch, daß er dem immer zusammenhangsloseren Auseinandergehen derselben durch Aufstellung eines neuen, auf absolut sichere Fundam ente gegründeten Systems E inhalt tun und das Wissen wieder zu einer Einheit, und für immer, zusammenschließen wollte. Daß seinem ganzen Streben m it der Setzung der Einheit in das ursprüngliche Wesen alles Wissens und alles Lebens ein wirklich philosophisches

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Prinzip zugrunde gelegt ist, kann nicht bestritten werden, ebensowenig wie das, daß er m it seiner Forderung einer universalen Akademie Keime gesät h a t, die für die Zukunft fruchtbringend werden konnten.

Endlich h a t Comenius auch der praktischen Philosophie eine ganz andere Perspektive eröffnet, sofern er gegenüber der ortho­

doxen W ertung des menschlichen Individuums, so wie sie gerade die Reform ation im Zusammenhang m it ihrer Gnadenlehre auf­

gestellt h a tte , durch seine stärkere B etonung der sittlichen F ähigkeiten des Menschen für eine freiere und wahre Auffassung eingetreten ist, bei der es auch allein vernünftigerweise eine richtige Erziehung geben kann.

So gewiß nun auch des Comenius Gedanken nicht dem N ichts entsprungen sind — wir finden überall noch etwas R enaissanceluft, und dazu h a tte Comenius von M ännern wie Alsted, Yives, Andrea, Campanella und anderen die reichste An­

regung erhalten — so m ußte doch der W elt w eithin diese erw artete Pansophie wie eine A rt Erlösung erscheinen. W enigstens waren die Augen der M itwelt auf des Comenius U nternehm en mit größter Spannung gerichtet. N icht bloß, daß sofort die deutsche G elehrtenw elt im Norden und Süden auf ihn schaute, auch in England h atten seine Ideen begeisterte Verehrer gefunden, ja selb st bis Siebenbürgen waren seine Schriften gedrungen. Wie m an in Polen von des Comenius Bestrebungen dachte, zeigt sich daraus, daß der polnische F ürst Radziwill sich zu wiederholten- m alen bereit erk lärte, den vierten Teil seiner reichen Einkünfte zu Gunsten der Studien des Comenius zu opfern; ja die M agnaten Polens versprachen, es beim Könige selbst dahin bringen zu w ollen, daß Comenius sam t seinen M itarbeitern vollständig ver­

so rg t werde. Auch sonst scheint des Comenius Unternehmen in vornehmen katholischen Kreisen nicht m inder als in protestantischen großes Aufsehen erregt zu haben. Comenius weiß von einem Kardinal Rospigliosi zu b erich ten , der sein U nternehm en u n terstü tzte — es muß der nachmalige P apst Klemens IX selbst gewesen sein.

W enn wir heute solche Begeisterung nicht mehr teilen können, so ist doch, um dem Mann vollauf gerecht zu w erden, noch zu beachten, daß in den Jah ren , da Comenius anfing, seine pansophischen Schriften zu schreiben, die Akademien in London, P aris, B erlin, P etersburg und W ien noch nicht

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1905. Ü ber die pansophischen Schriften des (Jomenius. 161 gegründet waren. So gewiß wir in ihnen eine W irkung des modernen Geistes überhaupt, wie er schon in den Sozietäten der N aturphilosophen sich feste Formen geschaffen h atte, zu erblicken haben, so gewiß haben des Comenius pansophische Gedanken dabei erneut m aßgebenden Einfluß ausgeübt. Ich habe das in meiner Schrift des genauem darzutun versucht. Übrigens m üßte Comenius auch in einer Geschichte der Versuche der Gründung eines W eltschiedsgerichtshofes für politische Angelegenheiten eine Stelle finden. Hier findet sich Comeniu^s sogar m it einem Mann wie K a n t zusam m en, zu dessen Idealen bekanntlich ebenfalls das des ewigen Friedens gehörte. W enn auch zwischen ihm und Comenius keine direkten Beziehungen aufzufinden sein sollten, so ist es immerhin bem erkensw ert, daß Kants Schüler H e r d e r m it des Comenius pansophischen Gedanken aufs genaueste v ertrau t gewesen ist. Jedenfalls h a t des Comenius pansophisches Streben in noch viel größerer Verzweigung Nach­

wirkungen g ehabt, als sich je wird aufzeigen lassen. Aber auch ganz abgesehen davon — ist es nicht eine Pflicht der G erechtigkeit, diesem Mann eine andere S tellung, als es bisher geschah, auch in der Geschichte der Philosophie einzuräum en? Dafür freilich wäre die allererste Bedingung, daß seine pansophischen Schriften erst einmal überhaupt halbwegs zugänglich wären. Die m eisten sind nur noch in einzelnen Exem plaren vorhanden, eine H auptschrift, die Ja n u a rerum , wahrscheinlich nur noch in einem einzigen. Dasselbe befindet sich in der B ibliothek des Böhmischen Museums in P rag und kann nur dort eingesehen werden. Im übrigen sind die W erke, die in B etracht kommen, in meinem Schriftlein säm tlich angegeben und auch des genaueren nach In h alt, E ntstehung, Verhältnis zu einander usw. besprochen.

D ie C o m e n i u s - G e s e l l s c h a f t h a t s c h o n b is h e u t e G r o ß e s in d e r A u f h e llu n g d e r G e s c h i c h t e d e s b e d e u t e n d e n M a n n e s g e ta n . M ö g e es i h r b a l d g e l i n g e n , es a u c h zu e i n e r A u s g a b e d i e s e r p a n s o p h i s c h e n S c h r i f t e n d e s C o m e n iu s zu b r in g e n !

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Heft 3.

Eberhard von Rochow.

Ein Gedenkblatt zu seinem 100 jährigen Todestage.

(f 16. Mai 1805).

Von

Dr. G u s ta v A lb r e c h t .

Die Bestrebungen aufgeklärter Geister, dem deutschen Volke die Segnungen einer allgemeinen Bildung zu schenken und das heranwachsende junge Geschlecht auf der Grundlage dieser Bildung zu einem glücklichen, freien und hochsinnigen Menschenschläge zu erziehen, h atten seit den Tagen der Reform ation durch die Hum anisten greifbare G estalt angenom m en, und dank dem tatk rä ftig e n W irken eines R a t i c h i u s , J u n g i u s und A m o s C o m e n iu s w ar das deutsche Erziehungs- und Schulwesen in Bahnen geleitet worden, die zu den schönsten Hoffnungen be­

rechtigten. Auf dem von diesen Reform atoren der Pädagogik gelegten Grunde haben dann M änner, wie A. H. F r a n c k e , J u l . H e c k e r , L a n g e , G e s n e r , S u lz e r u. a., w eitergebaut und nach Kräften zur Hebung der Volksbildung beigetragen.

Da erschien im Jah re 1762 R o u s s e a u s „ E m i l “, jenes N atur-E vangelium der Erziehung, wie Goethe das W erk nennt, das wie ein Blitz aus heiterem Himmel in die beschaulich dahin­

lebenden Kreise der dam aligen Pädagogen hineinfuhr und einen gew altigen Umschwung im Erziehungs- und Schulwesen des 18. Jahrhunderts hervorrief. Allerorten jubelte m an über die befreiende T at des Einsiedlers von Montmorency, und in Deutschland griff B a s e d o w , der schon vorher ähnliche Gedanken in seiner

„Praktischen Philosophie für alle S tände“ niedergelegt h atte, m it Begeisterung den P lan Rousseaus auf und suchte dessen Vorschläge und Gedanken in seiner M usterschule, der er den bezeichnenden Namen „ Philanthropinum “ gab, praktisch zur Durchführung zu bringen.

Durch eine Erziehung, die den „natürlichen Hang zur Freiheit nicht unterdrücken, sondern leiten und durch williges und besonnenes Eingehen auf Kindlichkeit und N atur erhalten und veredeln“ sollte, w ollte Basedow die Menschenliebe, die „Grund­

lage einer Religion der Tugend und R echtschaffenheit“, wecken und vor allem die religiöse und sittliche Erziehung von dem ausschließlichen Einfluß der Kirche loslösen. Leerer W ortkram und totes G edächtnisw erk, Überreste m ittelalterlicher Pädagogik, sollten aus dem U nterrichte verbannt und dafür den Schülern

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1905. A lbrecht, E b erh ard von Rochow. 163 durch eigene sinnliche Anschauung das Verständnis der lebendigen W elt eröffnet werden.

Basedows Reformen fanden bald zahlreiche Anhänger. Sack, Spalding, T eller, Büsching, Sulzer, G eliert, L avater u. a. u nter­

stützten seine Unternehm ungen und Lessing und K ant trate n in ihren Schriften für ihn ein. H afteten seinem System auch noch m ancherlei Fehler an , so war doch ein großer F o rtschritt in der Verbesserung des Erziehungswesens getan, und die eingeschlagene R ichtung wurde dann von J o h . H e in r. C a m p e , F e l i x W e iß e , J o h . G e o r g S c h l o s s e r und G a b r i e l R e s e w itz w eiter gefördert und gehoben, mannigfachen Verbesserungen unterzogen und vor allem auch den unteren Klassen des Volkes zugänglich gem acht.

Die von diesen Männern verfaßten Volksschriften, wie Campes

»Robinson“, Weißes „Kinderfreund“ und Schlossers „Katechismus der S itten lehre“, die große Verbreitung fanden, waren den Zwecken einer allgemeinen Volksbildung sehr förderlich und dienten dazu, den Bestrebungen des Mannes, dessen 100jähriger Todestag uns m ahn t, seiner zu gedenken, den Bestrebungen und dem W irken des edlen Volksfreundes E b e r h a r d v o n R o c h o w die Bahn zu ebnen. Zehn Jah re seit dem Erscheinen des Rousseauschen W erkes waren erst vergangen, als der m ärkische Edelm ann seinen

„Versuch eines Schulbuchs für Kinder der L andleute“ veröffentlichte, und schon h a tte der ausgestreute Same so kräftig W urzel ge­

schlagen, daß den Unternehm ungen von Rochows zur Förderung und Verbreitung der Volksbildung ein günstiger und nachhaltiger Erfolg beschieden war.

F r i e d r i c h E b e r h a r d v o n R o c h o w wurde am 11. Oktober 1734 zu Berlin als der Sohn des früheren S taatsm inisters Friedrich W ilhelm von R ochow , des Erbherrn auf Reckahn bei Branden­

burg a. H ., geboren und tr a t nach seiner Vorbildung auf der R itterakadem ie in Brandenburg in das preußische Heer ein, in dem er sich w ährend des siebenjährigen Krieges als Reiteroffizier auszeichnete. Eine in einem Zweikampfe erhaltene Verwundung des rechten Armes zwang ihn 1757 seinen Abschied zu nehmen.

Er zog sich auf das väterliche Gut R e c k a h n zurück und widmete sich hier neben der Verwaltung seines Besitzes und landw irt­

schaftlichen Arbeiten auch der Beschäftigung m it wissenschaftlichen, hauptsächlich pädagogischen Studien. Durch G e l i e r t , den er während seines W interaufenthalts in Leipzig kennen gelernt hatte, und durch den ihm befreundeten B a s e d o w war Rochow m it

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den Zielen der philanthropisch-pädagogischen Schule bekannt geworden und suchte nun durch das Studium Rousseauscher Schriften sich näher über dessen N aturerziehung zu unterrichten.

Der Grund zu dieser Beschäftigung des Gutsherrn von Reckahn lag in der Erkenntnis, daß die traurigen Zustände auf dem p latten Lande und die leibliche und geistige N ot der Bauern vornehmlich der m angelhaften Erziehung der Jugend ihren Ursprung verdankten und daß er, um dem Elend abzuhelfen, vor allem für die Ver­

breitung von Bildung u nter dem Landvolke sorgen müsse. Im täglichen Verkehr m it seinen Bauern h a tte Eberhard von Rochow kennen gelernt, wie tief diese in Unwissenheit iind Aberglauben steckten und wie sehr sie in Stum pfsinn und Verkommenheit dahinlebten, und seine religiöse, zu w erktätiger Nächstenliebe geneigte Gesinnung veranlaßte ihn zu Versuchen, wie diese Übel­

stände zu beseitigen seien. Er selbst schildert diese Versuche, die zunächst von keinem Erfolge begleitet waren, folgenderm aßen:

„Als in den Jahren 1771 und 1772 sehr nasse Somm er einfielen, viel Heu und Getreide verdarb, Teurung entstand, auch tötliche Krankheiten unter Menschen und Vieh w ü teten , da t a t ich nach meiner Obrigkeitpflicht mein M ögliches, den Landleuten auf alle Weise m it R at und T at beizustehen. Ich nahm einen ordentlichen A rzt für die Einwohner auf meinen G ütern an, der unentgeltlich von ihrer Seite sie gegen ein jährliches G ehalt von mir m it freier Medizin versehen und heilen sollte. Sie erhielten schriftliche Anweisungen und mündlichen R at, wie durch allerlei Vorkehrungen und M ittel, wobei sie freilich auch ihrerseits tä tig sein m ußten, dem F ortgang der Epidemie zu steuern sei. Aber böse Vorurteile, Verwöhnung und Aberglauben nebst gänzlicher Unwissenheit im Lesen und Schreiben m achten fast alle meine guten Absichten fruchtlos. Sie empfingen zwar die M ittel, die ich bezahlte, nahm en sie aber nicht ein und scheuten sogar die Mühe, dem nur eine kleine Meile w eit in Brandenburg wohnenden Arzte von dem jedesm aligen Zustande der Kranken N achricht zu geben.

Die einfachsten Vorkehrungen und R einigungsanstalten, die ich ihnen schriftlich und mündlich empfahl, w aren ihnen zu m ühsam, teils h atten sie solche vergessen, und das Schriftliche konnten sie nicht lesen. Dagegen brauchten sie heimlich die verkehrtesten M ittel, liefen zu Quacksalbern, W underdoktoren, sogenannten klugen Frauen, Schäfern und Abdeckern, bezahlten dort reichlich und starben häufig dahin.“

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1905. E b erh ard von Rochow. 165 Diese Mißerfolge h ätten einen weniger energischen Mann vielleicht abgeschreckt, nicht aber den G utsherrn von Reckahn, der w eiter auf Mittel sann, um die Landbevölkerung aus ihrem Stum pfsinn und ihrer Unwissenheit aufzurütteln.

„In bittern Gram versenkt über diese schrecklichen Folgen ihrer Dummheit und Unwissenheit saß ich einst, es w ar am 14. F ebruar 1772, so erzählt er weiter, an meinem Schreibtische und zeichnete einen Löwen, der in einem Netze verwickelt daliegt.

So, dachte ich, liegt auch die edle kräftige G ottesgabe Vernunft, die doch jeder Mensch h a t, in einem Gewebe von Vorurteilen dermaßen verstrickt, daß sie ihre K raft so w enig, wie hier der Löwe die seinige, gebrauchen kann. Ach! wenn doch eine Maus da w äre, die einige Maschen dieses Netzes zernagte! Vielleicht würde dann dieser Löwe seine K raft äußern und sich losmachen können! Und nun zeichnete ich, gleichfalls als Gedankenspiel, auch die Maus hin, die schon einige Maschen des N etzes, worin der Löwe verwickelt liegt, zernagt hat. Wie ein B litzstrahl fuhr mir der Gedanke durch die Seele: W ie, wenn du diese Maus w ürdest? Und nun enthüllte sich mir die ganze K ette von Ursachen und W irkungen, warum die Landleute so seien, wie sie sind.“

Unzufriedenheit m it den Mühseligkeiten ihres Standes und dem Druck ihrer Lage, Voreingenommenheit gegen ihre Arbeit­

geber und gegen die O brigkeit und die Kirche, Unkenntnis über die Einrichtung der W elt und das W esen Gottes und Unfähigkeit, sich zu freien, edel denkenden Menschen zu entwickeln, waren nach Rochows Ansicht die Ursachen der traurigen Verhältnisse unter der ländlichen Bevölkerung und der Grund hierfür lag, wie der edle Menschenfreund richtig erkannte, in der vernachlässigten Erziehung der heranwachsenden Jugend, die nach althergebrachter küm m erlicher Methode von Schneidern und invaliden Soldaten als Schulm eistern u n terrichtet wurde. In diesem P unkte m ußte also W andel geschaffen, die Schulen verbessert und die Bildung gehoben werden, und rasch entschlossen schritt Eberhard von Rochow zur Tat.

An dem gleichen Tage und auf der Rückseite des B lattes, auf das er den Löwen m it der Maus gezeichnet h atte, entw arf er den P lan einer Unterweisung für Lehrer der Volksschulen, den er bald darauf in seinem „Versuch eines Schulbuchs für Kinder der L andleute“ ausarbeitete. Er besprach den P lan m it dem Guts­

prediger R u d o l p h , der ihn sehr lobte und sich begeistert zur

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Beihilfe bereit erklärte. An ihm und an seiner eigenen G attin C h r i s t i a n e L o u is e , einer Freundin Gellerts, h a t Rochow treue M itarbeiter an dem beschwerlichen W erke, das fortan sein Leben ausfüllte, gefunden. Nachdem er seinen P lan noch anderen m aß­

gebenden Persönlichkeiten zur B egutachtung vorgelegt und von ihnen Aufm unterung zu seinem Vorhaben erfahren h a tte , tr a t er zu Ostern 1772 m it dem W erke „ V e r s u c h e e in e s S c h u l ­ b u c h s f ü r K in d e r d e r L a n d l e u t e o d e r zu m G e b r a u c h in D o r f s c h u l e n “ , das in Berlin bei Fr. Nicolai erschien, an die Öffentlichkeit.

In diesem Buche entw ickelte Rochow seine Gedanken über einen ersprießlichen, vernunftgem äßen U nterricht der ländlichen Jugend und eine den natürlichen Anlagen der Kinder entsprechende, christlich-sittliche Erziehung und forderte in einer Vorrede die Anstellung von sachlich ausgebildeten und g u t bezahlten Lehrern, die Errichtung von geeigneten Schulhäusern m it hellen und m it zweckmäßigen Bildern und Modellen au sg estatteten Klassen und die Entfernung alles überflüssigen Form elkram s aus dem Lehrplan.

Er schloß die Vorrede m it einem Aufruf an die „großen und ver­

mögenden Herrn der E rde“ ihn in seinen B estrebungen zu u n ter­

stützen und keine Kosten zu scheuen, um die für das W ohl des Volkes segensreichen Schuleinrichtungen ins Leben zu rufen, die aufgewendete Mühe und die Kosten würden reiche F rüchte tragen.

Der „Versuch eines Schulbuchs“ rief großes Aufsehen in der gebildeten W elt hervor, man fand es beachtensw ert und verdienstlich, daß die Vorteile der allgem einen Bildung auch den unteren Schichten des Volkes zugewendet werden sollten, und von allen Seiten erhielt E berhard von Rochow Anerkennungsschreiben für seine verdienstliche Unternehmung. Auch der Leiter des preußischen Schulwesens, der spätere S taatsm inister F reiherr v o n Z e d l i t z , schrieb unter dem 17. Ju ni 1773 an Rochow: „Heil, Lob und Ehre dem vortrefflichen Manne, den nur die Rücksicht auf die Allgemeinheit des Nutzens, welcher gestiftet werden kann, zu solchen U nter­

nehm ungen antreibt. Ew. Hochwürden müssen von mir keinen bestim m ten Dank erw arten; er würde m it einer Sache in keinem Verhältnis stehen, deren W ert ganze künftige Nationen preisen müssen. Lassen S ie , mich vielmehr Sie von nun an als einen Mann betrachten, der zur Beförderung der großen Absichten des besten Königs mir in der Verbesserung des U nterrichts der Land­

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1905. E b erh ard von Rochow. 167 jugend so kräftige Beihilfe leisten k a n n , und der Patriotism us

genug h at, diesen Beistand leisten zu w o lle n .“

Der Erfolg, den sein Buch hatte, und die Anerkennungen und Aufm unterungen, die ihm zuteil wurden, veranlaßten Rochow, sofort ans W erk zu gehen und der M itwelt zu zeigen, daß seine Vorschläge nicht leere P hantastereien, sondern durchführbare Pläne wären. E r erbaute auf seinem Gute R eckahn ein Schulhaus, das noch heute steh t und die Inschrift: „Lasset die Kindlein zu mir kom m en“ zeigt, und ließ hier von dem H alberstädter K antor H e in r ic h J u l i u s B r u n s , den er für seine Zwecke gewonnen h a tte und der ihm zeitlebens ein treuer Helfer war, die Dorfjugend nach seinen Vorschlägen unterrichten. Der oberste Grundsatz dieser Erziehungsm ethode w ar: N u r d a s V e r s t e h e n d e s s e n , w a s g e l e h r t w i r d , m a c h t d e n U n t e r r i c h t n ü t z l i c h , und dem­

entsprechend w ar der Lehrstoff der denkbar einfachste und dem Leben und der Umgebung der ländlichen Bevölkerung entnommen und der U nterricht bestand in Sprech- und Leseübungen, in Erklärungen der behandelten Gegenstände, wodurch die Auf­

m erksam keit der Schüler angeregt und die F ähigkeit des Nach­

denkens ausgebildet werden sollte, in Hinweisen auf tägliche Vorgänge und E rläuterungen dazu und in Anleitung zu höflichem und sittlichem Benehmen. Durch häufigen Wechsel des Lehrstoffs sollte der U nterricht anregend und so angenehm wie möglich g estaltet werden, Zwang sollte nur in geringem Maße ausgeübt und Belohnung oder B estrafung nur in den seltensten Fällen an­

gew endet werden. W ar der Verstand der Kinder zur F ähigkeit des eigenen Nachdenkens genügend ausgebildet, dann erst begann der R eligionsunterricht und die W eiterbildung in den einzelnen Lehrfächern.

Zur Förderung des U nterrichts verfaßte Rochow im Verein m it Bruns kleine lehrhafte Aufsätze und Erzählungen, die er als F lugblätter drucken und unter der Landbevölkerung verteilen ließ.

Einen Teil dieser Erzählungen, deren Stoff gleichfalls der Umgebung des Landm annes entnommen war, wurde in einem Lesebuch, dem

„ K i n d e r f r e u n d “, der 1773 erschien, zusam m engestellt und in den Schulen der von Rochowschen Güter benutzt. Außerdem gab Rochow im Verein m it Bruns in demselben Jah re eine

„ I n s t r u k t i o n f ü r d ie L a n d s c h u l m e i s t e r “ heraus, worin das ganze Lehrsystem nochmals ausführlich behandelt, den Lehrern Anweisungen für ihr Verhalten und für die äußere Schulzucht

(14)

gegeben und über das Zusamm enwirken von Schule und Fam ilie praktische Vorschläge gem acht wurden. Diese Bücher fanden allgemeine V erbreitung, erlebten viele Auflagen und wurden in m ehrere fremde Sprachen übersetzt.

Der Erfolg entsprach den Erw artungen Rochows in hohem Maße. Seine Bestrebungen wurden in pädagogischen Kreisen anerk annt und überall nachgeahm t und die m aßgebenden Behörcten gaben ihrer Befriedigung über die segensreichen Unternehm ungen des G utsherrn von Reckahn offen Ausdruck. Nicht nur der Minister von Zedlitz, auch F r i e d r i c h d e r G r o ß e selbst nahm von den Bestrebungen Rochows m it wohlwollendem Interesse Kenntnis und ordnete die E i n r i c h t u n g v o n L a n d s c h u le n n a c h R e c k a h n e r Muster und von L e h r e r s e m i n a r e n an, und auf Anregung der preußischen Schulbehörde gingen Lehrer, Geistliche und Beam te nach R eckahn, um an O rt und Stelle Einsicht von den segensreichen Einrichtungen der dortigen Volksschule zu gewinnen. Und Hand in Hand m it den Verbesserungen des- Schulwesens in Preußen ging die Einführung anderer W ohlfahrts­

einrichtungen, die sich auf den Rochowschen G ütern als vorteilhaft erwiesen hatten, so daß auch nach dieser R ichtung hin E berhard von Rochow segenbringend für Land und Volk gew irkt hat.

Obwohl das Wirken des m ärkischen Edelmannes in allen Teilen Deutschlands und aüch im Auslande Anerkennung und Nachahm ung fand, fehlte es auch nicht an Angriffen und An­

feindungen, und als bald nach dem Tode Friedrichs des Großen in Preußen die Zeit der W öllner und Bischoffwerder anbrach, da gew annen die Feinde der A ufklärung, u nter denen Rochows Gegner zu suchen waren, die Oberhand, und es schien, als ob das so herrlich begonnene W erk der Volksschulbildung aus Mangel an U nterstützung verküm m ern sollte. Aber der Kern der ganzen Unternehm ung w ar gesund und kräftig. Rochows Anschauungen h a tte n bereits überall feste W urzel geschlagen, und allen Hinder­

nissen zum Trotz entw ickelte sich das Volksschulwesen nach Rochows Plane ungestört und langsam weiter.

Eberhard von Rochow h a tte die Freude, daß später seine Verdienste auch von Friedrich W ilhelm III. und der Königin Luise anerkannt und seine Pläne weiter gefördert wurden, und als er am 16. Mai 1805 die Augen schloß, war das Volksschulwesen bereits so gu t ausgebildet, daß es B estand haben mußte.

Rochows Unternehm en war eine w eltgeschichtliche T at gewesen.

(15)

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1905. 1GP

Die italienischen Akademien des 18. Jahrhunderts und die Anfänge des Maurerbundes in den romanischen und den

nordischen Ländern.

Von L u d w ig K e lle r .

Wenn man Wesen und Form en der m aurerischen Sozietäten des 18. und 19. Jahrhunderts b etrachtet, so tr itt dem Beobachter auf das bestim m teste die Tatsache entgegen, daß zwei große Ström ungen vorhanden sind, die sich schon durch die Gesam t­

benennung, die sie ihren Organisationen gegeben haben, — die einen nennen sich einen O rd e n , die anderen eine G e s e l ls c h a f t oder einen B u n d — von einander unterscheiden. Beide Ström ungen sind vor Alters wohl einer gemeinsamen Quelle entsprungen, aber der L auf, den die Ströme genommen haben, ist durch verschiedenartige Gebiete gegangen, so daß die W asser je nach den geologischen Bildungen der Länder und der Menschen

■eine verschiedene F ärbung angenommen haben. F ür das Ver­

ständnis der Gesam tgeschichte ist es w ichtig, den Anfängen der Trennung einmal genauer nachzugehen.

Die W erke von Gregorovius, Alfred Reum ont und Ludwig P asto r zur italienischen, bezw. römischen Geschichte geben uns wertvolle N achrichten über die W irksam keit jener Organisationen Italiens im 15. und 16. Jah rh u n d ert, die ihren Verbänden, um m it Gregorovius zu reden, „d ie F o r m e n e i n e r k l a s s i s c h e n F r e i m a u r e r l o g e g e g e b e n h a t t e n “.1) Alle die genannten Forscher hatten an der Hand der vorliegenden Nach­

richten bereits richtig erkannt, daß diese „unsichtbaren Gesell­

schaften“ — sie lehnten den Namen des Geheimbundes ab — sich in der Stille m it Schurzfell und Kelle zusammenfanden und bei ihren Versammlungen unter den Sinnbildern der Bau­

kunst und der B auhütten arbeiteten. Die Forschungen, die wir über die Geschichte dieser italienischen Verbände, die sich nach außen hin Akademien nannten, an anderen Stellen vorgelegt

F. G re g o ro v iu s , Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter.

4. Aufl. (1886 — 1893). VII, 578.

(16)

Heft 3.

hab e n 1), haben die Beobachtungen jener Forscher durchaus b estätig t und d arg etan , daß diese B rüderschaften, die sich nach zeitgenössischen B erichten in „abito di M uratori“, also in M aurer­

kleidung versam m elten, besonders die Sinnbilder der B i b e l , des W in k e lm a ß e s und des Z i r k e l s zu gebrauchen pflegten. Die ste te Beargwöhnung und die gelegentliche heftige Verfolgung, der sie sich, weil sie im Verdacht häretischer Neigungen standen, ausgesetzt sahen, zwang sie, irgend eine harm lose, w eltliche T ätigkeit, u nter der sie den Schutz des Gesetzes fanden und G rundbesitz erwerben konnten — m an denke an die Collegia licita und illicita der antiken W elt — zum Deckm antel zu wählen. Es läßt sich daher beobachten, daß überall d o rt, wo die gew erkschaftlichen Organisationen der Steinm etzen u. s. w., die sich zeitweilig als besonders geeignete Rückzugslinie erwiesen h a tte n , aus irgend einem Grunde versagten oder ungeeignet schienen, freie Vereine literarischer, wissenschaftlicher oder künstlerischer A rt zum Deckmantel gew ählt wurden. Insbesondere boten m u s i k a l is c h e Vereine schon deshalb sehr geeignete Hüllen dar, weil auch in den Versammlungen jener „klassischen Freim aurer­

lo g e n “ das künstlerische Elem ent eine erhebliche Rolle spielte..

Die italienischen Akademien des 15. und 16. Jahrhunderts sind, wie heute allseitig anerkannt ist, die vornehm sten S tützen und Träger des Humanismus und der Idee der „reinen M enschlichkeit“

gew esen, die sie im Anschluß an den Platonism us, dessen E rneuerer sie w aren, vertreten haben. Aber ähnlich wie der Neuplatonism us der ersten christlichen Jahrhunderte, zeigten sich gerade diese italienischen Akademien, die ihre Versammlungen, gern in den K atakom ben hielten, von einem starken Zug a lt- christlicher Überzeugungen und Gedanken erfüllt, und das Zeichen des K r e u z e s spielt in ihrer Symbolik eine stark hervortretende R o lle .2) Es war sicherlich keineswegs eine bloße Anpassung an die sie umgebende Christenheit, in der sie „wie die Griechen im trojanischen P ferd “ lebten, daß sie oft und nachdrücklich betonten, daß sie Christen seien, wenn sie auch m eist erläuternd hinzu­

zusetzen pflegten, daß sie sich im Unterschiede von den Kirchen- C hristen als „ p l a t o n i s c h e C hristen“ betrachteten.

L udw ig K e lle r , Die römische Akademie und die altchristlichen.

Katakomben. Berlin 1899 und derselbe, Zur Geschichte der Bauhütten und

«ler Hüttengeheimnisse. Berlin 1898.

2) Keller, a. a. 0. S. 34 ff.

(17)

1905. Die italienischen Akademien des 18. Jah rh u n d erts. 171 Seit dem Jah re 1498, wo der „Ehrw ürdigste“ und „W eiseste M eister“ — so nannten ihn die Brüder — der Academia Magna zu Rom , Pomponius L aetus, gestorben w ar, erscheint Florenz, wo sich die Brüderschaft zeitweilig des m ächtigen Schutzes der Medici — sie trugen bekanntlich die drei W eltkugeln im W appen — erfreute, als einer ihrer wichtigsten S itz e ; jedenfalls gab es auch dort eine Academia M agna, die eine Reihe von Tochter-A kadem ien un ter ihrem Schutze vereinte. Nach dem Tode Lorenzos von Medici w ar dessen Schwager, B e r n a r d o R u c e l l a i (f 1514), der sich als Dichter und H istoriker einen Namen gem acht h at, an die Spitze der Akademie getreten. Er ist es gewesen, der der Brüderschaft einen prächtigen Neubau schenkte, in dem sie ihre Arbeiten unter F ernhaltung von Uneingeweihten in irgend einem harmlosen Gewände fortsetzen konnte.

Die Gegenreform ation, die auch in Italien seit dem Konzil von Trident und seinen Erfolgen m it großer S tärke einsetzte, m achte infolge der verschärften Beaufsichtigung die immer tiefere Verschleierung des kultischen C harakters der alten Sozietäten notwendig.

W ieder, wie ehedem, nahm en die alten Kultgesellschaften die Deckfarben ihrer Umgebung an und bedienten sich irgend eines nach den örtlichen und persönlichen Verhältnissen geeigneten M antels, um eine dicke Mauer um die inneren Ringe ihrer Organisation zu ziehen.

Seit dem 17. Jahrhundert trate n die von je in den Akademien geschätzten und geübten Künste der P o e s i e und M u s ik immer mehr vor der Öffentlichkeit in den Vordergrund der Gesellschafts­

zwecke, und ähnlich wie die S c h u le n d e r M e i s t e r s i n g e r in D eutschland1), erschienen viele Akademien den Außenstehenden lediglich als eine Art von S in g s c h u le n und wurden in manchen kleineren S tädten unter dem Druck der Zeiten allmählich wohl auch lediglich solche. Dabei bleibt es aber gleichwohl m erk­

w ürdig, daß die Akademien auch in dieser abgemodelten Form der G eistlichkeit stets verdächtig blieben und daß der Klerus in W ettbew erb gegen sie an allen wichtigeren Orten musikalische Vereine und Anstalten unter dem Namen von K o n s e r v a t o r i e n gründete.

*) Vgl. Ludw. K e lle r, Die Kultgesellschaften der deutschen Meister­

singer in den Monatsheften der C. G. 1902 S. 274 ff.

(18)

Die Akademien m achten allm ählich das S i n g s p i e l , die O p e r zum M ittelpunkte ihrer Bemühungen und indem sie viele Kunst­

verständige u nter den Außenstehenden dadurch in ihre Hallen zogen, gew annen sie zugleich die Mittel für die w eiteren wissen­

schaftlichen und w ohltätigen Zwecke, die ihnen vorschwebten.

Auch die Akademie des Rucellai in Florenz h atte sich unter dem Druck der Zeiten seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts genötigt gesehen, die Maske tiefer in das Gesicht zu ziehen.

Sie gab sich mehr und m ehr als K lu b , der zur Abhaltung von Kostüm festen, Musikfesten und Singspielen zusammenkomme, und es ist nicht unmöglich, daß dieser C harakter auch halb unfrei­

willig teilweise in W irklichkeit eingetreten war.

G enug, wir wissen, daß F r a n c e s c o R u c e l l a i und m it oder nach ihm sein Bruder D o m e n ic o R u c e l l a i m it den Freunden ihres Hauses wie Cosimo und M atteo da Panzano, G iovam batista G inori, Marco Jacopi, Pieraccino B artoli und anderen an der Spitze einer Sozietät standen, die Personen aller S tände, hohe und niedere, vor allem aber außer den vornehmen Geschlechtern B ildhauer, M aler, M usiker, Posaunenbläser, Tuchscherer u. s. w.

um faßte und die angeblich lediglich gesellige und w ohltätige Zwecke verfolgte.

Außenstehende pflegten diesen angeblichen Klub die „Kom­

panie der M aurerkelle“ (Compagnia della Cazzuola oder della Cucchiara) zu nennen und es scheint, daß die S ozietät selbst sich diesen Namen h a t gefallen lassen.

Es trifft sich glücklich, daß wir aus der Feder des Viel­

schreibers Vasari (f 1574), der freilich das Ganze nur vom Hörensagen k an n te, einen B ericht über die „Gesellschaft der K elle“ besitzen, der einige für einen geselligen Klub sehr sonder­

bare Tatsachen e n th ä lt.1)

Die Sozietät pflegte ihr vornehm stes F est am Tage des heiligen Andreas zu begehen. Sie führte als Gesellschaftszeichen die Kelle, die von s ä m t l ic h e n M it g li e d e r n — auch in Livorno gab es eine ähnliche Sozietät — gleichviel ob sie Ämter be­

saßen oder nicht, getragen wurde. Die Sozietät bestand 1) aus

*) G. V a sa ri, Vite de’ piu eccellenti pittori . . . . Tom. VI. Firenze 1881, S. 611 ff. — Vasari war Mitglied der Priesterpartei und ein strenggläubiger Mann. Andrea del Sarto, Vasaris Lehrer, der zeitweilig Leiter der „Kelle“

war, hat den Vielschreiber benutzt, um vor der Öffentlichkeit den harmlosen Charakter dieser „Epikuräer“ sich attestieren zu lassen.

(19)

zwölf Mitgliedern, die man M a g g io r i (Obervorsteher, Großbeam te) nannte. Diese trugen außer der Kelle bei gewissen Versammlungen den H a m m e r im G ürtel — und 2) aus zwölf weiteren, die man M in o ri n a n n te 1); außerdem gab es einen der Zahl nach nicht näher bestim m ten Grad der A d h e r e n ti.

Bei bestim m ten Festen versam m elten sich die Brüder — dieser Name w ar in allen gleichartigen Sozietäten Italiens im Gebrauch „in abito di m u r a t o r i et m anov ali“.

Bei der festlichen Tafel trugen die Maggiori die Kelle und den Hammer, die Minori nur die Kelle. Es wurden hier allerlei Nachbildungen von M aurer-W erkzeugen, wie behauene und unbehauene Steine, Kelle, Zirkel, Säulen u. s. w. in Gebäck und P asteten auf den Tisch gebracht. Der Vorsteher aber entw arf nach Vasaris B ericht den Riß eines Gebäudes, welches sie für die Gesellschaft bauen wollten.

Bei anderen Gelegenheiten versam melten sich die „M uratori“

ln einem halbdunklen unterirdischen R aum e, in welchen aUe Tische u. s. w. m it schwarzem Tuch bedeckt waren;

ndie G ötter der Unterwelt regierten h ie r“. In diesem Raume sah man Bilder des Todes, der M arter und der Qual. Es gab auch unterirdische Mahle, wo der Wein aus eigenartigen Gläsern getrunken wurde. Die Speisen h atten die Form von Totengerippen und Gebeinen. Von diesen unterirdischen Räumen begab sich die Gesellschaft nach Abhaltung ihrer dortigen Ver­

sammlungen wieder in die oberen Zimmer, wo reiche Dekorationen .aufgestellt waren.

Von Zeit zu Zeit veranstaltete die Gesellschaft in geeigneten Räum en V o r t r ä g e , S in g s p i e l e und K o m ö d ie n . Man rezitierte nach Vasari z. B. die Suppositi und die Cassaria des Ariost ( f 1533), die Clizia und M andragola des Machiavell und vieles andere. Die Vorsteher Francesco und Domenico Rucellai gaben einst die Harpyen des Finio. Auch dram atisierten sie gewisse Stücke; so stellten sie einmal einen S treit der Philosophen über die Dreieinigkeit dram atisch dar, an dessen Schluß der h. Andreas in seiner versöhnenden G estalt an der Spitze von Engelchören auf der Bühne erschien; es w ar, sag t Vasari, „ein w irklich wundervolles Spiel“.

Ursprünglich hieß in Florenz „andar par la maggiore“ zu den Vor­

nehmen gehören; später ward der Ausdruck gebraucht, um Auszeichnungen, Ämter u. s. w. irgend einer Art anzudeuten.

1905. Die italienischen Akademien des 18. Jah rh u n d erts. 1 7 3

M onatshefte d er C. G. 1905. 12

(20)

Konnte die Geistlichkeit, die nur religiöse Vereinigungen vor ihre Gerichte ziehen durfte, nach den bestehenden Gesetzen eine Gesellschaft, die zu solchen Festen zusam m enkam , ohne V erletzung des bestehenden Rechts und ohne sich dem Fluch der Lächerlichkeit auszusetzen, verbieten oder gar m it Hülfe des h. Offiziums gegen sie vorgehen? Diese „Sozietät der M aurer­

k elle“ w ar ihren Gegnern offenbar durchaus gewachsen.

Neben dieser Sozietät zur Kelle1) gab es in Florenz und Toscana Schwestergesellschaften verw andter A rt, wie z. B. die Academia dei A lterati, die im J. 1568 von Tommaso del Nero begründet w ar, die Akademie der A patisti und andere. Diese E inzel-Sozietäten erscheinen in den Quellen als Abzweigungen der A c a d e m ia F i o r e n t i n a , die gelegentlich auch als A c a d e m ia M a g n a bezeichnet w ird2).

Den ursprünglichen und wahren C harakter dieser und anderer F lorentiner Sozietäten lernen wir kennen, wenn wir auf andere Quellen als Vasari zurückgreifen und wenn wir deren Einrichtung m it der Ein­

richtung gleichartiger Sozietäten in anderen S täd ten Italiens ver­

gleichen. Diese Akademien besaßen, wie oben bem erkt, eine reiche und ausgebildete Symbolik, in der die Zeichensprache der Stein­

m etzen neben gewissen uralten Bildern und Zeichen wiederkehrt.

Im M ittelpunkte dieser Symbolik ste h t das L icht, das in Verschiedenen Formen und G estalten, z. B. auch als menschliche Idealgestalt erscheint, und zwar je nachdem die Sonne in der Sprache eines Volkes als männliches oder weibliches Wesen vorgestellt w ird, bald als Jüngling (H orus-H arpokrates), bald als Jungfrau (M inerva), der erstere m it dem Strahlenkranz in der Form der Lotosblume, die letztere m it dem Strahlenkranze in der Form der Krone auf dem Haupte.

Sehr oft erscheinen neben der G estalt dieser „Königin“ die Symbole der „K unst“, nämlich Kelle, W inkelm aß und Zirkel u. s. w., sowie ein runder oder viereckiger Kasten (G oder CD), nicht selten unter Hinzufügung irgend eines Decknamens (Sophia, Pansophia, Panagia, Hum anitas u. s. w .)3)

*) Auch der Name Compagnia kommt vor. Näheres bei Ludwig Keller, Zur Geschichte der Bauhütten und der Hüttengeheimnisse, Berlin, Weidmannsche Buchhandlung 1898.

2) Alfr. v. Reumont, Beiträge zur italienischen Geschichte VI, 225.

3) Über den viereckigen Kasten („Arche Noah“) s. Monatshefte der C. G., Bd. XI (1902), S. 181 f. — Über die Cista (runder Korb oder Kasten) neben der Frauengestalt auf dem Denkmal des Celtes, vgl. M. Thausing, die Celtesciste.

Mitt. des Altertum-Vereins zu Wien XVII, 257.)

(21)

1905. Die italienischen Akademien des 18. Jah rh u n d erts. 175 In eigenartiger symbolischer Verwendung erscheint in diesen alten Akademien Italiens d a s K re u z , das schon im 16. Ja h r­

hundert das Grab zweier der höchsten Beam ten der Sozietät schm ückt, und das daher vielleicht bereits im Leben ihr Schmuck war.1)

Die römische Akademie des 15. und 16. Jahrhunderts hielt ebenso wie die S ozietät zur Maurerkelle im 17. und 18. Jah rhu nd ert in u n t e r i r d i s c h e n R ä u m e n , und zwar erstere in den K atakom ben, Versammlungen ab.

Zur C harakteristik ihrer E igenart beachte m an die Aussage P ap st Pauls II. über die Akademie und ihre Mitglieder, der erklärte, diese Männer seien V e r ä c h te r d e s M o s a is m u s , besäßen dagegen unerlaubte B e z i e h u n g e n zu A r a b e r n und M u h a m e d a n e r n .2) Der P ap st war außerdem der Überzeugung, daß diese Sozietäten m it den von ihm bekäm pften Gemeinden der H äretiker in Italien es handelt sich um W aldenser, die man entdeckt h atte — in Verbindung ständen.

Die W ortführer der römischen Akademie selbst aber erklärten, daß sie weder „Heiden“, wie man sie nannte, noch A btrünnige, sondern C h r i s t e n seien, bessere Christen als die übrigen, und sie beriefen sich unter anderem darauf, daß man jedem , der den Anschluß suche, d e n E i n g a n g d e s J o h a n n e s - E v a n g e l i u m s v o r l e g e . 3)

Es w ar natürlich, daß die Kirche, die den Christennam en für sich und ihre Gläubigen ausschließlich in Anspruch nahm, diese Behauptung nicht gelten lassen konnte. Aber jedem unparteiischen Beobachter drängt sich doch, wie oben bem erkt, die Tatsache auf, daß eben in diesen italienischen Akademien eine starke Anhänglichkeit an das C hristentum , freilich nicht an das K irchen-C hristentum , aber an das C h r i s t e n t u m d e r K a t a ­ k o m b e n , sich m it Zähigkeit erhalten hatte.

Unter den beiden letzten Medizeern, besonders u nter Cosimo III. (1670— 1723) entfaltete die römische Inquisition eine lebhafte T ätigkeit in Florenz, um alle Personen und Ein­

richtungen, die der Häresie verdächtig w aren, aufzuspüren. Bei diesen Bemühungen stieß das heilige Offizium im Anfang des 18. Jahrhunderts auch auf die „ S o z i e t ä t z u r K e l l e “.4)

Monatshefte der C o m e n i u s-Gesellschaft. Bd. XI, S. 250.

2) Keller, Die römische Akademie etc. S. 16.

3) Keller, Die römische Akademie. S. 16.

4) Gründliche Nachricht von den Frey-Maurern etc. Frankfurt a.M. 1740.

S. 136.

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