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Oberscblesien im BilderwerK scblesiscber KuimdeiiKmäier-

W dokumencie Oberschlesien, 1903, Jg. 2, H. 5 (Stron 30-45)

KuimdeiiKmäier-Dort

Dr. P a u l K n o te t, C arno wiß.

nicßt gerabe oölliges ZIeulanb ift, ragen überall Denfmäler einer nteßr ober m inber fernen Bergangenßeit in bie ©egen»

w art ßinein. F ^ r bie große Zitaffe überwiegt rtocß ßeut unb wirb aucß im m er bas augenblicfliße 3ntereffe bes Cages über»

wiegen, unb fo wirb fie ficß jenen D enfm älern gegenüber meift nain roß uerßalten unb wirb fie unbebenfließ uernißten, wenn bas B ebürfnis es erforbert ober a u ß n u r 311 erforbern fßeint. Die £efer mögen au s biefen meinen ID orten feinen Cabel ßerauslefett unb m iß n i ß t für einen alter»

tümetnben Zttenfßen ßalten, ber ben A n fp rü ß en ber ©egenwart n iß t gereßt

;u werben oermag. 3ß ftelle 3unäßft n u r bie C a tfa ß e feft, finbe aber, fo leib m ir im ein3elnen F a ^e kie ^erftörung eines älteren Kunftbenfmals tut, bas Aerßatten ber großen Zlteßrßeit in oerfßiebenen U tfa ß e n begrünbet.

Der ü o rw u rf, ben m an ißr m a ß e n fann, ift ber, baß fie an Stelle oon fünftlerifß ober m alerifß XDirfungsoollem ßäufig genug, ja jumeift Zltiuber»

wertiges feßt. Aber baoon abgefeßen, ßaben n i ß t fo naio roß eiitft felbft

(Dberfd;(efien im Silberroerf fdßcfifcfyer Kuuftbcnfmćifer. 3 2 5

bie fütjrertöen ©eifter geljanbelt! Unbebenflich legte ein J u l i u s II. f)anb an 5eit altehrwürbigen B a u ber Petersbafilifa; jahllofe Kenfm äler einer ruhmreichen Vergangenheit fielen als (Dpfer, unb boch, wer wollte ihm unb feinen Bachfolgern bas Becht, fo gehanbelt 511 hoben, abfprechen, wenn er heut unter ber mächtigen Kuppel non S t. p eter fteht. fjier hotte fid)er ber Cebenbe, bie lebenbige Kunft bes \<5. ja h rh u n b e rts red)t. € s erübrigt wotjl noch onbere Beifpiele anjuführen, hiniuweifen auf bie jahllofen rontauifdjeu prad jtb au ten , bie ber © otif 511m (Dpfer fielen, weiter 511tucE«

gehenb in bie ^fahrhunberte, auch ^os funftfinnige V olf ber alten pelenen 511 nennen, bas in gleicher XVeife altes jerftörte, um ben veränberten flnfchauungen unb Bnfprüchen cutfpredienbes Bene au feine Stelle 511 feßen.

Kiefer Stanbpunft, ben nod) heut bie große BTehrheit bes Volles einnimmt, w ar m it geringen B usnahm en bis ins f9- 3a h rh unbert ©emeiu«

gut aller. D as 3ntereffe an ber Vergangenheit, befotibers auch an ber ber engeren unb engften fjeim at w ar ja naturgem äß im m er uorhonben, ja um fo ftärfer, je m ehr ber Blenfd) an ber Scholle haften blieb, ber er ent«

ftammte; aber biefes 3ntereffe w ar meift n u r literarifcher B rt: ber ehr«

wiirbige p fa rrh e rr ober gelehrte Beftor bes \ 7. Jah rh u u b e rts etwa, ber unermüblich ous llrhm ben, Stabt« unb Schöffenbüchern Stoff ju r ©rts«

chronif jufam m entrug, ber m it innigfter Siebe an ben längft entfehwunbenen

©eftalten ber Vergangenheit hing, freute fleh boch m it feinen Bittbürgern, wenn ein prunfvoller Barocfaufbau ben alten gotifchen ^ lü g elaltar ver«

beäugte, in wohlgewählten lateinifdjen Kiftichen befaug er wohl auch bas neue B athaus, bas fich an ber Stelle bes alten erhob.

©inen anberen S tan b p u n ft gegenüber ben fünftlerifdjen Kenfmäleru ber Vergangenheit brachte bas 19. Johrhunbert, nid]t allerbings ohne baß bie Vorbereitungen ba$u, bie B nfäße fchon weit früher uorhanben gewefen wären. BTit bem B euflaffijisntus bes \S. Ja h rh u n b e rts hotte biefe neue Bnfchouungsweifc eingefeßt, bie ungleich ber Benaiffance unb bem Barocf bas BIte nicht mehr felbftfdiöpferifd) verarbeitete, fonbern in engfter Bnlehnung an basfelbc unb in feiner Bacßbilbuitg bas fjeil erblicfte. Kiefer IKiebergeburt folgten bann im Saufe bes leiden 3ohrhu |tberts neue; hinter«

unb nebeneinanber würben faft alle hiftorifchen Stile burchgenontmen unb als Vorbilber uerwenbet. Spätere Seiten werben noch beffer erfeuuen, wie wir es jeßt fd]on vermögen, baß fid) bam it bie fdjöpferifdjc K raft biefes Seitalters felbft bas fd}led)tefte S eugnls ausftellte. Koch barf id) hier barauf nicht näher eingehen; ich mußte bie eben erfolgten B usführungen nur besßalb machen, um ben IVechfel ber Bnfd^auungen über bie älteren Kunftbenfmäler begrünben 511 fönnen. Brdjiteften wie Brd)äoIogeit befdjäftigteu fid^ nun von verfd)iebeuen ©eficbtspuuften au s aufs ein«

3 2 4 Dr. p n u l K n otet,

gehenbfte m it ihnen. £aitge genug allerbings fyat es gebauert, elje man allen Stilen geredet rourbe. S o tonnte es fomnten, baß im H am en bet fogenannten Stileinheit ober Stifteinheit bas gepriesene ff). Jah rh u n b ert jum Teil fchlimmet gemutet t?at, als mandje frühere pielgefd?mähte Periobe, roie bas Barocf unb Kofofo. Zit an merfte nor lauter Hfcergefdjidjtlidjfeit, roenn ich fo Sagen barf, nicht, baß m an bireft ungefdjicßtlidj perfuhr, menu m an 5. 23. au s einer alten gotifd?en Kirche alle W erte entfernte, bie feit ber ZZenaiffance enlftanben maren unb gletdjfam eine t/iftoriSĄ=fiiuft!erifd)c Ct?ronit bes ©oiteshaufes barftellten. p äu fig genug £?at mid? in folgen Kirdjen, bie m it neuen B itären, Handeln u. f. m., jumeift in „Stengelgotif", perfefyen maren, bas ©efüßl tvoftlofev (Dbe überfdjlidjen. p eu t pcrftelie idj es fehl’ mot)I, menn ich manchen einfachen Zltann, fo auch einm al einen Käfter Plagen tjörte, baß ihnen bie Kirche nicht mefyt gefiele, ihnen nidjt metjr tjeimifdj porfomme. Sie trafen unbemußt bas Sichtige. Der gefd]idjtlid]c g u fam m en ß an g smifdjen einft unb jeßt m ar eben abgefdjnitten.

J e ß t fau n idj m ir felbft aucf) mein eigenes ^roiefpättiges ©efüßl erfläreu, baß mich früher meßr als einm al überfommen ßatte, menn id? meinte mich über ben neuen gotifdjeu B lta r, bie neue Kanzel, bie neuen bunten ©las»

fenfter unter ben h °h en Spißbogeugeroölbeu freuen 511 muffen unb es bod) nicßt fo redjt fertig brachte.

©in m trflidjer Denfmäterfchuß, eine roirflid?e Deufmälerpftege ift erft neuerbings baburd) möglid) geroorbert, baß m an ftd? ben Heften ber Der- gangeußeit objeftip, ich möchte fageit pom eutmicfelungsgefdßdjtlidjen S taubpunft gegenüber ftctlt. © ruubbebinguug bafür ift natürlich ein liebe»

Dolles (Eingehen unb Perfenfen in bie (Eigentümlichfeiten bes S tils, eine genaue K enntnis ber Cecßnif roie and) bes praftifdjen ^m ed s, bem bas einzelne W ert feine (Entftehuug perbauft.

(Ein roirffamer S dntß fau n aber erft bann ftattfinben, menn m an weiß, m as 511 befdjüßen ift. 3it unfercm ^alle alfo ift eine genaue 3npen*

tarifierung bes Denfntälerbcftanbes unum gängliche Potbebingung, Darüber finb fid) bie intereffierten Kreife alle einig. H u t über ben U m fang bes 511 3noentarifierenben gehen bie Bnficßteu ber ^ad ) leute auseinanber. Jeben»

falls aber finb bie Schmierigfeiten einer fold)eit ^eftftellung unb Befchreibung pon Denfm älern, bie meit jerftreut, häufig abgelegen unb in allen möglichen pänben finb, fo groß, baß ber einzelne ober miffeitfchaftlidje ©efellfdjaften es 311 leiften nidjt im ftanbe finb. So m ar 3. B . audj ber baßin geßenbe Perfudj bes P ereins für bas ZTtufeum fdtlefifdier BItertümer, ber in ben fiebjiger J a h r e n bes porigen Ja h rß u n b e rts gemacht mürbe, ohne nenneus*

werten (Erfolg geblieben. ZPemi fyeut bie 3npentarifierung ber Kunft»

benfmäler in bcntfdien £anben faft überall pollenbet ober im befteu J u g e

©berfdjlefien im Bilbermerf fcfjfcfifcljer Kunftbenfmäler. 52 5

ift, fo miró öas Ijauptfadjlid) óer (Drganifation öurcß S ta a t ober p ro m u j gebarift. ^ iir SĄ kfieit liegt bas eigentliche Denfmälerverjeichnis in vier

© ftavbäitöen vor, bie in beit 3a hren 1886 bis JfSg-f erschienen finb. Sie fiitb bas IDerf bes jeßigett Konfervators ber Kunftbenfmäler bes preußifdictt Staates, (Beheimrat Ifan s Sutfcß.') (Es ift an bem IDerfe vieles ausgefeßt tvorben, unb gewiß wirb jeber, ber ficb m it fdjleftfcher Kunftarchäologie befcßäftigt ha h 6a unb bort Ausheilungen ju machen h^ben; m an wirb aber ebenfo eingeftehen muffen, wieviel m an bei feinen Stubien gerabe biefent IDerfe verbatxft.

3m D orm ort junt erften B anbe fpricbt ber Derfaffer fein Bebauern aus, baß aus Klüngeln an B ütteln bem IDerfe feine A bbilbungen beigegeben werben formten. (Sewiß ift bies Bebauern von vielen geteilt worben, heut aber biirfen w ir uns barüber freuen, beim wer weiß, ob fonft je bas B i Iber wert erfdjietten wäre, auf bas ich 1" ber Hberfcbrift biefes Auffaßes hingewiefen hübe.

(Es liegt feit einigen BTonaten in brei ftarfen ^oliom appen vor, beiten ein illuftrierter Eertbanb aus ber ^eber von Sutfcß beigegeben ift.2) Rbgefehen vom archäologifdpgefdpchtlidfen 3ntereffe ift es fcßon vom rein füuftlerifcheu Stanbpunfte au s eine wahre ^reube, bie norjüglid)ett £ict)t=

brucfe ju fehen, bie ficß, unterinifcfjt m it g in fäß u n g en auf beit 252 Cafelu ber BTappeu fiitben. ID er es nicht fd)ott vorher mußte, ber fanit es hieraus crfentten, welchen Beichtum an Denfm älern ber Dergangenheit unfere P ro v in j troß puffiten unb Schweben, troß IDedjfel ber ti'inftlerifdien A m fdjauungen unb troß ber B eftaurationsbarbaren bes 19. 3^ h ^ " "6erts noch befißt. Hub bod? ift bas (Sattjc n u r eine A usw ahl, jfaft 11 nberiicffichtigt geblieben finb bie Dorffircßen, gattj bei Seite gelaffen bie beweglichen Kitnftbenfmäler, wie Kelche, BTonftranjeit u. f. w., fowie auch bie (Semälbe unb bie in öffentlichen S am m lungen befinblicßen ©egenftänbe. (Es barf tvoßl bie poffttuttg ausgefprodten werben, baß auch noch eńtt bebeutenber Heil alles bes juleßt E rw ähnten in Bachträgen veröffentlicht werben möge.

E s ift ja wohl felbftverftänblidi, baß bie pauptftabt B reslau unb bas gefchicßtlidje Bieberfchlefieu, fowie bie © berlaufiß m it (Sörliß ben

') f j a i t s £ 111 f d?, D erjeid jn is ber K unftbenfm äler ber p r o n in j Sdjlefieit, B re s la u bei K orn. t. B b. bie S ta b t B re s la u , 2. B b . bie £attbfreife bes B e g .-B e j. B re slau , 3. B b . ber B c g .-B e j. £ ieg n iß , 4. B b . ber B eg.»B ej. © ppelrt. A ls (E rgänjung bienen ein Begifter» unb ein H arteu b an b .

2) B ilb ertu erf fdjlefifdjer K unftbenfm äler. D rei K lappen. — (Ein Eejdbanb. 3 m A u fträg e bes p ro n in jia la u sfd ju ffe s non Sdjlefieu b earb eitet von f f a ix s £ u t f d j , Käufer»

vator ber K unftbenfm äler bes preußifdjen S ta a te s , (Seheim er B e g ie ru n g sra t. fjeraus»

gegeben vom K u ra to riu m bes Sdjlefifdjeu ITtufeums ber bilbenben Kiinfte. B re s la u 1903,

3 2 6 Dr, p a u t K n ö te l,

bebeutenbften Ccii bes 10 er fes ausfüllen; bod? ift audi ©berfdjlefien feinem DenBmälerbeftanbe nad? red?i ffattlid? m it ber gal?! non (52 H um m ern vertreten, RUerbings entfallen 57 bavon auf bas alte Bifdjofslanb Heiffe«

©rottBau, bas gefd?id?tlid? 511 Hieberfd?Ieften gehört. Den ifauptteil an biefen 57 H um m ern t?at natürlid? bie ehemalige ffauptftabt Heiffe unb jtvar m it Rbbilbungen.

Had? biefer vielleicht etwas lang ausgefallenen (Einleitung labe id? bie

£efer biefer <Jeitfd?rift 3U einer Bultur« unb Bunftgefd?id?tlid?en IDanberung burd? CDberfd?leften ein. D as BilberwerB m ag unfer ^iit?rer fein.1)

<Entroic$eIungsgefd?id?tlid? ftel?en an erfter Stelle bie Sd?rott?ol3fird?en.

Über fie I?abe id? in einem R uffaße im Ju lih e ft bes vorigen Jah rg an g es einget?enber get?anbelt unb Bann mid? best?alb t?ier Burs faffen. 3d? be)eid?nete fie bort (5. 250) a ls Sd?öpfungen einer ataviftifd?en Kunft, bie, tvenn fie and? bis in ben R n fan g bes (9. Jat?rl?unberts im m er nod? neu entftanben, bod? in B a u a rt unb Bauftoff auf eine roeit surücBgelegene g e it J?trttoeifen, ivo bie beutfd?e K u ltu r aud? im übrigen Sdilefien nod? Beine Brefd?e in bas gefd?Ioffenc flavifd?e DoIBstum gemad?t J?atte. D as CafehverB gibt bie Rbbilbungen von (0 poIsBircßen; biefe bieten red?t d?araBteriftifd?e Beifpiele ber einzelnen Cypen. R u f e r ben aud? von m ir abgebilbeten Kirdjen ju ZTiiBuItfd?üf (jeßt im 8eutl?ener StabtparB) unb (Georgenberg (Kr. ©arnomiß) fet?en roir t?ier bie malerifdjen B augruppen von (Groß-Döbem (Kr. ©ppetn), HieberpoB?Iom (Kr. KybniB), P nioro unb ponifd?om iß (Kr. ©oft=©Ieimiß),

© olbm annsborf, p ie ß unb H)arfd?omiß (Kr. p ieß ) (Cafel 68 u. 69) unb enblid? bie aud? von m ir erroät?nte RnnenBird?e ju Hofenberg, von beren eigentümlichem Rusfet?en id? erft burd? biefe R bbilbung eine DorfteUung gewinnen Bonnte (Cafel (Bf, 2). Unter ben angeführten Kirchen möd?te id?

nod? befonbers bie von ©roß-Döbern I?ervorbeben. D on bem gewöhnlid?en C ypus weidjt fie baburd? ab, baß über bem Umgänge an ber IDeftfront eine (Empore angebracht ift. Sie ift wot?t tjauptfädjlid? burd? ben ©l?arafter bes St. Kod?usBird?Ieins als lDaHfaI?rtsBapelIe bebingt.

D on ben DenBmälern flavifd?er DolBsBunft, als weld?e bie Sd?rot»

hoIjBirdjen erfd?einen, wenben w ir u ns 311 beiten ber beutfd?en Kunft, bie auf bem jungfräulichen Kolonialboben entftanben. Unter ben Pionieren beutfd?er K ultur, bie bie bunBIen IDälber Sd?Iefiens Iid?teten, verbienen an erfter Stelle bie B rüber vom ©rben von ©ifters m itgenannt 3U werben.

R Is K ulturoafen erhoben fid? aud? bei uns in von Hlenfci? unb Cier bebrohter ID ilbnis bie Klöfter ber fleißigen unb gelehrten Htönd?e m it ihren

9 p a t t f ber J r e ig e b ig f e it b es p r o B tn jia fa u sfd ju ffe s fdjeineit fo r ie t (E jetnplare an 23el;ürben, l?öt?ere £et?ran ftalten u n b aud; a n p r i o a t e verfd?enft m orb eit 311 fein , baß b as it? ev f 3 ntereffen ten u id ;t 311 fd;roer g u g ä n g iid ; feilt b ü rfte. 3 m 23u d ;t;an b el foftet es 8 0 U lf.

(Dberfdfiefien im Silberroert fdfiefifdjer KiinftbenFmäler. 5 2 7

IDirtfhaftshöfen uttb ftral)lten trt den Um f reis itjre Segnungen aus.

(lud) auf ©betfd)lefiens Boden entstanden 5tuet foldje Stiftungen, Hauben unb f)immelroiß; eine größere Bedeutung hat allerdings nur jene erlangt. Des Kl öfters HTittelpunft bildete bi er roie überall die Kirche. Hod) bat fid), roenn aud) mannigfach verändert, der B a u des (5. Jah rb u n d erts erhalten.

B us dem (Grundriß (Ceptbanb B bb. 9/ 5p. 27/28) erfeben mir, daß mir eine (£ifter;ienferfird)e einfacbfter © runbrißgeftaltung vor u ns baben: eine turmtofe, freuzgeroölbte B afilifa (mit vier Jod)en im Eangbaufe) m it Kreuz- fd)iff und grade gefd)Ioffenem Chor. Beben diefem finden fid) als Jo rt- fcßung der Seitenfdjiffe jenfeits der Vierung ^mei fleine im © rundriß quabratifd)e Kapellen.

XDie bei äußerft zahlreichen in fatl)oIifd)em Befiß gebliebenen Kirchen von ^eldflöftern hüben Veränderungen im Ä ußern und 3nnern das alte fd;lichte Bild im (7. und (8. Ja h rh u n d e rt ftarf beeinträchtigt, dabei aller­

dings aud) neue fünftlerifd?e (Verte gefd)affen, die mir jeßt nid)t mehr gern miffen möchten. D as 3nnere, auf das id) nod) gurüdfomme, zeigt Cafe! (62, (.

Bei all’ ihrer t)of)en Bedeutung für die geiftige und materielle K ultur bannte der ©ntmicfelungsgang bei den ^eldflöftern nid)t ftehen bleiben.

Der ZDirtfhaftsbetrieb m ußte au s der fird)Iid)en ©ebundenheit befreit, die Centralifation des ©efamtbetriebes in die individuelle ^ o rm des (Einzel­

betriebes zu eigenem V orteil ausgelöft merden. Dazu m ar ttad) der Seite des ()andmerfs und der 3nduftrie l)^tl die S ta d t berufen! Sie mird in nod) ganz anderer Weife zum K ulturm ittelpunft, von dem aus materieller und geiftiger (Einfluß fid) nad) allen Seiten bemerkbar mad)t. 3n il)r fud)en mir dann vor allem and) die D enfm äler der Kunft. Sie beherbergt aber nid)t n u r (Einzelfunftroerfe, fondern ift mehr oder roeniger in ihrer

©efamterfd?einung ein fold)es, das naiver Kunftfinn unbew ußt gefd)affen hat, ZHit Ked)t h^bt Sutfd) im Ceptbande (Sp. 286) t)e r p o lV daß der

©rundton jedes Stadtbildes von der örtlichen Sage im geographtfeßen Sinne beftimmt ift. Vermifd)t mird das B ild burd) ftarfes (lmvacbfen eines

©ries, fünftlerifd) verunziert durd) die mächtigen modernen (fäuferquadrate, Künftlerifd) mertvolle S tadtbilder dürfen m ir deshalb bei den größeren Städten des 3nbuftriebezirfs nid)t fudjen.1) V on den rie t Städteanfid)ten (Dberfdjlefiens (Cafel (85) setgt die von ©leim iß daher eine Wiedergabe eines älteren ©emäldes (von (770) au s der Stadtpfarrfirdje. D as male»

rifd)e (Element tritt Ejiev roie geroöhnlid) völlig zuvüct’ hinter dem Beftreben,

') tö en ig ften s nid)t im a lten S in n e. Ittan d jes 23itb m obetner lltctfter zeigt, ba§

and) in H and; unb S ta u b non h « U en unb (gruben genug m glerifdje tlTotwe rut)cn.

*

5 2 8 Dr. p a ul K n o tet,

bem Befd)auer bie l)auptm erfm ale, BTauerfranj, K irn e n , B atl)aus unb C ürm e c o t R ügen zu führen. 3ns alte Bifd)ofslaitb m it feinem blauen

©ebirgsl)intergrunbe geleiten uns bie btei an bereu flott gehaltenen Sfizzen non Reiffe, P atfd )fau unb © ttm ad)au. Bei Keiffe feffelt uor allem bie Silhouette bes Stabtbilbes m it bem fd)Ianfen B atsturm e, bem mächtigen Bad)e non S t, 3afob unb ben beiben boppeltürmigen Barocffird)en.

Konzentrierter erfdjeint bas Stabtbilb non p a tfd )fa u fcbort burd) ben Blicf auf bie rings fid) hetumziet)enbe S tabtm auer m it ihren (Türmen.

Baburd) tritt bie centrale Sage bes Binges, ber burd) ben B atsturm ange«

beutet tnirb, m it ber benachbarten, eigentümlich burgartig roirfenben P farr- firdje nod) beutlid)er t)erDor. Ben Dor^ug roirb m an aber tnohl bem Stabtbilbe non © ttm ad)au geben. Seinen eigenartigen C harafter erhält es burd) bas linfs t)och gelegene alte Bifd)ofsfd)loß, beffen ©egenftücf bann red)ts bie XDeftfaffabe ber zmeitürmigen barocfen p farrfird je bilbet. Stiliftifd) ftellen biefe Rnfidßen natürlich feine (Einheiten nor, 3o h ^ u n b erte m it ihrem Stilmechfel ha ^en an ihnen geformt, aber gerabe baburd), baß fie bie gefd)id)tlid)e Eutw icflung mehr ober weniger beutlid) roieberfpiegeln, bilben fie eine Einheit in t)öl?em it Sinne.

3di gebad)te bei P atfd )fau unb ©leim iß bes BTauerfrattjes. 3n biefem (Drte ift, foniel td) weiß, nor einigen 3 a ^ren entfpred)enb ber gefd)id)tlid)en Entw icflung ber leßte Beft nerfd)wunben. B as f leine patfd )fau bagegen ift eine ber wenigen fd)lefifd)en Stäbte, wo er fid) faft nöUig erhalten ßut. (Tafel 5 1 ,6 gibt einen malerifdjen ©eil hinter ber fatholifd)en p fa rrfird )e wieber; w ir erblicfen im Blauerzuge zwei nad) außen im © runbriß hulbfreisförm ige Cürme, bie in ben ehemaligen g m in g er norgefd)oben ftnb, währenb fid) ihre grabe ^lädje nad) ber Stabt Zu nöllig öffnet unb oben im Spißbogen gefd)loffen ift. llnfer Bilbermerf bringt unter einer Rnzat)! non BTauer- unb C ortürm en and) einige aus

©betfd)lefien. R u f Cafel 186 fel)en w ir ben Stocfhausturm non Batibor l^ig. 7), ber m it feinen fd)lid)ten Benaiffanceformen red)t gut erfennen läßt, m it wie geringen B ütteln eine fünftlerifdje IB irfung erzielbar ift. Beid)er ift bie in bemfelben S tile gehaltene B efrönung bes BTünfterberger Corturm es in © ro ttfau unb bes © bertorturm es in giegeußals (Cafel 188, f unb 6).

Cjier zeigen fid) ähnliche ginnenform en, wie w ir fie am ©ebirge entlang aud) fonft an 5d)löffern, C ürm en ic. firtben. Komplizierter ift bie Benaiffancebefrönung bes B reslauer C orturm s in Bceiffe (Cafel 2(0, 2), währenb ber aus bem Dierecf ins Rd)tecf übergehenbe Biebertorturm non Beuftabt ben am meiften vertretenen unb einfad)ften C ypus zeigt (Cafel 186,5).

Xüie bas Stabtbilb von außen fid) uns in einigen Beifpielen malerifd) barftellt, fo biirfen w ir hoffen, aud) im alten 3nneren, bas ein ft ber

Blauer-©berfdjleftert im 23ilberroerf fd/Ieftjdjer Kunftbenfmäler. 3 2 9

franj um fd;Iof, m anch’ anjieljenöen B u rd ;b lid , m an cie ibylltfctje © de 511 finden. Sd?lid?t unb an fp ru d jslo s, wie fie meift find, offenbaren fie aller«

bings ihre Schönheit n u r bem bafi'tr geübten fin g e. 3n ben fftllen Klein«

ftäbten treffen w ir fie natürlich a m nteiften; in ben größeren © rte n haben S trafen reg u lieru n g en unb fceubauten bas HTalerifdje n u r 511 oft jerftört.

R u s oberfdjlefifchen S täbten bietet unfer CafelwerF n u r ein B eifpiel a u s Tceiffe (Cafel (77,2 ). € s jeigt ben H in g bes fdjlefifdjen H om m it bem noch 311 erwäl;nenben K äm m ereigebäube ober ID a g e fa u s ;u r CinFen. 3m bfinter«

grunbe b a u t fid; ber mächtige ©iebel non S t. 3 a ! o b m it bem abfeits fteljenben © lo d e n tu rm auf, w ährenb fid; über ben £)äufern in ber ZHitte ber fdjlanfe H a ts tu rm ergebt. ZDie in ben berühm teren alten S täbten, 3. B . H ürnberg ober Hotfyenburg a. C., jeigt ftch aud; fy k t bie RfthetiF ber ge«

brod;enen Cinien in glän3enbfter ZDeife, 3n biefem © ufam m enhange ftören nid)t ein m al bie beiben flach gebedten, vierftödigen m obernen R aufet, unb 3war bes^alb nicbt, weil fie fid; fd;licbt geben u n b n id jt bew ußt m alerifd;

erfdjeinen wollen, wie es fo m andier anbere neue B a u m it feinen ©rFent,

© ürm d;en unb ©iebeldben tut.

B er H T arFtplaf ober H ing ift in unferen fdjlefifdjen K o lo n ia lftä b te n b e r H Tittelpunft bes öffentlichen DerFehrs. ffier erheben fid; bie H ath äu fer m it ihren (Türmen, hier liegt auch bas ober jenes anbere ftäbtifdje © ebäube. IDo fid) bie älteren erhalten hüben, jeigen fie öfter bie fo rm e n m ehrerer S tile non ber ©otiF b is )u m B arocf. © ro d burd; p ila fte r geglieberte D olutengiebel

B er H T arFtplaf ober H ing ift in unferen fdjlefifdjen K o lo n ia lftä b te n b e r H Tittelpunft bes öffentlichen DerFehrs. ffier erheben fid; bie H ath äu fer m it ihren (Türmen, hier liegt auch bas ober jenes anbere ftäbtifdje © ebäube. IDo fid) bie älteren erhalten hüben, jeigen fie öfter bie fo rm e n m ehrerer S tile non ber ©otiF b is )u m B arocf. © ro d burd; p ila fte r geglieberte D olutengiebel

W dokumencie Oberschlesien, 1903, Jg. 2, H. 5 (Stron 30-45)