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Die Zukunft, 3. September, Jahrg. XVIII, Bd. 72, Nr 49.

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XVlIL Jahrg. Ettlin,den 3.Heptember1910. Ye.49.

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Maximilian Karl-en.

Inhalt: sein

Ein--ettut-so ...........................307 DieNimmst-. VonErwin Riedinger ...............323 Titerakur. VonMax Mcll · ....·................330

Modern- Ikekxmr.VonJakob Fromet ..............

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Uachdruck verboten.

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Erscheint ieden Sonnabend.

Preis vierteljährlich5Mark,dieeinzelneNummer 50Pf.

Ep-

Berlin.

Verlag«der Zukunft.

Wilhelmstraßesa.

1910.

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Berlin, den Z.September 1910.

Extra et intra.

Tscho-Sen.

WaswichtigsteEreignißderWoche, dieAnnexion desKaiser- reichesKoreaanJapan, ist durchallerlei verspäteteHunds- sternsensationendemBlick entrücktworden; bleibtaberder Rede werth.Die aufgehendeSonne hatdenstillenMorgenverschlungen;

dierotheSonnenscheibe, diesechzehn Strahlen andie Ränder des Flaggentuchessendet, leuchtet jetzt da,woausweiszem Grundblaue undrothe Schneckeneinander zärtlichums chlangen. Japan istasia- tische Festlandsgroßmacht geworden. Hat seinGebiet um218 600 Quadratkilometer vergrößert; um einen Flächenraum,derviel breiter istals derdes Pereinigten KönigreichesvonVritanien undJrland. EinansehnlicherVissen.ZwarhatHerrTaft, derjetzt PräsidentderPereinigtenStaaten vonAmerika ist,vordreiJah- ren, alsStaatssekretärdesKriegsamtes, inTokiogesagt, jeder Perständige sei Überzeugt,daß Fürst JtounddiejapanischeNe- girungKorea nur resormirenund verjüngen,inihrem gerechten Civilisatorensinnaber dieFreiheitderHalbinsel nicht antasten wollen. Nachtischgeschwätzeines braven Mannes. DerPolitiker hatte nicht vergessen, daszderPräsidentdes japanischenHerren- hauses nachderMobilmachung gegenNußlanddieSätze schrieb:

,,Unsist,alsdemBannerstaat asiatischer Kultur, jetztdieheilige Pflicht zugefallen, China,Jndien,Korea,Allen, die uns vertrauen, jedemderCivilisation zugänglichenAsiaten dieselsershand hin- zustrecken.SieAlle wollenwir, alsihrmächtigerFreund,ausdem Jochbefreien,dasEuropaihnenausgezwungen hat,und der Welt

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308 « DieZukunft.

damit beweisen, daßderOrient sichauf jedemKampfplatzmitdem

Occidentmessenkann.«EinDutzendgedächtnißmußtesicherinnern, wielangeJapanschonnachdemLande trachtet,dases inseiner SpracheTscho-Sennennt. Aufaltenundneuen Blättern lehrtsdie Geschichte.Jm Jahr1392 wird,nach vierhundertjähriger Herr- schaft,dieWang-Dynastie, der dieEinungderHalbinselstaaten nichtgelungenwar,voneinemglücklichenSoldaten gestürzt,dessen Enkelbisgestern regirten, undSöul, nahbeidemHafenTschi- mulpo,zurHauptstadt erwählt.3weihundertJahredanachkommts schonzumerstenZusammenstoßmitJapan, vordessen Suzeraine- tät Korea nur durchchinesischeHilfebewahrtwird. Jm sieben- zehnten Jahrhundert mußdasKönigreichdenMandschu und, seit sie inChina herrschen,derpekingerNegirungTribut zahlen.1654 scheiterteineholländischeYachtanderKüstederzu Korea gehö- rigenJnselQuelpartz dieVesatzungwirdJahre langinSüdkorea festgehaltenund erzählt dann,zum ersten Mal,Europäernvon demfernenLandimGelben Meer. Ausführlicher berichtetdar- über derJesuitenpater Regis.Jhm folgen,imachtzehntenJahr- hundert,bald andere Sendlinge derRömerkirchezkönnen von diesemstarrenVodenabernichts ernten-Trotzdemeinkatholischer Chinese,derfür RomSeelenwerben will, gemordetwird, kommen, aufdemmandschurischenLandweg,aus Frankreich Missionare aufdieHalbinsel;gründeneinApostolischesBikariatund hoffen aufdas Wachsthum ihrerGemeinden. Auch siewerden getötet.

UnddievonfranzösischenundamerikanischenAdmiralen geleite- tenStrafexpeditionen bleibenfast ertraglos. Christenhaszund Xe- nophobie wüthenweiterund Korea scheint entschlossen, hinter ho- henMauern sichgegen allesFremde abzufperren. DieMänner vonRippon durchlöchern,mitwinzigemWerkzeug,dieMauern ; erzwingen-,imVertragvon Kang-Hwa,eine Entschädigungfür die einemjapanischenKriegsschiffvonKoreanern angethaneUn- bill,dieAnerkennung ihres Rechtes aufkonsularischeVertretung unddieOeffnungderHäfen Fusan- WönfanundTschimulpo Doch China fühlt sichalsSuzerain undstelltdiedreiHäfenunter dieLeitung seinerZollbeamten.Seit 1882ist Korea derSchau- platz heftigerJnteressenkämpfezwischen ChinaundJapan. Den Chinesen istseinVasallenstaat, denJapanern (so sagen sie)ein unabhängigesReich.PrinzenundMinister,dieverdächtig sind, heimlich für Chinazuarbeiten,werden gemordet; und baldda-

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Extra etintra. 309

nachdieJapaner(auchderGesandte,dessen Haus in Söul ver- Ibrannt wird)gezwungen, nachTschimulpozuflüchten.Welches derbeidenKaiserreiche solldierebellis chenKoreaner zurOrdnung bringen?Jm Juni1894schicktChina dreitausendMann,Japan dieNeunte Brigade aufdieHalbinsel;von beidenKüsten folgen schnellKriegsschiffe.AmdreiundzwanzigstenJulivernichtendie Japaner listigdreichinesischeSchiffe;dann erst, siebenTageda- nach,erklären siederKontinentalmachtdenKrieg. SchonimFe- bruar istJapans Sieggesichert.Amsiebenzehnten April1895 unterzeichnetLi-Hung-TfchanginShimonosekidenPräliminar- vertrag, derKorea aus jederAbhängigkeitvon China löst,den Japanern zweihundertMillionen Taels, denSüden derLiau- halbinsel, FormosaunddieFischerinseln giebt.Nochindenletz- tenApriltagen kommen vonNagasakiher russischeKriegsschiffe indieStraßevonTschili. Panzer,leichte Kreuzer,Kanonenboote ; Jbaldsinds mehr,als selbstEnglandindiesen Gewässern hat. Auf derRhedevon Tschifumachen sieklarzum Gefecht; Holzwerk, Teppiche,Möbel,Vorhänge,Alles,was einenBrand raschver- breitet,wirdüberVordgeschafft.Wer anDeckdiegeschäftigeHast sieht, muß glauben, spätestensmorgen solleeinKampf aufLeben undTodbeginnen.DochkeinSchuß fällt. JmBeach-Hotelwird Alles hübschstill abgemacht.Dasitzen,imdrawing-room,russische, britische, deutscheAdmirale neben ChinasundJapans Bevoll- mächtigtenum denTisch.DerOstasiatenkrieghat Chinas Wehr- losigkeit,Japans wilde Jugendkraft jedem Auge enthüllt; und um dieAuslieferung der inShimonosekidenJapanern zugesag- ten Kriegsbeutezuhindern, haben Nußland, Deutschlandund Frankreichsichverbündet. Herrscht JapanaufLiautung, leuchtet seine aufgehendeSonne vonPort Arthur über dieStraßevon

"Tschili,dann ist Peking bedrohtundKoreas Unabhängigkeitnur nocheinWahngebild Deshalb forderndie dreiGroßmächteden Japanerrückzugvom Liau.Nippons Vertreter zaudern;aufder HalbinselistdasBlut ihrerBrüder geflossen; sie habenPortAr- thur erstürmt:und sollen auf diesen Kampfpreis, denwerthvoll- sten,nunverzichten? Doch Nußlandspaßtnichtz brauchteineneis- freienHafen,blicktlüstern nachKorea undkannseinenWillen mit wirksamenMitteln durchsehenKriegsschiffeüberzeugenschneller alsDiplomatengerede: drumistdasstarkeGeschwadervorTschifu versammelt.Wirds nöthig,so sprechendie Batterien. Undrings-

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310 DieZukunft.

um mehrt sichraschnun dieZahlderrussischen Unisormen; als herrscheamGolfvonTschili schonderReussenzanAmzehntenMai, zweiTagenachderNatifikation desVertrages von Shimono- seki,fälltimBeach-HoteldieEntscheidungMitrothem Stifthaben dieAussen aufderLandkarte denBezirk eingezäunt,denJapan herausgebenmüsse. »Sowill eslmeinhemundhatmirbefohlen,.

dieWeigerung mitWassengewaltzustrafen.« DiesesWort des russischen Geschwaderchess treibt dieGelben von ihren Sitzen.

Jstso srecheWillkür möglich? Angstvoll umfliegtderBlick der- SchlitzaugendieTaselrunde. SprichtkeineStimme hier fürdie gerechte SachedesSiegers? Keine. DeutschlandundFrankreich sindmitRußland einig geworden. DerBritenadmiral hebtdie Schultern: diesertrade interessirt ihn nicht sehrund imAugen- blickistgegendierussischeUebermachtnichts auszurichten. Das weißderMoskowiter; erwirft seinen Degen ausdieKarte, daß derTischdröhnt,undfragt nocheinmal :JaoderNein? Dieklei- nenJaPaner behorchen einandermitraschemBlick. Gegensolchen Uebersall ist ihrLandnicht gerüstet; sie müssen nachgeben. Wie einAechzen gehts durchdasstille Zimmer;dann: Wir räumen PortArthur,sobald Chinadiefälligen dreißigMillionenTaels, alsersteRate,gezahlt hat. Das,denkensie,kannsinseinerGeld- klemme nicht; und so gewinnenwirZeit.Doch RußlandhatEile.- NochimMai istHerrRothsteim derDirektor derpetersburger Jnternationalen Bank,inParis undschließt,·inWittesAustrag,.

einen Anleihevertrag, derdenChinesen,unter russischer Bürg- schast, vierhundertMillionen Francs sichert.Seit demzehnten MaitagdesJahres 1895 weißJapan, daß Liautung, trotzdem- Warnerrath des weisenLi-Hung-Tschang,das Zielmoskowiti- schenStrebens istund daßdieZwirnssädendesBölkerrechtesdie- sanrang nichtzu binden vermögen. Welches Rechtalleinwirkt, haben sie erkannt,als derrussischeAdmiralMakarow seinenDe- genausdenTischwars.JhmundseinemAdmiralschifs,dem»Pe- tropawlowsk«,hateinevon denJapanern gelegteSeemine den Untergangbereitet;fast aufdenTagneun JahrenachdemFrie- densschlußvon Shimonoseki,um dessenFruchtMakarow Jung-- nippon geprellthatte. SechsJahreund neun Monate hatdas blaue BussenkreuzimweißenFeldedenSchiffen,die der Mün- dungdesPeislusses nahten, diestolzeBotschaftzugerusen:Bis hierher,vomWeißenbisans GelbeMeer, reichtdieMacht des

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Extra etintra. 311

HerrnallerRcusseni SechsJahreundneun Monate nur. Vom April1898 an winkte esüber die Wälle. AmerstenJanuartag des Jahres 1905 ließGeneral StoesseldieweißeFlaggehissen.

War mitLiautung nichtauchschonKorea erobert? Noch nicht.UmdieHalbinselaus chinesischerBormundschaftzulösen, hattendieJapaner1894denKriegbegonnen;undvomSohndes HimmelsdenVerzicht auf seinLehnsherrnrechterzwungen. Korea war unabhängig;und wurde heimlichvon denJapanern regirt.

Nichtheimlichgenug·JmSiegerstolzhattendiesonstso nüchternen Leutevon Rippon dasAugenmaß fürdas jetzt schonErreichbare verloren. Sie mordeten dieKönigin, die,als FeindinallerNe- formen,denJnsulanereinflußzu dämmen versuchtunddieEnt- lassungdesihm günstigen Ministeriums durchgesetzt hatte,und behandeltendenverängstetenKönigalsStaatsgefangenen. Diese FehlernütztendieRussenagentenmitschlauerEmsigkeit.Sieschür- tenin demträgunterm SchneckenwappenhindämmerndenVolk denJapanerhaßund riefen,als derBoden bereitet schien,ein MarinedetachementnachTschimulpo.JmFebruar 1896erfuhren wir,derKönigvonKorea seidenJapanern entschlüpftundhabe beiNußlands Gesandten Obdach gefunden; zweihundertrussische Seesoldaten stellten ihmnun dieLeibwache.Balddanach, erhabe zweiMinister alsHochverräther hinrichten lassenundwollefort- annur demRussenrath folgen.AmzwölftenOktober 1897erhöht erKorea indenRang derKaiserreiche:um dem Erdrund zu zeigen, daßerkeines Mächtigen Vasall mehr sei.Jneinem vom

FürstenLobanow undvomMarschall Yamagata unterzeichneten Vertrag verpflichten RußlandundJapan sich,dieUnabhängig- keit desKaiserreicheszuachten, jedeEinmischungindieLandes- geschäftezu meiden und ihreSchutztruppenaufderHalbinselnie- mals über diePräsenzzifser vontausendMann hinaus wachsenzu lassen;dieNechtsansprüche auf öffentlicheArbeitenwerden genau abgegrenzt.Ungefährum dieZeitdesBoxerkrieges regten sichin Petersburg, inMoskau undWladiwostokneue Tendenzen. Jn derMandschurei hattenFabrikanten, Lieferanten, Spekulanten ungeheureSummenverdient undertrogen;andemBahnbau,den Festungwerken, deraus demBoden gezaubertenWunderstadt Dalnij. Dieser Segen gingnun mählichzu Ende;und dieGe- schäftsleuteundSchwindler schniiffelten nachneuer Geldmacher- gelegenheit.Wenn man dieBahnbis indenHafenvonFusan

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312 DieZukunft.

führen könnte;mittendurchKorea! Dawäre Etwas zuholen.Und

warum nicht?Eigentlich gehörtdieHalbinselzurMandschurei;

wir hätten sie längst nehmen sollen.Waren nur wieder malzu bescheiden.KeineMachtkannuns zwingen,amrechtenUferdes Yaluzu bleiben. WieinallerKolonialgeschichtesooft schon,ver- bündetGeldgier sichstolzemNationalgefühLKorea wirdwieder das ZielrussischerExpansion.Jm August1903ersuchtHerrKu- rino,Japans BotschafterinPetersburg, denGrafenLamsdorff, dieAnerkennung derThatsachezuerwirken, daßKoreazurjapa- nischenEinflußsphäregehöreundnur Japan berechtigt sei,mit- politischem RathundmilitärischerThataufderHalbinselzu inter- veniren. ErsteAntwort: Admiral Alexejew (dendasGerüchtmit denGeschäftsspekulationeninBerbindungbringt)wirdzumStatt- halterdesKaisersimAmurgebieternannt unddiejapanischeRe- girungaufgefordert, mitihmzuverhandeln. DerAmurdiktator sprichtlaut: ,,Wirbleiben,bis wirerreichthaben,waswirwollen. « UndBaron Rosen,der dasZarenreichinTokio vertritt,kannsich mitdemjapanischen Minister Baron Komura nun nicht einigen.

DieYOU-Gesellschafterinnert sicheiner Jahre lang unbenutzten Konzession, fängt,unter derLeitungdesHerrnGünsburg,an, diekoreanischenWälder flinkabzuholzen,und ruft (zum Schutz ihrer Arbeiter?) Kosakenins Land. DreisibirischeRegimenter, hörtman, sind aufdemMarsch nachderYalugrenze. Amelften Dezembererklärt sichRußland zwarzurAnerkennungderjapa- nischen Rechte auf Korea bereit; stelltaber dieBedingung, daß aufderHalbinseleineneutraleZone geschaffenwerde. Nein. Die Japaner sind nicht längerzuhalten.Siefühlen sich; wissen,was sieseitdem schmählichenTag vonTschifu geleistet,getragenhaben.

Unter dergehäuften Lastderneuen Steuern, deren Ertragfür LandheerundFlotte gebrauchtwurde,hatsichinzweiJahrendas Leben inTokioumsFünffache vertheuert. Sollen alldieseOpfer unbelohnt bleiben? ,,Diesmal findetuns derFeindaus Nor- dengerüstet;und gegen denEingriffeiner dritten Macht schützt uns das mitEngland geschlosseneBündniß.Wir dürfen nicht warten, bisNußlandeineArmee amYalu hat. UnserTagbricht an;unser Nothstift umzäunt jetztdenverbotenen Bezirkund wir werfendas Schwert aufdenBathstisch Korea muß unser sein«

Wirds abernoch nicht.Seit demAugust1904steht seine Diplo- matie undFinanzverwaltung unterjapanifcherKontrole;seitdem

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Extraetintra. 313

Frieden vonPortsmouth wird-es vonjapanischenEinwanderern überschwemmt.Wahrtaber nochdenSchein derUnabhängigkeit.

DieistvomKaiserMutsuhitofeierlich anerkannt,vonfeinenRäthen oftgenug bestätigtworden. AufdenschwankenGrund solcher Worte baut derHofvonSöul seineHoffnung. Zwarsinddrei Viertel des HalbinselhandelsinJapanerhändenunddiewich- tigstenBeamten sachtindenInteressenkreis derEindringlinge gezogen; doch derganze HofdenktwiederMinisterYongsTscham Min: »Unsere Unabhängigkeitwirdunter allenUmständenge- achtet.«Und das niemals inernsteKraftanstrengung gewöhnte Volk siehtdemMachtstreit fast gleichgiltigzu.DieJapaner haßt es;nicht erst, seit siemitHenkergrausamkeitimLandhausen: hat sie längst,wiejedechinesisch gefärbteSeele thut, ingrimmigge- haßt. Bisher aberniemehralskleinePutsche gewagt.DieEnt- thronungdesKaisers Yi-Höng (derDelegirte nachdemHaagge- schicktund,daFürst JtoihmBertragsbruch vorwarf,behauptet hatte,dieKoreaner seien ohneseinenAuftrag imKonserenzpalast erschienen)unddieVerpflichtungdesihmnachfolgendenSohnes zu einerVasallenrollehatimJuli1907 dieGemüther erregtund in Südkorea Straßenkämpfe bewirkt,indenen dreihundertJapaner fielen.DieFolgewar einMassengemetzelzganzeDörferwurden von demunbarmherzigen RächerzerstörtunddieProvinzen,von

KjöngfangbisFusan,inKirchhofsruhegezwungen. KeineMacht widerspräch.Jto hatte früh erkannt,daszdieHerrschaftüberKorea erst völlig gesichert sein werde, wenn manmitNußland,demNach- barinderKüstenprovinz, einig geworden sei.Das Abkommen, das er(imEinverständnißmitseinemFreund Yamagataund dem GrafenJnuye) 1901inPetersburg vorschlug, paßtedenVezo- brazowund anderen Mineninteressenten nichtundwurde drum auchvonNikolaiAlexandrowitschabgelehnt. Jetzt erst, nachder UnterzeichnungdesSchutz-undTrutzbündnissesmitNußland, kannJapan ausderHalbinselschalten,wieihmbeliebt. DreiErd- theile sreuensich:denn während Japandas großeKorea verspeist undverdaut,brauchtesnicht nachJndochina,demPhilippinen- ArchipelunddemKap Londonderryzuschielen.VomOktober1897 bis in denAugust1910war Korea einKaiserreich.Nun istsdie Japanerprovinszcho-Sen. UndwiederName, so soll auchdas Volk,solldernationale Geist diesesLandes verschwinden.Die Ko- reaner, heißtsinTokio, sindalsVolknichtlebensfähig,durchver-

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314 DieZukunft-

nünftigenRath nichtzunützlichemFortschrittzubringen.Deshalb müssensie ausgerodetoderinSklavenhörigkeitgepferchtwerden.

Japan brauchtKorea. ZwarhatHerrTsudsuki, JapansErster Delegirter, 1907imHaag bestritten, daß seinVaterland aufEx- pansionangewiesensei.,,Wir habennochungeheureFlächenunbe- bautenVodens «WannaberhabenJapanernichtjedes demNach- bargefährlicheTrachtenbestritten?BissieinBereitschaftwaren, haben sie stetsdie Rolle desArglosen gemimt,der keinWässer- chentrübenwillund kann. Jetzt sind siebereit. Jn anderthalb Jahrensind, nachdemportsmouther Friedensfchluß,260Vanken undJndustriegesellschaftenmiteinemKapitalvon250Millionen Dollars gegründetworden. Die heischenBethätigungmöglich- keit. AusKorea istvielzuholen (Kohle, Eisen,Blei, Kupfer, Gold, vieleNährstoffarten);abernur, wenn dieHalbinselganzunter- jochtundvon dichten Mengen japanischerArbeiter bevölkertist.

ZehnMillionen Menschenaufeinem Flächenraumvon 218600 Quadratkilometerm daist fürEinwanderer Platz.Und derWeg vonShimonosekiüber dieTsushimastraßenach Fusan ist kurzund billig. Muß nichtdenärmstenKuliselbstdieAussicht locken,aufKo- readenHerrnspielenundMännern,dievordemFalldesKaiser- reicheszumAdel,zumOffiziercorps gehörten,dieGebieterfaust zeigenzu können?Japanwirdaus diesemLandEtwas machen- Und heute nicht mehr (wieman vorfünfJahren noch annehmen konnte)daran denken,denChinesenKwangtung zurückzugeben- Kontinentalmachtersten Nanges: der Gedanke läßt auch denHe- min,derProletarierschaar, dasHerz höherschlagen.DieKriege,in denen zuerst China,dannNußlandvonKorea weggedrängtwur- den,sind also doch nicht ohneErtraggeblieben.Ob dieHalbinsel demJapanerreich einstzumJrland werden kann? Danachwird imRauschlange erstrebtenGlückes nicht gefragt. DochJapanist fortankeinJnselimperium; hat,wenn China erwachtoderNuß- land erstarkt,eine Landgrenzezuvertheidigen. Und könnte aus Vritaniens Geschichte lernen, daßesnichtimmer klug ist,im Ausdehnungdrang aufdenBortheil insularerLagezuverzichten.

»Wenndie Völkerwüßten,mit wiegeringem Verstandes- aufwand ihreWelt regirt wird,würden sie staunen«:der Rück-·

blickauf dreiLustreneuropäischerPolitikruftdasWort desdrit- tenPapstesJulius ins Gedächtniß Jahrzehnte mögen, Jahr- hundertegarverstreichen, ehedemSchoß russischeroderchinesischer

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Extra etintra. 315

Erde sichder Retter entbindet, der,wiedasMädchenvonOrleans einst,denfrechenEroberer auf seineJnsel zurückscheucht.Mit trüb umnebeltemNimbus steht aber,heute schon, Europavordem Asiatenauge.1895wirdJapan gehindert,seine Kriegsbeuteheim- zuholen;1910hat esAlles, was seinHerz(fürs Erste)begehrt,ist Vriten, Rufsen,Franzosenverbündet undkannunsdieHandels- bedingungendiktiren. 1897schicktderDeutscheKaiser seinenVru- der,1910 seinen ältestenSohn nach Ostasien; Heinrich foll,wenns nöthig wird,mitgepanzerter FaustfürdieheiligstenGüter der ChristenheitgegendiegelbeRassefechten,WilhelmmitartigerNe- de in Tokio unsFreundschaftwerben. Peccator?Europa hat selbst sichdieGeißelgeflochten: undhofftnun,ungestriemt ihrem Schlag ausbiegenzu können. Weil derDeutscheKaiser PoseidonsDrei- zackund das Weltarbitrium für sich geheischt,dieVuren zum Kampf ermuntert,diegelbegegendieweißeMenschheitaufgeregt, nachostasiatischemBesitzdieHand gestreckt, sichdenAdmiral des AtlantischenOzeansgenannt, imKhalifatundimScherifenreich diecRolle desJslamretters ansich gerissen hat, haben dieMächte sichgegen die,,deutscheGefahr«, nichtgegen diegelbe,verlobt.

DarfNippon,darfsogardasOsmanenreichheute nach willkürlicher Laune schalten.Tante EuropaistimErdostenblamirt. Und der greife Tenno,derKotei desJapanerheeres, kann lachen-

Febris recurrens.

KronprinzWilhelm von Preußen istzumEhrenrektor der königsbergerAlbertus-Universität gewähltworden und hatin seinerAntrittsrede gesagt,was ervon denHochschullehrerner- warte. Sie sollendemdeutschenPolk denWegweisen, aufdem esdieihmgebührendeWeltstellungerreichenkann. DieseStellung ist also, nachderUeberzeugungdesMannes, dereinstDeutscher Kaiser heißen soll, noch nicht erreicht;unddenansZielführenden Wegsollen Professorenuns zeigen.Denen damit einpolitisches Amt,ein mitihrem Lehrauftrag unvereinbares, zugemuthetwird.

UntersolcherFührungkämenwirgewißnichtweit.Demberühmten Professor Pirchow hatVismarck imDezember1863 zugerufen:

»Die Politik istkeine exakteWissenschaft. Jcherkenne diehohe Bedeutung desHerrnPorredners inseinemFachvollkommen an; wenn ersichaber ausseinemGebiet entferntundunzünftig aufmein Feld übergeht,so mußich ihm sagen, daßseinUrtheiliiberPolitik

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316 DieZukunft.

ziemlich leicht für mich wiegt.«Einprofessor vonausrechtemBeken- nermuth müßtediekronprinzlicheZumuthung abwehren;undkaut antworten, daß schonzurErkenntnißdespolitisch Nothwendigen undMöglicheneinZeitaufwandgehört,den dernachWissenschaft Strebende niemals ungestraft leistenkannDieRede desEhrenrek-- torsmündete indenSatz: »Nichtdamit alleinistuns gedient,die SchwächenundMängel unseresLandes zuerkennen,denn diese ErkenntnißführtleichtzuVerdrossenheitund unfruchtbarerKritik; vielmehrsehnenwirunsnach derVetonungunseres deutsch-natio- nalen VolksthumesimGegensatzzuinternationalisirenden Bestre- bungen,dieunseregesunde völkischeEigenartzuverwischendro- hen.« Sehr gut gemeint;nur, leider, sehrunglücklichausgedrückt.

Wer einenhöherenNang erreichen will,mußzunächstseinesWe- sensSchwächen undMängel,die ihn so lange hemmten,zuerkennen suchen; hatkeinewichtigerePflicht.UnddaßKritikunfruchtbarblei- benmüsse,dürfteinderStadtKants selbsteinMagnikiceniissjmus nichtbehaupten. Wird, nach zweiundzwanzigjähriger Regirung WilhelmsdesZweiten,das»deutsch-nationale Bolksthum«noch immernichtstarkgenug »betont«undsollte nutzlosdieLuftmassebe- wegendeBetonungnichtallgemachnützlicherVewährungweichen?

DerKronprinz wünscht,daßderDeutschedeutschbleibe. Mit ihm wirdsJederwünschen,derdeutsches Volksthumliebt.Daß diesem Bolksthumaber,,Verwischung«drohe, dürftederNachbarnicht ausdem Munde desDeutschenKronprinzen hören.Siedrohtihm auchnicht; solcheFurchtstammtaus blinder Verdrossenheit Der EhrenrektorderAlbertina weistdenProfessoreneineAufgabezu, die sienicht bewältigenkönnen undderenAnnahme sievonderLehr- pflicht,Wissenschaftzuverbreiten, abziehen müßte; erunterschätzt diefördernde Kraftkritischer Erkenntniß,warntvor derEntschleie- rungnational erSchwäche,enthülltdann,mitfehlgreifenderHand, selbstdieschlimmsteallerBolksschwächen,eine,derenOffenbarung feindliche Hoffnungnährenkann,undklagt,alshöchsterVertreter eineraus denSpeichernallerKulturvölker gespeistenUniversitas, über,,internationalisirende Bestrebungen«,ohnediegründliche Gelehrsamkeitheutedoch undenkbarist.Warsnöthig?Konnte der Hangins Lehrhaste,MagistralenichtinEinem,demzuirgend- einer LeistungfürsVaterland noch nichtdieGelegenheitward, füreinWeilchengehemmtwerden? Als Wilhelms SohnFried- richWilhelmam zwanzigstenJuli1862imEhrenkleid derMags

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