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Die Zukunft, 2. Juli, Jahrg. XVIII, Bd. 72, Nr 40.

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Academic year: 2022

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(1)

xVIIL Jahrg. Yetlimden2.JuliUm. Eli-.40.

Herausgehen

Maximilian Hardm

Inhalte

Seite

pirrmenk .. ........................... 1

Beicht-. VonOeorg Brandes .................... 16

Uns dem Biehsrlxesnrclxiw Von Elisabeth Förstctsllieysche . .... 21

Englands Rinanxem VonAdrian polly«....".........·. 27

Infanga. Voncadon ................ .. ·.. 82

Nachdruck verboten.

f

Erscheint jeden Sonnabend.

Preisvierteljähpiich5Mark,die eins-tmNumm- 50Pf.

Berlin.

Verlagder Zukunft.

WilhelmstiaßeZa.

1910.

(2)

Abonnement

pro

Ouartal m.5.—,

pro Jahr

M.20.——.

Unter

Kreuzbancl

bezogen

M.5.65,

pro Jahr

M.22.so.

Ausland

Ins Zo.

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M.25.2e.

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(3)

WieZukunft-ski-

Herausgehen

Maximilian Kardew H

Zweiundsieltenxigller Bank-.

Berlin-, Verlag der Zukunft.

1910.

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(5)

Inhalt.

Aktienwillkür ........132 Allcnsteiner Lehren s.Resi-

dua.

Amici . ..........171 Anleihen s.Noth.

Arrhenius .........151 Beichte«.......... . 16 Briefan Madriz s. Parasi-

pomena, s. a; Weiße

Frau.

Briefe, zwei........ .

Brüsseler Ausstellung s.

Deutschl-and.

Centrumspartei s. Pirement.

Dernburgf.Onheroes.

Deutsch-französischeVersöh- nung s.Paraslipomena Deutschland inBrüssel. ...186 Deutschland, imneuen. ...379 Deutsch-Luxemburgische Verg-

werkgesellschaft s. Montan- hausse.

Eberbach s. Aktienwi-llkür.

Elektrobanken ...... .. 98 Encyklisches...... .·.135 EnglischeLiberalismus, der .292 372

Erbbau ·.... ......368 Extra etjntra ... ...·.307 Fehmes. moderne.

Flieget-,der... ......221 Franz Joseph.. ....·.239 Freihandel inSicht? ..304 Freunde des Kaiserss. Amici.

Fromer, Jakob s. Moderne Fehme.

Fritzvon Preußens. cRemi-- niscere.

Gebot,daseinzige......

Gespenster... ....... Goldschutzpolitik.. ..... Herbstrevue ......... Heuertsensation s.Nesidua Hofinger, Pfarrer s. Jung-

fernschiule HohenlohesLangenburg s.Ne-

sidua.

Hohenzollern s.Paralipo- mena, s.a.Reminiscere Howaldtwerkes. Aktienwill-

kür.

Hüttenzechen s. Kohlensyn- dikat.

Hysterie? wasist....... Japan s. Weiße Fran, s.a.

Extra et intra.

«

Jtalienische Pastelle .. ... Jungfernschule, die Katanga Kaufmann, der s.Briefe.

Klassizismus s. Romantik.

Klöckner, Peter Kohlensyndikat, das .. ...

Königsberger Rede des Kaisers s.Extra etintra, s.a.Pa- ra-lipomena.

KönigsbergerRede desKron- prinzen s.Extra et intra.

Konservative Partei s. Pires ment.

Korea s.Extra etintra.

353 205 231 427

349

426 137 22

.373

193 166

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Krisis,die, desKatholizismus 409 Kulturkamps s. Gespenster-.

Kupfers. Katanga.

Khsfhäuserhütte s.

willkür- Lentze,Dr.s. Pirement.

Liberalismus s.Pirement, s.a. englischer- Literatur

Luise,Königin von Preußen s. Weiße Frau.

Madriz, Präsidentvon Nim- ragua s. Weiße Frau, s.a.

Paralipomena.

Mahler, Gustav, an. .... Messels. Paralipomena.

Mignons, die ........

Ministerwechsel s.Nesidua, s.a.Pirement.

·

Aktien-

320

258

323

Miråio .......... .363 Moder-ne Fehme ..... .335 Montanhausse ..... ..265 Montanindustrie s. K-löckner.

Montenegro s.Tscherna- gora.

Niederdeutsche Bank. ....

Nietzsche-Archiv,aus dem .. Nobelpreis s. Weiße Frau.

Noth,die,unsererAnleihen. 83 241 21

011heroes..........268 Opernhauss. Para«lipomena.

Ovita ... ·........225 Paralipomena .......341 Penthesilea ........ .394 Pius IX.s.Gespenster.

Polenpolitik ..... ... 52 Radioaktivität desMenschen.295 s.a. Briese ...·. ·.372

Reichspolitik s. Pirement.

Reichstag s. Pirement.

Reichs-und Staatsanleihen s.

Noth unserer Anleihen.

Nembrandt ·.. .·..126,363 Reminiscere ...·....375 Nesidua ....·...... 69 Rheinbaben, von s.Vires

ment.

Romantik und Klassizismus. 254 Russischsjapanisches Vündniß

s. Weiße Frau.

NußlandsFinanzen. .... 27 Schoen,von s. Pirement.

SchoenebecksIl ....... 35 s.a. Nesidua.

Schulelend, wider das. ...120 Selbstanzeigen ..161,261,359 Sexuelle Aufklärungs. Ju ng-

fernschule.

Shakespeares Sonette .... 65 Spekulanten ..... ...389 Staat und Kirche s. Ge-

spenster.

Strafgerichtsversassung s.Ne- s idua.

Stranz, Joseph .......164 Thebens Forum, auf ..88 Thyssens. Klöckner.

Tschernagora ........273 Unsehlbarkeit des Papstes s.

Gespenster.

Pirement ...·.. ·. .. 1 Weiße Frau, die.......103 Wünschelruthes. Nadio-

aktivität.

Zahlungbilanz, die, derGene- rationen ... ...·..424

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iv.

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OTHER-Osqu «-

FRka

Berlin, den 2.Juli 1910.

, »du-V I

Virement.

1907.

. .asdeutscheVolkhatdas Recht erworben, sein politisches Geschäft selbstzu leiten. DurchdasfürseinenumerischeGel- tungundfür seinenWohlstand Geleistete. DurchdasVermögen, MenschenzugebärenundWerthezuschaffen.Warum kannein Volk,dasinHausundHof,Laboratorium undFabrik, Kaserne undHörsaalUnübertrossenesleistet, trotzallerGunstderZeitund desZufallsseinennationalenMachtbereich nichtweiterdehnen?

LängstfragensinBekümmernißalleErnsthaftenimLand.Jahre langließenwir unseinlullen undwähnten,nur Grillenfängerund KlugschwätzersähendendeutschenHimmelumdüstertAusdiesem Wahnsindwirerwacht;undderLärm,deruns ausrüttelte, hat uns erkennen gelehrt,wievielschon verthan,unrettbar verloren ist. Mit unseremWillen sollnicht noch mehrverloren werden;

und daß unserWille auch ferner unwirksam bleibe, müssenwir hindern.Dem tüchtigstenVolkMitteleuropas kanns nichtgarso schwer werden, sichfähigeGeschäftsführerzubestellen.Daskann es,ohnediewirklichen,vonderReichsverfassungumschriebenen RechtedesErsten deutschenFürstenirgendwozuschmälern.Wir brauchen Ruhe. Nicht,um mitdemletztenWiderhalldes Ge- klappersimOhr einzuschlafen,nein: um alswacheundmündige MenschenungestörtunsmitdenDingen zubeschäftigen,die dem ReichandieHautgehen. Wirbrauchen Freude.Nicht,weil wir denNarrenwunschhegen, amusirtzu werden ; nein: weil dieSeele

I

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2 DieZukunft-

deswicmöv Wes-,deslogauischen,,gesellichtenThieres«ohne freu- diges Erlebniszverdorren muß.Undseit Jahren hatdieReichs- politikdem Deutschenkeineernste,imRhythmus des Volks- empfindensnachklingende Freude beschert.Wir brauchenFrei- heitvondemHerrschgelüsten,demgeräuschvollenoderleisen,Un- zulänglicher,dienicht genöthigtwaren, in einem vonunbestech- lichen, unerbittlichenRichternzuentscheidendenAusleseprozeß ihrenRechtsanspruchzuerweisen.Das deutscheVolkistnichtfrei:

denn dieEinrichtungen,unter denen eslebt,genügenseinemVe- dürfnisznicht,und eswird nichtvonDenen regirt,die unbarm- herzigeSelektion alsdiefür solcheAufgabeTauglichstenbewährt hat.DieEinrichtungenstammenaus einerZeit,dieunsereWirth- schaftstruktur, staatlicheundprivate,noch nicht ahnenkonnteund die Mär von solcherEntwickelungwieeinKapitelausderUtopia einesneuenMore belächelthätte;dasregirendePers onalist fürdie Erfüllung heute drängender Pflichtnichtvorgebildet Derdeutsche Staatwar einstvielleichtdasVeste,Vornehmste,Brauchbarste,was sicherreichen ließ;darf seinGefüge deshalbniemals angetastetwer- den?DerArchaeopteryxwar(mitdem Reptiliens chwanz)imReich derLüfte einstKönig:undwirdjetztnur noch inMineralogischen Museenbestaunt.DerStaatistNothbehelfz istnichtderZweck,nicht dasZielnationalenLebens Sollder Staat umdes Staates willen erhaltenwerden? »Der Sabbath istum desMenschenwillen ge- macht, nichtderMenschum desSabbaths willen;desMenschen Sohn isteinHerr auchdesSabbaths.«So sprachderWeiseaus Galiaea zu denPharisäern.Zuihnen,auch nachdemEvangelium Marci,fernerwarnend: ,,Niemand flickteinenLappenvonneuem

TuchaneinaltKleid ; dennderneue Lappen reißetdochvomalten und derRißwirdärger.UndNiemand fassetMostin alteSchlau- che;anders zerreißetderMostdieSchläucheundder Wein wird verschüttetund dieSchläuchekommenum. Sondern mansollMost inneueSchläuchefassen.«SoistesauchmitdemStaat. Kein Flickwerkkannhelfen.Derneue Gedankefordertein neues Kleid.

DergährendeTranktaugtnichtindenalten,undichten Behälter.

Nach emsigerund geräuschloserVorarbeit wäreeineVer- ständigungderKonservativenmit einemTheilderLiberalendenk- bar;wenn einStaatsmann präsidirte.Derwürde zu denKonser-

vativen sprechen:»Ihrmüßtüber denTaghinaus vorsorgen·

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Pirement. 3 Bleibt JhrdiePreußischeJunkerpartei,blind vor allengroßen ZeichenderZeit,dann entwaffnetEuchnächstensderHaß. Auf das Centrum könntJhrnicht langemehr sicher rechnen.Das ist übermorgen vielleichteinedemokratischePartei, der dieAdeligen gernentliefen,wenn siederGefolgschaft sicherwären. HabtJhr nieandieNothwendigkeiteinerModernisirung gedacht2Diereiche Bourgeoisieist aufdem MarschzurMacht; stehtschon dichtvorder Höhe.Wollt Jhrmitihr regirenoderwarten,bis derVelagerer EucheineSchanze nachder anderen abtrotzt?AuchdieGroßin- dustriellenundGroßhändlerwollen Bestehendeserhalten. Das, wassiebrauchen,natürlichnur.3audert nicht trägvor derFrage, wasJhr thun sollt.Seid brünstigimGeist, mahntderApostel,und schicketEuchin dieZeit.Wozudientall der alteStapelkram, der EuerLager füllt? GehtinsPolkzdieTagederPrivilegirung sind dahin.SichertEuchdieKlassenexistenzundfragt nicht,was An- derelernen undwieoft siebetenHaltet Euchnichtbei derSehn- suchtnachStaatsstreichen undRechtsbefchränkungenauf.Das Klima,dasEuropa jetzt hat,istsolchen Plänen nicht günstig.Habs- burg selbst hats eingesehen.JhrsolltdenEkelnamen derReaktio- näre loswerden undungefährdet fortanimAgrarbesitzrechtwoh- nen. Pflichteninternationaler und nationaler Politik heischendas Opfer; dasEuch ja nicht allzu schwerwerden kann.Zur Stillung Eures metaphysischenBedürfnisseswirdsnoch reichen, auchwenn ReligionoffiziellfürPrivatsacheerklärtist. MüßtJhrdennim-

mer alsdieFeinde derVildungverschrienwerden? AlsdieLeute, diedenHutgegendenStrich bürsten? Wollt Jhr Fossilienwer- den,daß imNeichderGroßindustriederFremde bittet,nachalten KirchenundSchloßruinen ihm aucheinenüberlebenden hobereau zuzeigen? Jhrhabts nichtnöthig.SeidstarkeKerle,die injedem Verufraschwas vorsichbringen,injedembaldvornan seinkönnen.

VlicktnachEngland hinüber.Jstda derAdel ohnmächtig?Arm?

Perhaßt? Aergerts ihn, daß auchAndere vorwärtskommen und dieWelt unter Alberts Sohn nicht mehr aussahwieunter Karl Stuart? DaßderAbsolutismus, von demIhrträumtet,Euch nichtmehr behagt,habtJhrnun erfahren. Auchmiteineranderen PersönlichkeitalsTrägerwürdeerEuch nicht mehr nützen:denn erkannheutenur nochcaefariftisch odermammonistischsein. Also miteinem KopfsprunginsfließendeWasser!Was könntJhrmit

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4 DieZukunft.

Euren fünfzigMann imReichstag durchsehen?Jhrwollt die Leutedernouxsellescouches nichtinsHellelassen,weilsieEuch an denKragen möchten,EuchdieLebensmöglichkeitkürzen.Das thunsie,weilsieglauben,nur auf dieseArt mitEuch fertigwer- denzukönnen;undfertigwerden wollen: dennJhrsperrt ihnen jadenWegundmöchtetdie Quellen ihrerBildung,ihres Reich- thumes,ihrerMacht amLiebsten verschütten.SchließetFrieden2 AuchmirgefieleeinluftigerBauernstaatmehr als einermitKoh- lenstaubundProletarierkasernen. Aber allunser Sehnen ruft ihn nicht zurück.Wenn wirreich sein wollen, müssenwirunsere (vicl zuenge)Welt fürdieKulturform derJndustrieeinrichten.Und noblerists,EureSöhne mitmachenalssieBankiertöchterheirathen zulassen,dieEuchdieRasseverderben. Eure Rolle ist noch nicht ausgespielt. Große Aufgabenwarten. Jhrkönnt imErstenGlied bleiben, wennJhr nichtgouvernementalundnichtrückständigseid.

Konservativ möchtenVielesein.AlleanderErhaltungdesReiches Jnteressirten.Ermöglichtihnen, mitEuchzugehen: Jhr habt sie.« Und zuden Liberalen sprächeder Vermittler: »Was fehlt Euch?Jhr seid reich geworden,könntTitel, Adelsbriefeund Or- denkaufenund gebietetimökonomischenUnterbauderGesellschaft.

AuchDieunter EuchzuJakobsSöhnen zählen,könneneigent- lichnur nochdarüberklagen, daßihre Söhne nichtOffiziere,Ge- richtspräsidenten,""Provinzspitzen,Ministerwerden.Diepolitische Machtaberhabt Jhr nichtzu erobern vermocht;dürstet,nachEurer Leistung,einen größeren Theildavon fordern, als erbisheute Euchward. Daßesso kam, istEure Schuld. Jhrhabt jede Steuer wieeinRationalunglückbegreint und, rechtkindisch,ge- than,alssteckederFinanzministerdenErtraginseineTasche. Jhr habtdemStaate dieMachtmittelgeweigert. Wolltet dem Genius dieLockenscheerenundschäumtet,daersichvon Euren Philister- strickennichtbindenließ.Als dieSchwachensichschaartenund in Rodbertus, Wagener, Lassalle,Ketteler, Marx Führerfanden, alsvonder Katheder,derKanzeleinmilder,nichtdemokratischer Sozialismus gepredigtwurde undunserStaat sichderneuen Wollens zoneanzupassenbegann, saßetJhrinManchester,prieset denSegenderSelbsthilfe,wähntet,mitformalerRechtsgleichheit (diedemBesitzlosenwenig frommt) seiAlles gethan,undwolltet demStaatnachEurerMöglichkeitdenWirkensbezirkbeschränken.

StöhntetinethischerHochstimmungüber,Jnteressenvertretung«,

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Virement. 5

diedochderzunächstwichtigeSinn undZweckpolitischerArbeit istundsicher nützlicherals dasPhrasierwesenEurerblüthenlosen Maienzeit. Statt nachderMachtzustreben,wolltet Jhr die Niachtinhaberärgern, ihnen,als filzigeKalkulatoren, dasLeben verleiden. Was heißtbei uns heute ,entschiedenliberal«?Ein VischenPfafsenhetze,einBischenGemurr gegenden,Militaris- mus«; KriegdenJunkernundihremZollschutzanspruch:dahabt Jhrsungefähr.Undmitso dürftigemProgramm stellt Jhr Euch, als habet JhrdieKalokagathieinErbpachtgenommen, alsseiet nur Jhrredlich, tapferund weiseundjederAndere einWicht, Geck,Volksbetrüger. Jhr habtdas Geld, habtdieBildung, diePresse:undEure politischeBilanz sieht jämmerlichaus. Laßt das HolzpapiermitdengroßenWorten endlich gilben.Schafft EureniPolitisiren eineanhalt. Warum schmähtJhrdieJunker?

Sie drückenEuch längst nicht mehr;Ihrhabtkeinenstichhaltigen Grund, sie,wiederParias diehöherenHindukastemheute noch zuhassen. DaßsieEuch manchmal noch lästig sindundder Nio- dernisirung des Staates widerstreben: abermals vestra culpa.

JhrwolltihnendieKehlezuschnüren:undsie wehrenEuchab.

Wir brauchen sieundmüssendeshalb auch dafür sorgen, daß sie nichtverkümmern undaussterben. JnaltemUrtheil, dasdenBe- griff ,Bornehmheit«prägte, wohntSinn. Nicht,weilihre Ahnen amHofder Askanier undNürnbergerdienten, schätzenwirdiese Geschlechterhöheralsandere, sondern,weil sie aus guteZucht hielten, aufreines BlutundedleRasse,undihreKinder gewöhn- ten,imEhrenpunkt empfindlichzusein. Seht siean,dieschlanken Leiberundfeinen Köpfe:undsagtmirdann aufrichtig,ob wirsie alsanthropologischenundmilitärischenWerthsaktor heute schon entbehren können,wenn wir unsalsHerrenvolkbehauptenwol- len. Modernste Wissenschaft bezeugtdieWichtigkeitderAb- stammungaus einerlangen Reihe sauberer,wohlhäbiginguter Lufterwachsener,vom strengsten Ehrenkodex beherrschterMen- schen.Zwingt sienicht,dieFeindeEurer Wünschezu bleiben- Liberalismus hatnichtsmitFreihandel zuthunund hört nicht hintereinembestimmtenZolltarifsatzaus.Ehamberlainistder radi- kalsteFördererpolitischerFreiheitundJaurås bewilligtderfran- zösischenFeldfrucht denZollschutz.Wenn Kohleund Kupfer, Baumwolle undGeldtheurer wird, nehmtJhrs hin,wieanderen Lander Welt. Warum brülltJhr,wenn derPreis desVrotes

O,

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6 DieZukunft.

oderFleisches steigt? (Brüllt,trotzdemeinbeträchtlicherTheil desMehrgewinnes in dieTascheEurerLeute,derZwischenhänd- ler,sickert?) Weithr denGrundadel ruiniren möchtet.Und weil derGrundadel dieseAbsichterkannt hat,willerdenQuellEurer Macht verschütten.DreißigJahre fast währtderKampf. Hater Euch Nutzengebracht?All Eure Prophetenweisheit, dievonje- demSchutzzolldenUntergangderReichswirthschaftdatirte,ist zuSchande geworden.DasReich braucht Siedelstätten, Arbeit, Umlaufsmittel undstarke deutscheMenschen,dieseineAecker be- stellenundseine Maschinenbedienen. Diese Probleme sindviel wichtigerals dieZollfragen(die Euch nach Menschenermessen nicht lange mehr plagen werden). Gebt denKampf endlich auf, aus demlohnendeBeute dochnichtzuholen ist.DieIndustrie- arbeiter gewinntJhr fürs Erste nichtwiederzsieverlachen Eareys Lehrevon derHarmoniederInteressen.DieBauern locktJhr nichtaus demBunde derLandwirthe; allEure Berechnungen überzeugen sie nicht, daßbillige Frucht-undPiehpreise ihnendas Heil bringen.SchließtFriedenmitden Männern derAckerscholle.

Dann werden sie«Euch nicht hindern, das· Reich nachmodernem Bedürfnißzu möbliren. Dann kanndas schöne,allzu langeuns verekelte Wort,Liberal«wieder eineanhalt bekommen. Jhr habt Manchester geräumt; laßt auchdenletztenRestdesEobdenerbes

nun fahren. JetztsindEure Worthülsenleer.Millionen aberbe- .reit, fürdasLebensrechtdesmündigenVolkes zukämpfen-«

DieEinigung istnur möglich,wenn vomZielherdieMacht winkt.MancherStreit ist schnellgeschlichtetworden,alsdieSuppe aufgetragenwar. DemReichfehltderPulsschlag politischenLe- bens. Warum? Erstens, weildieVourgeoisie,dienun einmal dasHirn kapitalistischerStaaten ist, sovielGeld verdient,daß sie für PolitiknichtZeithat(und völlig vergißt,daß diese Politik ihr, wenns nocheineWeile soweiter gehtwieseit 1890,dasGeschäft gründlichverderben wird). Zweitens,weil keinePartei hoffen kann, sichzurHerrinderStaatsgewalt zumachen.Das ließ unser ElendzuhohenJahrenkommen. WersetztAllesaneinenKamps, der alsSiegespreis nur dieGenugthuung verheißt,denGegner mitderSpitzederLanzeundBayonnette unliebsamgekitzeltzu haben?AlsLandundMachtzuwachszu erobern war,habendie deutschenFürstenalten Zwiespalt geschlossen,hatder Mittels- bacher sogar aufdaserträumte Alternat imKaiseramtverzichtet.

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Birement. 7 Wenn einungewöhnlicherGewinn reizt,verbünden sichAktien- gesellschaften,diegestern verfeindetwaren. Die Hoffnungauf Profitüberwindet alleGefühlswiderstände.Wirwerden große Parteien undstarkeKoalitionen haben, sobald sichderMuthent- schließt,solchenGebilden dieMöglichkeit desNegirens zugeben.

Diese Sätzewurden in dererstenJanuarwochedesJahres 1907hier veröffentlicht.DieWege aber, aufdenen einedauer- bareVerständigungzuerreichen sein konnte, garnicht erstbetreten.

EineMixtur mochte, geschwind,dieHeilwirkung sichern.Warum sollte einBündnißderbeiden konservativenmitden vierliberalen Fraktionen nichtschnell,von heute aufmorgen, möglichwerden?

DieFreisinnigenweigerndasfür HeerundFlotteErforderliche janicht mehr.DieHandelsverträgelaufen noch lange Jahre; für TarifkämpfeistalsokeinNaum SolcheBerbündung schienkinder- leicht.Schien.Als demhastiggekittetenNothgebildder(dem SprachschatzElemenceaus entlehnte)Name ,,Block«gegebenwar, wurde hier gesagt: »Wennmans so hört,möchtsleidlichscheinen;

stehtaber dochimmer schiefdarum. DieKonservativen waren Jahre langdes Eentrums Bundesgenossen;warens gesternnoch:

undsollen heutediePartei bekriegen,diesie für ihreAgrarvolitik nicht entbehrenkönnen? Unter einem Banner mitDenen mar- schiren,dieihnen seit dreißigJahrenmitsteigenderWuthBrot- wucher,Fleischwucher, Schnapswucherund andere Todsündevor- werfen?EtwaimReichstag kosen,imLandtag Kugeln wechseln?

Knabenpolitik. Bis Eins war KurtRäuber ;dann gehter, weil dem dickenEmil dieNase blutet,zu denStadtsoldatenüber.Wenn dasLand diebourgeoisen ParteienTotreulos,von lautgerühmten Grundsätzen so abtrünnigsähe,könnten dieSozialdemokratensich freuen. DieFront,inderGrafKanitznebenHerrnWiemer,Herrvon Oldenburgneben demGemeindeschulrektorKopsch stünde, könnte keinenNothenund keinen Schwarzenschrecken.«DieersteEnt- käuschungbrachtederTriumphderEentrumspartei. Schwarzwild hattemanaufderverschneitenStreckezufinden gehofft.DieAuf- lösung-Medaille, diesichdieBravstendamals insKnopfloch steck- ten,zeigte aufder einenSeitedie(insHeldischestilisirten) Köpfeder beidenBernhards,aufder anderen eineMannesfaust,die dunklem Rachtgevögel sich, verspätetem,inder Sonnenaufgangsstundes entgegenballt.Und nun kamdiePartei,die derSchlagdermitEisen- farbe angestrichenenFausttreffen sollte, ungeschwächtaus der

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8 , DieZukunft-

Wahlschlachtzurück;hatte,amTagvonCanossa,zu alter garneue Macht noch geworben.DenGeärgertenbot dieNiederlageder SozialdemokratieeineTrostmöglichkeit.Um Victoria schießenzu können,thaten sie,alsseiderFrontalangriff gegendieRothenge- richtetund dasschwarzeCorpsnur sonebenbeibekämpftworden.

DieUnwahrhaftigkeit dieses Gethues istlängsterwiesen.Längst aberaucherkanntworden, daßdie desTrostesVediirftigen die BedeutungderSozialistenschlappeüberschätzthatten.Auchandere Parteien haben sotrübeWahltageerlebt.Die Aationalliberalen hattenimKampfum dasSeptennat achtundneunzigSitzeerbeu- tetzdienächsteWahlgabihnennur einundvierzig.DieFreisinni- genhatten1884vierundsechzig,1887nur noch zweiunddreißig, 1890wiedervierundfechzigMandate.Die Sozialdemokratieselbst verlor 1887von vierundzwanzig Sitzendreizehnund kamdrei Jahre danach auffünfunddreißig.Sie warindem1907gewähl- tenReichstag vomerstenTagannochimmer stärkeralsjeunter demaltenKaiserundBismarck unddurfte, noch ehedieNach- wahlenihrdenMuthmählichhoben,hoffen,dieSchartebald aus- zuwetzen. DochderTaumelrauschdesGesindes entnüchterteda- mals auchdenKanzler. Sonst hätteersich (wenns irgend ging, nochvorderStichwahl,an derdieSozialdemokraten inneunzig Kreisenbetheiligtwaren)mitdemCentrum verständigt.Thuters nicht, sagte ichimFebruar 1907,»dann thuns,geräuschlos, verstehtsich,dieagrarischen Parteien. Und frühoderspät muß ersdoch thun.Mit einer vondenHerrenNormann, Vassermann, Liebermann, Raumann, HaußmanngeleitetenMehrheit istkein Staat zumachen;kaumeinerwichtigenFragederWirthschaft,des Rechtes,derFinanzpolitik befriedigendeAntwort zufinden.Li- beraler wirdderReichstag nicht (fürdiepolitischenForderungen desLiberalismus stimmten ja auchdieSozialdemokraten); eher noch konservativer.Und brauchbareArbeit istvon ihm nichtzu erwarten,wenn dasCentrum, stattwieder auf seinenaltenPlatz vorzurücken,zähimSchmollwinkelbleibt. Eine,unberechenbare Partei« hats FürstBülow genannt. Vismarck war anderer Mei- nung. Amdritten Dezember1884sagteer:,DieCentrumspartei hatVieles ansich,wasmich,imVergleichmitanderenParteien, inhohemGrade anziehtund besticht.Sie hateinesehrstrenge Disziplin. Viele ihrerGrundsätzesindmir sympathischundich theilesie.Man kannmitihrrechnen.«Auchheute noch; wenn man

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Hochmuth kommt zu Fall. Die Antheile der Kolonialgesellschaft haben schon zu 900 Prozent keine Käufer mehr gefunden. Biszu dieser Grenze sind also vom Maximum mehr als 1100

Und die Vesorgniß, daß man damit das eine hohe oder höchste Ziel des vorigen Jahrhunderts, das mit solchen Mühen und Schmerzen aufzustecken gelungen war, das Welt- bürgerthum, also

Bevor ich von dem Buch rede, möchte ich zwei Sätze herauslösen und in Sicherheit bringen. Sie handeln von Marie Antoinettes Mit- wirkung in dem Halsbandprozeß. Erster: »Sie

Jch ließ bisher alle diese Verleumdungen unwidsersprochen über mich ergehen, weil ich mich geekelt habe, mich damit zu befassen; weil es mir gleichgiltig war, wie Leute solches

Das (zrveifellos einer Reform bedürftige) Haus der Lords soll zerstört oder zum Schatten gemacht werden, weil man einer nicht gewähl- ten, wenn auch noch so auserlesenen

»Ich weiß es!« unterbrach Ukanya barsch. »Noch ehe der Grillen.. 229 Gezirp verstummt war, noch ehe der Morgenwind in den Zweigen des Omumborombongabaumes, der uns der Urahnen

unter allenUmständensicherist.Das weiß drüben derAdmiralstabz auch, welcherWiderhallin Egypten und Jndien der Kunde von der kleinsten Anfangsschlappe Vritaniens antworten würde.

Die Gerichte gingen in allen Jn- stanzen über diese allgemeine Auffassung der Vertragschließer (in einem Prozeß, den ein Hüttenzechenbesitzer nach Jahren gegen das die) Von