Wochenschrift des Architekten Vereins zu Berlin. Jg. 5, Nr 50, 50a

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I WOCHENSCHRIFT des flRCH ITEKTEN-VEREINSM iBERLINl

u c d q i i r r c r p R C M v o m h c d c i k i c

HERflUSGECEBEN ^ V E R E I N E

4 E r s c h e in t S o n n a b e n d s u M ittw o c h s. — B e z u g s p re is h a lb jä b rl. 4 M ark, p o s tfre i 5,30 M ark , e in zeln e N u m m ern von g ew öhn. U m fan g e 30 P f., s t ä r k e r e e n ts p r. t e u r e r f

^ D o r A n z e ig e n p re is fflr die 4 g c s p a ltc n o P e titz e ilo b e t r ä g t 50 Pf., fü r B e h ö rd e n -A n z e ig e n und fü r F a m ilie n -A n z e ig e n 30 P f. — N a c h la ß a u f W ie d erh o lu n g en a

^ N u m m e r 50 Berlin, Sonnabend den 10. D ezem ber 1910 V. Jahrgang ^

Z u b e z ie h e n d u r c h a lle B u c h h a n d lu n g e n , P o s tä m te r u n d d ie G e s c h ä f ts s te lle C a r l H e y m a n n s V e r l a g in B e rlin W . 8, M a u e rs tri 4 3.44

A llo R e c h t e V orbe ha lten

Das Scliinkelfest des Architekten-Vereins zu Berlin im Jahre 1910 Der Wiederau fhau des Römerkastells Saalburg

Festvortrag des Landbauinspektors Jacobi aus Homburg vor der Höhe

F o r ts e tz u n g a u s N r. 49, S e ite 329

D

w eg e, dem Z ugo g erm an isch er V ölk erstraß en folgend, auf der P aß h öh e des T aunus die R eielisg ren zstra ß e k reu zten , w ar der gegeb en e P la tz für dio G r e n z s p e r r e , w elclio das M ittelalter, w ie sch ein t, a ls „ S a a l b ü r g “ b ezeich n et hat. Ihre L a g e w ar durchaus trock en , g esu n d und sich er g eg en jed en U eb erfall;

T rink- und W ir tsc h a ftsw a s se r w ar vorhanden oder aus der N ähe le ic h t zu beschaffen, ebenso B a u - und B rennholz und M auerm aterial. D er P la tz entsprach also den einzelnen A n ­ forderungen des R eg lem en ts für die röm ischen F e ld b efestig u n g en ,

Abb. 352. D ie S p itz g r ä b e n d e r k le in e n S ch an ze

w elch es zusam m onfassend b esa g t: „ N ich t ein g u te r P la tz g e ­ n ü g t, sondern dor b este is t für unsere S old aten gerad e g u t g e n u g ; denn wenn ein K a s te ll v o rsch riftsm ä ß ig g e b a u t is t, dann w ohnen die S o ld a ten sich er darin bei T a g und bei N a c h t ■— k u rz, sie tra g en im K rieg e g leich sa m ih r H a u s w ie eine fe s t- um m auerte S ta d t im m er bei s ic h .“

A lle anderen E rford ern isse zum B au H a u stein , S an d stein , B a sa lt, M örtclinaterialien, ebenso a lles, w as zur V erp flegu n g der Truppen n ö tig w ar, lieferte die fruchtbare lä n g s t k u ltiv ie r te M ain- und N iddaobene m it H eddernheim bei F ran k fu rt a ls H a u p t­

sta d t der C iv ita s T auneu- siu m ; die s tr a te g is c h e R ü ck en d eck u n g bot M ainz (M ogon tiacu m ), das H a u p t­

q uartier d es le g a tu s a u g u sti pro praetore, d. k. d es S t a t t ­ h alters von Ober Germ anien.

D orthin führte auch eine ä ltere R öm erstraße am S ü d ­ h ang des T a u n u s hinab.

D ie A b s t e c k u n g ein es d erartigen L a g e r s g esch a h , ob es nun ein p assagoros M arsch lager oder ein dauern­

des S tan d - oder W in terla g er w ar, nach den g leich en S ä tzen der L im ita tio n oder den V o rsch riften für dio d es T em p elb ezirk es u nter A n ­ s t e llu n g von A u sp izien durch den A u gu r. A m g ew ä h lten P la tz w urde zu n ä ch st dio S te lle des L a g e r m itte l­

p u n k tes durch ein w eiß es F äh n ch en m arkiert und die anderen L in ien dureli F ä h n ­ chen und L a n zen b ezeichn et.

B e i einem S ta n d la g er w ie die S a a lb u rg sin d A ch sen oder S traß en flu eh ten durch seh m aleG räb eh en , A b stein en g a n zer L inien oder einzelne fe s tg e k e ilte S te in e z. B . in der M itte der K a stellto re

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llauptgesclioL«

Z w isch en ­ g e sc h o ß

E r d ­ g esch o ß

K e lle r­

g e sc h o ß

^ ______1 P ____ * • * •

(L Ä ngsw and) S c h in k e ls a a l (F e n s te rw a n d )

Das Hans des A rchitekten-Vereins zu Berlin

W o c h e n s c h rift d es A rc h ite k te n -V e re in s z u B erlin S o n n ab en d , 10. D ezem b er 1910

V. Jah rg aD g . N r. 50. W o c h o n s c h rift dos A rc h ite k te n -V e ro in s zu B erlin

l)ns Ifaus des A rcliltek ten -V erein s zu B erlin ln der IV llhelm straßo 92 und 93

(1922 qm)

(nach Aufnahmen aus dem Jahre 1888)

L e se sa n l 29,02 m ste lle

lin k s : K e lle rg e sc h o ß ; ln d e r J l i t t o : Z w is c h e n g e s c h o ß ; r e c h ts : o b e rs te s S to c k w e rk

(lin k s) H o h es E rd g esc h o ß ,

W ilh e lm stra ss o N r. 92 92

(rech ts) H auptgeschoß

Ho- b re c h t

s a a l

Das Haus des A rchitekten-Vereins zu Berlin

334: W o c h e n sc h rift dos A rc h ite k te n -V e re in s zu B erlin S onnaboud, 10. D e ze m b er 1910

und H au p tach sen dauernd fe s tg e le g t und h eu te noch n a ch ­ w eisbar. A lsd an n w urde durch den A u gu r die M itta g slin ie durch A u fste llu n g oin es S ta b es m itta g s um 12 U h r oder die Sonnenuhr (das Gnom on) g e s u c h t und danach die H au p tach sen , der Kardo und D ek u m an u s, b estim m t. Ob hierzu w ie auch bei der L im esa b steck u n g sch on die M agnetnadel b en u tzt w urde, is t eine F rage, die w ohl g e s t e llt , aber noch n ich t e n tg iltig beant­

w o rtet is t. M erk w ü rd ig is t jed en fa lls, daß die H au p tach se des sp äteren S a a lb u r g k a ste lls g en au nach N orden o rien tiert is t, w ährend d iejen ige des älteren E rd k a stells, der M itta g slin io folgend, um 13 Grad nach O sten ged reh t is t. Im M ittelp u n k t des L a g ers w urde das Groma, das W in k elk reu z, d essen K oste w ir aus mehroren K a stellen b esitzen , und das zum A b steck en der rechten W in k el sow oh l w ie zum N iv ellieren diente, a u fg e­

s te llt. G em essen w urde m it d erzeh n fü ß igen R u to, d er„deeom peda“ . D ie E in h e it b ild ete der F u ß , und der p a ssu s, oder D o p p elsch ritt von 5 F uß. D ie s e M aß verh iiltn isso g en au zu beachten, war fin­

den W ied erau fb au n ic h t ohne B ed eu tu n g . D enn M auerstärken, A ch sen , B in d erw eiten , Oeffnungon, R au m verh ältn isse, n ic h t z u le tz t auch ä sth e tisc h e F ra g en , sind davon ab h än gig. W ir haben hierfür z. B . sehr g u te B e le g e in den v ersch ied en sten T ypen aller K astellm au ern , deren E in zelh eiten durch w eg runden Maßen en tsp rech en . D ab ei s t e llt sich heraus, daß für die S aalb u rg der N orm alfuß von 2 9 ,6 cm, w ie er bei den früh- a u g u steisch en K a ste lle n zu O berraden und H altern u. a. gen au zu grunde g e le g t is t, n ich t mehr stim m t. B e i M auorstärkcn w ie A ch sen w eiten ergab sich im m er w iedor ein größ eres Fußm aß von 3 2 —3 3 cm. E s gab also m ittlero M auerstärken von 64, 8 0 , 96 cm und B in d erw eiten von 3 ,2 0 bis 3 ,3 0 , w a s einer R u te von 10' en tsp rich t. D aß die Röm er ein h eim isch e Fußm aßo oder diejenigen der H ilfsv ö lk er b en u tzt haben so llte n , h ä tte n ich ts

A u ffallen d es, w ird aber auch durch eine N a ch rich t au s dom A ltertu m w ah rsch ein lich gem ach t. D anach h a tten die T ungern am N iederrhein einen um ein D r itte l größeren F u ß w ie die R öm er, g en a n n t der d ru sian isch e F u ß , w eil der S ta tth a lte r D ru su s das d eu tsch e Maß im V erh ä ltn is zum röm ischen norm iort h a tte.

N och h eu te sch w an k en u n sere m odernen F ußm aße zw isch en 2 8 ,2 in S ach sen bis 31 ,6 in P reußen und O esterreich, w obei O ldenburg allein den norm alröm ischen m it 2 9 ,6 cm hat, der olym p isch e F uß b etru g ebenfalls 32 cm. D ie H au p td im en sion en des K a s te lls e n t­

sprechen m it 221 X 147 m g en au einem runden röm ischen Maß von 100 X 150 p a ssu s ( = 5 0 0 : 7 50 F uß). Immorhin muß aber auch daran g e d a c h t werdon, daß T eile verschiedener R u ten zu Grunde g e le g t sind. J ed en fa lls w ürde sich dio B ea rb eitu n g dor F rage nach den a n tik en M aßeinheiten und M eßverfahren von m athem a­

tisc h -te c h n isc h e r S e ite w ohl einm al lohnen w a s nach dem v o rlieg en ­ den reichen M aterial h eu te n ich t m ehr a llzu sch w er sein dürfte.

Ich n enne h ier noch ein ig e andere T e c h n i k e r , deren T ä tig k e it in den L a g ern neben den F eld m essern in sc h r iftlic h b ezeu g t w ird, den a rch itectu s (B au m eister), don lib rator (N i­

v ellierer), den aq u ilex (R öhrenm eister), don ca n a licla riu s (K an al­

b aum eister) neben den H andw erkern der versch ied en sten B e ­ rufsarten. Ihre B ed eu tu n g vom S tan d p u n k t der röm ischen K rieg sfü h ru n g w ar um so größer, als es sich neben den neuen B auarbeiten auch darum handolte, die W affen und G eschütze h erzu stelle n und in Stan d zu h a lten , die m ancherlei B e la g e ­ ru n g s- und V o rto id ig u n g sm a sch in en zu errich ten , n ic h t g e ­ r ech n et diejenigen A rb eiten , w elch e zur K o lon isation des L an d es dienten. D ie se — P ion iere — w ie w ir h eu te sagen , bildeten ein o rg a n isierte s K orps der F ab ri, deren K om m andant, der p räfectu s fabrum , direk t u nter dem Feldhorrn stan d , aus d essen besonderem V ertra u en er g e w ä h lt w urde. ( F o r ts e tz u n g fo lg t)

I

Frau Baurat Elise Wentzel geb. lleckmaim Ehrenmitglied des Architekten-Vereins zu Berlin

in vorigen M onat h a t dor A rch itek ten -V erein F rau B a u ­ rat E lise W e n tz e l geb. H eckm ann zu seinem E h ren m itglied e ernannt.

D er V orsitzondo, H err G eheim er B au rat Saran, überreichte am le tz te n S o n n ta g , b eg leito t von den Herren de T ierry und R edlich, das von allen V o r sta n d sm itg lie ­ dern U nterzeichnete E hrendiplom , w elch es folgenden W o rtla u t hat:

Frau B a u ra t E l i s o W e n t z e l geb . H e c k m a n n , E h ren m itglied der A kadem ie

der W issen sch a ften , dio ziolb ew u ß te F örderin von W isse n sc h a ft und K u n st,

ernennen w ir in E rin n eru n g an ihren in G o tt ruhenden G atten, unser la n g jä h rig es, treu es

V erein sm itg lied und in A n erk en n u n g ihrer V erd ien ste um den V erein in dankbarer V ereh ru n g zu unserem E h ren m itglied B erlin , im N ovem ber 19 1 0

D er V orstand

H

n a ch e in e r l ’la k e tte v o n E r n s t D e i t e n b e c k

H err S aran führte dabei au s:

w ie den V erein zu seinem B e ­ s c h lü sse n ic h t nur dio D ankbar­

k e it sondern nam entlich der W u n sch g efü h rt habe, den engen B ezieh u n gen einen sich tb aren A u sd ru ck zu v erleih en , w elch e unsern V erein m it einer D am e verbinden, die n ich t nur bei uns a ls T ochter ein es In d u striellen und G attin ein es im V erein in treuem A ndenken fortlebenden K ollegen sondern auch a ls ta t­

k rä ftig e F örderin m annigfacher so zia ler, k ü n stlerisch er und w issen sch a ftlich er B estreb u n g en in den w e ite s te n K reisen eine beson d ers g e a c h te te S te llu n g einnim m t. E s s e i d am it ein B and geschaffen, w elch es auch in den folgenden G enerationen dem N am en W en tzel -H e c k m a n n ein eh ren volles A n denken im Lobon u n seres V erein s sich ern w erde.

D a s jü n g s te E h ren m itglied u n seres V erein s nahm die neue W ü rde, sic h tlic h erfreut, m it leb ­ haftem D an k e an.

F ü r dio S c h r if tle itu n g v e r a n tw o r tlic h : B a u r a t M. G u t h in B erlin W . 67, B ü lo w str. 36

C a r l H e y m an n s V e r la g in B erlin W . 8, M a u e rs tr. 43/44 — G e d ru c k t bei J u liu s S itte n fe ld , H o fb u c h d ru c k e r., B e rlin W . 8, M a u o rstr. 43/44 N r. 50

W o c h e n s c h r i f t d e s A r c h i t e k t e n - V e r e i n s z u B ^{e r l i n}

H E R A U S G E G E B E N V O M V E R E IN E

N u m m e r 50 a Berl i n, Mi t t woch d e n 14. D e z e m b e r 1910 V. J a h r g a n g

A Ila Rechts V o rb e h a lte n

Ueber den Gebrauch des Baumeistertitels

vom Baurat Clouth in Berlin

W o h l in koineni F a c h e i s t so w ie im B au fach e oine u n b e g re n z te V e rw irru n g in dem G e b ra u c h von T ite ln und A n re d e n ein g erissen . J a h r z e h n te la n g s ta n d es je d e m frei, sich d ieje n ig e B e z e ic h n u n g z u z u ­ leg e n , dio ihm am w o h lk lin g e n d ste n u n d als g e sc h ä ftlic h e s A u s h ä n g e ­ schild am v o rte ilh a fte s te n sch ien , um in d e r O e ffen tlic h k eit eine m ö g lic h st hoho M ein u n g von soinen K e n n tn is s e n u n d L e is tu n g e n zu e rw e c k e n ; g e rad e die m in d e rw e rtig e re n E le m e n te h a tte n das g rö ß te I n te r e s s e , ä u ß e rlic h g e g e n n iem an d z u rü c k z u ste h e n .

E s k a n n d a h e r n ic h t w u n d e rn eh m e n , daß in den b e te ilig te n K re isen m e h r und m e h r ein e s ta rk e B e w e g u n g z u r B e s e itig u n g d ie s e r s c h ra n k e n ­ lo sen F r e ih e it e in tra t. D en e rs te n S c h r itt a u f diesem W o g e m ac h ten die V e r t r e t e r des M a u rer- und Z im m o rerg ew erb o s, d e n en au s dem M iß b rau ch d es M e is te rtite ls d u rc h U n g e le rn te a u ß e r d e r H e ra b s e tz u n g des S ta n d es an s o lie n s g e s c h ä ftlic h e r A b b ru c h e rw u ch s. D iese S tä n d e h a tte n in den In n u n g e n u n d H a n d w e rk sk a m m e rn eine s ta rk e V e r­

t r e tu n g ih r e r In te re s s e n , m it öo ren H ilfo es ih n en g elan g , in d er R e ic h s-G ew e rb e o rd n u n g ein en S c h u tz w a ll g e g en die m iß b räu ch lich e F ü h r u n g ih r e r S ta n d e s b e z e ic h n u n g e n z u e rric h te n . A b s a tz 1 des

§ 133 d e r G ew . O rd. b e stim m t, daß n u r d e n je n ig en das R e c h t zu r F ü h r u n g e in es M e is te rtite ls in V e r b i n d u n g m i t d e r B e z e i c h n u n g e i u o s b e s t i m m t e n H a n d w e r k e s g e s t a t t e t is t, w elche eine M e iste r­

p rü fu n g vor e in e r z u s tä n d ig e n P rü fu n g s k o m m issio n b e stan d e n haben, w obei a lle rd in g s fü r dio bei In k r a f ttr e te n des § 133 dos G esotzos (1. O k to b er 190.1) b e re its se lb stä n d ig e n G e w e rb etre ib e n d en E rle ic h te ­ r u n g e n z u g elas se n sind. D o r M a u re rm e is te r-, Z im m e rm e iste r- usw.

-tite l w a r h ie rm it g e s c h ü tz t, die m iß b räu ch lich e F ü h r u n g u n te r S tra fe g e s te llt. A n d e rs v e rh ie lt es sich m it dem B a u m e is te rtite l; ih n k o n n ten sich n ach w ie v o r au ch d ieje n ig e n b eilegen, d enen n u n m e h r dio M ög­

lic h k e it, sich M a u re rm e is te r usw . zu nen n en , a b g e s c h n itte n w ar, und h ierv o n w u rd e alsb ald au sg ieb ig G eb rau c h g e m a ch t. D iesen P s e u d o - B au m o isto rn h a tte also dor S c h u tz dos M e is te rtito ls k e in e n A b b ru ch g e ta n , sie e rsc h ie n e n v ielm eh r in den A u g e n des P u b lik u m s h ö h e r und b e s s e r als d iejen ig en , die sich re c h tm ä ß ig die F ü h r u n g dos M a u re r­

m eiste r- o d e r Z im m e rm e is te rtite ls e rw o rb e n h a tte n . E in so lc h er Z u ­ s ta n d w a r au f die D a u e r u n h a ltb a r und sch o n n ach w en ig en J a h r e n w u rd e d a h e r oine E rg ä n z u n g geschaffen, w elche au ch die B a u m e ister- tite lfra g o re g e lte . D as G e se tz vom 30. M ai 1908, als A b s a tz 2 dem

§ 133 dev R eic h s-G ew e rb e o rd n u n g o in g e g lie d e rt, b e stim m t :

„Dio B efu g n is z u r F ü h ru n g des M e is te rtite ls in V e rb in d u n g m it e in er anderen*) B e ze ic h n u n g , die a u f eine T ä tig k e it im B a u ­ gew erb e h in w e is t, in sb e so n d e re des T ite ls „ B a u m e is te r“ und

„ B a u g e w c rk s m c is le r“ w ird d u rc h den B u n d e s ra t g e re g e lt.

B is zum I n k r a f ttr e te n dos B u n d o sra tsb e sc h lu s se s d a rf ein s o lc h er T ite l n u r dan n g e f ü h rt w e rd en , w enn dio L a n d e s re g ie ­ r u n g ü b e r die B efu g n is zu se in e r F ü h r u n g V o rs c h rifte n e rla ss en h a t und n u r von d e n je n ig en P e rso n e n , w elche d ieson V o rs c h rifte n e n ts p re c h e n . . . .“

E in o R o g e lu n g fü r d as R oich d u rch den B u n d e s ra t i s t b ish e r n ic h t e rfo lg t und d ü rfte a u ch bei d e r g ro ß e n V e rsc h ie d e n h e it d e r b is ­ h e rig e n H a n d h a b u n g in don ein zeln en B u n d e s s ta a te n sobald n ic h t zu e rw a rte n sein (im K ö n ig re ic h S ach sen z. B . e rh a lte n A b so lv en ten d e r B a u g ew erk sc h u lo n , w elche eine beso n d o re P rü fu n g m it „ g u t“ b e­

sta n d e n h ab en , das R e c h t den T ite l „ B a u m e is te r“ zu fü h re n ); es h ä n g t d a h e r z u r z e it die B e fu g n is z u r F ü h ru n g d es B a u m e is te rtite ls davon ab, daß dio L a n d e s re g ie ru n g — n ic h t dio L a n d e s re g ie ru n g e n — zu se in er F ü h r u n g V o rs c h rifte n e rla ss e n h a t. In P re u ß e n k an n d a h e r d e r B a u m e is te rtite l, s o w e it e r n ic h t ein A m ts tite l is t, n u r a u f G ru n d g an z b e stim m te r, fü r P re u ß e n g ü ltig e r V o rs c h rifte n g e fü h rt w erden.

W e r d a r f s o n a c h d e n B a u m e i s t e r t i t e l i n P r e u ß e n f ü h r e n ? I n e r s te r L in ie d ieje n ig e n P e rso n e n , den en e r als A m t s tite l durch die p re u ß is c h e L a n d e s re g ie ru n g v e rlie h e n w o rd e n is t, also die R e g ie ru n g s ­ b a u m e isto r, fe rn e r dio S ta d t- , G em einde-, K re is- und K reisw iesonbau- m o ister, so w eit dio V e rle ih u n g d e r T ite l m it E rm ä c h tig u n g d e r L an d e s­

re g ie ru n g e rfo lg t, fü r die Z e it d e r A m ts d a u e r. V on den n ic h t b e ­ a m te te n P e rso n e n i s t die F ü h r u n g des T ite ls don au s dem S ta a ts ­ d ie n s te au sg e sch ie d en e n R e g ie ru n g s b a u m e is te rn u n d allen d en jen ig en au sd rü ck lich g e s ta tte t, w elch e die h ö h e re S ta a ts p rü fu n g im B aufache a b g e le g t h ab en , ohne daß sie z u R e g io ru n g s b a u m e is te rn e rn a n n t w o r­

den sin d L e tz te r e B o fu g n is le ite t sich h e r au s den V o rs c h rifte n Uber dio A u s b ild u n g u n d P r ü f u n g fü r d en S ta a ts d ie n s t im B au fach e vom 1. A p ril 1906, w o rin d e r le tz te A b s a tz des § 26 b e s tim m t:

*) A lso im .G e g e n sa tz zu A b s a tz 1, w e lc h e r v o n d e r F ü h r u n g des M e is te r­

t i t e l s in V e rb in d n n g m it d e r B ez e ic h n u n g e in e s H a n d w e r k e s s p ric h t (also M au rer-, Z im m er-, S e lilo s s e r m e is te r usw.).

„ S o w e it die R e g io ru n g s b a u fü h re r n ic h t zu R e g io ru n g s b a u m o iste m e rn a n n t w e rd en , h ab en sie a u f G ru n d d es P rüfu n g szeu g n isses* * ) das R ocht, sic h s ta a tlic h g e p rü fte ß a u m o is te r z u n e n n e n .“

W e ite re V o rs c h ritte n z u r b e re c h tig te n F ü h ru n g dos B a u in e iste r- tite ls sind b is h e r n ic h t e rg a n g e n ; also s e lb s t d e n je n ig en P e rso n e n , w elch e zu D ip lo m in g e n ie u ren (® lpt.= 3ng.) a u f G ru n d e in o r A b s c h lu ß ­ p rü fu n g nach v o rh e rg e g a n g e n e m S tu d iu m e rn a n n t sin d , die m ith in eine v o llw ertig o a k ad em isch e A u s b ild u n g vo rzu w eiso n v erm ö g e n , s to b t noch n ic h t d as R e c h t zu , sich B a u m e is te r zu nonnen o d e r n en n en zu lassen . E s k a n n u n e r ö rte r t b leiben, w ie w e it h ie rin eine H ä rte fü r dio B e tro ffe n en lie g t, au ch fü r so lch e, w elche tr o tz fü h len d e r ak ad e m isc h e r A b sch lu ß p rü fu n g sich g ro ß e r H o c h ac h tu n g e rfre u e n u n d den B au- m o is te rtite l v iele J a h r e in E h re n g e fü h rt h a b en ; in g e e ig n e te n F ä lle n m ö g en die F a c h k re is e g e rn s tillsc h w e ig e n d e K o n z essio n en m achen.

D ie re c h tlic h e B ofuguis z u r F ü h r u n g des B a u m e is te rtite ls is t in v o r­

s te h en d e m G e se tz je d e n fa lls en g u m sc h rie b en und im I n te r e s s e e in e r w ü n s c h e n sw e rte n K lä ru n g k an n n u r ein u n a b lä ss ig e s A n k äm p fen gogon u n o iia u b te F ü h r u n g des ß a u m e is te r tite ls , n a m e n tlich se ite n s d er n ic h t a k ad em isch G e b ild e ten g e w ü n s c h t w erd en . I n d ie s e r H in s ic h t d ü rfte einem S o n d erfall aus le tz te r Z eit, in w elchem s e ite n s d e r A n w a ltsc h a ft eine K la g e e rh e b u n g w eg en u n b e fu g te r T ite lfü h ru n g m it d e r B e g rü n d u n g a b g e le h n t w a r, daß dem B etre ilo n d e n von e in e r säch sisch en P rü fu n g s - b eh ö rd o die B efu g n is z u r F ü h ru n g des ß a u m e is te r tite ls e r te il t und d a h e r an zu n e h m e n sei, daß e r in g u te m G lauben g e h a n d e lt hab e, n u r dio B e d e u tu n g b o izulegon sein , daß e r e rk e n n e n lä ß t, w elche U n s ic h e r­

h e it a u f diesem G e b iete noch h e rrs c h t, n ach d em das G e se tz b e re its im d r itte n J a h r e in K r a f t ist. E s i s t u n d e n k b ar, daß einem n ic h t­

p re u ß is ch e n G e w e rb e tre ib e n d en m it M itte lsc h u lb ild u n g das R e c h t zu- stelio n soll, sich in P r e u ß e n als B a u m e is te r zu b ezeich n e n — ob m it o d e r o h n e H in w eis a u f eine in einem a n d e re n B u n d e s s ta a te erw o rb en e B e re c h tig u n g , w ä h re n d es den p re u ß is ch e n G e w e rb etre ib e n d en m it g le ic h e r V o rb ild u n g , ja s o g a r don D ip lo m in g e n ie u ren t r o tz iü r e r a k a ­ d em isch en B ild u n g v e rs a g t is t. Irg e n d w e lc h e a m tlic h e A n e rk e n n u n g d or G ü ltig k e it d es in einom a n d e re n B u n d e ssta a to erw o rb en e n B a u ­ m e is te rtite ls für P re u ß e n , w ie sie z. B. fü r don SM pD Q ng. zw isch en H esso n u n d B ra u n sc h w o ig e in e rs e its u n d P re u ß e n a n d e re rs e its a u s ­ d rü c k lich v e re in b a rt ist, b e s te h t b ish e r n ic h t und kan n a u ch n ich t als s tillsc h w e ig e n d g e g eb e n a n g en o m m en w e rd en , so la n g e die V o r­

b e d in g u n g en fü r die F ü h ru n g so g ru n d v e rs c h ie d e n sind. E s k an n im G e g en te il im H inblick a u f die In te re s s e n dor p re u ß is c h e n B a u g ew erk ­ sc h u len dio A n e ik e n u u n g oinos in einom a n d ere n B u n d e s s ta a to e r ­ w o rb en en B a u m e is te rlite ls s e ite n s d e r S ta a ts r e g ie r u n g sch o n d esw e g en n ic h t erfolgen, weil sie g leich sam oine P rä m ie a u f d en B e su c h a u ß e r­

p re u ß is c h e r S c h u le n b e d e u te n w ü rd e, in so fern n a tu rg e m ä ß ein e rh eb lic h e r T eil d e r B a u g e w e rk sc h ü lo r die E rla n g u n g ein es ß a u m e is te r tite ls d e r einos M a u re rm e is te rtite ls v o rzieh en w ü rd e . E in e n B e la g dafür, daß die V e rleih u n g ein es T ite ls in einem B u n d e s s ta a te zu se in e r F ü h r u n g in einem a a d e ro n an sich n o ch k ein esw eg s b e re c h tig t, b ie te t ein v o r n o ch n ic h t la n g e r Z e it v e rlie h e n e r B a u ra ttite l, d esso n F ü h r u n g in P r e u ß e n a u f A n tra g b e so n d e rs g e n e h m ig t w u rd e u n d au ch n u r m it g an z a u sg e s p ro c h e n e r E in s c h rä n k u n g . W e n n a b e r sch o n bei einom d u rc h K ro n re c h t v erlieh e n e n R a ls tite l n ic h t ohne w e ite re s dio G e ltu n g in a n d ere n B u n d e s s ta a te n g eg eb en is t, so k an n sie bei T ite ln , w elche von u n te rg e o rd n e te n B e h ö rd en v e rlieh e n w e rd en , noch w e n ig er s t a t t ­ haben. E s w ird n o tw e n d ig w erd en , falls in w e ite re n äh n lic h en F ä lle n dio u n te re n B e h ö rd en eine U n te rs a g u n g bzsv. B e stra fu n g d e r F ü liru n g des B a u m e is to rtite ls ab le h n en so llte n , eine E n ts c h e id u n g d e r o b eren In s ta n z e n h e rb e iz u fü h re n , d a m it eine B e ru fu n g a u f v e rm e in tlic h e n g u te n G lau b en n ic h t m e h r m öglich ist.

W a s die F ü h r u n g d e r v e rsch ie d en e n A m t s t i t e l , w ie S ta d t- , G e­

m einde-, K re is-, K re isw ie s e n b a u m e iste r usw . a n la n g t, so i s t dagegon z u n ä c h s t n ic h ts a u sz u ric h te n , so s e h r es a u ch z u b e d au e rn is t, daß h ier e in e r g ro ß e n A n z a h l von B e am ten m it M itte lsc h u lb ild u n g im V o rk e h r g e ­ m ein h in dio g leic h e A n re d e z u te il w ird , w ie d e n a k ad e m isch g e b ild e te n h ö h e re n B a u b e a m te n ; ein U eb elsta n d , d e r j e t z t um so m e h r em pfundon w erd en m u ß , a ls in fo lg e d e r A b sch a ffu n g des B a u in s p e k to rtito ls k ü n ftig e tw a Vä a lle r h ö h e re n B a u b e a m te n den B a u m e is te rtite l als A m ts tite l bis z u m U e b e r tr itt in den R u h e s ta n d fü h re n w erd en . E in e A e n d e ru n g d ieses u n e rfre u lic h e n Z u s ta n d e s k an n n u r d u rch ein Z u sam m en w irk en d e r o b e rs te n B e h ö rd e n e rm ö g lic h t w erd en und es d ü rfte e in e A ufgabe d e r V e r tre tu n g e n d e s h ö h e re n B a u fac h es sein, die A n re g u n g d azu zu g eb en . Ob a lle rd in g s eine A e n d e ru n g in d iesem S in n e so b ald zu e r ­ reich en is t, m u ß e in ig e rm a ß en b e z w e ifelt w erd en , w en n m an e rw äg t, w elche M ühe es au g en s ch e in lich b e r e ite t h a t, die A b sch affu n g dos B a u in s p e k to rtite ls zu v e rw irk lich e n , u n d so m an ch en w ird schon ein s tille s B e d a u e rn b esc h lich e n h ab en , daß m it d e r B e s e itig u n g d es In sp e k -

*•) d. i. ü b e r d ie b e sta n d e n e S ta a ts p rü fu n g vor dem T e c h n isch e n O ber- P rlifu n g s a m te In B erlin .

W o c h e n s c h rift dos A rc h ite k te n -V e re in s z u B erlin M ittw o c h , 14. D e ze m b er 1910

lo r tite ls n ic h t zu g le ic h die E in fü h ru n g des A s se sso r- u n d R e fere n d ar- ein e k la re S c h e id u n g zu e rreich en , e rfo lg lo s g ew eson sind, sobald bei tito ls erfolgto*), w ie es vom V e rb ä n d e e r s tr e b t w ird. E s w äre d a m it e in e r doch ein m al e in tre te n d e n R e g elu n g d e r B a u m e is te rtite lfra g e je d e n fa lls m it einem M ale allen den U n z u trü g lic h k e ite n ein E n d e b e r e ite t d u rc h don B u n d e s ra t au ch den n ic h t ak ad em isch g e b ild e te n T e c h n ik e rn w orden, die sich b e so n d e rs fü r dio b e a m te te n F a c h g en o s sen aus d er d ie s e r T ite l allg e m e in z u g än g lich g e m a c h t w ird. D iese M ö g lich k e it U n k la rh e it d er. T itu la tu re n e rg eb e n , und es w äre zu g le ich fiii die i s t in A n b e tra c h t d e r a u ß erp re u ß is c h e n V e rh ä ltn is s e k e in e sw eg s a u s- Z u k u n ft die B e fü rc h tu n g g e b a n n t, daß sch lie ß lich alle B em ü h u n g en , g esc h lo sse n . (Schluß folgt)

Aus dem Bericht des Preisgerichtes über den Wettbewerb Groß-Berlin

E n t w u r f : „ I n d e n G r e n z e n d e r M ö g l i c h k e i t “ . V e rfa s s e r: A rc h ite k t H e r m a n n J a n s e n in B e rlin . — E in e r s te r P re is , Dio P lä n e sin d s e h r au sfü h rlic h b e a rb e ite t und k la r d a rg e s te llt,

fü r v e rsch ie d en e F r a g e n sin d d o p p e lte L ö su n g e n g eg eb en . R eizv o lle k ü n s tle ris c h e S k iz ze n zu P la tz - o d e r S tra ß e n g e s ta ltu n g e n in B e rlin sind beigegehen.

D e r V e rfa s s e r z e rle g t die A rb e it nach d re i G e s ic h ts p u n k te n , und z w a r :

I. V e rk e h rs v e rb e s s e ru n g e u : B ah n en a lle r A rt, D u rc h b rü ch e und S tra ß e n , W a s s e rs tra ß e n .

II. E rh o lu n g s a n la g o n : W a ld - und W ie s e u g iirto l, P a rk g ü rte l, P a r k ­ streifen .

I I I . W o lm u n g sa u lag e n (B e b au u n g sfo rm o u , A n s ie d e lu n g e n ): V o r ­ h a n d en e k lein e W o h n u n g e n , S tra ß e n und P lä tz e .

1. V on den V e rb e h rsfra g e n s a g t d e r V e rfa s s e r au f S e ite 33 d er b eig eg eb en en D e n k s c h rift z u tre ffen d , daß die V e rk e h rs a u s g a n g s p u n k te z u e r s t gen au fe s tg e le g t sein m ü sse n , ehe a n eine w e ite re p ra k tisc h e A u fte ilu n g d es G elän d es e rn stlic h h e ra u g e tre te n w erd en kann. D ieser h ohen W ic h tig k e it des V e rk e h rs h a t d e r V e rfa s se r R e c h n u n g ; zu tra g e n g e s u c h t d u rch P la n u n g e in e r g a n ze n R e ih e von n eu en V e r­

bindungen.

V ie r G ü rte lb a h n e n um B e rlin h e ru m sind d u rch ein en P la n d a r­

g e s te llt und a u f S e ite .13 d e r D e n k sc h rift e rlä u te r t. Z w ei von ihn en b e s te h e n b e reits , n ä m lich die je tz ig e S ta d t- und R in g b ah n als in n e rs te r R in g und als ä u ß e rs te r R in g dio so g e n a n n te StU dtebalm m it einem H alb m esser von 65 bis 70 km um B e rlin -M itte . D azw ischen sollen sich zw ei fa s t k o n z e n tris c h e E is e n b a h n rin g e m it H a lb m e ss ern von 15 km L än g e (I. G ü rte lb a h n ) und von 30 bis 35 km L ä n g e (II. G ü rte l­

bahn) schieben. K lein e T e ils tre c k e n b e s te h e n b e re its u u d w erd en von dem V e rfa s se r zu g e sc h lo s se n e n G ü rte lb a h n e n v e rv o llstä n d ig t. I h re V o rte ile fü r die A b le n k u n g des B e rlin b e rü h re n d e n — a b er für diese S ta d t se lb s t n ic h t b e stim m te n — G ü te rv e rk e h rs , sow ie fü r die V e r ­ bind u n g d er B e rlin u m g eb e n d en O rte u n te re in a n d e r lie g e n a u f d e r H an d . Ob ab er den z a h lre ic h e n R in g b ah n e n und R in g b ah u h ü fen fü r den P e rs o n e n v e rk e h r ta ts ä c h lic h ein W e r t in n ew o h n t, i s t nach bis­

h e rig e n E rfa h ru n g e n s e h r fraglich.

W a s die s tä d tis c h e n S ch n ellb a h n en b etrifft, so u n te rs c h e id e t der V e rfa s s e r zw isch en den „ v o rh a n d e n e n “ n e u n S c lm ellb ah n en tw ü rfeu , dio e r in sein en P la n ü b ern im m t, und z w isch en 17 von ihm v o rg esch lag en e n E n tw ü rfen , die im w e se n tlic h e n dio F o rts e tz u n g e n o d e r E rg ä n z u n g e n von b e re its b e steh e n d en bezw. d e r in den „ v o rh an d en en E n tw ü rfe n “ e n t­

h a lte n e n L in ien d a rste lle n . U n te r d en „ v o rh an d e n e n “ E n tw ü rfe n i s t i r r ­ tü m lich e rw e is e a u ch ein E n tw u rf der S ta d t S ch ü n o b erg „ S c h ö n e b e rg — R e ic h s ta g s g e b ä u d e —B a h n h o f F r ie d r ic h s tr a ß e —S te ttin e r B a h n h o f“ a u f­

g e fü h rt. E in d e r a r tig e r s tä d tis c h e r E n tw u rf b e s lc h tn ic lit; die von S c h ö n e ­ b e rg g e p la n to L in ie g e h t vom N olleudoTfplatz iibor G e n th in e r S tra ß e , P o ts d a m e r B rü c k e, V ik to ria s tra ß o , T ie rg a rte n nach d e rB o h re n s tra ß e . D er V e rfa s s e r s a g t zw ar, daß e r sein e V o rsch läg e n ic h t als e n d g ü ltig e U n te rla g e fü r den s p ä te re n A u s b au des V e rk e h rs n e tz e s a n g eseh e n w issen w olle, das P r e is g e r ic h t i s t a b er d e r A n s ic h t, daß das vorge- schlagoue N e tz d e r S c h n e llb a h n en im In n e rn d e r S ta d t ü b e rh a u p t n ic h t zw eck m äß ig ist.

D u rc h die F o rd e ru n g , z u e r s t dio A n sie d e lu n g e n a n zu leg e n , dann die B a h n en d o rth in zu fü h ren , s e tz t er sich in ein en g ew issen W id e r ­ sp ru ch z u s e in e r o b e n a n g e fü h rte n g ru n d s ä tz lic h e n F o rd e ru n g (S e ite 33).

E s m uß a llg em ein als oin M angel des E n tw u rfs b e z e ic h n e t w erd en , daß V e rfa s se r n u r die F ü h r u n g d e r v ersch ie d en e n L in ie n a n g ib t, ih re A u s fü h rb a rk e it o d er A u s fü h ru n g s a rt im e in zeln en a b e r n ic h t n a c h ­ w e ist. E s i s t n ic h t g e n ü g en d , d a ß ü b e r die V e rb in d u n g d e r ein z eln en L in ie n u n te re in a n d e r n u r g e s a g t w ird : „D io e in z eln e n S c h n e llb a h n ­ linien w u rd e n in ih re n einzelnon F ü h ru n g e n u n d A b zw eig u n g en eiues eiu fach en sic h ere n B e trie b e s h a lb e r n ic h t in e in a n d e r g e le ite t, so n d ern je d e lä u ft s e lb stän d ig . A u s diesem G ru n d e sind die z ah lreic h en , bei w eitem b e trie b s sic h e re n U m ste ig e h ah n h ö fe e rk lä rlic h , an die sich das a m e rik a n isc h e P u b lik u m lä n g s t g e w ö h n t h a t.“

*) Auch für den B aurat dürfte hierbei eine M odifizierung w ie nachstehend in F r a g e kommen, dam it eine gleich m äß ige B ild u n g der T itel w ie bei denen der V erw altuugsbeam ten gew onnen wird:

entspr. dem: R eg ieru n g sra t R e g ier u n g sa sse sso r R egierungsreferendar der: R egierun gsb aurat R eg ieru n g sb a u a ssesso r R egierungsbaureferendar

/b e r e its vorhanden: R eg ieru n g ssek retä r \

v R egierungsbnusekreU U y

Für die M itglieder der Provin ziaib eh örd e kon nte der bish erige R eg ieru n g s- und lla u ra t im H in blick auf die T ite l der übrigen technischen M itglieder beibehaltcn werden.

Für die U eichsbehürden ergäbe sich eine gan z entsprechende P arallele zw ischen den Y erw a ltu u g s- und B aubeam ten z . B . ln ten d an tu rrat — Intendanturbau rat;

P o str a t — P ostb au rat (b ereits v orh an d en ): In ten d a n tu ra ssesso r — Intendan tur­

b a u a ssesso r usw.

Für die S ch riftleitu n g v era n tw o rtlich : Bau Carl H eym anns V erla g in B erlin W . 8, M anerstr. 48/44 — G edruckt

D ie H a u p tb a h n h ö fe umQ m it ih n en den F e rn v e rk e h r w ill V e rfas se r m ö g lic h st w e it in d as In n e rs te d e r G ro ß s ta d t h in ein lo ito n , ein V o r­

sch lag , d e r zw eifellos A n e rk e n n u n g v e rd ie n t. E r v e re in ig t d en F e r n ­ v e rk e h r des P o ts d a m e r u n d A n h a ito r B ah n h o fs d u rc h eine a lle rd in g s viel zu g e rin g o E rw e ite ru n g des le tz te re n , s c h ieb t den P o ts d a m e r B a h n h o f bis h in te r die E ic h h o rn s tra ß e z u rü c k uud f ü h rt h ie rh e r den g a n ze n sü d lich e n S ta d t- und V o ro rtv e rk e h r. D u rc h d iese Z u rü c k - Schiebung dos P o ts d a m e r B ah n h o fs e rm ö g lic h t e r es, daß d e r neu e, die P o ts d a m e r S tra ß e e n tla s tc n d o V e r k e h rs z u g , d e r v e rlä n g e rte H o h e n - z o llern d am m , m it U m g e h u n g des P o ts d a m e r P la tz e s u n m itte lb a r an dom B a h n h o f v o rb o ig efü h rt w ird.

Dio n ö rd lic h e n F e rn b a h n e n (H a m b u rg , S te ttin , S tra ls u n d ) e rh a lte n oiuen g e m e in sam e n K opfbahnhof, und z w a r d en a u f dem G elän d e d es je tz ig e n L e h r te r G ü te rb ah n h o fs zu e rric h te n d e n n e u e n Z en tralb a h n h o f.

Z w isc h en d iesem u u d d en sü d lich e n B ah n lin ien is t im L ag e p la n ein e (auch n ach dom B ah n h o f F rio d ric h s tra ß e abzw eigendo) V e rb in ­ d u n g v o rg eseh en , • dio b e z e ic h n e t i s t a ls „ T u n n e l z u r V e rb in d u n g des A n h a lto r und P o ts d a m e r B a h n h o fs m it dem Z e n tra lb a h n h e l u n d dom B a h n h o f F rie d ric h s tra ß e , au ch fü r G ü te r z ü g e “ .

N u n lie g e n sow ohl die beiden s ü d lich e n B ah n h ö fe (V o ro rt- u n d F e rn b a h u h o f), als au ch d e r B ah n h o f F r ie d ric h s tra ß e und w ohl au ch d e r n eu e L e h r te r Z e n tra lb a h n h o f ob o rird isch . W ie also eine u n te rird is c h e V e rb in d u n g , (auch fü r G ü te rz ü g e !) zw isch en a lle n d iesen B ah n h ö fen (n am en tlich a b e r n ach dom B ah n h o f F rie d ric h s tra ß e ) e rm ö g lic h t w erden soll, i s t n ic h t e rk en n b a r.

A u ß e rd em m ü ß te doch die als Q u e rs ta d tb a h n an zu so h o n d e V e rb in ­ d u n g , w elche dio n o tw e n d ig e E in - uud D u rc h fü h ru n g d er sü d lich e n und n ö rd lic h e n B a h n en d u rc h die In n e n s ta d t ü b e rn im m t, voll a u s g e ­ b a u t w erden. D io V e rlä n g e ru n g je eines K o p fg le ises des A n h a lte r und dos Z e n tra lb a h n h o fs (bezw \ des P o ts d a m e r B ahnhofs) u n d ih re V e rb in d u n g m ite in a n d e r k an n a ls solche n ic h t a n g es eh e n w e rd en . A u c h fe h lt je d o b eq u em e V e rb in d u n g zu m U e b e rg a u g d e r von den sü d lich e n V o ro rt­

s tre c k e n a u f dem P o ts d a m e r E n d b a h u h o f an k o m m en d o n R e is e n d e n a u f dio sü d lich e n F e rn b a h n o n des A n h a lte r E n d b ah n h o fs und u m g e k e h rt.

Irg e n d ein N ach w eis d e r M ö g lich k e it d e r g e p la n te n V e rä n d e ru n g e n is t ü b e rh a u p t n ic h t g eg eb en . Dio E in fü h ru n g d e r W a n n s e e b a h n in dio O s ts e ite des n eu en V o ro rtb a h n h o fs am P o ts d a m e r P la tz e i s t z w ar im P la n g e zeich n o t, a b e r tec h n isch u n g e lö s t geb lieb en . A u ch w ird die e r ­ w ü n sch te D u rc h fü h ru n g d e r G ö rlitz o r Z ü g e d u rch die S ta d t, e n tw e d e r Uber dio S ta d tb a h n o d e r die n e u e Q u erb ah n in d en P lä n e n v e rm iß t.

W ie hoi d e r P la n b e a rb e itu n g dor im L eb e n d e r G ro ß s ta d t so ü b e r­

au s w ic h tig e n F ra g e d e r B e w ä ltig u n g d es E is e n b a h n -P e rso n e n v e rk e h rs die s ic h e re H an d d es I n g e n ie u rs g e fe h lt h a t, so i s t d asselb e au ch von d e r B e h a n d lu n g des n ic h t m in d e r w ic h tig e n g ro ß s tä d tis c h e n E is e n h a h n - G ü te rv e rk e h rs zu sagen.

A b g e se h en von dem lo k ale n G ü te rb ah n h o f, d e r an S te lle des S t e t ­ tin e r P e rso n e n b ah n h o fs tr e te n soll, i s t fü r g an z B e rlin n u r ein Z e n tra l- g tlte rb a h n h o f v o rg e seh e n , u n d z w ar a u f dem M o a b ite r G e lä n d e d e r a lte n ß sk a lisch e n L a g e rp lä tz e zw isch en d er Q u itz o w stra ß e u n d d er R in g b ah n . D ie se r G ed au k o i s t als v e rfe h lt zu b e tr a c h te n , d a ein so lc h e r Z e n tra lb a h n h o f zu w e it vom S ta d tin n e r n e n tfe rn t ist, d a fe rn e r das h ie rfü r v o rg e sch la g en e G elän d e viol zu k lein i s t (— dio B erliner- E le k tr iz itä ts w e r k e u n d d er B e rlin e r W o sth a fe u v e rb ie te n eine A u s ­ d e h n u n g n ach N o r d e n !— ), u n d w eil en d lich eiuo so b e d e u te n d e A n ­ h ä u fu n g des G ü te rv e rk e h rs e rfa h ru n g sg e m ä ß h ö c h s t b e d en k lich i s t w egen des s ta rk e n Z u sa m m e n d rä n g e n s des L a s tw a g e n v e rk e h rs a u f die zum B a h n h o f fü h ren d e n S tra ß e n u n d P lä tz e .

D ie g e p la n te A n la g e e in e r Z e n tra lm a rk th a lle zw isch en Z e n tra l- b a h u h o f u n d N o rd h afen h a t g ro ß e V o rte ile . D e r W a s s e r v e r k e h r fü r N a h ru n g s m itte l k a n n in den w ä rm e re n J a h r e s z e ite n n ü tz lic h fü r dio E n tla s tu n g d es S tra ß e n v e rk e h rs sein.

D as z w isch en S p re e u n d L ü n e b u rg e r S tr a ß e b eleg en e G elän d e, das j e t z t fü r L a g e rh ä u s e r und als S tä tte p la tz d ie n t, w ill V e rfa s s e r als A u s s te llu n g s g e lä n d e v e rw en d en .

E in H a u p tre iz und H a u p tw e rt d e r A rb e it lie g t in dor so rg fä ltig e n P la n u n g n e u e r S tra ß e n z ü g e u n d D u rc h b rü ch e . N eu e V e rk e h rs s tra ß e n d u rc h sch u e id en d an ach das g a n ze b ish e rig e B e b au u n g sg o b io t von G ro ß -B e rlin u n d so rg en fü r den V e rk e h r d e r g ro ß en M en sch en m assen ein e r M illio n e n sta d t zw isc h en dem In n e rn u n d d e r P e rip h e rie . F ü n f g ro ß e 5 0 — 6 0 m b re ite A u s fa lls tra ß e n , d e ren L a g e g u t g e w ä h lt und d e ren D u rc h fü h ru n g so rg fä ltig in d en P lä n e n d a r g e s te llt ist. E s kan n auffallen, daß n ic h t a ls s e c h ste g ro ß e A u s fa lls tra ß e die L in ie K u r fü rs te n d a m m — P o tsd a m und w e ite r g e w ä h lt is t, obw ohl d e r V e r­

fasser au ch h ie r s e h r z w e c k e n ts p re c h e n d e V o rs c h lä g e fü r die V e r­

b e sse ru n g d es g e g e n w ä rtig e n Z u sta n d e s m ac h t. ( F o r ts e tz u n g folgt)

■at M. G u t h in B e rlin W . 57, B ü lo w str. 35

bei J u liu s Sittenfeld, Hofbuehdrucker.. B erlin W. s M auerstr. 43/44 Nr. 5 0 a