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Die Zukunft, 21. Dezember, Jahrg. XXI, Bd. 81, Nr 12.

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XXL Jahrg. . Herlityden 21.Dezember1912. ch12.

Herausgehen

Maximilian Hart-en

Inhalt:

Seite

Aulfeuep ............................373

Goethes VerhältnitzzuSphinx-. VonKonstantin Brunners ......386

Ruhe. VonCeonid Andrejew ."............... .389

Wieckerkönig. VonRicärda Huch........—..........394

Geldlusisit Voncadon ..... ..... ...... ....404

Uachdruck verboten.

f

Erscheint jedenSonn abend.

Preis vierteljäljrlich5Mart, dieeinzelneNummer 50Pf.

cps

Berlin.

Verlag d er»Zukunft

Wilhelmstraße3a.

1912.-

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wird seitJahrzehnten mitgrossom ErfolgezurHeustrinlclxur beiNieren ries, Gieht,Stein,Eiweiss undanderen Nieren- undBlasenleiden verwandt-. ach

denneuesten Forschungen istsieauch demZuekerlcranken zurErsetzung

seines täglichenKalkverlustes anerster stelle zuempfehlen.Fürantrehende Mütter und Kinder inderEntwickelung istsiefürdenKnocheneuf anvon

hoher Bedeutung.

- 1911= 13,598"Badegästeund2,071,167Flaschenversand. - Manverlange neueste Literatur portofrei von den

clcarctte

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oku:

-«-·.-- « -.

Berlin, den 21.Dezember 1912.

--MV .

Julfeuer.

Prinz Luitpold.

is«-uitpoldvonBayern,deranderthalb Jahrenachder Ver-

kündungderKarlsbader Beschlüsse,inGoethes rüstigen Sammlertagen, geborenwurde, istunter dem dunklen Julmond desTürkenjahresgestorben.SeinGroßvater,HerzogMaximilian

vonPfalngweibrückemwarOberstin einemFranzosenregiment; seinesVaters Taufpathe LudwigderSechzehntevonFrankreich, derdem kleinen LudwigdieGewißheiteines fürLebenszeitzu zahlendenJahresgehaltes vonzwölftausendLivres indieWiege spendete,bald danachaberKrone undKon verlor;erselbst hat eineDivisiongegenPreußen geführt undistim Hauvtquartierdes Preußenkönigsdann der Vertreter Vayernsgewesen,dasdem SiegervonKöniggraetzdieKaiser-machtanbot. Luitpold sahdie Lockerung,dieLösungdesDeutschenBundes unddieGründung desDeutschen Reiches;sahdenVatervom Thron stürzenund zwei NeffeninJrrseingleiten; Revolutionen undKriege,Ver- rückungderHoheitrechteundderMenschenkraftgrenzen.Ruhig sahers ; infreundlichgelassenem Gleichmuth.Erhielt sichandie vonallenWirbeln derZeitwandlungunbewegteNaturzlebte,als JägerundFischer,mitihrundnahmdieUebergängevom Oe[

zumElektrizitätlicht,vonderPostkutschezumMotorwagenund LuftkahnalsangenehmenModenwechselhin,derdenVetrachter, denGenieszernichtaus bedächtigerWürdescheuchendürfe.Wuchs undwitterte,wie einstattlicherBaum, dernicht,um hochzuscheinen, denWipfelzureckenbraucht. Wohindenn? ErhättesichimSchat-

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tenstillenVrinzenlebensbeschieden; und seiter1886Reichsver- weser wardundVrinzsNegent hieß, trugderVayernforst,der einzige,demersichverwurzelt fühlte,keinenhöherinsLichtragen- denStamm. Schlinggewächshattedie Rinde umsponnen; taubes Vorurtheil Ludwigs SohninVerruf gebracht. Jm Januar1870 wurde seinName zuerstlautgenannt.Gressers Schulgesetz hatte diefrommen Katholiken geärgert,dieWahl ihrerFraktiondie

«

MehrheitgebrachtunddasMinisterium Hohenloheglicheinem Leidenden,dernicht lange mehrlebenkönne.Dochder inHohen- fchwangau schwärmendeKönigwollte nochkeinanderes Gesicht sehenals(wennesdurchausseinmußte)Chlodwigs, schicktedrum nur dieverhaßtenMinisterfürKultusundJnneresweg undsprach inderThronrede: »Ich weiß, daß manche GemütherdieSorge erfüllt,diewohlberechtigteSelbständigkeitVayernssei bedroht- Diese Befürchtung ist unbegründet.AlleVerträge,dieichmit PreußenunddemNorddeutschen Bund geschlossenhabe, sind demLande bekannt. SosehrichdieWiederherstellungeiner nationalen Verbindung der deutschenStaaten wünscheund hoffe, sowerde ich dochnur ineinesolche Gestaltung Deutsch- Iands willigen, welchedieSelbständigkeitBayerns nicht gefähr- det. Nur wenn diedeutschenStämme sich nicht selbst aufgeben, sichern siedieMöglichkeiteiner gedeihlichen EntwickelungGe- sammtdeuschlandsausdemBoden desRechtes« DieKammer derReichsrätheantwortete in einerAdresse,dievon dem»durch dieParteistellungdesMinisteriums noch gesteigerten Mißtrauen desVolkes« sprach,das inderWahlzum Ausdruck gekommen sei,unddieMahnung anfiigte: »Ein wirklichesVertrauen wird nur zurückkehren,wenn esEurerMajestät gelingt,alsRätheder Krone Männer zufinden,die denentsprechendenWillen mitder FestigkeitdesHandelnsvereinen undingleicherWeisedasVer- trauen Eurer Majestätwiedas desLandes besitzen-«Dieser Adresse(deren Annahme derKönigweigerte)hattendieVrinzen Luitpold, Otto, Ludwig, Leopold,Adalbert zugestimmt.Seitdem galtLuitpoldalsein»Ultramontaner«,Preußenhasser,Feindder NeichsgründungRobertvonMohl,Vadens Vertreter inMüns chen,schriebschon1869: »GegendenFürstenvonHohenlohehaben sichdieVrinzen verbunden,ihnzustürzen.DerKönigvonWürt-

«temberghatsichbeiseinemVesuchhierbesondersandenPrinzen

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Julfeuer. 375

Luitpoldangeschlossen,deralseinPersechterdesAnschlussesan

Oesterreichgilt.«War ersje?Währenderimversailler Haupt- -quartiersaßundaufdievonBayernzu derVerhandlungBevoll- mächtigtenzuwirkenvermochte, schrieb GroßherzogPetervonOl- denburg:»Vismarcksagte mir,mitdemVayerischen Minister seier persönlich einig geworden;erhabe Bayern Post-iundTelegras phenverwaltung,SelbständigkeitimOberkommando der Armee undeinegewisse FreiheitinderMilitärverwaltung zugestanden.

Auchüber denKaisertitel seiermitVayerneinig.Wichtig«sei,daß Dies vondenFürstenundnichtvom Reichstagausgehe. Ein Polkskais erseigefährlich.DerKönigwerdesichjetztnichtgegendie Annahme sträuben, seiaberkonservativ.EinalterGraf lasse sich nichtgernGeneral nennen. «UndamdrittenDezemberabend über- gab Prinz LuitpolddemKönigWilhelmden(vom GrafenHolns fteinnachPersailles gebrachten)Brief,indemLudwigdemPreußen denKaisertitel antrug. DennochbliebihmderRufdesraben- schwarz Klerikalen,derunwillig aufdenZuwachs preußischer Machtblicke.Vismarck hielt ihn fürden Pater derForderung, das deutsche Kaiserthum zwischendenhäusernHohenzollernund Wittelsbach alterniren zulassen.(JnVaden-Vaden sagte,1886, der alteKaiserzuHohenlohe,erwisse jetzt, daß Luitpold, dessen

»entgegenkommendeGesinnung«errühmte,damals nur imAuf- tragdesKönigs gehandelt habe; Graf Berchem habeLudwigs Briefselbst gelesen.)DieMehrheitderNorddeutschen sahindem PrinzendenErzfeind. Chlodwig riethdemGrafenBerchem, »sich ganz aufdem blau-weißenStandpunkt zuhalten, schonwegendek Stellung zumPrinzen Luitpold«;undschrieb nochimFebruar 1875,ausParis, andenReichskanzler: »Die Führerder ultra- montanen Partei inBayernsind, sovielichzuwissenglaube, mehr- fachderFrage nähergetreten,obnichtimgegebenen Augenblick derKönig durchdenPrinzenLuitpoldoderLudwigam Steuer des Staates zuersetzen sein würde. Vielleicht hatman dabeian dasRechtdesPapstes gedacht,das ihmdieBefugniß einräumt, Fürstenzuentsetzen.DieZurückhaltung,diederKönig, trotzdemihm mancheTheiledesultramontanenProgrammes zusagen mögen, bisher dieser Partei gegenüber beobachtet hat,könnte den Ge- danken nahlegen, daß ihm diese Plänebekannt gewordensind.«

DemRegentenwurde langezugetraut,daßerdieEntthronung

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desNeffen gewünschtunderlistethabe,der dem Volkderschöne, einsame,von Priestern undSchranzen bedrängte Idealist, der hehreVerächterdesHofgetriebes,derFördererschaubarerKünste gebliebenwar. Luitpoldwurde gehaßtunddurfte sichnichtinalle ProvinzenBayerns wagen. DerOheim RheinbündlerundPar- tikularist,derNeffe deutscher PatriotohneEigennutz: sowar die Meinung. Und doch hatte Ludwig schon nach Königgraetzan Richard Wagnergeschrieben:»Wennwir unter Preußens Dege- moniezustehen kommen,dann fort! EinSchattenkönigohne Macht willich nicht sein.«Gegen Preußen hatte ihnderGroßohmKarl unddieVayerin Elisabeth,FraanosephsFrau, gestimmt.Von demKrieggegenFrankreich,zu demPfordtens Wort ihn schonin Nikolsburg verpflichtet hatte,erhofsteereinebeträchtlicheGebiets- erweiterungund dasRecht aufdieKaiserwiirde,die,wenn das Alternat angenommen war, denWittelsbachern, alsder»vor- nehmstenDynastie«,vordenHohenzollern zufallen mußte.(Wel- cheMitteldenvonZahnschmerzgepeinigten König schließlichbe- stimmten,denvonVismarck entworfenen,vonHolnstein nach Ho- henschwangaugebrachtenBriefanWilhelmabzuschreibenund zu unterzeichnen,wirdkeindeutschesHeldenbuch jemalskünden. Am Meisten soll ihmderNebensatzgefallenhaben,der dieFreudedar- überaussprach, daßerdenKönigvonPreußen, derihm bisherein Nachbargewesensei,nun Landsmann nennen könne. Die Andeut- ungOttokars Lorenz,diePrinzen desköniglichenHauses, Otto, Luitpold,Adalbert,seiengegendiepreußischeNeichsspitzegewesen, stütztkeintragfähiger Veweis.) Luitpold hatdasVorurtheil ent- kräftet. Langezwarhatteergeglaubt, Oesterreich werde,nur Oester- reichkönne diedeutschen Stämmeseinew Dochder alternde Herr hatsichschnellindenneuen Zustandgeschickt.DerSohn Ludwigs desErsten,derPreußens Luise befang, istkeinPreußenfeindge- worden ;auchderHerrschaftdesKlerus nichthörig.DiePriester unddiefrömmstenPrinzessinnenwaren nichtimmer mitihmzu- frieden,undalserdemGrafen PodewilseinenNachfolger suchen mußte,fragteerden liberalen HerrnvonAuer,derdenFreiherrn Georgvon Hertlingempfahl.Grandseigneur und Großbauer;

deutscherFürstundkernbayerischerOberförsterzimäußerenHabi- tusmanchmal,imabgetragenenLoizenrochmitderbenVergschuhen undverschossenemJägerhut,so ärmlich,daß münchenerWitzihn alsdenWurzelseppbespöttelte.DieLegende,dieihn beschränkt

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Julfeuer. 377 hieß, hat gelogen.Erwarnichtnur schlauwieeinmißtrauischer Bauer, sondern auch klugwieeinanständig gebildeter Herraus demaugustischenAlter desHausesWittelsbach. DemBater im Grundzug desWesensunähnlichzvonschlichterer,sreundlicherer Herzensart,dochohnedenTrieb zuPolitis cherWirkunginsWeite.

DerBater sehntedenTag herbei,derStraßburg, seineGeburt- stadt,wieder als einen Theil deutschen Besitzes sehenwerde; derSohn hat,alserdenTagerlebte, vielleichtnur,gut bajuva- v,risch,gedacht:,,Alles geht seinen g’weistenGang«BonLudwigs.

"Worten,deren Blinkfeuer ost mehr Gewicht vortäuschte,alsin ihnenwar,schiendem Sinn Luitpoldsnur einssichtiefeingeprägt zuhaben;dieses: »Ichwill ausMüncheneineStadt machen,die Deutschland sozurEhre gereichen soll, daßKeiner Deutschland kennt,wenn ernicht München gesehen hat.«Was für München gethan werdenkonnte, thatderPrinzsNegentgern ; undfreute sich, wenn ihmder Wille zuernsterFörderungderWissenschaftund maccenatischerKunstverstand nachgesagtwurde. Einbescheidener

«Mann,der sichniemals indenBlickPunktvordrängte,gerns chwieg undseit Jahrenwieeinuralter Bater geliebtwurde. Mußman ihnaber,demauf manchem Gutshof,inmanchemWaldhaus see- lischEbenbürtigezufindenwaren, ausdem ParadebettzumHeros

«schminken?JhninsNiesenmaßEines recken, dessen letztesLager dieLandsmannschaft, inunendlichemSchmerz, schluchzendum- kniensoll? Unser öffentlichesLebenersticktinUnwahrhaftigkeitz Jubel undJammer klingtzuschrillundjeder Gestusdünkt den kühlenBetrachter füreineFilmwirkungberechnet. Jnder Ent- werthungalleraufdenMeinungmarkt geschleppten Gefühle ha- benwirs herrlichweitgebracht.Aus welcher Brustkommt das Wort,dasnoch,ineinerSchicksalsstunde,zuzünden vermag?

Luitpold,dervölligvollendet starb,war einrechtschaffener Herr«

KeinHeldundkeinSchöpfer. NichtvondemSchlag,derdenletz- tenKraftfunkenfreudig fürdieLebensaufgabe versprüht.Seinem Folgerbleibtvielzuthun;für BayernundfürdasReich.

Der Dreihund.

AnLudwig-vonBayern schrieb Bismarck,alsdieINothder Stunde einenBund derCentralmächte heischte: ,,(’chwürdees füreinewesentlicheGarantie deseuropäischenFriedensundder SicherheitDeutschlands halten,wenn dasDeutscheNeich aufeine

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solcheAbmachungmitOesterreich einginge, welche zumZweck hätte,denFrieden mitNußland nachwievorsorgfältigzupflegen, aber,wenn einederbeiden Mächte angegriffen würde,einander- beizustehen.DasDeutsche ReichimBunde mitOesterreichwürde derAnlehnungEnglandsnicht entbehrenundbei derfriedferti- genPolitikderbeiden großenNeichskörperdenFriedenEuro- pasmitzweiMillionen Streitern verbürgen.Unterbleibt jedes Abkommen derArt, fowirdman esOesterreich nicht verargen können,wenn es unter demDruckrussischerDrohungenundohne GewißheitüberDeutschland schließlichentweder beiFrankreich oderbeiNußland selbst nähere Fühlung sucht.TrätedieserFall ein, sowäreDeutschland,bei seinemVerhältnißzuFrankreich,der gänzlicheanolirungaufdemKontinent ausgesetzt.«DieinGastein und Wien vereinbarteBundesgenossenschaft verpflichtetdiebei- denKaiserreiche, gegenjeden rusfischenAngriff (nichtnur,wieHerr- von Vethmannzuglauben scheint,gegen einen,derdenAnge- griffenen »in seiner Existenz bedroht«)einanderbeizustehen.Um auchgegenfranzösischenAngriff assekurirt zusein, schloßBismarck späterderVertrag mitJtalien. Ohne Illusionüber denNoth- werth solcher Papiere. NachdenaltenBundesverträgen, Pflegte erzusagen,wäre dieSchlacht beiKöniggraetz theoretisch unmög- lich gewesen.UndinseinemVuch steht dieWarnung: »Schonim vorigenJahrhundert war esgefährlich,aufdie zwingendeGewalt eines Vündnißtexteszurechnen,wenn dieVerhältnisse,unter denen ergeschriebenwar, sich geändert hatten; heutzutageaber- istesfüreinegroßeRegirung kaummöglich,dieKraft ihresLan- desfürein anderes volleinzusetzen,wenn dieUeberzeugungdes Volks esmißbilligt.KeinegroßeNation wirdjezubewegen sein, ihrBestehenaufdem Altar derBertragstreue zuopfern,wenn siegezwungen ist,zwischenBeiden zuwählen.Die clausula rebus sic stantjbus wirdbeiStaatsverträgen,dieLeistungenbedingen,.

stillschweigendangenommen. DerDreibund hatdieBedeutung einerstrategischenStellungnahmein dereuropäischenPolitiknach·

Maßgabe ihrer LagezurzeitdesAbschlusses;abereinfür jeden Wechselhaltbares,ewigesFundamentbildet erfüralleZukunft ebenso wenigwievielefrühere Tripel-undQuadrupelalliancen derletztenJahrhunderte undinsbesonderedieHeiligeAlliance und derDeutscheVund.« Deutlicher durftederStifterdesBun- desnichtwerden. DemReich FranzJosephsistdieGefahr russisi

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Julfeuer. 379 schenAngriffes heute nicht fernerals 1879: deshalbkönnen wir nochsicher sein, daßseinHeermitunseremmarschirenwürde,wenn·

der erste VorstoszvonOstenDeutschlands Nordflanke träfe.Wer- abertraut denJtalienern,die imHandelsfrieden mitFrankreich inWohlstand gediehensind,die blinde Dummheit zu,imFall französischenAngriffesunsereSachezuihrerzumachen, dafürzu bluten unddreiMittelmeerküsten englischer Rachezublößen?

DerTextdesvonJuliusAndrassy undHeinrich Reußunter- zeichneten Vertrages ist bekannt;dievonDeutschlandundOester- reichmitJtalien geschlossenen Verträge sindniemals Veröffent- lichtworden. Wer ihrenWortlaut kennt, istdennochzumSchwei- gengezwungen. Ungefähraberwissen wir,wiedieeuropäische PolitikzurzeitdesAbschlussesaussah,undkönnen»nachMaß- gabeihrer Lage«denWerthdesBündnisses schätzen.AlsEng- landCypernbesetzt hat, fragt,indenletztenTagendesBerliner Kongresses,Salisbury denGrafenvonLaunay, weshalb Italien nichteineAusdehnung nachTunis oderTripolitanienvorbereite.

Jm Juni1880hörtJtaliens VotschafterinParis ausFreycinets Munde dieAndeutung,FrankreichwerdeTunesien nehmen,den Jtalienern abergernTripolis gönnen. Nochimselben Jahrfragt, inCairolis, desMinisterpräsidenten, Auftrag, Graf Maffeiin Berlin,ob denKanzlereindeutsch-italisches Vündnisz möglich dünke. Bismarck antwortet, derWegvonRom nachBerlin müsse indiesemFallüber Wien gehen;das mitOesterreich einige Jtas lienwerdeihnzurFestigungdesaltenFreundschaftbundes bereit finden.Haymerle,der ausderrömischenBotschaftzumNachfolger- Andrassys berufenworden ist, erklärt,Oesterreichkönnenichtduls den, daßdie Adria einitalienischesBinnenmeer werde,wolle- selbstaberweder Albanien nochdenSandschakmitSaloniki und werde zustimmen,wenn Italien sich nach Nordafrika ausdehne oderseine StellungimMittelmeer durchdieBesetzungderJnsel Kreta stärke.JmMai 1881wirdTunesien französisch.EinJahr- danach istdas von Frankreich enttäuschteJtaliendenCentral- mächtenverbündet. Nochbleibt das VerhältnißderKräfteim Wesentlichenunverändert.Als GrafNobilant, derseitdem Herbst 1885 imKabinetDepretis dasinternationale Geschäft führt,das Vündnißerneuen will, forderterZusätze,dieJtaliens Mittel- meermachtundBalkanhoffnung sichern. SolcheBürgschaft,denkt Vismarck,kannnur England leisten;entschließtsichs dazu,dann

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istesobendrein gehindert,derFranzösischenRepublikzuhelfen, derennächsterPremierminister oderPräsident vielleichtVoulans gerheißt.ErbesuchtdenVotschafterSir Edward Malet undillu- minirt ihmdenVortheilanglo-italischerBundesgenossenschaft.

Ein demVritenstolz schmeichelndesZugeständnißsoll ihnvertrau- lich machen. Uns, sagtderKanzler, kanthaliens Hilfenur nützen, wenn esseineTruppen nichtÜber diestarkbefestigtenAlpenpässe zuschickenbraucht,sondern sievomSchiffaus andiefranzösische Küstezuwerfen vermag.Das istnur unter-britischerZustimmung möglich.Warum soll EnglanddenrömischenHerren,die sichdoch nie gegenirgendeinLebensinteresseVritaniens auflehnenkönn- ten,solcheVersicherungpolice weigern?WilldieRegirung Jhrer Majestätgarnichts fürdieErhaltungdesvonWest mehr nochals von Ost gefährdeten Friedens thun,dann muß Deutschland sich ebenmitanderenMächten verständigen;werdenRussenanden Vosporus, denFranzosenaufdieEitadelle vonKairohülfe,dürfte vielvonihnen fordern.AchtzehnTagedanachsind die neumDrei- bundverträge unterzeichnet.Undnochim selbenJahr(1887) eini- gen Erispi,Kalnoky, Salisbury sichübereinVrogramm,dasder ErbeRobilants, mitdemWortpompdesAlbanesensprößlings, die Akteeines Orientdreibundes nennt. Jn Friedrichsruh em- pfiehlter, denVertrag durcheine Militärkonvention zuergänzen.

JnTurin sagter:»Aufdem Festland sindwirdenEentralmächten verbündet, aufdemMeerim EinverständnißmitEngland.«Beide Voraussetzungen desVündnisses,diefranko-italischeFeindschaft unddas freundliche VerhältnißEnglandszumDeutschenNeich, sind längst geschwunden.Italien kannnichtdaran denken, durch

neuen HandelskrieggegenFrankreich seineWirthschaftzuentkräf-

ten;daseinelibyschenKolonien vonMalta,vomenglischenSudan undvonTunesienausleichtangreifbarsind,istesfesteralsjeandie GroßmächtedesWestens gekettet.Mit FrankreichundEngland hates Verträge, mitNußland, mindestens seitdenTagenvonRacs conigi,einAbkommen, dessenUmrisseallmählichsichtbarwerden.

WerinItalien heutevonKriegsgefahr spricht,hatnur Oesterreich imSinn; wieTotfeindesinddie inWelschtirolundanderAdria Venachbartenwidereinander gerüstet.Rebussjcstantibus sollder Dreibund einFundament deutscherWehrmöglichkeitsein?Keine italische NegirungwürdeihnkündigenoderseineVerlängerung ablehnen.Keine würde,wenn wirinHändelmitFrankreichge-

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Julfeuer. 381 riethen, ihreTruppen,uns zuHilfe,überdieAlpen schicken.Und daß England ihnendenSeeweg nicht sperren würde, glauben höchstensdieabgetakeltenGesandtschaftsekretäre,derenruchloser Eifer jetzt auspo.saunt,Britanienseiuns ingestern nochunge- ahnterZärtlichkeitzugethan.Auch ohne SperrebliebeItalienim Falldeutsch-französischenKriegesstill.VonderNepublikwirds nicht mehr bedrohtundNizzaistverschmerzt.Was bietenwirihm?

DieWartehalle,unter derenDachesvorösterreichischemUeber-- fall sicher istunddie Stunde heranwachen kann,dieihm erlaubt, dieAdria zuumarmen. Haltbaren Frieden könntennicht wir, könnteheutenurEnglandnochzwischen unseren"Genossenstiften.

Jm zweitgrößtenVundesstaat desDeutschen Reiches regirtein

«Mann,dernoch 1896,ausfrommerund drumehrwürdigerUeber-

«zeugung, den Glaubensbrüdern zugerufen hat:»Großstädtischer Pöbel hatdie Römer von ehedemverdrängt. Treubruch,Ver- -schwörung,BerrathundeinebeispielloseKettevonBerletzungen desVölkerrechtes bezeichnendenUrsprung desKönigreiches Jtalien.«Das soll, ohne selbstzuvorirgendwie gefährdetzusein, für unsere Sache fechten?DieHerrenTittoni undBarrere sind pfiffigund wissen,was imDunkel aufziehendenGewitters eine klugmit moderner TechnikschaltendeRegiekunstzuleistenvermag.

DerDreibund ist, langevor demAblauf,erneut worden;

ohneAenderungdesVertragstextes: also ohne deutscheMittels meergarantie, dochmit denNachtragsklauseln, andenensich Hol- steins Jägernase geärgert hatte.DieAnkündung solltewieein Blitz einschlagen. EuroparochdasKolophoniumundbekümmerte sichnichtum den Lärm. Dieses Vündniß, hießesdraußen, ist so festundumknotet so inniges Vertrauen, daßBerlin keineSter- benssilbeerfuhr,alsJtalienmitFrankreichdenKolonialvertrag .(Marokko-Tripolis)schlosz,der esverpflichtete,inAlgesirasstets mitdemFranzmann zustimmen.Das schrecktkeinenFeind mehr.

DieKündigung hätte gewirkt:alseinZeichendesdeutschenEnt- schlusses,alleSchleier endlich fallenzulassen.Die unveränderte Fortdauer ist Briten, Franzosen,Aussen,durchaus angenehm;

weilsieden(von Frankreich währenddeslibyschen Kriegesein Bischengekränkten,dochmitdentiefsten Herzenswünschender Triple-Entente zugehörigen)JtalienerndieMöglichkeitläßt,ins andere Lager hineinzuschauen.Und weilderwichtige Versuch, OesterreichmithakenundSpeckzuködern,ertraglosbleibenmüßte,

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wenn dieglimmendenFunkenaltenHassesschon,überdemKanal vonOtranto,zurFlammenbrunstaufgeschürtwerdenkönnten.Aus Paris läuftdieLöschmannschaftherbeiundszolskij selbst hilft mitweisemNath Jlink:eineNothverständigungüber Albanien.

Das muß selbständig werden, autonom, neutral";mußdenAl- banesen gehören.DenWienern bleibtimDrangkeineWahl.Vor- einpaarJahrennochwolltensie vonder-SelbständigkeitAlbaniens nichts hören; witterten hinterdem PlaneineRömerintrigueund meinten, dieAutonomie, diesichauf so niedriger Kulturstufeals- unmöglich erweisen werde, solledenJtalienernnach Durazzound Valona helfen. Freiherr LeopoldvonChlumecky schrieb1906:

,,DieFabel vonder,Balkanschweiz«glaubt wothiemand ernst-- lich. Jn gleicher Weise istaberauchdas vonItalien importirte Rezept ,AlbaniendenAlbanesen«nur mitallergrößterVorsicht- zugebrauchen.San Giuliano, einer derbestenKenner Make- doniens undAlbaniens, glaubtaneinemitenglisch-französischer- HilfedurchzuführendeMissionItaliens aufdemwestlichenVal- kan undisteinerdervielen Vicepräsidentendeslondoner Valkan- komitees,dessen Programm dahingeht, durchEnglands,Frank- reichsundJtaliensZusammenwirkenüberOesterreichs Kopf hin-- weg die Autonomie Albaniens unter derLeitungeines europäi- schenGouverneurs durchzuführen«JetztmarschirenSerben und—

Griechen aufdie Adria zu. Schnellins alteRömerprogramm Undstülpt sogleichdann denDreibund drüber, dernicht mehrim Mindesten stinkt.DieDeutschen sind gute Menschenundahnen nichts Arges...Sind sie noch längerzu narren? Was fremde- Spottsucht reizt, müßteuns ernst stimmen. Mag derDreibund fortwähren:werihnuns als einPalladionzeigt, istgetäuschtoders willtäuschen. Daßeinvor dreißigJahren, unter ganzanderen Verhältnissenund nur für diese Verhältnisse geschlossener Pakt heute noch Lebenskraft,Lebenswerthinsich haben könne, istun- wahrscheinlich.Der deutsch-italische Vertrag istzurpapiernen Hälse geworden (wieeinvonderAEG mitSchuckertgegenSie- mens geschlossenerentkernt wäre, seitSiemens und Schuckert Soziensind).Wirhaben vothaliennichts zuerwarten; sein Heer- würde, so lange EuropasStatus bleibt,wieerist, nichtmitunse- rem gegen Frankreich marschiren.SolcheHilfedemDeutschen Reich imWestenzusichern,war desBündnisses einzigerZweck.

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Bluff.

Oesterreich fichtimSchatten. Und dieselben Leute,denen Scham nicht wehrte,dcmerneuten Dreibund Hymnenzusingen, scheltendieSchwarzgelben: »Dievertrödeln nurZeitundkom- men nichtzumEntschluß;warum haben siedenAlbanerhandel mitdenSerben nicht längstausgetragen? «Weilsie, erstens, nicht wissen konnten,obaufderValkanhalbinsel Friede geschlossen, welcheProvinzendanndie Türkeiabtreten undwelche Veutestücke Serbien einheimsenwerde.Weil, zweitens,einglaubhaftesGe- rüchtsagt,die vierValkanstaaten seien verpflichtet,bis zumFrie- densschluszinjedem Zwisteinander Waffenhilfezuleisten. Durch das Morawathal inPeters LandeinzumarschirenundVelgrad zubesetzen,war leicht.Nur mußtederEindringling darauf gefaßt sein, auchVulgaren,GriechenundMontenegriner alsFeinde vor sichzusehen.Die zusolchemKampf vielleichtkeineLusthatten,.

ihmabernichtausbiegen durften,bis derKriegdes Vierbundes be endetwar. Vernunftgebot,zu warten und keinfriedlichesMittel unversuchtzulassen.OesterreichsUngarn herbergt aufseineme den(neben dreiMillionenNumänen) fast sovieleSerben,wie in denbeiden Königreichenzusammen hausen;hatalso Grund,vor demEntschlußzuzaudern, derihm diesenStamm unddessenganze Sippe verfeinden muß.Ob esvordemAusbruchdesKriegessein Recht aufdieAdria vorEinspruchundEingriff schützenkonnte,ist heutekaumnochzuermessen.Nur-Herr vonBethmann (er sagts)- wußte schonimSommer,was kommen werde ; undhatwederden FreundamBosporus nochdenBundesgenossenanderDonau,.

nichteinmal dieinDeutschlandsIndustrieundFinanzGewaltis gengewarnt,sondernderEuropäerbulle zugestimmt,diekündete, auchdemSiegerwerdedcreinigeWille derGroßmächtekeinen Landzuwachs gewähren.Daran habendieWiener wohl nochzu-- versichtlichergeglaubtalsan denSiegderOsmanenz undwenn Albanien türkischblieb, brauchten siedenZündstoffnichtanzu- rühren.Seitdem konnten sie nichts Rechtes thun.Die Monarchie,.

mitdendickenSlavensplittern imLeib,nicht derFährnißdesall- gemeinen Vluffspieles aussetzen.Ferdinand fürchtet,von den treuen Bulgaren gemordetzu werden: nurdeshalberklärter,nach- viertägigem Zaudern, denKriegund zwingtdieGefährten,mit ihm loszuschlagen.DieTürkei thut,alshandlesichsnur umeinen

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Jch ging aus Dresden fort, gerade als ich anfing, mich dort einzugewöhnen und wohl zu befinden, und habe nun hier einen herzlich langweiligen Winter verlebt. Die Vibliothek ist gut:

Jn der Weihnachtwoche des Jahres 1895 schreibtHerr Vouråe, Frankreichs Gesandten aus Athen an Berthelot (der große Ehemiker leitet unter Vourgeois das

Sie sagt, das neue Gesetz solle sichsnicht gegen das amerikanische Petroleum rich- ten, sondern nur das Monopol einer einzigen Gesellschaft brechen- Auch sie, die Standard Oil Co.,

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