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Die Zukunft, 30. November, Jahrg. XXI, Bd. 81, Nr 9.

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Xxl. Jahrg. ·Herlin,den 30.yovember1912. III-.9.

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Herausgehen

Maximilian Kardew

Inhalt:

Seite Mem Geh-l..................... ......278 Ersten-eith- Rknankbereikkckxakt VonE»lc Ine rHa nt o s.........290 Usmllcher rasen-. vonAlexander vonGleich ensuufkwurm ....293 Deutschlands Ifinanxberekkschafh voncad o n.’............M

Unchdruckverboten-.

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Erscheint jedenSonn abend.

Preisvierteljährlich5Mark,die einzeerNummer50Pf.

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Berlin.

Verlag der Zukunft.

WilhelmstraßeZa.

1912,

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Verlin, den 30. November 1912.

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Mene Tekel.

1805.

«apoleonBonaparte, der das Diadem derRömerkaiser,der

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CaesarenundKarlinger,aufdas vomVapstgesegneteHauPt gestülpt hat,besinntdieLandunginEngland,die»sechsJahr- hundertevoll Schmachund Schimpf rächensoll«,undreist,um

EuropensAugevonderKanalküste, dem Ziel seines Vlanens, abzulenken, durch Italiens sommerlichprangendeFlur. Kann der Plangelingen?AlleNüchternen zweifelnundWilliam Vitt sitzt furchtlosinseiner Jnselfestung EingeheimesAbkommen ver- bündetihmRuszland,dessenjungerZarAlexandernachderGlanz- rolledesVölkerbesfreierslangt.Undseit Napoleon denScheitel mitderKrone vonItalien geschmücktundLiguriendemKaiser- reicheinverleibt hat, ist auchdercasus foederjs gegeben,den der austro-russischeVertragvomDezember1804voraussah.England, Oesterreich, Rußland:desUsurpatorsSterbestunde muß nahen.

EinKongreszwirdihnentkrönen oderihmmindestensdieHerr- schaftüberItalien, inDeutschland, Holland,derSchweizdas Mit- bestimmungrechtnehmenundseinem FrankreichwiederdenRhein und dieMoselals Grenzen geben. AlexanderwareinSchwärmer, denAdam CzartoryskifürdieVolensachegewonnenundzuhoch- müthigerGeringschätzungPreußensberedethatte.Vittvermochte, wie diemeistenStaatsmänner Britaniens, diefestländischen Machtverhältnissenicht richtig einzuschätzen.UndinderHofburg herrschte Kaiser Franz,»das Skelett,demdasVerdienst seiner VorfahrenaufdenThrongeholfen hat«(Bonaparte)· DieseTrias

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274 DieZukunft-;

wähnt, ohneZusammenballungallererreichbaren Machtmittel denRiesenbezwingen zukönnen.Zwar mahntErzherzogJohann, mahntderVrotestantenfeind Gentz selbstzurVerständigungmit Vreußen,ohnedasnichtsauszurichtensei.Sie überreden schließ- lichdenKaiser auchzu demVorschlageines austro-preußischen Vündnisses,dasdenfremdenEroberer niederwerfenundOesters reichimSüden, Vreußenim Norden DeutschlandsdieOberhoheit sichern solle. DochdieUnterhändlerkommenüber lauenEifer nicht hinaus; undinVerlin hofftman nochimmer,inbehaglicher Ruhe denWelthändeln zuschauenzukönnen.Europa brauchtFrieden, sprichtderschwachgemuthe König,undVreußens Platz kannnur neben Denen sein,dieauchunter OpferndenFrieden erhalten wollen. SelbstimKriegsfall, schreibt Hardenberg,kannNord- deutschlandneutral bleiben;undwarum sollessich nichtdem Franzosenkaiserverbünden,wennerunsPreußeneinen ansehn- lichenMachtzuwachs, etwa durchdieAnnexionHannovers,er- reichenhilft? DerKönigundderMinister desAuswärtigenem- pfindennicht, daßessichum eineLebensfrage deutscherZukunft handelt; daßdemVormarschdesKorsennurHaltzugebieten ist, wenn Nord undSüddesdeutschenSprachbereiches zusammen- wirken. Napoleon fühltdas Dämmern einer Schicksalsstunde.

NußlandundOesterreich rüsten? Gut; ihr Tempo,dieSchranke ihres Kraftaufwandes, kennter.DieAbsicht,Nelsons Flotte nach Westindienzu locken undimKanal dann denUeberfall vorzube- reiten,hatdieWachsamkeitdesgroßenAdmirals vereitelt. Also mußdieEntscheidung aufdemFestland fallen.DieArmee wird vonVoulogne andenRheingeschickt,Vayern,Württemberg,Va-s den,Hefsenwerden insbonapartischeLager hineingeschmeichelt, dieHeerstraßenan deroberen Donau erspäht.DerKriegkann beginnen. Preußen weistzwardenVündnißantrag zurück,den derGesandte Laforest imAuftrag desKaisersinsSchloß bringt;

willaberneutral bleiben. UndNapoleonhöhnt: »Vreußenmag thunundlassen,wasihm beliebt;esist heute schonindieReihe der· Mächte zweiten Ranges hinabgesunken.«

Jn Preußenwirdum Zölle, Steuern, Verwaltungreformen gestritten.Salzmonopol,neuer Tarif für Ost-undWestpreußen, Fabrikkommissare,Vankpolitik:mitsolchenAufgaben istdas Ge- neraldirektorium beschäftigt.Jedeinternationale Vereinbarung

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Mene TekeL 275

scheinteine Fessel.Napoleon bietetHannoverund ließe wohl, wenn Hardenberg ungehemmtweiter verhandeln dürfte,auchüber

SachsenundBöhmen nochmit sichreden. DieKoalirten,England, Rußland,Oesterreich,Schweden, verheißendieStärkungderPo- sition,diePreußenbis zumBaselerFrieden ausdem linkenRheins usergehabt hat. Pon—beidenSeiten winktGewinn; wer mit Fritzenmuth das Schwert zieht,kannihn einheimsen. DochFrie- drichWilhelmderDritte istnichtderManntapferen Entschlusses.

Ermöchteneutral bleiben Undnichts riskiren; ist schonum den Preis derNeutralität Hannoverzuhaben:um sobesser.Nur wollendieGroßmächte nicht wieder,wieindenTagenderZweiten Koalition gegenFrankreich, durch preußischeZaudertaktikgehin- dertsein;werihnen Schwierigkeiten bereitet, giltals gemeinsamer Feind. Alexanderschreibt nach Berlin,einTheil seines Heeres werdedurchSüdpreußenundSchlesienmarschiremundzwingt durch diesen Drohbrief denKönigzurMobilmachung DenKrieg hofft ernochzu vermeiden. AberauchderZustand,den-die Staats- rechtssprache bewaffneteNeutralität nennt,kostetGeld. Stein soll helfen;dringtmitseinenFinanzreformvorschlägenabernoch nicht durch.Jhndünkt derKrieggegenFrankreich unvermeidlich,er möchte ihninderfür Preußen günstigstenStunde wagen und scheut,unter Säuslern einMann,nicht denunpopulären Rufdes Kriegsparteiführers.Neutralität? DerKorse hat sie ja schonver- letzt; hat,um dieOesterreicherbeiUlm zufassen,einCorps durch daspreußischeFranken geschickt.DendadurchinderBrustFries drich WilhelmsentstandenenGrollmußman nützen.Preußens ganzesHeerwirdmobilisirt,derdiplomatische VerkehrmitFranks reichabgebrochen,denRufsenderMars chdurch Schlesienerlaubt.

AlexanderkommtnachBerlin underobert,wieüberall, raschdie Herzen.AuchSteins. Miteinetn solchenBundesgenossen, schreibt er,können wir denKampfgegenden»gefürchtetstenManninEu- ropa« getrostwagen. DerUebermuthdes Jmperators ist nicht längerzudulden;dieSelbsterhaltungpflicht zwingt uns,zu der WiederherstellungdeseuropäischenGleichgewichtesmitzuwirken.

DerFriedeisteingutes Ding;der Mann mit denzweiKronen aufdemPlebejerhaupteträumtjetztabervonneuen Siegenund ist humanenFriedenswünschennicht erreichbar.DieOeffentliche Meinung,die deninnerenZwang zukriegerischerWehrnochnicht

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empfindet, muß-aufgeklärtundzurErkenntnißderLage geleitet werden. ,,Durcheineinder Stille zuveranlassendeundzu auto- risirendeSchrift sinddieBegriffedesPublikums vonder-Noth- wendigkeitderMaßregeln,die zurEröffnung außerordentlicher Quellen desöffentlichenEinkommens ergriffen werden,undvon der GütederAbsichtenundAussichten zu bestimmenundzu be- festigen«Johannes Müller erhältdenAuftrag,einManifestzu.

verfassen,dasdenTiteltragen soll: »VondemKriegandiePreu- szen.«Und Stein schreibtanHardenberg: »Gott gebe, daßman in diesemMoment derKrisis kraftvoll handle!«Gottes Ohrver- schließtsichdequnsch despreußischenPatrioten.FriedrichWils helmkannvonderHoffnung auf friedliche Verständigung nicht lassen.DerEindruck desfranzösischenNeutralitätbruches istbald ausseinerBourgeoisseele verwischt. Auch Hardenbergfühltnicht, daßjetztnureinrascher EntschlußzumAeußerstenzu retten vermag, undräthzu demVersuch bewaffneterVermittlung (der durch jeden SiegdesJmperators doch überholt würde).Und selbst diesem RathfolgtderKönignur,weilihnderZardarum bittet(unjque- ment paramitiåpour mos,schreibt Alexander). Jm Potsdamer Vertrag übernimthreußen diePflicht, Napoleon zurAnetken-- nung desVesitzstandesvonLuneville zubringenoderder Koa- lition beizutretenz fürdenzweitenFallwirdihmeinestattliche Gebietserweiterung zugesagt.AlsderZar ausdieWiederher- stellungdesVolenreiches (dessenKroneerschon auf seinem jun- genHaupt schimmernsah)verzichtetundamSargFriedrichs des GroßendenKönigumarmt hat, scheint dasBündnißbesiegeltunds starkgenug,allenStürmen zutrotzen. Daßes garnichtersterprobt wurde, ist Alexanders Schuld.Der wolltedieWeltdurcheinen schnell entscheidenden Sieg überraschen, ging, ohne Vreußens Jntervention undKriegsbereitschaftabzuwarten,gegen dieklug gewählte StellungderFranzosenvor undschufdemImperator die.Möglichkeit,beiAusterlitzdenJahrestag seiner Krönung zufeiern.Oesterreicherbittet einen Waffenstillstand. Ruszland stelltdie inSchlesienundNiedersachsen versammelten Truppen unter preußischenBefehl. Friedrich Wilhelm gebietetüber drei- hunderttausendMann und kannnichtnurNorddeutschlands Frei- heit wahren, sondern auch Oesterreichzu einem anständigenFrie- denhelfen. FindeterimDrangnun wenigstensdieKraftzu dem

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nothwendigen Entschluß? Graf Christian Haugwilj istins fran- zösischeLager geschicktworden,um mitNapoleon zuverhandeln.

Ermuß,wenn seine MissionErfolghaben soll,dasUltimatum sorasch vorlegen, daß ein SiegdesGegners esnicht unwirksam machenkann. Erwähntes in demeinzigen Gespräch,das ermit Napoleon vordemTag vonAusterlitz hat,aber garnichtundver- pflichtetPreußen, währendderdiplomatischen Verhandlung mit

«FrankreichdenTruppenderKoalition diehannoversche Grenze spzusperrenunddamit dieMöglichkeiteines MarschesnachHol- landzunehmen.Erdrohtnicht, spricht nichtvonbewaffneteer terventiom deutetnichteinmalan, daßPreußen denOesterreichern beistehen wolle,läßt sichmitschlauenWorten abspeisenund über- giebtinWien, währendbeiAusterlitzdie Sonne finkt, leichten Herzens demCourier seinenBericht.AlsSteindeanhalt kennt, schreibterauHardenberg: ,,DasBenehmen desGrafenHaugwitz istfeig,doppelziingi9, strafbarundbestärktmichnur indertiefen Verachtungdie mir dieser verächtlicheSykophantstets eingeflößt hat.Seine Feigheit hat sichdarin gezeigt, daßernichteinmalge- wagt hat,denFriedensvorschlag auszusprechen,dessenUeber- bringererwar, unddaßerdieVedingung annahm,durchdie ein verbündetes Heerim Norden lahmgelegtwurde. Seine Perfidie haterdadurch bekundet, daßernichtsthat,um mitden Verbiins detenNücksprachezunehmen,daßersichwedermitStadion(dem österreichischenMinister)zubesprechengesucht nochmit den bei- denKaiserhöfenvonNußlandundOesterreichinVerbindungge- setzt hat.Man muß dieseebensoverächtlichewieperfideKreatur zurückrufen,auf ihreGüterschickenunddenKrieg beginnen,in- demman inBöhmeneinrücktundaufdieDonau marschirt.«Auch Hardenbergtadelt denGrafenhart, Veymenennt ihneinenver- iächtlichenSchurken undnoch inTreitschkes (demKönigallzu gün- stiger) Darstellung isterein,,charakierloferMann« und,,pflicht- vergessenerUnterhändler«. Heute wissen wir, daß Haugwitznur denVefethriedrichWilhelms ausgeführt hat.Dereingeschüch- terteMonarchwollteumjedenPreis denKrieggegenFrankreich vermeiden (indemdervon Alexander Ueberrumpelte sich doch bereit erklärthatte)undgabdemBevollmächtigten heimlichden Auftrag,sichimLagerdesKorfen nachgiebigzuzeigen.Diekoa- lirtenMächteund diepreußischenMinistermußtenglaube11,Haug-

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278 DieZukunft-

witzsei derUeberbringereinerDrohnote.FriedrichWilhelm hatte ihm befohlen,das Ultimatum zuverschweigen. Amtlicheundkönig- kichePolitikzzweiWege,zweiZiele.Preußenhat dieFolgen gefühlt.

Nochists nichtzuspät. Oesterreich hat sichimWaffenstills standspakt verpflichtet, seine Grenze keinemfremden Heerzuöff- nen. Rußland hatPreußen zwarderFesseldesPotsdamer Per- tragesentbunden,willihmabermitseinerganzenMachtbeistehen,

wenn esfriedlicher VerständigungdenKrieg vorzieht. Einstweilen sinddieCorps TolstoiundVennigsen leicht heranzuholen; mit denPreußen, Sachsen, Hefsenüberzweihunderttausend Mann- Hat Preußen nochdieKraftzumWollen, sokannes mitsolcher Truppenzahl seine Unabhängigkeit wahrenundeinenleidlichen Vergleicherwirken. Unsere Mittel,schreibt Stein, finanzielleund militärische,erlauben uns,eineehrenvolle Unabhängigkeitzuer- strebenunddurchzusehen. Dochwieder versagtderKönig. Zwar sträubtersich,denvonHaugwitzausSchötibrunn nachBerlin ge- brachten Vertragzuratifiziren,derdemStaatFritzens Ansbach undKlevenimmt,ihnzurAnerkennungallerdenOesterreichern imkünftigen Frieden aufzuerlegenden Bedingungen, ineinem anderen ArtikelzurAnerkennungdesunantastbaren türkischenVe-

sitzstandesverpflichtetundihmals EntgeltdasKutfürstenthum Hannoverzuspricht.Dieser Pertrag, derPreußenzuSchutzund TrutzanFrankreichbindet, scheintselbstdenfrieds eligenBerlinern garzuschimpflich;erwürde denVriten,von denenPreußeneben Subsidien annehmen wollte, Hannover rauben, ausdasFrank- reichnichtdas geringsteRechthat,unddieHöfevonLondon,Wien,.

Petersburg inTodfeindschaftgegendietreulosenPreußenhetzen.

AberFriedrichWilhelm zaudert so lange,vertrödelt inseiner Angst sovielZeitan denPersuch,das BenefiziumdesBünd- nisses ohnedessenAachtheile einzustreichen,daßdemSiegervon Austerlitz Muße bleibt,seineHeersäulennäherandiepreußischen Grenzenzu rücken. Alsersoweitistunderfährt, daßderKönig, um GeldzusparenunddenTitanen nichtzureizen,dieKriegs- rüstung abgelegt,die Armee aufdenFriedensfußzurückgebracht hat, sagterlächelndzuHaugwitz,auch ihm passenun derSchön- brunner Pertrag nicht mehr; fürAnsbach könneerkeineEnt- schädigunggebenundPreußen müsseseineHäfenundFlußmüns dnngcnan derNordseeunddenlübcckerhafenderSchiffahrtund

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Miene TekeL 279 demHandelEnglands sperren. Auch diesen demüthigendenZu- satz hat Haugwitz hingenommenzundderKönig hatdenPariser Vertrag, derdoch wesentlich ungünstigerwarals der inSchön- brunn entworfene,inseinerKriegfcheu hastig ratifizirt.Wiediese muthloseOpferung preußischerLebensinteressenaufstarkeHerzen wirkte, spürtman inSteins Worten: »Hätteeinegroßemoralische undintellektuelle Kraft unserenStaat geleitet, sowürdesiedie Koalition, ehe siedenStoß,dersiebeiAusterlitz traf, erlitten,zu demgroßenZweckderBefreiung Europasvon derfranzösischen Uebermacht geleitetundnachihmwieder aufgerichtethaben.Diese Kraft fehlte. JchkannDem,demsiedieNatur versagte, so wenig Vorwürfe machen,wieSiemich anklagen können, nichtNewton zusein.JcherkennehierindenWillen derVorsehungund esbleibt nichts übrigalsGlaube undErgebung.«Preußens Steinistweich..

DieGelegenheitwar versäumt.3u·spätsahman,indenTa- genvonJena, ein,welcher Fehlereswar,OesterreichimStichzu:

lassen.Das hatte Bonaparte früh erkannt.Schon inSchönbrunn riefer: »Wenn ich Preußens sicher bin, muß Oesterreich thun,.

wasichwill!«Erzwangmitdemersten Vertrag (demerinParis dann nochdieSpitzegegenEngland gab)vom wienerHofdie Ab- tretungdesvenelischen,tirolischenundschwäbischenBesitzesUnd- lernte Preußen, dessen thörichteFurchtsamkeit ihmdenWegge- kürzt hat,niewieder respektiren.Amzwölften September 18061 schreibterausSaint- EloudanTalleyrand: »Der Gedanke, Preu- ßenkönne allein Etwas gegenmich unternehmen,ist solächerlich,.

daßermir derErörterung nicht werth scheint.Mein Bündniß mitPreußen beruht aufderFurcht. JnBerlin istdasKabinet so verächtlich,derKönig so charakterlos,derHof sovölligvonder- Abenteuersucht junger Offiziere beherr.scht, daßmitdieser Macht nichternsthaftzurechnen ist.Wassie jetztgethan hat,wirdsiewie- derthun: rüsten, zaudern, während draußen gekämpft wird,ab- rüstenundsichmitdemSieger verständigen.Wir dürfensie nicht durchdirekteDrohung allzu sehr erschrecken;esgenügt,wennwir- inBerlin sagen: LegtEure Rüstungab oderich mußmeine ver-

stärken.Dasmindert dieFurcht undläßtsie doch nicht einschlafen..

Auf solchemMittelweg wächstdasHeilkraut,mitdemmanPreu- ßenbehandelnmuß-«Zudieser Schätzung hattedieunkönigliche PolitikdesKönigsdemStaatFriedrichs verholfen.Jhnmachte

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s280 DieZukunft;

Stein, machte jederauswachem AugedemGangderDinge3u- schauendefürdasGeschehenundUnterlassenverantwortlich.Und vonihmundseinenKreaturen HaugwitzundKöckritzgilt,wasder SteinbiographMaxLehmannvondenpreußischenStaatsmin- nern sagt: »Siewolltenernten,ohne gesät, gewinnen, ohnege- setzt,siegenzohnegekämpftzuhaben.«Siefühlten nicht, daßOesters reichdiesmal fürdiealldeutscheSachefocht; auch für Preußens.

1909.

Daß Oefterreich fürdiealldeutsche Sache ficht,wirdim Deut- schenReichauchimJahrdesHadersum Vosnien nichtklarer- kannt. ,,Wozusetzenwiruns fürösterreichischeJnteresseneiner Kriegsgefahraus?«Das hörtmannuntäglich;vonverftändigen, auf ihreArtpatriotis chenLeuten. TäglichdieErinnerung anBis- marcks Rath,dieOption zwischen RußlandundOesterreichzu meiden undValkanfragen, wenn derWahl nicht auszuweichen ist,lieberimrussischenalsimösterreichischenSinn zu beantwor- ten. »Der Kaiser Franz Joseph isteineehrliche Natur, aberdas österreichischsungarischeStaatsschiff istvon so eigenthümlicher Zusammensetzung,daßfeine Schwankungen,denen derMonarch seineHaltunganBord anbequemen muß, sichkaumimPoraus berechnen lassen.Diecentrifugalen EinflüssedereinzelnenNa- tionalitäten,dasIneinandergreifen der vitalen Interessen,die Oefterreich nachderdeutschen,deritalienischen,derorientalischen undderPolnischenSeite hin gleichzeitigzu vertreten hat,dieUns lenksamkeitdes ungarischen Nationalgeistes undvor Allem die Unberechenbarkeit,mitder beichtväterlicheEinflüssediepoli- tischen Entschließungen kreuzen, legen jedem Bundesgenossen OesterreichsdiePflicht auf, vorsichtigzuseinunddieInteressen dereigenen Unterthanen nichtausschließlichvon derösterreichi- schen Politik abhängigzumachen...KannsichnichtdiePolitik

für Pflicht-gehaltener Undankbarkeit, deren Schwarzenberg sich Rußlandgegenüberrühmte,inanderer Richtung wiederholen,die Politik,die unsvon1792bis1795, währendwirmitOesterreich imFelde standen,Perlegenheiten bereitete undimStich ließ,um uns gegenüberindenPolnischen Händeln starkgenug zubleiben, diebisdichtandenErfolgbestrebtwar, unseinenrussischenKrieg

»aufdenHalszuziehen, währendwirals nominelle Perbüns

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Miene TekeL Lle detefürdasDeutsche Reichgegen Frankreich fochten,diesichauf demWiener KongreßbisnahzumKrieg zwischen Nußlandund Preußengeltendmachte?DieAnwandlungen,ähnlicheWegeein- zuschlagen,werdenfürjetzt durchdiepersönlicheEhrlichkeitund TreuedesKaisersFraanoseph niedergehalten unddieser·Mon- arch ist nicht mehrso jungund ohne ErfahrungwiezuderZeit,daer ssichvonderpersönlichenNancunedesGrafenBuol gegendenKai-- serRikolauszumpolitischenDruckaquußlandbestimmenließ,we- nigeJahre nach Bilagos;aber seineGarantie isteinereinpersön- liche,fälltmitdemPersonenwechfelhinweg unddieElemente,die dieTrägereinerrivalisirendenPolitikinverfchiedenenEpochenge-

«wesensind,könnenzuneuemEinfluß gelangen...DieEind rücke und Kräfte,unterdenendieZukunftderwienerPolitik sichzugestalten habenwird,sindkomplizirter alsbeiuns,wegenderMannichfal- tigkeitderNationalitäten, derDivergenz ihrer Bestrebungen,der klerikalen Einflüsseundder in den Breiten desValkan unddes SchwarzenMeeresfürdieDonauländerliegendenBersuchungen.

Wir dürfen Oesterreich nicht verlassen,aberauchdieMöglichkeit, daßwirvonOesterreich freiwilligoderunfreiwillig verlassenwer- den,nichtaus denAugenverlieren. DieMöglichkeiten,die uns sinsolchenJällen offen bleiben, mußdieLeitung der deutschen-Vo- litik, wennsie ihre Pflicht thun will, sichklarmachenundgewärtig halten,bevor sie eintreten,undsie dürfen nichtvonVorliebe und Verstimmungabhängen,sondernnur von objektiver Erwägung dernationalen Interessen-a(»Gedankenund Erinnerungen.«) Also mußJeder,deranBismarck glaubt,dieentschiedeneUnters stützungderösterreichischenValkanpolitikjetzttadeln? Nein. Er- stens gilt hierMoliåres Wort: »QuandSur une personne onprä- tendserågler,c’est par les beauxcötåsqu’jlluj fautressembler«;und zudenobjektiv schönen,inalleEwigkeitalsMusterbrauchbaren Seiten bismärckischenWesensgehörtdiemißtrauischeAntipathie nicht,die dergrößtePreußegegenOesterreichhegte, seiterSchwar- zenbergs Depeschevom siebentenDezember1850 gelesenhatte,

»in welcherderFürstdieolmützerErgebnisseso darstellt,als ob iesvonihm abgehangenhabe,Preußenzudemüthigenodergroß- müthigzupardonniren«.Zweitens istdieZeit,von der undfür dieVismarck sprach, unwiederbringlich dahinund dieFurcht, Nußlandkönnesich,wenn wirihmHilfe oderwohlwollendeNeu-

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282 sDie Zukunft-;

tralität weigern, einerunsfeindsäligenKoalition anschließen,un-

zeitgemäsz,seitdieserAnschluszEreignißgewordenist.Vismärckische PolitiktreibtDer abernicht,derunter verändertenUmständen handelt,wieBismarck ineinerbestimmtenStunde gehandeltoder gerathen hat, sondernnur dergeistigautonome Staatsmann, der aus der Summe desMöglichendas imAugenblickNothwendige so klug, so tapfer, so nüchternzuerrechnenvermag wieVismarck unter demDruckder Verantwortlichkeit Drittens hättederMann, dervom Winter desJahres 1805alsvoneinerversäumtenGe- legenheitsprach, dieWiederholungdes damals gemachten-Fehlers niemals gebilligt.Und viertens handelt sichs füruns da unten nichtum österreichischeInteressen, sondernumdeutsche.Merken wirDas wieder zuspät,dann treiben wirOesterreichinsLager desFeindes (dasseine SlavenlängstmitderSeelesuchen)under-

neuen diekaunitzischeKoalition,derenSchreckbild,nachdemWort

Peters Schuwalow,demersten KanzlerdenSchlummer störte- WarumwirdOesterreich bedroht,gescholten,mitimmerneuer Schwierigkeit umdrängt?Weiles inderAera desjungtürkischcn Parlamentarismus, derVosniaken und Herzegowzenan die Wahlurne rufen konnte,seinHoheitrechtdemBereichdesZwei- fels entrückt,dasAnsehendes altenKaiserszurErledigungeines demNachfolger unbequemeren Staatsgeschästes genütztunddie seit dreißigJahrenokkupirtenBalkanprovinzen annektirt hat?

Nein: weil es demDeutschenNeichverbündetundnoch nichtent- schlossenist,diese Vundesgenoss enschastgegeneinenanglo-russisch- französischenAssekuranzvertragzutauschen.KeineGroßmachthat geglaubt,Oesterreich-Ungarn werde dieihminReichstadt, auf demBerliner Kongreßunddurcheingeheimes Separatabkommen zugesprochenen Provinzen jewieder räumen. Keiner kanndie Beantwortung derFrage,obOesterreichs Souverainetätrechtin diesen Provinzen beschränktbleiben solle, wichtiger seinals der Türkei,diesich, nachdem ihreinanständiges Trinkgeldgewährt war, mitderAnnexion abgesundenhat«Keine würde sich für Serbiens Sehnsucht nacheinemWegandieMeeresküste erhitzen.

Was seitdemsiegreichen Jungtürkenputschgeschah, hataberbe- wiesen, daszdieEinkreisung ziemlich unwirksambleiben muß, so lange OesterreichanDeutschlands Seite ausharrt. Frankreich willnicht, Rußlandkannnoch nicht losschlagen.DieHeereder

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Miene TekeL 283E

beiden mitteleuropäischenKaiserreichewären vereint so stark, daß.

selbstderskrupelloseHerszwolskij nichtwagenwürde,dieReste russischer Wehrmacht diesem Anprallauszusetzen. Deshalb sollf Oesterreich eingeschüchtertundaus demBund geängstetwerden.

Jst dieses Ziel erreicht,dann ist DeutschlandinunbequemerLage und,daOesterreichsichdemfeindlichenConcernanschließenmüßte,.

gezwungen, gegen diekaunitzischeKoalition (Frankreich, Nuß-- land, Oesierreichunter britischemPatronat) zukämpfen odervon ihr demüthigende Zumuthung hinzunehmen. Was dieGegner hindern kann,andiesesZielihrerWünsche zu kommen, mußver- suchtwerden. UndderStaatsmann, derdazumitwirkt,dient nicht denHabsburg-Lothringern, sonderndemDeutschen Reich. Für dessen LebensinteressederhöchstePreis nichtzuhoch sein darf;

auchder mit demVlut deutscherMenschenzuzahlende nicht.Und-

schondieErkenntniszderZahlungbereitschaftwürdegenügen.

Vielleichtwäre dieAuferstehungdesDreikaiserbündnisses möglichgeworden,wenn Deutschland sichfürdasrussischeVer- langen derMeerengenösfnung eingesetzt hätte. Frankreichkonnte demWunschder nationamieetallicåe kaum widersprechen, Oester- reich hatte ihm zugestimmt,undgelangesdenBriten,dieneuen

TyrannenderTürkei zuernstlicherAbwehrzuwaffnen, sokonnten dieVotschafterderKaiserreicheinPetersburg sagen: Jetzt seht Ihr,woEure Feindezusuchen,EurezuverlässigenFreunde zu findensind. Immerhinsprach manchesBedenken gegenden Ver- such,den Osmanen auch dieses Opfer nochinder Stunde natio- nalerErregtheit aufzuzwingen.Daernichtunternommen ward, bliebkeineWahl.WirmußtenmitOesterreich gehen.Früherge- machteFehlertilgt auchderbesteWille nichtbinnen kurzerFrist.

Jetzt mußtenwir.DieseNothwendigkeithat FürstVülowerkannt undoftausgesprochen, daß unserPlatzanOesterreichsSeitesei.

Nicht so unzweideutig sprach leiderdie offiziösePresse.Als inder- Norddeutschen AllgemeinenZeitunggesagtworden war,Oester- reichhandle,wieesmüsse,unddürfe auch fürdenFallschärferen KonfliktesmitSerbien unddessen Protektoren zuversichtlich aufs diedeutsche Hilfe zählen, erschieninderfastebensooffiziösen KölnischenZeitungein imToneiner Bußpredigt gehaltenerAr- tikel,derHerrn vonAehrenthal rieth, »demkleinenNachbarstaat aus freierEntschließungZugeständnissezumachen«,und der

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