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Die Zukunft, 19. Oktober, Jahrg. XXI, Bd. 81, Nr 3.

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XXLJahrg. Berlinsden IV.Woher1912. ält.3.

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Zukunka

Herausgehen

Maximilian Karl-Im

Inhalt-

Seite

Vlesllls ...........-... ...........69

MrZraurnfrage inKam-run. VonGeorg comer ... ....... 79

Theater-und VonMaxEpstein .................. 82

Dir wand-rang. VonEmic cadwig ................ 87

Derverfehlen-ne Garten. VonTheodor Suse ............ 98

Belbsiankvigrm VonSchock,lieben, Schulkesverghof ....... 96

Balsam Voncadou ...............-......... 99

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m Septemvekbeft eleeDeutschen Geoebiebtekalendere wird ausführlich behandelt-

Der kalt Tisan

und die öffentliche Meinung

Sinzelpreie M—.50.

VerDeutsche Seechicbtehalender ieteinemonatlich erscheinende objektive

chronin dei- Zeitgeechichte, diedenSreiqnieeen aufdeinfasse folgt-

Unentbebrlich fiirjeden,der imöffentlichen Leben steht.

preis halt-jährlich6Mai-in probenunssmern poetfrei vom Verlag E —- « «- felue Meiner in Leipzig. »- - .- .-

WildungekIcalenenquelle

wird seitJahrzehnten mitgrossen-i ErfolgezurHaustrinkkur beiNieren ries, Gieht,stein,Eiweiss undanderen Nieren- undBlasenleiden verwandt. geh

den neuesten Forschun enistSieauchdemZuekerkranken zur Ersetzung

seines täglichenKalkverfustesanerster stellezuempfehlen.—-Fiiranehende

Mütter und Kinder inderEntwickelung istsiefürdenKnochenau auvon

hoher Bedeutung.

- 1911= 13,598 Badegästeund2,071,167 Flaschenversand. - Manverlangeneueste- Literatur portokreivon den Hirer Wildunger Uineral quellen, Bad Wildungen 4.

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Berlin, den 19.Oktober 1912.

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Dies illa.

Panik.

An hunderttausendDeutschenist,wieinShakespeares dickstem Ritter,dieGiergrößeralsdasVermögen.Hunderttausend Deutschewollenscheinen,wassienichtsind:reichzoder wenigstens ,,wohlhabend«.Wollen stolzirenderzählen,daß sieimAugustin SanktMoritz oderMadonna diCampiglio,imSeptemberinViar- ritzoderVlankenberghewaren; derneidischenRachbarschaftsich imAutomobil zeigen,imeigenenoder in einem gemietheten,das sie,weils ihreMittel erlauben,Stunden langwarten ließen; im Winter zehnmalzwanzigbesternte,bebänderteHerrennebstdreißig bisunter dieAchselhaare entblößtenDamen inihrem ,,Heim«

füttern(aus ausgeliehenen Goldstühlchen,mitherbeigefahrenen, flinkaufgewärmtenSpeisen,vordenen der Eisblock mitdem Ca- viarhaufennichtsehlendars);diedenuppertenZugehörigenmimen, also auchin ausgetrommeltenKonzerten undTheatervorstellungen aufdentheuersten Plätzen thronen; einTagundNachtinSeide undSpitzengewickeltes,nach Korylopsis riechendes Mädchenmit französischemBett undOpalampelhaltenoder einemTenor,Seil- läufer, Vretterromeo, RingkämpferMiethe,Kleidung, Feinfutter bezahlen;undsich,wennsie nichtetwa imGestrüppihresLebens- schleichpsadesdie·Ehrenrechteverloren haben,einen Orden oder Titel,nachdemTarifsatze,kausen.8stdieSchaar Derer,diedas da- zunöthigeGeldhaben,sogroß,wiederArgloseglaubenmuß,derin

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deutschenhauptstädtendieFüllederAutomobile,dergeputztenKin- der undmitSammet, Pelz,Juwelen aufgedonnertenWeiber,den Prunkapparat desWintervergnügenssiehtund, währenddurch die Blätter derbourgeoisen Meinungplantagen dasSturmgeheul über denhohenFleis chpreis schrillt,vonSachkundigen hört,daßim berlinerPalaisdedanseanmanchemAbendtausendFlaschenSektge- trunkenwerden? Nein,dieSchaaristvielkleiner,alssieflüchtigem Hinblickscheint.PonMüllers raunenMeyers, vonMeyersschmä- lenMüllers:,,DieLeutelebenüberihrePerhältnisse.«Müllersund Meyers sind, Beide, imNecht. Hunderttausend »lebenüberihre Verhältnisse«. Die würdennur schmalereWohnung,kargere Kost, simplereErgötzunggestatten.BeamtengehaltoderGeschästsertrag, vierodergardreiProzentaus denvonderFrau insEheverließ gebrachten Konsols:damitsindkaum dieTheaterabende(mitRei-- her, Stola, Autos, Atzung imKaiserhof,beiAdlon oderausMax EgonsEsplanade)zu decken.Dochliegtnicht ringsumher schöne grüneWeide? ,,Plutussohn hat durchHansa seinGlückgemacht und Professor HaustauschanWaffenund Munition einPer- mögenverdient. Beidemeinen,nochseiZeit,einBischenzukitzeln.

Gefährlich?Mehrals anNeichsanleihe, die,auf Krücken,unter 78steht,wirdman daran auch nichtverlieren; undhatwenigstens Chancen.Warum soll ichausLiebegeheiratethaben?«Erkitzelt.

Fortunawirst ihm,dieSchamverletzungzurächen,ein paar Bläu- lingemitberlinisch erbärmlichemBild und dem Gekritzelder Reichsbankdirektoren hin:undhatihnnun am Ohrläppchen.Er spekulirt.MachtTermingeschäfteKauftmitdem GeldederVank, inderen StahlkammerseinMitgiftrest liegt, Aktien,die er,wenn sieum zehnProzentgestiegen sein werden, sicher verkaufenwird unddann doch behält,weileinneuer Tipihm verrathen hat, daß

»die Sache erstanfängt«.EineWeile gehts. Plötzlich fühlt Herr vonGwinner wieder einmal denDrang, seinenNamen zuPlaka- tiren,undkündet, ohne auf seinerHöhesichum die imThal greif- barenThatsachenzukümmern,demErdkreis,dieKonjunktur neige demEndezu. OderderReichsbankpräsidentGerrHavensteint eineimMaierfrorene Hoffnung) suchtdenMangelanfruchtbaren Gedanken dadurchzuverbergen,daßerin demAugenblick-,wo auchderanständige Kapitalist,derLöhnereines ums Doppelte

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Diesilla. 71

zugroßen Beamtenheeres, an seinemAnlagepapier Freudeer- lebenkönnte,unkluge,nachPreßbeifall haschendeWarnungenins Landschicktunddraußen dieMeinung nährt,die Mär vondeut- schemWohlstandsei LugundTrug.(Das wäre, selbstwenn er nieübertriebe, nicht seinesAmtes. Erist nichtderWortführer noch reicher, schonrückständigerunddenGroßbankendrumnei- discherPrivatbankiers Darf sichdenAktienbankleitern nichtvor- gesetzt wähnen.Diesollman einsperren,wenn siemitfremdem Geld leichtsinnigwirthschaften;abernicht,wie ungezogene Jun- gen,öffentlichrüsfeln. DaßdiesonstVreitspurigen,umdenExcels lenzenklüngelnichtzuverärgern,sichs gefallen lassen, schändetdie ganze Kaste. Auslachenmüßten siedenleistunglosen Magister lobesam;ihm auf offenemMarkt zurufen: »Wirhaben für Deuts ch- landsIndustrialismus,Lebenskraft,WeltstellungineinemJahr- zehnt mehrgethanals SieinJhrem langenLebenundunserGe- schäft schon verstanden, eheFreundKreuzwendedichSie indie Seehandlunglotste,ausder Sienichts Rechteszumachen wußten.

SorgenSie fürJhrenKram,der vielschlechteralsunsereraus- sieht,undverderben Sie,imBund mit eitlenPhrafiernundun- tüchtigen Erben, uns nichtdiefürs solideste Geschäft nöthige Stimmung-ODergemeinschädlicheUnsinndesEinen,diebram- sigeNügedesAnderen erwirkt eineBaisse. Berhalltaberschnell.

Schlimmerwirds,sobalddasKriegsgespenst umgeht.Werseine Aktien nichtbezahlt hat, also auch nicht aufbeliebige Zeitdauer behalten kann, mußfürchten,inderihmunbequemstenStunde vondemGläubigergemahnt,zurZahlung(desPreises·.oderdes Kursverlustbetrages) gedrängtzuwerden: und giebtdeshalb lieberschoninderersten Spukdämmerung denAuftragzumVer- kauf.Hunderttausendhandeln so.Undhatdas Massenangebot unbezahlterAktienjähenPreissturzerzwungen,dannwerdenauch die imVesitzrechtwohnendenAktionäre ängstlich,werfendie über Nachtum einDrittel entwerthetenEffektenvonsich:und einePa- pierlawinerolltinsBodenlose.JederWirthschaftwerthschrumpft.

Weil Hunderttausend ,,über ihre Verhältnisse gelebt haben«.

DieHandelszeitungen (dieinBerlin freilichnur Börsens zeitungen sind)-könntenhelfen.AnjedemAbend müßten,anje- demMorgen ihreLeiterzu denKunden von sauberem Wirth-

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72 DieZukunft-

schaftwandelsprechen:»IhrhabtAktien gekauft,weilJhr die Gesellschaft,diesie ausgab, für gesund, klug regirt, ertragsfähig hieltet.Das bleibtsie;mögen inOstasien,Nordafrika, inderTürs keidie Völkernoch so ungestüm aufeinanderschlagen. Schmälert inderAEG, inHarpen, Gelsenkirchen,HaspederUmsatz sichum einBeträchtliches,weil dieValkanwenzelgegendenSchatten- sultanKriegführen?Und leideteineGesellschaft,inder Euer Geldmitarbeitet,inwährender Kriegszeit:über ein Kleines er- holt siesich.DürftJhr,alsMitbesitzer,dasLeiddadurch mehren, daßJhrder Kränkelnden EuerGeldentzieht?Wartet geduldig;

erleichtert nicht, durchdieBeschleunigungdesKursfalles, einem schatzsüchtigenVorstanddenEntschluß,bei dernächstenGewinn- vertheilungzuknausern. LassetVumpspekulanten,Ultimohändlcr, hoc genus omne bluten,bisZungeundZahnfleischerbleicht. Gehts Euchan?Jhrkönnt warten: wartet ;so meidetJhrschmerzhaften VerlustundreißetnichtalleNationalbilanz fürMonde inWirrs niß. Schlottert auch nicht,wennJhrlest,was inWien undParis geschah.Oesterreich-UngarnisteineValkangroßmacht,derSchot- tenringeineschlüvfrigeGegend,FrankreichmitTürken-,Serben-, Griechen-,Vulgarenpavieren bisan denSchlund vollgestopft.

DaschoßderSchreckaus demGrund festerVerpflichtung.Bei uns istereinPopan3. Und einOchs,weran solchenTagenun- genöthigtdievon Lüdrianen ins Sinken gebrachtenAktienver- kauft«Das würde, nachundnach, nützen. ThunesdieHerren Redaktoren? Mancher möchtevielleicht; scheutaberdesEhefs Zornmehrals Jahwes oderderMonismuspfaffen. Nur keine Verantwortlichkeit auf sichladen: ErstesGebot einLehrbuchdes Vörsenpiloten.»WennwirvomVerkan abrathenundder Kurs danach nochvielelenderwird, kommen ganzeStößegroberAbon- nentenbriefevorsAuge desAlten,dasuns vomThrönchendann indeanrstkessel weist.UmsolchemSchicksalauszubiegen,wim- mern wirjafasttäglich,jahrein,jahraus,Alles sei überzahlt,der Himmelumwölkt,desPharaos magereKuh dichtvor der Stall- thür.HabtIhrs niemals gemerkt?Kommen Aiederschläge:wir sindschönheraus. Hebt sichdie Kurve noch höher:dieVorwürfe hagelnnichtund wirfreuenuns mitflach gefurchterStirn. Die Ordre lautet: Unter allen Umständen ist daraufzuachten, daß

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unsere Kundschaft,JnserentenundAbonnenten, nichtdurchdie BefolgungeinesimVlatt gegebenenRathes Geldverliere;sonst läuft sieunsweg und denktobendrein noch,wirseienfürsAnimiren gemiethetworden.«HabtJhrsniegemerkt?Nie,werim eigentlichen Sinn dieZeitung redigirt?Dann seidJhrwürdig,dieSchauer- geschichtenvonPanikund Deroute zuschluckenunddurchalbern hastigeAngstverkäufeEuchdieSilvesterbilanz zuschimpfiren.

Dramatjs personae.

Wiekindischwirkt,wieniedrigzieltderGassenhohnüberdas kleineMontenegroundseinen König! DaßderimBalkanbund Winzigste denAngriffbegann, war natürlich verabredet worden.

Wenn einTürkenheernordwärtsgelocktwerden konnte,wurde denBulgaren undSerben dieArbeit erleichtert;wenn es,vor derUnterzeichnungdesTripolisfriedens, nahanEetinje, zwi- schenAntivari undCattaro,kam,konnte mindestensVictor Ema- nuelsichfreuen.DessenSchwiegervater, König Nikolaus, isttapfer- eitel,pfiffig; Held,Narr und Schlaukopf; einValkanbjörnson, dernichtdenWuchsdesAulestaders hat,docheinebetastbare, versetzbareKrone trägt. Reden, Dramen, Hymnenundanderes Patriotenspektakel:dieczernagorischeMajestätgeruht,Allesselbst zumachen;undihrMachwerkftehtüberunserem,,Großen König«

(,,Alles fürdieFirma!«)EinPrachtkerl,der inseineWeltpaßt undden derstämmig stilleZarAlexanderzwar niealseinzigen, oftaberalsliebsten,zuverlässigstenFreundbegrüßthat.Mitoder ohne Verabredung: daßderKnirps, fürs Erste allein,denTür- ken zumKampf herausheischte,war eineHeldenleistung,diejeder Mann rühmen muß.UndanderNikas Selbstgefühl sichbis zum letztenWankröstenwird.,,DaAllezauderten,schlugichlos.«Süd-·

slavenbefreier.AchillundNestor,OdysseusundHomervoneiner Haut umspannt. Einkleines Volkstürzt sich,denGlauben, die Rassezuwahren,aus freiemWillen inLebensgefahr: und in Deutschland, hundert Jahre nach Scharnhorst, Yorck, Schill, öf- fentlichMeinende rülpsen ihm Spottlieder nach.Nasezu;weiter.

Der verschlagene Profitwitterer Georgios, deralsHellenever- mummte Däne,wird glimpflicher behandelt.Veiuns;zuHaus

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74 DieZukunft.

kenntJederdieschöneMaske. Sechsmal vom Bolkswillen er-

sucht,denThronAgamemnonszu räumen: sechsmalgeblieben, weilnur dermitGewalt WeggejagtedasRecht aufdenRuhe- sold,das von denGroßmächtendann fälligeReugeld, hätte.

Da ervon Manierlichen nichtabzuschüttelnist, läßtman ihn hausen;sprichtvonihmaberwievondemlästigstenKostgänger.

Der Serbenpeter sogarwirdsanfter angefaßtals seinSchwie- gerpapa inCetinje.Ließ ja auchnur dieangenehmen Zeitge- nossenAlexanderundDraga töten, verpflichtete sich durchNa- mensunterschrift,keinemderTotschlägerjeeinHärchenzu krüm- men; undist seitdem vonGottes Gnade König.Diestärksteund am Besten gedrillte Claque hatFerdinand, ZarderBulgaren (auchderinMakedonien, unterderblutrothen Türkenmondsichel, schmachtenden, versteht sich). Koburger: also außen kalt, beweg- lich, changeantinWollen, Haltung, HuldundTon, nach langer Leutsäligkeithochfahrend,mitderinnerenMöglichkeitzuschroff-·

ster(alsolöblichster)Vrutalität. VielleichtkeinKongoleopold noch einKing Edwardzdocheinkluger, anmuthiggebildeterHerr, ein ungemeines HerrschertalentinderHülleeines mitBuchwissen und Lebenserfahrung gepolsterten Plauderkünstlers.Und das Wichtigste:sehr reich.Einrussischer Corpsführer,dersichzu den BefreiernBulgariens zählte,pflegtezusagen:,,JnValkanstaaten, woAlles,bisinsMinisterzimmer,Trinkgeldersehnt,istein reicher Regentallmächtig.«Ferdinands Schatulleerlaubt jeden Auf- wand;würdesogarVergeudung erlauben. DreiAussprüchedes nochunterGichtqualzähAufrechten.»JederMonarch mußheut- zutageKomoediant sein. DieKollegenwerden schauen: ichbin derfür Schauspielerei begabteste.«»Wennmirbeschiedenwäre, meineRegirung ohneGlanzund Glorie zuenden, müßteichwün- schen, nienach Sofiagekommenzusein-« »Ichwerdemich fürden Friedeneinsetzen, so langeichsvermag, ohne täglicheinenMord- anfall fürchtenzumüssen.«Selbstverspottungsucht, Ehrgeiz,miß- trauischeVorsichtzeinkühles Herz,das einFöhnausPhantasie- landfürMinuteninHitze wirbelt; nichtverwegen,nichtkriegerischz aberinpersönlicherDeckungmanchmalkühn.Koburger.DerBlon- senkönig Leopold,Prinszemahl Albert, Fritzens Vickyund derenAeltestersind ihmverwandt. DieVulgaren, denen erviel

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Diesilla. 75

erarbeitet hat, schätzenseine VerwalterkunstundUnterhändlerlist sehrhoch ein;und würden ihnausSlaveninbrunst anbeten,wenn erzumRockauchdasWesendes Soldaten hätte,einTröpfchen

vom Blut desnur physisch tapferenVattenbergers Träumt er

jetztvon derSonne, dieihninGlanzundGloria desGeneral- issimus nach Sofia heimkehrensieht?

Vonden vorn mitwirkendenMinisternhatnur einerHaltung und, ohneRiesenmaß,ansehnlichesF-ormat:SirEdward Grey.

Der hältkeineReden,schreibtkeineArtikel, brüstetsichnichtmit Philosophie oderHistorie, birschtsich nichtan jungeoderalte Potentaten heran,trabtnichtmitderYeomanrydurchdieStraßen.

Jstgarnichteitel;nieaqupplaus erpicht.Erweisz,waserwollen muß,undertastet, furchtlos,doch stets behutsam,inschwierigem Gelände nicht allzu seltendenWeg,der ans ZieldesWunsches führenkann. SeiterdenstuttgarterJkarus (,,Jammergenug!«) nichtnur mitblankerKlingeaus demFeld geschlagen, sondern danachvor allenUnbefangenen insUnrechtgesetzt hat,nennt die ZunftihnMeister. Auchin diesemHerbsthater leise,gründlich,klug undbeinaheunsichtbar gearbeitet;rechts Kitchener,linksNicolson alsVerathenAllerliebst,wieer,der denGesammtplan langsam mitReifen und Dauben gedichtet hatte,in derersten Ausführung- stunde verschwand (undvon pariserund berliner Dummköpfen denfaulenSchlingelngebührendenTadel insQuartalszeugniß bekam).Oberbisans Ende durchhaltendarf,istabzuwarten.

Sonst?DasUnzulänglichewurdeEreigniß; inWestundOst.Poin- can-Is:tüchtiger Civilanwaltz einlothringischer Kempner,der im Varreau zwischenWaldeck-RousseauundVriand gesessen, in den Kammern Bartes undClemenceau, denGroßneffenderHirtin

von DomremyunddenUrkelten, bestaunt hatundsichso festins Vertrauen seinerLandsleute bettenmöchte,daßereinmöglicher Erbe desHerrnArmand Falliåreswird. Durchaus geschicktzu ParteivergleichenundGesellschaftverträgenzdoch ohnePhantasie- kraftundeingeborenenSinn fürdaspolitischNothwendige, für ResonanzundoptischeFernwirkungMitFormeln, meint er, mit bedächtigerwogenen conclusions istAlleszumachenzundverliert denFaden,wenn inseine langen,mit»attendu que«beginnenden Perioden vonPodgoritza herdieKanonenhineinböllern.Giolitti

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76 DieZukunft.

(SanGiulianoistnurHandlanger und»nachgeordneteJnstanz«):

FraDiavolo alsExzellenz;derauf dieHöhegelangte,mitGipfel- ehren geschmückteVandit, der,weil ers»nichtmehrnöthighat«,die, FlammeinsVaterland schlagenläßt.Nett,wieerjedenFamilien- zankmitdenParisern ausnützt,uminderSpreeeineMittelmeer- bürgschaftzu erködern(mitdererdann inFrankreichwieder den Bündnißpreissteigern könnte).HinterderTalleyrandlarve steckt abernureinFouchå,dessenKinderstubevomNachhalldesBorgia- ruhmesbebte nndderseinemBonaparte (Crispi)dasNäuspern undSpuckenabgeguckthat.Sasonow:einkleinerMann; kränklich behender TshinownikzAnbeter,Echound,woesirgendwie geht, Rächer szolskijs (der ihn,wie VülowdenBethmann, alsun-

schädlichScheinenden vorschob).Jn Petersburg ohneAnsehen; vielzuschwach,um gegen diemontenegrischen Großfürstinnen (Militza,die inSpiritismus, Anastasia,dieinFranzosenrevanche macht)undderenPopen,Nacktbüßer,VademeisterundDamen- trösteraufzukommen;nichteinmal so robust, daßerdenPansla- vistenmitdemGermanennamenhartwig, derdieserHofcliquein TeheranundVelgrad sichmittäppischemUebereifer empfahl,in Demuthzuduckenvermochte.8n vollenZügenschlürftderdaheim Dürstendedrum imAusland dieWonnen derHohen Excellenz.

JstjedemPhotographenundJnterviewer willigzuDienst,täuscht sich,vorLinseundTintenstist,mitfast gortschakowischerSelbst- zufriedenheitüberseinesLiebreizesFülleunddünkeltsicheinen Gewaltigen,wenn erdreißigmalzwischendererstenundderletzten Theekonfitureeines TagesdenranzigenSchwatzvon derEr- haltungdesstatus quounddemeinmüthigenWillenzurLokalisiss rungdesBalkanbrandes vonsich»gegebenhat.Ungefähr so redet, freilich seltener, auch Graf Berchtold (der Europen nochdenVe- fähigungnachweis schuldet). Auch,wieSasonow, nichtzuver- sichtlich,inWillen und Muth stählerngenug, um Alles aufeine Kartezusetzen-Auch,wie derRusse,imStrudel zweierunverein- baten Hofströmungen.Erächztunter derLastaehrenthalischer Mißgriffe (verfrühte, unentgeltlicheHingabedesSandschak,ver-

spätetesTrachtennach NußlandsVersöhnung);unter der launi- schen Tölpeleiderberliner Sozien (die ihmvoreinem Jahr Ita- liensValkanverzichtaufdemPräsentirbrettbringen,damitdenaus

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Diesilla. 77

allenNäthen platzendenDreibund fürs Nächste festigenkonnten undihn jetztmitderposener Enteignung,wider dasseinemBor- gängerindenHandkoffer gepackteVersprechen,denPolenklub,vor unerhört hohen Militärforderungen,imTiefstenverstimmen);hat aberauch eigeneFehlerzubestöhnen.Erdurftedenmagyarischen Vettern undFreunden nicht,alsApplausvorschuß,die Diktaturin Kroatien gewähren,die dasganze SüdslaventhumvordenHitz- kopf stießund gegenOesterreich aufstachelte; durfte noch weniger, neben einemwunden,auszerschnitteneanrzeln blutendenTür- kenreich, Veusts Zufallswortvonderwünschenswerthen»Auto- nomie«osmanischerProvinzenwiederholen, ohne dessen fernste Folgewirkung besonnenzuhaben.TrotzschüchternerDeutung undzaghafter Einschränkung (diedemHerrndes Vallplatzes denNimbus bleichten.): diesesWort wardzurLunte,dieden lange gespeichertenZündstoffinrothes Geflackerauflodern ließ.

»Wehe! Wehe! Beide Theile stehninEileschonals Knechte völlig fertigindieHöhe!Helft mir, ach,Jhr hohen Mächte!«

Desiderata.

Sind diese hohen Mächte noch mächtig? Nein,lautet das rascheUrtheilderGalerie; Wochen lang haben sie sichvergebens um dieFriedenswahrung gemüht,inSofia,Athen,Velgrad,Ee- tinjekeinGehör gefundenundihr Prestige so geschwächt,daß sie einem christlichen SiegerdieBeute nicht mehraus denFängen zerren könnten. DiesesUrtheilwäregerecht,wenn dasMühen ernsthaftgewesen,die,,Willenseinheit« nichtnur,dummePassan- tenzuschwichtigen,insSchaufenster gelegtworden wäre. Ve- greiftIhr, nachallem Geschwätz,nochimmer nicht,worum sich derStreit dreht-?UmLebensfragengermanischerundslavischer Zukunft.BerlegenheitderTürkei:GelegenheitderBalkanstaaten.

Griechenland ersticktinderSchmach,wenn ihm nicht endlich Kretazugesprochenwird.Vulgarien (dessendeutscher König, mit koburgischer mjmjcry seinerUmwelt angepaßt,denSlavendrang ans Ziel führen möchteundvon Deutschen dafür nochbejauchzt wird)brauchteinen stattlichenFetzenaus derNordflankeMake- doniens. DieSeran müssenaus einer Klemme,in derihre

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78 Die Zukunft.

Wirthschaftdorrt,ans Meer;undRikita würde mit dem Eidam Petergern denSandschaktheilen.GemeinsamistallenVieren derTrieb,dieSchandederTürkenherrschaftsvom Hauptihrer Brüderzuschütteln.SolchesHerzensbedürfnißder Kleinenbringt dieGroßen nichtinFeuer. DerTürkekannaufkeine Kultur- leistung pochen; seinLand ist verwahrlost, sein Staatshaushalt erbärmlich,seine PolitikvonBummelstudentengeleitet (diejetzt, nacheinem EinbruchindenMinisterrathssaal, auchdas Postu-

- latschärfererFriedensbedingungen ertrotzthaben);weder sinn- liche nochüberfinnlicheWerthehaterjegeschaffen.AberFrank- reich hat ihmvierMilliarden geborgtunddarfihn,so langeer inEuropa athmet, derSchuld unddesEhristenprotektorates we- gennichtallzurauh anpacken.Jtalienwilldie Adria umklam- mern oderfichimAigaiermeer Stützpunktesichern.Nußland strebt aus demKäfigdesSchwarzenMeeresineisfreieWeiten ; und würde durcheinen ihm unterthanen Bund starker Südslaven- staatenzumHerrn Ofteuropas Da dräut derAnfangvom Ende habsburgischer Großmacht(auchdeutsch-österreichischerHandels- expansion,dieeinvon Ruleand geschirmterBalkanbund ins Läppergeschäfteinschränkenwürde);deshalb ist, wasjetzt aufdem Spielsteht, fürHabsburghundertmalwichtiger,alsderWechsel derFirmentafelinBosnien war,undwirverlieren Oesterreich, wennihmdergeringfte Zweifelan berlinerVündnißtreuedas Blut vergiftet. Aergfte Gefahr: England will(weileswollen muß) DeutschlandsGenosseninseinenEoncern ziehenundfich,inEgyp- tenoderArabien,einenKhalifen schaffen,mitdessenStimmeesauf seineindischen Mohammedaner einwirken kann ;muß also, ohne ldieAbsichtzuentschleiern,neue,empfindlicheSchwächungderTür- keiwünschen.EinzigeFriedenshoffnung: Rußland istmitseiner Rüstung nochsotiefim Rückstand,daßesumjeden erschwinglichen Preis zwei Friedensjahre erkaufen müßte.Undwemlächelt,noch einmal,dieGunstder Konjunktur?DemDeutschen Reich. JmFeld undimKlongrefzpalaftkannesfiegen.Nur nicht:mitVethmann.

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DiesFrauen-frage inKamerun. 79

Die Frauensrage in Kamerun.

RuhKamerun hat seine Frauenfrage, freilich die Frauenfrage der

primitive-n Länder,diesichnichtaus einemUeberslußanweib- liche-r BevölkerungundArbeitkraft ergiebt, sondernaus einemMan- gel.Noch ists nicht lange her, seitalsheiliges, selbstvon derWissen- schaftverfochtenes Dogmagalt, daßdieweißeFrauindenTropenfast

"«völligsteril sei undschon deshalb nicht dorthin auswandern dürfe. Wie weitsichs dabei umbequeme Vermuthungen, wieweitumThatsachen handelt,ist nichtganz leichtzuentscheiden.Sicherist, daß derkame-

runer WeißeindenerstenJahrzehnten der Kolonie sich fast ausschließ-

lich mitschwarzen Frauen beholfen hat-

DieMannesabstinenz istindenTropen einTraum, dessenVer- wirklich-ng wedermöglich noch nützlich ist.Das heiße Klima peitscht underregt die Sinne ineiner daheimganz unbekannten Weise. Auch hat derdort unten Jahre langeiner Aufgabe lebende Weiße durch seinschwarzes Weib allerlei wirthschaftliche Vortheile, die dem Ledigen versagtbleiben. Der Kaufmann, dertief im Busch, oft viele hundert Meilen-von derKüsteund viele Tagereisen vom nächsten Weißen entfernt, seinen Geschäften (meist demGummihandeO nach-·

geht, hatinseinem Weib,wenn eresleidlich anständig behandelt, eine Gehilfin, die nichtnur seine Sachenin Ordnung hält, sondern auch auf seine schwarze Dienerschaft (Koch, Jäger, Voy)einAugehat undihn vor deren Vetrügereienwirksamerschützt,als erselbst vermöchte. Hat sie Zuneigung zuihm gefaßt (diewill auch hiererst errungen sein), so steht sie ihminNothundGefahr, wsie sie dasLeben imBuschmit sich bringt,zurSeite undwidmet ihm,isterkrank, dieopferwilligste Pflege. Aus solch-en Erlebnissen wird,wiesich verstehenläßt, dann manchmaleinstärkeres, innigeres Band,alsessonstzwischen den bei- densoverschiedenwerthigenRassenzubestehen pflegt. Jch habeander Küste manchen Kaufmann ausdemInneren getroffen,dernach mehr- wöchiger Trennung dielebhafteste und aufrichtigsteSehnsucht nach seinerschwarzen»Msammi« äußerte und nichtumdieWelt eineweiße für sieeingetauschthätte.

Der oft gehörten Behauptung, daßdieAegerin nichttreu sein könneunddenweißenHerrnundGebieter regelmäßig mit einemsei- ner Voys betrüge, wird von anderer Seite durchaus widersprochen;

vermuthlich istesdamit ungefähr so wie beiuns: dieUntreue aus der einen zieht leicht dieUntreue aufderanderen Seite nach sich.Das in derWildnißfreiheit,entlastetvom DruckderKontrole, oft ins Unge- messene anschwellendeHerrengefühldesEuropäersläßt ihn eben hier und dadieRücksicht vergessen,dieerauch einer schwarzen, fürein paar HundertMark gekauftenFrau schuldig ist.Wer für ein paar Lappen bunten Tuch-es,für Glasperlen undTand jedesWeib haben kann(der Weiße ist hier ja der ehrfürchtig umdienerte Aristokrat),Der unterliegt gern demKitzel, dievon derKlugheitgezogene Grenzezu

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Nach erfolgrelchen Fiillhaltersabrik gelungen, die für die Fiillhalter nötigen Goldfedern, welche bis-her vom Auslande bezogen werden mußten, in einer dem besten

Jch ging aus Dresden fort, gerade als ich anfing, mich dort einzugewöhnen und wohl zu befinden, und habe nun hier einen herzlich langweiligen Winter verlebt. Die Vibliothek ist gut:

Jn der Weihnachtwoche des Jahres 1895 schreibtHerr Vouråe, Frankreichs Gesandten aus Athen an Berthelot (der große Ehemiker leitet unter Vourgeois das

Sie sagt, das neue Gesetz solle sichsnicht gegen das amerikanische Petroleum rich- ten, sondern nur das Monopol einer einzigen Gesellschaft brechen- Auch sie, die Standard Oil Co.,

Und noch Eins hätte zu Gunsten Agrippas angeführt werden können, wenn seine Pertheidigung nicht durch sein fast gewerbmäßiges Schwindeln so überaus schwer gemacht würde· Das

Die Frage sollte für uns also nicht sein: »Wie wird das Fleisch billiger ?« Son- dern: »Wie müssen wir leben, um mit dem uns zur Verfügung stehen- dem Quantum Fleisch auszukommen?«

tur dieses völlig vergriffenen Urtheils über G oethes Charakter giebt Schiller auch später nicht, doch aber freundliche W orte, die endlich Hingebung in G oethe

Die Bolksstimme entscheidet in unantastbarer Allmacht (DiesertückischePlan,knitscht Ein er,schielt in unser Elsaßs Lothriw gen. Wohl auch nach Vosnien, Kroatien, Dalmatien,