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Historische Monatsblätter für die Provinz Posen, Jg. 2, 1901, Nr 8/9.

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Historische

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Monatsblätter

fürdie Provinz Posen.

Jahrgang H- Rosen, eHmgnsbgsepiemtier1901. sNti 8U-9-

Warschauer A» Franz EchwartzS.ils-k.LntschG., Kohte’sVer- zeichnis;Eine derKunstdeukinälerderProvinz Posen 123. Griiiiki·ageii·(5.,

AeufzeruugdesElliinistersv.BoseinZeusursachen .l29. Litterarische BesprechungenS.153l. Schottuiiiller K.,UebersichtderErscheinungen ausdeinGebiete derPosenerProvinzialgeschichteS.lkii NachrichtenS.lil tiieschäftlichesS.Häl.

Franz Schwartth

Am-19.Juli19(.)l starbimAltervonerst37JahrenDr. Franz Schwartz,der OrganisatordesPosenerProvinzialmusenmsund der Latidesbibliothek,einer derwenigenMänner unter denDeutschenin derProvinzPosen, welchedieArbeit für die fortschreitendeEnt- wickelungdesLandes nichtals einevorübergehendeEpisode ihresLe- bens, sondernalsDaseinszweckaufsaßten.

ObwohlkeinPoscnervon Geburt er wurde am10. Juli ists-i inElieu-;)iuppingeboren verlief dochfast sein ganzer Lebens- weg inunserer Provinz. eaiun war er indas schulpflichtigeAlter eingetreten,alsermitseinemVater,deralsDirektorandasFriedrich- Wilhelinsgynnuisiuinversetztwurde, nachPosenkam.SeitMichaelis l.87i3 besuchteerdiese Anstalt,anwelchererOstern1882 dasAbiturienten-

eranien bestand.

Schonim väterlichenHausewurde sein Sinn aufdie vor-

geschichtlicheHeiniathsknnde hingelenkt,diespäterseinwissenschaftliches Lieblingsseldwerdensollte. Sein Vater,Wilhelm Schivart3,einer der bedeutendstenzeitgenössischeuGelehrtenaufdein Gebiete derVorgeschichte undMythenfor-schling,derdurchvierPrograinniabhandlungen»Man- rialien zueiner prähistorischenKartographiederProvinzPosen«auch dervorgeschichtlicheuForschungin unsererProvinzeinefesteGrundlage gab,zogihn friihzurMitarbeiterschaft heranundsah wohl schonin deinKnabendenspäterenMehrer feines geistigenErbes. DieTechnik derAusgrabuugen,dieBehandlungdergefundenenObjekteundihre wissenschaftlicheEinschätzung,Kenntnisse,welchediemeisten Gelehrten inspäterenJahren sich mühsamerwerben müssen,wurdenso schondem Knaben vertraut undverhaler ihm für seinen späterenBerufzueiner staunenswerthenSicherheit.

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Seine Studienzeit verbrachteer mit Ausschlußdes Sommer- semesters 1883, währenddessenerdieUniversität Leipzigbesuchte,in Berlin,wohin seinVater als Direktor des kgl. Louiseugymnasiums verzogen war. Kurze Zeittruger sichdamals mit demGedanken, sichdermilitärischenLaufbahnzuwidmen. Wenn dieserPlan auch durch einOhrenleideuvereitelt wurde,sohatteer ihn dochzu einer griindlichenBeschäftigungmit militärischenDingen veranlaßt,welche ihmeintiefesund dauerndes Interessefiir kriegsgefchichtlicheFor- schungen einflößteuudseinespäterewissenschaftlicheThätigkeitwesentlich beeinflußte.

WährendseinerStudienzeit veröffentlichteerseinenerstenlitte- rarischen Beitrag: EinPosener Brustharnischvon 1580 imKönig- lichenZeughausezu Berlin. Es ist eigenartig,wieschonindieserersten kleinenLeistungdieverschiedenenInteressen,welcheseinganzeswissen- schaftlichesLebenbeherrschensollten:dieAlterthumskuude,Kriegswissem schaftund diePosener Heimathskunde, sichmit einander zurEinheit verbanden, undnicht weniger charakteristisch,daß schondiese seineerste Arbeit inderZeitschriftderHistorischenGesellschaftfür dieProvinz Poseu(BandIS. 281—82) veröffentlichtwurde.

Jm Jahre1886 schloßer seiue Studien an derUniversität Göttingenmit derErlangngderToktorwiirde ab. SeineDiffertatiou:

PreußischeLaudmilizenim siebenjährigenKriege. TheilI, rundete sich späterzueiner umfangreicherenArbeit ab,welcheerunter dem Titel: Organisationund Beispflegungder PreußischenLaudmilizenim siebeujährigenKriege,einBeitragzurpreußischenMilitäie uudSteuer- geschichte,als einHeft (VII 4)dervon Schmoller her-ausgegebenen Staats- und socialivisseuschaftlichenForschungen1888 inLeipzigbei Duncker und Humblot erscheinenließ.Unterumfassen-derBenutzung desarchivalischenMaterials besondersaus demGeheimenStaatsarchiv zu Berlin wurdehier nachgewiesen,mit welcherTheilnahmeundAuf- opferungdaspreußischeVolkinallenseinenLaudschafteu,besondersaber inPotumern und derMark,denHeldenkampf seines großenKönigs begleitete. Für Schlesienbearbeitete er1889 noch besonderseinein- teressanteEpisodederMilizgeschichteunter dem Titel: Tsie schlesische Gebirgs-Landmiliz1743 bis 1745, in derZeitschriftdesVereins fiirGeschichteundAlterthnm Schlesiens (Xxlll S.145—76).

Währender sichmit diesenmilitärgeschichtlichenForschungen beschäftigte,war erbereits in denStaatsdiensteingetreten. Zunächst

war erannäherndzwei Jahre (2. Januar1887bis l.November1888)

anderKgl. Universitäts-Bibliothekzu Berlin thätig.Dann trat er feiner anerzogenenNeigungfürdieprähistorischeForschungfolgendalsHilfs- arbeiter bei dervor-geschichtlichenAbtheiluugderKöniglicheuMnfeen ein.

Nach wenigen Wochen schonaber botsich ihmdieGelegenheitzum Uebertritt in denstaatlichenArchivdienst,under folgteeinemRufe

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an das StaatsarchivzuPoseu,woeram 2.Januar1889 alsHilfs- arbeiter angestelltwurde.

Es kamen mehrereMomente zusammen, welchedie5Jahre (1889 93) seinerBeschäftigungan demPofener Staatsarchiv zu besonders glücklichenfürihn selbstnnd fruchtbarenfürseine wissen- schaftlicheThätigkeitmachten.Wie er mitFreudendiepersönlichen Beziehungen seiner Jugendin-Tosen wieder aufnehmenkonntetso mnthete ihn die Geschichteder Provinz,mit deren archivalischeu Quellen sich bekanntzn machen seine amtliche Aufgabewar, heimathlich

an. ·.Dazukam,daßdie5Jahre vorher gegründetenndimkräftigen Aufblühen befindliche Historische Gesellschaftfür die ProvinzPoch einenspliittelpunktfürlandesgeschichtlicheForschungen geschaffcnhatte-

wodasinstiller Arbeit Gefundenesofortbekannt gegebenundfürdie Oeffentlichkeitnutzbargemachtwerden konnte. Vorallemaberwurde seine jugendlicheArbeitsfreudigkeitdurch das imEntstehen begriffene MuseumderHistorischenGesellschaftgereizt, dessen alleinigeJerwaltung ihm sofort übertragenwurde.

Von seineremsigenThätigkeitaufdem Gebiete der Landes- geschichtewährenddieserJahregebendieJahrgängeVbisVIII der ZeitschriftderHistorischenGesellschaftfürdieProvinzPosen Kunde.

Seiner Neigung entsprechend behandelteerbesonders Stoffe einerseits aus derKriegs-undMilitärgeschichte,andererseitsausderVorgeschichte undAlterthumsknndederProvinz. Seine beiden kriegsgeschichtlichen Abhandlungen:Die Provinz Posenals Schauplatzdessiebenjährigen Krieges ("ZeitschriftV S. 245—94) und: Der Ueberfallvon

Bromberg durchdie Schwedenam 16.Mai 1658 (ZeitschriftVI S. 4«l7—23) zeigen durchdie sorgfältigeLilusnutzungdesQuellen- materials und die lichtvolle DarstellungeineReife undSchulung, dienur einstarkes historischesTalent in sojungen Jahren erreichen kann. Stoffeaus derVorgeschichteinzusammenfassenderDarstellung wissenschaftlichzubehandeln,war erwenigergeneigt.Sein vorsichtiger-, hypothetischenKonstruktionendurchaus abholderSinn hielt ihnvon Arbeiten fern,indenenderBoden gesicherterUeberliefernngverlassen undderPhantasie SpielraumzuKonstruktionengegebenwerdenmußte.

Seiner Ansicht nachwar die Zeit nochnicht gekommen,ausdcmder Erde enthobenenMaterial diekulturgeschichtlichenZuständederUrzeit imZusammenhangabzulesen, vielmehr hielter für dieAufgabedes Forschersauf diesem Gebiete nochimmer, dasMaterial möglichstzu mehrenundimeinzelnen wissenschaftlichzusichten. Daher begniigteer sich meist damit, vorgefchichtlicheFundstätten,dieerselbstbesuchtund durchforschthatte,oderdieBedeutung einzelnerande inderZeitschrift der Historischen Gesellschaftklarzustellen. Nur inVorträgen,bei denen es galt, einem größeren Publikumein gewisses Verständniß für diesen ZweigderWissenschaftzu erschließen,gingerüberdiese

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Grenze,dieerinernster Selbstentsagungfür seine litterarischeThätig- keitsich selbstgezogen hatte, wohl auch hinausnndließ sicheinmal (»1892)herbei,einenVortragüberdasPosenerLandinvorgeschicht- licher Zeitzuhalten.Als späterim Winter 1898s99inPoseu durcheinKomiteecyklischeVorträgeaus verschiedenenWissensgebieten veranstaltet wurden,nndman ihnalseinenderersten hierzu heranzog, hieltereinezusammenhängendeReihevonsehrnnterrichtendenVorträgen über: DieAnfängedermenschlichenKultur. ZueinerVeröffentlichung dieserVorträgeaberwar ertrotz allenZuredens seiner Freunde nichtzu bewegen. Erwähnt sei auchdie stattlicheAnzahlvon Recensionen, welcheerin den obengenannten BändenderZeitschriftbesonders über militärgeschichtlicheund prähistorischeWerke veröffentlichthat,unddie ebenfallsvon derGriindlichkeit seiner Arbeitsweisennd seinemklaren Urtheil Zeugnißablegten,wiediebedeutsameBesprechnngvonHeft1 desAlbluns derimMuseumderPosenerGesellschaftderFreunde der Wissenschaftenaufbewahrten prähistorischenDenkmäler desGroßherzog- thums Posen (ZeitschriftVIlI S. 107—10).

Jn steterWechselwirkungmit feinerlitterarifchen Thätigkeit stand diejenige fürdasAlterthumsmuseumderHistorischenGesellschaft.

Rasch wuchsunter seinem Eifer dieSammlung theils durchAus- grabuugen,dieer selbst unternahm, theils durch Schenkungenund gliicklicheAnkänfe.Der liebenswürdigenArt,mitdererBesitzer-nvon

AlterthümerndieUeberzeugungvon derNothwendigkeitihrer Abgabe

andasMuseum beibrachte,konntenur selten jemandWiderstand leisten.

DieEinladungenznAusgrabnngen folgtenschnell aufeinander,nndbald

war er wenigstensbeiden deutschen GutsbesitzernderProvinzso bekanntundbeliebt, daßkaumeiner,derbei denlandwirthschaftlicheu Arbeitenauf einHeidengrab stieß, ihm nichtsofortNachricht zufandte.

MitderUmsichtunddem Verständnißeines geschultenPrähistorikers leitete er dieAnsgrabungen.Er hatte sich hierzueinevollkommene Ausriistnng verschafft,mitderenHülfeerselbstinver-zweifeltenFällen noch manches werthvolleStückunverletzthebenkonnte, dasbeiweniger sorgsamer Behandlungverloren gewesenwäre. Nichts schien ihmbei den Ausgrabnngcnklein und derBeachtung unwerth. Manchmal brachteernurunscheinbareScherbenvonsolchenErcnrsioneu zurück,abersie

waren gewöhnlichsosorgfältiggesammelt,daßunterseinergeschicktenHand

sichdie uralten Gefäßevollkommenwiederzusannueufiigten.Werdas jetzigeProvinzialmuseumbesucht,wirdmancheSchaleoder Urnefinden, welcheaus Dutzendenvon einzelnenStücken zusammengesetztist,und dieer mit unsäglicherArbeitder prähistorischenWissenschaftgerettet hat. Mit welchemVerständnißerbei denAnsgrabungen vorging, seinnr durcheineinziges Beispielerläutert. BeiderAufdecknugeines Grabes fander einmal einenkleinenVogelansThon. Nunwußte er,daßingroßen Sammlnngen sichhinundwiederinihrer Gebrauchs-

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weise noch nichterklärteSchalen vorfinden,welche in der Mitte eine Erhöhungund auf diesereinenmiteinemVogel gekröntenHolzpflock aufweisen.Da eine derartige Schale sichunter denübrigenStücken desselbenGrabes nochnichtvorgefunden hatte,sosuchteerincou- eentrischenKreisenumdieFundftelledesVogels weiter,undesgelang ihmthaksächlich,die gesuchte Schalemit der typischen Erhöhung, natürlichohnedenlängst verfaulten,aber leicht wiederherzuftellendeu Holzpflockauszugrabenundso dasMuseumumeinhervorragendseltenes Stückzubereichern.Ein stark ansgebildeter Schönheitssinuunterftiitzte lhnferner beiderAufstellungundAnordnungderAlterthümer,so daß selbstiUdem höchst beschränktenRaume, den dieHistorische GesellschaftzurVerfügunghatte,derVesuchereineguteUeber-fichtund einen ästhetischenEindruck gewann. Eine rechtindieAugen fallende sirobe seines Sannnler- undAnordnungstalents gaber im Jahre 11892 beiGelegenheiteines von derHistorischeu Gesellschaft

unternommenen AusflngsnachFraustadt Da man imallgemeinen

Ivllsth dassdasStädtchenbeiseiner alten,immer deutschgebliebenen Kulturnocheine größereAnzahlvon Alterthüniernnndhistorischen .tt"ittiftsel)ätzeniinPrivatbesitz berge,so wurde beschlossen,mit dem AusflugeineAusstellnngzuverbinden, und,umoenOrtsausschusihierbeizu llUkckstiitzemwurde Schwartz einige Tagevor demAusfluge nachFrau- stadtentsaudt.Jedem,derdieseAnsstellungdamals gescheithat, fiel esauf, wievielin kurzerZeitzusammengebracht,und mitwelcher («Sieschicklichkeitesaufgestelltworden war· Einedauernde Erinnerung

andieseskleineerfolgreicheUnternehmen giebteinAufsatz,denSchwartz imVereinmitKotheunter demTitel: Die kulturgescliichtlicheAus- stellunginFraustadtam 28.August :lst)2,in der Zeitschriftder HistorischenGesellschafttsVIIS.-L27—4t.))veröffentlichthat.

Als im Beginndes Jahres1894 die PosenerProvinzial- verwaltung durchdieErwerbngdesaltenGeneralkommando-Gebändes auf derWilhelmstraßeindenStand gesetztwurde,andieErrichtung einerLandesbibliothekundeinesProvinzialmusemnszudenken,undals Grundstockfiir dieseöffentlichenSammlnugen die Bibliothekder HistorischenGesellschaftzumgrößerenTheilennd dieAlterthuuissannulung ganzübernahm, lagderGedanke, SchwartzzumLeiter beider neu-

gegrüudetenAnstalten zuberufen,um sonäher,als erdurchseine bisherigenamtlichen Stellungenund seinewissenschaftlicheThätigkeit für beide die nothwendigeVorbildunggewonnen hatte. Erselbst schiedzwarnichtganzleichtenHerzensausdemihm werth gewordenen archivalischeuAmt,indessenwurde seineEntscheidung doch naturgemäß durchdie lockendeAussicht beeinflußt,inder vollsten jugendlichen Arbeitskraftdasneu entstehende,für dasgeistigeLebeninStadt und Provinz wichtige Institut selbständig organisierenzudürfen. Er nahm deshalbdieunter dem15. Februar1894 anihnergangene

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Aufforderung,dieGeschäftedesVorstehersdesProvinzialnmseumsund der Landesbibliothekzunächstnebenamtlichnnd kotnmissarischzuver- walten,anundtratdann am 1.Januar1895ansdemArchiodieustaus und in denProvinzialdienstüber. Zuden beiden von ihmüber-

nommenen Aemtern wurde ihm durch BeschlußdesProvinzial-Ansschusses

vom 20.s21.Mai 11895nochdasdesKonservatorsderKnnstdenkmäler derProvinz Posen übertragen.

Was erinderletzten PeriodeseinesLebens,welche mit seinem Uebertritt indenProvinzialdienst beginnt, geleistet hat, liegtklarvor aller Augen.Jn fünfjähriger,allerdings manchmalrechtharterund aufreibender Arbeithaterdie beidenseinerLeitunganvertrauten Institute organisiertund zueinerLeistungsfähigkeitentwickelt-, daßdie Noth- wendigkeitihrer Umgestaltunginzweigetrenntegroße volkserziehliche Anstalten nachgewiesenwurde. Tas Museumentwickelteersowohlin seiner prähistorischenwieinseinergeschichtlichenAbtheilnngiu dem Sinne weiter, in dem esdieHistorischeGesellschaft angelegt hatte, nämlich zu einerSammlung, welchedenGang derKulturgeschichte desLandes von den ältestenZeitenbiszurJetztzeit vergegenwärtigen sollte. DurchAnlegungneuer Theilsammlungen suchteer sichder Lösung diesesskroblems aufimmer neuen Wegenzunähern.So entstandenganzneu dieSiegel-undMiiuzsannnlung,dieSammlung vaterländischerKriegsandenkeiudienmfasseude AbtheilnngfiirAnsichten, Photographieenansder Provinzu. a. Durch naturwissenschaftliche Abtheilnngen suchteerdie historischenzuergänzen, so durchdasin seinemGrundstockvon dem naturwissenschaftlicheuVerein angelegte HerbariuiuderProvinz,diepaläontologischeSammlung n. a., zu derenOrdnungersachverständigeGelehrtezugewinnen wußte.Seiner altenGewohnheit entsprechendwar er nachwie vor bestrebt,das Interessefiir dieheimathlicheAlterthumskunde durch Vorträgezuver- breiten undsodieweitestenKreisezueinerArtvon Mitarbeiterschaft fiirseineBestrebungen heranzuziehen.Besonders gern besuchteerin der ganzenSIrovinzdieKreislehrervcrsammlungen,veranstaltetedort kleineWandernusstellungenvon Alterthiimernundhielt,indemerdie einzelnen ausgestellten Objekte erläuterte,Vorträge,indenendieLehrer mitderBedeutungderAlterthumswissenschaftvertraut gemachtwurden undaucheineAnleitungzuAnsgrabnugen erhielten.Erging hierbei

von der richtigen Voraussetzngaus, daßdieBelehrungderVolks- schullehrerdas besteMittel sei,dieGrundzüge seiner Wissenschaftin das Volkzutragen undihm soeine gewisse Schätzungder Reste seinerVergangenheit anzugewöhnen.

Freilichwar erdarübernichtimZweifel, daßdas aufstrebende Museum nicht aufdie provinzialgeschichtlichenSammlnngenwerde beschränktbleiben können und weitere Aufgaben,als nur dieder landesgeschichtlichenHeimathskunde,zuerfüllenhabenwerde. Andie

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Aufgabe,dasMuseumzumMittelpunktderKnnstpflegeinStadt nnd Provinzzu machen,nmßte friiheroderspäter herangegangenwerden,so schwierigdieLösungauch war. Obwohl sein eigenstes Interesse nichtauf diesem Gebietelag,hater doch auch hierdieOrganisation nach vollkommen richtigenGesichtspunktengeleitet.AndieAnschaffung

von Original-K1mstwerkenwar beiderBeschränktheitderMittel nicht zudenken, diegelegentlicheUebernahme einigerBilder nndSkulpturen ausderBorrathssammlnngderKöniglicheuMuseenwar alles, was hierzn erreichenwar; wohlaberkonntedernuterrichtendeZweck durch Erwerbungvon Elceprodnktionswerkenerfülltwerden. Von diesem Gedankenausgeht-nd richteteerimWinter 1896197das kunstgefchicht- liche Studienzimmer ein,indem erdie hanptsächlichstenGalleriewerke, Beröffentliclmngenüber einzelnelli«1"i11stler,eineschonjetztsehrins Detail gehende untsangreiche.lt’nnstlitteratnr,die Serien derbedeutendstenZeit- schristenfür Kunst nndKunstgewerben.a. zurBenutzung fürdas Publikumauslegte.AuchdieAnlegnngeinerSammlungvon Gips- abgiissenplanteer,nmßteabervon derAusführngwegendesMangels

anMitteln undEliänmlichteitenAbstand nehmen.

Ebensoglücklichwaren die(Sirnndgedanken,mitdenenerandie OrganisationderLandesbibliothekherangiug.DieBüchermeugen,die ervon deneinzelnen Vereinen überwiesenerhielt,waren zwarbedeutend, bildeten aber einevöllig nnorganifche Masse. Um die Liickenauch

nur einigermaßenauszufüllen,wärenSummen nothwendig gewesen, welche anch nichtimentserntestenznGebote standen.Dazukam,daß esanbrauchbaren Katalogen fastganzmangeltenndihre Herstellung bei dengeringenzurVerfügungstehendenArbeitskräfteneinengroßen ZeitrauminAnspruchnehmen mußte.Eswar ihm demzufolgesofort klar,daßer indenersten Jahren nichtimStande seinwerde,aus derVüchersannnlnngeinebedeutendeAnsleihbibliothekzurFörderung wissenschaftlicherForschungenzumachen. Er beschränktesich also zunächstfür dieNeuanschaffungenanseinzelne Stoffgebiete,welchedas großePublikum am meistenanzogen, wie deutscheGeschichteund Litteratnr, KnustgeschichtenndStaatswissenschasten,und suchtedie Bibliothek nachdieserRichtung hin systematisch auszubauen.That- sächlicherreichteer hierdurchindenletztenJahren Ansleihzifsernvon Z—4t,)()0 Bänden. Um dieVibliothekaber schonvon vorn herein einem größeren Kreisevon Gebildetenwerthundnutzbarzumachen, richteteereinLesezimmergroßenStils ein. Eswar dieseiner seiner glücklichstenorganisatorischenGedanken. Erstelltehier nachdemMuster andererVibliothekcneinevorzüglichansgewiihlteOandbibliothekvon Nach- schlagewerkcnallerWissenschaftenzurfreien Benutzung anf,legte ferner Zeit- schriftenallerFächer,derenZahl sichstetig mehrteundschließlichausmehr als400annmchs,auchalle in der5Irovinz erscheinendenZeitungen,sowiedie bedeutsameren·Broschüreuüber politischeTagesfragenund wichtige

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wissenschaftlicheProbleme auf. DiesenganzenLesestofsmachteerohne Weiteres,in denerstenJahrensogar ohne irgendwelcheLegitimation znverlangen,demPublikum indenBorabendstnndenallwochentäglich zugänglich.TsieBenutzungwar so stark,daßbereits dreimalmit demRannt,der sichimmer alszu kleinerwies,gewechseltwerden mußte,nnd die Besucherzahl sich zuletztaufjährlichan 10000 bezifserte.Das Lesezimmerwar es,welchesdieBibliothekinPosen populär machteund großenKreisenderGebildeten dasInstitut nn- entbehrlicherscheinenläßt.

PersönlichnmßteerfreilichdieErfolgeseinerorganisatorischen Arbeitmit schweren Opfernerkanfen. Auseinem beschanlichemnur der wissenschaftlichenThätigkeit gewidmetenLebenwurde er ineine- öffentlicheWirksamkeit hineingerissen,in deresvielsachSchwierigkeitenZu beseitigennndWiderständezuüberwindengab. Tas Publikumwar an dieBenutzung öffentlicherSännnlnngennochnicht gewöhnt, nicht immerdecktensichimEinzelnendieAnschauungenderihm vorgesetzten Behördemitseinen eigenen, wiederholt hörteman ihn klagen,daß die Freiheitder Bewegung, welchedenLeiter-n ähnlicherAnstaltenein- geräumtznwerdenpflege, ihm mangcle, vielfach krenzten sich auchdie Pflichtender ihmiibertragenen Aemter,besonders verlangtendie Organisationsarbeiten seine ständigeAnwesenheitinPosen, während das AmteinesProvinzialkonservatorseine fortgesetzte Bereisnngder Provinz forderte,dieHer-anbildnng wissenschaftlicherHilsskrästeaber wurde ihm erschwert,dasie fortgesetzt wechselten.Bor allemaber trugeres schwer, daßerindieserSisyphnsarbeitnur selten noch Ruheund Zeit zuwissenschaftlicherForschung fand. Nur als die HistorischeGesellschaftmitHülfe fastallerihr zuGebotestehenden HülfskräftedieHerausgabederUrkunden nndAktenstückezurOrgani- sation Südprenßens unternahm,nnterzogersichderBearbeitungder kriegsgeschicl·)tlichenAbschnitte, nämlichderKapitelIüberBesitznahmc nndHuldignngundKapitelXVl überMilitärwesenfür dieses Werk undzeigte auchbeidieserGelegenheitdiegroßenVorzügeseiner Arbeits- weise:dievollkommene BeherrschungdesQuellenmaterials nnd eine außerordentlicheKlarheitinderDarstellung. EinegrößerePublikation über den alten evangelischenFriedhofinFraustadt,worin sämmtliche älteren(S)i«abinschriftenveröffentlichtwerdensollten, planteerinden letztenJahren,kautaberüber dieAnfängenicht hinans. Jm übrigen nmßteer jedesmal,wenn AnforderungenznrUebernahme wissenschaft- licherArbeiten anihn herantraten,diesablehnen.UnterdiesemVerzicht undden immer höhersich anfthiirmenden Lastenseines Amtes machte derfröhlicheGrundzug seines Wesensimmer mehreinem über seine JahrehinausgehendenErnste Platz,miteiner gewissenSehnsucht sah

erinden letztenJahren seines Lebens aufdiefrühere ruhige Zeit seiner archivalischenThätigkeithinund,gewißmehr spielendwieernst-

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haft,erwvgermehrfachdieMöglichkeitdesAnfgebensseiner angesehenen nnd einflußreichenStellungenbei der Provinzialverwaltungund des Rücktritts indenStaatsarchivdienst. NurinfeinerglücklichenHäus- lichkeit, welcheer1896 mit einerfeinesGeistesundseinesHerzens würdigenLebensgefährtinbegründethatte,undimKreise feineralten gleichstrebendenFreundefielendie mannigfachenSorgenfeines Amtes vonihm.SolcheStunden geistigerErfrifchnngwaren ihmdieZusammen- küufteder Historischen Gesellschaft,an deren Bestrebungen sichzu betheiligener,wieeroftselbst wiederholte,für diePflichteinesjeden geistig strebeudeuMannes inderProvinz hielt. Nichtskonnte ihn abhalten,denVeranstaltungenderGesellschaft,welchererseit 1897 als Vorstandsmitglied angehörte,beizuwohuen; schonvon schwererKrankheit heimgesuchtzwang ersichnochzudemBesucheinerVorstandssitzung, iu welchereinewichtige Entscheidungfallensollte.

Beider bevorstehendenUmwandlungderbeidenvonihm geleiteten- Jnstituteinzweigetrenntegroße wissenschaftlicheAnstalten sollteerdie Direktion des k«Trooinzialmufeumsübernehmen. Hierdurchwäre sein- Lebeuwieder ineineruhigeBahn eingeluufen,feinBerufhättesich wiedermitseinen iuuerstenNeigungen gedeckt,unddieLastderunmög- lichzugleicherZeitzuerfiillendenPflichtenwärevon ihmgenommen worden. EinfrühzeitigerTod hatdiesenAussichtenundHoffnungen einschmerzlichesEnde bereitet. istihm nicht bestimmt gewesen, dieFrüchteseinerAussaat selbstzuernten.

z Aberdas Werk feines,wenn auchkurzen,sodoch inhaltreichen Lebens müssendieFreundeder heimischeu(«·83efchichtsforschimgals eine Artvon Bermächtuißbetrachten. Freilichwird diefastzärtlichzu nenneudeLiebe,mitwelchererdieAlterthümerunserer Provinzsammelte, aufbewahrteundderAllgemeinheitverständlichzumachen suchte,kaum jewieder zuersetzenfein. AberdasBestreben,in denneuen inPoer entstehenden wiffenschaftlichenInstituten siehestder Befriedigungder allgemeinen Bildtuigsbedürfnisfeauch derheimischeuGeschichteundihren ehrwürdigenResteneineStättezubereiten,magals eine·Pflichtan- gesehenwerdeu,anwelchederName unseres sofrüh heimgegangenen theurenMitarbeiters allezeit mahuensollte.

Zusammenstellung der Veröffentlichungen von FranzSchwanz tMitAusschlußderBücherbesprechungenJ Z.=Zeitschrift,ohneweitere HinzufügungZeitschrift

derHistorischen(3.3esellschastfürdieProvinz Poseu.

1885.

Ein PosenerBrustharnischvon 1850 imKöniglichen ZeughauseinBerlin.

.IS.281—82.

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