Historische GIVE
VI Monatsblätter
für die Provinz Pofen.
H.
s Yosclh I. Zank 1901. l Nr. 5.
- -
LMlch H-- Koths Verzeichnis
der.ltttiiftdeiil"niäler
derProvinz Poer.
Ists-)-
—Hat s
eucampku»
AusderdeutschenPublicisiik
überdiePkovinz Polclli
EsH-—Geschäftliches
S.78. —Bekanntniachungen
S.80.Kohte’s Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Provinz Poten.
Von
H. Flatsch-
2.Werkstofse und Banstile.
Einen lehrreichen Einblick
inden Gang der kultnrgeschichtlichen Entwickelung,
dieman indiesen lslrenzinarkem
wo einestetige Stufen- folge fehlt, eine künstlerische oder gar knnstgeschichtliche doch wohl nicht
nennen
dars, giebt die Betrachtung der verarbeiteten Werkstoffe.
Für die
ältereZeit sind nach der Art der llckerntark und Illiittelpommerns Quaderbanten beliebt, hergerichtet
ansden roh be- hauenen Findlingeu der lsisjzeihnamentlich in Knjavien und
umGnesen.
Tie Sprödigteit des Baustoffes nnd die Urwüchsigkeit der unbebanten Landschaftergaben ohne weiteres die Pflicht, wnchtig zu gliedern; die spärlichenEinzelsormen
ander jetzt
alsRnine dastehendenMarienkirche i» Jnoivrazlany nach welcher der Ort selbst, wie in Schlesien die Tiirfer »Steinkirch« nnd »Steinkirche,« im 1.«-l. Jahrhundert den Namen ,,1apiclea
eeclesia«erhielt (,Abb.
zuIVEljl), und
ander
alten.ltlosterl«irehe der «krämonstratenserinnen in Strelno (Abb.
zull’48), wahrscheinlich 1216 geweiht,
kommenfür die künstlerische Wirkung stichtwesentlich
inBetracht. Für wichtigereArchitektnrglieder nnd bildneri- schenSchmuck, wie die mit spiitromanischenSchmuckfornieniibersponnene Säule der Barbarakapelle in Streluo und den dein Tynipanoufelde in der Augustiuerstiftskirche zu St. Maria auf dein Sande in Breslan
ver-wandten Thiirstnrz daselbst (Abb.
IV50. 51.), wurde harter Sand- stein gewählt,ebenso
zueiner Hochreliefplatte der Prokopinskapelle in Strelno, einem auch sonst bemerkenswerthenGebäude,
woein kreis- eulindrischerThurm sich gegen ein im Grundriß ebenfalls kreisförtniges»
mit
einer Halbkugel ans rechtwiukligen, nicht profilirten Rippen über-
66
decktes und durch Halbkreisapsiden erweitertes Langhaus fügt, während der Chor geviertförmiggestaltet ist (Abb.
IV54. 5:")). Ter reichst:
gruppirte Granitquaderbau ist die Kollegiatkirche in der alten Bischofs- stadt Kruschwitz
amlangen, sagenumwobenenGoplosee (Abb.
IV39 bis 43). Eine kreuzsörmigePfeilerbasilika, kann sie mit ihren fünf Apsiden und der auf zwei Thürme angelegten Westfrout die Abhängig- keit
vonden gleichzeitigensächsischen Bauten nicht verlängnen. Auch ihre Kunstformen bestehen
anshartem Saudstein.
Sonst wurde in dem hausteinarmen Lande in älterer Zeit vielfach Kunststein verwandt, so zu Rippenanfängern und dem Fenster- maßwerk der Franziskanerkirche iu Gnesen (Abb.
IV:1.2-1. 12F)«)
ansdem Ende des 13. Jahrhunderts;
amDorne nnd
ander Johannes:
kirche in Gnesen wurde
er,wie die wiederkehrenden Modell-e darthUn, in Formen gepreßt(Abb.
IV80. 128) und so für die Rippen
eineeigenthümliche Gliederung erzielt, die für das letztgenannte kleine spät- gotifche Bauwerk (Abb.
IV126. 127) hingenommen werden mag.
Auch in der 1406 gegründetenFronleichnamskirche
beidem ehemaligen Karmeliterkloster in Posen (Abb.
II46 bis 49) wurde das Fenster- maßwerk
ausKunststein geformt.
Die Uebung des Werksteinbans hat dazu geführt,seine Formen auch beim Backsteinbau zu verwenden: der in Vacksteinban ausgeführte Südthurm der Marienkirche in Jnowrazlaw zeigt gepaarte Fenster, deren Zwischenpfeiler in Nachbildnng
derKämpfersteine des Hausteim baues ein einseitig ausladendes Gesims (—Abb.
IYLU. JO) zeigen;
auch die Verwendung großer Thouqnadern ist hierauf zurückzuführen, z. B. in Paradies (Abb.
III:12:-3) nnd in Lnbin (9lbb.
IUIt;7);
ebenso
ausder Spätzeit Blenden mit gemanerten Fensterkrenzen
z.B.
in Bieseritz(Abb.
III11·«)),hier natiirlich in Nachahmung
vonSand- steinformen.
Neben dem Granitquaderbau, der noch bei dem Nenbau der Gnesener Metropolitankirche im 14. Jahrhundert geübtwird, kommt früh der Back- steinban in Aufnahme. Zwar die Useberlieferuug der
unterdem Namen des Bischofs Bogufal
II. vonPosen gehenden Chronik,daß der politische Graf Peter Wlast (-’s
um1163) 70 Kirchen
,,exlapide
elolato et coctjs lateribus ferturconstruxisse,« ist
alsunhaltbar abzulehnen;
aber schon 1237 wird die Kirche des unfern
vondem Benedietiner-
kloster Lnbin, im Kreise Kosten belegenen Dorfes Rotdorf nach seinem
Ziegelbau
rufa ecclesiagenannt. Daß die Einfühng des Backstein-
baues
ausden brandenbnrgischen Marken, nicht
vonKiew, hergekommen
sei, hat schon der Pole Luszczkiewiez
ausdem Ziegelformat nachge-
wiesen. Für die Verwendung
vonZiegeln spricht auch der
anfrühen
Bauten
desWestens nicht seltene grätenförmige Verband
ansStein-
nnd Ziegelbruchstücken, wie hier
ander Hrocopiuskapelle
inStrelno,
also
aneinem Hausteinbau.
67
Gute Beispiele
vonGliederungeu in Backstein sind der spät- romanische Giebel
inStrean mit schönerBlendenvertheilung und die Nordfrout des nördlichenKreuzfliigels der Cisterzienserkirche in dem waldumsriedeten Krone
ander Brahe, nördlich
vonBromberg, mit glasirten Ziegeln nnd gemusterten Thonplatten
vongrüner, brauner, gelber Farbe nnd Beinalung der großen Blenden mit weißem Maß-
werkauf rothem nnd blauem Grunde. Aber auch abgesehen
vondiesen Einzelheiten erstaunt
man,in so abgelegener pommerellischer Landschafr eine so weitränmigeBaugruppe zu entdecken (Abb.
IV19 bis '32). Mit ihrem dreischissigen,gerade geschlossenenChoee und
denbeiden Thüriuen in Verlängerung der Chorarkadeu zeigt sie die Abhängigkeit
vonder Klosterkirche Pelplin, ohne freilich deren künstlerische Vollendung oder auch
nurihre Abmessungen zu erreichen.
Jn der weiteren Folge geriet das Land mit der 14323 begon-
nenen
zlliarienkapelle auf dem Domplatze in Posen (Abb.
IIEl2 bis
35 s. unsere Abbildung) in Abhängigkeit
vondem märkisch-pom1nerschen Backsteinban, der seit dem Beginn der Katharinenkirche in Brandenburg durch Meister Heinrich Brunsberg
ausStettin im Jahre 1401 eine
neue
deeorative Richtung eingeschlagenhatte« Die grünenGlasnren in Posen weisen auf Uebernahnie
desBorbildes unmittelbar
vonder Havelstadt, nicht
von derponnuerschen Reihe,
woschwarzblaue Glasnr- steine üblich sind. Zu dieser Schule gehört auch die 1437 gegründete
undwohl unmittelbar daraus
erbauteKirche
inKurnik, Kreis Schrimmz
essind, wie die Toine in Gneseu und Posen nnd die dortige Marien- kirchesowie die Pfarrkirche in Wreschen,dreischifsigeAnlagen mit Chor- uiugaug und theilweise auch Kapelleiikra113,
—-letztere nach märkisch- ponimerschem Vorbilde mit geradem Schluß.
—Es fehltdiesen Bauten das den älteren Gruudrisztypeueigene Querschiss. Bei Kirchen
vonmittleren Abmessungen wurde im Posenschen der Chornmgang derart vereinfacht, daß die Tiefe des Mittelschisss gegen Osten leicht einge- schränkt ward nnd seine Arkaden unmittelbar gegen die Ostwand der dreiseitig schließendenUmfassnngsmaneru gestemmt wurden; zu den scchsBeispielen(l. CZ) gesellensich in Schlesien die Kirchen in Guhrau, südlich
vonLissa, und in den entlegenenoberlausitzer StädtchenHoyers- werda und Wittichenau sowie in Friedeberg
amQueiß.
Dem spätgotischen,gegenüber dem frühgotischenverbesserten Verbaude, bei dem je ein Länser mit einem Binder abwechselt, der zum ersten Mal
auder 1309 begonnenen Jaeobskirche in Thorn auftritt, begegnen wir aus unserm Gebiete seit der Mitte des :l4. bis
zumAnfange
deslif. Jahrhunderts allgemein. Die Fugen werden sorgfältigglatt gestrichen und mit geritzter Nut versehen. Erst im 17.
Jahrhundert wird der rohe Mörtel der Fugen über die Flächeverrieben,
wie bei dem damals vorgenommenen Umbau
derKlarissenkirche in
Bromberg (Abb.
IV.10 bis 12). Zur Abwechslung werden
ander
68
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JCJ
1 -)-
»
Wariensxkitche in Yojem Wiederherstellung des Frontfystems.
69
katholischenKreuzkapelle in Kosten (Abb.
lIl.161) Putzblenden mit eingeritzter und gemalter Zeichnung eingeschoben, in Kähme, Kreis Birnbaum
ander Warthe,
eingenmsterter Fries (Abb.
Ill.8.l). Das sogenannte deutsche Band (Abb.
I.68) gehört,
wenn esmehrere Schichten hoch auftritt, der allerspätestenZeit des Backsteinbaues an;
ebenso der Ostgiebel der Kirche in Kähme(Abb. III. 8«1), der durchaus vorgeschrittcneRenaissancemotioe zeigt, mit Anklängen
andas in Putz ausgcsiihrteBlendenmaßtoerk
amSchweizerhose in Stettin und dem Nathausgiebel
inStargard in Pommern. Auch der Westgiebel
oerkatholischenPsarrkirchc in Bromberg (Abb.1ll. 7),
woKiel- und Flachbogeu einander erdriickcn, stammt wohl
ausnicht viel früherer Zeit. Daß die Backstein-Formentvelt bis tief in das 16. Jahrhundert hinein lebendig blieb, lehrt die
vonif)94195 datirtc Einwölbung der Psarrkirchc ·in Wougrowitz (Abb. lV. ls)2) auf Ziegelrippen nach mittelalterlicher Form
alsSterngewölbe, wie sie sehr häufig vorkommen und wohl stets,
wenn esnicht besonders angegeben ist, als auf Rippen eingewölbt anzunehmen sind. Einem Zellengewölbe der
imspäten Mittclalter im Lsten ebenfalls,
wennauch selten, vorkom- menden Form begegnet
man inderKlosterkirche
inMogilno (Abb.
lV.
tiU); räumlich
amnächstensteht ihr das der Johanucskirche in Stargard
inPommern.
Die
wenigen Grabstciuc des späten Mittelalters scheinen, auch wo
esnicht besonders angegeben ist, nach Art der zahlreichenschlesischcn Grabsteiue
ausSandsteiu gemeißelt
zusein. Zu späteren derartigen Arbeiten
wurdemit Vorliebe
roterMarmor verwendet, der, wie die zahlreichenderartigen Tenktnäler schlesischerHauptstädte uud der öster- reichischenLande,
ansTirol eingeführt sein mag; dann, seit dem Anfange des 17. Jahrhunderts, lu·aunroter, daneben, namentlich zu Wandaus- bauten, weißer,schwarzer und sarbiger Marmor-. iach veuetianischer Art wurden hierbei gern Marmor-Jnkrustationen hergestellt.
Ju Bezug auf die Ver-werthng dieser reicherenBaustoffe entwindet sich unsere Landschast der märkischen Art, die sie
amAusgangc des jDiittelalters beherrschthatte,
umsich zunächst dem EinflusseNiirnberger Plastik Veit Stoßeus zuzuwenden, dann
—uud zwar schon seit der Bestellung der 6 Gnescuer Gedenktaseln (eine für den Erzbischof Johannes Lain im Jahre 1516, Abb. IV. 114.) bei dem damals in Gran in Ungarn lebenden Bildhauer Johannes
ausFlorenz
-—
in den Bannkreis italienischer Renaissance zu
treten.Auch
Kalkstein wurde verarbeitet, so schon 1460 für die Stiftungs-
tafel in
derFronleichnamkapelle in Gnesen, dann zu der eben bezeich-
netenLastitafel
ansLiaskalk
vonPiszka bei Gran, weiter auch,gleich
den zahlreichen Arbeiten dieser Art in Schlesien, Alabaster, vermutlich
ansLemberg, aber vielleicht auch
ausEngland. Natürlichsbezogen
auch
dieRenaissancemeister nach wie
vor-für die einfachsteu Glie-
derungen Sandstein, wahrscheinlich
ausschlesischen Briichen, 1550
ausLöwenberg.
Während in der Vor-Ne1missauce durch Veit Stoß, der
1477nach Krakau iibersiedelte, und Leute seines Gefolges, sowie durch Peter Vischer, oberd ents che Meister die Fiihrererolle inne hatten, während dann in der Friih-NcnaissanredurchJohannes Floi«c11ti11ns, ein Mäuschen- alter späterdurch den Bildhauer Hieronymus Cauavesi in Krakam der im Dorne
vonPosen, iu den Kirchen
vonSamter, Knruik und Koschmin
anWandgräberu thätig gewesen
zusein scheint (leb.
U.
27, III. 53), weiter namentlich aber für den Umbau des
Rathauses in Pofen seit lsisJU und
ambischöflicheu Schlosse in Kröben
durch den Maurer-Architekten Giovanni Battista di Quadro
ausLugano, der auch zl559 die Kapelle
auder Pfarrkirche in Koåcielee
bei Jnowraclaw, beide
mitvenetianischen Gesimsgliederuugenschuf
(Abb. IV. 34.
535.s. unsere Abbilduich der unmittelbare
italienische Einfluß bemerkbar wird, neigt sich die Kunstrichtuug
des endenden 16. Jahrhunderts,
wieiuSchlefien
undindenKüsten-
71
ländern, nicht minder wie in Oberdeutschland, der beherrschenden nied
erdeutsch
:h
olländisch
enKunstweise zu. Dentlich erkennbar wird
ernamentlich
amWandgtabe der beiden Domherren
inGnesen
von
Ule (Abb.
1V.119),
z. anden Gehängen und den Frucht- schniiren der
unterenfreien Endignng oder
amProfil des Köpfchens in
derMittelachse
desoberen Aufbaues. Wie in Schlesien den mittelalterlichen Ue·berliefer1mgen fügten sich wunderbar schnellauch in Posen italienische Meister der
neuenRichtung. Zu ihren Schöpfungen gehört auch der Westgiebel des Gneseuer Doms mit seinen
unver-putzten Backsteinflächen nnd einrahmenden Sandsteingliederungeu
von 1652(Abb. IV. SU, dann das
vondemBernhardinermönche Hilarion
ausPosen l.li4"l angefertigte und
indenFormen des Spätrenaissance- KnorpeliOrnameuts iutarsirte Gestiihl
derKirche
vonZirke, Kreis Birnbaum (Abb.
III.sti. RU, ferner
ausdem engern Gebiete der Kleiatunst
—soweit sich
ansder Thonälzung zu
IV.98 («s.unsere Abbildung) ein Urtheil bilden läßt
—der über dem älteren einfachen Einbande anfgenieteteBuchbeschlag im Anschluß
anPeter Flötnersche Plaketteu. Die Zeit der Anfertigung wird insbesondere durch die Schließen und die Umrandung der Viertelkreisecken
alsfrühestens der Anfang
des IT.Jahrhunderts bestimmt. Auch in der Webekunst lassen
dieprächtigeu Blumenstränße der kirchlichen Gewänder seit
dem.l7.Jahrhundert
dieNachwirkung der holländischenBlumenzucht
erkennen.Im Zeitalter des Barocks iiberwiegt dann« wieder die Bethätix
gnugitalienischer .st’iinstler, so bei dem Hochgrabe des Erzbischofs Adalbert in der illietropolitankirche
vonGnesen, im Anschluß
andas Beruiuische Tabernakel
vonSt. Peter, in den Jahren llisl bis 1684, oder bei den
ausbuntem Illiarmor errichteten Thiireinrahmungen daselbst (Abb.
lV.7(’. Tit-s, dann
an derl.728 bis l730
anden Dom
inPost-n angesiigteu Potockischeu Kapelle, erbaut durch den Architetten Pompeo Ferrari, der, damals vermuthlich in Reisen ansässig, 1714 die Pfarrkirche in Obersitzko, Kreis Samter, einen interessanten Centralbau griechischerKreuzform, mit Apsiden gegen Ost.
nnd West (Abb. lll. 4l), und .l728 bis 1730 die Klosterkirche der Cisterzienserinnen in Lwinsk, nördlich
vonPosen, errichtete (-Abb.
Ill.l..l). Aber auch abgesehen
vondiesen italienischen Namen predigen Ramngestaltungeu, wie die der Jesuiteukirche(Abb.
II.56. 57), der .tt’lostert«irche der barfiißigen Karmeliter (Abb.
II.59) in Posen, die Kirche der Cisterzienser in Primeut, erbaut 1651 bis 1696, der
»schönste Kirchenban der Provinz« (Abb.
III.134 bis 1539), und die
katholischePfarrkirchc
inLissa (Abb.
III.209 bis Ill) eindringlich
den beherrschendenitalienischenEinfluß, wahrscheinlich, wie in Schlesien,
unterVermittlung der österreichischen Länder. Die Werkleute stammen
meist
ausSchlesien. Der Name
eineseinheimischen Architekten Bartho-
Vorderseite des Tseckels.
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Oueseth Evangeciat I.
73
lomäus Wasowsky Rektors des Jesuitenkollegiums in Posen, der 1651 die Jesuitenkirche in Posen errichtetennd 1678 ein
zumGe- brauch seiner Schule bestimmtes architektonisches Lehrbuchveröffentlichte, steht vereinzelt da. Für die Kirche des Philippinerklosters bei Gostyn, errichtet
vorder Mitte des 18. Jahrhunderts, wurde die Salute in Venedig Richtschnur nnd Vorbild (Abb. Ill. 247), fiir
dengroßartigen Jnnenraum der 1690 begonnenen Kirche in Prinient vielleicht die Kirche der S. Ginstina in Padua. Die zwei- thiirmigen Westfronten der Kirchen in skriment und Lissa, sowie die Bern- hardinerkirche in Posen bekunden einen gewissen Schulzusammenhang (Abb.
Il.59). Wie in Schlesien und Böhmen wird bei diesen Bauten mit Vorliebe zur Steigerung der Pracht farbiger Stuckmarmor
ver-wendet, ebenso auch noch zu der 1839 in ueuklassischenFormen errich-
teten,bemerkenswerthenKirche in Brzostkow, Kreis Jarotschin (Abb.
Ill.
297),
nurausnahmsweiseDeckengemälde, wie in der katholischen Pfarrkirche in Rokitten (Abb. Ill. 93) und in der ehemaligenKloster- kirche der Bernhardiner in Fraustadt (Abb.
III.180), vermuthlich nach dem Vorbilde schlesischerKirchen in Fresko oder allenfalls in pastoser Temperamalerei; in Fresko soll nach polnischer Quelle 1615 Lukas
vonLowicz
imGnesener Donie gemalt haben; auch
andem Achtung gebietendenSulkowskischen Schloßbau in Reisen (Abb. Ill.
227
bis 229), ausgeführt
unter derMitwirkung des Architekten Karl Martin Frantz in Lissa, macht sich italienischer Einfluß geltend durch die nach der Art jener Zeit gern freihändigausgefiihrtenStttckarbeiten, vielleicht
unterMitwirkung
vonStuckatoren
ansWessobrnnn in Ober- bayern. Ein Wessobrunner Bildhauer, Simon Pentinger, gewann 1731 in Tosen Biirgerrecht. Uebrigens werden auch Giovanni Battista di Quadro
undseineGehiilfen in amtlichen Schriftstiicken als magistki
aktis cementarjaeund als
muratoresbezeichnet. Sie konnten nebenbei freilich auch zeichnen und Raumgebilde erdenken,
warenthatsächlich also neben ihrer Thätigkeit
alsStuckatoren auchschaffeude Architekten,natürlich
nur
mittlercr Art.
Der nach seiner kiinstlerischenRauncwirkung bedeutendste Bau jener Zeit, zugleich der bedeutendste evangelischeKirchenbau der Provinz, ist
dieevangelischeKreuzkirche in Lissa, begonnen
um1709 (Abb. Ill.
218 bis 220). Wonach
manin derv mächtigenKlosterkirche in
Griissau
undeiner Reihe anderer schlesischerKirchen mit kulissen-
artiger Pilasterstellung
ansder ersten Hälfte des :18. Jahrhunderts
vergeblichfragt, nach
derorganischen Verwendung der im Winkel zu
den Achsengestellten Pilastervorlagen siir den Gewölbebau nach dein
Muster
vonBanz in Franken oder
vonS. Margaret in Brevnov in
Böhmen, das ist in Lissa wirklich zur That geworden. Auch
hier wird Frantz, KöniglichpolitischerBanmeister, als Architekt be-
zeichnet.
74
Seit dem Uebergange der Provqu in preußischenBesitz über- wiegt im Guten wie im Bösen der allmächtigeEinfluß Berlins, so für das abgebrocheue,altväterische staunt »starr«
zunennendes Stadt- theater in «"Eosen,
ausden Jahren ldTUfL bis ls()-i (?lbb.
Il.87«), für die nach dem Enttvurfe des Schlesiers Karl Gott hard Langhans seit 18033 ausgefiihrte evangelischeKirche in Naivitsch(»:’lbb.
Ill.IZSL 2—-iU«), die Instandselzuug der Kollegiattirche in Krnschivitz ("’Jl"bb.
IV.339 bis -iL-i) und zahlreiche ähnliche Arbeiten. Für dieWestsaizade des Posener Domes stellte Solari
inWarst-hat« also
einJtaliener (aus :l.liailiiiid), 1789 den Entwurf auf (Abb.
H.15); die Thürme mit den meileusteinartigeulli’1«öuitiigen wurden dann Vorbild für das 1J7flls178l7 errichteteThurmpaar der evangelischenKirche »zum Schifflein Christi« in Glogau.
Wenn Gregorovins
vonden Süditalieuern sagt, daß
das vonder Natur verwöhnte und darum verweichlichte Volk unfähig
war,große historischeEpocheu herbeizuführen, und daß demgemäßselbst die Hauptstadt Neapel der epochalen Monumentalbauten entbehrt, so gilt ähnliches
vonden Gestaltungeu unseres Landstrichs.
Lasweiche Gemüth des politischenVolkes, verbunden mit einer trotz aller Ritter- lichteit seiner führ-enden Schichten nuauslöschlichen Neigung zurPhanta- stik und
zufabulireuder Tränmerei zeigt keine Neigung,
dasInteresse des Einzelnen dem des Ganzen, d. h. des Staates, unterzuordnen So fehlt die staatsbildeude Kraft, somit auch ihr
monumeutalerAus- druck
inStein nnd Erz. Der Pole, wie nach den oberschlesischen Stickereien, Durchbrnch- nnd Ansnäharbeiteu ·bet«aunt, nicht ohne manuelle Fertigkeit und Sinn für kunstvollen Zierrat, ist für seine Bauten beim Holz stehen geblieben. Wo
monumeutaleTlianmgestaltungen geschaffen sind, sind sie eingewanderten Künstlern
andererNationen zuzuschreiben.
Aus der deutschen Publicistik über die Provinz Pofen.
Von
Y. Hafsencamp.
Eine
neuin«s Leben getretene Zeitschrift »Kynast. Lstdeutsche
Monatsschrift für Volksthnm nnd Kuns
«herausgegeben
vonErnst
Wächter, Oppelu und Leipzig seit 1899, ividmet deu Verhältnissen
der Provinz Posen besondere Aufmettsamkeih Schon der erste Band
enthält eine Reihe
vonAufsälzeiy die auch für die Leser
der,,Histori-
schen Monatsblätter für die Provinz Poseu«
vonJuteresse sind und
daher auch eine kurze Besprechung lohnen. Gleich der erste Aufsatz
des ersten Halbbaudes hat für
unsDeutsche des Ostens eine besondere
Bedeutung;
erstammt
ausder Feder
vonErich Liesegang und führt
75
den Titel ,,Pl«eußen, Deutschland tutd die polnischeFrage.« Der Ver- fasser geht hier davon aus, daß Deutschland iin Gegensatze zu Rußland und England für Unterlassiuigssündeii stets schwereBuße gethan habe.
Eben diese Erfahrung müsse aber für
Unseine Mahnung sein,
andie Zukunft
zudenken. Jm 20. Jahrhundert habe die Stitnde für die kleinen Staaten geschlagen,
nureinige lUl)-Millionen-Staaten würden bestehen bleiben. Wir müßten daher
unsLestreich atigliederit ititd so
denHunderttnillioiteitstaatdarstellen; überließen wir sttreich sichselbst, so werde dies dein politischeit Terrorisiitns überautivortet. Jn Nuß- laiid sei die politische Nation infolge des brntaleit Vorgehens der Staatsregierung allmählig dem Untergange überliefert. So sei der politischeGrundbesitz im Gouvernement Kieiv
inneiit ganz Beträchtliches zurückgegangen;
esiitahiit daher dieZeitschriftPrzeglktrl
Wszech Polskiihre Landsleute, den Blick
vonden deutsch-politischen Zuständenabzu- lenkeu uitd den Nussificirungs-Bestrebungen entgegenzutreten. Von den preußischen Polen behauptete
vorJahren Treitschke,
wennkeiit Mittel- stand iit Polen sich bilde, sei dort auch
ankeine Auferstehung ztt denken; iitzwischeit aber habe sich durch
deitMateittkowskischen Verein ein Mittelstand gebildet, zahlreichepolitischeAerzte,Handwerker, Rechts-
anwälteseien aufgetaucht. Tie preußische Polenpolitik leide
aiteinem gewissen Mangel
aitGleichmäßigkeit; die Aera Eaprivi habe gleichsam
eineBegünstigung
derPolenpolitik dargestellt. Jiifolge dieser Ungleich- mäßigkeit
derpreußischenPoleupolitik könnten die Polen leicht das Zünglein
aitderWage iiit DeutschenReiche bilden, itttd die Stellung des lfentrutits zu
denPolen trage, wie
inaitauch neuerdings wieder bei der flieichstagswahl in Tllteserilz iiitd Boinst beobachtethat, wesentlich dazu bei, den Einfluß der Polen zu verstärken. Es empfiehlt also der Verfasser
vorallent eiiie gleichmäßige intd zielbetvußte Poleiipolitik.
Auch der Aufsatz Zepelins »Aus deutschen Grenzlanden«
I. S.
193ff. hat für die Leser der »Historischen Monatsblätter« ein besonderes Jntet«csse. Der Verfasser geht
vondet«.gegeitwärtigen pol- nischeitAgitation bei
denoberschlesischen Bauern
ansund bezeichitet
es alswünscheustverth, zur Belehrung über die politischenZustände einen Ausflug nach Galizien zu unternehmen. Hier sei ans deiit Wieiier Congresse
aitsKrakaii nnd Umgegend ein kleiner unabhängiger-,
neit- tralerStaat
von etwa100,0()0 Eintvohncrn gebildet worden. Diese kleine politischeklcepublik sei der Herd fortwährender Uiiruhcn gewesen;
deshalb habe bald eine Uittersuchungskonmtissioit zusaiitmentretenmüssen;
schon 1830 sei di- Beselznitgdurch ritssischeTruppeit erfolgt; il. Jahre
später hatten die 3 Schutzmächte eiiie dauernde Besetzungbeschlossen, die
durch Oestreich ausgeführt wurde. Noch einmal kam
eszu einem
direkten Aufstaitde der Polen iin Jahre 1.846, der zur völligen Ein-
verleibuiig Krakatts iit Galizien führte.
-·76
Die fitrchtbare Härte, mit welcher der politische Adel die Unhe- itischeit Bauern behandelt hatte,
wardie Veranlassung, daß diese wütenden Tieren gleich sich auf ihre Peiniger warfen. Schaiidervvll
war
tiaiiteiitlich
dasEreignis, das sich
aiit;l7. Februar 1846 aiif
denGütern
desGrafen Net) im Tarnower Kreise abspielte,
woder bewaffnete rtitheiiische Haufe seine adeligen politischen Qitälgeister niederinetselte. Dann
waren ansderselben Gegend wiederholte Witt- atisbriiche gegen die Juden zii verzeichnen,
tiitdbei
allendiesen Er- scheinungen behaupten die politischen Agitatoren noch heute
dieVer- pflichtitttg zu haben, Obcrschlefien
vonder Herrschaft der Deutschen zu befreien.
Für den deutschen Ditrchschnittsstaatsbürger charakteristisch
warjene Sentiineittalität den Polen gegenüber, die schließlich iii einen förm- lichett Poleuktiltiis itach dein Jahre 1830
aitsartete.Die klugen nnd politischenKöpfe Deutschlands, Männer ivie Feldmarschall Boiien, wie General Grolltnaun, bezeichnetenallerdings schon daiitals diesen Polen- kultus, wie auch später
esFürst Bismarck that,
alseinegeistige Ver- irritiig utid einen Beweis, wie gering die politische Bildung
desdeutschenBürgerthuins daitials
war.Und viel verändert habeit sich die Verhältnisse auch heute nicht. Der deutsche Westläiider zeigt namentlich noch immer eine gewisseSchwärinereifür den Polen, sei es, daß die Gleichheit der Confesfionen dazu beigetragen hat, sei
es,daß
erpersönlichnicht viel mit der interessanten Nation zii thttn gehabt hat; der Pole fühlt sich dagegen
vottallen derartigen sentiineti:
taleii
Neigungen völlig frei; Hingebnng zeigt
er ittirfür sein Vater- land, itnd selbst bei feinen religiösenEmpfindungen spielt
daspolitische Element die Haiiptrolle Auch iii seitier Knustanffassnngspielen Motive
aitsder nationalen Geschichte die Hanptrolle, wie
eineWanderung durch die Geinäldesaintnlitng
derSukienniea
iiiKrakan iiiid durch die Jagiellouische Universität
amgleichen Orte bekunden
kann.Untgekehrt wird iii Galizien das Dseiitschthuingewaltsam ziii«i·tckgedi-ätigt; Kinder deutscherOffiziere können nicht einmal genügendenSchnluuterricht
cr-halteu. Wenn solcheErscheinungen
nunin deitt Lande begegnen,
itidein die politische Nation
dieherrschende ist, sollte
ittaitdoch
denken:,,Ve-Stigio«
tei«rottt.«Auch der geistvolle Aufsatz
vonLamprecht »Die geographischen Bedingungen der
neuerenGeschichte« S. 252 ff. hat fiir die Leser der
»Hiftorifchen Monatsblätter« besondere Bedeutung. Der Verfasser geht zunächst
voiiOestreich
atisttnd zeigt, wie die gcographischenVerhältnisse,
wenn
Lestreich auch itoch mit tausend Banden
aii dasReich gekettet ist, doch die Thatsachenicht verborgen lassen, daß die tiefsten Lebensbedingungen des Donattrciches
vonden Wegen der deutschen Nation weggewiesen seien. Jtn übrigen Deutschland lasse
dasGebiet der Nordsee nicht die Bildung einer Großinacht im Westen aufkontmenz
«
Hm-
«
hier sei das Gebiet kleiner Territorien gewesen. Anders liegen die Bedingungen im Gebiete der Ostsee. Hier nimmt die Mark eine Art Centralstellung ein. Hier
kommenalle die breiten Thalläuder, die zwischen den schlesischen Gebirgen und dem polnischen und pommerschen Landrücken liegen, zusammen, Elbthal nnd Lderthal
tretenhier im Lande
derSpree und Oder in eine gewisse Verbindung. So
wardaher bis zum Weichselthalmindestens die Mark das unvermeidliche Centrum für eine künftigeStaatenbildung Nun aber
wardie Mark auch gleichzeitig der Sitz einer tiichtigen Fürsteusamilie, und zugleich fügte
essich,daß das Ordenslaud schon seit
1525in Verbindung mit demselbenFürstengeschlechte trat, das sich schon seit dem Anfange des 15.(Jahrhunderts in der Mark festgesetzthatte. Zugleich hatte das Hoheuzollerngeschlecht Erbansprüche auf Pommern zu erheben, und außerdem
trat esdurch Magdeburg auch mit Sachsen in Verbindung Schon
vomAnfange des .17. Jahrhunderts hatte dasselbe Fürsten- geschlechtauch
amNiederrheine festen Fuß gefaßt, ebenso
warenauch dessen Anstrengungeu,sich in der Weichselebene festzusetzen,
vonErfolg begleitet: Schon im Jahre 1772 erfolgte die erste Theilung Polens, welche die Gebiete bis
andie Weichsel in die HändePreußens brachte;
so
wardie ganze norddeutsche Tiefebene
vomRhein bis zur Weichsel in einer Hand und so die Eristenzbedingung eines deutschenGroßstaates geschaffen.
S.
310ff.
erörtertHans Wendlaud die Frage: »Genügt
die preußischePolenpolitik den deutschenBedürfnissen?« Er stellt
andie Spitze seines Aufsatzes die Frage: ,,Gelten
vonNation zu Nation
dieselbenPflichten, wie
vonPerson
zuPerson?« Diese Frage beant-
wortet erin verneinendem Sinne und behauptet, die Nationen seien
völlig frei in der Wahl ihrer .lt’ampfmittel;diesen höchstbestreitbaren
und—
vonPhilosophen und Historikern in gleicher Weise bestrittenen
Satz behandelt
ergleichsam
alsAriom;
ergeht davon aus, daß die
Polen selbst diesen Standpunkt innegehalten hätten; viermal hätten sie
sich gegen Preußenerhoben, istle 1830, «l846, 1848. Da
nundie politische Nationalität immer
anihren Ansprüchenfesthalten würde,
so empfiehlt
erauch den Kampf
gegendas Poleuthum bis aufs Messer
und meint, daß
mandurch die Erfahrungen der Caprioi-Aera, die
auch die Polen zu guten Preußen machen wollte, zu dieser Politik
gekommen sei. Sodann
erörtertder Verfasser die Bevölkerungsverhält-
nisse in den poluischenLandestheilen; allerdings hätten die Polen eine
höhereSterbezisfer, aber auch eine bedeutend höhereGeburtsszisseralls-
zutveisen. Stark sei der Zuzug
ausTliussisch:Polen nach Pkellßem ein
Uebertritt
vonden Polen zu den Deutschen begegue
unsvereinzelt in
Ostpreußen und Lberschlesiem sei dagegen minimal im Regierungs-
bezirke Mariemverder und Posen. Jm Allgemeinen sei in den letzten
Jahrzehnten ein Anschtvellen der polnischenBevölkerung zu verzeichnen.
Sodann zeigt der Verfasser, daß diejenigen Mittel, die in der letzten Zeit der Aera Bismarck versucht worden seien,
umdas Teutsch- thum zu heben, z. B. die Einrichtung
vonMittelschulen oder Fach- schulen, die Gründung
vonBibliotheken,nicht ihren Zweckerfüllt hätten, weil sie gleichzeitig die Stärkung des politischenMittelstandes erleich-
terten.Dies zeige sich
ambesten in der Proviuzialhauptstadt Posen,
wodie polnische Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten
um200F»
zugenommen habe.
Schließlich führt
erein großes Register
vonUuterlassungssüuden auf, die sich die deutscheRegierung in der Poleufrage habe zu Schulden kommen lassen;
ereifert gegen die Lässigkeit bei der Zulassuug russisch- polnischerArbeiter;
nurgegen eine bestimmte Kaution will
erdiese zulasseu und die Zulassung
nurauf die Zeit einer Nothlage der Land- wirthschaft beschränktsehen,
umzu verhüten, daß dann die einheimischen Arbeiter sich völlig der Industrie zuwenden. Er kämpft gegen
dieEinsetzung der Polen auf den Reuteugütern, weil dadurch die guten Wirkungen des Ansiedlungsgesetgses wieder vernichtet würden. Er
ver:langt sogar die Ausschließung der Polen
vomErwerb
neuenGrund- besitjes nnd will
nurdie Erwerqug durch Erbgang gestatten. Tie Verwendung der politischenSprache bei dem Militär will
er,soweit sie seither noch üblich
war,abgeschafftwissen und die politischen Rekruten grundsätzlich
uurin reindeutscheuLandschaften einstellen, und
umdie Polen des Segens der militärischenErziehung eiu Jahr längertheilhaftig werden zu lassen, schlägt
ervor,diese
nurbei der Kavallerie einzu- stellen. Ferner empfiehlt
ereine Beschränkung der politischen Presse und schlägt den Polen gegenüber eine Beseitigung der Preß- uud Ver:
sannulungsfreiheit vor; desgleichen befürwortct
er dieEin- fiihrung eines Diktaturparagrapheu. Jn Schüchteruheit deutet der Verfasser schließlich als Wunsch
au, manmöge deu Polen über- haupt nicht Sitz und Stimme in den politischenKörperschafteu gewähren.
Man sieht,
an»Energie und Schueidigkeit«lassen die Vorschläge des Herrn Verfassers nichts
zuwünschenübrig.
Geschäftcichcs
,der »Hättet-klebenGesellschaft für die Ytovinz Rosenu Chronik
Neue
Mitglieder-.
Miss- Menz
el, kltittergutsbesitzer,Ober-Pritscheu.
Z;N.
P f
itz
ucr,Landrichter, Poseu.
Uhu Gaeb ler,
Oberlehrer,
Tretuessen.
2351. IImbrei
t, Apotheteubesitzer,Tremesseu.
2352. O
h
ust
ei n,:li’eferendar,
Tremesseu.
2353. auer,
direisthierarzh Tlceutomischet
P
elkncan n,Atntsrichter, Juowrazlaw
20JJ. Boetch
er,ster:Zollinspektor, Jnowrazlaw
79
2356.
Philipp, Apothekeubesitzer,Schneidemühi.
285’7. Mo
h
anpt, Lehrer, Zum.
:3.'-;I)8.W immer,
Zucker-fabrik-Direktor, Fraustadt.
22359.v.R ein
h ard, Hauptmann, Pofen
2360. Grnuhold, TlllittelschullehretyJuowrazlam
2361. G öritz, Landes-rath, Posen.
Wir-X Dr.Kautoro wi c3,
Kaufmann, Posen
:.)I’)t;3. G lo tnb ik, Gytnttasial:thet«lehret«, Poseu.
Durch
denTodverlorenhal-eu
wirdieMitglieder:
Justizratb Litth
auerzuBerlin.ElltntsrichterTfhiele
zuBirnbaum.Ziegeleibesitzer
R.Wntsche
zuPosetL
tllentnerF.
K anto rowicz
zuRosen- Rittergutsbefitzer
v.T res fow zuViedrnskaSchulrath
T eckleubnr g zuMeseritt, laugjährigeu Geschäftsführu- unserer Gesellschaft
inMeserite
Veränderte
Adresse-tu lereisarzt
Tr.Lehmann
vonZuin
verzogenuach Poseu.
Ghtttttasial:sbet·lehrer
Dr.Fsr
edrich
vonGuesen
verzogenttach Posen.
Sitzungsberichte:
DieSitzung
am ;l;).Februar fand satzungstnäszig
alsordentliche
G eueral:«« ersa
tumlu ngstatt.
war dieerste Sitzung, welche
in deuTlcäumen desIliestaurants Wilhelma, WilhelmstraßeT, abgehalten
wurde. DervondemSchriftführer unserer Gesellschaft, Archivar
Dr.War-fchaner, erstattetc Geschäftsberichtist
bereits inderAprilnummer dieser
Illlonats- blätterzumAbdruckegelangt.
Dervon demDirektor derOstbaul
N.Ham- burger vorgetrageue Kassenbericht gab
derdlievisionssKomtnissiou
keinenAnlas;
zu
Erinneruugeth so dast sofort
dieEntlastung ertheilt
werden konnte.Die
satzungsmästigausscheidenden Mitglieder
desVorstandes Oberbürger:
meister Witting
zuPoseu, Laudesbibliothekar
Dr.Schwartz
zuPosen
und»Tro-sessor
Tr.Beheinkcchwarzbach
ZuOstrau-F-ilehne wurden,
da keinEinspruch erfolgte, durch Zuruf wiedergewählt,desgleichen
alsMitglied
derIlienisionsx .ttouunissiou Anltiotts:.ltxouunissar Scherk
und an Stelle dervonPoseu
ver- zogeueuLandreuttueister Cichos
undDistrikts-.lt«onttuissar
Roll derVuchhändler Jolowicz
undderEisenbahn-Betriebs-ttoutrolleurStriegan
Den
später
zuveröffentlichendeuVortrag
des Abendshielt Pro- fessor
Dr.Rumtnler über»die
Bauernauf
dengeistlichen
Gütern iu derProvinz Poseu.«
Sitzung
vom 12.März
1901.Jtn Anschluß
anPaul Hehses »Ju- genderinueruugeu
undBekenntnisse« sprach Buchhändler Jolotvicz
iiberdieBeziehungen Heyses
zuBernhard Endrnlat,
demBegründer unserer Gesellschaft. Näher hierauf einzugehen, erübrigt
audieser Stel?e,
da derVortrag veröffentlicht
werdenwird. - . »Sodann
berichtete Archivdirektor
Tr. 5krümers über dteGeneral-Versanunluug
desGesartrtttt-Vereitts
derdeutschen Geschichts-
u.Alterthums
VereinezuDresdenvom 25).—28.September,
deramU. derzweite deutsche Archivtag
vorangegangen war. TieVerhandlungen sind
indemarm-respon- dellzblalt des Gesatnmt:Vereius abgedruckt
undkönnendortuachgelesenwerdeu.
Wir
empfehlen überhauptdieses Blatt, welches ausser interessantenhistorischen
TllrtitelunndBführt-Besprechungen gute !liacl)richteu
über dasLebeu undWirken derverbundenen Vereinebringt, unseren Lesern
zurBeachtung, zumal
derPreis für
deuJahrgang
vou 12Ellununerth
dersonst
I-M.beträgt,
beieinerBestellung durch unsere Vermittelung sich
unraus
2M.beläuft.
EinExemplar
des Blattesüberweisen
wirjeder größeren
Seltiouunserer
Ge-sellschaft.
so
Endlich stellte Archivdirektor
Dr.Prüiners
das von derOrient- Gesellschaftherausgegebene
Blatt»Der
LöwevonBabylon-«ans,welches allseitige Bewunderung erregte,
undgab
dienöthigen Erläuterungen.
Sitzung
vom 9.April. Archivdirektor
Tr.Prüntcrs
widmete demvonPosen nach
CölnversetztenGymuasialdireltor, Geh· Bliegierungsrath Leuch- tenberg
er,ehrende
WortederAnerkennung für seine langjährigc Thätigteit
imVorstande unserer Gesellschaft
Dr.
Wegener
belenchteteiufeinein Vortrage »die Bevölkerung
derProvinz Pos
envon .187,l—1895«dieBewegung derselben
underläutertedie Gründefür
dasZurückgehen
derdeutschen,
dasVorschreiten
derpolnischen Bevölkerung Jn
dersich anschließendenlebhaften Besprechung
wurdebesonders darauf hingewiesen, dass gerade
indenlebtenJahren noch
ganzedeutsche
Dörferpolonisiert seien.
Die
Darlegungen
desVortragenden
werden vonihm
alsTheil
einesgrößeren
Werkesveröffentlicht
werden nndsicherlich
dasallgemeinste Inte-
resse
erregen. ell.P
rüme rs.Jn
derSektion Treruessen, welche
feil demBeginne
desGeschäfts- jahres
vonHerrn Progymnasialdirettor
Dr·Jliittaugeleitet wirb, finden allcnouatlich Sitzungen statt. Donnerstag,
denU.Januar, sprach Herr Rechts-
anwaltWar-schauer
über,,Strafe
nndEtrafzweck
ingeschichtlicher
Cul-wicklung,« Donnerstag,
den18.Februar Herr Oberlehrer
Holtzheinrer
über»die ältesten Beziehungen Deutschlands-in Polen.«
UeberbeideVorträge hat
dasMogilnoer
1.nreisblatt(«Trentefsener Zeitung) Berichte gebracht
Undzwar über denersten
inNr.ll,
über denzweiten
inNr.ZU.historische Gesellschaft siir die provink Unser
Dienstag, den 14. Mai 1901, Abends 81v-«2 Uhr, im Reftaurant Wilhelma, Wilhelmstraße 7.
Monatssttznng
:D.
t.Mind
e-Pollen Tsie Renerwerbungen des Posener Provinzial:
Museuins iin Jahre 1900.
tMit Vorlegnng
vontinnstwerlen
nndAlterthüniern.)
Montag, den27. Mtü bis Rüttmotlt den29. Mai,
Yasskug nach gsarschma
Vgl. Genaueres auf Seite 2 des Umschlages.
Reduktion: Dr.A.