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Historische Monatsblätter für die Provinz Posen, Jg. 2, 1901, Nr 2.

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Historische

Bis-EIN

PMB

Monatsblätter

fürdie Provinz Posen.

JahrgangII« Yosem1.Februar 1901. NksZ- Guniplowict TieStudien Max(-—85nniploivicz’süber Balduin Nallus, denersten cilnonistcn Polenck-".171—-—— Priiniers R., Ans- wanderung uach PolenimJahreJUN. S.2-i. Litterarische Besprechungen E.’3:·i.—Nachrichteu.BR. GeschäftlichesS.Ell-. Bekanutniachuug.S.JA.

Die Studien Max Gumplowicz’süber Balduin Gallus, den ersten Chronisten Polens.

V orh em erkung: JndemNachlasse desdurch einen allzu

frühen Tod der Wissenschaft entrissenen Geschichtsforsehers Dr.M.Gumplo wicz, weiland Lektor un derUniversität zuWien hatsicheinenoch unveröiientlichte Arbeit vorgefunden, welche ge-»

wisset-messen den Abschluss seiner zahlreichen Studien über den

ältesten politischenOhrenisten darstellt· DieseArbeit wirdineinem der nächsten Hefte derZeitschrift derHistorischen Gesellschaft für

dieProvinz Posen abgedruckt werden. ZurEinführunginihrVer-

ständnis-s sollen diefolgendenDarlegungen dienen,welche derFeder

des Vaters des Verstorbenen, des Herrn Universitätsptofessors

l)r.L.Gum p lowiez zuGraz, entstammen Siegebenzugleich

den wesentlichen Inhalt der Lebensarbeit des Verstorbenen und

können so vorläufigein biogrnphisehes Denkmal desselben vertreten- DieReduktion.

Die ersteund unvergleichlich beste lateinischeChronikPol-ens,

dieunschätzbarist für unsere KenntnißdererstenJahrhunderteinnerer randcsgcschichte,istwiedurcheinWunder erhaltenworden. Seit dem AUNUgdes 12-Jahrhunderts,wosie verfaßtwurde, bisindie Mittedes H.Jahrhunderts,woLcngaichsieherausgeb,war siefast totgeschiviegen.

Wähkcndeilt solches Machwerhwie die aus dem Anfangdes H.Jahrhunderts stanunende ChronikdesVinzenzK adlubek in unzähligenEreniplareuverbreitet war, überallgelesen, studiertund eonimentirt wurde und uns inhunderten Handschrifteuerhaltenblieb,

waren aniAnfangdes.lt).Jahrhundertsvon derChronikdesGallus

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kaum dreiHandschriften vorhanden,und von diesenisteinewieder, trotzdem siesichin »festenHänden-· befand, aus tmerklärlicheWeise verloren gegangen!Tiefesböse SchicksalderGallus’schenChronik ist gewißsehr anffa"llend.Sollte indemjahrhundertelangenTotschweigen, jaiuderfastbisinunser Jahrhundert anhaltenden TendenzderAus- merzung derselbennichteineAbsichtgewaltet haben? Auf diese Frage werfendieUntersuchungenvon Max GnmplowiczOüberdieChronik desAnonymnsGallns einneues Licht.

Judem der VerfassernämlichdiePersönlichkeitdes auonymeu VerfassersderChronik feststellt, weisternach,daß diese anderthalb Jahrhundertevor derKanonisationdeshl.Stanislaus verfaßteChronik die inderFolge so geheimnißvollgewordene Asfaireder Er- mordungdesKrakauer BischofsStauislans vom datnalig en StandpunktederrömischenKircheineinerWeise darstellt,diemitder inderFolge geänderteuStellungderrömischenKuriediesemEreigniß gegenüberingrellenGegensatzgerieth.

DieserUmstand machtesbegreiflich, daßdieseinerzeitganz richtige DarstellungderAssaireStaiiislaiis-Boleslaits iuderChronik des Gallus derspäter geändertenHaltungderrömischenKirchediesem Ereignißgegenüberunbeqnem ward, ja sogardiespäterePolitik der römischenKurie argkompromittirte,was dieUnterdrückungundAns- merzung jener erstenChronikNoleus imInteresseRoms als angezeigt erscheinenließ.

Wirwollen diese doppelteaufdiePersönlichkeitdesVerfassers undaufdieAsfaireStanislaus-Boleslaus sichbeziehendeBeweisführung desjung verstorbenen Historikers hier kurz skizzireu.

Seit der Mitte desvorigenJahrhunderts,seit derersten Ausgabe desGallus durchLengnich,bildetedieFrage nachderPersondesun- bekanntenVerfassers,denman erstals Martinus Gallus, dauu als Anonymns Gallus bezeichnete,einstehendesProblem derpolitischenGe- schichtsforschnng.NachvielemHin-nndHer-rathen, nachvielen müh- selig aufgebautenundleicht gestürztenHypothesenbliebendlichmitBe- zngaufdiePersondesAnonyinusGallns alscommuuis liistoricomm opinjoFolgendes festgestellt:

il)Der Verfasserwar kein P ole,wahrscheinlicheinRoncane (aus FrankreichoderBut-gu11d).

2)Erwar Geistlich er, vielleichtein«Mönch, wahrscheinlich Hofkaplanam HofeVoleslans III· Schiesmund.

I) Vergl.Baldniu Gattin-» Bischofvon Drruszwiem Poleus ersterla- teinischerlisl)ro·nist.»Sonderabdruckans denSitumgsberichtenderkais.Akademie derWissenschafteninWien.slssxknnd

ZurGeschichtePolens imäl.iiittelalter; Zwei kritische Untersuchungen über dieChronikdesBaldniuGallus AusdemNachlaßdesVerfassersber- ansgegeben. Jnnsbrncklö9d’. Vgl.ZeitschriftderHistorischenGesellschastfür dieProvinz Poseu,XIV. S.345.

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Lil)

Z)Erhat seine ChronikimJ. 1113 verfaßt.

Ueber dieseallerseitsanerkannten dreiFeststellungenwagtenur nochStanislaus Smolka einen Schritt hinauszuthun,in- demerdemanomsnien Verfasser,einem»burgundischenoderfranzösischen Mönch,«die Absicht zumuthet, durchdenPauegyrikus aus Boleslaus Schiefmund sichdessen Gunstzu demZweckezuerwerben,

um von ihm irgendeinenerledigtenBischofstuhlzuerlangeul).

-

Biszudiesem Punktenun gelangtediehistorischeForschungmit HilfedervollkommenzutreffendenVermuthnngSmolkas. Was blieb Uvchübrig? Höchsteus,in denspärlich vorhandenenQuellen jener Zeit, denjenigen zufinden,derwomöglichallediesevon der bisherigen Forschungdemanonymen VerfasserderChronikzugemuteten EigenschaftenundIllierkniale in sich vereinigte. Nun wies Mar Gumplo wicz darauf hin, daßein Jahr nachderAbfassung derChronikdesGallus,also1114, Boleslaus Schiefmnndeinen Balduin GalluszumBischofvonKruschwitzernannte, dessen Persön- lichkeitsosehralledieoben erwähntenMerkmale insich vereinigt, welchedie historische Forschung einmiithigdemunbekannten Verfasser derChronik zugesprochenhat, daßderselbe mit größter Wahrschein- lichkeitals derVerfasserderselbenangesehenwerden darf. Denndieser BischofBalduin Gal lusistoffenbar1)einFremder,einGal lus, alsoNordfranzose (seinemNamen Balduin nachausFlaudern); er mußte2·)vo rseinerErnennungzumBischof Geistlicher, Mönch,Hof- kaplau desFürsten sein,da aus derZahl dieseramhäusigstendie Bischöfesich rekrutirten,undwenn Z)derVerfasserderChronik,ein Gallus,imJ.lile beimAbschlußseines s"«-anegyriknsausBoleslaus ZchiefmundnachderVermuthnngSmolkas sichderHoffnung hingeben konnte,als Lohn seinerArbeit einenBischofsstuhlzuerlangen, so bildetdochdieimdarauffolgendenJahre1114(nachdemKujawischeu BischosskatalogundTslugoszj) durchBoleslaus Schiefinunderfolgte Ernennungdes BalduinG alluszumBischofvonKruschwitzein gar zu aus- fallendesZusammentreffenvon persönlichennnd sachlichenMomenten, alsdaßdieVermutungzuriickgewiesenwerdenkönnte,daßdieErnennung diesesBalduin Gallus imJ. 1114 der Lohndes Chronisten Arius fiir seineimJ. 11113verfaßteChronik war2).

« 's)V l.Stan. Smolka, Mieszko staryijego wie-k- Warschau

HALB- 193

»T)Wenndersein« geehrte RecenseutderSybel’schenHist.Zeitschrift (VV-SU; Heft l,S.link-s sagt, Max Gumplowiez habe sichalsdenAutorder GallusscheuChronik»eineu Balduin Gallus tonstruirt«soglaube ich, dass erdamit dieLeserderHist· Zeitsclrift nichtganzgenauinformirte.Denn M.G.konstrnirtc sich nicht »einen«Lalduin Gallus, sondernwiesdarauf hin, daß dieserGallus HostaplanBoleslaus III·,welcherim 1113, nachSmolka einenBischosstuhlanstrebeud, seine Chronik schrieb,wohl dieselbePersonistmit jenemBalduin Gallus, denBoleslaus III. imJ.1114 zumBischofvorn Krnichwitzernannte.

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«L()

Wenn nun dieBerechtigung obiger Hypotheseschwerlich bestrittenwerden kann, so ist doch ihre endgiltigeAnnahme erstdavon abhängig,obsiesich Auch sozusageninihrer wissenschaftlichenAn- Ivcndung bewährt, daßsie die selastungsprobeder Erklärung ohnesie bisher unerklärlicher Thatsachen nnd Erscheinungen besteht,Nun hat Mai- GmnplowiczeinesolcheProbe auf dasCrempelvori;

genommen nndmitdem größten NäthseldermittelalterlichenGeschichte Pole-us,mitderAfsairedeshl.Stattislriits, eine-solche Belastunng probeseinerHypotheseversucht:wirwollensehen,mitwelchemErsolgc»«

Bekanntlich ist«dieErmordungdes.ti1«at«"auerBischofsStanislans durchVoleslausisII.den.lt’"iihnen(«i.(s79")ein Stein desAnstoßegder modernen historischenKritik. Denndasganze »:l.l’(artyrium«deshl.- Stanislans tauchterstim ist.Jahrhundert auf; erstdawird er alsVertheidiger der Wunsch-katholischenKirche gegenübereinemsünd- haften Bösewicht»wiees Voleslanss der Kiihnesein sollte, darge- stellt; erstdatauchen plötzlichalledieWunder auf, dieer zu Leb- zeitenundnach deinTode verrichtete,nnderst«-inderMitte dieses 13.Jahrhunderte-«wirderinFolgediese-zplötzlichaufgetauchtenhei- ligenWandels undseinerWunder-thatenkanoniiirt(l?3:")I-’)»).Tiezeuge- nössischenQuellen aberwissenvon alledemgarnichts. Gregorvll., derred-nndschreibseligeKirchenieformatvr,der niit Boleslaus dem KiihneninbrieflichemVerkehr stehtundihnzur Pliesormder pol- itischenKircheaneifert, weis;nichtsvon einemIlliarthriumdeshl.Eta- nislaus. Vergebens suchenwirinseinemreichhaltigenfliegistrnm nach irgendeinemWort desTadels iiberdieErmordungeines Bischofs- durchdenKönig.Die ganzepatristischeLicteratur des ausgehenden l.1.. unddesiganzeu.l."3.Jahrhunderts weiß nichtszsvon dieserganzen Vlsfaireoderschweigtdochdarüber-.Die zahlreichenAnnalen nndChro- nikeudesausgehendenjll. und des ganzen i.2—.Jahrhunderts,von MönchennndGeistlichengeschrieben,erwähnenmitkeinemWortedieser an eineinKirchensiirstenveriibten Frevelthateines.li’önigs.Dass alleinschonist ganz unerklärlich.Aber noch mehr!Diemitknapper Noth der-vollkommenenVernichtungnndAusnterzuugentgangeneChro;

nik desGallns nennt anzweiStellest denBischofStanislaus einen

»Verräthe·r«iftisadjtaexdenderChronist nichtverteidigenwillstradiä

tot-ern non excnsnnms). DaßdieserStandpunkt des Gang-Zdirs

Ursachewar,"daßman seineChronik totschmiegund gan; ausmcrzeu wollte,daraufdeutet auchder Umstandhin, daß,wieViel oIvski bezeugt,iu.einer der drei amAnfangediesesJahrhunderts nochvor-

handenen .L«)andschristendasWorttisactitor dieSpureneinerversuchten Ansradirung zeigte. Was«soll aber-dieserVorwurf tracljtak bedeute-«

obendreinindemWerkeeinesliseistlichein«eines-Hostsaplanss»

TieklerikalenHistorikerwaren umeine Erklärung nichtver- legen.Sie suchtendie Glanbwiirdigkeitdes anonmnen Verfassers

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etneo ,,-obscurenSeribemeu«,einecs»laudstkcichckischcllMönchchfLBxiE schofLetowskitzu verdächtigen,dagegendasZeitgnißder »thte·llen«

nndderChronikdes»viel-glimbwtirdigeren«Kadlnkbet-h»chdl«z«ts- heben. Tarin widersprachihnendieernste historischeKritik i(tmt Zeisle cng ander Spitze), welche nachwie.s:1,das-idiebetreffende, iiber denStauislaus handelnde Stelle der .st"ratanerKAPELSLAUÜUÄI (ztnnJahre ltthts eineInterpolation desöist. Jahrhundertssei, wahrscheinlichvon Kadlnbet selbstherrührennddaßdie(shronik"Ka- dlubetseinganznnglaubwtirdiges Illiachwert sei. GegentheiligeErklä- liUUtklsMksUchederansfallendenStelle des txssallndführtenznkeinem Iliesnltate. lsin.»’ta"hrhnndertbereits esseitlszaetis dauert diePo- lemik,undnochimmerwählendieVerfasservon Lehrbiichernderpol- nitchen(-s..teschiehte,wie;.Vonrznnskh denAuswegzuerklären, die Asfairesei»dnnt’el«2j).Nun diese»duutle«Affaire erklärt Mar N.mitHilfeseinerthothese iiber den Verfasserdes lshrouieon Nalli auf sehr einfacheWeise.

BischofValdnin Nallno war ein fremder liieistlitherzromanti- ieher Abkunft.Als solcherwar er inPolen selbstverständlichein unbedingter AnhängerRoms nnd beurtheiltedie Vorgängedes 1:l.

JahrhundertsinPolenvom römischenStandpunkte Nungabesaber inPolen im«ll...;’tal«)rhnnderteineautigregoriauischePartei. Tieci beweistschonderBriefGregorssVlL anBoleslaus denKühnanmit derAufforderung,diepolitischeKirchezurcforntiremWennansdiesem Briefeeinerseits hervorgeht, das;Boleislauo der Kühneauf Seiten NregorciVILstand,nndwenn wir andererseitswissen,daß BischofSta- niHlaucivon Krakan mit Bote-StanddemKiihneninKonstict gerieth, sofolgtdaraus offenbar-,daß BischofStaniiiilansseinAnti-(53rcgoriancr war· Dieser lsiegensatzwar dieUrsacheeinesKampfes,in welchem BischofStanisslauögetötetwurde («1079J).Seine Partei aber, die anti-gregorianische,siegtcinderFolge vorübergehendnndvertriebden KönigVoleslans (1081:).

DiesssVerhältnisserklärtes,war.nn GregorWI. über die Er- mordung des Bischofs schweigt,warum die gleichzeitige Patristischc Litteratur und geistlicheAnnalistikdenBischofStanislans totschweigt,

nnd warum derChronistBaldnin Gallns vom römischenStandpunkte

ausdenBischofStanislaus einenVerräthernenntundseinemMörder-»

deinKönig Boleslatis,wegen»znstrenger-«Strafe andemVerräther-

’«)"Zeißberg,83—8-7.

VI Ueberdie»Dnnkelheit« dieser elffaire klagt schonOtfrörer: »Bo- leeptan5,«sagter, ,,gerietinZwiespaltntiteinemausgezeichnetenjlaoischen

sttitchenhattpte,dem-BischofStantslaus vonKkakautdessell Gelchlchsc let eran grone rDunkelheit leidet« (cbregorVII. undseinZett- atter. Bd.VIl. 7)61,).

" ·

s)Mon.Pol. Hist.lEtti«?.

Diepolnische (s,5esc"hithtsschreilnnigimIlltittelaltetx Leipzig FULL

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nur einegeliude Rüge ertheilt.DiePersonundder Standpunktdes Chronistenerklären vollkommendenbisher unerklärlichenAusdrucktra-

ditqu Die HypotheseMax Gumplowicz’serhältdadurcheinetiefere

Begründung,allerdings nichtdie einzige.Er gingin seinen Ver- mnthungen nochviel weiter. Ander Handdes Urkundenmaterials ansdem 12. nnd13.Jahrhundert weisternach, daßinPolenwährenddes li. Jahrhundertsein»heftiger Kampf wüthetezwischendem einheimi- schen antirömischenunddem fremdenrömischunddanngregorianisch gesinntenKlerus.

NureineEpisode dieses langen KampfesbildetedieAssaireSta- nis"laus-Voleslaus. Jm is.Jahrhundertaber war derSiegRoms entschieden,derpolitischeKlerus war gutrömischgeworden. Umnun alleSpurendeseinstigenKampfeszuverwischen, beschloßman den populärste n Vertreter dereinstigen »slavischen«KircheinPolen, derinderVerteidigung derselbengegen den GregorianerBoleslans denKühnendasLebeneinbüßte,heilig sprechenzulassenundihnzum VerteidigerderrömischenKirchegegendenKönigBoleslans zumachen, welch letztererzudiesemZweckealsUnmenschundScheusal hingestellt wurde. EineAbordnnugvon polnischenGeistlichen(1251) stellteiu Rom das Verlangen nach diesersonderbaren Kanonisation eines

»Kei·zers«.DiepäpstlicheKurieaberhatte schwereBedenken ; dennihre Archive bewahrten jadasverhängnisvolleGeheimniß.

Undwenn man sich auchdarüber hinwegsetzenwollte(denn die vaticanischen Archive sind wohl gehütetund brauchenunbe- quemeGeheimnissenicht auszuliefern),somußte dochdieBesorgniß walten,daßdel »libereronicorum« desTom-Kapitel-?und ein

»liber-annalinm« imArchivedesPolenherzogseinstvielleicht doch dierömischePolitik kompromittirenkönnten. Darüber mußteman

sichBeruhigung verschaffen, ehedem Drangen des politischen chrus nachgegebenwerdensollte. Und soschicktedenn der Papst JunoeenzIv..denMinoriten Jakobvon Velletri nach Polen (1252·) nndgab ihmeineInstruktion mit, deren offi zieller Wortlaut uns erhaltenblieb. Da heißtes (Mon.Germ. XIX. 599 Note89):ersollein dem dem Krakaner Kapitel-Archivegehörigen»liber cronicoI-um« undauchin dem,,1iber annalium« im Archivedes

»ducisPolonie« genaunachsehen,obesmitden angeblichenWun- derndesBischofsStanislans seineRichtigkeit habe. Ter Minorite Jacobvon Velletri kamnach Krakan, ersahdas ,,1ibrnmNaniw- rnm« nnddas »Ihr-am annalinm«,bezeugte, daßallesinOrdnung

sci —— nach ihm aber sah diese Bücher niemand

wieder. Sie sindseither verschwunden!

Seitdamals aber klafft eine gähnendeLickeinder polnischen HistoriographiezallezeitgenössischenAuszeichnungen,Chronitenund Anna- tendes l,l. und 12.Jahrhundertssindverschwunden,und was wir

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besitzen,sindinterpolirte Machwerkedes 13. Jahrhundertsund ein LügengetvebeswicdieChronikKadiubeks

Unddoch istesanders gekommen!Wie durcheinWunder sind dreiExemplar-ederChronikdesGallus erhaltenworden, und wenn

auch nochinunsernTagenvon diesen dreien eines aufnnerklärliche Weiseverschwand, sv·wardieChronik doch schon glücklicherweisevon Lengnich nndBandtkie edirt, undimLichteder neuen. Hypo- theleüber denVerfasser dieserChronik genügt dessen knappe Charakte- ristik desBischofsStanislaus als »Verräthers«,mn unsdieGeschichte Polensim li.Jahrhundertiueinerganzneuen Beleuchtung erschei-

nen zulassen.

Wirseheneineeinheimische(S)eistlichteit,diesichmit dem Adel, ausdemsiesich rekrutirt, indie Herrschaftüber Land und Volk theilt. Sie ist imBesitze reicher weltlicherGüter und,weit davon entfernt,denweltlichen Genüssenzuentsagen,kenntsie die Freuden des Familienlebens undkümmertsichwenigum Rom ·

Als nun von Romaus diegewaltigc KirchenpolitikGregorsVII.

hier Wandel schaffenwill, diegeistlichenGüterals Güter der Kirche inAnspruchnimmtund,untdasFamilieninteressedesKlerus anHab nnd Gutzubeseitigen,dasCölibateinführenwill, da setztihrdiepol- UiicheGeistlichkeiteinenhartnäckigenWiderstand entgegen. Die Peri- petieen diesesKampfes hatMar Gumplowiez theilweiseineinerReihe weitererAbhandlungen,diesichinseinemNachlassebefinden undbisher leidernoch nicht veröffentlichtwerdenkonnten,geschildert.

So ermöglichtunsdenn die genauere KenntnißderPerson des unbekannten VerfassersdererstenChronikPolensdenStandpunkt,von demaus erdieVorgängeinPolen schildert,znbegreifenundmanches bisherdunkelundräthselhafterscheinendeWort seiner Chronikinseiner wahren Bedeutungzuerfassen.Wird uns aberaufdiese Weisedie ChronikdesValduin Gallns verständlicher,alsuns bisherdieChro- nik desAnonymusGallus war, sohat diese neuesteHypothesejeden- fallsdieProbe auf ihre Wissenschaftlithkeitbestandenund bleibt so langeaufrecht,bissienicht durcheinebessere ersetzt wird’).

1·l DieMar Gumplowiczsche Hypothcseltat vieleAnfechtungenerfahren aberkeineWiderlegungDiescheinbargriindlichstcn Einwendungengegendie- selbebrachte.K«gtr;l)11skissuniorlinderAbhandlung »Gut-il Anonym« mden SchriftenderKratancr Akademie 1898 vor. Er lehntdiethmplotvtcz’schc Hypotheseabnndschließtmiteinem»ignorabimus,«indemervorschlägt,»den Verfasserweiterals Auonymus Gallus zubezeichnen.SeineGegengrjtnde beietchnetKrotosti sKwaktulnik historyczny 1899 677»)als »ausTand .53?VAUI«-«Daß Kelrtynsti selbstan dieselbennicht glaubt,hattewohlKrotostt Mchk.lelagcngebraucht, doch beweisen diese nichtparlantentartsrhen Worte die geringe Ueberzcngungskraftder K«c;tt«»;t)ttskischenGegenargumente,dieauch IllexauderJBriicknerentschiedenablelmt. »DieCombinattonentvon Guns- vlotvic;,« tagtL. Vriickuerlechivfiirslav. Philologicl!l00. «32.Heftlnnd2.

Ass, »k·onneunicht dadurch mngestoszeu werden, daßdieBezeichnungdes

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c)4

Auswanderung nachPolen im Jahre 1792.

Im Jahre 1791,alsinPolenzurBesserungderStaats-Finanzen die Starosteienzum Verkauf gestellt wurden,war inpreußischen Regierungs-kreisendieBesorgnisz groß, daßdiesegiinstigeGelegenheit manchen kapitalkrästigenBesitzer veranlassenkönne,von ihrGebrauchzu machen.Es erging daheram29.Dezember1791 eine Kabinetsordch andenStaatsminister von Werber-,ermöchtealleSorgfaltinseinem DepartementinPreußen treffen lassen, »daßdieKammern aufs sorg- sainste vorbeugen,damitkeinewohlhabeudeBeamteodersonstbemittelte- Leutesichverleiten lassen,das ihrige außerLandeszuschaffen.Die nachtheiligenFolgen,sodadurch entstehenkönnen, werdetIhrleichtein- sehennnddagegenalleAnstalten treffeu.«

Der MinisterfiihrtedieseAnordnungaus; aberdie höchsten Beamten der Provinz Preußenwaren durchaus nichtalle von derNothwendigkeiteinersolchenMaßregelüberzeugt.Treffendäußert sich hierüberderOberpräsidentvon SchroetterzuKönigsbergineinein Schreibenvom 23.Januar 1792 anden Kammerdirektor vonWobeser zuBromberg »Was mich betrift,so binichweit wenigerwegen Auswanderung begiiterter Einsaassen,als der niedrigen Volks-Classe besorgt.Kein etwas vernünftigerMann wird eigenes Vermögenauf so nnsichre Fonds anlegeu,-die durchdenSchlußeineseiutzigeuReichs- Tags vernichtetwerdenkönnen.

Die untere Volks-Classeaber,dieim Vaterlande nichtszu

verlieren nnd inPohlen nichtszubesorgenhat, findet stärkereAn- reitzungenzurAuswanderuugzDiesesdurchvieleVerbothezuhindern- findeichabersowenig,alsEw.Hochwohlgebohrnemzweckmäßig,denn derbloßeWilledazukannnichtentdeckt unddieAusführungdesselben

nicht bestraftwerden. «

Esbleibt daherkeinander Mittel übrig,als denEinsaassen unsere Regierungs-Form so angenehmalsmöglichzumachen, welches

lihronistenalsGallus sehr spät erstaustaucht;denndiese Bezeichnng ent- spricht dem Thatbestandeselbst; Kkztrzynsti selbstlehnt jadenlslnonistenan Bischof Frankovon PolenanaufGrundähnlicherFolgerungen, die er an

Guniplowiez«vern)irst.« ,

AuchKrotoskihatdie Argumentefür die Autorschaftdes Balduin Gallnsnicht widerlegt, dagegenabereineeigeneHypothese aufgestellt, wonach Mallus einPosener Scholastieus gewesen sei,dainderChronik einige schul- ineisteriche Spurenvorhanden sein sollen.Aberabgesehendavon, daßeinesolche Hypotheseuns keineeinzigedunkleStelle inderGallnsschenGhrouitaufhellt, keinee.nzige bisher unverständlicheThatsache besser erklärt, so müßteuns doch Krotoski einensolchenScholastianinPosenalshistorische Person nach-

weiseanFrmüßte ihn quellenmiisiig feststellen,wie et-Gnmplowiez mit seinemLalduin Gallus gethan hat.

I) Vgl.dasAktenstückW.P.Z.Pisiis.Ni-.Its-zimKönigl.staats-—- ArehivzuPosesn

(9)

OR

»(

vorzüglichdadurchbewiirekt werden tunu, daßman diegenauesteAuf- mercksamkeitdaraufzurichten suche, daßdieKöniglicheEinfsmllenWEIJHT

von denenDemanten-,noch Justizbeamten gezivaekt,gedriicktnndFuss- niiithiggemacht werden,undwoman dergleichenschlechtdeukende Leute ausfindig machenkann,man solchezurBefriedigungdesPUWCUUJJZ undznmBeyspielandernaufdasnachdriicklichstebestklllei Veydes holte ichvon Ew.HochwohlgebohrnenEinsichtnndNeigung,dasBeßredes

Vaterlandes zubefördern.« N-Plümekss

Litterarische Besprechungen

Moebius, Ueber dieVerbreitungdes Weichselzopfes indgu Regierungsbezirken Marienwerdor, Bromborg und«Posen .(Abirnok uns dem klinisclion Llahrbuch). Jena-,1900.Fische-tu

Kein Uebelstand ist geringfiigiggenug, um nicht seine Fest- stellnngundjedeBemiisungum feineBeseitigung dankenswertber- scheinenzulassen.Hier istaber um einen längst nicht mehrals Krankheit erachteten Zustand allzuviel Mühe ausgewandtworden,wenn man seiner»Verbreitung«emsige Behördenforschungenangedeihenund alsderenamtliches ErgebnißdievorliegendeSchriftmitzweigenauen geographischenKarten herausgebenließ. Nur rückständigeMenschen mitfehleudcr ReinlichkeitundfrassemAberglaubenkönnen den»Weich:

ielzopf«s)bekommen nndbehalten,nndnur im Tunkel einerabgelebteu Kulturepochekonnte derWeichselzopfals eine,,ltrankheit«besonderer Artgelten,demman womöglicheinebesondereLrtsbeziehung zubilligen inmüssenmeinte. DaherderName-,—— lateinisch»p1iea p010ni0a«, alsonichtauf dieWeichselgegendbeschränkt.UndauchausPolen ist dieErscheinungsicherlichnicht beschränkt,sondernwirdüberallzufin- densein,wo starkerHaarwuchsmit VerwahrlosuugderHaar: nnd Dampflegeverbunden ist,und einrauhes-Klin1a noch zudemeine dauernde BedeckungdesKopfes begünstigt.DesletzterenGesichtspunkts wirdmerkwiirdiger WeiseiudervorliegendenArbeit gar nicht gedacht nndlediglichdie»Furchtvor demKämmen«,dieja auchdiewesent- liche Ursache darstellt, hervorgehoben. Jni Uebrigen halte ichdie .,Verbreitung«des Weichselzopfesfiir größer-,alsVer-s.aus-Grund derbehördlichenAuskiinfteannimmt. Esunterliegt ihm selbst»keinem Zweifel,daß nichtalleFällezurMeldung gekommen sind«;- mir·

»

I) Erbestehtauseinermehroderweniger umfangreichen,dichtenBer- nlmngderHaare,inwelcher sichUngeziesereinnistetundunterdemwohligen, leltchtnuirnieuSchutze iippig gedeiht.DerJuckreiz führtbaldzuHautwunden, dienunmehr erst rechtdemzaghaften Vesilxerjeden Eingriff unerwiinscht scheinen lauenundnun zuTriisenanschwellnngen"fiiln-en,welchedenKörper-.ernstlich krankmachenkönnen. Abschneidendesklopfesnnd HeilungdesHaarbodenei beseitigenmiteinemSchlagedie ganze-,,.t?ranl«lnsit«. I

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