DIE BAUTECHNIK
12. Jahrgang BERLIN, 21. Dezember 1934 Heft 55
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Ministerialdirektor Dr. Gährs 60 Jahre alt.
D er L eiter d e r w asserb a u te c h n isch e n A b te ilu n g im R eich sv erk eh rs
m in iste riu m , M in isteria ld ire k to r ®r.=2>ng. eljr. G ä h r s , v o lle n d e t am 31. D e
z em b er 1934 sein 60. L eb e n sjah r. N a h ez u elf J a h re b e k le id e t er sein v e ran tw o rtu n g sv o lle s A m t, das nach A uflö su n g des P re u ß isch en M inisterium s der ö ffen tlich en A rb eite n am 1. April 1921 m it auf das R eich sv erk eh rs
m in isteriu m ü b e rn o m m e n u n d im m er n u r h e rv o rra g e n d b e w äh rte n V er
tre te rn d es W asserb au fach s a n v e rtra u t w o rd e n ist. A ls S ohn ein es Schiffsreeders un d K ap itän s zu O s tm o o re n d e in d e r N äh e von H am b u rg g e b o ren u n d an d e r W asse rk a n te au fg ew a ch se n , fü h lte d er J u b ila r sich schon frü h zeitig zum W asserb a u h in g ez o g en .
N ach E rla n g u n g d es R e ife ze u g n isses b e zo g e r , se in e r N eig u n g fo lg e n d , d ie T ech n isch e H ochschule B e rlin , um sich d em S tu d iu m d es In g e n ie u rb au fa ch s z u w id m e n , das er O k to b e r 1899 e rfo lg reich b e e n d e te . Im A nschluß an se in e A u s b ild u n g als R eg ie ru n g sb a u fü h re r w urde e r auf G ru n d d e r m it „ G u t“ b e s ta n d e n e n 2. S ta a tsp rü fu n g am 24. O k to b e r 1904 zum R e g ie ru n g sb a u m e ister d es W asser- u n d S tra ß en baufachs ern an n t. A ls so lch er w ar er zu n äc h st ein ig e J a h re b e i dem H a u p tb a u a m t für die O d e rre g u lie ru n g in S te ttin tätig , w o er auch b a ld n ach se in er Ü b e rsied lu n g d e n B und fürs L eben schloß. N ach k u rz e r D ie n stle istu n g als S ta d tb a u in sp e k to r, g leich falls in S te ttin , w u rd e e rz u d en E rw e ite ru n g s b a u te n am K aiser-W ilhelm - K anal b e u rla u b t, d ie E n d e 1913 im w e se n tlich e n d u rc h g efü h rt w a ren . Am 1. Ja n u a r 1914 folgte seine V e rse tz u n g als V o rsta n d an das N e u b a u am t für die A llerk a n alisieru n g in C elle, das er bis zum A u sb ru ch d e s W e ltk rie g es leitete.
N achdem e r v ie r J a h re als H au p tm a n n d e r R eserv e d e r E is e n b a h n tru p p e im F e ld e g e sta n d en h a tte , w u rd e er am 1. O k to b e r 1918
m it d e r V e rw a ltu n g d es W asse rb a u a m ts E m d e n b e tra u t, d em er bis Mai 1921, d em Z eitp u n k te se in e r B eru fu n g in das P reu ß isch e M inisterium für H a n d el u n d G e w e rb e, v o rg e sta n d e n h at. N ach 2 1/2jä h rig e r T ätig k eit als M in isterialrat im H a n d els m in isteriu m e rh ie lt er am 10. Ja n u a r 1924 die L eitu n g d e r w a ss e rb a u te c h n is ch e n A b te ilu n g im R e ic h sv e rk eh rs
m in isteriu m als N ach fo lg er d es w e g en E rreich u n g d er A ltersg ren ze a u s
g e sc h ie d en e n M in isteria ld irek to rs 25r.=3>ng. O ttm a n n . Am 1. A pril 1924 w u rd e er zum M in isteria ld irek to r b efö rd ert.
In die Z e it se in e r T ätig k eit im R eich sv erk eh rsm in isteriu m fällt die A u sfü h ru n g e in e r g a n ze n R eihe vo n b e d e u tsa m e n W asserb a u ten , die zur S teig eru n g d e r L eistu n g sfä h ig k eit d e r dem allg e m e in e n V e rk eh r d ien e n d en d e u tsch e n W asserstraß en e rh e b lic h b e ig e tra g e n h a b e n . E rw äh n t seien n e b en d en u m fan g reich en u n d noch nich t b e e n d e te n K a n alisieru n g sarb e ite n am N eckar u n d M ain sow ie d e n R eg u lie ru n g sarb e ite n am O b e rrh ein die A u sfü h ru n g :
des K anals W es el— D a tte ln ,
d e r K ach le tsta u stu fe in d e r D o n au b e i P assau,
d er H in d e n b u rg sc h le u se d e s M itte lla n d k an a ls b e i A n d erten , d er g rö ß ten S ch ach tsch leu se d e r W elt,
d er B leilo ch talsp erre in d e r o b e ren S aale, die m it ein em F assu n g srau m vo n 215 M ill. m 3 d as g rö ß te S a m m elb ec k en D eu tsch lan d s ist, des S ta u b ec k en s O ttm a c h a u , d as du rch ein en 6,5 km lan g e n bis 17 m
h o h e n E rd d am m g e b ild e t w ird,
d es S ch iffsh eb ew erk s N ie d erfin o w , d a s , ein W u n d erw erk d e u ts ch e r T ech n ik , in d e r W elt nich t s e in e s g le ic h e n h a t.
F e rn e r sind d er B au des M itte lla n d k an a ls un d d es K ü ste n k a n als so w ie die R eg u lieru n g d e r O d er u n te rh a lb B reslau m it v e rstä rk te n M itteln fo rt
g e se tz t un d d e r A u sb au d er S e e w asse rstraß e n als Z u b rin g er zu d en d e u tsch e n S ee h äfen H a m b u rg , B re m e n , E m d e n , S te ttin un d K ö n ig sb erg w e ite r
b e trie b e n w o rd en . N eu in Angriff g e n o m m e n w u rd e n :
d er S ü d flü g el des M itte lla n d k a n a ls, einschließlich d es d em A nschluß vo n L eip zig an d e n M itte lla n d k a n a l d ie n e n d e n E ls te r - S aale- K anals,
die E rw e ite ru n g des D o rtm u n d -E m s-K a n a ls ,
d er die In d u strie s ta d t G leiw itz m it d e r O d e r b e i C osel v e rb in d e n d e Adolf- H itle r-K a n al,
d er M asurische Kanal,
die M a lap a n eta lsp erre bei T uraw a,
die N ie d rig w a sserre g u lie ru n g d e r E lb e u n d d er W eser sow ie
die K an alisieru n g d er M itte lw e se r v on M in
d en b is B rem en.
D iese k e in e sw eg s ersch ö p fen d e A ufzäh
lung der H u n d e rte v on M illio n e n R eichs
m ark k o ste n d en B a u v o rh ab e n lä ß t n e b e n d e r G röße des A u fg ab en k reises u n d d e r m it ihm v e rb u n d e n e n V e ran tw o rtu n g die A n
sp rü c h e e rk e n n e n , die an d ie A rb e itsk raft d es Ju b ila rs g e s te llt w erd en .
W eitere A ufgaben sin d v o n ihm zu e rfü llen als V o rsitz e n d e r d e s A u fsich tsrats d e r O b e re n Saale A G u n d als s te llv e rtre te n d e r V o rsitzen d er d e r R h e in -M a in -D o n a u A G fe rn e r als s te llv e rtre te n d e r V o rsitz en d e r des Z en tralv e rein s für d eu tsc h e B innenschiffahrt u n d der H a fen b au tech n isch en G esellsch aft, als M itg lied d es S e n ats d e r R eich sg em ein sch aft d e r T ec h n isch -W isse n sc h aftlic h e n A rb eit so w ie als L eiter d e r d eu tsch en A b te ilu n g d e r S tä n d ig e n K om m ission des In ter
n a tio n a le n V e rb an d e s für S ch iffah rtk o n g resse. B e so n d e rs k e n n ze ic h n e n d für sein e W ertsch ätzu n g in F a c h k reise n ist die schon v o r Ja h re n erfo lg te E rn en n u n g zum P rä sid e n te n d e r A k ad em ie des B a u w e se n s , in d e r er g leich zeitig D irigent d er A b te ilu n g für das In g en ie u r- u n d M asch in en w e se n ist. D ie von ihm auf dem G e b ie te d es In g e n ie u rb a u w e s e n s v o ll
b ra ch ten L eistu n g e n h a b en e in e w e ite re A n e rk en n u n g d u rch die T ech
nische H och sch u le H a n n o v er g e fu n d en , die ihn im J a h re 1928 an läß lich d e r E in w eih u n g d e r H in d e n b u rg sch le u se zum D o k to r-In g en ieu r e h re n h a lb e r e rn a n n t h at. S eine literarisc h e T ä tig k eit für e in e R eihe von F a c h z e it
sc h rifte n , zu d e n e n auch „D ie B a u te ch n ik “ g e h ö rt, d arf eb en falls nich t u n e rw ä h n t b leib e n .
So s te h t M in isteria ld ire k to r Dr. G äh rs als ein M ann v o r u n s, d e r m it se in en reich en E rfah ru n g e n , sein em g e d ie g e n e n W issen u n d g ro ß en K önnen die G e w ä h r d a fü r b ie te t, daß die U n te rh a ltu n g u n d d e r A u sb au d er R e ic h sw asserstra ß e n au ch w e ite rh in in ein e r Form g e sc h ie h t, die je d e r K ritik s ta n d h ä lt1). M ögen ihm G e su n d h e it u n d S ch affen sk raft zum B esten d e r R eic h sw asserstra ß e n v e rw a ltu n g noch v iele J a h re e rh alte n b le ib e n , u n d m ö g e es ihm v e rg ö n n t sein, noch in a m tlic h er S te llu n g d e n g lü ck lichen A bschluß all d er g ro ß e n B au au sfü h ru n g e n zu e rle b e n , d ie zu r V e rb e s se ru n g d es W asse rs tra ß e n n e tz e s im G an g e u n d für d as d e u ts ch e V a terla n d v on g rö ß te r B e d eu tu n g sind. W e i d n e r .
9 U n ser B ild s te llt die vo n d em B ild h a u e r K arl D a u t e r t , B erlin- G ru n e w a ld , ge sch affen e P la k e tte dar.
_ 7 3 2 A l b r e c h t u. K e m p f e r t , Bau d e r J a h r h u n d e r t b r ü c k e in O ppeln O./S. P.ch.chrm'i!d!A^ B C«u!<n'^nieurwe^
A bb. 1. A lte Ja h rh u n d e rtb rü c k e.
Bau der Jahrhundertbrücke in Oppeln O./S.
V on R e g ie ru n g sb a u rat A r tu r A lb r e c h t, G leiw itz, u n d R e g ie ru n g sb a u m e ister a. D. T h e o d o r K e m p f e r t, O pp eln . 1. V o r g e s c h ic h te .
Auf d e r rd. 75 km lan g e n O d e rstrec k e zw ischen B rieg u n d K rappitz b e s ta n d se it alte rs h e r als e in zig er fah rb arer Ü b e rg a n g die „ Ja h rh u n d e rt
b rü c k e “ in O p p eln (A bb. 1), die nach m an ch erlei W an d lu n g en im J a h re 1886 — an S te lle des b ish erig en h ö lzern en Ü b e rb au e s — ein en n eu en e is ern e n Ü b e rb au u n te r B eib e h altu n g d e r im Ja h re 1840 e rrich teten g e m au e rte n P feiler erh ielt. D en N am en „ J a h rh u n d e rtb rü c k e “ fü h rte d iese S traß en b rü ck e se it einem U m bau im Ja h re 1840 zu r E rin n eru n g d aran, daß d ie P ro v in z S chlesien 100 J a h re v o rh e r von F riedrich dem G roßen fü r P re u ß e n g ew o n n en w o rd en w ar.
D ie Brücke g e n ü g te nun se it lan g er Z eit nich t m ehr d e n n e u ze itlic h e n A n sp rü ch en d es S tra ß en v e rk e h rs . D enn vor allem b esaß sie nich t die erfo rd erlich e T rag fäh ig k eit für die je tz t v o rg e sch rieb en en sch w eren V er
k e h rslaste n , so n d ern n u r ein e so lch e für L astw agen vo n 6 t G e sam tg ew ich t;
fe rn e r w ar d ie v o rh a n d e n e B rü ck en b reite (F ah rb ah n 5,20 m, F u ß ste ig e je rd. 1,40 m) für d en g eg en w ä rtig e n stark en F u h rw erk - u n d P e rso n e n v e rk e h r zu g erin g . A ußerdem w ies die B rücke n u r eine lich te D u rch fah rth ö h e ü b e r dem h ö ch sten schiffbaren W asserstan d von rd. 3,10 m auf (statt, w ie v o rg esch rieb en , 4 m). Auch g e n ü g te die L ic h tw eite der Schiffahrtöffnungen d u rc h au s n icht, die für die T alschiffahrt rd. 19 m, fü r die B ergschiffahrt rd . 12 m b etru g . Z ahlreiche sch w ere Schiffsunfälle h a tte n erw iesen , daß d e r U m b au d er Brücke ein e N o tw e n d ig k eit w ar. W e iter w ar die Brücke m it ih ren e n g en Ö ffnungen —• sie b e n Ü b e rb a u te n von 19,60 m, 12,60 m u n d fünfm al 12 m L ich tw eite bei 108 iti G esa m tlän g e , g e m e ssen vo n M itte zu M itte E n d au flag er — auch für d ie A b fü h ru n g von H o ch w asser u n g ü n stig , zum al das n a tü rlich e H o chw asserabflußprofil durch die städ tisch e B eb au u n g an sich schon stark e in g e e n g t w ird.
A lle d iese G rü n d e fü h rten dazu, d aß b e re its se it dem Ja h re 1890 B e streb u n g e n im G an g e w a re n , d ie ein en B rü c k en u m b au zum Z iele h a tte n . Die B au au sfü h ru n g m u ß te infolge G e ld m a n g els b ish er im m er w ie d er zu rü ck g e stellt w e rd en . D ie A bhilfe w u rd e jed o ch im m e r d rin g en d er, n am en tlich als die J a h rh u n d e rtb rü c k e im Ja h re 1931 für V erk eh rslasten ü b e r 6 t G e sa m tg e w ich t g e sp e rrt w u rd e. Dies w a r e in e für d e n V e rk eh r s e h r ein sch n e id e n d e M aß n ah m e . D ie w ichtige V erb in d u n g zw ischen dem In d u strie g e b ie t O b ersch le sien s un d dem Reich w ar g e stö rt. D ie schw eren
L astkraftw agen w u rd e n zu d e n e rh eb lic h e n U m w eg en ü b e r die O d er
b rü ck en b e i K rappitz o d er B rieg g e zw u n g e n . Ein B rückenum bau ließ sich nicht län g er h in au ssc h ie b en u n d w u rd e je tz t vom preußischen Staat als Bau- un d U n te rh altu n g sp flic h tig e m , v e rtre te n d urch die O derstrom b a u v erw a ltu n g in B reslau, m it g rö ß te r E n erg ie b e trieb e n .
B ei d e r lan d e sp o lize ilich e n E rö rte ru n g d e s E ntw urfes, d er einen B rü c k en n e u b au an d e r a lte n S te lle v o rsah , w u rd e dann die F rage an g esc h n itte n , ob die n eu e Brücke nicht g ü n stig er an einer an d eren Stelle lie g en w ü rd e. A us d e r Ü b e rein stim m u n g sä m tlich e r b e te ilig ten B ehörden, d e r O d e rstro m b au v e rw a ltu n g , d e r R eg ieru n g in O p p eln , d e r Provinzial
v e rw a ltu n g un d d er S tad t O p p eln , e n ts p ran g d an n die A dolf-H itler-B rücke, die e tw a 400 m u n te rh a lb d e r Ja h rh u n d e rtb rü c k e g e b a u t un d im April 1933 d em V e rk eh r ü b e rg e b e n w u r d e 1). D ieser N e u b au e rh ie lt eine F a h rb a h n b re ite vo n 7,50 m u n d F u ß w e g b re ite n v on je 2,25 m und ist für e in e E in zellast vo n 24 t (D am pfw alze) b e re c h n e t. D am it schien die Frage nach einem dem n e u ze itlic h e n V e rk e h r a n g ep a ß te n O d e rü b erg a n g bei O p p eln g e lö st zu sein. Die lan d e sp o lize ilich e G en eh m ig u n g w u rd e jedoch dav o n ab h än g ig g e m a ch t, d aß die v o rh a n d e n e Jah rh u n d ertb rü c k e nun n ich t einfach b e se itig t w e rd en d u rfte, so n d e rn in R ücksicht auf die zah l
reich en k au fm än n isch en G esc h äfte, die sich an d en Z u g an g stra ß en dieses Ja h rh u n d e rte a lte n S tro m ü b e rg a n g e s auf b e id e n S eiten d e r O d e r im Laufe d e r Z eit a n g e s ie d e lt h a tte n , e n ts p rec h en d dem- h ie r a u ftre te n d e n örtlichen V e rk eh r u m g e b a u t w ü rd e .
2. E n tw u r f s b e a r b e it u n g .
Da die S ta d t O p p eln die Brücke nach dem U m b a u in ihren Besitz ü b e rn e h m en so llte un d die B rü ck en ram p en h e rz u s te lle n h a tte un d auch in s tä d te b a u lic h e r B e zieh u n g n a tu rg e m ä ß le b h a ft an dem B rückenbau in te re s sie rt w ar, w u rd e d e r E ntw urf zum U m b au d e r B rücke im eng sten B en eh m en m it d e r S ta d t b e arb e ite t. D er E rb au e r d es n e u en R egierungs
g e b ä u d e s in O p p eln , in d e sse n N ähe d ie B rücke g e le g e n ist u n d an das sich die B rücke fo rm v erw a n d t a n p assen so llte , w u rd e vom O berpräsidium als arch ite k to n isch e r B eirat b e s te llt.
N achdem d u rch d en B au d er A d o lf-H itle r-B rü c k e ein in je d e r B ezieh u n g leistu n g sfä h ig er O d e rü b e rg a n g gesch affen w o rd en w ar, w urde in
w ie d erh o lte n B e
sp rech u n g en z u n ä ch st die F rage e rö rte rt, ob die
J a h rh u n d e rt
b rü ck e u n te r V er
b re ite ru n g der Schiffahrtöffnung auf 60 m für eine B e la stu n g von 6 t H ö ch stg ew ich t ih re A b m e ssu n g e n b e h a lte n , ob sie in e in e e in s p u rig e S tra ß en b rücke von 3,70 m F a h rb a h n b re ite u m g e w a n d e lt o d e r n u r als F u ß g ä n g e rb rü c k e m it 4 m L ich tw eite a u sg e b ild e t w e rd en so llte . A ls d ie F ra g e d ah in en tsch ied e n w a r, die B rücke in H in sic h t auf d en stark en ö rtlic h en V erk eh r als z w eis p u rig m it 5,20 m
s. B a u tech n .
J a h rg a n g 12 H efi 55
2 1. D ezem b er 1934 A l b r e c h t u. K e m p f e r t , Bau d e r Ja h r h u n d e r tb r ü c k e in O p p eln O./'S. 7 3 3
neue Konstr UK.t155.2o
^ \ alteK onstrU K \ti5*3Q ijN N
-SanduKies
Krupp Pr M Kolkmergel
Bohrlochi
ineue-ßrüd&WfSK-
-Bohlen Sem st.
Wilhelmstal -Eisbrecher
A bb. 3. A u sg efü h rter Entw urf.
F a h rb a h n b re ite zu e rh a lte n b e i e in e r gleich zeitig en V erb reiteru n g der F u ß steig e auf je 1,50 m , lag d e r G e d a n k e n a h e , e n tsp rec h en d der F o rd e ru n g nach e in e r v e rg rö ß e rte n Schiffahrtöffnung n u r d en h ierfü r in F rage k o m m e n d e n T eil d er B rücke n e u zu g e sta lte n u n d die ü b rig en Teile nur h ö h e r zu leg e n (Abb. 2). D en P lan ein e r V e rstärk u n g des B rückenteils ü b e r d e r S chiffahrtöffnung h a tte man b e reits v o rh e r fallen lassen, da g leich zeitig h ierm it die H ö c h stb e la stu n g für d ies en Teil auf 9 t h e rau fg e se tz t, an dem ü b rig en Teil in d en B elastu n g sg re n zen jedoch nichts g e ä n d e rt w e rd en so llte. M it R ücksicht auf d ie F o rd e ru n g des
„freien B lick s“ v o n d e r Brücke aus w u rd e schließlich für die Schiffahrt
öffnung als B rü ck en sy stem ein L an g e rsc h er B alken g e w ä h lt un d die A us
schreib u n g en in d ies er R ichtung b e trieb e n . N achdem b e reits d en V er
einigten O b e rsc h le sisc h e n H ü tte n w e rk e n d er Z uschlag auf ein g e eig n ete s A n g eb o t e rte ilt w o rd en w ar, leg te n d iese W erke ein en S o n d eren tw u rf vor (Abb. 3). N ach d iesem s o llte die g e sa m te a lte B rücke durch eine neue, un d zw ar e in en V o llw a n d trä g er auf d re i S tü tzen e rsetz t w e rd en . Die S ta d t e rk lä rte sich b e re it, die v e rh ä ltn ism ä ß ig g e rin g en M ehrkosten zu ü b e rn eh m en , w en n g leic h ze itig die H ö c h stb e la stu n g auf 12 t h e ra u f
g e se tz t w ürde, um auch d iesen O d e rü b e rg a n g m it ih rer M otorspritze, den sch w eren V e rk eh rsk raftw a g en u n d d e n W agen d e r S chutzpolizei b efah ren zu kön n en . Da d ie an d er U m g e sta ltu n g d e r Jah rh u n d ertb rü c k e in te res sierte n B eh ö rd en dem V o rsch lag d e r V. O. H. z u stim m ten , e n t
schied m an sich für d iese s B rü c k en sy stem , das d en F o rd e ru n g en in Verkehrs-, schiffahrt- u n d h o c h w asse rte c h n isch e r H insicht d u rchaus ent- entsprach. Bei e in e r F a h rb a h n b re ite vo n 5,20 m u n d ein e r B reite für die F u ß steig e vo n je 1,50 m hat die Brücke ein e lichte Schiffahitöffnung vo n 55 m u n d ein e lichte D u rc h fah rth ö h e von 4 m ü b e r dem h ö ch sten schiffbaren W assersta n d e . D ie sech s a lte n S tro m p feiler w u rd e n durch e i n e n P feiler e rse tz t. Die H a u p tträ g e r d e r B rücke lie g e n zw isch en der F ah rb ah n u n d d e n F u ß s te ig e n , um so d ie L änge u n d d am it das G ew icht d er Q u e rträ g e r m ö g lich st k lein zu h a lte n . A u ß e rd em w u rd e dadurch fo lg en d es e rre ic h t:
1. D ie F o rd e ru n g d es „freien B lick s“ von d en F u ß s te ig en kon n te für die g an ze B rücke erfü llt w e rd e n , in d em die F u ß steig e p a ralle l zum O b e r
g u rt d e r H a u p tträ g e r m it einem H ö h e n u n te rsc h ie d vo n 1,10 m a n g e o rd n e t w u rd en . D ie scharfe S te ig u n g d er F u ß s te ig e, b e so n d e rs an dem rech ten A uflager, w ar fü r d iese nich t w e ite r von B e d eu tu n g .
2. In H in sich t auf ein e m öglichst k le in e S te ig u n g d er F a h rb a h n , die im m erh in noch 1 : 3 5 b e tr ä g t, k o n n te die O b e rk an te d e r F a h rb a h n m it der O b e rk a n te d es O b e rg u rte s des H a u p tträ g ers nicht p a rallel lau fen , w as bei d e r g e w ä h lte n A n o rd n u n g d e r H a u p tträ g e r auch nich t erforderlich w ar.
3. E in e rse its so llte d ie K o n s tru k tio n su n terk a n te nich t in das Schiffahrt
profil h in ein rag e n — auf etw a 4 m vom rech ten U fer w ar es tro tz d em nicht zu e rreich en — , a n d e rse its m u ß te die a n sc h lie ß e n d e R am pe m öglichst n ied rig g e h a lte n w e rd e n , um ein „ E in sc h ü tte n “ der H ä u ser zu v erm eid en u n d den Z u g an g v on d e r an sich schon tie fer lie g e n d e n L in d e n stra ß e her noch zu e rm ö g lich en (S te ig u n g 1 : 20). Indem m an alle d iese F o rd e ru n g e n zu sa m m en fa ß te: „ freier B lick “ von d e n F u ß s te ig en , W ah ru n g e in e r lichten D u rch fah rth ö h e ü b e r h ö c h stem schiffbarem W asserstan d e von 4 m u nd nied rig e R am p en , kam m an n o tg ed ru n g e n zu e in e r K o n stru k tio n , die ä u ß erst „ w e ic h “ au sfiel, da sich b e i e in e r S tü tzw e ite von 60 m u n d ein er S teh b le c h h ö h e von 2,51 m d a s V e rh ä ltn is von h 1 = 1 : 23,9 s te llte . D ieser äu ß erst g erin g e n B au h ö h e k o n n te m an ohne b e so n d e re n K osten au fw an d nur d urch V e rw e n d u n g von St 52 für die H a u p tträ g er b e g e g n e n . (Die D u rch b ieg u n g infolge d e r V e rk e h rs b e la s tu n g b lie b m it 9 cm o d er
I/e6o *n
den zu lässig e n G ren zen .) D ie F a h rb a h n k o n stru k tio n ist in S t 37 au sg efü h rt.
M it R ücksicht au f d en S tro m strich v ersch w en k te m an d en S tro m p feiler um 1 0 c g e g en die B rü ck en ach se, um d en D u rc h flu ß q u e rsc h n itt m öglichst g roß zu h a lte n . Die A chse d e r A u flag er d e s S tro m p feilers w u rd e jed o ch
re ch tw in k lig z u r B rückenachse an g eo rd n e t, so d aß die A u flag erstein e a u ß e r
m ittig liegen. D iese A n o rd n u n g w u rd e g ew äh lt, um w e n ig sten s die H aupt- träg er d er lin k en Strom öffnung gleich m äß ig g e sta lte n zu k ö n n en un d d a m it die W erk sta tta rb eit zu v erein fach en . Da das rech te W iderlager in R ücksicht auf die h ier b e ste h e n d e U fe rm a u er etw a in S tro m ric h tu n g a n g eo rd n e t ist, w u rd en für d iese Strom öffnung zw ei um 2 m in Länge v e rsc h ie d en e T räger g ew äh lt. D urch d iese A n o rd n u n g w u rd e auch d e r E n d q u erträg e r, der nu n eb en falls „ schief“ a n g eo rd n e t w e rd en m u ß te , län g e r als d ie n o rm alen Q u e rträ g e r. Da d e sse n H öhe an sich schon stark b e sc h rä n k t ist u n d die zu lässig e S pan n u n g voll au sg e n u tz t w ird, ist sic h erh e itsh a lb er d er E n d q u e rträ g er durch ein Z w isch en au flag er auf das W id erlag er a b g e s tü tz t w o rd en , um die so n st zu sta rk en D u rch b ieg u n g en u n d S ch w in g u n g en zu v e rm eid en .
3, S ta tisc h e B e re ch n u n g .
D er B erech n u n g des B auw erks ist die DIN 1073 vom S e p te m b e r 1931 zu g ru n d e g e le g t w orden (Lastw agen von 12 t G e sa m tg e w ich t u n d M en sch en g ed rän g e von 500 k g /m 2). F ü r die F ah rb a h n k o n stru k tio n ist ein e S to ß ziffer von 1,39 e in g e se tz t w o rd en . D ie zu lässig en S p a n n u n g e n u. dgl. sind g e m ä ß den B erec h n u n g sg ru n d lag en eis e rn e r B rücken DIN 1073, sow ie g em äß d en B estim m u n g en des D eu tsch en A u ssch u sses für E isen b e to n 1932 für die B e to n a rb eiten an d er Brücke (G ru n d b au , F lü g e l, F ah rb ah n ) g e w äh lt w o rd en . O bgleich das G ew ich t d er Brücke auf das ä u ß erste b e sc h rän k t w u rd e , ü b e rw ieg t das E ig en g ew ich t die V e rk eh rsla ste n . D as g esam te E ig en g ew ich t b e trä g t 4,08 t/m , die V e rk e h rs la st ein sch ließ lich d e r S toß
ziffer 2,46 t/m ; das V e rh ältn is d es E ig en g ew ich ts zu r V e rk e h rs la st ist also 1,68 :1 .
D as g rö ß te M om ent e rg ab sich zu 2164 tm für e in e n H au p tträ g er.
D er g e w äh lte Q u e rsc h n itt ist in A bb. 4 d a rg e ste llt. Die z u lässig e S p an n u n g von 2100 kg /cm 2 w ird voll a u sg en u tzt.
Querschnitt
am Auflager normaler Querträger
-V0 1— a , ---
V W
1A bb. 4. Q u e rsc h n itt.
4. B a u lic h e D u rc h b ild u n g im e in z e ln e n .
S t r o m p f e i l e r u n d W i d e r l a g e r . Da d e r g u te B au g ru n d , d e r K alk ste in , in le ic h t e rre ich b a rer T iefe an stan d , so w u rd e n d e r S tro m p feiler u n d die b e id e n W id erlag er auf d e n K a lk felsen g e g rü n d e t. S äm tlich e B au w erk e w u rd e n zw ischen e is ern e n S p u n d w ä n d e n — Profil K rupp II, b eim re ch ten W id erlag er K rupp III — in o ffen er W a s se rh a ltu n g h e rg e ste llt. In
folge g ro ß er U n d ic h tig k e it d e r S p u n d w ä n d e (vgl. die A u sfü h ru n g en u n te r
„S ch w ierig k eiten b ei d en B a u a u s fü h ru n g e n “) w ar d e r W as sera n d ra n g e r
h eb lich . D ie S p u n d w än d e w u rd e n b e i d e n W id e rla g e rn e tw a 1,50 m in d en K alkfelsen h in e in g e ra m m t, b e i d em S tro m p feiler um e tw a 0,80 m w e n ig er tief, d a h ie r e in e g rö ß e re R am m tiefe tro tz a lle r M ü h e nich t zu e rreich e n w ar. Z ur E rm ittlu n g d e r e rfo rd e rlic h en S p u n d w a n d lä n g e w ar ein e A nzahl B o h ru n g e n a u sg e fü h rt w o rd e n , d e ren R ich tig k eit d e r B efund beim A u ssc h ach ten d e r B au g ru b en b e s tä tig te . D ie O b e rk a n te d e r S p u n d w än d e re ic h te b is z u r H ö h e d e r g ew ö h n lic h en S o m m erh o c h w a sser. N ach V o llen d u n g d e r G rü n d u n g s a rb e ite n w u rd e n die S p u n d b o h le n d e s re ch ten W id erlag ers u n d d es S tro m p feilers d urch e in e n T au ch er m it H ilfe ein e s
7 3 4 A l b r e c h t u. K e m p f e r t , Bau d e r Ja h rh u n d e rtb rü c k e in O p p eln O ./S.
U n te rw asse rsc h n eid ap p arats a b g esch n itte n . D ie S p u n d w an d d e s lin ken W iderlagers w u rd e im W inter b ei a b g e la s s e n em S tau dicht ü b e r d e r F lu ß so h le ab g eb ran n t.
Die S ohle d e r W id er
lager u n d des S tro m p feilers sind zum S chutze g e g en b eto n sch äd lich es G ru n d w asser m it G ra n it
p ritsch e n stein p flaster a b g e d e c k t, d essen F u g en m it B itum en v erg o ssen sind (Abb. 5). D er F u n d a m en tb e to n ist im M i
sch u n g sv erh ältn is 1 R.-T.
Z e m e n t: 7 R.-T. O derkies, d er au fg eh en d e P feile r
b e to n u n ten m it 1 :6 , ob en m it 1 : 5 a u sg efü h rt w o rd en .
Die A nsichtflächen des S trom pfeilers sind m it V o rsatzb eto n 1 R.-T. Z e
m e n t ^ R.-T. K ie ssa n d : 3 R .-T. G ra n its p litt in e in e r D icke vo n 20 cm v e rseh e n w o rd en , d e r in m o n o lith isch em Z u sam m en h an g g leic h ze itig m it dem P fe ile rb eto n u n te r V e rw e n d u n g von g e h o b e lte r un d g e s p u n d e te r Schalung h e rg e s te llt w orden ist. O b e rstro m seitig ist d er S tro m p feiler m it G ran it v e rb le n d e t; e b en so e rh ie lte n die E cken d e r W id e rla g er ein e G ran itv e rk le id u n g .
A u f l a g e r . D ie b ew eg lich en L ager auf d en b e id e n W id erla g ern sind S ta h lro llen lag e r, u n d z w ar b e ste h e n die L ag erp latten aus Stahlform guß Stg 52.81 R un d die Rollen se lb st au s g esc h m ied e te m S tahl St C 35.61.
W egen d e r h ierfü r zu lässig en g rö ß eren P re ss u n g n ac h H e r t z <s = 9 5 0 0 k g /cm 2 k o n n te an d er G röße d e r Rollen u n d d a m it an B auhöhe des L ag ers sow ie an K osten g e sp a rt w erd en . D as feste L ager auf dem S tro m p feiler b e s te h t e b en fa lls au s S tg 52.81 R. D ie zu lässig e P ressu n g d er E is en b e to n au flag er
ste in e ist m it 80 k g /cm 2 v o ll a u sg e n u tz t w o rd en . D ie A u flag erstein e sind d urch ein e E is en b e w e h ru n g zu e in e r A uflag erb an k z u sam m en g efaß t w o rd en .
D er e i s e r n e Ü b e r b a u b e s te h t aus zw ei g e n ie te te n V o llw an d träg ern , an die die Q u e rträ g e r ra h m e n artig an g esch lo ssen sind (vgl. A bb. 4). D iese A u sb ild u n g träg t g leic h z e itig zur A u ssteifu n g d er S te h b le c h e d er H a u p t
träg e r b e i. D ie B lechträger, die aus S t 52 h e rg e s te llt sin d , h a b en ein e S teh b le c h d ic k e von 13 m m . Im B ereich d e s n e g a tiv e n S tü tz e n m o m e n ts ü b e r dem S tro m p feiler w u rd en zur w e ite re n A u ssteifu n g des S teh b lech es w a ag e re ch te L 100 - 150 -1 0 in ein em A b sta n d e vo n 500 mm von O b e r
k an te S te h b le c h an g eb rach t. Die S täb e d e s W in d v e rb an d e s b e ste h e n e b en fa lls aus St 52. F ü r die ü b rig e n K o n stru k tio n steile, w ie Q uer- un d L än g sträg er, F u ß w eg k o n so len usw ., w u rd e St 37 g e w äh lt.
F a h r b a h n t a f e l . Z ur A b stü tz u n g d er e ig e n tlich e n F ah rb ah n auf dem F ah rb a h n g erip p e w u rd e n Z o reseisen Nr. 11 v e rle g t, d ie en tsp rec h en d d er Q u e rn e ig u n g d er F a h rb a h n o b e rk a n te a b g eb o g en w u rd en . D ie B ieg earb eiten w u rd en auf d e r B au stelle au sg efü h rt. Da die Z w isc h en län g strä g e r se n k re c h t a n g e o rd n e t sin d , w u rd en auf d iesen F la ch e isen von 80 mm B reite p u n k t
w eise a n g esch w eiß t. D adurch so llte e in e rse its eine g ü n stig e re A u flag er
fläche d er Z o reseisen geschaffen w erd en , a n d erse its d e r A ngriffspunkt der a n g reifen d e n K räfte m öglichst in die N ähe des S te g es d e r L än g sträg er v e rle g t w e rd e n . D ie Z o reseisen sind durch K lem m sc h rau b en , die v e rsetz t a n g e o rd n e t w u rd en , m it d en L än g sträg ern fest v e rb u n d e n . Z u r A usfüllung d e r Z w ickel zw isch en d en Z o reseisen h a tte m an K linker v o rg e seh e n , die d ie S c h alu n g fü r d e n U n te rb e to n d er F ah rb ah n b ild e n so llte n . Bei der A u sfü h ru n g w ä h lte m an a b e r B eto n p la tten 12-33• 4 cm , d ie in Z e m e n t
m örtel v e rle g t w u rd en . Infolge d e r A n o rd n u n g d e r K lem m sc h rau b en un d -p latten m u ß te die „ s te in e rn e “ S ch alu n g h äu fig zu g esch lag en w erd en , w as b ei ein em M aterial aus B eton w esen tlich ein fach er w ar als b ei einem H a rtb ra n d k lin k e r. Z udem w ar d iese A u sfü h ru n g b illig er. Auf d en Z o res
eisen w u rd e d e r U n te rb e to n (M ischung 1 : 4) au fg eb rach t. D arü b er w urde e in e Isolierschicht, b e ste h e n d aus e in e r d o p p ellag ig en B itu m e n g ew eb e p la tte (3,3 k g /m 2 G ew icht) m it fünffachem A nstrich a u fg ek leb t, d ie an d en F a h r
b a h n b e g re n z u n g s trä g e rn h o ch g ezo g en w u rd e u n d seitlich um ein ig e Z e n tim e te r ü b e r d iese h in a u s ra g te , um ein en e in w an d fre ie n S chutz des E isen s g e g en F e u c h tig k e it zu g e w ä h rle is te n . Das g e sa m te G ew ich t der D ich tu n g b e trä g t einschl. d er fünf A nstriche bei ein e r G e sam td ick e von rd. 1 cm etw a 12 k g /m 2. D ie Iso lieru n g ist durch ein e B etonschicht (M ischung 1 :4 ) von 4 cm D icke g e sc h ü tz t w o rd en , d ie als V e rstärk u n g eine E isen ein lag e aus ein em M asch en g eflech t von 2 0 -2 0 -2 mm erh ie lt. Als F a h rb a h n d e c k e w u rd e G ra n itk lein p flaster 6/8 cm auf 2 cm S a n d b e ttu n g v e r
D1E BAUTECHNIK F a c h sch rift f. d. g es. B a u in g e n ie u rw e sen
s etzt. Die B o rd stein e b e ste h e n aus B eton m it ein em V o rsatzb eto n von 3 cm D icke (M ischung 1 : 4 , im ü brigen 1 :6). F ür d e n V o rs atzb e to n w u rd e ein e isen a rm e r, sog. „w eißer P o rtla n d z e m e n t“ v e rw e n d e t, b e i dem der B ra u n eise n ste in d urch K aolin e rsetzt w ird, m it d em Z w eck, die L eu ch t
kraft d es S te in e s zu e rh ö h en un d ihn dadurch b e sse r k e n n tlich zu m achen.
(D ieser Z e m en t w u rd e aus R eklam ezw ecken von d e r B eto n - u n d K u n st
ste in in d u strie G. m. b. H. O p p e ln -B o lk o u n e n tg e ltlich zur V erfü g u n g g e ste llt.
D er w eiß e Z em en t b e s itz t d ieselb en E igenschaften w ie d e r P o rtlan d z em e n t, ist a b er ru n d d re im a l so te u e r w ie dieser.)
Um d as sich u n te r dem P flaster an sa m m eln d e W asser a b le ite n zu k ö n n en , w ar die A n o rd n u n g von T ropfrohren g e p la n t w o rd e n , die durch d en S ch u tzb eto n u n d d ie Iso lieru n g u n m ittelb a r in d en F lu ß en tw ässern so llte n . Da nach d e n E rfah ru n g en an d e r A dolf-H itler-B rücke in O ppeln die S chu tzsch ich t ste lle n w e is e a u sg e la u g t ist, ließ m an b ei d e r A usführung die T ropfrohre b e i d er Ja h rh u n d e rtb rü c k e fort. Es w ar zu b e fü rch ten , daß infolge des P fla sters bei d er J a h rh u n d e rtb rü c k e das A u sla u g en des S chutz
b e to n s an d en D u rc h b ru c h ste lle n d e r T ropfrohre in erh ö h te m M aße ein- tre te n w ü rd e , d a m it ein Z erfall d e r B eto n sch ich t u n d als F olge eine B esch äd ig u n g d e r Iso lieru n g , die u n te r a lle n U m stä n d en v e rm ied e n w erden m uß. Das sich auf d er B eto n sch u tzsch ich t a n sa m m e ln d e W asser wird je tz t g leich m äß ig ü b e r die g a n z e BTücke h in te r die W id erlag e r g e
zogen.
Die F u ß s t e i g e sin d m it E is e n b e to n p la tte n 6 3 -7 9 (M ischung 1:5) a b g ed eck t. D iese h a b en e in e D icke vo n 6 cm u n d e rh ie lte n eine E isen
ein lag e von 6 R.-E. 7 m m 0 je P la tte . D ie U n terfläch en sind zum Schutze g e g en W itteru n g s ein flü s se u n d R auch m it Z em e n t g esch läm m t. Die P latten w u rd e n auf d er B a u ste lle h e rg e s te llt u n d in zw ei L än g sreih en in Z em en t
m ö rtel v e rle g t. Ü b e r d e n P la tte n ist ein 3 cm dicker G u ß asphalt auf
g e b rac h t w o rd en . Da ein w a ss erd ic h te r A nschluß des G u ß asp h alts an d ie E isen te ile v e rla n g t w ar u n d am in n ere n F u ß w eg b eg ren zu n g sträg er ein e H o h lk eh le h e rg e s te llt w e rd e n so llte, um ein e g u te F o rtleitu n g des R eg en w assers v on d e n F u ß s te ig e n z u d e n A b fallro h ren h in zu erzielen, s te llte es sich nach m eh re re n V e rsu c h en als z w eck m äß ig h erau s, die A nschlüsse un d die H o h lk e h le e rst nach d en eig e n tlich e n A sph altarb eiten a u sz u fü h re n .
Die K u t s c h e r s t e i g e w u rd e n in g leic h e r W eise w ie die F ußsteige h e rg e ste llt.
Das G e l ä n d e r w ar e n ts p re c h e n d d e r Ü b e rh ö h u n g b e reits in der W erk sta tt a u sg e le g t w o rd e n , so d aß sich b eim A u srü sten d er Brücke ein s te tig g e k rü m m te r H olm e rg ab . A ls G e lä n d e rh o lm w u rd e ein n 10 g e n o m m en , d e sse n K a n ten m it e in e m H a lb m e ss e r vo n 10 m m ab g eru n d et sind. D ie G e lä n d e rstö ß e w e rd en d urch e in s e itig ein g e sc h w e iß te Flach
eisen g e d ec k t. Auf d en F lü g e ln s e tz t sich das G e lä n d e r als B rü stu n g s
m au e r in E isen b e to n fort.
D er A n s c h l u ß d e r F a h rb a h n an die W id erla g er w ird durch S chlepp
b lech e v e rm itte lt. Um die Iso lieru n g , die b is an das E n d e der S chlepp
b lech e reich t, v o r B e sc h äd ig u n g en zu sc h ü tze n , w u rd e n W inkel m it nach ob en ste h e n d e m S ch en k el u n terg e sc h w e iß t. D er S c h u tzb e to n ist dann bis an die O b e rk a n te d ie s e r S ch en k el h e ra n g e z o g e n w o rd en . Das Schlepp
b lech g le ite t auf ein em L - E is e n , das in das W id e rla g e r erst nach A b
se n k e n d e r B rücke e in b e to n ie rt w u rd e.
Die s t ä d t i s c h e n V e r s o r g u n g s l e i t u n g e n fü r G a s , W asser, ele k trisch e s Licht sow ie die P o s tk a b e l, die auf d er a lte n Ja h rh u n d e rt
b rü ck e v o rh a n d en w a ren , m u ß te n n ach d em U m b a u w ie d er auf dieser u n terg e b ra c h t w e rd en . D ie L eitu n g en für G as u n d W asser sind durch die S te h b le c h e d er F u ß w eg k o n s o le n h in d u rc h g e ste c k t w o rd en . Die stä d tisc h e n Licht- u n d die P o s tk a b e l w u rd e n auf d e n F u ß w eg k o n so len u n ter d en G e h w e g p la tte n a n g e o rd n e t. D ie L ich tk ab el sin d frei verlegt, die P o s tk a b e l d a g eg e n in S ta h lm a n te lro h re n .
Die R e g e n w a s s e r a b f ü h r u n g d e r F a h rb a h n g e sc h ie h t in der W eise, daß an jed em B rü ck en en d e zw ei R e g en e in lä u fe das W asser a u fn eh m en ; an die R e g en ein läu fe sin d A b fallro h re a n g esch lo ssen . W äh ren d diese beim lin k en W id erlag e r u n m itte lb a r in d e n F lu ß e n tw ä s se rn , w ird am rech ten W id erlag er m it R ücksicht auf die h ie r h e rrs c h e n d e Schiffahrt das W asser seitlich auf die B ö sc h u n g en g e le ite t, die fü r d ie s e n Z w eck teils m it G ranit-, te ils m it a lte n Z ie g e ls te in e n g e p fla s te rt sind.
Das R e g en w asser d er F u ß s te ig e ü b e r d e r S ch iffah rtö ffn u n g g elan g t du rch T ro p fro h re, d ie in d e n A sp h a ltb e la g m it ein em k le in e n e in g e a rb e ite te n E in lau ftrich ter e in g e se tz t sin d , in e in e d a ru n te rlie g e n d e R inne. V o n dort fließ t das W asser teils zu d e n A b fa llro h re n d e r R e g en ein läu fe am re ch ten U fer, te ils h in te r dem S tro m p feiler in d e n F luß. D ie T ro p fro h re der lin k en S tro m ö ffn u n g e n tw ä s se rn u n m itte lb a r in die O d er.
Die B r ü c k e n b e l e u c h t u n g b e s te h t aus zeh n e le k tris c h e n L am pen vo n je 100 W att, die m it e tw a 4,50 m L ich tp u n k th ö h e ü b e r d e r F ah rb ah n in A b s tä n d e n vo n 12 b is 14 m a b w e c h se ln d auf d em e in e n o d e r a n d e re n H a u p tträ g e r a u fg este llt sin d . Die Z u le itu n g zu d e n L am p en ist a u f dem O b e rg u rt in e in em S ta h lm a n te lro h r v e rle g t w o rd e n , d as, a u f k le in e n a n g e sc h w e iß te n U n te rla g sp la tte n ru h e n d , an d iese m it S ch ellen a n g e s c h lo ss e n ist. D iese „ fre ie “ A n o rd n u n g d e r L e itu n g soll S ch m u tzw in k el v e rh ü te n u n d d ie E rn eu e ru n g des B rückenanstrichs e rle ic h tern .
A bb. 5. G ra n itp ritsc h e n ste in p fla ster m it B itu m e n fu g en v e rg u ß als B a u so h len iso lieru n g .
J a h rg a n g 12 H eft 55
2 1. D ezem b er 1934 A l b r e c h t u. K e m p f e r t , Bau d e r J a h r h u n d e r tb r ü c k e in O p p e ln O./S. 7 3 5
A bb. 6. H ö lz ern e r N o tste g fü r F u ß g än g er.
5. B a u v o r g a n g .
B ev o r m it d e n A b b ru c h arb e ite n an d e r B rücke b e g o n n en w erd en kon n te, m u ß te d er V e rk e h r u m g e le ite t w erd en . W äh ren d der F äh rv erk eh r der g e ra d e fe rtig g e s te llte n A dolf-H itler-B rücke zu g ew ie se n w u rd e, ließ die S ta d t O p p e ln u n terh a lb d e r Brücke e in en N o tste g sch lag en , um den F u ß g ä n g e rn , m it R ücksicht auf d en leb h a fte n V erk eh r, d en erh eb lich en U m w eg ü b e r die z u v o r g e n a n n te B rücke zu ersp aren . D er N o tsteg nahm w äh ren d d es U m b a u es a u ch die P o s tk a b e l auf. D er N o tste g b e stan d aus H olz (A bb. 6). Ü b e r d en b e id e n S chiffahrtöffnungen w aren hö lzern e F a ch w erk träg er e in g e b a u t w o rd en , die m an auf P rah m en m o n tiert u nd dann ein g e sc h w o m m e n h a tte . Die e n ts p rec h en d e n Pfahljoche w aren durch L eitw erke g esch ü tzt.
B a u s t e l l e n e i n r i c h t u n g . Da d e r P la tz am re ch ten U fer ä u ß erst b esch rä n k t w ar u n d n u r am lin k e n U fer ein g rö ß e re r P latz — der B reslauer P la tz — zur V e rfü g u n g stan d , w u rd en h ie r d e r Z im m erplatz, die B austofflager für S an d , K ies, S plitt usw ., das E isen lag er un d der E isen b ie g ep latz e in g e ric h te t u n d h ie r auch die B au b u d en au fg este llt.
Die B eto n arb eiten für das lin k e W id erlag er u n d d en S trom pfeiler w u rd en d ah er auch vom lin k e n U fer au s d u rch g efü h rt (Abb. 7), für das rech te W id er
lag er jed o c h vom re ch te n U fer aus. Im e rsten F all w u rd e das M ischgut ü b er die alte B rücke z u g efa h ren , d e re n H a u p tträ g er m an als M o n tag eg erü st für den e isern e n Ü b e rb au b e n u tz te . N achdem die W id erlag er un d der S trom pfeiler b e to n ie rt w a re n , w u rd e n auf d e r a lten K o n stru k tio n die n eu en T räger a u fg este llt u n d v e rn ie te t. W äh re n d d e r R am m arb eiten w u rd en die h in d ern d e n a lte n T räg e r aus- u n d sp ä te r w ie d e r ein g esch w o m m en .
A b b r u c h . D as M a u e rw erk d e r a lte n W id erlag e r w u rd e in den o b eren T eilen d urch S p re n g en , in d en u n te re n T eilen, in n erh a lb d e r S pu n d w än d e, d urch P re ß lu fth ä m m e r un d P icken g elö st. D ie alten Pfeiler, die erst nach d em A b se n k e n der B rücke b e se itig t w e rd e n k o n n ten , w u rd en ü b e r W asser m it d e r P ick e a b g e tra g e n . D ie T eile u n te r W asser w u rd en durch die K o m m an d a n tu r O p p e ln g e sp re n g t. Die so g e lö s te n M assen w u rd en d an n d u rch e in e n G re ifer in P ra h m e geschafft un d in b e n a c h b arten B u h n e n feld ern v e rk la p p t bzw . z u r U ferb efestig u n g v e rw en d e t. Der G reifer h a tte auch die P fäh le, die V e rzim m e ru n g usw . d e r P fah lro ste und eine sich in n erh a lb d ie s e r V orgefundene S teinpacklage zu b ese itig en .
A bb. 7. B eto n ieren des S trom pfeilers.
D ie Z e m e n t p r o b e w ü r f e l erg ab en m it n o rm en m äß ig em P o rtla n d zem en t der S chlesischen Z em en tin d u strie O p p eln , sog. .Z e n ith I*, ein e D ru ck festig k eit nach 28 T agen b e i g em isch ter W asser- un d L u ftla g eru n g von 510 kg /cm 2 un d m ehr, m it h o ch w ertig em Z em en t .Z e n ith II“ von 540 kg,/cm2 un d m ehr. D er g ew ö h n lich e P o rtlan d z em e n t, für d en ja nur eine D ru ckfestigkeit bei g e m isc h te r L ag eru n g von 350 k g /cm 2 nach 28 T agen v o rg esch rie b en ist, ü b ersch ritt also die nach den B estim m u n g en für ho ch w ertig en Z em en t g e fo rd e rte W ü rfelfestig k eit vo n 500 k g /cm 2. N ach dem E rg eb n is d er D ruckproben h ä tte für alle B au teile d e r g ew ö h n lich e O p p e ln er P o rtlan d z em e n t v e rw e n d e t w e rd en k ö n n e n ; nach d en B estim m u n g en ist jed o ch für h o ch b ean sp ru ch te B a u teile, w ie h ier b e i d en A u flag ern u n d F u ß w eg k o n so len , h o c h w ertig er Z em en t v o rg esch rieb en . Die A b b in d ezeit d es h o ch w ertig en Z em en te s „Z enith II“ b e trä g t 9 Std. 25 M in. un d der E rh ärtu n g sa n fan g 4 Std. 5 M in. (g e g en ü b e r 4 Std. 25 M in. b eim P o rtla n d zem ent). D er „Z en ith II“ is t also noch kein S ch n ellb in d er.
Die B eton- un d Z etn en tp rü fu n g e n w u rd e n im L ab o rato riu m des W erkes G roschow itz d e r O b e rsc h le sisc h e n Z e m e n tin d u strie a u sg e fü h rt, das m it d en h ierz u erfo rd erlich en E in rich tu n g en m u sterh a ft a u s g e rü s te t ist.
D er e i s e r n e Ü b e r b a u w u rd e vom lin k en U fer h e r stü c k w e ise in L ängen von zw ei F e ld ern = 13,32 m u n te r Z u h ilfen ah m e e in e s P o rta l
k ran es u n d von S ta n d b äu m en z u sa m m en g e se tzt (A bb. 8 u. 9). N ur die le tz te n T eile für die re c h te Ö ffnung w u rd e n vom re ch ten U fer aus a n g efahren. M ittels L oko m o tiv w in d en w u rd e n die T räger auf n ied rig e W alzenw agen g e s e tz t u n d auf ein e r aus H -P ro file n b e s te h e n d e n R ollbahn durch die K ran w in d e vom lin k en U fer h e r auf die B rücke g e zo g e n . Zum A ufrichten d ien te n dan n w ie d er S ta n d b äu m e . D as H inaufschaffen,
A bb. 8. M o n tiere n des eisern en Ü b e rb a u e s (m ittle rer Teil).
D er V o r s a t z b e t o n d e s S tro m p feilers w u rd e g leich zeitig m it dem In n en b eto n h o ch g ezo g en .
D ie B e t o n d r u c k p r o b e n , d ie w ä h ren d d es B eto n ieren s h e rg e ste llt w u rd en , e rg ab e n für das M isc h u n g sv e rh ältn is:
1 : 4 (h o ch w ertig er Z em en t) nach 28 T agen 252 kg/cm - 1 : 5 (N o rm en zem en t) . 28 „ 129 1 : 6 (h o c h w ertig er Z em en t) „ 28 „ 217 „
1 : 7 (N o rm en z e m e n t) 28 118
A bb. 9. M o n tieren d es eisern en Ü b e rb a u e s (Schiffahrtöffnung), rech ts d e r N o tste g .
A u fstellen u n d E in p assen d er Q u e rträ g e r g esch ah auf g leic h e W eise.
N achdem die ein z eln e n M o n ta g estö ß e v e rn ie te t w o rd en w a ren , w u rd e die B rücke an d en sechs A u flag erp u n k ten so w e it a n g e h o b e n , b is sä m tlich e U n te rstü tz u n g e n frei w u rd e n , u n d d a n n a b g ek lo tz t. D as K lo tzlag er w ar aus d e n a lte n Q u e rträ g e rn g e b ild e t, d ie in e rfo rd e rlic h e L än g en z e rsc h n itte n u n d d u rch C - u n d F la ch e isen u n d B olzen fe st z u e in em G a n z e n z u sa m m en g e sc h ra u b t w aren . (W ährend d e s A b s e n k e n s w u rd e n
7 3 6 A l b r e c h t u. K e m p f e r t , Bau d er J a h rh u n d ertb rttc k e in O p p eln O./S. DIE BAUTECHNIK F ach schrift f. d . g es. B au ln g en lcu rw esen
die V e rb in d u n g se is e n e n ts p re c h e n d d e n H öhen der S ta p ellag en ab g eb ran n t.) Am S tro m p feiler w aren die H a u p tträg er durch E ic h en h o lzstem p el un d E isen a u sg e ste ift w o rd en , um ein V erb ieg e n der G u rtu n g en zu v erh ü ten . Z u n äch st w u rd e n nu n die M o n ta g e q u e rträ g e r, 1 4 5 , die etw a alle 6,60 m die n eu e B rücke auf die L än g strä g er des alten Ü b e rb au e s a b stü tz ten (s. A bb. 8), durch die K ranw inde nach dem lin k en U fer h in h erau sg e z o g en . G le ic h ze itig w u rd en die noch teilw e ise b e ste h e n d e n Q u e rv e rb ä n d e des a lte n Ü b e rb au e s vom rech ten U fer h e r folg en d h e rau sg e b ra n n t, darauf d ie a lten L än g sträg er von ih ren K lotzlagern a b g e h o b e n u nd in d a ru n te r b e re itlie g e n d e P rah m e h in ab g e lassen . D ieser V org an g nahm n u r w enige T ag e in A nspruch. Die L än g sträg er der a lte n Schiffahrtöffnung m it 21 m L änge w u rd e n vor dem H in a b la ssen in zw ei T eile zersch n itten , indem m an d ie T räg er in d er M itte d o p p e lt an den H a u p tträ g ern d er neuen K o n stru k tio n aufhing. D arauf ließ m an je d e n Teil für sich in ein en Prahm h in ab . W äh ren d d es A u sb au es d ieser T eile m u ß te die Schiffahrt auf e in en h alb e n T ag g e sp e rrt w e rd en . N ach v o llstä n d ig e r B eseitig u n g der M o n ta g erü s tu n g w u rd e die Brücke um rd. 1,40 m g e s e n k t u nd auf die L ager ab g esetzt. D as S en k en d er B rücken g esc h ah m ittels P re ssen von 100 t z u lä ssig e r B elastung. G e se n k t w u rd e g leic h m ä ß ig von 10 zu 10 mm, s p ä ter um je 20 m m . G eeic h te S täb e erm ö g lich ten ein e g e n au e K ontrolle d es S en k v o rg an g es, der in sg e sa m t drei T age erfo rd erte. Da die Brücke w äh ren d d es S en k en s um 15 mm nach dem lin k e n U fer g e w a n d e rt war, v e ru rs a c h t d urch die h ö h ere Lage des rech ten E nd au flag ers, w u rd e sie nochm als leich t a n g eh o b e n u n d zu sa m m en m it d e n L agern in die richtige L age g eb rach t, w o b ei g leic h ze itig g erin g e H ö h e n u n tersc h ied e au sg eg lich en w e rd en k o n n ten .
T rotz d er g e w äh lten v e rh ä ltn ism ä ß ig se h r g erin g en B auhöhe h a lte n sich die D u rch b ieg u n g en noch in n erh a lb d e r z u lä ssig e n G ren zen (für V er
k e h rslast 1/660). Die D u rchbiegungen infolge E ig en g ew ich ts, die durch e n ts p rec h en d e Ü b e rh ö h u n g d es M o n ta g eg e rü stes au sg eg lich en w urden, sind auch durch M essu n g en an d e r Brücke fe stg e s te llt w o rd e n ; h ierb ei e rg ab sich ein e g u te Ü b e rein stim m u n g m it d en erre c h n e ten W erten , ein B ew eis dafür, d aß die B rücke sich in sta tisch e r H insicht en tsp rech en d d e r th eo re tisch e n B erech n u n g v erh ält.
Infolge d er g e rin g e n B au h ö h e e rw eist sich die Brücke n atu rg em äß u n te r d e r E inw irkung d e r V e rk eh rslaste n als v e rh ältn ism ä ß ig „ w eich “.
Im m erhin sc h e in t das g e w äh lte V erh ältn is zw ischen B auhöhe u n d S tü tz w eite in R ücksicht auf die sich u n ter d e r E in w irk u n g d e r V erk eh rslasten z eig en d e n S ch w in g u n g en noch z u lässig zu sein, w obei die ra h m e n artig e V erb in d u n g d er Q u e rträ g e r m it den H a u p tträ g ern un d die dazw ischen g e w isse rm aß e n starre F ah rb a h n d ec k e im g ü n stig en S inne, d. h. däm pfend, auf d ie Sch w in g u n g en einw irkt.
An H a u p t m a s s e n sind b eim B au d e r Brücke v e rw en d e t w o rd e n : rd. 500 m 2 e isern e S p u n d w an d K rupp II,
rd. 200 m 2 e isern e S p u n d w an d K rupp III,
1012 m 3 B eton für die W id erlag er einschließlich der F lügel u n d des S trom pfeilers,
233 t St 52 für die H au p tträ g er,
151 t St 37 für das F a h rb a h n trä g e rg e rip p e , 41 t Z o reseisen Nr. 11,
rd. 12 t M o n iereisen ,
rd. 770 m 2 Isolierung (B itu m en g ew eb ep latten ), rd. 580 m 2 G ran itk lein p flaster I. K lasse,
rd. 520 m 2 G u ß asp h alt für die F uß- u n d K utsch ersteig e.
Die G e s a m t k o s t e n der Brücke b e tra g en einschl. d e r B au leitu n g s
k o sten usw . rd. 355 000 RM (hierin sin d die K osten für die städ tisch en V erso rg u n g sleitu n g en und die P o stk ab el nicht m it einbegriffen). Da die g e sa m te L änge d e r Brücke von M itte zu M itte E n d au flag er i. M. 109,80 m, ihre B reite 10,28 m i. L. zw ischen d en G e län d e rn b e trä g t, die G ru n d fläche also 109,80 • 10,28 = 1129 m 2 ist, so e rg ib t sich ein Preis von 355 000 :1 1 2 9 = rd. 315 RM je m 2 d er fertig en Brücke.
Die K o s t e n des B rü c k en b au es, d er als N o tsta n d sa rb eit au sg e fü h rt w o rd en ist, w u rd e n g rö ß te n te ils aus d er so g e n a n n te n „w erteschaffenden A rb e its lo s en fü rso rg e “ (320 000 RM) b e z a h lt; d e r R est d e r K osten w u rd e vom P reu ß isch en S taat ü b ern o m m en .
6. A u s f ü h r e n d e F irm e n .
D ie B eton-, T iefbau-, P fla ster- u n d A sp h altarb e ite n w u rd en von der B eto n - u n d M o n ierb au A G , B erlin, u n d B äum er & Lösch, O p p eln , ln A rb eitsg em ein sch aft au sg e fü h rt. D er e isern e Ü b e rb au ist von den V e r
e in ig ten O b ersch lesisch en H ü tte n w e rk e n G leiw itz, W erk D o n n ersm arck h ü tte, H in d e n b u rg O ./S. a n g efe rtig t u nd a u fg e ste llt w o rd en . F ü r die übrig en A rb eiten (F ah rb ah n iso lieru n g , A nstrich usw .) w urden o b e rsch lesisc h e G e sch äfte h e ran g e z o g e n .
S a c h b e a rb e ite r in h o ch b a u te c h n isc h er H insicht w ar Reg.- u nd B aurat L e h m a n n von d e r R eg ieru n g in O p p eln .
M it d e r ö rtlich en B au le itu n g w ar eine für d en U m b au d ieser Brücke e rric h te te B a u ab teilu n g b e tr a u t, w ä h ren d die O d e rstro m b a u v e rw a ltu n g in B reslau die A ufsicht als M itte lb e h ö rd e im A ufträge d es P reußischen M in isteriu m s für W irtschaft un d A rb eit a u sü b te,
A bb. 10. N eu e J a h rh u n d e rtb rü c k e von oberslrom .
Das f e r t i g e B a u w e r k ist in d e r G esam tan sich t in A bb. 10 von o berstrom h e r g e se h e n d a rg este llt.
7. S c h w ie r ig k e ite n b e i d e r B a u a u s f ü h ru n g .
Bei d e r G rü n d u n g d e s lin k en W id erlag ers u n d des Strom pfeilers sp rangen ein e R eihe vo n S p u n d b o h le n au s d en S chlössern, da sie den b e so n d e rs beim S tro m p feiler a u ftre te n d e n H in d ern issen (Pfähle e h e m alig er B rückenjoche) nich t g e w ac h se n w aren . N achdem von außen und in n en te ilw e ise g a n ze K asten (Abb. 11), teilw e ise E in z elb o h len n a ch g esch lag en u n d a u ß e rd e m von in n en die S chlitze m it S ch n ellb in d er z u b e to n ie rt w o rd en w aren , g e la n g es nach m eh rm alig em V ersaufen der B au g ru b e, sie so w e it d ich t zu b e k o m m e n , daß m it dem E in b rin g en des P ritsch en p flasters u n d dem B e to n ie ren b eg o n n en w e rd en konnte. Auch so n st sch ien en die v e rh ältn ism ä ß ig schw achen S p u n d b o h len (Profil 11) den an sie g e stellte n A n fo rd e ru n g en nich t ganz g ew ach sen zu sein , da es nich t m öglich w ar, d ie B ohlen bis auf die S ollticfe h e ru n te r
zu sch lag en , die d a h er um 0,80 m h ö h e r g e le g t w erd en m ußte. Um ä h n lich e S ch w ierig k eiten b eim re ch ten W id erlag er zu v erm eid en , w u rd e h ier ein stä rk ere s Profil (K rupp III) g ew äh lt, das sich dann auch g u t b e w ä h rte .
Infolge früh e in s e tz e n d en stark en F ro stes m u ß ten die P flasterarb eiten u n terb ro ch en w erd en . Auf D rängen d e r A n lie
g er u. ä. w u rd e n dan n d iese A rb eiten tro tz d es F rostes fe rtig g es te llt, un d zw ar m it v erh ältn is
m äß ig g erin g en M eh r
k o s te n , die vo n d e r B au h errsch aft g e tra g en w u rd en . S ch w ierig k e i
ten m achte h a u p ts ä c h lich das A b ra m m e n , da die S a n d b e ttu n g infolge d e r A u sk ü h lu n g von u n ten her tro tz m eh r
täg ig e n T au w ette rs nicht
au ftau te. Es w u rd e n d a h e r ü b e r die g a n ze B rü ck en b re ite in zw ei Reihen h in te re in a n d e r K o kskörbe v erte ilt, N achdem die H itze etw a 5 Std. auf das P flaster e in g ew irk t h a tte , ließ es sich g u t ram m en . M it dem F o rt
sc h reiten d e r R a m m arb eite n w u rd e n die K okskörbe v e rsetz t. Um ein W ied erg efriere n in fo lg e d e r N ach tp au se zu v e rh in d e rn , w u rd e n die R est
arb eite n in einem A rb e its g an g d u rc h g efü h rt. So g e la n g es in zw eitäg ig er A rbeit, rd. 90 m 2 K lein p flaster zu se tze n u n d rd. 350 m 2 abzuram m en.
Die M eh rk o sten b e tru g e n rd. 350 RM ein sch ließ lich M aterial und aller N eb en k o sten . Bei ein em E in h eitsp reis von 6,37 RM m2 b e d e u te t das eine P re ise rh ö h u n g vo n rd. 15 % j e m 2 für d ie in F rage k om m enden Flächen.
D as S p ren g en d e r a lte n P fe ile r m u ß te u n te r v ersch ie d en e n V e rh ält
nissen v o rg e n o m m en w e rd en . D ie L ad u n g e n w aren b e i allen P feilern g leich stark. Die d rei P feiler d e r S tro m ö ffn u n g w u rd e n b e i g e stau tem W asser g e sp ren g t. Infolge d er a u fg eb ra ch ten K iefernzw eige un d S an d säcke (als A b w eh r g e g en S p ren g flu g stü ck e) u n d hau p tsäch lich d es sie u m g e b e n d e n W asserp o lsters h o b en sich die M au e rw e rk sk ö rp er u n te r der S p ren g w irk u n g n u r um e tw a 50 cm u n d sa n k en dann in sich zu sa m m en . D ie P feiler d er lin k en S tro m ö ffn u n g w u rd e n b ei a b g elasse n e m Stau und stark em F rost g e sp ren g t, als sie von dickem Eis, das sich h ier au fg etü rm t h a tte , u m g eb e n w aren . O b w o h l auch d iese P feiler w ie die a n d ere n g u t a b g ed e ck t w aren, w ar d ie S p re n g w irk u n g e in e ä u ß erst h eftig e. G lü c k lic h er
w eise w irk ten die L ad u n g e n sch räg nach ob en , in R ichtung d es k lein ste n W id e rstan d e s, so d a ß die Brücke w e ite r nicht in M itle id en sch a ft g e zo g e n w u rd e. D en le tz te n P feiler h a tte m an noch w ä h re n d d es S ta u es m it d e r P icke a u sg e h ö h lt, um bei a b g elas se n em Stau die S e ite n w ä n d e ab b rec h en zu können. S chließlich m u ß te m an d ie A rbeit e in s te lle n , da im m er W ieder W asser e in d ra n g u n d die u n te re n Schichten h ä rte r w u rd e n , un d
A bb. 11. H ilfssp u n d w an d zum A bdichten d es S p u n d w a n d k a ste n s am lin k en W ider
lag e r.
