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Die Zukunft, 26. Juni, Jahrg. XXIII, Bd. 91, Nr 39.

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still-hden 26.Juni19153

Herausgehen

Maximilian Kardew

Inhalt:

passiert-mag..........................

Iellsstanxeigtm VonTons Schwabe undKaktJentfch ....... Emilkailzenau

Uachdruck verboten.

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Tisch-eintjeden Sonnabend Preisvierteljährlich5Mark,die einzelneNimm-er50Pf.

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Berlin.

Verlag der Zukunft WilhelmstraßeZa.

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Berlin, den 26.Juni 1915.

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Patriotismus.

Sommers Anfang.

MärPatriotismus verdirbt dieGeschichte.Wiewenig enthält

,, auchdieaussührlichsteGeschichteeines Volkes,wenn man siedem LebendiesesVolkes vergleicht!UndvondemWenigen- wiewenig ist wahr!Und istvondemWahren irgendetwasüber allenZweifel hinaus?Nicht Alles,was uns alsGeschichtedar- geboten wird, ist wirklichgeschehenzwaswirklich geschehenist,Das ist nicht so geschehen,wieesdargebotenwird;und wasso geschehen ist,Das istnur einjGeringes von demüberhaupt Geschehenen.

SirWalter Naleigh warfdasManuskript seinerGeschichteins Feuer,weilerAugenzeugeeines Vorganges gewesenwar,den andere Augenzeugen, voneinander abweichend, auchganzanders erzählten,alserselbst ihn wahrgenommen hatte.Datratihmder Gedanke,daßeskeineWahrheitin derGeschichte gebe,indie Seelezund sogleichfaßteerinseinemUnmuthdenEntschluß,nicht fernerzurErhaltungundVerbreitung desTrugesmitzuwirken.

Wirbekommen stetseinunwahres, einverzerrtes,einschiefesund falschesBildvondersrüherenWelt-Was derHistorikerfür Wahr- heit hält,istesnur für ihn.Jederhatnur seineeigeneWahrheit.

Diemathematische Wahrheitaber ist fürAlledieselbe. Ein großer TheilderGeschichte ist nichtsweiter alseinKlatsch.Mir scheint, daßFaustRechthabe: ,Wasman denGeistderZeitenheißt,D-1s istimGrund derHerreneigner Geist,indemdieZeitensichbe-

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372 DieZukunft

spiegeln.«Juden,Griechen,Römer haben ihreund der anderen VölkerGeschichtenicht unparteiisch vorgetragen, alsoverdorben- Das thun auchdieDeutschen-Der Patriotismus verdirbt die Ge- schichte.DemVaterland könnennichtAlle aus gleiche Weisedienen.

Jederthue seinVestes,je nachdemGottesihmgegebcntJchhabe es mireinhalbesJahrhundert lang sauergenug werden lassen.

Jch kannsagen, daß ichindenDingen,die mir dieNaturzumTags werkbestimmt hatte,TagundNachtmirkeineRuhegelassenund keineErholunggegönnt,sondernimmer gestrebtundgeforschtund gethanhabe,so gut undsovielichkonnte. Wenn Jedervonsichdas Selbe sagen kann, sowirdesum Allegut stehen. Währendder Befreiungskriege ging ichinmeinem Wesen fortundsuchtezuer- halten,zuordnen, zubegründen,imGegensatzzu demLaufder Welt.Auch nach außensuchte ichdie zuHaus gebliebenen(nichtins Feld gezogenen) Freunde derWissenschaftundKunst aufzufor- dern, daßsiedas heiligeFeuer,welchesdienächsteGeneration sonöthighaben werde, erhalten mögen,und wäre esauchnur unter derAsche.JndemGerede über meineHaltunginjenerZeit fühle icheineneue FormdesaltenHasses,mitdemman mich seit JahrenverfolgtundmirimStillen beizukommensucht.Jchbin Vielen einDorn imAuge,siewärenmich,Alle,sehrgernloszund daman nun an meinTalent nicht rühren kann, sowillman an meinenCharakter. Bald soll ich stolz sein,baldegoistisch,baldvoll Neid gegen junge Talente,bald inSinnenlust versunken,bald ohneChristenthumzund nun endlichgarohne Gefühl fürmein Vaterland und meine lieben Deutschen.EindeutscherSchrift- steller:eindeutscher Märtyrerl Undwenn nochdiebornirte Masse höhere Menschenverfolgte!Nein: einVegabterundeinTalent verfolgtdas andere. Jedersucht denAnderen schlechtund verhaßt zumachen:dadochzu einem friedlichen HinlebenundHinwirken dieWeltgroßundweitgenugistund Jederschonanseinemeigenen Talent einenFeindhat,derihmhinlänglichzuschaffenmacht.Mit demNationalhaßistes eineigenesDing.Ausdenuntersten Stufen derKultur werden Sie ihnimmer am Stärkstenund Heftigsten finden. Es giebtabereineStufe,woerganzverschwindetund woman gewissermaßenüber den Nationen stehtund ein Glück oder Weh seinesNachbarvolkesempfindet,alswäre es demeigenen begegn·et.DieseKulturstufewarmeiner Natur gemäßundichhatte

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-P.:trio:ismus. 373

emichdarin lange befestigt, ehe ichmeinsechzigstesJahr erreicht hatte. Alle PfuschereihasseichwiedieSünde; besondersdie PfuschereiinStaatsangelegenheiten, woraus für Tausende und Millionen nichtsalsUnheilhervorgeht.Was heißtdenn: sein Vaterland liebenundpatriotischwirken? Wenn einDichter sein Leben lang bemühtist,schädlicheVorurtheilezubekämpfen,eng- herzige Ansichtenzubeseitigen,denGeist seinesVolkes aufzu- klären, dessen GeschmackzureinigenunddessenGesinnung-sund Denkweisezu veredeln: was sollerBesseres thunundwiesoller patriotischer wirken?« AlsosprichtGoethe.Noch verglühtdie Sonne,unter der, auf deutscher Erde, LessingdenPatriotismus seine heroischeSchwachheitgenannt und Herder gezürnt hat:

,Nationalstolzist ungereimt,lächerlichundschädlich.«Schonaber hat,zehnJahrevorBonapartes EinbruchinDeutschland,eheim Thal,inderNiederung der»bornirtenMasse«,die nationale Stimmung, Gesühlsspannungentstand,dertrefflicheJüngling, DenGoethe bedeutsam Hermann heißt,indieHeimath gerufen- ,,Dem istkeinSinn indemHaupte,dernich-iumsein eigenes

. Wohlsich

Und um desVaterlands WohlindiesenTagenbekümmert.

Ja, mir hatesderGeistgesagt und iminnersten Busen Regt sich Muth undBegier,demVaterlande zuleben Und zusterben undAnderen einwürdiges Beispielzugeben.

Wahrlich, wäredieKraftderdeutschen Jugend beisammen An derGrenze,verbündet, nicht nachzugehen den Fremden, Osie sollten uns nichtdenherrlichenBoden betreten Und vor unserenAugen dieFrüchtedesLandes verzehren,

’Aicht den Männern gebieten und rauben" ...VonWeiberhierausundMädchen!

Geh’ ich geradindieStadt undübergehedenKriegern Diesen Aer unddies Hierz, demVaterlande zudienen ..

Denn eswerden noch stets dieentschslossenenVölker gepriesen, Diefür Gott undGesetz, für Eltern, Weiber undKinder Stritten und.«gegendenFeind zusammesnstehenderlag-en«

Jünglingsüberschwang?NochsprichtvonderLippeder in West erwachsenen Menschen stolzesVolksbewusztseinlauter als vondeutschenVurke: »AusdemHeimathbodenquilltunsSüße, die keines Dichters Kunstuns vorzuzaubernvermag. Hinterder Kindesliebe zu denEltern,demstärkstenNaturtriebundSittlich- ckeitinstinkt,kommtsogleichdie Liebe zum Vaterland. JedesWesen

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374 DieZukunin

liebtseineBrut,das vonihmund ausihm Geschaffene,jedesaber- auchdenOrt,woesgeboren,dasHeim,worin esgehausthat,die Weide,aufder esgraste,dieWildniß,durchdie esstreifte.Dieser- Trieb istunausrodbar, erhaftet tiefimGedächtniß,löst sichnie-- ganzausihmundbindet dasGeschöpffestandasLandfeinerGe-- burt." Canning: »StärkeralsallesStreben nachBesserungdes- polisischen Zustandes,sostarkwieirgendeinanderer Naturtriebs istdieLiebezumVaterland. Ob wirslobenodertadeln: esist- Undwirdürfen wohl nichtdarüber klagen, daß überall,woEr- oberereinbrachen,dieersteErwägung derUeberfallenennichtwar,.

ob dieVerfassung ihresLandes gutoderschlechtsei, sondern,ob- derAltar,an demsie gebetet,das Haus,indemsiegewohnt,die- Gruft,indiesie ihreEltern bestattet haben, entweihtundfremder Gewalt unterthan werden solle.« Nousseam »DieGewohnheit,.

die ausnationalen Einrichtungenund Sitten entstehtundein«-Volk vonjedem anderenunterscheidet, ist nichtzuentwurzeln;undaus ihr sproßtdieBaterlandliebe,diejeden Bolkstheil inderFremde, auchunter Genüssen,dieihmdieHeimathniebietenkonnte,von Heimweh siechwerden läßt« Lamartine: »DenVölkern istdie in- nere Freiheitnicht so wichtigwiedieWahrungder Nationalität..

DieFreiheit ihrerStaatseinrichtung werden sie eher opfernals Namen undScholle.«Rückerts Weisemistnur derHimmeldass Vaterland. Fichteruft,vor feinemTagvonDamaskus: »Mögen.

dieErdgeborenen,welchein derScholle,demFluß,demBergihr Vaterland anerkennen, Bürgerdesgesunkenen Baterlandes blei- ben:siebehalten,was siewollenund wassiebeglückt;derfonnens verwandte Geistwirdunwiderstehlichdahingezogenwerden und-- sich wenden,woLichtundRecht ist.Und indiesemWeltbürgers sinnkönnen wirdannüber dieHandlungenundSchicksaleder- Staaten uns vollkommen beruhigen,füruns selbstundfür unsere- Nachkommen,bisandas EndederTage.«Aus denReden (des von Bonaparte undvonCensorseifer Empörten)andiedeutsche- Nation pochteinschnellerer Puls;schmetterteinLerchenlied.

Jnderberliner Akademie derWissenschaftenhat,einHalb-- jahrhundertnach GoethesTod,EmilDu BoissReymond gesagt:

»BeivielengeselligenThieren,von denBierhändernbisin die- ReihenderWirbellosen, findenwiretwas demStammgefühl Aehnliches,wenn esauchnurim ZusammenhaltenderJndividueru

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Patriotismus 375 DerselbenGesellschaftundinFeindsäligkeitgegennichtdazuge- hörige sich äußert. Rothe Ameisenrauben diePuppen kleiner

«-schwarzerAmeisen,umsieals Sklaven großzuziehen,welcheihnen dieHausarbeit verrichten.Ameiseneines Baues begrüßenlieb- kosend ihre lange abwesendenGenossenundfallen wüthendüber die eines anderenBaues her,diesichzuihnenverirren.Nichtviel anders gehtesbeirohenVölkerschaftenzu. Werkönnte danndie Grenzeziehen zwischendenEmpfindungeneines Steinmenschenis --häuptlingsbeimKampf seiner Hordeum einenJagdgrund oder eineAusternbank unddenenRostoptschins,alserMoskau bren- nen sah2Niederen Ursprunges,wie viel desHöchsteninuns,wird sin demsich selbersteigerndenEntwickelungprozeßderMenschheit dasNationalgefühlzu einer dermächtigstenTriebfedernunserer Handlungen.Das römischeNationalgefühlistdie Karlkatur des -hellenischen.VonseinemerstenAuftretenansehenwirdasNömers volkkrankhafterregt.Jnkeinergewonnenen Stellungkommtes zuRuhe,um infriedlicher Gemeinschaftmitanderen Völkern an sderArbeit fürdieMenschheit sichzubetheiligen.Angriffskriegist sein natürlicherZustand; unersättlicheHerrschsuchttreibt es,seine Waffenweiter und weiter zutragen,umden Kreiszuvergrößern, aus welchemesseineRaubgierbefriedigt. EsisteinZeichenguten Sinnes unsererKnaben,diewir,sonderbarerWeise,inBewuns derungdesNömerthumes erziehen, daß,wieSchulmännerbe- merkten, stets ihrHerz mithannibal unddenTöchternKarthagos ist,dieihre FlechtenzuBogensehnenimletzten Kampf abschnei- den.WievielAchtunginihrerfurchtbaren Folgerichtigkeitauch sdiePolitik einflöße, welcheKarthagoschleift,wiesehrauchdieauf sovielenanderen hingewürgtenNationalitäten errichteteRömer- größeblende,endlich, welche Dienste auchdie Römer nebenher und,man kannsagen, unwillkürlichderMenschheitleisteten:das .,Turegere jmperjo populos, Romane,mementck istaus jenemzum Wahn verkehrtenNationalgefühlgesprochen,wieesdieGeschichte unsererZeitwiedergesehenund alr-Chauvinismus gebrandmarkt hat.JmachtzehntenJahrhundert treffenwirhier, inVerlin, Fried- richsTafelrunde,an derSpitze dieserAkademie denFranzosen Maupertuis, späterdenPiemontesen Lagrange; inParis, eine literarischeRolle spielend,die DeutichenHolbachundGrimm,den Aeapolitaner Galiani. Philantvropie warddieLosungderZeit;

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376 DieZukunft»

DerKosmopolitismus, zurLehre erhoben, öffneteallenVölkern- dieArme. Dassdeutsche VolkimGanzenbliebnational wiepoli- tischgleichgiltig; unddiedeutscheLiteratur derklassischenPeriode-- ist gerade einzig dadurch, daß sieallenVölker-stimmengelauschtz in, allenTönen sich versucht,inhellenischemSchönheitsthausich- gesundgebadetUnd mitShakespearesGenius Umgang gepflogen hat.,Jhr unermeßlichReich istderGedanke«;undnichts verfehl- terund widerwärtigerzugleichals dasBestreben ungebildeter- Agitator-en, SchillerzusichinsParteigewühl herabzuzerrenund ihnwegeneinigeraus derdramatischenSituation hervorgegan- genen Schlagwörterim,Tell«,denen eineMengeanders kiinsi gender entgegensteht,zumnationalen Dichterim Sinn desWor- tesauszubauschen.Nationaler Dichterwar er,ja:aber sofern- Weltbürgerthumdas echtedeutscheNationalgesühlistWährends Deutschland sichinkosmopolitischenTräumenwiegte,bereitetesich jenseitsdesNheines derUmschwungvor, derdasNationalgess fühlauslangeZeitzumwichtigstenHebelderWeltgeschichtemachen.

sollte.Ueberall indemVom ersten AapoleonzertretenenEuropa erhoben sichdie Völker imNamen desmißhandeltenNational- gesühles.DieGeschichtedesneunzehntenJahrhunderts war die- Geschichtenationaler Kämpfe,aus denen Hellas,Velgien,Uns- garn, Jtalienunddasneue Deutsche Reichalsnationale Staa- tenhervorgingen.EinGefühl,dassolcheThaten vollbringen hilft, ist sichereinederhöchstenmenschlichenNegangewDieses Gefühl hatdasGroße,daßes zuopfersreudiger Hingabebis indenTod spornt;eshatdasSchöne, daßvomValastbiszurHüttejeder nichtganzverwirrte Sinnsichzuihm bekennt;eshatdasEdle, daß esGehalt undWürde auchdemniedersten Dasein verleiht.Wie derAhnenstoiz,kannderNationalstolzin lächerlicheAufgeblasen-- heit ausartenzdenn mitsremdenFedernsichschmücken,istalbern.

AbergleichdemAhnenstolzrichtet auchderNationalstolz andie- EinzelnendieForderung,hinzugehenundDerer sich würdigzu zeigen,mit derenVerdienst sieprangen. Fraglichist aber,ob dies erhebende Wirkung,die dasNationalgesühl auseinen Theildes Volkes ausübt, nicht durchdenSchaden überwogen wird,denes stiftet,indemes zurUeberschäßungdereigenen,zurUnterschätzung der fremdenVorzügeverleitetzunddieneuste Geschichtelehrthins reichenddiebedenklichen FolgensolcherVerblendung. Wiedie

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Vatriotismus. 377

VervollkommnungdesEinzelnennichtdamitanfängt,daßerseine Vortrefflichkeit sichgegenwärtighält,sondern damit, daßerseine Fehler begreift,soistesauch füreinVolk eingefährlicherZustand, demNarcissus ähnlichinSelbstbewunderungzuversinken. Prak- tischwieethischwar demheutigenZustandderDeutschenderZu- standvorzuziehen,dasie nochgernin vielen StückenihreUnter- legenheitzu bekennen pflegten.Gerade,weilsiedieVorzügean- dererNationen bereitwilllg anerkannten, gelang ihneninman-s . chenFällen,dievon Natur ihnen versagten Vorzüge durchge- wissenhafteArbeit sich anzueignen. Gerade darum heimsten sie, wieeineifrigesVolkvon Bienen,aussden Blüthenfelderndes Menschengeistesin allenZeiten undbei allen Völkern denHonig, ein. Gerade darum waren sieDeutsche; undwer ihneneinreden.

möchte,daßsievonanderen Völkern nichts mehrzu lernen haben-.

leistet»ihneneinen schlechten Dienst. DerZustand Europas, in welchemdie Nationalitäten einander gereiztgegenüberstehen,ist einfach barbarischz ihn herbeigeführtzuhaben,isteinederver- derblichsten ThatenderAapoleonidem Einenaus dermenschli- chenNatur fließendenzwingendenGrund sür.dieSpaltungder KulturmenschheitinlauterfeindsäligenBlickeseinander messende Aationalitäten giebtesnicht.Leideristvielleichter,zuentzweien, alszuversöhnen,vielschwerer,diegutenalsdieschlechtenSeiten dermenschlichem-Natur aufzuregen. Und so langedie Völker den KampfumsDasein,stattmitgeistigen,mitleiblichenWaffenfüh- ren,wirddas Nationalgefühl derMassen demStaat,sür;den es eintritt,einefurchtbareKriegsmaschinebleiben. Eine Nation ohne Nation algefühl wäre,wieein, nachdemEvangelium,den anderen Backen darbietender Christ,zugut für diese bestedermöglichen Welten. Schlagenandere Völker anden SchildihrerNationalität, sowouenauchwirlautandenderunserenschlagenAberbleibenwir unsbewußtDessen,waswirthun. Suchenwir unsschwebendüber demKampfzuerhalten,zu demwir, unsererNatur nach,nur un- gernunsherbeilassen.Diese Stellungallein erscheint würdigder deutschen Nation,ihresidealen Sinnes, ihrerMäßigungund Unparteilichkeit,ihresangeborenen WeltbürgerthumesDasRa- tionalgefühlderGriechenwar unbewußter Kosmopolitismus, weilseine Zieleeinerlei waren mitderMenschheithöchstenZielen.

DasNationalgefühlderDeutschenistbewußterKosmopolitiss

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378 DieZukunft,

mus,weildie Deutschenvondergeistigen Höhe,ausdersiezu leben gewohntsind, ringsumweitindie Welt schauen«

« Sodurfte,aneinemFeiertagdersichtbarstendeutschenAkade- mie,inderHauptstadt dessiebenjährigenReicheseinKeltesprechen, deramzwanzigstenJuli1870,amMor-gennachFrankteichsKriegs- erklärung, seineVorlesungmitdemSatzbegonnen hatte:»Ver- gessenSie,daßich einenfranzösischenNamentrage,undlassenSie uns andieArbeit gehen.« Deerick desNaturforschers undAn- thropologen sahden QuelldesGefühles (das,inneuerFärbung, demnichtpolitischEmpfindendenjungscheinen mußte)inderZeit, daRousseau denPariserndieRömertugendpries,dieGracchen undScipionenwieder indie Mode kamen,die Männer desrevo- lutionären Schreckens1792 einVolksheer(levåeenmasse)ausder Erde stampftenundBonaparte von dieserEmpfindensströmung denGangseines Glücksfchisfesfchleunigenließ.DieMitwirkung desWehrftandswandels, Dessen,wasFeindschaft heute»Mili- turismus«schiltundalsdeutschenBodens Gewächsächten will, hatDuBois kaumnach Gebühr ermessen. Gewiß ist,das3Deutsch- land nichtdieHeimath dieses Wandels war. Danton hatte,zum ersten Mal, die Nation zu denWaffengerufen. »Handelt,Bür- ger!Das HeilderRepublikfordertThat, nichtRedr. Wirmüssen denFeindschlagen;dann istZeit,denMeinungstreit derBürger auszufechten.Die unsvernichtenwollten,werden dieNational- schuldzutilgenhaben. UntergangdemFeind!WerzurRettung desgefährdetenVaterlandes seinenDienstweigert,isteinerbärm- licherVerräther.«DerTon war neu: wiederVersuch,alleKräfte derVolkheitdemKampfzuverpflichten,dersonst Söldnersache gewesenwar. Und ermußtedaWiderhallwecken,wovonden selben Kräfteneinanderes Volksthumgewürgt,vorderPforte seinesSchicksals,seinerEinheitzukunftinOhnmacht hingeworfen werden sollte. Nach Rapoleons SiegbeschwertVlücherdenjün- gerenScharnhorst, »füreineNationalarmee zusorgenzNiemano aufder Weltmußeximirt seini«Paragraph Einsin Scharnhorfts EntwurfzurVildungeinesReserveheereslautetdenn auch:»Alle Bewohnerdes Staatsgebietes sind dessen gebotene Vertheidis Eger.«DerOstpreuße,Kantschüler,OrganisatorundDichterVoyen mahnt: »Wehrhaft seiim ganzen Lande jederMann mitseinem Schwert,dennesziemetjedemStande,zuvertheidigenThronund

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Fpatriotismuss 3 79 Herd!«Der selbe stille Held führt,als derKorse nach Elba,ins sersteVerließ,gefchicktwordenistunddieMöglichkeiteneinesDeut- schenVundes geprüft werden,diewichtige Fehdegegen die Ab- sicht aufeineWehrverfassung,der,einem GemischausHeereseins richtungen Oesterreichs,Hannovers undderNheinbundesmächte, PreußenererbtesunderworbenesGutopfernfolle.,,Preuße-nkann seinen Standpunkt inEuropanurbehaupten,wenn esdiegrößere UebereinstimmungfeinerEinwohner,diebessere Bildung feines Adels undVürgerstandes aufdasKräftigstezu einem eigenen Kriegsfystembenutzt.Werdiesenationalen Vorzügeeineraugen- blicklichen Philanthropifchen Jdeeaufopfernwollte,wärenicht alleineinFeindPreußens,sondernerwürde auchdieWillens- pkrastvernichten, durchdiesichPreußenseitdemGroßen Kurfürs steninEuropahielt.« Boyen ist jetzt Kriegsminister. Grolmann, auchEiner aus Scharnhorsts engem Kreis, schafftdem General- stabdieVerfassung,diedenihm AngehörigendengesundenWechs selvonTheorieundPraxis, denEintritt in die Linieund die Rück- lehrin dieStrategenwerkstatt ermöglicht.Blücherkannjauchzen, inPreußentrenne keineGrenze mehrdenBürgersvomKrieger-

«s1and.Tieferlangt,bisandieWurzelderGewalt,dieheute durch denErdtheil braust,GneisenausWort: »Der dreifache Primat

»derWaffen,derKonstitution, derWissenschaftistesallein,der uns zwischendenmächtigerenNachbarn aufrecht erhaltenkann.«

Das Wehrgefetz,das FriedrichWilhelmder Dritte imSeptem- ber 1814unterzeichnet,verpflichtet,fastmit denselbenWorten,

dieScharnhorsts Genius an dieSpitzedesEntwurfes von 1807 gestellthat, jeden Eingeborenen zurVertheidigungdesVater- tandes. JederWehrfähigemußneunzehn JahrelangzumWaf- fendienstbereitsein undwirderstander SchwellederBierzigaus demZweiten LandwehraufgebotentlassenzdemLandsturm pflich- tig istallesirgendwie TauglichezwischenSiebenzehnundFünfzig.

JstdieLastallzufchwer?JnfeinemBuch »Vom Kriege«hatOberst NühlevonLiliensterngefordert,daßgeradein einem freienStaat jeder VlutstropfenEtwas vomEisengehalt desKrieges habeznicht eintotesWerkzeug,das manerstindcrNothstundeausdemWinkel hole,dürfedasHeerfein, sonderndergewaffneteArmdesStaates, eindcsseninneremLebenfesteingefügtcsGlieddesGemeinwesensz nur,wenn alleStaatsinstitutionen, alleWissenschaftundGesin-

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380 DieZukunft

nung zugleichvondenguten GeisterndesFriedensunddes Ki ie- gesdurchdrungensind,bleibendieerhaltenden Kräfte,Mulh,Ge- horsam,Ehrgefühl,demVolksleben völlig gewahrt.Als eineAuf- gabedes jungenJahrhunderts erkennt erdiese: »Die Heerezu.

nationalisirenund die Völkerzumilitarisiren.«DieFolgedes- Erachtens,an dessenZieldieBewältigung dieser Aufgabe lag,.

mußteeineSteigerung(auchinderTonstärke)desPatriotismus sein.Aus jeder Volksnolh recktsich, je nachdemKlima inver- schiedenemKleid,Dantons, Scharnhorsts, RühlesGedanke lnss Morgenlicht. JnPreußen schnarrterwohl manchmal lauter,als nöthig wäre; verzerrt sichfastnieaberinRuhmprahlerei, deren Abbild imNom desPiautus »Milesglorjosus«, imFrankreichder- Orleans unddesdritten Napoleon(nachdemRekruten aufden LithographienCharlets) »Chauvjn« heißt.Als derletzteBona- partevom Throngestolpert,sein Heer gefangen,verblutet oder noch inFestungeneingepferchtist,ruftGambetta allebrauchbaren Männer gutenWillens zu denWaffen. Schonvondiesem Auf- ruf, wähnter,wanktDeutschlandsZuversicht;»derVorn seiner Wehrkkaft ist beinahe erschöpftunderschreckt sieht es,wieunser überrumpeltes, schutzlosesLandimLaufvonvier Monaten acht- hundetttausend Mann aufdie Beine gestellt hat: währt dieser Willensaufwand fort,dannschlägtunserer (bisandieLoirevon deutschenTruppenbesetzten)RepublikdieStundederVefreiung.«

Das istdie Nedensart vongestern,von heute. »Kanonen!Mu- nition!«: Senalor Humbert.»Die Fahne derNepublik aufsFa- brikdachi«:SenatorVerenger. »Es-neSintfluthvonGranateni« :

Minister Llodeeorge Das ganzeVolk,das ganze Land soll, nicht mehreinedazu vorgedrillteKaste,dieKriegführung sichern.

Und damit es zusolcher Hingabe,JederzumOpfervonGut und Blutwillig werde, mußessichalsSonderheit empfinden lernen, inMeereswirbeln alseineJnsel,die anders istalsalles andere Eiland undvonkeinerKüste, nahenoderfernen,Lebensrettung zuhoffen hat.Jndas-Vaterland,demJederdenletztenHauch hingeben muß,schlägtdieFlammemiteinerBrunstgewalt, die alte Welten nichtkannten. JhrFlackerschein stiebt weithinüber die Grenzenundwinkt allesVerwandte, ZweigeundSchößlinge,in dieSchutzgemeinschaft.Volk, Stamm, Rasse:was zusammenge- hört, sollin unlösbare Einheitzusammenwachsen.Das Vater-

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den Bewußtseins die Vorstellung einer generatio aequivoca: un- sauber und komisch ; vaudeville, nicht mehr sonate mittätiun Des- halb: »Du nanntest den

Ich wollte nichts von mir schreiben, ich wollte Ihnen nur schlicht dafür danken, daß Sie mir noch vor Ihrer Ankunft in Wien geschrieben haben. Ich wollte Ihnen eine Antwort

Daß der immer wachsende Stoffkreis, den der Assessor be- lherrschen soll, eine lange Ausbildungzeit für den Referendar nothwen- dig macht, ist schon von anderer Seite gesagt

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Alsich den Vorgänger Eurer liebens- würdigen Majestät zum letzten Mal sah, sagte er, in Windsor, zu mir: ,Wenn Frankreich oder eine andere Macht jemals in Jhr Land einbricht, dann

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