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Technik und Wirtschaft : Monatsschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Jg. 12, H. 12

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TECHNIK UND WIRTSCHAFT

|flONATl<HR!FT DE! VEREINE! DEUTSCHER INGENIEURE» «REDAKTEUR D» M E Y E R

12 JAHRG. “ *DEZEMBER 1919 12 HEFT

ARBEITSRECHT UND ARBEITSVERFASSUNG*).

V o n P r o f . ADOLF GÜ NTHER.

I. B e g r i f f s a b g r e n z u n g e n .

Die Sozialpolitik, so w e it sie nicht m it den Sondergebieten des A rbeiter­

schutzes, d er A rb eiterv ersich eru n g und d e r W ohlfahrt im allgem einen zu tun hatte, schien sich lange Z eit hindurch -in dem Fragenkreise des A r b e i t s ­ r e c h t e s zu erschöpfen. Die A r b e i t s v e r f a s s u n g kam n u r als Teil der Betriebsverfassung in B etracht, folgte den bestim m ten Richtlinien, die für Groß-, M ittel- und K leinbetrieb, fü r kartellierte und kom binierte U nterneh­

mung von P rax is und T h eo rie entw ickelt w u rd e n ; eine eigene W issen­

schaft und P ra x is d e r A rb eitsv erfassu n g w ar erst in Anfängen gegeben. Im­

merhin n äherten sich T eilg eb iete a n d erer W issenschaften: d er angew andten Psychologie, d er E rnährungsphysiologie, d er Privatw irtschaftslehre und -Sta­

tistik und v o r allem d e r T echnik jenem K reise w enig b ek an n ter gesellschaft­

licher und w irtschaftlicher B eziehungen, d e r h eu te als »A rbeitsverfassung«

bezeichnet w ird. M an stellte m it H e r k n e r F reu d e und E rm üdung bei der A rbeit und, B ü c h e r folgend, ihren Rhythm us fest, man verfolgte die Entlöhnungsm ethoden, denen seit je ein erhebliches Interesse geg o lten hatte, über den B ereich des individuellen Falles hinaus. Die E rnährungslehre zeigte Zusam m enhänge zw ischen V erbrauch und A rbeitsleistung, die besonders in der K riegsw irtschaft w ichtig w urden, Forschungsinstitute beackerten S o n d er­

gebiete, z. T. nach In d u strieg ru p p en , z. T . nach sachlichen G esichtspunkten geschieden. Aus d e r P rax is d e r Fach- und Fortbildungsschule ergoß sich ein breiter S trom sozialpädagogischen V erständnisses, das zunächst dem jug en d ­ lichen A rb eiter, dann dem A rb eiter schlechthin galt. Die B erufberatung und Berufauslese tr a t, von technisch-experim entellen B em ühungen u n terstü tzt, in ihre Rechte.

A ber all dies und vieles andere b etrifft nur T eilerscheinungen der A rbeits­

verfassung, nicht den G esam tbereich dessen, w as u n ter diesen Begriff zweck­

mäßig zu sam m en g efaß t w ird, näm lich die T h eo rie und P raxis des Z usam m en­

a rb e ite n von M enschen m it M enschen bei d e r V erw endung von Sachgütern

S o n d e ra b d ru c k e w e rd e n a b g e g e b e n .

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A B H A N D L U N G E N

zum Zw eck d e r E rzeu g u n g und d e r B edarfsbefriedigung. Im W esen d e r »V er­

fassung« sch ein t das k o n stitu tio n elle M om ent zu lieg en , das b ei den heutigen E rö rte ru n g e n in den V o rd e rg ru n d g e rü c k t ist. D och w äre d a s eine zu enge U m schreibung des B egriffes, d e r th e o re tisc h in n erh alb d e s absolutistischen o d er des patriarch alisch en B etriebes nicht w e n ig e r am P latze ist als innerhalb d er sozialistischen P ro d u k tio n sg en o ssen sch aft. Ü b e rh a u p t soll m an die R echts­

form en, d eren sich das W irtsch a ftsleb en zu r E rzielung sein er Z w ecke bedient, zw ar nich t u n ter-, a b e r auch n ich t ü b ersch ätzen . An d e r U ntersdhätzung k ra n k te d e r m anchesterliche L iberalism us, zu r Ü b ersch ätzu n g n eig t d e r So­

zialism us in all seinen Spielarten. D ie R echtsform en d e r A rbeitsverfassung sind vornehm lich deshalb w ichtig, w eil von ihnen vielfach — nicht im m er — das M aß von Lust- und U nlustgefühlen a b h ä n g t, die sich bei den zur Arbeit V ereinigten als A n trieb e o d e r als H em m u n g en ih re r A rb eit einstellen. So ge­

rin g a b e r auch bei V ersag en d e r L ustem pfindungen infolge d rü c k e n d e r Rechts­

stellung die L eistung sein w ird, so w e n ig ist d o c h die R e c h tsg ru n d lag e der A rb eitsv erfassu n g eines B etriebes allein en tsch eid en d fü r die tatsächliche Leistung. Um h ier einen g ü n stig ste n W e rt zu erzielen, m üssen zu den recht­

lichen V orau ssetzu n g en noch psychologische, physiologische, w irtschaftliche, gesellschaftliche, technische und o rg an isato risc h e h in z u tre te n , und u n te r A r­

b eitsv erfassu n g w ird zw eckm äßig all d as b eg riffen , w as n ic h t eigentlich auf R echtsform en zurü ck fü h rt, w as ü b e r d as A rb e itsre c h t hinaus die G rundlage eines bestim m ten A rbeitsprozesses d arstellt.

S elbst radikalen und w irtschaftlich nicht m eh r zu rech tfertig en d en F o r­

deru n g en u n se re r Z e it ist ein g ew isses V erstän d n is d a fü r eig en , daß eine A r­

b eitsv erfassu n g g eschaffen w erden m u ß ; n u r sch w eb t d en V erfech tern ex tre ­ m er P läne nich t selten eine V erfassu n g v o r, die d e n R ahm en fü r unendlich viel Reden, ab e r se h r g e rin g e A rb eitsleistu n g bildet. Im m erh in : d es o rg an isato ri­

schen P roblem s h a t m an sich b em äc h tig t, h a t zugleich m it R echt gefunden, daß h e u te in d e r Z eit d e r U m w ertu n g en auf allen G eb iete n an die Stelle des geschichtlich G ew o rd en en vielfach das m ethodisch und sy stem atisch G e­

fundene und E rp ro b te zu tre te n h at. Es ist e n d g ü ltig aus m it dem »laisser- passer« und nicht d a rü b e r, d a ß , so n d ern d a rü b e r, w i e o rg a n isie rt werden soll, z erb rich t m an sich den Kopf. Auch die K reise d e re r, die unbeschränkt freie W irtsch a ft fo rd ern , stellen in den M a ß stä b e n , die sie an die O rgani­

sation und V erfassu n g d e r A rb eit leg en , n ich t g e rin g e re A nsprüche. Über­

h a u p t h at die E n tsch eid u n g d a rü b e r, o b P lan w irtsch aft o d e r freie W irtschaft vorzuziehen ist, nicht allzuviel zu tu n m it d e r O rd n u n g d e r A rbeitsverfassung, die in beiden Fällen unerläßlich ist. Z u zu g eb en ist freilich, d aß jede Plan­

w irtschaft auf die A rb eitsv erfassu n g z u r ü c k w ir k e n 'w ir d ; a b e r es h an d elt sich bei allen w eitsch au en d en P länen, den en d as W irtsch a ftsleb en unterw orfen w erden soll, doch in h öherem M aß e um die sp ä te re n und ü b e rg e o rd n e te n O r­

g an isatio n sfo rm en , w elche die O rd n u n g d e r u n m ittelb aren A rbeitsgem einschaft im B etriebe schon zur V o rau ssetzu n g haben. Solche O rd n u n g innerhalb der Zellen unseres W irtsc h a ftsk ö rp e rs ist schlechthin B ed in g u n g je d e r zw eckbe­

w ußten B etrieb fü h ru n g und bis zu einem gew issen G rad e u n a b h ä n g ig von d e r R egelung, d e r sich das W irtsch aftsleb en als solches ein zu fü g en hat. Es w ird also m öglich sein, auf die F rag e d e r A rb eitsv erfassu n g A n tw o rten zu fin­

den, die von dem u n sere Z eit d u rchw ühlenden S tre it um die letzten Z iele und M ethoden des W irtsch a ften s u n b e rü h rt bleiben.

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A R B E I T S R E C H T U N D A RBEIT SVERFASSU NG 815

1 :r f m l

A W

1 tea n l Zielt

4

In diesem Sinne soll u nsere A ufgabe v erstanden w erden. A usgangspunkt äst uns das W erd en d e r sozialen R echtsordnung, an d e r in D eutschland v o r u n d nach d e r R evolution entschieden un d erfolgreich g e a rb e ite t w urde. Dann is t d e r P u n k t aufzuzeigen, wo G esetzg eb u n g und freie Initiative d er B eteiligten s ic h teils k reu zen , teils zu gem einsam er A rbeit vereinigen, um das A rbeits­

re c h t zu r A rb eitsv erfassu n g fortzubilden o d e r auch um zugestalten. Die D ar­

s te llu n g w ird im w esentlichen auf die Z usam m enhänge zw ischen A rbeitsrecht und -Verfassung zu b eschränken sein, die auf ändern G ebieten liegenden T eil­

p ro b lem e d er A rbeitsverfassung können n u r hin und w ied er a n g ed eu tet w erden.

II. D a s A r b e i t s r e c h t .

D ie E ntw icklung des deutschen A r b e i t s r e c h t e s seit dem U m stürze h a t keine revolutionären Bahnen eingeschlagen. Im ganzen sind auch noch nich t viele neue G edanken au fg etreten , m an zehrte zum eist vom geistigen E rb e d e r V e rg a n g e n h e it und d e r P io n ierarb e it bü rg erlich er S ozialpolitiker;

in m anchen Stücken, etw a beim E inigungsw esen, schritt die Praxis d er T heorie s o g a r voran. W ä h re n d auf ändern G ebieten d e r Sozialpolitik N euland b e ­ tre te n w u rd e, z. B. das Siedlungsgesetz d e r inneren Kolonisation g ro ß e Ziele se tz te , w urde im A rb eitsrech t zw ar d er T a rifv e rtra g g e g en ü b er dem indi­

viduellen A rb e itsv e rtra g b e v o rrech tet, ab er, eine g rundlegende und groß zü g ig e R egelung des g esam ten K oalitions- und O rganisationsrechtes ist doch bisher nicht erfolgt. D er am stärk sten angegriffene A u snahm eparagraph 153 der G e w e rb e o rd n u n g W'ar schon u n te r dem G rafen H e r t l i n g g efallen ; vom H ilfsdienstgesetze ab g eseh en (das n u r b e d in g t als sozialpolitische Leistung erach tet w ird), w'ar dies die einzige Sozialreform von B edeutung w ährend des K rieges g ew esen , und die E inschränkung des A rbeiterschutzes h atte sie m ehr als w e tt gem acht. N och ste h t § 152 Abs. 2 im G esetzbuch, und die A r­

beiterv erb än d e sind in ihrem W iderspruch geg en diese B estim m ung, die p rak ­ tisch je d e r R eform im W eg e ist, viel lässig er als g e g e n ü b e r dem A usnahm e- strafrech t fü r streik en d e A rbeiter, das § 153 v erk ö rp ert h atte. M achen wir uns die B edeutung, die d e r zw eite A bsatz d es § 152, d e r aus verklungenen Zeiten zu uns h e rü b e rre ic h t, klar, indem w ir seinen W o rtla u t folgen la s s e n :

»Jedem T eiln eh m er (näm lich an V erab red u n g en und V ereinigungen zum Behufe d e r E rlan g u n g g ü n s tig e r Lohn- und A rbeitsbedingungen) ste h t d e r R ü ck tritt von solchen V ereinigungen und V erabredungen frei und es fin d et aus letzteren wieder K lage noch E inrede statt.«

Die K oalition und sozialpolitische O rganisation h än g t also in der Luft.

Das w'ar so lan g e n ich t allzu stö re n d , w ie d e r individuelle A rb eitsv ertrag das Feld b e h a u p te te , obw ohl d er G eg en satz zw ischen d e r erw ähnten B estim m ung und dem allgem einen V e rtra g sre c h t nicht n u r die soziale, sondern auch die w irtschaftliche O rg an isatio n b eein träch tig en m ußte. W ollten etw a H andw erker gegen den S ch m u tzw ettb ew erb in den eigenen Reihen auftreten und zu diesem Zwecke sich auf M indestlöhne einigen, so kon n te je d e r zu beliebiger Z eit zu­

rücktreten. U m g ek eh rt w a r d e r A rb eiter nicht an A bm achungen mit seinen Kollegen g eb u n d en , k o n n te diese beliebig u n terb ieten und so die Zw'ecke d er G ew erkschaft v ereiteln. Als dann d e r T a rifv e rtra g zu m arschieren b egann, geschah dies in stillschw eigendem W iderspruch g e g en das g elten d e K oa­

litionsrecht, das eine verfehlte R echtsprechung selb st auf den T arifv ertrag

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A B H A N D L U N G E N

anw enderi w o llte; ein F o rtsc h ritt w a r es dann im m erhin, d aß das R eich sg erich t den T a rifv e rtra g nicht als K oalition, so n d ern als E rg e b n is von K oalitionen und ih re r w echselseitigen A bm achungen a n erk an n te, ln jedem Falle ab e r w ar die A ch tu n g und G efolgschaft, die dem T a rifv e rtra g zuteil w u rd e , ab­

h ä n g ig von d e r inneren S tärke und dem Z u sam m en g eh ö rig k eitsg efü h l d e r v ertrag sch ließ en d en V erb än d e, die ihren M itgliedern g e g e n ü b e r n u r w enig und n icht stets w irksam e M ittel an d e r H an d h atten . T ro tzd e m entw ickelte sich das T a rifv e rtra g sw e se n aus kleinen A nfängen zu dem g e w a ltig e n U m fang und d e r au sg ezeich n eten D urchbildung, w elche durch die reg elm äß ig en V eröffent­

lichungen des Statistischen R eichsam tes und die um fangreiche F ach literatu r d e r beiden letzten Jah rzeh n te d a rg e ta n w erden.

Im M ittelpunkte d e r n ach rev o lu tio n ären S o zialg esetzg eb u n g auf dem G e­

biete des A rb eitsrech tes ste h t die V e r o r d n u n g d e s R e i c h s a r b e i t s ­ a m t e s v o m 23. D e z e m b e r 1 9 1 S. Sie w ird uns n o ch an a n d e re r Stelle b e g eg n en , denn ih r entstam m en auch die B estim m ungen ü b e r A rb eitsv erfassu n g , b eso n d ers ü b e r A rbeiter-, A ngestellten- und S chlichtungsausschüsse, die n eu er­

dings z. T. d u rch das B etrieb sra tsy stem e rse tz t w erd en sollen. Z w ei entschei­

den d e G e sich tsp u n k te, d e r T h eo rie nicht u n b e k a n n t, a b e r doch n e u in d e r b eso n ­ deren F assu n g , die ihnen zuteil w urde, sind h e ra u s g e a rb e ite t: einm al die »U nab­

dingbarkeit« des T a rifv e rtra g e s, dann die M öglichkeit, den T a rifv e rtra g fü r »all­

gem ein verbindlich« zu erklären, ihm d ad u rch einen a u ß e ro rd e n tlic h e rw e ite r­

ten und vertieften G eltu n g sb ereich zu verschaffen.

Die n u r von einzelnen T h eo retik ern und g eleg e n tlich en G e w e rb e g e ric h ts­

urteilen bekäm pfte A uffassung ü b e r d as g e g e n se itig e V erh ältn is von A rb eits­

und T a rifv e rtra g w ar bis dahin g e w e se n , daß je n e r die kollektive V erein ­ b aru n g »abdinge«, d. h. ihr v o rg eh e. D as en tsp rach auch allein dem g e lte n ­ den R echt, das im § 105 d e r G e w e rb e o rd n u n g den freien V ertra g sa b sc h lu ß zw ischen dem einzelnen A rb eiter und dem einzelnen A rb e itg e b e r v o rsieh t, und dessen ablehnende H altu n g g e g e n ü b e r K oalitionen uns schon beschäftigte.

N unm ehr a b e r w ird (in § 1 d e r erw äh n ten V ero rd n u n g ) au sg e sp ro c h e n , daß durch schriftlich abgeschlossene T a rifv e rträ g e solche A rb e itsv e rträ g e , die von d er tariflichen R egelung abw eichen, unw irksam w erd en . An die Stelle unw irk­

sam er V erein b aru n g en tre te n die e n tsp rech en d en B estim m ungen des Tarif­

v ertrag es.

A bw eichende B estim m ungen des individuellen A rb e itsv e rtra g e s sind dann g ü ltig , w enn d er T a rifv e rtra g sie ausdrücklich zuläßt. Sie entlehnen ihre W irksam keit insofern dem T a rifv e rtra g , dessen v o rh e rrsc h e n d e Stellung hier­

durch n u r noch u n terstrich en w ird. S ow eit fe rn e r individuelle A bm achungen eine Ä nderung d e r tariflichen N orm en zu g u n sten d es A rb eitn eh m ers en th alten , sind sie fü r g ü ltig erk lärt, es sei denn, d a ß d e r T a rifv e rtra g ausdrücklich die Ä nderung ausschließt. M an h a t diese B estim m ung dahin g e d e u te t, daß die V ero rd n u n g dem A bbau d e r Löhne e n tg e g e n s te h e ; das ist kaum richtig, denn d er A bbau d e r Löhne kann tro tzd em tariflich v o rb e re ite t w e rd e n und es ste h t nicht im W eg e, daß die T ariflöhne fü r H ö ch stlö h n e e rk lä rt w erd en . In den T arifsätzen w ird sich ste ts d a s g e g e n se itig e K räftev erh ältn is d e r P arteien w id ersp ieg eln ; ist dies V erhältnis dem A rb e itg e b e r g ü n stig , so w ird e r in d e r L age sein, den V o rra n g h ö h e re r Individuallöhne v o r den T ariflö h n en zu v er­

hindern ; ü b e rw ie g t die M acht d e r G eg en seite, so w ird diese u n te r allen U m ­

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A R B E I T S R E C H T U N D ARB EIT SVERFASSU NG 817 stä n d e n auf diesem V o rran g e bestehen. Die Technik des T arifv ertrag sw esen s is t a b e r h e u te d e ra rt durchgebildet, daß das V erhältnis zw ischen T arif- und A rb e itsv e rtra g in jedem Falle einen w ichtigen G eg en stan d d e r V erhandlun­

g e n bildet, gfeichgültig, o b die gesetzliche V erm utung fü r o d e r geg en die L o h n reg elu n g zugunsten d es A rbeitnehm ers steht.

W ich tig er als d e r erste P a ra g ra p h d e r g enannten V erordnung ist d er zweite.

H ie rn a c h »kann d as R eichsarbeitsam t (jetzt R eichsarbeitsm inisterium ) T arif­

v e rträ g e , die fü r die G estaltu n g d e r A rbeitsbedingungen des B erufskreises in dem T a rifg e b ie t ü berw iegende B edeutung erlan g t h ab en , fü r allgem ein v er­

bindlich erklären«. Von dieser E rklärung, die auf A n trag der P arteien s ta tt­

findet, ist b ish er in w eit m ehr als 200 Fällen G ebrauch g em ach t w orden, und e s liegen viele h u n d e rt einschlägige A n träg e vor. W äh ren d nun nach § 1 n u r die B eteiligten, d. h. die V ertrag sp arteien des T arifv ertrag es o d er M it­

g lie d e r d e r vertrag sch ließ en d en V ereinigungen, u n m ittelb ar an den T arif­

v e rtra g g eb u n d en sind, w ird d u rch § 2 d e r K reis d er B eteüigten sehr e r­

w e ite rt. N u n m eh r sind nämlich alle A rb eitsv erträg e dem fü r allgem ein v er­

bindlich erk lärten T a rifv e rtra g u n terw o rfen , sow eit sie innerhalb ihres räum ­ lichen G eltungsbereiches nach d er A rt d e r A rbeit u n te r ihn fallen.

Die h ie r a n g e stre b te und inzw ischen in g ro ß e m U m fange du rch g efü h rte R eg elu n g h a t beträchtlichen theoretischen und praktischen W iderstand ü b e r­

w inden m üssen. G elegentlich d er G eneralversam m lung d e r G esellschaft für soziale Reform zu Beginn 1919 h a t d e r v ersto rb en e U n terstaatssek retär und S ozialpolitiker H e i n e m a n n scharfe A ngriffe g eg en die V ero rd n u n g g e ­ rich tet, die ihm juristisch bedenklich und, angesichts des unfertigen Koa- litions- und H aftu n g srech tes, ung en ü g en d erschien, Auch R echtsanw alt Dr.

B a u m h a t, o h n e so w eit w ie H einem ann zu g ehen, erhebliche Bedenken v o rg eb rach t, u. a. die loh n treib en d e T en d en z d e r R egelung nachzuw eisen g e ­ su ch t. Es ist nun ohne w eiteres zuzugeben, daß die V ero rd n u n g vom 23. D e­

zem b e r 1918 in ihrem h ie rh e r geh ö rig en T eile kein endgültiges R echt schafft, ü b rig e n s auch n ic h t schaffen will. F ür sie g a lt es in d e r H auptsache nur, die d^m T a rifv e rtra g g ü n stig e Stim m ung geg en Ende des K rieges und zu Beginn d e r R evolution auszunutzen. D er vieljährige W id erstan d d er U n ternehm er g e ­ g e n die tarifliche R eg elu n g w ar im Sinken begriffen, h a tte z. T. b ereits einer freundlichen H a ltu n g P latz gem acht. Bei den G ew erkschaften w ar mit einer noch w eit entgegenkom m enderen S tellungnahm e zu rechnen. M an konnte n icht v oraussehen, daß sich das Blatt w enden und d a ß in den Kreisen d er G ew erk sch aften die frü h e r n u r gelegentlich vorhandene ablehnende H altung g e g e n ü b e r dem T a rifv e rtra g v e rstä rk t sein w erde. D er g ü n stig e, vielleicht n ic h t m ehr w iederkehrende A ugenblick m ußte g en u tzt w erden, lange juristische B edenken, auch n u r eingehendere V erhandlungen w aren kaum angebracht.

W ahrscheinlich w äre die T arifentw icklung ohne das Eingreifen des G esetz­

g e b e rs zu einem h ö ch st u n erw ünschten Stillstand gekom m en, h ätten die e r­

w ähnten W id erstä n d e im G ew erkschaftslager sich noch verstärk t. N un, an g e­

s ic h ts d er durch die V ero rd n u n g h erbeigeführten o d e r w enigstens beschleunig­

te n E ntw icklung, kann die w eitere G esetzg eb u n g schon m it einer Reihe b e ­ s tim m te r E rfah ru n g statsach en rechnen und auf ihnen w eiterbauen. B ekannt­

lich ist im R eichsarbeitsm inisterium eine A r b e i t s k o m m i s s i o n z u m .Z - w e c k e d e r V o r b e r e i t u n g e i n e s a l l g e m e i n e n A r b e i t s g e s e t z ­

(6)

A B H A N D L U N G E N

b u c h e s ein g e se tz t w orden. S elbstverständlich w erd en die h e u te b e ste h e n ­ den U n eb en h eiten des sozialen R echtes V eran lassu n g zu tiefg re ifen d en Re­

form en g e b e n , und e rs t dann w ird das T a rifv e rtra g sre c h t dm Z u sam m en h an g m it dem g esam ten O rg an isatio n s- und K oalitionsrecht allen juristischen, sozialen und w irtschaftlichen E rfo rd ern issen R echnung tra g e n .

A ber schon h e u te g ilt d e r G ru n d satz öffentlicher L o h n festsetz u n g fü r viele G ew erb e un d G eg en d en . Z w a r is t Lohn und A rbeitzeit, sind die g esam ten A rbeitsb ed in g u n g en zunächst A ng eleg en h eit k o llek tiv er A b m ach u n g ; ist a b e r eine solche in w eiterem, beruflichem und örtlichem U m kreis e rfo lg t, so v e r­

leiht ih r eine E rk läru n g d e r zu stän d ig en Z en tra lstelle öffentlichen C h arak te r.

D ie B ed eu tu n g d e r A ufgabe, die d em A rbeitsm inisterium ü b e rtra g e n w u rd e, m acht erschöpfende Einblicke in die U m stän d e, w elche auf die A rb eitsb e­

d in gungen Einfluß üben, n o tw e n d ig ; L eb en sh altu n g s- un d lo h n slatislisch e U n­

terlag en sind h ie rfü r n ö tig und w erd en g e g e n w ä rtig v o rb e re ite t. A ber die­

beg in n en d e N eu o rg an isatio n des sozialen L ebens sp rich t sich noch in zahl­

reichen w eiteren g esetzg eb erisch en M aß n ah m en aus.

H ie r ist u. a. in b eso n d erem M aß e einschlägig die in den V ero rd n u n g en vom, 4. und 24. Ja n u a r 1919 e n th alten e, im G esetz vom 3. S ep tem b er 1919 ü b er­

nom m ene B estim m ung, w onach d e r D em o b ilm ach u n g sk o m m issar b estim m te S chiedssprüche fü r verbindlich erk lären kann, oh n e d a ß g e g e n seinen Bescheid, ein R echtsm ittel g eg e b e n w äre. Es h an d elt sich um die seiten s der Schlich­

tu n g sau ssch ü sse (d er erstm als vom H ilfsd ien stg esetz e in g e fü h rte n , dann durch die schon erw äh n te V ero rd n u n g vom; 23. D ezem b er 1918 a u sg eb au ten O rg an e des E inigungsw esens) in S treitig k eiten w eg en E instellung und E n tlassu n g von A ngestellten und A rbeitern gefällten S chiedssprüche. H ie r ist zum ersten M ale d er so n st noch h errsch en d e G ru n d satz, d aß d ie A nnahm e eines Schieds­

spruchs dem freien W illen d e r P arteien ü b e rla sse n ist un d n u r eine m orali­

sche B eeinflussung a n g e stre b t w ird, verlassen. W en n es sich auch zunächst nu r um eine vorläufige R egelung fü r die Z e it d e r w irtsch aftlich en D em obil­

m achung h andelt, so is t doch die G ew ö h n u n g d e r P ra x is an das Schieds­

g erich tsv e rfah ren von um so n a c h h a ltig e re r W irk u n g , w enn in b estim m ten Fäl­

len dem S chiedsspruch eine zw ingende K raft in n ew o h n t. Die V orläufige Land­

arb eitso rd n u n g , die (inzw ischen gleichfalls durch d as G esetz vom 3. S e p te m b e r 1919 übern o m m en e, grundsätzlich a b e r nach w ie v o r b ed e u tsa m e ) V e ro rd n u n g vom, 30. M ai 1919 ü b e r das M l i t b e s t i m m u n g s r e c h t d e s A n g estellten au s­

schusses, die älteren , v o r einer R evision steh en d en V ero rd n u n g e n ü b e r die A r­

beitszeit d er A rb eiter und A ngestellten h alten d u rch au s die gleiche R ichtung inne. A ußerdem h a t die b e re its v o r Ja h re sfrist au sg e sp ro c h e n e A u fh eb u n g d e r G esin d eo rd n u n g und d e r S o n d erb estim m u n g en fü r L a n d a rb e ite r usw . d e r neuen R ichtung den W e g in K reise g eö ffn et, die b ish e r von jedem sozialen L icht­

kegel fast d urchaus ab geschlossen g ew esen w aren.

III. V o m A r b e i . t s r e c h t z u r A r b e i t s v e r f a s s u n g .

Da hier nicht eine allgem eine G esch ich tssch reib u n g d e r nachrevolutionären.' S o zialg esetzg eb u n g in F ra g e ste h t, so n d ern die g ro ß e n G esich tsp u n k te d e r R e f o r m d e s A r b e i t s r e c h t s i m Z u s a m m e n h a n g m i t j e n e m d e r A r ­ b e i t s v e r f a s s u n g au fg ezeig t w erden sollen, so m uß an vielen Einzelheiten) v o rb e ig e g a n g e n w erd en , von denen w ohl jede fü r sich in frü h e re r Z eit u m ­

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A R B E I T S R E C H T U N D A RBEIT SVERFASSU NO 819 fangreiche B eratu n g en erfo rd ert, dickleibige K om m entare gezeitigt hätte. M an h a t das S chrittm aß, in dem die S ozialgesetzgebung jetzt vorg eh t, g e ta d e lt;

ab e r es h a t sich doch kaum einer d e r zurückgelegten Schritte als zw ecklos o d er ü b ereilt h erau sg estellt. Ein ziemlich sch arfer A bstand tre n n t die g erad e Linie d e r A rbeitsreC htsreform von den ungleich zahlreicheren, ab er viel w eniger einheitlichen und folgerichtigen M aßnahm en, die aus d e r w irtschaftlichen G e setzg eb u n g des Reiches en tstan d en sind. W enn trotzdem beide T eile und auch die Ö ffentlichkeit nicht im m er b efried ig t von den sozialrechtlichen E rru n ­ genschaften sind, so lieg t dies hauptsächlich an dem schon einm al erw ähnten Frontw echsel, b eso n d ers im A rbeitnehm erlager.

M an kann einen w esentlichen Teil dieses offensichtlichen F rontw echsels dahin kennzeichnen, daß eine S chw erpunktverschiebung vom A rbeitsrecht zur A rbeitsverfassung stattfan d . H and in H and dam it g e h t eine V erschiebung d e r O rg an isatio n sg ru n d lag en in d e r A rbeiter- und A n g estelltenbew egung d erart, daß als O rg an isatio n sein h eit an die Stelle des B erufes d e r B etrieb und die U n ter­

nehm ung tritt. Dem Sozialpolitiker, d e r seit Jahrzehnten den G ang d er E n t­

w icklung verfolgt, b ie te t sich ein eigentüm liches Bild: F rü h er haben die A r­

beitnehm er den T a rifv e rtra g v erlangt, hat d er g rö ß e re Teil d er A rbeitgeber ihn abgelehnt. D ieser Teil des U ntern eh m ertu m s, d er beso n d ers in den H o ch ­ burgen d e r Schw er- und T ex tilin d u strie des W esten s saß, konnte auf T a rif­

verträge u nd auf die d urch sie verm ittelte B eständigkeit d e r A rbeiterverhältnisse verzichten, weil sich ihm in so g en an n teh »W ohlfahrtseinrichtungen« un d in gelben W erk v erein en ein m indestens gleich w irksam es M ittel b o t, Einfluß auf die A rb eitersch aft zu g e w in n e n ; noch dazu k am dies M ittel w ahrscheinlich billiger zu steh en , entsprach jedenfalls in h ö h erem G rade dem alten G ru n d ­ satz des H errn im eigenen H ause. W enn nun h e u te die G ew erkschaften unter u n ab h än g ig e r F ü h ru n g teilw eise b ereit sind, die m ühsam au fgebäute B erufs­

gliederung zugunsten einer noch u n erp ro b ten , auf die einzelnen B etriebe und U nternehm ungen zugeschnittenen O rganisation aufzugeben, so sieht d e r u n ­ befangene G eschichtsschreiber, d e r A rbeiter- und A n gestelltenbew egung hierin eine v erän d erten Z eitläuften und v erän d erten M achtverhältnissen an g ep aß te R ückkehr zum G ru n d satz d e r W erk v erein e, die nun freilich nicht m ehr gelb, sondern se h r ro t aussehen. D er U m stand, d aß g ro ß e M engen frü h e r u n ­ o rg an isierter, nicht selten w irtschaftsfriedlich g e ric h te te r A rbeiter in die G e­

w erkschaften e in g eströ m t sind und deren M itgliederzahl in Kürze vervielfacht haben, m ag zu d e r bezeichneten U m w ertung d e r O rganisationsgrundsätze in erheblichem M aße b e ig e tra g e n h a b e n ; ein M angel 1 an gew erkschaftlicher Schulung ist jedenfalls h e u te bei den G eführten und w ohl auch bei Führern unverkennbar.

Als Folge dieser Entw icklung, d e r allgem einen R adikalisierung und sozial­

politischen Ziellosigkeit w erden die m ühsam g en u g erru n g en en V erbesserun­

gen des sozialen R e c h t s vielfach g erin g erach tet, d e r T arifv ertrag g ed an k e e r­

scheint in w eiten Kreisen b ereits als ein verk ap p tes Lockm ittel des um seine E xistenz ringenden kapitalistischen System s, und alles In teresse w endet sich der O rdnung d e r A r b e i t s V e r f a s s u n g zu. Sie soll A usgangspunkt d er S o z i a l i ­ s i e r u n g sein, die sich viele noch als eine von unten herau f und innerhalb der einzelnen B etriebe m e h r o d e r w en ig er w ahllos erfolgende, einseitig den A r­

beitnehm ern zu ü b eran tw o rten d e M aßregel denken. D abei m arschiert die A n­

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A B H A N D L U N G E N

g estellten sch aft, die lange kaum den G edanken d es T a rifv e rtra g e s fassen w o llte und entschiedene G ew erkschaftspolitik von sich w ies, in ihren F o rd e ru n g e n den H a n d arb eiterm assen nicht selten voran. Sie h a t den K am pf um das M itb e­

stim m u n g srech t in e rs te r Linie aufgenom m en, w a r durdh die b eso n d eren V er­

hältnisse d e r Ü b erg an g szeit, durch die N o tlag e vieler A n g e ste llte r auch wohl in b esonderem M aße zu solchem V orgehen v eran laß t.

Als S ch lag w o rt aller B estreb u n g en , w elche die R eform d e r A rb eitsv erfas­

su n g in den M ittelp u n k t stellen, erscheint h e u te d e r B e t r i e b s r a t . Sein Z usam m enhang m it den A rb eiter- und S o ld aten räten d e r R evolution und mit d er b eso n d eren A u sp räg u n g , w elche die soziale F rag e in R ußland, B ayern und U ngarn erfuhr, is t ersichtlich, sch w ie rig e r ist es, sich au f die aufbauenden G esich tsp u n k te zu b esinnen, die d e r B etrieb so rg a n isatio n vielleicht innew ohnen.

D iesem B esinnungsprozeß h a t sich das zunächst in te re ssie rte U n tern eh m ertu m nicht e n tz o g e n ; seine S tellung zum B etrieb srat ist h e u te in d e r H au p tsach e keine rein ablehnende m ehr, n u r g eg e n b estim m te g reifb are F o rd eru n g en w endet es sich m it dem H inw eis auf die F olgen fü r die B etrieb sfü h ru n g und die E rzeugung. AuCh in rein politischen K reisen ist d e r R äteg ed an k e, teil­

w eise in b ew u ß tem G eg en satz zum form alderhokratischen S ystem , nach allen R ichtungen hin ü b e rle g t w orden. Im Sinne d e r R eg ieru n g sv o rsch läg e liegt ein G esam tn eu b au d er A rb eitsv erfassu n g , in n erh alb dessen die B etriebsräte nu r einen Teil d er neu e n tste h e n d e n A ufgaben zu ü bernehm en haben, w äh ­ rend andere und teilw eise' w ichtigere A ufgaben von W irtsch a ftsräten ü b e r­

nom m en w erden sollen.

M an kann auch den B e trieb sra tg ed an k en in die h istorisch-dogm atische O rd ­ nung d er S ozialg esetzg eb u n g e in re ih e n ; in diesem Sinne b e ste h t ein u n m ittel­

b a re r V o rg a n g in den auf A rbeitskam m ern g e ric h te te n , in vielen L ändern, nicht ab e r in D eutschland zum Ziel g elan g ten B estreb u n g en . A ber in den A rbeitskam m ern a lte r O rd n u n g w a r doch m e h r n o c h d e r b e r u f s - a l s d e r b e t r i e b s o r g a n i s a t o r i s c h e G e s i c h t s p u n k t v e rtre te n g ew esen, sie w aren zugeschnitten auf die alten B erufsvereine, und m an e rin n e rt sich, welch h eftige K äm pfe um eine so unendlich bescheidene und selb stv e rstä n d ­ liche F o rd eru n g w ie die d e r Z u lassu n g von A rb e ite rse k re tä re n zu den K am ­ m ern g e fü h rt w orden sind. Die A rb eitsk am m erv o rlag e in ih rer alten Form kann h e u te w ahrscheinlich als erled ig t an g eseh en w erd en , denn ihre A us­

fü h ru n g w ürde eine stark e V erw icklung d e r O rg an isatio n und dam it deren L ahm legung bedeuten. D ie B etrieb so rg an isatio n in irg en d ein er F orm w ird h errschend sein, und g an z allgem ein w ird es sich d a ru m h an d eln , fü r die P raxis ein O rgan tatk räftig en , v eran tw o rtlich en H andelns und nicht in h alt­

losen R edens und R atens zu g estalten . Die d u rch V ero rd n u n g e n vom 8. J a ­ nuar und 8. F e b ru a r 1919 fü r den B ergbau ins Leben g e ru fe n e n A rbeits­

kam m ern stellen b e re its einen gew issen Ü b e rg a n g von d e r A rb eitsk am m er zum B etriebsrat vor.

D er A r b e i t s w i 11 e d e r M assen ist neu zu schaffen und, w o e r noch b e ste h t o d er wo er b ereits w ieder, teilw eise d u rch die S o zialg esetzg eb u n g , ins Leben gerufen w urde, w eiterhin anzuregen. N eben d e r B ereitstellung ausköm m licher E rn äh ru n g und d er E rw eite ru n g und eV rtiefung d er B ildungsm öglichkeiten steh t in d er T i t die F ra g e d er künftigen A rb eitsv erfassu n g im V o rd e rg rü n d e . F reu d e an d er A rbeit, Einblick in die nächstliegenden P ro d u k tio n sv o rg ä n g e sind w ichtige V o rau ssetzu n g en d e r L eistung. A ber auch aus folgendem G ru n d e

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A R B E I T S R E C H T U N D ARBEIT SVERFASSU NG 821 ist die V erb esseru n g d e r A rbeitsverfassung a n zu streb en : V aluta und K redit­

bedürfnis fö rd ern d as E i n s t r ö m e n f r e m d e n K a p i t a l s in unsere V olks­

w irtschaft, w erfen die A ktien und O bligationen u n serer U nternehm ungen als w illkom m enes, billiges A nlagepapier auf den aufnahm efähigen K apitalm arkt des A uslandes, v o r allem A m erikas. Die volksw irtschaftlichen V orteile, die w ir h ie r­

von vielleicht e rw arten d ü rfen , schließen die sozial- und n a t i o n a l p o l i t i s c h bedenkliche T atsac h e g e s te ig e rte r A bhängigkeit vom b ish er feindlichen A us­

lande in sich. W enn w ir D eutsche h e u te allgem ein d a s E m pfinden nicht los w erden, daß w ir auf eine kaum ü b erseh b are Z eit hinaus ohne G eg en leistu n g für d a s A usland arb eiten m üssen, so d ro h t dies allgem eine A bhängigkeits­

gefühl sich bei den deutschen A rbeitern zum B ew ußtsein einer am eigenen Leibe em pfundenen SchiuldkneChtschaft zu vertiefen. D er A rb eiter sieht sich dann dem K apitalism us in d e r Form g e g e n ü b e r, die s te ts m it Recht auf W id er­

spruch s tie ß : K apitalism us auf R echnung und u n te r Ü b erw achung d es A us­

landes. D as V ersailler »F riedensinstrum ent«, das so seh r viel falsche und un­

reine T ö n e spielt, sp rich t im A bschnitt »Internationales A rbeitsrecht« davon, daß die m enschliche A rb eitsk raft nicht zur W are w erden dürfe. W eite Kreise D eutscher fü rch ten , daß sie d azu schon gew o rd en ist.

M an kann an g esich ts d ieser Sachlage v ersteh en , daß die R eform d e r A r­

beitsverfassung w eitesten Kreisen am H erzen liegt. Sie w issen sich im Kampf um die ihren W ünschen g e n e h m e O rd n u n g des G ü tererzeu g u n g sv o rg an g es eins m it M illionen gew erkschaftlich erzo g en er A rb e ite r und A ngestellter im Auslande, sehen a b e r zugleich eine b eso n d ere A ufgabe darin, daß das d e u t­

sche sozialpolitische Beispiel w ied er einm al Schule in d e r ganzen W elt machen soll. V iele d eutsche U n tern eh m er sind h e u te fü r den G edanken internationalen A rbeiterschutzes und gleich m äß ig er L astenverteilung gew onnen, m ögen auch ihrerseits in ein er sozialen R egelung d e r A rbeitsverfassung ein G egengew icht g eg en die In tem atio n alisieru n g d es K apitals und die E ntnationalisierung d e u t­

scher W e rte erblicken. A ber sie b eto n en , daß zunächst die A bw icklung des G ü tererzeu g u n g s- und B edürfnisbefriedigungs Vorganges g ew äh rleistet sein m üsse, und bezw eifeln, daß sie bei V erw irklichung des B etriebsratsystem s, wie es g e g e n w ä rtig g e fo rd e rt w ird, w eiter die V e ran tw o rtu n g fü r die V olksw irt­

schaft tra g e n können.

IV. D i e B e t r i e b s r ä t e .

Fassen w ir die unm ittelbare Lage d e r G esetzg eb u n g ins A uge, so be­

sitzen w ir zurzeit bekanntlich A rbeiter- und A ngestelltenausschüsse, die weit über das h inausgew achsen sind, w as die G ew erb eo rd n u n g und ihr folgend das H ilfsd ien stg esetz g e b o te n h atten . Ein e rs te r S treit zw ischen A usschüssen und B etrieb sräten w ar b e re its zu Beginn d e r Revolution au sg etrag en w orden, die V erordnung vom 23. D ezem ber 1918 (s .o .) h a tte den vorläufigen Sieg des A us­

sch u ß g ed an k en s b esieg elt, d am it d er A rb e ite rv e rtre tu n g vorzugsw eise das G e ­ b iet d e r V erteilung, nicht d e r E rzeu g u n g überw iesen. A ber w ährend der W irren in den Stein- und B raunkohl engebieten und in d e r M etallindustrie w aren Z u g estän d n isse an den B etriebsrätegedanken erfolgt, und m ehrere L änder (B u n d esstaate n : B ayern, B raunschw eig, A nhalt) sind d e r endgültigen R eichs­

g e se tz g e b u n g v o ran g eeilt, indem sie ausdrücklich den V erzicht auf ihre Son­

d e rre g e lu n g b e i E inführung eines reichsrechtlichen System s aussprachen. Die R eich sreg ieru n g is t also in ihren M aßnahm en nicht m eh r frei.

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D er ursp rü n g lich e R eferen ten en tw u rf zum B etrie b sra tg e se tz erfu h r w ie­

d erh o lt einschneidende A bänderungen. Im g anzen sind die B efugnisse d e r R äte g eg e n frü h e r erheblich e rw e ite rt w orden. S ucht m an sich die h a u p tsä c h ­ lichen S treitp u n k te zu v e rg e g e n w ä rtig e n , so b etreffen diese nicht nu r die A us­

e in an d e rsetzu n g zw ischen A rbeitnehm ern und A rb eitg eb ern , so n d ern auch zw i­

schen den A rb eitern , zu denen eine sta rk e G ru p p e von A ngestellten (die vor allem auch die T ech n ik er um fassende »A rbeitsgem einschaft fre ie r A n g estellten ­ verbände«) stö ß t, und den ü b rig en T eilen d e r o rg a n isie rte n A ngestelltenschaft.

Die S treitp u n k te der letztg en an n ten A rt b e tre ffe n die o b e rste n und letzten Ziele und M ethoden d e r A n g e s t e 111 e n b e w e g u n g ü b e rh a u p t und drehen sich vornehm lich um die F rag e, ob die A ngestellten eine allgem eine A rb eit­

nehm erpolitik m itm achen, zu diesem Z w ecke sich in den B etrieb srä ten zu den A rbeitern g esellen und auf die b ish erig en eig en en V e rtre tu n g e n in d e r H a u p t­

sache verzichten sollen. D iejenigen, die d iese ä u ß e rste n F olg eru n g en ab­

lehnen, fo rd ern die A u frech terh altu n g d e r g e s o n d e r t e n B e r u f s v e r t r e ­ t u n g in irg en d w elch er Form . Ü brigens w ird h e u te d e r ab w eich en d e S tan d ­ pun k t d e r H andlungsgehilfen n u r m eh r von ein er klein eren G ru p p e, die sich um d ie D eutschnationalen schart, a u fre c h te rh a lte n ; indem durch eine Um­

org an isieru n g g ro ß en Stils neben dem G ew erk sch aftsb u n d e d e r H an d lu n g sg e ­ hilfen ein G ew erk sch aftsb u n d d e r A ngestellten u n te r n e u e r F ü h ru n g erstan d , ist der In teressen g em ein sch aft d e r A ngestellten als so lch er in w eitem U m fang R echnung g etra g e n . N eu und u nm ittelbares E rg eb n is d es B e trie b srä te g e d a n ­ kens ist fe rn e r d er Z usam m enschluß u e r » L e i t e n d e n A n g e s t e l l t e n « ; o rg an isato risc h es L eitm otiv ist die B efürchtung, daß das M itbestim m ungsrecht des B etrieb sra tes auch auf E n tlassung und (in noch h ö h erem G rad e) A nstellung der o b e rs te n B eam ten, P ro k u risten , D irek to ren usw ., e rw e ite rt w erd en könne.

In diesem P u n k te sch ein t sich das In teresse d e r U n te rn e h m e r m it dem ihres leitenden P erso n als und auch m it dem d er V olksw irtschaft zu d e c k e n ; denn die g en an n te n P erso n en k reise sind b e re its in h ö h erem M aße selb st U nterneh- m er denn A rbeiter.

U m fangreicher sind die eigentlichen S treitp u n k te zw ischen A rb eitg eb ern und A rbeitnehm ern. D iese stellen insow eit zum eist eine g esch lo ssen e F ro n t dar.

Z u g estan d en is t von d e r A rb eitg eb erseite, w enn m an v erein zelte Stim m en mit politischem H in te rg ru n d ausscheidet, die Funktion des B e trie b sra te s inner­

halb des eigentlichen A rb eitsv erh ältn isses und d e r V erteilu n g . Die M itw irkung beim A bschluß von T a rifv erträg en einschließlich aller v o rb e re ite n d e n H a n d ­ lungen auf statistischem und o rg an isato risch em G e b ie t ist eine se lb stv e r­

ständliche Sache, sie g e h ö rt in h öherem M aße zum A usbau des A r b e i t s - r e c h t e s als zur A r b e i t s v e r f a s s u n g . Schon die frü h e r in A ussicht g e ­ nom m enen A rbeitskam m ern h a tte n in d ieser R ichtung zu w irken versucht.

All das fern er, w as n u r eine E rw e ite ru n g u nd V e rtie fu n g d e r B efugnisse der A ngestellten- und A rb eiterau ssch ü sse b e d e u te t, ist G e g e n sta n d leich ter V e r­

stän d ig u n g . F ü r die F o rtb ild u n g des O rg an isatio n s- und K oalitionsrechtes ist die B estim m ung, wronach die B etrieb sräte auch bei S t r e i k e n m itzuw irken, insbesondere fü r g e o rd n e te A bstim m ung zu so rg en h ab en , b e d e u ts a m ; h ie r­

geg en w enden sich linksstehende K reise d er A rbeiterschaft. W enn m an ab er den A usbau des E inigungs- und Schlichtungsw esens im A uge h a t, so ist jede H andhabe zu b e g rü ß e n , die eine g e o rd n e te A bstim m ung ü b e r L o h n b ew eg u n g en

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A R B E I T S R E C H T U N D ARB EIT SVERFASSU NG 823 v e rb ü r g t und dam it deren regelm äßigen V erlauf erleichtert. Und g erad e die, welche in den B etriebsräten keine F ortentw icklung des gelten d en O rg an isatio n s­

rechtes, sondern den Beginn einer produktionsgenossenschaftlichen A rbeitsge­

m einschaft sehen, m üßten es b eg rü ß en , w enn die B etriebsräte zu O rganen d er O rd n u n g und S tetig k eit im B etriebe w erden. Noch spukt d e r G edanke des S treiks um jeden Preis und auf alle Fälle in K öpfen, die auf d e r andertn Seite doch schon w eiterblicken und eine im G ru n d satz zw ar revolutionäre, ab er doch sachlich und w irksam arb eiten d e A rbeitsverfassung wollen.

R evolutionär g e g e n ü b e r dem bisherigen Z ustande w ird die neue A r­

b eitsverfassung v o r allem d ad u rch w irken, daß die A rbeiter durch verschie­

dene K anäle h indurch zur M i t w i r k u n g a n d e r B e t r i e b s l e i t u n g b e ­ rufen w erden. Die A b ordnung von B etriebsräten in den A ufsichtsrat, die V orlage d e r Bilanz und d e r G ew inn- und V erlustrechnung m üssen in diesem Sinne w irken. A ber selb st diese w eitgehenden N eueru n g en , die einen V organg in der bisherigen internationalen S ozialgesetzgebung ü b erh au p t nicht haben und die deutsche V olksw irtschaft in ih re r kritischsten Z eit m it dem W a g ­ nis eines E xperim entes am lebenden V olkskörper belasten, tra g e n w ah r­

scheinlich nicht sow eit w ie B estim m ungen, die eine völlige A bhängigkeit der O rgane des B etrieb sra tes von dessen Ü berw achungsinstanz, d er B e t r i e b s V e r s a m m l u n g , zur Folge haben. W enn die B etriebsräte und dem gem äß die B etriebsversam m lungen einen bestim m ten U m fang überschreiten, so w er­

den sie nicht w en ig er als V olksversam m lungen d e r M assensuggestion a u sg e ­ s e tz t sein. A ber diese M assensuggestion w ird sich in bindenden A ufträgen an die B etrieb so rg an e ä u ß ern , wie sie ein V o lk sv ertreter nicht zu übernehm en braucht. W ie d er form aldem okratische G edanke, der die H errsch aft der Be­

trieb sv ersam m lu n g will, m it dem produktionsgenossenschaftlichen, dem vor allem an A usw ahl und A usbildung selb stg ew äh lter F ü h re r liegt, in Ü berein­

stim m u n g g e b ra c h t w erden soll, steh t dahin.

Noch ist das Schicksal des G esetzen tw u rfes, der die L esung in d e r K om m is­

sion bei A bschluß dieses A ufsatzes noch nicht zurückgelegt h a t, im einzelnen ungew iß, wenn audh eine M ehrheit g e g e b e n sein dürfte. U nd g erad e auf E inzelheiten w ird es ankom m en. U n ter allen U m ständen w ird, w enn nicht in d e r T h eo rie , so doch in d e r entscheidenden P rax is ein Ü b erg an g zw ischen dem selbstherrlichen »ancien régime« und d e r reinen B etriebsdem okratie g efu n ­ den w erden m üssen. Es ist ganz falsch, in einem u n te r H errsch aft d er V oll­

versam m lung stehenden B etriebsratsystem eine V erw irklichung des »Fabrik- konstitutionalism us« A bbes o d e r F reeses zu sehen. K onstitution setzt d as Z u ­ sam m enw irken zw eier G ew alten k raft eigenen ursprünglichen R echtes v o rau s;

nicht einm al die dem okratische F ortentw icklung d e r K onstitution zum p a rla ­ m entarischen System ist gew äh rleistet, w enn das O rgan des B etriebsrates jed erzeit durch M ehrheitsbeschluß d e r V ersam m lung ab g esetzt w erden kann.

Die A rbeiterschaft ab e r b e g ib t sich im gleichen A ugenblick je d e r M öglich­

keit, sachkundige und entschlossene V e rtre te r ih re r Interessen, die g eg eb en en ­ falls auch M asseneinflüssen im eigenen L ag er zu w iderstehen verm ögen, h e ra n ­ zuziehen ; keine B etriebsratschule w ird diesen organischen M angel ausgleichen können. M ußte frü h e r das M itglied des A rbeiterausschusses geg en Ü bergriffe des U n tern eh m ers g esch ü tzt w erden, so ist, in höh erem Interesse, d er gleiche Schutz geg en unkontrollierbare Einflüsse in M assenversam m lungen dem Mit-

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g lied e des B etrieb sra tes zuzubilligen: ein B eitrag zur viel e rö rte rte n F rag e

»M assen und F ührer«, die ü b rig e n s durch die M aß reg elu n g lan g jäh rig er, v er­

d ie n te r G ew erk sch aftsb eam ter in jü n g s te r Z eit eine b e so n d e rs (auch m ensch­

lich) unerfreuliche S to ffb ereich eru n g erfah ren hat.

V. E r g e b n i s s e .

Sind b isher verschiedene nächstliegende und u n m ittelb ar praktische F ra­

gen des A rb eiterrech tes und d e r A rb eitsv erfassu n g v o rg e tra g e n w o rd en , so bleib t ü b rig , m it einigen W o rte n auf d ie w ahrscheinliche F o r t e n t w i c k ­ l u n g d e s g e s a m t e n s o z i a l e n R e c h t s g e f ü g e s (A rb eitsrech t und A r­

b eitsverfassung) einzugehen. W ir m üssen dabei den Fall eines m e h r o d e r w e­

n ig e r restlosen Ü b erg an g es in eine sozialistische A rb eitso rd n u n g ausschließen.

G leichgültig, wie m an sich th e o re tisc h zu ihr stellt, w ü rd e sie jedenfalls im g eg en w ärtig en A ugenblick und auch in d e r zunächst zu ü b e rseh en d en Z ukunft den Z usam m en b ru ch u n seres K red itsy stem s und w ahrscheinlich d e r P ro d u k ­ tion und V olksw irtschaft ü b erh a u p t b e d eu te n . M an will ja auch in se h r sach ­ v erstän d ig en rein sozialistischen K reisen, wie die G u tach te n d e r Sozialisie­

rungskom m ission bew eisen, von d e r Ü b ernahm e d ie se r üb ersch u ld eten k ap i­

talistischen E rbschaft nichts w issen und k ein e K onkursm asse sozialisieren.

S chließt m an d em gem äß alles aus, w as auf V ollsozialisierung nach russischem und u n g arisch em V orbild o d e r N e u r a t h - B a 11 o d sch er Ideologie h in w eist, so bleibt zw ischen A rb eitg eb ern und A rbeitnehm ern das A rb eitsv erh ältn is als solches grundsätzlich b e ste h e n , nach w ie v o r ist d e r A rbeitslohn die fü r die breiten M assen entscheidende G ru p p e d e r V erteilung. D as A rb eitsv er­

hältnis w ird allerdings durch Reform d e s A rb eitsrech tes und d e r A rb eitsv er­

fassung s e h r sta rk b e ein flu ß t w erd en , u nd d e r A rbeitslohn h a t d u rc h d as ta tsä c h ­ liche M ach tü b erg ew ich t d e r A rb eiter eine solche B eeeinflussung schon in g rö ß tem U m fang erfah ren , allerdings m it d e r b ek an n ten S chraubenfolge im H inblick auf P reise und G eldw ert.

D ie beiden einschneidenden N e u o rd n u n g en im A rb eitsv erh ältn is sind ein ­ m al die (trotz aller G e g en w irk u n g en ) im m er w achsende E in w irk u n g d e r T a rif­

lohnfestsetzung auf den individuellen A rb e itsv e rtra g , dann alle jen e v o rg e ­ fü h rten M aßnahm en, w elche von den B etrieb srä ten au sg eh en . D as sind zwei P rinzipien, die sich »im R aum e stoßen« m üssen. D er T a rifv e rtra g h a t au s­

gleichende T en d en z, is t d esh alb frü h e r von d e r U n te rn e h m e rse ite vielfach angegriffen w o rd e n ; sein Ziel, dem die V e ro rd h u n g vom 23. D ezem b er 1918 w eit en tg eg e n k o m m t, ist A n g l e i c h u n g d e r L öhne und A rb eitsb ed in g u n g e n , ü b e r die B etriebe und U n tern eh m u n g en h inw eg, auf d e r G ru n d la g e d e r B e ­ r u f s o r g a n i s a t i o n . D agegen lie g t im W esen eines w o h lv erstan d en en Be­

trieb sratsy stem s die H eb u n g d e r E rzeu g u n g , d e r L eistu n g u nd d am it d e r A rbeitsbedingungen in d e r e i n z e l n e n U n t e r n e h m u n g . M an w ird (ohne sich zu g ro ß e n E rw artu n g en hinzugeben) b em ü h t sein, die G e w i n n b e t e i l i ­ g u n g d e r A rb eiter und A ngestellten einzuführen und zu einem w esentlichen B estandteil d e r E n tlohnung zu m achen, w ird ü b e rh a u p t die In teressen d e r A r­

b e ite r des einzelnen B etriebes u n d nicht ohne w eite re s die des G e sa m tb e ­ rufes im A uge haben. A llerdings können B ezirks-A rbeiter- un d W irtsc h a fts­

rä te d a rü b e r h in au s w ied er m eh r die In teressen d e r G esam th eit b erü ck sich ti­

gen, und da, w o die B etrieb srä te m it den G ew erk sch aften reib u n g slo s zusam ­

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A R B E I T S R E C H T U N D A RBEIT SVERFASSU NG S25 m en arb eiten , w ird sich ja wohl auch von Fall zu Fall eine Brücke zw ischen

Einzel- und K ollektivinteressen schlagen lassen. A ber, um von anderem zu sch w eig en , schon beim Streik können die M einungen se h r au sein an d erg eh en : für die G esam th eit m ag, behufs E rzw ingung g ü n stig e r Z entraltarife, ein a llg em ein er A usstand n ö tig w erden, in dem die A rbeiterschaft d e s einzelnen g u tg e ste llte n , vielleicht in Besitz von M onopolen befindlichen U nternehm ens nur eine B eein träch tig u n g ih re r S onderinteressen zu sehen g e n e ig t sein w ird.

N icht selten g e h t ih r auf diese W eise d e r A nteil an beso n d ers g ü n stig en Ab­

schlüssen verloren. U m g ek eh rt kann persönliche V erstim m ung in einzelnen B etrieben zu S treiken führen, die von d e r B erufsgesam theit ab g eleh n t w erden m üssen. M an sieht, beide W ege zur neuen R echtsordnung w erden sich nicht selten kreuzen. M indestens w erden sich se h r erhebliche U ngleichheiten im L ohneinkom m en erg eb en , vielleicht w ird sich in den b ev o rzu g ten B etrieben so g a r ein A rb eiter-R en tn ertu m entw ickeln, das die S olidarität d er G esam theit gefäh rd et. M an m öge nicht g lau b en , daß die A rb eiter m ögliche S o n d erg e­

w inne ausschlagen w e rd e n ; vielen w ird auch eine dauernd fließende Q uelle kleiner R enten lieb er sein als die Sozialisierung des B etriebes m it ihren im ­ m erhin fraglichen Folgen.

D ie T a rifv e rträ g e hab en schon vor der Revolution ein m eh r o d er w en ig er vollkom m enes E i n i g u n g s w e s e n zutage gefö rd ert. Die o ft e r­

w ähnte g ru n d leg en d e V ero rd n u n g vom Jah resen d e 1918 h a t, im A nschluß an das H ilfsd ien stg esetz und die tarifliche P raxis, den E inigungsgedanken w e ite r­

hin im S chlichtungsausschusse fo rtg eb ild et, vo n den noch w eiter gehenden M aßnahm en a n d e re r G esetze w ar schon die Rede. Die B eseitigung des § 152 Abs. 2 kann n u r eine F rag e d e r Z eit sein, die R echtsfähigkeit d e r Berufsvereine, das frü h e r nach d e r grundsätzlichen Seite hin viel u m strittene T hem a, ist heute n u rm eh r im H inblick auf den U m fang d e r H a ftu n g bei tarifw idrigem V erhalten d e r V erbände o d er ih rer M itglieder praktisch, bildet allerdings in diesem Sinne noch einen schw er zugänglichen Stoff. Im m erhin ist e r g erad e von sozialistischer Seite m it U nerschrokenheit in A ngriff genom m en w o rd en ; das zeigen etw a d ie Schriften und Ä ußerungen von S i n z h e i m e r und H e i n e m a n n . U nlösbar is t die F rag e sicher nicht.

D as g esam te E inigungsw esen ab er h at zum A usgangspunkt die Entw ick­

lung auf d e r G ru n d la g e d es B erufes und d e r B erufszugehörigkeit und d a s B ehar­

ren d e r G ew erkschaften bei d e r Z e n t r a l i s a t i o n , die übrigens die F o rtg e ­ staltung zum In d u striev erb an d e nicht ausschließt. Eine solche w ar schon im F rieden v orhanden. Zugleich ist die Parallele zw ischen d e r sozialen und d e r w irt­

schaftlichen O rg an isatio n zu beachten. Die theoretische G leichsetzung von G ew erkschaften und K artellen fü h rt dazu, für beide w esensähnliche E ntw ick­

lungstendenzen in A nspruch zu nehm en. O b P lanw irtschaft im offiziellen Sinne o d e r nich t: in jedem) Falle befindet sich u n se r W irtschaftsleben (m it g e ­ w issen, noch zu nennenden A usnahm en) in zunehm ender Syndizierung und In teg rie ru n g b egriffen, und zw eifelhaft ist eigentlich n u r noch, o b m an diese G estaltu n g sich selb st und den se lb sttä tig w irkenden Einflüssen überlassen o d e r ab e r am tlich o d e r sonstw ie beeinflussen soll.

U nter diesen U m ständen sieht m an sich zu d er F rag e veranlaßt, o b g e ­ w isse g esu n d e und brau ch b are G edanken, die dem, B etriebsratsystem , d er

»K am m er d er Arbeit« usw. zu entnehm en sind, nicht vorzugsw eise auf einem

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826 A B H A N D L U N G E N

an d eren W eg e als auf dem ü b e r den einzelnen B etrieb verw irklicht w erd en können. Stellt m an sich vor, d aß d e r einem K artell o d e r Syndikat b e ig e o rd n e te , z. T. dem B etrieb sra t nachgebildete » S y n d i k a t s - A r b e i t e r r a t « Einblick in die d er K artelleitung zugänglichen B ücher und Bilanzen aller an g esch lo sse­

nen B etriebe fo rd e rt, so e n th ält eine solche M aßnahm e gew iß viel w e n ig e r Be­

denken als d e r g leich g erich tete S chritt des B etrieb srats. D ann b leib t die Soli­

d a ritä t d e r B erufsgenossen g e w a h rt, sie ist um so vollkom m ener, je erschöpfen­

d er die O rg an isatio n d es G ew erb ezw eig es ist. H ie r b e h a u p te t sich dann schließ­

lich das b erufsständische P rinzip g e g e n ü b e r d e r S o n d ero rg an isatio n auf d e r Be­

trieb sg ru n d lag e. G leichzeitig a b e r w erden m anche d e r aufbauenden E nergien, die in d er B eteiligung d e r A rb eitersch aft an P ro d u k tio n sv o rg än g en zw eifellos b e g rü n d e t sind, |für die g rö ß e re n Zw ecke des B erufsganzen, d e r g esam ten In­

du strie n u tzb ar gem acht. D aneben kann eine ganze Reihe solcher E n erg ie­

quellen d u rch die O rg a n e , w elche d e r »Syndikats-A rbeiterrat« in den einzelnen B etrieben sitzen haben w ird, zw ecks E rh ö h u n g d e r L eistung, d e r B esserung d e r A rb eitsv erfassu n g im einzelnen und n a tü rlic h auch d e r A rb eitsb ed in g u n g e n g e fa ß t w erden.

D iese G esich tsp u n k te, die hier n u r a n g e d e u te t w erden können, w ürd en den G eg en satz, den w ir in d e r G e sta ltu n g des A rb eitsrech tes und d e r A rb eitsv er­

fassung w ahrnehm en, m ildern und se lb st ausschalten. Alle U n tem eh m u n g s- form en, G roß-, M ittel- und selb st K leinbetriebe k ö n n ten davon N utzen ziehen*

w ie sich ja g an z allgem ein das K artell als m ittelstandsfreundlich erw iesen hat.

N icht ab er diese industrielle M ittelstandspolitik als solche soll uns b e s c h ä d i­

gen ; es ist die se h r reale F rag e zum Schluß aufzuw erfen, w elcher Einfluß auf den k ü n ftig en A ufbau u n se re r V olksw irtschaft, auf U m fang und E n t­

w icklung d er U n tern eh m u n g en von den zahlreichen g e setzg eb erisch en und o r­

gan isato risch en M aßnahm en d e r G e g e n w a rt zu e rw arten ist.

In D eutschland w ird h e u te , w ie N achrichten und A ugenschein ziemlich übereinstim m end berichten, in M i t t e l - u n d K l e i n b e t r i e b e n in ten siv er und m it g rö ß erem N utzen g e a rb e ite t als in G r o ß b e t r i e b e n . U n ter den m annigfachen .U rsachen d ie s e r E rsch ein u n g ist diejenige die w ichtigste, die enge zu unserem T h em a g eh ö rt. Die g ew altig en A u sein an d ersetzu n g en zw ischen A rb eitg eb ern lund A rbeitnehm ern treffen doch in h öherem M aße die G ro ß in d u strie als die kleineren U n tern eh m u n g sfo rm en . Zu u n v e rm itte lt w ar d er W echsel des M ach tv erh ältn isses; d e r Ü b e rg a n g vom A bsolutism us und P a ­ triarchalism us zur A rb e ite rd ik ta tu r in den ersten R evolutionsm onaten m ußte v erh eeren d w irken. W o ähnliches in M ittel- und K leinbetrieben sta ttfa n d , w aren die G rö ß en v erh ältn isse des U m schw unges doch kleiner, dem gem äß auch d ie Folgen g e rin g e r und leichter zu heilen. Z u m eist a b e r sind diese W e rk ­ stätten und kleineren F abriken ü b e rh a u p t von so tiefg re ifen d en E inflüssen v e r­

schont g eb lieb en , die W ied e rein stellu n g d e r K rieg steiln eh m er spielte sich mit viel w en ig er R eibung ab, w ar m eh r an rein m enschliche B eziehungen g ebunden.

A rbeiter- und A n g estellten au ssch ü sse kam en fü r B etriebe d ie s e r A rt vielfach g a r nicht in Frage. V ielleicht ist auch die R o hstoffbeschaffung leichter v o r sich g eg a n g e n , und K redit ist ja h e u te bei d e r G eldflüssigkeit h in reich en d v o r­

handen, um so m ehr, w enn er G ro ß b e trie b e n infolge d e r bei ihnen b esteh en d en W irren g e s p e r rt w ird. V or allem ab e r h a t d er T a r i f v e r t a g in den K reisen des H an d w erk s und des gew erblichen M ittelstandes (im w eitesten Sinne) im ­

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A R B E I T S R E C H T U N D A RBEIT SVERFASSU NG 827 m er festen Boden g e h a b t, zentrale T ariflo h n festsetzu n g schloß fü r diese Schichten ste ts auch Schutz v o r S chm utzw ettbew erb in sich und w irkte im Sinne d e r aus änd ern G rü n d en erschw erten K artellierung.

M indestens darf d as g e fo lg e rt w erden : W äh ren d des T arifv ertrag s-, O rga- nisations- und E in ig u n g srech t u n m ittelb ar aufbauende, Leistung und Lebens­

haltu n g g leichm äßig ste ig e rn d e W irkungen erzielte, ist b ish er da, wo d er Be­

trie b sra tg e d a n k e w u ch erte, d, h. in den G ro ß b etrieb en , u n g efäh r das G eg en ­ teil zu verzeichnen. D as Schuldkonto b eid er T eile ist dadurch b e la ste t: das vieler g ro ß e r U n tern eh m er schon durch soziale U n terlassungssünden in frü h e ­ rer Z eit, deren sich ih re kleineren K ollegen nicht schuldig m achten. W ichtiger als die rü ckschauende B etrachtung ist die vorschauende. Und h ie r m uß g e ­ s a g t w erden, d aß die F o rtd a u e r d e r A rbeitskäm pfe vielleicht nicht schlechthin den Z usam m enbruch d e r V olksw irtschaft, a b e r ziem lich sicher den d er ganz g ro ß en U n ternehm ungen zur Folge haben w ird, w enn diese nicht, sow eit sie in ausländischen Besitz ü b erg eh en , von au ß en steh en d er Seite g estü tzt w er­

den. D ies ist in bedeutendem . U m fange im b esetzten G ebiete d er Fall, kann ab e r natürlich nicht als d a u e rn d e r Z ustand an g eseh en w erden. Die v eran t­

w ortlichen L eiter dieser U nternehm ungen hatten schon vo r dem K riege Sel­

te n h e its w e rt; er ist h eu te g estieg en und m acht die P erso n en frag e überaus schw ierig. G ew innen die B etriebsräte Einfluß auch auf E instellung und E n t­

lassung d er leitenden B eam ten, so w ird die P erso n en frag e w eiterhin erschw ert und vielleicht b ald unlö sb ar sein.

Ein V erschw inden o d er, vorsichtiger ausgedrückt, ein R ückgang der G ro ß ­ betriebe und ihres A nteiles an d e r G esam terzeu g u n g w ürde sicher n i c h t i m s o z i a l i s t i s c h e n S i n n e liegen. M a r x h at alle hier einschlägigen G e ­ sichtspunkte m it vollendeter Schärfe aufgeführt. A ber auch d e r nicht-sozialisti- sChe V olksw irt kön n te diese E ntw icklung n u r m it g rö ß te r Sorge w ahrn eh m en ; die F rag e Tiegt in d e r Industrie bekanntlich se h r viel anders als in d er Land­

w irtschaft, und selb st in d ieser fo rd e rt man v e rstän d ig e r W eise nicht V ernich­

tu n g des G ro ß b e trie b e s, sondern gesunde B etriebsgrößenm ischung. Je d e n ­ falls lieg t alle V eran lassu n g vor, die G estaltu n g d es A rbeitsrechtes und d er A rbeitsverfassung u n te r dem G esichtspunkte h ö c h s t e r w i r t s c h a f t l i c h e r u n d t e c h n i s c h e r L e i s t u n g zu b etrach ten , ohne die s o z i a l e L e i s t u n ­ g e n nicht d auernd m öglich sind. Alle W ahrnehm ungen vor, in und nach dem K riege d eu ten d arau f hin, daß die G rundlagen d er sozialen R echtsordnung in zen traler B erufsorganisation b eid er P arteien, tariflicher V erstän d ig u n g zw i­

schen den g ro ß e n V erbänden und A usbau des E inigungsw esens zu suchen sind. Das B etrieb sratsy stem als solches scheint sich diesem o rganischen Aufbau nicht einfügen zu w o llen ; dennoch können ihm;, wie o ben zu zeigen versucht w urde, G esich tsp u n k te entnom m en w erden, die p ro d u k tio n sfö rd ern d w irken und auch aus G ründen n atio n aler Politik erw ünscht sind. D as System aber an Stelle des alten, e rp ro b ten setzen zu w ollen, b ed eu te t Fortnahm e d e r Stützen u n seres G esellschaftslebens in einer Z eit, w o diese Stützen zu internationaler G eltu n g g e la n g t sind und allein den W iederaufbau gew ährleisten.

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A B H A N D L U N G E N

DER RUF NACH SELBSTVERWALTUNG IN DER ENGLISCHEN INDUSTRIE.

Von $ ip l,s!3 u ß . z a r NEDDEN, B e rlin .

Z w ei g ru n d le g e n d e Sätze staatsvvirtschaftlicher E rkenntnis hat d er Krieg in allen K ulturländern zu S elbstverständlichkeiten gem acht. E inm al: die T age des u n g eh em m ten Individualism us in d e r w irtschaftlichen B etätigung sind vorüber. S o d an n : die G e g en sätze zw ischen K apital und A rbeit m üssen ihre politische Schärfe v erlieren , sollen M aschine und T e le g ra p h d e r M enschheit zum S egen s ta tt zum Fluche gereichen.

D ie F o lg eru n g en , die die V ölker aus diesen beiden E rkenntnissätzen ziehen, sind jedoch noch g ru n d v e rsc h ie d e n :

S o w j e t - R u ß l a n d e rs e tz t k u rzerh an d den w irtschaftlichen Individualis­

mus durch die S taatsw irtsch aft. D en G e g e n sa tz zw ischen A rbeit und Kapital beseitig t es durch völlige E n trec h tu n g dieses und A lleinherrschaft jener.

In A m e r i k a w ird die ang eb lich noch freie w irtschaftliche B etätig u n g des E inzelu n tern eh m ers in W irklichkeit m e h r un d m eh r d u rch d as G e b o t einiger w en ig er g ro ß e r K apitalgruppen b e d in g t, die au ch die P olitik d es S taates u n ­ sich tb ar, ab e r d esh alb nicht w en ig er w irksam b eh errsch en . S e lb stv e rw a ltu n g s­

bestreb u n g en d e r W irtsc h a ft sind aus diesem G ru n d e d o rt b ish er so g u t wie unb ek an n t g ew esen . D ie G eg en sätze zw ischen K apital u nd A rb eit sind w egen des R eichtum s, d e r im gan zen g erin g en B evölkerungsdichte und d e r fre ih e it­

lichen G eb räu ch e des L andes in A m erika nicht so scharf w ie in den Indu­

strielän d ern E uropas. Ih r A usgleich vollzog sich b is h e r d o rt v o rw ieg en d a u ß e r­

halb d e r politischen A rena. E rst in allerletzter Z eit b e g in n t hierin ein W andel einzusetzen.

Ä h n l i c h k e i t d e r E n t w i c k l u n g i n E n g l a n d u n d D e u t s c h l a n d . Z w ischen d e r russischen und am erikanischen E n tw ick lu n g srich tu n g bew egen sich E ngland und D eutschland. W enn m an den gänzlichen A bschluß D eu tsch ­ lands und E nglands v o n ein an d e r im letzten Ja h rfü n ft b ed en k t, so ist es b e ­ m erk en sw ert, w ie se h r sich in beiden L ändern die E ntw icklung auf dem G e ­ biete d e r inneren W irtsch aftsp o litik ähnelt. H ie r w ie d o rt die s ta rk e S tröm ung zugunsten des A ufbaues ein er S elb stv erw altu n g von In d u strie und H an d el u n ter O b erau fsich t d e r G e sam th eit, h ie r w ie d o rt die H o ffn u n g auf B eseitigung der G e g en sätze zw ischen K apital un d A rbeit durch d a s H and-in-H and-A r­

beiten b e id e r in gem einsam en O rg a n isa tio n e n fü r g em ein sam e Ziele.

»W ollen w ir ein er glücklichen Z ukunft e n tg e g e n g e h e n , so m üssen w ir das öffentliche Leben in seine B estandteile zerg lied ern , die Politik von d e r W irtsch a ft tre n n e n und beide selb stän d ig o rg an isieren . D adurch w ird die Politik g eh o b e n und v erg eistig t, d as W irtsch aftsleb en w ird von ung esu n d en N ebeneinflüssen g e re in ig t und d e r E inzelne von einem Z w ie­

spalt befreit, d er sein politisches Leben vergiftet«,

sch reib t B. W . v o n B ü l o w im M aiheft d er »D eutschen N ation«, und wie ein e A n tw o rt tö n en aus d er »Tim es« die W o rte d e r »W iederau fb au -B riefe« :

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