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Wochenschrift des Architekten Vereins zu Berlin. Jg. 8, Nr 27

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Academic year: 2022

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ENSCHRiFT m /h \ch itekten -verein siu b erlïn 1

L i c n n i i r r c r c D c V i vam n c o r u ï r f

HERflUSGECEßEN!^ Vf REINE

f E rsch ein t Sonnabends n. M ittwochs. — Bezugspreis halbjährl. 4 Mark, postfrei 5,30 Mark, einzelne Nummer von gewühnl. Umfange 30 Pf., stä rk e re entspr. te u re r ♦

^ D er A nzeigenpreis für die 4 gespaltene P etitzelle b e trä g t 50 Pf., für Behörden-A nzeigen nnd für Fam ilien-A nzeigen 30 Pf. — N achlaß auf W iederholungen ^

N u m m e r 27 Berlin, Sonnabend den 5. Juli 1913

V I I I . J a h r g a n g

Zu beziehen durch alle Buchhandlungen, Postäm ter und die G esch äftsstelle C a r l H e y m a n n s V e r l a g in Berlin W. 8, Mauerstr. 43.44

A lle R e c h te Vorbehalten

Mietskaserne und Einzelhaus

Vom A r c h i t e k t e n B.D.A. Hugo Wagner in B r e me n Der V ortrag des H errn H aberland „D er Einfluß des Privät-

kapitals auf die bauliche E ntw icklung Groß-Berlins“, welchen er im März d. .J. im Berliner A rchitektenverein hielt, geht von dem S ta n d p u n k t aus, daß die hohe Berliner B odenrente die Folge einer naturgem äßen E ntw icklung ist und daß infolge­

dessen W ohnform en gefunden werden m ußten, welche diese hohe R ente dem Mieter weniger fühlbar erscheinen lassen.

D urch diese E ntw icklung haben sich zwischen dem Miet­

preis der W ohnung und den K osten des G rundstücks, bezogen auf die E inheit der W ohnfläche, bestim m te V erhältniszahlen entw ickelt. Schon vor einigen Ja h re n habe auch ich derartige V erhältniszahlen gesucht, wobei ich eine gute W ohngegend Berlins in Vergleich setzte m it einer guten W ohngegend Bremens (K urfürstendam m und Schw achhauser V orstadt). Bei diesen R echnungen w urde die A usnutzung des G rundstücks, soweit sie nach der Berliner B auordnung möglich war, in Ver­

gleich gesetzt m it der üblichen dam als noch nicht durch Gesetz geregelten A usnutzung des Bremer G rund und Bodens durch Einfam ilienhäuser. D as Ergebnis war, daß der G rundstücks­

preis, verrechnet auf das Q uadratm eter W ohnfläche, in beiden S täd ten ungefähr die gleichen Zahlen ergab, d. h. für Berlin 30 bis 35 M., für Bremen 28 bis 33 M. Da nun m it einer 6°/oigenV erzinsunggerechnet w erden muß, ergeben sich l ,80 bis 2 M. A nteil an der Miete oder bei einer Annahm e des M ietwerts von 17 M. für ein Q uadratm eter W ohnfläche 11— 1 2 % der Miete.

Diese B erechnungen bedürfen heute, wo in den letzten Ja h ren eine unverhältnism äßige Steigerung des Bodenpreises erfolgt ist, und wo mir auch für Berlin nur p das M aterial aus dem B uch von V oigt und Geldnor

„K leinhaus oder M ietskaserne* zur V erfügung sta n d und hl Bremen auch nur ein M aterial, das ich mir gesam m elt h atte, einer eingehenden N achprüfung. Die B erechnungen des Herrn Ilaberlam l ergeben für ein G eschoßhaus den P rozent­

satz auf 15 °/„ an, bei einem Einfam ilienhaus auf 12°/,,.

A llerdings bei der Annahm e einer V erzinsung von

j 41/, 0/#. Ein einw andfreies U rteil über diese wohl recht

| interessanten Berechnungen w ird m an jedoch erst nach

| viel eingehenderem Studium wie das bisher vorliegende m achen können. Doch mögen diese E rw ägungen als richtig ange­

nommen werden. H err H aberland zieht nun den Schluß, daß m an den Einfluß des Bodenpreises auf die Miete bedeutend j überschätzt, und ferner, daß m it der V erbilligung des Grund und Bodens infolge erschw erender baupolizeilicher V orschriften keine V erbilligung der Mieten eintritt. W enn wir den Ge-

| dankengang des H errn H aberland w eiter verfolgen, so kommen wir zu dein R esultat, d a ß j e d e E i n s c h r i i n k u n g b a u ­ p o l i z e i l i c h e r N a t u r i n b e z u g a u f d i e W o h n - d i c h t e e i n e f ü r d e n W o h n u n g s i n li a h e r u u t z - l o s e M a ß n a h m e i s t .

Von dem S tan d p u n k t des B odenspekulanten aus ist dieses eine sehr wohl verständliche Folgerung. Doch wenn wir neben den w irtschaftlichen Interessen des B odenspeku­

lanten auch andere G esichtspunkte gelten lassen, so werden wir doch zu anderen Ergebnissen kommen. Vor allen Dingen w erden wir als ein Volk, das auf dem W eltm ark t erst anfängt, eine führende Rolle zu spielen, uns unsere Stellung auf diesem erhalten und w eiter befestigen müssen. Das können wir aber nur. wenn wir unsere H auptkon-

Abb. 251—253. E i n f a m il ie n h a u s A r c h i t e k t B . D . A . S t o f f r e g e n in B re m e n

U E U G Q -n Gycuo/i.

27

(2)

Sonnabend, 5. Juli 1913 W ochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin

Keller.

sprechen lassen. In dieser B eziehung sind nun die in dem V o rtrag des H errn H aberland zuletzt

\ \ angeführten Beispiele von besonderem Interesse.

E r h at seine Rechnung aufgestellt, in :---- p - v p w elcher der Mietpreis auf die Zimmereinheit er-

L

] rechnet ist unter Annahm e eines Bodenpreises

J

von 1300 M. für die Q uadratrute und m öglichst großer, d. h. fünfgeschossiger A usnutzung. Hier- aus findet er als Mietpreis für ein Zimmer 270 M.

§

Diesen E inheitssatz für die Miete behalt er nun bei und berechnet den Preis, welchen der Boden _______ --4 u n ter der A nnahm e anderer B auklassen kosten 1 darf nach Abzug aller Bau- und N ebenkosten.

Schließlich kom m t er bei d er B auklasse B

==5==77==“ ' ^ (3 Geschosse und 4/io A usnutzung) zu einem

!tfoffregenUSiD Bodenpreis von 120 M. für die Q u ad ratru te en oder 8,50 M. für das Q uadratm eter. E s

d a r f a l s o d i e s e r P r e i s f ü r d e n B o d e n a n f e r t i g e r S t r a ß e n i c h t ü b e r s c h r i t ­ t e n w e r d e n , w e n n e i n W o h n h a u s u n t e r B a u - k l a s s c B n o c h , w e n n a u c h n u r m ä ß i g , z i n s - b r i n g e n d s e i n s o l l . Dieses R esu ltat ist sehr erfreulich.

Denn bei einem Bodenpreis von 120 M. für die Q uadratrute können noch viel w eitergehende B aubeschränkungen erlassen w erden, und wird sich d ann die A usnutzung des Bodens w esentlich rentabler gestalten.

Hier m öchte ich die R echnung von H errn H aberland er­

gänzen. Die von ihm angenom m enen Zweizim m erwohnungen werden eine reine W ohnfläche von etw a 50 Q uadratm etern haben. Ein Reiheneinfam ilienhaus in dieser Größe wird in Berlin etw a 4500 M. kosten. An G rundstücksgröße braucht man etw a 170 Q uadratm eter. D as ergibt bei 8,50 M. für das Q uadratm eter einen G rundstückspreis von 1450 M. Dazu käm e die Besitzw echselabgabe m it 41/2 °/0 eingesetzt, 48,50 M., in

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A b b .258—201, Sech9fam ilienhaus. A rch itek t B .D .A . S t o f f r e g e n in Brem en. (Diese G rundrisse und der L ageplan g elten auch für das M assenm iethaus)

(3)

Nr. 27. V III. Jahrgang W ochenschrift des A rch itek ten -V erein s zn Berlin 153

Otüche fHiucbe

I V o h n i f . H V o h n rf

Summa rund 6000 M. Als L asten ergeben sich dann I. H ypothek 3600 M. zu 4 7 2 °/o • • • • • • •

2400 °l¡0

Steuern, U nkosten usw. etw a 2]/ 2 °/0 des Die K osten eines Zimmers, aus diesem Reiheneinfam ilienhaus w er­

den also 216 M. für das Zimmer be­

tragen gegen 270 M. aus den R ech­

nungen des Herrn H aberland. D a s Z i m m e r i s t a l s o u m m e h r a l s 5 0 H., d i e W o h n u n g u m m e h r a l s 1 0 0 M. b i 11 i g e r w i e d i e B e i s p i e l e , w e l c h e H e r r II a b e r 1 a n d h e r a n z i e h t.

Bei dieser letzten R echnung sind zwei neue Zahlen eingefügt worden:

die G rundstücksgröße und die K osten des Hauses. Die G rund­

stücksgröße beruht auf folgender Annahme: Bei der Bebauung mit Einfam ilienhäusern rechnet man nicht, wie H err H aberland annimmt, auf ein H ek tar B ruttobauland 100 Einwohner, sondern 200— 235. Diese Rechnungen beruhen auf statisti- ^ sehen Erm ittlungen aus S tädten, in welchen das Einfam ilienhaus ge­

bräuchlich ist und beruhen ferner darauf, daß bei größeren Grund- . stücken u n te r B enutzung des Reihen­

hauses die Form der G ärtenflächen schließlich sich so ungünstig ge­

staltet, daß sie für die B enutzung nur schwer zu gebrauchen ist.

Meiner Annahm e lege ich nun 200 Personen auf 1 ha zugrunde. Bei 5 Personen auf eine Fam ilie gerech­

net, werden 40 Fam ilien auf 1 ha als D urchschnittsw ohndichte an g e­

nommen werden können. Rechnen wir nun rund 33 °/0 für S traßen­

anlagen und öffentliche Zwecke, so verbleiben 6700 qm für die W ohn­

zwecke, d .h . rund 170 qm für ein Haus. Diese Annahm e von 33 °/B g en ü g t bei geringer W ohndichte durchaus. F rüher w aren in Bremen n ur 25 °/„ üblich, heute ist dieses Maß 28 % gesteigert.

Nach Abzug einer bebauten Fläche von 50 qm bleiben für den G arten noch immer 120 qm übrig, d .h . bei einer G rund­

stücksbreite von 5 m eine G artentiefe von 24 m, also kleine G ärten, welche den auf eine gute U nterhaltung seines Anwesens bedachten Besitzer zur G artenarbeit z w i n g e n , und darin liegt der große ethische und hygienische W ert dieser Bauweise, daß der W ohnungsinhaber zur Arbeit im Freien gezwungen wird, W erte, welche bei der von H errn H aberland v er­

tretenen G rundstückausnutzung m it hohen B odenrenten niemals erreicht werden können. Der Zusam m enhang mit der N atur, die dadurch bedingte F rischerhal­

tung von K örper und Geist, die Liebe zur Heim at sind nur durch die innigen Be­

ziehungen m it der N atu r zu erreichen, welche durch die G artenarbeit bedingt werden. D aß die Sehnsucht danach auch in Berlin vorhanden ist, erkennt man an dem küm m erlichen E rsatz, welchen die Bewohner sich durch die A usschm ückung ihrer Balkone selber schaffen. .,Bie be­

sondere und hocherfreuliche E ig e n art Ber­

lins1', welche H err H aberland „in der m it Liebe und Sorgfalt hergestellten und ge-

162 . . . 120 W ertes 150 Summe: 432

M.

M. Nun die Baukosten,

I. und II. Obergeschoß

Erdgeschoß

(M ietkasernen B auordnung auch noch kaum vor­

auf

Abb. 265. Slassenm iethaus m it 18 W ohnnngen.

H ierzu G rundriß des Secbsfam ilienhauses.

A rch itek t ß . H .A . S t o i f r e g e n in Bremen

pflegten gärtnerischen A usgestaltung der Balkone sieht“, ist doch nichts w eiter als e in e'rü h ren d e Sehnsucht nach gärtneri­

scher B etätigung, nach A rbeit im Freien, nach der liebevollen Pflege der N atur.

welche m it 4500 M. angenom m en sind. H ier m öchte ich auf eine in ter­

essante A rbeit verw eisen, welche der A rchitekten- und Ingenieur-V er­

ein in Bremen begonnen hat. Ebenso wie in allen anderen G roßstädten steht auch hier die F rag e zur E r­

örterung, welches die zw eckm äßigste W ohnweise ist. Die F rage ist in Bremen besonders ern st zu nehmen, weil die Gefahr einer V erschlechte­

rung des W ohnsystem s vorliegt, in­

dem die Um w andlung des K lein­

hauses zum M assenm iethaus be­

gonnen hat. Also Bremen geht den um gekehrten W eg der E ntw icklung wie die übrigen G roßstädte D eutsch­

lands. Dieser um gekehrte W eg ist sehr interessant, weil er m it dem Augenblick einsetzt, wo die Boden­

spekulation als solche in Bremen ihren E inzug gehalten hat. V or 15 Ja h re n k an n ten wir noch keine Bodenspekulation und auch keine Vielfam ilienhäuser

sind d ank unserer heute in Bremen

handen). Bis dahin w aren die G rund­

stücke von dem B auspekulanten di­

rekt vom Urbesitzer erworben. Der B auspekulant w ar also derjenige, w elcher die A ufschließungsarbeit übernahm , eine durchaus gesunde A rt der W ohnungsproduktion. Dann aber setzte die B odenspekulation ein, losgelöst vom Bauunternehm ertum . Solange sie noch in der H and P ri­

v a te r blieb, wurden die V erhältnisse nur wenig geändert. Als aber das G roßkapital durch die G ründung von G esellschaften die B odenspeku­

lation als Erw erb zu betreiben a n ­ fing, w urden bei der raschen E n t­

w icklung Bremens die V erhältnisse immer ungünstiger. J e tz t ru h t bereits so viel Gelände in S pekulationshänden, daß es bei gleich fortschreitender E ntw icklung und einer W ohndichte von 200 Personen auf 1 ha in 50 Ja h re n noch nicht bebaut sein dürfte; dabei aber sind die Preise zum Teil schon so hoch, daß der Bau von E infam ilienhäusern ausgeschlossen ist.

Man kann also m it ziemlicher Bestim m t­

heit in absehbarer Zeit einen großen R ü ck ­ schlag Voraussagen.

Die G ründe, welche gegen die E rhal­

tu n g des Einfam ilienhauses sprechen, sind nun in einem Bericht niedergelegt, welchen ein von dem V erein eingesetzter A usschuß vorgelegt hat. Aus dem

reichen Bericht dürfte folgender von allgemeinerem Interesse sein:

„Z unächst muß festgestellt w erden, daß es sich bei der B ehandlung der W oh­

nungsfrage lediglich um die 00 °/0 der E inw ohner Bremens handelt, welche den m inder bem ittelten Bevölkerungsschich­

ten angehören. Die restlichen 10 °/0 woh­

nen m it verhältnism äßig w enig A us­

nahm en auch heute noch in Einfam ilien­

häusern und werden es voraussichtlich auch, der einmal angestam m ten S itte folgend, w eiterhin tun. Bei den Minder­

bem ittelten sind es aber m ehrere Gründe, 27*

K eller

Abb. 202—26-1. M ehrfamlllen-Reihenhaus. A rch itek t P a y s e n

m i m

ziemlich um fang- A uszug

(4)

W och ensch rift des A rch itek ten -V erein s zu Berlin Sonnabend, 5. J u li 1913 die gegen das Einfam ilienhaus sprechen. Z unächst m ag ein rein

äußerlicher Grund vorausgeschickt werden. Die m eisten sind mit den Vorzügen des Einfam ilienhauses nicht v ertrau t. Sie kennen und erkennen weder die ethischen, hygienischen noch die sozialen Vorzüge, sondern es sind für sie bei dem Mieten einer W ohnung allein m aterielle Gründe m aßgebend. Dazu kom m t noch, daß auch das A ngebot von M ietwohnungen in Einfam ilienhäusern ein so geringes ist, daß es bei dem ganzen Bedarf an W ohnungen kaum eine Bolle spielt. Der Grund hierfür ist lediglich eine F rage der w irtschaftlichen E n t­

wicklung.

„In Bremen wird wie auch anderen Ortes der w eitaus größte Teil der W ohnungen von S pekulanten hergestellt. Ein W eg zur D eckung des W ohnungsbedürfnisses, der zweifellos seine volle B erechtigung hat. Der B auspekulant aber findet seinen V orteil w eniger in dem Bau von Einfam ilienhäusern, als in dem Bau von M ehrfamilienhäusern. Vor allen Dingen hindert ihn die hypothekarische Beleihung, die — es handelt sich dabei im w esentlichen um die II. H ypotheken — bei kleineren Objekten viel schw ieriger zu erreichen ist wie bei etw as größeren, weil sich diesen durch die M ieteinnahme eine größere G arantie für die Sicherheit der Zinszahlungen zu er­

geben scheint.

„Ein zweiter P u n k t ist die sehr viel leichtere M öglichkeit der V eräußerung des größeren Objekts wie des kleineren. Mit einer geringen A nzahlung ist es dem K äufer möglich, sich ein Haus im W erte von 10 000— 12 000 51. zu kaufen, bei dem dann die Mieten der abverm ieteten W ohnungen oder Räum e die Zinsen fast vollständig decken. Uns allen sind Annoncen bekannt: W ohnhaus für drei Fam ilien billig zu verkaufen, Anzahlung 500 M., K äufer w ohnt frei. Ein zweifellos seln- rcizendes L ockm ittel. F ür den Spekulanten ist eben der U msatz bei M ehrfam ilienhäusern schneller als bei Einfam ilien­

häusern. Es kom m t noch eins hinzu. E s muß die nötige Zahl von M ietwohnungen geschaffen w erden, d. h. also von W oh­

nungen, welche der betreffende Inhaber bei einer V eränderung j der Arbeitsstelle leicht abstoßen kann. Das ist bei der Ge- i

schoßw ohnung u n ter E inhaltung der üblichen K ündigungsfrist sehr leicht möglich, bei Einfam ilienhäusern, wenn sie im | Eigenbesitz des Bewohners sind, dagegen größtenteils m it | V erlusten verbunden. Der B auspekulant h a t aber durchaus ] kein Interesse, Einfam ilienhäuser zum Verm ieten zu bauen, j E r braucht einen m öglichst raschen Umsatz und kann daher nicht seine Einfam ilienhäuser u n v eräu ß ert stehen lassen, um j

dann lange auf einen K äufer zu w arten. D as w äre Sache eines . M i e t s p e k u l a n t e n , wie der Erw erbszw eig des H aus­

besitzes in anderen S tädten wohl g en an n t w erden könnte. Es fehlen hier vollkom m en Einfamilien-M i e t häuser, die in größerer Zahl errichtet, von einem Besitzer den Mietern zur V erfügung gestellt w erden. Es ist interessant, daß bis zur Mitte des vorigen Jah rh u n d e rts dieses M ietbedürfnis, das auch früher bestanden hat, wenn auch nicht in so großem Um­

fange wie heute, durch Einfam ilienhäuser ged eck t wurde, durch die G anghäuser, deren Bau durch die erste Brem er B au­

ordnung vom Ja h re 1842 verboten w urde, und es w äre w ünschensw ert, daß dieselben in neuzeitig verbesserter Form w ieder zugelassen w ürden.

„Eine w eitere V eranlassung zum R ückgang des Baues von Einfam ilienhäusern ist auch in dem dauernd steigenden Bodenpreis zu suchen. Leider lä ß t sich nachweisen, daß wir in Bremen m it unseren Bodenpreisen schon so w eit in die Höhe gekom m en sind, daß an m anchen Stellen der S tad t kaum noch K leinhäuser gebaut w erden können. Gegen die dauernd steigenden Bodenpreise kann nur eine gesunde Bodenpolitik des S taates wirken. D adurch, daß der S ta a t selber als großer G rundbesitzer auftritt, k an n er allein einen gew ichtigen Ein- fluß auf die Preisbildung ausüben. F ern er stehen die b au­

polizeilichen Bestim m ungen, welche das Einfam ilienhaus in keiner W eise schützen, dagegen den Bau des M ehrfamilien­

hauses fördern, der E rh altu n g des Einfam ilienhauses hindernd im W ege und es w ird in der H auptsache unsere Aufgabe sein, hier fördernd einzutreten.“

Diese Ueberlegungen führten dann zur E rö rteru n g der Frage, welche W ohnform die zw eckm äßigste wäre. Dahei mußten zunächst rein w irtschaftliche F ragen gestreift werden, vor allen Dingen diejenigen, wie das V erhältnis der nackten

H erstellungskosten zwischen W ohnung im Einfam ilienhaus und W ohnung im G eschoßhaus sich stellt, und welche weiteren Kosten durch den A ufschluß des Grund und Bodens und die N ebenanlagen entstehen. W ährend diese w eiteren F ragen noch nicht ihre E rledigung gefunden haben, ist die B ehandlung der ersteren, die K osten der H erstellung der einzelnen W ohnungs­

arten, einer sehr eingehenden U ntersuchung unterzogen worden.

Das vorhandene M aterial genügte nicht, da das in so großem Umfange auf den Baupolizeiäm tern ruhende M aterial noch nirgends, so auch nicht in Bremen, w issenschaftlich v erarb eitet ist. Diese A rbeit zu m achen, fehlte es aber an Zeit und K räften.

Es m ußte daher W ert darauf gelegt w erden, sich ein geeignetes M aterial zu beschaffen. W ir glaubten es dadurch zu erhalten, daß wir einen W ettbew erb ausschrieben,*) bei welchem W oh­

nungen von 50 qm W ohnfläche zugrunde lagen, und diese W ohnungen im Einfam ilienhaus, Zweifamilienhaus, Vierfainilien- haus und M assenmiethaus, u n ter U m ständen m it Hinter- und Seitenflügeln und G artenhäusern unterzubringen waren. F ü r die W ohnungen lauteten die Bestim m ungen folgenderm aßen:

Die einzelne W ohnung sollte enthalten:

W ohnküche 15 qm oder Küche 10 qm

Stube 10 „ Stube 15 „

2 K am m ern je 10— 15 qm 2 Kam m ern je 10— 15 qm Summa rd. 50 qm Summa rd. 50 qm Bei der A nw endung der W ohnküche dürfte sich neben der­

selben eine Spülküche von etw a 4 qm Fläche empfehlen. Ferner gehören zu jeder W ohnung die notw endigen Nebenräum e:

A borte, wenn möglich lüftbarer Speiseschrank, gemeinsame W aschküche für höchstens 4 W ohnungen (die W ohnungen, welche eine Spülküche erhalten, brauchen eine B eteiligung an der W aschküche nicht), Trockenboden gem einsam für höchstens 4 Fam ilien. Ebenfalls ist, w enn möglich, für Bade- und W asch­

gelegenheit Sorge zu tragen. F erner gelten folgende allgemeine G rundlagen, die genau zu beachten sind: E rstens gute Be­

leuchtung, D urchlüftbarkeit, d. h. Q uerlüftung jeder W ohnung.

Zweitens vollkom m ene A bgeschlossenheit jeder W ohnung, dam it die A usdünstungen einer W ohnung sich w eder auf die anderen W ohnungen noch auf die allgem einen V erkehrsräum e des H auses (Treppenhaus) übertragen. D rittens gute Lüftbar- k eit und B eleuchtung der V erkehrsräum e des H auses (Treppen­

haus und K orridor) in jedem Geschoß. V iertens Keller- w ohnungen sind nicht zulässig. Aus dem E rgebnis dieses W e tt­

bewerbes sind eine Reihe von P länen berechnet w orden. D as Einfam ilienhaus des m it dem ersten P reis ausgezeichneten Ent- j wurfes ist in der A usführung begriffen. Die K osten stellen sich

folgenderm aßen:

Bezeichnung G esam tkosten

K osten der W ohnungs­

einheit

U ntersch Einfaml!

gesam t

ed gegen ienhaus

im P ro z en t Einfamilienh.

Akkordsmnme 4000 M. 4000 M.

4 Familienh. 16 230 „ 4050 „ -4 50 + 1,25%

6 23 250 „ 3870 „ — 130 — 3.25%

9 33 600 „ 3734 „ —266 — 6,65%

12 44 317 „ 3693 „ —307 1 t"- ©v

15 55 700 „ 3715 „ —285 - 7,10%

18 64 250 „ 3570 „ —430 - 1 0 ,7 5 %

Diese Berechnungen sind nach den E ntw ürfen des H errn Stoff- regen aufgestellt.

Zu ganz ähnlichen R esu ltaten kom m en wir bei den anderen P rojekten, z. B. bei dem E ntw urf des H errn P aysen, bei dem z. B. das Sechsfam ilienhaus sich auf 23 424 M. stellt, d. h. für die W ohnung 3900 M.

Diese Berechnungen sind sehr interessant, weil sie klar zeigen, wie gering der U nterschied zwischen den H erstellungs­

kosten von Einfam ilienhaus und W ohnung im Geschoßhaus, be­

zogen auf die W ohnungseinheit, sich stellt.

D ieser U nterschied w ird aber noch ganz w esentlich geringer werden, w enn einige A enderungen in der B auordnung v orge­

nommen w erden. Auch hierüber ist von unserem Verein ein eingehender B e r i c h t a n d i e r e g i e r e n d e n ß e -

*) In d ankensw erter W eise wurde d er V erein hierbei sowohl von p riv a te r Seite wie auch durch den V erein für niedersilchsisches V olkstum und die G esell­

schaft für soziale Reform u n te rstü tz t.

(5)

Nr. 27. V I II Jahrgang W och en sch rift des A rch itek ten -V erein s z a B erlin 155 1) ö r d e n B r e m e n s abgegeben, aus dem auch ein kleiner

A uszug von Interesse sein dürfte. Vor allen Dingen sind die feuerpolizeilichen V orschriften für das Einfam ilienhaus nach der Bremer B auordnung ungeheuer schwere.

„Bei den Vielfam ilienhäusern w ird ein feuersicherer Ab­

schluß der einzelnen W ohnungen über- und nebeneinander nicht v erlangt. W erden dagegen die W ohnungen in großer Reihe nur n e b e n e i n a n d e r gebaut, geben sie also schon durch d ie A rt der A nlage der Feuerw ehr eine wesentlich leichtere Zugänglichkeit und dem Einw ohner eine viel leichtere Möglich­

keit, sich aus der G efahr zu retten, so wird die A usführung eines feuersicheren A bschlusses einer B randw and gefordert.

W ir glauben hierbei eine gerechtere V erteilung vorzu­

schlagen, wenn eine E rleichterung dieser Bestimmungen für das K leinhaus erfolgt, und der feuersichere Abschluß der W ohnungen von den Baustaffeln und der W ohnfläche ab­

hängig gem acht wird. Als G rundlage ist dabei ein Maß von 500 qm W ohnfläche, also etw a die Größe von 10 K lein­

wohnungen angenom m en, und dieses Maß in A bhängigkeit gebracht von den Baustaffeln, so daß bei Staffel 9 (einge­

schossige Bauweise) alle 60 m, bei Staffel 7 (zweigeschossige Bauweise) alle 32 m E ntfernung eine Brandw and errichtet werden muß. H ierdurch wird erreicht, daß die T rennungs­

w ände auch k o n stru k tiv , also als balkentragende W ände aus­

gen u tzt w erden können. D ann können die Balken u nter V oraussetzung der üblichen schmalen H ausgrundstücke und der dadurch bedingten schmalen Zimmer wesentlich schw ächere Abm essungen erhalten. Die E rsparnisse, welche sich durch eine A enderung der B alkenlage am Holz erzielen lassen, sind recht beträchtlich. Bei einem durchgerechneten Beispiel stellten sie sich auf m ehr als 33 °/0.

„Die S tärke dieser T rennungsw and soll, sow eit bewohnte Räum e nebeneinander liegen, einen Stein betragen, dam it die A usdünstungen der W ohnungen untereinander wie auch die Geräusche m öglichst zurückgehalten werden. Dieselbe F orde­

rung stellen wir aber aus den erw ähnten gesundheitlichen Gründen für die V ielfam ilienhäuser auf, weil hier infolge der M assenanhäufung der Bewohner die D urclidünstungen wie die U ebertragung der G eräusche noch w esentlich stä rk er sind als bei den K leinhäusern, eine Bestimmung, welche aus gesund­

heitlichen G ründen sich als notw endig ergibt.

„Die Brandw ände allein ergeben nun feuerpolizeilich im Vielfam ilienhaus noch nicht den genügenden Schutz, da die Zwischendecken nicht feuersicher v erlangt w erden. Es er­

scheint uns daher zweckm äßig, auch hier das Maß von 500 qm W ohnfläche einzuführen, und wenn dieses erreicht ist, auch einen feuersicheren, horizontalen Abschluß durch die E in­

fügung einer m assiven D ecke zu verlangen. D am it w ürde die Möglichkeit gegeben, in jedem Falle das F euer örtlich zu be­

schränken, andererseits aber h a t diese Bestim m ung auch kon­

struktive Bedeutung, da sich durch die m assiven D ecken eine V erspannung des ganzen Gebäudes herbeiführen läßt, wie sie durch eine H olzbalkenlage nie zu erreichen ist.“

W eitere Ersparnisse gegen die jetzige B auordnung w er­

den sich durch eine A enderung der V orschriften für die Treppen

erzielen lassen, indem ein neuer Begriff, der von W ohnungs­

treppen, eingeführt wird, welche die R äum e einer einzeln zu­

sam m enhängenden W ohnung m iteinander verbinden. F ü r diese W ohnungstreppen können die w eitgehendsten Erleichterungen erlassen werden. E s w ürde wohl zw eckm äßig sein, w enn für dieselben außer einer geringen M indesttreppenbreite überhaupt keine V orschriften erlassen w ürden, d a nur die Inhaber der einzelnen W ohnung die T reppen benutzen. Die P raxis w ird dann von selbst zweckm äßige Form en herausbilden. W ir würden für Brem en eine Treppenbreite von 75 cm für durchaus ange­

messen halten. F ü r die V erkehrstreppen eines H auses, d. h.

also für die Treppen, welche verschiedene W ohnungen m it­

einander verbinden, w erden die Bestim m ungen w achsen müssen je nach der Höhe des H auses wie nach der Zahl der Bewohner.

Diese vorgesehenen E rsparnisse sind bei den Berechnungen zu unseren Plänen noch nicht berücksichtigt. Es läß t sich d a ­ her annehm en, w enn w ir sie auch nur m it 10 °/0 einsetzen, daß die W ohnung im Einfam ilienhaus keinesfalls sich teu rer stellt wie die W ohnung im Geschoßhaus, ganz gleich ob es nur w enig W ohnungen besitzt oder aber auch zum M assenm iethaus ge­

worden ist.

Nun der R ückschluß auf Berlin. In Bremen ko stet das Einfam ilienhaus 4000 M. Bei den vorgesehenen E rleichterungen wird es sich für 3600, M. bauen lassen. Die M aterialpreise in Berlin sind etw a die gleichen wie in Bremen. Die A rbeits­

löhne sind etw as höher, so daß also der in der obigen Berech­

nung angenom m ene Preis für das Einfam ilienhaus, in Berlin er­

baut, m it 4500 M. als sehr hoch erscheinen muß.

Diese kurzen Bem erkungen zu dem V o rtrag des H errn H aberland, des größten B odenspekulanten, den D eutschland be­

sitzt, zeigt, wie w enig erforscht noch die ganze F rage des W oh­

nungsw esens in D eutschland ist. W ir stehen erst in den K inder­

schuhen der E ntw icklung. Es w ird noch vieler und sehr um ­ fangreicher ernster A rbeit bedürfen, um dem Ziele näherzu­

kommen, das ich vorläufig nu r in einer gesunden, w issenschaft­

lich durch und durch erforschten A nschauung über das W oh­

nungsw esen sehen möchte. Es ist schon viel A rbeit geleistet;

leider aber haben bis je tz t die T echniker bei dieser A rbeit v er­

sagt, m it Ausnahme dieses einen glänzenden Beispiels vom B a u ra t S)r.»^jng. W eiß durch sein Buch „K önnen die in den heutigen großstädtischen W ohnverhältnissen liegenden Mängel und Schäden behoben w erden?“ Aber dieses Buch bildet erst eine G rundlage für alle weitere Arbeit. Sie m uß begonnen w er­

den, e s n ü t z e n u n s k e i n e W o h n u n g s g e s e t z e u.

d g 1., w e n n w i r n i c h t z u n ü c h s t k l a r s e h e n , w i e d i e E n t w i c k l u n g d e s W o h n w e s e n s v o r s i c h g e h t u n d i n w e l c h e B a h n e ' n s i e g e 1 e i t e t w e r d e n m u ß. Es is t das eine große Arbeit, die gem acht w erden muß, eine Arbeit, der sich der S ta a t nicht wird entziehen dürfen. Bei unsrem schw achen Versuch in Brem en sehen wir, welche A rbeit es m acht, eine Arbeit, die dort in selbstloser W eise für den V er­

ein geleistet wird. Sie ist auch nur ein kleiner B eitrag zu der ganzen Frage. Es muß der S ta a t hier einspringen. E s ist die w ichtigste A ufgabe, die w ir in unserm W irtschaftsleben je tz t zu lösen haben, die aber leider staatlicherseits bisher noch ganz vernachlässigt ist.

Das politische Wahlrecht

V o r t r a g g e h a l t e n im A r c h i t e k t e n - V e r e i n zu B e r l i n a u f V e r a n l a s s u n g des S t u d i e n a u s s c h u s s e s vom P r i v a t d o z e n t e n E. Calm in F r a n k f u r t a. M.

(F o rtse tzu n g auä N r. 25, S eite 1 « )

W elches ist nun der wesentliche In h alt der W ahlreform von 1832 ? Sie verlieh das W ahlrecht in den Grafschaften außer den freien E igentüm ern auch dem besser situierten Teil der E rbpächter und E igentüm er von Eigentum , das m it bäuer­

lichen Lasten beschw ert war, in den S tädten den Eigentüm ern und Mietern ganzer H äuser, w enn die H äuser ein jährliches Ein­

kommen von 10 P fund Sterling gew ährten, die Inhaber zur A rm ensteuer herangezogen w aren und sie auch entrichteten.

D am it w ar bei der englischen W ohnsitte des Einfam ilienhauses ein W ahlrecht des besitzenden städtischen und ländlichen M ittelstandes konstituiert. A ußerdem w urde die W ahlkreis­

einteilung etw as gleichm äßiger gestaltet, w enn auch immer noch die eine H älfte der Parlam entsm itglieder von W ahlkreisen m it einer Bevölkerung von 24 Millionen, die andre H älfte von

| W ahlkreisen m it einer B evölkerung von drei Millionen gew ählt

| w urde. N icht lange nach der W alilreform von 1832 kam auch j Bewegung in die bis dahin ziemlich to te A rbeiterm asse. Das furchtbare soziale Elend, das die m oderne industrielle E ntw ick-

! lung m it sich gebracht h a tte und dem die herrschenden Kreise I teilnahm slos gegenüberstanden, m ußte über kurz oder lan g zu I einer sozialen Bew egung u n ter den A rbeitern führen. Diese Be-

! wegung, die seit E nde der dreißiger J a h re aufkam und in der

! Geschichte u n te r dem Namen chartistische Bew egung b ekannt ist, w ar vorw iegend politischer N atur. Zu ihren Forderungen ge-

j hörte u. a. allgem eines Stim m recht, gleiche V erteilung der W ahlbezirke, jährliche Neuwahlen, geheime W ahl, D iäten an

i die A bgeordneten. Die Bew egung tru g einen keinesw egs unge­

fährlichen C harakter, Mord, G ew alttat, B randstiftung w aren sehr-

(6)

: t? i y y y / y t :y y - -

156 W ochenschrift des A rch itek ten -V erein s zu B erlin Sonnabend, 5. J u li 1913

häufig ihre Mittel. W iederholt gehen, von ihr veranlaßt, mit Millionen U nterschriften bedeckte Petitionen an das P arlam ent. Aber die R egierung blieb taub gegenüber diesen Forderungen und infolge der E nergie der R egierung ließen es die Führer nicht zu einem gew altsam en Zusam m enstoß kommen. Die Bew egung sank etw a 1848 plötzlich in sich zusammen. A ber nicht 20 Ja h re nach diesen Ereignissen gew ährte die R egierung freiwillig, w as sie sich nicht hatte abtrotzen lassen. 1867 wurde, nachdem vorher (1866) ein W ahlreform entw urf des liberalen Ministeriums Gladstone abgelehnt und dieses M inisterium darüber g estü rzt w ar, ein ziemlich w eitgehender W ahlreform entw urf des fol­

genden konservativen M inisteriums Disraeli angenommen.

E r brachte außer einer V erbreiterung des W ahlrechts in den G rafschaften vor allem die V erleihung des W ahl­

rechts in den S t ä d t e n an alle Inw ohner von W oh­

nungen m it einem steuerbaren M ietwert von 10 Pfund Sterling, sofern die Innehabung einer solchen W ohnung seit zwölf M onaten sta tth a tte . Damit w ar dem besser situierten Teil der A rbeiterschaft in den S tädten das W ahl­

recht verliehen, w ährend den A rbeitern kleiner Gewerbe­

treibenden usw. in den G rafschaften (auf dem Lande) noch das W ahlrecht im wesentlichen v ersag t blieb. Auch w urde die W ahlkreiseinteilung wiederum um ein S tück gleichm äßiger gestaltet. E s ist erklärlich, daß nun auch noch die A rbeiter und K leingew erbe­

treibenden in den G rafschaften versuchten, die G leichstellung mit ihren städtischen Kollegen zu erlangen, für deren V ersagung kein durch­

schlagender Grund sprach. Auch über die immer noch bestehende U ngleichheit in der W ahlkreisein­

teilung herrschte noch Unzufriedenheit. So brachte denn das Ministerium Gladstone 1884 eine Reform- bill ein, die diese G leichstellung der W ähler in den G rafschaften und den S tädten und eine gleich­

m äßigere W ahlkreiseinteilung bringen sollte. Diese Bill w urde indes vom Oberhaus verworfen. Im H erbst 1884 w urde dann eine neuerliche Reformbill eingebracht, die in beiden H äusern des P arlam ents zur Annahm e gelangte (5. Dezember 1884). 1885 erging dann noch eine Bill über die N eueinteilung der W ahlkreise. Mit dieser Reformbill w urde zu­

nächst eine nahezu vollständige Gleichm äßigkeit der W ahlkreiseinteilung herbeigeführt; auf 50 000 bis 54 0Ö0 E inw ohner sollte nunm ehr ein A bgeord­

neter entfallen. Im allgem einen w urden nur W ahl­

kreise m it einem A bgeordneten geschaffen (single- seat-system ). W eiterhin w urde, wie bereits an g e­

deutet, das W ahlrecht all denen zugestanden, die seit zwölf M onaten eine W ohnung im steuer­

baren M ietwert von zehn Pfund Sterling inne­

hatten. D aneben aber behielten alle die K a te­

gorien das W ahlrecht, die es bereits früher besaßen. Ausgeschlossen vom W ahlrecht sind heute also vor allem der untere und nicht seßhafte Teil der A rbeiterschaft, ferner Schlaf­

burschen, Haussöhne, Diener, A rbeiter, die beim A rbeitgeber wohnen. Die Zahl der W üh­

ler b eträ g t heute in E ngland 71/, Millionen = 17 #/„ der G esam tbevölkerung gegenüber 14 1/.

Millionen W ählern zum Deutschen R eichstag

= 22 °/0 der G esam tbevölkerung.

Mit diesen A usführungen m öchte ich den historischen Teil m einer V orträge abschließen.

Die zweite F rage, die ich nun m it Ihnen be­

sprechen möchte, eine sehr schwierige Frage, la u te t: W as h a t die W issenschaft zu den W ahl­

rechtsproblem en zu sagen? K ann' sie W ert­

urteile über einzelne W ahlrechtssystem e ab ­ geben, etw a eine W ahlrechtsart wie das allge­

meine u n d gleiche W ahlrecht als dem S taa ts­

wohl besonders förderlich oder hinderlich er­

w eisen? Bisher hat die W issenschaft der Politik geglaubt, d aß ihr die Aufgabe zufalle, solche W erturteile abzugeben, W ir müssen uns des­

halb m it den Grenzen der Aufgaben der politi­

schen W issenschaft in diesen Dingen etw as eingehender befassen. | Der älteste und verbreitetste dieser G edanken w ar die natur- Bei der theoretischen Stellungnahm e früherer Zeiten zu den | rechtliche S taatstheorie. Sie glaubte, ein bestim m tes W ahl- W ahlreehtsproblem en kann m an drei R ichtungen unterscheiden. | rechtssystem , z. B. das allgem eine und gleiche W ahlrecht, aus

Abb. 266—268. E ntw urf zu einer Hoteldiele. M onatsw ettbew erb im A.V.B. Kennw’o r t: „ V i e l l e i c h t s o “.

V erfa sser: R egierungsbaum eister Sipl.*3ng. H. S c h u l z e - G a h m en

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Nr. 27. V III. Jahrgang W ochenschrift des A rch itek ten -V erein s zu Berlin 157

Abb. 269. E n tw u rf zu ein er lloteldlole. M o n atsw ettb ew erb im A .V .B . K ennw ort: „ V i e l l e i c h t s o “.

V erfasser: K egierungsbaum oister $ipt.=3na. H. S c h u l z e - G a h m e n

gewissen allgem einen G edanken über angeborene Menschen­

rechte, über E ntstehung des S taates durch V ertrag, über den C harakter des Gesetzes, das m an als Ausfluß des allgem einen W illens kennzeichnete, rechtfertigen zu können. Zu den ange­

borenen M enschenrechten rechnete m an auch das R echt, durch W ählen auf die Bildung der V olksvertretung einzuwirken; aus der E ntstehung des S taates durch V ertrag folgerte m an, daß derjenige, der u n ter einer R egierung lebe, sich ihr selbst u nter­

worfen haben müsse.

Eine zweite G edankenrichtung geht bei ihrer Stellung­

nahme von dem Prinzip von L eistung und G egenleistung aus.

Man faßte das W ahlrecht auf als Gegenleistung, die der S taat für die Leistungen des Bürgers, in erster Linie fü r seine steuer­

lichen L eistungen gew ährt und kom m t davon ausgehend zu dem R esultat, daß je m ehr einer Steuern zahle, um so m ehr W ahlrecht haben solle.

E ine d ritte G edankenrichtung endlich b etrach tet das W ahl­

recht als ein historisches Recht. Gewisse Stände (hoher Adel) oder K lassen (Grundbesitzer, Beam te) h ätte n besondere V er­

dienste um die staatliche E ntw icklung; es müsse ihnen daher bei der A usm essung der W ahlberechtigung eine besonders be­

vorzugte Stellung eingeräum t werden.

Diese drei B egründungsw eisen müssen heute als über­

w unden gelten. In erster Linie die naturrechtliche. W ir stehen heute auf dem S tandpunkt, daß es keine angeborenen Menschen- und B ürgerrechte gibt, sondern daß das Maß der jedem Men­

schen oder Bürger zukom m enden R echte durch die S taatsv er­

fassung und die darauf beruhende Gesetzgebung des S taates endgültig in jedem Z eitpunkt festgelegt ist; wir wissen heute, daß der S ta a t nicht durch V ertrag in einem bestim m ten Zeit­

p u n k t bew ußt geschaffen, sondern organisch entstan d en ist, daß das Gesetz nicht Ausfluß des allgem einen W illens ist, son­

dern durch die im Besitz der S taatsg ew alt befindlichen F a k ­ toren, oft auch gegen den W illen der M ehrheit der Bevölkerung angeordnet und eventuell m it Zwang durchgeführt wird.

In zw eiter Linie ist abzulehnen die A uffassungsweise, die im W ahlrecht eine G egenleistung für die Steuer- und sonstigen Leistungen des einzelnen an den S taa t sieht. Bei der A ktien-

gesellschaft oder sonstigen E r­

w erbsgesellschaft des P riv atrech ts richtet sich allerdings das Maß der A nteilnahm e des einzelnen an der V erw altung nach seiner k a p ita ­ listischen Beteiligung. Allein das Prinzip von L eistung und G egen­

leistung k an n ernstlich doch nu r in Frage kommen, wo jem and frei­

willig Leistungen für eine Gemein­

schaft übernom m en hat, d a nur dann eine ethische R echtfertigung für die G egenleistungen vorhanden ist. Seine A nw endung auf das W ahlrecht h ä tte also höchstens Sinn, w enn der S ta a t durch V er­

tra g entstanden wäre, bei dem die einzelnen B ürger freiwillig gewisse Leistungen übernom m en haben.

Nun ist aber der S ta a t nicht durch V ertrag entstanden, sondern eine Zw angsgem einschaft, in die der ein­

zelne hineingeboren wird, ob er will oder nicht, u n d die Steuern, die er zahlt, werden ihm abgenom m en, ob er sie freudigen H erzens zahlt oder nicht. Im übrigen erschöpfen sich ja die Leistungen des S taates an den einzelnen nicht im W ahl, recht. Sicherung des Eigentum s, der persönlichen F reiheit und andrer R echtsgüter sind ebenso wichtige Leistungen des S taates und kom ­ men den S teuerkräftigen viel m ehr zugute als dem Unbem ittelten. Es dürfte schw er sein, den W ert dieser Leistungen des S taates gegenüber den S teuerleistungen des einzelnen abzuw ägen.

In d ritte r Linie ist abzuweisen die Anschauungsw eise, die im W ahlrecht ein historisches R echt sieht, das gew issen K lassen in erhöhtem Maße wegen ihrer früheren V erdienste zugeteilt w erden müsse. F ü r die Reglung öffentlich-rechtlicher Befugnisse können immer nur die Bedürf­

nisse der Zeit in F rage kommen, um die es sich handelt. In diesem Sinne ist das öffentliche R echt pietätlos und undankbar.

Auch w iderspräche die A nerkennung der S taatsso u v erän etät der A nerkennung historischer Rechte.

Der G rundirrtum aller dieser R echtfertigungsw eisen ist, daß sie beim W ahlrecht vom einzelnen Individuum ausgehen, in ihm ein subjektives oder P ersönlichkeitsrecht sehen. Das W ahlrecht ist aber kein subjektives R echt, sondern eine öffent­

liche Funktion, die der einzelne um des S taates und der von ihm verfolgten Zwecke willen auszuüben hat. Denn so sicher der S ta a t um der einzelnen willen da ist, die ihm angehören, so sicher ist der einzelne w iederum Mittel, Objekt, dessen sich der S ta a t um der für diese einzelnen in ihrer G esam theit zu v er­

folgenden Zwecke willen bedient. W ir können das Bestehen positiver W ahlrechte nur dadurch rechtfertigen, daß w ir sie zum S taatsorganism us und dessen A ufgaben in Beziehung setzen.

In dieser Bestim m ung des W esens des W ahlrechts sind alle m odernen S taatsrechtslehrer einig. Mit dieser sta a tsre c h t­

lichen C harakterisierung des W ahlrechts als öffentlicher F u n k ­ tion ist wohl dessen W esen bestim m t, aber nichts über den W ert der einzelnen W ahlrechtssystem e gesagt. Manche A utoren scheinen zu glauben, daß die S taatsrechtsw issenschaft oder doch die W issenschaft überhaupt endgültige Urteile auch über den W ert der einzelnen W ahlrechtssystem e abgeben könne.

Ausgehend von der C harakterisierung des W ahlrechts als einer öffentlichen, im Interesse des S taa tes verliehenen F unktion stellen sie als R ichtlinie für die G estaltung des W ahlrechts die Staatszw ecke und das S taatsw ohl auf und fällen von hier aus Urteile über W ert oder U nw ert einzelner W ahlrechtssystem e.

Dabei unterlassen es die m eisten A utoren, den Begriff des

„S taatsw ohls“ und der „S taatszw ecke“ näher zu untersuchen.

Meist w ird g ar nicht gefragt, ob diese Begriffe einen für die Abgabe von W erturteilen genügenden positiven In h alt haben.

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158 W ochenschrift des A rch itek ten -V erein s zu Berlin Sonnabend, 5. J u li 1913 J a es h at den Anschein, als ob viele S taatsrechtslehrer, zu­

frieden dam it, die alte naturrechtliche B ehandlung der W ahl­

rechtsproblem e überw unden und eine befriedigende Bestimmung des W esens des W ahlrechts gefunden zu haben, nun auch be­

reits in dem Begriffe des „S taatsw ohls“ und der „Staatszw ecke“

einen soliden U nterbau für alle möglichen B etrachtungen über den W ert der einzelnen W ahlrechtssystem e zu besitzen v er­

meinen. Nur so ist die m ehr oder minder deutliche H instellung m ancher Urteile über W ahlrechtsfragen als Ergebnisse der W issenschaft zu verstehen und nur dadurch ist die V erw irrung über die A ufgaben, die der W issenschaft überhaupt auf dem Gebiete der W ahlrechtsproblem e zufallen, zu begreifen, nur so der Mangel einer klaren Scheidung zwischen den Aufgaben der Staatslehre und der P olitik zu erklären, wobei wir unter Staatslehre verstehen die W issenschaft von dem, was auf dem Gebiete des S taates ist, unter P olitik die W issenschaft, w as auf dem Gebiete des S taates sein soll.

Wollen wir zu einer K lärung über die A ufgaben der S ta a ts­

lehre und der Politik auf dem Gebiete der W ahlrechtsproblem e gelangen, so beschäftigen w ir uns am besten m it In h alt und B edeutung jener Begriffe, von denen die ganze V erw irrung her­

kommt, mit den Begriffen „S taatsw ohl“ und „S taatszw ecke“.

Es lä ß t sich wohl historisch feststellen, w as in einem bestim m ten Z eitpunkt R egierungen oder die große Masse des Volkes als Staatszw ecke bezeichnet haben. W as aber gegen­

w ärtig dem W ohle des S taates dient, w as augenblicklich seine Zwecke sind, darüber herrschen bei den verschiedenen Menschen verschiedene A uffassungen; je nach W eltanschauung, Lebens­

erfahrung, T radition (Milieu), C harakter, Einsicht, Tem peram ent wird der eine dies, cler andere das E ntgegengesetzte als dem S taate förderlich bezeichnen, z. B. der eine es als dem S ta a ts­

wohl besonders dienlich anselven, w enn dem berufsm äßigen Beam tentum ein hoher Einfluß auf die S taatsv erw altu n g zu­

steht, der andere, w enn die freien K räfte der Selbstverw altung eine stark e W irkung zu äußern verm ögen. Man brau ch t nur den S taatszw eck der A nhänger des alten P olizeistaats und der A nhänger des R ech tsstaats des älteren Liberalism us und der A nhänger des W ohlfahrtsstaats des m odernen Staatssozialism us einander gegenüberzuhalten, um die R ichtigkeit der aufge­

stellten Theorie zu begreifen.

Da sich aber über das, w as dem W ohle des S taates dient, was seine Zwecke sind, im einzelnen niem als w ird E inigung erzielen lassen, so wird es auch niem als einen eindeutigen

Begriff des S taatsw ohls und der S taatszw ecke geben können.

U nter diesen U m ständen ist es richtiger, in diesem Zusam m en­

hang mit dem Begriff des Staatsw olils und der Staatszw ecke nicht zu operieren, s ta tt dessen zu untersuchen, w as alles u nter dem Begriff „S taatsw ohl“ zusam m engefaßt wird und aus solch einer beschreibenden D arstellung gewisse K ategorien von V or­

stellungen herauszuschälen und in V erbindung mit ihren allge­

meinen V oraussetzungen darzulegen. Bei einer solchen T ätig ­ keit w ürde sich heraussteilen, daß es selbständige, von sonstigen m enschlichen Zw ecken und Idealen losgelöste Staatszw ecke nicht gibt, sondern daß als S taatszw ecke die A ufgaben be­

zeichnet w erden, die jem and im G esam tbereich seiner Zwecke, Forderungen und Ideale durch die M achtorganisation des S taates verw irklicht sehen will. W er also vor allem die geistig­

sittliche H ebung der Massen als sein L ebensideal ansieht, würde als Staatszw eck den Inbegriff derjenigen M aßnahmen be­

zeichnen, die der S ta a t von sich aus zur E rreichung dieses Zieles verw irklichen soll; und d a naturgem äß sehr viele Men­

schen nebeneinander verschiedene Zwecke verfolgen, so besteht für sie u nter U m ständen eine M ehrheit von S taatszw ecken.

Ist man nun der Meinung, daß wir für die wissenschaftliche , B ehandlung mit den die verschiedensten Inhalte deckenden Begriffen des „Staatsw ohls“ und der „S taatszw ecke“ nichts anzufangen verm ögen, sondern erst durch die B etrachtung dieser Inhalte selbst zu tieferer E insicht geführt w erden, dann en tsteh t die Frage, ob diese. E rkenntnis für die G renzen der B ehandlung der W ahlrechtsproblem e durch die Staatslehre und durch die Politik von B edeutung ist.

Ehe w ir diese F rage beantw orten können, m üssen wir prüfen, ob die G estaltung des W ahlrechts die F örd eru n g des einen oder anderen Inhalts, der m it dem Begriff „S taatszw ecke“

bezeichnet wird, beeinflußt, m it ändern W orten, ob z. B. das allgem eine und gleiche W ahlrecht vor allem eine G esetzgebung zum w irtschaftlichen und geistigen W ohl der breiten Massen führt, ein K lassenw ahlrecht im gegenteiligen Sinne w irkt.

Bestände ein solcher Zusam m enhang nicht, so w äre die eben gefundene E rkenntnis für unser Them a und für Ziehung der Grenze zwischen den A ufgaben der S taatslehre und der Politik ohne sichtliche Bedeutung. D a ist nun aber zu sagen, daß sich eine allgemeine, für alle V ölker und Zeiten zutreffende A ntw ort auf die F rage, ob ein Zusam m enhang zwischen G estaltung des W ahlrechts und E rreichung gew isser S taatszw ecke besteht, n i c h t geben läßt. (F o rtse tzu n g folgt)

Entwurf zu einer Hoteldiele

M o n a t s w e t t b e w e r b im A .V .B ., m i t g e t e i l t vom B e r i c h t e r s t a t t e r de s B e u r t e i l u n g s a u s s c h u s s e s , G e h e i m e n R e g i e r u n g s r a t P r o f e s s o r H . H a r t u n g in H a l e n s e e

(Vgl. N r. 25, Seite 141—143 und N r. 27, Seite 156 und 157)

TREPPE 9m.

BÜRO- W o r t l a u t d e r A u f g a b e

Der nebenstehende Grundriß gibt die Lage der Räume. Die Diele is t m it einer schönen Treppe, W andtäfelung und Holzdecke auszustatten und soll einen großen Kamin aufnehmen.

V erlangt: Grundriß und S chnitt 1 :5 0 , ein Schaubild in geziemender Größe.

B e u r t e i l u n g

M otto: „ V i e l l e i c h t s o ? “ (Nr. 27, S. 156 u. 157) Die Bedingungen sind erfüllt. Die Treppe fügt sich g u t ein. Der Kam inplatz ist geschickt an der langen Querwand angeordnet und h at gutes Tageslicht. Die A rch itek tu r is t aber etwas trocken und ohne Eigenart.

M otto: „ M o rg e n “

Die Bedingungen sind insofern nicht erfüllt, als die F o r­

derung des verlangten großen Kam inplatzes offenbar mißver­

standen worden ist. Außerdem is t die A rbeit unfertig und dürftig.

Motto: „ S o n n t a g “

Die Diele führt durch zwei Geschosse und wird deshalb bei der kleinen Grundfläche schachtartig wirken. Daß der in

den oberen Geschossen durchgehend zu denkende F lu r durch eine einspringende Galerie ersetzt, die noch dazu im W inkel herum geführt ist, kann ebensowenig als eine günstige L ösung an­

gesehen werden wie die Annahme eines Schreib- und L ese­

zimmers in den W inkeln an der Treppe. D er architektonischen A usgestaltung is t die Anerkennung nicht zu versagen.

M otto: „ B r e t t m ä ß i g “ (Nr. 25, S. 141 u. 142)

D er E n tw u rf verm eidet alle Stützen, nicht zum Vorteil der Raum wirkung. Die A usbildung der Treppe kann nicht schön genannt werden und entspricht m it ihren Fenstern nicht den V erhältnissen, da sie in die höheren Geschosse hinaufzu­

führen war. Außerdem liegt der Kamin an wenig geeigneter Stelle. Im übrigen aber v errät der E ntw urf tro tz seiner Mängel im einzelnen eine gewisse G estaltungskraft.

Die A rbeit m it dem Kennworte „ B r e t t m ä ß i g “ erhielt einen ersten Preis, die m it dem Kennworte „ V i e l l e i c h t s o ? “ einen zweiten Preis.

N a m e n d e r V e r f a s s e r

Bei Oeffnung der Briefumschläge ergaben sich als V er­

fasser des E ntw urfs m it dem K enntw orte: „ B r e t t m ä ß i g “ H err A rch itek t $ipl.= 3ng. E. L e v y in Berlin, „ V i e l l e i c h t so ? “ H err R egierungsbaum eister S>ipl.«3ttg. H. S c h u l z e - G a h m e n in Friedenau.

F ü r die S chriftleitung v e ra n tw o rtlic h : B a u ra t M. ß u t h in Berlin W. 57, BttlowStr. 35

C arl Heym anna V erlag in Berlin W. 8, M aueratr. 48/44 — B edruckt bei Ju liu s Sittenfeld, H ofbnchdrncker., B erlin W. 8, M auerstr. 43/44

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sonen, als in einem solchen mit großen. Die Bevölkerung Groß-Berlins, also des Gebiets, welches der Zweckverband umfaßt, beträgt jetzt etwa 4 Millionen

Von den Freunden des gleichen W ahlrechts wird gegen diesen Standpunkt eingewandt: E s sei falsch, politische Bildung und Fachbildung oder akadem ische Bildung

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