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Juristische Wochenschrift : Organ des Deutschen Anwaltvereins, 1919.04.01 nr 4

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Academic year: 2022

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Wr. 4 (Sogen 27 bis 33). »eilte, 1. 8 *ril 1919. [48. atofrgrog.] 209

E } e v a u s $ e $ e b e n D o m B e u t f d f y e n t t n w a i t v e v e i n .

S c h riftle ite r:

3 u ftt3r a t 3 u l i u s i r r a g n u s Dp. t > e t n r i d | D ü t e n b e r g e r Rechtsanwalt beim Kammergericht, Berlin Reditsanroalt beim £anbgerid)t, £eip3ig

unter Itlttwirfainß non

ffiel). 3 ufti3rat D r. ffttg c n $ u d }s mi) Dr. R t a f ija d je n b u r g Red|tsanroalt beim Kammergerid)!, Berlin Reditsanroalt beim Canögertd)!, IHannheim

D e rla g unb CBefd}äftsftelle: W . RToefer B u d )iia n ö lu n g , B e r lin S 14, Stallfchreiber« Straße 34. 55 Preis für ben 3aijrgang 20 ITCarfc, bei Iin 3elnummern jeber Bogen 30 Pfg. flnßeigen bie 2 gehaltene petitjeile 50 Pfg. (Die gan3e Seite enthält 160 3eÜen.) Befteüungen übernimmt jebe Bud|t|anblung unb poftanftalt joroie bie ffiefd)äftsiieUe B erlin S 1 ..ii.... ... ... ... ...■— — ——■"» 'r eHT" - ”»1»— '‘*fT*“” ---

3 t « borlciuftgen 9teidj8öerfaffung.

SSon 9ßrof. Dr. O tto SJlapcr, §e'tbelberg.')

J)er gerabe 2Beg ift ber befte. 2Iber man lann ihn niefjt immer geben. ®aS gilt au<b bon ben Schöpfungen ber

©taatsiunft, inSbefonbere bon großen fßerfaffungStoetfen, tote toit jeßt eines entfteben feben.f

®a8 neue ®eutf<hlanb foß als bemolratifche Republtf geftaltet unb als folcße lünftigbin jtoetfelsfrei auSgeftattet fern mit ftaatlicber R a tu r. @S galt ja unter ben Rechts*

gelehrten bisher fchon als ein ©rforberntS guter ©eftmturtg, ihm bie ©taatSetgenfchaft unb bie bamit berbunbene geftigreu unb BoBfommenheit auch unter ber SiStnardfchen Rerfaffung fchon jujufprechen — RiSmardS abtoeichenber Sluffaffung junt

®toß, nach ber eS etn bertragtnäßiger Runb foutoeräner dürften unb freier ©täbte fein unb bleiben füllte. 3 eßt toirb eS nicht mehr nötig fein, fich folchen patriotifdhen Btoang anjutun.

SDenn toaS bisher fehlte, beiommen toir je^t: ben einhett*

lieben lebenbigen © o u b erän , als toelcher nun getoappnet emporfteigt baS beutfehe © efam tb ol!. Ron biefem fßunite aus h^t benn aud; bie Rerfaffung in aße ©injelbeiten hteetn gerablinige Folgerungen ju jiehen: ihre innerliche F ° l8er'wttS3 feit ift ein toefentlicheS ©tüd ber Stacht über bie ©etnüter, Welche ihre fämtlicpen Refiimmungen hält unb trägt.

®aS iommt bor allem »um 2luSbrud in ber 3lrt, tote hier bie Ausübung bet oberften ©etoalt georbnet erfcheint.

Sie gefchieht immer im -Kamen beS ©efamtbolieS, unmittelbar butdj allgemeine Rhftimmung ober burch Rerfammlungen getoählter Vertreter, ©o in ber Rerfaffung ber bereinigten Staaten, in ber Rerfaffung ber fehtoetjertfehen ©ibgenojfcn*

fC&aft, in ber RctthSberfaffung bon 1849 (bie ja im Wefent*

[ithen gleichfalls fchon republifanifche Büge trug), fo auch tn bem ©nttourf ffkeuß ju unferer iünftigen berfaffung. 3 tt au biefen beifpielen toirb neben bie unmittelbar befteUte RoltS*

bertretung noch ein jtoeiteS §au8 georbnet (©enat, ©tänberat,

©taatenhaus): ®te Rtitglieber toerben getoäplt bon ben bolfsoertretungen ber bisherigen bunbeSftaaten ober toenigftenS nach Rtaßgabe ber bort ergehenben Söahlgefeße. 3Dten er*

9 ®er Ruffah tft im Februar »erfaßt. ®- ©•

möglich ftch baburch bie borteile beS BtoeilammerfhftemS unb ein 2Biberfpruch mit bem ©runbgebanlen beS republi*

fanifchen ©efamtftaateS liegt nicht barin. ® a8 ©efamtbol!

befteHt ftdh luer feine bertreter nur auf einem llmtoege unb, einmal getoählt, hanbeln fte felbftänbig in feinem tarnen, entzogen iebem fremben ©influffe. 3>n aßen unferen Faßen fteht aber auch bahinter noch ein ©ebanle ho^polxtifc^et Btoedmäßigieit: ber Übergang auS bem borauS«

gegangenen bloßen bunbeSberhältniS , in toelchem bte bunbeSftaaten bie felbft&erechtigten Sräger ber bunbeSgetoalt toaren, toirb biefen erleichtert burd) bie betoahrung einer toenigftenS bem äußerlichen 2lnf<heine nadh gleichartigen ©tn«

flußnahme. m _ ,

®amit aber ift bejeiChnet, toaS unferem berfaffungtoerle bie befonberen ©Chtoierigieiten fchafft, toefentlich baju beitrug, eine borläufige berfaffung nötig ju machen unb btefer auch einen fehr ungetoöhnlichcn 3Sn|cdt gegeben hnt-

ift bie, baß unfere bisherigen bunbeSftaaten mehr für fich begehren, als ihnen naCh ber fJlatur ber Sache unb ben bor*

liegenben berfaffungSmuftcrn jutäme; ftc tooßen nach ber SBeife ber bisherigen SleicßSeinridjtungen bunbeSmäßtge fDlacbt haben über bie SluSübung ber ©cfamtgetoalt; fie tooßen S ta a te n bleiben. ®aß fie in betn ©nttourf ber Iünftigen fitei^Sberfaffung „Staaten", „Freiftaaten' (§ 3) heißen unb baS jtoeiie $au8 beS SieiChStagS, auf beffen Bu*

fammenfeßung ihre boIiSbertretuna ©influß hat, „Staaten*

hauS" (§ 30), toiß nichts fagen. Such bie norbamertfamfehen

„States“ führen biefen Sternen unb bie fdjtociiertfchen Kantone toerben bon ber berfaffung ber ©ibgenoffenfehaft fogat als

„fouberän" begrüßt. SDie ^auptfaChe ift, baß fte baS nicht ftttb.

dagegen toeßt eS uns eigentümlich an, toenn ber

©nttourf in §§ 14— 17 nun auch bie ©diatten beS epe*

maligen SßunbeSratS toieber borüberjiehen läßt: bte Regierungen haben baS Red;t, jur ReichSregierung Vertreter ju entfenben (ber „übliChe bipIomatifChe @^uft" naCb JtB.

3lrt. 11 berfteht fich bann toohl bon felbftl). bei ben Reichs*

minifterien ftnb auS biefen bertretern RetdhSräte iu »ttoen, beren ©utaditen einjußolen ift bor ©inbringung bon ©efe« 3 borlagen an ben Reichstag unb bor bem ©rlaß ber jur -4 3 führuttß ber ReichSgefeße erforberlidjen aßgemetnen

Rße Stoßegen, beren jeßige Stnfd,rift nicht mehr mit ber im leßten RntoaltSt.eräei<hniS “ r i l S toerben hiermit erfuCßt, fpäteftenS innerhalb 4 blochen ihre ietjige neue Sanjlei.Rnfchrift ber ©efchaftsfteße

SlttttialtüereinS, ©chreberftr. 3, ßeipjig, bafern nicht bereits gefächen, mitjuteilen. m^üercmSaabe befl Beiblätter toerben wegen ber bamit Oerbunbcnett Sloften nicht anSgegeben. i tebiali* anf

»erjeichttiffes Werben iBeridjtignngen in ben „Rachri^tet." fortlanfenb beröffentlicht, f«»«« ™ md>t umSua’ am itebernttg ber Wohnung an bemfelben Orte bejiehen. $entf<hcr Slnwaltoerein ffi. 8 .

gej. Bnftijrat Rnrlbaum, fteßb. 8orflht«ber.

»7

(2)

a iu $ u r i f t i f c f ) e S ß o c h e n f c h r i f t. I E i 1919 .

toaltungSborfdriften (entfpredetih 9133. 2lrt. 7 giß. 1 u. 2).

Unb bei ben SReidStagSberhanblungen haben fte jebergeit baS ßtedt, ben Sianbpunft il;rer Regierung jur ©eltung ju bringen (9t V. 2lrt. 9). ©er ©nttourf mar barauf bebaut, bicfe 3uftänbigfeit unfdäblid) ju wad;en; eS läuft aßeS auf

©utadßen unb ißarlamentSreben ^>üxau§. Slber eine 33er- neigung bor ber ©injelftaatsfouberänität bleibt cs bod). (Sin fac^lic^eS ‘öebütfniS befielt nid^t. SSenn baS 9teid)Srmm[ierium unb bie SanbeSminifterien gühluttg miteinanber nehmen moßen, fo iönnen fie baS tun, mie bisher au cf); formale 9ledtS=

inftüute braucht man nicfyt batauS ju machen. 3tod toeniger hebarf eS ber aufgebrungenen SDlitarheit folder SanbeS=

regierungsbertretcr bei ©efe^esöorlagcn unb VermaltungS*

Dorf Triften; man fann fid) tüchtige Kräfte hole« bon überall her. Unb gar bie partifulariftifde 3Jhtarbeit bei 23ehant>lung beS 9ieid)Stags! SÖddte Reibungen fielen ba in 2luSftdt!

Unb ieine ^reu^iid^e Hegemonie mehr, um bämpfenb einju=

loirien! SDie Volfgbertretungen ber einzelnen Sauber bauen ba« ©taatenhauS; eg ift nidt nötig, .baneben nod einen befonberen Vaoißon für ihr £)öhe«S ^Beamtentum ju errichten.

3Rir fcheint, alg hätte ber Vcrfaßer beg ©nttourfg biefe 23efiimmungcn felbft nur ungern bartn aufgenommen. ©ah aber bie IRer mirfenben ‘Städte fo leicht nicht ju beliebigen finb, betoeift bag @ efe| über bie borlaufige SUeidhg*

getoalt bom 10. F eb ru a r 1 9 1 9 . 9Ran hat vfid^ genötigt geieben, ihnen fchon barin noch erheblich toeiter entgegenju=

iommen.

©tn © ta a tc n a u S fd u h mirb gpfnlbet aug SSertretern ber ^Regierungen ber einzelnen beuifden Sänber. ©S ift ber alte 33 unb es ra t mit beränberter Stimmenbertetlung unb ohne bie alten guftänbigieiten auf bem ©ebteie ber Vermaftung (mit machen, rnie mit 9tedt gefugt mnrben ift, eine rtdßtge parlamentarifde ßtegierung nicht möglich mar). (Dagegen hat feine ifuftimmung jme ehemals rechtliche Vebeutung für bie

©eiefjeSborlagen, meld)e bie ^Regierung bem SReichStag maden mtll (§ 2; bgl. 3 U i 2lrt. 7 ßeff. 1); für bag ffuftanbeiommen bon 9ieichSgefe|en (§ 4 Slbf. 2 ; bgl.

918. Srt. 5); für ßrieg S erfläru n g unb g rieb en S fd lu h (§ 6 Slbf. 2 ; bgl. 91V. Slrt. 11 Slbf. 2); für V erträg e m it fremben S ta a te n (§ 6 Slbf. 3; bgl. 91V. 3lrt. 11 Slbf. 3).

Uber bie fünftige :Reid}Söetfaffung befchlu-fst bie 9lationaI=

berfammlung aßein, hoch ift ihr bie ©dranfe gefegt, baff ber

©cbietSbeftanb ber ©injelftaatem nur mit bereu ©in=

totfligung geänbert merben rann (§ 4 2lbf. 1).

2>n ber ©i|ung ber iRationalberfammlung bom 10 Februar ließ ftch ber batjerifdje ©efanbte Dr. b. Präger bon ber 9teidS=

regterung auSbtüdlich beftätigen, bah burd bie 2ltmabme ber fRotberfaffung @ntfd)eibungen über bie ©onberrechte ber einjelnen greiftaaten nicht bormeggenornrnen merben iönnen.

granjöfifde unb englifche ©drßtfießer haben femerjeit unS Vorhalt barüber gemacht, bah unfere fReichSberfaffung nicht folgerichtig aufgebaut fei. 9Rd ber einheitlid)en, auf ber Volfsfouberänität beruhenben iRetdjggcmalt feien ©onberrechte ber ©liebftaaten unbemnbar unb ber 23unbeSrat fei „eine rubimentäre gorm, mehr ftaatenbunblich". 3 hr ©abel mar unbegrünbet. ©enn bie 9ieid)Sberfaffung hatte eben mirfltd) bie Statur eines ©unbeSberhältniffeS nicht abgeftreift, mar alfo mohl in ber Sage, mit berarbgen 23eftimmungen fich ju ber=

einbaren. 2Benn mir aber für baS neue fReich, baS jet)t ent=

ftehen foH, für ben auf ber Volfsfouberänität beruhenben echten ©efamtftagt, 23unbeSrat unb SReferüatred^t beibehalten, bann merben jene ©driftfteßer im Siechte fein. (Dann ¿eigen mir aßerbingS, baff mir nid)t imftanbe finb, jenen ©runb=

gebanien foigeridRig burch^uführen. 33erftehen mir ung recht!

§inter ben unglüdlidhen SlechtSgebiiben, bie man ba burdifeljen miß, ftedfen gute unb anetfennenSmerte Slbfichten. üöir moßen feine aßeS auffaugenbe gentralifation, moßen feinen jähen SBrudh mit aßem gemohnten ©onberbafein. ©ie einjelnen

„greiftaaten" mögen ihren SBirfungSfreiS behalten unb ihn möglichft frei auf ihre Söeife augfüßen. Siber baju ift nidjt nötig, ba^ baS ju formalen Siechten unb ©onberrechten biefer Staaten geftaltet fei, nodj bah ihren Slcgierungen redtltde 9Ra<ht gegeben merbe über bie Slugübung ber SteichSgemalt.

3Benn es als SBabiheit gemeint ift, mag nach bent ©ntmurf an ber © f % ber 3leicf;sberfaffung ftehen foß: „Slße ©taatg=

gemalt liegt beim beutfehen ißolfe" (8 2), bann hilft es ben Staaten le^lich hoch nidtS, bem SiBillen biefeS ©ouberänS gegenüber auf ihrem ©dein befielen ju moßen. ©er © d u | beS SonbetbafeinS unb ber freien 33emegung ber ©injel=

ftaaten beruht n u r auf ber © te tig fe it b ie fe S S S ille n » f e lb e r , auf ben guten © runbfähen, bie er ju befolgen ent=

fd lo ffe n ift, mie © reitfdife eS auS brüdt: auf bem „cib=

genöffifden S in n e " beS © efam töolfg.

® a g UnionS bolf fönnte, rein ju r if t if d betradtet, auf bem SBege ber Ä onoeniion feine S erfaffung änbern unb bie ©elb=

ftänbigfeiten ber © taaten einfdränfen. ©S tu t eS n u r nic^t.

Unb -m it bem © d to e ije rb o lf ftanbe e§ ebenfo.

® u t m irb eS immer fein, bie © renjen jm ifd e n ©efamt=

ftaatggem alt unb Sanbeggemalt r e d t Har unb beutlid) ju sieben, © u t m irb es a u d fein, menn bie SSerfaffung' ben feften SBißen aßer befunbet, bah biefe © renjen foßen ein*

gehalten merben. © a h fie, im n n baS 2Bohl beS © anjen eS erforbert, bennod m eiden müffen, öerftcht f id bon felbft unb muh ftch bon felbft berftehen. ^ m lebten © runbe lä u ft eben in biefen S phären aßeS b o d n u r auf m o r a l i f d e © e b u n b e n = h e it ber fouberanen © eio alt hinaus — ähnlich mie beim 3 3 ö lie r r e d t . ©S fom rnt n id iS ©uteg babei heraus, mentt man © in rid tu n g e n t r if ft , bie ben Slnfdein geben, a ls märe eS n i d t fo, a ls beftänbe j. 23. hie* bie alte bertragg= unb bünbntSmähhe © runblage nod) fort. ®aS ia n n n u r baS mahre © e fid t beS S erhältniffeg entfteflen unb Slnfprüdje mad;=

halten, bie n id t mehr be red tigt ftnb.

2>cr neue Sanbarfieii^ßerirtig.

SSon Sledtgantoalt ©rnft S ö ttg e r, Scrlin, 3ledi8beivat beS SBunbeS ber Sanbmirte.

iRadbem bie 2?erorbnung beS fRateS ber 33olfsbeauftragten b. 12. 11. 18 bie ©efinbeorbttungen aufer ^ ra ft gefe|t hatte,1) fielen bie bem ©efinberedt engehörigen lanbeSgefehl. 23or=

fdriften i ©. beS 2lrt 95 2lbf. 1 ©®S©33. fort, ©amit entfiel aud bie ©dabengerfahpflidt bei Verleitung beS ©eftubeS jura miberredtliden Verlaßen beS ©ienfieS ober ©rteilung eineS unridtigen ©ienftjeugniffeS. ©elbft bie Veftimmungen ber SattbeSgefehe, bie bem ©efinbe toeitergehenbe 2ln?pnid)e gemahrert als § 617 23®23., traten auher ilra ft. ®aS Ianb=

lide ©efinbe mürbe ben ©ienfteeriragSbeftimmungen beS 33©B.

untermorfen, obgleich bicfelben in feiner Söeife ber ©igenart beS bormiegtnb im bäuerlichen Vetriebe auf ber §auSgemeinfdaft berubenben ©ermbearbeitSbertragcg entfpreden.

®ie oorläuftge SanbarbeitSorbnung (Sanb2lö.) bom 24.1.19 (©fReidSanj. ßlr. 25 b. 30. 1. 19, 31®VI. ©. 111) ein laut VD.

anf her „Vereinbarung" ber ju einer SltbeitSgemeitifdat im cRetdigbauetn^ unb Sanbarbeiterrat jufammengefd)Ioffencn Ianbmirlfdaftliden 2lrbeitgeber= unb 2lrbeUnehmeroerbänbe be=

ruhenbeS ßlahmengefeh, bei bem jebod i*1 auSidlaggebenbcit Vunften bas SleidSarbeiiSamt bie Vereinbarung ergänjt bjm. abgeänbert hat, mittels Ummanblung bon bereinbarten

©oßbeftimmungen in ^mangSbefümmungen (§§ 2, 7 2lbf. 2, 12 ©ah 1), bient bem gaxef, bie bm d 2luefdaltung beS Slrt. 95 ©@25©33. entftanöene Sücfe b in fid tlid beS ©efir.beS auSjufüßen unb baS gefamtc Sanbarbeitsreeht auf eine neue ben^ gemerffdaftltdeit ^orberungen, tnglefonbere tn tariflid)er Beziehung angepahte ©runblage ju fteßen. ®ie mit ©efeheS=

fraft berfehene Sanb2lO. geht als fReid^redt bem SanbeSredt bor, meehalb partifularredtltde SanbSID. ungültig ftnb.

©elhft menn fie (mie j 23. b-e Scppifde SanbSID. b. 28.12.18) ihrem Inhalte nad fich her reicheredtlidcn Sßeglung unter Venuhuug beS reid^rcdtliden VorentmurfS in ben midtigften Veftimmungen anpaffen, fönnen fie felbft als ©rgänjuna?=

beftimmungen feine ©ültigfeit beanfpruden, meil bie VD.

b. 12. 11. 18 baS Vartifularred)t beS 2fr’t. 95 ©®33©23. für ben ©eftnbeberirag aufhob unb anbcrerfcitS bie reidäredtl.

SanbSID. eS unterlaßen hat, in einer ©onberbeßimmung ber hunbcSfiaatl. ©efehgebung ein partifuläres ßRitbeftimmungSrecht eirejuräumen. ©me folcfe ©dematifierung, bie ben örtlichen Vebürfntffen m d t Vednung trägt, ift um fo bebauerb-der, als baS Vartdularredt hen üreig beS ©efinbeS burd) 2lufjäh!ung fd arf umgrcnjte, mährenb burd hie SanbSID. eine folde 2lb=

grenjung meagefaßen ift. © u rd § ercinjiehung ber lanbmht*

fdaftliden fRebenbctriebc ftnb faufmännifd) Slngefteßte unb

©emerbegehtlfen, bie bisher bem $©23. unb ber ©emD. unter=

[tauben, ber SanbSID. untermorfen, mit SluSnahine berjenigen in fRehenbetriehen befdäftigten 2ingefteßten, beren Slrbeitgeber als SSnhaher eines faufmännifden VeiriebeS ober m irtfdaftlideu

') 9?gl 3?S. 1918, 751/752.

(3)

48. $ ü $ tg a n

0

.

£5

u r i f t i f cf) e S B o c f i e n f c f j r i f t .

211

Nebengetoerbeg gemäß § 3 H ® S . in bag Hanbelgregifter eins getragen finb (S aatgutm irtfdsaften, Släfiereien, Srodnereten unb S örrbetriebe). Such bie A rbe iter fo ih e r Nebenbetriebe unterliegen bem 2 irt. 7 ©etoD. m it Slugnahme ber §§ 1 3 3 g ff.

Snbererfeitg gebärt bag bisher ben ©efinbeorbnungen unter*

fteUte Hauggefinbe, foioeit eg a u e fh lie h lth fü r bie berfönltchen S eb ürfniffe ber © utöfierrfcbaft tä tig m ar (H e rrfh a ftg fÖ h m , fo*

fern fie nicht bie Seutefühe mitbeforgte, Steuer, ©tuben* unb

^in b e rm ä b ^e n u fm ) nicht unter bie S anbA D ., m eil biefe A n*

gefteßien nicht ¿um Greife ber fü r bie Setriebe ber Sattb* unb g ö r ftm ir tfh a ft e m fh lte h lth ti>rer Nebenbetriebe tätigen Seifonen gehören. ' S a g burd) bermanbte bäte, g le ite S ä ttg ie it (S eim madfien, ßubereiien bon ©heifen) fogial berbunbene ©efinbe fte^t alfo unter Beifcfnebenent Sed)t. S ie S o r fh riite n über bie Naturalbezüge gelten nicht fü r bag augfhliefduh bem S © S . unterftehenbe fjetfßttlic^e © efinbe; letßereg \\t bem

„bishe r üb lid ten" Slrbeitgiag untertocrfen. S a g la n b io irtfh a ftl.

©efinbe bagegen rtd)iet feine 3lrbe itgje it nach ben S efi. beg

§ 3 S anbS D . (H ö h fta rb e itg jc it in 4 S lonaten burchfcfm iitlth 8 ©tunoen, in 4 Stonaten b u r h fh n iiilid ) 10 unb in toetteren 4Jßlonaten 11 © tunben).2) §infichtlidh beg SehtSmegeg iom rnt nid^t ber © hltchtun gg au S fh uh (2anb2lD . © d jlu ^ fa h I ) in grage, fonbem lebiglid) bag orb en tlihe ©ertd)t. (Sine foldjte infolge ber © hem a ttfie ru ng bes Sanbarbeitgoerirageg unter*

f h ie b lih georbnete Srbeitgregelung ftö rt nid>t n u r ben 2Irbeit3=

■PtDJe|, fonbetn trä g t aud; in bie beteiligten Greife Unjufriebenheit.

© a n j befonbcrg f^ itte r ift bie rechtliche S rennung ber mcbt*

ftänoigen Sanbarbetter unb ber ftänbigen Arbeiter. N a h § 2 tooßte SanbSID bor aß m t bem S auerbertrag (SienftbertTag m it mehr alg '/s jä ttrig e r S a u e r — § 2) eine befonbere Scg*

lu ng angebethen taffen. S e r nicbtfiänbige Sanbarbetter untere ficht t r o | ber 2i t t nach gleicher SlTbeit^iätigfcit, tose fie bem ftänbtgen Sanbarbetter obliegt, bem S © S ., obgleich er re d )tlih toie t a t fä h t ih unter SanbSQ . gehört, ©im m SluSgleid) fudjte man bu h § 20 SanbSID. ¿u fcbaffm, toonad) fü r ben S ienft*

berf>ftict>teten günftigere g e fe |lih e ober b e rtra g lih e S rbeitg*

i'ebingungen befielen bleiben; günftigere gefchlicbe Scbingungen toaten in ber bisherigen ©efinbeorbnung enthalten. Siefe finb aber gemäff S D . b. 12. 11. 18 aufscr if r a f t gefeit. Ser*

Tagungen bon A rbeiter* unb ©olbatenräten, bie f i h meift m it ber © ntlohnung befhäftigen, finb man geig $ u ftä n b ig !e it ebenfo*

f e t tig g ü ltig toie nadj bem 9 . 1 1 . 1 8 erlaffene h a rtü u la rre h tlih e

•herorbntmgen.

S ie S anbS D . bilbet bie S o rftu fe einer S a rifre g lu n g beg Sanbarbeitäbertrageg t r o | U nfte tigteit in 3 eü unb Seiftung.

S te Slrbeitgleiftung if t abhängig bon 2B ittem ng unb gütterung, ibobet Sage balliger U n tä tig te it m it ¿ e itlih n u r b u rh bie S u n fc lh e it begrenzter 2lu g n u |u n g ber fü r bie ©rote ober Se=

lteuunggarbeit günftigen Sage, über bie „getoßim lidje 2lrbeit§*

Jett" toeit hinauggehenb, ioed)ftln. S e r S a rtfb e rira g bient

®em autonrntifhen getoerblihen Setriebe, trä g t aber n u r in ßectttgem fö ta le ber © igenart ber S a n b m irtfh a ft S ehnung.

f ~ <e '° ü ?• S . bie 2lrbe itgje it unb bie © ntlohnung tariflich l eitge fe|t merben, ioelhe auf bie Sefteßung beg Sefm tatlanbeg, auf bie Slnfäufe unb S etfäufe, bie fotooftl im g n h n ffe beg Uutsherren toie beg S e}juiatem fjfängerg liegen, entfäßt? S e r

■ S artfoe rtra g, toelchen bie £re ig io n tm iffio n beg Sreifeg e™?6 * /?■ V ertrete rin ber fä m tlih e n 2lrbeitgeber btefeg h « s leV c * eti r etunggm aht ift fraglich) m it bem Sanbarbeiter*

bi>a Q-s .i^fle fd tlo ffe n hat, betoeift beredg bie ]inä uläng ltd)leit Wtra0e8 iä n b lih e S erhältniffe. 6r gemährt bem a u g f c b lie f e snffäI ^ Ue^ ici) SJted^te unb lcßt Arbeitgeber

auf. S e i ber geftfteßung ber ©ah=

b e rorb tm n n^n aU<^ bic ® Dhuung gehört, fe |te biefe S arif=

toeitinpn etnen £ öcWtfafc bon 75 J l an bei müibet=

S a n b lrn pt1Ü^nU'iwei1’ al^er ©egenfaf) ju § 8 SanbSlO. einen © elbtcert fü r 2öohnungen i. © . beg § 15

SanbWD8 Aebenbetri ebe »reift unter SBerufung auf B I ig.iit'i 0 9teich§ernäbrung§ininiftettum§ (®efch8' mlrKffinft % 10,an ben 3tetcb§augfcbttfi ber bcutfhen Sanb»

S K S r t Ä . S i V # in ben stebenbetrieben ber 2anb= unb

^ ilr bie tote tn ben Hauptbetrieben gelte.

E ifit bie§ niebt »i/cu 3 ®®S8‘ unierftchenben ütebenbelrtebe sytr n u i % im ® ottöer tn ©etoerbc-- unb ^aufmannggertht

u m 1« ^ « J r U t,bie Semcrblicfjen 3lrbetier ift bagegen S8D.

L J i n ¿1 mr ^ S r 1.33^ S*ff- 1 W flefe^t butd)

r on o ^ f i 1 ian.n ^ t t aß „günftigere gefehlte^ Sirbeitg»

ebtngung § 20 SanbSID.) tm gtnjelfalie ber geioerbiiebe Sirbeiter für fidf tn Knfhruh nehmen.

Sanb2lD. aufser älnfaß, unterfh’teb nicht jmifhen einer ber=

fhiebenen ©ntlohnung hei jugenblihen 2lrbeitern uttb bei ber=

heirateten unb unberheirateten Slrbeitern, obgleih bie 2lrbeitg*

leiftungen mirtfhaftlih berfhieben ju beurteilen finb. Ser äBtße jur ©infübrung ber Sarifberträge geht aug bem^hluh5 fah ber Sanb2lD. herbor, monah bag Verfahren ber juriftifh febr anfehtbaren Sarifbertragg=SD. b. 23. 12.18 2lnmenbung ju finben hat. ©t mahnt fei nur, baß leßtere eine Seglung über bie ©haben8erfa|hfltht ber Sarifbertraggfiarteten im ffaße beg Sertraggbruheg unterläßt. Sei ben ungeheuren Sßerten für bie Soltgernährung, bie burh berartige Sertraggbrühe, melhen burh § l ß Abf. 2 ©cblufffafj über fiolitifhe unb gemerifhaftlthe Setätigung ber 2Seg gebahnt ift, gefährbet merben, muß eg Slufgahe ber enbgültigen SanbAD. fein, bag Sarifbertraggredh mie higher augjufhalten. Safür ibriefjt auh bie gegenmärtig äußetft geringe StRiígliebergahl ber 2ltbeit=

nehmerorganifationen; letztere iönnten mtrtfhaftlih eine ©nt=

fhäbigung bei Seitraggbruh ihrer an Sarife gebunberten 2Rif=

glieber gar nicht tragen.

Sie S a tn ra llö b n u n g fleht in ber Sanbtoirtfhaft in ihrer Sebeutung meit über bemSarlohn. SanbSID. trifft eine Seglung ber Saturalbejüge, bie ihre llmredtmutg in Sarlohn erleichtern unb für bie ^ahregberträge alg Sonn bienen foß, (bgl. §§ 7 unb 8 SanbSD.: fötöglthft biertelfährlihe Steferung ber Naturalien in fffiaren bon mittlerer Seihaffenheit ber

©rnte; Sarberaütung niht lieferbarer Naturalien nah bem amtlichen ©Tjeugerhöhftbreig bjm. tnangelg eineg folhen nah bem Niarttbreig beg nähften Drteg, ©elbbemertung ber Söohnung, ber Sanbnußung unb anberer Secftungen nah bem Slarftmert im Sertrage). Serüglih ber fokalen _ unb mirt=

fhaftlihen Sebeutung ber Naturalleiftung betmeife ih auf meinen Nrtifel in ©emerbe= unb .flaufmannggeriht Nr. 6 b. 1. 3. 19 über bie borläufige Sanb2lD.

Sen $orbcrungen beg Neh^augfhuffcg ber ßtiegg*

befhäbigtenfürforge, monah Nenien irgenbmelhcr Art, ing=

befonbere .drteggbefhäbigtem unb Hinterbliebenenrenten auf beu Sohn niht angerehuet merben bürfen, unb ber Sohn ber

®rieggbefd)äbigten ein angemeffener fein muh, ift burh § 19 Sehnung getragen, unter Stuebcfmung auf fämtlihe Senten=

emfifänger unb minber Setfiunggfäinge mit ber Nía^gabe, bah bet (Streitfällen ^toifheu Äriegebefhabigten ober „anberen minber Seiftunggfähtgen" ber ©hlihtunggaugfhuh ju entfheiben habe 3 « beit minber Seiftunggtähigen gehören auh grauen unb Äinber. N ih t nur über beren Sohn foß ber ©hlihtungg«

auSfdmh entiheiben, fonbem auh °b bie folhen Srbettetn jugemutete Slrbcit ber SeiftungSfä^igfeit entffnidht. S a aug rehil'dten ©rmägungen etn grohfr Seel ber higher bem ©efinbe=

berhältnig unterlicgetiben Sßbeitgitätte bem orbentlichen ©ertht uníertoorfen ift (f. o ). leuchtet bie Notmenbipieit ein, berartige vperionen im 2Bege freier Sereinbarung gemäh §§ 1025 ff. ,8SD.

gleiAfaßg einem ©htebggeriht ju unterfteßen, bag am ¿mea*

mähigften bon ben Sanbmirtihdltätetütmern gebtlbet mürbe,

©rfdbeint ja überbauet innerhalb biefeg Sabmengefetzeg bie freie Sereinbarung nah ijcaßgibe ber inbmibueß geftalteten ArbeitS*

berträge meientliher alg bie ©oßbeftimmung; berartige^ Arbeitg*

berträge finb nah tote bor bie ©runblage beg Sanbmirtihuftg*

betrtebeg: ©hajmeifterbertrag Sanbarbetterbertrag für Arbeiter ohne Hofgänger, fomie für gamüten mit Hotgängern, Sertrag für unberbeiratete Sferoetnedite, Sdcmtterocrtraa, Hbfmetfter*

bertrag, ©hmeinemeifterbertrag, Cherihtoeijeroertrag. __ ym lanbmirtfhaftlihen ©rohhetrteb hatten berartige Setträge Iängft bie beralteten Seftnnmungeu ber ©efinbeorbnungen ben mertfehaft*

liehen unb fojialen Sebürfniffen ber ©egenioart angeßaßt. ^ Sag galt fomohl für bie Sefhaffenheit ber Süßohnung, mie für ote

©infetjung eineg Serehuunggmerteg für bie ©rjeugntffe, ote geftfe|ung ber Slrheitgreit unb gan¿ befonbcrg für ©rtolggbramtcn bet guter Slrbeiteleiftung (¿. S. Sammgelb beg ©haimeclterä für febeg an einem beftimmten Sage nah bem Sammim u to lebenbe Samm, Seriaufgfrämie bro dz. bertaufter loo e, beriauften ©ebafen nah einem Srojentfa^ beg (SrlofeS). S

© h a rm e rfe rb e rtra g moßte man burh eme ^ertraglthe Sinbung ber ©harmerier an ben ©utgherrn einer ßem f Neureglung in ber SanbND. _ untermerfen. ©g tft btefe Slbfiht am SBiberfbrud) ber Stbeitgeberbertreter 0ejd)et ert. JJn ber enbgültigen Sanb'HD. ift biefer etgenarttge Sertrag (bgl.

m. Artiíel im ©emerbe* unb flaufmannggertdit to. o.), ber fu$

auf einen SBerfbertrag ¿mifheu eutem^ lanbmtrtfhaftlthen Arbeiter alg Unternehmer unb bem ©utgherrn tn Serbinbung mit einem Sienftbertrag biefeg Unternehmer? auf ©tunb

(4)

212

3 u r t ft i f d) e S B o d ^ e n f d ^ t i f t . N t . 4. 1919

eigener 3JlitarBeit mit bem ©utSherrn nach Ntaßgabe ber SanbAD. unb anbererfeitS einem auSfchließlidj bem S © 8 . unterfiehenben Sienftbertrag gtoifd^en Sd)artoerfer unb Unter»

neunter aufbaut, ilar zu regeln.

§ 9 forgt für eine angemtffene Serteilung ber ©ntlofmung auf bie berfchiebenen Jahreszeiten, toaS natürlich auch nur für Sauerbertrüge gilt, ilberftunben unb ffieiertagSarbriien finb nad) §§ 11 unb 12 ju bergüien. Jm ©utsbetriebe fannte man bereits bie überftunbenbergiitung (»gl. bie Verträge toie oben), nicht bagegen in ben bäuerlichen Setrieben. § 13 fielet ben ©rlaß einer ArbeitSorbnung nach Anhörung eines Arbeiter»

betriebSauSfchuffeS bor. Nur Wenige Setriebe toerben mehr als 20 ftanbige Arbeiter bauernb befdjäftigen, fo baff bie Silbung eines ArbeiterauefchuffeS oBIigatorifd; ift. ©S ift ju beamten, baß nad) ben früher angegebenen ©rünben nicbtftänbige Arbeiter auch nicht an ben Stellen jum ArbeiterauSfchuß teil»

nehmen iönnen, ebenfotoenig toie bie Sienftberpflichteten, Welche ber SanbAD, restlich nicht unterliegen.

§ 10 fieht Jur Sicherung beS SchabenSerfaßeS bei toiber»

reeh>tlie^er Söfung beS SertrageS Sohneinbehaltung auf fetten beS Arbeitgebers bor, jeboch barf bie Sohneinbehaltung '/, beS fälligen SarlofmS ber einzelnen Sohnzaplung unb im @efamt=

betrage bie §ö|e beS 15facE>en DrtSloiineS im Sinne ber NSD.

nidht überfteigen. Sei Derzeitiger Seenbigung hat bie Ser»

rechnung ber Naturalbezüge gemäß § 18 vorbehaltlich) ber

©ntfeheibung beS SdjlichtungSauSfchufjeS Ju erfolgen. S a auch biefe Sebingungen nur für ben Sauerbertrag gelten, ift gegenüber bem nichtftänbigen Arbeiter unb ben Sienft»

berpflid)teten beS S © S . nad) Staßgabe beS Sofmbefchlagnahme»

gefeßeS b. 21. 6. 69. i. S. mit § 394 S © S . toeber ein PfänbungS» noch {'n AufrechnuttgSanfpruch gegeben.

Sie Sefchaffung gefunbheitlich unb frttlicf) eintoanbfreier 2Bohn» unb ©cplafräume toar bisher mehr eine moralifdje Pflicht beS Arbeitgebers als eine NechiSpflicbt [(b. h- über

§ 618 S © S . hinaus). Sie ©efinbeorbnungen £)ielteu bie Sutoeifung einer angemeffenen ScitlaffteHe mit Seit unb Naum für Unterbringung ber Sachen für felbftberftänblich, toeil bieS eine aus ber §au8gemeinfchaft ertoachfenbe Pflicht toar, unb gaben — abgefeben bon Sremen, Saufen unb Neuß j. S.8) — leine befonberen Sorfchriften. Jn ben ©chnitterberträgen tourbe ben Arbeitern eine SBohnung, nad) ©efchlechtern getrennt, Strohfäde, Sagerftroh nach Sebarf mit ©rneuerungSpflcdjt fotoie ein eigener KoChraum mit Köchin getoährt. ißaren bie üßobnräume gefunbheitStoibrig, fo ionnte barin ein toichtiger

©runb zur fofortigen Auflöfung beS SertrageS erblidt toerben.

Außerbem bejtanb bie Sd)abengerfaßpflid)t beS Arbeitgebers.

Sie SanbAD. hat gemäß § 15 bie bisher beobachteten ©runb»

jähe ber SBohnungSfürforge toieberholt. Sie SSohnungen foHen in fittlicher unb gefunbheitlicber Sejichung eintoanbfrei unb für Serheiratete unter Serüdfidjtigung ber Äinberjahl unb

©efchlechter auSreid)enb fein. SBohnungen ber Sebigen fotlen heijbar, berfd)Iießbar unb minbeftenS mit Seit, Sifd), Stuhl, berfchliefjbarem Schranf unb 2öafchgelegenl)eit auSgeftattet fein.

Sie 3ftangSborf<hriften beS § 618 Abf. 2 unb 3 S © S . über bie Sefdjaffenheit ber ©erätfehaften unb ber Sßohn. unb

©chlafräume ift auSbrüdliCß als ©rgänjung ju § 15 SanbAD.

aufrechterhalten, ©r ftanb bereits in ©eltung unter ber §err=

fchaft ber ©efinbeorbnungen.

AIS toichtiger ©runb zur fofortigen A u flö fu n g beS SienftbertrageS ift jeber Umftanb anjufehen, mit Nüdjtcht auf ben bie gortfeßung einer SertragSpartei nicht mehr ju»

gemutet toerben iann. ©S toerben im Anfcßluß an bie ©eftnbe»

orbnungen einzelne toichtige ©rünbe, bie jur Auflöfung berechtigen, toie Sätlid)feiten, grobe Seleibigungen, unfittlicße Zumutungen, beharrliche Sertoeigerung ber Sienftleiftungen, unpün!tlid)e Sohnzahlungen, fd)ledjte Koft unb gefunbheitSfchäbliche SBofinung aufgezählt, befonberS aber auch betont, baß politifche unb getoerifdjaftliche Setätigung iein ©ntlaffungSgrunb finb. Zur getoerij^aftlichen Setätigung (bon ber Negierung hmjugefügt) gehört nunmehr bie Ausübung ber Koalitionsfreiheit, jo baß ein Streif fein ©ntlaffungSgrunb ift. ©8 toürbe ber Streit

*) Sremen Beftimntte ®efD. 1844 § 46: „Söenn ntd)t8 anbereS

»eraBrebet Worben ift, gebührt bem ©eftnbe eine ben Umftänben angemeffene Scßtafftetle mit Seit unb Staunt für feine Sachen."

2)ie neueren ©efinbeorbnungen, bon©ad)fen (1892 §52,3teuß j.ß. 1893) berpflidjteten ben Arbeitgeber bem ©eftnbe ber ©efunbheit nicht nachteilige äßohn« unb ©chlafräume ju gewähren.

alfo nicht mit AuSfperrung beanttoortet toerben bürfen. AIS (nichtigen ©runb jur fofortigen Auflöfung beS SertrageS toirb man auch bie Satfadje anfehen iönnen, baß entgegen § 2 SanbAD.

ber Sienftbertrag mit Naturalbezügen nicht fchriftlidj abgefchloffen toirb, jeboch nur in ben gälten, baß ber Arbeitnehmer auf ber Scßriftlichieit befiehl unb ber Arbeitgeber fid) toeigert. ©in toichtiger ©runb toirb ferner bie Nichtbeachtung ber gtoangS* * borfd)riften (§ 2 Schriftform, § 9 angemeffene Serteilung ber

©ntlohnung, § 10 toiberred)tlid)e Sohneinbehaltung, § 12 Steigerung ber Überftunbenöergütung, § 19 Anrechnung ber Nenten auf ben Sohn) fein.

« *

*

Sezüglid? beS NechtSgangeS bertoeife ich auf Schlußfaß I ber SD. in Serbinbung mit meinen ausführlichen Sarlegungen über biefe fjrage im „©etoerbe» unb Kaufmannsgericht" Nr. 6 b. 1.3.19.

3)tc mütttirtjehe 3tmncfitc torn 7. ^c^cm kr 1918.

Son AechtSantoalt Dr. SSalter Suetgebrune, ©öttingen.

I. Sie Amneftien beS NgtS ber Solfsbeauftragten, in benen man mit NeCht niCht einen allgemeinen unb befonberen,unbebingten unb bebingten Seriicht auf ©trafanißtud) unb Strafe, fonbern ein in bie ©eridhtSherrli^ieit ber ©inzeljtaaten cingreifenbeS Staats»

gefeß, baS burd) ben 5Nad)tfprud) ber NeichSgetoalten bie Aus«

Übung unb Sertoirilidhung beS ©trafilageanfpruchS beS ©inzel»

ftaateS berhinbert, erblidt, ’) ftnben ihren toeiteften Ausbau in ber SD. b. 7. Sez- 1918. Auf ben erften Sltd fcheint bie SD . nur befdjränite Sebeutung zu haben, ba fie ftd) im ©egen»

faß zu ber allgemeinen bürgerlichen Amneftie b. 3. Sez- 1918 nur auf 9Jlilitärf)erfonen bezieht. Aber ber Segriff ber Nliütär»

fjerfonen ift im toeiteren Sinne gefaßt. Sie Amneftie b.

7. Sez 1918 bezieht fich auf alle ijkrfonen, toelche bor bem Snirafttreten ber S D ., bem 12. Sez- 1918, toenn au^) nur zeit»

toeife, zum aitiben §eere ober zur aitiben Nlarine ober zu ben Schußttuhßen gehört haben ober beim iriegSführenben §eere ober bei ber iriegSführenben Niarine in einem SertragSberhält»

niffe geftanben haben. 3 um „aitiben $eere" gehören bie Offiziere, Arzte, Nlilitärbeamten beS gxiebenSftanbeS, bie Kafti*

tulanten, fotoie bie ffreitoiHigen unb ausgehobenen Neiruten, ferner bie aus bem Seurlaubtenftanbe (Neferbe unb Sanbtoehr) einberufenen Offiziere, Arzte, Nltlitärbeamten unb SNannfchaften unb enblidh alle in Kriegszeiten zum §eereSbienft Aufgebotenen ober freitoiHig ©ingetretenen, z- S. ©rfaßreferbiften, Sanbfturm*

männer, Kriegsfreiwillige. 8 u ben übrtgen bon ber Amneftie berüdftchtigten Serfonen gehören z- S. gibilärzte, Kranienpfleger, Pflegerinnen, Nlartetenber, Kutfcher, ArmierungSfolbaten.

I I. 1. gunachft toirb biefen Perfonen eine unbebingte Amneftierung burd) ©etoahrung bon Straffreiheit bei noch nicht eingeleiteten unb Nieberfddagung bereits eingeleiteter Unter»

fudhungen unb aud) bureh Straferlaß zuteil. SBenn auch

§ 1 SD. auSbrüdlid) nur bon „Unterfud)ungen" fpriept, bie

„niebergefdhlagen" toerben foHen, fo iann fein Zweifel fein, baß bamit aud) Straffreiheit für alle noch nicht anhängigen ©traf»

taten gewährt fein fohlte, fofern bie übrigen SorauSfeßungen ber SD. erfüllt finb, bie Sat bor adern bor bem 12. Sez-1918 begangen toar.3) Sabei ift gleichgültig, toann bie Sat zur Kenntnis ber Sehörbe gefommen ift ober fotnmen toirb.8) Sie nicht ganz Aare Raffung beS § 1 SD . hat in ber Praxis bie Weitere fjrage angefchnitten, wann ber Sater in bem erörterten NtrlitärberhältniS geftanben haben muß unb toann bie Sat begangen fein muß, bamit Säter unb Sat ber ber»

heißenen Straffreiheit unb Nteberfchlagung ber Unterfud)ung teilhaftig toerben. Alsberg *) meint, nach bem SBortlaut unter»

fielen ber Seftimmung Straftaten bon Perfonen, bie einmal im Nlildärbienft geftanben hätten, auch wenn bie ©ntlaffung feßon biele ^ahte lang bor bem Kriege erfolgt fei. S a biefe

*) Sobe, »efpre^ung bon Alsberg: Sie Äeld)Samueftiegefefcc in 3Sß. 1919, 18.

*) Allgemeine Verfügung beS pteuß. SuftimtnifterS b.l2.ffie}.1918 unter 1 1 a @. in 32R81.1918, 504.

8) Verfügung beS KriegSminifterS b. 12. SDej. 1918 unter L 1 tn 33J1581. 1918, 508.

*) Alsberg, bie AeidSamneftiegefeße, Berlin 1919, bei El. Atoefer

«. 38, Aote U.

(5)

48. ¡gafjrgang. S u r i f t t i c & e S B o d j e n f c h r t f t . 213

Stuffaffung ju toeit gc)he, toiß SllsBerg bie Amneftierung beS

§ 1 SD. auf bie bor unb toährenb ber ®ienftjeit begangenen Straftaten einfdjränien, Weil bie Sieberfdhtagung etftd)tlid) &u»

gunften bon folgen Serfoiten eintreten fülle, bie ft<h nach»

träglicB int sDicnfte be§ SaterlanbeS bewährt Ratten. Sach biefer Auffaffung tbiirben bie nad; ber ©ntlaffung begangenen Straftaten nicht unter bie Amneftierung jaßen, ©ine f ° ^ e Auslegung toibetfßridht 2B ortlaut unb Sinn ber SSO. ®a

§ 1 SSO. beftimmt, baß alle Unterfudmngen gegen ifkrfonen bie bor bem Snlrafttreten beS ©efeßeS, toenn aud) nur jett»

toeife, jum aftioen §eere gehört haben, unter beftimmten Sor»

ausfeßungen niebergefdhlagen toerben, fo hat nad; bem 2Bort»

laute bie Amneftierung aud; in ben gäßen bon ftrafbaren

■ftanblungen Slaß j i t ' greifen, bie nad) ber ©ntlaffung be$

»fcäterS aus betn altibeit §eere bis jum 12. SDej. 1918 begangen Worben finb. Sie 8 ift aud; bie Anfid;t ber SfteidhSregierung, bie bon ber 4. Straflamtner beS 2®. I Serlitt in bem Strafe berfahren gegen ben Keßner Sörfdj toegen toiffentlich falfcßer Anfcßulbigung ber ©roßinbuftrießeit Shhffen nnb StinneS, bie belanntlidh auf feine Anzeige toegen SanbeSberratS ber*

haftet toaren, eingeholt ift. Sie bon Alsberg mit Siecht abge»

lehnte aßju toeite Ausbeutung ber Amneftierung aud; auf ettoaige lange Sabre bor bem Kriege begangene Straftaten toirb in anberer burd) ben ioahren Sinn ber SD . gebotenen SBeife bermteben. Sie SSO. teilt nicht bie ju irgenbeiner Seit erfolgte Abteilung ber 2M;rßfiid)t überhaupt mit ber Amne»

ftierung belohnen. @S foH unter ben neuen ßolitifdhen Ser»

hältniffen bor allem unb in auSgebehnteftem Slaße bem Kriegs»

teilnehmer ermöglicht toerben, ein neues Seben ju beginnen, deshalb muß § 1 SO. ftnngemäß bahin auSgelegt toerben, laß bie Straftaten aller ißerfonen, bie feit bem erften SRobtU machungStage, toenn aud) nur jeitteeife Siüitärberfonen tm toeiteren Sinne getoefen finb, einerlei ob bie Straftaten bor, toährenb ober nad; ber SRiltärbienftject, toenn nur bor bem 12. $ej. 1918 begangen finb, für ftraffrei erllärt unb ihre ünterfudhungeit niebergefd)lagen toerben. Sie militärifche Amneftie geht in ber Duaiifijierung ber niebergefchlagenen Straf»

taten erheblich toeiter als bie bürgerliche Amneftie. 2Bä£)tenb bie SD. b. 3. Sej. 1918 nur bie mit greiheitSftrafe bis ju einem Saßre unb mit ©elbftrafe bebrohten Straftaten nieber»

fdhlägt, bezieht ft<h bie unbebingte militärifche Amneftierung burd; Sieberfd;Iagung fchied;thin auf alle Übertretungen, alle Sergeben, auch bie Serbrechen beS fchtoeren unb rüdfäHigen Siebftaßls unb beS rüdfädtgen SetrugeS ber Säter unter 21 fahren, fotoie enblidh auf eine Seihe mititärifdjer Set»

treten gegen bie Sfltcßten ber Unterorbnung (§ 89 bis 113 St@S.).

©benfo toie an bie 9ücberfd)tagung ber borerioähnten Straf»

taten ber Slilitärperfonen im toeiteren Sinne eine Sebingung nicht gelnüßft ift, enthalt bie SD . junädhft auch einen unbe»

bingten Straferlaß. Sillen Stilitärberfonen im toeiteren Sinne getoährt bie Amneftie im § 2 ber S D . Straferlaß für alle bon

¿Militärgerichten eriannten unb bon Sifjißlinarborgefeßten ber»

bängten Strafen, fotocit fie nodh nidht boßftredt ftnb. Scd

■n’icliid)t auf bie allgemeine KabinettSorber b. 8. April 1915 (A S SI. 1915, 160), nach ber toährenb beS Krieges bei ber Se»

faßungsarmee unb im gelbe ber ©ericbtshcrr, ber bie Straf»

bou|treäung ju beranlaffen hatte, aus bienfilid;en ©rünben ben -trafantritt auSfeßen unb bie StrafboHftredung unterbredhen rann, )tnb bie im Kriege eriannten militärgerichtlichen Strafen tm allgemeinen nicht boltftredt. Sn ber SrajiS lam bie §anb»

haoung biefer KabinettSorbcr ber ©inführttng einer bebingten r^oabigung im Shlitärftrafberfahren nahe.6) So gewinnt § 2 ocr ferne befonbere Sebeutung. Sie militärgeridhtlidh er»

h N t « in nicht mehr als brei Sah«« ©efängniS,

«>e cUnfi ot>er in Slrreft, §aft ober ©elbftrafe ober

" * * « » « * ^ebenftrafen beftehen. Seftrafungen toegen gähnen»

Sctvif» ^ ei0^ e!t nnb Ungehorfam faßen aber tn feber §öhe ber J!;cAntef9(.i>le r2imneltie- Son ben Sebenftrafen finb bie m lttartfchen ©h»nftrafen, ber SlmtSOerluft unb bie ©injiehung, ausgenommen. ®iefe Sebenftrafen, j. S. Segrabation, bleiben

«!l°ioe ® traf{n ntüffen beim Snlrafttreten ber SD.,

^htalräftig fein ober aber hoch binnen jtoei fffiod;en nad; bem Snlrafttreten, alfo bis rum 28. 2)cj. 1918, etwa burd; ontüdnahme beS Sec|t8mittelS redfitslräftig geworben

®ebin8ie ^egnablßtmg im Sttlttärftrafredht in

fein. ® a tm ©egenfaß ju ber Sieberfdhlagung ber Unterfudhungen nad; § 1 S D ., in Welchem bie Unterfud;ungen ber mtlttartfdhen unb bürgerlichen Sehörben gleidhgefteßt ftnb, ber § 2 SD . ben Straferlaß nur auf bie rechtslraftigen militärgenchtuchen Strafen erftredt, fo toürbcn bie Straftaten, bie nach ber Litt»

laffung ber Siilitä'f»erfonen bon bürgerlichen Sehörben jur f Seit beS SnlrafttretenS ber SD. bereits redhtslräftig abgeurtetU I' finb, alfo leine Unterfud;ungen mehr bilben, nicht unter ben

f'Straferlaß ber militärischen Slmneftie faßen.

2. gür jtoei gaße feßt ftcß bie SD . eine bebingte 2lm»

neftierung feft.

< Sieberfdhlagung unb Straferlaß toegen beS SerbrecßenS ber gahnenßu^t (§§ 69 bis 78 S tS t® S .) erfolgen nur, toenn ber gahnenflüchtige, bet nicht in ber ©etoalt ber Stilitärbehörbe ift, fidß innerhalb eines SlonatS feit Snlrafttreten b. SD ., alfo bis jum 12. San. 1919, bei einem SejitlSlommanbo ober einem Urubfjenteil gemelbet hat unb toenn er nicht innerhalb jtoei Sahren nach bem 12. ®ej. 1918 toegen eines Serbred;enS ober borfäß»

lidhcn SergehenS tu greiheitftrafen bon mehr als brei fDlonaten berurteilt toirb. SDie SlelbungSfrift für Überläufer, für gähnen»

flüchtige, bie ftdj in feinblidher KriegSgefangenfdhaft befinben, fofl bemnachft burd; neue SD. feftgefeßt Werben.6) SDte für ben gaßnenflüchtigen beftimmte SetoährungSfrift gilt auch für bte Slmneftierung beS mtlitarifdhen SerbrecßenS ber geigheit (§§ 84 bis 88 S IS tS S .).

©in Weiterer gaß ber bebingten Slmneftierung bezieht ftdß aßein auf ben Straferlaß. 3lßen ju greiheitftrafen bon 3Rilitär»

gericßten Serurteilten, bie nach ber §öhe ber Strafe, t- bet Seftrafung tu mehr als brei Sahren ©efängniS, nidht unter ben oben gefchilberten unbebingten Straferlaß faßen, toerben, Wenn fte am 12. Süej. 1918 nur noch ein Sahr ober toettiger ju ber»

büßen haben, unter ber Sebingung begnabigt, baß fte ntcßt binnen brei Sahren toegen eines nach bem 12. 5Dej. 1918 be»

gangenen SerbrccßenS ober borfäßlichen SergehenS ju etner greiheitftrafe bon mehr als brei Slonaten berurteilt toerben.

Sei Serurteilten, bie nodh mehr als ein S ahf greiheitftrafe tu berbüßen haben, lann ber ißräftbent beS 3teid)SmiUtärgenchtS ben gleiten bebingten Straferlaß gewähren, faßS bie ©tWartung gerechtfertigt ift, baß biefc Ißerfonen bie greiheit nicht ju neuen Straftaten mißbrauchen toerben.

3. Sen bon ber Slmneftierung Setroffenen ift bie Sieber»

fdjlagung ber Unterfudjung, ber unbebingte unb ber bebingte Straferlaß belanntjugeben.7 *) ®ie bon ben Slilitärgeridhten geübte SrojcS ber Sena^ricßtigung beS SerteibigerS genügt biefer Sorfchrift.

Sermerle über Strafen, bie ganj, nidht nur teiltoeife erlaffen toerben, müffen im Strafregifter unb in ben Slilitärßafneren gelöfdht toerben.

I I I . S« einer Sdhlußbeftimmung hebt bie SD. befonberS herbor, baß burd) fte bie Slntoenbung ber ßolitifd)en ¿Imneftte b. 12. Sob. 1918 unb ber bürgerlcd;en Slmneftie b. 3. ®ej. 19186) unb etwaiger SanbeSamneftien nicht berührt toerbe. llße Wohl auch burd; bie leßtertoähnte SieiftbegünftigungSllaufel nicht ber»

ringerten Zweifel über bie Ausführung b. SD ., bie burdh .perbet»

führung etner geridhtlidhen ©ntfdjeibung ober burdh Sertd;t att ben borgefeßtevt ©ericßtsherrn nicht behoben toerben lönnen, ftnb ber ©ntfcheibung beS KriegSminifteriumS ju unterbreiten.9)

gür bie Auslegung ber S D . im einjelnen mag jum Schluß noch auf bie Kommentierung bon Alsberg, bie SReichSamneftie»

gefeße Serlin 1919 bei 2B. Sloefer, ber außerbem neben ber Kommentierung ber ßolitifd;en Amneftie b. 12. Sob. 1918 unb ber bürgerlidhen Amneftie b. 3. SDej. 1918 auch noch ben Wortlaut aßer ju ben Amneftien ergangenen 3Jiinifterialbetfügungen brtng , ßingetoiefen fein.

6) Verfügung beS KrtegSminifterS b. 12. ©e». 1918 unter V4 a, ®.

im 39R33I. 1918, 508.

7) Verfügung beS KriegSminifterS b. 12. ©ej. 1918 unter

tm 3 3 m 1918, 508.

«) Klee, bte Slmneftteberorbnung beS 9tat8 ber SSoKSbeauftragten b. 3. ©ej. 1918 in 3 ® . 1918, 786.

9) Verfügung beS KrtegSmtnifterS b. 12. ©«J-1918 unter X 3 tm SSI»!. 1918, 508.

(6)

214 $ it r i ft i f cp e S ß o c p e n f c p r i f t . 4. 1919.

(BericptSaffeffomt unb Oicfcrcttbarc.

a) Sie Notlage ber ©ertdjtSaffefforett.

33on ©ericptSaffeffor § ü b n e r , §annober.

SDie Notlage, in bie bie ©eric^tgaffefforen burcp ben Krieg unb feinen AuSgang Berfept toürben finb, ift aufserorbentlicp grofj. Sie barf toDpl als feinerer angefepen toerben, als bie irgenbeiner anberen BeamtengruBpe. p5p* fielen bie @ericpt§s affefforen fo gut toie t>ilflüö gegenüber.

©opl batte fiel) feber älffeffor Bor bent Kriege, als er ficb für bie p$uftizbeamtenlaufbapn entfebieb, barauf eingeftellt, ba|

er ettoa fieben pfiapre auf Anfteßung toürbe tbarten unb fcplimmftenfaßs fünf gapre feinen SehenSunterpalt aus eigenen

©itteln toürbe beftreiten müffen. SDer bamalS ftetig zunepmenbe toirifcpaftlicpe Auffcptoung berechtigte ibn anbererfeitS, mit entgeltlicher Befdjäftigung in ber Antoaltfcpaft, in ber pznbuftrie, bei öffentlichen Körperfcpaften toäprenb ber Seit zu rechnen, in ber eine Befolbung im ©taatsbienfte für ibn nod) nicht in graqe fam. 33or bem Kriege reichte ferner bie Bergütung beS befolbeten AffefforS, tbenn er unBerpeiratet toar, notbürftig baju aus, ibn auch ohne eigenes Vermögen über ©affer ju palten.

SDa bie SBartejeit giemlich beftimmt begrenzt toar, fonnten febr gabireiche, über eigene, toenn aueb befchränfte Btittel berfügenbe Affffforen bie Beamten laufbabn im Bertrauen barauf einfchlagen, baff fie toäprenb ber 3eit unbefolbeter Bcfcpäitigung bon biefen SJtiiteln ihren SehenSunterpalt beftreiten tonnten.

infolge bes Krieges unb feines unglüdhcpen AuSgangcS finb bie BorauSßpungen, unter benen ber ©erichtSaffeffor feine.

£aufbapn eingefcblagen batte unb ohne gaprläffigiett einfchlagen burfte, fortgefallen ober ihr ^ortbeftepen boep fchtoer gefäbrbet.

®ie Abnapme ber gericbtltcben ©efepäfte unb ber hurt»

fchaftliche gufammenbruep SDeutfcpianbS haben — toenn bie bisherigen AnfteßungSgrunbfäpe heftepen bleiben — bie ©arte*

geit bis zur Anfteßung ber ©ericptSaffefforen um Biele pjapre Berlängcrt unb bie Biöglidjieit gu auch nur Borühergepenber entgeltlicher 33efchäftigurtg im ©taatsbienfte, als AntoaitS*

Oertreter, bei öffentlichen Körperhaften unb in ber pjnbuftrie nahezu befeitigt. SDie Befolbung bei entgeltlicher 33efd?äftigung im ^uftrgbienfte ift felbft bei Serüdfidbtigung ber gelegentlichen XeuerungSzulagen, beren Subißtgung Bon bem gufaße befolbeter Befhäftigung an beftimmten Stichtagen abhängig ift, jur Bestreitung ber nottoenbigften SebenSbebürfniffe infolge ber unabfehbaren Neuerung Bößig unzulänglich. ®er toirtfchaftliche Brebergang bringt ben 33erluft ober bie Berminberung ber eigenen Büttel foicher Siffefforen mit fiep, bie im Vertrauen auf fte bie Sttftijsbeamtenlaufbabn eingefcblagen unb toomöglid) im 33ertrauen auf fie geheiratet unb eine gatmlie begrünbet haben.

P$nS Unmejjbare toürbe bie Botlage ber ©eridjtSaffefforen toadjlen, toenn ber Beriuft öftlicher fprooinjen ben ©taat Bor bie Bottoenbigieit fteßte, bie ^uftijbeamten biefer fßroöingen in anberen SanbeSteilen anpfteßen unb biefer 33erluft gugleid; bie Sabl ber Beamienfteßen toefentlich öerminberte, toenn ber toirtfcpaftlicpe Biebergang, bie baourd) Beranlafite Enioöifertmg, AuSbepnung beS SaienrtcptertumS ober beS EinzelridrtertumS ben Büßgang ber gerichtlichen ©efebäfte Beretoigten unb infolgebeffen Bicpterfteßen einge^oacn unb ©eridjte sufamntengelegt toürben.

SDie infolge foicher hmfiänbe brobenbe Bertucptung ber SebenSbebingungen eines großen Steiles ber ©eridjtsaffefforcn iatin nur ber ©taat burcip geeignete SRafjnapmen abmenben.

Su ihnen ift ber ©taat BerBflicptet.

©erabe bie pöpere Suftijbeamtenlaufbabn mit ihrer ge*

ringen Befolbung, ihren bclcpräuiten BeförberungSmögltcpfeiten, iprer füärlicpcn AuSftattung mit äußeren Einen unb ipren in ben Ie|ten Jahrzehnten immer toaepienben Anfürühen an bie ArbeitSfraft, baS ©iffen unb Können ber Beamten totrb faft auöfchliefelich Bon folcben eingefcblagen, benen es lebiglicb um eine felbftlofe Betätigung für baS ©taatStoobl zu tun ift. An biefer felbftlofen Arbeit für ben ©taat haben ficb bie ben 3>uftiz=

bienft erftrebenben Affefforen ausnahmslos fepon baburep he*

teiligt, baff fie Biele Sabre einer ioftfpieligen Berufsoorbereitung opferten, um für biefen Spienft befähigt zu fein. 3Rit toenigen Ausnahmen haben aber btefe Affefforen bem ©taate als Ber*

treter Bon Bicptern unb ©iaatSantoälten bereits toertooße SDienfte —

zum

0ro|en Steile jahrelang unb Oielfacp ohne Entgelt — geleiftet. ©erabe toährenb beS Krieges haben bie ntdpt iriegSBertoenbungSfähigen Affefforen in aufreibenber Arbeit Boße Beamtenfteßen Berfeben unb felbft bei foicher SSätigteit Bielfach ieine Bergütung empfangen.

SDie unabfehbare K,inaitsfd)iebung beS SlnfteßungSpuniteS toürbe einen g rö le n Steil, toahrfheinlich ben g rö lte n Steil ber

©erichtSaffefforen um bie Berbienten f5rrr<hte foicher felbftlofen Slrbeit, ih rer großen toirtfchaftlichen Opfer, um ihre gefamte bisherige SebenSarbeit bringen, auf bie fie burcbfcbnittM ) bie größere § ä lfte ihres Sehens oertoenbet haben, ^ n ben fa h re n , in benen fte auf bem §öhepunlte ihres ©chaffenS, m itten in ber E rnte beS langtoierig Erarbeiteten flehen m üfjten, toürben fie genötigt fein, ip r ibealeS Se6en§giel aufzugeben unb bei ber überfüß ung aßer juriftifchen Berufe fich einer B e tä tigun g gtt=

Zutoenben, bie toeber ihren Beigungen nodh ihrem SBiffen noch ip rer geiftigetr K u ltu r entfpricht, unb bei ber fie infolge ih rer anberS gearteten B ilb u n g m it anberen ©enoffen ihres neuen Berufes nicht S c h ritt halten iönnten. S e r © ta a t toürbe bann bie SDienfte ber Slffefforen genoffen haben, ohne fie toenigftenS babutch zu entgelten, b a | er anbere fpäter geleiftete SDtenftc bezahlt unb bem9lffeffor benSebenSunterhalt fü r b ie S u h in ft fiebert.

SDie Anregung ber jetzigen ^Regierung, b a | bie Beamten fid) Jur © a h ru n g ip rer Bcrufsintereffen getoerifchaftSartig zus fammenfehiieien, hat bie Slffefforen unter bem SDrude ip rer B otla ge erft jept bie ^ u rü d p a ltu n g aufgeben taffen, ztt ber fie fid j als gepotfame ©taatsbeam te biSper Berpflicptet glaubten,

© ie haben fiep in ganz B rcufjen ju bem „ B it n b e B r e u p i f d i e r

© e r i d i t S a f f e f f o r e n " 1) m it bem © ip e in §annoBer zufammem gefcploffen unb eine fReipe Bon Seitfäpen auigefteßt, bie bie SRittel angeben, tote ihnen unter billige r B crüdficptigung ent=

gegenftepenöer ftaatluher ^ntereffen gepolten toerben fann.

SDiefe Seitfape finb:

I.

Schaffung Bon Arbeitsgelegenheit, inSbefonbere:

a) Befcpräniung ber Arbeitslaft ftaribefcbäftigter fRicpier unb ber gegentoärtig bureptoeg überlafteten Staats^

antoälte,

b) Schaffung bon BotftanbSarbeiten, z- B. Bereinigung unb gcgebenenfaflS Beuanlegutig bon ©runbbücpern, c) aßgemeine Einführung ber BernepmungSbezetnate

(BerfucpSbesernate) bei ben ©taatSantoaltidjaften, d) fofortige ©teberbefepung aßer erlebigten plan m ä|ig en

©teßen unb Um toanblung ber § ilfS rid ß e r; unb ftanbigen §ilfsarbeiterfteß en in plan m ä|ig e ©teßen.

II.

_ Keine unentgeltliche Befcpäfiigung über bie S a u e r Bon gtoei ^aprett, bei Kriegsteilnehm ern bon etnent 3 ahre pinauS.

Kriegsteilnehm er fin b unter © ü rb ig u n g ber A r t ip rer Kriegs*

tätig fe tt möglichft fo fo rt entgeltlicp zu befdjäftig&r ober, faßS bieS niept angängig, bei anberen Bepörben unterzubringen.

Bad) Ablauf ber ertoäpnten ztoei pfapre (bzto. etrtem p^apre) ift bcr Affeffor feft zu befolben, fofern ipm nid)t bis bapin mitgeteilt ift, baf; er für ben p^nftigbienft untauglich fei.

Bon ba att gelten ferner für bie Enlaffung ber Affefforen bie @runbfä|e über bie Entlaffung ber feftangefteßten pöperen p$uftizbeamten. SDie Affefforen erhalten ben Xitel „Btcptcr"

ober „©taatSantoalt".

I I I .

Angemcffene Erhöhung ber B efolbung unb ber Kriegs*

teuerungSzulagen.

Boßanrecpnung beS AffefforenbienftalterS auf baS BefoIbungSbienftalter bei ber Anfteßung unb E rfa p ber Umzugefoften bei biefer.

E in fü h ru n g einer Altersgrenze fü r pzuftijbeamte als fRegel.

(Benftonierung aßer Bicpter, bie j e | t baS 60. Sebenejapr überfepritten paben, m it Boßem © epa lt b is zum 65. SebenS*

japre; in S u i u n f t in ber Begel: B fu fio n ie ru n g m it Boßenbung beS 65. SebenSjapreS.)

SDie fhtoere Bürbe ber gegentoärtigen 3 ctt fann nid;t aßein Bon ben toirtipiaftlich ©cptoächften, ben Affefforen, getragen toerben. An tpr müffen bie älteren, in iprer Arbeitstraft oft fepon nacplaffenben Beamten auf biefe toenig bcfhtoerlicpe Art tragen helfen.

V.

pjfifotocit ber Staat nicht imftanbe ift, bie Affefforen nah hfn. Zu I I I angegebenen ©runbfäperi zu Berforgen:

a) Einrichtung einer amtlichen B e rm ittlu n g Bon ©teßungeti bet anberen Bepörben;

SSgl. 32ß. 1919, 87 über ben 33unb ber ©eriditSaffefforcn

©cplefiens.

Cytaty

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218. über bie ©idjerftellung bon ftriegäbebarf b. Sriegäernäprungäamtö über bie SSetoirtfc^aftung bon SJiilcp b. Slufruf beê 93afê ber 53olisbeauftragten b.

maltungSftreitöerfahren gegen eine polijeilidje berfügung oft ber ©inmanb bor, bah in anberen gäden bon gleicher Art ein gleich berpflichteter berf^ieben, nämlich

fä p lip ©ewinn gcjogen worben fei. c bie Siebe ift, fo muß an ficB ber Serteibigung rc p t gegeben werben, wenn fte behauptet, baß barunter nitBt baä

Weife Bepanblung ber gilmä nicht einjugehen gemißt ift. fann jebod; ber Berfehrganfcßauung in bem Bom D2@. angenommenen Sinne ein Einfluß nicht eingeräumt loerben.

gebal)renS; eine bertragSmäfsige 33erpfüd)tung hiergu ift unbebenflid) für böHig re^tstoirffam ¿u erachten, iß. S icfe StedtSfraft hat nach A uffaffung ber 33e!lagtcn

© chriftftückert beförberte; ein Beam ter ift unter allen Umftänbeit an bem Berfeljen fcßnlb.. menigjtenS ein Hufm ertungSaniprud) fid jitich ber perföniidjeit

teile einer ©adje foldje begeidjnet, bie Boneinanber nicht g e tre u ^ roerben tonnen, ohne baß ber eine ober anbere _ gerftört ober t , feinem SEefen Beränbert

fdjlägt unb in eigenem muhen berwertet, iamt ittjeiner Stellung nicht beiaffett werben; beim et bietet teilte ©ewäfjr bafür, bah er ¡ich nicht and) bei anbeter