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Unterrichtsblätter für Mathematik und Naturwissenschaften, Jg. 1, No. 1

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(1)

■ ' ’ 4 Unterrichtsblätter

für

Mathematik und Naturwissenscha

Herausgegeben von Prof. Dr. B . S c h w a lb e ,

D irek to r de.s D oro th cen städ t. R ealgym nasium s

zu B erlin. mul

Prof. F r . P ie t z k e r ,

O b erleh rer am Kfmigl. G ym nasium zu X ordhausen.

V e r l a g v o n O t t o S a l l e i n 11 r a u n s c l n v c i g . Redaktion: A lle fü r die R e daktion bestim m ten M itteilungen und

S en d u n g en sind n u r an die Adresse des P ro f. P i e t z k e r in X ordhausen zu rich ten .

F ü r die in den A rtik e ln zum A usdruck g eb rach ten A n­

sc hauungen sind die b etr. H erre n V erfasser se lb st v eran t­

w o rtlic h .

Verlag: D er B e z u g s p r e i s fü r den J a h rg a n g is t 3 M ark, fü r eine einzelne X um m er

00

P f.

A n z e i g e n ko sten 25 P f. fü r die 3-gespaltcne N o n p a­

re ille -Z e ile , bei A ufgabe h a lb e r oder g a n z e r Seiten, sowie bei W ied erholungen E rm ä ß ig u n g : — B eilag eg eb ü h ren n ach ü e b e re in k u n ft.

I n h a l t : A n die L e s e r (S . 1). — li e b e r Selm lm useen von E . S c h w a l b e (S . 2). — S täb ch en -U eb u n gen v o n N . B ö d i g e (S. 4). — U e b e r neuere .R u fonn plänc fü r den n atu rw issen sch aftlich en U n te rric h t von E . L ö w (S . 5). — K u r z e r B e ric h t ü ber den n atu rw issen sch aftlich en F e rie n k u rs, O stern 18 9 5 , v o n H . B ü g e (S. 10 ). —- V e re in e und V ersa m m lu n gen (S. 1 1 ) . — B e sp rech u n g en (S . I I ) . * — A rtik e ls c h a u aus F a ch z eitsc h riften und P ro g ram m en (8. 14 ). — Z u r B e sp re c h u n g ein getro ffen e B ü ch er (8. 14 ). A n z e ig e n .

A n die Leser.

Die neue Zeitschrift, die sich hiermit bei den Freunden des mathematisch-naturwissen­

schaftlichen Unterrichts einführt, beabsichtigt eine Lücke auszufülleu, die sich auf dem Gebiete des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts in letzter Zeit immer stärker fühlbar gemacht hat.

Es fehlt zur Zeit noch an einer Zeitschrift, in der die mitten in der Lehrpraxis selbst stehenden Vertreter jenes Unterrichts ihre Erfahrungen, Eindrücke und Wünsche untereinander austauschen können, in der die tiefgehende Bewegung, welche sich auf allen Gebieten dieses Unterrichts gegen­

wärtig vollzieht, ihren ganz unmittelbaren Ausdruck findet.

W ie stark das Bedürfnis nach einem solchen Gedankenaustausch ist, das lehrt deutlich die immer zunehmende Teilnahme, die der vor einigen Jahren gegründete „Verei n zur F ö r d e r u n g de s Un t e r r i c h t s in der Ma t h e ma t i k und den N a t u r w i s s e n s c h a f t e n “ bei den Fachgenossen erfährt. Aber die durch diesen Verein gegebene Möglichkeit des mündlichen Gedankenaustausches ist ihrer Natur nach auf die einmal in jedem Jahre hei der Hauptversammlung stattfindende Zu­

sammenkunft der Vereinsmitglieder beschränkt. Da will eben die neue Zeitschrift helfend eiritreten, sie will die Möglichkeit schaffen, den mündlichen Gedankenaustausch durch einen schriftlichen zu ergänzen, sie will den Fachgenossen Gelegenheit geben, die auf den Versammlungen des Vereins im mündlichen Verkehr gewonnenen Anregungen unter möglichst vielseitiger Beteiligung weiter zu pflegen und zu entwickeln. Sie bezweckt demnach keineswegs, mit den bereits vorhandenen Zeit­

schriften in Wettbewerb zu treten, die den Interessen des mathematisch - naturwissenschaftlichen Unterrichts in anerkannt vorzüglicher W eise dienen — wie z. B. die „Zeitschrift für den physika­

lischen und chemischen Unterricht“ von Poske und die „Zeitschrift für mathematischen und natur­

wissenschaftlichen Unterricht“ von J. C. V. Hoffmann — ; sie hofft vielmehr die Thätigkeit dieser Zeitschriften in geeigneter Art zu ergänzen.

Dem vorstehend dargelegten Zweck gemäss werden die „Unterrichtsblätter“ Aufsätze über Fragen des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts aus der Feder der Fachgenossen ver­

öffentlichen, über alle diesen Unterricht angehenden Vorgänge im Vereinsleben, namentlich über die Verhandlungen des obengenannten Vereins möglichst ausführliche Berichte bringen, alle wichtigeren in l'achzeitschriften und Schülprogrammen sich findenden einschlägigen Aufsätze verzeichnen, bedeut­

same neue W erke einer sachgemässen Besprechung unterziehen und der Lehrmittelfrage eine ganz besondere Aufmerksamkeit widmen.

So wenden wir uns denn an aile Vertreter der mehrgedachten Lehrfächer, zu denen wir ausser der Mathematik und den Naturwissenschaften im engeren. Sinne insbesondere auch die E r d ­ k u n d e und das Z e i c h n e n rechnen, mit der Bitte, das neue Unternehmen durch lebendige Be­

teiligung zu fördern und dadurch der Sache ihres Unterrichts selbst einen wesentlichen Dienst zu leisten.

Die Redaktion.

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1 ' N T E R R I C H T S B L Ä T T E R . 1895. No. 1.

l i e b e r S c h u l m u s e e n .

V on D ire k to r Dr. B . S c h w a l b e in B e rlin .

B ei den vielen F rag e n , w elche je tz t die Lelirer- w e lt an h öheren L e h ra n sta lte n und an G em einde­

schulen bew egen, ist es eine, w elche noch m ehr A ufm erksam keit, auch ü b er die d ire k t b e te ilig te n K reise hinaus, v erdient, die F ra g e nach d er b e st­

m öglichen A rt d er B eschaffung d er U n te rric h ts­

m itte l. B ei derselben kom m t w ed er S tan d es­

in teresse, noch S treb en nach m ateriellem V orteil f ü r die L e h re rw e lt in B e tra c h t, n u r das In teresse f ü r den U n te rric h t und die W e ite re n tw ic k e lu n g desselben is t das M assgebende. In allen Z w eigen d e r Schulw issenschaften w erden neue B ahnen ein- g e sc h la g e n , neue oder als n eu h in g estellte M e­

th o d e n em pfohlen, neue Z iele a n g e streb t. F a st k e in e r d e r V orschläge k an n d er H ilfsm ittel „L ehr- und L e rn m itte l“ e n tb e h re n , fa st alle M ethoden b eto n en die A nschauung und b eanspruchen auch d afü r besondere V orlagen, A p p a ra te . M odelle, Zeichnungen.

W en n vor w enigen Ja h rz e h n te n ein M angel an U n te rric h tsm itte ln h e rrsc h te , sodass vielfach die L e h re r dieselben s e lb st a n fe rtig ten , w enn sie solche b en u tzen w ollten, viele ab e r Über­

h a u p t g a r keine A n sc h a u u n g sm itte l, se lb st im phy sik alisch en und chem ischen U n te rric h te , g e ­ b ra u c h te n , so is t je tz t eine so hoch e n tw ic k e lte P ro d u k tio n , j a fa st U e b e rp ro d u k tio n ein g etreten , dass je d e A n sta lt, w enn sie die n ö tig en M ittel h at, eine vorzügliche Z usam m enstellung vortrefflicher U n t e r r i c h t s m i t t e l a u f a l l e n G ebieten, n ic h t n u r a u f den n atu rw issen sch aftlich en , sich beschaffen k ö n n te. Die B eschaffung se lb st lieg t, w ie auch die B eschaffung d er litte ra risc h e n H ilfsm ittel, zu ­ n äch st in den H änden ein zeln er; diese können ab er n u r dann eine w irk lich g u te A usw ahl treffen, w enn sie n ic h t an w enige F irm e n , an Modelle, B ü c h e r, die ihnen g erade zugänglich sin d , g e ­ b u n d en sind, sondern w enn sie G elegenheit haben, verschiedene U n te rric h ts m itte l, die denselben Z w eck haben, zu vergleichen, w enn sie S chul­

b u ch b ib lio th ek e n durchsehen, w enn sie A p p a rate se lb st prüfen können. — Von diesem B edürfnis aus e rk lä rt sich die B ew egung, C e n t r a l s t e l l e n zu schaffen, w ie sie in g e rin g e re r o d er g rö sserer V oll­

k om m enheit als Schulm useen an einzelnen O rten, allerdings im m er noch in u nzureichender W eise, e in g eric h tet sind; aus d ie se rN o tw en d ig k eit e rk lä rt sich die W ie d erh o lu n g u n te rric h tlic h e r A u sste l­

lu n g e n , die m it verschiedenen V ersam m lungen (N atu rfo rsch er -V ersam m lungen, geographischen T ag u n g en u. s. w .) oder G ew erbe- und In d u s trie ­ au sstellungen (pädagogische A b te ilu n g d e r T h ü ­ rin g e r G ew erbeausstellung) v erbunden w erden, u n d aus dem S treb en nach V ervollkom m nung je n e r V eran staltu n g en sind die V ersuche d urch litte ra - risch e D arleg u n g d er S achverhältnisse die R egie­

rungen und S täd te, E lte rn und L e h re r in w eiteren

K reisen d afü r zu interessieren, hervorgegangen.

( K e l i r b a c h ; N o a c k , H ö f l e r , Z eitscln \ für pliys. u. ehem. U n te rric h t von P o s k e.) *)

G anz besonders leb h a ft is t die B ew eg u n g in O esterreich, und es lo h n te sich w ohl, die S c h ritte und A rb e ite n , w ie sie von K r a u s , S t e j s k a l und Genossen in dem d ringlichen A n träg e a u f E rric h tu n g eines k. k. ö sterreichischen M useums fü r E rzieh u n g und U n te rric h t in W ien d a rg eleg t sind und die in den pädag o g isch en Z eitsc h riften O esterreichs (cf. den pädagogischen L itte ra tu r- b erich t) au sg e fü h rt sin d , auch fü r deutsche K reise zu g än g lich er zu machen.

Schon v o r la n g e r Z eit h a t H e rr P rof. K e h r - b a c h auch hei uns (V erhdl. d er 38. P hilologen- versam m lung) a u f die N o tw e n d ig k eit von Samm­

lu n g h isto risch -p äd ag o g isch er W e rk e und litte ra - risc h e r E rsch ein u n g en hingew iesen (Die p äd ag o ­ gische C e n tralb ib lio th ek in L eipzig, ih r Zw eck, ih r g eg e n w ä rtig e r Z u sta n d und ihre notw endige E rw e ite ru n g ), schon vor lä n g e re r Z e it h a t die B erlin er L e h re rsc h aft der G em eindeschulen ein deutsches Sclndm useum aus eigener In itia tiv e h erau s g eg rü n d et, dem sich s p ä te r das städ tisc h e B e rlin e r Schulm useum z u r Seite stellte, ab er die W e ite rfü h ru n g d er Sache, die n u r P Iand in H and m it den U n terric h tsb e h ö rd en se ih st sta ttfin d en kann, is t n u r langsam v o rg esch ritten .

Als die U n te rric h tsa u sste llu n g in Chicago im J a h re 1893 seitens des preussischen K u ltu sm in i­

sterium s b e sc h ic k t w u rd e, u n d es g e s ta tte t w ar, die P ro d u k tio n d er U n te rric h tsm itte l in unserem V aterlan d e zu übersehen, w urde in vielen der W u n sch rege, dass darau s fü r den U n te rric h t an u nsern Schulen eine E in ric h tu n g hervorgehen m öchte, w elche in e rste r R eihe erfo rd erlich ist, die au f dem G ebiete d e r B eschaffung d er U n ter- I ric h tsm itte l sich zeigenden U eh elstän d e zu ver-

| m indern und g eeig n e t sch ein t, fü r die ganze E n t­

w ick lu n g des U n t e r r i c h t s segensreich zu w ir k e n : die E in ric h tu n g eines a l l g e m e i n e n

| S c h u l m u s e u m s , das zu n äch st die U n te rric h ts­

m itte l im engeren Sinne um fassen w ü r d e : D ass ein Schulm useum , w elches auch die ü b rig en E in rich ­ tu n g en d er Schulen, w ie die hygienischen und tu rn e risch en um fasst, Zw ecke, die überdies m it v e rfo lg t w erden k ö n n te n , vollkom m ener sein w ürde, is t n atü rlich , ebenso w ie je n e r ideale P la n d e r E r r i c h t u n g eines U n t e r r i c li t s m u s e u m s , durch w elches auch ein E in b lick in die L ern m ittel und L eistu n g en d e r Schule a u f jeglichem G ebiete erm öglicht sein w ürde.

D as Schulm useum w ürde in e rste r R eihe n ich t dem In te re sse ein er S c h a u s t e l l u n g , sondern d er W e ite rb ild u n g des U n te rric h ts zu dienen haben. W en n im folgenden Schem a d er A u fb au , d e r u n g efäh r zu befolgen w äre, angegeben w ird,

*) E in e w e itere A u sfü h ru n g ein zeln er P u n k te , die h ie r n u r an ged eu tet s in d , findet sieh auch Z e itse h r. f.

pliys. u. ehem . U n terricht. V H X p. 5 7.

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1895. No. 1. Ü B E R S C H U L M U S E E N . S. 3.

so w ird derselbe n u r m it k lein en A nfängen b e­

ginnen und e rst in einer langen R eihe von .Jahren vollendet und au sg eb au t w erden können.

E in solches Schulm useum w ü rd e u m fassen : 1. E i n e h i s t o r i s c h e A b t e i l u n g . H ier

w ären die L eh rm ittel, w elche ausser G ebrauch gekom m en sind, system atisch zu sammeln und zu ordnen. F ü r die sp ä teren G enerationen w ü rd e die A b teilu n g einen A n h a lt fü r - die B e u rteilu n g d er E n tw ic k e lu n g des U n te r­

ric h ts ü b e rh a u p t d arb ieten (für die H o ch ­ schulen h ä tte eine h isto risch e Sam m lung der A p p arate, die von w issenschaftlich b e d eu ten ­ den M ännern fü r ihre F o rsch u n g en b e n u tz t w urd en und die je tz t vereinzelt a u fb e w a h rt oder v e rz e tte lt w erden, ein hohes k u ltu rh is to ­ risches Interesse).

2. S a m m l u n g e n v o n p h y s i k a l i s c h e n u n d c h e m i s c h e n A p p a r a t e n , wel che g e statten , verschiedene A p p arate derselben K ategorie zu vergleichen. H ierm it w ürde ein E x p eri­

m entierzim m er v erbunden w erden müssen.

3. . S a m m l a n g e n n a t u r h i s t o r i s c h e r P i ä - p a r a t e u n d H i l f s m i t t e l .

4. M u s t e r s a m m l u n g e n z u 2 u n d 3.

5. L i t t e r a r i s c h e A b t e i l u n g :

A. K a r t e n u n d s o n s t i g e H i l f s m i t t e l f ü r d e n g e o g r a p h i s c h e n U n t e r ­ r i c h t , A n s c h a u u n g s t a f e l n ; w ä h ­ r e n d d i e M o d e l l e d e r K a t e g o r i e 2, 3 und 4 z u z u t e i l e n w ä r e n .

B. A b t e i l u n g f ü r Z e i c h n e n .

C. L e h r - u n d S c h u l b ü c h e r d e r G egen­

w a rt und V ergangenheit.

E in A u sk u n ftsb u reau w ürde dam it verbunden w erden können, das zugleich fü r das B e k a n n t­

geben des N euen und die U eb erm ittelu n g aller a u f den betreifen d en G ebieten erscheinenden Sachen Sorge zu tra g e n h ä tte .

D ie D u rch fü h ru n g eines solchen M useums, w enn es a l l e n idealen Z w ecken entsprechend, v o llstä n d ig h e rg e ste llt w erden soll, w ird schw ierig und k o stsp ie lig sein und is t augenblicklich n ich t w ohl m öglich, ab er d er G rund dazu lä sst sich legen, und sow ohl d er A nfang w ie die W eiter- e n tw ick elu n g w ü rd e n u r u n b edeutende K osten verursachen.

D ie V erm ehrung w ü rd e in zw eifacher W eise g e sc h e h e n : einm al w ü rd en B ücher, die eingefiihrt sind oder z u r E in fü h ru n g kom m en, von den V er­

legern z u r V erfügung g e ste llt w erden, dann aber w erden auch gew iss von vielen Seiten Sachen, sow ohl A p p a ra te w ie litte ra risc h e H ilfsm ittel, g esc h e n k t w erden oder als L e i h g e s c h e n k e hergegeben w erden.

In B erlin w ü rd e die V e rw a ltu n g und viel­

leich t auch w eite re r Raum fü r die A ufstellung seitens d er stä d tisc h e n B ehörde im In te resse des g esam ten Schulw esens im A nschluss an die b e ­ stehenden Schulm useen g e w ä h rt w erden k ö n n e n ;

die sta a tlic h e U n te rrich tsb eh ö rd e m üsste eine k rä ftig e U n te rstü tz u n g d arb ieten und durch g e ­ eignete P ersö n lich k eiten gem einschaftlich m it stä d tisc h e n V e rtre te rn die L eitu n g übernehm en, da n u r d urch Z usam m enw irken des S taates, der Kom m unen und der L e h re r fü r je tz t eine D u rch ­ fü h ru n g d er Sache m öglich erscheint.

W en n b e k a n n t w ird, dass die B ehörden die A b sich t haben, der L elirm ittelfrn g e durch G rü n ­ dung od er E rw e ite ru n g von Schulm useen näher zu tre te n , so is t es seh r wohl d enkbar, dass eine grössere A nzahl von V erlegern, von M echanikern, F a b rik a n te n und V erfertig ern von S ch u lap p araten , z. B. L ehrern, die eigene A p p a ra te k o n stru ie rt haben und dieselben w eiteren K reisen zugänglich

j m achen w ollen, Firm en, die kleine Sam m lungen

i zusam m engestellt haben, ihre G egenstände dau- I ernd leihw eise d o rthingeben, w ie dies auch sicher m it h isto risch en A p p a ra te n d e r F all sein w ürde, sei es, dass die E inzelnen dabei ideales oder m ate­

rielles In teresse an d e r E n tw ic k e lu n g d er Sache haben. F reilic h w ü rd e dieser W e g n ic h t allein aus­

reichen : es m üsste d e r S ta a t sein In teresse d afü r auch durch H ergabe, w enn auch n u r einer k le i­

nen Summe b etätig en , die fü r die unum gänglich n o tw en d ig en V e rw a ltu n g sk o ste n , B eschaffung so n st n ic h t g e lie fe rter g u te r U n terric h tsm itte l, D ru ck von K atalo g en usw. zu verw enden w äre.

E s b ra u c h t n ic h t w e ite r erw iesen zu w erden, von w elcher T rag w eite die E in ric h tu n g eines cen­

tra le n Museums, resp. provinzieller Schulm useen fü r die F ö rd eru n g des U ntei-richts sein w ürde.

Z u n äch st w ürde die E n tsch u ld ig u n g , dass ein V ergleich d er U n te rric h tsm itte l und ratio n elle B eschaffung n ic h t m öglich sei, n ic h t m ehr G el­

tu n g haben, die S em inaristen und P ro b e k a n d i­

d aten w ü rd en .zu einer ste te n K enntnisnahm e der U n te rric h tsm itte l a n g e le ite t w erden können, und auch innerhalb d er einzelnen L ehrerkollegien liesse sich die B enutzung, w enn es n ö tig sein sollte, anregen. A uch von grösseren, ausserhalb d e r Schule stehenden K reisen w ü rd e die E in rich tu n g , w enn sie le ic h t zugänglich g em acht w ürde, be­

n u tz t w erden. D as In teresse fü r die E n tw ic k e ­ lu n g d er A nschauung is t ein w e it v erb reitetes, die V orstellungen ü b e r die E n tw ic k e lu n g des U n te rric h ts sind vielfach u n ric h tig ; das S chul­

museum w ü rd e dem e rsteren entgegenkom m en, die zw eiten b erich tig en . F ü r A usw ärtige, auch ganze Kom m unen, w äre die E in ric h tu n g von g rö sste r W ich tig k e it, da sie einen C e n tra lp u n k t h ä tte n , von dem aus sie sich bei B eschaffung der L e h rm itte l orientieren k ö n n ten . G erade h ier t r i t t auch d er rein p ek u n iäre V orteil, den m it d er Z eit die E in ric h tu n g m it sich führen w ird , hervor.

W äh ren d je t z t vielfach teu re und kom plizierte A p p a ra te und unzw eckm ässige L eh rm ittel b e ­ schafft w erden, die bisw eilen sogar nach k u rzer Z e it g a r n ic h t m ehr b e n u tz t w erden, w ürden o ft bei w enigen A p p araten Sum m en g e sp art, die

(4)

S . 4 . U N T E R R IC in

zusam m engenom m en die U n k o ste n des Schul- m useum s h erab m in d em w ü rd e n ; die N euanschaf­

fungen fü r neu ein zu rich ten d e Schulen w ürden sich b illig er ste lle n , überflüssige A bschaffung ä lte re r U n te rric h tsm itte l verm ieden w erden.

F ü r die ganze L e h re rw e lt w ürde ein P u n k t gem einsam en W irk en s gegeben sein, die V ereine je g lic h e r A r t k ö n n te n a u f V erw irk lich u n g dieser E in rich tu n g e n , die allen L ehrzw eigen, den hum a­

nistischen wie realistisch en , und jedem U n te rric h te zu g u te käm en, h in arb eiten , und so vor allem d i e V e r e i n e , w e l c h e d i e F ö r d e r u n g d e s n a t u r w i s s e n s c h a f 11 i c. h e n u n d m ä t h e ­ m a t i s c h e n U n t e r r i c h t s s i c h z u m Z i e l e g e s e t z t h a l b e n .

S t ä b c h e n - U e b u n g e n .

E in H iilfs- und A n sch au u n g sm ittel fü r den ersten U n te r­

r ic h t in d e r P la n im e trie . V o n Dr. X . B ö d i g e -D u d e rs ta d t.

D er G ru n d satz, dass a u f gutem F u n d am en t gut bauen ist, gilt im ganzen U n te rric h tsg e b ie te, vor allem ab e r in d e r M athem atik. Es d ü rfte sieh kaum ein an d e re r L elirg e g en stan d finden, fü r w elchen d e r A n fa n g su n te rric h t eine gleich h erv o rrag en d e B ed e u tu n g b e sitz t. D ie E rfa h ru n g z eig t o ft genug, dass die plhnm ässige A ufführung des m athem atischen L eh rg eb äu d es ersc h w e rt oder ganz v e re ite lt w ird, w eil eben die sichere G ru n d ­ lage fehlt. E benso sind die häufigen K lagen üb er die U n fäh ig k eit d e r Schüler, m athem atische V or­

stellu n g en in sich aufzunehm en, ü b er die U n lu st und A bneigung, w elche sie d e r M athem atik v iel­

fach entgeg en b rin g en , in den m eisten F ällen d a r­

rt uf zurückzuführen, dass d e r g ru n d leg en d e U n te r­

ric h t erfolglos g eblieben ist. A us .dem so häufig zu T age tre te n d e n M isserfolge des m ath em ati­

schen U n te rric h ts h a t sich die M einung geb ild et, dass derselbe eine besondere B ean lag u n g voraus­

setze ; ab er diese w eit v e rb re ite te A n sic h t ist d u rch au s irrig . A uch bei n u r m itte lm ä ß ig e r B e­

fäh ig u n g d er S chüler lassen sich seh r wohl b e­

friedigende L e istu n g e n erzielen, falls n u r dem A n­

fan g su n te rric h t die S o rg fa lt z u g ew an d t w ird, die ihm b eisein e r überaus grossen W ic h tig k e it g eb ü h rt.

Der m athem atische U n te rric h t b e g in n t in der Q u arta m it d e r E in fü h ru n g in die P lan im e trie . E s m öge dahin g e ste llt bleiben, ob es d e r a u f d ieser S tu fe erre ic h ten g eistig en A usb ild u n g der S chüler n ic h t m ehr e n tsp rech e n w ürde, den U n te r­

ric h t m it d er A lgebra, die sich erfahrungsgem äss dem V erstän d n is w e it zu g än g lich er zeigt, einzu­

leiten . Im m erhin w erd en u n te r e tw a d reissig in den planim etrischen U n te rric h t e in tre te n d e n Q u artan ern s te ts einige w enige sein, die sich ohne M ühe in d e r neuen G ed an k en w elt z u re c h t finden und sich gleichsam spielen d die u n g ew o h n ten V o rstellu n g en aneignen. Sie w ü rd en ihren W e g auch verfolgen, seihst w enn derselbe n ic h t d urch

'SBLÄ.TTER. 1 8 9 5 . N o . 1 .

eine g esch ick te U n te rric h ts - M ethode g eeb n et w ürde. D ie grosse M ehrzahl ab e r b e d a rf d u rch ­ aus einer fü h ren d en H and, die auch alle H in d e r­

nisse sorgsam aus dem W ege räum t. F e h lt diese, so w ird d e r ju g en d lich e G eist an den grossen A n­

fo rd eru n g en , die d er a b s tra k te L ern sto ff an die F a ssu n g sk ra ft ste llt, g a r b a ld erlahm en. D e r E r ­ m üdung fo lg t die A b len k u n g des G eistes nach, in d er R eihe d e r G ru n d v o rstellu n g en b ild en sich L ü c k e n , diese e rw e ite rn sich im m er m ehr, und w äh ren d die w enigen h e rv o rrag en d B e fäh ig ten in hellem Sonnenschein, in L u st und F re u d e a u f dem W eg e v o ran sch reiten , ta p p e n die zah lreichen G e­

nossen, in D unkel g eh ü llt, h in te rd re in , die einen in trä g e r U n lu st und dum pfer G leich g ü ltig k eit, die än d ern in qualvollem , vergeblichen B em ühen, die v erlo ren e S p u r w iederzufinden. So b e w e g t sich d er Z ug w eiter, an d e r S p itze w enige, die dem U n te rric h te m it E ife r mul In te re sse folgen, h in te r ih n en eine grosse S char, die n u r d a ra u f b e ­ d a ch t ist, d u rch T ru g und T äu sch u n g ihre Blösse zu verdecken, bis endlich n ach d er m it frem der H ülfe iib erstan d en en P rü fu n g sn o t au ch fü r diese die S tu n d e d e r E rlö su n g von ja h re la n g e r Q ual g eschlagen h a t.

D e ra rtig u n erfreu lich e Z u stän d e, denen man v o r n ic h t g a r la n g er Z eit w ohl noch an vielen h öheren L e h ra n sta lte n b egegnen k o n n te , sind glü ck lich erw eise se lte n e r gew orden, d ank einer v erb esserten U n terrich tsm eth o d e, die sich beson­

ders d e r w eniger B efäh ig ten annim m t. M an k an n es n u r m it G en ü g th u u n g b e g rü sse n , dass diese B e stre b u n g e n , die d a rin g ip feln , den U n te rric h t m ö g lich st an schaulich zu g e sta lte n , im m er allg e­

m einer w erden. D ieselben w erd en insbesondere auch von dem V erein zu r F ö rd e ru n g des U n te r­

ric h ts in d e r M athem atik und den N atu rw issen ­ schaften e ifrig st gepflegt. D er V erfasser g la u b t d esh alb , an dieser S telle au f ein H iilfs- und A n­

sch a u u n g sm ittel liinw eisen zu d ü rfe n , w elches derselb e s e it ein er R eihe von J a h re n m it gutem E rfo lg e im e rs te n U n te rric h t in d e r P lan im etrie b e n u tz t h a t. H ü lfsm ittel äh n lich er A rt w urd en auch au f d e r V ersam m lung des V ereins zu r F ö r- d e n in g des m ath em atisch -n atu rw issen sch a ftlich en U n te rric h ts in W iesb ad en — Mai 1894 — fü r den stereo m etrisch en und p lan im etrisch en U n te rric h t em pfohlen.

Z urV eransclutulichuhg planim et risch er G ru n d ­ begriffe, sow ie d e r L eh rsätze u n d A ufgaben aus d e r L eh re von den W in k eln , G eraden, D reiecken und V ierecken b e n u tz t d er V erfasser S täb ch en von p a ssen d er L än g e (1 0 — 20 cm ), von denen je d e r S ch ü ler eine hinreichende A nzahl im F e d e rk asten m it sich fü h rt.* ) M it H ülfe so lch er S täb ch en

*) Geeignete Stäbchen, je zwei 10, 15, 18 cm, vier 20 cm laug, können die Schüler aus vierkantigen Regen­

schirmstangen vom Schlosser anfertigen lassen, ev. ge­

nügen auch Stäbchen aus Holz oder-_ eng zusaminen- gefalteten Papierstreifen.

(5)

1 8 9 5 . N o . 1. St ä b c h e nb u n g e n. — Ne u e r e Re f o r m p l ä n e. S . 5 .

können p lanim etrisclie F ig u ren , so w eit sie aus g e­

rad en L inien bestehen, schnell und fü r die A n­

schauung hin reich en d genau d a rg e ste llt und, w as v o r allem w ic h tig ist, belieb ig ab g e ä n d e rt w erden.

D ie S täbchen -U eb u n g en w erden dem U n te rric h t an p a ssen d er S telle ein g efü g t und dienen teils zur V orbereitung, teils z u r W ied erh o lu n g des L e rn ­ stoffes. E in e ausführlichere B esch reib u n g d er U ebungen sich v o rb e h alten d , m öchte d e r V er­

fasser n u r einige V orteile derselben in aller K ürze e rlä u tern .

1) F ö rd e ru n g der A nschauung. D ie F ig u ren w e r­

den d urch S täb ch en d a rg e s te llt, in zw eck­

m ässiger W eise ab g eän d ert, bis allseitige A n­

schauung u n d volles V erständnis erzielt, ist, dann e rs t sa u b er u n d genau gezeichnet. E s em pfiehlt sich, gleiche W in k el und Seiten und andere bem erk en sw erte T eile d e r F ig u r k e n n t­

lich zu m achen, also z. B. die S tü ck e d er V or­

au ssetzung durch w eisse, die d er B eh au p tu n g d urch ro te P ap ie rstü c k c h e n zu bezeichnen.

2) E rle ic h te ru n g d er W iederholung. D ieser so überaus w ich tig e Teil des U n te rric h ts w ird e r­

sc h w e rt und u n te rb le ib t v ielfach , w eil die­

selben F ig u ren im m er von neuem gezeichnet w erden m üssen. M it H ülfe d e r S täb ch en k ö n ­ nen die G r u n d b e g r i f f e bis zu r G eläufigkeit ein- g e iib t, L e h rsä tz e , A ufgaben, selbst, grössere A b sch n itte des L ehrpensutns in k ü rz e ste r Z eit w ied erh o lt w erden. H a n d elt es sich z. B. um die W ie d erh o lu n g eines L eh rsatzes, so w ird die F ig u r d urch S täb ch en d a rg e ste llt, einige S chüler w iederholen m it la u te r Stim m e V or­

aussetzung, B e h a u p tu n g u. s. w., die übrigen zeigen g leich zeitig a u f die b e tr. T eile der F ig u r hin.

3) Die U ebungen v erh ü ten , falls sie, w ie bem erkt, an p assen d er S telle dem U n te rric h t ein g efü g t w erden, die E rm üdung, a u f deren G efahr oben h ingew iesen ist. Sie bilden gew isserm assen eine E rh o lu n g fü r die S ch ü ler und w erden deshalb — nach den E rfa h ru n g e n des V er­

fassers — gern und m it sichtlichem E ife r b e ­ trieb en . D ieser V orteil d e r S täbchenübungen is t jed en falls so au ssero rd en tlich w ichtig, dass m anche E in w ä n d e , die man gegen dieselben erheben k a nn, w en ig er sch w er ins G ew icht fallen d ürften.

lieber neuere Reform pläne für den naturwissenschaftlichen Unterricht.

V ortrag-, geh alten am 1 3 . M a rz 18 9 5 in d e r B e rlin e r G y m n asialleh re rg esellsc h aft, von E . L o e w .

A u f dem G ebiete des n atu rw issen sch aftlich en U n te rric h ts h a t sich im L aufe d er le tz te n J a h re eine b estä n d ig zunehm ende N eigung zu R efonn- b estreb u n g e n b em erk b a r gem acht, von denen ich

h ier n u r einige H aupfcrichtungen*) herausgreifen w ill, um sie a u f ih ren W e r t fü r die U n terriclits- praxis zu prüfen.

D e r s tä rk s te A n trieb zu einer neuen Reform zu n äch st des n atu rk u n d lich en E le m e n ta ru n te r­

ric h ts is t b ek an n tlich von F r i e d r i c h J u n g e , H a u p tle h re r in K ie l, ausgegangen. Seine im J a h re 1885 erschienene S c h rift: „D er D orfteich als L eben sg em ein sch aft“ rie f eine um fangreiche litte ra risc h e B ew egung in B ü ch ern , A bhand­

lu n g en und S tre itsc h rifte n h e rv o r, die m eist m it g rö sse r L e b h a ftig k e it fü r od er w id er den A u to r P a rte i nahm en. Sechs J a h re s p ä te r b ra ch te ein zw eites B uch desselben V erfassers, b e tite lt: „Die K u ltu rw esen d er deutschen H eim at. T eil I. Die P flan zen w elt“ die fü r höhere L e h rstu fe n b e­

stim m te F o rtse tz u n g des ersten W erk s. Diese beiden m ethodischen S ch riften Ju n g e s w ollen n ic h t etw a eine A nw eisung geben, nach d e r m an ohne w eitere V o rb ereitu n g in N a tu rk u n d e u n te r­

rich ten k a n n ; sie setzen vielm ehr voraus, dass d er L e h re r sich selb stän d ig ein d id ak tisch es V er­

fahren a u sb ild et und auch die S toffausw ahl dem B edürfnis se in e r Schule gem äss zu treffen v er­

ste h t. V or allem m uss er in d e r U m gebung seines W o h n o rts zahlreiche und 'ja h re la n g e B eobach­

tu n g e n anstellen, die dann als G rundlage auch fü r den U n te rric h t in d er K lasse und a u f E x k u r­

sionen dienen sollen. H ierzu w ill Ju n g e eine R eibe von B eispielen aufstellen, aus denen d er E inzelne je nach U m ständen und A rt d er lokalen Bedin­

gungen das für ihn B rauchbare auszuw ählen und w e ite r zu v e rarb eiten h at. Das, w as Ju n g e be­

käm p ft, is t im W e sen tlich en die an den N am en L ü b e n s sich k n ü p fen d e U n terrich tsm eth o d e, die in d er P rax is d er V olksschule vielfach zu einem tro ck en en und u n fru c h tb aren B etrieb von s. g.

System kunde g e fü h rt b a tte . D ie geistlose A rt von N a tu rg e sc h ic h te , die in dem E inzelw esen n ich ts w e ite r als eine Spezies dieser od er je n e r G a ttu n g und F am ilie m it diesen oder jen en M erk­

m alen sieh t, will J u n g e durch eine vorzugsw eise biologische A rt d er N a tu rb e tra c h tu n g ersetzen, d urch die die K örperausrU stung des E inzelw esens in Z usam m enhang m it d er L ebensw eise und d er U m gebung g e b ra c h t und so die G rundlage zu einem V erstän d n is des N atu rleb en s im G rossen und G anzen gew onnen w ird.

Ich will h ier die F ra g e ganz bei Seite lassen, ob ein den P rin zip ie n Ju n g e s folgender U n te r­

ric h t in N a tu rk u n d e fü r den B ildungszw eck d er V olksschule das einzig W a h re d a rste llt. U ns lie g t vielm ehr die F ra g e näher, ob je n e R eform ­ ideen auch fü r den U n te rric h t an höheren Schu­

len W e r t haben. M anche Stim m en haben sieh

*) B e z ü g lic h d er L itteratm - ü ber die vom V o r ­ tragen d en b ehan delten F r a g e n ist a u f d ie Ja h r e sb e ric h te f. d. h ö h ere Sch u lw esen , h erau sg. von C. R e t h w i s c h (A b s c h n itt: B e sc h re ib e n d e N atu rw issen sch aft) zu v e r ­ w eisen.

(6)

S. 6. U n t e r r i c h t s b l ä t t e r . 1895. No. 1.

dagegen erhoben und d a ra u f hingew iesen, dass eine vorw iegend den gedankenm ässigen Z u­

sam m enhang d er N atu rersch ein u n g en b etonende R ic h tu n g des U n te rric h ts fü r das k indliche A lte r n ich t passe und d ah er w ed er fü r die E le m e n ta r­

schule noch fü r die unteren und m ittle ren K lassen h ö h e rer L e h ra n sta lte n g eeig n e t sei. Es komme h ie r vielm ehr au f die scharfe und genaue A uf­

fassung d e r E in zelvorgänge und E inzelform en an, und w o diese anschauliche B asis n ic h t vorhanden sei, könne auch ein selb stän d ig es U rteile n und S chliessen ü b e r den K ausalzusam m enhang d er E in zelv o rg än g e n ic h t sta ttfin d e n ; ein u n v e rsta n ­ denes N achsprechen d e ra rtig e r Schlussfolge­

ru n g en ab e r w äre noch schlim m er als eine zw ar tro ck en e, ab er im m erhin an scharfe U n te rsc h e i­

dung und B egriffsbildung gew öhnende F orm en- und System künde.

J u n g e h a t dieser g eg n erisch en A n sich t inso­

fern einen A n g riffsp u n k t d arg eb o ten , als e r an seinen „L eb en sg em ein sch aften “ gew isse se h r all­

gem eine „L eb e n sg e se tze “ z u r A uffassung bringen w ill. So zu n ä c h st das G esetz d e r E rh a ltu n g s- m ässigkeit, nach dem je d es T ie r und je d e P flanze so e in g e ric h te t sind, w ie es zu ih re r in d iv id u ­ ellen E rh a ltu n g und zu d er ih re r ganzen A rt n o tw en d ig ist, fe rn er die G esetze d e r H arm onie, d e r A nbequem ung, d e r A rb e itste ilu n g , d er E n t­

w ickelung, d e r G estalten b ild u n g , nach w elchem z. B. je d e r Pflanzenkeim im m er w ied er n u r eine Pflanze g leic h er A rt h erv o rzu b rin g e n verm ag, endlich noch die G esetze des Z usam m enhangs u n d d er S p arsam k eit. W ie m an sieh t, sind, hier die H au p tm o m en te d e r D arw inschen T heorie, w ie besonders V ererb u n g und A npassung, V aria­

tio n u n d K onstanz, K o rrelatio n , D ifferenzierung u. s. f. au f m ö g lich st ele m en tare, schuhnässige F orm eln g e b ra ch t. D ass n atu rp h ilo so p h isch e B e tra c h tu n g e n n ic h t in den U n te rric h t der V olksschule gehören, lie g t a u f d e r H and. J u n g e w ill seine „G e se tz e “ auch n u r als G edan k en ­ le itfa d en fü r den L e h re r a u fstellen und sich bei den S chülern w ohl m it ein er V orah n u n g d er gesetzm ässigen B eziehungen an Stelle genaueren und tieferg eh en d en V erständnisses begnügen.

Seine G egner können d ann ab er m it R e c h t au f die gefäh rlich e U n k la rh e it h in w eisen , die ein d e ra rtig e s H alb v ersteh e n und H albw issen n o t­

w endigerw eise in den S chü lerk ö p fen h erv o rru fen muss.

Dass hierin d e r U n te rric h t an höheren S ch u ­ len Ju n g e n ic h t folgen kann, e rsch ein t s e lb st­

v erstän d lich , da es g erad e eine w esen tlich e A uf­

gabe des erste ren is t. alle S cheinbildung und alles d ile tta n te n h a fte, nach m odernen S ch lag ­ w o rte n haschende W issen vom B ildungsw ege d e r Ju g e n d fernzuhalten.

T rotzdem ste c k t in den m ethodischen G ru n d ­ g edanken Ju n g e s ein g esu n d er K e rn , d e r sich auch ausserhalb des E le m e n ta ru n te rric h ts als

n u tz b a r erw eist. D erselbe is t allerdings w eder neu noch von u n g ew ö h n lich er philo so p h isch er Tiefe. E r lä sst sich einfach in die F o rd e ru n g zusam m enfassen, dass alle im U n te rric h t der verschiedenen S tu fen v o rg e fü h rte n L ebensform en n ic h t n u r m orphologisch und system atisch, son­

dern d e r jedesm aligen B ild u n g sstu fe e n tsp re ­ chend ste ts auch in b iologischer H in sic h t zum V erstän d n is zu b rin g en sind. D as is t schon lange Z eit v o r Ju n g e th e o retisch und p ra k tisc h in G e ltu n g gew esen! Es h a n d e lt sich dabei k einesw egs um A uffassung allgem einer N a tu r­

g esetze, sondern n u r um V erk n ü p fu n g be­

s tim m te r, dem S chüler anschaulich g em ach ter T h atsach en d urch ein gem einsam es B an d , das sich w ie ein ro te r F a d e n d urch die E in zelh eiten h in d u rch z ie h t und ih re A n ein an d erreih u n g in d er V o rstellu n g w esentlich e rle ic h te rt. W e lch er K a te g o rie des D enkens dieser ro te F a d e n zu entnehm en is t, h ä n g t te ils von d er N a tu r d er g erad e b e tra c h te te n D inge und E rsch ein u n g en , teils von d er B ild u n g sstu fe d er S ch ü ler ab. So w ird m an z. B. in ein er M ittelk lasse eine soeben z e rg lied e rte B lü te n ic h t n u r nach m o rphologi­

schen und system atisch en G esich tsp u n k ten b e ­ tra c h te n lassen , so n d ern auch solche E rfa h ­ rungen herbeiziehen, die dem S chüler ü b e r die biologische B e d e u tu n g dev B lü ten teile, die R olle d er In se k te n bei d er B lü te n b e stä u b u n g , die A ufgabe d er B lu m e n b lä tte r als A n lockungs­

m itte l u. dgl. a u fk lären . H ie r liefert also die K a te g o rie d e r Z w eck m ässig k eit den v erb in d en ­

den F a d e n , da eine E in sic h t in die K ausal­

vorgänge, w elche die G esta ltu n g d e r B lü te b e ­ dingen, dem S ch ü ler doch k einesfalls z u g em u tet w erden k an n . In an d eren F ä llen z. B. bei E r ­ lä u te ru n g d er P flan ze n ern äh ru n g und A tm ung e rsch ein t dagegen die E in fü h ru n g des K au sa­

litätsb eg riffs d u rch au s am P latze.

D ie F o rd e ru n g eines stufenw eise au f bau en ­ d e n , biologischen U n te rric h ts sch liesst fern er den A n sp ru ch an bestim m te V eranschaulichungs- m ittel e in , die den E rfa h ru n g ssto ff fü r das i schlussfolg'ende D enken d er S ch ü ler liefern , sollen. D as th e o re tisc h b este V eranschau- lich u n g sm ittel d e r N a tu rk u n d e bilden b e k an n t- I lieh die E x k u r s i o n e n , ü b e r.d e re n d id a k tisch I zw eckm ässigste F orm schon Ju n g e m anches Z u­

treffende g e sa g t h a t. A u f die o ft b ek lag ten , äusseren S ch w ierig k eiten d e r A usflüge, zum al in g ro ssen S tä d te n und m it ü b erfü llten K lassen,

— die H indernisse d er E n tfe rn u n g , den M angel au sreich en d er Z e it u n d g e e ig n e te r L e h rk rä fte u. dgl. — w ill ich n ic h t ein g eh en , sondern m ich n u r a u f E rö rte ru n g d er F ra g e besch rän k en , w as a u f den A usflügen zu r A nschauung d er S ch ü ler g e b ra c h t w erd en k ann, und au f w elche W eise dies zu g eschehen h at. J u n g e fü h rt die S c h u lk in d er hinaus an den D orfteich und lä sst sie d o rt die im W echsel d er J a h re s z e it h erv o r­

(7)

1 8 9 5 . No. 1. N e u e r e R e f o r m p l ä n e f ü r d e n n a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e n U n t e r r i c h t . S. 7.

tre te n d e n B ild e r heim atlichen N atu rle b en s in n er­

halb eines ganz eng b egrenzten R ahm ens auf­

nehm en. Es w erden einige W asser- und Sum pf­

vögel w ie E n te und S to rc h , fern er F rö sch e, Salam ander, ein P a a r F isch e und Schnecken, m ehrere W asserin sek ten , d er B lu teg el und von n ied ersten T ieren d er A rm polyp, von Pflanzen ebenfalls n u r eine eng beg ren zte Zahl von W asserb ew o h n ern ins A uge gefasst. Ohne ir ­ gend w elche R ü c k sich t au f das n atu rh isto risc h e System kom m en allein die n a tü rlich en Lebens- bezielm ngen in ihrem M it- und F ü re in a n d e r in B e t r a c h t ; a u f den A usflügen w erd en n u r all­

gem eine U m risse des B ildes gew o n n en , im K la sse h u n te rric h t kom m t auch das einzelne, der B eo b ach tu n g m ancherlei S c h w ierig k eit en tg e g en ­ setzen d e K lein ste zu im m er tie fe r ein d rin g en d er A uffassung, w obei das im D orfteich gesam m elte und zum teil in einfachen A quarien lebend e r­

h alten e M aterial von W asse rtie ren und W a sse r­

pflanzen b e n u tz t w ird. D ieser W e g ersch ein t zu n ä c h st als ein durchaus zw angloser und er­

in n e rt an das V erfahren, das etw a ein n atu r- k u n d ig e r V a te r bei Spaziergängen m it seinen K indern einschlagen w ü rd e, um ih r A uge fü r die v e rsteck teren V orgänge des heim atlichen N atu rleb en s zu öffnen.

A ndere M eth o d ik er w ie T w i e h a u s e n , S e y f e r t , R e i n e c k e u. a. haben fern er den W a ld , die W ie se , ein F lu ssu fe r, B rachland, den A cker, G ärten u. s. w. als E xkursionsthem a resp. U n te rric h tsz ie l au fg e stellt und den so sich d arb ieten d en B eobac.htungsstoff in ein er m ehr o d er w en ig er von den A bsich ten Ju n g e s ab ­ w eichenden W eise d id ak tisch v erw erte t.

D as w esentliche M erkm al dieses an die K lassenausflüge ankniipfenden L eh rp rin zip s, das k u rz als b i o z e n t r i s c h bezeich n et w erden m ag, lie g t d arin , dass d er B eo b ach tu n g ssto ff — zu n äch st also auch die einzelnen T ier- und P flanzentypen — n ic h t den K ategorien des System s, sondern kleineren od er grösseren n a tü r­

lichen V erbänden entnom m en w erden s o ll, zu denen in n e rh a lb d er heim atlichen T ier- und P flan zen w elt die O rganism en g ruppenw eise zu ­ sam m entreten. F ü r den E le m e n ta ru n te rric h t m ag zugegeben w erden, dass d urch dieses P rin ­ zip ausser dem G ew inn eines an schaulicheren L eh rv erfah ren s auch eine w en ig er k ü n stlich e A b g ren z u n g d er einzelnen L eh rstu fen und K lassenziele zu erreichen is t als durch die vor­

w iegend form al-system atischen G esich tsp u n k te L übens.

D a rf das a b er auch fü r den U n te rric h t an höheren Schulen G eltu n g haben ? Z u n äch st ist von B e d e u tu n g , dass die b iozentrische Stofl­

ausw ahl u n d S tufenfolge th a tsä c h lic h an ein­

zelnen G ym nasien E in g a n g gefunden h a t. So h a t z. B. O b erleh rer M. F i s c h e r in S tra ssb u rg als Pensum fü r VI ..Die S ta d t als Lebens-

g em ein seh aft“ au fg estellt. F e rn e r h a t O b erleh rer F . S c h i c k h e l m in Ohlau folgende S tu fen ­ g lied eru n g fü r den botan isch en U n te rric h t v o r­

geschlagen.

In VI. D as Individuum als Z entrum einer L ebensgem einschaft.

In V. D ie Pflanzenfam ilie als L ebensgem ein­

schaft.

Tn IV. B earb eitu n g d er L ebensgem ein­

schaften : W iese, F eld, T eich, K ulturpflanzen.

V eg etatio n d e r M ittelm eerländer.

In III. L ebensgem einschaften des W aldes und d er tro p isch en V egetation. — System des P flanzenreichs.

In u m fassendster W eise is t das an die E x k u rsio n en g ek n ü p fte biozentrisclie P rin zip neuerdings von O berlehrer G. L ü d d e c k e * ) zu K rossen in ein er S c h rift ü b e r den B eo b ach tu n g s­

u n te rrie h t (1893) en tw ick elt w orden, die nach dem V o rw o rt von Prof. H e r m a n n S c h i l l e r b eso n d erer B each tu n g w e rt ist. Auch erw ec k t die A b h an d lu n g insofern ein g ü n stig es V orurteil, als sie n ic h t bei th eo retisch en E rw äg u n g en stehen b leibt, sondern die P rin zip ien bis in die P rax is d e r w irk lich en L eh rstu n d en des V erfassers h in ­ ein v erfolgen lässt. Aus diesem G runde er­

sch e in t g erad e die g en an n te S c h rift zu n äh erer W ü rd ig u n g d e r neuen R eform ideen geeignet.

Als E xkursions- und g leich zeitig K lassen­

ziele des n atu rw issen sch aftlich en U n te rric h ts an M ittelschulen bezeichnet L üddecke fü r VI:

H of- und A cker, fü r V : den G arten , fü r IV:

den W ald , fü r U I I I : das W a sse r, fü r O H I:

das G ebirge, und endlich fü r U H : das L eben a u f d er E rd e im G anzen. D er diesen G ebieten zu entnelim endö W ahrn eh in u n g s- und E rfa h ­ ru n g ssto ff w ird um folgende T eilzentren g ru p ­ p ie r t :

1) D ie Form en und das L eben einheim ischer T iere und Pflanzen.

2) B esonders schädliche oder nü tzlich e Tiere und Pflanzen.

3) Die B estan d teile und V orgänge des B o­

dens u n d d er E rd rin d e.

4) Beim P flanzenbau und d e r T ierpflege übliche M ethoden und G eräte.

5) M athem atische U ebungen im Messen und A bschätzen von G rössen.

6) A stronom ische B eo b ach tu n g en ü b e r die scheinbare B ew egung d er H im m elsk ö rp er u. dgl.

7) E rfah ru n g en ü b e r den m enschlichen K örper.

8) A uffassen und Z eichnen schöner N atu r- forinen.

9 ) D ie H andelsw ege d e r im In lan d erzeugten W aren .

*) L ü d d e c k e , D e r B eo b a ch tu n g s-U n te rric h t in N a tu r­

w issen sch aft, E rd k u n d e und Z eich n e n an höheren L e h r ­ an stalten, besondere als U n terrich t' im F r e ie n . B ra u n - scln v e ig, 18 9 3 . P r e is M k . 2.40.

(8)

S. 8. Un t e r r i c h t s b l ä t t e r. 1895. No. I.

10) H andelsw ege und T echnologie auslän d i­

sch er P ro d u k te .

11) C h a ra k te ristisc h e T iere und Pflanzen des A uslands.

12) D ie Zierpflanzen.

Jed e s T hem a kom m t au f allen K lassenstufen vor, so dass also m it anderen W o rte n Zoologie, B o tan ik , M ineralogie, A n th ro p o lo g ie u. s. w. in je 6 A b sc h n itte g e te ilt und 6 J a h re hindurch von Sexta bis S ekunda b e trie b e n w erden sollen.

L üddecke b rin g t den B e o b a c h t u n g s ­ u n t e r r i c h t , u n te r dem er das se lb stän d ig e E ra rb e ite n von V orstellungen und G edanken a u f dem W ege d er S innesw ahrnehm ung und E rfa h ru n g v e rs te h t, in sch arfen G egensatz zu dem s. g. M i t t e i l u n g s u n t e r r i c h t , d er n u r die G edanken und E rfa h ru n g e n A n d e re r — also ein schon zu b ereitetes und zu g e stu tztes W issen

— au f die S chüler ü b e rträ g t. Dem B eobach- tim g su n te rric h t fallen n ic h t n u r die speziell n atu rw issen sch aftlich en L e h rfä c h e r, sondern auch G eographie, Z eichnen und ein T eil der R echen- und M ath em atik stu n d en zu. Diesem als ein Ganzes g ed ach ten , g rossen U n te rric h ts ­ fach w erd en w öch en tlich 12— 15 S tu n d en in je d e r K lasse lehrplanm ässig zugew iesen; auch is t d e r U n te rric h t je d e r S tufe in d e r H and eines einzigen L eh rers zu vereinigen, so dass das bish erig e F ac h leh re rsy ste m in W egfall kom m t. Um das zu erm öglichen, sind Aen- d erungen im L eh rerb ild u n g sg an g e und in der P rü fu n g so rd n u n g un d v o r E rre ic h u n g des N orm al­

zu sta n d es auch U ebergangsm assregeln notw endig.

Dev H a u p tsc h w e rp u n k t des G anzen lie g t in den s. g. F e l d ü b u n g e n , die in je d e r K lasse w öch en tlich etw a 2 Mal, n ic h t n u r im Sommer, sondern auch im W in te r, a n g e ste llt w erden.

A uf dieselben w ill ich e rs t n ac h h er eingeben.

Von E in zelh eiten des L e h rp la n s m ag h ier n u r an d eu tu n g sw eise b e m e rk t sein, dass d er A u to r die chem ischen E rfa h ru n g en in V I m it dem A us­

ziehen von Leim und F e tt aus T ierknochen, sow ie m it B eo b ach tu n g en ü b er das Sauerw erden von M ilch u. dgl. b eginnen lä s s t, dann in IV V ersuche üb er V erb ren n u n g vornim m t, in U I I I die Salze w egen d er B eziehung zum W asse r an sch liesst u. s. w. D er phy sik alisch e U n te r­

ric h t k n ü p ft an b e k a n n te G eräte, w ie G a rte n ­ sp ritze, H eb er u. dgl. an und b rin g t aus jedem H a u p tte ilg e b ie t d e r P h y sik a u f je d e r K lassen ­ stu fe bestim m te A b sc h n itte v o r, so dass z. B.

die E le k triz itä tsle h re von Q u a rta bis S ekunda b eh a n d e lt w ird.

Am b e d en k lich sten e rsch e in t die vollstän d ig e A n g lied eru n g d er G eographie an den B eob­

ac h tu n g su n te rric h t. W en n auch zuzugeben ist, dass d urch die F eld ü b u n g en m ancherlei fü r die ph y sik alisch e G eographie w ichtige A nschau­

ungen gew onnen w erden können, so existieren doch zahlreiche andere A b sc h n itte d er G eogra-

phie, bei denen n u r d e r M itte ilu n g su n te rric h t m öglich erscheint. N ach dem S to ffv erteilu n g s­

plan L üddeckes w ird fe rn er je d es w ich tig ere L an d m indestens in 6 T eile zerrissen, die in den verschiedenen K lassen n ach ein an d er zu r A uffassung g e b ra c h t w erden. D er V erfasser v e rte id ig t diese T ren n u n g dam it, dass die Schü­

le r die g eo g rap h isch en E rsch ein u n g en des A us­

lands doch n ich t so sehen k ö n n ten , wie sie an O rt u n d S telle w irk lic h w 'ahrgenom m en w ü r d e n ; auch B ild er böten d afü r einen n u r u n g en ü g en ­ den E rs a tz , die H au p tsach e bleibe im m er die anschauliche E rfa ssu n g des heim atlichen T e r­

rains. D a ab e r fü r le tz te re s eine T re n n u n g in G ru p p en u n bedenklich erscheine, so sei dieselbe auch fü r das A usland in A b w endung zu b rin g en . Als besonders w ich tig e A n k n ü p fu n g sp u n k te des g eo g rap h isch en E rfa h ru n g su n te rric h ts b e to n t L ü d d eck e die L inien des W e ltv e rk e h rs und die R ich tu n g en d e r g e g e n w ä rtig e n u n d h isto risch en V ölkerbew egungen. D ie spezielle S toffverteilung fü r G eographie is t fo lg e n d e :

In VI. D ie n äh ere und w e ite re H eim at n e b st einigen H a u p tv erk eh rsw eg en des In - und A uslandes.

In V. D ie G arten - und O b stlän d er M ittel­

und S ü d eu ro p as, sow ie die L inien nach den H au p tg ew ü rzlän d ern d er E rd e.

In IV. D ie W a ld lä n d e r E u ro p a s, N o rd ­ afrik as, N ordam erikas, B rasiliens und Indiens.

In U III. M eere, F lüsse, Seen, K anäle und L u ftströ m u n g e n d e r E rd e, sow ie H äfen, B ä d e r und w ic h tig e H eilquellen.

In 0 III. G ebirge d er E rd e sow ie die b e ­ d eu tsam sten B erg- und H ü tte n o rte n e b st deren A u sfu h rstrassen .

In U I I . W ü sten , S teppen, U rw äld er, P o la r­

länder, sow ie die V ölker d er E rd e.

Im Z eichnen w ill L ü d d eck e n atü rlich e Ob-

| je k te w ie B lä tte r , B lü te n , K rystallform en,

| ch ara k te ristisch e T ierform en u. dgl. ü b erall an die S telle d er V orlagen oder G ipsm odelle setzen.

I D ie E lem ente des K arten zeich n en s sollen au f den F eld ü b u n g en e rle rn t w erden.

D ie p ra k tisc h e G esta ltu n g des U n te rric h ts im F re ie n b ild e t w ie schon g e sa g t, ein H a u p t­

m om ent in dem R eform plan L üddeckes. E r g ie b t diesen U ebungen eine v o llstän d ig tu rn e ­ rische O rg a n is a tio n ; die S ch ü ler w erd en in zahlreiche R iegen und G ru p p en g e te ilt, die b e­

stim m ten O rdnern und F ü h re rn u n te rs te llt sind.

N ich t n u r d er M arsch, das E in sch w en k en zum K reise u. dgl., sondern auch das B eo b ach ten und U n tersu ch en erfo lg t au f K om m ando. D ie

; n otw endigen U ten silien fü h rt d er S ch ü ler in einem kleinen T o rn iste r m it sich , d er u n te r U m ständen als U n terlag e beim Z erg lied ern und Z eichnen d e r gesam m elten O bjekte v e rw en d b ar ist. A uch eine leich t tra n s p o rta b le S ch u ltafel

| w ird an den B e o b a c h tu n g so rt m itgenom m en,

(9)

1 8 9 5 . N o . 1. Ne u e r e Re f o r m p l a n e f ü r d e n n a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e n Un t e r r i c h t. S . 9 .

a n w elchem eine v o llstän d ig eL eh rstu n d e den rin g s­

u m h er sitzenden od er stehenden S chülern e rte ilt w ird . L üddecke fü h rt hierzu als M usterlehrprobe die D urchnahm e einer R ogg en b lü te in VI vor.

D iese V orschläge L üddeckes, die sich in m ehreren H a u p tp u n k te n m it den R eforinplänen von Z o p f , K o l l b a c h u. a. b eg eg n en , e n t­

h alten jed en falls m anchen fü r die M ethodik fö rd erlich en G edanken. D a sie ab er eine voll­

stä n d ig e U m änderung n ic h t blos des L ehrplans, so n d ern d er ganzen S chulorganisation einschliess­

lic h d er L e h re rb ild u n g und d er P rü fu n g so rd n u n g v o rau ssetzen , so haben sie schon aus diesem G ru n d e keine A u ssich t a u f V erw irklichung.

A bgesehen von d e ra rtig e n m ehr äusserlichen u n d p ra k tisc h e n H indernissen erw e c k t a b e r auch d e r th eo retisch e In h a lt d er V orschläge zah l­

reiche und schw ere B edenken.

D ie einheitliche G ru p p ieru n g aller in den U n te rric h t einfliessenden E rfah ru n g s- und W is­

sensm om ente um grosse, n atü rlich e M ittelp u n k te h a t z u n äch st etw as B estechendes. So b ild et z. B. in U I I I das W a sse r einen solchen M ittel­

p u n k t ; es w erden T iere und Pflanzen des Siiss- u n d Salzw assers nach biologischen und tec h n i­

sch e n G esich tsp u n k ten b e h a n d e lt; die ph y sik ali­

schen und chem ischen E rscheinungen d er F lü ssig ­ k eiten , die V erteilu n g und B ew egung des W assers a u f d e r E rdoberfläche, seine geologisch um gestal­

ten d e n W irk u n g e n au f die verschiedenen Form en d e rE rd rin d e gelangen zu r Auffassung. Es w erden W asserflächen, W asserm engen, W asserg esch w in ­ d ig k e ite n und W a sse rk rä fte rec h n erisch b eh a n d elt, sow ie W assergeschöpfe und bei d e r B en u tzu n g des W assers an g ew endete G eräte aller A rt g e ­ zeichnet. D ie zahlreichen hygienischen A nw en­

dungen des W assers kom m en in B e tra c h t. E ndlich w erden die verschiedenen F orm en der W a sse r­

b ew irtsc h a ftu n g und die au f das W a sse r in S c h iffa h rt, In d u s trie und H andel angew iesenen V ö lk er d er E rd e m öglicht anschaulich gem acht.

D e r U n te rric h t eines ganzen Ja h re sk u rsu s fasst sich in dem W o rt W a sse r zu sam m en ! S ollte das a b e r schliesslich n ic h t ebenso ein tö n ig und ein­

sch lä fern d w irken w ie das von L üddecke h eftig b ek äm p fte, län g ere V erw eilen des U n te rric h ts bei ein und dem selben L ehrfache ?

Von d er A nth ro p o lo g ie sollen nach L üddecke in VI die äusserlich w ahrn eh m b aren T eile des m enschlichen K örpers, in V die B ew egungsorgane, in IV die E rn äh ru n g so rg an e, in UI I I die N erven u n d S in n esw erk zeu g e, in O I I I die w ich tig sten G esu n d h eitsreg eln , in U I I die M enschenrassen e r lä u te r t w erden. D abei lä sst sich doch unm ög­

lich ein einheitliches B ild von dem B au des m enschlichen K örpers gew innen, denn gerade die E in sic h t in den g eg en seitig en Z usam m enhang der K ö rp ero rg an e und ih re r F u n k tio n en is t der w ich­

tig s te Z ie lp u n k t des anthropologischen U n te r­

ric h ts !

E benso u n n atü rlich ersch ein t die Z erschnei­

du n g des chem ischen und p h ysikalischen L e h r­

stoffs in zahlreiche, kleine B ru ch stü ck e, die au f alle S tufen v e rte ilt u n d d o rt assim iliert w erden sollen, s t a t t grosse G ruppen von E rsch ein u n g en äh n lich er A r t in einheitlichem Zusam m enhänge dem schlussfolgernden D enken d er S chüler zu u n te rb re ite n . L üddecke b ezeichnet den bisherigen W e g als M itteilu n g eines zu g esch n itten en und p rä p a rie rte n W issens. A b er is t n ic h t die von ihm vorgenom m ene Z ersch n eid u n g des Stoffs eine ebenso k ü n stlic h e P räp arieru n g sm eth o d e, n u r m it dem U n te rsc h ie d e , dass die E inzelbrocken aus verschiedenen, a n s ta tt aus ein er einzigen, beson­

ders n a h rh aften Schüssel genom m en w e rd en ? W o d u rch soll fern er bew iesen w erden, dass ein nach L üddeckes R ezepten e rn ä h rte r M enschen­

g eist grö ssere F ä h ig k e ite n des D enkens und Schlussfolgerns b esitzen muss, als ein au f dem bisherigen B ildungsw ege erzo g en er? F ü r diese V orau ssetzu n g feh lt eben je d e r reale und n ic h t bloss h y p o th etisc h e Bew eis.

E n d lich erw äge m an noch F olgendes. D er S c h u lu n te rric h t v e rla n g t sein er N a tu r nach eine T ren n u n g in au feinander folgende und nebenein­

an d er zu betreib en d e L eh rab sch n itte. U eb er diese allerdings fundam entale S ch w ierig k eit h ilft uns keine R eform h in w e g ! Ob diese A b sch n itte m ehr au fein an d er folgen od er m ehr n eb en ein an d er h e r­

gehen, ob z. B. die N atu rb esch reib u n g in den u n teren , die experim entellen W issen sch aften in den oberen überw iegen, o d er ob aus säm tlichen einzelnen N atu rw issen sch aften n e b st G eographie M ischkonglom erate u n te r dem N am en von A ck er­

kunde, G arten -, W ald - und W asserk u n d e u. s. w.

g e b ild e t w erden sollen, is t zw ar ein w esen tlich er d id a k tisc h e r U n terschied, ab er fü r den schliess­

lich en tscheidenden U n te rric h tse rfo lg am ein­

zelnen Z ögling g leichgiltig. In dem einen w ie än d ern F alle b le ib t es fraglich, ob der S chüler die in T e ila b sc h n itte zerleg ten V orstellungs- u n d Id e en g ru p p en zu einem einheitlichen B ilde d e r W e lt und des W issens in sich verein ig t. Ebenso k a n n das d id ak tisch e V erfahren in beiden F ällen anschaulich und lebensw ahr od er a b s tr a k t und öde s e in !

In den A usführungen L üddeckes und seiner V o rg än g er ersch ein t m ir als w ertvoll und p äd ag o ­ gisch fru c h tb a r n u r d e r schon o ft ausgesprochene G ed an k e, dass die au f ein und derselben Stufe b etrieb en en L e h rfäch er und L e h ra b sc h n itte n ic h t beziehungslos n eb en ein an d er hergehen dürfen, sondern in innerem Z usam m enhang g e b ra c h t w e r­

den m üssen, so dass fo rtw ä h re n d B eziehungen von einem G ebiet zum ändern, so z. B. zw ischen Chemie und P h y sik oder von beiden zu r N a tu r­

g eschichte, sow ie von allen N atu rw issen sch aften zu r G eographie und zu r M athem atik h e rg e ste llt und d id a k tisc h b e n u tz t w erden. D as k an n ohne seh r tiefg re ifen d e A enderungen d er U n te rric h ts-

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