• Nie Znaleziono Wyników

Die Zukunft, 17. Januar, Jahrg. XXII, Bd. 86, Nr 16.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Die Zukunft, 17. Januar, Jahrg. XXII, Bd. 86, Nr 16."

Copied!
52
0
0

Pełen tekst

(1)

XXll.Jahrg. Zetlixj,"dc1117s.Januar1914. Eli-.16.

lHeca"1t.s."«-gr·ber:«

Maximilian Karmen-

Inhalt:

Seite Töschgranaken ...-........................139 -

Kulznr. VonKonstantin Bruftnerf ·.....·... ... 80

Einvergessen-r Dickxkrr..VonHerk-ert Stegemann . ..... ..'853 Glaub-. VonHelenc Migerkaz. . ,....·......... W Dalhanwirrttig. VomFürsten Enthequ ....v... . ·... 95

Hoheit-Unande Vonkadon ........... ....... 100·

Nachdruckverboten.

«v·

Erschein·tjedenSonnabeftd.

Preisvierteljährtich5Makr,dieFinzequeNummerOR

Deiklixp Verlag dserZukunftz

WilhelmstraßeZa-

«

s1914.

(2)

»Die

Zukunft«

(Alfrecl Weiner)

is.

a.

verletzte

Umschlagseite).

Insel-stets Annahme

-

durch

nie

Anteigenvesswaltung

klek

wovnensobkitt

serlinsW.ss,

Friedrichstr.2o7.

Pernsp.

Ztr.8740

u.9797

Ausland

llt.

6.30.

pro lahr

llll.

25.20.

ISIUIS

VIII

sllklllllifp

ISIUI

ZW- 4c,

Wilhelmstsc

sa,

Fernspn

Liitzow

7724.

Abonnetnentspkeis

(viekteljäbklieli

ls

Nummern)

lVl.

5.—,

pro lalns

M.

20.—;

unter

Kreis-band

bezogen,

Deutschland

untl

Oestessreiels

M.

5.65,

pro lallt-

M.

22.60

Sestellungen

nehmen

alle

Buchhandlung-en

untl

Postenstalten

entgegen

sowie

tler

n

Esplanade

Berlin Hamburg

Zwei tler vornehmsten llotels der Neu-eit.

Dichters Winterspoktfiihkek

F W soeben neu erschienen-

Winter im Harz

Winter im Riesengebirge

Winter im schwarzwald

L Ä Winter inPreisThüringenjeI- I.50·

Sorgfalt Bearbeitung iBeste Karten -Ilumlliehes

Format oLeichtes Gewicht -Biegsamer Einband

Käuflieh inallengutenBuchhancllunge11, wonicht-vorrätjg unmittelbar vom

sichs-IS Islsskiislllslcsvssksc, Hamburg I, Wallllcb

Bekllil Nw. 7 FernekaZtt.12450-52

UnterdenLinden56 Telegtetnm-Adresse:

(HeusZolleknhoo semossbenk

mass-I e-

see-tell

von free-kon- lcönigblcriminallcommissar n.D.

suverläuiiste vertrat-liebe Emittelunsen und Beobachtungen Jeder Akt-

serlin W.9. Tel.:AmtLützow,No.6051. Pondamerstr. Ist-la

So

nfkanki

-

Si s

(3)

.-

Berlin, den 17.Januar 1914.

- IN I

Löschgranaten.

k;..«·--dieihmWillen undKraft fürdiewichtigsteArbeit lähmen

undderenZweckdochnur sein kann,denSchein emsiger Rache- bereitungzuwahren.Was können wirdagegenthun?Nichtviel.

Ohne Gebrüstzeigen,daßunserKrastauswand denfranzösischenzu überbieten vermöchte.UnwürdigeZumuthungmitderWuchtdes ianhe Starken abwehren.Unter demAlltagshimmel aberhöf- lich seinundeineNation,diesichgerneinerschönenFranausvor- nehmemHaus verg’eicht,nichtwieeinHürchenbehandeln,dassich vomPächterimWohnzimmerpriigeln,imBettmitsüßenKatzen- zungensütternläßt.Und(dieHauPtsache)jedenerfüllbareannsch unseres Neichslandes erfüllen.Dem hat unverzeihlicheDumm- heitnun einmal dasAllen gemeine, fürAllegleicheWahlrecht beschert.Demmüssenwirendlichindauetbare Ordnung helfen, aus derZufriedenheitaufsprießenkann.Jede Volksabstimmung würde erweisen, daß ElsässerundLothringernichtdenNücksall anFrankreich wünschenzjede,daßsieindieSelbständigkeiteines von eigenem Rechtlebenden Vundesstaates hinstreben. Dieses WunschesErfüllungwirdallgemach möglich (undwürdeuns, wie von anderem Elend, auchvonderschmählichenEntwerthung preußischerBundesrathsstimmenerlösen).Preußenkannviel,hat, fürsichundfürDeutschland,Unvergänglichesgeleistet, strotjt heute nochinungestümemJugendmuthundbraucht-gegenAnwii1sekcine

7

(4)

70 DieZukunft.

andere WehralsdenStahlpanzerseines Genius,der aus stolz lächelndemAugedasSchmutzgerinnsel wegtropfen sieht. Jnel- sässische,garinlothringischeStammesartsich einsühlen:Daskann Preußennicht. DazuwäreeineHingabenöthig,dieder män- nischenBorussenpersönlichkeitnichtabzutrotzennochabzuschmei- cheln ist.So langeeinZwanginFürsorgeerziehung,insunge- wohntrauheReichsgewandunentbehrlichwar,standderpreuß- ischeLandpsleger,Waibel,BüttelausihmgebührendemPlatz.Jetzt ist zwischen MoselundRhein,zwischenDiedenhofenundMül- hausendasVolkinmündiges Selbstgefühlerwachsen.JmReichs- verband will esbleiben,doch seine Sonderheit auch,wieBayern, Sachsen,Schwaben,Vadener, drin zuziemlicher Geltung bringen; undneun ZehntelallerSchwierigkeitkommen aus demunklus genVersuch,diesesVolk in diepreußischeWolljackezuzwängen.

Drum istderRath schädlich,dieNachfolgedesGrafenWedel (der altistunddiehastigeberliner Ablehnung seines Ausnahmege- setzentwurfesimAmt,ohneneue Ansehen sminderung, nicht lange überleben kann)demPrinzenAugust WilhelmvonPreußenan- zuvertrauen. Dieser PrinzmagManches gelernt haben, beschei- denundliebenswürdig geblieben sein:ausdieZinnedesReichs- landes taugternicht;taugtkeinSohndesKaisers.Derwäre,noch inderRüstungmitbestemWillen,dorteinFremdkörper,wiei1ner- graulenStraßburg,Kolmar, Metzberliner Strickprunkzmüßte,in einemanaltemundwohlhabendemAdelarmen Land,seinenVer- kehrfast völlig aufdenmitgebrachten HofstaatunddieOberschicht derOfsiziereund Beamten beschränkenundwürdesozumleben- den, ragendenWahrzeichenderScheidungineinheimischeund eingewanderteMenschheitErkönnte,wennihnGewissenspslicht, nichtdieLustanderfast einzigendemCivilprinzen zugänglichen Psründe stimmt,des Lebens,des Wirkens niemals froh werden;

aufdiesem Borposten,vondemernurnachstaatsrechtlicherTheorie absetzbar wäre, demDeutschechich niemals nützen.DessenSüd- westeckeersehntnichteinePreußischeSekundogenitur (dievonallen Bundesstaaten, großenundkleinen,ungern geduldet würde),son- derndieihremeigensinnigenWesen,wie dieSchaledemFruchtkern, angepaßteStaatsform, dieihrgestattet,vondem aus derWurzel steigendenSastdieWölbungderVlüthenkronezuhoffen.Ne- publik(warum nicht,dadieHansestädtegedeihenund inzärtlichem

(5)

Löschgranaten. 71 HätschelverhältnißzumKaiserstehen?)odereineaus derScholl-e süddeutschskathoiischenEmpfindens erwachsene Dynastie,der ra- sche EinfühlunginsAllemannenthum gelingtunddiesichander SchärfedesLothringertones nichtwundreibtWird dasReichs- land aus derunfruchtbarenZwieherrschaftimportirter Preußen undstrebsamer, scheel angeschauterNotablen erlöst,wirdes,im vierundvierzigstenLebensjahr,eininsichfreier,zufriedenerVun-·

desstaat,dann ersuchtes sehrbald dieFranzosen, ihr Werben, Trösten, Wühlen einzustellenunddenRächerdurstausanderem Born zustillen;dann sehtJhrdieElsässerundLothringer sogar, dieheuteliebernochJranzöslingealsPreußensFürsorgezöglinge und Nachäffer scheinen,vonStolzundNutztrieb festin diefröh- IicheEmpfindungunausrodbarer Urdeutschheit gerammt.Was bliebe danachdemNachbar? Soll erWohlthat aufzuzwingen trachten,dienicht gewünscht,deren dreifarbigesGewimpel schon alsBelästigungempfundenwird? Alles in vierKontinenten Er- worbene an einenKrieg setzen,aus demeralsSieger zwei ihm entwöhnte,ihm widerspänstigeProvinzenunddieTotfeindschaft

von sechsundsechzigMillionen Menschen heimbrächte?Nein.

Frankreich war oft jäh, hat oftsich fesselnder Vernunft entrafft, dochnie inplumpeAusdringlichkeit verpöbelt.Neben einem zu- friedenenAllemannenstaat (dessenEisengurt nicht leichter, nicht weicherwerden dürfte)würdeessichschnellindenUmsiandneuer Zeitschicken;neuer Lebensart,die esaufathmen ließe.Honoer

causa zwischenHardtundMeurthe einewinzigeGrenzregulirung

miteinfacher,von behutsamemTaktgefühlersonnener Gedächt- nißfeier.EinderAequatorialprovinznützlicherAusgleichinWest- undMittelafrika. AustauschdesAnspruches auf Syriengegen deutsche Verbürgungdes GesammtbesitzstandcsderRepublik (der so groß ist, daßereinemVolkvon vielhöherer Kopfzahl auf einJahrhundert hinausreichlich lohnende Arbeitböte und der Weitung nachKleinasien wahrlich nichtbedarf).Am nächstenTag könnte dieHeereszisferherabgesetzt,vondemübrrschüssigenHaus- haltsgeld Matine, Luftschiffahrt, Kolonialverwaltung genährt werden· DeutscherWucht sichFrankreichs Flamme vermählen«

Seit diese Sätze hier gelesen wurden, isteinHalbjahrver- gangen. Undfast drciJahre ists her,seit,indenerstenTagendes Kampfes um dieReichskandesverfassung, hier gewarntwurde:

7'7««

(6)

72 DieZukunft-—

»DenElsässernundLothringernkonnteman Allerlei geben;aber- nur,wenn sielautsagten:,Damitsindwirzufrieden; mehrfordern wirnichtvon demDeutschen Reich,demwiruns frohundstolz.

vonheuteanzurechnen.«NachsolcherErklärungmüßtendieFran- zosenReugeldzahlenunddieHetzhundezurückpfeifen.Jneinem unzufriedenenGrenzlandeinParlament, dasalsAbschlagsrate genommen wird: da könnten wirNiedlicheserleben-« Als Herr- vonVethmann dann ungefähralles vonseinemMund »unan- nehmbar«Genannte angenommen undsich dadurcheinen Sieg erhandelthatte, stand hierüber denneuen Pyrrhus dasUrtheil:

»Waserzerstörthat, ersteht nicht leichtaus denTrümmerm Seiner Geschicklichkeitdarf ersich rühmen. Dochdie Nation wird ihmnicht verzeihen.AuchderKaiser nicht,dessenAugedieFolgen erblickt.« Diesindlängernunnicht zuverhüllen.Geschehenesaber- läßt sichwederwegschwatzennochmitder Vayonnettespitzeausder- Etdejäten.ZurückinDiktatur, Paßzwang, Absperrunch Das wäre,weildas junge Verfassungrecht,wieSchutt,fortgekarrtwer- denmüßte,erstnacheinerAenderung desReichswahlrechtes mög- lich;undweil schonderEntschlußzusolchemRückzugdasGe- ständnißkläglichsterOhnmacht wäre,dürfteeindeutscherStaats- mann niemals dazurathen.Nochsind, nachlangwierigerNerven-- aufpeitschung,dieSinnewirrund mancherredlicheDeutschemeint, diewichtigste Pflicht dränge jetztindenBeweis, daßwirdasknirs schende, pfauchende Reichsland inRuhebändigenkönnen. Sol- cherBeweis wärenoch heute nicht schwer; doch ettraglos. Ohne- Minderung derReichskraftElsaß-LothringeninZufriedenheitein- zuwurzelm daistdieAufgabe; einenochzubewältigende.Ausdrei französischenDepartements, dienieinStaatseinheit gegürtet

waren undin denen völligimWesenverschiedeneStämme,Süd-

deutscheundNordfranzosen, nebeneinander lebten,isteinStaat gemachtworden.Dessen VertheilungandiedreiNachbarnistnicht mehr möglich.DieFürsorgeerziehung,diebald einHalbjahrhun-- dertwährt,mußeinmalenden.DieStaatshülsebrauchteinenKern,.

die künstlichauseinanderfremdenVolksthumsstoffen geschweißte Nation derElsaßsLothringerdasBewußtseinderGemeinschaft- undVerantwortlichkeitDiese Menschen müssenempfinden, daß sie, Politischundwirthschaftlich,fürsichselbstarbeiten;voneigenem Rechtlebenundnicht, hinterderFassadeeinerstraßburgerNe-

(7)

Löschgranaten. 73

girnng,vomWinkderBerliner geleitetwerden. Siemüssensich, miteinem Senat oder(was ihnenbekömmlicherwäre)miteiner reichenDhnastie,dieanständigHof hielte, nach ihremBelieben einrichten,den1Reich dasihmvonjedemBundesstaatGeschnidete geben,aberaus demMißgefiihlerlöstwe1"den,daßsie,unterallen deutschen Bolkheitennursie,sichalseigensinnigeIndividualität nicht durchsetzen dürfen. Sonstkommen wirnichtinOrdnung. Jst sEtsaß-LothringenimReichsgebietzufrieden,dann muszFrank- reich, endlich,denTrauerslor ablegen.UndDeutschlands europäi- scheStellung wäre,mitkleinerem Aufwand,fester gesichertalsje.

Bis das Licht solcher ErkenntniszdenReichsgipseln tagt,

mußneuem Fehl, neuerUnheilsstistung vorgebeugtwerden.Nur

schwachgemutheThorheitkann rathen,dennöthigen Personen- wechselaufzuschieben.Jeschneller dieTriasWedel-Vulach-Man- delverschwindet, desto besser.MitdemErweis ihrer Mißgriffe, ihres Jrrthums würdekostbare Zeit vergeudet;undnochimGe- wande derUnschuldwären die Drei um das zurNegirung ge- radedortnöthige Ansehen.Die ganzeSumme derEigenschaften, diederStatthalter heute braucht, hatunter allen Sichtbarennur Einer: FürstViilow.Jedes seinerTalente wäre darechtamOrt«

Er würdedenCorpsführernunddenLeutenderWilhelmstraße imponiren,jedescharfhervorstehendeKantebehend abhobeln,dem gemeinenMann undderOberschicht liebenswürdig scheinenund Berlin demGlauben entwöhnen,daßes inallenKramdesReichs- landes dreinzureden habe-Schöpsetkrastsordert derPostennicht«

Und demFürstenist nicht zuzutrauen, daszer,nachkleinerPedan- tenUnart, fragen werde,oberauchnichtum einLeitersprößlein herirntersteige.Erkann(und muß)seinenMachtbezirkdeutlich(und nichtzueng) abgrenzenzundfändedieMöglichkeit,seinemVater- land auseiner finsterenStunde zuhelfen.Ehedas Spektakelvon Zabernzuahnenwar,habe ich auf ihnals denfürdasAmtTaugs lichstengewiesen.Heuteistes wichtigeralsjezuvorinderReichss geschichte.Willers(oderderKaiserihn)nicht,dannwäre,zunächst,

vandenFreiherrnvonSchorlemersLieserzu·denken.FiirdieLand- wirthschaftkann,imKampfumneueHandelsverträge,aucheinAns derersorgen.FürdasKanzleramt, dasihm(weilHerrvonTirpitz aus seiner Weigerung steht,die Kandidatur Lichnowskynichternst genommenund gegen denGrafenVernstorsfmitallenListendes

(8)

74 DieZukunft-

HimmelsundderHöllegearbeitetwird) noch zugedachtscheint,fehlt ihmdieErfahrung ininternationalem GeschäftunddieVorschu- lungzuinnerlich freierHerrschaftüberMenschenundUmstände.

JnStraszburghätteerMuszeundGelegenheitzustärkererWesenss rüstung.Underist sehr reich, Katholik, nicht fraktionellabgestem- pelt, nicht barschundstachelig,aberauchnicht leichtknetbaren Willens-«Wirdnocheinmal derFalscheandieJll geschickt,dann keimtuns böseGefahr. Noch brauchtWilhelmkeinenAlba. Nur Einen,derMann ist, seineHelfermenschenkundigzuwählenund sichindas WesenderElsässerundLothringereinzufühlen weiß.

Diesindnicht so pechschwarz,wie derGrollenttäuschterPreußenx sie jetztmalt. JhreGeschichteerklärt daswunderliche,denfrem- denBetrachter oft ärgernde Gemisch ihrerWesenszüge.Römer- undGoten,Alanen undAllemannen, dieHäupterdesOstfrän-- kischenund desAustrasischen Reiches, FrankreichsundSpaniens haben denBewohnern dieserLandfetzen befohlen.EinHalbjahr- tausend lang sahen sie wechselnde Staatshoheitzeichen. EinDeuts scher3ein EgonVonFürstenberg,verrieth ihre HeimathundHaupt-- stadtdemFranzosenkönig.JmachtzehntenJahrhundertschanzten sie sichindasHochgefühhFranzosenzuheißen; wurdeihren kräf- tigsten Söhnen,denKleber undRapp,Kellermann undNeh,die- SacheFrankreichs, derWeltbefreierin,Weltherrscherin, Lebens- inhaltundSchicksal.JmWestenRousseau,Robespierre,Bona- parte,Menschenrecht,Freiheit,Ruhm, imOstenderJammerdes- zerfallendenReiches,dieSchmachdesNheinbundesdieSchande- fortwährendenVolksverrathes DennochfandendiegegenNapos leonBerbündeten (deren Sechstes Corpsam neunten Januar 1813 zwei Reiterregimenter nachZabern vorschickte)imElsaß, unter buntem Behang, nochdas KleiddeutscherKultur. Zwei Jahredanach weissagteRückerts GedichtdenTag,»da wohnen wirdundwacheneinFürst auf deutscher Flur«.Ueberdie Stim- mung desJahres1825schreibt GrafFerdinandvonDürckheim-- Montmartim »So deutschwarnochAlles imElsaß, daßwirvom.

FranzosenthumnurdasGute, Edlespürtenz höchstensbeleidigten diefranzösischenSpottnamen (Allemand,tåtecarråe)daselsässischess Ohr.«AlsdieserGraf 1840UnterpräfektvonWeißenburggewor- denwar,zeigtenBürger,Veanite,Bauern,»daßsiefrohwaren,zum:

erstenMal einenUnterpräfektenzubesitzen,derDeutsch spreche undihre GewohnheitenundSitten besserverstehenwerdealsein

(9)

Löschgranaten. 75

Stockfranzose.DieNegirungwolltedurchausjdaßdiefranzösische SpracheinderVolksschuleherrsche; denarmen Kindern vomLand wurde esaber sehrschwer, sich auchnur dienöthigstenwelschen Worte einzuprägen,undihre Ausspracheblieb immerfastunver- ständlich-Alsgar ausdempariserKultusministerium dieWeisung kam,indenNeligionstundenFranzösischzusprechen, sträubtenKa- tholikenundProtestanten sichheftigwiderdenVefehlundderVi- schofRaes antwortete,seinGewissengebieteihm,dieErundbegriffe desGlaubens undderSittlichkeitdenKindern nurinihrerMutter- sprachezu künden. Der selbe GrafDürckheim,derunter Louis Philippe undLouis Navoleon gedientundsein Schloß Frösch- weiler mitden inMalmaison vonBonaparte undJosephinebe- nutztenMöbeln geschmückthatte,erlebte dann,daßdiegeistlichen HerrendiedeutscheNegirung verdammten,weilsieimElsaßden Kindern dieMutterspracheraube ; undwurdevon den Stammes- genossenwie einVerräther geächtet,weileranseine Abkunftaus einem deutschenEdelmannshaus zu erinnern wagte. Jm März 1872hörteerausBismarcks Mund dieSätze: »Die Els ässergalten mirimmer alsdieElite Frankreichs; siewaren dessen besteSol- daten und vereinen diegutenEigenschaftenbeiderVölker.Jhren Gewohnheiten undVedürfnissenmüssendieneuen Einrichtungen sich anpassen.Das LandbrauchtArbeiter,nichtFürstenundHof- chargen. Fürstenwollen sichamusiren:unddazu fehltbeiJhnen dieGelegenheit.DasWichtigsteistmir,daßmöglichstvieleElsässcr

anderVerwaltung ihrerHeimathmitwirken.« Dürckheim sagt:

»Unterden Kindern derselbenMutter, desselbenVaters sind bei uns deutscheundfranzösischeGemüther.«Ersieht nochden schwunglos fleißigenVureaukraten Möller,dengeschäftigen,doch von Beifallsucht geblendeten Marschall Manteuffel am Werk.

Undschreibt,1887,als Greis: ,,WindthorstistimElsaß mächtiger alsMöller,ManteuffelundVismarck zusammeth FragetEuch, wessen Stern, Frankreichs oderDeutschlands, seitdemanLeucht-.

kraftgewann;undwohinausdemElsaßdie Biertelmilltarde floh.

·

JmPreußenlandtag hateinAbgeordneter gestöhnt,das Elendsei entstanden,weil»inderBeamtenschastdesReichsians desdaspreußischeElement ganzfehle«;deshalb müssesieschlech- ter«arbeiten als dieMilttärbehörde. Der,HerrAbgeordneter,steht einausBaden stammenderGeneral vor;unddasHauptder Ei- vilverwaltung isteinpreußischerGraf. Richtig ist (und hier mehr

(10)

76 DieZukunft.

alseinmal erwähnt worden),daß derNothbau nicht so übelauss sah,alsdiePreußen Vuttkamer undKöllerimAmt desHaus- wartes saßen;richtig, daßeinpreußischesSystem unmöglichwird, wennmansnichtmehr vonderzähenTüchtigkeitrobusterPreußen, sondernvonstrebsamenNotablen leidlichenMittelmaßesbedie- nen läßt.Erstensaberist,seitnuraufeinemhöherenStuhlnoch,im kolmarerVezirkspräsidium,einAltpreuße thront,dieallgemeine, gleiche,direkte WahlbewilligtunddieKonstitution des Landes vomGrundgcbälkbisan denGiebelgeändertwordenin solchem Parlament würde einem demLand FremdendieFührungunge- meinschwerundVernunft müßtedrum auchdemnächstenStatt- halter rathen,dasStaatssekretariat einemSohndesReichskan- des(nichteinespariserHöflings)zuöffnen. Zweitens: Dürften wir ansstolzemVertrauen aufeinReichskand blicken,das im vier- nndvierzigsten Jahrdeutscher Herrschaftnur,wie eineStrafkolo- nie,vonimportirtenVeamten inRuhezuhaltenwäre? Undmuß, drittens, einvom VolkAbgeordnetermitdemschrillen Ausge- klingelpreußischerUeberlegenheitjedenanderendeutschenStamm bisins Blut hineinkränken?,,Alles verkümmert, verrostet,weil auchin Südwestebennur derVreuße regirenkann.« Diemilde Seele desMannheimers VassermannmagvomVarteigenossen solches Urtheil hinnehmen. Jn Bayern, Baden,Württemberg, SachsenundindenkleinerenVundesstaaten wirdmansnichtgern hören.Falschundgefährlich:in einem Satzwar kaummehrzu leisten. Sprichtdenn undregt sichnirgendsimLandederklügsien HändlernochderSinn,derpolitischRothwendiges wittert?

DasSchauspielderzweitenJanuarwochelehrtesunsfürch- ten.OberstvonReuter undseineLieutenants sindvonallerSchuld freigesprochen worden.DieserFreispruchwirdgepriesen,bejubelt, alshabeerdasDeutsche ReichmitSegensfülle begnadet;und demVolk,denVerwaltern undNichternvon ElsaßsLothringen wirdschimpflicher VerdachtansZeug geflickt. Rohes, tückisches, seigesGesindel,dasallemDeutschthumTodfeindschaftgeschworen hat; unfähige,gewissenloseSchlemmer, die, trotzdem Beamten- eid,mit demPöbelgegendieObrigkeit paktiren; Nichter,denen WuthdasPflichtgefühl zerfressen hatund diefür trügendeGe- dächtnißbilderdreistdenZeugeneideinsetzenWäre derZustand- so,dann gebötedasNeichsinteresse, ihn höchstens behutsaman- zudeuten.Wie die Kundevonhehrem TriumphGermaniens aber

(11)

Löfchgranaten. 77

«:wirdderneuste, allerneuste Fund durchdieStraßengeschleppt-Ge-

·stern:»SäbelherrschaftverwilderterSoldateska;Alleskaput;zum Heulen« Heute: »Betfeuchungeines ganzen Veamtenkörpersz -schmählichsteAnarchie;.zumRasen.«Heutewiegestern:Kinderei;

unwürdigeines ernsten,reifenVolkes.Das jetztdemErdkreis ge-- zeigte Ergebniß istdasschlimmste,daszu erdenken war; dasdem Ansehen Deutschlands schädlichste.Einen täppischenLieutenant, einen imDiensteiferüber dieGrenze seinerBefehlsgewalthin- auslangendenRegimentskommandeur: jedes Heer hat irgendwo solcheGestalten; ihrer brauchtdastüchtigstesichnichtzuschämen.

Freunden undFeinden wirdnun aberzugeschrien: »Im-Reichs- land werden die Vertreter undBürger desNeiches grimmigge- haßtundmitallenListenschnöderNiedertrachtangefeindet;gegen diefe SchmachversagtdieBeamtenschaft völligundnurVayons nette, Säbel,Maschinengewehrvermag dieRuhezusichern.«Jst derJnstinktausPolitikerköpfeninZuchtbullengefahren? Herr Ehauvinselbstkonntesichfrohere Botschaft nicht erwünschen.

Ueber diestraßburger Kriegsgerichtsverhandlungen aus- führlichzureden,wärebequem; nochabernichtnützlichWas ist

"Wahrheit?Was Recht?AmneunzehntenDezember1913 haben vier OffiziereundzweiKriegsgerichtsräthedenLieutenant Frei-—-

herrnvonForstnerdesrechtswidrigenWaffengebrauches nnd derKörperverletzungmiteinerWaffeschuldiggefunden.Amzehns ten Januar fandenfünf Offiziereunddrei Kriegsgerichtsrä he sein Handeln löblich.Denn derlahme Schuster,denerverhaften ließ, hatte, obwohl ihnvierSoldaten hielten, füreines Augen- .blickesDauer,,einenArm freibekommenund eineverdächtigeBes wegung gemacht«:also durfte derLieutenant, »ansichschongereizt undin einerVerfassung,dieihnüberallAngriffe fürchtenließ«, glauben,derSchusterwerdeeinMesser zückenundihnverwun- den;»er konntenicht warten, bisihmdasMesserzwischenden Rippen saß,sondernmußtesofortmitdem Säbelzuschlagen.«Der Schusterhattenichtgeschimpft,nichtgedroht,nnrum sichgeschlagen, alsvkerMann undeinFähnrich ihn abführen wollten;inseiner Handwar nichtdiekleinsteWaffe.AberderLieutenant,,hattege- hört,daßman dieMesser gebrauchenwolle«. Er konntezurück- treten und seinenLeutenzurufen: ,,Haltetdes Mannes Arme -;fcst!«Nein: »erhatdemSchustermitdem Säbel Eins über den

»Mongegebenund dieKopfhaut durchtrennt; aberdieWunde

(12)

78 Die Zukunft-

brauchte nicht vernähtzu werden undist jetztwieder völligver- heilt« (sechs Wochen nachdemHieb). »DieseArt derVerthei- digungwar nachderAnsichtdes Oberkriegsgerichtes durchaus- angebracht.«Der Vertheidigung eines bewaffnetenSoldaten-- zugführersgegen dievon ihmnur vermuthete Absicht (eines—

fchuldlos Verhafteten) auf thätlichenAngriff.DerSchuster sagt, daßersolcheAbsichtnicht hatte (undwärederTollheitnahgewe- sen,wenn ereinenbewaffneten OffizierimKreise seinerMann-- schaftgeschlagenodermiteinemTaschenmesser gestochen hätte).

Das Oberkriegsgericht(daseinem preußischenLieutenant »Ve-- stürzung,FurchtoderSchrecken«,die,nachdemGesetz,dieStrafe ausschließendenMerkmale, nicht zutraut): »Die GrenzederNoth-- wehr ist nicht überschritten.«Das Reichsgericht: »Obdie Art der Vertheidigung zurAbwehr gebotenwar, ist nachderobjektiven Sachlage, nichtnachdersubjektivenAnschauungdesHandelnden, zubeurtheilen.Wesentlichist auch,ob dieHilfbereitschaftDritter zur Stelle war undderAngegriffenesichfestaufsie verlassenkonn- te.«Freiherr von Forstnerwar nicht angegriffen; hatteweder Grund,selbst denUngeberdigen zupackennochsichindessenArms bereichzuhalten;undkonntesich aufjedenMann seines Zugesfest verlassen.EinKriminalanwait, der unter solchen Umständenden.

Strafausschluß desNothwehrparagraphen heischte,hätteinMoas bitkeinen leichtenStand. OberstvonReuter,dessenRede und HaltungvordemKriegsgerichtso würdigwar, wiemansievondem.

Kommandeur einesNegimentes erwarten durfte,wurde freige- sprochen,weilPolizeiundGendarmerie dieRuhe, nach seiner Meinung, nichtgesichert hattenunder,nachder Kabinetsordre vom siebenzehntenOktober 1820,»befugtund verpflichtetwar, auch ohneRequisitionderCivilbehörde einzugreifenunddenVe-- fehl,demdieseBehördesichzufügenhat,zuübernehmen«Wie dieseBefugnißund PflichtmitdemArtikel 36 derpreußischen Verfassung, nachdem»die bewaffnete MachtzurUnterdrückung innererUnruhen nur aufRequisition derCivilbehördeverwendet- werdenkann«,inWilIenseinklang zubringenwäre,brauchtedie Kriegsgerichtenicht zu kümmern; ihre Urtheile erwähnen auch nurForstners, nichtPreußensBerfassungWar aber derVefehl,.

demHerrvonReuter (daran dürfte selbstderwildesteArmee-- feind nichtzweifeln)blindfolgen mußte, nicht schonimErmitt- lungversahren »festzustellen«unddieEröffnungdesHauptveris

(13)

Löschgranaten. 79 fahrenszu vermeiden? Wozuwurde derOberstder Amtsans maßung,Freiheitberaubung,Röthigungangeklaghdaersichge- wiß doch sofort aufdenBefehldesKriegsherrn berufen hatte?

Wenwollteman treffen2Das isteineFrage vonvielen.Wozuiin Reichstagder ekleLärm,desKanzlers Zugeständniß,daßwider denGeistdesGesetzes gehandeltworden sei,derDepeschensturm auf,dielangeReisenach,daskurzeFVPolloquiuminDonaueschingenFv Was nun festgestelltworden ist, trägerWille undUnzulänglich- keit derKreisbehörden, RechtundPflichtdesTruppenkommans dos,war aneinem Vormittagzuergründen.Und denJnterpel-- lantenim Reichstagzu antworten: »Aufläufe; Offiziere beschimpft.

undmitSteinen beworfen; PolizeiundGendarmen botennicht ausreichendeSicherung; Militär griff, nachderVorschrift, einz.

wer sichverletzt glaubt,wende sichans zuständige Gericht.« Hier- aber gähntnächtigesDunkel. Unbestreitbaristnur, daßimDezem- ber, auch,,andenmaßgebendenStellen«,derganzeHandelanders beurtheiltworden seinmuszals imJanuar. Als Generalmajor KühninZabern OffiziereundBeamte,derKaiserimSchloß des Oesterreichers MaxEgonFürstenbergdenKanzler, Statthalter,.

Kommandirenden General verhörthatte,wurdeReuter mitseinem RegimentaufdenUebungplatz quartirt; kam aus derStatthalte- reieinZettel,dernur alsUrkunde desSieges zu deuten war;- sprachderStaatssekretär ZornvonVulach:»DieCivilverwaltung hatihre Pflicht erfüllt,das Militär aberungesetzlich gehandelt«;

und telegraphirte an eine, berliner Zeitung: ,,Habe jetztkeinen Grund mehr, Abschiedzu erbitten.« Was ist seitdem geschehen?

Warum istHerrvonReuter nicht gefragt worden,oberzwischen demachtenunddemneunundzwanzigstenRovembertagweder den BefehleinesVorgesetzten erbetennochüberdieLässigkeitderOrtsg behördeBeschwerde geführthabe?Warum nicht,obhier, indiesem langwierigenGassenhader, dasPerfassungrechtzdas sogewichtige Entschlüssenichtandie Willkür einesHirneshängenwill,weichen mußte?EinStrafmandat, dieKonfiskationeiner zotigenKarte mußeinunbefangenerRichter bestätigen.Diese Rechtsbürgschaft ward erkämpft.ObBürger verhaftet, eingesperrt, verwundet, ge- tötetwerden dürfen, entscheidet, auchwenn dieErwägungfrist drei Wochen währt,einvon gerechtemZornLodernder allein?

Rochglimmtes.»Veitrag zurDeckung derKosten derWehr-- vorlage.«NichtdemReichslandnur drohtFeuersgefahr.·

M

Cytaty

Powiązane dokumenty

Ich muß es thun oder Alles ist verloren. Wir müssen den Feind schlagen oder uns vor seinenBatterien,Alle,begraben lassen. So denke ich. So werde ich auch handeln.Jst unter-Ihnen

Stunden der Virzücktheit und nicht nur in der Sprache der Ahnung davon spricht, der vor Allem sowenig wie ich eine Anlehnung an die Gebilde des Aberglaubens braucht. Und der

Wenn Sie in der schleswig - holsteinischen Sache versäumen,was gut und recht ist, wird damitauch der deut- schen Sache das Haupt abgeschlagen.«Auf den Antrag von Ge- org Waitz, dem

der relative ·Anthseil, den Nahrung- und Gsenußmitt«el,Heizung und Beleuchtung im Vudget des kleinen Mannes haben, um so größer wird, je geringer das Einkommen ist, daß aber

Die G ebr. Körti ng Akti e n gesell schaft in Icörtingsdorfwarim verflossenen Geschäftsjahr in allen Abteilungen gut beschäftigt. Die vorgenommenen Fabrik- erweiterungen haben

Für die Angehörigen der modernen Gesellschaft, die oft gerade in der persönlichen Note der Geschmsackssrichtung und Bedarfsdseckung ihre beste Freiheit sehen, gemahnt die

Ein paar freundliche Phrasen für den Dichter, der manchmal was konnte, doch, natürlich, nicht überschätzt werden dürfe, ein paar Vonbons oder Maulschellen für die Spieler(Schü-

Ein Sonnenstrählchen locktHoffnung aus dem Schlupfloch ; flieht schnell aber, da aus allen Ritzen des Himmelsthores Blutregen quillt,aus dem Klippenspalt, dem Geschling vonTang