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Verlin, den 2l.März 1914.
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Weltbrand.
erMärzidusdesJahres 1814lehrtdenletzten Caesardie Möglichkeit nahen Sturzes fürchten.NochvierWochenzu- vor hatersichandemHochgefühlwiederkehrendenGlückes ge- wärmt.BiüchersSchlappenan derMarneschwellenin dem über- reiztenHirndesKaiserszuentscheidendenNiederlagendesPreu- ßenheeres.Die Anderen? Kleinzeugz nichtvondemKaliber,das einen Napoleon Bonaparte auchnur inschlafloser Nachtstunde ängstenkönnte. SeineVulletins schleudern,geradeindieserZeit, denGenießer Gentzaus kühlerBetrachtungindieGluthdesver- zücktAushorchenden. Nie, schreibteran Metternich,laseinin unserenTagenLebender solche psychologischeundzugleichwelt-
« geschichtlicheDokumente. »LäsztsichMerkwürdigeresdenkenals dieStimmungeinesMannes, dernoch imAugenblick derhöchsten Gefahrnichtaushörenkann,denKriegalseinenGegenstand wissen- schaftlicherKritik zubehandeln,undder vier Meilen vorParis, in demselbenTonwie vierMeilen vorMoskauoder bei einem Manöver,seinenOsfizierenihreFehlervorhältoderihreGe- schicklichkeitrühmt,alsseidieseFeststellungalleinderZweckdes Kampfes gewesen?Dieser Mensch hat sein ganzesLeben lang eingroßesmilitärisches SpielmitdenFranzosen,mitEuropa, mitsichselbstundseinemSchicksal getrieben. AusdemGipfeldes Glückes und kam-Rande desAbgrundesbleibtersichgleich.Seine Sprache ist nichtdie einesVero, auch nichtdie einesCaesarzjene
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374 DieZukunft.
seltsame Welterscheinung,die wirBonaparte nennen, kannnur mitihrem eigenenMaßstabgemessenwerden« Schon wähnter, einen neuen Glücksgipfel leuchtenzusehen.DaerbeiGuignes einpaar CorpsspitzendesBerbündetenheeres geschlagen hat,tönt sein BriefanCaulaincourt wiederTriumphsangdesnacheiner Hauptschlachtaufrechten Siegers. Friede? Denwillerja, stets;
dochnur unterBedingungen,die dasReichunddenKaiser nicht demüthigen.DessenWaffen segnetderHimmelselbst;Schwarzen- bergsArmee ist schonangebrochenundwirdvernichtet,wenn der FeinddenFranzosennichtihre »natürlichen«Landesgrenzenläßt.
DerZweifel,derdenbei LaRothiåre Geschlagenen beschlichen hat,istweggeweht. Schwarzenberghat, auf Metternichs Nath, vorderSeine Halt gemachtund dadurch Blüchers Unfällean der Marne mitverschuldzetEr wollte denFriedensschlußnicht verzögern.Abersein Adjutant, OberstGraf Paar, wirdinBo- napartesHauptquartier nicht vorgelassen. Jetzt, schreibt Napo- leonanseinenBruderJoseph, »möchtendiese Jämmerlichenden Waffenstillstand,densiemirimmer geweigert haben.Kannman feigersein?Nachderersten Niederlage sinktdieelende Sippe in die Knie.Mir aberlächeltwieder dasGlück undvonWaffen- stillstandwerde ich erst reden,wennderFeindmeinLand geräumt hat.«Ueberdas AngebotderWaffenruhesoll nichtsindieZei- tungkommen;dochdieThatsacheüberall,imHeerundimVolk, bekannt werden unddengesunkenen Muthheben. Weißder in NogentLauernde,daßauch England, durch Castlereagh, schnellen Friedensschlußempfiehlt? Jneinem langenBriefwendet ersich Persönlichan denKaiserFranz,denerals»geliebtenSchwieger- vater« anspricht. Wieder wird dieRückkehrderGlücksgunst betont; AussenundPreußen seien geschlagen,dieOesterreicher schwächeralsdieFranzosen.RußlandlechztnachNache; Eng- landwill dieWiederherstellung französischerSeemacht hindern.
Ansolchem Trachten istHabsburg-Lothringen nichtinteressirt.
Fließtnicht auchinDeinen Adern französischesBlut? Können wir,dievorKurzem nochverbündet waren, nichtzu einem ehr- lichen,Beider EhrewahrendenFrieden gelangen? Bald danach führtBerthierdenUnterhändler,FlügeladjutantenFürstenWen- zelLiechtensteimzumKaiser.Derwaidetihnaus;entlistetdem allzuArglosendiewichtigstenGeheimnissederStimmung, Ber-
W eltbra-nd. 375 stimmunginSchwarzenbergsHauptquartier, woeben diezweite Trennung derSchlesischenArmeebeschlossen-wordenist:undprahlts dann,ihmfeiderKriegnichtLast,sondernBergnügung,wieinstiller ZeiteineParforcejagd General Flahaultmag überdenWaffen- stillstandverhandeln;darfaber erstden Mund aufthun,wenn die Berbündeten denRückzugnach Elsaß,Lothringen,indieFranche- sEomtåversprochenundfürdenFriedensfchlußdieAnerkennung dernatürlichenGrenzen Frankreichs zugesagt haben.Da drückt Vlücher denVefehlzumVormarfch durch. AnfeinenKönigundan denZaren Alexanderschreibter:»Wennwirjetztrückwärtsmar- schiren,trittdasganzefranzösischeVolkindenKampfein,derTheil, tdersichfürdiegute Sache ausgesprochenhat,wird unglücklich,der Kaiser erholt sichundgewinntdas Vertrauen derNation zurück;
unsersiegreichesHeerwirdmuthlosund kommt inGegenden,wo esMangelleidenmußundwodieEinwohnerdurchHingabeihrer letztenHabein Verzweiflunggetriebenwerden. Jchdarfmir alles Gute versprechen,wenn Eure Majestätdiebestimmten Befehle geben, daßdieGenerale vonWintzingerodeundvonVülow mei- ner Anforderung genügenmüssen.Jn dieserVerbindungwerde ich auf Paris vordringenundscheue so wenigdenKaiser Impo- leon wieseine Mars chälle,wenn siemirentgegenträten.«JnFried- rich Wilhelm hatdas Zollernblut endlichdieZaudersuchtüber- wunden. ,,Habe immer gefagt, daßesnicht gutwäre,nachFrank- reichzugehen.Waren aberAlleso hitzig!Nun gleich muthlos werden und wieder herauslaufeanübsche FolgenhabenlNeim nunwir malhier sind, auchbleiben.«(Marwitz.) AlexandersAuge blitzte zornig,wenn vonRückng geredetwurde. DerKriegsrath iinBarssursAube billigtBlüchersPlan;»inJhrerHand«,schreibt ihmsein König, ,,liegtvonnun anzunächstderAusgangdesFeld- zuges;von derSicherheitJhrer Erfolge istdasWohlaller Staa- ten abhängig.« NochimFebruar werden dieCorps Oudinot undMacdonald bei Var von denNussen geschlagen. Schwar- zenberg istmit derHauptmacht,derenFlankeundRückenerbe- drohtglaubt,hinterdie Aube gewichen zwirdabervon demZaren unddemPreußenkönigzumEingriffgedrängt.Neben dem Vater reitet,zumerstenMal,dersiebcnzehnjährigePrinz Wilhelmvon Preußenin dieSchlacht.DerberichtetderSchwesterLotte:»Wir ergriffendieOffensive und klopftendenFeindrecht ordentlich.
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376 DieZukunft«
WirsindganzordentlichinskleineGewehrfeuergewesen; Thile bewogden König, zurückzureiten.DasNegimentKalugafochtmit ungeheurerVravour undglücklich.«Mit diesem Regiment ister denHügelvonMalepin hinaufgestürmt.(,,Unehrerbietigestellten Bergleichungenanzwischen diesem frischenHeldensinnundder ästhetischen,ganzunsoldatischenNatur desgeistreichen Kronprin-- zen«:Treitschke.)ZehnTagedanach führtderJünglingostpreu- ßischeBataillonsimSturmschritt durchdasDorf Athis,demSieg.
vonLaonentgegen.FortunalächeltdemKorsen nicht mehr.Der rechte Flügel seines Heeres istzerrissenundnur eineRückzug- straßeöffnet sichnochdem vondreifacherUebermachtBedräuten..
DerMärzidus lehrt ihndieMöglichkeitnahen Sturzes fürchten.
»Ichbinkein Opernheldundhabenieum denBeifallder Parisergebuhlt.Wollen sie durchausKosaken sehen: siewerden esbereuen. Aberman darf ihnen dieWahrheit nichtverbergen.««
ZweiTagenachdemFallaus demFelsennestLaonschreibters anBruder Joseph,dereinstKönigvonSpanien hieß. Dann,in derviertenNacht nach diesemTag,ausNheims: »JnkeinemFall darfdieKaiserinundderKönigvonRom indieHändedesFein- desfallen.DrängtermitsolcherMacht gegenParis vor,daßjeder Widerstandunwirksam wird, dannmußdieRegentinmitmeinem Sohn,demStaatsschatzunddenGroßwürdenträgernaufdenWeg
an dieLoiregeleitetwerden. Verlaß meinen Sohn nicht!Lieber- alsin Feindeshand wüßteichihnimStrom der Seine.Dasschreck- lichste Schicksalschienmirimmer dasdesvondenGriechen gefang- genenAstyanax«(des Skamandrios, denAndromache ihrem Hek- torgeborenhatteunddennachTrojas FallderHellencnzornvon derMauer stürzte).Noch weißernicht, daßc»Rußland,Oesterreich, Preußen ihr Vündniß auf zwanzigJahreerneut,Nicde1-ländern undSchweizern,Jtalern undSpaniern dieUnabhängigkeitver- bürgtundeine»foederativeVerbindung«dersouverainendeut- schenFürstenbeschlossenhaben.Weißaberauchnicht,daßimHaupt- quartterder Berbündeten neuer HaderdieEntschlußkraftzur Ver- folgunglähmt,daß Blücher krank, Yorck verärgert istundGnei- senau dieVerantwortung desletztenHauPtschlages scheut,deralles bisher Geleistetekrönenodervernichtenkann. Wüßteers: er haschte nach derHand,die derSchwiegervaterihm hinstreckt,und- könnte aus derWirrnißeinander widerstreitender Meinungen
Weltbrandz 377
-vielleicht nochdie Kroneretten. Erthutsnicht.Bisindenfünf- zehnten Märztag,sagtTalleyrandinseinen »Memoires«,,,woll- tendieVerbündeten mitAapoleonverhandelnundeinen Frie- denschließen,derihmdieHerrschaft erhielt. Erselbst hat, durch seinenStarrsinn,durch seine Verkennungdeswirklichen Macht- verhältnisses, sichdenUntergangbereitet-« ErwilldenRhein bund lösen,das Rheinland räumen,aber dieThronevonIta- lienseinemStiefsohnEugenundseiner Schwester Elisa sichern.
Unmöglich. SolcheNachgiebigkeitindiesem Oesterreich wichtig- stenGelände durfte Metternichdem Vater Marie Luisensnicht rathen.DaAapoleonsichnichtindieGrenzenvon1789bescheiden will, empfängtderösterreichifcheStaatskanzlerden Sendboten der pariserNebenregirung, HerrndeBitrolles,undsagt ihm: »Mit demKaiserkönnenwirnichtmehrverhandeln. NachjederNieders lagewillerAlles gewähren;nachdemwinzigstenWaffenerfolg aberstellterwiederdiealten,ausschweifendenForderungen. Wir miissendenFranzosenalsoeinandereshauptgebemAn die Vom- bons ist,weilsiealsPersonen untauglich sind, nichtzu denken.Jm Uebrigen muß vorgesorgt werden, daßOesterreich,Nuszlandund Frankreich gleich starkwerden undPreußeninGrenzen bleibt,in denenesnurhalb so stark seinkannwiejede einzelne dieserMächte.«
Viirolles istderVertrauensmann der Bourbons ;’kann aberfür sieauchvom Zarennicht mehrerwirken alsdieZusage,aufdie Stimme desVolkswunscheszuhören (demman sogareineneue Republik bewilligen werde). Allesnoch ungewiß. Auchdienächste WendungdesBerbündetenheeres. GingendiePreußenzuheftig vorundverloren wiederTausende, dann kamihr König ohnebe- trächtlicheArmeeaufdenFriedenskongreßundMetternichsPlan, denStaat Fritzens, denEroberer Schlesiens,inOhnmachtzu ducken,konnteleichtgelingen. DieseSorgehatte jaGneisenaus FeuerinTroyes gedämpft.Was wird?NochamNeunzehnten schreibtPrinzWilhelman Charlotte:»Blüchers Sieg hat sich völlig bestätigt.Napoleon sollmitseinerHauptmachtgegenArcis vorgerücktfein;daher brichtdasHauptquartierheute(vonTroyes) nachPont-sur-Seine auf.Ob derKönig schon weggeht, weiß ich noch nicht;erwill esabwarten. WennesnichtwiedereineAffaire wiebeiBar- sur-Aubegiebt,werdenwirwohlsächtekentorückekrie- chen!!lWas wirddasAlles nocheinmal füreinEndenehnienl«
378 DieZukunft
KaiserFranzkann dem Eidam nichtlängermehr cinenNoths ausgang offenhalten.Auchdie wiener Losungweist jetzt stracks nach-Paris. VonGneisenaus starkerSeele löst sichderAlb und- derAufathmende spricht: ,Napoleon hatuns bessereDienstege- leistetals dasganzeHeerderDi-plomatiker.«DerGroße schlüpft- schoninkleineRänke. General Maison soll demMarschall Ber- nadotte,KronprinzenvonSchweden,alsEntgelt fürden Ueber-·
trittzuBonaparte die Krone derNiederlande anbieten. DieZu- muthungeinesVerrathes, dem dieStrafe sicherer scheintalsder- Lohn,wirdinLüttichabgelehnt-UndVonaparte bleibtaufden eige- nen Kraftrestangewiesen. Mitfünfundzwanzigtausend Mannsoll erbeiArcis gegenachtzigtausendfechtenzerbiegtder Entscheidung aus,marschirt, ausdemrechtenUser derAube,nach SaintsDizier,.
schreibt unterwegs aberanseineFrau,er habeArcis genommen, denFeind geschlagen,ihmviertausendMann getötetundwerdeihnk nun vonParis weglocken. Kosakenvon Vlüchers Corps fangen denBoten; undderBrief (den Vlüchermit einem ehrerbietigen- Vegleitschreibenund derwarnendenAngabe: »Ich steheimNücken derfranzösischenArmee«,anMarieLuiseschickt)enthülltdenVer- bündetendenPlan Vonapartes Erwillihre Nückzugsliniege- fährden;drum: Borwärtsi Allzu lange schienderUebermächtige zaghaft; fortan hemmtkeinBedenken seinesArmes WuchtJnder·
zweiundzwanzigstenMärznachtlesenSchwarzenbergundNessel-:
rode(derdann Nikolais Staatskanzler wurde)dieaufgefangenen Briefe,indenen Marie Luise, SavaryundandereMinister dem- KaiserdieNothder Stunde schildern.DieOeffentliche Meinung seigegen ihnunddieHauptstadt,wenn derFeindsie umfaßthabe,.
höchstensfür kurze Zeitzuhalten. Nesselrodeeilt mit derguten BotschaftzuAlexander.AusdemHügelvonVitry-le-Franc;ais- festigteinGesprächdesZarenmitFriedrich WilhelmdenEnts schluß,SchwarzenbergsHeerdemBlücherszu- vereinen unddiese- geballte Macht auf Paris zuwerfen;sechstausendReiter sollen nach Saint-Dizier abschwenkenund demImperatordieVewegungc derHauptarmeemaskiren.Der läßtsichtäuschen,glaubtsich,nach Macdonalds Bericht,voneinerArmee verfolgt, hört erstinDon-—- Jlevent,daßdie Berbündeten aufdemWeg nach Paris sind,und-
hetztseine müdeSchaarnunhastignachFontainebleau-anwischen sinddieMarschålleMarmont und Mortier geschlagen, istdie-
Weltbrand. 379 Divisiondes Generals Pacthodfast völligaufgeriebenworden.
··AmfünfundzwanzigstenMärz;beiLaFåreChampenoise.Die vom Preußenkönig angeboteneKapitulationwurde schroffver- weigertund einscheusäligesGemetzel begrubganzeHaufender vonTollkühnheitverleitetenDivisiowNocheinmalversuchenMars montundMortier,dieHauptstadt(aus der dieKaiserinmitihrem Sohnandie Loiregeflohen ist)zuschützen.Vergebens; dreiund- dreißigtausend können hunderttausend Mann nicht aufhalten.
Preußen, Aussen,Oesterreichenvon allenSeiten stürmt Unge- duld ans heiß ersehnteZiel.Vlücherist krank, solldieentzündeten AugenimZimmerschonen, istabernichtimDunkel zuhalten:er stülpteinenWeiberhut auf,knoteteinenSchleierum dieAugen-, klettertso aus seinenGaul undsiehtblinzelndden Sturm aufden Montmartre zsiehtfranzösischeOffizieremitweißenTüchernwin- ken.AufdemMartyrberg empfängt sie Gneisenau. Paris kapi- tulirt. WelcheLagernacht aufdemBergderVerheißung!Der Andachtentbinden sichbaldderbeTriebe.PariserNationalgars disten holendenOffizierenAlexanders,Friedrich Wilhelmsund SchwarzenbergsAusternundChampagnerwein aus derStadt insVivouac.Neithardt.pon GneisenauschautvomWindmühlen- hügelin denLichtschimmerdes»großenSündenpfuhles« hinab- Vom Pferdaus diktirt erdenBrief,derseinerFraudie Glücks- post bringt: »Paris ist unser.Wirwerfen nun denTyrannen vom
Thron.Was Patrioten träumtenundEgoistenbelächelten,istge- schehen.«Nicht so schlicht redet,inderselben Stunde,Preußens Kronprinzzuseiner Schwester.»O! Paris-Lutetia, dergroße Sündenpfuhl!-(3wanzigAusrufszeichen.)WelcheBegebenheit!
(AchtAusrufszeichen.) Das Treffen ist ungeheuer gewesen,und was von uns heranwar,hat fürchterlichgelitten; unsere göttliche Garde hatenorm verloren. BeiderNachrichtvomTode sovieler guter,theurerMenschenmußteichhelleThränenweinen. Jchmuß zumSouver.«Auch ausPantin, demHauptquartier,schreibtPrinz Wilhelm: »MorgenziehenwirinParade ein. Eskommtuns Allenwieein«-Traum vor-DieAffaire vonFåreChampenoisewar
außerordentlichbrillant,wurde aber verleidet durchdas unge- heure ExponirenderbeidenSouverains. Eswar keineSchlacht, sonderneinSchlachtenzu nennen; und wirmitten drin! Die Unsrigen habenmitentsetzlicherVravour gefochten. Napoleon wird toben. MitDem habenwirnocheineNußzu knacken.«
380 DieZukunft-
Tobter? DemFreiherrnvom Stein wirdberichtet,Bona- Parte stöhneundweine vonfrüh bisspät. Doch Geberdenspäher meldengern, was,nach ihrer Meinung, derMächtigezuhören wünscht.DieStimmungderGerminaltagevonFontainebleauist, noch heute,imDämmergrau nicht deutlicherkennbar.
Seit derNückkehrausNußlandistderKaisernichtmehr,was
erzuvorgewesenwar. SeineLaune hatte stets jäh gewechseltund nachdenKonsulatstagenschienbarscherHochmuthihm einZeichen allmächtigerMajestät.ErläßtachthundertMenschenan denHof laden: undzeigtsichihnen nicht.ErrufteinekleineSchaarAus- erwählteranseinenTisch:und steht auf, ehedieSuppe ausge- löffelt ist.ErpfeiftinDamengesellschaft; fragt Fräulein laut,ob sieschonKinder haben;speiteinerFrau,dieihmvorgestelltwor- denist,denSchimpfrufinsGesicht: »HerrGott!Und mirwar er-
zähltlwordemSieseienhübsch!«ErzerschnitzeltseinePrunkstühle, zerbröckeltdieschönstenPorzellanstückeaus Såvres, beschmiext alles PapiermitTinte,zerrauftimTreibhausvon Malmaison dieseltensten Pflanzen,schießtauf Singvögelchen, kneift Kinder, dieerzärtlichauszeichnenwill,bissiekreischen,betrügtamSpiel- tisch, giebtdas ertrogeneGeldaberlachenddemEignerzurück.
GeistundKörper sindimmer frisch.Fünf Tage,fünf Nächtein denStiefeln; vierzehnStunden zquerd; danach präsidirterdem Staatsrath. Seine Mahlzeitdauert kaumje längeralszehnMi-—- nuten. EinBad,Kaffee: dannisterwiederleistungfähig.Anstillen Abenden wirftersichumAchtinsBett.HatinNußland derroth- nasigeEiskobold,vondemNekrassowsingt, ihngebrochen?Nun überwältigtihn Schlafsucht oft;derFette hälts aufdemPferd nichtmehr langeaus; undwer mitihmzuthunhat,fragtsich bald, obdieses ungeheureHirnnicht schonvon Krankheit angefressen sei. Noch beherrschtesdenNiesenkreisdesHeerwesens völlig.
NochdiktirtderKaiser,an gutenTagen,dreiStunden lang,so rasch, daßderStistdemLaut kaum zufolgendermag,undzaubert aus dieserZeitspanneeineOrganisationhervor,die einMenschen- alterüberdauert. JederGlückswandelaber,jedeheftigeGemüthss bewegungreißtihninWirbel,dieihmunverbesserlichenSchaden stiften.Dann ists,alswolleerbeweisen, daß keinBandihn andie Menschheit knüpfe.»Familie?Quark. NichtdiekleinsteNeben- bedingungwürdeich ändern,um meineganzeFamilievor-Kano-
Werth-kann 381 nenkugelnzuretten.Menschenliebe?Narrheit.Wer herrschenwill, muß sein HerzimKonhaben. JchkanninjedemMonatfünfunds zwanzigtausendMenschen ausgeben.«Neunundzwanzigtausend sahertotaufdemFeldvonEylau;schritt ruhigdurchdieReihen sderLeichenundsprach:»KleineKerle!« AufdieMeldung,dem General deLatour-Maubourg seiderSchenkel zerschmettertwor- den,kommtnur dieFrage: »Wer ist Ersatzmann?«EinArchivar isterkrankt. »WaskümmertmichsolcherDreck? Kranke Commis schicktman ins Spital undnimmt andere.« Nachdemrussischen
"Winter kannersichauchdanichtmehrbeherrschen,woersmöchte.
SchonimSommer 1813Pfauchter,im dresdener Schloß,wie ein Jrrerdenbehutsamkorrekten Metternich an. »Was zahlt iJhnenEngland fürJhre Wendunggegenmich?Einerlei! Krieg wollen Sie?Können Siehaben.JchhabediePreußenbeiLützen zermalmt,dieAussenbeiVautzen geschlagen.JetztkommtJhr dran. JnWien sehenwir unswieder. Dreimal habe ichJhren Kaiser auf denThrongesetzt.SogarseineTochtergeheirathet. Jch wußte,daßicheineDummheitmachte. EineErzherzogin! Gotische Vorurtheile mitdenEinrichtungen unseres Jahrhunderts ver- schmelzenzu wollen: thörichterJrrthumi Heutebereueichs.Jhr meint,weil die Elemente michbesiegt haben, müsseich michin ent- ehrendeFriedensbedingungen schicken?Das dürfenEure Herr- scher;dielegitimen.Auszwanzigverlorenen Schlachtenkönnen sie aufdenThron heimkehren. Jchbin derSohndesGlücks; meine Herrschaft währtnur so lange,wieich starkunddeshalb gefürchtetbin.Jchbinswieder. Siegerinzwei großenSchlachten undHerreinerArmee,anderJhr zerschellt.Glauben Sieetwa, mich schreckeEure Koalition? Fünf, sechs, zwanzig Mächte: je mehr,destobesser!Menschenkanns kosten.Was liegtdaran?
-Wer,wieich,imFelderwachsen ist, zaudert nichtvordem Ent- schluß,dereinerMillion MenschendasLebenslichtausbläft.«
DiehöflichsteEinrede reizt ihninTollwuth;erverliert dieHal- tung,«zerdrücktseinenHutundwirftihndannindenWinkel.Talma wäremitseinem Zöglingnicht zufrieden.Amleipziger Wächt- feuer schläfter, alserBerthier,demFürstenvonWagram,den BefehlzumNückzugdiktirthat, aufeinemHolzschemelein. Gleicht nocham nächstenMorgeneinem PsychischErkrankten und»weiß nicht mehr,waserthut«(Augereau).DieverbündetenHerrscher
382 DieZukunft.
sindundankbare Tropfe.»IchhabedieRevolution ersticktund- dieMonarchie eingewurzelt. Wenn ich fort bin,werden diese Jämmerlingeschnellmerken, daßsiezuschwachsind,umden Strom aufzuhalten;inzehnJahrenwirdersie, alle, weggeschwemmt ha- ben.«Nun stehen ihreHcere auf seinem Boden,vor,inseiner Hauptstadt:und erfühlt, daßFrankreichsiealsRetter begrüßt..
VomStoß dieserErkenntnißwanktdieGrundmauer seinesWe- sens. Er hättegeschworen, daßFrankreichnieaufhören könne,·
ihnzu lieben;undhätte,einmal, seinem Schwur selbst getraut.
Wie lange?»Es ziehendieDämonen, schwangermitBlut undSchmach...« Einer vonihnen fopptdenImperator infin- steres Sumpfland. NachLeipzigwill derBesiegte sich nicht zwi- schenPyrenäen,AlpenundRhein,inden»natürlichenGrenzen««
Frankreichs,einrichten. DieVerbündeten lassenihmZeitzum Entschluß;ihnen fehlt, nachBarclays Wort, einStrick,um die SchlesischeArmeefestzuhalten,undeinePeitsche,umdasHaupt- heeranzutreiben.DasieaberinFrankreich sind,könnensie nicht mehr gewähren,was sievonFrankfurtaus anboten. Immerhin:
Vonaparte kannKaiserbleiben,wenneraufHolland, Italien,das Rheinlandverzichtet.Erschwankt;hofftnachjedemScharmützels erfolg aufneuen Sonnenaufgang. Vlind isternicht. Schonim Januar, als ermerkt, wielangsamundwiderwilligsein Befehl zurVolksbewaffnung ausgeführt wird, sagterzudemHerrndeLa Vesnardiårw »Wenndie Verbündeten bisnach Paris kommen, bringensie EuchdieVourbons zurückunddieGeschichte istaus.
Jchhoffe freilich, siezurückzudrängen.«(Womit? Vondensechs- hunderttausendMann,die derSenat,nocheinmal,.imHerbstbe- willigt hat, ist nicht vielVrauchbaresübrig.) »Abereinenentwürs digendenFriedenkannnur einBourbon annehmen. Jch nicht.
LieberentsageichderKrone undwerdePrivatmann. Das würde mirnicht schwer.Meine Bedürfnissesind geringundmitdem Tagesaufwand von hundertSous bequemzustillen. Wenn ich nicht meinenLebenswunsch erfüllt sehen,aus denFranzosendas mächtigsteVolkderErde machen kann, giltmirAlles gleichviel undgleich wenig.Allein kannichnicht Krieg führen. WillRie- mand mehr fechtenundbegnügtdie Nation sichmitihrenalten Grenzen,dann mag sieeinen neuen Herrschersuchen;ichbin zu großfür sie-«DreiMonate langhatertmitdenResteneines(wie