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Deutsche Bauzeitung, Jg. 69, H. 36

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T

Deutsche B< u eil ng

W o c h e n s c h r i f t

fü r n a tio n a le B a u g e sta ltu n g • B a u te ch n ik

R a u m o r d n u n g

und S tä d te b a u • B a u w irtsc h a ft . B a u re ch t

^ i n 11 ii 11 III III llll I III llll llll IIIIIIIIIII lllll 11II III IIII11 lllll III llll llll 1111

Berlin SW 19 4. Sept. 1935 DBZ Heft 36

Ges chichtliche G ru n d la g e n e in e r Bauordnung

Prof. O e lo n h e in z, Coburg

Als Ausgangspunkt einer staatlichen B au ord nu n g für Thüringen wird der sog enann te T o rg a u e r

des Churfürsten Johann des B estän dig en vom Ja h re 1531 .hon Auf dem T o rg a u e r Lan d tag w a r näm lich e'mT Landesordnung" e rlassen w o rd en . Und d ie se ent­

hält zum erstenmal einen Abschnitt „D e r ,b ö s e n W e g halben uf gemeinen fürstlichen Lan d straß en . D a n n heißt es- Ursach halben des U n w e g s (Unw egsam keit) si ü ^ i e öffentlich durch die Kauf- und Fuhrleute an- qezeigt - die Straßen gem ied en w o rd en D a ra u s folgte Abgang (Minderung) d er Zoll- und G ele itsem - nahmen Beschwerung der H an d w erksleu te m Städten und Dörfern. Für d as Landvolk d a z u „ d a s A rm uet , so sie Zins und Fron ihrer O b rig k e it zu b rin g en müssen, oder daß sie „aus g ed ru ng ener N otdurft" zu M arkte fahren, kaufen und verkau fen . W a s b e sch w e rlich e n Schadens, Versäumnis und N ach te ils an ihnen s e l b s , Leib, Vieh und Pferden zugefügt, d a s sei mt zu erm essen.

Deshalb gebühre sich „d ie fürstlichen Lan d straß en aus Obrigkeit im Bauwesen zu e rh a lte n ", d. h. von O b rig k e i wegen imstand zu erhalten, „d am it der gem eine N u tz gefurdert und gebessert w e rd e . Es w e rd e d e sh a lb v e r­

schafft und befohlen, d a ß „z u fö rd e rlich en W e tte rtag e n (bei günstiger W itterung) und gew ö h n lich benannten Z e i­

ten die „bösen W e g der Lan d straß en " a u f A n o rdn u n g der Amtleute, der Schosser, Kästn er, G e le itsle u te |edes Amtsgebiets nach G eleg e n h eit gebessert und „z u b e ­ ständiger Fahrt" (dauerhaft) an g erich te t w u rd en . D azu sollten die N achbarschaften und ce n tb are n Untersassen mit Fronen und Speisung sich beteiligen „n e b e n der Handreichung gemeiner H ilf von der Lan d sch aft , . mit Unterstützung aus öffentlichen M itteln.

Es wird dann verfügt, d a ß gew isse S traß e n „ fle iß ig besehen, besichtigt und in allen Um ständen des e brechens bei den Schultheißen und G ele itsb o te n und ä n ­ dern des Ends an der S traß e w o hnend en erku n d et" w u r­

den. Alsdann sollen sie un terein an d er b e ratsch lag en und erwägen, wie die Erbauung Besserung und Unter a tung am besten vorzunehm en sei. A u ch solle der Für schlag der Leute, auch w a s G e h ö lz , Füllstein und an d ere s

„so dazu notdürftig, b e dacht und an g eseh en alle s in ein klares richtiges V erzeich nis soviel als m öglich ge bracht und „unterschiedlich g e o rd n et" w e rd e n . „ S ie sollen auch daneben zw ein gem eine ve rstän d ig e W e r leut, Maurer und Zimmermann, mit sich nehm en, o d er zu sich fordern, ihren Rat in diesem au ch a n z u h ö re n ", d a rzu den Flurmesser zuziehen. D an a ch so lle a lle s d e r Reg e rung schriftlich und mündlich v o rg e trag e n und zu gutem Verstand berichtet w erden.

Es ist bemerkenswert, d a ß die V e rn a ch lä ssig u n g des Straßenbaus und die d arau s fo lg e n d e E rsch w e ru n g und

S ch äd igu n g des V erkehrs der A n la ß zu einer staatlichen Regelung ist, und nicht die G e fa h re n des H o chbaus.

N o ch hat a b e r der Fachm ann nicht die au ssch lag ­ g eb en d e Stellung.

D as ist fü n fzig Ja h re später in der 1580 gedruckten Po lizei- und Landordnung der Herrn „Jo h an n Friedrich , des M ittlers, H errn Johann W ilh elm und Herrn Johann Fried rich e n, des jüngeren, H e rzö g e zu Sach sen " an d ers.

Im Abschnitt LXIIII „ B a w e n " finden w ir zunächst die Erkläru n g d a fü r, w arum vie lfach die Untergeschosse er H äu se r von Stein gebaut sind, w ährend d a s o bere Stock­

w e rk Fa ch w e rk ist. H äuser g a n z von Stein zu bauen, w a r ja den Bürgern nicht erlaubt und den Vorgesetzten G e w a lte n Vo rbehalten. Ferner die V o rschrift, sich für g rö ß e re Bauten des Rats von erfahrenen Baumeistern zu b edien en .

In der Landordnung von 1580, in gedachtem Abschnitt, heißt es nun:

N ach d em auch von Bürgern und Bauern in Städten und D örfern ein g ro ß er M iß b rau ch verm arkt, indem em je d e r mit H o lz b auen w ill, d a doch die G e h u lz e und W e id e trefflich abnehm en und verwüstet w e rd e n . A ls g ebieten w ir, d a ß die Bürger in Städten mit S t e r e o , ' qleichnis die B auern a u f den Dörfern auch oder mit W e lle rw ä n d e n (W in d w e rk, Ausflechtung) zu bauen sollen an h alten (aufhören) und nicht verstadtet w erden hinfürder von G ru n d mit H oltz, sondern zum wenigsten den untersten G a d e n steinern au fzu b au e n oder che D äch er in Städten mit Schindeln zu decken, d arzu den ihr die Räte der Städte den Bürger mit Steinen, Zigeln K a lck Leim en, S a n d , Fürderung und Vorteil tun, auc zu den Z ig eln und Kalkhütten eigene Ste.nbruche Leim und San d g ru b en v ersch a ffe n mit dem A braum und son . . „ " g u r e m W e se n h allen und d a m i, O SO g ebo ren solle», dam it ein ¡ .d e r B ü r g . » umb em glerchm eßlg G e ld Stein Leim, Sand bekommen möge und nicht e | sie selbst brech en , g rab en oder A braum m achen und G ru n d keufen m üsse." . . . .

Und dam it die Leute desto mehr W ille n und NJ 9 ung h aben mit Steinen zu bau e n , sollen die S ta ^ e n |c h m e h

Ic rU n Brecherlo hn vor die Steine b e za h lt nehmen. Die R ä r t d t S täd te sollen fern e r „ z u r B efö rd eru n g e m . ta u g lich e Perso n , w e lch e d a rzu tä g lich und geschickt zu

et

B a u m e is,e r gegen z ie m lic h .

£

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dasselbige mit Rat verstendiger Bauleute tun, w ie auch W ir Unserm Baum eister vergönnen w o llen , einem jeden um gebührliche Vergleichung (gegen B ezahlu n g einer G eb ühr) hirinnen rätig zu sein" (Rat erteilen) (N B.

„S ta d tb a u ra t").

Es sind ferner in der Landesordnung von 1580 V o r­

schriften enthalten, w elch e die Übervorteilung der Bau- hern durch die W erkleu te verhüten sollen, auch w ie die T a g e , an denen nicht g earbeitet w erden kann, — die Regentage, — vergütet w erd en , w ie W in ter-, Som m er­

und H erbstarbeit b e zah lt w erden sollen und w ie lang in diesen Jah rzeite n g earbeitet w ird . Der „gute M ontag , d. h. der „b la u e " M ontag w ird verb o ten , ebenso die A ufw iegelung der A rb e iter. Diese w ird unter Strafe gestellt. A uch die „ G e d in g a rb e it" (A kko rd arbeit) wird gereg elt. Ebenso die A rb e it „a u ß e rh a lb Lan d es", unbe­

schadet der W an d e rsch aft.

A b s c h n i t t LXVI. W e r k l e u t e u n d T a g l ö h n e r . N achdem w ir auch berichtet, d a ß durch die W e rkleu te die Leute hoch sollen gesteigert und übersetzt w erden (übernom m en): dam it ein jed er w e iß , w a s er den W e rk ­ leuten und Taglöhnern zu Lohn geben solle, so ordnen w ir: Einem M eurer und Zim m erm ann, die M eister sein, und ihre eigenen W a ffe n (W erkzeu g ) haben, soll man ein W o ch en ohne die Kost ein G ü ld e n und derselbgen G eselle n achtzehn G ro sch en zu Lohn geben . Einem Steinm etzen, der M eister ist, und seinen Zeug hat, soll man die W o ch en ein G ü lden geben und ihme d arzu die Sch erff halten (das Sch ärfen des W e rk ze u g s b e­

zah le n ), auch den Z eu g, so derselb ig e ze rsch lag e n , wiederum zurichten lassen, w ie er den an die A rb e it g e ­ bracht. Einem Tisch er, der sein W a ffe n und Zeug haltet, solle man die W o ch e n ohne die Kost einen G ü ld e n und seinen G eselle n fünfzehn G ro sch en geben. W o llte ab e r jem ands die Kost geben, d erselb ige solle gegen der Kost den halben Teil des Lohns a b zie h e n . Den Stein­

metzen, M euern und Zim m erleuten, M eister und G e se lle n , soll ein Feier- oder Regentag in der W o ch e n verlohnet w erden. Do a b e r in einer W o ch e n ein Feier- und Regen­

tag , und also beide zusam m enfielen, so soll ihne nicht mehr als ein T ag verlohnet w e rd e n . Fielen auch mehr Regentag ein, so solle man ihnen dieselben a lle bis au f einen an ihrem W och en lo h n ab kü rzen .

T a g l ö h n e r .

Einem T a g l ö h n e r o d e r H a n d l a n g e r solle man von Petri C a th e d ra (22. Februar) bis a u f Pfingsten zw entzig Pfennig vo r ein T a g a rb e it geben. Von Pfing­

sten bis Bartholom m ai (24. August) zw e e n e G ro sch en . Von Bartholom m ai bis au f G a lli (16. O kto b er) zw e n tzig Pfennige. Von G a lli au f C a th e d ra Petri achtzehn Pfen­

nige. W e r a b e r die Kost giebt, der solle den halben Teil des obgesetzten Taglohns und nicht mehr geben.

Und sollen die Steinm etzen, M eurer und Zim m erleute, Tischler und T ag lö h n e r von O stern bis au f Bartholom m ai früh umb vier Uhr an , und gegen A b en d , w enn es sechs schlägt, von der A rb e it gehen. Von Bartholom m ai a b e r bis au f O stern sollen sie mit dem T a g e an und uffn A bend mit der Sonnen N ied e rg a n g von der A rb e it gehen. Früh mögen sie eine Stunde und im M ittage auch eine Stunde ruhen. Früh ein e-h alb e und im M ittage an d erth alb Stunde essen o der feiern . Der guten M ontag, w elchen die G eselle n zu machen pflegen, solle gentzlich und bei Verlust des W o chenlo hns ab g esch afft sein.

Einem Z ieg eld eck er solle man bei seiner Kost ein T ag au f seine Person vie rd h aib G ro sch en und seinem G e ­ sellen, der decken hilft, drei G ro sch en zu Lohn geben , und w a s der Z ieg e ld e ck e r nicht gut m acht, d as soll er

au f seinen Kost und D arleg en w ie d e r umbsonst machen.

W o auch erfah ren , d a ß ein T ag lö h n e r den ändern ver­

hetzet und untreulich zu arb eite n erm ahnet, der solle acht T a g e mit dem Turm gestraft w erd en . Es sollen auch die M eister und G e s e lle n , desg leichen die Taglöhner, niem and zu den G e d in g e n (A kko rd arbeit) dringen, son­

dern umb obberührten Lohn menniglich zu arbeiten schuldig sein, bei Pön zehen G ü ld e n , so oft es geschieht, o der a b e r bei Buß ein viertel Ja h r zu feiern . W ürde sich a b e r ein B au h err mit einem M eister, G eselle n oder Tag­

löhner eines G e d in g e s verg le ich e n , so soll man darüber weinichts n ach zu g e b en fo rd e rn , noch entrichten, bei S traf fünf G ü ld e n , die je d e r T e il, so oft es geschieht, er­

legen so lle. Do a b e r der Bau an d ers gemacht, denn er verd in get w o rd e n , darum b w erden sich beide Teile zu verg le ich en w issen.

W e r k l e u t e u n d T a g l ö h n e r , so außerhalb Landes arb eite n .

A ls w ir auch berichtet, d a ß sich Steinm etzen, Meurer, Zim m erleute, T ag lö h n e r und d ergleichen Personen in Städten und D örfern a u ß e rh a lb Landes im Sommer zu A rb e it begeb en und den W in te r w iederkom m en, daraus a lle rle i N a ch teils Sch ad en s und U ngleichheit zwischen ihnen und denen, so im Lande b leib en , auch M angel und Steigerung der A rb e it erfo lg e t, so w o llen w ir, daß hin- fü rd e r niem ands mehr der unsern aus unsern Landen umb Tag lo h n w illen w an d ern so lle. W e r a b e r d arüber in än­

dern Landen arb eiten w ird e t, d e r solle in unserm Fürsten- tumb nicht w ie d e r eingenom m en, gehauset o der geher­

bergt w e rd e n , und da jem ands den o der dieselbigen d a rü b e r aufnim mt, dem G erich tsh e rrn , so oft es geschieht, drei G ü ld e n zu r Buß g eb en . Könnte a b e r einer oder mehr keine A rb e it in unsern Landen bekommen, der oder dieselben sollen sich bei dem G erich tsh e rrn jeden Orts an g eb e n , die sollen ihnen e rla u b e n , dieselbigen auch verze ich n e n . Doch sollen G e se lle n d e r Zunfthandwerker an ihren Lehrjahren und W a n d e rsch a fte n dadurch un­

gehindert sein.

W ir sehen so, d a ß noch nicht der sch arfe Unterschied zw ischen Bauo rd nung , Strafg e se tzb u ch usw. besteht. Da­

neben haben zu a lle n sp äteren Zeiten die Baumeister als „ O b e rb e fe h lsh a b e r der B au ten " eig ene „B au o rd ­ n ungen" erlassen , die sich a u f den besonderen Bau­

betrieb b e zo g en . A b e r erst im neunzehnten Jahrhundert sehen w ir die neu ezeitlich en „B a u o rd n u n g e n " sich ent­

w ick e ln . In C o b u rg geht d iese Bauordnung aus von dem So nd erb efeh l des H e rzo g F ra n z Friedrich Anton vom 1. August 1801 und dem Rescipt vom 14. September 1807, durch d as b em erken sw erterw eise die „V eru n stal­

tung" des Landes und die (w ie schon 1586) Ü bervortei­

lung der B auenden verhütet w e rd e n soll*).

H ier kommt zum erstenm al die Bestellung eines Stadt­

baum eisters a u f drei bis sechs Ja h re vo r als Vorschrift.

Ehe d as co d ifzie rt w o rd en ist, w a r es w ohl in der Regel ü blich, die B au verstän d ig en a u f m ehrere Ja h re an zu ­ stellen. „ S o ist d e r b ekannte E rb a u e r des Torgau er Schlosses, Steinm etz C o n tz Kreb s, 1534 zu C o b u rg , auf Dienstag nach C o n v e rsio z u g esag t, die nechstkünftigen v ie r ja h r, ein jeg lich es ja h r so n d erlich e n , ihme von wegen g em einer Stadt dritthalb G u ld e n zu entrichten au f M i­

c h a e lis, d a rg e g en hat er sein ¡eh rlich e Beete (Steuer) zu entrichten, und w enn sein Rat zu Ausführung etlicher G e b ä u d e benötigt sein w ü rd e, hat e r, zu w elch e n Z e i­

ten solches geschieht, a u f E rfo rd e rn des Rats zu solchem Rat zu erscheinen und sich g e b rau ch e n zu la sse n ." Er w a r also B au b e rate r.

*) S . a . D e n k m a lp fle g e 1916, N r . 81, S . 533 ff.

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Die W ärm etech nik d e r U m fassu n g en

B au in g e n ie u r H elm ut H ille, Z ittau

I F a ch w e rk m it L e ich tp la tte n . 1 Be to n ­ estrich 2 K a rb o l. S ch w e lle n . 3 S ch u tzp a p p e 4 Leich tp ap p e 5 cm . 5 S tic h n a g e l. 6 Leicht- p latte 2 ,5 cm . 7 Leich tp latte 3 ,5 cm . 8 P a rk e tt in Bitum en. 9 Türsto ck. 10 Putz 2 cm s ta rk . I I In n e np u tz 1,5 cm

ln unseren Breitegraden sind H aus und W a rm e h a ltu n g Zwei eng miteinander ve rb u n d e n e B eg riffe d ie w irt­

schaftlich auf das W o h n e n , au f die B au kasten d es H a u s « und auf die G esu nd heit der B ew o h n er ihren Einfluß geltendmachen. In unseren G e g e n d e n , in d e " * n L a s t e Zeit des Jahres W ä rm e g ra d e herrschen, d .e e ne Wärmebewirtschaftung aus k ü n stlic h e , W ä r m e q u d le n nötig machen, haben die Um fassungen d es H a u se s g ro ß e

Bedeutung. _ ..

Die Eigenschaft der G e b ä u d e w ä n d e , durch ihre Starke die Wärme zu speichern und den Einfluß d er w e c se n den Außenkälte für die Räum e, d ie von ihnen um­

schlossen werden, zu mildern o d e r a u szu g le ic h e n , konnte wohl bei ganz alten G e b ä u d e n au sg en u tzt w e rd e n , h ie r spielte die Kostenfrage noch nicht d ie Ro e, ie sie heute im W ohnungsbau sich erru n gen hat. _ Im n eu zei - liehen W ohnungsbau sind eb en d ie se fo lg erich tig en us gleichsschaffungen infolge zu ho her Kosten nie t die Anlage starker M auern und Sandschichten usw. m ög­

lich. Eine derartige B au w e ise verb ietet sich in unserer Zeit, weil sie zugleich unw irtschaftlich und statisch nie erforderlich ist. Die Bauforschung ist d a h e r eifrig b e ­ müht, Ersatzstoffe und neue B au w e isen zu erfin den , die einen vollwertigen Ersatz g e g e n ü b e r starken Z ie g e l­

mauern bieten und d ab e i n ie d rig e re Kosten g eg en u der Ziegelbauweise erfordern.

Vielfach bleiben solche Ersatzstoffe a b e r in '^rem wirklichen W ert noch w eiter hinter d er V o llz ie g e l a u weise zurück. N ur einig e d ieser Ersatzstoffe h a b e n sic tatsächlich eingeführt und g e h a lte n ; bei ihnen liegt a b e r auch die Erfahrung von Ja h rzeh n te n vor. D iesen Z e it­

raum muß man für die Beurteilung d er Eig nung eines Baustoffes voraussetzen. Die w issen sch aftlich en Unter suchungen und die V e rsu ch sp ro b e n g e b e n w ohl einen Anhalt, aber noch keinen vollgültigen B ew eis.

Während in g an z alten Bau w erken durch die starken Mauern, die eine A n la g e ein er H e izu n g nicht nötig

m achten, die W ärm e h altu n g bis zu einem gew issen G r a d e gesichert w a r, bieten die W a n d stä rk e n unserer heutigen U m fassungen ohne g ee ig n e te W ä rm e sc h u tz­

kleider nur w enig Schutz g eg en die W ä rm e a u sg le ic h e in höher g ele g en e n G e g e n d e n für kaum 3 bis 4

Räum en a b e r, die den W etterseiten zu gekehrt sind, ist d esh a lb ein W ärm e u n tersch ie d zw isch en Fußb o den und D ecke im Raum e selbst von 20 bis 25 ° C keine Selten ­ heit. D as G e b ie t des W ä rm e sch u tze s, im b eso nd eren d ie W ärm e v erlu ste d es B au w erkes beschäftigten b|s vor g a n z ku rzer Zeit fast nur d ie H e izu ng sfachleute. A b e r a u ch d iese nur insow eit, als die W ärm everlu ste un W ä rm e a u sg le ic h e ihnen als B erechn u n gsgru n dlag e für die

Bestimmung d es U m fanges der H e iza n la g e n dienten. So w a r w ohl bekannt und die B aufachw elt arb eitete form elhaft n ach den Regeln, d a ß d er V o llzie g e l die W ä rm e gut leite und die Um fassungen d es H auses 5 2 cm, m indestens a b e r 39 cm stark sein müssen, w enn eine g en ü g e n d e W ärm ehaltun g d es B au w erkes e rzielt w erd en soll. H ierbei b eeinflußte die statische D urchbildung der Um fassung ihre Standsicherheit, nicht so sehr die Starke, als e b en die W ärm eh altu n g n ach dem üblichen Muster.

W e n n man auch versuchte, Luftschichten in d .e Um­

fassungen einzuschalten, so hat sich doch d iese A u s­

führungsart nicht in jedem Falle einführen lassen , w eil hierbei immer w ie d e r die K o sten frage eine Rolle spielte.

W a r die W ärm eh altun g eines H auses nicht e in w a n d ­ fre i, dann taugte die Heizung nichts; in w ie vielen Fallen hier gesündigt w u rd e, das zeigt die g ro ß e Verständ n is­

losigkeit w eitester Kreise gegenüb er der H e iz a n la g e Die K la g en der H ausb ew o hner über ihre H eizungsan agen sind d a h er in den meisten Fällen g a n z unberechtigt und der zu hohe Ko h lenverbrauch ist nicht au f die H e iz ­ a n la g e , sondern a u f die unsachgem äß hergestellten Um­

fassun g sw än de des H auses zurückzuführen. G e g e n die rasch e A bleitung der Zim m erwärm e nach au ß en kann auch der beste O fen mit großem S t r a h lu n g s v e r m o g e n nicht aufkom m en. Zur Behaglichkeit in den W o hnungen

R ’ s f5 MT*

2 F a ch w e rk m it Le ich tp latte und Sch alu n g.

1 S ch u tzp a p p e 5 mm. 2 K a rb o l. S ch w e lle n . 3 Leisten 5/5 cm . 4 S tu lp sch a lu n g . 5 .®‘tu "l e "e p a p p e . 6 Le ich tp ap p e 5 cm . 7 Leichtp latte 2 ,5 cm . 8 Luftschicht. 9 Putz

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ist es ab e r unbedingt e rfo rd erlich , d a ß auch im strengsten W in te r mit nicht zu hohen Brennstoffkosten die Räume in angenehm er W ä rm e gehalten w erden können, w ä h ­ rend sie im Sommer möglichst kühl sein sollen. Für unsere W ohnungen ist d a h er ein w irksam er W ärm esch u tz eine der wichtigsten Forderungen, denn nicht nur in künstlerischer, sondern auch in w irtsch aftlich-b au artlich er Hinsicht w erden in Zukunft Bestleistungen erw artet. H ier­

durch gewinnt a b e r g e ra d e neben der A u fg a b e der richtigen W ärm ew irtsch aft auch der richtige W ä rm e ­ schutz im Bauw esen besondere Bedeutung.

Schon bei der P l a n u n g des Hauses muß a u f eine gute W ärm eh altun g grö ß ter W e rt gelegt w e rd e n , indem sich die Räume nach den Himmelsrichtungen ordnen, die N ebenräum e sich nach den W etterseiten und die W ohn- und Sch lafräu m e sich nach der Süd- und O stseite hin einordnen. So legen sich dann die W irtschaftsräum e schützend um die D aueraufenthaltsräum e.

D aß z. B. der Hauptw ohnraum nur S t r a ß e n l a g e haben sollte, ist eine A u ffassu n g, die ich durchaus nicht vertreten möchte, und die ich besonders beim Ein fam ilien ­ haus, für das W ärm esch u tz durch die besonders um­

fangreichen M öglichkeiten an W ärm everlusten infolge der freieren M au erfläch e n eine w ichtige Rolle spielt, g a n z ab leh n e. Es ist doch durchaus ungesund, bei N o rd ­ richtung der S tra ß e n la g e für die W ohn- und S ch la f­

räum e den V o rzu g zu geben , auch w enn sie dadurch wetterlich ungünstig liegen. Sie sollen doch lieber nach der Südseite an der Rückseite des H auses nach dem G a rte n zu liegen und au f einen Schm uckhof blicken. Sie sind dann der S tra ß e n la g e bedeutend ü berleg en , w eil der A n la g e des W o h n rau m es g rö ß ere Freiheit gesch affen w ird .

Eine günstige W ärm ew irtsch aft des H auses w irkt sich auch a u f die G r ö ß e u n d H ö h e d e s R a u m e s aus, w o b e i allerd in g s auch die Ko sten frage entscheidend ein­

greift. Die Räum e sollen, ohne d as Bestreben hierfür zu w eit zu führen, so bemessen sein, d a ß sie den b e­

trächtlichen A nforderun g en entsprechen. G a r zu w in zig e Zimmer lassen kein W o h lb e h a g e n aufkom m en, und die Kosten der Um fassungen treten dann im Verh ältn is zu

den gesch affen en Räumen zu ungünstig hervor. Die Breite, Länge und H öhe des Raumes soll dah er ein zu­

sammen wohlabgestim m tes V erh ältn is erhalten, damit das Feinem pfinden des Bew ohners v o lle Befriedigung erhält.

Die bei alten W o h n g e b ä u d e n zu hoch bemessene lichte Höhe des Raumes w irkt sich besonders sehr ungünstig au f den Brenn sto ffverb rau ch a u s ; das gleiche gilt für d as Raum epfinden des Bew ohners.

Für d as neu zu erb au e n d e H aus ist es d a h er besonders wichtig und von hohem volksw irtschaftlichem W ert, daß die besten W ärm eve rh ältn isse g e sch affen w erden. Dieses Ziel lä ß t sich a b e r a u ssch lie ßlich dad u rch erreichen.

11

h

4 S t a h lg e r ip p e h o h lw a n d . 1 Betonestrich.

2 S c h u tz p a p p e . 3 B a n d s ta h lp ro fil. 4 Leicht­

p la tte 5 cm . 5 N o rm . H a k e n k la m m e r. 6 Eck­

k la m m e r. 7 S to ß v e r b in d e r . 8 Leichtp latte 2 ,5 cm . 9 S te in h o lz 2 cm . 10 B itum e nfilz.

11 L in o le u m . 12 u . 13 P u tz.

7 0 6

3 B lo c k w ä n d e . 1 F u nd am e n t. 2 A ufschüttung . 3 S ch u tzp a p p e . 4 La g e rh o lz . 5 B lo ckw an d . 6 T ra g la tte n 2,515,0 cm . 7 Leicht­

p latten 3 ,5 cm . 8 V erstric h . 9 Putz. 10 R ie m e n fu ßb o d e n

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_ n n n e b e n d e n e r w ä h n t e n a l l g e m e i n e n b a u l i c h e n

i ln d e r G r u n d r i ß g e s t a l t u n g d i e W ä r m e v e r l u s t e d e s Re9 a u f e in M i n d e s t m a ß b e s c h r ä n k t u n d d a m i t z u -

^ T e - i n e n S c h u t z g e g e n z u k r ä f t i g w i r k e n d e S o n n e n - strahiung, d e r e n H i t z e d u r c h d i e U m f a s s u n g e n in d i e

Räume dringt, schafft. _

r -(jssen d aher in g ee ig n e ter B a u w e ise in die U d ie w ä r m e h a l t e n d e n S c h u t z - ia,SSUnf r aus den n euzeitlichen, meist v ielfach sehr gut

- J l n Sperr- und Däm m stoffen e in g e sch alte t w erd e n , f rd der W ärm eschutz w irtsch aftlicher gestaltet, die S<\ w erden in den meisten Fällen bedeu ten d F ä c h e r in der A usführung, einschließlich b eid er-

i Putz als eine 39er Z ie g e lm a u e r; ihre W ä r m e ­ haltung übertrifft in jedem F a lle so g a r d ie 52er und die

t Wand aus Zieg elsteinen. D ie Planung solhe d a- } nur unter G esichtspunkten vor sich g eh en , die für dl W ä r m e w ir ts c h a ft u n d W ä r m e h a l t u n g v o n b e s o n d e r e r Bedeutung sind. Beachtet w erd e n muß d a b e i alle rd in g s, Bdeadfle cht alle an g eb o ten en Däm m stoffe ,hre w arm e- haltenden Dienste einw an d frei zu erfüllen verm ög en

Das W ärm eleitverm ögen, d a s die W ä rm e a b stra h lu n g i, nnfien fördert o der verhindert, ford ert d ie größte Beachtung Die Eigenschaft d es U m fassun g sb au sto ffes ht dabei aus seiner stofflichen Zusam m en setzu n g für die Wärmehaltung zu b eachten. Je n ach d ie se r B e sch a ffe n ­ heit ist das Durchlässigkeitsverm ogen v e rsch ie d en . D u ro

* l L d l . A b k ü h lu n g a u f . I n M i n d e s t ™ ! ! b e s c h r a n k t w e rd e n . D a b e i s p i e lt d e r F e u c h t i g k e i t s g e h a l t e i n e b e ­ sondere R o lle . J e w e n i g e r F e u c h t i g k e i t d i e U m f a s s u n g s ­ b au sto ffe e n t h a lt e n , d e s t o g e r i n g e r is t i h r e D u r ^h la s s i g keit F e in z e ilig e B a u s t o f f e e n t h a l t e n o d e r z i e h e n v i e l Feu ch tig k eit a n , s ie g e b e n d i e s e a u c h n u r l a n g s a m w ie d e r a b . G r o b z e l l i g e n e h m e n d i e F e u c h t i g k e i t n ie so sch n e ll a u f u n d g e b e n s ie a u c h v i e l r a s c h e r w i e d e r ab D ie D u r c h s ä t t ig u n g d e r U m f a s s u n g e n m it F e u c h g - keit ist d a h e r in e r s t e r L i n i e d u r c h d i e S i c h e r u n g a\\e

Ü b e rg ä n g e u n d A n s c h l ü s s e u s w . d u r c h B it u m e n z u b e ­

s c h r ä n k e n , d a m i t v o m D a c h h e r e i n e D u r c h s ä t t ig u n g b e ­ s o n d e r s in W e c h s e l w i r k u n g in j e d e r W e i s e u n t e r b u n d e n w i r d .

D u r c h d i e s i n n g e m ä ß e E i n s c h a l t u n g d e r D ä m m s t o f f e in d i e U m f a s s u n g w i r d a u c h d i e G r ö ß e d e r H e i z a n l a g e b e e i n f l u ß t ; i h r e G r ö ß e g e s t a l t e t s ic h w i r t s c h a f t l i c h e r u n d in d e n A n s c h a f f u n g s k o s t e n b i l l i g e r . A u ß e r d e m w i r k t s ic h d i e d u r c h d i e E i n s c h a l t u n g d e r D ä m m s c h ic h t v e r r i n g e r t e U m f a s s u n g s s t ä r k e a u f d i e R a u m g r ö ß e n o d e r a u f ie M ö g l i c h k e i t d e r V e r k l e i n e r u n g d e s u m b a u t e n R a u m e s d e s H a u s e s a u s , w a s s ic h w i e d e r u m b e i d e n B a u k o s t e n in a l l e n H a u p t - u n d N e b e n a r b e i t e n b e m e r k b a r m a c h t . D ie s e E i n s c h a l t u n g w i r d a u f v e r s c h i e d e n e A r t e n v e r s u c h t ; in j e d e m F a l l e e r l a n g t s ie d o r t , w o ih r e W i r k u n g s w e i s e t a t -

6 B e t o n g e r i p p e w a n d . 1 Fu nd am en t 2 S ch u tzp a p p e . 3 Leich tp latte 7 ,5 cm . 4 Leichtp latte 5 cm. 5 Schalung 4 ,5 cm.

6 u. 7 E ise n b e to n sä u le n . 8 u. 9 Putz.

B eto nestrich. 11 H o lz te rra z z o .

5 A u s g e m a u e r t e s S t a h l g e r i p p e . 1 A u sm a u e ru n g . 2 Le ic h tp la tte 5 cm . 3 M örtel 1 cm . 4 D ecke. 5 Beschüttung 8 cm . 6 Le ic h tp la tte 3 ,5 c m . 7 P a rk ett in B itum e n. 8 W a n d p u t z . 9 D e cken ­ p utz.

s ä c h l i c h w ä r m e w i r t s c h a f t l i c h e V o r t e i l e b ie t e t f ü r d ie ^ E in ­ r ic h t u n g d i e w i r t s c h a f t l i c h e B a u w e i s e u n d b e s o n d e r s g e r a d e f ü r d i e t e c h n i s c h u n d w i r t s c h a f t l i c h e i n w a n ^ ' w i r k e n d e H e i z a n l a g e B e d e u t u n g . B i l l i g e s B a u e n h e i ß t e b e n w i r t s c h a f t l i c h b a u e n , h e i ß t d i e M ö g l i c h k e i t e n e - s c h ö p f e n d i e u n t e r V e r r i n g e r u n g d e r l a u f e n d e n A u g a b e n u n d Z i n s e n d i e L e b e n s d a u e r d e r A n l a g e e r h ö h e n .

D ie s b e z i e h t s ic h b e s o n d e r s a u f d i e w ä r m e w i r t s c h a f t ­ l i c h e G e s t a l t u n g d e r U m f a s s u n g e n , d u r c h d i e s ic h d a n n d e K o s t l n d e r H e i z a n l a g e s i n n g e m ä ß b e d e u t e n d v e r - r i d e r n l a s s e n . B i l l i g e s B a u e n , o h n e d i e W i r t s c h a f t l i c h ­ k e it d e r A n l a g e d a b e i z u b e d e n k e n , f u h r t m e is t g e r a d e z u m G e a e n t e i l a l s o z u m t e u r e n W o h n e n . W e n n s ic h a u s d e r w ä r m e w i r t s c h a f t l i c h e n U m f a s s u n g s g e s t a l t u n g d ie V e r k l e i n e r u n g d e r H e i z a n l a g e e r g i b t , s o g e l a n g e n w h i e r d u r c h z u e in e m b e d e u t e n d n i e d r i g e r e n B r e n n s t o f f -

T b r a l E s w e r d e n - e r d e * - * £

w e r k v e r s e u c h e n d e n N ä s s e b i l d u n g e n a n d e n U m f a s s u n g e n , d i e d i e W a n d b e h a n d l u n g z e r s t ö r e n u n d ^

Entstehung s c h i e f h ^ e r ^ r O g s y n d h e i t ^ ß e .

w o h n e d d e T H a u s e s s c h ä d i g e n . N i c h t z u l e t z t w e r d e n a u c h d i e g e s u n d h e i t s t e c h n i s c h e n A n l a g e n g e s c h ü t z t d l Z e r f r i e r e n v e r h i n d e r t . D a s W ä r m e g e f u h l d e s M e n s c h e n in d e r W o h n u n g is t e in w i c h t i g e r U m s t a n d m

(6)

8SSSB8fflSS^ Q

» l i t i l

7 E is e n b e t o n u m f a s s u n g . 1 Ein sch alu n g . 2 Leich tp latte 5 cm . 3 F u g e n ­ w echsel. 4 S ch u tzp a p p e. 5 E isenb eto n 15 cm . 6 B etonestrich. 7 u. 8 Putz. 9 Leichtp latte 2 ,5 cm . 10 S te in h o lz 2 cm . 11 B itum e nfilz.

12 Linoleum

gesundheitlicher Beziehung. Durch ungünstige W ä rm e ­ wirtschaft w erden Erkältungsm öglichkeiten geschaffen, Kinderkrankheiten und auch viele Leiden der Frauen in der Entstehung gefördert. Schuld sind hieran die un­

gesicherten Um fassungen, die das Eindringen kalter und feuchter Luft als K ran kh eitserreg er in die W o h n räu m e gestatten. Im Sommer bietet d a n n ‘ eine ungeschützte W a n d keine Dämmung gegen die Sonnenstrahlungen.

Ich denke hierbei besonders an die Altw ohnungen in dem städtischen M ietshaus mit D achw ohnung. Die hier unbarm herzig übertragene Hitze steigert sich bis zur U nträglichkeit.

So ist also die Verhinderung des Einpressens von Kalt- und Feuchtluft und die A bsaugung der W arm lu ft durch eine d auernde Einwirkung der W in d e au f die Um­

fassungen für eine w irksam e W ärm ebew irtschaftung un­

bedingt nötig. Es müssen d a h er Um fassungen geschaffen w e rd e n , die dem Z ieg elm au erw erk in der W ärm eh altun g überlegen und die durch ihre Einschaltung von Däm m­

stoffen als W ärm esp eich er an zusprechen sind.

Das W ärm eleitverm ö gen hängt a b e r neben der B e­

schaffenheit auch von der Stärke der Däm mschichten ab . Hohe Baustoff- und Arbeitslohnkosten verbieten schon eine ungebührliche Verstärkung der Um fassungsw ände.

W ir sind dah er a u f geeignete Schutzmittel an g ew iesen , die neben einer hohen Preisw ürdigkeit eine au ß ero rd en t­

liche Däm m fähigkeit als W ärm ek le id au fw eisen . A u ß e r­

dem sollen sie in B au art und A u fb au bei leichter V e r­

arbeitung raum sparend e Eigenschaften besitzen. Es ist d a b ei selbstverständlich, d a ß auch bei den Z w isch en ­ w än d en , Böden und Decken je nach d e r M öglichkeit der W ärm eü bertrag un g in g leich er W e ise au f den W ärm esch u tz durch die A nordnung von Däm mschichten g eachtet w ird .

Ein wirksam es Mittel ist also die A nordnung von H o h l r ä u m e n in der Um fassung. Sie können durch versch ieden e Bauw eisen gesch affen w e rd e n , en tw eder durch Zw ischenschaltung von Luftschichten in der M au er o d er durch Verw endung von Formsteinen mit H ohlräum en.

Eine W irku n g in w ä rm e h a lten d er Hinsicht wird ab er nur dann erzielt, w enn die in der Umfassung eingeschaltete Luftschicht vollkommen ruht, d. h. w enn die Luft voll­

kommen eingeschlossen und ohne Bew egung bleibt, also keine Strömungen auftreten. Die Hohlräum e sind daher in solchen Fällen zu teilen. Die S tärke der Luftschicht ist d ab ei nicht besonders b e lan g vo ll. Der W ärm edurch­

gang durch Strahlung durch die Luftschicht ist bei einer 12 cm starken Luftschicht nicht viel g e rin g e r als bei einer etw a 5 cm starken Schicht. A n d ers w ird allerdings die W ärm ea b stra h lu n g w irksam verh in d ert, w enn einmal die Hohlräum e mit p o rigen , nicht die Feuchtigkeit anziehen­

den Stoffen, w ie Torfm ull, Korkschrot usw. ausgefüllt w er­

den, o der wenn solche Däm m schichten angeordnet wer­

den, die in u nzählig en kleinen Z ellen die Luft bewegungs­

los in sich ab sch ließ en und so eine besonders hohe W ärm eh altun g h erb eiführen. Diese W ärm esto ffe sind in jedem Fa lle gegen d as A n zie h e n d e r Feuchtigkeit un­

em pfindlich gem acht, d. h. sie sind w asserabw eisend , feuerschützend und feuerhem m end. Sie w erden in den meisten Fällen an d e r Innenseite, der dem Raum zuge­

richteten Seite der Um fassung, an zu o rd n en sein. W ir er­

langen h ierbei eine rasch e A n h eizu n g szeit des Raumes;

denn die W ä rm e a b g a b e d e r W ä n d e bei au ß en ange­

brachten Däm m schichten ist im V erh ältn is zu der hier eingespeicherten W ä rm e nur sehr gerin g . Je d e durch die W an d u n g drin gen d e Luft, sei es durch die Poren des H ausstoffe o d e r durch Risse, S palten und Fugen des M au erw erkes o der der Fensteranschlüsse, träg t W ärm e fort und bedingt so einen b eträchtlichen W ärm everlust.

Diese G esichtspunkte sind bei den fo lg en d en Beispie­

len für eine m öglichst günstige w ärm etech n isch e G e sta l­

tung der Um fassungen ve ra rb e ite t w o rd e n . Sie bieten nicht allein dem B au fach m an n , sondern au ch g an z be­

sonders dem H e izfach m an n w e rtv o lle A n reg un g en . Die B esch affen h eit der Um fassung ist nicht a lle in für die B e­

rechnung der G rö ß e und den Um fang e in er H e izan lag e m aßg e b e n d , sondern sie bildet au ch die Richtlinie für die W a h l der B austo ffe d e r H e iz a n la g e und für ihre bauliche D urchbildung.

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7 0 8

(7)

Für den Heizungsfachm ann sind w ichtig die W ä rm e ­ durchgangszahl (k) und der V e rg le ich gegen d as Voll-

z i e q e l m a u e r w e r k (d a). Die A b b ild u n g e n schildern die bräuchlichsten U m fassungsarbeiten mit der V e rw e n ­ dung der Leichtplatte als S ch u tzkleid.

B i l d 1. Durch die Leichtplatte g e lan g en w ir w ied e r mehr zur Verwendung der F a ch w e rksb a u w e ise , die b e i­

derseits mit Platten verkleidet w e rd e n , die in gutem V e r­

bände mit Mörtel versetzt w e rd e n . D er feu chtigkeit­

sichernde Übergang zur G rü n d u n g w ird von Bitumen­

pappen gebildet. W ich tig ist d a b e i, d a ß die stärkere Platte nach außen kommt. M an w ä h lt gew ö h n lich au ß en 75 cm und innen 5 cm. Die W ä rm e d u rch g a n g sz a h l b e­

tagt k = 0,53. Irn W ärm esch u tz kommt diese A usfü h ­ rung einer Vollzieg elw and von d a = 127 cm g leich .

B i l d 2. Bei H olzhäusern mit ä u ß e re r V e rsch alu n g e r­

folgt die Anordnung der beiden Leichtplatten innen au f an dem Holzgerippe befestigten Latten. Die Platten b ra u ­ chen hier nur 5 und 2.5 cm stark zu s e in ,'w e il die ä u ß e re Verschalung gleichfalls däm m end w irkt. Die W ä rm e ­

durchgangszahl beträgt k = 0,59. Die Um fassung ent­

spricht in der W ärm eh altun g ein er da = 112 cm starken Ziegelmauer.

B i l d 3. Bei der B lo ck b a u w eise au s starken Bohlen­

hölzern wird nur die A n o rdn u n g e i n e r Leichtp latten­

dämmschicht nötig. Die Befestigung d e r Platten erfolgt auf angenagelten Latten d e rg e stalt, d a ß ein e sch w ach e in sich abgeschlossene Luftschicht entsteht. Die W ä rm e ­ durchgangszeit beträgt hier k = 0,69. Die W ärm eh altu n g dieser Umfassung entspricht e tw a e in er da = 94 cm star­

ken Ziegelmauer.

B i l d 4. Für die A u sfach u n g d e r S tah lg e rip p e h o h l­

wand eignen sich Leichtplatten vo rz ü g lich . Sie w erd en hier an den B and stahlpro filen mittels H aken verb in d ern Stoßverbindern gehalten. Bei a lle n U m fassungsarten ist dabei darauf zu achten , d a ß die ein geschlossenen Luft­

schichten ruhen, d. h. d a ß sie nicht mit d e r A ußen- o der Innenluft in Verbindung stehen, w e il sonst die W irku n g der schützenden Luftschicht a u fg e h o b e n w ird . W ärm e-

9 A n F e u e r s t e lle n . 1 Schorn- stein . 2 Pfosten. 3 Leichtw and . 4 Luftschicht. 5 Leichtw and 5 c m . 6 H o lzd e cke . 7 T ü rsto c k. 8 Scha­

m o tteplatten 3 0 /3 0 /5 cm . 9 A s­

b e stze m e n tp la tte . 10 A sb e st.

11 D e ck le iste . 12 Ö fe n . 13 O b er­

stand d e r A sb e stp la tte

durch g an g szah l beträgt in diesem Fa lle k = 0,55. In der W ärm eh altun g kommt diese A usführungsart etw a einer V o llzieg elm au er von da = 123 cm gleich.

B i I d 5. 1 Stein starke Umfassungen w erden durch die Leichtplatte (innere Anblendung) dem gew öhnlichen i y2 Stein starken V o llzieg elm au erw erk w eit überlegen.

Die Leichtplatte w ird hier gew öhnlich je nach der G e ­ gend etw a 2,5 bis 5 cm stark sein müssen. Die A bbildung zeig t eine Ausführungsart mit S tah lgeripp e für G ro ß ­ bauten, die Leichtplatte ist 5 cm stark. Die W ärm ed urch ­ g an g szah l beträgt k = 0,80. Die Umfassung entspricht einer V o llzieg elm au er in der W ärm eh altun g da — 80 cm.

B i l d 6. Eisen beto ng erippeb au w erke w erden in g le i­

cher W e ise hoch w ärm ehaltend durch die Leichtplatte durchgebildet. Für die Befestigung der Platten sind hier besondere Pfosten nötig, die an den Säulen anzubringen sind. W ich tig ist, d a ß die Betonsäulen usw. allseitig von der Ü bertragung der W ä rm e ausgeschlossen sind, d. h.

die Platten müssen diese vollkommen ü berdecken. Die W ärm ed u rch g an g szah l beträgt hier k = 0,46. Die A u s­

führung entspricht einer V o llzieg elm au er von da = 147 cm.

B i I d 7 erläutert eine V o llbeto n w an d mit innerer Leicht- plattenanblendung. Der Beton ist etw a 15 cm stark, die Leichtplatte 5 cm. Die Betonierung erfolgt gleichzeitig mit der Anordnung der Leichtplatten. Die W ärm ed u rch ­ ga n g sza h l ist k = 0,95. Die W ärm eh altun g kommt einer V o llzie g e lw a n d gleich von da = 64,5 cm.

B i l d 8. A uch bei dünnem M au erw erk ist die Leicht­

platte das beste W ärm esch u tzkleid . Bei der y2 Stein starken M au er w ird hier eine 5 cm starke Leichtplatte und bei der 1 Stein starken M au er eine 3,5 cm starke Leichtplatte nötig, wenn die Umfassung in der W ä rm e ­ haltung etw a der 2 y2 Stein starken V ollsteinm auer ent­

sprechen soll. Die W ärm ed u rch g an g szah l beträgt bei y2 Stein k = 0,92, bei 1 Stein k = 0,95. Die Um fassungen entsprechen bei y2 Stein einer V o llzie g e lw a n d von da - 67 cm.

Bei der Ausführung der einzelnen V erso rg u n g san lag en verän d ern sich nun der Einbau der R au ch ab zu g sro h re, 8 S c h w a c h e U m f a s s u n g e n . 1 S ch u tzp a p p e .

2 Z ie g e lm a u e r 2 6 cm s t a rk . 3 Z ie g e lm a u e r 13 cm sta rk . 4 M ö rtel 1 cm . 5 Le ich tp latte 5 cm . 6 Le ich tp latte 3 ,5 cm . 7 B eto nestrich . 8 P o lste r­

h ö lz e r 5/8 cm . 9 u. 10 P u tz. 11 H o lz fu ß b o d e n .

1 0 R a u c h r o h r d u r c h f ü h r u n g e n . 1 Leich tp latte 5 o d .7 ,5 c m . 2 W a n d ­ p u tz . 3 A sb e stz e m e n tp la tte n , au ß e n mit Putz b ü n d ig . 4 Z ie g e l o d e r S ch a m o tte . 5 D eckleisten

7 0 9

(8)

die Stellung d e r H eizkessel in den W ohnungen und die der H erde, sow ie die gesam te V erlegung der Rohrleitun­

gen. Die Platten sind z w a r als feu e rsich er und fe u e r­

hemmend b a u p o lizeilich an erkannt, a b e r die verä n d erte B auw eise bedingt verän d erte Einzelschutzm aßnahm en im Einbau.

B i l d 9 zeigt die Stellung des H eizkessels einer Zim m erheizung. Die Leichtplattenzwischenwand ist hier durch eine Scham otteplattenausm auerung zu ersetzen und diese mit Asbestzem entplatten zu verkle id e n . Das gleiche gilt für die Aufstellung der H erde in den Küchen.

B i l d 10 schildert das Einbinden der R au ch ab zu g sro h re beim D urchgang durch eine Leichtplattenw and. H ier ist eine besondere A usbauung aus V o llzieg el- o der S c h a ­ mottesteinen zu sch affen . Von der D ecke soll das Knie dab ei einen A bstand von 25 cm und von den W än d e n einen solchen von 20 cm haben, sofern diese mit Leicht­

platten ausgeführt w urden.

B i l d 11 schildert den Einbau der Rohrleitungen der Sam m elheizung in einem Einfam ilienhaus. Für g rö ß ere B auw erke w ird man in den meisten Fällen besondere Rohrleitungsschächte sch affen , bei kleinen Bauten w erden die Rohrleitungen in die Umfassungen eingeb aut. Die Steig- und Falleitungen w erden au f den Pfosten in Schlitze verlegt, die in die Leichtplattenverkleidungen ein­

geschnitten sind (die Platten lassen sich mit scharfen W e rkze u g en gut b earb eiten ), die w a ag e rech te n Leitun­

gen w erden in den Decken oder Fußböden verlegt. Hier

D B Z -K u rzau fg ab e 10 Auflösung

Von einer A usnahm e ab geseh en , die den ab gebildeten Hausausschnitt zu einem m ehrgeschossigen Bau e r­

g än zte, haben a lle Einsendungen mit Recht den F l a c h ­ b a u (ein- oder m ehrgeschossig) g e brach t.

In W irklich keit ist es das oberste G e sch o ß einer Ber­

liner M ietskaserne. Es kam uns d a ra u f a n , zu zeig en , w ie w illkürlich und uneinheitlich der D ach ab sch lu ß des g rö ß ­ ten Teiles unserer vielgeschossigen G ro ß stad tb au ten ist, d a ß er meistens dem Flach bau entnommen und nicht selbständig entw ickelt w ord en ist.

Den ersten Preis erhielt H ans W o lfg a n g D r a e s e l , Essen (A bbildu n g), den zw eiten Preis Joh an n R e c t a - n u s , Leiselheim bei W orm s.

A - B

C - D

£-F

11 H e iz u n g s v e rle g u n g . 1 Le ich fp latte 7 ,5 cm. 2 Leicht- p la tte 5 cm . 3 Leichtplatte 2 ,5 cm . 4 Beton. 5 Schutz­

p a p p e . 6 Vor- od er Rücklauf- ro h r. 7 Iso lie ru n g . 8 Isolierung d . R ü cklau fes. 9 S ä u le . 10 As­

b e stp a p p e . 11 Drahtziegelge­

w e b e . 12 P arkett auf Blind­

b o d e n . 13 Putz.

lassen sich die H e izk ö rp e r leicht in den Nischen auf­

ste llen ; denn die Platten w erden an der äußeren Schicht doppelt an g eo rd n et und die N isch e durch Verputz, Ver- kachelung o d er durch V erkleid u n g mit Asbestzement­

platten au sg e b au t. In den Sch litzen müssen die Leitun­

gen besonders ein g eb eitet w e rd e n . Die Schlitze sind innen mit M örtel zu verstreich en , dann ist eine dünne A sb estp ap p e in den S ch litz ein zu n a g eln , hierauf werden die Rohre verleg t und b a n d ag ie rt, dann wird eine As­

bestpappenschicht eingescho ben und der Schlitz mit D ra h tzieg e lg e w e b e bespannt und dann verputzt. Nach­

arb eiten lassen sich hier besser und schneller durch­

führen, w eil die B earbeitung der Platten leichter ist als die des V o llzie g e lm au e rw e rk s. W ich tig ist d abei, daß die Lage der Rohrleitungen endgültig schon bei der Pla­

nung des Bau w erkes festg eleg t w ird , w eil die Schlitze be­

sonders bei G e rip p e b a u w e rk e n nur an den Säulen ange­

ordnet w erd en können und hier u. U. so gar Verbreite­

rungen durch Bohlen für die P latten an lag e geschaffen w erden müssen.

Bei den Um fassungen neu erer B au a rt ist überhaupt die Zusam m enarbeit zw isch en Heizungs- und Baufachmann erste Bedingung, w enn ein gutes und wirtschaftlich arbei­

tendes B au w erk entstehen soll. Die Planung ist hier die S ee le des G a n z e n .

G e ra d e bei Bauten, deren Mittel zum Teil aus der Miet­

zinssteuer, A ufw ertu n g ssteu er o d er aus den Reichsbau- darlehn und Reichszuschüssen flie ß e n , also aus dem Ver­

mögen des V o lkes kommen, muß ein weitestgehender Schutz gegen die W ärm eve rlu ste gefo rd ert w erden, da­

mit diese H äu ser und W o h n u n g en als Dauerwohnstätten an g esehen w e rd e n können, in denen die Menschen billig wohnen können. Die schlecht gebauten, d. h.

w ärm e w irtsch aftlich nicht du rch dach ten H äuser werden dann in ein er Z eit g eb esserter w irtsch aftlich e r Verhält­

nisse sch w er o d er g a r nicht mehr sich verm ieten lassen.

(9)

Erdgeschoßgrundriß Maßstab 1 z 100

Wohnhaus bei W ien

A rch itek t G . G . K a m in k a , N e u w ald e g g

w sSKm t

(10)

712

(11)

r

Geöffneter Eingang zu r H a lle mit A ufgang zum O bergeschoß

Speisezimmer. M öbel aus französischem Nußbaum

713

(12)

Das Kinderzimm er aus dem Schlafraum gesehen

N orddeutsche Feldsteinkirchen

Die W an d eru n g e n der G erm an en haben in den weiten Strom ländern d e r norddeutschen T ie fe b e n e zw e i Arten von Denkm älern hinterlassen, die ehrw ürdige Kultur­

zeugen vom W e rd en und W ach se n unseres Volkes sin d : — die H ü n en gräb er und Totenhügel der V o rzeit und die Findlingskirchen aus dem Z eitalter d e r Koloni­

sation, die im 12. und 13. Jah rh u n dert ihren w irtschaft­

lichen Höhepunkt erreichte und eine Erfüllung deutschen Kulturwillens darstellt.

Es ist sinnbildlich zu verstehen, d a ß die granitsteinernen Kirchen aus dem unverwüstlichen Bestand der riesigen H ü n en gräb er erb au t sind, d a ß aus d e r steingeschicht­

lichen H interlassenschaft d e r ^Germanen Kirchen und Taufsteine geschaffen sind — eine g rö ß ere Zukunft an eine gro ß e V ergang enheit knüpfend. Bauern w a re n es, die die D orfkirchen a u f d e r neuen H eim aterde e r­

richteten. Die Landschaft spendete den G ra n it, und ein W a h rze ich e n d e r ernsten nordischen Landschaft sind diese Kirchen g eb lieb en , die Kunstw erke eig e n e r A rt und ein Zeichen schöpferischen Volkstums darstellen. M an kann diese G ran itkirch en als einen A usdruck deutschen Bauerntums und seiner unverwüstlichen K raft b etrach ­ ten. A ußerdem gew äh ren diese Bau w erke, die in der G esch ich te der A rchitektur lange unbeachtet geblieben sind, einen Einblick in die Stilbildung jener Epoche, w ie

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A rc h ite k t H enniger

Stad e

kaum an d ere Bauten der zeitgenössischen europäischen Kunst.

ü b e ra ll tritt der rom anische C h a ra k te r der Kirchen deutlich hervor, selbst d a , w o die ä u ß e re Architektur bereits gotische Formen au fw eist, da d e r derbe Bau­

stoff nicht die M öglichkeit bot, d as reiche M aß w e rk und das feine Filigran d e r G o tik n ach zu ah m en . Außerdem konnte ein um seinen Boden ringendes Bauerntum sein schw eres und hartes Dasein künstlerisch nur im rom ani­

schen Stil au sdrü cken, der sein er Lebensführung und seinem so ziale n Dasein allein en tsprach . Da d e r W e rk ­ stoff au f die G e sta lt d e r Bau ern kirch en einen entschei­

denden Einfluß hatte und die E ig en art dieses Stils be­

stimmte, ist es erfo rd erlich , sich die B au w eise dieser Zeit ins G e d ä ch tn is zu rü ckzu ru fen . D er Bau d e r Kir­

chen begann mit dem Sam m eln d e r Steine in gem ein­

sam er A rb e it d e r G em ein d em itg lie d e r. M an verw endete den Stein am liebsten so, w ie er d a la g , und w o er lag.

So ist es zu verstehen, d a ß w ir die meisten JGranitkirchen in den findlingsreichen Ländern d e r G e e st fin d e n : — in Friesland, Sch lesw ig und der Lüneburger H eid e.

Durch d as Zurückfluten d e r G le tsch e r w a re n die Blöcke meist schon geschliffen und gerundet, so d a ß sie nur noch für ihren besonderen Z w eck b e arb e itet zu werden brauchten. Die größten Q u a d e r mußten geteilt w e r­

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Bülzenbett bei W e s e r­

münde

den. Nur vereinzelt finden w ir Findlinge in ih re r ur­

sprünglichen G rö ß e verw en d et, w ie an d e r 1153 e r­

bauten friesischen Kirche in S illen ste d e , w o Stücke von 1,70 X 1^5 m benutzt w u rd en , und an d e r alten Festungskirche in Remels, die einen besonders gro ßen quadratischen Block au fw eist, dessen D ia g o n a le früher als Grundmaß für d as M att diente, w e lch e s d a s M a ß für die Gemeinschaftsmeede w a r, in d e r je d e r M itbesitzer eine bestimmte A n za h l M att m ähen durfte. Die alte Kirche in Remels, deren trutziges Festungstor auch noch erhalten ist, dürfte eins d e r eigenartigsten G o tte sh äu se r in Deutschland sein. Sie ist die e in zig e heute noch v o r­

handene Festungskirche O stfrieslan d s.

Auf dem Bauplatz w urden die B lö cke mit H am m er und Meißel gespalten, dam it jed e Schicht im M au erw erk nach Möglichkeit gleich hoch w u rd e — ein V e rfa h re n , das schon zur Steinzeit allg em ein bekannt w a r. Dann wurde jeder Stein einer kun sth an dw erksm äßigen Stein­

metzbearbeitung unterzogen und an d e r A u ßen seite ge glättet, ehe er in das G a n z e ein gefü g t w u rd e. Die besten Stücke bildeten die A u ß e n w ä n d e . A ls Füllsel für die unvermeidlichen Zw isch enfu g en diente S p a t und Kiesel. Oft zeigen die M au ern au ß e n und innen je eine Findlingsschicht, w o b e i man den H ohlraum mit Kalk und Sand ausfüllte, w ie w ir es noch an d e r Kirche in Marx feststellen können, d :e eine d e r ältesten und best­

erhaltenen Findlingskirchen O stfrie sla n d s ist.

Für den C h arakter des Innenraum es w a r die Eindeckung bestimmend. Fast üb erall finden w ir fla ch e H o lz b a lk e n ­ decken, die vor der W ie d e rb e le b u n g des G e w ö lb e b a u s auch für die großen Dome je n er Zeit genügen mußten.

Erst als das frühgotische K re u z rip p e n g e w ö lb e sich du rch ­ setzte, ging man d a zu ü ber, au ch die D o rfkirchen ein ­ zuwölben. N ur vere in zelt finden w ir ro m anische G r a t ­ gewölbe. Die Innenräum e mit ihren dicken Um fassungs­

mauern, dem schw er lastenden T riu m p fb o g en , den G e ­ wölbekappen, den schm alen Fenstern m achen einen sehr selbstsicheren Eindruck. O ft w a re n sie verp u tzt und über den ornamentalen A nstrich hinaus mit fig ü rlich e n S z e ­ nenbildern geschmückt, w ie w ir es heute noch an der kleinen Heidekirche in Buchen bew u n d ern können. Se bst die Bänke und das gesam te H o lz w e rk w a re n oft in d e r­

ber Weise über und über mit relig iö sen S zen en bem c r.

Die echt bäuerliche Buntheit d ie se r Räum e w u rd e durch

d as matte H elldunkel, das die tiefen Fenster bedingten, zu ein er m alerischen G esam tw irkung. A uch hier echte Bauernkunst von ursprünglichem G e fü h l.

Die gro ß e Zeit des G ran itq u ad e r- und Feldsteinbaus w a r d as 12. und 13. Jahrhundert. Die norddeutschen Find­

lingskirchen trag en das besondere M erkm al dieser Zeit und a lle r m ittelalterlichen Kunst — den ausgepräg ten C h a ra k te r des H an d w e rkliche n , dessen man sich dam als mit sto lzer D berzeugung bew ußt w a r. Kannte das M ittel­

a lte r doch noch keinen Unterschied von Kunst und Kunst-

O pfertisch in der A hlhorner Heide

715

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Alte Kirche in Bispingen bei Soltau

g ew erbe. A uch die großen Bauhütten jener Zeit w a ren fig finden w ir hier die Türme als h ö lzerne Glockenstühle nach d am alig er Auffassung nur eine Vereinigung von abseits d e r G e b ä u d e . Die Besorgnis, das Schwingen der Steinm etzen und M aurern. Erst d as 19. Jahrhundert hat G lo ck e n könnte das M au erw erk g e fäh rd e n , hat die frei- das H andw erk seines ehrenvollen Rufs beraubt. Von den stehende A nordnung des G lockenturm es herbeigeführt.

Steinmetzen w urde die Kunst des Feldsteinbaus über die Doch finden w ir auch in der H eid e ang ebaute Rund­

norddeutsche T iefeb en e getragen. Schlesw ig und Fries- türme, w ie an der Kirche in Su d erb u rg , deren Entstehung land hatten ihre eigenen bodenständigen Bauhütten, die bis ins Ja h r 1044 zurückgehen so ll, und manche andere, i re Anregungen aus den benachbarten nordischen Län- s e hr bekannt g ew o rd en ist durch die H eid em aler die

ern erhielten. D orfkirche von Bispingen bei S o ltau , die gleich dem

Die Kirchen der Lüneburger H eid e, die in m ancher Hin- Turm von Suderburg durch pyram idenfö rm ige Strebepfei- sicht eine Sonderstellung einnehm en, dürften ihrer Ent- ler gestützt w erd en mußte, w o d u rch der trutzige Cha- stehungszeit nach die ältesten in Deutschland sein. Häu- rakter noch erhöht w u rd e. Am deutlichsten erkennbar

H ö lzern er Glockenstuhl neben der Kirche in Mittelnkirchau Kirchturm von Suderburg bei ü lze n

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ist der Zusammenhang mit dem n ied ersäch sisch en B a u ­ ernhause, das das V o rb ild all d ieser Kirchen w a r, an dem kleinen G otteshause in Sinstorf. Dieses urzeitliche Element, das der Ausgangspunkt unserer gesam ten nor­

dischen Architektur w u rd e, tritt nirgends so rein zu tag e wie an den Findlingskirchen der Lüneburger H e id e. Der eigenartige C h ara kte r dieser kleinen B a u w e rk e , die w ie aus dem Schoß der Erde entsprossen dastehen und für immer mit ihm verbunden sch einen , ist durch die Lebens­

kraft des deutschen Kolonisten g e p räg t. W o , w ie in Schleswig und Friesland, eine altein g esessen e und durch Handel und Schiffahrt w o h lh a b en d e B evölkerung lebte, sind die Kirchen auch g rö ß e r und reich e r. Ein m ächtiges Volk hat diese Bauten aus G ra n it und Feldsteinen g e ­ schaffen und als ein Denkm al le b en d ig e r, u ralter g e rm a­

nischer Baugesinnung und A rt, w ie sie sich in den Dolmen und nordischen Rokkesteinen o ffen b a rt, hinterlassen. N ur in den sagenum wobenen Kirchen Bornholm s finden w ir ein Gegenstück dazu .

Man kann daher ohne Ü bertreibung die norddeutschen Granitquader- und Feldsteinkirchen als typisch deutsch bezeichnen und, w ie versch ied e n e Fo rscher, von einer Feldsteinromanik als von einem b eso n deren nordischen Stil sprechen, der uns noch heute die Kenntnis n o rdisch ­ deutscher G eisteshaltung jen er Zeit verm ittelt. Seit d ieser Zeit des norddeutschen Feldsteinb aus hat es keine Kunst mehr gegeben, die so unm ittelbar aus dem V o lk selbst hervorgegangen, nicht das W e rk von Fürsten o d e r einer kleinen Oberschicht, sondern eine Frucht deutscher B au ­ ernarbeit w a r — ein in d e r g ro ß en e u ro p äisch en Kunst­

geschichte wohl einzig d a ste h e n d e r F a ll, d a ß d a s B a u ­ erntum eines Landes g a n z aus sich selbst herau s einen eigenen Baustil schuf. W e n n heute d e r Z ieg elstein das architektonische G esich t N o rd d eu tsch la n d s bestimmt, da die niederdeutsche H an sego tik uns g rö ß e re und p rä ch ti­

gere Bauten hinterließ und d a s A n tlitz d e r Städte prägte, so w ollen w ir doch nicht v erg essen , d a ß der Feld-

Kirche in K irch w ald sed e bei Verden

steinbau die älte re , bodenständige und stilbildende B au ­ art des Landes w a r, bevor die Technik des Z ieg elb ren ­ nens im 11. Jahrhundert aus der Lom bardei in Deutsch­

land eingeführt w urd e. Kulturgeschichtlich können w ir den Backstein als Ausdruck des städtischen Bürgertums, den Feldstein a b e r als die Verkörperung des kolo nisie­

renden Bauerntums bezeichnen und, w ie die K o lo n isie­

rung des norddeutschen Binnenlandes die Voraussetzung und G ru n d la g e der Hanse in den erst sp äter em porblü­

henden Seestädten w a r, so hätte ohne den bäuerlichen G ra n itq u a d e rb a u die H ansegotik sich nicht so herrlich entfalten können.

Feldsteinkirche in Dötlingen (O ldenburg)

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