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Deutsche Bauzeitung, Jg. 69, H. 24

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Deutsche Bauzeitung

Berlin SW 19 Wochenschrift fü r n a tio n a le B a u g e s t a ltu n g • B a u te ch n ik 12. Juni 1935 Raum ordnung und S tä d te b a u • B a u w irtsc h a ft • B au re ch t DBZ Heft 24

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Verkehrsentlastung d er A ltstadt Berlin

Ein Das Herz der Großstadt Berlin ist die Altstadt. Bis

heute ist sie geschichtlicher und wirtschaftlicher Mittel­

punkt geblieben, trotz aller W andlungen, die das G e ­ meinwesen während der letzten hundert Jahre erfuhr.

Diese Tatsache findet eine recht einfache Erklärung.

Strahlenförmig laufen die Verkehrsbänder, die Land­

straßen, von allen Seiten auf den Altstadtkern zu. Mit zunehmender Wirtschaftsentwicklung der Stadt wuchsen die an den Einfallstraßen gelegenen Gemeinden, bis sie in eine Berührung mit der Kernsiedlung kamen. Ihr Aus­

bau war durch die nach Berlin führenden Straßen be­

stimmt. So legte sich ein Wachstumsring nach dem an­

deren um diese Altstadt, die nun, dicht umschlossen vom starken Zuwachs, im Zeitalter des Kraftwagenverkehrs zu ersticken droht.

V orschlag von W ilhelm H eilig Die sich damit stellende Verkehrsaufgabe steht u n ­ g e l ö s t vor uns. W ir bemühen uns, Abhilfe zu schaffen, indem wir hier ein vorspringendes Haus beseitigen, dort einen Straßenzug durchbrechen oder erbreitern. Gew iß wird mit diesen Mitteln an vielen Stellen eine Erleichte­

rung geschaffen, Gefahrenpunkte werden beseitigt. Doch all diese Mittel helfen doch wohl nur v o r ü b e r ­ g e h e n d . Sie fassen die Verkehrsaufgabe der Stadt­

straße nicht an der W urzel.

Das auf die Berliner Altstadt zuführende Straßennetz w ar dem Fuhrwerk- und Droschkenverkehr angepaßt. Je mehr wir dieses Straßennetz entsprechend den Forde­

rungen der Neuzeit auszubauen versuchen, um so stär­

ker wird sich der Verkehr in der Mitte dieses Netzes, in der Altstadt, zusammendrängen. Um dieser Entwicklung

1 Berlins A ltstodt. D ieses Luftbild zeigt d ie G e s c h lo s s e n h e it d e s S t a d tb ild e s , d a s w e rt ist, e rh a lte n zu w e rd e n . B e so n d e rs d ie K loster-, die Brüder- und die Breite Straße weisen ein g u te s V e r h ä lt n is zw isch e n F lä ch e un d R a n d b e b a u u n g a u f. (B ild s te lle d es Ministeriums fü r Wirtschaft und Arbeit 4635. Freigegeben vom RLM .)

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2 ,,D e r V e r k e h r s s c h la u c h "

Er en tsteh t, w o m an versucht, die S ta d ts tr a ß e dem K ra ftve rke h r an­

z u p a s s e n , o h n e d en Versuch zu m ach en , sie a ls g estaltete n Raum zu b e g r e ife n . (H a n sa -Lu ftb ild , Berlin, 5 9 8 2 . F re ig e g e b e n vom RLM.)

gerecht zu werden, sind Opfer über Opfer an wert­

vollem altem Kulturgut nötig; denn wir stehen am Anfang, nicht am Ende der Auswirkungen des Kraftverkehrs. W er möchte so vermessen sein, die Wirkung einer stark ge­

förderten Kraftwagenvermehrung vorauszusehen?

Die Flugbildaufnahme von Altberlin (Bild 1) vermittelt nicht den Eindruck, den das einzelne Bauwerk auf uns ausüben kann. Wohl aber zeigt sie die Geschlossen­

heit eines immerhin wertvollen Stadtbildes. Um das Stadt­

bild erhalten zu können, bedarf es der Wahrung ge­

wisser Zusammehhänge. Ich erinnere hier an Straßen­

bilder der Berliner Altstadt, an die Brüderstraße, die Breite Straße, die Klosterstraße. Diese drei Straßenzüge sind Musterbeispiele für das Verhältnis zwischen Fläche und Randbebauung. Zwar tragen auch sie deutlich die Spuren der letzten achtzig Jahre, doch alle begangenen Fehler können die Schönheit ihrer Führung und ihrer A b ­ messungen nicht verwischen.

Soll das Bild der Altstadt in seinen Wesenszügen Kin­

dern und Enkeln erhalten werden, so bedeutet dieses Streben durchaus nicht etwa ein Verlangen nach „mu­

sealer Konservierung". Mögen einzelne Häuser im Laufe der Zeit durch neue ersetzt werden, mag eine Auflocke­

rung einzelner überbebauter Flächen ruhig erfolgen, mag die Gesundheitspflege zu ihrem Rechte kommen — wer wollte so vermessen sein, dies verhindern zu wollen?

Wohl aber muß w ahre Denkmalpflege bestrebt sein, über die Frage und Erhaltung einzelner besonders wert­

voller Bauwerke hinaus das uns erhaltene Siedlungs- gepräge Altberlins nach Kräften zu erhalten.

Alle Straßendurchbruchs-Absichten tragen mehr oder weniger das G ep räg e von örtlichen Notlösungen. Um den Stadtkern Berlins zu erhalten, um etwaigen künftigen Forderungen einigermaßen gerecht zu werden, sind an­

dere Mittel notwendig, die freilich dann nicht nur Ver­

kehrszwecken dienen dürfen, sondern gleichzeitig ge­

sundheitliche Forderungen miterfüllen und dem Stadtbild zugutekommen . All diese Gesichtspunkte lassen sich ver­

einigen, wenn an die Stelle behelfsmäßiger Verbesse­

rungen Maßnahmen treten, die zw ar im ersten Anhieb größere Eingriffe bedeuten, dafür aber menschlichem Er­

messen nach G ew ähr für eine Anpassung des Großstadt­

verkehrs an die Forderungen der neuen Zeit bieten.

Bild 7 (Seite 468) zeigt den Versuch, an die Stelle von Durchbrüchen in der Alt- und Friedrichstadt die U m ­ g e h u n g s s t r a ß e treten zu lassen. Diesem Plan ist nur eine südliche Ringstraße, vom Alexanderplatz bis zum Spittelmarkt, zu entnehmen (gepunktet eingetragen).

Bild 8 gibt ein umfassenderes Bild. Auch die Nordseite der Altstadt zeigt hier eine Umgehungsstraße, die, eben­

falls vom A lexanderplatz ausgehend, über die Münz­

straße, die Rosenthaler Straße durchschneidend, in die

4 6 4

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Friedrichstraße einmündet. Von verschwindend geringen A usnahm en abgesehen, sind O pfer an Kulturgut nicht vonnöten. Ober die wirtschaftlichen O pfer, die gebracht w erden müssen, gibt das Ergänzungsblatt Bild 9 Auf­

schluß.

Doch nicht nur ein innerer Ring legt sich um die Alt­

stadt, sondern in angemessener Entfernung ist eine z w e i t e ä h n l i c h e A n l a g e vorgesehen, viel breiter als die erste. Ist dieser Vorschlag sehr vermessen, un­

durchführbar, scheitert er an den Kosten? Die Häuser­

blöcke zwischen der Elsässer bzw. Lothringer Straße und der Linienstraße sind im Plan entfernt. W ohl nicht ein Haus wird abzubrechen sein, das Anspruch auf Kultur­

werte erheben könnte.

Wer sich der Mühe unterzieht, Bild 8 eingehend zu betrachten, wird sich nicht nur mit den aufgeworfenen Verkehrsfragen beschäftigen, sondern auch mit dem Plan­

bild selbst. Man vergleiche die Baublöcke der Altstadt mit denen ihrer Umgebung. Das 19. Jahrhundert hat uns ein schlimmes Erbe hinterlassen. Sanierungsabsichten sind bei seinem Nachlaß sehr viel besser angebracht, als in der Altstadt. Können sie mit Verkehrsverbesserungen ver­

bunden werden, so sind Geldopfer mit anderen M aß­

stäben zu messen, ja selbst die vorgesehenen Breiten­

ausmaße dieses zweiten Ringes erscheinen durchaus ge­

rechtfertigt, ja zu gering, gemessen an den Auswirkun­

gen eines Bodenwuchers., der sich in den Baublöcken widerspiegelt.

Wir kommen zum Kern der Gesundungsfragen. Wohl stehen zur Zeit die Forderungen des Verkehrs obenan.

Doch am Krankenbett der Großstadt sollte nach meinem Dafürhalten neben dem Verkehrsfachmann, dem Fach­

mann für Gesundheitspflege, dem Städtebauer und dem Verwaltungsfachmann der S o z i o l o g e stehen. Auch seine W ünsche, ¡a diese wohl in erster Linie, müssen er­

füllt werden, soll die Großstadt „saniert" werden. Die Entfernung der Baublöcke zwischen den genannten Straßen, die Schaffung eines zweiten Ringes ist nicht als

„Sofort-Programm" zu betrachten. W ohl aber können zielbewußt Jahr um Jahr einzelne Baublöcke entfernt und die freiwerdenden Flächen weitschauenden Plänen entsprechend behandelt werden. Der breite Gürtel sprengt ein Häusermeer, das Großstadt oder Teil einer Großstadt zu nennen, den Stadtbegriff zum Zerrbild wer­

den läßt. W as völliger Mangel an soziologischem Emp­

finden an Irrleistungen vollbracht hat, bedarf der Ein­

griffe. Daher ist dieser Ring durchaus kein Traumgebilde.

Er will als ein Versuch gewertet werden, der darauf a b ­ zielt, alle Gesundungsbestrebungen auf einen Haupt­

nenner zu bringen. Der innere Ring (um die Altstadt) zeigt eine gepunktete Begleitlinie. Sein Breitenausmaß ist vorerst auf Verkehrszwecke abgestimmt. Doch auch er soll als grüner Gürtel in ähnlicher Breite sich um die Altstadt legen, wie der zweite oben beschriebene Ring.

Auf Einzelheiten der Vorschläge, auf die Führung der Ringe näher einzugehen, verbietet hier der Raum, und es ist nicht Aufgabe einer städtebaulichen Betrachtung, über das Grundsätzliche hinaus Einzelfragen zu erörtern. Wohl aber müssen die Hauptgesichtspunkte hervorgehoben werden. Hier tritt an die erste Stelle die S t a d t ­ s t r a ß e . Die ausgesprochene Verkehrsstraße kann im Zeitalter des Kraftwagens nicht mehr Wohnstraße sein, weil bei der künftigen Stadtverkehrsstraße eine Rand­

bebauung überhaupt in W egfall kommen muß, soll sie nicht zum Verkehrsschlauch ausarten. Folgerichtig kom-

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3 Die B reite S tra ß e . B e isp iel e in e r noch nicht zum „ V e rk e h rs s c h la u c h " e n ta rte te n städ tischen S t r a ß e . D e r B e g riff S t r a ß e mit se in e n wohlabgewogenen V erh ä ltn isse n ist h ie r h e u te noch le b e n d ig .

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4 6 5

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1

men w ir fü r die Hauptverkehrsstraßen zur Einschaltung von G rünb än de rn, b re it genug, um lä rm däm p fend w ir­

ken zu können. Ebenso no tw en dig füh rt die Entwicklung z u r U n t e r t e i l u n g d e r G r o ß s t a d t 1). Zwischen G rüngürteln liegen Baugebiete. H ier b e hä lt die Straße ihre ursprüngliche Eigenart. Sie ist an die ungeschrie­

benen G esetze von Fläche, K örp er und Raum gebunden.

Ich stelle der Breiten Straße (Bild 3) Bild 2 gegen­

über. Eine Straße? Nein, ein V e r k e h r s ­ s c h l a u c h ! Doch hiermit soll nicht gesagt sein, daß der Kraftwagen den Verkehrsschlauch fordert. Er ent­

steht nur da, wo man versucht, die Stadtstraße dem W e ­ sen des Kraftwagens anzupassen. Die überstürzte tech­

nische Entwicklung und das hieraus sich ergebende W irt­

schaftsgehabe ließen die Baugesinnung verkümmern und bescherten uns das Häusermeer der Großstadt. Die Tech­

nik und ihre Fortschritte werden uns Mittel und W ege zeigen, die ungefügen Klötze umzugestalten. Den An­

stoß zum Umbau der Großstadt gibt der Kraftwagen.

Die Reichsautobahnen sind auf die Bedürfnisse des Kraftverkehrs zugeschnitten. Auch die Verkehrsbänder innerhalb der Städte werden sich kommenden Forderun­

gen anpassen müssen. Betrachten wir unter diesem G e ­ sichtswinkel die vorgeschlagenen Ringe, so wjrd manch flüchtiges Urteil sich wandeln müssen, und Straßendurch- bruchs-Absichten werden nachzuprüfen sein. W ir kom­

men zu unserem Fall, zu Altberlin, und damit zu der Frage zurück:

Durchbruch o d er Um gehung d e r A ltsta d t?

Ein einzelner Bau, freilich ein Bauwerk gewaltigen Ausmaßes, der E r w e i t e r u n g s b a u d e r R e i c h s ­ b a n k , rollte vor nunmehr zwei Jahren die Verkehrs­

frage des Stadtinnern in vollem Umfange auf. Der ge­

plante Durchbruch der Jägerstraße durchschneidet die für den Erweiterungsbau vorgesehene Fläche. Von w ei­

teren Begleiterscheinungen dieses Durchbruchs nenne ich die Gefährdung des Schloßplatzes als die städtebaulich schwerwiegendste. Schon die nördliche Umgebung des Schlosses hat einst unter den Einwirkungen einer „Förde­

dung der Entwicklung der Stadt" so starke Einbuße er­

litten, daß man es dem Städtebauer nachempfinden muß, wenn er weitere Eingriffe in den Baubestand der näch­

sten Umgebung des Schlosses schmerzlich empfindet und bemüht ist, Mittel und W ege zu suchen, die den G egen­

wartsforderungen gerecht werden, ohne Schaden an Schönheitswerten anzurichten.

W ir mußten uns mit den Eingriffen in die Umgebung des Lustgartens abfinden. Leider wird auch die geplante Neugestaltung des Lustgartens nicht imstande sein, be­

gangene Fehler völlig auszugleichen. Grünarchitektur an jener Stelle kann Bauwerke nicht ersetzen, die zu einer räumlichen Fassung, zur Steigerung des Schlosses und seiner Umgebung erforderlich wären. Doch was würde der Verkehrstechniker sagen, wollte der Städte­

bauer Vorschläge machen, die der Eigenart des Schlosses und seiner Umgebung würdig sind?

Der s ü d l i c h e S c h l o ß p l a t z ist eines der weni­

gen Raumgebilde Berlins, das Anspruch auf die Bezeich­

nung „Platz" erheben kann. Auch der eifrigste Förderer des Verkehrs kann nicht in Abrede stellen, daß der W est­

abschluß des Platzes an Wirkung verlieren wird, wenn eine stützenlos überbaute Einmündung der Jägerstraße, d. h. ein gähnendes Loch von etwa 5y2m Höhe und 18 bis 20 m Breite dort entstände. Das sogenannte Rote

l ) „ S ta d t- und L a n d b a u k u n d e " , V e r la g A lfre d M e tzn e r, B e rlin S W 61 (sie h e D BZ, H eft 21, S e ite 4 0 7 ff., und H eft 2 2 , S e ite A 2 6 9)

Schloß an der Stechbahn, zw ar kein Kunstwerk, doch ein Bau von anständiger Haltung, scheint abgetragen werden zu müssen. Sicherheitsgründe veranlaßten be­

reits die teilweise Räumung. W as wird an dieser Stelle entstehen? In meinem Vorschlag (Bild 13) habe ich trotz weitgehender Verkehrsmaßnahmen an anderer Stelle (Ringanlage um die Altstadt) die Westwand des Schloß­

platzes aus verkehrstechnischen Gründen zurückverlegt, in so weitgehendem M aße, als ich glaubte, dies für die Platzwirkung und für den Blick von der Schloßbrücke verantworten zu können. Auf den Jägerstraßen- Durchbruch konnte ich schon deshalb verzichten, weil die Ringanlage um die Altstadt die Verkehrsfrage des Schloßplatzes in völlig verändertem Lichte erscheinen läßt.

Fällt der Jägerstraßen-Durchbruch, so kann dies für den R e i c h s b a n k e r w e i t e r u n g s b a u nur von größtem Vorteil sein; denn die bisher vorgesehene Tren­

nung des Erweiterungsbaues in zwei Bauteile kommt als­

dann in W egfall. Durch die Ringanlage und ihre Ein­

mündung in den Spittelmarkt, durch eine Erbreiterung der Niederwallstraße und deren Einmündung in einen umzu­

gestaltenden Hausvogteiplatz wird auch der südliche Teil des Reichsbankhauptgebäudes von starkem Verkehr be­

rührt werden, ¡a, es ist wohl anzunehmen, daß bei Ver­

wirklichung dieses Vorschlages der von mir vorgesehene Reichsbankplatz (an der Nordseite des Hauptgebäudes) sehr viel weniger Verkehr aufzunehmen hätte als der Hausvogteiplatz. Dieser hätte die wichtige Rolle eines Verkehrsverteilers für den Ost-West-Verkehr in die Fried­

richstadt; für den West-Ost-Verkehr würde er zum Ver­

kehrssammelpunkt.

Die W a s s e r s t r a ß e n Berlins könnten, gesäumt von guten Bauten oder von Grünanlagen, das Stadtbild außerordentlich verbessern. Leider ist das Gegenteil der Fall. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, ist die Rand­

bebauung der Spree und ihrer K anäle recht unerfreulich.

Mein Vorschlag eines Durchbruchs, d. h. der Schaffung eines Ringteiles im Zuge der W allstraße, einer Nieder­

legung der Baublöcke zwischen diesem Straßenzug und dem Märkischen Ufer, wird gleichermaßen verkehrsför­

dernd wie dem Stadtbilde zuträglich sein.

Auch hier tritt die E n t s c h ä d i g u n g s f r a g e bei etwaigem Abbruch, der hierfür aufzuwendende hohe Be­

trag, stark in den Vordergrund. Bei einer Fortführung des Verkehrsgürtels längs der Spree zum Engelufer oder darüber hinaus würde bei den an das Verkehrsband an­

stoßenden Grundstücken auch dann ein erheblicher W ertzuwachs zu erwarten sein, wenn sich die Wert­

steigerung in gesunden Bahnen entwickelte. Hierdurch w äre zumindest ein Teilausgleich für die entstehenden Kosten des Gelände- und G ebäudeerw erbs der abzu­

tragenden Baublöcke geschaffen. Doch nicht nur die von mir vorgeschlagenen Ringanlagen lassen Kosten ent­

stehen, auch Durchbruchspläne erfordern bei ihrer Ver­

wirklichung entsprechende Beträge. O b bei einem Jäger­

straßen-Durchbruch an eine baldige Erbreiterung der Königstraße ernstlich gedacht werden kann, bleibe da­

hingestellt. Erfolgt diese Erbreiterung nicht in abseh­

barer Zeit, so dürfte die erhoffte Verkehrserleichterung, die man mit dem Jägerstraßen-Durchbruch verknüpft, sich nur sehr beschränkt erfüllen.

Die Verkehrssfragen der Berliner Altstadt sind für den Ausbau der Reichshauptstadt von einschneidender Be­

deutung. Je nach ihrer Lösung werden auch andere Stadtteile stark in Mitleidenschaft gezogen, darunter in erster Linie die F r i e d r i c h s t a d t , wie das Beispiel der Dreifaltigkeitskirche (Bild 6) zeigt, das ich nur kurz berühren kann. A ber auch die Linden, in weiterer Folge

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4 Dai sogenannte Rot* Schloß an d er Stechbahn, im B ild e hinter dem D enkm al, muß aus b au p o lize ilich en G rü n d e n geräum t und ab g e trag e n w e rd e n . Damit rollt sich die Frage, nicht nur d es Sch lo ß p latze s, sondern d e r Erhaltung w e rtv o lle r T e ile d es Stadtbildes überhaupt aufs neue auf

6 Die Dreifaltigkeitskirche te ilt d a s S c h ick s a l so v ie le r , h istorisch w e rt v o lle r B a u w e rk e . S ie w ird vom B o d e n w e rt d e r G ro ß s ta d t a u fg e ze h rt. Z w a r d a rf ihr Bestan d w ohl a ls g e s ic h e rt b etra ch te t w e rd e n , doch d a s V e rh ä ltn is d ie se s B a u es zu s e in e r U m gebung ist in g ro b e r W e is e g estö rt. Ein Stück a lte n Kulturgutes e rsäu ft.

le ite t man d en Sta d tv e rk e h r vom Sp ittelm a rkt ü b er d en H a u s v o g te ip la tz in d ie F rie d ric h s ta d t, so sind E in g riffe in d ie B a u su b sta n z zu Z w e ck e n e in e r V e r­

k e h rse rle ic h te ru n g a u f d ie D a u e r nicht zu um gehen.

D ie se Ein g riffe müssen — so ll d e r h isto risch e Te il d e r W ilh e lm s tra ß e g esch o n t w e rd e n — in d e r K ano- n ie r- und M a u e rs tra ß e vorg enom m en w e rd e n , denn d ie s e b e id e n S tra ß e n zü g e nehm en 6 b zw . 9 O st-W est- stra ß e n d e r F rie d ric h s ta d t au f.

D ie v o rg e s c h la g e n e n Ein g riffe (Bild 7 u. 8| d ie n e n nicht nur den n o tw en d ig e n V e rk e h rsm aß n a h m e n , son­

d ern d e r E ig e n a rt d e s S ta d tb ild e s , h ie r in erster Lin ie d ie se m K irc h b a u .

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5 Das Stadtschloß ein Bau w erk, dos größte Rücksichtnahme fo rd e rn kann, Rück­

sichtnahme nicht nur auf d a s Bauw erk selbst, sondern auf sein e Um gebung

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7 V erk eh rslin ie n d e r In n en stad t. D rei S tra ß en zü g e d u rchq u eren d ie B e rlin e r A ltsta d t. S ie müssen den V e rk e h r von O s t nach W e st und Sü d w est (und um gekehrt) au fn eh m en . A llm ä h lic h erstickt d e r h istorisch e T e il d e r Stad t im w a c h se n d e n K ra ftw a g e n v e rk e h r.

W ir ve rsu ch en , dem V erk eh r und sein e n A n fo rd eru n g n g e re c h t zu w e rd e n . Ein D urchbruch d e r Jä g e rs tra ß e (vom S c h lo ß p la tz zum T ie rg a rte n ), ist ein s o lc h e r V ersu ch . Er ist in d e r S k iz z e ein g e ze ich n e t. D ie se r Plan muß a ls ric h tig e Lösung ein e r V erk eh rsen tlastu n g d e r Linden und d e r L e ip zig e r Stra ß e b e z e ic h n e t w e rd e n . S ie kosten uns, w ie d ie Erfahrung lehrt, w e rtv o lle s Kulturgut. Ein Bau nach dem ä n d ern w ird au s s e in e r U m gebung g elö st, ein S traß en zu g nach dem ä n d ern in sein en Zu sam m enhäng en g estört. Ich e rin n e re an den D urchbruch K a is e r-W ilh e lm -S tra ß e . D ie O p fe r , d ie an Sch ön heitsw erten g e b ra c h t w u rd en , sind im H in b lic k a u f d a s Erg e b n is ü b erg ro ß . Sow oh l d ie a lte M a rktk irch e (M a rie n k irc h e ), w ie d e r Lustgarten h ab en starke Ein b u ße erlitte n . N un d roh t dem sü d lichen S c h lo ß p la tz G e fa h r — d e r D urchbruch d e r Jä g e rs tra ß e . G e w iß , d e r g e p la n te Durchbruch sch afft V e r­

k e h rse rle ich teru n g e n . Doch w ie b a ld w e rd e n n eue Ford eru n gen au fta u ch en und w a s b le ib t a lsd a n n von d e r A ltsta d t noch ü b rig ?

D ie S k iz z e d eu tet d ie sü d lich e T e ilstre ck e e in e r Um gehung a n , a u sg e h en d vom A le x a n d e r - p la tz , en d ig e n d im um gebauten S p ittelm arkt. D ie se r T e il d e r U m leitung sstrecke ist a ls e rste r A b sch n itt g ed a ch t.

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8 Lageplan des heutigen Zustandes. Die W a s se rlä u fe sind schw arz, e b e n so d ie Bauten um d en Sch loßp latz und um d ie Reichsbank. D ,e Z a h len b edeuten:

1 D e r Lustgarten 2 D er Erw eiterungsbau d e r Reichsbank (d e r sch w arze Bau links ist d e r Reichsbankhauptbaul. 3 D ie südliche Um leitung d e s V erkeh rs um d ie Altstadt. 4 Der B ahnhof A le x a n d e rp la tz. 5 D ie nördliche Umleitung 6 ü b er M o a b it nach Knie und K a iserin -A u g u sta -A lle e. 7 D er historische Te il d e r W ilh e lm stra ß e (die Zahl steht etwa

i n d e r längsm itte). 8 D ie M in isterg ärten . 9 Bahnhof Friedrichstraß e. 10 Dönhoffplatz. 11 Umleitung d e s V erkeh rs nach d e r Lin d e n stra ß e 12 U f e r v e r k e h r s b a n d a h Ver­

bindung zw ischen inn eren und mittleren Ring. 13 Bahnhof A le x a n d e rp la tz. 14 D er frühere K rö g e l und se in e U m gebung. P lä n e für e in e W ie d e rb e b a u u n g schweben z. Z.

15 D e r mittlere Ring a ls V e rk e h rsb a n d , G rünstreifen und Unterteilung. D ie A n la g e e in e s V erk eh rsrin g e s um d ie Altstadt d ü r f t e d i e N o t w e n d i g k e i t w e i t e r e r E i n g r i f f e in deren B a u b esta n d erü b rig e n , so w e it d ie s e Eingriffe nur V e rkeh rserfo rd e rn issen entsp rin g en . Eine N achprüfung d e r U m leitung svorschläg e auf praktische Durchführbarkeit bedingt V erg leich e mit Bi Id 9. Dort .m d a ll ,en e S t e le n durch Schraffur gekennzeichnet, d ie e in e Beseitigung von Baublöcken o d e r T e ile n von solchen notw endig machen. N o * ein zw e ite r Ring ¡5 au Bild 9 te ilw e ise sichtbar. Auch e r soll einem kommenden Ausbau d e s K ra ftverkehrsw esen s d ie n e n . S e in e Berechtigung ist aus d e r A r. d e r Erschließung der, an d e r Altstadt östlich, nördlich und südöstlich a n g re n ze n d e n Stadtteile h erzuleiten.

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der Tiergarten, müssen beeinflußt werden. Umgehungsringe be­

lasten den lin d e n zum Teil ihre Eigenart. Sie geben dem Tiergarten sein G ep räg e a ls Erholungsstätte des G ro ßstädters zurücck.

Für den S tä d te b a u e r, dessen A ufgabe es ist, die großen Zusam ­ menhänge des Bauwesens zu erfassen sind alle Fragen, die hier au f­

g e r o l l t w erden, von großer Bedeutung. Doch auch der Architekt, der

sich vorwiegend mit einzelnen B auau fg aben , seien sie groß oder klein befaßt, ersieht aus diesem Beispiel den Einfluß einzelner Bau­

werke auf das Stadtbild, der um so g rö ß er w ird , je umfangreicher die jeweilige Bauaufgabe ist. Der Einfluß des Reichsbankerweite­

rungsbaues reicht vom A lexand erp latz bis zum Tiergarten, weil die

Frage des Jägerstraßen-Durchbruchs sich hierbei au fro llt; sein Ein­

fluß reicht jedoch dann noch sehr viel weiter, wenn die Verkehrs­

frag e von einer anderen Seite aus an g efaßt w ird. Ich d arf hier auf meinen Vorschlag eines Umbaues des S p i t t e l m a r k t e s und des H a u s v o g t e i p l a t z e s hinweisen (Bild 13). Bei einem Stadt­

bild von der G rö ß e Berlins muß das Fehlen leitender G edan ken beim Ausbau der letzten achtzig Jah re besonders schmerzlich emp­

funden werden. Jed er N eubau, ganz besonders jeder größere N eubau, muß dazu dienen, begangene Fehler auszum erzen. G rü n d ­ liche städtebauliche Vorbereitungsarbeiten sind hierfür erste V o r­

aussetzung.

10 Plan der Verkehrsführung. Ein in n e re r Ring, um d ie A ltsta d t g e le g t, führt von der Karlstraße über den A le x a n d e r p la t z zum Sp ittelm a rkt, h ier einbiegend in eine s t a rk ve rb re ite rte , bis zum Sp ittelm a rkt vorsto ß en d e Lindenstraße. Die weitere Führung w ird — so la n g e d ie B ah n hö fe im Stadt-

¡nnern verbleiben (Potsdamer und A n h a lte r B a h n h o f), an d ie K och-, A n ­ halt- und Schöneberger S traß e g ebunden s e in , um d ie U fe rstraß e n d es Kanals, und in Fortsetzung, d ie K a is e r-W ilh e lm -G e d ä c h tn is k irc h e und d as Knie zu erreichen. H ier beginnt d er n ö rd lich e Te il d es m ittleren Rin g es, der die Marchstraße benutzt, um M o a b it zu e rre ic h e n . D er Ring en d ig t am Halleschen Tor, vo n wo er ein ig e V erb in d u n g ste ilstre ck en zum inneren und zum ä u ß e re n Ring schickt. Bei letzterem sind v ie le V o ra u ssetzu n g e n schon vo rh an d en . W e itb lick au f stä d teb a u lich em G e b ie t lie ß vo r J a h r ­ zehnten schon e in e Petersburger, E lb in g e r, D a n z ig e r Stra ß e entsteh en . Bei weiterer Entwicklung d e s Kraftfah rw esen s w e rd e n w ir d ie s e g e le is te te V o r­

arbeit sehr zu schätzen wissen.

Nicht nur die Altstadt, auch d ie Frie d rich sta d t b e d a rf e in e r Entlastung. D ie

„Linden" verlieren ihren C h a ra k te r a ls M o n u m en ta lstraß e , w enn d e r K ra ft­

wagen allzusehr in den V ord erg ru n d tritt, g a n z zu sch w e ig e n vom T ie r­

garten, der Erholungszwecken d ienen so ll.

9 U m leitung d es V e rk e h rs zw ecks Erhaltung d e r A lts ta d t. S c h ra ffie rte S te lle n b ed eu ten Ein g riffe in d en d e rz e itig e n B a u b e sta n d , w ie sie b ei d e r Führung d e r R in g a n la g e n e rfo rd e rlic h sein w e rd e n . Punktierte Flä ch en w e rd e n d urch v e rä n d e rte Straßen fü h ru n g o d e r Platzu m g estaltu n g für ein e B eb au u n g fre i.

D ie Z a h le n h a b e n d ie s e lb e Bedeutung w ie b ei B ild 8. Ein e r b esseren O rie n tie ru n g w e g e n sin d e in e A n z a h l S tra ß e n zü g e im P la n e nam en tlich a n ­ geführt.

4 6 9

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11 D ie N o rd ie ite d e r Reich ib on k stößt on die J ä g e r s tra ß e . Durch den ihr vorg elag erten Baublock ist d ie se H au p tfron t d es G e b ä u d e s verdeckt. Ihr C h a ra k te r fo rd e rt e in e vo rg e la g e rte Fläche ent­

sp re ch e n d e n A u sm aß es.

D as Lich tb ild g ib t V eran la ssu n g zu einer grundsätz­

lich en Betrach tu n g . U nverken n bar spricht aus diesem Bau e in e M onum entalität. Die Architektur lä ß t a u f e in e bestimm te Haltung und Note der In n en räu m e s ch lie ß e n . A n d e rs d er Erweiterungs­

b a u , doch w ohl ein re in e r Zw eckb au, wie die g le ic h m ä ß ig e n , sich im mer w iederholenden Fenster­

re ih u n gen a lle r Entw ürfe fü r den N eubau erkennen la sse n . N ich t zu unrecht d a rf d aher von einem , , H au p tb a u " und einem „Erw eiterungsbau" ge- sp roch en w e rd e n .

12 (links unten] Derzeitiger Zustand. (Ein g e p la n te r D urchbruch d e r J ä g e r ­ s tra ß e zum S c h lo ß p la tz ist nicht ein g e ze ich n e t.)

Fünf Plätze ze ig t d ie se La g e s k iz ze , den S c h lo ß p la tz, den W e rd e rsc h e n M arkt, den H a u sv o g te ilp la tz , den D ön h offp latz und den Spittelm arkt.

D er H au svo g te ip la tz ist ein eb en so m erkw ürdiges G e b ild e , w ie d e r Sp ittel­

markt. B e id e stehen au f K riegsfuß mit den u n g eschrieb en en G e s e tz e n von F lä ch e, Raum und K ö rp e r. S ie sind au sg esp ro chen u norg anisch.

O h n e Kosten zu ve ru rsa ch en , lä ß t sich d e r D ön h offp latz zu einem harm onischen R au m g eb ild e g estalten . Ein Bau g enüg t, d e r an d e r feh lerh aften S te lle e in ­ gefügt w ird . Das Raum em pfinden w ird zu r Z e it stark b ee in träch tig t durch a llz u re ic h e s G rü n .

Durch den Erw eiteru n gsb au d e r R eich sb an k, vo r alle m a b e r durch ein e e tw a ig e N ie d e rle g u n g d es Bau b locks vo r dem R e ich sb an k -H au p tg e b äu d e (siehe B ild 13) w ird d e r W e rd e rs c h e M arkt w esen tlich beein flu ßt w e rd e n .

Eine g e n a u e re Betrachtung von Bild 12 lä ß t erken n e n , w ie eng e in g e k e ilt d er Hauptbau d e r R eichsb ank lie g t. N u r ein k le in e r T e il d e r G e s a m ta n la g e — le id e r d e r architekton isch u n erfreu lich e — steht f r e i; ihm ist d e r H au sv o g te ip la tz v o rg e la g e rt. A uch d e r Erw eiteru n gsb au w ird von Sü d e n , W esten und N ord en eng umschlossen sein . N u r d ie O stse ite (W asserfront) w ird zu r G e ltu n g kommen.

S tä d te b a u lich e V erb esseru n g en sind mit d e r Durchführung d es R eich sb an k-Er­

w e ite ru n g sb au e s kaum verknüpft. Einem Platze a b e r w ird zu Leib e gerückt, d e r d e r Ein g riffe nicht b e d a rf, d e r sie nicht v e rträ g t. Es ist d e r Sc h lo ß p la tz.

13 (rechts unten) Ein städtebaulicher Vorschlag. Den sch w eb end en V e rk e h rs­

prob lem en ist entsp rechend den V o rsch läg e n (Bild 7) Rechnung zu trogen versucht w o rd en . H ierau s erg ib t s ic h ;

1. d ie V erm eid ung e in es D urchschneidens (Jäg e rstra ß e ) d es Erw eiteru n g s­

g e lä n d e s d e r R eich sb an k,

2. d ie V erm eid ung e in e r Beein träch tig u n g d es S c h lo ß p la tze s,

3. ein P latz vo r d e r R eich sb an k, d eren m onum entaler H aup tb au (Bild 11) ent­

sp rech en d zu r G e ltu n g kommen k a n n ; g le ich ze itig läß t d ie se r V o rsch lag auch den Erw eiteru n gsb au w irksam in Erscheinung treten,

4. H a u s v o g te ip la tz und Sp ittelm a rk t e rfah re n e in e Um gestaltung.

R eich sb an k-H au p tb au und -E rw eite ru n g sb au rücken sich im Zuge der Kurstraße a u f S tra ß e n b re ite n a h e . Um d ie entstehend en H öhenunterschied e beider Bau­

massen zu d ä m p fe n , em p fie h lt sich au s stä d te b a u lic h e n G ründen eine Erweite­

rung d e r K u rstraße zw isch e n den b eid e n B a u k ö rp e rn , d . h. ein Abrücken des Erw e iteru n g sb a u es vom H au p tb a u .

D ie s tä d te b a u lic h e Ford erung h at b a u lic h e W irku n g e n zu r Folge. Zwischen den b eid e n Bauten entsteht ein la n g g e stre ck te r H o f, durch Tore abschließbar, d e r dem R e ich sb an k b e trie b von V orteil' sein w ird . Bedenken gegen eine Sp erru n g d e r K u rstraß e dürften im H in b lic k a u f d ie sonstigen Verkehrsmöglich­

keiten d es V o rs c h la g e s kaum a u ftreten .

V o rau ssetzu n g für e in e V e rw irk lic h u n g ist d ie Beseitigu n g des Baublocks vor d e r N o rd se ite (Bild 11) d e r R eich sb an k , fe rn e r e in e V erb reiteru n g der Nieder­

w a lls tra ß e von d e r R eich sb an k bis zum S p ittelm arkt. Zw ischen Niederwall­

stra ß e und K u rstraß e b le ib t e in e ve rh ä ltn ism ä ß ig g e rin g e Bautiefe, recht wohl g e e ig n e t für B ü ro h ä u ser, d ie je d o c h v ie r G esch o ß h ö h e n m öglichst nicht über­

sch reiten so llten .

D ie Sü d seite d es R eich sb an k-H au p tb a u es e rfä h rt e in e Um gestaltung. Dieser Te il d es G e b ä u d e s , von d e r m onum entalen A rt d es H auptbaues stark ab­

w e ic h e n d , ist für ein F re ile g e n u n g ee ig n et. Ein U m b au, d e r gleichzeitig eine Erw eiteru n g mit sich b rin g t, ist d a h e r ein Erfo rd ern is.

Einen entstehenden R e ich sb a n k p la tz (vor d e r N o rd fro n t d es Hauptbaues) um­

sch ließ e n im Süden d ie H au p tfron t d e r R eich sb an k (Bild 11), ein Backsteinbau, im W e sten ein R e ich sp o stg e b ä u d e , e b e n fa lls in Backstein g ehalten, das mit g erin g em A u fw a n d h e rg e ric h te t, seh r w ohl a ls P latzw an d wirken kann, im N o rd e n d ie S c h in k e lk irc h e am W e rd e rs c h e n M a rkt, e b e n fa lls ein Backsteinbau, im O ste n , etw a s a b se its d es P la tzes g e le g e n , doch noch sehr wohl im Platz­

b ild e m itw irkend , d ie S c h in k e la k a d e m ie , ein B a ck stein b a u von guter Haltung.

Um e in e r Ein h e itlich k eit und S teig e ru n g d es Sta d tb ild e s w ille n w äre zu wün­

sch e n , d a ß au ch d e r E rw e iteru n g sb a u d e r R eich sb an k im gleichen Material g eh a lte n w ü rd e.

L E i P Z S T R

(9)
(10)

Das von Alfred M ersel 1907 erbaute Warmhaus (Bild links untenlwurde zu einem W ohnzimmer umgebaut (Bild links) und an den N eubau angeschlossen (Lageplan)

Lageplan

* » ' Die Anordnung des Hauptein­

ganges wurde von der vor­

handenen Pergola bestimmt.

Der Anschluß an das alte Gartenhaus beeinflußte gleich­

falls die Grundrißgestaltung

(11)

Inneres des Wohnzimmers im Ausgebauten alten

(12)

Für d en Bau h oben g e lie fe rt

d ie M au rer- und Z im m erm a n n sa rb e ite n : Paul T a e g e r, Berlin W 3 0 ; d ie D a ch d e c k e ra rb e ite n : W . P. Rusch,. B e rlin -G ru n e w a ld ; d ie Plattenfu ßb ö den : F. W asm uth, B erlin W 3 5 ; d ie T is c h le ra rb e ite n : C a r l Schmidt, Berlin -Pan kow ,•

d ie In stallation für H eizung u, W a s s e r : Otto Peschke Nachf., Berlin SO 16;

d ie In stallation für d ie elektrische Beleuchtung: H: W e lz e l, Berlln-Lichter- fe ld e -W e s t;

d ie eichenen R ie m e n b ö d e n : Paul Elb ln g e r, Berlin -Ch arlotten b u rg ,- d ie M a le r a r b e it e n : M a y e r & W e b e r , B e rlin -W ilm e rsd o rf;

d ie S c h lo s s e ra rb e ite n : W . A fd rin g , B e rlin -H a le n se e

Links oben-, Fenster im Erdgeschoß des Neubaues, daneben Fenster im umgebauten W arm haus, darunter die Eingangstür

W erkzeich n u n g en hierzu auf g e g e n ü b e rlie g e n d e r Seite

I ' V .V .;

V f . *

4 7 4

(13)

Werkzeichnungen der beiden auf der gegen­

überliegenden Seite abgebildeten Fenster der Haupträume des

Hauses

W erkzeichnung der Tür des Haupteinganges mit Einzel­

heiten der Füllung 0,-10 o

4 7 5

(14)

Chem ische B o d en verfestig u n g und A bdichtung

D ipl.-Ing. Dr. Karsten

B e rlin -G ru n e w a ld

Bis vor etwa zehn Jahren hatte man große Schwierig­

keiten, sandige Bodenschichten gesteinartig zu verfesti­

gen, besonders, wenn es sich um Arbeiten unterhalb des Grundwasserspiegels handelte. Seitdem man aber ein Verfestigungsverfahren, bei welchem zwei c h e m i s c h e L ö s u n g e n in den zu behandelnden Untergrund ein­

gepreßt werden, benutzt, ist diese Aufgabe im allge meinen als gelöst zu betrachten. Ähnelt doch das Er­

gebnis der chemischen Verfestigung im Gefüge und in

1 G r u n d r iß u n d A n o rd n u n g d e r S p r it z r o h r e f ü r d ie V e r f e s t i- g u n g s a r b e it e n a n d e r D o m k lrc h e . a V e r fe s tig u n g ; b v o rh a n ­ d e n e a lte S te in p a c k u n g ; c1 A n o rd n u n g d e r S p ritz ro h re von b eid e n S e ite n ; c2 A n o rd n u n g d e r S p ritz ro h re ohne A usschachtung ; c3 A n o rd ­ nung d e r S p ritzro h re bei au sg e sch a ch te te r B a u g ru b e ; d S e n k b ru n n e n

der Zusammensetzung sehr einem mittelharten Sandstein mit kieseligem Bindemittel. Die chemische Verfestigung ist auch gegen angreifende Bestandteile des Grund­

wassers unempfindlich. Die durch das Verfahren er­

zielten Festigkeiten betragen bei Sandböden bis zu 80 kg/cm2.

Einige Beispiele aus neuerer Zeit zeigen bemerkens­

werte Anwendungsmöglichkeiten. Durch die Einwirkungen des zunehmenden Lastwagenverkehrs ist die D o m ­ k i r c h e i n R i b e in Jütland, deren Unterbau aus einer Steinpackung besteht, an den W änden stark rissig ge­

worden, so daß der Bestand des Bauwerkes gefährdet wurde. Man entschloß sich, die bestehenden Grund­

mauern durch das Joostensche Verfahren zu verbreitern und bis zum Erreichen besserer Bodenschichten zu ver­

tiefen. Bild 1 zeigt die in dieser W eise durchgeführte Gründungsverbesserung. Es konnte festgestellt werden, daß in dem feinen quarzhaltigen Sand alsdann sehr gute Festigkeiten erzielt wurden.

Beachtenswerte Verfestigungsarbeiten werden neuer­

dings beim Bau der L o n d o n e r U n t e r g r u n d b a h ­ n e n vorgenommen, so bei der Verlegung eines Ab­

wassersammelkanales auf dem Monument-Bahnhof. Der neue Sammelkanal lag mit dem größten Teil des kreis­

förmigen Querschnittes in festem Ton, dem sogenannten London-Clay, während der Oberteil in rolligem Kies ge­

bettet war. Da die Verfestigung des Kieses mit Hilfe des Zementierverfahrens (bei dem reiner Portlandzement eingepreßt wurde) sich nicht bewährte und die Bau­

stelle sich unter dem dichtest bebauten Teil der City be­

fand und Setzungen des Untergrundes unbedingt ver­

mieden werden mußten, so entschloß man sich zur An­

wendung des Joostenschen Verfahrens, zunächst auf einer Versuchsstrecke von etwa 5'/2 Metern. Von dem fertiggestellten Stollenstück aus wurden durch die mit Holz verschalte Brustverkleidung hindurch Einpreßrohre vorgetrieben, mit deren Hilfe dann ein Stützbogen im Rollkies verfestigt werden konnte. Diese Verfestigungsart

2 A u s fü h r u n g d e r V e r f e s t ig u n g s a r b e it e n a n d e r H a lt e s t e lle M o n u m e n t

Links d ie D ruckp um p en zum Ein p re sse n d e r b e id e n chem ischen Sto ffe, rechts ein Z e m e n tp re ß - kessel zum H in te rp resse n d e r T ü b b in g s mit Zem ent

3 B a u g r u b e m it chem isch h e r g e s t e llt e r d ic h te r Sohle (nach B e rn h a rd ), a E rd o b e rk a n te , b W a s s e r r o h r ; c V erfestig u n g ; d O r t s p e g e l; V ± 0 > 6 0 ; eEisen- b e t o n k a n a l; f L a rse n -S p u n d w a n d Anor4nun<j de' JpnUrahr* obnt Ausuhathtung. A.ioni'viq «o ip^rtrohrr eo

au. Oa-j'-vO*.

©i.020

4 7 6

(15)

4 Fuge Im U m la u f k a n a l e in e s Dock» in Eng­

land. Vor der chemischen A b d ich tu n g

erwies sich als sehr erfolgreich, so daß von einer schwe­

reren Aussteifung beim Vortriebe des innerhalb ver­

festigten Rohres abgesehen werden konnte. Ein weiteres Stollenstück wurde in gleicher W eise ausgeführt und dann tübbingmäßig ausgebaut. Bild 2 zeigt einen be­

reits ausgebauten Stollenteil sowie die Vorrichtung des Einpressens der chemischen Stoffe. Der Bau einer M a­

schinenkammer auf dem Monument-Bahnhof wurde in ähnlicher Weise tunnelmäßig durchgeführt. Der Durch­

messer des Tunnelausbruches betrug hier etwa 8 Meter und der Halbmesser des verfestigten Stützbogens rund die Hälfte.

Im Zusammenhang mit der Verfestigung tritt in dem durchlässigen Boden auch eine A b d i c h t u n g ein, die bei genügender Stärke der behandelten Schichten bis zur Vermeidung jeglichen Wasserdurchflusses gehen kann. Das Joostensche Verfahren kann auch in solchen Fällen häufig benutzt werden, bei denen die Abdichtung der Hauptzweck ist und nicht die erreichte Festigkeit.

Ein Beispiel hierfür ist der Bau eines Heberohrkanales des neuen Wasserwerkes in D ü s s e l d o r f . Das Heberohr sollte zwecks Ersparnis eines Fassungsbrunnens auf eine Länge von rund 500 Metern etwa 4 Meter unter dem mittleren Wasserstand des Rheines verlegt werden. Eine Grundwasserabsenkung wurde als unzweckmäßig an­

gesehen. Deshalb wurde die Baugrube mit einer che­

misch hergestellten dichten Sohle ausgerüstet und der Heberohrkanal hierin verlegt (Bild 3). Die Abdichtung gelang so gut, daß in den einzelnen Abschnitten nur rund 10 s/l Wasser durch offene W asserhaltung zu

5 N a ch d e r ch e m isc h e n A b d ic h tu n g d e r Fuge im U m la u tk a n a l d e s en g lisch en Docks

pumpen nötig war. Dieses Verfahren dürfte auch für Abdichtungsarbeiten bei Heilquellen von großem Werte sein. So befinden sich in Teplitz-Schönau unmittelbar am Flußufer heiße Quellen für Kur- und Heilzwecke. Der Untergrund besteht bis zu größeren Tiefen aus devoni­

schem Sandstein. Im Flußbett selbst liegt hierüber eine mehrere Meter starke Schicht aus schottengen Schwemm- stoffen. Das heiße W asser der Quellen hatte nun durch den Sandstein hindurch seinen W eg in den Fluß gefun­

den, statt zu den Fassungen der Quellen. Sollte die An­

lage nicht völlig versiegen, so mußte hier eingegriffen werden. Im Jahre 1932 wurde an einer Stelle des Fluß­

bettes ein Versuch mit dem chemischen Verfahren ge­

macht. Mittels 11 Spritzrohren wurde die wilde Quelle durch die Schotterschicht bis auf den Sandstein hinunter­

gebracht und durch diese die chemischen Festigungs­

stoffe eingepreßt. Hierdurch wurde die Schotterschicht abgedichtet, die Risse im Sandstein ausgefüllt, und der Zufluß des heißen W assers hörte auf. In den nächsten Jahren sind dann die Arbeiten an anderen Durchbruchs­

stellen mit Erfolg fortgesetzt worden.

Das Verfahren ist nicht nur ayf Abdichtungen natür­

licher Bodenarten und Gesteine beschränkt; es läßt sich z. B. auch verwenden zur Abdichtung schadhaft gewor­

dener Staumauern, Schleusen, Docks und sonstiger W a s­

serbauten wie auch für bergbauliche Zwecke. So zeigen die Abbildungen 4 und 5, unter welch schwierigen V er­

hältnissen auch gegen unter hohem Druck stehendes W asser noch eine wirksame Abdichtung erzielt werden kann. Man sieht eine Fuge im U m l a u f k a n a l e i n e s

4 7 7

(16)

L o n d o n e r D o c k s vor und nach der chemischen A b ­ dichtung. W ie sehr sich auch das Verfahren bei bergbau­

lichen Zwecken bewährt, geht daraus hervor, daß man z. B. bei einem K a l i w e r k i n T h ü r i n g e n einen Damm gegen 80 at Wasserdruck hat abdichten können.

Weiterhin kann es auch zum Niederbringen von Berg­

werkschächten benutzt werden, wobei zu berücksichtigen ist, daß man die Beschaffenheit der zu verfestigenden Schichten vorher genau kennen muß, weil sich das Ver­

fahren für sehr tonhaltige Sande nicht eignet.

Diese Beispiele aus letzter Zeit mögen zeigen, wie das Verfahren sich immer mehr Eingang in die Bautechnik verschafft, doch soll es nicht mit den üblichen Bauver­

fahren, wo diese anwendbar sind, in Wettbewerb treten.

Das chemische Verfahren im neuzeitlichen Tiefbau ist dort am Platz, wo gewöhnliche Bauweisen nicht oder nur unter großen Schwierigkeiten die gestellten Auf­

gaben zu lösen vermögen.

W irtsch a ftsu m sch a u

V ereinheitlichung d e r Z u stä n d ig k eite n

In einer Sitzung des Fachausschusses des Deutschen Gemeindetages für Wohnungswesen und städtische Siedlung forderte der Preiskommissar Dr. Goerdeler eine Vereinheitlichung des Aufbaus der Verwaltungsstellen, sowie eine Stärkung der privatwirtschaftlichen Unter­

nehmungslust. Trotzdem sei an einer Mitwirkung der öffentlichen Hand aus allgemeinpolitischen Gründen fest­

zuhalten, jedoch stets unter Vermeidung gleichförmiger Bindungen.

Berliner G rundstücksm arkt

Die Umsatztätigkeit am Berliner Rentenhausmarkt w ar im Mai im allgemeinen ruhig. Sowohl ein Abebben der Nachfrage als auch eine immer fühlbarer werdende Knappheit an solchen Kaufgegenständen verhinderten einen größeren Umsatz. Die erzielten Preise liegen je­

doch fest und zeigten teilweise sogar eine sachlich nicht gerechtfertigte Steigerung nach oben. Das Geschäft in hauszinssteuerfreien Kleinhäusern blieb so rege wie in den Vormonaten, ebenso der Umsatz von entsprechenden Baustellen, namentlich unter Bevorzugung der westlichen Vororte. Der Verkauf von Siedlungsgrundstücken litt unter der Ungunst der Witterung.

B e rlin e r W ohnungsteilungen

Das Statistische Amt der Stadt Berlin veröffentlicht das Ergebnis der Wohnungserstellung durch Wohnungsteilung im vergangenen Jahre. Die Zahl der zur Schaffung neuer

D B Z -K u rzau fg ab e 6

selbständiger Wohngelegenheit aufgeteilten Wohnungen hat für die Stadt im Berichtsjahr 6690 betragen, und war damit um ein Drittel höher als im Vorjahre. Bei ihrer Aufgliederung nach den drei Hauptgrößenklassen stellten begreiflicherweise wie im Vorjahre den Hauptanteil, und zw ar 66 vH die Wohnungen von 7 und mehr Wohn- räumen, ihm folgten mit 28 vH die Wohnungen von 5 und 6 Wohnräumen, während der Rest von 6 vH aus Klein­

wohnungen von 3 und 4 Wohnräumen bestand.

B a saltin d u strie

Um die Ausfuhr zu bessern, waren in der westdeut­

schen Basaltindustrie Bestrebungen in Gang gesetzt wor­

den, die nunmehr mit einem allgemeinen Zusammen­

schluß ihr Ziel erreicht haben. Gegenwärtig sind Bestre­

bungen im G ang e, den W ert dieses Zusammenschlusses auch für das Inland nutzbar zu machen. Gleichzeitig werden zwischen den verschiedenen in Westdeutschland ansässigen Steinindustrien Verhandlungen geführt, um innerhalb dieser Gruppen zu einer Verständigung zu gelangen.

S p a rk a sse n

Der Einlagenzuwachs der deutschen Sparkassen hat eine erfreuliche Stetigkeit. Im April w ar dieser Zuwachs größer als derjenige Betrag, den die Sparkassen zur Bezahlung des am 15. April abzunehmenden zweiten Teilbetrages der Reichsanleihe (rund 75 Millionen Mark)

benötigten. r

Lu ftbild fre ig e g e b e n vom RLM (3582/35)

Dieser Kirchplatz ist städtebaulich zu beurteilen. Er­

gibt sich die Notwendigkeit eines Umbaues, so ist in einer Federzeichnung die geplante Neugestaltung anzu­

geben. Die Umbauarbeiten sollen mit einfachen Mitteln und ohne große Kosten durchführbar sein.

I. Preis RM 10.— . II. Preis RM 5.— .

Alle Baugestalter und Studenten können sich beteiligen.

Preisgericht ist die Schriftleitung der Deutschen Bau­

zeitung. Die Entscheidung ist (unter Ausschluß des Rechts­

weges) unwiderruflich. Einsendungen mit dem Vermerk

„Kurzaufgabe 6" bis 24. Juni 1935.

S c h r i f t l e i t u n g d e r D e u t s c h e n B a u z e i t u n g B e r l i n S W 19, S e y d e l s t r . 6.

4 7 8

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Vom Tag d e r D e u ts c h e n T e c h n ik

Q u e r s c h n i t t

durch die B a u v o r t r ä g e

ln Breslau w urde vom 4. bis 8. Juni d e r von G e n e r a lin s p e k to r Dr-Ing. To d t e in b e ru fe n e „ T a g d e r D eu tsch en T e ch n ik " a b ­ gehalten. N eben den F ra g e n d e r In g e n ie u rte c h n ik w u rd en von maßgebenden Fachleuten d ie G e g e n w a r ts a u fg a b e n d es B a u ­ wesens erörtert. Durch d ie se n T e il d e r Tag u n g g eb e n w ir h ie r einen Q uerschnitt. O b er d ie Eröffnung und d ie F eie rstu n d e in der Jahrhunderthalle b erich ten w ir a u f S e ite A 295.

D ie S ch riftleitu n g

Professor Dr. Friedrich Schm idt

M inisterialrat im Reichsarbeitsministerium, über „G esetz­

liche und finanzielle Grundlagen für die zukünftige G e ­ staltung des Bauens und W ohnens":

Um die Entwicklung des Wohnungs- und Siedlungs­

wesens in die richtigen Bahnen zu lenken und dafür zu sorgen, daß diese Entwicklung sich in Übereinstimmung mit den übrigen, insbesondere sozialpolitischen Maß- nqhmen der Reichsregierung vollzieht, ist in den letzten Jahren eine Reihe von Gesetzen geschaffen worden, durch die die Aufschließung von Wohn- und Siedlungs­

gebieten, die Errichtung von Kleinsiedlungen und städti­

schen Wohnhäusern, sowie der Eigenheimbau geregelt wird. Neben den Gesetzen, die den Rahmen für die Entwicklung schaffen, sind verschiedene Maßnahmen zur unmittelbaren Förderung des Wohnungs- und Siedlungs­

baues von Bedeutung, so die Bereitstellung von öffent­

lichen Mitteln für den Eigenheimbau und die Kleinsied­

lung, sowie Wohnungen für die werktätige Bevölkerung und schließlich mittelbare Begünstigungen, wie Steuer­

ermäßigungen für den Eigenheimbau, Gebührenerlaß für die Siedlung und die Unterstützung von Hausinstand­

setzungen und Wohnungsteilungen, die bekanntlich in den letzten zwei Jahren der Bauwirtschaft einen be­

deutenden Auftrieb verliehen haben. Das W ohnungs­

und Siedlungswesen und die Bauwirtschaft spielen in jeder Volkswirtschaft eine ausschlaggebende Rolle. Die weitere Entwicklung dieses Teilgebietes ist daher wichtig für die Weiterentwicklung der gesamten Wirtschaft. Der Umwandlungsprozeß, der in den letzten zwei Jahren hier eingesetzt hat, ist jedoch keineswegs beendet, wie z. B.

auch die Bemühungen der Reichsregierung erkennen lassen, den Wohnungs- und Siedlungsbau mit Privat­

geldern stärker als bisher auszubauen und in Verbindung mit der planmäßigen Industrieverlagerung und hnliche Bestrebungen zu bringen.

Dr.-Ing. Ludowici

Beauftragter für das Siedlungswesen, über „Technische Aufgaben im Rahmen der Reichsplanung":

Die Technik ist ein Mittel; ihr W ert entscheidet sich allein durch den richtigen Gebrauch. W enn das deut­

sche Volk seinen Platz in der W elt behaupten will, muß es vor allen Dingen seine Arbeitskraft, die geistige und die körperliche, voll einsetzen. Das führt zu zwei Forde­

rungen, zum planvollen Einsatz der Volkskräfte auf allen Gebieten und zur Sicherung des Daseins und der Lebensgrundlagen der deutschen Menschen, also zur P l a n u n g und zur S i e d l u n g . Ebenso wie die Heim­

stättensiedlung nicht nur der unmittelbaren Daseinssiche- rung dient, sondern auch zugleich ein wichtiges Mittel zur Erhaltung der Arbeitskraft ist, so wird auch die Pla­

nung zu einem wichtigen Mittel für den zweckmäßigen Einsatz der Arbeitskraft des ganzen Volkes. Unter den Aufgaben der Reichsplanung haben wir hauptsächlich

drei herauszustellen: die Bevölkerungspolitik, die Volks­

wirtschaft und die Wehrpolitik. Die Planung des Ein­

satzes der deutschen Arbeitskraft setzt schon die Bevöl­

kerungspolitik voraus. Dieser Einsatz selbst erfordert eine Planung der deutschen Volkswirtschaft.

Aus der wirtschaftlichen Neuordnung ergeben sich vor allen Dingen für die Reichsplanung Aufgaben für den Neuaufbau der gegenseitigen Beziehungen zwischen dem B a u e r n und dem A r b e i t e r . Nur durch eine solche Zuordnung lassen sich hohe Verteilungs- und Be­

förderungskosten vermeiden, die ebenso eine Senkung der Lebenshaltung für den Arbeiter wie für den Bauer sind. So ergeben sich zunächst viele Aufgaben aus der Neuordnung der wirtschaftlichen Beziehungen, von denen als Beispiel die Vereinfachung der Verteilungs­

aufgaben durch eine vernünftige Verteilung der Be­

triebsanlagen und die sich daraus ergebenden Forde­

rungen für eine richtige Verkehrsplanung und eine bessere Verkehrstechnik zu nennen sind. Die Durch­

führung dieser Forderung stellt vor allen Dingen an die Technik Aufgaben. Ich erinnere in diesem Zusammen­

hang an das große W erk der Reichsautobahn. Auch die richtige Zuordnung der Wohnstätten zu den Arbeits­

stätten macht ebenso wie die Neuordnung der Markt­

beziehungen die Verkehrsaufgabe bedeutungsvoll. Die Verkehrsnot zahlreicher Großstädte liegt ja in W irklich­

keit nur in der planlosen Zuordnung von Wohn- und Arbeitsstätten begründet. Hier muß eine neue Siedlungs­

planung dafür sorgen, daß die Anmarschzeit von der Wohn- zur Arbeitsstätte verkürzt wird.

Aus der G a r t e n w i r t s c h a f t ergibt sich eine Gartentechnik, wobei wir neben dem Eigenland des Sied­

lers auch an das Zusatzland denken müssen, welches nach Möglichkeit als gemeinschaftliches Pachtland zu­

sammengefaßt ist. Dieses gemeinschaftliche Pachtland ermöglicht und verlangt zum Teil gemeinschaftliche Be­

wirtschaftung. Dies wird nicht zuletzt durch die Not­

wendigkeit gemeinschaftlicher technischer Einrichtungen, G eräte und Maschinen bedingt. Der Siedler soll in die Lage versetzt werden, mit nicht zu großem Arbeitsauf­

wand der Siedlerfamilie die in Frage kommenden eige­

nen und gepachteten Wirtschaftsflächen zu bearbeiten.

Es ergibt sich hier nach Art und Umfang eine Arbeit, welche zwischen dem Pflug und dem Spaten liegt, so daß sich hier neue Formen entwickeln können. Da der Arbeiter durch die Eigenerzeugung von Lebensmitteln Barmittel für andere Zwecke freibekommt, so ist er nicht nur in der Lage, höherwertige Lebensmittel aus der bäuerlichen Erzeugung zu kaufen, sondern er kann d a­

neben von dem Berufsgärtner Pflanzen und Samen für den Garten beziehen, die nötigen Gartenwerkzeuge be­

schaffen sowie Einrichtungen für Schädlingsbekämpfung, für die Verwertung und Einmachung von Garten- und Bodenfrüchten, für die Speicherung von Grünfutter und schließlich für den weiteren Ausbau und die bauliche Er­

haltung seines Anwesens. Der Bau schließt natürlich eine Fülle technischer Aufgaben in sich.

Der Bau der Siedlungshäuser, die wir brauchen, wird sich n i c h t auf der Stufe des P r i m i t i v b a u e s voll­

ziehen, da wir das Ziel haben müssen, der Arbeiter­

familie auch im Siedlerhaus ein technisch möglichst hoch­

wertig ausgestattetes Haus zur Verfügung zu stellen.

Hierbei ist aber auch der Lohnanteil ebenso wie der

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gen vom 6. zur Bereitstellung von Kleing ärten für Erw erbslose nach Artikel 4 der V erordnung zu r vorstädtischen K lein­. siedlung und Bereitstellung von

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