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Deutsche Bauzeitung, Jg. 69, H. 23

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Deuts :l le Bauzeitung

Wochenschrift fü r n a tio n a le B a u g e s t a lt u n g • B a u te ch n ik

R a u m o r d n u n g

u n d S tä d te b a u • B a u w irtsc h a ft • B aurech t

Berlin S W 19 5. Juni 1935 DBZ Heft 23

II

Das japanische W ohnhaus

T e tsu ro Y o s h id a

W ir v e r ö f f e n t l i c h e n e in ig e Abschnitte und B ild er au« dem in diesen Tagen bei Ernst Wasmuth, Berlin, erscheinenden Budi „D o s ja p a ­ nische W ohnhaus" von dem japanischen A rchitekten Tetsuro Yoshida. Eine Besprechung dieses wichtigen Buches b rin g e n w ir

im Bücherteil. Die S d iriftle itu n g

Wesentliche M om ente ja pa nisch er Baukunst können erst verstanden w erden, wenn ein Einblick in die Psyche des Japaners gegeben ist. Das Em pfinden und Denken des Japaners ist ganz a u f die N a tu r g e rich te t, und z w a r in der Weise, daß de r japanische Mensch d a na ch strebt, sich der Natur anzupassen und sich ih r unterzuordnen.

Der Wunsch nach V erb un de nhe it mit de r N a tu r fin d e t seinen Ausdruck darin, da ß jedes Haus, auch das kleinste, einen G arten hat. Und nicht nur da s; die g ro ß e Offenheit des japanischen Hauses, die durch verschieb­

bare und entfernbare Türen hergestellt ist, fü h rt ein enges Verhältnis zwischen Haus und G a rte n herbei. Bei Ent­

fernung der W än d e geht d e r W o h n ra u m gewisserm aßen in den Garten über, und keine G renze ist mehr zwischen Natur und W ohnung. A uch im W in te r ö ffn e t der

I T e il d e s H o r y u ji- T e m p e ls b e i N a r a , e in e r Frau Tachibana, e rb a u t 7 3 9 n. Chr.

ursprünglich W ohnung

2 (unten) G a r t e n s e it e e in e s W o h n h a u s e s , Tokio 1928

(2)

3 Im K a is e r lic h e n K a t s u r a - P a la s t (d ritte r Bau­

abschnitt). V e ra n d a vo r den W o h n ­ zimmern — teils ge­

dielt, teils mit M atten belegt

Japaner Türen und Fenster, um die N a tu r betrachten und genießen zu können. Er e rträ g t gern die Kälte, die er im G eist zu überw inden sucht, und p a ß t sich so der N a tu r an.

Der W ohnungsstil de r G e g e n w a rt ist ein Produkt de r Entwicklung des japanischen W ohnungsbaues. Um die g e g e n w ä rtig e japanische W ohn un g in ih re r E igenart zu verstehen, ist da he r die Kenntnis de r Entwicklung des W ohnungsbaues e rford erlich.

Das japanische W ohnhaus, das z w a r den klim atischen Verhältnissen des Landes sowie de r bisherigen Lebens­

form vorzü glich an g e p a ß t ist, entspricht nicht mehr v ö llig den neuen Lebensgewohnheiten, die sich unter eu ro­

päischem Einfluß herausgebildet haben. Der europäische Einfluß tritt da he r bei de r ge ge n w ä rtig e n A rchite ktur in Japan stark in Erscheinung. Die japanische Baukunst hat im Laufe ih rer Entwicklung schon mehrmals vom A usland

— von C hina her — starke Einflüsse em pfangen. Japan

4 Im K a is e rlic h e n S h u g a k u ln - P a la s t , Kioto 1653.

Innenansicht de» Pa­

villon Rin-untei hat diese a b e r stets um zugestalten und japanischem W esen und G eschm ack anzupassen verm ocht. Es ist da h e r zu erw arten , d a ß auch diesm al die Entwicklung entsprechend v e rlä u ft, da ß Japan also dem europäischen Einfluß nur die Faktoren entnehm en w ird , die für das japanische V olk und Land ge e ig n e t sind. Diese werden dann dazu be itra g e n , die Synthese zwischen dem tradi­

tion ellen japanischen Haus und dem m oderner Lebens­

form entsprechenden Haus zu find en . A u f jeden Fall muß d e r A usgangspunkt fü r diese Synthese das spezifisch japanische Haus sein.

Der G r u n d r i ß kle ine r Häuser ist meist rechteckig, w o b e i die lä ng eren Seiten m öglichst in westöstlicher Richtung v e rla u fe n ; o d e r er hat L-Form. G rö ß e re Häuser haben bisw eilen In n e n g ä rte n ; die dem H auptgarten zu­

gekehrte H a usfron t ist im G ru n d riß stufenförm ig. Diese G ru n d riß fo rm ist von alters her sehr b e lie bt, w eil sich aus ih r a b g e le g e n e , ruhige Zim m er ergeben. W eiterhin

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b ie te t diese A nordnung den V o rte il, da ß die Zim m er

- ü c h s t v i e l e G artenseiten erhalten können. Stets ist

d a s G r u n d s t ü c k so be ba ut, d a ß de r g rö ß te Teil des

G a r t e n s s ü d lic h v o m beba uten Teil liegt. A n westöstlich

v e r l a u f e n d e n Straßen lie g t dem entsprechend das Haus

d es s ü d lic h e n Grundstückes an de r Straße, hat also einen

g rö ß e re n Hintergarten, w ä h re n d das Haus des nö rdlichen

G r u n d s t ü c k s in d e m h i n t e r e n Teil des G artens lie g t und einen größeren V o rd e rg a rte n hat.

D i e V e r t e i l u n g d e r W o h n r ä u m e im Hause

geschieht unter dem G esichtspunkt, d a ß im W in te r m ö g ­ lichst viel Sonne, im Sommer m öglichst w e n ig Sonne in die Räume ge la nge n kann, und d a ß im Sommer eine gute D urchlüftung d e r Räume quer durchs Haus stattfinden kann., was aus klim atischen Gründen unbedingt n o tw e n d ig ist. Deshalb w ird es vorgezogen, die Zim m er — durch S chiebetüren v e r­

bunden — nach Süden und N o rd e n Rücken an Rücken zu legen und nicht alle Zim m er in einer Flucht nach Süden anzuo rdnen, so daß im W in te r im w esentlichen de r nach

Süden, im Sommer d e r nach N o rd e n gelegene Teil be ­ v o rz u g t w e rden kann. Den nach Süden gelegenen Räumen ist immer eine V era nd a vorzubauen.

Zur B ildung d e r Räume dienen verschiebbare, gege be nen fa lls v ö llig en tfe rn b a re Türen. Daraus e rg ib t sich eine w e itge hen de W a n d e l b a r k e i t d e r W o h n r ä u m e . Durch ö ffn e n o d e r Entfernen de r Schiebetüren kann das Haus gewisserm aßen in einen einzigen großen Raum um gestaltet w e rde n, de r sogar unm ittelbar in den G arten übergeht. Keiner de r W o h n ­ räum e hat eine ausgesprochene Zweckbestim m ung.

Jeder Raum lä ß t sich je d e rze it und ohne M ühe fü r einen anderen Benutzungszweck herrichten. Das Fehlen von Bettstellen, an deren Stelle M a tra tze n treten, gestattet, jeden Raum als S chlafzim m er zu benutzen. Zu den M ah lze iten w ird in das Zim m er ein de r hockenden Sitz­

w eise entsprechend nie d rig e r zusam m enklappbarer Tisch getragen. Jedes dieser Zim m er kann natürlich tag sübe r als Em pfangszim m er benutzt w erden. Diese Raumausnutzung ist g e ra d e fü r kleine W ohn un ge n sehr bedeutsam .

5 K o rrid o r m it T re p p e in e in e m L a n d ­ haus. Pfosten, Balken und G e lä n d e r sind Naturhölzer

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o O

6 G r u n d r iß e in e s W o h n h a u s e s . Bebaute Fläche 19 Tsubo (62,71 qm), A nza hl d e r M atten 21‘/s- D rei W o hn rä um e liegen nach O sten und Süden. Das 8-Matten-Zimmer hat tiefe V e r­

dachung, gestützt von N aturholzpfosten, und offene V e ra n d a

7 W o h n z im m e r . Bauholz ist durchweg Sugiholz. Als Tokopfosten und Tokoschwetle sind polierte Naturstämme aus Sugiholz verwendet

In fast allen Räumen befind en sich e i n g e b a u t e S c h r ä n k e , Schubladen o d e r W a n d b re tte r. Die ein­

geba uten Schränke d e r W o h n rä u m e dienen zur A uf­

bew a hrun g tä g lic h zu benu tze nd er Sachen.

Die Räume des japanischen Hauses sind nach ihrer B odenfläche und Höhe seit langem g e n o r m t . Im a ll­

gem einen ist fü r das Längenm aß in Japan das metrische System eing efüh rt. Für den H o lzb a u w ird jedoch noch de r Shaku als Längeneinheit verw endet, da alle Bau­

teile nach Shaku genorm t und die Zim m erleute durch die lange T ra d itio n so stark an dieses System gew öhnt sind, da ß eine p lö tz lic h e V erä nd erun g vie le Schwierigkeiten mit sich bring en w ürde. Ein M e te r entspricht 3,3 Shaku, ein Shaku also etw a 30,3 cm. Eine w eitere Längen­

einheit ist d e r Pfostenabstand, Ken genannt. Er ist nach den Landesteilen Japans verschieden, doch sind die Unterschiede ge rin g. Ken b e trä g t in Tokio 6, in Kioto 6,5 Shaku.

Beim Entwurf des G rundrisses verw en det man 1 Ken o d e r 6 Shaku als Einheit, und a lle anderen Abmessungen sind von dieser Einheit als halbe, g a nze o d e r ganze plus h a lb e Ken a b g e le ite t. Der M aß einh eit Ken entspricht die G rö ß e de r M a t t e n , Tatam i, die in den W ohn- räum en a u f einer rohen H o lzd ie lu n g den Fußboden bilde n. Die G rö ß e dieser Tatam i ist etw a 1 zu Ken.

Sie ist also in den verschiedenen Landesteilen, je nach­

dem, o b in ihnen Kyom a o d e r Inakam a verw endet wird, verschieden. Die B odenfläche d e r Zim m er w ird immer

— auch wenn d e r Boden g e d ie lt ist — nach M atten be­

zeichnet, und d ie jew eils genannte A nza hl der Matten verm ittelt dem japanischen Laien schnell die Vorstellung von de r G rö ß e eines Raumes.

Das E m p f a n g s - o d e r G a s t z i m m e r liegt im m er d e r G arten seite z u ; es p fle g t an einer od er zwei Seiten von V eranden abgeschlossen zu sein. Das Em pfangszim m er w ird g le ic h z e itig als Fremdenzimmer benutzt. Es hat eine durchschnittliche G röß e von 8 bis 10 M atten. Es ist mit Tokonom a, einer Bildnische, mit Tana, einer Nische kunstvoll a n g e o rd n e te r W and-

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Ein vielleicht nicht restlos geglückter

\ / _____ _ L . n n ^ - r a i t .

Nationale Baukunst

Japan

W ohnraum in starker Anlehnung an über­

lieferte Formen , n.n Staaten der W elt gibt es auch heute noch Strömungen, die fort

H der sogenannten internationalen Architektur und die, von der Oberlieferung genährt, eine nationale Baukunst'aufzubauen be- , Kt Sind die der Gedankenart des Volkes entspricht, ohne d ie For­

derungen der Zeit zu übersehen. W ir bringen heute Beispiele aus Japan

Aus einer alten Diele

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D a s T e e z im m e r ist ein w i c h t i g e r R a u m d e s j a p a ­ n is c h e n W o h n h a u s e s D ie

Ü b e r l i e f e r u n g d e r l e e - Z e r e m o n ie w ir k t sich a u * in d e r G e s t a lt u n g d e s

Z i m m e r s a u s . S t ü h le f e h le n D i e B ild n is c h e ( T o k o n o m a l is t e r h a lt e n

X t

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Ein W ohnzim m er mit Sitzmöbeln.

Trotzdem sie eine N euerung d a r­

stellen, haben sie unverkennbar japanische Eigenart

Von Europa beeinflußte W ohnräum e. Die japanische Geistesart w ird nicht nur von der Jahrhunderte alten Bildnische und Fensterform getragen, sondern auch von de r künstlerischen Gestaltung der Einrichtung und des Raumes

4 4 9

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Vorraum in starker geistiger A n ­ lehnung an die Ü berlieferung.

Eingebaute Bank. Leichtes Papier­

fenster zwischen zw ei Räumen.

Aus d e rW o h n u n g des Architekten Matsuoka

Aus Yoshida „Das japanische Wohnhaus

Aufriß von Shöji und Ramma (Oberlicht) zwischen W ohnraum und Veranda

W ohnraum mit Blick gegen Shöji und Ramma

4 5 0

A

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Aus Yoihida „Das japanische Wohnhaus" üblicher Aufriß eines eingeschossigen, freistehenden japanischen W ohnhauses

4 5 1

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Kleinstädtisches Feierabendhaus

W ettbew erb der Stadt Lahr

I. Preis, Architekt Rudolf v. Freyhold, Freiburg

VCUWAND £ I N D t R

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r F- R I- A N 0 .r5 C H N I r T I k l : , M A U S U N D E R H P L U N O S R . A U M E V O N S Ü D E N

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D . f A U A » S C H N I T T

4 5 2

(11)

II. Preis, Architekt Heinrich Schmitt, Schwetzingen

(12)

III.

E e t c i t c i i o s s . Preis, Architekt Heinrich Schmitt, Schwetzingen

Balkon

4 5 4

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Schränkchen und W a n d b re tte r, und mit Shoin, einem erkerartig hinausgebauten Fenster, versehen. Diese Nischen sind sehr künstlerisch a u s g e b ild e t; sie sind die bedeutsamsten und eindrucksvollsten B estandteile des Zimmers.

Das W o h n z i m m e r lie g t im m er nach Süden zu und hat stets eine vorg eb aute V e ra nd a. Es dien t zug le ich als Schlafzimmer, in kleineren W o h n u n g e n auch als Eß­

zimmer. Seine G röße b e trä g t 6 bis 8 M atten . Fast a lle Wohnzimmer haben W and schrä nke und ty p is ie rte fr e i­

stehende oder eingebaute Kom m oden, w o h l auch eine Tokonoma, die in kleineren W o h n u n g e n fo rtfä llt.

Das E ß z i m m e r gre nzt meistens an das W o h n ­ zimmer und w ird auch mit als W o h n zim m e r benutzt. Bei großen Familien dient es auch als Schlafzim m er. Seine Größe beträgt 4y2, 6 o d e r 8 M atten.

Da in Japan die Sitte besteht, d a ß die alten Eltern bei dem verheirateten Sohne w ohnen, g ib t es in vielen Häusern noch einen W o h n ra u m , d e r als A l t e n t e i l dient. Dieser Raum ra g t meistens in den G a rte n hinaus, wodurch ihm Abgeschlossenheit und Ruhe ge g e b e n w ird.

Die Größe dieses Raumes b e trä g t 4y 2 bis 8 M atten . Er ist oft von einer offenen V e ra n d a um geben. Eine solche Lage im Haus w ird auch gern fü r das K inder- und A r ­ beitszimmer gewählt.

Die Tatsache, daß ein G a r t e n eig e n tlich un en tb eh r­

lich für eine W ohnung ist, beschränkt sich na türlich nicht nur auf das japanische W o h n h a u s; und doch ist die V e r­

bindung zwischen dem japanischen W o h n h a u s und dessen Garten eine ganz besonders enge, so d a ß der Garten als ebenso unentbehrlich em pfunden w ird w ie das Haus selbst.

Der Grund für eine so enge V e rb in d u n g ist d a rin zu suchen, daß das japanische W ohn ha us sich g a n z n a tü r­

lich entwickelt hat. Die A rchite kten im alten Japan hatten nicht danach gestrebt, die Landschaft fü r den Hausbau umzugestalten, sondern sie e n tw a rfe n die Häuser so, daß sie sich v ö llig in die Landschaft e in ­ fügten. Zwischen dem japanischen Haus m it V e ra n d a ,

w e it au sla den de r V erd ach un g, Steinstufe und dem G arten g ib t es keine G renze.

Im allgem einen liegen dem japanischen G arten p h ilo ­ sophische Ideen zugrunde. Der G arten ist immer still und schlicht und Ausdruck des ruhigen Lebens. Er dient z ur B etrachtung und e rfü llt somit w e nig praktischen Zweck. Er p a ß t da h e r nicht mehr v ö llig zu dem neuen japanischen Lebensstil, d e r sich unter dem Einfluß von Europa h e rau sgeb ildet hat. Das Leben ist ein viel le b ­ hafteres und be w egteres g e w o rden , als es vordem w ar.

So steht man in Japan be züg lich des G artenbaues vor genau derselben schw ierigen A u fg a b e w ie beim W o h n u n g s b a u : eine Synthese zu schaffen zwischen dem tra d itio n e lle n G arten und einem G arten , d e r dem neuen Lebensstil v o ll entspricht.

DBZ-Wettbewerb

W ie b e r e it s mitgeteilt, sind die Vorb ere itung en zum W e tt b e w e r b der Deutschen Bauzeitung

Eigenheime für Deutsche

ab geschlossen. Nach Erledigung e inigerFörm - lichkeiten w e rd e n wir de n bereits feststehen­

den W o rtlau t der W e ttb e w e rb sb e d in g u n g e n schnellstens veröffentlichen.

Sch riftleitu n g und V e r la g d e r D eutschen B a u ze itu n g

8 T y p is c h e r D u r c h s c h n it t d e s e i n g e s c h o s s i g e n W o h n h a u s e s

4 5 5

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Altstadterneuerung und Siedlung

A u f dem Tag d e r Deutschen Technik in Breslau sprach am 4. Juni S ta d tb a u ra t Dr.-Ing. Kühn über „A ltstad tsa nieru ng und S ie d lu n g ".

W ir veröffentlichen h ie r wesentliche G ed a n keng ä ng e aus seinem

V o rtrag e . Die Schriftleitung

Die G esundung de r überbauten Innengebiete der Städte hat sich immer mehr zu einer w ichtige n und d rin g ­ lichen A u fg a b e des N ationalsozialism us herausgebildet.

Die Reichsregierung hat infolgedessen M aßnahm en er­

g riffe n , w elche die G esundung de r inneren S tadtteile e r­

m öglichen. Die Städte w e rden bei dieser A u fg a b e vom Reiche ge ld lich unterstützt, und es soll ein besonderes

1 D ie B r e s la u e r A lt s t a d t mit ih ren von S eitenflügeln, H interhäusern, W erkstä tten und Schuppen ü berbauten Baublock-Innenflächen (Hansa- Luftbild, Breslau, N r. 1888, freig eg eb e n vom RLM am 2. M ä rz 1934) Gesetz erlassen w erden, welches die D urchführung der G esundung erleichtert. V o r allem soll de r G r u n d ­ e r w e r b in einer Form erm öglicht w e rde n, die fü r den G e ld b e u te l der Städte erträ g lich ist.

Dazu ist e rfo rd e rlic h , da ß die bisherigen E n t ­ e i g n u n g s b e s t i m m u n g e n vere in heitlicht und ver­

einfach t w erden. Die A bw eichun ge n müssen sich be ­ ziehen

1. a u f die Höhe de r Entschädigung, 2. a u f die A rt der Entschädigung und 3. a u f das V erfa hren selbst.

Ferner müssen b a u p o liz e ilic h e V orschriften vorgesehen w erden, welche den Zustand nach d e r G esundung sichern.

S t a d t b a u r a t D r. Kühn

Breslau

Die N o tw e n d ig k e it d e r Innenstadtgesundung und das M aß , in dem sie d u rc h g e fü h rt w e rde n kann, läßt sich sehr gut an dem Beispiel von B r e s l a u erörtern (Bild 1). Aus Breslau, das ursprünglich außerordentlich g ro ß z ü g ig a n g e le g t w a r, und das bis in die M itte des vorige n Jahrhunderts durchaus gesund w a r, ist im Laufe d e r letzten hundert Jahre eine S tadt g e w o rden , die in höchstem M aß e gesundungsbedürftig ist1).

Der O be rb ü rg e rm e iste r hat die Ina ngriffna hm e des ersten Bauabschnitts d e r Erneuerung, des V ier-M illionen- Vorhabens Schuhbrücke, bereits verfüg t. Die s p ä t e r e n E r n e u e r u n g s a b s c h n i t t e be tre ffe n in der Haupt­

sache den S tadtteil südlich und östlich de r Universität sow ie Ausräum ungen von Baublocks unter Instandsetzung de r R andbebauung. Bei dieser Instandsetzung müssen die W o h n un ge n selbstverständlich mit allen heutigen ge­

sundheitlichen E inrichtungen w ie Bad, Inn ena bo rt usw.

versehen w erden.

G rund sätzlich muß man zwischen z w e i A r t e n v o n G e s u n d u n g s m a ß n a h m e n unterscheiden, den G esundungsm aßnahm en, w e lche de r V erkehr erfordert, und de r Ausräum ung der Innenflächen de r Baublocks. Bei den G esundungsm aßnahm en, w elche d e r V e r k e h r er­

fo rd e rt, kommt meist in Frage ein v o lls tä n d ig e r Abbruch d e r G e b ä u d e unter N e u a u fb a u im Rahmen de r den neuen Verkehrsbedürfnissen an ge pa ß ten Baufluchtlinien.

Bei de r Ausräum ung de r I n n e n f l ä c h e n d e r B a u ­ b l o c k s d a ge ge n b le ib t die R andbebauung erhalten.

M an beschränkt sich a u f die Instandsetzung der längs de r Straßen errichteten G e b ä u d e und räum t die Blocks in ihrem Inneren aus, le g t sie w ie d e r fre i fü r H öfe und G ärten . Die erste A rt de r G esundungsm aßnahm en wird man nur in den alle rn o tw e n d ig ste n Fällen zur Durch­

führung bringen, da man ja aus G ründ en de r Kosten und des Denkmalschutzes b e d a ch t sein muß, möglichst viele de r alten G e b ä u d e zu erhalten.

Die G esundung und Erneuerung ist nun in fast allen G roß städten sow ie in zah lre iche n M ittelstäd ten in den letzten beiden Jahren ernstlich zur E rw ägung gezogen w o rd e n . Verschiedene S tädte haben schon mit der Durchführung begonnen.

*) Siehe den Aufsatz des Verfassers ü b er d ie Altstadt-Erneuerung in Breslau in H eft 16 d e r Deutschen Bauzeitung

2 S ie d lu n g Z im p e l b e i B r e s la u . Beispiel fü r eine R eihenb au­

sied lung im Flachbau mit k le in e r G a rte n z u ­ lage. A u f e in e r Fläche von 100 ha sind 3000 W o h n un g e n m it rund 120 0 0 Menschen u n­

terg ebracht

4 5 6

(15)

% \

Dabei zeigen sich in fo lg e n d e n Punkten g r ö ß e r e S c h w i e r i g k e i t e n :

1 Wertbemessung der G rundstücke und G eb äud e, 2 Sicherungsmaßnahmen g egen Grundstücksw ucher nach Durchführung der Erneuerung durch beso nd ere Auflagen und steuerliche Erfassung der W ertsteigerung und

3 Umfang der Erneuerungsabschnitte. Im a llg e ­ meinen wird man nur kleinere A bschnitte w ä hle n, um auch wirklich die Kosten decken zu können.

Der W ert der ba ure if gem achten G rundstücke des Er­

neueru ngsg ebietes muß einzig und a lle in nach dem zu erwartenden E r t r a g e de r a u f ihnen zu errichtenden Neubauten geschätzt w erden, um nicht von vornherein wieder ungesunde Verhältnisse a u f dem G rundstücks­

markt zu schaffen. Die tra g b a re n M ieten fü r Läden, G e ­ schäftsräume und W ohn un ge n lassen sich ja in allen Städten leicht feststellen. Da die N eubaukosten eben­

falls feststehen, läßt sich aus N eubaukosten und M ie t­

erträgen ohne weiteres de r tra g b a re G rundstücksw ert errechnen.

Bei unserem ersten Erneuerungsabschnitt in Breslau e r­

gibt sich beispielsweise ein t r a g b a r e r G r u n d ­ s t ü c k s w e r t von 44 RM fü r den G eviertm eter, w ä hre nd die Baureifmachung des G eländes 353 RM fü r den G e ­ viertmeter erfordert. Ein V erg le ich m it dem in d e r N a c h ­ barschaft liegenden verkäuflichen Besitz hat ergeben, daß dieser Preis annähernd den tatsächlichen Verhältnissen entspricht, da in Breslau mit einer A b w e rtu n g von 35 bis 65 vH im Verhältnis zu den Friedenswerten gerechnet werden muß. Es ist selbstverständlich nicht ausge­

schlossen, daß sich in dieser o d e r jener Straße die Grundstückspreise später erhöhen. Doch d ü rfte es sich nicht empfehlen, solche Annahm en in Rechnung zu setzen; denn einmal muß man dem einzelnen Bauherrn im Rahmen seines W agnisses auch eine angemessene Verdienstmöglichkeit zugestehen, zum an deren zeigen viele Beispiele, daß sich die V erhältnisse nicht im m er so entwickeln, wie bei Einleitung de r M aß nahm e e rw a rte t wurde.

Hier in Breslau wurde z. B. kurz v o r dem K riege die sogenannte Junkernstraße als un m itte lb a r benachbarte Entlastungsstraße der O h la u e r Straße, d e r vom Ring aus­

gehenden östlichen A usfallstraß e, von d e r A ltb ü ß e ro h le bis zum C hristophoriplatz du rch g e b ro ch e n und mit großen Geschäftshäusern bebaut. Die Läden und G e ­ schäftsräume stehen a b e r heute nach 25 Jahren zum

M ä n n e r vom Bau

P ro f e s s o r S c h u ltz e - N a u m b u rg , der Vorkämpfer für den Wieder­

aufbau deutscher Kultur, heute Leiter der Staatlichen Hochschule für Baukunst, bildende Künste und Handwerk in Weimar

großen Teil leer, da sich der e rw a rte te V erkehr nicht eingestellt hat.

Im üb rig en ist es klar, da ß man sehr v o r s i c h t i g zu W e rk e gehen und Erfahrungen sammeln muß, um die späteren Abschnitte so sparsam und so w irtsch aftlich w ie m öglich durchführen zu können, üb erstürzte M aßnahm en führen stets zu Fehlanlagen und Rückschlägen.

Die A ltstadterneuerung e rfo rd e rt ihrerseits w ie d e r die A u s s i e d l u n g eines wesentlichen Teiles de r S tadt­

bevölkerung aus dem alten S tadtkörper. Die Form der Aussiedlung w ird in den verschiedenen Städten je nach den örtlichen Verhältnissen verschieden sein. Es kommen in Frage:

1. die A nlehnung an die Stadt selbst im S tad tra nd­

gebiet,

2. die A nlehnung an um liegende O rtschaften und 3. die G ründ un g neuer, selbständiger G em einschafts­

siedlungen.

Das letztere kann a b e r nur d o rt geschehen, w o die w irtsch aftlich e und städtebauliche S elbständigkeit der Siedlungen gesichert ist, w o sich tatsächlich selbständige G em einden bilde n und erhalten können.

Die erw ähnten drei Aussiedlungsform en sind m öglich, wenn die Aussiedlung aus de r Stadt heraus, a b e r in ne r­

halb desselben W irtschaftsraum es erfo lg t. Schließlich kommt noch die U m s i e d l u n g in Frage, d. h. die V e r­

pfla n z u n g der A uszusiedelnden in einen anderen G e ­ bietsteil des Reiches. Diese Um siedlung lä ß t sich jedoch sehr schwer durchführen, und z w a r deswegen, w e il bei der Aussiedlung die Leute nur ihren W ohn sitz, a b e r nicht ihren Beruf wechseln, w ähre nd bei de r Um siedlung sie meist auch ihren Beruf wechseln sollen.- indem sie zu la n d ­ w irtschaftlicher o d e r ähnlicher A rb e it he ran gezo ge n w e r­

den müssen.

3 L u ftb ild d e r S ie d lu n g Z im p e l Hansa - Luftbild, Breslau, Nr. 6562, freigegeben am 2. März 1934

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Die A u s s i e d l u n g s g e m e i n d e n dürfen a b e r keine rings um die S tadt gelegten S plitter- und Streu­

siedlungen w e rde n, sondern die neue S iedlungstätigkeit ist an w enigen Punkten zusammenzufassen. Die Sied­

lungen müssen vollstän dig e städtebauliche und eine g e ­ wisse w irtsch aftlich e S elbständigkeit erhalten. Das be ­ deutet vollkom m ene A b ke h r von der bisher üblichen ufe r­

losen Erweiterung de r G roß stä dte durch A nb au en unter v ö llig e r B eibehaltung der w irtschaftlichen V erflechtung mit dem Stadtkern. W ir müssen bei de r Aussiedlung aus de r G roß sta dt die B ildung von Siedlungsgem einden mit etw a 10 bis 15 000 Einwohnern anstreben, die allerd in gs zum Teil beruflich in der G ro ß sta d t tä tig sind und na tür­

lich auch in einer gewissen A b h ä n g ig k e it von ihr b le i­

brauchswasser und G arten gie ß w asse r aus der Brunnen­

an la ge entnom m en w e rde n kann. Jedenfalls ist man dann nicht der G e fa h r ausgesetzt, da ß die Brunnen eines Tages amtlich gesperrt w e rde n und die W asserleitung na chträg lich g e le g t w e rde n muß.

Die G r u n d s t ü c k s g r ö ß e ist erstens abhängig von dem mit de r G a rten nutzu ng v e rfo lg te n Zweck und zweitens, w ie schon erw ähnt, von de r Beschaffenheit des Bodens. Bei den G roß stä dten sollte man die G rund­

stücke nicht zu gro ß w ählen.

Dort, w o K analanschluß in Aussicht genommen und w irtsch aftlich m öglich ist, sollte man fü r den Teil der städtischen Bevölkerung, d e r fü r eine Siedlung mit g rö ß e re r G arten nutzu ng nicht mehr in Frage kommt,

4 G rö ß e n v e rg le ic h m it d e r B r e s la u e r A lt s t a d t ,aus dem der G e lä n d e b e d a rf für d ie N euansiedlung hervo rg eht

OWau-

ben. Die täglichen Lebensbedürfnisse und die einfach­

sten Kulturbedürfnisse müssen von den Einwohnern ab er in de r Gem einschaftssiedlung gedeckt w erden können.

N a tü rlich können d e ra rtig e V orh ab en nicht in ein od er zw ei Jahren du rchg efüh rt w erden, sondern stellen einen Plan a u f l a n g e S i c h t dar, de r a b e r g e ra d e jetzt bei de r beginnenden Aussiedlung schon au sge arbe itet w erden muß. Daß diese G edanken natürlich in je d e r Stadt in an de rer Form V erw irklichu ng find en müssen, ist klar. Zur Z eit bestehen noch Schw ierigkeiten bei der G eländebeschaffung. Die kom m ende B odengesetzgebung w ird hier neue M öglichkeiten schaffen.

Durch die in fo lg e de r G esundungsm aßnahm en e r­

fo rd e rlic h e Aussiedlung eines größeren Teiles de r S tadt­

be völkerung e rg ib t sich von selbst die aus gesundheit­

lichen, w e hrpolitischen und luftschutztechnischen G ründen erwünschte A u f l o c k e r u n g der G roß stadt.

Bei de r Ausw ahl der S iedlungsgelände d a rf nicht unter­

lassen w erden, vorh er eingehend die Bodenverhältnisse zu untersuchen und d a b e i zu prüfen, w ie gro ß die B oden­

fläch en sein müssen, um die A b o rts to ffe und A bw ässer de r S ie dlerfam ilie aufnehm en zu können. Im allgem einen a'ürfte es sich em pfehlen, die S iedlungen von vornherein mit W a s s e r l e i t u n g zu versehen, w o b e i das G e-

R e i h e n h a u s b a u im Flachbau mit kleiner G arten­

zulag e vorsehen. Ein gutes Beispiel fü r eine derartige Siedlungsform bietet die hiesige S i e d l u n g s ­ g e m e i n d e Z i m p e l (Bild 2 und 3), w o a u f einer G e­

sam tfläche von 100 ha 3000 W o h n u n g e n , also rund 12 000 M enschen u n terge bra cht sind. Sie g ib t gleich zeitig ein gutes Bild fü r den G e lä n d e b e d a rf, w elchen die mit der Erneuerung verb un den e A ussiedlung e rfo rd e rt (Bild 5).

Die U n te rbrin gu ng de r alle in aus unserer m ittelalter­

lichen A lts ta d t auszusiedelnden B evölkerungsteile würde s c h o n bei geschlossener B ebauung mit kleiner G arten­

z ulag e fü n f S iedlungsgem einden dieser A rt erfordern.

Hieraus e rg ib t sich, d a ß man bei den G roß städten bei a lle r gru nd sätzlich en B ejahung d e r o ffen en Siedlungs­

form nicht verkennen d a rf, d a ß eine z u s t a r k e A u s ­ b r e i t u n g de r Städte, ohne entsprechende Vermehrung d e r E inw ohnerzahl und da m it auch ohne entsprechende V erm ehrung de r S teuerzahler die S tädte späterhin außer­

ordentlich stark belasten w ird . Es entstehen später große A usgaben fü r S traß enbauten, S traß enunterhaltung, Kanal­

bauten, K a n alunte rhaltu ng , fü r die Leitungsnetze und für die V erkehrseinrichtungen, so da ß also hier die w irt­

schaftliche, die rechnerische Seite des Städtebaues au ß e rord entlich stark in den V o rd e rg ru n d tritt.

4 5 8

(17)

Fluchtlinienpläne mit G estaltungsvorschriften

O b e r b a u r a t D r.-In g . W e id e n b a c h e r

Augsburg

Haus Erdgeschoß und Dach, das andere Erdgeschoß und volles O bergeschoß , das nächste Erdgeschoß und Kniestock, ein viertes mit dem fünften — w e il die N a c h ­ barn gute Bekannte w aren — zusam m engebaut w u rd e ; de r eine w o llte seinen G arten hinter dem Haus, der an de re v o r dem Haus und rückte — die blaue Baulinie ließ es zu — d o p p e lt so w e it hinter die V o rg a rte n lin ie als seine N a c h b a rn . G a n z besonders tobten sich die ein­

zelnen in den D achform en aus. V on einem Dutzend nahe beieinanderstehenden Kleinhäusern hatte fast jedes eine an de re D achform , eine andere N e ig u n g und eine a n d e re Richtung des Firstes.

Um solche Auswüchse — die w enig em pfehlend für eine S tadt sind, wenn die Siedlung vom Zug aus zu sehen ist — hintanzuhalten, hat A u g s b u r g fü r die v o r dre i Jahren begonnenen Siedlungen und neuen Bau­

vie rte l a u f städtischem E rbbaugrund Richtlinien in Form von G e s t a l t u n g s p l ä n e n aufgestellt. Diese M a ß ­ nahm e hat sich bei verschiedenen vorstädtischen Klein­

siedlungen, Ham m erschm iede, B ärenkeller, Kleestraße, und bei d e r Erweiterung de r G a rte n sta d t an de r G entner- straße (siehe A b b ild u n g 2) sehr bew ährt.

Die G estaltungspläne sehen außer den üblichen vord e re n und rückw ärtige n Baulinien und V org a rte n lin ie n

3 R u h ig e s S t r a ß e n b ild . G ute G lie d e ru n g durch gleiche Bauhöhen, Dachform en, Dachneigung, Firstrichtung, g e o rd ne te B a ulinien und gleiche» Hauptgesim s

1 Beispiel e in e s G e s t a lt u n g s p la n e s

Die Baugesetzgebung hat bisher fü r die städ te bau liche und baukünstlerische A usgestaltung von neuen Bau­

gebieten nur insofern Sorge ge tra ge n, als Bau- und V o r­

gartenlinien mittels genehm igter B a u l i n i e n p l ä n e vorgeschrieben wurden. Von Fall zu Fall haben in den Gemeinden für ab ge gren zte G e b ie te besondere orts­

polizeiliche Vorschriften u. a. d a fü r gesorgt, da ß ein g e ­ wisser Abstand eingehalten w ird und d a ß von reinen Wohnvierteln gew erbliche B etriebe mit Rauch- und Staubentwicklung ferngehalten w erden.

Es war aber oft schwer o d e r g e ra d e z u unm öglich, bei Siedlungen von Kleinhäusern, Ein- und Z w e ifa m ilie n ­ häusern, welche nicht einheitlich von einem Bauherrn (Baugenossenschaft, Reichsbahn, Reichspost, Industrie) oder e i n e m Baukünstler a u f einem a b g e g re n z te n G e ­ lände errichtet w urden, ein städ te bau lich b e frie d ig e n ­ des Gesamtbild zu erzielen. Dort, w o noch zu allem Unglück sehr eng p a rz e llie rt w urde, w o jedes Einzel­

haus von einem anderen Bauherrn, durch einen an deren Architekten errichtet w urde, entstanden dann s e h r u n ­ e r f r e u l i c h e B i l d e r (A b b ild u n g 2). M an g la u b te , vielfach den Erbauern insofern entgegenkom m en zu müssen, als sie ziemlich fre ie Hand bei G estaltu ng dieser Kleinhäuser bekamen. Das Ergebnis w a r, d a ß das eine

2 U n ru h ig e s S tr a ß e n b ild , h e rvo rg e ru fe n durch Ve rsc hied enheit von Bauhöhe, Dachform, Dachneigung, Firstrichtung und durch die willkürlichen Baufluchten (Augsburg-Hochzoll-Süd)

4 5 9

(18)

v o r: 1. G eschoßzahl, 2. D a c h f o r m , 3. Dachneigung, 4. Firstrichtung. Es ist nun so, daß je de r a u f seine Rechnung kommen und streng genom m en bauen kann, w i e er m ag; es tritt nur eine Einschränkung ein über das W o ; denn es sind in den G estaltungsplänen Straßen­

züge vorgesehen durchw eg mit W a lm d a ch , Straßenzüge mit S atteldach, und z w a r 4 8 ° N e igu ng (W alm 60 °), ferne r Straßenzüge mit 3 7 ° S atteldach. Es kann also jem and bauen w ie er w ill, mit steilem o d e r flachem Dach. Für die gleiche Straße muß die g l e i c h e F i r s t ­ r i c h t u n g eingehalten w erden. Die Geschoßzahl ist folg en de rm a ß e n vorgeschrieben: in de r G arten sta dt Erd- und O bergeschoß , in den Randsiedlungen Erdgeschoß und Dach o d e r Erdgeschoß und K niestock; d o rt mußte eine M ild e ru n g eintreten und in den sehr langen Straßen­

zügen ein W echsel der G estaltung insofern e rla u b t w e r­

den, als G rupp en nicht unter vie r Einzelhäusern unter sich gleiche G eschoßhöhen haben sollen. A u ß e r­

dem ist fü r besondere W ünsche bezüglich de r G eschoß­

höhe G e le g e n h e it zur V e rw irklich u n g a u f den Eckplätzen g e g e b e n ; am Ende eine r Reihe kann eine Sonder­

beha nd lun g als Blickpunkt gestatte t w erden.

Es hat sich b a ld herausgestellt, d a ß noch ein Punkt B erücksichtigung v e rd ie n t: das Hauptgesim s. O ft sind an sich gute S tra ß e n b ild e r da d u rch gestört, daß das eine Haus keinen D acha ufschie bling verw endete und fast kein Dachgesims in Erscheinung tra t, während das N a chb arha us ein Hauptgesim s von 40 o d e r 50 cm Aus­

la du ng zeigte. Es w u rd e mit einem Regelgesims ver­

sucht, das jedem Baulustigen „e m p fe h le n d ", nicht be­

feh len d, in die Hand g e d rü ckt w u rde , und der Erfolg w a r d e r: keiner w e ig e rte sich, das Gesims anzuwenden.

M it diesem „G e s ta ltu n g s p la n " ist eine Lücke der Bau­

gesetzgebung geschlossen und erre icht w orden, daß auch in solchen Siedlungen, w e lche nicht von einer Hand erstellt w e rde n, de r erw ünschte städtebauliche Rhythmus schw ingt (Bild 3).

W irtsch aftsu m sch au

R e ic h sv e rs ic h e ru n g s a n s ta lt fü r A n g e s te llte Aus dem G eschäftsbericht fü r 1934 sind einige Zahlen besonders bem erkenswert, die die V erteilung de r H y p o ­ thekenanlagen angeben. Da sich die G esellschaft bei d e r G eld be scha ffun g fü r B auvorhaben vorw ieg en d de r G a g fa h bedient, kann es nicht w undernehm en, daß de r größte Teil dieser Hypotheken (364,7 M illio ne n = etwas mehr als 50 vH) a u f den M ie thaus-N eubau entfallen.

A u f Eigenheime entfallen insgesamt 108,2 M illio n e n , w ä h ­ rend au f M iethaus-A ltbauten 65,9 M illio n e n kommen. Im letzten Jahr hat sich in dieser Beleihungstätigkeit insofern ein Umschwung angebahnt, als de r A nte il fü r Eigenheime nahezu v e rd o p p e lt w o rde n ist. A lle rd in g s ist de r G e ­ sam tbetrag der fü r N e ubauten festgelegten H ypotheken mit 44 M illio n e n M ark um 6 M illio n e n n ie d rig e r als im V orjah re. Aus den Beitragsleistungen der 3,7 M illio ne n bei de r A nstalt Versicherten verzeichnet die A nstalt einen Eingang von 317 M illio ne n M ark, de r um 10 vH höher ist als im V orjahre.

E in h e itlic h e Z in s s ä tz e

Bei den zwischen den öffen tliche n und den n ic h tö ffe n t­

lichen Versicherungsanstalten geführten V erhandlungen ist eine grundsätzliche Einigung d a rü b e r e rz ie lt w o rde n, daß die Zinssätze de r bereits ausgeliehenen Versiche­

rungshypotheken an den vom 1. O k to b e r a b geltenden Zinssatz de r P fan dbriefhypotheken von 5 vH angeglichen w erden sollen, abgesehen von solchen Hypotheken, die bereits einen Zinsfuß von 4y2 vH aufweisen. Im Sinne einer solchen Regelung hat sich das Reichsaufsichtsamt fü r Privatversicherung unter Hinweis a u f das Rund­

schreiben des Reichs- und preußischen W irtsch a fts­

ministers vom 12. A p ril an alle seiner A ufsicht unter­

stehenden Unternehm ungen g e w a n d t und die Erwartung ausgesprochen, da ß insbesondere fü r Zwecke des Klein- wohnungs- und Kleinsiedlungsbaues die von de r Reichs­

reg ie ru ng als erwünscht bezeichneten neuen A usleihe­

b e dingungen künftighin bei Neuausleihungen zugrunde g e le g t w e rde n, wenn dem nicht im E inzelfall d ring end e w irtsch aftlich e N o tw e n d ig k e ite n entgegenstehen sollten.

N e u e R e ic h s a n le ih e

Von nichtam tlicher Seite w ird geschätzt, daß bei der öffen tliche n, bei der privaten und bei de r S o zia lve r­

sicherung im ga nzen ein Betrag von etw a 300 bis 350 M illio n e n M a rk un te rg e b ra ch t sein dü rfte , wovon die Reichsversicherungsanstalt fü r A ng estellte 100 Millionen übernom m en haben soll. Die Bedingungen de r Anleihe sollen denen de r S parkassenanleihe entsprechen, der A nleihee rlö s soll de r Um schuldung ku rzfristig er Schulden des Reiches, die im Zusam m enhang mit der Arbeits­

beschaffung entstanden sind, dienen.

H a u s z in s s te u e rs e n k u n g

Im Einvernehmen mit dem Reichskommissar für das Kreditwesen haben säm tliche deutsche Darlehnsanstalten Verkaufsm öglichkeiten fü r das ihnen vom Reich im Rah­

men de r Hauszinssteuersenkung ge ge be ne W ertpap ie r geschaffen, so da ß d e r einzelne Hausbesitzer sich flüssige M itte l besorgen kann. Im Rahmen dieses Be­

schlusses kommt vorerst die V eräuß erung de r kleinen Be­

trä g e in Frage, um besonders dem kleinen Hausbesitzer zu helfen.

B e le ih u n g s s p e rre

Der Leiter de r W irts c h a fts g ru p p e Versicherungen hat den M itg lie d e rn seiner G ru p p e eine Sperre für lang­

fristige Ausleihungen a u fe rle g t, die nur in Ausnahme­

fä lle n du rchb roche n w e rd e n soll. Die flüssigen Mittel sollen fü r die neue Reichsanleihe b e reitg eha lten werden.

H o lz m a rk t

Die Umsätze in B auw are haben bisher nicht das Aus­

maß de r entsprechenden V o rja h re s z e it erreichen können.

Dies lie g t v o r allem d a ra n , d a ß sich die private Hoch­

b a u tä tig k e it bis jetzt z ö g e rn d en tw icke lt hat. Ent­

sprechend d e r im m er noch verh ältn ism äß ig spärlichen A u ftra g s e rte ilu n g im B auholzeinschnitt sind die meisten S ägew erke, sow eit sie besonders B auholz einschneiden, bislang noch nicht v o ll beschäftigt. Die H offnung auf schnell zunehm ende Besserung des A uftragseinganges verstärkte sich je do ch, w o b e i sich auch die Preisentwick­

lung im allge m einen als fest erw iesen hat. Der Ein­

schnitt von K iefern-Tischlerholz a u f den ostpreußischen W e rke n geht seinem Ende entgegen. H ie rfü r ist das späte Frühjahr günstig, da die kühle W itte ru n g die G e fa h r des V erblauens d e r Einschnitte m indert. A llm ählich dürften auch die ersten A b ru fe e rfo lg e n , w enn auch die A b ­ schluß tätigkeit bisher in m äß igen G renze n blieb .

4 6 0

(19)

D BZ-Kurzaufgabe 4 A u f l ö s u n g

Den 1. Preis erhielt cand. arch. Hans W o lfg a n g D r a e - sei - Berlin-Charlottenburg, fü r die A n tw o rt: „H in te r dem sakral aufgetragenen Ä uß eren b e fin d e t sich sehr w a h r­

scheinlich ein gewöhnliches Lager- o d e r S p e ich erge bä ud e

¡auffallende B reitenentwicklung, M ehrgeschossigkeit, mächtiges, tiefgehendes, raum schaffendes Dach, d e r b e ­ häbige Giebel als w irklich no tw e n d ig e W a n d d a h in te r­

liegender Räume) als Ausdruck eines im m er noch soliden und selbstbewußten S tädter- und Kaufherrentum s. — Im Gegensatz zum plastischen „a n th ro p o m o rp h e n " Barock des Südens die strengere linea re A uffassung fra n z ö s i­

scher und vornehmlich h o l l ä n d i s c h e r Baukunst des ausgehenden Barock um etw a 1700— 1740, de r Bau in seiner Flächigkeit, bestärkt durch den w a hrsch ein lich v e r­

wendeten Backstein, die Elemente bei a lle r S parsam keit und Strenge der M otivw ah l le icht und lu ftig schon im Sinne einer graziöseren Z eit ge fügt. — Das G a n z e d a ­ bei für mich so heim atlich, deutsch und in altem , lübi- schem Geist abgew andelt, da ß ich es vo rzie h e , v o r H o l­

land, Dänemark und evtl. Südschw eden als S tan dort eine norddeutsche alte Kaufm annsstadt zu w ä h le n ."

Den 2. Preis erhielt Johann R e c t a n u s , Leiselheim- Worms, für die A n tw o rt: „1. Ehem alige Kirche, jetzt öffentliches G ebäude. 2. In Ö s te rre ic h ."

Die A u fg a b e w a r nicht leicht, da versucht w erden mußte, den Ausdruck des G ebäudes nicht mit heutigen A ugen zu sehen, sondern ihn aus de r Erbauungszeit her­

aus zu begre ifen. Dadurch e rk lä rt sich die vie lfach e Unsicherheit der Einsendungen, von denen w ir nach­

stehend einig e w iede rge be n.

Karl K ü h l m a n n , Budapest: „D a s Bauwerk ist eine nicht mehr im G e b ra uch b e fin d lich e Kirche und steht in Ungarn . . . Das G e b ä u d e w ird inzwischen zu einem Asyl de r W in te rh ilfe be nu tzt."

Dr. G r a n t z , Berlin: „D a s typische M a g a z in , w ie es sich um 1700 kleinere Städte und ö ffe n tlic h e K örp er­

schaften errichtet haben. Das G e b ä u d e steht in einem Randstaat de r östlichen Ostsee. (Lettland?)"

W ilh e lm S p i n d I e r , A u g sb u rg : „1. Keine Kirche, kein Pfarrhaus o d e r S tändeam t, sondern einfach ein K orn­

speicher. 2. Steht in einem Land und stammt aus einer Zeit, w o ehrsame Bürger noch ihre B adew annen mit echtem Stil schm ückten."

Richard N o w o t t n i c k , Kirchheim : „1. Es ist ein kirch­

licher B arockbau aus der Z eit B althasar Neum anns. 2.

Es steht in M a in fra n ke n , W ü rz b u rg ."

Fritz S c h w a r z , Ludw igshafen: „1. Das Bauwerk dü rfte , dem C h ara kte r der Z eit entsprechend, ein ö ffe n t­

liches G e b ä u d e sein, w ie Rats- od er G em eindehaus, in einer kleineren Stadt. 2. Das Bauwerk könnte in Süd­

bayern o d e r O be rö sterreich stehen."

R. W e n z e l , S chlüchtern: „D a s Bauwerk ist ein Rat­

haus in einer Kleinstadt. Es steht in N ie d e rö s te rre ic h ."

Hans S c h m i d t , S pandau: „D a s gezeigte Bauwerk dü rfte dereinst m ilitärischen Zwecken, w ahrscheinlich als D ienstgebäude, g e dient haben. Das Bauwerk steht in Ö sterreich, sicher im S alzburgischen."

Schon aus dieser kurzen Auslese de r eingegangenen A n tw o rte n ist zu ersehen, da ß sich viele Einsender, tro tz unseres ausdrücklichen Hinweises, darum bem üht haben, den Zw eck des G ebäudes seiner tatsächlichen V erw en­

dung nach, nicht a b e r nach seinem Ausdruck, zu be ­ stimmen. Der erste Preisträger hat unserer M einung nach den Zw eck des G ebäudes rich tig aus seiner G e s t a l ­ t u n g h e rge leite t und gut begründet.

I n W i r k l i c h k e i t w u rde das G e b ä u d e in Lüneburg als Kaufhaus 1741— 1748 von S tadtbaum eister Haeseler erbaut. Die Seitenfronten sind aus Backstein errichtet, in jener neuen von H o lla nd beeinfluß ten Form, die im XIII. Jahrhundert zu einer Blütezeit des vergessenen Backsteinbaues führte. Die Front an de r Lünestraße, aus Sandstein und Putz in italienischen Formen, ist von H a e ­ seler nach einem Entwurf des Hannoverschen Baumeisters

Heum ann ausgeführt w o rde n. (N a c h : „K rü g e r, Lüneburg", Deutscher Kunstverlag, Berlin 1928.)

Neue Bücher

Lieferung übernimmt die Deutsche Bauzeitung, Abteilung Buchvertrieb, Berlin S W 19

D a s j a p a n i s c h e W o h n h a u s . V on Tetsuro Yoshida. 200 Seiten und 200 A b b ild u n g e n . V e rla g Ernst Wasmuth, Berlin. Leinen 16 RM.

Ein Buch, auf das w ir ge w a rte t haben. Es ist ein Zeichen dafür, daß das Schlagwort von d e r in te rn a tio n a le n A r ­ chitektur seine W irkung in d e r' W e lt v e rlie rt, d a ß auch in Japan die zurückgedrängte völkische Baukunst, die

ohne feste V erw urze lun g in der Ü b e rlie fe ru n g nicht denk­

b a r ist, alten Boden neu gew innt. In vorzü gliche r D a r­

stellung lä ß t das Buch erkennen, w ie de r ja pa nisch e A r ­ chitekt den künstlerischen Ausdruck de r G eistesart seines Volkes mit den F orderungen de r heutigen Lebensform zu vereinen w eiß . Das Brauchtum spielt hierb ei eine en t­

scheidende Rolle und be einfluß t, üb er den W o h n b a u hin-

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aus, die G estaltung des G artens, de r Siedlung, der Städte. Einen kleinen Ausschnitt des reichhaltigen W e r ­ kes geben w ir au f Seite 433 ff. w iede r. B.

A l t e B r i x n e r S t a d t r e c h t e . Von Josef Mutsch- lechner. Schlern-Schriften. V eröffentlichungen zur Lan­

deskunde von Südtirol. H erausgegeben von R. v. Kle- belsberg. 26. 1935. Universitäts-V erlag W a g n e r, Inns­

bruck. 5 RM. (36)

Es sind etw a fünfzehn Jahre vergangen, da tra f als erste a lle r deutschen Baufachzeitschriften die DBZ die Einrich­

tung, regelm äß ige B eiträge aus den „R a n d g e b ie te n " zu bringen — ein deutliches Kennzeichen, daß unser Beruf im B eg riff w a r, die herkömmlichen G renzen de r zünftigen Architektur zu überschreiten und sich auszudehnen au f Fragen des Rechts und de r Verwaltungswissenschaft, die seitdem die Auffassung von de r Bedeutung unseres Faches wesentlich um gestaltet haben. V o r dieser W e n d e hätte w ohl kaum ein zün ftiger Architekt das vorlie g e n d e kleine Büchlein zur Hand genom m en, das uns in v o rb ild lic h wissenschaftlicher W eise die Käm pfe einer deutschen Stadtgem einde um Recht und Verfassung w iderspiegelt.

Heute wissen w ir, daß w ir die Baudenkm äler einer sol­

chen Stadt erst aus de r Kenntnis ihrer bürgerlichen Kultur v ö llig be gre ifen können und begrüßen infolgedessen auch als Architekten diese neue rechtsgeschichtliche V e rö ffe n t­

lichung, die durch die be igefügten Urkundenabschriften einen w e rtvo lle n Beitrag zu unserer Kenntnis des älteren deutschen Bürgertums und seiner Lebenszustände bietet.

— Brixen te ilt mit de r M ehrzahl de r älteren deutschen Städte sein geschichtliches Schicksal. Es erwuchs im Schatten eines seit dem Jahre 901 nachweisbaren Bischofs­

sitzes. Seine Bürgerschaft g e la ngte erst 1380 zur ersten Aufzeichnung des zwischen ihr und dem m ächtigen G ru n d ­ herrn geltenden Stadtrechts. Von ihrem G rundherrn fre i zu w erden, ge la ng ihr nie, doch w u rde nach langen Käm pfen eine letzte Um bildung des ersten Stadtrechts im Jahre 1604 erfolgreich durchgesetzt. Dr. G rantz

S c h i e n e o d e r S t r a ß e ? Das m oderne Verkehrs­

problem in Deutschland, den wichtigsten europäischen Staaten und den USA. Von Dr. O th m ar Z ieg le r. 1934.

V erla g K. A nd ré, Prag. 4,80 RM. (739) Der W e ttb e w e rb zwischen Eisenbahn und K raftw a gen be ­ schäftigt heute nicht nur den Verkehrswissenschaftler und den Volksw irt, sondern in steigendem M aß e den A rchi­

tekten und den S tädtebauer. Es genügt nicht, ein Bild des Zustandes de r letzten Jahre zu entw erfen, in denen de r Kam pf besonders scharf w u rd e ; denn um seine w e i­

teren A usw irkungen einigerm aßen voraussehen zu kön­

nen, muß man w e it zurückgehen in die V ergangenheit.

Z ie g le r z e ig t in seinem Buch, unter welchen w irtschaft­

lichen und rechtlichen Bedingungen Eisenbahn und K ra ft­

w age n eina nde r bekäm pfen. Die Ursachen der besonde­

ren Fahrpreisbemessung de r Reichsbahn w erden genau au fg e ze ig t, ebenso w ie die A usw irkungen der Verkehrs­

umschichtung in Deutschland und in einigen anderen Län­

dern. Dem K raftw a gen ist es heute gelungen, die un­

bedingte Herrschaft d e r Eisenbahn zu brechen, so daß die Reichsbahn zu A bw ehrm aßnahm en gezw ungen w ird.

So macht sie sich die besonderen V o rte ile des K raft­

wagens zunutze, indem sie den Zubringerdienst in stei­

gendem M aß e mit eigenen K raftw a gen b e w ä ltig t und auch durch den B ehälterverkehr den Haus-Haus-Verkehr im eigenen Betriebe einführt. Der W e ttb e w e rb de r b e i­

den Verkehrsm ittel ist in einen Abschnitt getreten, in dem nur eine planm äß ige Bearbeitung de r Frage vom volks­

wirtschaftlichen Standpunkt aus eine Lösung bringen kann. Auch dieses Buch b ild e t eine no tw en dig e Ergän-

zung de r Fachschriften des die Landesplanung verfolgen­

den Architekten. Schneider

S t r a ß e n b a u u n d S t ä d t i s c h e r T i e f b a u . Von Regierungsbaum eister a. D. S tudienrat Dipl.-Ing. A r­

nold, Berlin. 3., verbesserte A u fla g e . (Bautechnische Lehrhefte H eft 6.) Leipzig 1934. Dr. M a x Jänecke Ver­

lagsbuchhandlung. 1,70 RM. (723)

In kn a p p e r Form w e rd e n die G e b ie te des Straßenbaus, de r W asserversorgung und d e r Stadtentwässerung be­

handelt. Das Lehrheft w ill in erster Linie das Nach­

schreiben an den Höheren Technischen Staatslehranstal­

ten ersetzen; de r Lehrer soll mehr Z eit fü r die Vertiefung und Erläuterung des um fangreichen Lehrstoffes gewin­

nen. Selbst wenn man manche Einzelheiten ablehnt, so ist doch das gesteckte Ziel voll erreicht. Ehlgötz

H o l z h a l t i g e L e i c h t b a u p l a t t e n . (Mitteilun­

gen des Fachausschusses fü r H o lz fra g e n beim VDI und Deutschen Forstverein.) H e ft 7. 90 S., 50 A bb., 16 Zah­

lentafeln. B earbeitet von Dr.-Ing. Kollm ann VDI und Dr.-Ing. M ö ra th . 1934. V D I-V erlag G. m. b. H., Berlin.

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Das H eft b e h a n d e lt mit g ro ß e r wissenschaftlicher Gründ­

lichkeit an Hand von zahlreichen Formeln, Aufstellungen, Z ahlen ta fe ln und Linienbildern V erw endung, Eigenschaft und Herstellung von h o lz h a ltig e n Leichtbauplatten.

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blättern verschiedenster Erzeugnisse zerstreuten Verwen­

dungsm öglichkeiten und A n g a b e n zusam m engefaßt. Der Abschnitt üb er die Eigenschaften d e r H o lzw o lle - und Faserplatten w ird am meisten von ihren Herstellern be­

achtet w erde n. Der Baufachm ann kan sich aus der Fülle de r Zahlen und A n g a b e n schwer ein klares Bild machen, zum al die Unterrichtung noch dadurch erschwert ist, da ß aus G ründ en wissenschaftlicher Unparteilichkeit die N am en d e r untersuchten Erzeugnisse ungenannt und nur au f Um wegen festzustellen sind. Auch das über die Herstellung de r verschiedenen P lattenarten Gesagte ist

mehr von technologischem Belang. Toth

D i e E n t w i c k l u n g d e s E i s e n b e t o n - S c h o r n s t e i n s i n T h e o r i e r u n d P r a x i s . Von Dr.-Ing. K arl D eininger. 75 S., 50 A b b . u. 11 Pläne.

S tuttgart 1932, K onrad W ittw e r. 6 RM. (494) Das W e rk b rin g t nicht nur eine Übersicht über die Ent­

wickelung des Eisenbetonschornsteinbaues, sondern dar­

über hinaus eine ausführliche Darstellung der heutigen Berechnungs- und A usführungsverfahren gegossener und gestam pfter Eisenbetonschornsteine. D abei werden alle E inzelfragen de r Bauart, w ie A n o rd n u n g des Futters, der K op fabd ecku ng usw. b e h a n d e lt und durch zahlreiche A b­

bildu ng en e rläu te rt. Auch en thält das Buch ausführlich durchgerechnete Z a hlen beispiele und unter seinen A bb il­

dungen die genauen Schnittzeichnungen vie ler Ausfüh­

rungen. Besonders eing ehe nd bespricht der Verfasser die Frage d e r W ä rm esp an nun ge n und im Zusammenhang da m it die gesam ten b a u p o liz e ilic h e n Vorschriften für Eisenbetonschornsteine. M an w ird ihm entschieden zu­

stimmen müssen, d a ß die je tz ig e Fassung dieser Vor­

schriften als v e ra lte t anzusehen ist, w e il sie sich viel zu sehr an die V erhältnisse bei M auerwerkschornsteinen an­

schließt und den Besonderheiten d e r Eisenbetonbau­

weise, b a ld in günstigem , b a ld in ungünstigem Sinne, nicht genügend Rechnung trä g t, und es ist zu begrüßen, da ß er beachtensw erte eigene V orsch lä ge zur Verbesse­

rung dieser Bestimmungen zur E rörterung stellt. Ehlers

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