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Deutsche Bauzeitung, Jg. 69, H. 21

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Deutsche Bauzeitung

Berlin S W 19 W o c h e n s c h rift f ü r n a t io n a le B a u g e s t a lt u n g • B a u t e c h n ik 2 2. M ai 1935 R a u m o rd n u n g u n d S t ä d t e b a u • B a u w ir t s c h a f t • B a u r e c h t DBZ Heft 21

UllliyiiyilllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllM

1 B a u le is tu n g a u s d e n J a h r e n 1 9 2 0 / 2 2 . Zeitnahe Gestaltung durch Architekt Heinrich Kaiser mit guter Einfühlung und Anpassung an den Potsdamer Stadtgeist

Stadt- und Landbaukunde

A r c h ite k t W ilh e lm H e ilig

Aus dem wegweisenden Buch „Stadt- und Landbaukunde' von Wilhelm Heilig, das soeben im Verlag Alfred Metzner, Berlin, erscheint, veröffentlichen wir hier wesentliche Gedanken­

gänge, die wir aus vier Kapiteln entnommen haben. Das ganze Werk empfehlen wir der eingehenden Beachtung unserer Leser.

Die Schriftleitung.

W er den A ufbau unserer Städte und D örfer aufm erk­

samen Auges betrachtet, kann deutlich erkennen: An die Stelle eines organischen Auf- und A u sb au es ist völlige Willkür Platz getreten. Es ist gut, w enn es d er heutige Techniker als seine Pflicht auffaßt, g egen diese W illkü r mit allen ihm zu G e b o te stehenden Mitteln des W issens und Könnens anzukäm pfen. (Aus dem G e le itw o rt von Dr. W erner Lindner, Deutscher Bund Heimatschutz.)

Das Haus a ls E le m e n t v o n S t a d t un d D o rf

Trotz allen Einfügens in die G e g e b e n h eite n ist d as alte Haus selbst inmitten g edrängtester B au w eise Teil von Straße oder Platz, es steht zu diesen in einem bestimm­

ten Verhältnis, es trägt eine persönliche N ote. Vom A ll­

tag übersehen, bedeutet sein Fortfall für den O rtse in ­ gesessenen einen Verlust, einen Eingriff in d as gew ohnte Heimatbild. In neueren und neuesten Stadtteilen tritt der einzelne Baukörper fast völlig in den H intergrund. V illa und Landhaus verstecken sich hinter d as G rü n ihrer G ä r ­ ten, und in verkehrsreichen und dichtbevölkerten Stad t­

teilen entwickelt sich die Straß e mehr und mehr zum Verkehrsschlauch, das ein zelne H aus w ird zum Teil der Schlauchwand. Soll ein G e b ä u d e nicht übersehen w e r­

den, so muß die A ußen reklam e mit ihren Künsten n a ch ­ helfen. Daher überbieten sich in ein er Stra ß e , deren Häuser sämtlich beachtet w erd en w o lle n , die R eklam e­

künste. Das Haus tritt b escheiden zurück. An die Stelle wohlabgew ogener Stad tp lätze und ihrer Fassung durch gute Bauten tritt der M onum entalplatz mit G rü n a n la g e n .

W a s in der G ro ß stad t infolge überstürzter Entwicklung mehr schlecht als recht entstand und entsteht, m achte in d er Mittel- und Kleinstadt, ja selbst im Dorf Schule. Das Haus als wichtigstes Element von Stadt und Dorf hat seine Bedeutung im O rtsbild verloren. An dieser b e d a u e r­

lichen Entwicklung kann die Flucht aus dem H äuserm eer nichts änd ern.

D er C h a ra k te r der G ro ß stad t g a b den G run d zur A b ­ kehr von der Volksgem einschaft, er g a b den Anstoß zum Villenviertel, zum Landhaus-Stadtteil, zur Trennung der V olksschichten, zur Intellektuellensiedlung, zu W W und N O . Doch nicht die soziolog ischen M äng el seien hier erörtert, sondern die rein form alen Schw ierigkeiten seien hervo rg ehob en, d ie sich durch eine betonte A bsonderung des ein zelnen H auses aus dem Rahmen des G e m e in ­ w esens, aus den Bindungen mit der Umwelt erg eben .

A uch d er strengste Kritiker verm ag der G e g e n w a rt nicht eine G estaltung skraft ab zu sp re ch en , d ie sich auf d as Einzelh aus bezieht. W ir hab en d er Beispiele genug dafür. Aus der Fülle der B eleg e seien einige w en ig e nur g e ze ig t (Bild 1, 3 und 4). Diese T atsach e verdient um so mehr hervorg ehob en zu w erd e n , als w ir a n d e re r­

seits zu g eb en müssen, d a ß G estaltung skraft und G e ­ staltungsw ille zum Eingliedern e in ze ln e r B au k ö rp er in g rö ß ere Zusam m enhänge zu w ünschen übrig läßt.

W ir b ew eg en uns in Extrem en, indem w ir den Schritt von d er M ietkaserne zum allseits freistehenden, von der Berührung mit dem N ach b arn losgelöster B aukö rp er unternehm en. D er Villen- und Lan d hausb esitzer hat uns

— mit o d er ohne A bsicht — Beispiele einer A bso nderung zur G e n ü g e hinterlassen. Je d e r e in ze ln e unterliegt g e ­ wissen Bindungen der A llg em einheit g eg en ü b er. Diese Bindungen können um so stärker sein, je fester d er G e ­ d anke einer V olksg em einschaft Fuß faß t. W e d e r R adio

(2)

2 H äu fu ng g leich ­ a r t ig e r k le in s te r B a u k ö r p e r . Kein erstrebenswerter Zustand: Die ge­

ringen materiellen Vorteile führen zu einer kulturellen Verarmung

noch Luftschutz dürfen uns zu einer B auw eise v e ra n ­ lassen, die einem G e m ein w esen , der Pflege der N a c h ­ barschaft entgegenstehen. Nicht der Eigner wird sich seines künftigen Besitzes am meisten erfreuen, der sein Eigentum rings umgehen kann, sondern der Bürger wird zur Volksverbundenheit am meisten beitrag en, dessen Haus als Teil des G a n z e n dem G a n z e n sich einfügt.

Die jüngere V erg an g en h eit hat, von w en ig en A u s­

nahmen ab g eseh en , nicht d azu b eig etrag en , b e g an g e n e Fehler auszum erzen, d ie O rtschaften zusam m enzufassen, ja , sie hat ein Z erfließen vielfach noch begünstigt. Ich denke hier an m anch eine Kirche, die „au f dem nahen H ügelrücken, etw as abseits geleg en und d as Dorf üb er­

ra g en d " g ebaut w urde. Ausnahm en können durchaus g egeb en sein. Im allgem einen wird man a b e r gut d aran tun, der neuen Kirche einen Platz inmitten der G e m e in d e zu suchen. U nzählig viele Jug end herb ergsneub auten ent­

standen — neben dem A usb au alter Burgen — in den Jahren 1924— 1930. A ls S ach verstän d ig er des Reichs­

verb an d es des Jug end herb ergsw erkes versuchte ich in den Jahren 1928— 1929 immer w ie d er, eine Einfügung der Bauten in die nächstgelegenen Landstädte zu erreichen.

V ergebliches Bemühen. Frei in der Landschaft stehen die meisten Baukörper. W a n d e rn d e Jugend hat tagsüber reichlich G e le g e n h e it, in freier N atur zu sein. A b e n d ­ liche Einkehr im Dorfe, in der Landstadt bringt Fühlung­

nahm e mit Land und Leuten, und eine gutgebaute Ju g e n d ­ herb erge kann da oder dort eine k laffen de Lücke im O rtsb ild e füllen.

V o rlieb e für eine gew isse Romantik läßt Aussichts­

türme, K rieg erd enkm äler, Jug end herb ergen, Landheime u. v. a. in die fre ie N atur setzen, und jedes Bauvorhaben fordert den schönsten Platz, die höchste Erhebung der näheren oder w eiteren Um gebung. A b e r die freie Land­

schaft erfährt wohl nur in seltenen Ausnahm efällen eine Steigerung. Stadt- und D orfbilder hingegen verarmen mit jedem w eiteren Bauw erk öffentlichen Charakters, das wir in d ie freie Landschaft stellen, statt es den G e­

gebenheiten ein zufügen.

D e r U m - und N e u b a u d e s D o rfe s

Zum zw eiten M ale in nerhalb eines Zeitraumes von knapp hundert Jah ren stellt sich das Verkehrswesen um.

Die Land straß e, noch vor zw ei Jahrzehnten in Zubringer­

diensten zur Eisenbahn stehend, rückt dem Schienenweg ebenbürtig an d ie Seite. Schon die Umstellung von der Postkutsche zum Eisen bah n netz bedeutete einen W ende­

punkt im B auw esen . A uch d as Dorf blieb nicht unberührt.

In noch viel höherem M a ß e greift der Kraftw agen in den Auf- und A usb au der O rtsch aften ein. W ir spüren den W id ersp ru ch zw isch en der D orfstraße mit ihrer Enge und d er G esch w in d ig ke it des d urchfahrend en Kraftwagens.

W ir em pfinden als Verkehrsstörung, w a s der jüngsten Ent­

w icklung im W e g e steht. D er M otor diktiert. Unmöglich isf, die D örfer seinem Diktate a n z u p a sse n ; w ir können nicht ohne w eiteres beseitigen, w a s G esch lech ter vor uns für uns a u fg e b au t h ab e n . Doch könnten wirs, so würde trotz der Beseitigung a lle r H indernisse zw ischen der Be­

sinnlichkeit des b äu erlich en Berufes und dem W esen des K raftw ag en s ein W id e rsp ru ch b leib en. D aher schaffen

3 N a t io n a le B au k u n st a u ß e r h a l b D eu tsch lan d s. Reihenhaus einer Siedlung in Dänemark aus der Nachkriegszeit

(3)

wir dem Motor ein Straßennetz, d as seiner Leistung an- epaßt sein soll, das ausschließlich d e m K raftw agen - Fernverkehr dient, das die O rtschaften umgeht und alle sonstigen Hindernisse durch technische M aß nahm en, durch Unter- und Überführung, überw indet. D ie Reichs­

au to b ah n en berühren das Bauw esen des Dorfes also nur mittelbar. Und doch w ird au ch d as kleinste Dorf d ie Förderung des Kraftfahrwesens und d eren A usw irkungen zu spüren bekommen.

Neben dem Umbau des Dorfes spielt d ie N eusiedlung eine wichtige Rolle. Vor uns steht die A u fg a b e der b ä u e r­

lichen Siedlung, deren Schw erpunkt im N ordosten und

¡m Osten des Reiches g eleg en ist. Ebenso wichtig ist die Auflockerung der Städte und hiermit verbunden die G a r ­ tensiedlung. Sie wird, rein zah len m ä ß ig genom m en, die kleinbäuerliche Siedlung um ein vie lfach e s übertreffen.

Bauerndorf und G artend o rf sind die Siedlung sarten, für deren Aufbau wir Lösungen finden müssen. Bei der bäuerlichen Siedlung bestimmen Betriebsw issenschaft und landwirtschaftliche Praxis d ie A rt der Aufteilung von Domänen, von freiwerdendem G ro ß g ru n d b e sitz und der zu kultivierenden Ö d la n d fläch en . Den zuständigen Fa c h ­ leuten muß die Beurteilung der Frag e überlassen bleiben, ob der Dorfcharakter oder die Streusiedlung vorherrschen soll. Im Kapitel „D as Erb e" w ies ich au f die Ergebnisse landwirtschaftlichen Bauens hin, d as bis zu Beginn des Jahres 1933 zum G em einw esen nur in A usn ahm efällen in engerer Beziehung stand. W o h l mögen in vielen Fällen Bodenverhältnisse u. a. m. A n la ß zu r Streusiedlung g e ­ geben haben und auch künftig g eb en, Besitzverhältnisse und Landanfall von geringerem Fläch e n au sm aß mögen da oder dort der G run d zur Splittersiedlung sein. Mit Genugtuung ist festzustellen, d a ß in jüngster Zeit beim landwirtschaftlichen Bauw esen der D o rfch arakter stärker in den Vordergrund tritt. Im G e g e n s a tz zum G a rte n ­ dorf und seiner durch örtliche Verhältnisse zw an g släu fig bedingten Vielgestaltigkeit sind für d as B au ern d o rf gute Vorbilder vorhanden. Das nordostdeutsche Siedlung s­

gebiet stellt sie selbst, und w ir b rauchen uns nur des Angerdorfes und des Runddorfes, vo r allem a b e r frideri- zianischer Vorbilder zu b edienen, um in b od enständ ig er Bauweise das b äuerliche Siedlung sw erk d a d u rch zu ­ führen, wo der Zusam menfassung zum G e m e in w e se n , zum Bauerndorfe, nicht unüberw indliche Schw ierigkeiten im Wege stehen.

Der Um- und N e u b a u d e r L a n d s t a d t

Ein Alpdruck muß einst vom Städ ter g ew ich en sein, als Tore und Festungsmauern fielen und die Städte sich dehnen und recken konnten. Mit Recht w u rde freudig begrüßt, was für den Stadtm enschen zum Seg en hätte werden können, die M öglichkeit d e r Loslösung von hygienisch unhaltbaren Zuständen. Ein recht un­

willkommener W an d el w a r jed och die Fo lge des A b ­ streifens aller Fesseln. W o h l w uchs d ie Stadt rasch über Wall und G ra b e n , w ohl m achte sich ein e a u f­

gelockerte Bauweise mehr und mehr b e m e rk b a r; doch das Beste, das der Stadtkern in sich b arg , d ie Zucht im Bauwesen, verschwand mit W ehrturm und Stadtm auer.

Wenn wir heute den Um bau unserer zerstückelten Städte für notwendig erachten, so tauchen unw illkürlich klassi­

sche Beispiele des G em einw esens als G a n z h e itsb e g riff vor uns auf. W ir empfinden, d a ß zw isch en strengster Geschlossenheit im A ufbau einerseits und W illkü r des Ausbaues andererseits ein M ittelw eg gefund en w erd en muß. Ein onganischer O rtsau sb au muß m öglich sein, wesensverwandt zw ar den alten Beispielen höchster H a r­

monie, doch unter Einschaltung der no tw en d ig en h y g ie n i­

schen und verkehrstechnischen M aß n ah m en .

4 u n d 5 S ie d lu n g s a n la g e a u s g e g e b e n e n V e r h ä lt n is s e n Professor Schmitthenner gestaltet jedes Haus als Teil des Ortsbildes.

Alle Bauwerke stehen in einem wohlabgewogenen Verhältnis zum Ganzen

W e itau s die meisten Städte besitzen Stad tb au p lä n e o d er sog enannte Flächenaufteilun gsp läne. N ur ein v e r­

schw indend g erin g er Teil der heute vo rhand enen Plan­

unterlagen kann den kom menden A u fg ab en gerecht w erd e n . Mit Fluchtlinienplänen aus den V o rkrieg sjahren heute noch irg en d w elch e Erschließungen vornehm en zu w o lle n , heißt in unverantw ortlicher W e ise Mittel d er A ll­

gem einheit verg eu d en . Leider liegt d ie G e fa h r einer noch viel g rö ß eren V erg eudu ng öffentlicher Mittel üb erall d a vor, w o nach Flächenau fteilun gsp länen d er jüngeren V e rg an g e n h e it künftig noch Teilerschließ ung en von stadt­

nahem G e lä n d e vorgenom m en w erd en (ich w eise hier besonders au f die Sinnw idrigkeit von G rü n b ä n d e rn in nerh alb der Flachsied lung hin).

Drei Gesichtspunkte treten bei Planungsm aßnahm en für einen Um bau der Städte in den V o rd e rg ru n d , und z w a r

1. d ie Bekäm pfung w eiterer Streuung des O rtsb ildes durch Aufstellung von B eb au u n g sp län en ,

2. eine Beschränkung des Stad terw eiterun gsgeb ietes auf ein G e rin g stm aß , so lan g e noch O rtslücken zu füllen sind,

3. d ie H e rab zo n u n g von dreig eschossig er auf z w e i­

g escho ssig e B au w eise au ch in den sog enannten G e ­ schäftsstraßen der Landstädte. Diese M aß n ah m e ist nach meinem D afürhalten ein e d er w ichtigsten. Sie verhindert d a s A ufsteigen von Brand m auern im Straß e n b ild , sie be-

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6 F r id e r iz ia n is c h e O r t s e r w e it e r u n g vo n G a r d s c h a u b e i D a n z ig

7 u n d 8 O r t s e r w e it e r u n g u n d V e r k e h r s ­ fü h r u n g .

Bestehender Ortslageplan (rechts außen) von Herr­

stein/Nahe und der neue Bebauungsplan von W il­

helm Heilig (rechts daneben)

läßt den meist in bescheidenem A usm aße g ehaltenen öffentlichen Bauten (Kirche, Rathaus usw.) ihre Bedeutung im O rtsbild, sie verhütet bei der Planung neuer öffent­

licher Bauten unangebrachten A u fw an d , sie wirkt sich günstig auf das W ohnungsw esen aus.

Der W ert gew isser alter Städte und O rtschaften liegt in einer Beschaulichkeit und Ruhe, die keine falsch e Romantik enthalten muß. Um der Vielgestaltigkeit der Erscheinungen w illen kann Beschaulichkeit und Schönheit manch einem G em einw esen zu besserer Entwicklung v e r­

helfen als a lle Praktiken der letzten Jah rzeh nte. W ie viele kleine reizvo lle Städtchen haben noch vor w enigen Jahren sich bewüht, steu erzah lend e Industrie unter gün­

stigen Bedingungen anzusied eln, w ie vie le Kur- und Bad eo rte strebten dem gleichen Z ie le zu. Sie wollten zw e i Eisen im Feuer halten. Verfehlte Spekulation ließ Industrie d a entstehen, w o d er w irtschaftliche S ch w e r­

punkt auf and eren G e b ie ten zu suchen ist.

D e r U m b a u d e r G ro ß s ta d t

W ir haben mit den U m bauarbeiten bereits begonnen.

Indem w ir den A lthausbestand mit Unterstützung der öffentlichen H and w ie d er instandsetzen, leerstehende G ro ß w o hnung en unterteilen, schaffen wir Kleinw ohnun­

gen und helfen dem um sein Fortbestehen ringenden H ausbesitz. Eine zeitlich b eg ren zte, durch Unterteilung gesteigerte Ausnutzung des Baub estandes kann nur als N otm aßnahm e betrachtet w e rd e n , d. h. die vo rü b e r­

gehend gesteigerte Ausnutzung des verfü g b aren W o hn- raum es d a rf einem kom menden Um bau (Sanierung) älterer W o h nviertel nicht im W e g e stehen. Mit je d e r den einfachsten A u fw an d überschreitenden Unterteilung, mit

jedem w eiteren Einb au von W arm w asseranlagen, H eizung usw. in eng e H ofw ohnungen, mit jedem , das Min­

destm aß an A u fw an d überschreitenden Instandsetzen von H o fg eb äu d en w ird die M öglichkeit baldigen Um­

b aues g a n z e r W o h n b lo ck s auf Jahrzehnte hinaus un­

möglich g em acht, zum indest stark verzö g ert.

Erklärlich ist d ah er, d a ß eine A lthaussanierung mit Er­

folg nur d a d urch füh rbar ist, w o der Stadtumbau (Sa­

nierung) bereits p lanm äßig festliegt. Um baupläne, auf w eitere Sicht berechnet, können sich nicht auf einzelne Baublocks b eschränken. Sie müssen d as jew eilige Stadt­

g ebiet umfassen und h yg ienisch e, verkehrstechnische und wirtschaftliche G esichtspunkte e in b e zie h e n . Zusammen­

fassend ausgedrückt, bedeuten d iese M aßnahm en das A ufstellen von Beb auung sp länen mit einem nachträg­

lichen, in früheren G esetze sm aß n ah m e n leider ver­

säumten Festlegen rückw ärtig er Baufluchtlinien (Hofbau­

flucht).

Die H ofbauflucht bringt, au ch w enn mit ihrer Fest­

legung nicht der sofortige A b b ru ch von Hintergebäuden, sondern nur d eren zeitlich befristeter Bestand zum Aus­

druck kommt, ein e neue Eigentum sbeschränkung. Doch nicht nur d ie A llg em einh eit hat d as „E rb e " anzutreten, d er H ausbesitz ist d er R echtsnach folg er jener Erblasser, d ie als U rheb er und N u tzn ie ß e r zu g leich d ie verschach­

telten M ietkasernen hinterließen. N a c h uns die Sünd- flut.

D as ein zeln e H aus ist die kleinste Einheit im Aufbau d er Stadt. Ihm folgt als näch stgröß ere Einheit der Bau­

b lock. A lle U m b au p lä n e , d ie sich mit diesen Einzel­

heiten b efassen, müssen T e ile eines G esam tp lan e s sein, d er a lle M aß nah m en hygienischer, technischer und wirt­

T E I H ' * \ H E

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w r u c p i n i G

(5)

schaftlicher Art enthält. Doch auf dieser Plan ist nur A u s b a u s t u f e , nicht En dziel. Durch ein A uflo ckern des Baubestandes, verbunden mit dem A usb au des V erkeh rs­

netzes, werden zw a r d ie W o hnverh ältnisse sich bessern, das Wesen der G ro ß stad t w ird a b e r eine g rund leg end e Änderung nicht erfahren. Der G ro ß stä d te r w ird bleiben, was er heute ist, der Bew ohner eines H äuserm eeres, an dessen W ohl und W e h er keinen unm ittelbaren Anteil nimmt, weil er praktisch hierzu keine M öglichkeit hat.

Um dem Koloß G ro ß stad t Leben ein zu h au ch en , um die

¡n ihm Lebenden mit ihm zu verb ind en, ist mehr not­

wendig als das Erfüllen hygienischer, w irtschaftlicher und verkehrstechnischer B elange. M ehr ist vonnöten, als O b ­ dach, Wohnung, A rbeitsg eleg enheit, ja mehr noch, als Häuschen mit G ärten am Stad tran d e zu bieten v e r­

mögen. „Im Bilde der G em ein d e ahnt und begreift das Volk erst den Staat."

S o la n g e der Sinn im V o lke für d as W e se n der O rts­

gem einschaft nicht nachhaltig g ew eckt ist, w erd en die V ersuch e der G ro ß stad t und d er Mittelstadt (!) Aussicht auf Erfolg h ab en, die dahin a b zie le n , ihre S ie d le r inner­

h alb der eigenen G e b ie tsg re n ze n a nzusetzen. Erst dann, wenn Stadtsanierungsm aßnahm en nicht mehr den C h a ­ rakter von Stadterw eiterungen trag en , wenn an die Stelle von Eingem eindungen die Frag e der A usg em ein­

dung, d er Unterteilung der H äuserm eere getreten sein w ird , kann von einer „S a n ie ru n g " d ie Rede sein .

Die G e fa h r einer Um lagerung d er G ro ß sta d t vom M ietblock zum Flach b au , heraufb eschw o ren durch die Stad trandsied lung und begünstigt durch die um fang­

reichen Stad tg eb iete, ist vorerst noch keinesw egs über­

w unden. Sie zu b annen, ist eine w ichtige A u fg ab e . N ur dann hat die Eigenheim bew egung Sinn und Z iel, nur dann ist sie W e g b e re ite r für den Um bau der Städte.

Die Notw endigkeit von Bodenuntersuchungen

S ta d t b a u in s p e k t o r In g e n ie u r K a r l F isc h e r, W ie n

Bei der Errichtung von H ochbauten je d er A rt ist die T r a g f ä h i g k e i t d e s B a u g r u n d e s eine V o ra u s­

setzung für die Standsicherheit d er B auw erke. D aß un­

zureichende Gründungen a rg e S ch ä d e n zeitig en können, ist aus verschiedenen Beispielen bekannt g ew o rd en , und oft genug kann man Rissebildungen, örtliche Einsen­

kungen und sogar deutliche Schiefstellung an G e b ä u d e ­ mauern beobachten.

Maßgebend für die T rag fäh ig keit des Baugrundes sind die zu erwartenden S e t z u n g e n . W e n n auch w irt­

schaftliche Rücksichten eine sp arsam e Bemessung der Grundkörper verlangen, so dürfen w e d e r unzulässig große noch ungleiche Setzungen auftreten und die Fest­

setzung der zulässigen Bodenpressung ist d ah e r eine v e r­

antwortungsvolle A u fg a b e , d ie in m anchen Fällen zie m ­ lichen Schwierigkeiten b egeg net, besonders bei au sg e ­ dehnter Baufläche mit w ech seln d er B o d enbeschaffenheit.

Dabei handelt es sich vo rw iegen d um eine richtige A b ­ stufung der für ein zelne Zonen der B a u flä ch e gütigen Werte der zulässigen B elastung ; denn erst dam it ist eine den örtlichen Verhältnissen a n g e p a ß te Bemessung der Grundkörper möglich, w o d urch ein e g leich m äß ig e Setzung aller G eb ä u d e te ile erreicht w ird . Das fo lg en d e Beispiel zeigt die Ausw ertung von zw eck m äß ig verteilten Belastungsversuchen auf ein er B a u flä ch e und d ie z o n e n ­ weise Begrenzung der zulässig en Bodenpressung.

Das Bauvorhaben bestand in der Errichtung einer A n ­ zahl mehrstöckiger W o h n h äu ser in g eschlo ssen er Reihe (Bild 1). Beim Aushub d er B au g ru b e konnte fo lg e n d e ungleichartige Beschaffenheit des Baugrundes festgestellt werden. Unter einer Anschüttung fan d sich d er g e w a c h ­ sene Boden, der im östlichen Teil d er Baufläche vo rw ie ­ gend aus g e l b e m L e h m von fester B eschaffenheit bestand, im mittleren Teil w a r s a n d i g e r L e h m und im westlichen Teil w e i c h e r T o n v o rh an d e n . Zunächst wurden Sondierungen an z a h lre ich e n Stellen mit einer 3 cm starken Eisenstange ausgeführt, w o b e i d eren Ein­

dringung bei gleicher A n za h l von H am m erschlägen fest­

gestellt wurde. Dann kamen D ruckversuche an neun v e r­

schiedenen Stellen zur Durchführung, d eren Lag e im Bild 1 durch Ziffern b ezeichnet ist. Die bei den D ruck­

versuchen mit steigender Belastung g em essenen Einsen­

kungen sind im Bild 2 dargestellt. Schon ein e flüchtige Betrachtung der Kurven zeig t, d a ß d ie Streuung der Linien 9, 8, 7, 6, 5 ziem lich gering ist, w äh re n d d ie Linien 1/ 4, 3 auf weniger trag fähig en Boden sch ließ en lassen.

Die w eitere A usw ertung geschah in fo lg end er W e is e : Die zu erw artend en S e t z u n g e n d e r G e ­ b ä u d e m a u e r n sind keinesfalls g leich jenen der P ro b e fläch e , sondern w esentlich g rö ß er, w eil sie von der G rö ß e der Lastfläche ab h än g en . Das Verhältnis der

(Streifenlast) von Setzung s9 eines M auerfundam entes

der Breite b cm zu d er Setzung P ro b e fläch e mit

s , 2b

einer quadratischen der Seiten län g e a cm ist mit anzusetzen. Im vo rliegen den Fall w ar

L a g e p la n .

Pressung kg/cm2

K . - S t r a s s e

B ild 1

Zu lä ss.g e E S p - l .y s K m ’

B o d e n p r e s s u n q : WM.yJ V ~ >J O S 13 P " 1.0 *

4 1 1

(6)

Druckproben im Bohrloch f l. B ild 3

Bettungsziffer c kg/cm*

B o h r - "Profil B e t tu n g s - D ia gram m

"P ressun g kg /cm 2

S e tz u n g s - D ia g r a m m .

D r u c k s a c h e O 27- 150 m/m , F ~ 1 7 7 cm 1

D ru c k p ro b e n im B o h rlo ch B .

Wien im M ai 1933.

B ild 4 P re ssu n g kg/cm7

B o h r - P rofil B e t tu n g s - Diagram m

D r u c k fla c h e Q DISO , P17 7 cm* Wien im M a i 1931

dieses Verhältnis im Mittel n = 18. Die Setzungen der M auerfundam ente w erd en d ah e r 18fach g rö ß e r sein als jene d er P ro b efläche. Zunächst w urden für eine gleiche

p Pressung p = 4,0 kg/cm2 die Bettungsziffern C = — cot

a

aus den Setzungskurven der P ro b efläch e ermittelt.

Sie g eben jene Pressungen an , bei w elch en sich die Pro b efläche um 1 cm o d er die M auerfundam ente um 18 cm setzen w ürden. A ls höchst zulässig e Setzung der M auerfundam ente w u rde ein im H ochbau üblicher W e rt von s = 3,0 cm gew ählt. Die diesem W e rt entsprechen-

c 1

den zulässigen Pressungen sind d ah e r p = • 3 = womit sich nachstehende T a b e lle für die O rte der D ruck­

versuche aufstellen ließ.

Versuchs­

stelle 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Bettungs­

ziffer C 16,7 — 3,7 6,4 16,7 17,6 25,0 26,4 2,78 kg/cm3 zulässige

Pressung 2,8 — 0,6 1,1 2,8 2,9 4,2 4,4 4,6 kg/cm2 H iernach w urde versucht, die Punkte g leich er T ra g ­ fähigkeit im Lag ep lan durch Kurven zu verb ind en, w ie in Bild 1 ang edeutet ist. Es w a r dann n ah elieg end , die B au flä ch e in drei Zonen hinsichtlich der zulässig en Bodenpressung zu unterteilen, und z w a r für p = 4, 2 und 1 kg/cm2. Ferner e rg a b sich z w an g släu fig , bei den mit F bezeichneten D oppellinien die A nordnung von

d u r c h g e h e n d e n S e t z u n g s f u g e n vorzu­

schreiben. G e g e n die Ecke E zu verschlechterte sich au ffällig die T rag fäh ig ke it des Bodens, so d a ß dort eine au sg ieb ig e T i e f e r l e g u n g d e r G r u n d k ö r p e r erfolgen mußte. D ieser Befund w u rde nachträglich durch A n g a b e n von G e w äh rsleu te n aus der Um gebung inso­

fern bestätigt, als an d ieser Stelle in früherer Zeit eine M ulde im G e lä n d e mit einem T eich bestanden haben soll, so d a ß dort ein e A b lag e ru n g schlam m iger, w eicher Ton­

schichten stattgefunden haben dürfte. Durch eine solche Ausführung von verteilt ang eo rd neten Druckproben kann ein ve rlä ß lich e s „A b taste n " d er B au fläch e und eine zo n en w eise A b g re n zu n g d er verschied enen zulässigen B o denpressungen erreicht w e rd e n . N a ch vollendetem A ufb au dieser W o h n h ä u se r w a re n keinerlei Setzungs­

unterschiede zu bem erken.

Eine a n d e re grundbautechnische A u fg a b e besteht in der B e s t i m m u n g d e r g ü n s t i g s t e n G r ü n ­ d u n g s t i e f e . Diese F ra g e hat eine b esondere wirt­

schaftliche Bedeutung, w eil die Baukosten durch die T iefe der G rü n d u n g in stärkstem M a ß e beeinflußt wer­

den. Aus V ersuchen konnte n ach g ew iesen w erden, daß die T rag fäh ig ke it des Baug rund es d urchaus nicht immer mit der T iefe reg elm äß ig zunehm en muß, d a ß vielmehr fa llw e ise eine g a n z bestimmte T ie fe n la g e der Grund­

körperso hle einen günstigen W e rt d er Tragfähigkeit ergibt und eine tiefere G rü n d u n g nicht nur zwecklos, sondern so g ar schlechter w ä re .

(7)

Das folgende Beispiel zeig t d ie A usw ertung von D r u c k v e r s u c h e n i n B o h r l ö c h e r n , womit eine Darstellung der mit der T iefe w ech selnd en T ra g fä h ig ­ keit erzielt wurde. V o r d er Errichtung eines Bauw erkes wurden zwei Bohrlöcher auf rund 24 m T ie fe abgeteuft und die Schichtenfolge im Untergrund ermittelt. N e b e n ­ bei wurden M aterialprob en der versch ied enen Schichten entnommen und in luftdicht schließend en Dosen für eine physikalische Untersuchung au fb ew ah rt. Mit fo rtschrei­

tender Abteufung der Bo h rlö cher w urden in versch ie­

dener Tiefe eine A n za h l von Druckversuchen ausgeführt, deren Lage in den Bildern 3 und 4 durch die Ziffern 1 bis 3 und 4 bis 8 verm erkt ist. A ls Druckfläche kam eine kreisförmige, eiserne Platte zu r A nw end ung , deren Durchmesser D = 150 mm und d eren Fläch e F = 177 cm 1’

war. Sie wurde am unteren Ende eines Rohrgestänges befestigt, das in der Verrohrung des Bohrloches in g le i­

chen Abständen von etwa 2,00 m entsprechende Führun­

gen gegen seitliches A usb ieg en hatte. A us den Setzung s­

kurven der einzelnen V ersuche w urden d ie W e rte der Bettungsziffer C = p für eine bestimmte Pressung ^ e r­

mittelt und neben den Bohrprofilen zu r D arstellung g e ­ bracht.

Aus dem Bettungs-Diagramm von Bild 3 ist zu entneh­

men, daß im Bohrloch A die T rag fäh ig keit des B au ­ grundes mit w achsend er T iefe langsam zunimmt. Hin-

Bild 5

M ä n n e r v o m B au

S t a d t b a u r a t B e n n o K ü h n , der Leiter der Berliner Hochbauver­

waltung Bild: Atlantic

g egen zeig t d as Bettungs-Diagramm von Bild 4, d aß im Bohrloch B d ie T rag fäh ig keit in der T ie fen lag e des Druckversuchs 4 einen ausgesp ro chenen H öchstwert au f­

weist, und d aß d ie tiefer liegenden Bodenschichten eine w esentlich g ering ere Trag fähig keit besitzen. D araus konnte d ie Folgerung g e zo g e n w erd en, d aß bei dem g eplanten Bauw erk e in ee F l a c h g r ü n d u n g in der T ie fe n la g e d er D ruckprobe 4 in erster Linie am Platze ist und eine tiefere G rün dun g w e d e r technische noch wirt­

sch aftlich e V o rte ile bringen kann. Die Sch au b ild e r des V e rlau fe s der Bettungsziffer g ab en übrigens auch A n ­ haltspunkte für d ie Untersuchung der Druckverteilung unter den g eplanten G ründungskörp ern und erg änzten d ie Bohrprofile in bester W e ise .

Bei d er Ausführung der in den Beispielen beschrie­

benen Druckversuche kam der nach den A n g ab e n des V erfassers konstruierte B o d en p rü fap p arat DRP (Bild

5)

zur A nw end ung . Die vorstehenden Beispiele zeig en z w e i g rund leg end e A u fg ab e n bei der Untersuchung des B aug rund es:

1. Die Klarstellung d er w echselnden Trag fähig keit des Bodens in der Eb ene der G rü n dun gsfläche.

2. Die Feststellung der günstigsten Gründungstiefe mit Rücksicht auf die ve rän d e rlich e Trag fäh ig keit mit w a c h ­ sender T iefe.

Bei den Untersuchungen des Baugrundes ist wohl mei­

stens eine Beschränkung auf d as N otw endigste geboten, w eil häufig w e d e r Zeit noch Mittel für ausführlichere Prüfungen ve rfü g b ar sind. Trotzdem sollten bei jedem g rö ß eren Bauvorh ab en w enigstens d ie beiden vo re r­

w ähnten H aup tfragen g eklärt w erd e n , b evor zur A u s­

führung geschritten w ird . Für den Bau von Betonstraßen dürfte besonders d ie A u fg a b e 1 von Bedeutung sein.

Durch so lch e rart ausgeführte Bodenprüfungen gelangt der V e rfasser des Bauentw urfes in den Besitz von w ert­

vollen Richtlinien für die W a h l der G rün dun gsart, deren A usm aß und Kosten, auß erd em können Sch ätzw erte der zu erw arten d en Setzungen a n g eg e b en w erd e n , deren z u lässig e G rö ß e durch d ie A rt und den Z w eck des B au­

w erkes immer g eg eb en ist, und schließlich w ird d ie G e ­ w ährleistung der Standsicherheit des Bauw erkes erreicht.

Kampf gegen L a n d s tra ß e n b e b a u u n g in En g lan d

G e h e im e r R e g ie r u n g s ra t W e r n e k k e

In England sind in den letzten Ja h ie n mit hohem A u f­

wand an Geldmitteln zahlreiche Land straß en so au s­

gebaut worden, d aß sie den Ansprüchen g enüg en, die der heutige Kraftw agenfernverkehr an d ie S traß e stellt.

Auch Umgehungsstraßen zur Förderung dieses V erkehrs und zur Entlastung von O rtsstraßen sind a n g e le g t w o r­

den. Dabei hat sich eine m erkw ürdige Erscheinung g e ­

zeig t. Die M öglichkeit, mit dem K raftw ag en g rö ß e re Ent­

fernungen g e ra d e auf d iesen Straß en in kurzer Zeit zu ­ rückzuleg en, hat d a zu geführt, d a ß d as G e lä n d e zu b eid en Seiten w e i t a u ß e r h a l b d e r O r t ­ s c h a f t e n mit W o h n h äu se rn b ebau t w o rd en ist. Ihre Lag e, d ie man vo r g a r nicht la n g e r Zeit noch als a b ­ g e le g e n und unerreichb ar an g eseh en hatte, ist jetzt kein

(8)

H indernis mehr, diese H äuser zu bew ohnen und in der benachbarten, a b e r doch immer noch recht entfernten Stadt zu arbeiten.

Diese Bebauung am Rande der Landstraßen wird ab e r vom Standpunkte des Fernverkehrs auf der S traß e, n a­

mentlich desjenigen der Lastkraftw agen, als höchst lästig em pfunden. M an bezeichnet sie als „ribbon d e ve lo p ­ ment", also als eine b and artig e Bildung von O rt­

schaften, und wirft ihr vor, d a ß der O rtsverkehr der B e­

w ohner dieser neuen, sich band artig an der Landstraße

D BZ-Kurzaufgabe 3 Auflösung

Den 1. Preis erhielt Dipl.-Ing. Rudolf W i I s a r t in Eger.

Er zeichnete oben ab g eb ild ete S k izze und beantwortete unsere Frage d ahing eh end , d aß die Landschaft in Mittel­

deutschland liege.

Den 2. Preis erhielt Stad tb aurat Dr. S a l z m a n n , Freiberg, für die A ntw ort: „Eine echtdeutsche Landschaft, heiter-lieblich, klar und einfach geglied ert. Liegt z w e ife l­

los in Süddeutschland ( B a d e n oder W ürttem berg)".

Bem erkensw erterw eise rieten säm tliche der zah lreich en Einsender auf Deutschland, so zum Beisp iel:

„D ie g ezeigte Landschaft ist typisch deutsch und könnte in O stpreußen ebenso gut w ie in O ld e n b u rg , H annover, W estfalen , der M ark, Sachsen oder Hessen liegen."

„D ie dargestellte Landschaft ist typisch m ecklenbur­

gisch. Fast möchte man sagen, es ist ein Blick auf den O sto rfer See bei Schw erin. Landschaftlich angem essen ist ein eingeschossiges W o h nh aus mit Rohrdach oder Z ie g e ld a ch , breit g elag ert w ie der S e e."

„D ie Landschaft zeigt ein Stück deutsches V aterlan d .

„Eine deutsche Landschaft, Flach lan d mit m äßigen H öhenzügen, w ahrscheinlich im N ord en."

In W irklichkeit liegt die Landschaft in En gland, und z w a r in North Ham pshire.

hinziehenden N ied e rlassu n g en eine G e f a h r f ü r d e n F e r n v e r k e h r bilde, für den die Straßen be­

stimmt sind. Am Straß e n ran d haltende Fahrzeuge der Bew ohner b eengen den V erkehrsraum , Fahrzeuge, die aus ihren Grundstücken und aus zw ischen ihnen liegen­

den Privatstraßen ausfahren, können zu Zusammenstößen mit in der Längsrichtung d er Straß e fahrenden W agen führen.

Ein G e se tz vom Ja h re 1909 ermächtigt allerdings bereits die zuständigen Behörden, die Bebauung des Geländes an den Straß en zu v e r h i n d e r n , und ein weiteres G e s e tz von 1932 g a b ihnen d ie M öglichkeit, Grund und Boden neben der Stra ß e zu e rw erb en , um die Bebauung fernzuhalten und die Straß en verbreitern zu können. Die Entwicklung, d ie nunmehr eingetreten ist, ist aber nicht vo rausgesehen w o rd en, und so ist von den Bestimmungen der beiden G e s e tze im allgem einen kein Gebrauch ge­

macht w o rd en. N ur an w en ig en Stellen ist eine Aus­

nahm e zu verzeichnen. In einigen Bezirken sind Vor­

schriften durchgesetzt w o rd en , die eine Bebauung inner­

h alb einer Entfernung von 60 M etern von Durchgangs­

straßen verbieten und d ie Frag e der Einmündung von Seitenstraßen regeln. W o solche Vorschriften nicht be­

stehen, ist es natürlich zu spät einzug reifen, wenn die N otw endigkeit eines Eingriffs erkannt wird. Es wird neuerdings gefordert, d a ß Vorschriften der genannten A rt mit allg em ein er G ültig keit erlassen w erden. Auf diese W e ise , glaubt m an, kann eine w eitere Behinderung des Fernverkehrs au f den Landstraßen verhütet werden, die übrigens auch stets mit G e fa h re n für den Ortsverkehr, z. B. hier die vor den neuen H äusern haltenden Liefer­

w ag en usw., verbunden sind.

Die ausgeb au ten Fernstraßen haben meist eine Breite von 30,5 M eter (100 Fuß) zwischen den in England üb­

lichen Einzäunung en zu beiden Seiten der Straße. In d er Mitte liegt die 9,2 M eter breite Fahrbahn, daneben liegen Fußw ege und G ra sflä ch e n . Es w ird für möglich ge­

halten und ang ereg t, auf diesen seitlichen Flächen noch eine 4,5 M eter breite Fahrbahn an zu le g e n , auf der sich d er S o n d e r v e r k e h r für d ie H äuser an der Straße ab sp ielen könnte. D adurch w ü rde die mittlere Fahrbahn für den Durchgangsverkehr freigeh alten . An geeigneten Stellen w äre n auch V erb reiterung en für haltende Omni­

busse an zu le g e n . A n d ere V o rsch läg e gehen dahin, hinter den H äusern eine P a ra llelstraß e a n zu le g e n , auf der sich d er V erkehr dieser N ied erlassu n g en ab sp ielen soll, und diese M aß nahm e w ird häufig auch dann angewendet w erd en können, w enn eine V erb reiterung der Durch­

gangsstraße nicht möglich ist, w eil hier die Bebauung schon zu w eit vorgeschritten ist.

V on den am Straß enverkeh r beteiligten Kreisen wird rasches, tatkräftiges Einschreiten g e g e n d i e A u s ­ g e s t a l t u n g d e r L a n d s t r a ß e n a l s V o r o r t e gefordert. Dies erscheint ihnen um so notwendiger, als d as neue Straß enverkehrsgesetz eine Höchstgeschwindig­

keit von 30 M eilen (rund 50 Kilometer) in der Stunde in nerhalb b eb au ter Flächen vorschreibt und sie fürchten, d a ß , wenn die Entwicklung so w ie bisher begonnen weiter geht, es üb erhaup t keine Strecken in der weiteren Um­

gebung der Städte g eb en w ird , w o diese Geschwindig­

keit überschritten w erd e n d arf. Sie berufen sich mit dieser Forderung auch d a ra u f, d a ß sie jährlich 30 Mil­

lionen Pfund an G e b ü h re n für d ie Zulassung ihrer W a ­ gen und 36 M illionen Pfund in G e sta lt von Benzinsteuer aufb ringen , B eträg e, d ie zusam m en höher sind als die A ufw end ung en für d as S traß en n etz. Sie glauben also ein Recht d a ra u f zu h a b en , d a ß d ie Straß en so gehalten w erd en , w ie es ihrer Zweckbestim m ung entspricht, einen schnellen, unbehinderten Fernverkehr zu ermöglichen.

(9)

Wege zur W ohnkultur

Wir bringen Bilder von der im August vorigen Jahres in Stuttgart eröffneten Ausstellung „Die Aussteuer", die ihre Entstehung Baurat Gretsch verdankt und von Mia Seeger durchgeführt wurde. Heute wandert diese Aus­

stellung durch deutsche Städte, Schwäbisch - Gmünd, Bamberg, Frankfurt, und leistet einen großen Teil der­

jenigen Erziehungsarbeit, die auch dem verantwor­

tungsvollen Architekten obliegt. Sie bricht für das Ver­

ständnis derWertarbeit im Helm Bahn und unterstützt

S O den Kampf der Architekten und des Handwerks für

Wohnkultur

Bilder: lazi, Stuttgart(3|

4 1 5

Nicht nur das M öbel, auch a lle übri­

gen G eg enstän d e des häuslichen B e ­ darfs müssen Q u alität in M aterial,

Farbe und Form haben

Erst wenn den Besuchern die M ö g ­ lichkeit gegeben w ird, das M öbel zu untersuchen und auf seinen W e rt hin auszuprobieren, können sie ein klares Bild von den Vorzügen oder N achteilen gewinnen

(10)

Bilder: Lazi 12) und Mögle (1), Stuttgart

G u te Vergleichsmöglichkeit: derselbe G eg enstan d aus verschiedenem Holz, mit verschiedenem Beschlag, verschiede­

nen Tapeten und Vorhängen gegen­

übergestellt

Tapeten, V o rhäng e und H eizkörper auf der Ausstellung

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^ lÜDH um

Herrenschlafzimmer

Aufgemachte Betten und eingeräumte Schränke. Die Zweckmäßigkeit kann nach­

geprüft werden

Schlafzimmer

Bilder: Lazi, Stuttgart (3)

Ein Schrank, dessen Gestaltung durch d as Bestreben nach bester Unter­

bringung der Kleidung bedingt ist

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Eine nach Zweckm äßigkeit aufgebaute Küchenecke und ebenso gestaltete Einrichtungsgegenstände

Küche

Bilder: lazi, Stuttgart (3|

Zur zweckm äßig eingerichteten Küche gehört zw eckm äßig gestaltetes G e rä t

(13)

Neuerungen im M öbelbau w erden gezeigt. Die praktische V erw endbarkeit kann am O rt untersucht w erden

Das freie Zusammenstellen gutgestalteter M öbel setzt viel Geschmack und feines Empfinden für Form und M a ­ terial voraus. Büchergestell und Sessel

Bilders Lazi (2) und Mögle |2), Stuttgart

Kommode und Hocker

4 1 9

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Bilder: M ö g l e (21 und Lazi (1) Stuttgart

Versuche mit neuem M aterial sind vorsichtig und mit Verantwortung anzustellen. D asM ö b e l ist nicht nur Zw eck­

gegenstand

0. UUCJIMAII fTUTTOUT i n u auni u n n iiiw u r

G rup p en zusam m enhängend gestalteterMöbel bilden geschlossene Einheiten, die mit anderen Möbeln frei kombiniert w erden können

EUGEN BUSCHIE !

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Bilder: Mögle (2) und Lazi lll Stuttgart

Ein gut aufgebauter Teil muß sich gut in den gestalteten Gesam traum (Bild unten) einfügen. (Die G la s­

w and ist ausstellungstechnisch bedingt)

Ein und derselbe G eg enstan d (Nähtisch), sowohl im Technischen als auch im Künstlerischen sehr verschieden gestaltet

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