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Die Zukunft, 29. Juli, Jahrg. XXIV, Bd. 96, Nr 43.

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(1)

XXlV. Jahrg. Berlin,den29.Juli1916. ält.48.

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Herausgehen

Maximilian Kardew

RussischeHörner. . . ......-.. ..... 89

Unchdruck verboten«

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Erscheint jedenSonnabend- Preis vierteliäljrlich5Mark.die einzelne Nummer 50Pf.

Berlin.

Verlag der Zukunft.

WilhelmstraßeZa.

1916.

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Berlin, den 29.Juli 1916.

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onNikolai AlexandrowitschzuAlexanderNikolajewitsch

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blickt,übersiebenJahr-fünftehin,dasAugerückwärts.Alex- Qnder Michailowitsch Gortschakowist noch KanzlerdesAussen- weiches.Einer,derdieWelt kennt undausallenMachtquellenden aTrank gekostet hat. Laibach, Verona, London,Florenz, Stuttgart, Frankfurt (DeutscherBundestag),Wien: überallhatderKleine EsichinsVertrauen derWichtigsten eingcfilzt. ErdarfsichderAbs sinnstvonNurik rühmen,alsAhnendieHeiligen Wladimir, Jaros EslawundMichaelvonTschernigow, auchdenWojVodenPeter nennen, deram MorgendessiebenzehntenJahrhundertsSmo- sienskgegendenpolnischen SigismundzweiJahre lang hieltAoch HbeiziemlichemAuswandnichtinGeldklemme,seitereinePrinzessin Urusowgeheirathethat«Das Ehebundhindertjhnnichtanmunte- asenSeitenspriingenund derHof sagt vonihm, daßerinjedemJahr smindestensviermalläufigwesde.Sollman ihm,derdasDiplo- MatenpersonalunddieCouliss engeschichtevonEuropaamSchnük- chen hatundimGcschäkermehralsinAmtsstubenerfuhr,den Amgangmithübschenund gutaufgeschirrtenWeibernverargen?

SchülerundGünstlingNesselrodes,der1850,indemRechen- schastberichtübereinVierteljahrhundettnikolaischerPolitik,sagen Konnte, seitdemSieg überBonaparteseidieMachtRußlands kundseinesGossudarsniesounbestreitbar gewesen.Will undkann Gortschakow sieerhaltenoder nochmehrenWTureinMeisterhätte

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esnachdemKrimkrieg vermocht.Aus dem wiener Votschafter- haus hatderEitlewüthendenHaßgegenOesterreichheimgebracht-.

Das,sagter,ist undankbar unddoppelzüngig,hatvergessen,daß«

Rußlands Waffeihm Ungarn zurückeroberthat,undmußdafür- hartbestraftwerden. Genau soempfindetZarAikolaiz schenktdie- BüstedesKaisersFranzJoseph,dieernichtlängerim Arbeit- zimmersehenwill, seinemKammerdiener undschteitdem Vertreter- dieses Kaisersins Gesicht: »IchundSobieskiwaren, weil wir Oesterreich retteten, diedümmsten Kerle auf Polens Thronst (AuchinBerlin istderAergerüber Vuols Oesterreich soheftig-, daßderKönigan denKoburgerschreibt,nachdem »frechen Hintergehen«unterhandleermitdieserMachtnichtmehr.)Barsch- wendet Gortschakow sichvondemNachbar,der dieHeiligeAlli- ance zerrissenundsichdenWestmächtenverschrieben hat. »Ruß- candgrolltnicht, sondern sammelt seine Kräfte«: dieseLosungläßtxs

erverbreiten. Aeugeltbaldwieder mitFrankreich, dessen Kaiser- denZarenauf deutscherErdebesucht,undstreicheltJtaliemweilss Oesterreichs Erzfeind ist.DenBriten,die demRussenreichkeinen PlatzimRingderSeemächtegönnen, mißtrauter. Bismarcks ersterpetersburgerBriefanSchleinitz zeigtdlenMinisterder Aus- wärtigenAngelegenheiteninfeierlicher Pose:inderKirche,»ge»

stütztaufden mitTotenköpfen gezierten Katafalk« (des Fürstenl Hohenlohe),stöhnterüberEnglandsUnzuverlässigkeit.DerPreu- ßischeGesandtemerktaberbald,daßder kleineFürst »Heimlich·

keiten mit demFranzösischenVotschafterhat«.Und läßtsichnicht-s- umgarnen, trotzdemderRussethut,alsstehe seinem Herzenkein Anderer so nahwieder Märken »Ich sagenur, was ich sagen- cvill.IhnenlieberundosfeneralsjedemAnderen. Meine Stel»

lung istuneinnehmbar,weilichsie nichtvertheidige.«Einfürdas schwereAmttauglicher RusseseinichtzufindenunddieErnen- nungdesBarons BudberghinderederdeutscheName.,Die rus- sischeStimmung lehrenVismarcks Sätzeerkennen: »DieNach- richtenvondenfortdauerndenUnfällenderOesterreicherimFelde- und von denSiegenderVerbündetenwerden hiermiteinem Froh-—- locken aufgenommen,alsobesTriumphedereigenenArmeewä-

ren. DieBerherrlichungder französischenArmee ist,inallem Ständen, solebhaft, daßsie auch für mich,derich mich fürdie-:

LandsmannschaftmitdenOesterreicherndoch nichtvollständig;

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RussischeHörneril 91 begeistern kann,etwas Berletzendeshat.JndenhöherenStän- den, besonders inMoskau, istes eine ArtvonFanatismus, der garnichtmitsichdiskutiren läßt«AndieserKlippescheitertalles MühendesOesterreichischenBotschafters GrasenThon,den Verkehrwieder indenTonderFreundschaftzuerwärmen;und Gortfchakow erzählt selbst,erseiinWatschauumden vonFranz Josephfür ihnmitgebrachtenStephansorden mit Brillanten ge- kommen,weilersich nichtden WienekWünscheneingepaßthabe- Bismarck kenntseinen»Gönnek«sAlsMinister gewinnt erihn durchdieVeteitschastzuHilfegegen denPolenausstand.Gott- schakow muß sichschroffgegendie denPolengünstigeEingrifsss lustderWestmächteauflehnenundbettetsichtiefer,alsNessel- rodejekonnte,insVolksvertrauen. Daß Nußland1866und 1870 neutral bleibt,1872inBerlin dieZusammenkunftderdreiKaiser möglichwird, ist sein WerkwieAlexanders.WährenddesFran- zosenkriegeshaterdurchgesetzt,daßNußlandimSchwarzenMeer wieder Kriegsschiffehalten darf;unddanach,daßvonPeters- burg,überBerlin,wieder einWegnachWientmd Budapest führt.EitelkeitundEifersuchtwider denPreußen,derihn fv hoch überwuchs,verleitetihn inthörichtes Gelärm.Der Greis bestrahlt sichselbsthellalsdenErhalterdesEuropäerfriedens, denAetter Frankieichs(vor »deutschemUeberfnll«,derniemals geplant war);unddrängt sich,nachdemTürkenkriegunddemFrieden

von San Stefano, trotz ernster KrankheitvorSchuwalow,dem derZarzumBerliner KongreßBerhändlervollmachtgegeben hat.

Diese Ausdringlichkeitunddas Komoediantengespreizdes Ein- Undachtzigjährigenerwirkt denverhängnißvollstenFehlerbis- märckischerPolitkktderKongkeß,dem derDeutscheKanzlervor- saß,läßt Rußland,denSiegen ohneKriegsertragscheidenund sichertOesterreich-Ungatn.demZuschauer,·ausdemOsmanens erbediesaftigstenStücke.Niewarseitdemeinem Aussenaus zu- reden,daßsein Vaterland 1878inBerlin bösgeprelltworden sei·Der siecheGernsbaka hatsichlängstNikoiai Karlowitsch Giers,den Mann seinerNichte-alsStützeinsAmt genommen.

Behältaber dieHauptfädeninder.Hand.UndbrütetRache.Statt, durch vernünftigeOffenheitundzureichendesGebotzBismarcks HilfezurDardanellenösfnungzuerlangen,wirfterausdem Ver- steckihm Steinchenzwischendie Beine. Eriebtaber nicht, daßder

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Große strauchelt.UndFrankreichistnochzumüde,nachder Nie- derlagenoch nicht tollkühngenug,umsichschonjetztindieFlanke desUeberwinders vongestern hetzenzulassen.

DeralteKanzler(bisherderletzteinRuszlandsGeschichte) spinnt nochallerleiRänke,alsNikolaiKonstantinowitsch Michais lowfkijmitderbem GriffamStrang derSturmglocke zieht.Der starkeKritiker derGlaubens-s und Sittlichkeitlehre,derPhilo- sophie,Geschichtschreibung,Literatur und desSozialismus ruft alle -1evolutionärenKräftezuPolitischemKamPf WeilAlexander derZweitesichniemals ausfreiemWillen in eineVerfassungein- fchränkenwerde,müsseman sieihmabzwlngen,ehederBourgeoisie gelungensei,aufdenGebieten desGeistesundderWirthschaft ihreMacht sozufestigenwieinWesteuropa.RußlandsWappen- adlerhabe zwei Köpfe; derrechteSchnabel zerhackediePolitische Freiheit,der linkefressedenLeib des Bauers an(denAlexander dochausderLeibeigenschaftserlösthat).»SchlagetdemAaubvogel beideKöpfeab!VogueIagalåreissNachdemKrimkrieg ist,wiefast immernachrussifcheINiederlage,mitLiberalismus getändeltwor- den.Nicht lange.SeitderWille zumählicherFreiheitgewährung geschwunden,dasWestfensterwiederverriegelt,verkittetist,durch- wühltdieSchreckenssuchtderNihilistendieHauptstadt.DerArs menier LorissMelikow, der imTürkenkriegzwarErserum nicht erreicht,aberKars genommen hat,wirdzumHauptdeshöchsten Exekutivausschusses,dannzumMinisterdesInnerenernannt undmitmanchem Rechteines Diktators bekleidet. Kannerden Schreckenbannen,durch Minderung desRegirungdruckes den

AnhangderRebellen lichten?Aufihn ist geschossenworden. Auf offener Straße,amhellenTaghaben,inPetersburgund inder Provinz,SchüsseCivilwürdenträgerundGenerale hingestreckt- Unter demEisenbahnzugdesKaisers,imSpeisesaaldes Winter- palastesplatzenMinem Rirgendsfühltder imVorrechtdesBe- sitzes Wohnendesichnochdes Lebens sicher.GanzeStadtbezirke, raunt es,seienunterminirt: undinSchaaren fliehenHausbesitzer undMiethermitihrerHabedieverrufene Stätte.AlexanderNiko-s lajewitfchschämtfich,furchsamzuscheinen.Erhat denVauer be- freit. GegendenZar-ErlöserhebtkeinRussedieWaffe.

Sonntag,amerstenMärz(russifcher»Kalenderrechnung)1881, willerin derMichael-Neitbahn dieParade deraufziehenden

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Nussische Hörner. 93 Wachesehen.LorissMelikow hat ihn gewarnt. SeitdreiTagen isterauf der Spurneuer VerschwörungZweiZugehörigesitzen;

undhaben bekannt,daß draußen nochDreizehndemKaiser auf- lauern. Dermüssesich, heutewenigstens,imHaushalten«Mor- genkönnedas Manifest erscheinen, dasdievondenSemstwos abgeordnetenMännerin denReichstathzuläßt,alsoeineVolks- vertretunggewährt,derSelbsthettschaftSchranken setzt,demseh- nenden AugedenKeimeiner Verfassungzeigt. Danach reinigt sichdieLuft,inder dieVerschwökelfeuchegedieh-Und8ubelgrüßt aufjedemWegdengütigenZaren.Alexanders Stirn runzelt sich.

ZwanzigJahre nachderErlösung vonLeibeigenschaftsollernoch umLiebe werben ?Nein. DerSchwatzVerhafteterkann dasOber- hauptderKircheund desReiches,denPapst-Gossudar, nicht schrecken.DenschützenWächter; undmitihmistGott.Genug... Erunterschreibt, endlich,daslängsterhoffte, umflüsterteMani- fest,siegeltdieHülle,adressirtsieandenSenat,machtdieKreuzes- zeicheUzUUdgeht-NachderRückkehrwirderdieAbgabedesBrie- fesbefehlen.UmEins isterinderReitbahmDie Votschafterund Milität bevollmächtigtenerwarten ihn. Generaladjutantentreten, füreineStunde,indie Stelle ein,aufdersiealsjungeOfszkeke einst standen.Schweinitz,Kalnoky, Ehanzy: Jederempfängtein huldvolles Wort.Frontrapport. Schluß- DekKaiIekfährtzU det GroßfürstinKatharina; bleibtzehnMinuten beiihr;will ins Schloßzurück.AmKatharinenkanalfliegteineBombe unter die Beine seinerSchlittenpserde.DreiKosakenstürzen;aucheinpaar Zuschauersinkenblutend hin. Alexandersteigtaus, schreitet auf denJünglingzu,del· die Vombe WatfUndschonumzingelt,ge- knebeltist,undspricht: »Mir ist,GottseiDank,nichtsgeschehen.«

DerneunzehnjähtigeNyssakvwspeitausBanden ihmdasHohn- wortinsAntlitz: »Warte nocheinBischen, eheDuGottdankstt«

Wieder kmchts—JmSchnee Uegtsin einerrothen Lache.derZar.

BeideVeineüber demKniezerschmettert.DerWaffenrockinFetzen.

Währendman ihn,dessenWagenzertrümmertist,inden Schlitten desPolizeipräsidententrägt, entströmtden Wunden dasBlut;

kommtvondenLippen nurdumpfes Gestöhn.»Kalt.Jch friekesns SchloßNichthiersterben."ZwanzigSchwerverwundete.Darunter derMann,der diezweiteBombewarf.VisindieAachtdämmerung lebter;läßt sichkeinWort aber,auch nicht seinenNamen ent-

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winden. Jm SchlafzimmerdesWinterpalastes einHäufleinzer- malmten Gebeins,einbewußtlosverröchelnderRumpf:derZar- Erlöser.VonallenSeitenjagen schonSchlitten herbei.Minister, Schranzen,Hofdamenklemmen sichdurchdieMenschenmauern; gleiteninwirrer Hastaus undschüttelndann den Schneevon den Kleidern. FünfMinuten nachHalbviersinktdieKaiserstans darte vonderMastspitze herab.Kein Laut wirdhörbar.Zehn- tausendArmerecken dieFingerzumKreuzeszeichenSchweigend verläuft sichdieMenge, derenTritt nicht durchdieweicheErd- deckeschallt,indie von Gold,Edelstein, Kerzenlichtfunkelnden Kirchen,indieSchänke,insHeim.Gotthatgewollt, daßBat- jushka sosterbe.Wo3uunerforschlicherAbsicht nachgrübeln?Der russischeMensch istzu Leidgeboren,anLeidgewöhnt; ineisiger NachtwärmtihndieVorstellung, daßHimmelswille auch seinen Leib,eines armen Sünders, ans Kreuz genagelt hat.Langsam fickertnun durch,wiedasFurchtbaremöglichgewordenwar. Die ganze Sadowastraßeunterminirt. Von einem Milchkeller,den dieVerschwörervorderWeihnachtgemiethet hatten, gingein mitDynamitvollgestopfter Erddarmaus. Ins HerzderHaupt- stadt.UndkeinSpäher brachtederPolizeidavonKunde. Der ChemikerKibaltschik,eindemChristglauben entwichener PopensI s-ohn,hatdieBomben gemacht.DiePerowskajawar dieFeuer- seele, Jette HelsmanndasSchlauköpfchenderVerschwörung.

SechsAngeklagte:nichteinGeständniß.Allefind bereit,zuster- ben. Keinen locktdieHoffnungauf GnadeinAussageüber Mit- schuldige,Vorbereitung,WerkzeugdesVerbrechens.WennMi- chailowskijderVerhandlung zuhörte,könnteerwieder zornig seufzen: »UnsereRevolutionäre sindzumTod, nichtzumLeben willig.Statt politischzukämpfenundimHirnderLiberalen die FunkeninFlammezuschüren,verschleudernfieihre Kraft,bauen aufSchreckenswirkungundwähnen,imBluteines Selbstherr- scherssei auchderSelbstherrschaftgedankezerronnen.«Derlebt;

kräftigeralsje seitdenUnwetterstagen, in denenderWesens- panzer Nikolais desErstenverrostetwar. Ein weicherZar,der sichimmerausFrauenarmen, immer ungern ansStaatsgeschäft zwang, ruhtinderGruft; einharter, slecklosehrbarervermählt von dieserStunde an sichderHerrscherpflicht.Alexanderder DrittezerreißtdasManifeft,in demseinVater etwaseinerVolks-

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RussifchseHörner-, 95 VertretungvonfernAehnlichesverheißenhatte. Niemals ließeer UmGewand der Autokratie auchnur einenSaum auftrennen.

Machzehn Wochen schickterdenGrafenLorissMelikow fort.

sKatkow undPobedonofzewwerdenfeinerSeeleVerather.

Gortschakow behält nocheinJahr langdenTiteldesKanz- Ters Der Hof ist ihm allzusittsamgeworden;umsichnichtzum saltgläubigenMoskauer verkleidenunddemOberprokurator des Heiligen Synods insernsteAugeschauenzumüssen,bleibt erin Baden-Baden, durchdasnoch ein-DuftVonGlücksfpielundfeilem

«Weiberfleischweht. (SeitderKongreßzektistetgeizig geworden Undpfaucht, weilVismarck ihm nicht mehr,wiefrüher,Freifahrt in einemSalonwagen gewährt.»JedeseinerReisenhatdenEtat sdesAuswärtigen Amtes mitelfhundertMark belastet.Dasbe- willige ichnur für gutesBetragen.«) Reichsgewinnkönnteer nicht,wieNesselrode einstmitleidlichemRechtthat, auf seinKonto Suchen DendreiKaisern,denenerdiente,hateralteFreund- schaft entfremdetundnirgendsneue erworben; woerFädchen .·anzuknüpfentrachtete, fehlteinnere oderäußereVereitschast.Die Thatsache-daßermitGambetta undDecazes,mitLeflöundman- chem PariserMonarchistendieMöglichkeit inniger Eintrachtbe- sprochen hat,weiht ihn noch nichtzumSchöpferdesfrankostussis kschenBundes. Denhatte,als Schutzgegen wuchtige deutsche Reichsmacht,«schondererste ZarAikolai demMinisterTocques Dilleempfohlen. (Ntcht aber,wieofterzähltwordenift, der ster- bendeAlexander1881demGeneralChanzy.)AlsFrankreichdie Taster ausstreckte,war Gortfchakowtot undGiersHerrim Aus- rvärtigenAmt. DenhattederOrient,Konstantinopel,Kairo,Te- cheran, frühermüdet.Ersahaus,alsscheueerdieMühe, dieLider DondenThränensäckenzuheben.DennochhaterringsumAlles gesehenundWichtiges bereitet. DenAssekuranzvertragmit Deutschlandund,alsErsatzderRückversicherung,die in Ver- -lin,nach Vismarcks Entlassung,nicht mehrgewünschtwurde, sdasBündnißmitFrankreichHerrvonFreycinet bietet,alsKriegs- minister,demBotschaftet MvhtenheimfranzösischeGewehrean.

MachdemSturzAlexandersvonVattenbergkann aufdemBal- kanjabaldwiederKrieg werden. »Dürfenwirgewißsein, daßder EandieserGewehresichniemals gegen unsrichtenwird?«Dusch- aus. Abgemacht.MohrenheimspinntinParis, LaboulayeinPe-

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96 DieZukunft-

tersburgdenFadenweiter. JmMärz1890geht Bismatck. Jus April weißGiers, daßdieRückoersicherungnicht erneut,imStr eit-—

fall aiso fürOesterreich,gegenRußland optirtwerden soll.AmI siebenundzwanzigstenAugust1891setzenRibotundMohtenheim ihreNamen unterdasAbkommen,dasFrankreichundRussland-«- verpflichtet, Uebereinkunftzuerstreben,wenn demFriedenund-s- GleichgewichtEuropasGefahr droht.EinJahr danach:721bschluß;s.l derMilitärkonvention. März1894: Alexanderder Dritte und- CasimirsPerier unterschreibendenBundesvertrag Weil das—

Verhältnisszu denNachbarnkühlgeworden,obendrein noch durch- Handelszwist getrübtist,suchtGiers,der, so ofterdurfte,denFür- stenVismarckbesuchthat,neue Stützpunkte.SeinKon gebarden«-—- Plan,Jtalien aus demDreibund zu locken ;erhatdemMarchese-- diRudini und dessen Erben das»andereUfer«derAdria alsZielsz gezeigt.Nachihm hieltKeinersichlange. Jn vierzehnJahren- wurden an derSängerbrückevierMinister verbraucht. Fürst-·

LobanowsRostowskij kommtaus Wien, hat oftindemHaus- gesessen,dasMaria Theresiafür ihrenKaunitzbauen ließ,und-—- denkt,imBund mitderFranzösischenRepublikundOesterreich-—

Ungarn ließeselbstunstete,unklare deutsche Politik sichertrag- gen. Docherst seinem Nachfolger gelingtdas »Einvernehmew-«

überdieBalkanfragen«. MichaelNikolajewitsch Murawiew,dens- Verlin alsErstenSekretär SchuwalowsundalsStraßenbirschss gänger gekannthat, läßtdengeraden, jetzt aber tief versandeten WegnachWienwiederausschaufeln.DerselbeMann schicktdas- FriedensmanifestNikolais indieWelt. Warnt die gegen Eng- land, nach Marchands Rückng vonnFaschoda,tobenden Pariser- vorUebereilung.Undstirbt,nacheinemAbendessenbeiWitte,als-f derLieblingEuropens. DieLeistungdreijährigenAmtslebens scheintbeträchtlich,weilRußiandsichindiesenJahrenerholt hats undvonallenMächtenumworben wird. Sobleibts unterLams- dors,der mitdemGrafenGoluchowskidas Valkanprogramm vonMürzsteg vereinbart,sichmitEngland herumzanktundver- söhnt; so bleibts,bisderJapanekkriegundderReichsaufruhr Ruszland ärger entkräftet,als einHalbjahrhundert zuvorder-- Krimkrieg vermocht hat«Kannesgenesen? EheeinSommer die—

Hoffnungreift.DieWestmächteglaubensichvon Deutschland- bedroht. Vritanien wünschtNußlands »Nückkehrnach Europa«;;

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Russische Hörner-! 97ss vrnußfie·wünschen:damitFrankreich,demesdurchdenKolonial- vertrag vomachtenApril1904geselltist,imFestlandskrieg,wennff erihmaufgezwungenwerde,·nich·talleinfechte.JnAlgesirasists, alshättenEngland, Frankreich,Rußlandnur eineStimme. Die- KnüpfungdiesesDreibundes istLams dorss letztesWerk. Erkrän- kelt,geht:undszolskij kommt. Denkennenwir.

Gestopfter Ton.

AlldieseWirbel derGottheit,die,sachtoderheftig,vonaußen- stieß,habenRußlandsSeelekaumgewandelt.LüftungoderAb- sperrungdesReiches, Liberalismus oderReaktion, Mordseuches oderKirchhofsruhe, WendungnachOstoderWest,Bündnißmit.

dieser,mit jenerFremdmacht: solcheFragenbeschäftigendie- Ausgeklärten,dieSapadniki, dienachEuropahinstrebenoder einträglicheHerrschaftüberAsien ersehnen.DemGewimmel ist- nur derGlaubedieHeimathzlebeninderSteppe,amFlußufer, aufderFruchterdeimmernochGötter undTeufel, Heiligeund böseHexenmeisterzlächeltausAlltag derHimmelundausjedem Dämmern dieHölle.DurcheinJahrtausendtrugesdenTraum;

durch DornenundDickicht.Wurde bisheute nicht wach.

Jn Chersones,wo,anderSüdwestküstederKrim, jetzt das StädtchenJnkermannebenRuinen schlummert, ließWladimir, derSohndestapferenBulgarenbesiegers Swätoslaw, sichim Jahr988 tausen. Als einTürkenstamm den Vater gemordets hatte,war derjungeRussenfükstMIchSchweden geflohen.Mit skandinavischen Helfern,die derSlaweWarjaegernannte,kehrte-

eknach Nowgorodzurück;sicherte sichdieHerrschaftüberKiewz folgtedemRufdesKaisersvonByzanz,gegendenSwjätoslaw Vulgarien nichtzuhalten Vetmvchthatte,insDonauthalund wurdefürseinenSiegüber dieTatarensprosseumitdekHandAn- nas,derzweiten Tochter detKaiferinTheophano,belohnt.Anna war dieEnkelin eines lakedämonischenVergschankwirthes,galt aberalsdieSchwesterdesKaisers Basiliuszundhathadimir sammt seinem Volkin dieChristenheitorthodoxenGriechenglau- bensüberredet.Jhr Eheherr, derzuvorein wilderGesellundLüst- linggewesenseinsoll,wandeltesichnachder-Taufeineinensroms menMann ernstenWollenszbaute derHeiligenMutter Gottes KirchenundschickteausKiew undanderen StädtendieKinder-

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CJZ DieZukunft-

derWohlhabenden inSchulen,damit sie lesenund dasWort Christi begreifenlernten. DieMütter beweinten ihr Kleinvolk wieTote,fürimmer Verlorene: dochWladimir standaufseinem Willen und wanktenichtvondemVersuch,ausBarbaren fromme, gesitteteMenschenzumachen. Ohne siezuzerweichennoch ihren sSinn zuumdüstern; trotzdemdieGeschichte ihn Wladimir den Heiligennennt,haternochsiegreicheKriege geführtundmitseinen

«Russen,nichtnur, wiedieVorgänger,nur mit denBojaren,in sfröhlicherKraftsichdesLebens gefreut. Erstunter Jaroslaws, seinesSohnes,RegirungniftetedermönchischeGeistderGriechen- kirchesichinRusslandein.DieVorstellung, daßder munter ins LebenBlickende einTeufelsknecht,demHerrndesHimmelsnur derLeidende,imLeidSeligeeinwohlgefälligerAnblicksei.Weh Jedem,der in undmitder»Welt«haustlDerErlösung gewißist

nur derEinsiedler,derin einerHöhleoder engenZelle, auf einem«

Steinvfeileroderin einemhohlenBaumstammdieTageverbringt, demLeib niemehralsdieunentbehrliche Nahrungbietet, oft fastet, Gebete himmelan sendetund vom Band derEhe(dievonder Kirche dochals eineheiligeEinrichtunganerkanntward)sichnicht fesselnläßt.DerOrient,mitseinemausderHitzedesLebensge- nusses inEnthaltsamkeit,alsindieBereitung aufden Weltunters gang, strebendenBüßerwahn,erobertdie kältereZonederjungen Slawenwelt. DerPopeHilarion gräbt sichbei KleweineHöhle, dienach ihm,daerindieWürdedesMetropoliten aufsteigt,der sjunge Antonius bewohnt·Derwar bisaufdenBergAthosge- pilgert,dortMönchgeworden;undlebt inderHeimathnun noch -kümmerlicherals inSüdostdieSchülerdesAthanasios. Nur vonWasserundBrot;undauchdamit quicktersichnur anje- sdemzweitenTage. Ihm,von dessenRuhmdieGegendwider-

«hallt,gesellt sichzuerst Aikon,dannTheodosiosDerhat schon als Knabe,widerdenWillen derhartenMutter,dasKleid der Sklaven angethanund-mitihnengearbeitet;jedeUnterscheidung, inGewand,inSpeiseundBettstatt,vondenAermsten alsTod- -sündebetrachtet;eineFluchtinsHeiligeLandversucht; dann,da dieMutter ihnzurückholenundeinsperrenläßt,versprochen,in Kursk,derHeimath,zubleiben, sich«baldaber indieWeihbwt- bäckereiverdingt.DasStadthaupt findetandemJünglingGe-

·-«fallen,nimmtihnzusich,giebtihmreichesGewand ;siehtihn aber

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