XX1V. Jahrg. Berlin,den19.guguft1916. Ur. 46.
Herausgehen
Maximilian Kardew
Inhalt-
seli- IkrageundUnivva .............. ..... ....179 Johanna inpart-. vonpeter Scher ................204 DeutscheVerse........... .·...-.-........206
Rachdruck verboten.
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Erscheint jeden Sonnabend.
Preisvieeteljährlich5Mark,die einzelne Nummer 50 Pl.
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Berlin.
Verlag der Zukunft.
WilhelmstraßeZU- 1916.
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Verm-, den19.August 1916.
7 M A
Frage und Antwort.
Frage.
ie erwarten,Heerirektor, daß ichgegen dieVersendungvon
-Schriften,dieAnnexionen fordernund trotzdemdenRegi- renden mißfallen,einkräftigesWort sagenwerde? Jch mußSie senttäuschemMir scheintderTadel solcher Versendung völlig grundlos undichbegreifenicht, daßreinlicheMenschenundZei- tungen ausihm fastschoneinenSportmachemAUflAgeziffetUnd VertriebsartössentlichangebenunddadurchdieVehördeninTrab Zubringenvers uchen.Jn unsererHeimathlebenLeute,diemeinen, daßman keinen vonund nachderenglischenKüstesteuernden Passagier- oderFrachtdampser schonenoderauchnur warnen, um dieEmpfindlichkeitderVereinigtenStaaten sich nichtküm- anermimJnneren dieSozialdemokratennichtalsanderen imNecht gleicheBürger behandeln,denKriegnur durcheinenFriedens- svertragendendürfe,derdemDeutschenReichungefähreinehalbe Alillion Quadratkilometer neuen Landes giebt.DaßdieseLeute sempsehlemdieBewohnerderdem-ReichanzuslickendenStrecken x wegzujagenoder zurechtlosHörigenzumachen,istmirein Schmerz: weils unseren Feindenerlaubt,dieDeutschenvon1916 eines MangelsanMenschengesühlzuzeihen,dessendas-Rom sderAntonine sichzuschämenbegann.Diesichsoabsurd geberden, sindallerPolitikfern, rauhaus demGlauben andieWirksam- ceitstaatsmännisch-diplomatischenHandelns gestoßenundin den Wahn verleitet worden,Deutschlandkönnenur gedeihen,wenn
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180 DieZukunft-
essichUnter allenUmständen selbstzuernähren-,diewichtigsten- NohstosseausEigenemzusichernunddennochandere Staatew zurAbnahmeseinesWaarenüberschusseszuzwingenvermöge.- Manche,dienichtausdemoffenenFeuerinternationaler Politik- für deninneren Haushalt sichdie zuMacht stärkendeSpeisebe- reiten wollen, wäreninvernünftiger Erörterungvielleichtzu bei- lehren.Der abergewährendieserrschendennichtdenschmalstew Raum. Unmöglich,auchnur zu erweisen, daßneun Zehnteldes- unfruchtbar scheinendenZankesvonderAbsichtausinnerePolitik bestimmt sind.DieAbsperrungallerHauptgebietepolitischen- Trachtensmuß schädlicherwirkenalsdieVetriegelung dersonst demHandel offenenNeichsthore. JnFriedenszeit quilltdem Volk-»
nachderArbeit inWerkstatt,Kontor,Amts- oderStudiistube,.
mannichsacheLehreüber dieihmsremdenGegenstände gemeinem-.
gar internationalen Wesens;jetzt,vorverhängnißvollerEntschei- dung,istesausden armsäligen Bestanddesinneren Geistes- marktes undaus Gevatterstratschangewiesen.Derunterirdische- Schriftenversandsollaus derNothhelfen; redlicherUeberzeu-.
gung,ohne ScheuvorMüheundKosten, Genossenschaftwerben-.
Dagegen sageichnichts. Bedaurenur,daßsolcheHeimlichkeitnotho wendig geworden ist (und daßderVerfassereiner mißliebigen- Schrift nicht Generallandschastsdirektor bleiben durfte). Vers- nünstig,würdig,nützlichkönnteichnurdenNechtszustandnennen,..
derJedemgestattet,inderNothdesVaterlan desseinMeinen und Wollen mitanständigerOffenheit auszusprechen.JstSpäh- suchtund Angeberei nochimmer vonEensurzwanguntrennbarY MußderVerständigungmitNußlandErstrebendeDenschimpsews und inAechtungverwünschen,dereinleidliches Verhältnißzw England vorzöge?UndmüssenBeidesichmithastig verbrüderters Wuth ausdenKetzerstürzen,der denReichskörpervorSplitterw fremden Volksthumes bewahrenwill undwarnend aufdieThat-- sache weist, daßimletztenJahrhundert keine Nation inEuropa- annektirtenLandes froh ward?VondemHäuslein,dasmindestens sünf Neiche zerstückenmöchte,sinddieNegirendennichtdurch- Grundsätze,sondernnur«durchdie Mauer desEntschlussesge- schieden,nicht mehrzunehmen,alszuerlangenist. Gönnet Jes- dem dieMöglichkeit,unterselbst gewählterFahnezufechten; fürs dieEinzwängungvonzwanzigbisdreißigMillionen PolemLetp
FrageundAntwort. 181
ten,Esthen, Litauer, Wallonen,BlamemFranzosen,fürdie Ek- haltungdesvonderReichsverfassung umschriebenen Gebietes, meinetwegensogarfürdieEdensfruchteines Mitteieuropa(das- scheintmir, auchvordemKriegdeutschemWillennichtverschlossen war).Dann wirdsichzeigen,inwelcherKämpfekschaakNeueber- macht glüht.Frei,Heerirektor,darf sichnur nennen, werbereit ist, auchdemiGegner,demFeind,demwildestenTollkon dieFreiss
-
heit,desWortes undderHandlung,nichtzuschmälern.
Warum ich so lange nichtsüberRumänien gesagt habe?
Weil Neues nichtzusagenwar und dieVedrohungebenso thö- kkchtistWie dieUmschmeichelungderDako-Walachen.Diewer- denthun,was sie nützlichdünkt;undzunächstwohlabwarten,ob dieFeindeOestetkeich-Ungarns,nachEzernowitz,Kolomea,Vro- dy, Stanislau, Görz,auchLembergundTriesterobernkönnen.
Ueberredungversuchehelfen nicht«NurdieFurcht,daßderFeld- marschallvonHindenburgdieRassen nocheinmal zurückwerfen werde,kann denVordranghemmen.AndemselbenJulitagdes Jahres 1870,daFürstKarlvonRumänien andenVetterWil-"
helm schrieb, seinGefühlwerde »stets sein,wodas schwarzweiße Banner weht«, sprach sein Minister Carpin derKammer: »Wo FrankrcichsFahne weht, ist auch Rumäniens GefühlundInter- esse.«So,ungefähr,siehts noch heuteanderUnteren Donau aus.
DieVolksmehrheit unfreiundstumm;inderdünner-Oberschicht dieGiernachdemEhrentitelderFrancedel’orient. Diestärksten Gründe gegendieBerbündungmitRußlanddeutetederBriefan, denGraf Julius Andrassy,nach dem RücktrittausdemAmt,im April1880andenFürstenKarlschrieb.»Nati)meiner Ansicht, dieichnun, alsPrivatmann,unumwunden aussprechenkann-, hat Rumänien sowohlinseinemnationalen als imeuropäischen InteressedenselbenBerufwieOesterreich-Ungarn:gegendie Gla- wisirungeinesTheilesvon Europaundbesondersdes Orients einewirksameVarriere zu bilden. JhregemeinsameAufgabeist, dasZusammenfließender nord- unddersüdslawischenElemente zuverhindern. EinAbweichenvondieserRichtung müßteunse- rerMonarchie vieleGefahren,demFürstenthumRumänien den Untergangbringen.Jchbinüberzeugt,daß dasseitdemBesuch desFürstenBismarckinWien zwischenuns undDeutschland bestehende VerhältnißEureKöniglicheHoheitinJhrenbeiden
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182 DieZukunft,
Eigenschaften,alsFürstvoncsRumänien und alsHohenzollern, gleichangenehmberührthat«DiesesBerhältnißist nicht ephemer- undberuhtnicht auf persönlichenBeziehungen,sondern aufeiner gesundenRealpolitih die keinenglischerMinisterwechselstören kann.Weil diesesBündnißnur soweitgegangen ist,wiedieJn- teressenerheischen,undnichtumeinesHaaresBreite weiter,weil es keinemTheileinOpferzumuthet,dasüberdessen eigeneJn- teressenhinausginge,wird es bleiben undfestsein.Esbeschränkt sichaufeinenatürlicheAbwehreinernatürlichenGefahrundgip- selt,wieEurerKöniglichenHoheitohneZweifelbekannt ist,darin, daßeinrussischerAngriff aufeinen der beidenStaaten beide ver- eintfindenwürde.Rumänien braucht, nachmeiner unmaßgeb-.
lichenMeinung,nur zuwollen,umin einem gegebenen Augen- blickder Dritte imBund zusein;eshatnur ingeeigneterWeise denEntschlußanzuzeigen, sich,wenn esangegriffen wird,andie beidenReiche zulehnen-Damit thäteRumänien nur,wasOester- reichundDeutschland schongethan haben:eshätteimVoraus markirt,woes imFalleinesAngriffes seine Stützesuchenwürde.
SolcheErklärungRumänienswürde die beiden anderen Reiche moralischbinden. Sollte HerrVratianu ausWien undBerlin den Eindruck mitgenommen haben,man sei ihmmit zu viel Re- servebegegnet, so hätteergeirrt.AlsDeutschlandundOesterreich vereinbarten,demrussischenKabinet keinGeheimniß daraus zu machen, daßeinAngriff aufeinen der beidenStaaten beidever- eintfindenwürde, bestandeineGefahr,die ebendurchdieseEr- klärungfürs Erstebeseitigtwurde. Damals wars keineHeraus- forderung,aufdemPapier dieKonzenttirungvorzunehmenund zuveröffentlichenzheute,ohnesolcheGefahr,könntedieFort- setzungdesManöoers durchdiepräventiveZuziehungein es drit- tenStaates alseinekränkendeBedrohung Rußlandsaufgefaßt werden,die beiden Staaten fern liegt. DahereinegewisseZurück- haltung.RücktaberdieMöglichkeitderGefahrwiedernäher,so, naturgemäß,auchdieFortsetzungdesBegonneneniEineMiit- tärkonvention käme dannvon selbst;und ichbinüberzeugt,daß sichdasvonEurerKöniglichenHoheit mitunbestreitbaremRuhm geführteHeerandas meinesallergnädigstenHerrnreihen würde, zuErhaltungdesFriedensoderzusiegreicher Entscheidung,je- denfallszumWohlBeider!« Ganzsoeinfach,wie derMagyar
Frage und Antwort· 183
sieinfikUPPkgemDeutschschilderte,war dieEntwickelung nicht«
Erst-nachJahrenentschloßKarlsichzu derangebotenenMilitärs konvention;undalssie, 1914, wirksamwerden sollte,sprachdas Ministerium,derKönighabe,in demGeheimvertrag,den Kai- sernseinWort,nicht Rumäniens, verpfändet,dasnichtgefragt worden seiunddemdas gekräftigteOesterreichsUngarneinun-·
erträglicherNachbarwäre. Aus derVukowina,aus Sieben-
.bürgen,demBanat undanderen ungarischenKomitaten ward demKönigreich Rumänien einGebietszuwachsvon fast hun- dertsünfzigtausendQuadratkilometern,einVolkszuwachsvon siebenMillionenMenschen verheißen.Sogroßen Gewinn ohne ernstesWagnißeinzuheimsen,wäreWonne. Rußland könnte für dieDuldung bewaffnetenDurchmarschesdieBukowina oder,
wenn sein Heer soweitvorwärts käme,Siebenbürgenanbieten undMinisterpräsidentBratianusichdanndesBriefeserinnern, in demderkluge FürstKarlAnton vonHohenzollernanseinen Karlschrieb:»Krieggegen Rußland,zum SchutzderNeutra- lität,scheintmirfürRumänieneine Monstrositätzusein,die selbstvonEuropa nicht verstanden würde.«Nochaberdämmtdie Vorstellungdeutscher HeereskraftdenWillensstrom,der die Rou- manieAsservje befreienmöchte. Nirgends hateineLehreVis- marckssichtiefer eingeprägtalsdemRechnersinnderRumänen die ausdemFrühjahr1868:»Rumänien mußdasBelgienSüd- osteuropassein,einmöglichstgutesVerhältnißzuallenNachbarn erstrebenundgeduldig warten, bisihmvom Europäerbaumein paarreifeFrüchteindenSchoßfallen. Selbst dieFrüchte, zumal unreife,zuPflücken,ist ihmverboten. Mit allenMächten mußes gleichgutstehenund inderletztenStunde,wenn Alleszusammen- bricht,sichderMachtzugesellen,derenSiegmitSicherheitzu erwarten ist.«DiesesWort löstalleRäthselrumänischerPolitikz undkeineVeredsamkeitvonheuteund morgen kann esübertönen.
NochschlugnichtdieStunde desZusammenbruches.DasWetter kannsich,eheHerbstwird,nocheinmal ändern. »Mitwemwer- denSiegehen?« »MitdemSieger;dennnur eristimRecht.«
Was dieFeindeamEnde deszweitenKriegsjahres gesagt haben? Was sieseitzweiJahren sagen:daßsie,inzärtlichster Eintracht,desSieges gewißsind.DerrussischeGeneralstabsches Alexejewx »Ich glaube,daßdieschwierigsteStrecke desFeldzuges
l84 DieZukunft-
hinter uns liegt.Wir fühlen,daßderFeindschwächerwird; noch aberleisteter zähenWiderstandunderst nach gewaltiger Anstren- gungwirduns gelingen,ihnvölligzuvernichten.«Derbritische Generalstabschef Robertsom »Wirhaben Mensch(n, Geschütz undGeschosseundbegrüßeninruhigerZuversichtdasdritteJahr desKampfes für RechtundFreiheit«AbgeordneterB-ssolati:
»DerKriegließunsFrankreichsunverwelklicheJugenderkennen undichbinstolz darauf, daßmeinVaterland Italien derRepus blik,zuRettung europäischerCivilisation,brüderlichgegendie selben Feindeverbündet ist.«StaatssekretärChamberlaim»Die EintrachtderNationen undihrerseldenheereoerbürgtuns voll- kommenen Sieg«General Turner: »Ich glaube, daßderKrieg nochindiesem Kalenderjahrenden wird;denn Deutschlandund Oesterreich würden,wenn sie ihn länger führten,anMenschen undVermögensoarm,daß sie sichkaumin vierJahrzehnten er- holenkönnten.« LordDerby«:»Wirwerden denbesiegten Fein- denBedingungen aufzwingen,dieEuropa vom Militarismus erlösenundaufvieleMenschenalterhinausdenFriedensichern werden« Sir Arthur Conan Doyle(demesSherlock Holmes verrathen habenmuß):»Wirwerden inSparpfiicht, Deutschland undOesterreichaberinBankerot genöthigtwerden.« Genügen diePröbchen?Mir auch.Nur nochein PaarSätzeausdemFest- tagsartikeldesGenossen Hervä: »BeimKrämer hörtman Klein- bürgerfrauenundProletarierinnen oftsagen,trotzallenschönen Reden undSchreibereienseiderFeindnun schon zwei Jahre im LandundsitzefestinsiebenBezirken.Warum? WeildieAbge- ordneten nichtdasfürs Heer geforderteGeldbewilligthaben.Die selbe Anklage finde ich oftinBriefen.Und einFreunderzählt mir,beiihmzuHaus, hinter unserenSomme-Linien,seivon Bauer undBäuerin täglichzuhören:DenEinbruchder Deut- schen habenwir derRepublikund denRepublikanern zuver- danken.Aun hat zwarderAbgeordneteKlotz,alsBerichterstatter über denHaushalt,nachgewiesen, daßallesfürdieWehrmacht Berlangte vonden Kammern bewilligtworden ist.Abermanmuß auchdemVolkdieWahrheit sagen. Frankreich isteinkleines Land mitneunun ddreißlgMillionen Einwohnernundeinemdie- serZiffer angepaßten Heer; Deutschland, mitneunundsechzig Millionen,kann sicheingrößeresleisten.Frankreichist fast schon
Frage und Antwort. 185
eine Machtzweiten-Ran3es; Deutschland überragtesanMen- sschenzahlum beinahedasDoppelte,anJndustriekraftumsDreis OderVierfache.DahabtJhrdiewirklicheUrsachedesUnglücks, dasunserenördlichenundnordöstlichenBezirkeerlebenundaus demsiewederderselbenmuth unsererHaarigennochdieLeistung DerFührerbisher erlösenkonnte.AmTagderKriegserklärung chatte Deutschland dreiMillionen ausgebildeter Leute,Frank- sreichnichtvielmehralsdieHälfte.Umvon Velfortbisandie Mordsee unsere Grenze dichtzusperrenundvom ersten Tagan
»DerdeutschenMannschaftziffernahzukommen,wärenwirver- Oflichtetgewesen,dieLandwehrsofort nachvornzuschicken.Dar- Tanwar nur zudenken,wenn man dienöthigenGewehre,Ka- nonen, Geschosse,Uniformen,allenZubehörhatteundden alten Leuten so vielwiedenjungen des-aktivenDienstes zutraute.Die- ssesVertrauen brachte(ohnetriftigen Grund,wie mirscheint)der Generalstabnichtauf:unddeshalbkonnten wir dieGrenzenur won VelsortbisnachCharleroidecken. VonCharleroibisans Meer bliebsie ungeschützt.DabrachendieDeutschen ein, über- sschwemmtenNordfrankreich,bedrohten unserenlinkenFlügelmit Umfassungunderzwangen sounseren Rückzug.DieRepublik hat seinenbreitenBuckellDerEinbruchwurde möglich-Weil Wirseit vvierzigJahrenkeine Kinder(oder höchstenszweiin einerFamilie) habenwollten. Sozialisten, Repuvlikaner, Konservative:über- all dieselbeWirthschaft.DieStaatssorm ist daran unschuldigzder Geburtenrückgang istälteralsdieRepublik Deutschlandhatte 1871nichtmehrMenschenalsFrankreich,dem esheute schonum dreißigMillionen Vorausift.Wärenwirnichtverkrüppeltund ver- anelt, sonderneingesundes,vonLebenskraftstrotzendesVolk smit dersolcherStärke entsprechendenIndustrie: Deutschland HättefichdenAngriff zweimal überlegtunduns wärenichtnur derEinbruch, sondernder ganzeKriegerspartwordent« Und warum hatFrankreichmitdemFeuergespielt,aus dem Welt- ssbrand werdenkonnte? WollteesdieVerkrüppelung,die Nun ze ln micht sehen,von denen(inseinemBlatt LaVictoire) Herr Hervö mun, amFeiertag,wie vonallbekannten Thatsachenspricht?
»RettetdieRassei«Aus demMatinhalltder SchreidesPWI CessorsLetulleinsGallierland. »Wird Frankreichmorgen Uvch Venug Kinder haben,um»denStrahl seinerGesittxmgüberdie
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demFrieden zurückgewonneneErdehin leuchtenzulassen?Wird esstarkgenug sein,umseine Rolle in demgroßenDrama der- Menschheit weiterzuspielen? Jm Jahr1893hattenwir 343000;
zweiJahrzehnte danachnur noch293000Nekruten. Trotzder- Warnung, die aus dem Mund unserer berühmtestenForscher kam,sankdieGeburtenzahlunaufhaltsam. Lannelongue,Chor-»- les Richet,der liebe alteMeister Pinard predigtendieWahrheit, leider,inderWüste.JstGalliens gütigeErde nichtdiefreigiebigy Nahrung spendendeAmme voneinst?Odersträubendiejungen Franzosensichgegen denEhezwang?Nein; nochistder Acker- unserer Heimathfruchtbar,die Weide fett,derWeinbergergiebig- unddleZahlderEhenimletztenHalbjahrhundertstetiggestiegen-.f JstdasBlutunserer Rasse siechgeworden?Blicket aufdasvorr- unserer MannschaftanderMarne, amYser,in derChampagne- vorVerdun, auf jedemGeländeGeleistetel Abervielefranzösi- sche Ehepaare wollten höchstenszwei Kinder habenundbedach- tennicht,daßnur durch GeburtenfülledieMachteinerNation- zusichern ist. JndustrieundHandelderfruchtbaren Völker,die nebenunswohnen,dieStrömederFremden,dieunser milder, allerLebenslustholderHimmel anziehtundfesthält,bedrohenuns mitUeberfluthung. Wollen wir,die derGermane nichtalseinen- Bissenherunte rzuschlingen vermochte,unsinblödemStumpfsinn
von denNachbarn zerknabbern lassen?DerAbgeordneteBö- nazet hatdemParlament einen Gesetzentwurf vorgelegt,dersich-—
auf Pinards alten Grundsatz stützt:,DieGeburtenzahlwirdnur-
«wachsen,wenn die Kinder denElternNutzen, nichtLast, bringen-o JedeMutterlebenderKinder sollvomStaatPrämienempfangen:·
fürdieersten zwei je 500, fürsdritte1000, fürsvierte2000, für- jedesnochfolgende1000Francs. DiesesGeldsollderMutter,.
auchderunverheiratheten,allein gehören;wirdihraber,damit siedasNeugeborene sorglich betreue,erstausgezahlt,wenn das- ,KindeinJahraltist. Auch derVater gehtnichtleeraus.Sobald erdemAmtsvorsteher mindestensvierlebende,seitderGeburt vonihmvorRothbewahrteKindervorführt,haterdasRechtauf- 2000Franc-TDiezusolchemAufwand nöthigenMittel kanneine Sondersteuers chaffen,diekinderloseodernureinKind ausziehendes Männer und Frauen zutragen hätten.Leset,Franzosenaus-- Frankreich,denGesetzentwurf VenazetsundzwingetdieAbges-
FrageundAntwort. 187 ordneten,ihnschleuniganzunehmen. UndDu,schmerzenreiche Mutter-,ewigGeopferte, anbetungwürdigeMama, wage,zu- hoffen!EndlichdämmertderMorgen, derGerechtigkeit beschert.
SegendenMütterm siewerdenFrankreichrettenl«Ergrausends hörtderalsFeindVerschrienedieAnpreisungsolchenQuacksalber- mittels. WennFrankreichdieWunde von 1871verharfchen ließ-
war esnirgends gefährdet;konntedenEinzelnenundderGe- sammtheitSchätzehäufen,mitdeutscherVürgschafteinmächtiges Kolonialreich,einnaheandien, nützenundfreiinderWillens- bahn seines Genius leben.Nun? DiekräftigsteMannheit tot- oderverstümmelt.DieZeugerkraftinGarben hingemäht.Die werthvollstenBezirkeverwüstet. WirthschaftundFinanz bis ins Tiefste zerrüttetunddieGläubigerschaarinNord-sundSüdosts europa aufabsehbareZeitzuRückzahlungund redlicherVer- zinsungdesGeliehenen unfähig. KönntevonsolchemVerlustder Siegselbst entschädigen2DeutscheMenschenmehrheitvondreißig Millionen; baldnochhöhere. FrankreichsStolz müßte sichin GewinselumVundesgenossenschaftducken;unddie Ration von unübertrefflicherTapferkeitwürde, weilsie denRussen nichtGeld, denBritennicht starkeArmeen zu bietenhat, kühl vielleicht,wie einschüchternerBettler,von derThürderMächte gewiesen, für diesie ihrBlutundVermögen hingab. Nieist hier gehehltwor- den,wieschlimm unsere PolitikimVerkehrmitFrankreichgeirrt hat«Dochallihr FehlschrumpftdemAuge, das ihn der Raserei französischerHeroensuchtvergleicht.Deutschlandwill leben;wird leben.DenFranzosen istesderErbfeind:undhatvon1871bis- 1914dochniedaswinzigste Gehöftvon ihnen begehrt.
Antwort.
VVVUUDhintetderSchwelledesdrittenKriegsjahresistwie- derheftigaUchübetVelgiens Wesen undZukunftgestkittenwor- den. DieErinnerungandenkeltischenKriegerstammderBejgae»
dieden Römern dieEroberungGalliens Schij VorSchritt wehrten,demgroßenJulius Caesar sieben Jahre langwider- standen,unterElaudius Eivilis denBataveraufruhkzueknstee Gefahr fürRommachtenunddeneninSüdbritanien Verwandte lebten,war demGedächtnißdesmitdemBellumGanieum, den KämpfengegenNervier, Remer,Viwmanduer Geplagten früh
188 Die Zukunft-
-entronnen. JnMythosferne schien ihm auchdie»AnamUfer der ScheldebeiAntwetpen«zuliegen,woWagnersDeutscherKönig HeinrichdieFürsten,Edlen,FreienvonBrabant zurHeeressolge nach Mainzheischt,andieBedrohung durchderUngarnWuth mahntunddieMannheit ausrust: »NunistesZeit,desReiches» Ehrezuwahren; obOst,obWest:Das gelteAllen gleich!Was deutschesLandheißt,stelleKampfesschaaren,dannschmähtwohl Niemand mehrdasDeutscheNeichl« Die GalljaBelgicawar stän- kisch,dannlothringischgeworden zkamunterspanische,dannunter österreichischeHerrschaft.Dieabzuschütteln,drängte zuerstdie hitzigeJugendderHochschuleinLoewen.DieOesterreichetmußten Vrüssel räumen;kämpftenabernocheinJahrzehntlangumdas katholischeNiederlandundverloren es ganzerstimFriedenvon Lunåville(1801).Die»BereinigtenBelgischenStaaten« blieben der Traum derSprudelj ugend. BonapartelegtedieHand aufdas anMenschenundErdschätzenreicheLandzpeiischteundstreichelte esindasEmpfindeninnigerGemeinschaft mttFrankreich.Blieb aufeinselbständigesLebenBelgiensnochHossnung?Ein Fran- zose,Mirabeau,hattees alsErsterunterFremdenverheißen.Nun begräbtderersteFranzosenkaiserdiesuversicht.AachseinemSturz will derWiener Kongreß,derdasKunstgebildder neutralenAes publikKrakaustümpertund denPolendieErhaltungihresVolks- sthumeszusagt,imNiederland denGlaubensspalt schließen,der seitdem TagderUtrechterUnion(1579)zwischenKatholikenund Resormirten klassi. Auf EnglandsWunschklebterVelgienwie- deranHollandundkürtdenOranierWilhelm zumKönigder»Ver- einigten Niederlande« (derenSüd grenze imzweitenPariserFrie- den insHerzogthumBouillon gestrecktwird).DerNothbau hält lsichdurch dreiLustren.Wie nachderJakobinerrevolutiondie Bra- -banter sichwiderJosephdenZweitenunddas»wienerJoch«er- hoben,sosteht nachderpariserJulirevolution,nachderEntthro- nung deskatholischenBourbonenkönigsvonFrankreich,dasge- drückteBelgiervolkgegendenkalten Knechter,denprotestantischen Oranier aus. Beide Stämme: Vlamen undWallonenz baldauch, ausdenRufdesklugen Patrioten LouisdePotter, beidePak- -teien: Klerikaleund Liberale. Das Sturmlied Masaniellos (in sAubers Oper »DieStamme vonPortici«)entbindet den Willen zuossenerRebellionUeber dembrüsselerRathhausflattertdas