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Die Zukunft, 5. August, Jahrg. XXIV, Bd. 96, Nr 44.

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XXIV.Jahrg. gkrlimdenä. gugust1916. It.44.

Herausgehen

Maximilian Hardem

DachZwei Jahren .. ,.........(.............119

Nachdruck verboten.

s ErscheintjedenSonnabend.

Preisvierteljährlich5 Mark, die einzeer Nummer50Pf.

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Berlin.

Verlag der Zukunft WilhelmstraßeZ-.

1916.

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Verlin, den 5.August 1916.

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Nach zwei Jahren.

Wafurlogi.

LangisteineNacht, länger sind zweie:

Wiemagich dreiedauern?

Oft dauchteinMonat mich- minder lang AlseinehalbeNacht des Harrens ieStrophe stehtam Ende des Eddaliedes von Skirnirs

- Fahrt.Skirnir ist Freyrs Dienstmann,desGottes,indem dasLicht,derFrühling,dieFruchtbarkeitKörperward.DerKnecht zundBote dieser Dreieinheit, demderGebieter dasSonnenrosz

·und,alsSchwert,denSonnenstrahl lieh,sollumGerdr werben, dieFreyrvom HimmelsdachausimRiesenheimerblickthatte.

»JhreArme leuchtetenundLuftund Meer schimmertenvondem Scheine. Mehr lieb’ichdieMaid,alseinJünglingmagimLenz seinesLebens. Von AsenundAler will esnicht Einer,daßwir beisammen seien!«Winterriesen,die demTodverschwägertsind, bewachen dieJungsrau;um denSaal,derihrKerker ist,tostdas Gebraus desungestümen Beli, desgewaltigenLenzsturmes, heulenwüthendeHunde,leckt mitblutrotherWildkatzenzunge Wasurlogi, der lodernde GischtdesScheiterhaufens,der die Unterwelt vonSonnenland scheidet. Skirnir wirdHerrdes Stur- -mes,-wehrtsichderHunde, dringt,aufdemSonnenroß,mit dem

Sonnenstrahl selbsteinwandelndes Feuer-,durch-dieFlammen.

LocktundschrecktdieJungfrau. »MitdreiköpsigemThursentheilst Du dasLebenoderalterst unvermählt. Sehnsucht scheuchtDich

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.120 DieZukunft;

von MorgenzuMorgen;wiedieDistel dorrst Du,diesichge- drängthatin desOfensOeffnung-« Rascherwirbt ersiedem Herrn-.Deraberknirscht,weilernachneun Nächtenerst,im Wald- stillerWege,die Liebste umfangen soll. JnderSkalda wirdFreyr zu demHeerkönigSigurd,demSohnSigmunds undEnkelWöl-- sungs, wirdVeli zumFafnir,dersich,dasSchwarzalfengoldzu bewachen,ineinenDrachenverwandelt hat«Sigurderschlägtihn..

»Dort sitztSigurd,vonBlut bespritzt,und brätamFeuerFafnirs Herz.«Erversucht,obsschongargebraten ist,stecktden vomglühen- denFettverbrannten Fingerinden Mund: und verstehtnun die- SprachederVögelundbleibt nichts ihm mehrGeheimniß,was dieAdlerweibchenvondenZweigenrufen.GerdristHildegewor- den.Vrünnhilde:weilsieinHelmund VrünneaufdemHindaberg ruht,den einFlammenstromumlodert. Walküre ist sie; undhat.

lautgelobt,sichnurDem zugeben,derdurchWafurlogizudringen

«vermochte.Gunnar,der mitSigurdund denGiaukungen,dieauch- Niflungen heißen,denBerghinan reitet, vermags nicht;denn- seinRoßGotischeutdasFeuer. JnGunnars Gestaltreitet auf Grani,das unter einem anderen Manne nichtgehen will,Sigurd durchdieFlammen; vermählt sichdieJungfrau und grenzt sich-s aufdemBrautlager durch sein bloßes Schwertvon ihrem Leib.—

Erlischtnun dasFeuerundwirktnicht mehr zersiörend durchdies verjüngteMythenweltfort2Aus Qualmschwaden prasseltesvorn.

undhinteninEtzels Halle,darin dieVurgunderkönigeundihre Mannen, untersagens undVolkers,desFiedelmannes,Wacht,.

alsHochzeitgäste,alsHäftlingedesHunnenkönigsweilen.Jnder Sonnenwendnacht erbittensiesühnendenFrieden. Denweigert Etzel, Kriemhildens zweiterGemahl,weilsie seinKind getötet- und ihm schonvieleVerwandte erschlagenhaben.Sie bitten, imFreien,nichtlängerimdumpfen Pferch,kämpfenzudürfen.

Kriemhildversagts;Freiheitwerdeihnen nicht, ehe sieHagenaus- lieferten,derdenedlenSiegfried ermordete undvordem Blick seiner Witwe SiegsriedsSchwert,mitdemgrasgrünen Jaspis

amKnauf,zuschwingenwagt. Dochunköniglichdünktdie Kö- nige,dentreustenDiener zuopfern.JhrWiderstand hat, seitdie Sonne aufstieg, zwanzigtausendHunnen getrotzt.Nochaberist dieRachfuchtderFrau nichtgesättigt.»Sie hatte nichtgesonnen aufsolcheMörderschlacht.Alssieden Streit begonnen,hattesie

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Nach zwei Jahren. 121 gedacht, Hagensollteallein dabeiseinEnde sehn.Daschufder BöseTeufel,über Allemußt’esergehn.«Dienochdraußen ste- hen,werden in den Saal getrieben.»Nochwollten sichnichtschei- dendieFürstenund ihrHeer:sie ließenvon derTreue zu ein- ander nichtmehr.«"EtzelsWeib befiehlt,dieHalle,in derihre Brüder fechtenunddurchdieBolkers eherne Fiedel klingt,in Brand zustecken,damit ihr Hagen nichtentrinne. StürztBelisich ausBrunstaufWasurlogi? Sturm wirbelt einFlammenmeer aus, bevorderAuchdesGlimmens insdieNüsternderFechten- den, Blutenden stieg.Müssensiein dörrender Hitze verdursten?

DasprachvonTronje Hagen: »IhredlenRitter gut, Wen dserDurst will zwingen,Dertrinkehier das Blut.

Dasistinsolcher Hitze bessernochisalsWein;

Hiermaghalt zu trinken nichtsKühleres sein.«

Hin ging der Reckeneiner,woereinenToten fand; Er kni.et’ ih.m zu der Wunde, den Helmerniederband.

Dabeganner, zutrinkendasfließend-eBlut·

Sowenigersgewohnt war,erfandesköstlichundgut.

DasprachvonTronjeHagen: ,,Stell.et Euch-andieWand!

Laßt nicht die Brände fallen aufEurer Helme Band Undtretet siemitFüßen tieferin dasBlut·

,Eineüble Hochzeit ist es,zuder dieKöniginunslud-l«

Nocheinmal wirdWasurlogi vonHeldenmuth,Naturgewalt vonMenschenwillen überwunden.Das Schwert,nichtdasFeuer, entscheidet.UndderDichterdesalten Liedesstöhnt:»Wiewurde solcherSchreckennoch einemBolksheerbekannt. KeinFriedewar zuhoffenzdtumsahman fließendas Blutaus tiefenTodeswuns den:deren wurden vielgeschlagen.Man hörte nachdenFreun- denJeglichen klagev—«Wir seheneinBolksheer, demgrause- rer Schreckenbekanntward. DasdurchFeuerorkanundEgge- witter,aufrechtundhellenAuges,schreitet,alsgingeeszumFest.

Jst seineThat,dienahemBlicknoch unermeßliche,einstMythos geworden,dannschrumpftalleSagevonFreyrundSkirnir,von

SiegfriedundHageninsTrutzlied halbflüggerKnaben, Heuterecktsie sichaus demüberladenen Kahnder Erinne- rung undstemmtsich,bäumtsichvor unserenBlick.Als wäre in derletzten NachtausGöttermythosdasLiedinMenschheit- besitzempfangenworden: so starkklingenallseineSaiten. Jsts

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122 DieZukunft.

BolkersFiedel,dietröstenddieSorgeschwarzerNachtübertönt? VomRhein sinddieBurgunder,dieNibelungen andie Donau gezogen, weilKriemhild,diesichdemWitwenschleier,derKlage um Siegfried entschälthatund alsEtzelsKöniginimHunnen- reich thronen will,dieBrüder undderenMannschaftzurHoch- zeitfeierlud.MußFeuerwerden undeinWeltbrand anderDos nau einVölkergewimmelverzehren,umdeneinenUnschuldigenzu rächen,vondessen Blut beiWorms »dieBlumen wurden naß«? Hebbels Siegfried (dervonFreyrundvon Skirnir,demHeite- rer,nichtvielhat, doch tiefer,in einemunsererMannheit ähnliche-

ren Hirn, empfindetundheißerglühtalsderlachendeDegendes altenVolksgedichtes) hörtenwiraufbrüllen:»Hiergiltes keine Fehde,keinenKampfnachRechtundBrauch,hier giltes eineJagd aufböseThierelMirdäucht,ichstehe hier fürdie ganze Welt und meineZungeruft,wiedie GlockezumGebet,zurBacheundzumGe- richt,wasMenschmitMenschenist.«MußtenwirsolchesRachege- richt,ineinerseit,derenSitte gesänftigtschien,nocheinmalerleben?

AnderDonausiehtdasAugedesGedächtnisseszweiBosse,aufde- nen zweiFürstenknabeneinstgen Berona ritten,mitleeren, roth triefendenSätteln einemSchloßparkzulaufen.An derDonau,bei Pöchlarn,wo einst dieBurgdeswohlhäbigenMarkgrafenRüdiger ragte, schautesfürstlichenTrauerzug.Unter nächtigemDonner, Blitz, Regengepeitsch scheuen,vorderFähre,diePferde,die im GlaswagendeneingeurntenLeibeinerHerzoginin dieSchloßgruft vonArtstetten ziehen sollten.Siemüssenabgesträngt,könnenerst am anderenUfer wieder eingespanntwerden. Wiehertaus ihrer Brust Naturgewalt,diesichwiderdenEindranginehrwürdiges Herrscherhausrecht sträubt?Will derBlitz einenFeuerwallthür- men, der dasTotenpaar, denechtbürtigenFürstenunddieihm vermählteHofdame,vordemGrabesgemeinschaftöffnendenThor- noch trennt? AbergläUbigeüberläufts.DasAuge erstarrt.Jndas Ohr gellt,wieindesTronjersausdemselben Strom, »einLachen, sowiderwärtigundentsetzlichhäßlich,als käms auseinemSumpf vontausendKröten undUnken.« Nichteinbezirktes Feuerwird, löschbares,wieumGerdrs Saal,um denHindabergunddieHalle EtzelsDas Gebälk, dasganze Gemäuer unsererWelt lohtin blutrothenFlammen auf. vBüstenwir zuneuen leidvollen Hel- deUfäUgCUdenStoff?MüssendieNibelungem aufderen Ge-

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Aach zweiJahren. 123 schlechtsnameneinbülowischunbedachtes Spielwort,einnoch, unszumHeil, sinnloses,dieMenschheitdesDeutschen Reiches getauft hat,vomRhein abermals an dieDonau,amBettrand desgrünen Stromes abermals infbewehrter Schaar abwärts ziehen?Soll inBlutundBrand eineWeltverröcheln,verprass feln,weil(nichtvon einestreuen Tronjers, sondern)von eines eitelschwärmendenKnabenHand einUnschuldigergefälltworden ist?Weh Jedem,derdieseBrunst,solchen Vlutbades Rüstung einst schauen mußt«AmelstenJuli1914,ehedraußen-unddrin- nen an Krieg,anKriegsmöglichkeitgeglaubtwurde, lasendie Freundehier dieseSätze.AusAhnungwardEreigniß. Wahrs- logiaus demGeglimmvonallerlei Reibung.Und keinEnde ist, nirgendseineHoffnungausnahes Erlös chen,nachfünsundzwans zig Monaten, zu erblicken.»LangisteineNacht, längersindzweie:

wiemagichdreiedauern? «Wieichzwei dauerte: in demBewußt- sein harterRothwendigkeitundaufdemFelsdesWillens, mit demSchwertderTrutzpslichtHerrdesSchicksalszu werden.

Genesis.

Ausgewandeltem Auge, nach zwei Jahren, ausdenUrsprung desGrauses zurückzuschauen,magnützlichwerden. Nur das Sichtbare findet, noch heute,der Blick.Amachtundzwanzigsten Juni 1914,genau vierzehnJahre nach demTag,daErzherzog FranzFerdinand vonOesterreichsEsteinderKleinenRathsstube derwiener HosburgdenEhepaktmitderGräsin Sophie Chotek geschlossenUnd,de demKruzifixus,ausdasThronerbrechtaller ausdieserMdkganatischen EhezuerhossendenKinder verzichtet hatte, ister,ist neben ihm seineFrauunterheißleuchtender Sonne inSarajewo getötetworden. AlsGeneralinspektor desHeeres wollteerinVosnien TruppenübungenprüfenundzogamTag desHeiligenVitus in dieHauptstadtderdemHabsburgerreich eingefügtenPWViUzein«FünshundertsünsundzwanzigJahrelang war dieserETaOderSchlachtausdemAmselfeld,diedemvonSte- phanDuschangeschaffenensetbischenKaiserreichdietötlicheWuns deschlngallenSekbeniinden zweiselbständigenStaaten undin denösterreichischenLändern,derTag tiefsterStammestrauerge- wesen.ZumerstenMal durften sie,alsBezwingerderTürken undVulgaren,als HerrenüberRowibazarundMakedonien,

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124 DieZukunft.

ihnnun, aus derZuversichtheiterenHerzens,als dasOstern, nichtmehralsdenKarfreitagnationalen Glaubens begrüßen.

Morgens, nachZehn,rolltdasAutomobil,in demFranz Ferdi- nandund seineFrausitzen,vorsRathhaus. EinKrach.AmQuai ist eineBombe geworfen worden; hinterdemWagendesErzhers zogs,dessenArmsie nochabwehrenkonnte, ist siegeplatztundhat ein paar Menschenverwundet. Trotz derWarnung, die vonGe- neralen undhohenVeamten kommt,fährt,nachderHuldigungim Rathhaus,derHofwagen dieStraßezurück,inderdieVombe ge- worfen wurde.Der vorausfahrende biegtvomQuaiab.Willdas Auto,in dem derErzherzogmitseinerSophie sitzt,folgen?Mit- tenimGewühlderGafferhältes;derdesWegesunkundigeChauf- seurwill rückwärts steuern, willwenden: dadurchpfeifen zwei- KugelndieLuft.Der in denKonakgerufene Franziskaner findet zweiLeichen.Das ist ohne Vorganginneuer Fürstengeschichte.

In okkupirtem,dann annektirtem Land, dichtanSerbiens Grenze, amPeitstagkeinsorgsamvorbereiteter Schutz,Rückfahrtdurchdie ungesäuberteStraße,ausder eineHalbstundezuvoreineVombe bisan denRumpfdesErzherzogs flogundin deren dichtestem GedrängseinAutoSekunden lang still steht.NurderGlaube, das ganzeRäderwerks derPolizeiund Stadtverwaltung seiin Wirrniszgerissenworden, kann,in derersten Stunde,dasUnfaßs bare erklären.Dann sprachFeldzeugmeisterPotiorek,dasHaupt Bosniens: ,,DerThronfolgerließdasendgiltigeReiseprogramm inWien vonseineneigenen Leuten, ohne irgendeinePereinbarung mitdemGemeinsamenFinanzministerium,feststellen.Dasge- schah,weiloffizielldieReisenur einen militärischenZweckhatie.«

UndinderNeuenFreienPressewurde gesagt:»DerThronfolger fielinMörderhände,weilerinSarajewo nichtals General- inspektordesHeeres, sondernalsThronfolgereingezogen ist. Die Reisezu denManövern solltemiteiner Huldigungfahrtenden, dieursprünglichnichtvorgesehenwar unddieBehördensover- wirrte,daßdieAlleevonVombenwerfernsichbildenkonnte.« Der neunzehnjährigeBosniak Gawrilo Prinzip hatdas Paar er-

schossen,feinAlters- undStammesgenosseKabrinowiischzuvor dieBombe geworfen.ZweiOesterreicher,aufösterreichischemBo- den.Beidewaren,wie diemeisten jungenVosniaken,eine Weile inBelgradgewesen.Unsere"Polizei,sagte nach derThatdortder

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Rachzwei Jahren. 125 Ministerpräsident,»hättesiebeobachtet,wenn sieunsjemalsals verdächtigbezeichnetworden wären;alswiraberKabrinowitsch auskneifenwollten, brachteervonseinerHeimathbehördeeinso günstigesLeumundszeugniß,daßwirihninRuheließen.«Wer Geschichteals Erlebnißfühlt und, seit dem VukaresterFrieden, dieSpannung derWillensstränge,denZeigerdesManometers betrachtethat,weißdennoch,was inSüdost sichausNebelnbraut.

Heißer Sonntagwar,alsich,amVahnhosZoologischerGarten, ausrufen hörte:»Erzherzog Franz FerdinandinSarajewoer- -mordet!« JnderHauptstadtderVosna,diealtserbischesSiedlers gebtetwar, einZiel neuserbischenSehnens ist.Jn derselben Sekunde triebAhnungdenRufausdie Lippe:»Dasistder Kriegt-«

Aoch sieht es,inEuropensSommerferien, auf unserer grünen Erde nichtdanachaus« Wildem GeheulistStille gefolgt.

IDaß verantwortliche Beamte desKönigreichesSerbien der An- stiftung zudemDoppelmordschuldig, auchnur derBegünstigung

«verdächtigseien,scheintnoch nichtzuerweisenzund wird,mitruhi- gemErnst,inBelgradbestritten.JnWien,daßanVedrohung Ser- sbiensgedachtwerde ;nichtvon»demarche»,nurvonispOukpakIeks«- höflichemMeinungaustausch, dürfeman reden. JmUngarischen Reichstaghat GrasTiszakühl gesagt,das Verhältnissder Mo- narchiezu Serbien bedürfederKlärung. FrankreichsGeneral- konsulabermeidet aus Budapest,dieVolksmassefürchteplötz- lichenKriegsausbruch unddievierprozentigeRente sei schonam zehnten Juliunter80,in nieerschauteTiefe,gesunken. Votschaster DumaineschreibtausWien,dieMachtDerer wachse,dierathen, dieunvermeidlicheAbrechnungmitSerbien nichtzuvertagen, bisRußlandsRüstung fertigseiundFrankreichsHeersichin die

neuen PflichtendreijährigerDienstzeitgewöhnthabe.DerKon-

sulatskanzlerwarnt lauter: Die amtlicheTelegraphenagentur, diesonstimmernurdie wichtigstenserbischetlPkeßsttmmenwieders gebe,verbreitejetztdasGeschimpsdeskleinstenHetzblattes,um dasKeiner sichkümmereundgegendas diebelgraderRegirung keinVändigungmittelhabe.Man wolledasOesterreichergesühl aufreizen,einedemKriegegünstigeStimmung vorbereiten und vonSerbien fordern, daßes derSchutzmann seinesgroßenRach·

hats Werde«GewißichaukeltUebereifer sichimPapageienring.

Niemand willKrieg.OesterreichsUngarnist froh,wenn esdie

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126 DieZukunft-

Last derMobilisitung, die seitderAnnexionkaumjeganzrücks- gängigward, endlichabschüttelnkann. DemBefehl,diestrate- gischenStellungen inAlbanien zuräumen,habendieSerben im:

November 1913 gehorcht.Das BerhältnißzuPeters Staat ist- nichtso schlecht,daßnur Eisenesheilenkönnte. Mit kaufmän- nischer Rüchternheitwirdüber dasRecht auf die makedonischen Bahnen verhandelt.Amviel-zehntenAugustsolleineneue Skups tschinagewählt werden.Vielleichtzermalmtder Block,zu dem die- Sprudeljugend sichdenLiberalen undFortschrittsmännernver-- eint hat,dieAltradikalen und erschlägtderenAusschuß-,das- Ministerium Paschitfch.Der organisirtimTimoksVezirkden Wahlfeldzug Zu seinem Vertreter-, demFinanzministerPatschu,, trägt Oesterreichs Gesandter FreiherrvonGiesldasUltimatum..

»Wien,am zweiundzwanzigsten Juli1914.

Euer HochwohlgeborenwollendienachfolgendeRote am.

Donnerstag,dendreiundzwanzigstenJuli,nachmittags,der Kö-- niglichen Regirungüberreichen:

AmeinunddreißigstenMärz1909hatderKöniglichSer-- bischeGesandteamwiener HofimAuftragseiner Regirung der K. und K·Regirung folgende Erklärungabgegeben:

,Serbien anerkennt, daß.esdurch die in Viosnien geschaffene- Thatsacheinseinen Rechten nicht berührt wurdseund daßessich»

FDemgemäß denEntschließungenanpassenwird-,welchedie Trachte- inBezugauf denArtikel 25desBerliner Vertrages treffenwer-s den. Indem Serbien denRathischlägendserGroßmächte Folge leistet,verpflichtet essich-, dieHaltung des Protestes und des«

Widserstsandes,dieeshinsichtlichdierAnnexionsseit denrvergange- nen Oktober eingenommen hat,aufzugeben, undesverpflichtetsich fern-er, dsieRichtungseinergegenwärtigenPolitik gegenüber Oesters reichzuändern undkünftighsinmitdiesem Reichi aufdemFußv freundnachbarlicher Beziehungen zuleben.«

DieGeschichteder letztenJahrenun undinsbesondere die schmerzlichenEreignissedesachtundzwanzigstenJunihaben das Vorhandenseineinersubversiven BewegunginSerbien erwie- sen,derenZielist,vonderösterreichischsungarischenMonarchies gewisse Theileihres Gebietes loszutrennen.DieseBewegung, die unter den AugenderserbischenRegirungentstand,hatin der FolgejenseitsdesGebietes desKönigreiches durchAktedes-

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Nachzwei Jahren. 127 Terrorismus, durcheineReihevonAttentaten unddurchMorde Ausdruck gefunden.

Weitentfernt,die in derErklärungvomeinunddreißigsten März1909enthaltenenformellen Verpflichtungenzuerfüllen, hatdieKöniglich Serbische Negirungnichts gethan,um diese Bewegung zuunterdrücken.Sieduldetedas verbrecherischeTreis bender verschiedenengegen dieMonarchiegerichtetenVereine undBereinigungen,diezügelloseSprachederPresse,die Per- herrlichungderUrhebervonAttentaten,dieTheilnahmevonOffi- zierenund Beamten ansubversivenUmtrieben, sieduldete eine ungesunde Propaganda imöffentlichenUnterrichtund duldete schließlichalleManifestationen,welchedieserbischeBevölkerung zumHaßgegen dieMonarchieund zurPerachtungihrerEinrich- tungen verleiten konnten. DieseDuldung,dersichdieKöniglich SerbischeRegirung schuldigmachte, hat nochinjenemMoment angedauert,indemdieEreignissedesachtundzwanzigsten Juni der ganzen Weltdiegrauenhaften FolgensolcherDuldungzeig- ten. Es erhelltausdenAussagenundGeständnissenderverbres cherischenUrheberdesAttentates, daßderMordvonSarajewo inBelgrad ausgehecktwurde, daßdie Mörder dieWaffenund Bomben,mit denensie ausgestattetwaren,vonserbischenOffizie-

renundBeamten erhielten,dieder,NarodnaOdbrana«angehör- ten,unddaßschließlichdieBeförderungderBerbrecherund deren Waffen nachBosnien von leitenden serbischenGrenzorganen veranstaltetund durchgeführtwurde.

Dieangeführten ErgebnissederUntersuchung gestatten der K. undK.Negirungnicht, nochlängerdieHaltung zuwartender Langmuthzubeobachten,diesiedurchJahre jenen Treibereien gegenübereingenommen hatte,dieihrenMittelpunktinBelgrad habenund von daaufdieGebiete derMonarchie übertragen werden- DieseErgebnisselegender K.undK.Begirung vielmehr diePflichtauf, Umtrieben einEndezubereiten,dieeineständige Vedwhung fÜkdieRuhederMonarchie bilden.

UmdiesenZweckzuerreichen,siehtsichdie K. und K.Regi- runggezwungen, von derserbischenRegirungeineoffizielleBer- ficherungzuverlangen, daß siedie gegenOesterreich-Ungarnge- richetePropaganda verurtheilt (Dasheißt:dieGesammtheitder Bestrebungen-deren Endzielesist,vonderMonarchieGebiete

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128 DieZukunft.

loszulösen,dieihrangehören),unddaßsiesichverpflichtet, diese verbrecherischeund terroristischePropaganda mit allenMitteln zu unterdrücken.

UmdiesenVerpflichtungeneinen feierlichenCharakterzu geben, wirddieKöniglichSerbischeRegirung aufdererstenSeite ihresoffiziellen Organsvom sechsundzwanzigsten Julinachfol- gendeErklärungver-öffentlichem,

»DieKöniglichSerbischieRegirung verurtheilt die gegen Oestserreich-Ungarn gerichtetePropaganda (Das heißt: dieGe- sammthieitdser Bestrebungen, deren letztes Ziel ist,von der BsterrieichischwngarischenMonarchie Gebiet-e loszutrennen, die ihr angehörsen)und siebedauert aufrichtig die grauenhaften Folgen disefer vserbrecherischienHandlungen. DieKöniglich«Serbi- seheNiegirungbedauert, daß serbischie Offiziere undBeamte sanfol- cherPropaganda thieilgenommen und damit diiefreundmach:b-ar- lichen Beziehungen gefährdet haben,diezupflegensich die König- liche Regirung durchs ihsre Erklärung vsomeinunddreißigsten März 1909 feierlichverpflichtet hatte· Die KöniglicheRegirung, diie jeden Gedanken oderjeden VersucheinerEinmischung indieGe- schicke der Bewohnerwas immer für eines Theiles Oesterreichss Ungarns mißbilligtundz.urückweist,erachtet für ihre Pflicht,die Osfiziere, Beamten und diegesammte BevölkerungdiesKönig- reichesganz ausdrücklich- aufmerksam szumachen,daß sie künftig mit äußerst-erStrenge gegen die Personen vorgehen wird, die sichderartig-erHandlungen fchsuldigmachensollten, Handlungem denen vorzubeugen unddiezuunterdrücken siealleAnstrengun-

gen machenwird.«

Diese ErklärungwirdgleichzeitigzurKenntnißderkönig- lichenArmee durcheinen TagesbefehlSeiner Majestätdes Kö- nigsgebrachtundin demoffiziellenOrganederArmee veröffent- lichtwerden.

DieKöniglichSerbifcheRegirung verpflichtetfichüberdies- 1.JedePublikation zuunterdrücken,die zumHaßund zur Verachtung derMonarchie aufreiztund derenallgemeineTendenz gegen dieterritoriale JntegritätderMonarchiegerichtetist.

2.SofortmitderAuflösungdesVereines ,NarodnaOd- brana« vorzugehen, dessengesammtePropagandamittelzu kon- fiszirenund in derselbenWeisegegendie anderen Vereineund VereinigungeninSerbien einzuschreiten,diesichmitder Propa- ganda gegenOesterreich-Ungarn beschäftigen;dieKöniglicheRes girungwird dienöthigenMaßregelntreffen, damitdie aufgelösten

(13)

Nach zwei Jahren. 129 Vereine nichtetwaihreThätigkeitunter anderem Namen oder in andererForm fortsetzen.

B.Ohne Berng aus demöffentlichenUnterrichtinSerbiem sowohlwas denLehrkörperalsauchdieLehrmittelbetrifft,Alles zubeseitigen,wasdazu dientoder dienenkönnte,diePropaganda gegen Oesterreich-Ungarnzunähren.

4. Aus demMilitärdienstundderVerwaltungimAllge- meinen alleOfsiziere und Beamten zuentfernen,die derPropa- gandagegenOesterreicthngarn schuldigsindundderenNamen, unterMittheilung des gegensievorliegendenMaterials,der Kö- niglichen Regirung bekanntzugebensichdie K. undK.Regirung vorbehält.

5.Einzuwilligen, daß in SerbienOrgane derK.und K.Re- girungbei derUnterdrückungder gegen dieterritoriale Jntegris tät derMonarchiegerichtetensubversiven Bewegungmitwirken- 6.Eine gerichtlicheUntersuchunggegen jeneTheilnehmer desKomplotsvomachtundzwanzigstenJuni einzuleiten,diesich aufserbischemTerritorium befinden;von derK. und K.Regirung hierzu delegirteOrganewerden andenbezüglichen Erhebungen theilnehmen.

7.Mit allerBeschleunigung dieBerhaftungdesMajors Woija TankositschundeinesgewissenMilan Ciganowitsch,ser- bischen Staatsbeamten. vorzunehmen,welche durchdieErgeb- nissederUntersuchungkompromittirt-sind.

8.DurchwirksameMaßnahmendieTheilnahmederserbischen BehördenandemEinschmuggelnvonWaffenundExplosivkörs pern über dieGrenzezuverhindern; jene Organedes Grenz- dienstesvonSchabazundLoznica,die denUrheberndes Ber- brechensvonSarajewo beidemUebertrittüberdie Grenzebehilfs lichwaren, aus demDienstzuentlassenundstrengzubestrafen.

9. DerK. undK.RegirungAusklärungenzugebenüber die nichtzurechtfertigendenAeußerungen hoherfetbischerFunktio- näreinSerbienundimAusland,die,ihrerofsiziellenStellungun-.

-geachtet,nichtgezögerthaben,sichnachdemAttentat inJnterviews infeindlicher WeisegegenOesterreichUngaMauszusprechen-

.

10.DieK. undK.Regirungohne Berzugvon derDurch- führungder in denvorigen Punkten zusammengefaßtenMaß- nahmenzuverständigen.

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» bracht habe, nicht länger zu zweifeln. Ein Beispiel; aus dem Hauptquartier der KowelsArmee. »Die Organisation ist so ver- bessert worden, daß ein Vergleich mit der von 1914 kaum

verehrlichen Vubliko vortäuschen. Die Roten der Vsundesbianken sollen Zu einem Drittel mit Gold, zu zweien durch Wechsel und ,,andere liquide Unterlagen« gedeckt sein. Dsas ist

im Grund meines Herzens war ich immer nurKünstler und kann mich heute nochrühmen, der besteFührerdurch dieKunstschätze von Rom undFlorenz zu sein«-So (ungefähr) sprach er

Unbachisch war sie ohne Zweifel vom Standpunkt jener Ueberliseferung, als deren Urheber vielleicht (ich spreche nur eine Bermuthung aus) Felix Mendelssohn zu gelten hat ; und

Kauft er sich dann einen 41X2 prozentigen Hypothekenpfandbries, so muß er, wenn er 31X2 prozentige Reichsanleihe hergiebt, rund 90 Mark, nicht so viel, wie er verloren hat, zulegen,

Einen Mangel aber hatte dieseProzedurz einen, der nur ungerügt bleiben konnte, weil er die Möglichkeit zu Laboris billigem Patriotentrumpf schuf: kein ärztlicher Sachverständiger