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Die Zukunft, 25. Juli, Jahrg. XVI, Bd. 64, Nr 43.

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Inhalt:

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DieDannercckxwingexn VonHugo Hakus- ................141

Dunklkabutiw Voazckeuno güttenauer ................142

DieBchauspkklerim Vonziele Hatten .......·.........150 Eisenbahnpvlktilk. von Faden ............ ...·..156"

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Berlin, den 25.Juli 1908.

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prozeß Eulenburg.

Genesis.

Wir übtennachderGötter Lehre UnsdurchvielJahreimVerzeihn, Doch endlichdrückt desJoches Schwere Undabgeschütteltmußessein.

Kleist:DieHermannsschlacht.

AmsechzehnJahren hörteichausBismarcks MundedieerstenUrtheile über denGrafenPhilippzuEulenburg,der189l,alsNachfolgerdes GrafenKunoRantzau,zumPreußischenGesandteninMünchenernannt wordenwar.JmLaufder nächstenJahresprachBismarck oftüber denMann, deramTagderEntlassungdesersten Kanzlers,am ernstesten,dunkelsten Tagneuer ReichsgeschichtedemKaiserStunden lang seineamusischenBal- laden vorgelesenhatteund der demEntlassenendergefährlichsteBerather einesjungen,nachBethätigungmöglichkeitenausspähendenHerrn schien.

»Als Politiker nicht ernstzunehmen.AlsDiplomat aufwichtigemPosten nichtverwendbar. Abersehrschicklich,belesen,liebenswürdig.Etwas wie ein preußischerCagliostroAugen,die mir dasbesteFrühstückverderbenkönnten.

Werden willernichts;wederStaatssekretärnochKanzler.DieZeitungen wissendanichtBescheid.Er denkt: L’amilieäd’ungrandhomme estunbien- l·.1itdes-dieux (wieesja wohlin dem StückVoltaires heißt,dasNapoleon inErfurtvor demParquetvonKönigenaufführenließ). Mehr verlangter nicht.Schwärmer,Spiritist, romantisirenderSchönrednerim StilvonRa- dowitz(Vater),dersogeschicktdenGarderobier dermittelalterlichenPhan- tasiedesKönigs machte.FürdasdramatischeTemperament unseresKaisers istdie Sorte ganzbesondersgesährlich.WennerinderNähedeshohenHerrn

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ist,nimmtEulenburgAdorantenstellungenein.Meinetwegenganzaufrichtig.

NützlichistAnbetungUnsereinemaber nie.Sobald derKaiser aufblickt,ist ersicher,diesesAugeschwärmerischauf sichgeheftetzusehen. Pater ecsta- ticus,auf-undabschwebend«:Faustletzter-AktHieristskein pater, sondern ein tilius NichtPhili, sondern:Hli.EinervonDenen,die mir dasGeschäft störten,aber nie zufassenwaren. MitallerleiMystizismusundSpuk hater sichwohl mehr beschäftigtals mitPolitik;imdiplomatischenExamen hats gehapert.«AuchaufdasnormwidrigeSexualempfindendesMannes hat,zur ErklärungbefondererWesensart,Bismarckdamalsschonhingewiesen.Nicht, wiedieVierteStrafkammer desberlinerLandgerichtslaufGrund falscher, widerbesseresWissenbeeideter Aussagenangenommen hat,inhitzigem Zorn,fonderningelassenerRuhe. Nichtwüthend,sondernironisch;vonganz obenherab. Doch ungemein deutlich. GeheimrathSchweningerhatunter seinemEid darübergesagt: »FürstOttovonBismarckundsein Sohn Her- berthabendas WirkenEulenburgs,namentlich aufdemGebiete derPerso- nalienundin der Rolleeinesbefreundetenunverantwortlichen Rathgebers, für unheilvollgehaltenundwiederholtauchvoneinergeschlechtlichabnormen Veranlagung Eulenburgs gesprochen,die,verbundenmit einerNeigungins Mystische,nebelhaft Schwärmerifche,ihn nichtzum Vertrauten einesregi- rendenFürstenqualifizire.«EinehöchftdrastischeRedensart,dieSchweninger imHausBismarcks oftüberEulenburggehörtundvordemihn vernehmen- denRichter,AffesforLanges,demStaatsanwalt RaschunddemJustizrath Bernstein bekundethat,istin dasProtokolnicht aufgenommenworden.(.Hier istzuerwähnen,daßBismarcksArzt nichtdengeringstenGrundhatte,dem GrafenPhilipp persönlichzugrollen. DieKunft diesesArzteshattein Eulen- burg früheinenbegeistertenLobrednergefunden.Schon1884schrieberan seinen homosexuellenFreund FritzvonFarenheid-Beynuhnen: ,,EineAn- leitung für diätarischesVerhaltenwürde DirKeiner bessergebenkönnen als Dr. Schweninger;der demFürstenBismarck imLaufeinesJahressechzig Pfund Körpergewichtentzogundihnzu einetngesundenMann machte.Jch binmitSchweningergutbekanntundwünschefehr,daßDufeinenRath hörtest.

GernübernehmeichdieVermittlungdieserwichtigenSache.«Erübernahm sie, nachdemder»geliebteFritz«dem,,geliebten,·theurenFreund« gedankt undihn»aufannigsteumarmt« hatte. ,,MitProfessorSchweningersprach ichlangeDeinetwegenin Berlin. Er wirdsichfreuen,DirseinenRathzu geben,undhofft,Dirhelfenzukönnen,wenn DuseinevorgeschriebeneDiät befolgst.An demKanzlerhabe icheinenftaunenswerthenErfolgfeinerKur

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Prozeß Eulenburg. 127 gesehen.«Farenheidantwortet: ,,AlsoSchweningerfürimmer!«Und Beide rühmennun gemeinsamdieHeilkunstdesProfessorsMitdiesemArzt,der Philipp EulenburgunddessenFreundegenaukennt und demGrafenKund Moltkedurch Heirathverwandtist, habe ichdie ganzeAngelegenheitmit all ihren SymptomenundWirkungenoftbis insKleinstedurchgesprochen.Das ist durchbeeideteAussageerwiesen.Die VierteStraskammer hatsichum

dieseAussage,dieihr in-protokolirtemWortlaut vorlag,nichtgekümmertund mirvorgeworfen,ichhabeinstrafbarerLeichtfertigkeitversäumt,Rathnnd UrtheileinesArzteszu erbitten.Dasgehörtzum Bilde-desKammerspieles.)

Besondersbitter wurde Bismarcks Kritik, seit (1894)Eulenburgals BotschafternachWiengeschicktwordenwar.Aufdiesenschwierigen,nachdem VerzichtaufdenrussischenAssekuranzvertragdoppeltwichtigenPosten passe ergarnicht; überhauptnichtaufeinenPlatzerstenRangesSolchePlätze seiennichtnachpersönlicherGunstundLiebhabereizubesetzen.Bei derAus- wahlhabewahrscheinlichHerrvonHolsteinmitgewirkt,dessenUrtheilinschäd- lichemMaßvon SympathieundAntipathiebestimmbar seiund der gern glaube, seineInstruktionkönneauchschwachenGeschäftsträgern,wenn sie nur hübschgehorsamseien,zuErfolgenverhelfen.NachWiengehöreeiner-

fahrener,nüchternerMann,derdaszureichlicherRepräsentationnöthigeGeld Und eine demösterreichischenHochadelimponirendeFrauhabe,dendem alten Kaiser bequementrockenen Tontreffe,sichvorphantastischenSprüngenhüte undjedes TechtelmechtelmitAlldeutschenoderCzechen,PolenoderMa- -gyaren,mit allenFördererneinerdeutschenExpansioninsBöhmischeoder Türkischeängstlichmeide.Mit seineriätedelinouo,seiner komoediantischen· Sucht,durch ,,Einfålle«andermaßgebendenStelleApplauszufinden,sei PhilippEulenburgdort einesteteGefahr.GeringesVermögen;eineFrau ohne Salontalente;keine Ausdauer zueinförmigerArbeit,derallerReizder Emotion undSensation fehlt; und,alsdemKreisdesMystikersRudolf LiechtensteinAngehöriger,KatholikenundRationalistenein«Aergerniß-Man müsseschonfroh sein,wennsnichtwieder übleNachredevonderArt der aus Oldenburg, München,Stuttgartgehörtengebe.,,Unterden Kinaedensollen jaganzgute Feldherrengewesensein; gute Diplomaten habe ichinderSorte nochnicht gefunden.Undichkennesieschonausder-Zeit,woichunterBrauchitsch alsAuskultatorbeimKriminalgerichtgegensolcheLeuteeineUntersuchungzu sührenhatte.«(»DieBerzweigungendieserGesellschaftreichtenbisinhoheKreise shinaufEswurde demEinflußdesFürstenWittgensteinzugeschrieben,daßdie :AktenvondemJustizministeriumeingefordert·und,wenigstenswährendmeiner

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ThätigkeitandemKriminalgericht,nichtzurückgegebenwurden.«Gedanken- undErinnerungen.«ObderWunschWittgensteinshierbeiwirksamerwarals die- Furcht,denPrinzen Heinrich,denSohnFriedrichWilhelmsdesZweiten,zu kompromittiren,oderobWittgensteindenPrinzen,denervomKriegherkam-«

te,schützenwollte, ist heute nichtmehrfestzustellen-)GegenPhilippsErnen- nungzum Generalintendanten derKöniglichenSchauspiele,dievorundwäh- rendderAmtsthätigkeitdesGrafen HochberginFragekam, hätteBismarcki nichtseinzuwendengehabt;für eineBotschaft fanderihn unzulänglich.Und ichwar soleichtfertig,demvormeinemOhroftinkühlemTonwiederholten Urtheilzuglauben.JchlasEinigesvondenSkaldensängen,Märchen,Er- zählungendesGrafen;aucheinDrama.Durchschnittsdilettantenwaare.Nicht einmal sprachlichüber dasDutzendmaßhinausreichend.EinpeinlicherGe- danke, daßdieseKostdem regenGeistdesjungen Kaisers kredenztwerde; daß- erbeiihrinderSchicksalsstunde,dieihnvondemReichsschöpfertrennte,Trost gesuchthabe;daßdieKunstauffassungdesFarenheidzöglings,deneinnachge- machtesMedicäerflorenzdasZielartistischerKulturwünschedünkte,demmäch-.

tigstenDeutschendasstarkemoderneSchaffenverleide.RestaurirteBurgen, Puppenalleen,derenGlanzpunktedenschlechtenBerninistil geistloswieder- holen,Prunkceremonien,Aegirmusik,politisch-religiöseAllegorien,Wikin- ger mit denGestalteneinesHadrianundAntinous nachgestümpertemEm- psindungleben,bunterOpernplunder auf MarktplätzenundSchaugerüsten:.

DasistphilischerGeschmack;derGeschmackEines,dervomScheitelbis zur SohleeinTheatermenschist und, ehenochein kleinerKollegeihmausder Ge- richtsklemmezuhelfensuchte,derHofschauspielergenanntward.Mußtesoauch derGeschmackdesgekröntenSoldaten UndSeemannes bleiben,deraufan- derem GebietbegierignachdemModernstengriff? PhilippEulenburgwar- dererste nachArtistenstimmunglangendeMensch,derdemimHeimder Makartbouquets,derTalmirenaisfance,derKunstverkündungenderWerner, Hertel,SeckendorfferwachsenenPrinzen Wilhelm nähertrat:unddiefrüh- stenEindrückesindauseinerempfänglichenSeele niemalsleichtwegzuharkem JndasJahr1894fielderFeldngdesHannoveraners Polstorsf(Re- dakteursamKladderadatsch)gegen die Trias Eulenburg-Holstein-Kiderlen,.

derdenNamendesunschuldigenEeremonienmeistersLebrechtvonKotzeum- ziingelndeHofskandalunddieEntlassungdeszweitenKanzlers. Herrvon Holsteinwollteschießen,fandinHerbertundHenckelabernichtdiegesuchten Jnstigatoren;HerrvonKiderlenschoß;Graf Eulenburg,derHauptange- klagte,rührtesichnicht:erwurdevonderberlinerSittenpolizeischondamals

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Prozeß Eulenburg· 129

sdenMännerfreundenzugezähltundmußtedasLicht scheuen.Dieandem Briefskandal Schuldigen sind öffentlichniegenannt worden;dieThatsache, daßdieNiedertrachtsichgegen dieschöneFraueineshomosexuellenHofherrn richtete,konnteaufdieSpurhelfen.AmSturzCaprivishatPhili,wieJeder weiß,mitgewirkt.Daßerein paar Monate vorherüber dieMöglichkeitdieses Sturzeslautgeftöhntund denGeneral vonHahnkealsCaprivistückischen Todfeid verdächtigthatte, siehtihmganzähnlich.Blieb dasAuswärtigeAmt.

HerrvonMarschall,der in denPersonalienderwillfährigeErsüllerlieben- berger Wünschegewesenwar,schieneinBischen verbrauchtundschondurch seineVorbildungund die immerpräsenteZungenfertigkeitfürdas Innere (wo Boettichernun dochlockerwurde)bessergeeignetalsfür daanternatio- nale.Wersolltedahin?HerrvonHolfteindachteanEulenburg(welchesUnheil diesesPlanesGelingenherausbeschworenhätte,hatergewißlängsteinge- sehen).Derwolltenicht.Wolltelieber derunsichtbare,unfaßbareFreunddes höchstenHerrnbleiben;undbatinKarlsruhe ChlodwigHohenlohe,Holstein

vondiesemGedankenabzubringen.SeitdemhatteAdolfFreiherrMarschallvon

BiebersteinschlechteZeit.ErwähntesichvonheimlichdurchsDunkelschleichen- denFeindenbedroht,vonPolizeiagentenumlauert;unddieihmergebenePresse warntetäglichvoreiner in derFinsternißthronenden,,Nebenregirun"g«,die denVerantwortlichendenWegzuErfolgen sperre.Wo dieHäupterdieser unheiligenSchaarzusuchenseien, lehrtederErtragderlandgerichtlichen Hauptverhandlungengegen denJournaliften Leckert,denPolizeiagentenvon

Lützow,denKriminalkommisfarvonTausch.DerKommissar sagtealsbe- eideterZeuge,erseiin derSache PolstotsfdemGrasen PhilippEulenburg behilflichgewesen,derihm,zum Dankdafür,in Wien denOrden derEiser- nenKroneerwitkt undgebetenhabe,Alles,wasdenBotschafterinteressiren könne,brieflichzu melden. AlsAngeklagterhaterhinzugefügt,einSchutz- mannseinerAbtheilung habedenGrafen Philipp oft besuchtundMittheil- ungenhinundhergetragen.(DieserSchutzmannhießGustavSteinhauer·Graf Eulenburg hatte ihnalsMatrosen aufder,,.Hohenzollern«kennengelernt undals DienerandenihmausdermünchenerZeitalshomosexuellbekann-

.

tenFreiherrnvonWendelftadtempfohlen. Wendelftadt hat ihn aufRei- sen mitgenommenundihm spätervieleBriefe geschrieben,in denenerihn als,,lieben Gustav« ansprach;nachderBeschlagnahmestelltederUntersuch- ungrichter fest,daßvoneinemdieserBriefederTheildesPapiers,derdie An- redeenthielt,weggeschnittenwar. AuchEulenburghatmitdemMatrosen,Die- ner,SchutzmannB1-iefegewechselt,ihnbesuchtundempfangenAusdemSchutz-

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mann,denwohlnichtderZufallgeradeindieAbtheilungTauschs,"desBayern,ge- brachthatte,wurdesehrschnelleinPolizeikommissar,derzuerstinAachen,dannin Potsdam Verwendungfand,inLiebenberg,wennderKaiserzuBesuchkam,den Ueberwachungdienstvorbereiteteundleiteteundjetztauchvom Admiralstab beschäftigtwird.AufmeineVorladungzumlandgerichtlichenTermin in der StrassacheMoltkewiderHardenhatHerr Steinhauer geantwortet,ermüsse dienstlichverreisen;dieserAnzeigesfolgtendieSätze: »Ichstehezu demPro- zeßinkeinerleiVerbindungundistesmirunersindlicb,warum ich geladen wordenbin.DieGenehmigungmeinervorgesetztenBehördezurAbgabeeiner Aussagewürde mirbestimmungsgemäßnur ertheilt werden,wenn ichüber dieauszusagendenPunkte vorher unterrichtetwürde-«Nochauffälligerals derStilistdieNeugierdesKommissars,derruhigmeineFragenabwarten unddannprüfenkonnte,ob dieDienstpflichtdie Antworterlaube.AlsFürst EulenburgunterseinemEide die,,Schmutzereien«geleugnethatte,erklärte HerrSteinhauer sichbereit,derLadungzufolgen;wurdeabernichtvernom- men. AuchnichtvordemSchwurgericht,demichachtGegenzeugengenannt hatte.)DerPolizeiagentLützowsagteaus,Tausch habebeiihm Berichtebe- stellt,dieanEulenburg gingenund derenJnhaltderBotschafterdann in per- sönlichenBrieerdemKaiserübermittelte.GrafPhilippwurdein beidenPro- zessenbeeidet undgehört;seineAussagensindnochheuteinteressant·

Dezember1896:

»Ich habeabsolutkeineBeziehungenzu HerrnvonTauschgehabtalsganzäußer- liche,gesellschastlichebei derBegegnungim dienstlichenLebenJch habe ihmnureinmal geschrieben;infreundlicher Weise süreine Aufmerksamkeit gedanktundgesagt,daßer michvielleichtinBerlin sprechenkönne.

Schondamals hatte ich nichtdieAbsicht, HerrnvonTauschzuempfangen,trotzdem ermir ,interessante Mittheilungerttver- sprach;weilinteressanteMittheilungenei- nesPolizeikommissars fiir michuninter- essant find,wenn sie mich nicht angehen«

Mai1897:

,,Jchhaltees durchausnichtfürunwahr- scheinlich, daß ichHerrnvonTausch aufge- forderthabe,mirzuschreiben;dennichhabe mitihm vertraulich verkehrt Fürden Laien hateinKriminalkominisfar jaeingewisses Interesse.Mandenktsich,daßeralle Ge- heimnissederErdekennt.Deshalb istesmir nicht unwahrscheinlich, daß ich ihmeinmal gesagt habe: WennSieJuteressantes haben- theilenSie es mirmit!Taskannsichaber wohlnuraufdasJnteressante bezogenha- ben,wasdamalsunser-Lebenmitsichbrachtez dieReiseSeiner MajestätdesKaisersund soweiter-«

VordeutschenGerichtenlautetdieEidesformel: »IchschwörebeiGott, demAllmächtigenundAllwissenden,daß ichdiereineWahrheitsagen,nichts verschweigenundnichtshinzusetzenwerde.So wahrmir Gotthelfe!«Welche AussageEulenburgswar objektivrichtig?Diezweite hörtederKriminal- kommissarvom SitzdesAngeklagtenaus;erhatte nichtsAmtlichesmehrzu

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Prozeß Eulenburg. 1 3 1 verlierenundkonnte in derVerzweiflungnachgefährlichenMitteln greifen.

JmDezember1896hattederbedrängte,gebrocheneMann michausgesucht, weinendseinerUnschuldversichertunddenUrsprungdesihnumpfauchenden Verdachtes erzählt.EinMächtigermochteihnverpflichtethaben, Herrnvon

MarschallaufdenPreßdienstzupassen;derAgentenbericht,der demStaats- sekretäreine denOberhosmarschallGrafenAugust Eulenburg beleidigende Notiz-zuschrieb,mußteden Gönnerinteresfiren.ZweiTagenach seinemBe- suchwurdeTauschverhaftetund desMeineides beschuldigt.NachseinerFrei- sprechungkamerwieder zu mir· ErhatmirBriefevonderHandWaldn- seesundPhilis gezeigt;derBotschafterspendeteihmdarin die Anrede:»Mein lieberHerrvonTausch!«DenErzählungenentnahm ich,daßeszwischenden beidenBriefschreibernBeziehungengab(wieBismarckimmervermuthet hatte);daßderKommissarauchvon demFlügeladjutantenGrafenKund Moltke empfangenworden war; unddaßEulenburgmit Madais homo- sexuellemNachfolgergutgestandenhabe;unter demneuen Polizeipräsidenten seierschonbeobachtet,feienüberihn umlaufendeGerüchtenotirt,Thatsachen, die zumEinschreiten zwingenkonnten,abernichtfestgestelltworden.

Das warimSommer 1897.NachdemProzeßhattederBotschafterüber GichtundNeuralgiegeklagtunddenFreundenvonderAbsichtgesprochen,den WidrigkeitendespolitischenLebens bald zuentfliehen.Erholte sichaber und blieb.Jm Herbst mußteHerrvonMarschall,derihm solästigeZeugenpflicht aufgebürdethatte, HerrnvonBiilowweichen,dernnterHohenlohemitihm inParisSekretår gewesenwar. UmdieselbeZeitbewiesWilhelms Magya- renverherrlichung(diedenKroatenZrinyzuArpads Söhnen zählte,in der Hofburgverstimmte unddieSchwierigkeitaustro-ungarischenRechtsans- gleichesmehrte),wieungenügendderBotschafter denKaiser informire.Das schadeteihm nicht. Auchnicht, daßermitKasimirBadeni zu weit gegangen war undbeimancherlei Anlassenins Gerede kam:durchdieRolle,dieerim moltkischenEhezwistspielte,unddurchseineNeigunginsOkkultistische;durch denausfallendfreundschaftlichenVerkehrmitseinemSekretärKistlerunddurch dasLegat,dasihm,demVertreter einerfremdenGroßmacht,Nathi Roth- schild hinterließ.Nichts. (Der währetewiglich,meinteBismarck,dernicht immer frommsprach,nochimletztenLebensjahr,undnannte ihndenvon Schillers WeisemgesuchtenruhendenPolin derErscheinungenFlucht.)Am erstenJanuar1900wurdeerFürst,amfiebenundzwanzigstenErblichesMit- glieddesHerrenhauses.AlsnochnichtDreiundfünfzigjähriger;ohnejepo- litischNützlichesgeleistetzuhaben.DerersteKanzlerist nachdreiKriean,

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132 DieZukunft.

dreiSiegen(1871) Fürstund alsEinundsechzigjähriger(imSommer 1876) ErblichesMitglieddesHerrenhausesgeworden·Altes und neuesPreußen.

DaswardieGipfelhöhephilischenGlückes.JmneuenJahrhundertginges

bergab.BerfeindungmitdenHerrenvonHolsteinundvonKiderlen. Jm Lenz1901mußderBruderdesFürsten,GrafFriedrichBotho,ausderArmee scheiden,weilseineHomosexualitätihninargeHåndelgebrachthat; zugleich mitihmgehen,derselbenNoth gehorchend,Graf Fritz Hohenau,einSohn desPrinzen Albrechtausdessenzweiter,morganatischerEhemitRosalievon

Rauch,undderPrinzeinesherzoglichenHauses. SchonwirdaufdieBrüderder GeächtetenalsaufnichtminderBelastetegewiesen.Jm letztenMonat schreibt Richard Dohna-Sehlobitten (deramselbenTagwiePhilippin denFürsten- stand erhobenundaufeinerHofjagdinLiebenbergvondemungeschicktenGünst- lingKistlerverwundet wordenwar)alsRächerHochbergsundPiersonsden Brief,dermitderAnrede,,GeehrterFili!«beginnt,ohnediewinzigsteHöflich- keitfloskelschließtunddieSätzeenthält:,,Dubistganzeinfachsoverlogen,daß esmirschweraufdasGewissenfallen muß,einensolchenKerlin dieGesellschaft unseresgeliebtenAllergnädigstenKaisers,KönigsundHerrn gebrachtzuhaben.

Wiesolldenndiesergroßundvornehm,vor-Allemaberdurchausgerechtden- kendeMonarchvonunsdenken,wenndas Alles einmalbekanntwird? Unddaß Diesgeschieht,wenn Bolko mitseinemPiersondie Generalintendantur auf Seiner Majestät Befehl verlassenmüssen,dafür garantire ichDir. Essind nur Deine innigen BeziehungenzuEberhardunddiealte,bisjetztunge- trübteFreundschaftunserer Familien, welchemichvermocht haben,indieser traurigenSache nocheinmalanDichzuschreiben.HoffentlichbistDumir für diesenEntschlußdankbar-IchkannnuneinmalausmeinemHerzenkeine Mördergrubemachen.«JndemselbenBriefwirdfestgestellt,daßGrafHül- sen-Haeseler,der wegenseinerurberlinischenDerbheitvonPhili seitdenwie- nerMilitärattachåtagenso oft bespötteltward,eineAngabedesBotschafters alsLügeerwiesenhabe.Esist nichtdereinzigeBrief dieserArt,den Eulen- burgbekommen hat; nicht derschlimmste.NachdemEmpfangwurdeerstets pünktlichkrank.Diesmal halfdasMittelchen nicht:ermußte,daihmmit StrafantragundJmmediatberichtandenKaiser gedrohtward,demGeheim- rathPierson demüthigabbitten.VielleichtsickerteEtwas durchundgab ihm denRest. VielleichtschienenseineBerichte,die einem KennerdasWort»Ope- rettcnpolitik«in dieFederdrängten,mitihrenhastigwechselndenAbenteurer- plänennachgeradedochgar zuabenteuerlich.Er stöhntezum Erbarmen über Arterienverkalkung,mimtedenSterbenden undschlichnachLiebenberg.

(11)

Prozeß Eulenburg. 133 A.D.ZurechterZeit.DenKruppskandal,derbalddanachbegann, hätteerimBannkreisder wienerSpottsuchtnichtüberlebt. Damals sagteich hier:»Der Urning ist nachmoderner AuffassungnichteinEhrloser, sondern einKranker;wäre esanders,dannmüßtenvieleDiplomaten,Höflinge,ge- -krönteHerrensogar ihreHäupterinSchandebetten.«Sagteauch:»Jm,Vor-

«wärts« wurdedieLegendeder Grolta Azzurra (die widernatürlichenGe- schlechtsakte,derensichKrupp auf Caprischuldiggemachthabensollte)aus- führlicherzählt.Warum? KruppwareinGroßkapitalist,aber dasMuster einesguten Arbeitgebers;undangeboreneodererworbene Homosexualität hätteseinen persönlichenWerth nicht gemindert.Wäreerbeschuldigtworden, seine Unternehmermachtgeschlechtlichmißbrauchtzuhaben,oderhätteerje denChorderKeuschengeführt,dannwäre dieVeröffentlichungineinemPro- letarierblatt leichtzubegreifengewesen;dannmußtederKatzedieSchelle angehängtwerden. Soaberwars imschlimmstenFall nach heute noch herrschendemSittendogmaeineFamilienschande,die derpolitischeGegner nichtaufden Marktzerrendurfte. DochderRedakteur des,erwärts«istan- geklagt.DerguteGlaubewirdihm,deraneinenWahrheitbeweisgewißnicht mehrdenkt,nichtzubestreitensein; und esistunanständig,einenAngeklagten zuschelten.DasVernünftigstewäre, nacheineroffenen,reuigen Erklärung dasVerfahren einzustellen.«(Daszubewirken,wurdeichdamalsvonvier ProminentenderSozialdemokratischenParteimitdringendemEifer gebeten;

habe es, ohne daßeineErklärungnöthigward, erreicht,vondenVieren über- spschwingendeDankreden gehört;undwerdeseitdemin derrothen Presse noch unfläthigergeschimpftalsvorher.) Diese Sätze,die allerleiGentlemen nach ihrem Augenblicksbedürfnißflottumlogen«,solltenmeinenThatenausspä- tererZeit schroffwidersprechen.Hu11dertmalists gedrucktworden.Jstesdar- um auchwahr? Nein;widerbesseresWissenerfundenoderleichtfertignachge-

«schwatzt,ohnedieArtikel,um die essichhandelt, vorherwenigstenszulesen.

Jch hättedasgute Recht jedesMenschen,sogar jedes Marxistengehabt,in fünf JahreneineMeinungzu ändern. HabeesimUrtheilüber dieHumo- sexualitätabernichtgethan.NiemalsfreiwilligdieGeschlechtshandlungeines MenschenansLichtgebracht.Trotzdemsichseit Jahreneinungeheures,un- gesuchtesMaterial aushoherundhöchsterUrningschichtbei mirgehäufthat

undmit denEinzelheiten,psychologischundpathologischwerthvollen,ganze Bänder füllenwären.ErstindiesemJahr1908habeichdiefürchterlicheVer- breitungdesKinaedenthumeskennengelerntund,wie derReferendarBis- marck, »diegleichmachendeWirkungdesgemeinschaftlichenBetreibens des

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