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Die Bautechnik, Jg. 6, Heft 23

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Academic year: 2022

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(1)

DIE BAUTECHNIK

6. Jahrgang BERLIN, 1. Juni 1928 Heft 23

Alte Spurweite der Krane 70,9 t---

S,30 ...

frudit- Sdtuppen HHM&H

Pfeiler mit Gewölbe M .m +3,00

Querschnitt N.m+0,53

Umbau der Kaimauer am Versm ann- und M agdeburger-K ai v o r den Fruchtschuppen A und B

A l l e R e c h t e V o r b e h a l t e n .

in Hamburg.

Von Baurat W . S c h w e rd tfe g e r, W asserbaudirektion H am burg.

Die K aim auer am V ersm ann- und M agdeburger-K ai vor den Frucht­

schuppen A und B (Abb. 1) im nördlichen H am burger Freihafengebiet w urde im Jahre 1888 erbaut. Sie sollte als F undam ent für einen großen, vielstöckigen Speicher nach Art d er bekannten Bauten der H am burger

Abb. 1. Lageplan.

Freihafen-L agerhaus-G esellschaft1) dienen und w urde zunächst bis - f 6,80 m über H am burger Null ( = — 3,538 m NN) hochgeführt. A us Abb. 2 sind die E inzelheiten der alten K aim auer zu erkennen. Sie bestand aus dem eigentlichen vorderen M auerkörper auf H olzpfahlgründung mit dahinter­

liegenden V erstärkungspfeilern, die, in A bständen von 8,60 m angeordnet, ebenfalls auf H olzpfählen g eg rü n d et und untereinander durch G ew ölbe verbunden w aren. Die Pfeiler w aren mit dem durchlaufenden Teil im V erband gem auert. Durch die Pfeiler, die G ew ölbe und

die auf ihnen ruhende E rdlast sollte die Standsicherheit des M auerkörpers erreicht w erden. Im Jahre 1896 w urde die M auer bis auf + 8,60 m HN ausgebaut, nachdem man die Planung des Speicherbaues fallen gelassen und sich zu einem kaim äßigen A usbau der U ferfront am M agdeburger und V ersm ann-K ai mit einer K aistraße und dahinter­

liegenden U m schlagschuppen entschlossen hatte. In den nächsten Jahren erstanden dann hier die Fruchtschuppen A und B, die den H auptteil des b ed eu te n d en H am burger Südfruchtim ports aufzunehm en haben (Abb. 3).

V or etw a 20 Jahren bem erkte man vor dem Schuppen A und dem W estende des Schuppens B ein V orgehen der K aim auer, das sich im Laufe der Jahre im m er m ehr ver­

s tä rk te 2). Sofort nach den ersten W ahrnehm ungen dieser B ew egungen w urden U ntersuchungen des M auerkörpers und Pfahlrostes angestellt. A ufgrabungen hinter der Kai­

m auer legten einen durchlaufenden Riß zwischen dem eigentlichen . M auerkörper und den V erstärkungspfeilern ') D er Hafen von H am burg, von ®r.=3ng. cljr. L. W e n d e- m u t h , O berbaudirektor, und Baurat W. B ö t t c h e r . H am ­ burg 1927. V erlag M eißner & C hristiansen. V ergl. Abb. 40 u. 41, S. 112 u. 113.

2) V erankerung einer H am burger K aimauer. Von Dipl.-Ing.

S c h ä t z l e r , B aum eister der B audeputation zu H am burg.

Zeitschr. f. A rchitektur u. Ingenieurw esen 1911, S. 488 ff.

bezw . G ew ölben frei (Abb. 2 u. 4). H ierdurch w urde der Beweis er­

bracht, daß die V erbindungskonstruktion zwischen den an sich fest gegründeten Pfeilern und dem vorderen M auerkörper zu schwach war, um die auftretenden Zugkräfte aufzunehm en. Nach dem A breißen der Vcr- stürkungspfeiler w ar der vordere Teil der M auer nicht m ehr in der Lage, dem Erddruck standzuhalten. Die M auer ging vor und richtete sich zu­

gleich auf, ein Beweis für die ausreichende Anzahl und die an sich außer­

ordentlich feste R am m ung der Schrägpfähle, die nunm ehr auch die lot­

rechten Kräfte aufzunehm en hatten, da sich der M auerkörper von den G eradpfählen fast ganz abgehoben h a tte und durch diese infolgedessen keine senkrechten K räfte m ehr auf den Baugrund übertragen w erden konnten. Die Schräg- und G eradpfähle hatten gew isserm aßen ihre Rollen vertauscht. Die Schrägpfähle nahm en außer einem Teil des w agerechten Schubes säm tliche senkrechten Kräfte auf, w ährend die G eradpfähle nur verm öge ihrer V erbindung m it dem Schw ellrost und ihrer E lastizität in kleinem Um fange mit zur A ufnahm e des w agerechten Schubes heran­

gezogen w urden. Durch U ntersuchungen des Schw ellrostes bei N iedrig­

w asser w urde festgestellt, daß die Pfahlköpfe und die Längsholm e teil­

w eise erheblich zerstört waren. M essungen in der vorderen M auerflucht ergaben erhebliche A usbuchtungen. U nter diesen U m ständen m ußte man an eine schleunige Sicherung d er M auer g ehen und versuchen, dies im Laufe der Jahre durch Einbau von Ankern zu erreichen. Trotzdem war es nicht möglich, der Bew egung gänzlich Einhalt zu g eb ieten (Abb. 5).

Bevor zu den U rsachen dieser Bew egung S tellung genom m en wird, muß kurz auf die frühere G eländebeschaffenheit an dieser Stelle des Hafens eingegangen w erden. Im 16. Jahrhundert trafen sich an der Ecke des heutigen M agdeburger- und V ersm ann-Kais zw ei Elbarm e, die die dam alige Elbinsel G randesw ärder im N orden und Süden um flossen, w ährend am O stende des h eutigen Fruchtschuppens B und in der G egend des h eutigen Schuppens 22 eine zum B aakenw ärder gehörige Insel lag (Abb. 6). Im Laufe der Zeit traten durch die zielbew ußten B estrebungen, die N orderelbe an die Stadt heranzuziehen, w eitere V eränderungen ein, und in d er M itte des vorigen Jahrhunderts bis zur Zeit des Zollanschlusses finden w ir dann den in Abb. 7 dargestellten Zustand des zu Beginn des K aim auerbaues vorhandenen B augeländes. D er Elbarm südlich vom alten G randesw ärder ist versandet, und an der Stelle des nördlichen befindet sich der M agdeburger Hafen.

Die südw estliche Spitze d er Insel G randesw ärder ist verschw unden.

Die K arte zeigt hier eine W asserfläche, die dam als als

Ansicht

Pfahl und Schwellrost Schnitt A -ß

Abb. 2. K onstruktion der alten Mauer.

(2)

304 D I E B A U T E C H N I K , Heft 28, 1. J u n i 1928.

,bscht>i-ftj

F ru c h tsc h u p p e n ß Landsatt

'Hafenbahnhof Kai-rechts

L ____________ i - ... I . ... ...J l

0 WO ' 200 300m.

Abb. 6. Das B augelände um 1600.

i i l ii

0 WO 200 300m

A bb. 7.

Das B augelände um 1870.

Abb. 4. Riß ln der alten Mauer.

(Blick in die Aufgrabung). u a i

50 tOO 150

Abb. 3. Lageplan der Baustelle.

200m.

fruchtschuppen B Wasserse/re

0 1 2 3 1 5 6 7 8 3 Wem Maßstab für die Ausweichung

0 10 20 30 10 50m.

Maßstab fü r die Längen

Abb. 5. A usw eichungen der alten M auer.

(3)

F a c h s c h r i f t f ü r d a s g e s a m t e B a u i n g e n i e u r w e s e n . 305

Schnitt a -b Portah/ertängerung

( U iU2V ?

Neue Spurweite der Kräne 1 Verbreit. StraBeK',S VerbrKampe

---9,10---- ^ r — 0,05- -•

Mw.tm Sandstein -

NUN tits +3,80 ßosa!t-\

~MJM+3fio\

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Querschnitt CL-t)~r~j-e- Verstärkter toj I jCisenbetonpfghk ¡||

Schnitt c -d . VePstärktär U

Querschnitt 1 \ ' Verstärkter

i I Querschnitt 1 \Stützpfeiter pur/ibfangung l \d.Rampenmauer

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Sandstein

Basalt z,t i Z,00 Z.00

\Dehnungsfuge- Eiserne Spundwand

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Bohlenbelag j Verzahnungsedititze Schnitt e - f

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Abb. 9. Entfernen der Krane

H olzhafen diente. Im Norden w urde dieser H afen durch eine Ufer­

böschung b eg ren zt, die etw a an der Südseite der heutigen Straße V ersm ann-Kai (Abb. 3) und parallel zu ihr verlief. Die H afensohle fiel verm utlich in sanfter N eigung nach den beiden vorerw ähnten Elbarm en hin ab. Auf dieser Fläche hatte sich im Laufe der Jah rh u n d erte eine nicht unerhebliche Schlickschicht abgelagert, auf d er dann der später auf­

gebrachte Boden stets gleiten m ußte und, gegen die K aim auer vor­

schreitend, dieser zum V erhängnis w urde. D er hinter ihr später auf­

gebrachte Boden m ußte erhebliche w agerechte Schübe auf sie ausüben.

Diese w aren naturgem äß dort am größten, wo die H afensohle am steilsten nach den alten E ibarm en zu abfiel. H ier sind auch, w ie aus Abb. 5 ersichtlich, gerad e d ie größten A usbuchtungen der K aim auer entstanden.

Bem erkensw ert ist ferner, daß die A usw eichungen der K aim auer nach Durchquerung der alten Elbarm e im ansteigenden G elände m ehr und mehr verliefen und schließlich ganz aufhörten. H ieraus g e h t hervor, daß die heute hin ter der K aim auer lagernden B odenm assen ganz ver­

schieden starke Schübe auf die M auer ausüben, je nachdem es sich um größere oder geringere M engen aufgebrachten Bodens und außerdem darum handelt, ob dieser auf einer geneigten H afensohle oder auf einer höher g elegenen ebeneren G eländefläche lagert. D iese V erschiedenartig­

keit der w agerechten B eanspruchung der M auer m it ihren teilw eise nicht unerheblichen E rddrücken h ätte sie nicht gefährden können, w enn man an der ursprünglichen P lanung der Speichervorsetze mit großen lotrechten Auflasten festgehalten hätte, die sich aus den auf ihr zu errichtenden G ebäuden ergaben. Als man jedoch diese A bsicht zugunsten des kai- mäßigen A usbaues des M agdeburger- und Versm ann-Kals aufgab, traten gänzlich v eränderte A nsprüche an die K aim auer heran, denen sie, wie die Tatsachen zeigen, nicht m ehr gew achsen war. Um es noch einm al kurz zusam m enzufassen: D ie ungünstigen B odenverhältnisse und die ver­

änderte Inanspruchnahm e der K aim auer w aren die hauptsächlichsten U r­

sachen für ihr V ersagen.

Um gegen die G efahr des Einsturzes ein für allem al gesichert zu sein, die vorhandenen A usbuchtungen zu begradigen, und um die von den Kai- betrieben schon seit längerer Zeit beantragte V ertiefung der H afensohle vor den Fruchtschuppen, die mit Rücksicht auf die steigenden Schiffs­

abm essungen notw endig w urde, ausführen zu können, entschloß man sich zum völligen U m bau d er K aimauer.

Im W inter 1926/27 w urden die erforderlichen A usschreibungsunterlagen in der K onstruktionsabteilung der W asserbaudirektion angefertigt. Um die vorerwähnten Bedingungen zu erfüllen, ist zunächst nach dem Abbruch des vorderen M auerteiles eine neue H olzpfahlreihe vor d er alten Anlage vorgesehen, die m it Rücksicht auf die V ertiefung der H afensohle um 2 m

(auf — 4 m HN) mit einem Pfahlabstande von 2,15 m bis — 8 m HN zu ram m en ist. Die alte

Spundw and, die natur- Abb. 10. M auerabbruch mit Druckluft, gem äß bei einer H afen­

vertiefung dem verm ehrten Erddruck nicht m ehr gew achsen ist, wird durch eine Larssenwand Profil 4 ersetzt. Die auftretenden Zug- und D ruckkräfte w erden durch E isenbetonpfahlböcke, die in einem A bstande von 2 m geram m t w erden, aufgenom m en. Die V erbindung der Eisenbetonpfahlböcke m it dem vorderen M auerkörper wird durch eine E isenbetonplatte h ergestellt, die die L arssenw and in ihrem oberen T eile faßt und ihr als A uflager dient. Durch die in die P latte einbetonierten Eisen wird der vordere Teil der M auer an den rückw ärtigen E isenbetonpfählen verankert. Aus diesem G runde sind die vorerw ähnten Eisen m it den Eiseneinlagen der Pfähle und den im vorderen M auerkörper einbetonierten E isenbahnschienen verbunden. Auf dem vorderen Teile der P latte erhebt sich dann der obere M auerkörper.

Abb. 8 zeigt Ansicht, G rundriß und Schnitt des ausgeführten Entw urfes.

Im April 1927 w urden durch die Bürgerschaft die Mittel bew illigt, und am 3. Juni 1927 erhielt die Firm a G rün & Bilfinger A.-G., M annheim , Zw eig­

niederlassung H am burg, den A uftrag zur A usführung. Säm tliche Erd-, Abbruch- und B etonarbeiten sow ie die R am m ung der E isenbetonpfähle führte die Firma selbst aus, w ährend sie für die R am m ung der Spund­

wand und der H olzpfähle sow ie für die Zim m erarbeiten die H am burger Firm a Fluck & Sohn als U nterübernehm er herangezogen hatte.

Für den U m bau der K aim auer stand m it Rücksicht auf das im No­

vem ber w ieder einsetzende Fruchtgeschäft nur die äußerst kurze B auzeit von kaum fünf M onaten zur Verfügung, eine nicht zu unterschätzende Schw ierigkeit bei der A usführung. Sofort nach Z uschlagerteilung begann die Firm a m it dem A ufnehm en des Pflasters der alten K aistraße, dem A btransport der Pflastersteine in die inzwischen geräum ten Fruchtschuppen A und B und dem A ushub des Sandbodens h in ter der K aim auer, der in bauseitig zur V erfügung gestellten Schuten abgefahren w urde. W egen der D ringlichkeit der Arbeiten w urde an zwei Stellen, am Ostend.e des Schuppens B (Bauabschnitt B) und am O stende des Schuppens A (Bauab­

schnitt A) (Abb. 3), mit der A rbeit begonnen; auch w urden sofort D oppel­

schichten eingerichtet. B evor der eigentliche Abbruch der K aim auer in Angriff genom m en w erden konnte, w urden die vor den Schuppen A und B stehenden H albportalkrane teils vor den angrenzenden Schuppen 22 g e ­ schoben, teils m ittels eines Schw im m kranes abbefördert und an freien Plätzen des Hafens gelagert (Abb. 9). V ier Laufkatzenkrane, die auf diese' W eise nicht entfernt w erden konnten, w urden zunächst am W estende des

Frucht- Schuppen

Ansicht

Grundriß

Abb. 8. Konstruktion der neuen M auer.

(4)

306 D I E B Ä U T E C H N I K , Heft 23, 1. J u n i 1928.

Rnuabschnilt ,A_

luppen A

ii Laufkatzen kröne

Fruchtschuppen B

Baustelle

Schuppens B zusam m engeschoben und blieben dort so lange stehen, bis vor Schuppen A ein genügend großes Stück der neuen K aim auer fertig­

gestellt war, um sie hierher verschieben zu können.

G leichzeitig mit dem A btransport des Bodens w urde mit dem A ufnehm en einer in der K aistraße liegenden W asserleitung und des K raftkabels sowie m it dem A bsteifen der Schuppenram penm auer begonnen. M itte Juni w aren diese A rbeiten so w eit gefördert, daß der Abbruch der alten M auer in Angriff genom m en w erden konnte, der zunächst von H and betrieben w urde. Bald zeigte sich jedoch, daß auf diese W eise kein genügender Baufortschritt erzielt w urde. Es w urde deshalb m it Kom pressoren und D rucklufthäm m ern die A rbeit fortgeführt (Abb. 10). Zur E rleichterung der K om pressorarbeit w urden außerdem W asserdruckpressen angesetzt, die größere Stücke der K aim auer lostrennten, die dann für den A btransport leichter von den K om pressoren zerkleinert w erden konnten. Auch dieses A rbeitsverfahren erw ies sich noch als zu langsam ; man schritt nunm ehr zu Sprengungen m ittels A m m onium -G elatine, die die A bbrucharbeiten w esentlich erleichterten und die vorhandene Sandsteinverblendung, die bei der neuen M auer zum Teil w ieder V erw endung finden sollte, kaum beschädigten. Das abgebrochene B acksteinm auerw erk w urde in Schuten verladen und die gew onnenen Sandsteinquader zur S äuberung u nd w eiteren B earbeitung auf den Schuppen gelagert. Inzwischen w aren im Schuppen B die für die H erstellung der B etonpfähle erforderlichen Einrichtungen g e ­ troffen, so daß mit dieser A rbeit am 6. Ju li begonnen w erden konnte (Abb. 11). Um m öglichst schnell ram m fähige Eisenbetonpfähle zu erhalten,

Abb. 11. H erstellung der E isenbetonpfähle.

w urden die ersten Pfähle u n ter V erw endung von Schm elzzem ent aus der A bteilung R olandshütte des Lübecker H ochofenw erkes hergestellt. G leich­

zeitig angefertigte Probew ürfel ergaben bei einem M ischungsverhältnis von 1 Teil Schm elzzem cnt zu 2 l/2 Teilen K iessand nach 3 Tagen eine D ruckfestigkeit von 450 bis 500 kg/cm 2.

Bei der H erstellung der Pfähle m ußte äußerste Sorgfalt beobachtet w erden. Der Beton w urde sehr feucht gem ischt; die geschütteten Pfähle w urden 6 bis 7 Stunden nach der H erstellung m it Säcken abgedeckt und von da ab jed e S tunde reichlich m it W asser begossen. Nach 36 Stunden w urden sie ausgeschalt und bis zur 60. Stunde stark genäßt. Die T em pe­

ratur stieg beim A bbinden verhältnism äßig schnell und erreichte nach 15 bis 25 S tunden ihren G rößtw erte mit 30 bis 35 ° C. Nach 40 bis 60 Stunden war w ieder norm al. Die K osten für Eisenbetonpfähle bei V erw endung von Schm elzzem ent stellen sich noch ziem lich hoch, da Schm elzzem ent etw a 2 l/2mal teu rer ist als norm aler Eisenportlandzem ent, so daß seine V er­

w endung nur da vertretbar ist, wo die w irtschaftlichen V orteile einer

Abb. 13. Blick auf die Anfang A ugust.

kurzen Bauzeit die hohen Kosten auf wiegen.

Etwa 60°/0 der B eton­

pfähle, für deren H er­

stellung eine längere Zeit zur V erfügung stand, sow ie die übrigen B eton­

arbeiten w urden daher auch aus dem billigeren Eisenportlandzcm ent der G utehoffnungshütte O ber­

hausen und des Hoch­

ofenw erks Lübeck h er­

gestellt.

Anfang Juli w aren die A bbrucharbeiten bis + 5,40 m HN (U nterkante d er zukünftigen Eisen­

betonplatte) so w eit g e ­ d ie h e n , daß im östlichen wie im w estlichen Ab­

schnitt je eine Ramme für die H olzpfahlram m ung aufgestellt und mit der Ram m ung der nach dem Entw urf vor die alte M auer zu schlagenden Pfahlreihe begonnen w er­

den konnte. D iese g e ­ staltete sich recht schw ie­

rig, da die neuen Pfähle

häufig mit den alten Abb. 12. Ram m ung der E isenbetonpfähle.

Pfählen im G runde zu

sam m entrafen, obw ohl der Platz für einen jeden neuen Pfahl bei N iedrigw asser nach dem Stande der benachbarten alten Pfähle genau fcstgelegt w urde. An der stum pfen Ecke V ersm ann-K al und M agde­

burger-K ai w ar es w egen derartiger H indernisse trotz Zuhilfenahm e von eisernen Pfahlschuhen und A nw endung von Spülung nicht möglich, die neuen Pfähle bis zur vorgeschriebenen Tiefe hinunterzuram m en. Wir sahen uns daher g ezw ungen, zur V erstärkung der M auer vor die vor­

g eseh en e Pfahlreihe noch eine zw eite zu schlagen, deren Pfähle dann die richtige Tiefe und F estigkeit erreichten. Das w ar hier an der abgeschrägten Ecke um so unbedenklicher, als die Fahrw asserbreite dadurch nicht e rh eb ­ lich eingeschränkt wurde. Nachdem die H olzpfahlram m ung genügend fortgeschritten w ar, w urde anschließend m it dem V erzim m ern d er Pfühle und dem Aufbringen des H olm es für die neue Pfahlreihe begonnen.

An die H olzpfahlram m ung schloß sich M itte Juli im östlichen Abschnitt die R am m ung d er Eisenbetonpfähle für die P latte m ittels eines am B aaken­

höft g egenüber dem Bauplatze m ontierten und dann mit Hilfe eines Schw im m kranes nach dem V ersm ann-K ai beförderten D am pfham m ers. M it Rücksicht auf eine etw aige G efährdung der S chuppensäulenfundam ente durch S pülung w ar diese für die R am m ung der Eisenbetonpfähle und der Larssenbohlen verboten w orden. O bgleich P fähle w ie Bohlen 9 bis 11 m größtenteils durch S andboden geschlagen w erden m ußten, g estaltete sich die Ram m ung nicht überm äßig schwierig. Sogar die Ram m ung der Druck­

pfähle 1 : 8 über Kopf (Abb. 12), die sich m it Rücksicht auf die beschränkten R aum verhältnisse nicht verm eiden ließ, erw ies sich entgegen unseren ursprünglichen B edenken als g u t durchführbar. Die hier verw endeten Schm elzbctonpfähle legten einen glänzenden Beweis ihrer H altbarkeit ab. Sie konnten teilw eise schon drei Tage nach ihrer H erstellung ohne A nstände geram m t w erd en , nur in w enigen Fällen w urde der Kopf zer­

schlagen , so daß ein n euer nachgearbeitet w erden mußte. W ährend M itte Juli im Bauabschnitt B m it der R am m ung der E isenbetonpfähle begonnen w urde, w urde im A bschnitt A die R am m ung d er Larssenwand in Angriff genom m en. Um diese A rbeiten ausführen zu k ö n n e n , m ußten die alten V erankerungen (s. Abb. 3) durchschnitten w erden. H ierbei zeigte sich, w elch außer­

o rdentlicher Druck auf der M auer g elastet hatte. Im A ugenblick des D urchschneidens der A nker konnte man einen m erkbaren Ruck in d er M auer w ahrnehm en.

W ährend des Ram m ens der Larsseneisen ging die alte M auer infolge der B odenerschütterungen sogar noch etw a 20 cm vor, so daß w ir uns gezw ungen sah en , im B auabschnitt A vorsichtshalber in einer Länge von etw a 60 m vor der M auer S andboden zu klappen. A nschließend an die Ram m ung d er Larssenw and w urde m it dem Ab­

bruch des u n ter + 5,40 m HN liegenden M auerw erks b e ­ gonnen. Zur b esseren V erbindung des n euen Beton-

(5)

F a c h s c h r i f t f ü r d a s g e s a m t e R a u i n g e n i e u r w e s e n . 307

Abb. 14. Aufbau des unteren M auerkörpers.

körpers mit dem alten M auerw erk w urden in A bstünden von 2,00 m schw albenschw anzförm ige V erzahnungsschlitze eingestem m t, die in Abb. 8 ersichtlich sind. H ierbei stellte sich heraus, daß die S andsteinverblendung, deren W iederverw endung für die V erblendung der neuen V orderfläche man zunächst beabsichtigt hatte, derartig m ürbe war, daß ein großer Teil der Q uader nicht unversehrt aus dem Backsteinm auerw erk gelöst w erden konnte. Es w urde deshalb für diesen Teil der neuen M auer eine Basalt­

verblendung unter V erw endung neuen M aterials angeordnet.

Ende Ju li w ar auch die R am m ung der E isenbetonpfähle im Bau­

abschnitt B so w eit fortgeschritten, daß dort eine Ramm e m it dem Schlagen der Larssenw and b eginnen konnte. Anfang A ugust hatte der D am pfham m er hier die Eisenbetonpfähle auf eine Länge von 100 m fertig geschlagen.

Dann w urde er m ittels Schw im m kranes nach dem Bauabschnitt A gesetzt, um zunächst hier die R am m ung zu been d en . D ieser Zustand ist aus Abb. 13 ersichtlich, auf der im V ordergründe der Bauabschnitt A m it drei Rammen vor dem Fruchtschuppen A, im H intergründe A bschnitt B vor dem Frucht­

schuppen B m it zwei Ramm en erkennbar ist. Zwischen beiden A bschnitten sieht man ein stehengebliebenes Stück der alten M auer mit den oben erw ähnten vier Laufkatzenkranen. — U nterdessen konnte in beiden Bau­

abschnitten mit dem A bbruch des u n ter + 5,40 m H N liegenden M auer­

w erks fortgefahren und anschließend d er E ichenbohlenbelag als V erbindung zw ischen dem vorderen Holm der alten M auer und dem neuen Holm auf­

gebracht w erden (s. A bb. 8). Vor Schuppen A stellte sich nach dem Maucr- abbruch heraus, daß der vordere alte Holm infolge des V orgehens der M auer so stark g ek an te t und beschädigt w ar, daß man die eichenen Bohlen nicht darauf befestigen konnte. Es w urde deshalb eine E rneuerung auf etwa 60 m angeordnet. Bei der Freilegung zeigte sich in voller D eutlichkeit, was man auch bereits früher vor Beginn der B auarbeiten festgestellt hatte, daß dieser Holm teilw eise auf den Pfählen nicht m ehr auflag und daß auch die dahinterliegenden H olm e vollständig aufgespalten und zerdrückt waren, so daß ihr V erbleiben u n ter der neuen K aim auer bedenklich erschien. Es w urde deshalb auf eine K aim auerlänge von 50 m der g esam te Schw ellrost freigelegt, d er erste alte Holm durch einen neuen ersetzt, der zw eite herausgenom m en und die alten Pfähle durch eine E isenbetonplatte auf verlo ren er Schalung gefaßt und zum Tragen gebracht (Abb. 8, Schnitt c— d).

Auf eine Länge von w eiteren 80 m kam der verstärkte Q uerschnitt 2 nach Abb. 8, Schnitt e—/ , zur A usführung. D urch diese erheblichen M ehrarbeiten w urde d er Baufortgang nicht unw esentlich verzögert, was uns zur Ein­

führung einer dritten Schicht (Nachtschicht) veranlaßte. Von diesem Zeit­

punkte an w urde bis E nde O ktober stets in drei Schichten gearbeitet.

M itte A ugust w urde im A bschnitt B m it dem V ersetzen des G ranit­

sockels und dem H erstellen des B asaltm auerw erkes b e g o n n en , an das sich die B etonschüttung zw ischen der alten M auer und der neuen V erblendung schloß (Abb. 14). Es folgte dann E nde des Monats das Kappen der E isenbetonpfähle und die H erstellung des Eisengeflechtes für die Eisenbetonplatte (Abb. 15). Die Eiseneinlagen w urden als A nkereisen in den vorderen M auerkörper hineingeführt und m it dort einbetonierten E isenbahnschienen verbunden. Um die P latte abschnittw eise in einem Guß herstellen zu können, haben wir die zw ei H auptabschnitte A und B zusam m en in zehn U nterabschnitte eingeteilt, von denen A bschnitt 1 bei der B aakenbrücke und A bschnitt 10 am O stende vom Schuppen B lag.

Die Länge eines jed en U nterabschnittes betrug etw a 45 m (vergl. die Übersicht, Abb. 3). Im Laufe des A ugust w ar die R am m ung der Holz­

pfähle bis auf den U nterabschnitt 6 im B auabschnitt B , wo noch die

Abb. 15. F lechten der E isenbetonplatte.

Laufkatzenkrane standen, fertiggestellt, und in der ersten H älfte des Sep­

tem ber auch die R am m ung der Larssenw and und der E isenbetonpfähle im Bauabschnitt A beendet. D er D am pfham m er w urde w ieder nach A bschnitt B gesetzt, um dort die Eisenbetonpfahlram m ung zu beendigen. Die Ramm ung der Larssenw and w ar hier inzw ischen ebenfalls so w eit fortgeschritten, daß sie den D am pfham m er nicht m ehr behinderte.

M ittlerw eile w ar auch im A bschnitt A (U nterabschnitt, 5) mit d er H er­

stellung der neuen M auerverblendung, d er B etonschüttung des unteren M auerteiles und dem Eisenflechten für die P latte begonnen. Es folgte hier M itte S eptem ber die B etonierung der Platte, die man im U nterabschnitt 10 schon zu Anfang des M onats in Angriff genom m en hatte. An die Betonierung der P latten schloß sich die H erstellung des oberen Teiles der K aim auer (Abb. 16), das V erlegen der G ranitabdeckplatten und der Regcnw asserab- flußleitungen sow ie das H interfüllen der K aim auer und das V erlegen der W asserleitung in der K aistraße. Es sei hier noch bem erkt, daß der A b­

schnitt 5 E nde Septem ber so w eit fertiggestellt war, daß die L aufkatzen­

krane zum U m bau dorthin verfahren w erden konnten, ln der vorher geschilderten W eise w urden die A rbeiten u n ter A usnutzung säm tlicher Sonntage fortgeführt, so daß der eigentliche K aim auerbau am 6. N ovem ber b een d et war.

Abb. 16. Aufbau des oberen M auerkörpers.

Da infolge der durch die R am m ung hervorgerufenen B oden­

erschütterungen die R am penm auer und mit ihr die R am penabdeckung sow ie der Fußboden in beiden Schuppen bis zur w asserseitigen Karr- bahn erheblich versackt w ar, m ußte M itte S eptem ber im Anschluß an die H interfüllung der K aim auer mit d er W iederherstellung vorgenannter A nlagen begonnen w erden. W egen der vorgesehenen V erbreiterung der R am penabdeckung um 60 cm w urde die R am penm auer entsprechend v er­

stärkt (Abb. 8). Der Abbruch der versackten R am penabdeckung (Abb. 17), das Entfernen von H olzverschlägen an der w asserseitigen Schuppenw and, die für die A ufbew ahrung von W aren und G eräten dienten, das H öher­

legen des Fußbodens und das W iederaufstellen der V erschlage w urde von der B auverw altung im E igenbetrieb ausgeführt, w ährend d ie S chüttung der

(6)

308 D I E B A U T E C H N I K , Heft 23, 1. J u n i 1928.

Abb. 17. W iederherstellung der Rampe. A bb. 18. Die M auer nach dem U m bau.

'^25,0^-2S,K~-2S,5

'Wr-./shseni» wvv-W/ZV/ v» ■ v w -jy v/nvrr

56,00—4 - ---- f- 61,00

G rundriß

i.

1444444

.

R am penm auer und der A bdeckplatte der Firma Grün & Bilfinger als M ehr­

arbeit übertragen w urde. Der Z em entestrich auf der R am penabdeckung w urde u n ter Zusatz von Festan und Liturin hergestellt, M ittel, die dem Beton eine besondere H arte geben und ihn gegen die B eanspruchung durch den K arrenverkehr w iderstandsfähig machen sollen. Im Anschluß an die H erstellung der R am penm auer folgte die Einplanierung und Pflasterung der K aistraße, die bis zum 18. N ovem ber 1927 vor der östlichen H älfte des Schuppens B und vor Schuppen A am M agdeburger- und Versm ann-Kai fertiggestellt w ar (Abb. 18). Zur gleichen Zeit w ar auch die Anfang O ktober begonnene Ram m ung und V erzim m erung der Streich­

pfähle vor der K aim auer durch die H afenbauabteilung B, der U m bau der Krane durch die M aschinenbauabteilung und die V ertiefung der H afen­

sohle von — 2,70 in HN auf — 4 m HN durch den staatlichen Baggerei­

betrieb beendet. Am 17. N ovem ber w urde die Kaistrecke vor dem Frucht­

schuppen A dem Betriebe w ieder übergeben, und am gleichen Tage konnte der erste Fruchtdam pfer seine Ware im Schuppen einlagern. Nun­

m ehr setzte das Fruchtgeschäft in vollem U m fange ein und zw ang uns,

auch die Restarbeiten vor und in dem Fruchtschuppen B mit äußerster Schnelligkeit zu beenden. Anfang D ezem ber konnte auch dieser Schuppen m it der vor ihm liegenden Kaistrecke dem Frachtgeschäft zur V erfügung g estellt w erden.

W ie w ichtig die rechtzeitige F ertigstellung des K aim auerum baues und der W iederherstellungsarbeiten auf den Schuppen war, g eh t daraus hervor, daß vom 17. N ovem ber bis 13. D ezem ber 1927 in den beiden Schuppen nicht w eniger als 250 000 Kisten mit Südfrüchten (in der H auptsache A pfelsinen, M andarinen und kalifornische Äpfel) m it einem G ew icht von über 12 Mill. kg gelöscht w urden, deren U nterbringung in den übrigen Fruchtschuppen nicht m ehr möglich gew esen wäre.

Die A rbeiten w urden geplant und ausgeführt u n ter der Leitung von O berbaudirektor ®r.=3ng W e n d e m u t h und B audirektor B u n n i e s . Die K onstruktionsarbeiten w urden in der von O berbaurat B a r i t s c h geleiteten K onstruktionsabteilung geleistet. Die Aufsicht über die B auarbeiten selbst lag dem V erfasser ob, w ährend m it der örtlichen B auleitung Dipl.-Ing.

B e n r a t h betraut war.

Die V e rw en d u n g von Kabeln für Z ugbänder w eitg esp a n n ter B ogen brücken.

A l l e R e c h t e V o r b e h a l t e n . Von Prof. 2)r.=3nq. K a rn e r, Zürich.

Mit zunehm ender S tützw eite einer Brücke bleiben das G ew icht der Fahrbahn und die V erkehrslast f. d. lfd. m angenähert gleich, wenn nicht der Belastungsgleichw ert für letztere je nach der Vorschrift sogar ab­

nim mt. Das G ew icht der H auptträger der Brücke m it den zugehörigen Längs- und Q uerverbänden dagegen nim m t außerordentlich rasch zu, und

die überw iegende tote Last beeinflußt K osten und W irtschaftlichkeit des B auw erkes ungünstig. D er G roß-B rückenbau erfordert daher einen Briicken- stoff, der entsprechend hohe Festigkeit besitzt und ein m öglichst niedriges Eigengew icht ergibt; zugleich w erden die Q uerschnitte und A bm essungen der einzelnen Bauteile im V ergleich mit einer A usführung in einem Bau-

Zu Abb. 1.

oberer Wind verband

Ansicht 21,00

Zu Abb. 1.

S c h n itt C -D S c h n itt A -ß

(7)

F a c h s c h r i f t f ü r d a s g e s a m t e B a u i n g e n i e i t r w e s e n . 309

Stoff geringerer Festigkeit ebenfalls kleiner, dadurch leichter bearbeitbar und wirtschaftlicher. W ir bleiben aber bei der V erw endung eines ein­

heitlichen Baustoffes höherer Festigkeit nicht stehen, sondern verw enden je nach der statischen G liederung des Bauw erkes auch zwei oder m ehrere verschiedene Baustoffe, w enn wir beispielsw eise bei w eitgespannten H änge­

brücken für das Zugglied Baustoffe w eit höherer Festigkeit, näm lich Kabel anw enden. Jedem Baustoff wird der Bauteil zugew iesen, der seiner Eigenart am besten entspricht, das K abel übernim m t reine Zugkräfte, w ährend aus Stahl diejenigen Teile der Brücke geb au t sind, die der V er­

steifung dienen und als solche außer Zug auch Druck und Biegung auf­

zunehm en im stande sind.

W enn nun auch bei w eitgespannten H ängebrücken (bei H ängebrücken kleiner Stützw eiten ist eine Kom bination zw eier Baustoffe durchaus nicht am Platze!) die V erw endung von Kabeln längst b ekannt ist, so scheint doch in der Literatur die V erw endungsm öglichkeit eines Kabels als Zug­

band für eine B ogenbrücke b isher noch nicht erörtert w orden zu sein.

Da bei dem W ettbew erb um die Brücke in Köln-M ülheim (Ersatz-Schiff­

brücke) u n ter anderem auch eine Bogenbrücke mit einem K abelzugband eingcreicht w orden w a r1) und diese insbesondere auch w eiterhin unter den in Frage kom m enden Bauformen eine sehr ernsthafte Anhängerschaft hatte, will ich auf die B esonderheiten eingehen, die sich technisch b ei der V erw endung eines Kabels als B ogenzugband ergeben. A nscheinend ist bei der B eurteilung der V erw endung eines Kabels bei einer Bogen­

brücke mit Zugband die A nalogie mit der K abelhängebrücke nicht g e ­ nügend erkannt, daher w erde ich auf den V ergleich zwischen einer Bogen­

brücke mit K abelzugband und einer K abelhüngebrücke m it aufgehobenem H orizontalschub besonders eingehen. Ä sthetische Fragen und die Frage nach den G esam tkosten des B rückenbaues sollen bei den nachfolgenden A usführungen nur gestreift w erden. Es ist zunächst notw endig, den Entw urf der Bogenbrücke mit dem K abelzugband, w ie er der Stadt Köln vorlag, zu schildern, um dann zu zeigen, daß die K abelverw endung nach reiflicher Ü berlegung aus technischen und w irtschaftlichen G ründen vorgeschlagen wurde.

Der von der Firm a Aug. Klönne, D ortm und, eingereichte Entw urf geht aus Abb. 1 hervor. Die g eg en ü b er der ersten A usschreibung ge-

*) Vergl. „Die B autechnik" 1927, H eft 9 , S. 106 ( S c h a p e r ) , ferner

„Der B auingenieur“ 1927, A ufsatz üb er den W ettbew erb für die Köln- M ülheim er Rheinbrücke von K o m m e r e i l und R e in .

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& K rä fteeer/a u f bei

angespannten Seiten Abb. 3 a.

Z u gban deeran h eru n g A u fsich t

P, ___ ,a.

c a h

änderten B elastungsannahm en und die verringerte B rückenbreite sow ie der zutage g etreten e W unsch nach einer größeren Stützw eite hat diese dar­

g estellte Brückenform aus dem ursprünglich ein­

gereichten Entw urf „G espannter B ogen“ u n ter gleich­

zeitiger V erw endung eines V ollw andbogens entstehen lassen.

D er Rheinstrom wird in einer H auptöffnung von 337 m Stützw eite überspannt, an die sich zw ei Seitenöffnungen anschließen, die auf der Seite M ülheim 61,28 m und auf der Seite Köln 70,0 m Stützw eite zeigen.

Für die H auptöffnung und für die beiden Seitenöffnungen sind vollwandige Bogen bezw. Balken vorgesehen, und auch die Fiutbrücken, die sich auf der linken Strom seite an die Seitenöffnung anschließen, sind zur Ver­

einheitlichung des gesam ten B rückenbildes als B lechträger ausgebildet.

Der H auptbogen ist ein Sichelbogen, der auf M itte B ogenträger, im Scheitel gem essen, eine H öhe von 47 m über den Kämpfern hat, also einen Stich von 1 : 7,2 aufweist. Die A bstände der H ängestangen, die die vom Zugband unabhängige Fahrbahn tragen, sind aus ästhetischen und w irtschaftlichen G ründen mit rd. 30 m A bstand, und zw ar von den Kämpfern zur Bogenm itte zunehm end gew ählt. Das Zugband ist in Fahr­

bahnhöhe angeordnet. Da bei einem Sichelbogen das hochgelegte Zug­

band zw eckm äßig nicht im Schnittpunkte m it der Bogenachse an diese angeschlossen w ird (w egen der dam it verbundenen großen B iegungs­

m om ente aus lotrechten Kräften an den Bogenenden), so geschieht der Anschluß in den P unkten C— D der beiden Seitenöffnungen A — E und B —-F (Abb. 2). D iese Seitenöffnungen sind daher in ihrer Q uerschnitt­

ausbildung ebenfalls zw eiw andige B lechträgcr w ie der Bogen selbst und leiten die H orizontalkraft des Zugbandes zu den Kämpfern zurück, um dort das G leichgew icht mit dem vom Bogen herkom m enden Druck her­

zustellen. Die A nordnung des Z ugbandes bed in g t also eine teilw eise H eranziehung der Seitenöffnungen zur A ufnahm e des Kräftespiels, w o­

durch die außerordentliche theoretische Ä hnlichkeit m it einer H ängebrücke mit aufgehobenem H orizontalschub entsteht. Die schem atische D arstellung der Abb. 2 zeigt, daß trotz der H öherlegung des Zugbandes dessen W irkung die gleiche ist wie bei einem an den Kämpfern angreifenden.

Die P arallelverschiebung der Kraft geschieht auf K osten der Seitenöffnungen allein, in denen den durch senkrechte Lasten hervorgerufenen Bean­

spruchungen entgegengesetzte B iegungsm om ente erzeugt w erden. Bei richtiger A usbildung en tsteh t durch diese H öherlegung keine w esentliche V erm ehrung des Eigengew ichtes. Die elastische W irkung des Z ugbandes erstreckt sich nicht nur auf dieses allein, sondern auch auf die beiden Seitenöffnungen, w as bei der B erechnung berücksichtigt ist. Die Fahr­

bahn ist frei schw ebend angeordnet, in der E bene der H auptträger sind H auptlängsträger (mit der S tützw eite der H ängestangenentfernung) vor­

gesehen, die die eigentliche Fahrbahn tragen. Die sonstige G liederung, die A nordnung von V erbänden usw. ist die übliche, w obei nur auf leichtes, luftiges A ussehen g esehen wird.

Mit A usnahm e des Zugbandes ist für die gesam te K onstruktion Si- Stahl als Baustoff gew ählt, und für die D urchführung ergeben sich norm ale K onstruktionsabm essungen.

A bw eichend von den bisher bekanntgew ordenen Form en der B ogen­

brücken mit Zugband, bei denen die Z ugglieder d er H auptträger aus m ehr oder w eniger steifen gen ieteten K onstruktionen bestehen, sind aus G ründen, die ich später ausführlich darlegen w erde, K abel angeordnet. Beiderseits der H auptlängsträger, die in der Achse der H aupttragw ände liegen, ist je ein K abelsystem aus 24 Schenkeln von etw a 85 mm Durchm. in sechs­

eckiger A nordnung gew ählt. In der laufenden Strecke erhalten diese K abelbündel kräftige V erschellungen, außerdem eine durchlaufende U nter­

stützung an den H auptlängsträgern, so daß eine genaue M ontage möglich ist und jed e Biegung im Zugorgan verm ieden wird. Die K abelbündel w erden sym m etrisch an den beiden Schilden der H auptträger der Seiten-

B ruchfestigkeit vorgeprüft und dann einzeln m ontiert wird. Die Schenkel b estehen aus erp ro b ten , patent- verschlossenen Seilen von b ekannter Q uerschnittanord­

nung. D er A nschluß d er K abelbündel an die Eisen­

konstruktion der seitlichen Träger g eh t aus der schem a­

tischen V erankerungsskizze der Abb. 3 hervor. Um im A nschlußbereich den Seilen eine zueinander parallele Lage zu geben, sind A bstandhülsen a übergeschoben.

Die Eingußköpfe b zeigen abw eichend von den sonst üblichen Form en außen quadratischen Q uerschnitt und sind m öglichst klein (aus hochw ertigem Schm iedestahl) gehalten. D ie E ingußräum e sind konisch ausgeführt und innen glatt, die äußere Form d er Köpfe erm öglicht die An­

bringung einer kräftigen B andage c, die die Köpfe eines System s gleichsam zusam m enschm ieden sollen, um eine einheitliche W irkung zu erzielen. Um die Längen der einzelnen Schenkel m it Rücksicht auf die später zu b e ­

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310 D I E B A U T E C H N I K , Heft 23, 1. J u n i 1928.

schreibende P rüfung und M ontage auszugleichen, sind besondere Längs­

ausgleichfutter d vorgesehen. D er G rundgedanke des A nschlusses ist der, daß säm tliche K raftübertragungen durch unm ittelbare B erührung zw eier Stahlflächen erreicht w erden. Ein anderer W eg ist bei derartigen großen Kräften nicht zweckmäßig, da N ietanschlüsse zu lang und um ständlich w ürden. Die; F utterungen d pressen auf die H auptverteilungsplatten e, die die Lasten w eiter auf die A usgleichfutterung / und diese w ieder an die W andungen der E isenkonstruktion g übertragen. Die schem atische Art der K raftübertragung g eh t aus der Abb. 3 a hervor. Um die richtige S tützw eite für den Bogen zu erreichen, ist der Anschluß nachspannbar eingerichtet; die A nspannung geschieht durch einen Druck w asserpressen- satz p , der, ähnlich w ie die Seilköpfe, in der E isenkonstruktion mit Hilfe d er V e rte ilu n g sp la tte n // gelagert ist. D iese P la tte n // liegen rechtw inklig zu den Platten e, und an den K reuzungsstellen der beiden P lattensystem e findet die K raftübertragung statt, w enn die Pressen in W irksam keit sind.

Abb. 3 b gibt für diesen Fall das Schem a der Lastübertragung. Der Pressensatz b esteh t aus 7 Einheiten, w obei 5 für die aufzunehm enden Kräfte genügen und 2 zur Reserve vorhanden sind.

Für die M ontage der Brücke un ter der gesam ten Eigengew ichtslast (also einschl. der vollständigen Fahrbahnabdeckung) ist aus später noch an g ed eu teten G ründen im Scheitel des Bogens ein G elenk vorgesehen, so daß w ir es zunächst mit einem D reigelenkbogen mit Zugband zu tun haben, für w elches System die Längeneinstellung des Zugbandkabels durch die Pressen in Frage komm t.

Für die B eurteilung des ganzen B rückensystem s ist nun nur noch die Prüfung und der Einbau des K abels von Interesse.

Bei der W ahl des Seilquerschnittes von 85 mm Durchm. w urde von der Ü berlegung ausgegangen, daß diese Z ugglieder in der Fabrik fix und fertig hergestellt w erden und so eng gerollt w erden können, daß sie im Kahn transportiert und in der N ähe des H auptpfeilers der Brücke aus­

geladen w erden können. Auf der Brücke ist üb er der E ntladestelle eine große Seilscheibe gedacht, über die die E inzellitzen gezogen w erden.

Die w eitere A djustage der Seile und die Prüfung geschieht auf der längeren V orlandbrücke. Zum Zw ecke des A ngießens der erforderlichen S tahlguß­

köpfe sind zwei etw a 6 m hohe G erüste mit Bühnen vorgesehen, auf denen die S eilenden unter Beobachtung des zulässigen K rüm m ungshalb­

m essers hochgebogen w erden, um senkrecht vergossen w erden zu können.

Z uerst sind die Eingußköpfc über das S eilende so w eit hinw egzu­

schieben, daß das übersteh en d e S eilende etw a die doppelte K opflänge hat.

Dann wird das Seil gespleißt, ein großer Teil d er Einzeldrähte rück­

gebogen und der Rest gekürzt. Dann w ird der Eingußkopf über dieses verdickte Ende zurückgeschoben und schließlich das G anze mit Kom­

positionsm asse vergossen. Die Prüfung ist zur Zeitersparnis gleichlaufend mit der E ingießarbeit gedacht. Die jew eils fertigen Seile w erden zwischen Spannblöcke m ontiert, um das M aterial bis etw a 5 0 % der Bruchfestigkeit vorzurecken. Mit diesem Vorschlag sollen verschiedene Zwecke erreicht w e rd e n :

erstens w erden die unelastischen D ehnungen zufolge unvollkom m enen Seilverschlusses entfernt,

zw eitens w ird das elastische V erhalten der Seile geprüft, um das für die endgültige Berechnung m aßgebende Elastizitätsm aß zu erhalten, und

drittens w ird durch die Reckung K larheit über die E inheitlichkeit des M aterials erhalten.

Bei diesem V organg w erden die früher angegebenen Seilköpfe m it­

geprüft und beobachtet; es w erden in die Brücke also auch geprüfte Gußköpfe mit eingebaut. Das Recken selbst geschieht so, daß die Spannung w ährend etw a l/2 Stunde bis zur H öchstlast u n ter dauerndem N achstellen (da die unelastischen D ehnungen die Pressenspannungen im m erhin beeinflussen) g esteig ert w ird. Die H öchstlast bleibt ebenfalls V2 Stunde in den Seilen. Dann wird das Seil rasch entspannt und noch w ährend der folgenden 24 Stunden periodisch beobachtet. Auch von den beiden erstgenannten Prüfungsphasen w erden Zwischenm essungen genom m en. Das Spannungsdiagram m jed es einzelnen Seiles gib t ein gutes Bild über dessen A rbeitsfähigkeit. Für den Einbau d er Seile w erden besondere V orkehrungen getroffen, um die Seile nach dem Recken nicht m ehr biegen zu m üssen; sie w erden in flacher N eigung üb er H oizrollen un ter ihre endgültige Lage gebracht, und die E inzellitzen w erden mit kleinen F laschenzügen an vielen Stellen gleichzeitig in die richtige Lage gehoben. Das A usgleichen d er etw a vorhandenen Ü berlänge der Seile gegen ü b er der K onstruktion wird sofort nach Einbau jed er einzelnen Litze durch die schon erw ähnten F utterungen vorgenom m en. Nach dem Ein­

bringen der ganzen P akete wird dieses geschlossen und ausreichend ver- schellt und auf der ganzen Länge durch eine leichte Eisenkonstruktion unterstützt. Es tritt hier som it der b esondere Fall ein, daß ein Bauglied der Brücke, das Kabel, einer außerordentlichen Festigkeitsprüfung in sein er G esam theit unterzogen wird, bei der die Prüfungsbeanspruchung w esentlich höher ist als die später infolge Eigengew icht und V erkehr zu erw artende. Kein einziger K onstruktionsteil der ganzen Brücke w ird oder kann einer so w eitgehenden P rüfung unterzogen w erden, diese g eh t w eit ü b er die sonst m ögliche Baustoffprüfung hinaus, die sich nur auf U nter­

suchung von P robestäben erstreckt. Die Sicherheitserm ittlung bei der Prüfung des K abels ist dabei noch überaus einfach, w enn man bedenkt, daß die Spannung proportional den auftretenden Längenänderungen ist.

B etrachtet man nun ein S eilbündel, dessen Enden konstruktiv derart zusam m engefaßt sind, daß dort eine Längsverschiebung der E inzelteile gegeneinander nicht möglich erscheint, so ist die gesam te Form änderung des B ündels in der Längsrichtung u n ter einer gew issen K raftwirkung ein Maß für die größte in irgend einem D raht und an irgend einer S telle eines E inzelseiles auftretende Spannung. D ieses E rgebnis schw ankt mit dem E lastizitätsm aß noch in gew issen G renzen. Es ist also notw endig, wenn man nicht den noch sicheren W eg einer G renzrechnung mit dem Höchst­

w erte des E lastizitätsm aßes einschlagen will, die m ittlere tatsächlich auf­

treten d e G röße vor dem Einbau durch praktische M essungen festzustellen, was bei der in Aussicht genom m enen Seilprüfung ohne w eiteres möglich ist. Alle dabei auftretenden U ngenauigkeiten bei der M ontage, kleine L ängenunterschiede in den einzelnen Seilen, unvollkom m ener Anschluß usw.

w erden dabei als spannungsbringend g ew ertet, sind aber in W irklichkeit unelastische W irkungen. B edenkt man noch, daß nach der Prüfung das Seil zum Einbau lediglich eine w agerechte V erschiebung ohne B iegungs­

beanspruchungen m itzum achen hat, so sind die g etro ffen en Sicherheits­

vorkehrungen von einem U mfange, der eigentlich über das technisch N otw endige w eit hinausgeht.

Bel A nw endung eines derartig hochausgenutzten M aterials sind natur­

gem äß die F orm änderungen (L ängsdehnung des Kabels) entsprechend größer als bei A nw endung einer genieteten K onstruktion. Um die hier­

durch b egründete M ehrbelastung des Bogens, die natürlich rechnerisch restlos erfaßbar ist, auszuschalten, bleibt der Bogen bei der M ontage bis nach dem A ufbringen der gesam ten ständigen' Last und Straßendecke ein b reig elen k b o g en unter A nordnung eines G elenkes im Scheitel. Da die V erkehrslast nur etw a l/3 der E igengew ichtslast beträgt, kann dadurch etw a % der L ängsdehnung des K abels ausgeschaltet w erden. Erst nach­

dem das Zugorgan nach hinreichend langer ruhender B elastung endgültig eingestellt ist, w enn also der Bogen mit Hilfe der Pressen seine tatsächliche Stützw eiten erhalten hat, wird das Scheitelgelenk fest vernietet.

Die größere Längsdehnung eines K abelzugbandes g eg en ü b er einer gen ieteten K onstruktion ist auch w eiterhin desw egen unbedenklich, weil ein schlanker Bogen gegen W iderlagerverschiebungen ziem lich unem pfind­

lich ist und d ah er auch ruhig noch die Längsänderung infolge Eigen­

gew ichts in Kauf genom m en w erden könnte. W enn trotzdem ein Scheitel- gelenk vorgesehen ist, so geschieht dies außer dem vorhin geschilderten G runde noch w egen der einfacheren M ontage und der besseren Möglich­

keit, die endgültige Bogenform richtig zu erreichen.

Die D urchbiegungsberechnungen ergeben für die vorliegende Brücke G rößtw erte von nur etw a 1/2000 der S tützw eite b ei gleichm äßig verteilter V ollverkehrslast. D er berechnete W ert w ird aber praktisch nie elntreten, da die V ollbelastung einer Straßenbrücke u n ter A nnahm e einer vollständig gleichm äßigen V erteilung üb er die ganze Brücke nur theoretisch möglich ist und eine solche B elastung den C harakter einer V erkehrslast verliert, vielm ehr säm tliche Lasten als ruhend angenom m en w erden m üßten. Der tatsächliche Fall un ter Z ugrundelegung eines starken V erkehrs, bei dem die einzelnen Fahrzeuge gew isse A bstände voneinander haben, entspricht höchstens der halben V ollast. ln diesem Falle beträgt dann die D urch­

biegung nur 1/4000 der Stützw eite.

Zur V erw endung von K abeln als Z ugglieder für B ogenbrücken kom m t man aus konstruktiven und w irtschaftlichen G ründen ausschließlich bei großen S tützw eiten. F ü r Bogenbrücken m it Zugband w ird die Wirt- schaftlichkeitsgrenze der S tützw eite und die praktische Baum öglichkeit gerade durch die A nw endung von K abeln stark nach oben gerückt. Der praktische V orteil lieg t in der G ew ichtsersparnis g eg en ü b er d er genieteten K onstruktion; diese erstreckt sich aber nicht nur auf das Zugband selbst, sondern auf die gesam te B ogenkonstruktion, da die tote Last für den Bogen eine w esentliche V erringerung erfährt. D as Kabel als Z ugglied höherer Festigkeit ist rein auf Z ug beansprucht; das g e n ie te te Zugband erhält ab er außerdem außerordentliche B iegungsbeanspruchung infolge Eigengew ichts und infolge der B elastung durch die Fahrbahn, und es b e ­ darf ferner eines w esentlichen M aterialm ehraufw andes durch die not­

w endige B erücksichtigung der N iet- bezw . B olzenquerschnitte. F ür den vorliegenden Fall b eträg t die gesam te G ew ichtsersparnis g eg en ü b er einer Brücke m it g en ietetem Zugband rd. 3500 t, eine Zahl, die die B erechtigung einer K abelanw endung allein schon erw eist. A ber auch konstruktive V orteile ergeben sich bei der A nw endung des Kabels, da die A usbildung des Z ugbandes einfacher wird, beim A nschluß unübersichtliche, in ihrer W irkung schw er erfaßbare N ietanschlüsse w egfallen und diesen g egenüber das in seiner G esam theit geprüfte Z ugkabel vorteilhafter ist. Auch statisch ist die W irkung des K abelzugbandes einfacher und klarer, da im Zugband ü berhaupt keine und an seiner A nschlußstelle im Bogen w esentlich geringere N ebenspannungen auftreten als bei der V erw endung g e n ieteter Kon­

struktionen. Schließlich m ögen die Abb. 4, 5 un d 6 noch die W irkung des ganzen B rückenbauw erkes in ästhetischer H insicht zeigen. Die Abb. 4 gibt, unbeschw ert von M aßlinien, die L inienführung des Bogens u nd den

(9)

F a c h s c h r i f t f ü r d a s g e s a m t e B a u i n g e n i e u r w e s e n . 311

Abb. 4.

Ü bergang in die Flutbrücken w ieder; Abb. 5 zeigt die Brücke im M odell und Abb. 6 schließlich einen Blick in das Brückeninnere von der Fahr­

bahn aus.

Da, wie schon eingangs erw ähnt, eine gew isse A nalogie zwischen einer Bogenbrücke mit K abelzugband und einer K abelhängebrücke mit aufgehobenem H orizontalschub besteht, w enden w ir uns dem näheren V ergleich zu, der sich lediglich auf eine

H ängebrücke m it aufgehobenem Hori­

zontalschub und auf eine Bogenbrücke mit Zugband nach dem vorhin g e ­ schilderten System bezieht. Wir w erden w eiterhin nur m ehr kurz von der H ängebrücke und von der Bogenbrücke sprechen.

1. V e r g l e i c h d e r t h e o r e t i s c h e n S y s t e m e .

Beide Brückenform en sind K om bi­

nationen eines druck- und biegungs­

steifen Bauteiles mit einem Zugglied, sie sind äußerlich statisch bestim m t und geben für Eigengew ichts- und V erkehrslasten nur lotrechte Pfeiler­

drücke. W agerechte K räfte treten an den Auflagern nur infolge von Wind, Bremskräften, A uflagerreibung usw. auf. Innerlich sind beide System e durch das Zugglied einfach statisch unbestim m t, sofern nicht der biegungssteife Bauteil selbst (als G rundsystem ) statische U nbestim m theiten aufw eist. Bei der H ängebrücke ist der druck- und biegungssteife Teil ein durchlaufender Träger üb er drei F elder (gegebenenfalls durch die G elenke entsprechend statisch bestim m t gemacht), der einm al zur V er­

steifung des H ängeseiles für V erkehrslast dient und w eiter die H orizontal­

kom ponente der Zugseilkraft zu übernehm en hat. Bei der Bogenbrücke ist die M ittelöffnung ein Bogen, die Seitenöffnungen sind Balkcnträger, die mit ersteren durch G elenke verbunden sind. Das Zugglied übernim m t auf dem geschilderten U m w ege üb er die Seitenöffnung den Schub des H auptbogens.

D ie B erechnung der beid en Bauformen ist grundsätzlich die gleiche;

für die E rm ittlung d er einzigen statisch unbestim m ten G röße ist die Form ­ änderung des Z uggliedes und der dam it zusam m enhängenden Bauteile m aßgebend. Es ist theoretisch gleichgültig, w elcher Baustoff für das Zug­

glied gew ählt wird, w enn die F orm änderungen diesen entsprechend richtig erfaßt w erden.

teile. Bei der H ängebrücke wird das Seil durch das E igengew icht der Hauptöffnung vollständig und durch die V erkehrslast zum größten Teil unm ittelbar belastet, da nur ein geringfügiger Teil der letzteren vom V er­

steifungsträger selbst aufgenom m en w ird, d er m ehr eine lastverteilende W irkung ausübt. Das H ängeglied erhält ebenso unm ittelbar alle dyna­

mischen W irkungen, insbesondere Stoßw irkungen und Schw ingungen, die

durch V erkehrsm ittel hervorgerufen w erden. Die im Zugglied auftretenden statischen Beanspruchungen w erden dann nochm als, sow eit sie nicht als senkrechte Lasten durch die Pylonen und lotrechten V erankerungen an den Brückenenden abgegeben w erden, als Druckkraft in den V ersteifungs­

träger geleitet.

Bei der B ogcnbrückc, die eine frei schw ebende Fahrbahn in der M ittelöffnung hat, gelangen alle Kräfte durch die H ängestangen zuerst in

2. V e r g l e i c h d e r F o r m ä n d e r u n g , D u r c h b i e g u n g e n u n d d e s G e n a u i g k e i t s g r a d e s d e r B e r e c h n u n g .

Bei der H ängebrücke ist d ie Form änderung infolge des w esentlich längeren Zugseiles und infolge des w esentlich ungünstiger w irkenden Einflusses des V ersteifungsträgers von H auptöffnung und Seitenöffnungen größer und ihre B estim m ung theoretisch und praktisch ungenauer als bei der Bogenbrticke.

N icht nur die Form änderungen des Z uggliedes sind bei der H änge­

brücke b ed eu te n d größer als bei der Bogenbriicke, sondern auch säm tliche auftretenden F orm änderungen und D urchbiegungen sind infolge der W irkung des System s und insbesondere infolge des w eichen V ersteifungsträgers so groß, daß die technische V oraussetzung unserer statischen Berechnung, nach der die Form änderungsgrößen gegen ü b er den A bm essungen des Bauwerkes verschw indend sind, nicht m ehr voll erfüllt sind. W enn also die H ängebrücke richtig gerechnet w ird, bedarf es einer um ständlichen Berücksichtigung dieser Form änderung, w as bekanntlich nur auf dem A nnäherungsw ege möglich ist. Bei der Bogenbrücke dagegen ist gerade durch den M ittelbogen eine außerordentliche V ersteifung der gesam ten Konstruktion gegeben, und die D urchbiegungen und F orm änderungen bleiben in ganz geringen G renzen, w odurch die B erechnung des System s von vornherein g en au er ist.

3. V e r g l e i c h d e s V e r l a u f s d e r K r a f t w i r k u n g .

Grundsätzlich b esteh t ein w esentlicher U nterschied zwischen der Hänge- und der B ogenbrücke in der Reihenfolge der B elastung der Bau-

Abb. 6.

den Bogen und dann erst auf dem teilw eisen U m w eg üb er die S eiten­

öffnung in das Zugband. Die Kräfte durchlaufen som it bei der Bogen­

brücke von ihrem A ngriffspunkte aus die B rückenkonstruktion derart, daß das Zugglied zuletzt belastet wird. D ies bedingt eine w esentlich geringere W irkung dynam ischer Einflüsse, w eil diese b ereits durch die vom Bogen geleistete Form änderungsarbeit in ihrer W irkung vernichtet w erden.

Schw ingungserscheinungen sind aus den gleichen und anderen G ründen ebenfalls bei d er H ängebrücke w esentlich ungünstiger als bei der Bogen­

brücke. Verfolgt man in beiden Brückenarten den W eg der auftretenden Last von ihrem A ngriffspunkte bis zur Ü berleitung in den Boden, so sieht man ferner, daß b ei der H ängebrücke von den K räften w esentlich größere W egstrecken zurückgelegt w erden m üssen, w eil der U m w eg über die Seitenöffnungen ein größerer ist. Die Brückenform m it d er größeren W egstrecke für die Last ist ab er unter sonst ähnlichen V erhältnissen not­

gedrungen schw erer und unw irtschaftlicher.

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