• Nie Znaleziono Wyników

Theologisches Literaturblatt, 20. November 1896, Nr 47.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Share "Theologisches Literaturblatt, 20. November 1896, Nr 47."

Copied!
8
0
0

Pełen tekst

(1)

Theologisches Literaturblatt.

Unter Mitwirkung

z a h l r e i c h e r V e r t r e t e r k i r c h l i c h e r W i s s e n s c h a f t u n d P r a x i s

Prof. D. Chr. E. Luthardt.

E rscheint jeden F reita g .

Abonnem entspreis vierteljährlich 2 J&. 5 0 A .

E xpedition: K önigsstrasse 13.

Insertionsgebühr pr. gesp. P etitzeile 3 0

D ie ersten deutschen Messen. I I .

Bestmann, H . J . , Entw icklungsgeschichte des B eiches Gottes unter dem A lte n und Neuen Bunde.

H andbuch der E van gel. D ogm atik fü r Studirende der Theologie.

Faehtmann, B egierungsrath a. D., Bausteine.

Stage, Curt, Geist und Leben.

Neueste theologische Literatu r.

Zeitschriften.

E ingesandte L iteratu r.

Die ersten deutschen Messen.

n.

E he Verf. die w ich tigsten der in Kap. 1 aufgezählten deutschen Gottesdienstordnungen näher behandelt, sucht er die E n tsteh u n g derselben „verständlich zu m achen“ . So bringt Kap. 2 „E van gelisch e M essbetrachtungen und Gebete ohne feste O rdnung“, näm lich nach einem H inw eis auf ähnliche Arbeiten zur E rläuterung und Fruchtbarm achung der M essfeier aus k atholischer Z eit E inzelnes von „Luther und seinen Freunden“, N ie. Krumbach, Hans Jakob W eller, M atth. Zell, Jakob Strauss, Johann D iepolt, Urbanus R hegius. W enn dabei von letzterem g e sa g t w ird, „w esentlich verändert sei seine Stellung in seiner Schrift „W ider den neuen Irrsal Dr. A . C arlstad“, so können w ir dem nicht zustimm en. Man braucht nur die zw ischen den beiden vom Verf. erw ähnten A rbeiten des Urbanus und dieser g e g e n K arlstad t gerichteten Schrift desselben liegende Schrift

„Vom hochw ürdigen Sakram ent des A lta r s“ zu beachten, um zu erkennen, dass er nur die alte S tellu n g gegen einen neuen Irrthum behauptet hat. U nter der Ueberschrift „Kaspar K antz und der U ebergang zu evangelischer O rdnung“ th eilt Verf.

w örtlich m it und bespricht jene vier S tü ck e, w elche der deutschen Messe von K antz voranstehen: E ine die Abendmahls­

feier einleitende B etra ch tu n g , ein Sündenbekenntniss, „ein Gebet bei der h eiligen M esse“ und „ein Gebet vor Empfahung des hochw ürdigen Sakram ents“. F ü r die A nsicht des Verf.s, dass diese Stücke w ahrscheinlich von K antz herrühren, dürfte v ielleich t noch ins G ew icht fallen die von ihm übersehene S ch rift, w elche W eller unter Nr. 2 8 0 7 notirt hat. D ieselbe enthält ausser dem „R athschlag Johann P om er“ das erste und das dritte Stück und schreibt beide dem K antz zu. Sehr interessant is t auch an dieser Schrift das Fehlen desjenigen Theiles der ähnlichen A usgaben, w elcher den A nschein er­

w eckte, als solle B ugenhagen’s Gottesdienst- und Trauordnung m itgeth eilt werden. L eider b ietet diese Schrift keine Jahres­

zahl. E s würde also nur eine so rg fä ltig e V ergleichung m it jen en ähnlichen A usgaben von 1 5 2 4 vielleich t ergeben, ob die w eniger bietende Schrift älter oder jünger ist als die mehr bietenden, ob also der von B ugenhagen gegen jene P a rtie er­

hobene P rotest zur B eseitig u n g des ganzen Buches oder nur zur Ausmerzung der beanstandeten A bschnitte geführt hat. — D a die A ngaben über „andere E xem plare“ (S. 3 9 , Z. 1 7 f. v. u.) zum w enigsten nicht hinreichend klar sind, verw eise ich noch au f zw ei in München, K g l. Hof- und Staatsbibliothek, befind­

lich e A usgaben. W a s Verf. am Schluss dieses ganzen Kapitels (S. 4 7 f.) „zurückschauend“ d a rleg t, dürfte w ol nicht ganz r ich tig sein. E r meint, in den von ihm vorgeführten A eusse­

rungen über die Messe komme immer mehr zur G eltung „der Gedanke der F reih eit von der Sakram entskirche und die Selb­

stän d igk eit der in ihrem Herrn Christus befriedigten frommen Seele. D er geistlich e B esitz seiner im Glauben erfahrenen N ähe überw iegt an beseligendem W erth jede blos äussere Hand­

lu n g und jede sinnenfällige Gem einschaft oder V ereinigung, ja m acht diese im Grunde entbehrlich“. Dadurch soll auch das V erlangen nach einer gereinigten Abendmahlsordnung etw as zurückgedrängt worden sein: „E s m acht doch zu letzt

w en ig aus, ob der öffentliche A k t, von dessen H erg a n g sich der evangelische Christ ohnehin unabhängig w eiss, so oder so g e sta lte t is t “. H ier dürfte V erf. seine A nschauung denen u n te r g e le g t haben, deren A nschauung er w iedergeben w ill.

D iese haben eben in der R egel nicht gem eint, dass der g e is t­

liche B esitz der N ähe des Herrn jede „sinnenfällige V er­

einigung m it ihm entbehrlich m ache“ . Sie haben, trotzdem dass sie ein e verständnissvolle g eistlich e N iessung zu erzielen w ünschten, doch keinesw egs alle daran gedacht, dadurch eine leibliche N iessu n g überflüssig gem acht zu haben. S ie haben theilw eise in den vorgeführten U rtheil en ausdrücklich zum häufigen Em pfang des Abendmahls ermahnt.

D as dritte K apitel druckt ab und bespricht „ D a s T estam ent Jesu Christi von Joh. Oekolampadius 1 5 2 3 “ . D er Umstand, dass bisher noch kein Versuch gem acht i s t , U rsprung und B edeutung dieser Schrift aufzuhellen, rech tfertigt die A us­

führlichkeit dieser D arlegungen. In dem R esu lta t stimmen w ir durchaus m it dem V erf. überein. D iese S chrift stam m t w irklich von Oekolampad her und is t nicht eine deutsche M essordnung, sondern gehört in eine Reihe m it den bisher behandelten A rbeiten, w elche den L aien eine g eseg n ete T h eil­

nahme an dem M essgottesdienst erm öglichen w ollten. H öchst interessant is t das Sch ick sal, w elches diese g u t lutherische S chrift Oekolampad’s erfuhr; sie wurde in den N iederlanden nach der T heologie des Cornelis Hoen um gearbeitet und so gedruckt, natürlich ohne Bedenken unter Oekolampad’s Namen.

B ei A ufzählung der Ausgaben (S. 4 9 ) ist noch eine über­

gegan gen . Ihr T ite l stim m t mit der unter (II.) notirten A u s­

gabe, nur findet sich über dem ersten o in dem W o rte Oeco- lampadion nicht ein V erdoppelungsstrich und die Jahreszahl sch liesst nicht m it I I I , sondern m it i i j. E in Exem plar dieser A usgabe findet sich z. B . auf der U niversitätsbibliothek in Rostock.

D as vierte K apitel druckt ab und behandelt „D ie evan­

gelisch e Messe von K aspar K antz 1 5 2 2 “. Zu den hier (S. 7 2 ) aufgeführten A usgaben führen w ir noch eine hinzu:

„V on der E uangelsiche (sic) Mess M itt schönen Christlichh Gebeettenn vor vnd nach der entpfachung des Sacraments.

Durch Caspar K antz von N ördlingen. Im ja r M. D. X X iiij.

(Mit T iteleinfassung. 8 B l. 8. L etztes B la tt leer. W ohl Druck von Secerius. W enn ich recht erinnere, auf der Münchener K g l. Hof- und Staatsbibliothek vorhanden.) Auch sei bemerkt, dass von der unter „L iteratur“ angeführten Schrift „R enovatio ecclesiae N ordlingensis“ w enigstens zw ei verschiedene A u s­

gaben existiren. — Verf. ist unseres W issens der erste, w elcher die B estandtheile jener unter der Ueberschrift „Ordnung der evangelischen Mesz, Herr Johann Pomer, aus dem L atein ver­

deutscht“ zu W itten b erg 1 5 2 4 erschienenen G ottesdienst­

ordnung rich tig bestim m t hat. E s is t eine Verschm elzung der K antz’schen Messe m it L uther’s formula missae. Nur an zw ei Stellen — so lassen sich des V erf.s M ittheilungen er­

gänzen — z e ig t sich eine D ifferenz, w elche aber nicht einer T endenz, sondern etw a einer Unachtsam keit ihre Entstehung verdanken w ird. M erkw ürdigerw eise kann Verf. sich nicht finden in den energischen P rotest B ugenhagen’s dagegen, dass

(2)

eine Messe durch den D ruck verbreitet w urde unter seinem Nam en, die nicht von ihm herstam m te und über den in W itten ­ berg gefeierten G ottesdienst v ö llig falsche Meinungen verbreiten m usste. D as is t doch arg genug, um B ugenhagen’s Indignation für durchaus b erechtigt zu erklären. D a bedurfte es doch nicht der Hypothese von ,,einem gew issen A erger über das vorschnelle Handeln der Süddeutschen, die sich w eiter zu gehen erlaubten als „ w ir“ und denen eine lateinische Messe m it deutscher P red ig t keine deutsche Messe is t “ . E s is t eigen ­ t ü m lic h , w ie schw er dem V erf. ein gerechtes U rtheilen wird, w enn es sich um etw as aus W itten b erg gekommenes handelt.

H ier im putirt er B ugenhagen eine B ehauptung über die deutsche Messe, die durchaus anders lau tet: „D ass w ir allhie zu W itten b erg tä g lich das E vangelium Christi deutsch predigen, das halten sie nicht für eine deutsche M esse“ . A lso von den ohne ausführliche L itu rgie gehaltenen P red igtgottesd ien sten redet er, und von dem L utherschen Satze au s, dass die P red ig t ,,alles G ottesdienstes grössestes und vornem stes S tück“ sei, erk lärt er, deutsche P red igtgottesd ien ste seien auch deutsche Messen. Und wenn er über ,,das vorschnelle Handeln der Süddeutschen“

„A erger“ empfinden soll, so s a g t B ugenhagen nichts von „A erger“ , w ol aber tad elt er dasselbe, doch nicht, w eil „die Süddeutschen sich w eiter zu gehen erlauben als w ir“ , sondern er schreibt, es sei verkehrt, „noch ehe das E vangelium genugsam gepredigt s e i“ , „ohne R ücksicht auf die Schw achen“ radikale N euerungen vorzunehmen, die dann „zum A ergerniss des B ruders“ dienten.

W enn Smend ferner sa g t, „die B ehauptung B ugenhagen’s, dass die Buben aus ihrer Form el ein Gesetz machen, sei ganz un­

gerech t“ , w eil sie auch sa g te n , man könne noch solle darin kein G esetz geben, sondern frei solle es s e in , so is t 1. nicht unm öglich, vielm ehr uns w ahrscheinlich, dass die erste A us­

gabe dieser Schrift nicht diesen Zusatz enthalten habe — auch Smend h a t nicht alle noch vorhandenen A usgaben ein­

gesehen — , vielleich t h a t erst jener P ro test B ugenhagen’s zu der E infügung dieses P assus in einer zw eiten A u fla g e jener Schrift bew ogen. D enn 2. kommen in dieser auch W endungen vor, w elche zu jenem P assu s nich t w ohl stimmen, w ie : „E r (Bugenhagen) h a t geordnet“ , „der P riester soll sprechen“ etc. W ill man vom „A erger“ B ugenhagen’s reden, so passt dieses nicht hinsichtlich der Messe, w ohl aber in B e ­ ziehung auf die in derselben Schrift gegebene Trauordnung.

Unter der U eberschrift näm lich: „ W ie man d ie, so zu der Ehe g reifen , ein leitet vor der Kirche. Durch Herr Johann Pommer zu W itten b erg “ w ird u. a. auch eine Verm ahnung an die Nupturienten gegeben, in w elcher B ugenhagen eine so v ö llig falsche Behauptung findet, dass er schreibt: „D as m öge irgend ein T eufel geredet haben, ich n ich t“ . U ebrigens sei hin zu gefu gt, dass diese Trauordnung zum grossen T h eil w irk ­ lich von B ugenhagen innegehalten wurde. D enn sie stim m t m eistens fa st w örtlich überein m it dem, w as sich Stephan Roth notirt h a t unter der U eberschrift: H is verbis usus est D . Pomeranus in copulatione uxoris et m ariti (v g l. Studien und K ritiken 1 8 8 6 , S. 1 6 3 f.).

D as fünfte K ap itel behandelt die Messen von Thomas Müntzer ( 1 5 2 3 — 1 5 2 6 ). A usser den von Smend aufgefun­

denen A usgaben (S. 94) ex istirt noch ein e, w elche von der unter I. angeführten nur darin ab w eich t, dass zu A nfang ,,D eü tzsch “ und in Zeile 3 nicht „w iederüm b“ , sondern „w ider- ümb“ zu lesen is t; sodann eine w eitere, w elche von der unter 3 aufgeführten sich darin u n terscheidet, dass nicht „berech- nunge“ , sondern „berechunge“ , nicht „E ylenburgk“ , sondern

„E ylenburg“ , nicht „und“ , sondern „vnnd“ , nicht „T eutschen“ , sondern „T ew tsch en “ , nicht „ A lsted t“ , sondern „ A lstet“ zu lesen ist. B eide A usgaben befinden sich auf der K g l. B iblio­

thek in B erlin. A uch fü ge ich h in zu , dass der Drucker der unter 4 notirten A usgabe im Jahre 1 5 2 7 die unter 6 notirte A usgabe nachgedruckt h at unter dem T ite l: „K irchenam pt | zu deutsche, so man y e tz t | (G ott zcu lob) yn der kirchen s in g e t | vnd zcum andermal vbersehen | gebessert vnnd m it fleysz | corrigiert. | (Z ierleiste). Auch is t am ende ein register das a n z e y g t, | w yeu il der ampt sy n d t, an w elchem | fest odder ta g ein ytzlich s gehört | vnd an w elchem buchstaben | ein itzlich ampt baldt zu finden ist. | Anno M. D. X X V i.“

(J etzt) 4 5 B l. in O ktav, le tz te S eite leer. Am E nde: „Ge­

druckt zcu Erffordt zcum | Schw artzen horn“ . E in Exem plar is t vorhanden in W ernigerode. D a man noch immer nicht zu w issen sch ein t, w er damals „zum schw arzen H orn“ druckte, sei bemerkt, dass die ganze D ruckeinrichtung, das Monogramm, die N oten sicher Melchior Sachsse verrathen. — Zu unserer Freude h at Smend die geschichtliche F o lg e der drei den deutschen G ottesdienst betreffenden W erke M üntzer’s ab­

w eichend von der bisherigen A nsicht r ich tig bestim m t. D ie R eihenfolge des Erscheinens w ar: D eutsches Kirchenam t, deutsche evangelische M esse, Ordnung und Berechung des deutschen A m ts. Nur sei zur V ervollständigung hinzugefügt, dass obwol die erste dieser Sch riften , so w ie sie je tz t uns v o rlieg t, m it dem „Amt auf das A d ven t“ beginnt, doch nicht dieses zu erst gedruckt ist. D as Buch zerfällt nämlich in zw ei T heile. D er je tz t zw eite T h eil führt den Sondertitel: „D as A m m acht von dem leiden ch risti“ und b ietet w eiter das Am t a u f das O sterfest und auf das P fingstfest. D er je tz t erste T h eil führt den auf das ganze W erk sich beziehenden T itel:

D eutzsch kirchenam pt etc. Aber erst nachträglich sind diese T heile in dieser, dem K irchenjahr sich anschliessenden Ordnung zusammengebunden worden. Zuerst erschien der je tz t zw eite T heil. Man erkennt dies darau s, dass in dem jetzt ersten T heil mehrmals auf solche S tü ck e, w elche der je tz t zw eite T heil en th ält, zurückverw iesen w ird , um sie nicht noch ein­

m al abdrucken zu müssen. In dem je tz t zw eiten T heil da­

gegen w ird w ol au f solches v erw iesen , dass sich an anderer S telle in demselben T heil findet, niem als aber auf etw as in dem je tz t ersten T heil Gedrucktes. A ls also Müntzer diese Ordnung für die F este zu geben beschloss, stand nicht A dvent, sondern die F a sten zeit bevor. So bearbeitete er zunächst die Passion, Ostern und P fin g sten , liess aber diesen T h eil gleich so drucken, dass er dem später nothw endig werdenden ersten T h eil einen auf das Ganze sich beziehenden T ite l geben konnte.

A us demselben Grunde w urde, damit nicht eine V erw irrung b ei dem Einbinden entstünde, der eine T h eil m it anderer S ig ­ natur versehen, als der andere. D araus ergib t sich als Z eit­

folge: Ostern 1523 führt Müntzer die deutsche Messe ein, A n fan g 1 5 2 4 w ird der zw eite T h eil des deutschen K irchen­

amts ged ru ck t, später der erste T h eil desselben, doch ohne dass man bestimmen könnte, ob vor oder während oder nach dem D ruck der beiden anderen fraglichen Schriften M üntzer’s,

B e s tm a n n , H. J. (P astor in Mölln), E n t w ic k lu n g s g e s c h ic h t e d e s R e ic h e s G o t t e s u n t e r d e m A lt e n u n d N e u e n B u n d e an der Hand einer A nalyse der Quellen. I. D as alte T estam ent. B erlin 1 8 9 6 , W iegan d t & Grieben (4 2 1 S. gr. 8). 8. 5 0 .

Dem Theologen, der von der R ea litä t einer in der h eiligen Schrift beurkundeten übernatürlichen Offenbarung festhält, ist es eine nicht gerin ge F reude, w enn er heutzutage unter grösseren w issenschaftlichen W erken über das A lte Testam ent auch einm al ein Buch in die Hand bekomm t, das die herrschende Mode nicht m itm acht, das vielm ehr auf der Grund­

la g e um fassender selbständiger Studien ein andersartiges B ild des E n tw ick elu n gsgan gs der alttestam entlichen Offenbarung zeichn et, als die w e it überw iegende M ehrzahl der K ritiker darbietet. F reilich h at, w er hier seine eigenen W eg e geht, nicht blos einen schw eren S tan d , w eil er w en ig positive V orarbeiten benutzen kann, sondern auch insofern, als er v iel w eiter ausholen und v iel gründlicher verfahren muss als die G egner, die eine lä n g st gesicherte, allgem ein bekannte P osition einnehmen. Bestm ann h a t sich v iel Mühe gegeben, nach allen Seiten hin seinen Mann zu stehen. Seine A ufgabe kennzeichnet er kurz d ah in , dass er gegenüber dem rein literarischen Charakter der modernen K ritik, die eben darum zu w e it aus­

einandergehenden R esultaten g e la n g e , die Sachkritik und das kom binatorische Verfahren (das nach inneren Merkmalen der h eilig en Schriften Gruppen und Reihen bilde) zur G eltung bringen müsse. W ie das zu verstehen, m acht er gleich im E in g a n g an einem B eisp iel P s. 68 klar. E r verw irft aus­

drücklich den sonst als solchen angesehenen „ersten sicheren P u n k t“ der D arstellu n g im Buche A m os, entnimmt vielm ehr aus den bei den Propheten Amos und H osea Vorgefundenen

(3)

565

V oraussetzungen das R e c h t, zuerst und vor diesen „in den L i e d e r n Israels das W erden der freien religiösen P ersön­

lich k eit“ zu verfolgen, dann „das th ä tig e L eben des E inzelnen und die sozialen V erhältnisse deB Volkes unter die B eleuch­

tu n g der ew igen Normen G ottes“ g e ste llt vorzuführen, um daraus, verglichen m it dem Inhalt der prophetischen Schriften, den Psalm en und der Spruch Weisheit „das logische und z e it­

lich e Prius vor der D arlegu n g der W eissa g u n g slitera tu r“ zu vindiziren. D ann erst w ird die leg istisch e L iteratur Israels als nothw endige Präm isse zu dem allen zu begreifen versucht, und über die G enauigkeit und V ollstän d igk eit der U eberliefe­

rung der G eschichte ein U rtheil v orgelegt.

Nur m it In teresse kann man von vornherein diesem Gang der E n tw ick elu n g folgen, da man aus der Spannung nicht so bald herauskom m t, ob es ein w irklicher W e g sei und zum Z iel führe. L eider w ird der L eser schliesslich doch enttäuscht, und das lie g t th eils an der Methode selber, theils an den R esultaten. W enn w eder der P entateuch (w ie in früheren Zeiten) noch die Propheten (w ie heute allgem ein) zum A us­

gangspunkt der D arstellung der alttestam entlichen Offenbarung genommen werden, sondern (ganz abweichend von allem bisher üblichen) die Psalm en, die bisher als W iederhall der in Gesetz und Propheten gegebenen objektiven Offenbarung auf dem Boden der freien Subjektivität g a lte n , so m usste das R echt hierzu in eingehender kritischer E rörterung und gründlicher A useinandersetzung m it der herrschenden M einung dargethan werden. N icht ein konstruktives V erfahren, w ie es Verf.

beliebt, sondern ein zig und allein ein Introduktions-Verfahren w ar hier am P la tze. So w ird man in den grundlegenden P artien des Buches den Eindruck nicht los: hier is t in einer oft an H eg el erinnernden W eise nach logischen und psycho­

logischen K ategorien gearbeitet, und die Offenbarungsgeschichte des A lten Testam ents in ein Schema ein gezw än gt: nicht aber is t der israelitischen G eschichte und dem exegetischen T hat- bestand im A lten T estam ent abgelauscht, w as hier vorgetragen w ird. D ie N achw eisung der sogen, parallelen Schichten in P salm en , Sprüchen und Propheten ist nicht ohne zahlreiche G e w a lt t a t e n und Machtsprüche durchgeführt. A ls B eispiel für Bestm ann’s Verfahren sei angeführt seine E intheilung der P salm en. E rster A bschnitt: „L ieder der ungebrochenen P ersön lich k eit“. Innerhalb desselben eine dreifache R eihe a. von solchen P salm en, die Erfahrungen des E inzelnen;

b. einer Gemeinde von Frommen und Gerechten, c. des ganzen V olkes aussprechen. P a ra llel damit g eh t eine andere E in ­ th eilu n g der Psalm en, nämlich in solche, die im W esen Gottes a. die B arm herzigkeit und G erechtigkeit in den Vordergrund stellen, b. andere wo in die ‘lon die Bestim m ung der W ahrheit und Treue aufgenommen ist, c. w ieder andere die auf dem Höhepunkt der nationalen Poesie G ottes Macht und H errlichkeit preisen, d. zu­

le tz t solche die (im E x il und nach dem E xil) einzelne W erke Gottes w ie Schöpfung und E rlösung des V olkes als Momente seiner H errlichkeit betonen. D ann h eisst es (S. 2 3 ): „W o beide Reihen von Merkmalen Vorkommen, w ird man immerhin mit einer gew issen W ahrscheinlichkeit das Z eitalter der Lieder bestimmen dürfen“. N ach diesem zw iefachen Kanon gehören in die ä lteste (davidische) Z eit: P s. 2 — 5. 7. 1 6 — 18. 2 7 . 35.

5 2 . 5 4 . 55. 6 0 : die B eziehung eines E i n z e l n e n auf ä u s s e r e F einde is t das diesen Liedern allen Gemeinsame. E s folgen P sa lm en , in denen dies Moment accessorisch, hingegen der durch die Innerlichkeit des Sängers gehende Z w iespalt von F le isc h und G eist w esentlich ist. „Es vollzieh t sich eine Scheidung zw ischen G eist und F leisch (iuveoji.a, aapJj s. S. 22), die dahin fü h rt, dass er (der V erf. des P s.) um die N eu­

schaffung seines Innenlebens (seines Geistes) durch die inner­

liche M achtw irkung G ottes, des G eistes G ottes, bitten muss (P s. 5 1 ) “. — Genug davon: die Methode des V erf.s erhellt hieraus zur Genüge. W ir greifen beliebig heraus und knüpfen an die Bem erkung Bestm ann’s zu P s. 51 an. W er sie auf­

s te llt, muss sich der T hatsache v ö llig verschliessen, dass Jerem ia der erste Prophet w ar, der von der Erkenntniss und Erfahrung jenes inneren Z w iespalts durchdrungen eben darum einen neuen Bund (3 1 , 31 ff.) w eissagt. W er das w ill, dem ists freilich ein L eichtes, auch P s. 6. 2 2 . 3 2 . 3 8 . 5 1 . 1 1 0 aus den oben genannten Gesichtspunkten heraus der ältesten Zeit

und D avid zuzuw eisen. D ieser G ew issheit des U rtheils in Bestim m ung des Z eitalters und V erfassers der genannten Psalm en gegenüber hebt sich m erkw ürdig genug die Zurückhaltung des V erf.s ab, der die betr. L ieder an einer bestimm ten S te lle im Leben D avid’s unterzubringen oder überhaupt jedem seinen be­

stimm ten P la tz in der G eschichte zuzuw eisen ablehnt. — D ie nachsalom onische Z eit (S. 5 2 ff.) soll die Z eit der B ildung der Gemeinde der Frommen sein. W ie schw er aber w ill es sich damit reim en, dass w ir von einer solchen Gemeinde selbst bei Jesaja und Jerem ia nichts wahrnehmen, diese w issen vielm ehr nur von persönlichen A nhängern (Freunden oder Jüngern).

Und die 7 0 0 0 (1 Kön. 19, 18), auf die Bestm ann sich beruft, bew eisen gerade, dass es keine G e m e in d e der Frommen gab:

sonst hätte E lia unfehlbar K enntniss von ihr haben müssen.

D ass E lia (S. 5 4 f.) sich als B ü rger der Gemeinde der From ­ men ebenso w en ig „w eit über jede kultisch sinnliche V er­

m ittelung erhoben“ gew u sst habe, dagegen spricht einfach das ganze A lte T estam en t, in welchem selbst ein D eutero- jesaja im R eich der Zukunft das Opfer nicht fallen lä s st (Jes. 6 6 , 2 0 . 21 ). A u f demselben F elde lie g t die Behauptung (S. 2 7 2 ) , dass im achten Jahrhundert „im mer deutlicher in den Zionsliedern der Zion als der Ort der lebendigen Selbst­

bezeugung G ottes an seinem Volke, als das vollendete G egen­

bild des S in a i“ hervortrete. „Zion selbst is t nichts anderes als der g e is tig e M ittelpunkt des V o lk es, gehalten durch das lebendige W ort der Propheten G ottes. D ass es nicht das irdische Zion sei, erkennt man aus den Sprüchen dieser Zeit, in denen die idealen Forderungen der Frommen sich auch den K önigen gegenüber geltend m achen“. A u f dem W eg e stren g h istorisch -k ritisch er E x eg ese lä sst sich das niem als begründen, und das R echt einer anderen h at Verf. darzulegen nicht unternommen.

Seine ganze W eise kann nicht befriedigen, nicht über­

zeugen. G ew iss h at er darin rech t, dass in der modernen alttestam entlichen K ritik im A llgem einen der literar-k ritisch e Gesichtspunkt zu ein seitig in den Vordergrund g e ste llt w ird, und die bisher schon dagegen erhobenen W arnungen sind noch nicht erfolgreich gew esen. Doch w äre es nicht w ohl- gethan zu übersehen, dass archäologische, nam entlich kultus­

g esch ich tlich e, historische Gründe überhaupt und vor allem b ib lisch -th eologisch e stets m i t in A nschlag gebracht worden sind. H ier lie g t w irklich nicht der grösste F ehler der n egativen K ritik , w ie Bestm ann uns glauben machen w ill.

D enn w as dabei herauskom mt, wenn neben dem literar- kritischen mehr das vom Verf. bevorzugte inhaltliche betont w ird, das sieh t m an, w enn man beispielsw eise beachtet, w ie die L iterar-K ritiker W ellhausen und Duhm den jesajanischen Ursprung von Jes. 2, 2 ff. 9, 6 ff. 11, 1 ff. noch unbeanstandet lassen, Hackmann und Cheyne dagegen , gerade w eil sie den Inhalt der S telle scharf ins A uge fassen, sie bis in die nach- exilische Z eit hinabrücken; w ie überhaupt gerade die F ra g e nach dem Inhalt der Schriftstellen, seitdem dieser bei mehreren N eueren ernstlichere B eachtung fand, zur zeitlichen H erab­

rückung so mancher von so radikalen K ritikern w ie ausser den Genannten noch R euss und Kuenen als echt behandelter A bschnitte geführt hat. D ie kritische H etzjagd muss erst ihren Höhepunkt erreicht h ab en , damit auch die konservative K ritik , die je tz t bei Seite ste h t, wieder zu Ehren komme.

A lso is t m it allgem einen Schlagw örtern w en ig geholfen, w enn nicht die E inzeluntersuchung ihnen zum R echt verhilft.

W enn die Machtsprüche der K ritik natürlicherw eise vom U ebel sind, so werden sie doch nimmermehr durch andere Machtsprüche aus der W e lt geschafft. W as soll daher die Behauptung (S. 38 Anm .): „D er Einfluss der sem itischen D ialek te aut' einander in der älteren Sprachperiode ist für uns terra in cogn ita“. Aber w enn w ir ihn demgemäss (w ie Bestm ann w ill) m it den Sprachgelehrten nicht leugnen dürfen, so sollen w ir ihn doch g ew iss ebenso w en ig einfach k onstatiren, w ie Bestm ann thut, um daran so schw erw iegende Folgerungen zu knüpfen, w ie d ie, dass das W ort “la für Sohn P s. 2, 10 nichts gegen den davidischen Ursprung des Psalm s bew eise, ganz abgesehen davon, dass doch auch 2 Kön. 18, 2 6 nicht umsonst in der B ibel steht. W er ferner J es. 1 3 , 1 — 1 4 , 2 3 und 2 4 — 27 schlankw eg dem Propheten Jesaja zuschreibt, muss

(4)

568

dafür triftig e Gründe haben und sie in extenso d a rleg en ; sonst setzt er sich ohne W eiteres ins U nrecht. Und die A uffassung von Jes. 5 3 , 1 f. (S. 2 6 9 ) is t , w ie sie dasteht, unhaltbar, mindestens ohne genaue B egründang nichts w erth.

Am allerw enigsten aber können w ir den oft w en ig edlen und unsachlichen Ton gu th eissen , der gegen die G egner ange­

schlagen w ird , wo deren A ufstellungen einer sorgfältigen, v o r u r te ilslo se n P rüfung w erth gew esen w ären. So wenn es h e is st, dass die Heim kehrlieder P s. 1 2 0 — 1 3 4 neuerdings in

„ziem lich gedankenloser W e is e “ als Stufen- oder W a llfa h rts­

lieder gedeutet würden (S. 1 6), dass niem als ein uraltes litera ­ risches D enkm al „leich tfertiger“ sei a n gezw eifelt worden als die E ch th eit der letzten W orte D avid’s von K autzsch (S. 18), wenn derselbe K autzsch m it dem „ bezeichnender W eise “ (S. 1 1 6 ) einen Hieb bekommt, wenn die „K ritik unserer T a g e “

„stum pfsinnig“ genannt w ird (S. 1 2 2 ) etc.

Aber trotz alledem soll die V erdienstlichkeit des W erkes nicht in Abrede g e ste llt werden, und einen bleibenden W erth werden w ir ihm in mancher H insicht zuzuerkennen haben.

M ancherlei gu te W inke begegnen uns im Einzelnen, so S. 2 6 5 o., wo der F ortsch ritt von Amos zu Micha und Jesaja und von diesen beiden zu Jerem ia angegeben w ird , S. 2 6 9 Anm. die Auffassung D euterojesajas. Sehr beachtensw erth is t , w as S. 2 7 5 ff. über die pentateuchischen G esetze g e sa g t w ird: nur verm isst man auch hier immer w ieder nothw endige E in zel­

ausführungen und B erücksichtigung von obschwebenden S treit­

fr a g e n , z. B . darf doch nicht, w ie es S. 2 7 8 geschieht, für die B egriffe der G erechtigkeit und H eilig k eit k urzw eg eine zu R echt bestehende einheitliche Auffassung angenommen w erden. S. 2 9 0 ff. werden „die israelitischen V olksgeBetze“

des P entateuchs einschliesslich des Deuteronomiums ins achte Jahrhundert, speziell in die Zeiten des zu Ende gehenden Nordreichs v erleg t. S. 3 0 8 g ib t sich eine sehr gesunde, nüchterne A uffassung der Pentateuchproblem e kund: „das E inzelne in der E ntw ickelung der Grundgedanken (des Ge­

setzes) w ird immer dunkel bleiben, man w ird es als gew iss ansehen dürfen, dass die Festordnung in ihren einzelnen B e­

stim m ungen in der W irk lich k eit nicht so bald zum V ollzüge gekommen ist, w ie dies von dem P a ssa h ausdrücklich gem eldet w ird, aber die Grundlinien, und das ist die Hauptsache, waren fest Umrissen, als das V olk in K anaan ein zog, auch w enn dieselben nur mündlich w eitergegeben und etw a erst bei der K onsolidirung des Tem pelkults zur Zeit Salomo’s schriftlich fixirt worden sin d “ ; ähnlich, w enn S. 3 3 5 die bleibende W ahrheit der E rgänzungshypothese, w elche die Zukunft habe, darin gefunden w ird, dass P . als ergänzender R edaktor des ersten

„ E lo h iste n “ bezw. des „ J e h o v iste n “ zu fassen sei. Für sehr treffend halten w ir auch, w as über die A rt der a lt­

testam entlichen G eschichtserzählung, besonders S. 3 1 8 über die W ich tig k eit einer Urkunde w ie 1 Kön. 1. 2 g e sa g t wird, dass letztere au f unm ittelbarer Kunde von A ugenzeugen beruhe, also aus dem zehnten Jahrhundert stam m e; ebenso den H inw eis au f die B edeutung der S telle 2 Sam. 2 0 , 18 f. („die Getreuen I s r a e ls“, als T räger der U eberlieferung), endlich nicht am w en ig sten , w as zum D eb o ra -L ied S. 3 3 2 ausgeführt wird.

Auch S. 3 8 3 zu der w ich tigen S telle Sach. 6, 9 — 1 5 w ird B e st­

mann gegen die herrschende Meinung darin R echt haben, dass er a. a. 0 . nur Josua gekrönt werden lä sst: nur muss er sich dann entschliessen, 3, 8 die Schlussw orte: n a s — "osn *o zu streichen. D ann w ird noch die Sch w ierigk eit in den Schluss­

w orten 6, 13 d m iü "pa bleiben, w as unbedingt eine T ex tv er­

besserung erfordert: vorbehaltlich eines anderw eitigen besseren V orschlags möchte ich s ta tt jener W orte osin öijisa zu lesen vorschlagen „und R ath des H eils w ird in jenen (kommenden) Jahren bestehen“.

Aus allem is t ersichtlich, dass w ir es m it einem überaus reichen Inhalt zu thun haben; der W issenschaft w äre aber mehr gedient gew esen, ja eine w esentliche Förderung ihr zu T h eil gew orden, w enn der V erf. seine neuen fruchtbaren Ideen nicht in ihrer Gesammtheit, sondern m it B eschränkung, und dabei ausführlich und m it allseitig er B egründung d a rg eleg t h ätte. Gleich in den T ite l h at sich ein F ehler ein gesch lich en ; denn w enn da „R eich G ottes“ im M ittelpunkt steht, so finden sich im ganzen Buch zu d em , w as das A lte T estam ent

hierunter v ersteh t, nur w enige kurze Bem erkungen. D a s K önigthum J ah w e’s w ird nur flüchtig berührt, so S. 3 3 8 . 3 4 6 . 4 0 6 f. D ie S. 3 3 8 hingew orfene B em erkung: D eut. 3, 5 sei das Königthum Jahw e’s gem eint, ist, so w ie sie hier begründet w ird, sehr anfechtbar. Denn offenbar is t der vorliegende T ex t verderbt, und nur durch Konjektur zu helfen: V. 4 a is t w ol suä», das erst aus dem folgenden rrahin h ervorgegangen zu sein scheint, zu streichen, sodass dann deutlich in V . 4 . 5 der K önig Jahw e Subjekt ist.

D och gen u g der Einzelbem erkungen. W ie gerne w ir an­

erkennen , dass Verf. v iel aus den neuesten theologischen A rbeiten g elernt h a t, so müssen w ir m it um so grösserem Bedauern unser U rtheil dahin zusam m enfassen, dass er sich nicht so w eit in den G eist des A lten Testam ents eingelebt hat, um zum richtigen vollen V erständniss der h eiligen Schriften A lten Testam ents A nleitung geben zu können. W ir erw ähnen zum Sch lu ss, dass die zahlreichen Z itate in hebräischer Sprache m it l a t e i n i s c h e n L ettern w iedergegeben werden, w as ungemein störend w irk t; dass ein Sachregister verm isst w ird, und zu den am Schluss aufgeführten D ruckfehlern u. a.

noch xaTYjpxioa) s ta tt yax. (S. 27 Anm.) nachzutragen ist.

K e m n i t z (Ostprignitz). J. Böhmer.

H a n d b u c h d e r E v a n g e li s c h e n D o g m a tik fü r S t u d ir e n d e d e r T h e o lo g ie . Gütersloh 1 8 9 5 , C. B ertelsm ann (X II, 2 4 6 S. 8). 3 Mk.

B isher wurde das Bedürfniss unserer studentischen Jugend nach einem dogm atischen Handbuch durch H ase’s „Hutterus redivivus “ (1 2 . Aufl. 1 8 8 3 ) und durch L uthardt’s „Kompen­

dium der D ogm atik “ (9. Aufl. 1 8 9 3 ) m it erprobtem E rfolg be­

fried igt. Nun aber is t kürzlich noch ein drittes „Handbuch der D ogm atik für Studirende der T h eologie“ auf den Bücher­

m arkt g ela n g t, w elches m it grösser P reisw ü rd igk eit die Vor­

zü ge übersichtlicher und kerniger K ürze zu vereinigen scheint.

D er H erausgeber dieses neuen Kompendiums, dessen Inhalt der V ilm ar’schen D ogm atik entnommen ist, führt dasselbe bei seinen jugendlichen L esern m it der Bem erkung ein, „dass die gläu b ige T heologie nach schmerzlichen Erfahrungen nnd manchen Um­

w egen zu V ilm ar w erde zurückkehren m üssen“ (VI). U nter­

suchen w ir, in w iew eit w ir diese Behauptung gelten lassen können und dürfen. R eferent, ein Schüler Grau’s , w elcher bekanntlich zu Vilmar in engster B eziehung stan d , hat, w ie allen Schriften des grossen L iterarhistorikers und K irchen­

m annes, so auch dieser posthumen D ogm atik sein Interesse entgegengebracht. D erselbe w ill auch nicht leu gn en , dass er diesem „Handbuch der D o g m a tik “ mannichfache A nregung verdankt. A llein , für den Studenten der T heologie is t dasselbe durchaus unzw eckm ässig. W ol würde jeder stud. theol. aus dem schönen A bschnitt „de p eccato“ (S. 7 7 ff.) m it grossem N utzen lernen können, w ie furchtbar ernst man es nehmen müsse mit der Sünde, w elche keine U nw issenheit oder Be- thörung, sondern eine e^Opoc ei? #eov is t , ein „reatus, quo omnes nascentes propter A dae lapsum rei sunt D ei irae e t mortis aeternae“. Ferner würden ihm der schöne E xkurs über reale und form ale F reih eit (vgl. S. 75 u. 3 8 ), sow ie die schönen Andeutungen über die So (ja des ^piaxo? evaapxoc, w elche bei der V erk läru n g, bei der A uferw eckung des L azarus und im hohenpriesterlichen Gebet hervorleuchtet (vgl. S. 1 0 5 . 1 1 0 — 1 1 2 ) gleich falls dienlich sein können. E ndlich aber w ürde g ew iss jeder studiosus reichen Gewinn haben, wenn er durch die zahlreichen Z itate aus der „A ugustana“ (zum T h eil freilich, w ie z. B. A rt. X , aus der „V ariata“) veranlasst w ü rd e, die betreffenden Stellen in seinem „M üller“ nachzuschlagen, um dieselben seinem G edächtniss einzuprägen. A llein die eben hervorgehobenen V orzüge heben die bedeutenden pädagogischen M ängel des Buches nicht auf. D asselbe is t doch fa st durch­

w e g eine T endenzschrift. E s g ilt dem H erausgeber, P rof.

Israel in H anau, doch vor allem V ilm ar’s Lehre von der K irch e an den Mann zu b ringen, w ofür ihm der noch unerfahrene Student als das g eeig n etste M issionsobjekt vorschw ebt. E r m öchte „der gegen w ärtigen Generation der Studirenden eine B rücke zum Studium der (grösseren) Vilm ar’schen D ogm atik “ b ieten , und erinnert daran, „dass nach der apostolischen D arstellu n g die Lehre, deren Inhaber das geistlich e A m t ist,

(5)

570

d ie M essschnur für alle und jede Uebung des Christentkums, für das Innew erden der W irk u n g des heiligen G eistes, also zu letzt die unerlässliche Vorbedingung für die S elig k eit i s t “ (V II). D iese W orte enthalten das Program m des ganzen W erks, w elch es, w ie in der L ehre von der Schrift, so insbesondere in der Lehre von der K irche einer fa st katholischen Auffassung vom geistlich en A m t hu ld igt (vgl, S. 15. 19. 197 ff. besonders 2 2 2 ff.). A ls Quellen der D ogm atik werden uns die scriptura sa cra und die in den altkirchlichen ökumenischen Symbolen und der A ugustana (die sehr hinten an gesetzte Form .-C onc.

w ird von Vilm ar nicht zu diesen „Sym bolen“ gerechnet!) ent­

haltene „analogia fidei“ genannt. Doch sind „die Symbole so w en ig w ie die Schrift R ichter des G laubens; R ichter ist der Lehrstand, w elcher sich in den lebendigen B esitz des Schrift­

inhalts und der Erfahrungen der Kirche g e se tz t h at und die G egenw art des h eiligen G eistes bekennt“ (S. 19). Von diesem Standpunkt aus w ird dann „die biblische D o g m a tik , w elche von den Erfahrungen der K irche absehen und das E rgebniss der subjektiven Erfahrungen des D ogm atikers darstellen w ill (Hofmann’s S ch riftb ew eis; B eck’s L ehrw issenschaft)“ als „ver­

w erflich“ bezeichnet. W ir w üssten in der T h at nicht, w ann v. Hofmann jem als ,,von den Erfahrungen der Kirche abge­

sehen h ä t t e “ ? W ennschon er die Inspiration literargesch ich t- licli fasste und dem D ogm a gegenüber vielfach die reprodu- zirende Methode anw andte, so w ar er dennoch bis zu seinem letzten A them zuge der treueste Sohn seiner lutherischen Kirche.

U ebrigens hätte eine eingehendere B esch äftigu n g Vilm ar’s mit v. Hofmann jenen davor bew ahrt, einem so wunderlichen Schriftbew eis das W ort zu reden, w ie dies z. B . auf S. 1 0 4 der F a ll ist, wo das „to ia “ (Joh. 1, 11) von der m enschlichen N atur Christi gelten soll. Durch seine C harakteristik v. H of­

mann’s und B eck’s dürfte er übrigens den studentischen Lesern des „Handbuchs“ das schon ohnehin sehr m angelhafte Studium dieser grossen Theologen unserer Kirche noch mehr verleidet haben. W enn nun Vilm ar selbst w en igsten s immer bei der

„analogia fidei“ bleiben w ollte! Er lä sst nämlich dieselbe in B ezug auf die Lehre von der Kirche und von den letzten D ingen unangew endet, da diese L ehrstücke als „prophetische“

bezeichnet und dem „/otpiofia npocpY]TEias“ zugew iesen werden (v g l. S. 19. 1 5 8 . 2 2 3 ). D abei w ird der Ordination ein sakra­

m entaler Charakter zugesprochen (S. 1 7 9 ) und das Am t über die K irche g esetzt (S. 199 ff.). E s befinden sich diese A us­

führungen, w elche das A m t als Subjekt, die Gemeinde nur als „empfangenden T h e il“ bezeichnen, im schneidendsten G egen­

satz zur Auffassung L uther’s und seiner 1 5 2 3 erschienenen S chrift „dass eine christliche Versammlung oder Gemeine das R echt und Macht habe, alle Lehrer zu urtheilen und Lehrer zu berufen, ein- und abzusetzen: Grund und Ursach aus der S ch rift“. A llein auch in den nicht „prophetischen Lehr­

stü ck en “ könnten w ir dem v. Hofmann’s Vorgehen so „ver­

w erflich “ findenden hessischen Kirchenmann manche Häresie nachw eisen. S o, w enn die lutherische Lehre vom Traduzia- nismus als leich t zum „D eterm inism us“ führend g etad elt (S. 76) und bei der Lehre der Form .-C onc. bemerkt w ird, dass dieselbe zum B eispiel in der Auffassung von der communicatio idiomatum zum „M onophysitism us“ und „ z u philosophischen H ypothesen“ führen könne (S. 1 21). Ferner is t es als katho- lisirend zu bezeichnen, wenn es h eisst, dass w ir „durch das V aterunser in B eziehung zur E n g elw elt g esetzt, sie G egen­

stand unseres Gebets sin d , in der dritten und siebenten B itt e “ (S. 63), so w ie, w enn auf S. 19 8 behauptet w ird: „das su x a_

ptaxelv is t so bestim m t m it dem Brechen des B rotes verbunden, dass w ir Bedenken tragen m üssen, dieses Brechen als ein äöiacpopov zu erklären“ . Mit all diesen D in gen is t dem Studenten der T heologie w en ig oder gar nicht gedient. D a­

g eg en w äre es zw eckm ässig gew esen, w enn sich der Heraus­

geber m it den bedeutendsten Theologen unserer Z eit (Frank, R itsch l und seinen hauptsächlichen Schülern) auseinandergesetzt hätte. Aber über all diese D in ge erfahren w ir in diesem

„H andbuch“ nichts und auch die philosophischen System e werden ebenso oberflächlich zurückgew iesen w ie die W erke v. Hofmann’s und B eck’s. W as die Ordnung des Stoffes be­

trifft, so w ird die L ehre von der Schrift in der E inleitung abgehandelt und der ganze A bschnitt von den „operationes

g r a tia e “ der Soteriologie eingegliedert. Zudem fehlt das Dogm a von der „B egründung der G ottesgem einschaft im ew igen L iebesw illen G ottes“ v ö llig und w ird sta tt dessen nur „von dem R athschluss der E rlösung“ (S. 92 ff.) gehandelt. D a ­ gegen w ird nun aber zu erinnern sein , dass dieser ew ige L iebesw ille G ottes, w elcher sich zu verw irklichen begann in

der Schöpfung des Menschen und der W e lt, doch erst* durch die Sünde der Protoplasten zum E rlösungsw illen geworden ist.

Manche L ehrstü ck e, w ie z. B. dasjenige von der subjektiven H eilsaneignung, werden im V ergleich zu der 60 Seiten um­

fassenden „L ehre von der K ir c h e “ oft ga r zu aphoristisch behandelt und diese ganze Lehre als „W iedergeburt“ gefasst, w elche nach Vilm ar „das gesam m te Handeln des heiligen G eistes m it dem Menschen“ (S. 1 38) einschliesst.

W ir sind durch unsere Untersuchung zu dem R esultat g e ­ la n g t, dass durch die Herausgabe dieses „Handbuchs der D o g ­ m atik“ w eder dem Andenken V ilm ar’s, der sich durch seine L iteraturgeschichte ein unvergängliches Denkm al g esetzt hat, noch auch dem Bedürfniss „der gegenw ärtigen Generation der Studirenden“ ein D ien st erw iesen worden ist. H at doch in der G egenw art nicht die F ra g e von den „ P otestäten “ des geistlichen A m ts (S . 199 u. a. a. 0 . ) , sondern vielm ehr die F rage von d e m , der das Amt als D iener der Kirche ein gesetzt h at und der sich als der w ahrhaftig Auferstandene und gen Himmel gefahrene fort und fort an uns bethätigt, als die erste, vornehmste und brennendste zu gelten.

L e i p z i g . ___________ C. W. v. Eügelgen.

Fachtmann, Regierungsrath a. D ., Bausteine. Nachweis der Ueber- einstimmung zwischen Natur- und Gotteserkenntniss. Hamburg 1896, Agentur des Rauhen Hauses (110 S. 12). 1 Mk.

Die beiden Gegner der positiv-christlichen Weltansicht, gegenüber welchen der Yerf. seinen Nachweis der Uebereinstimmung zwischen Naturerbenntniss und Gotteserkenntniss zu führen unternimmt, sind der irreligiöse Humanismus und der materialistische Atheismus. Haupt­

repräsentant der ersteren Richtung ist ihm der Münchener Dichter und Kunstforscher G raf v. Schack. Unter den Trägern der zweiten ist es etwa Ludw. Büchner, sammt noch einigen K raft- und Stoff-Philosophen ähnlicher A rt, m it welchen er sich zumeist polemisch auseinandersetzt.

Er bethätigt zwar darin, dass er gerade die genannten Beiden heraus­

hebt, sowie auch sonst noch in mehrfacher Hinsicht (z. B. was sein öfteres beifälliges Bezugnehmen auf Oersted, H . Drummond und Nath.

Böhner betrifft) einen Eklektizismus, dem das Lob strenger Wissen­

schaftlichkeit schwerlich ertheilt werden kann. Immerhin begegnet er den bestrittenen Gegnern m it mancher treffenden Bemerkung, theilt manche hübsche Lesefrucht aus älteren und neueren Schriften mit, und gewährt somit dem auf gleichem Felde m it Arbeitenden manche dankenswerthe Anregung, die über das Flüchtige und hier und da Un­

zulängliche seiner Ausführungen leichter hinwegsehen lässt. +.

Stage, Curt (p . zu st. Petri in Ham burg), Geist und Leben. Ein Jahrgang Predigten über die altkirchlichen Episteln. Unter M itwirkung nam­

hafter Prediger herausgegeben. Braunschweig 1895, Schwetschke

& Sohn (X I I , 640 S. gr. 8). 9 Mk.

Im Yorw ort heisst es, die Zusammenstellung dieses Epistelbandes sei nach denselben Gesichtspunkten erfolgt, wie die des Evangelienwerkes

„W ah rh eit und Friede“ . Letztgenanntes W erk war von der Yerlags- handlung namentlich empfohlen, weil es der jungen Generation der mit der modernen Theologie neue W ege gehenden Prediger helfen könne, die Umsetzung der wissenschaftlichen Resultate in die praktische Am ts­

wirksamkeit zu vollziehen. Daneben wird im Vorwort von „G eist und Leben“ nochmals betont, dass nicht ein bestimmter dogmatischer Stand­

punkt die M itarbeiter zusammengeführt hat, und dass jeder Verf. nur für seine eigenen Beiträge die Verantwortung übernimmt. Es ist ein stolzer T ite l: „G eist und Leben“ . Für den Lebensbegriff war es uns merkwürdig, in der dritten Epiphaniensonntagspredigt zu hören: „D er Hass ist doch wenigstens Leben“ . Der Geist zeigt sich in den Schluss­

worten der Pfingstpredigt, wo die freundliche, liebe- und achtungsvolle Duldsamkeit empfohlen wird, auch gegenüber der Mannichfaltigkeit von Vorstellungsformen, die m it den verschiedenartigen geistigen Einflüssen unserer Tage unvermeidlich Zusammenhängen. Das ist dann doch der

Herren eigener Geist! R. Bendixen.

Neueste theologische Literatur.

B iographien. Hodgkin, T ., George F ox. Boston, Houghton, M ifflin & Co. (12). $1. — Morris, Father John, T h e life and letters of, 1826— 1893. B y Father J. H . Pollen. (Q uarterly Series.) Portraits.

Burns and Oates (X I , 294 p. er. 8). 6 s. — Pressense, Francis de,

Cytaty

Powiązane dokumenty

zur Seite stellen. Durch beide W erke wird die Geschichte der Brüder vom gemeinsamen Leben ihre Bedeutung in der Kirchen- nnd Kulturgeschichte in sehr bedeutsamer

Dass Jesus aber dieselben W orte und Sprüche auf seinen W anderungen unter Israel als rechter Volkslehrer sehr oft wiederholt haben muss, dabei auch mannigfacher

Marschall, Gerhard, Die „Gottlosen“ des ersten Psalm

fragen, mit dem Verf. einig weiss, scheint ihm doch Herzog Georg hin und wieder zu günstig beurtheilt zu sein. So w ird wiederholt darauf hingewiesen, dass

Sie sind schon früh zu einer Sammlung vereinigt, uns aber nur in zwei Vatikanischen Handschriften (V. a.) des elften Jahrhunderts erhalten; von diesen beiden

Jeder Freund alter deutscher Art wird diesen würdig und schön ausgestatteten Neudruck der Comedia des alten Schlu mit Interesse lesen; ist sie doch das einzige

Doch kehren wir in den Zusammenhang der genealogischen Untersuchung zurück, so ergibt sie nach der Meinung des V erf.s, worauf ihm alles ankommt, dass in der

Wernle setzt sich aber ziemlich leicht über alle Gegenargumente hinweg und stellt meistens so dar, als ob kaum eine andere Ansicht als die seine möglich sei,