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Theologisches Literaturblatt, 6. November 1896, Nr 45.

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Academic year: 2021

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Theologisches Literaturblatt.

Unter Mitwirkung

z a h l r e i c h e r V e r t r e t e r k i r c h l i c h e r W i s s e n s c h a f t u n d P r a x i s

herausgegeben

▼on

Prof. D. Chr. E. Luthardt.

E rscheint jeden F reita g . E xpedition: K önigsstrasse 13.

Abonnementspreis vierteljährlich 2 J i. 5 0 Insertionsgebühr pr. gesp. P etitzeile 3 0 /&.

Z u r alttestam entlichen T h eologie.

Besch, A lfre d , Ausserkanonische P a ra lleltex te zu den E van gelien.

K u n ze, Joannes, D e historiae g n osticism i fo n ti- bua n ovae quaestioneB oriticae.

Gesenius, W ilh ., H ebr. Grammatik.

F rltschel, G eorg J., Geschichte der Lutherisch en K irc h e in A m erika,

v . K oetsveld , C. E., Skizzen aus dem Pfarrh ause in Mastland.

M eier, D. Dr. E rnst Julius, P r e d ig t beim G o ttes­

dienst zu r E röffn u n g der sechsten evang.- luth. Landessynode des K ö n ig r. Sachsen.

T e ie h e r t, A d o lf, F ü r I s r a e l!

Neueste theologische L iteratu r.

Z eitsch riften .

U niversitätsschriften . — SchulpTogramme.

A ntiqu arisch e K atalog e.

V erschiedenes.

E ingesandte L iteratu r.

Zur alttestamentlichen Theologie.

D ie historisch-kritische U ntersuchung des A lten T estam ents h a t tiefgreifenden Einfluss auch auf die alttestam entliche Theo­

lo g ie gehabt. W ährend man früher aus der christlichen D og­

m atik entnommene Schem ata m it alttestam entlichem Stoff aus­

fü llte , sucht man je tz t die einzelnen religiösen A nschauungen aus ihrer Z eit geschichtlich zu begreifen; und das is t g ew iss ein b erechtigtes Streben. Besonders deutlich z e ig t sich der Einfluss der neuen B etrachtungsw eise bei dem w ichtigen K apitel vom israelitischen G ottesglauben. H ier hat das gleiche Streben, ein dem w irklichen Gange der E reign isse entsprechendes B ild zu gew innen, zw ei ganz verschiedene A rten von D arstellungen hervorgebracht. D ie eine Gruppe von Forschern lä sst den G ottesglauben bei Israel m it natürlichen V orstellungen w ie bei allen anderen V ölkern der Erde beginnen und Bich unter dem Einflüsse besonders b eanlagter Personen und besonderer V erhältnisse zu seiner ein zigartigen Höhe entw ickeln; die andere Gruppe nimmt a n , dass die E ntw ickelung zw ar in vielen Beziehungen eine echt m enschliche gew esen, aber durch transzendentale Im pulse, durch g öttlich e Offenbarungsthaten, zum al am A n fän ge, stark beeinflusst worden sei. D ieser Unterschied beruht theilw eise auf der V erschiedenheit der V oraussetzungen, des Standpunktes, von dem man ausgeht, und w ird daher nie ganz verschw inden; er w ird aber w en ig­

stens für viele von seiner Schärfe verlieren, wenn man beider­

se itig den festen W illen m itbringt, die Quellen selbst reden z u lassen. D iesen W illen h at L ic. Dr. E r n s t S e l l i n (P r iv a t­

dozent der Theologie in E rlangen) unleugbar zur B earbeitung seiner „ B e i t r ä g e z u r I s r a e l i t i s c h e n u n d J ü d i s c h e n R e ­ l i g i o n s g e s c h i c h t e . H eft I: Jahves V erhältnis zum isra e­

litischen Volk und Individuum nach altisraelitisch er V orstellu n g“

(L eipzig 1 8 9 6 , A . D eichert [Georg Böhme] [VIII, 2 4 0 S.

gr. 8]. 4 Mk.) m itgebracht. Auch h at er ganz rich tig er­

kannt, dass, w enn er, der Offenbarungsgläubige, auf anders Denkende Eindruck machen w olle, eine gemeinsame Grundlage für die U ntersuchung vorhanden sein müsse, und er h at daher die „R esu ltate“ der K uenen-W ellhausen’schen L iterarkritik als A usgangspunkt genomm en, obwol er persönlich nicht w en ige von ihnen nicht für sicher oder auch nur w ahrschein­

lich hält.

E r erörtert zu erst, S. 1 4 — 1 3 8 , Jahves V erhältniss zu dem V olke Israel nach altisraelitischer V orstellung (altisrae­

litisch nennt er die Zeit vor den Schriftpropheten). Schon das alte Israel habe sein V erhältniss zu Jahve als durch eine A nfangsthat Jahves g esetztes, sittlich bedingtes und daher auf Z eit, allerdings nur auf Z eit lösbares angesehen. D arin stimmen die Anschauungen des altisraelitischen V olkes über­

ein; auch bestehe in B ezu g hierauf kein qualitativer U nter­

schied zw ischen der alten und der Schrift-Prophetie. D ies R esu ltat des V erf.s h alte auch ich für rich tig; doch findet er E rw ähnung „sittlich er B ed in g th eit“ an gar manchen Stellen, an denen von solcher nicht die Rede ist. V eranlasst is t dieser Fehler in der B ew eisführung w ol zum eist durch die

z. B. auf S. 16 ff. zu w eit gehende T heilung in U nterabschnitte, die m öglichst gleichen Inhalt haben sollten. F ür die sittlich e B ed in g th eit des V erhältnisses zw ischen Jahve und Israel kommt aus alter Z eit (ausser 2 Sam. 12) auch die vom Verf.

hier nicht erw ähnte U n sittlich k eit des B aalsdienstes in B e­

tracht. G egen das B estreben überall E ntw ickelungsreihen h er­

zustellen w ird S. 3 4 f. treffend bemerkt, dass Ahab nicht g e ­ w a g t h a t, E lia und Micha ben Jim la als Neuerer zu be­

zeichnen; und auch gegen Amos, Hosea, Jesaja w ird dieser V orw urf w eder seitens des Volkes noch seitens der P riester erhoben (S. 4 4 . 4 9 ). D afür, dass das V erhältniss Jahves zu Israel auf göttlich er Gnade beruht, zeugen für die a ltisra eli­

tische Z eit nam entlich die E rzählungen über die P atriarchen.

D ie freie E rw ählungsthat G ottes, durch die er Israel zu seinem V olke m achte (A usführung aus A egypten, Offenbarung am Sinai), is t gegen den V erdacht Erfindung zu sein g u t g e ­ sch ü tzt : die B ildung der L egende m üsste erklärt werden können; übrigens zeig t L egendenbildung sonst andere Merk­

male (S. 6 8 — 7 0 ). D ass der B estand des V erhältnisses an B edingungen geknüpft w ar, z e ig t Amos 2, 4 („w eil sie die A nw eisung Jahves verw orfen und seine Satzungen nicht g e ­ halten haben“) , z e ig t der D ek a lo g , z e ig t Saul’s V erhalten 1 Sam. 14, 3 8 .

D ie G egengründe, durch w elche erw iesen werden soll, dass das V erhältniss im alten Israel als ein natürlich gegebenes und daher unauflösliches, sow ie als ein noch nicht sittlich bedingtes aufgefasst worden se i, werden S. 76 — 11 2 w ider­

le g t. Mit R echt wird gerü g t, dass man vielfach unbesehens die Stim m ung breiter V olksschichten zur Zeit der Schrift­

propheten als richtigen Ausdruck altisraelitischen Glaubens nimmt und gar nich t einmal ernstlich die F ra g e erörtert, ob jene sich nicht als eine M issbildung und V erzerrung dieses darstellt; ganz ähnlich hat Ed. K önig in Rostock oft betont, man m üsse sorg fä ltig zw ischen Volksm einungen und der w irk ­ lich legitim en R eligion (die gar nicht t a t s ä c h lic h die herr­

schende zu sein braucht) unterscheiden. D ass Jahve um seiner Ehre w illen für sein V olk ein tritt (auch w enn dies solches E intreten nicht verdient hat), ist ein Gedanke, der sich auch bei den Schriftpropheten, insbesondere bei E zechiel und im zw eiten T h eil des Jesajabuches findet. Besonders eingehende W id erlegu n g erfährt die Behauptung, Jahve habe dem alten Israel nur als einer unter vielen Göttern, als ein V olksgott gegolten und daher habe A ltisrael schlechterdings nicht auf den Gedanken kommen können, es w äre von Jahve aus der Zahl aller Völker heraus in freier Gnade erw ählt (S. 8 5 — 1 04).

A llerdings existirten nach altisraelitischer V orstellung die G ötter der N achbarvölker und besassen sie in ihren Ländern eine M achtbefugniss; allerdings h ielt man im allgem einen eine kul­

tische (beachte das E igenschaftsw ort!) Verehrung Jahves ausser­

halb Kanaans für unm öglich, — aber man w ar auch überzeugt, dass Jahve eine w esentliche Superiorität besass, ja eigentlich R ichter aller V ölker sei (Exod. 15, 11 ff.; Amos 1. 2. 9, 7).

A llerdings besass A ltisrael den B egriff eines Universums noch

nicht; aber es h ielt Jah ve schon für den Herrn Himmels und

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der Erde, und K anaan h eisst Haus Jahves nur in dem Sinne, dass er sich hier zw ecks seiner Offenbarung niedergelassen hat.

D urch diese Bezeichnung w ird ein W irken Jahves ausserhalb K anaans ebensow enig ausgeschlossen w ie durch die gleiche B ezeichnung des Tem pels sein W irken ausserhalb Jerusalem s.

Israel w u sste ste ts: es h at eine Periode gegeben, in der es seinen G ott schon hatte, sein Land aber noch nicht. G egen die B eh au p tu n g, dass das V erhältniss Jahves zu Israel in alter Zeit als nur durch W illk ü r bestim m t gegolten habe, erinnert S ellin daran (S. 106), dass nach allgem ein a ltte sta ­ m entlicher A uffassung, älterer w ie schriftprophetischer, alles Geschehende, m ag es g u t oder böse, heilvoll oder unheilvoll sein, nur ein M ittel in der Hand Jahves sei. „W enn dadurch der sittlich e Charakter Jahves ausgeschlossen würde, so hätte er ihn also überhaupt nie in Israel besessen“. D araus, dass die alten Quellen mehrfach keinen Grund angeben, fo lg t durch­

aus nicht, das Volk habe sich bei jenen E reignissen Jahve als w illkürlich zürnenden ged ach t; gerade den alten Quellen kommt es w en ig oder gar nich t darauf an, zu m otiviren.

D ie Anschauungen der Schriftpropheten und ihrer Z eit sind m ateriell oder „q u alitativ“ nicht verschieden; nur ein quanti­

ta tiv er U nterschied ist vorhanden: man denkt mehr nach über die ß ä th se l der göttlich en L eitung (S. 1 1 3 — 1 35).

D er zw eite H auptabschnitt, S. 1 3 9 — 2 2 4 , bespricht Jahves V erhältniss zu dem israelitisch en Individuum nach a ltisra eli­

tischer A nschauung. D ie drei U nterfragen lauten: D achte man sich überhaupt Jah ve in einem direkten V erhältniss zu israelitisch en Individuen und zu w elchen? von w elcher A rt und welchem Charakter w ar dies V erhältniss? w elches w aren die Norm en, nach denen es sich bestim m te? Irrig ist die je t z t w eit verbreitete A nsicht: dem alten Isra el habe nur das Volk als Objekt der göttlich en Gedanken g eg o lten , erst bei Jerem ia komme auch das Individuum in B etracht. D ass die Individuen von vornherein für Jahve nicht g le ic h g iltig g e ­ w esen sind, ergib t sich aus den m it E l, Ba‘ al, Melekh, Jahve zusam m engesetzten E igennam en, aus den Einzelopfern und E in zelgebeten; Jahve seg n et E inzelne und stra ft E inzelne.

A llerdings aber h at die Zertrümmerung des Volksbestandes darauf h ingew irkt, dass man das V erhältniss Jah ve’s zu den E inzelnen schärfer ins A uge fasste. Auch in diesem T heile seines B uches gib t der Verf. zuerst die positive D arstellu n g und bespricht dann diejenigen Stellen, aus w elchen vielfach geschlossen wird, dass nach altisraelitisch er A nschauung das Verhalten Jahves gegenüber dem Individuum auf W illkür be­

ruht habe und die Forderungen Jahves an Israel nicht als sittlich zu charakterisiren seien. E rgänzend sch liesst sich daran der E rw eis, dass das religiöse M otiv in A ltisrael s itt­

liches Handeln hervorgebracht hat.

In dem letzten T h eil seines Buches behandelt Sellin be­

sonders die F ra g e, w ie die ein zig a rtig e religiöse E ntw ickelung Israels zu begreifen sei (S. 2 2 7 — 2 3 6 ). W enn Jahve w irklich, w ie man vielfach behauptet, eigentlich nur der V olksgott Israels, ein Gott des K rieges und der Macht w ar, w ie is t es dann zu erklären, dass gerade immer in den Zeiten des tiefsten nationalen Elends der Jahveglaube am energischsten sich er­

hob, dass immer gerade auf den Trümmern der N ation der R u f erscholl: „Jahve ist der H e r r !“ ? W enn Jahve w irklich den Göttern der Nachbarvölker q ualitativ g leich a rtig gedacht is t, w ie erklärt es sich dann, dass die altisraelitisch e R eligion nicht von der kananäischen aufgesogen w urde? Auch das den Israeliten angeblich angeborene Prinzip der E x k lu siv itä t gib t keinen befriedigenden Grund; denn die Israeliten w aren nicht zur E x k lu siv itä t beanlagt, sondern sind erst durch die R eligion exklusiv gem acht worden. Som it is t der Grund nur in der Q ualität der R eligion sstiftu n g selbst zu su ch en : der R eligion s­

stifter muss von der P ersönlichkeit seines G ottes einen un­

m ittelbaren und ein zigartigen Eindruck empfangen haben.

D a ss seit Mose der israelitischen R eligion ein Zug auf das E th isch e innew ohnt, w ird fa st allgem ein zugegeben. D as kann nich t aus spezifisch sittlichem Charakter des Volkes er­

k lä r t w erd en ; denn solchen Charakter h a t das V olk nicht g e ­ habt. So muss angenommen w erden, dass der sittlich e Cha­

rakter Jahves sich schon Mose gegenüber in konkreten F orderungen objektiven Ausdruck verschafft hat.

D ies der G edankengang des inhaltreichen Buches. N och sei erw ähnt, dass eine erhebliche A nzahl w ich tig er B ib elstellen eingehend erläutert ist. — E in ige E inzelheiten: S. 23 Dipaa

“im 1 Kön. 2 1 , 19 bedeutet nicht: „an der S tä tte , w o “, sondern w ie Hos. 2, 1: „dafür d ass“ ; dann is t die W eissagu n g in A nw endung des jus talionis nicht spezieller, als man er­

w a rtet, und stim m t die E rfüllung genau m it ihr überein.

1 Kön. 19, 12 w ird zw ar gew öhnlich so gedeutet, dass Gottes W esen sich in dem sanften Säuseln kundthue, aber meiner U eberzeugung nach m it Unrecht, w eil in W iderspruch m it V. 17 : ,,W er dem Schw ert H asael’s entrinnt, den w ird Jehu tödten, und w er dem Schw erte Jehus entrinnt, den w ird E lisa töd ten “. D ie G otteserscheinung w ill den E lia ermuntern aus­

zuharren: Nach dem Kämpfen, nach dem S treiten folgen die E rquickungszeiten. S. 29 s a g t der V erf., w enn man nicht anerkenne, dass 1 Sam. 8, 5 von Hos. 13, 1 0 als bekannt vorau sgesetzt werde, gebe es für ihn ,,überhaupt keine lite r a ­ rischen A bhängigkeitserw eise mehr“ . Selbst w enn Hosea das

1 Sam. 8 E rzählte als bekannt voraussetzt, w äre l i t e r a r i s c h e A bhängigkeit noch nicht erw iesen. S. 31 w ird aus 1 Sam. 9, 9 geschlossen, dass „eine spezifisch neue A rt göttlich er Offen­

barung m it Sam uel in die G eschichte Israels h in eingetreten“

sei, dass damals „ sta tt der ro’im n ’bi’im aufgekommen sind“ . Aber an dieser S telle is t nicht von einer neuen A rt der Offen­

barung, sondern nur von dem (neuen) Namen die Rede. S. 3 3 , Z. 10 durfte nicht unerw ähnt bleib en , dass 2 Sam. 12, 9 in der Septuaginta Lucian’s das w ich tig e W ort w feh lt: iEjoo- Ssvioaac xov xupiov und dass 1 Kön. 18, 18 n isa w eder bei Lucian noch im Codex V aticanus steht. S. 93 f., das B eispiel Naem an p asst nicht recht, da Naeman N ich tisraelit. S. 12 5 , dass R. Smend „ganz r ic h tig “ , g e sa g t habe, „eine bedingte W eissa g u n g sei überhaupt keine W eissagu n g, sondern hölzernes E isen “ , kann ich nicht zugeben; gerade durch die B ed in gth eit ihrer Reden w irkten die Propheten.

D as L esen des Buches w ird erschw ert durch grosse W e it­

läufigkeit des Ausdrucks und durch die U nbestim m theit der R ückw ärts- bezw . V orw ärtsw eisungen, z. B . „w ie w ir oben sahen“ , „w ie w ir später sehen w erden“ . A ls E igen sch afts­

w örter sind fälschlich gebraucht: zeitw eise S. 7 2 . 12 8 , stellen ­ w eise S. 1 1 1 , stufenw eise S. 14 4 . D ie störenden T autologien

„muss nothw endig“ S. III. 3. 2 2 . 4 8 . 1 5 9 und „kann unmög­

lich “ S. 2 0 . 3 5 . 79. 1 0 6 . 1 0 9 . 23 1 w erde ich w ol noch manchmal rügen müssen. Unangenehm berührt auch die grosse Zahl entbehrlicher Frem dw örter.

A ls Ganzes aber seien diese ersten B eiträge Sellin’s zur israelitischen R eligionsgeschichte herzlich willkommen geheissen.

G r o s s - L i c h t e r f e l d e bei Berlin. Frof. D. Herrn. L. Strack.

B e s c h , A lfred , A u s s e r k a n o n i s c h e P a r a l l e l t e x t e z u d e n E v a n g e lie n . D rittes H eft: P a ra lleltex te zu Lukas.

V iertes H eft: P a ra lleltex te zu Johannes. (T exte und Untersuchungen, v. Gebhardt und Harnack. X , 3 u. 4 .) L eip zig 1 8 9 5 /1 8 9 6 , J. C. H inrichs (X II, 8 4 7 S. gr. 8 u. IV , 2 2 4 S. gr. 8). 27 Mk. u. 7 Mk.

D er Herr V erfasser h at selbst die beiden ersten H efte der ausserkanonischen P a ra lleltex te in diesem B la tte a n g ezeig t (1 8 9 3 Nr. 17, 1 8 9 4 Nr. 29) und sich dabei über Zweck und E inrichtung seiner Samm lung so ausführlich ausgesprochen, dass je tz t nach dem Erscheinen des dritten und vierten H eftes nur kurz darauf zurückzukommen ist. Resch w ill zunächst den bisherigen kritischen A pparat zu den E vangelien v ervoll­

ständigen oder zu besserer W ürdigung seines Inhalts anleiten.

Zu dem Ende s te llt er, V ers für V ers die einzelnen E vangelien durchgehend, neben die kanonische Rezension solche T e x t­

g e sta lte n , die von ihr erheblich ab w eichen, aus dem codex Cantabrigiensis, den ältesten lateinischen und syrischen Bibel­

handschriften und der früheren christlichen L iteratur. In den

scharfsinnigen U ntersuchungen, die diese T exte b egleiten, is t

der Hauptdruck auf die Quellenkritik gerichtet. D en grossen

U nterschied nämlich zw ischen der ziem lich einfachen johanne-

ischen T extüberlieferung und der kom plizirten der Synoptiker,

vor allem die Zahl und A rt der synonym en W ortvarianten

bei den letzteren (über 2 0 0 0 gegen etw a 1 0 0 bei Johannes)

kann sich R esch w eder durch die g e g en seitig e E inw irkung der

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synoptischen P arallelen auf einander, noch durch die Fehler nnd E igen m äch tigk eit der Abschreiber, noch durch die N ach­

lässigk eiten nnd Freiheiten der zitirenden Schriftsteller g e ­ nügend erklären (H eft IV , 2 1 3 ). Nach seiner A nsicht sind diese Synonym a nur als U ebersetzungsvarianten eines sem itischen U revan geliu m s, nämlich der hebräisch verfassten L ogiaquelle zu begreifen. Und um gekehrt kann er nun ihr Vorhandensein zur B estätigu n g, V erw erfung oder W eiterführung der bisherigen Quellenforschung benutzen.

Jedermann* w ird R esch zugeb en , dass ein T h eil der P roblem e, w elche die eigenthüm liche U eberlieferung des Sy­

noptikertextes stellt, sich bei seiner Annahme befriedigend lösen lä s st; und so lan ge über die F rage, ob man sich die L o g ia ­ quelle aram äisch oder hebräisch zu denken hat, unter den kom petenten Gelehrten so w en ig Uebereinstim m ung herrscht, is t es nur ein V erdienst, die Instanzen für eine der beiden Meinungen m öglichst vollstän d ig zu sammeln. Zumal wenn man w ie R esch die angestrebte L ösung led iglich als Probe, als Versuch dem w irklichen Sachverhalt näher zu kommen, angesehen w issen w ill (vgl. H eft I, 1 07). W enn nur alle die Steine, die V erf. zum Unterbau verw endet, solide w ären!

Aber w as die eine Hauptfundgrube der ausserkanonischen P arallelen anlangt, so is t es doch trotz der eingehenden U nter­

suchungen von Credner und Resch gerade g eg en w ä rtig zw eifel­

h after als je, ob man w irklich die eigenthüm liche T ex tg esta lt, deren H auptvertreter der codex C antabrigiensis ist, im letzten Grunde auf U m redigirung nach einem hebräischen U revange- lium zurückführen darf. D enn obwol auch B lass sie für eine w irkliche Rezension und zw ar eine der kanonischen gew isser- massen gleich w erth ige h ä lt, so w eich t er doch nicht nur in der E rklärung dieser E rscheinung ganz von Credner und R esch ab, sondern er erkennt auch die E xisten z der doppelten T e x tg e sta lt nur für Lukas und die A postelgeschichte an, nicht aber für M atthäus, Markus und Johannes (bes. ausführlich in H erm athena IX , 31 p. 1 2 1 — 14 3 , 1 8 9 5 ). H ier is t also noch gar keine Sicherheit vorhanden; und nicht v iel besser steh t es m it der V erw erthung von E van gelien zitaten aus der patri- stischen L iteratur. D enn einm al is t man m eist auf A usgaben angew iesen, die als G rundlage für feinere U ntersuchungen nicht genügen können. Man vergleiche doch nur, w ie P h ilo ’s Septuagintacodex nach den bisherigen A usgaben und der Zu­

sam m enstellung von R yle (Philo and H oly Scripture. 1 8 9 5 ) aus­

sah, und w ie je tz t nach der Ausgabe von Cohn (Philonis A lexandrini opera quae supersunt. Vol. I. Berolini 1 8 9 6 ). W o aber w irklich ein gesicherter T ext vorliegt, bedarf es in jedem einzelnen F a lle einer genauen U ntersuchung, ob die A bw eichung in einem B ib elzitat anders als durch Zufall oder F reih eit erklärt werden muss. K ein Mensch w eiss das besser als R esch , der w ol besonders aus diesem Grunde w iederholt die H älfte seiner U ebersetzungsvarianten preisgegeben h at (vgl. H eft IV , 2 1 3 ).

W enn es aber so um die Z uverlässigkeit des D etails b estellt ist, w ie steh t es dann m it der Sicherheit der daraus gezogenen Schlussfolgerungen? A ls M aterialiensam m lung jedoch, die zu w eiterem Forschen anregen soll (v g l. H eft IV , 2 1 0 ) , w ird man das gelehrte W erk m it D ank begrüssen und mit F leiss und V orsicht benutzen dürfen.

E ie i. Erich Klostermann.

K u n z e , Joannes (Theol. L ic ., P h il. D r .), D e h is t o r ia e g n o s t ie is m i f o n t ib u s n o v a e q u a e s t io n e s e r it ic a e . L eip zig MDCCCXCIV, D örffling & Franke (7 8 p. gr. 8).

1. 60.

D ie von Lipsius in F lu ss gebrachte und m it Scharfsinn untersuchte F rage nach dem V erhältniss des Irenaeus und H ippolyt sow ie späterer H äreseologen zu dem verloren g e ­ gangenen nouvxaY {A a J u s t i n ’s w id e r a l l e H ä r e s i e n “ h at zu dem von namhaften Forschern, w ie H ilgenfeld, Harnack, von letzterem jedoch nicht ohne Bedenken, im w esentlichen anerkannten E rgebniss geführt, dass Irenaeus in seinem ersten Buch, Kap. 2 2 , 2 — 2 7 , 4, ferner Kap. 11, 1— 3 (vielleicht auch Kap. 12, 1), Justin’s genanntes auvxayiia benutzt oder vielm ehr ziem lich ausgeschrieben habe, dass dieses verloren gegangene W erk aber neben dem H auptwerk des Irenaeus auch von H i p ­ p o l y t in seinem ebenfalls verlorenen „ o u vxaY jxa w id e r 32

H ä r e s i e n “ benutzt worden sei; die späteren H äreseologen P seudotertullian, Epiphanius, P h ilaster aber fussten unm ittelbar au f das verlorene W erk H ippolyt’s , m ittelbar also auf das Justin’s. K u n z e w ill die S treitfrage dahin form uliren, ob J u s t i n o d e r I r e n a e u s f ü r d i e s p ä t e r e n H ä r e s e o l o g e n d i e p r im ä r e u n d ä l t e s t e Q u e l l e g e b i l d e t h a b e . Dem- gem äss untersucht er zuerst Iren. I, 2 2 , 2 — 2 7 , 4 und 11, 12 m it B eziehung auf etw a benutzte Quellen (S. 9— 4 0 ). D abei w ird von ih m , und das erleichtert die B ew eisführung sehr, zunächst ganz von der F ra g e abgesehen, ob Irenaeus auf J ustin fusse, w ird vielm ehr blos g efra g t, ob I r e n a e u s ü b e r ­ h a u p t e i n e h ä r e s e o l o g i s c h e Q u e l l e a u s s c h r e i b e , u n d d i e s e F r a g e w i r d v e r n e i n t . Ausgehend von dem A b­

sch n itt I, 2 2 , 2 — 2 7 , 4 findet unser V erf., dass Irenaeus von vornherein a l l e H äresien zu w iderlegen beabsichtigt habe, auch w enn er von der ^euSajvup-o? yvwan; schlechthin spreche, und dass ihm die V alentinianer als Gipfelpunkt der H äresie überhaupt erscheinen; daher beschäftige er sich zuerst aus­

schliesslich m it ihnen. B ei der A ufzählung der einzelnen H äretiker aber von Simon an befolge Irenaeus das Prinzip, dass er zuerst das den einzelnen Gem einsam e, dann aber das bei ihnen V erschiedenartige darstelle. I, 2 7 , 1 sei m it H arvey o^Soov sta tt evaxov zu lesen. U eberall zeig e sich der charak­

teristische S til und Sprachgebrauch des Irenaeus, w ofür sorg­

fä ltig e P arallelen beigebracht werden. L etzteres g elte auch von Kap. 11, 1 — 3. 12, 1 (1 1 , 4 u. 12, 2 gehören nach a llg e ­ meinem Zugeständniss Irenaeus selbst an). D er Zusammenhang dieses A bschnitts sei der, dass Irenaeus der E inheit der K irche in ihrer Glaubensregel die k läglich e Z ersplitterung der Irrlehrer gegenüberstellen w olle. Von Störung des Zusammenhangs könne nicht die Rede sein. W enn Irenaeus hier eine Quelle benutzt habe, so sei sie jedenfalls eine andere als Kap. 2 2 — 2 7 . Und allerdings eine f r e i e , selbständige B enutzung von Quellen könne nicht geleu gn et werden. Irenaeus habe vor allem S c h r i f t e n d e r H ä r e t i k e r Belber zitir t und gebraucht; für I, 23 ff. lieg e das auf der H and, aber nach der Vorrede zu Buch I u. IV w erde es w ahrscheinlich, dass ihm auch für 11 u. 12 häretische, nämlich V alentianische Quellen zur V er­

fügung standen. 11, 3, wo ein Eigennam e ausgefallen zu sein scheint, so ll Irenaeus nach K unze’s Meinung auf einen be­

rühmten, in G allien zu seiner Z eit wirkenden Irrlehrer an- spielen, der nur darum nicht genannt w erde, w eil er den Lesern, vor allem dem Freunde des Irenaeus, dem das W erk gew idm et w ar, bekannt sein musste. W ie steh t es aber um das V e r h ä l t n i s s d e s I r e n a e u s z u J u s t i n ? Irenaeus h a t ein ouvxayjxa des Justin gegen Marcion gekannt (IV, 6, 2), er führt ausserdem V, 2 6 , 2 eine S telle aus Justin an , aber ohne A ngabe des bezüglichen W erkes. G egen H ilgenfeld m eint Kunze, dass hier eben nur w ieder jenes Syntagm a gegen Marcion gem eint sein könne, nicht aber eine von demselben verschiedene Schrift. W ie L ipsius is t auch Kunze gen eigt, Justin’s von Irenaeus zitirtes Syntagm a gegen Marcion m it dem von ihm selbst (Apol. I, 26 ) zitirten Syntagm a gegen alle Häresien zu identifiziren. D ieses W erk habe von christ­

lichen Sekten nur die Simon’s, Menander’s und Marcion’s en t­

halten, vorher aber w ahrscheinlich die im dial. c. Tryph. 8 0 aufgezählten sieben jüdischen H äresien (es fehlt S. 37 im Z itat versehentlich xal 'EXX7]viavu>v). Jedenfalls habe Irenaeus bei A ufzählung der Irrlehrer I, 22 ff. dieses Justin’sche W erk nicht w eiter berücksichtigt, w ofür eine R eihe von einleuch­

tenden Gründen beigebracht werden. Interessant is t die

B eobachtung, dass Irenaeus die Irrlehrer in einer gew issen

Succession darzustellen sucht, die als teuflisches G egenbild zur

bischöflichen Succession in der K irche erscheinen soll. Ju stin ’s

W erk sei in V ergessenheit gerathen; eine Bekäm pfung so

bedeutsamer Irrlehrer, w ie des B asilides und V alentinus, habe

sie nicht geboten, damals auch noch nicht w ol bieten können,

da Justin zur Z eit der A bfassung des Syntagm a (noch vor

der I. A pol.) schw erlich eine genügende Kunde von ihren

Irrlehrern gehabt habe. W i e w e i t I r e n a e u s d a s J u s t i n -

s c h e S y n t a g m a b e n u t z t h a b e , s e i n i c h t m e h r a u s ­

z u m a c h e n . — In einem zw eiten T h eil (S. 41 ff.) w ird über

die ä l t e s t e Q u e l l e T e r t u l l i a n ’s gehandelt. A llerdings

nennt Tert. adv. V al. 5 neben M iltiades und Irenaeus auch

(4)

544

Jnstin als einen V orgänger in der Bekäm pfung der H äresien, aber Knnze z e ig t m it L ipsius g eg en H arnack, dass T ertnllian bei B estreitu n g des G nostizism us — m it Ausnahme seiner S chrift adv. Marcionem — nicht aus Justin, sondern l e d i g l i c h a u s I r e n a e u s geschöpft habe. — Im d r i t t e n u n d l e t z t e n T h e i l (S. 4 5 ff.) w ird die verw ickelte, aber interessante F ra g e erörtert: „ w ie s t e h t e s um d ie ä l t e s t e Q u e l l e v o n H i p p o l y t u s ’ ouvxaYfia g e g e n 32 H ä r e s i e n ? “ Von diesem B uch können w ir ein ungefähres B ild gew in n en , w enn w ir P seu d otertu llian , Epiphanius und P h ila ster von B rescia m it einander vergleichen, die alle aus jener Schrift geschöpft haben. D ieses R esultat von L ipsius ist unanfechtbar. Nur glau b t Kunze nicht, dass Epiphanius so reichen Gebrauch von H ippolyt gem acht h abe, w ie Lipsius annimmt, vielm ehr sei dessen Hauptquelle doch Irenaeus gew esen ; ferner sei die M einung aufzugeben, als ob P h ilaster, w o er von Pseudo­

tertu llian ab weiche und mit Epiphanius zusammenstimme, ohne w eiteres auf H ippolyt zurü ck greife, vielm ehr habe P h ilaster auch aus Epiphanius v ie l M aterial herübergenommen. F ür H erstellung des Hippolyt’schen Syntagm a seien folgende K rite­

rien m assgebend: 1. P seudotertullian habe unter den drei genannten den V ortritt; 2. am w en igsten g elte Epiphanius, 3. wo P seudotertullian und P h ilaster Zusammentreffen, komme man dem T exte des Hippolyt am nächsten. D as w ird am B eisp iel des Carpocrates erw iesen. Epiphanius fusst auf Iren a eu s, erw eitert aber dessen B ericht vielfach m it W illkür.

Pseudotertullian und P h ilaster stimmen wunderbar zusammen;

ihr B ericht is t knapp, — sollte der zu Grunde liegende des H ippolyt v ie l ausführlicher gew esen sein? Aber w ie sei es denn zu erklären, dass beide S chriftsteller den T ex t in der­

selben W eise g ek ü rzt hätten? Vielm ehr sei anzunehmen, dass H ippolyt eine kürzere D arstellung als Irenaeus geboten habe.

Denn es fehlte bei ihm die E rw ähnung der M arcellina (Iren.

I, 2 5 , 6). W ar nun für H ippolyt’s ouvxaYjxa die ä lteste Quelle Justin’s auvtayfia, w ie Lipsius m eint? Nein, sondern Irenaeus.

D as sucht Kunze des w eiteren zu zeig e n , indem er die von H ippolyt behandelten H äretiker in sechs Gruppen th eilt, die der R eihe n a ch , m it Ausnahme der ersten , der jüdischen, besprochen werden. H ier verdient besondere Hervorhebung der lichtvolle und gründliche A bschnitt über Ce r in th . Kunze b rin gt w irklich K larheit in das V erworrene und Schwankende der U eberlieferung: nach Irenaeus und Hippolyt is t seine Irrlehre nicht jüdischen U rsprungs und C h arak ters; nur in ein paar E inzelheiten w eicht H ippolyt von Irenaeus ab, Ver­

schiedenheiten, w elche nicht auf eine gem einsam e Quelle zurück­

gehen können, für die aber die Annahme einer anderen Quelle zu w en ig für sich h ätte, da die C hristologie Cerinth’s, so w ie sie H ippolyt darstellt, nicht genau sein kann. Man muss annehmen, dass H ippolyt einiges von den Ebioniten, die nach Irenaeus m it Cerinth in B etreff der Person Christi überein­

stim m ten, auf Cerinth übertragen habe, ein V erfahren, das sich später bei Epiphanius w eiter ausgebildet finde, indem er Cerinth’s Irrlehre als durchaus jü d isc h -g e a r te t darstelle. — K unze’s R esultat is t also, d a s s H i p p o l y t k e i n e ä l t e r e Q u e l le a l s I r e n a e u s b e n u t z t h a b e , dass er im w esent­

lichen blos auf Irenaeus zurückgehe, dessen ausführliche D arstellu n g kürzend und m it Ergebnissen eigener Forschung erw eiternd. Nur bei Cerdo und Marcion scheine er Irenaeus überhaupt nicht benutzt zu haben. W as aber das verlorene ouvTayjxa Justin’s anlange, so sei darauf k einesw egs der W erth zu legen, der ihm neuerdings beigem essen zu werden pflege.

W ir w issen Sicheres darüber nur aus Justin’s erster A pologie.

K ein späterer H äreseologe, besonders w eder T ertnllian noch H ippolyt, habe aus Ju stin u s, sondern vielm ehr aus Irenaeus als w ich tig ster und ä ltester Quelle geschöpft. Mit R echt heisse darum Irenaeus „pater et tamquam a n tistes“ der A n ti­

häretiker, w ie Justin „V ater der A pologeten“. W ir tragen kein Bedenken, K unze’s A ufstellungen in allen w esentlichen Punkten sow eit als bew iesen anzusehen, als überhaupt in solchen D ingen von B ew eisbarkeit geredet w erden kann; sie bedeuten einen entschiedenen F ortsch ritt auf dem Gebiete der Quellenkunde des Gnostizismus und bieten zu gleich den V ortheil der grösseren E infachheit im V ergleich zu den früheren Hypothesen. Anerkennung verdient auch die k lare D iktion,

das gew äh lte L a te in , die gesch ick te A rt der B ew eisführung und die sachliche, ruhige H altu n g gegenüber den Gegnern.

_________ G. WOhlenberg.

G e s e n iu s , W ilh ., H e b r . G r a m m a tik , v ö llig umgearb. von E. K autzsch (Prof. d. Theol. an der U niv. H a lle-W itten ­ berg). K leine A usgabe der 2 6 . vielf. verb. u. verm. Aufl.

L eip zig 1 8 9 6 , F . C. W . V ogel (V III, 2 8 3 S. gr. 8 ). 3. 5 0 . E s is t nicht überraschend, dass der 2 6 . A uflage von G esenius-K autzsch’s Hebräischer Grammatik, die w ir in Nr. 2 5 dieses Jahrg. a n g ezeig t haben, eine „K leine A u sgab e“ auf dem F u sse g efo lg t ist. D enn das früher allein bestehende W erk is t durch die unermüdlich nachbessernde Hand seines neuen H erausgebers allm ählich zu einem bedeutenden Um fange an­

gew achsen. D eshalb w ar dieses W erk schon lan ge für viele G ym nasiasten und Studenten zu k ostspielig, aber auch für das grundlegende E rlernen der hebräischen Sprache zu stoffreich geworden. E s w ar daher die Gefahr entstanden, dass die G esenius’sche Gram matik den P la tz , w elchen sie durch ihre hervorragenden form ellen und inhaltlichen Vorzüge im V er­

laufe von acht D ezennien sich unter den H ilfsm itteln des hebräischen U nterrichts erobert h atte, w ieder verlieren könne.

D iese Gefahr is t nun b e s e itig t, indem die V erlagshandlung und der H erausgeber sich entschlossen haben, eine knappere, übersichtlichere und dem entsprechend auch b illigere A usgabe des beliebten W erkes herzustellen.

Zu diesem E ntschlüsse sind V erleger und H erausgeber aber auch um der Sache w illen zu beglückw ünschen. Denn ich habe immer die A nsicht vertreten und auch in diesem B la tte schon einm al ausgesprochen, dass es von grossem W erthe ist, w enn gleich beim gym nasialen B eginn der hebräischen Studien ein Buch benützt wird, w elches den Studenten auch au f die U niversität b egleiten und eine Grundlage seiner w eiteren Studien bleiben kann. D enn man w eiss, w ie überaus w ich tig es ist, wenn jem and in seiner Grammatik sozusagen zu Hause is t , wenn er eine betreffende M aterie m it L eich tig k eit auf­

zufinden w eiss. E s is t auch eine bekannte T h atsach e, dass der Studiosus das a lte , oft vielleich t b eseu fzte, aber doch auch lieb gew ordene Uebungsbuch vom Gymnasium gern m it in die H örsäle der U niversität m itnim m t, m ag jenes Buch auch noch so sehr auf den A nfangsunterricht zugeschnitten sein. Ein solches Buch aber nun, w elches der Maturus m it vollem R echt auch in seine U niversitätsjahre mitnehmen kann, ist das je tz t in der „K leinen A u sgab e“ von Gesenius-KautzBch dargebotene W erkchen.

Aber speziell auch die A r t, w i e ein solches H ilfsm ittel geschaffen worden ist, muss als eine w ohl erw ogene und w ohl gelungene bezeichnet werden. D enn es ist d i e g a n z e D i s ­ p o s i t i o n , nach w elcher das grössere W erk verläu ft, auch in der K leinen A usgabe b e i b e h a l t e n worden. D er Student a lso , der den W unsch fühlt, sich eine grössere Grammatik des H ebräischen anzuschaffen, kann nunmehr zu einem Buche greifen, in welchem er bereits heim isch ist, in w elchem er auf einem gew ohnten Pfade vorw ärts schreiten kann, in welchem die schon bekannten P artien ihm den Z ugang zu den neuen Gruppen und A usblicken bahnen, durch die das grössere W erk sich von seiner einfacheren G estalt unterscheidet. Ja, diese je tz t erschienene „K leine A u sgab e“ w ird bis zu einem ziem ­ lichen Grade auch dazu ausreichen, dass die Z itate, die aus G esenius-Kautzsch sich hundertw eise in den Kommentaren finden, nachgeschlagen w erden können. D ies w ird aber auch künftighin durch einen besonderen Umstand ermöglicht sein.

B ei der H erstellu n g dieser „K leinen A u sgab e“ w ar es nämlich, ein überaus glücklicher Gedanke, dass die Paragraphen-A b­

theilungen, um deinetwillen w ir die 2 6 . A uflage des grösseren W erkes als eine neue „Jubelausgabe“ begrüssen konnten, auch, in die ,,K leine A usgabe“ m it hinüber genommen und so g a n z genau beibehalten worden sind, dass d i e betreffenden B u c h ­ s t a b e n in d e r g r ö s s e r e n u n d i n d e r k l e i n e r e n A u s ­ g a b e s i c h d u r c h a u s d e c k e n . Eben deshalb können w e it­

aus die m eisten Z ita te, die nach der grösseren A usgabe g e ­ m acht sin d , auch in dem kleineren Buche gefunden werden.

Aus allen diesen Gesichtspunkten sprechen w ir es gern aus:

V erleger und H erausgeber des hier besprochenen Buches

(5)

545

können von Seiten der Schulmänner und der P fleger des theologischen Studiums den wärm sten D ank dafür in Anspruch nehmen, dass sie in rationellster und echt pädagogischer W eise dem w issenschaftlichen Studium des H ebräischen ein vortreff­

liches H ilfsm ittel dargeboten haben. Ed. König.

Fritschei,

G e o r g J . (Pastor der ev.-luth. West-End-Mission zu Galveston, T e x a s ),

Geschichte der Lutherischen Kirche in Amerika, auf Grund von Prof. Dr. H . E. Jacobs „H istory of the Evang.-Luth, Church in the U. St.“ bearbeitet. Erster T heil: Geschichte der Ent­

wickelung der luth. Kirche in Am erika bis zu Mühlenberg’s Tode.

M it 25 Abbildungen und Karten. Gütersloh 1896, C. Bertels­

mann (X V , 212 S. gr. 8). 3. 50.

U nter Verweisung auf die seinerzeit dem Jacobs’schen Originalwerke zu Theil gewordene Besprechung (s. Theol. Lit.-B l. 1894, S. 320 f.) sprechen w ir unsere Freude aus über das Erscheinen dieser Verdeutschung desselben.

In Bezug auf die Gruppirung des M aterials hat der Bearbeiter, behufs Herstellung besserer Uebersichtlichkeit, sich vollständig frei bewegt, demgemäss also alles auf die holländischen und die schwedischen Lutheraner Bezügliche in den beiden ersten Hauptabschnitten zusammen­

gefasst, um dann allen noch übrigen Baum der Entwickelung des deutschen Lutherthums (theils vor Mühlenberg, also bis 1742, theils unter Mühlenberg’s Einfluss, 1742— 87) zu widmen. Auch durch Weglassung einzelner nur für amerikanische Leser belangreichen Partien des Originals und durch Einfügung mancher an das Interesse des europäischen Leser­

kreises sich wendender Zusätze bethätigt er sich mehr als Bearbeiter denn als bloser Uebersetzer. M an wird auf Grund dieses Verfahrens sowie in Anbetracht dessen, dass seinem Texte verhältnissmässig nur wenige und kaum merkliche Anglicismen anhaften, zu urtheilen haben, dass die Bearbeitung tüchtigen Händen anvertraut worden ist. — Eine besonders dankenswerthe Bereicherung hat das W erk durch die (dem Original ganz fehlenden) illustrativen Beigaben, bestehend in Situations­

kärtchen, Porträts der hervorragenderen Pred iger und Ansichten der

wichtigeren Kirchgebäude, erfahren. Zöckler.

v. Koetsveld, C. E ., Skizzen aus dem Pfarrhause in Mastland.

Ernstes und Heiteres aus dem Leben eines niederländischen Dorf­

pfarrers. Aus dem Holländischen übersetzt von Pfarrer Dr. 0.

Kohlschmidt in Mönchenholzhausen. Leipzig 1896, Friedrich Jansa (X V , 383 S. 8). Geb 4 Mk.

Der junge, strebsame Verleger scheint sich die Aufgabe gestellt zu haben, den holländischen Pred iger Koetsveld in Deutschland nach allen Seiten hin bekannt zu machen. A u f den „Krankenfreund“ , die Gleich­

nisse und die Kinderpredigten sind die Skizzen aus dem Pfarrhause in Mastland gefolgt. Es ist Koetsveld’s Erstlingswerk. E r hat es ge­

schrieben, als er vier Jahre im geistlichen Am te war. In Holland hat das Buch neun Auflagen erlebt, die zweite Auflage schon acht Monate nach der ersten. 1865 erschien eine deutsche Uebersetzung von Schollenbruch unter dem T ite l: Skizzen aus dem Pastorat in Mastland.

Dass das Buch damals in Deutschland wenig Aufsehen machte, lag vielleicht an der unvollkommenen Uebersetzung. Hoffentlich wird die neue, auch äusserlich hübsch ausgestattete und m it einem B ild des Verf.s versehene sich mehr Freunde erwerben. Der Verf. besitzt eine ganz hervorragende Gabe, fesselnd und anschaulich zu erzählen. Er weiss seine Erlebnisse immer in ein hübsches Gewand einzukleiden.

M eisterhaft sind seine Charakterschilderungen; man sieht sie leibhaftig vor sich, den alten Dorfschulmeister und den würdigen, etwas selbst­

bewussten Bürgermeister, den Dorfchirurgus von altem Schrot und Korn und seinen Nachfolger, den studirten A r z t, dem bei religiösen Gesprächen ein spöttisches Lächeln um die Lippen spielt. Auch der Humor fehlt nicht, wie das schon der T ite l ausdrückt. Und doch möchten wir diese Skizzen nicht nur unter die Unterhaltungsliteratur rechnen, sondern für sie auch einen P latz in der praktischen Theologie in Anspruch nehmen. Schon die gelegentlich eingestreuton praktischen W inke sind werthvoll, z. B. der Abschnitt über die Behandlung von Zweiflern S. 49, das K apitel über die rechte Predigtweise, über Predigten aus dem Stegreif und über den E rfolg unserer Predigten S. 68 ff., über Besuche am Sterbebett S. 227 ff., über Katechisationen und die kate- chetische Ausbildung der Theologen S. 245 ff. Auch dort, wo der Verf.

holländische Verhältnisse berücksichtigt, ist doch für uns immer etwas zu lernen. A b er wichtiger noch als diese Einzelheiten is t Koetsveld’s gesammte Auffassung des Landpfarrerlebens. Frei von Einbildung und Selbsttäuschung sieht er den Verhältnissen ins Gesicht und verschliesst sein Auge auch nicht gegen traurige Erfahrungen. Doch lässt er sich dadurch nicht niederdrücken; vielmehr weiss er auch an dem Unange­

nehmen immer noch etwas Gutes zu entdecken. So gehen ihm trotz mancher Enttäuschungen seine Ideale nicht verloren; nur erkennt er immer mehr, dass es eben Ideale sind, von denen sich hier auf Erden blos einzelne zerstreute Züge verwirklichen können. — Man hat Koetsveld’s Buch m it Goldsmith’s „Landprediger von W akefield“ verglichen. W ir möchten es lieber m it Büchsel’s „Erinnerungen aus dem Leben eines

Landgeistlichen“ zusammenstellen. Ein Volksbuch wie in Holland werden die „Skizzen“ bei uns nie werden, schon deshalb nicht, weil sie ganz auf holländische Verhältnisse Bezug nehmen, aber doch vielleicht ein Lieblingsbuch für jüngere und ältere Theologen.

L e i p z i g . Lic. Dr. Rüling.

Meier, D. Dr. Ernst Julius

(Oberhofpred. und Vizepräsident des ev.-luth.

Landeskonsistoriums),

Predigt heim Gottesdienst zur Eröffnung der sechsten evangelisch-lutherischen Landessynode des Königreichs Sachsen in der evangelischen Hofkirche zu Dresden am 6. Oktober 1896 gehalten. Dresden 1896, v. Zahn & Jaensch (20 S. gr. 8).

25 Pf.

W ir haben schon manche P red igt — Landtags- und Synodalpre­

digten — D. Meier’s hier angezeigt; nicht leicht ein anderes m it vollerer Freudigkeit; die Frische seines Geistes scheint unversieglich und m it den Jahren fast eher zu wachsen als abzunehmen. Zum T ext hat er Hebr. 10, 35 — 37: W erfet euer Vertrauen etc. gewählt. Thema und T ext lauten: „Unser Synodalgebet in ernster und schwerer Kirchen­

zeit: H err stärke uns den Glauben 1. in der Zuversicht des Glaubens, die dem Herrn allein vertraut, 2. in der Geduld des Glaubens, die standhält und ausharrt, und 3. im Gehorsam des Glaubens der Gottes W illen thut. — Man kennt D. Meier’s A rt, vor allem seinen frommen Optimismus des Glaubens. Besonders im ersten Theil kommt dieser, nachdem die Einleitung den Geschiedenen und den in „d ie Stille ge­

nommenen“ ein W o rt der Erinnerung gewidmet, in frischer und er­

hebender Weise zum Ausdruck. W ie ein voller Strom m it rauschenden W ogen flies3t die Rede dahin, m it ihrer Mahnung zu freudigem V e r ­ t r a u e n , das auf äusserliche Stützen, des Zwangs etc. verzichtet und sich auf G ott und seine Gnade verlässt, auch in allem Gedränge von Rom und von den Sekten aus, 2. in der rechten G e d u ld des Glaubens.

„W e r eine Landes- und eine Volkskirche will, der muss viel schonende und wartende Geduld haben, viel tragen können. Die Sekten, die so gern die Landeskirchen, von denen sie doch ihr bestes Salz haben, ein gottverlassenes Babel schelten, die Sekten m it ihren engen Schranken und ihren begrenzten Aufgaben, m it ihrem festgeschlossenen Kreis haben freilich ein viel leichteres Werk, als die mitten in das Leben des Volks hineingestellten Landes- und Volkskirchen m it ihren weiten Grenzen und ihren grossen Aufgaben“ . „Lasset uns die Geduld des Glaubens lernen; denn aus dem Glauben kommt die Geduld, während die Un­

geduld aus dem Kleinglauben und Halbglauben kommt, der das Ver­

trauen w egw irft auf die K raft des Geistes und des W ortes Gottes und m att wird in der Hoffnung“ etc., und 3. die wacker und eifrig macht zur A r b e i t im G e h o r s a m des Glaubens und zwar gegen den W illen Gottes. „Denn es ist eine starke Neigung in dieser Zeit, auch unter wohlgesinnten Christen, viel zu thun für das Reich Gottes, aber nicht obenan das, was Einem auf seinem Posten, in seinem Stande befohlen ist, in der A rb eit für das Reich Gottes eigenen selbsterwählten W e g ein­

zuschlagen. Aber w ir sollen G o t t e s W ege gehen, die W eg e gehen, die Gott uns weist, wir sollen ^Gottes W illen thun’’ “ . Dieser aber vor allem „dass wir das W ort Gottes treiben etc. Das W o rt sie sollen lassen stahn“ — das rufen w ir den Römischen zu. Das W ort Gottes, das altevangelische etc. — das ist die einzige Autorität, die Rom fürchtet. Darum das e i n m ü t h i g e f e s t e B e k e n n t n is s zu m E v a n ­ g e l i u m i s t d e r b e s t e P r o t e s t g e g e n R o m [das haben wir unter­

strichen] etc. Und „das Evangelium verkündigen als den Sauerteig, der alle Verhältnisse durchdringt und evangelisches Salz hineintragen in alle Lebensordnungen, m it dem Evangelium das Gewissen des Volks schärfen, dass man jedem , den Reichen wie den Arm en, den Hohen wie den Niedern, seinen Theil gib t und jeden auch m it Ernst an seine sozialen Pflichten erinnert“ etc. Dam it mag es genug sein, erkennen zu lassen, was für ein frisches, freudiges, gesundes und echt lutherisches Zeugniss diese P red igt enthält und welch ein reiches Program m hier niedergelegt ist. Mehr brauchen w ir nicht zu sagen. E. L.

Teichert, Adolf, Für Israel! Mahn-, Weck- und Trostrufe. München, Carl Rupprecht (X II, 316 S. 8). 4 Mk.

Das M otto von der durch alle Zeiten und Länder sich erstreckenden

wahren unsichtbaren Kirche ist Herder’ s Briefen zur Beförderung der

Humanität entnommen. Bezeichnend sind Anfang und Ende des P ro ­

logs: Zeit is t’s, o Israel, dich zu erheben zu jenem Glauben, den

Vernunft geboren! Lass Wunder und Gesetzeswust den Thoren! —

Und froh in jene Kirche eingeschlossen — und Ihn auch ehrst du

dann, des Blut, vergossen durch dich, allmählich heilt der Menschheit

Wunde. — Die Sammlung bringt zunächst, „Zeitgedichte“ , redet dann

von „K am pf, Verfolgung und Verbannung“ , schildert ferner „D avid und

Saul“ , und schliesst m it „Sabbathstunden“ . — „Israels Schuld“ wird

S. 34 dahin form ulirt: Ih r büsst für eigene Sünden. W eh jedem, dem

mein herrlichster Prophet der Liebe Gluth nicht kann im Herzen

zünden. — „Israels schwerste Schädigung“ w ird S. 50 darin gefunden,

von der Christenheit in den Stand gedrängt zu sein, der allzu leicht

dem Mammon macht ergeben. — Ueber „Is ra e l und das Gesetz“ heisst

es S. 37: Schon längst nicht mehr erfreust du dich am W ein e, den

(6)

548

d ir Jehova gab in den Gesetzen, und du verm agst nur noch die Form zu schätzen, die sie umschliesst, in eitler Lust am Scheine.— Das Gedicht „H ass oder L ie b e ? “ (S. 62) g ib t zu bedenken: Das V olk, das Jesus hat ans Kreuz geschlagen, gebar ihn auch. — Ueber „d en Gang nach Emmaus“ hören w ir S. 260: N ie las ich die Geschichte ohne Zähren. W enn zwei — so lehrt sie — liebend sich v e r e in e n --- , wird der, den ihre Herzen bang vermissen, in ihrer M itte immer selbst erscheinen und ihre Schmerzen zu versöhnen wissen. — W as S. 2 3 —24 über „das neue Reich Israels“ gesagt w ird , gip felt in dem Mahnruf:

Schliesst euch zusammen auf dem Erdenrunde zu einem Gottesbund, der immer währet, der darum, weil er das Gesetz entbehret, nicht loser is t — zu h eil’gem Liebesbunde! Zum K ön ig aber sei von euch erkoren der Geist, dem einst Propheten wort erklungen, der Geist, der einst die Psalmen hat gesungen und der der Menschheit einen G ott geboren. Und macht zu eures neuen Reiches Mauer Beständigkeit und Fröm m igkeit und Treue! Die W e lt soll euch der Tempel sein, der neue. G ott baute ihn; er ist von ew’ger Dauer. — Neben den er­

wähnten Gedichten steht mancherlei Zeitgeschichtliches, politisch oder sozialpolitisch Gefärbtes oder vom Parteigeist Beeinflusstes ■ oder im Geiste des Talmud Befangenes oder zum Lobe Rousseau’s , zur Ent- schuldigung Heine’s Gesagtes. — A ber lassen w ir das. Auch die Form der Gedichte kümmert uns wenig. N u r im Vorbeigehen bemerken wir, dass die meist gute Beherrschung der Form hier und da (so namentlich in den antiken Yersmassen) durch metrische Fehlgriffe beeinträchtigt wird. W e it wichtiger ist uns der Inhalt jener verhältnissmässig posi­

tiveren Gedichte. So vieles auch noch fehlt an wahrer und voller Er­

kenntniss, so stark die Decke vor den Augen sich noch bemerkbar macht, so ungenügend namentlich auch der verschwommene B egriff der allgemeinen Menachheitskirche und so unzureichend die Stellung zur alttestamentlichen oder gar zur neutestamentlichen Heilsgeschichte ist, w ir meinen trotzdem, dass die Mission unter Israel in diesen Stimmen für Israel mehrfache Anknüpfungspunkte suchen und finden kann. Das ist der Gesichtspunkt, unter welchem die vorliegende Gedichtsammlung unser Interesse in Anspruch nimmt. R. Bendixen.

Neueste theologische Literatur.

B iograp h ien . Baugaard, C., Biskop Daugaard. E n Mindebog.

Forste Bind. Schonberg (472 S. 8). 6 kr.

Bibel-A asgaben u. -Uebersetzungen. Oollatio Codiciis Lew isiani R escripti Evangeliorum Sacrorum Syriacorum cum Codico Curetoniano (Mus. B rit. Add. 14, 451). Auctore A lb erto B o n u s . Clarendon Press (106 p. 4). 8 s. 6 d. — Rost,

Past.

W aith., Ist die Berücksichtigung der wichtigsten Ergebnisse der Hallischen Bibelrevision f. das sächsische Perikopenbuch wünschenswert u. notwendig? E in W o rt zur K lärg. u.

Verständigg. in Sachen der „durchgesehenen B ib el“ u. der B ibel­

revision überhaupt. L e ip zig, J. C. H inrichs ( I I I , 48 S. gr. 8). 80 /$.

B ib lisch e E in leitan gsw issen sch aft. Krüger,

Prof. d .

Gust., Das Dogm a vom neuen Testament. Giessen, C. v. M ünchow (40 S.

Lex.-8). 1. 20.

E xegese u. K om m entare. Bertholet,

P riv.-D oz. L ic .

A l f r . , D er Verfassungsgesetzentwurf des H esekiel in seiner religionsgeschichtlichen Bedeutung. Habilitationsvorlesung. F reib u rg i. B ., J. C. B. M ohr ( I V , 28 S. gr. 8). 80 /t§. — Deuteronomy. E dited , with an intro­

duction and notes, by Richard G. M o u l t o n . Macmillan (186 p. 16).

2 s. 6 d. — Beut er ’S theologische Klassikerbibliothek. 6. B d .: Ueber den ersten B rie f Pau li an Timotheus. E in krit. Sendschreiben an J.

C. Gass, v.

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B ib lisch e Geschichte. Baentsch,

Priv.-D oc. L ic. Dr.

Bruno, Ge- schichtsconstruction od. Wissenschaft? E in W o rt zur Verständigg. üb.

die Wellhausensche Geschichtsauffassg. m. besond. Beziehg. auf die vor- prophet. Stufe der R eligion Israels u. die religionsgeschichtl. Stellg.

Davids. Vortrag. H alle, J. Krause (I V , 50 S. gr. 8). 1 JiFarrar,

Kanon. Hofpred. D.

Fred. W ., Das Leben Jesu. Deutsche Bearbeitg. v.

Joh. W alther. M it 300 Orig.-Abbildgn. 3. A u fl. Berlin, O. Brandner ( X X V I I I , 769 S. 4). 12. 50. — Schall,

Past.

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