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Die Zukunft, 16. August, Jahrg. XXI, Bd. 84, Nr 46.

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Xxl. Jahrg. Herlityden 16.yngnst1913. ONUr.46.

Herausgeber-

Maximilian Hardm

Inhalt.

Seit-, Nin-le ............................ ..205

Kadioaftkive Umwandlung-m VonHerrn-Inn Sieveking .......226

Htlbsiqnjtkgem VonFrkq But-get undHeinrich Minden ....·..282

Diana-usw voncadon ....... «

...............235

Uachdruck verboten.

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Erscheint jedenSonnabend.

preisunterm-ach met, dieein«-use Numm- 50Ps.

HO-

Berlin.

Verlag der Zukunft WllhelmstrnßeZu.

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wird SeitJahrzehnten mitgrossem ErfolgezurHaustrinkltur beiNierengries

Sicht,stein, Ein-USE undanderen Nieren- undBlasenleiden verwandt- Nach

den neuesten Forschungen istsieauch demZuckerlcranlcen zur Ersetzung

seines täglichenKalkverlustes anerster stelle zuempfehlen Füreingehende

Mütter und Kinder inderEntwickelung istsiefürdenKnochenaukbau von

hoher Bedeutung.

1912= 14,327Badegäste und2,245,831FlaschenversancL = Manverlange neueste Literatur portokreivon den FärstL Wildunger Uineral quellen, BadWildungen 4.

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von free-kon- lcönighKriminelkommissar n.D.

zuverlässisste vertrat-liebe Ermitteluncen und Beobachtungen jeder Akt.

Berlin W.9. Tel.: AmtLütz()w,No.6051. konstituieren-. Ists-.

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Berlin, den 16.August 1913.

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Finale.

Generalmarsch

T-;rankreich hatdieLast dreijährigenWaffendienstes auf sich genommen ;ohne,nachdemersteanthgeheul,noch lautzu knirschen,eineLast,die denKopfschwererals denRumpf bebürdet.

UndimSenat (wo,nur für diesen Programmpunkt, dasMini- sterium Barthou inClemenceau einen starkenHelferfand) hat GeneralPau dieDehnungderDienstzeitineinerRede empfohlen, dieinderFranzösischenNepublik bewundert, imNachbarreich nicht so beachtet wird,wiesie verdient,undderen Hauptsätzeich hier deshalb wiederholen will. »Der Organisator eines Heeres musz zunächstimmer denKraftwerthdesGegners wägen,mitdem diesesHeersicheinesTagesvielleichtzumessenhabenwird.Wenn ichvon unsererArmee spreche,istmein Blickalsoimmer aufdie desDeutschen-Reiches gerichtet«(Rufe:»Trås bien !s-)»Einzelne glauben,die höherePräsenzzifferdesdurchdasGesetzvomSom- mer 1913 vergrößertcndeutschenHeereskönnedurch unsereNe- serven ausgeglichenwerden«Das isteinJrrthum. Deutschland wird830 000 Mann unter denFahnenhaben; wirverfügen(ohne dieeingeborenenTruppen)über 530 000Mann,vondenen50 000 inAfrika stehen;obdiese50 000am TagderMobilmachungin derHeimath sein können, wissenwirnicht. Deutschland hat also 350 000Wannmehralswir.Diese Ziffer bedarfkeinesKommen- tars. Wie stehtes mitdenReserven? Wirdürfennur die Leute

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206 Die Zukunft.

rechnen,diemindestens einJahr lang ausgebildetworden sind.

Dann kommenwir aufdieGesammtziffervon3978000(darunter istabereingroßerTheilausnur einjährigerDienstzeit);inDeutsch- land istdieunserer entsprechendeZiffer:4376000. Deutschland hat also400000 Mann mehralswir ; undwird,wenn dasneue GesetzinvolleAuswirkung gelangt ist,1200 000mehrals wir haben.Aus diesemVergleichschließeich, daß sichuns diePflicht

zuneuer Anstrengung aufzwingt,deren Grenzenur durch dieKopfs

zahldernachwachsenden Männer-, durch finanz-undsozialpoli- tischeErwägung bezeichnetwird,derFrankreichsichabernichtent- ziehenkann,wenn esnichtabdanken,sichselbstaus derReiheder Großmächte streichenwill.Gewiß:wasuns ansahl fehlt,müssen wirdurchdieLeistung,desStehendenHeeresund derNeseren, auszugleichentrachten. Nichtimmer hatdas größere Truppens aufgebotdenSieg ersochten. Ausbildung und innere Einheit müssenerhöhtwerden;schondazu brauchenwirdielängereDienst- zeit,dieuns dendritten Jahrgang unter dieFahnenstellt.Das deutscheWehrgesetzist die(durch äußereUmständebeschleunigte) Krönungeines Werkes, dessen VorbereitungundAusbau jeder Anerkennungwürdigist.Die deutschen Effektivbeständesindheute so stark,daßsienach derAnkunftdernächstenNeservisten(für Pfer- deistgesorgtund automobile Lastwagenliefernder Artillerie die nöthigeMunition)sofortinsFeldrücken können.DiesemZustand müssenwirunserenGrenzschutzanpassen. HeutekönnteDeutsch- land mitderMobilmachungbequem zwei Tagevor uns fertig seinund uns überrumpelnzWenn wiruns·nichtgegen solche Möglichkeitsichern,locken wirselbstdenGegnerineineihm gün- stigeGelegenheit;undwirhabenkeinen Grund,zuglauben,daß ersienicht ausnützenwerde.«(Rufe:»Tres bien !«)»Dasdeutsche HeerhateineOffensivkraft,wiesieseitdenTagenunseres Ersten KaiserreichesinEuropa nicht mehr gesehenward. Jn ihmlebt derGeistderOffensive;nichtnur strategischer:auchpolitischer.

Von demBewußtseindieseerlicht sind seine Führerganzerfüllt.

Feldmarschallvon derGoltzhatgesagt, daß starke,aufsteigende VölkeroffensiverPolitik bedürfen,derenFolgedanneineoffensive Kriegführungist;träg gewordene,zuRückzügenbereiteVölkerfüh- ren denKriegwiderwilligundbeschränkensichaufstrategischeund taktischeVertheidigung. DemFeldmarschall scheintderGrund-

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Finale. 207 gedankederStrategie untrennbar vondemderPolitik.Und was wirvomHandeln Deutschlands sehen,zeigtuns dieWesenszüge kräftigerVaterlandliebe undmännlichenWillens. Darauf darf Deutschland stolz sein. Unsere Pflicht aberist, aufdieseeRegungen ernsthaftzuachten.Alle-Redner haben denfriedlichen GeistFranks. reichsbetont unddamit das EmpfindendesLandes wahrhaftig gedeutet.«(Tres—bien!) »DieFranzösischeRepublikwill denFrie- den,hat diesenWillen oftbewiesenunddenktnichtdaran,irgend- eineMachtherauszufordern oderanzugreifen.«(Veifall.)»Sie willfreibleiben undunabhängigweiterleben. UmdieserZukunft sicherzusein,muß siedasdurchDeutschlandsAnstrengungge- störteGleichgewichtwiederherstellen.Dann erstkannsiesichsorgens losenFriedensfreuen.« (Beifall.) »DawirdenFriedenwollen unddemGegnermitderMöglichkeitauchdieVerantwortungdes Angriffeslassen,befiehlt Pflicht uns, dafür vorzusorgen, daßunser Heerimmer undüberallzurAbwehrbereit sei. DerFriede istnur zuwahr-en,wenn wirstark sind,wenn derGegneruns starkweiß undunsere Kraft achten gelernt hat«(LauterVeifall.),,Deshalb brauchenwir eineOrganisation, dieerselbstfür nützlichhält.

Glaubt eruns·schwach,dannverführtdieserGlaubeleichtinMiß- brauchderUeberlegenheit.Jstervon derhohenLeistungfähigkeit unseresHeeres überzeugt,dannwirdervor demEntschlußzum Krieg zaudern.Sindin beidenHeerendieCyklen nichtmehrgleich, werden nur aufeiner Seite dieDaten derEinstellungundder Entlassunggeändert,dann hatdasxzurOffensivebereiteHeerden VortheiLHieristderHauptgrund,der denObersten Kriegsrath verpflichtet hat,demVorschlag,denMann dreißigoderzweiund- dreißigMonate dienen zulassen,seineZustimmungzuweigern undeinungeschmälersdrittes Dienstjahrzufordern. Jchhoffe, daßmirgelungen ist,Jhneneinklares Abbild derBedingungen zugeben,denen unsereHeeresorganisation fortan genügenmuß.«

EinBeifallssturm, wiederGreisensaaldesLuxembourgihn langenicht hörte,hatdenRednerbelohnt(derdichtvorderAlters- grenzesteht,aus demaktivenDienst scheiden muß,baldaberviel- leichtalsKriegsministervordieKammern treten wird).Alsjunger OffizieristPau imfranko-deutschenKrieg schwerverwundetwors den,wird von denSchreibern drum »1eglorjeuxmutilåssgenannt:

unddadieTribunenfirmaVarthowEtienneihn, als denMarius 19V

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208 DieZukunft.

deralten Triarier,vorschickte,konnte man fürchten,seineHasta werde versuchen,denSchilddesDeutschen-Reicheszuzerbeulen, seinMund kränkendeoderKränkungandeutende Worte sprechen.

Nichteinskam über dieLippendestapferenMannes. Schlicht, ernst, würdig spracher;aus demselbennoblenSoldatengeistwie, vor dreizehn Jahren,General deGalliffet,dermir,alsKriegs- minister,sagte: »JhreArmee ist höchsterAnerkennungwerth.Sie hatuns geschlagen.AlsFranzose, derseinVaterland liebt,kann ichnieaufhören, diesesnationale Unglückzubeklagen. Dochder Soldat,derFachmannmußoffenaussprechen:UnsereNiederlage war verdient. Jn Organisation,StrategieundMannszucht war das deutsche Heer unseremweitvoraus undseinSiegdrum kein Glückszufall,sonderneinedemVölkerschicksalabgerungcneNoth- wendigkeit.Wenn dieungeheureArbeit JhrerMoltke undRoon fruchtlosgebliebenwäre,müßtederZunftsoldatanseinemVerufe verzweifeln.Warum hattenwirnichtebenso fleißiggeschuftet?

Mein altesSoldatenherz freut sich,inallemPatriotenschmerz,der Erfahrung, daßdiegroßeLeistungnach Gebühr belohntwordenist.

DieGerechtigkeitfordertedamals Deutschlands Sieg.«DerMuth zusolchem redlichenUrteil ist nachdreiJahrzehnten leichter auf- zubringenalsindervon gegenwärtiger Ueberlegenheitbedrück- tenStimmung. General Pau ist heutedem deutschenHeervon 1913sogerecht,wieMarquis deGalliffet1900demvon1870war.

Und wirhattensooftüberFranzenschimpf,überfranzösischeKitzel- rede zuklagen, daßdieAnstandspflicht heischt, diesemGeneral dieEhrerbietungnicht kargzubemessen.Mit demSystem,dessen Wortführererward, läßtsichleben.Der Soldat rechnet nichtmit demvon Rußlandder nation alljåeetamie zugesagten Beistand nochmit demHelfercorps,das Englandüber denKanal werfen könnte. Erwill,was erwollen muß: daß seines Landes Heeran Zahlsogroß,anSchlagkraftso stark werde,wieesirgend vermag.

Und läßt (soweitdieOptikeinesAbgeordnetenhauses Das er- laubt)denStrahl derErkenntniß durchschimmern, daßmitdie- semHeer,auch nachdessenStärkung,demdeutschen eineAender- ungdesterritorialen VesitzstandesnachderVoraussicht mensch- licher Vernunft nichtabzuringenseinwird-Die Möglichkeit,mor- gendenElsaßundLothringenzurückzuerobern,dünktihn wohl schmal:und erbescheidet sich drum, nachdemZielhinzustreben,

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Finale. 209

hinterdemFrankreichgegen überrumpelnden, raschund völlig überwältigenden Angrisf geschirmtwäre.Damit diehellsten Köpfe derNepublikdenWeginsolche(muthige,.nicht entehrende)Re- signation finden, ist hier seit 1905,immer wieder,dievolle Aus- nützung deutscher PflichtzuallgemeinemWehrdienstempfohlen worden. Das isterreicht.UndFrankreichkönnte nun, imSelbst- bewußtsein gesteigerter, doch beschränkterKraftundvordemAuge seinerJugend, die inernsterem Nationalgefühl erwächstalsseit derLigenzeitjeeineaufgallischerErde, endlich aufdiePhrase, dieTirade einerNachgierverzichten,diedochkeinzuversichtlicher Glaube anihres Sehnens Erfüllung stützt;aufdieunklug reizen- den,unverschämtärgerndenKneipensänge,Zeitungartikel,Schau- spielszenen,Tingeltangelsketchs,mitdenennichts aufirgendeinem Gebiet derRepublik Nützliches einzuhandeln ist.Freilich:der SiegimletztenTreffenverpflichtetzugutem Beispiel;nachJahr- zehntennoch.DadieMehrheit desdeutschenVolkes einenKrieg gegen Frankreichnicht wünschtundauchdieMinderheit ihn (der ansichkeinen vondemnöthigen Kraftaufwand entschädigenden Ertragverheißt)nur alsdasunvermeidbare Mittel gegenuner- träglichenDrang hinnähme,sollteJeder,deröffentlichspricht,Je- der,deröffentlichemUrtheilRaum gewährt,sichsorgsameralsbis- hervorungerechtem,dasSelbstachtungbedürfnißderFranzosen verletzendemMeinensausdruck hüten. Auchdas Gezetergegen dierömischemMuster nachgebildete Fremdenlegion sichinminder hartkantigeFormsänftigen;fürzuchtloseAbenteurerundLüdriane brauchtAlldeutschland nichtzukämpfen.Jst dieseLegiondeutschen JünglingeneineGefahr, sowirdFrankreichdenWandel des Re- krutirungsystems höflichfestem Antrag nicht weigern. Das Ge- schimpf schadetnur«Zwei großeNachbarvölkerdürfen sichnichtin unheilbare Zwietrachtverhetzenlassen,weilMonsieurDurand undHerr Schmidt sonstum dieGelegenheitkämen,nette Artikel- chenzuschreibenundinder Brüllrolle desHeldenzuglitzern.

Noch istdieStimmung derfranzösischenGesellschaftunsun- freundlicherals je seitdemJahr,andessenWiegeGortschakow

-denVotschafterGontaut-Biron mahnte: ».Il kaut que la France soit torte etsage.« Stark istdieRepublik jetzt,deren Dreifarbentuch überJndochina,derAequatorialprovinz, Senegambien,Dahome- Somaliland,Marokko,Algerien,Tunis, Guadeloupe, Guayana,

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210 Die Zukunftx

Neukaledonien,Madagaskar,LaNåunion weht.Unddaßsienoch imGrollnicht ihres NutzensWahrungversäumt, hatebenwieder dieJahresrechnung erwiesen:dieEinfuhrdeutscherWaaren,vor derenKauf solautgewarnt wurde, hat, trotzdem,abermals zuge-

nommen. Der Grimm drücktsichinderber Höhnung(»Lepro-

fesseurKnatschkå «undähnlicherBeschreiberei)deutschenWesens undinschroffer AblehnungallerPerkehrsgemeinschaftaus. Der Schwarm derFranzosenwills mituns haltenwieShylockmit demchristlichenKanmanm »I will talk andwall(withyou,buti will noteat,drink nor pray withyou.«VondenVergen UndKüstenneuss traler Länder sogar,aus schweizerischenundbelgischenKurorten brachten DeutschedieBotschaft,daßdieFranzosenihre Nähe mieden und oft sich schonwider denZwangsträubten,mitihnen desselbenNaumes Luft einzuathmen. DaßwirandieserPer- bitterung nichtganz unschuldigsind, müssen wir,uns selbstund demNachbar,ehrlich gestehen.WereinenStolzen,nachdemZins seines StolzesLangendendemüthigt,ohne zugleich ihnzuschwä- chen(Agadir),werihm mittenim FriedeneinenLandfetzen abpreßt (Kongovertrag),inseinHoheitrecht (Beamtens chub; Jagow-Cam- bon) dreinzureden, ihn, unaufgefordert,indieUeberzeugungzu schwatzen,zuschreibenversucht,daßerinFäulnißhauseundvon denBundesgenossen, denFreunden geprellt werde, darf nicht staunen noch schelten,wenn dervonsolcher ThorheitErkältete sich barschvonihmwendet. Räth kluge Selbstsuchtabernichtbeiden Völkern,dasVergangene vergangen seinzulassen?Jeder zwan- zigjährigeFranzose,deraufdreiJahre indieKasernegeholtwird, balltdieHandgegendiedeutscheWillkür,dieihm so hartePflicht aufzwinge.DaßerirrtundseinenZornnacheinem Trugziel reckt, kanndie Rede desGenerals Pau ihnerkennen lehren. Dersagt offen:Deutschlandhandelt,wiekräftigePaterlandliebe vonihm fordert.DerzweifeltimJnnerstenselbstvielleichtan derMöglich- keit,aufderHöhefranzösischerKulturundWirthschast,ineinemLan- de,dem dieZeugendieArme,dieSiedlerfür seineüber vier Erd- theilegestrecktenGebietefehlen,dendreijährigenWaffendienstvor Durchlöcherungzubewahren.DerpochtansGedächtnißthor,um dieErinnerungzuwecken,daß PolitikundStrategieeinander be- dingen,bestimmenund daßderVerzichtaufstrategischeauchden auspolitische OffensivezurPflichtmacht.DasDeutscheReichhat

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Finale. 21 l

eineumfastsechsundzwanzigMillionen höhereMenschenzahlals dieRepublikUeber dieseKluft zimmert nichtderEntschlußzu einer (in Männernoth,unterderHerrschaft vonJakobinernund Soziali- sten aufdie Dauer unhaltbaren)Dienstzeitdehnung,nichtdieHoff- nung aufRussen, Briten, Spanier, Südslaven,Hellenen,von fran- zösischenZuchtmeisterngedrillteKreolen UndSchwarzedieTrosts drücke,diedasSchicksaleinesLandes von solcher Geschichtezu tragen vermag.Deutschland könnte,wennsnöthig würde,morgen seineHeeresziffer um einBeträchtliches erhöhen.Das könnte Frankreich nicht;und indenVorschlagvierjähriger Dienstzeit möchtewohlselbstderLothringerPoincarö sichnichtverklettern.

DieRepublikkanndie verlorenen Provinzenaus eigener Kraft nichtzurückerobernundwärenochim(unwahrscheinlichen) Fall ausreichender fremderHilfederersten AufbrunstdeutscherWuth allzunah.SiekannaberruhiglebenundalleKraftandie Civilis sirungundAusnützung ihres ungeheuren (jetztnoch oftvomRaub- bauderAusländer verherten)Kolonialbesitzeswenden,wenn sie nebender toten HoffnungdieFreudeaneinem Gestus,dernicht mehrschreckt,nur nochärgert,ins Grabbettet.Dann brauchtesie keinVündniß(gegendeutschenAngriff,den,rebus sicstantibus, nur Wahnsinnbeschließenkönnte, hülfe ihr, auch ohne Vertrag, das Lebensinteressederbeiden größtenErdreiche)undwürde wirklich so frei, vonRußlandsGunstundEnglandsKram soun-

abhängig,wieihrsderbeste Sohnwünscht.DasBewußtsein sol- cherMöglichkeit,ihrerBortheileundderFrist,diefür ihre Siche- rung noch bleibt,muß sicheinwurzeln,wenn wirihm Ruhegön- nen; undaus ihm mußimLenzdieErkenntnißkeimen,daßFrank- reichsGlückandemVerzichtaufeineGrimassehängt.

Was verlangenwirdenn? DieBezirkederAidennen oder derMeuse, dasBurgunder- oderChampagnerland,Velfortoder Toulon? Nichts; nichtdaswinzigsteStückchenfranzösischean dens. Nur: nichtmehrzuhören,daßübermorgenderRächerzorn sichsättigenwerde;nichtaufalleWegedieGewißheitmitschleppen zumüssen,daß jedemFeinde DeutschlandsdieFreundschaftund

«WaffengenossenschaftFrankreichswinkt.Nur: sicherzusein,daß demElsaßundLothringennichtandere Gefahr, nichtnäheredroht alsirgendeinem Neichstheilz nichtlängernoch,TagvorTag,zu sehen,daß Frankreich sichmitLastenundFronpflichten bepackt,

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212 DieZukunft.

dieithillenundKraft fürdiewichtigsteArbeitlähmenundderen Zweckdochnur sein kann,denSchein emsigerRachebereitungzu wahren.Was können wirdagegenthun?Nichtviel.OhneGebrüst zeigen, daß unserKraftaufwanddenfranzösischenzu überbieten vermöchte.UnwürdigeZumuthungmitderWuchtdes inRuhe Starken abwehrenUnter demAlltagshimmelaberhöflichseinund eineNation, diesichgern einer schönenFrauaus vornehmem Haus vergleicht, nichtwieeinHürchen behandeln,das sichvom PächterimWohnzimmerprügeln,imVettmitsüßenKatzenzungen fütternläßt«Und (dieHauptsache)jeden erfüllbarenWunsch unseres Reichskandes erfüllen.Demhat unverzeihlicheDumm- heitnun einmal dasAllen gemeine, fürAllegleicheWahlrecht beschert.Dem müssenwirendlichindauerbare Ordnung helfen, aus derZufriedenheit aufsprießenkann. JedeVolksabstimmung würde erweisen,daß Elsässerund Lothringer nichtdenRück- fallan Frankreichwünschen; jede, daß sieindieSelbständigkeit einesvoneigenemRecht lebendenVundesstaates hinstreben.Die- sesWunsches Erfüllungwirdallgemach möglich(undwürdeuns, wievonanderem Elend, auchvonderschmählichenEntwerthung preußischerBundesrathsstimmenerlösen).Preußenkannviel, hat, für sichundfürDeuts chland, Unvergänglichesgeleistet, strotztheute nochinungestümemJugendmuthundbrauchtgegenAnwürfekeine andere WehralsdenStahlpanzerseines Genius, der aus stolz lächelndemAugedas Schmutzgerinnsel wegtropfensieht.Jnel- sässische,garinlothringischeStammesart sicheinsühlen:Daskann Preußen nicht« DazuwäreeineHingabenöthig,diedermän- nischen Vorussenpersönlichkeitnichtabzutrotzennochabzuschmeis chelnist.SolangeeinZwanginFürsorgeerziehung,insungewohnt rauheNeichsgewandunentbehrlich war,standderpreußischeLand- pfleger, Waibel,Büttel auf ihm gebührendenPlatz. Jetztist zwi- schen MoselundRhein, zwischenDiedenhofenundMülhausen dasVolkinmündigesSelbstgefühlerwachsen. Jm Reichsver- band willesbleiben,dochseineSonderheit auch,wieBayern, Sachsen,Schwaben,Badener,drin zuziemlicher Geltung bringen; undneun ZehntelallerSchwierigkeit kommenaus demunklus genVersuch, diesesVolkindiepreußischeWolljackezuzwängen.

Drum istderRath schädlich,dieNachfolgedesGrafenWedel(der altistunddiehastigeberliner AblehnungseinesAusnahmege-

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Finale. 213 setzentwurfesimAmt,ohneneue Ansehensminderung,nichtlange überleben kann)demPrinzen AugustWilhelmvonPreußenan- zuvertrauen. Dieser PrinzmagManches gelernt haben, beschei- den undliebenswürdiggebliebensein: aufdieZinnedesReichs- landes taugternicht;taugtkein SohndesKaisers.Derwäre, noch in derRüstungmitbestemWillen,dortein Fremdkörper,wieim er- grauten Straßburg,Kolmar,Metzberliner Stuckprunk;müßte,in einemanaltemundwohlhabendemAdelarmen Land, seine«nVer- kehrfastvölligaufdenmitgebrachten HofstaatunddieOberschicht derOffiziereundVeamten beschränkenundwürdesozumleben- den,ragenden WahrzeichenderScheidungineinheimischeund eingewanderteMenschheit.Erkönnte,wenn ihnGewissenspflicht, nichtdieLustanderfast einzigendemCivilprinzenzugänglichen Pfründe stimmt,desLebens,desWirkens niemals frohwerden; aufdies emVorposten,vondem ernurnachftaatsrechtlicherTheorie absetzbärwäre,demDeutschenReichniemals nützen. DessenSüd- westeckeersehntnichteine preußischeSekundogenitur (dievonallen Vundesstaaten, großenundkleinen,ungern geduldetwiirde),son- derndieihrem eigensinnigenWesen,wie dieSchaledeeruchtkerm angepaßteStaatssorm, dieihr gestattet,vondem ausderWurzel steigenden SaftdieWölbungderViüthenkronezuhoffen.Ne- publik (warum nicht,da dieHansestädtegedeihenund inzärtlichem HätschelverhältnißzumKaiserstehen?)odereineaus derScholle süddeutschskatholischenEmpfindens erwachseneDynastie,derra- scheEinfühlunginsAllemannenthum gelingtunddiesichander SchärfedesLothringertones nicht wundreibt. Wird dasReichs- land aus derunfruchtbaren Zwieherrschaftimportirter Preußen und strebsamer,scheel angeschauterNotablen erlöst,wird es,im vierundvierzigstenLebensjahr,ein insichfreier,zufriedenerBun- desstaat,dann ersuchtessehrbalddieFranzosen,ihrWerben, Trösten,Wühlen einzustellenunddenRächerdurstaus anderem Vorn zustillen;dann sehtJhrdieElsässerundLothringersogar, dieheuteliebernochFranzöslinge alsPreußensFürsorgezöglinge undRachäfferscheinen,von StolzundNutztrieb festindiefröh- licheEmpfindungunausrodbarer Urdeutschheit gerammt.Was bliebe danachdemNachbar? Soll erWohlthat aufzuzwingen trachten,dienicht gewünscht,derendreisarbiges Gewimpel schon alsVelästigungempfundenwird? Alles in vierKontinenten Er-

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214 Die Zukunft.

worbene an einen Kriegsetzen,aus demerals Sieger zwei ihm entwöhnte, ihmwiderspänstigeProvinzenunddieTotfeindschaft von sechsundsechzigMillionen Menschen heimbrächte?Nein.

Frankreichwar oft jäh, hat oft sichfesselnder Vernunft entrafst, dochnie inplumpe Ausdringlichkeit verpöbelt.Neben einem zu- friedenen Allemannenstaat (dessen Eisengurt nicht leichter, nicht weicherwerden dürfte)würdeessichschnellin denUmstandneuer

Zeitschicken;neuer Lebensart,die esaufathmen ließe.Honoris

causa zwischenHardtundMeurtheirgendwoeineGrenzreguli-

rung miteinfacher-,von behutsamemTaktgefühlersonnenerGe- dächtnißfeier.EinderAequatorialprovinz nützlicherAusgleich inWest-sundMittelafrika. AustauschdesAnspruches auf Syrien gegen deutsche VerbürgungdesGesammtbesitzstandesderRepus blik(der so groß ist, daßereinem VolkvonvielhöhererKopfzahl aufeinJahrhunderthinaus reichlich lohnendeArbeitböteundder WeitungnachKleinasienwahrlichnichtbedarf).AmnächstenTag könnte dieHeeresziffer herabgesetzt,vondemüberschüssigenHaus- haltsgeld Marine, Luftschiffahrt, Kolonialverwaltung genährt werden. DeutscherWucht sich FrankreichsFlamme vermählen.

EinTrugbild,wieesdie ausihremKristallschloßauftauchende FeeMorganainneckendem SpiegelspielmitLuftschichtenverschie- dener Wärme undDichte demBetrachtervorgaukelt?Nein: eine Möglichkeit,indie dasneue System Pau uns denWegweist.So hatder Mund derfranzösischenArmee öffentlichniemals vonuns, ihrVormund nie zu uns gesprochen.NochGalliffetbat denGast:

»BerrathenSiemich nicht;sonstwirdaus allenKübeln derUnrat aufmeinHaupt geschüttet.«GeneralPau sprachvon der Tribüne desSenatssaales aus:und erntete einenlange durchsHoheHaus brausendenVeifallssturm.Erklimmt derTagdesWasgenwaldes dunstigeHöhen?Frankreichsah, seitessichdenVriten versöhnt,

demBretonenwolf dasHeulenverboten undinderHirtinaus DomremynichtmehrdieUeberwinderin derSuffolkundTalbot,

nur nochdasReis vomLothringerstammgepriesen hat, aufdem weiten Erdrund einen einzigenFeind;sah ihn,weilesihn sehen wollte. Ihmschrieoder raunte es,ausnieermattenderWuth, zu, naherMorgendämmerungwerde sichdasheiligeWerkderRache entbinden: undstauntedann undbestöhntedesNachbars Her- zenshärte,wenn der immer wiederGescholtene,Gewarnte,aus fleißigerArbeit AufgescheuchtedieRüstungdichteteund sein

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Finale. 215 Schwertnochschärferschliff.NichtfüreinerStundeDauerhatersje ausfreierWillensregung bedroht; allzu oftundlautihmseineLiebe bekannt. Erb- undErzfeind isternur, solangeFrankreich ihn durchaus dafür haltenundzwarbegreifenwill, daß aufdie Nieder- lageam roszbacherJanushügelderSiegbeiJena,nichtaber,daß aufJenadann Sedan, aufdieVerwüstungdesAllemannens landes,derPfalz, PreußensdieNücknahmealtdeutschenBodens, desReichsglacis, folgen konnte.Fügtes sichindasfestvermauerte GehäusdieserThatsacheundverzichtetnichtnur aufeinen Kampf, den einesWunders Machtihmzum-Siegwandeln müßte,sondern auch aufdiesteteAnkündung, Andeutung dieses Kampfes,dann dräutihmvonkeiner GrenzemehrirgendwelcheGefahr. Dann erstkannes,stattdasLeihhaus,Gasthaus,Lusthaus allerPrasser, Gauner,HochstaplerausOstundWestzubleiben, raschwieder werden,was eseinstwar: dasvon denfeinstenSeelen gesuchte HochlandderEuropäerkultur. Noch klagt es,dasDeutscheReich ähneleeinerFestungundKaserne:undzwang,weilessichhurtig jedem GegnerGermaniens gesellte,selbst doch dieses Reichaus altemSinnirerbehagen ineisernenHarnischWiderräthihmVer- nunft nichtdenWahn,eskönne das an Kopfzahlstärkere,den Komfort täglichderManneszucht opferndeNachbarvolk über- winden? DiealsletzteGottheitvonihmangebeteteclartågauloise nicht, durch nutzlose Gesten(die nichtDeiperFrancossind) sichselbst dieGefahrzuschaffen,deren Abwehrbereitung ihmdenBlut- umlauf einschnürt,unddas Fahnenband nationaler Zukunftan denPopanzeines Erlösergedankenszunageln,gegendessenAus- führungdie zuerlösenden Stieftöchter sich leise,aber inbrünstig sträuben?DerTag erwacht. WafsnetEuch,ernste Menschenbei- derReiche, füreinWeilchennochinGeduld. DerVerzichtauf dieKränzungdesSteinbildes vonStraßburgmindert dieMacht und die Würde derRepublik nichtumeinesMesserrückensBreite.

UndFrankreichsinntuns nichtdenUntergang,weiles die Män- nerkraft stählenund nichtinträger Genuszsuchtverwittern will.

Duo.

AusOesterreichträgtmancher BriefmirdenWiderhallent- täuschterHoffnungins innereOhr.Nur ins innere; am Zügel alterGewöhnunginHöflichkeitwurde dasEmpfinden zurückge- haltenund denHuf,dender Nerv dennocheinmal hastigervor-

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Leopold fügt sich ; murrt aber: »Wenn unsere Reutralitätgeachtet werden soll, muß sie geschütztsein« Frankreich könnte sie, wenn es in einen großen Krieg verwickelt

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verehrlichen Vubliko vortäuschen. Die Roten der Vsundesbianken sollen Zu einem Drittel mit Gold, zu zweien durch Wechsel und ,,andere liquide Unterlagen« gedeckt sein. Dsas ist

Soll es noch einmal so werden? Wiederwurde dem Borstoß von Velfort nach cMülhausen die Spitze geftumpft. Ein Eorps zurückgeschlagen und von seiner Schutzstätte weggedrückt;schon

im Grünen: eine Unmenge Details verkündet das reizende Erlebniß und überall hebt das Wesentliche sein ornamentalisches Gesicht heraus. Aber sobald nun der Eindruckswerth zum

»Ich weiß es!« unterbrach Ukanya barsch. »Noch ehe der Grillen.. 229 Gezirp verstummt war, noch ehe der Morgenwind in den Zweigen des Omumborombongabaumes, der uns der Urahnen