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Die Zukunft, 15. August, Jahrg. XXII, Bd. 88, Nr 46.

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H Iphig. Herin,m 15.f·»-kjciigutt»1914. « Ir.46.

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Inhalte

Selt- Einer gegen mer .........................205 Volkstumer .z.........................232 Gerichts-H voncadon .............—....... .234

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Berlin, den 15. August 1914.

Einer gegen Vier.

Moltke und seineLeute.

ieLeistungdesGroßenGeneralstabes hat,heuteschon,ehr- sürchtigenDank jedesimDeutschen Reich Heimischenver- dient. Jhrist gelungen, ihrganzallein,injedesHerz Zuversicht einzupslanzenzjedesaus denTon zustimmen,dervonScharnhorsts Lippe klang,da er,vor hundertJahren, zuseiner TochterJulie sprach:»MagderFeind noch soüberlegensein,magernoch so großeSiegeüber uns ersechten:dieAnlagediesesKriegesist so, daßimLausdesFeldzugesuns sowohldieUeberlegenheitals derSiegnicht entgehenkann.«Keinanderes Heerder Erdever- möchtedieMobilmachung, die wirsahen,nochdenAufmarsch, dessen Echowirhörten.Vorn fichtderFeldherr,derFührereiner Armee,einesEorps Vor AllerAugen.SeinName funkelt, auch seines glücklichenUnterführers,nachdemSiegüber dieWelt hin.

DieVereiter desSieges sitzenlangeimDunkel;undwenn derAbs kglanzder überhellen SchlachtenjubelinNacht sinkendenSonne die StirndesStrategen umleuchtet:niemals reckt diegroßeSchaar derGehilfen sichaus demSchatten. Niemals hat siesbegehrt.

Niemals wirdsie begehren,aus ihreLeistungdenVlickderNation zuhesten. Was siePflichtdünkte,hat siegethan. Unsere ist,ihr,schon heute,ausEhrerbietungzu danken. DenArbeitern derKriegs- ministerien,desMilitärkabinets und(allen voran)desGroßen Generalstabes. Aufdie Männer mit denKarmesinstreisenmüßte Deutschland stolzsein,inalleEwigkeitdeutschenLebens stolzblei- ben, sc«bstwenn sein Siegkleinerwürde,alserwerdenmuß.Die wichtigste Meldungderersten Mobitmachungwoche,dieschönste

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206 -— DieZukuqu

schienmir der(oonderungeduldig langendenMenge kaumbemerk- te)Satzzubergen,der,in derkurzenzputzlosenRedeweiseHellmuths desErsten,demVolkankündete,»bisherseiandenGeneralstab keineRückfragegekommen«.Dasbedeutet:AlleswarinOrdnung.

GrößtesundKleinstesgenau so,wie es dasHirndesStrategen erdacht, sein Stiftesvorgezeichnet hatte.Munition undProvi- ant, KleidungundSchuhzeug, ZelteundSchmieden,Telegraph undTelephon.Alles. Kaum irgendwofehltebeimAufruf auch nur einMannz sosorgsamwaren dieListengeführt. Jeder Soldat war gutgekleidet,beschuht,gewaffnet,mitdernöthigstenNahrung versorgt. JederEisenbahnzug gingpünktlichabin jedemwar je- demSoldaten seinPlatzangewiesenundNaum fürdieMannschast gelassen,dieunterwegszusteigensollte.Nirgends Wirrniß,Ge- knäuel, vermeidlicherLärm.Wolängerer Aufenthalt sein mußte, war (vonderMilitärbehördeoder von freundlichenVolksge- nossen) denKriegern eineLabung bereitetwordemBonder ersten Minute anfühltesichder insFeldGerufeneinsicherer Hut; fühlte»

daß die Niesenmaschine,in derernun einwinzigesRädchensein solltesrichtigarbeiten werde.Wer ahnt, welchenWerthdie Stim- mung der in denKriegziehendenTruppehat,wirddasEreigniß- dieser Mobilmachung nievergessen.EinpaarStichprobeuaus

Feldpostkarten,dieLandwehrmännerverschiedenenDienstgrades mirschrieben: »NachdemAntreten sagteunsderVezirksosfiziek, auchEnglandhabeuns denKriegerklärt ; eine Weltstehegegen unsinWaffenundderKampfwerdeschwer sein.Wirdachten:

Macht nichts; aufeinen Feind mehroderweniger kommts nicht an. Wir schaffens.«»Die Stimmung istgroßartig.Und: ohne AlkoholiWirsindDreihundert.Keiner kambetrunkenundKeiner hat,inzwölfStunden, einen Tropfen SchnapsoderVierzusich genommen. EinmalgabsKafsee(besserenals sonstaufkleinen-.

Bahnhöfen)UndSchmalzstUlleUiSpätekanständigeBouillon mitFleisch.ObsbeidenRuser soaussieht?«»Wundervoll ist dieOrganisationlDasmerktauchdereinfachste KnechtvomLande.

·

Deshalbsindallefröhlich.KeinDrückeberger.DreißigUeber- zählige,diezurückgestelltwurden,warendie Einzigen, dietraurig dreinblickten. Wirgehen nach Osten·AlsWir mallangehielten,.

putztenflinkeKerls denganzen ZugMitVitkenreiserwDersah- nun auswie eineKremserreihe,dieiMFkÜhjahkUachVaumgartens brück oderEhorintrabt. UnddieBerliner, immerobenauf,hatten

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Einer gegen Vier. 207

auchgleichKreide undschriebenan dieWagonsallerleiUlkiges.

,VonBerlin überPetersburg nachZarskojeSelo.«,Herrenpartie nachPetersburg.«SowardieStimmung.Trotzdem nicht für zehn PfennigeAlkoholischesgeschlucktwurde.Undweilsso ist,rufen wir,.

alle Mann,ausvollerBrust mitJhnemWir müssensiegen!«Wem ist dieseStimmung,dieseBorbürgschaftehrenvollenKampfeszu danken? Nur denKarmesinenen.DenMännern, dieTagvor- Tag, JahrvorJahrin der»GroßenVude«,imHaus Moltkes,.

gearbeitethaben.NieUeberlastungbemurrten. Nieausgeckiger SelbstgefälligkeitaufihrTagwerkschauten.Der Pflicht nochzu- fehlen meinten, wenn sie nichtjede NervenfaserimDienstver- brauchten.Diewissen,was Einerwissenkann. Jn Feindesland kennensiejedesGehölzundjedenSumpf,j-edeNebenbahnlinieund Marschmöglichkeit.Jnihnenglüht,ausihnen wirktScharnhorsts Geist.Desweisesten Soldaten, der demnachfritzischenPreußen- staatgelebthat.DesgroßenErzieherszunationalerFreiheit. Der selbst ihrenMorgennicht mehrleuchten sah, doch, durch seines LebensArbeit, zuhindern vermochte,daßjewieder aufdeutscher Erde derFremdling gebot. »Der Dienst darfdemMann nicht- verleidet,zugleichaberauch nichts verabsäumtwerden,uminihm- denjeglichem Kriegsheer unentbehrlichen GeistderDisziplinund- Kriegszuchttiefundunauslöschlichzubegründen.Keineungesetzs licheHandlungsolldurchgehen,keinezweckwidrigeUngebunden- heit gestattetwerden. Dagegenmuß ihreZurechtweisungbei Un- wissenheitoderUnbeholfenheitimDienst aufeineliebevolle und- väterlicheArtgeschehen.«SodachtederMann,den inPreußens HeldenlenzderJubelrufGneisenaus grüßte: »Scharnhorstleitet uns!JedesHerzisthochgestimmt.AlsunsereKavallerie vonBres- lauabzog,floginderselben RichtungeinSchwarmKrähen. Ha, sagtendieSoldaten, diesen Krähen hatdas Franzosenblutgut geschmeckt;siekommenunsnach,um noch mehr davonzusausen.

«Jchbinnieso hochbeglücktgewesen.DieMorgenrötheeines schö- nenTages erblickend, lebeichderbeseligendenUeberzeugung,daß- wirnichtwieder unterjochtwerden können:denn diegesammte Nation nimmt TheilandemKampf.Siehateinen großen Ehass rakter entwickelt und damit istman unüberwindlich.«So wars 1813.Soists19s14.WeilScharnhorsts Blut injedemAederchen des Generalstabespocht.EineWirrung, einsichtlicher-Fehlerim Mechanismus: unddieStimmung, fürderenVereitschaftpoli-

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2"8 , DieZukunft.

·tischnichts, nichtdasAllernöthigstegeschehenwar,hättesichdüster -getönt.GeneralHellmuthvonMoltke undseineLeute:HurraISie haben gewacht, währenddieStaatsmannschaft schlief.

« JmMorgengrau des sechstenMobilmachungtages fiel Lüttich(Li6ge),die vonzwölfneuen Forts mit-Panzerkuppelnum-

gürtetehauptstadtdesWallonenlandes, indieHanddesdeutschen Heeres. Würden viertausendbelgischeSoldaten entwaffnet,ge-

fangen.Stand eineReichsarmeealsHerrscherauseinemPlatz, denvon Berlin fast elfhundert,vonParis nur nochdreihundert- sechzigKilometer scheiden.Warvonder Memel bisan dieMaas unddieOurthedielangeNachschublinie,fürTruppen, Waffen, Munition,Nahrung, gesichert. AmMorgen dessechstenMobil- machungtages. Machtsnach!KeinLoblied überschwängesolche Leistung. UndsiewurdeohneargeBelästigungderBürger möglich, die,seufzend,aufdenEintrittinsHeer verzichten mußten.Nochgeht inDeutschlandshauptstädtendas Lebenbehaglichweiter. Briefe kommen seltenerund später, Straßen-sundUntergrundbahnen arbeiten nichtmehr mitganzerKraft,Schleckermüssenauf manche Gaumenwonne verzichtenundKleingeldistnur nochmitListzu erjagen. KaumderNedewerth. DasWesentlicheist,außen,noch durchaus wie inFriedenszeit.Aber-tausendBerliner waren am achtenMobilmachungtagimGrunewald. Kamen bequem hinaus undherein.Allegetrosten Herzens. Hundertmit frohemLiedauf derLippe.Nirgends Bangnisz,weder inThornundGraudenz nochinMetzundSaarbrücken, vornahemEindrangdesFeindes.

DieAngstmeinung,diedeutsche Grenzwachtkönne demAnsturm weichen,würdeverlacht.Unddoch weißNiemand,wer die Armeen undderenTheileführt;wann dasGroße Hauptquartier (zunächst wohl nach Aachen)ausrücken wird; welche Truppevorgestern, gesternimFeuerwar; wer fiel. Nichts.Nur eben:daßAllesin Ordnung ist;Jederan seinem Posten;jedesKriegsgeräthansei- nemPlatzz jedeMöglichkeitvorbedacht.Unddoch hatschonin der erstens-WochederKriegsschauplatzsichüberzwei (oder drei?)Kon- tinente gestreckt. Jn Westafrikaund inRussischsPolen,an der Maas, an derWeichsel,amWolta wurde gefochten; Algeriens

-KüstevonkeckendeutschenSeekanoniren beschossen;imOstbecken desMittelmeekes unsereFlaggegezeigt;anEnglands Küste san- ken,freienWillens und beneidet von dennichtinsicherenTodzu- gelassenen Kameraden,deutscheHelden,die Minen indieThemse

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Einer gegen Bier. 209 gesätunddenBritenwunschvereitelt hatten,TommyAtkins von London aus alsLandsoldaten fürBelgiensNeutralitätnachAnt- werpen zuverfrachtenzinNordsundOstsee,amWeißen,Schwar- zen, Gelben Meer,beiSansibar, Swakopmund,Kamerun,Kiauts schau regtsichsfeindsäliggegendasDeutsche Reich. Undinkeines Mannes, keines kräftigenWeibes Brust zittertdas Herz.Alle vertrauen denLenkern derWehrmachtgeschicke.Allewissen, daß, und fühlen,warum ihnenvomEinzelnennichtmehrerzähltwers dendarf:undfreuen sichdes Willens zu unbeirrbarem Schweigen imAmt,denderzweiteHellmuthvom großem Oheimererbt hat«

(Noch ist auchdasBürgerhausdesReiches pilzdicht. Daß,zum·

Beispiel,zweiWochenvorderMobilmachungderMagistratvon Berlin Brotkorn einzuhandelnbegann, wußteeinbreiterTroßvon Beamten nndKaufleutem dennochdrang keinLautdurchdieMauo erritzen)«.Alleempfinden,end1ich,wie starkihrReich,ihresSinnens undMühens Gebild,heute noch ist.Alleerhoffen jeder treulich geschmiedeten,erprobten Wafferaschen,wuchtigenSieg(auchdent alten, zähen GrafenZeppelin,nachimmer wieder enttäuschender Mißwcnde, mindestens eineMandel nützlicherLuftschläge)«Und dieses Hoffenkommtnichtaus eitlemWahn.Schauetum Eucht Was aufsSchlachtfeld gefahrenundwas sürdenHausgebrauch he.rangeholtwird,istinvorbildhafter,lückenloserOrdnung;sogardie braveFrachtpostkutsche,die,mitbraunenGäulen,nun wiederdas Auto ersetzen muß.Des Heeres Gesundheitvielfesterundseine Kopszahlvielgrößer,alsderKühnstezuwünschen wagte.Trotz- demdurchalleStraßen noch reisige Jugendkribbelt. DerLand- sturm, auchderfürdieWaffeerzogene, ruhig seinemBürgerge-- schäftnachgehtund demSiebenunddreißiger,magervon Kraft undKampflust strotzen, auf seine Meldung erwidert wird: »Sie brauchenwirnoch nicht«. Nirgends istMangel. Empfiehlt sich eineralszweier Sprachen gründlichKundigem»Danke;aberhier- sindAchtzig vorgemerkt,derenHälfte vier,fünfEuropäersprachen beherrscht«.Machts nach,Briten,Franzosen,garRusseniNur Deutschlands Menschheit darf getrostsprechen: Wirsindbereit.

Wir müssenbereit sein.Denket an denAufsatz zurück,den AlfredSchlieffen imDezember1908schriebundderKaiser dann, beim Neujahrsempfang, denKommandiernden Generalen vor- las.Schlieffenwar fünfzehnJahre langdasHauptdesGroßen Generalstabesgewesen.Schülerdes Römers ausParchim.Leh-

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7210 - DieZukunft.

rerd«esGenerals HellmuthvonMoltke,der morgen beweisenmuß, daßernichtnur des Erbes gewissenhaftester Hüter, daßerauch Machtmehrer undAhneinesneuen Strategengeschlechteszusein vermag. DiePläne,die derJmperatorenkopf desgreifenMar- schalls fürdensweifrontenkriegersann, hat Schlieffen,dergeist- reicheGelehrteimWaffenrock,modernerWehrkraft,Wehtmöglich- keitangepaßt.Nach seinemRücktritt vomAmt hieltersich still.

SpracherstnachdreiJahren, nur einmalnoch,indemAuf satz»Der KrieginderGegenwart«,zuseinenLandsleuten.Hatte erihnen, Soldaten undBürgern, tröstlichErmuthigendes zusagen?

Seit inFrankfurt derFriedegeschlossen ward, habendie Heere DeutschlandsundFrankreichs anKopfzahl, aancht und LeistungfähigkeitderWaffen einander zuüberbietenversucht.

Dieses rastlose Mühen hat bewirkt, daßdieBewaffnungbeider Heere heute fast gleich stark istundeinewesentliche Verbesserung kaumnochdenkbarerscheint. Mußteaberauchden anderen Mäch- tendenEntschlußzurascherWehrstärkungaufzwingen.Jn West und Ostsinddeshalb jetzt,bisans JapanischeundOchotskische Meer, dieWaffenvonziemlich gleichemWerth. Leichte,schnell zuladende undweithin tragendeGeschütze;rauchlosesPulver;

das Geschoß so klein, daßesdieAiederwerfung eines gelben;

braunen, schwarzenMenschen(derjaschwererals einweißeraußer Gefechtzusetzen ist)kaum noch verbürgt, dochingroßenMengen aufdemHeereszug mitgeführtwerden kannund dieAusnützung IderFeuergeschwindigkeitermöglicht. Diesen Geschossen darfkein

«Mann undkeineTruppesichohneDeckungaussetzen. Schonbei Mars-la-Tour hateinangreifendes preußischesNegimentin einer halbenStunde 68Prozent seines Bestandes verloren ; im mandschurischenKriegeineJapanerbrigade innoch kürzererZeit -90Prozent; inSüdafrika hateingedeckterSchützevierzehnAu-

.greifer niedergesttecktsAmsicherenBewußtseinderUeberlegens heitkann sichKeiner mehr rösten. UndAllewaren zuvölliger

«·

Aenderung derTaktikgenöthigt.DieJnfanterie vermagnur noch unter steter DeckungandenFeind heranzukommenunddieHaupt- sorgederArtillerie, dieihr dazu helfen soll, muß sein, sichgegen dasfeindlicheFeuerzuschützen;gegen GewehrundSchrapnell versuchtsiesmitPanzerschilden.DieGefechtsfront verbreitert sich. Armeen,wie sie1866 und 1870 insFeld rückten,würden heute einen viermalgrößerenRaumeinnehmen. VeiKöniggraetzfochten

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Einer gegen Vier. 211

220000,beiGravelotte 186 000 Mann. 1909hätteDeutschland

"21750000,Frankreichgar5500000 Mann fürdenKriegbereit gehabt.Freilich stehtdieseVereitschaftziffernur aufdemPapier.

Der Fabrikarbeiter,der nachfünszethahreninReiheundGlied zurückkehrt,hatdie alteTaktik vergessen,kenntdieneue Waffe nicht undkönnte unter derLastvon Gewehr,Munition undTornister einenTagesmarschvonvierzig Kilometern nicht mehr leisten.Eine MillionManm beträchtlichgrößerwirddasFeldheerauch heute selten sein; auf Sieg darf es,demweder dieUeberlegenheitder Zahlnochdie derWaffegesichertist,nur hoffen, wenndieMassen festzusammengehaltenundgegen eingemeinsamesZielgeführt werden. AufdemNiesenschlachtfeldistwenigzusehen.DasFuß- volknur,wenn es inhastigemLaufauseinerDeckungindie andere eilt.DerFeldherristunsichtbar: hinterder Frontz sitztamSchreib- tischvorderSchlachtfeldkarte, schicktdurchDrahtund Funken, Automobile und Motorräder denFührern seineBefehleundem- pfängtdieMeldungen, die aus lenkbaren LustschiffenundFessel- ballons eintreffen.Seine wichtigstePflichtisterfüllt,wenn er,ehe einZusammenstoszmöglichwird,denCorps dasTageszielund dieStraßen angegebenhat,aufdenen es zuerreichen ist.Die Schlachtenwerden längerdauern,abernicht mehrBlut fordern als die alterZeit.JndenKriegenFritzensundBonapartes be- trugdertäglicheSchlachtverlust40bis50,immandschurischen Kriegnur2bis 3Prozent;und derkurze Kampfbei Mars-la-Tour hatmehrMenschenlebenhingerafftalsdievierzehnTagebeiMuks den. DieGefahrlangerFeldzugsdauer ist nichtzuunterschätzen.

DasWirthschastlebenderVölkerheischtschnelleEntscheidungund würdebei einerStrategie, die denGegnerallmählichmattmachen will,vonschwerheilbaremSiechthumheimgesucht.Deshalbmüssen dieGegner trachten,einander auf zweioderdreiSeiten anzu- greifen; dieFrontund mindestenseineFlankezuPacken.Den Kundschafterdienst,der feststellt,woFrontundFlankenzufinden und zufassensind,werden dieLuftschiffezuleistenhaben;die in derLuft aber nichtungefährdetseinwerden. DennauchderFeind hatseineKundschafterhimmelan geschicktundindem unvermeid- lichenKampfwirdderAerostat siegen,derhöheralsderGegner steigen,ihnmiteinem Sprenggeschoßvernichtenund sich rasch der aufwirbelnden Flammeentziehenkann. Luftschiffewerden gegen Luftfchiffe,Kanonen gegenKanonen,Reiter (die,vomEr-

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212 DieZukunft.

kundungdienstnun befreit, denRücken desFeindesdurchFeuer- wirkungzuschwächensuchen) gegenReiter zukämpfenhabenund- danach erstzuwirksamerUnterstützungderJnfanteriefähigsein.

NocheinKampf istzubedenken: derzwischendemJngenieurund demArtilleristen entstanden ist.Frankreichhat seineganze Ost-, grenze befestigt, Deutschland sicheinSprenggeschoßvonunwider-"

stehlicherDurchschlagskrastgeschaffen. NeuerWettstreitzdemauch- dieanderenMächte micht müßigzuschauendurften.Velgien,die Niederlande, Italien sorgtensürstarkeFestungwerke,vomZuidek- seebisans Mittelmeer thürmtsicheineMauer und sogardie Schweiz hatdieGotthardpässeund alleZugangspsadebisin die Region ewigenSchneesbefestigtundmitGarnison belegt. Nuß-.

land schütztderbreite, morastige Graben,der diejenseitsvonder Weichsel liegenden deutschen Provinzen einschließtunddie Ve- sestigungderrussischenWestgrenzeerleichert. Auchgegen Oesters reichschufendieNachbarnsichSchutzwälle.Dänemark kanndie ZugängeindieOstseesperrenundhatKopenhagenineinengroßm Wassenplatz umgewandelt. Englandkann,wann esihmbeliebt,.

seine schwimmendeFestungin dieNordseeschickenundhatsichdie Möglichkeitgesichert,voneinem jütischenHafenausinSchleswig einzufallen.ItalienundOesterreichhabensichgegeneinander ver- barrikadirt. DerEisenring,der diemitteleuropäischenKaiserreiche umklammern sollte, ist seitdemStreit umBosnien geschlossen.

»Damit istdiemilitärischeLageEuropas gegeben. Jnder Mitte stehenungeschütztDeutschlandundOesterreich,ringsherum- hinterWall undGraben dieübrigen Mächte.Dermilitärischen Lageentsprichtdiepolitische. Zwischendeneinschließendenund deneingeschlossenenMächtenbestehenschwerzubeseitigendeGe- gensätze.Frankreichhatdie 1871geschworeneRachenichtaus- gegeben.WiedieRevanche-IdeeganzEuropaunter dieWaffen- gerufen hat, sobildet sieauchdenAngelpunkt dergesammtenPo- litik. DergewaltigeAufschwungseinerIndustrieundseines Han- delshatDeutschlandeinenweiteren unversöhnlichenFeindein- gebracht. DerHaßgegendenfrüherverachtetenKonkurrentenläßt sichweder durchBersicherungenaufrichtigerFreundschaftund herzlicherSympathie mildern noch durchausreizendeWorte ver- schärfen. NichtGesühlsregungen, sonderndasSoll undHaben bestimmendieHöhedesGrolls. Rußlandwirdebensodurchdie- ererbte Antipathie des Slawen gegen denGermanen,dieüber-

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Einer gegen Vier. 2131 lieferteSympathiemitdem Romanen wiedurchseinAnleihebes dürfnißandem altenVerbündeten festgehaltenundwirft sichjetzt auch noch derjenigen MachtindieArme,dieihmam Meisten schadenkann. Italien, an jeder Ausdehnung nachWestenver- hindert, hältdieBerdrängungderFremden,dieeinstüber die- Alpenindiefruchtbaren GefildederLombardei herabstiegen,noch nicht fürvollendet.Eswillsiewederan denSüdhängendes Ge- birgesnochan· denKüstendesAdriatischenMeeres dulden. Es istnichtausgemacht, daßdieseLeidenschaftenundVegehrlichkeiten sichingewaltsames Handeln umsetzenwerden. Aber daseifrige Bemühen ist doch vorhanden,alldieseMächtezumgemeinschaft-- lichenAngriffgegen die Mittezufammenzuführen.Jm gegebenen- AugenblicksollendieThore geöffnet,dieZugbrückenherabgelassen werden unddieMillionenheere über dieVogesen,dieMaas,die Königsau,denNiemen, denBugundsogarüberdeanonzo und dieTiroler Alpenvernichtend hereinströmen.DieGefahr erscheint riesengroß.Sieverringert sich etwas, wenn man ihr nähertritt.

Englandkann dendeutschenHandel nicht vernichten, ohne- deneigenenargzuschädigen.Sein wohlverftandener Vortheil verlangt, seinen verabscheutenKonkurrenten,der abergleichzeitig-.

sein besterKunde ist,amLebenzulassen. Eheesdieangekündete Landungineinem jütischenhafenausführt,wirdesTelegramme aus Afrika,Jndien, OstasienundAmerika abwarten. Wenn es dieWelt inVrand steckt,hatesBessereszuthun,alsseineArmee (nachdembismärckischenRezepyinSchleswigarretiren zulassen.

RußlandhatimBollbesitzderKraftundderMachtallen Ver- lockungen seinesVerbündeten zu einemAngriffwiderstanden. Ob ihm jetzt, nachdemesdas Wesendes modernen Kriegeskennen gelernt hat, dieserAngriffverlockender erscheint,mußfürzweifel- haft gelten.Frankreichhatsichvorgenommen, denGenußder kalt

gewordenenNachenurinGesellschaftguterFreundevorzunehmem

AllefühlenBedenkenvor denungeheurenKosten,denmöglichen großenVerlusten,undvor demrothenGespenst,dasimHinter- grundauftaucht. Dieallgemeine Wehrpflicht,welche Hochund Niedrig,Reichund Arm alsgleichwerthigesKanonenfutter ver- wenden will, hatdieKampfeswuthgemildert. Diefür uneinnehms barerachteten Festungem hinterdenen man sichwarm undsicher fühlt,lassenesminderverlockend erscheinen,herauszustürmenund dieBrustimGefechtezulüften.DieWaffenfabriken, Geschütz-

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:214 « Die Zukunft-

gießereien,dieDampfhämmer, welchediePanzerthürme hätten, habenmehrfreundlicheGesichterUndliebenswürdigesEntgegen- kommen hervorgebracht,als alleFriedenskongressezuschaffen vermochten.Jederträgtebenso sehr Bedenken,denzahlreichen, swohlbewaffneten Gegneranzugreifen,wieersichscheut,das ei- gene, Verderben bringende Werkzeuganzuwenden, das ersich mühsamgeschaffenhat, vondemerabernoch nicht recht weiß,ob eresauchzuhandhaben verstehen wird. Und wenn nun auch alleBedenken beseitigt,alleSchwierigkeitengehoben sind,der Entschluß gereift ist,dergewaltigeBormarschvon allen Sei- tenangetreten werden soll, muß sichdiebange Frage:,Werden auchdieAnderen kommen, werden sich auchdiefernenBer- bündetenzurrechtenZeit einstellen,werdeichnichtalleinundver- lassendemKeulenschlagdesUebermächtigenausgesetztsein«-«

inderBrust jedesEinzelnen vernehmbarmachen. DieseZweifel zwingen,stillzustehen,abzuwarten,dieBachezuverschieben. ,Die Koalition istfertig«,wirdvonjenseitsdes Kanals herübergerufen.

Daß siezukriegerischenThatenübergehenwird, ist trotzdemdurch- auszweifelhaftundauch vorläufig keineswegsnöthig.DieStell- ungen, welchedie verbündeten Mächteeingenommenhaben,sind sogünstig,daß siealleindurch ihrVorhandenseineinebeständige Drohung bilden undselbstthätigaufdas durchdenWirthschaft- kampf unddieGeschäftskrisenerschüttertedeutscheNervensystem wirken.UmdiesemDruck zuentgehen,mußman versucht sein, nach- zugehen, sichdenZumuthungen zufügen,einen Vvktheil nach demandern aus denHändenzulassen.Görtl Hört!)

WährendindieserWeise gekämpftwird, hatsichdas Bild plötzlichverschoben.DurchdiejüngstenEreignisse auf der Balkan- halbinsel siehtsichOestekkeichfÜkgekaUme ZeitNach jener Seite gebunden. Esverlangtvon seinem Berbündeten Unterstützung,

kannihmselbsteinesolchenichtgewähren.DergegnerischenTaks tikistesgelungen,Jedemder Beiden einengesondertenKriegs- schauplatzanzuweisen,siezuverhindern-Mitveteinter,vernichten-

derUeberlegenheit erst einen,dann denanderen Gegnernieder- zuwerfen. OesterreichmußdieFWMNachSüden, Deutschland nachWestennehmen.Rußlandbehält sichvor,mitvollerKraft dieEntscheidunghierunddort zugeben. Trotzdersovielgünstigek gewordenen Lage scheinendieFeinderingsherum immer noch nichtzudenWaffen greifenzuwollen. Die vielenBedenken sind

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