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Die Zukunft, 17. August, Jahrg. XX, Bd. 80, Nr 46.

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XX.Jahrg. setlüyden17.Yagust1912. W Ir.46.

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Heraus-geben

Maximilian Isardew

Inhalt-

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Unchdruck verboten.

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Erscheint jedenSonnabend-.

Preisvierteljährlich5Mark,dieeinzelne Nummer 50 Pl.

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Berlin.

Verlag der Zukunft.

WilhelmstraßeZa.

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ROHR-»sc- Berlin, den 17.August 1912.

Perideipnon.

Leichenbretter.

. reiLustren ists her.Aus Ostasien,woerKommandant der Kreuzerdivisionwar,hatAdmiralTirpitzinsNeichsmarines amtdenPlanmitgebracht,dieKiautschaubuchtnebstihrem Hinter- land fürs Deutsche Reichzuerwerben. Ungefährfünfhundert- zwanzigQuadratkilometer. Ostchina;Provinz Shantung. Noch istFrühjahr.DemKanzler Hohenloheund demStaatssekretär Marschallist nichtgelungen,dieBewilligungder beiden Kreuzer durchzusetzen,dievomReichstag verlangtwordensind.Amsechs- undzwanzigsten JuniwirdinKiel(anVord der,,Hohenzollern«:

aufdenselbenPlanken,wo erzwölsJahredanach,am selbenKa- lendertag,verabschiedetwurde)derVotschasterBernhard vonBüs lowzumStaatssekretärdes AuswärtigenAmtes ernannt und derAufgabe verpflichtet, Deutschlands »Weltpolitik« vorzube- reiten. JmHerbstwerden inShantung zweideutsche katholische Missionare gemordet.DadiechinesischeRegirung dievomVer- treter desDeutschen Reiches geforderteGenugthuungnichtgeben kann(oder will), besetztamfünfzehnten November Admiral von DiederichsdieFortsvonKiautschaumitdeutschenMarinetrups pen. Der letzte Adventsonntag bringtindieStille desgerma- nischenJulfriedensundderselig-fröhlichenWeihnachtstimmung dieKunde, daß PrinzHeinrichvonPreußenmiteiner Division nachOstasiengehe,-um indergelbenWelt etwa sich regenden Widerstand zubrechen.Amsechzehnten Dezember1897nimmt

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206 DieZukunft.

derKaiserinKielvondemBruderAbschied undspricht:»Sollte jeirgendwer unternehmen,uns anunseremgutenRechtzukränken oder uns schädigenzuwollen,dann fahredreinmitgepanzerter Faustund, soGottwill, flichtDir denLorberum Deine junge Stirn,den Niemand imganzenDeuts chen ReichDir neidenwird. « Prinzheinrich antwortet: ,,MichlocktnichtRuhm,michlocktnicht Lorber,mich ziehtnur Eins: das EvangeliumEurer Majestät geheiligter PersonimAusland zukünden,zupredigen Jedem, der eshören will,und auch Denen,dieesnichthörenwollen.Dies willichaufmeineFahnegeschriebenhabenundwillesschreiben, wohin ichimmer gehe-«DiegepanzerteFaust hebt sichnichtzum Schlag-Am sechstenMärz1898wirdderVertragunterzeichnet,der diegeforderteLandstreckedemDeutschen Reich aufneunundneun- zigJahre verpachtet. Schnellwirdaufs Holzpapier Oeffentlicher Meinungeinungeheurer Erfolg gebucht.HatderPrinznichhnachs langem Mühen,einenVruchdesgeheiligtenchinesischenHofceres moniales durchgesetztundeinNeidempfinden geweckt,das allen Fremden ringsum dieWangeins Afiatische gilbt? Nach seiner Rückkehrhört Alldeutschland staunend,erhabe ,,eine große,ge- waltigeAufgabe gelöst«.LiestaberauchinderHändlerpresse,die imTaumel einerAufschwungszeit winzige Reisstauden inden Himmelwachsen sieht, derWerth desneuenVesitzes sei »unend- lich höher«alsunserer »afrikanischenWüsten«.La curået Sputet Euch: sonst istdieBeute vertheilt, eheJhr aufdemJagdplatz an- gelangt seid. Auch draußen fürchtetmansz drum greiftEngland, greift Rußlandzu:undausEhinasVoden brodelt die alteMär auf,dieUntüchtigkeitderMandschudynastie werde das Reich zerstücken.Das steht,dreißigMonate nachder kielerBotschaft, inrothenFlammen. DerDeutscheGesandteistinPekinggetötet, das Blut deutscherSoldaten vergossenworden undallen Euro- päern droht ringsum Lebensgefahr.ReueTruppen werden hin- ausgesandt, um,nach Wilhelms Wort,,,exem«plarischeRachezu üben«.FünfzehntaufendMann. FürAlles ist, für Khakikleider undTropenhelme, vorgesorgt,ausBerlin sogarderKinetograph nachWilhelmshaven geschafft worden, auf daßerdieAbschiedss paraden unddieEinschiffungderRächerschaarfüreineEwigkeit imBildfesthalte. GewaltigeWorte dröhnenanunser Ohr. »Ein historischerAugenblick,dereinenMarkstein in derGeschichteun-

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Perideipnon. 207 seresVolkes bedeutet«,istgekommen.,,DerOzean ist unentbehr- lich fürDeutschlandsGröße.AberderOzeanbeweistauch, daß auf ihmundinderFernejenseits vonihm ohneDeutschlandund ohnedenDeutschenKaiserkeinegroße Entscheidungmehr fallen darf.«SosprichtWilhelm;ruftinschönklingendem Zorn,erwerde

»eineRache nehmen,wiedieWeltgeschichtesienochnicht gesehen hat«,und»nichteher ruhen,als bisdiedeutschenFahnensieg- reichaufPekingsMauern wehenunddenChinesendenFrieden diktiren«. China soll»zu Boden geschmettert werden,bisesauf den Knien umGnade fleht«.DenzurAbfahrt gerüstetenTruppen befiehltderKriegsherr, drüben keinenPardon zugeben,keineGe- fangenenzumachen,jeden überwältigtenFeindzutötenund, nach demVeispielAtillas undseinerHunnen,inOstasieneinentausend Jahrelang nachwirkenden Schreckenzu erregen. Und diesemVe- fehl läßterdieHoffnung folgen:,,GottesSegenmögeanEure Fah- nensichheftenunddieserKriegdenSegenbringen,daßdasChristen- thuminChina seinenEinzughält.DafürstehtJhrmirmitEurem Fahneneid!«»SolangeMosesseine betendenHändeemporhielt, siegterrael ;wenn eraber seine Hände niederließ,siegteAmalek.

Wirwollen nichtnurVataillone vonKriegernmobilmachen, son- dernaucheinehciiige Streitmachtvon Betern UnsereinsFeld zie- hendenBrüder sollenderstarkeArmsein,der dieMeuchelmörder bestraft; siesollendiegepanzerteFaustsein,dieindaswüsteTreiben hineinfährt; sie sollenmitdemSchwertinderHand fürunserehei- ligstenGütereintreten. Der alteGottlebtnoch.DergroßeAlliirte regirtjnoch,der Sünde undFrevelthatnicht triumphirenläßt,son- dernseineheilige Sachewider einunheiligesVolkführenwird.

WirglaubenandieheiligeMachtderFürbitte.Was die Gebete eines Mosesvollbracht, sollten nicht auch unsereGebete ver- mögen?GotthatkeineSilbe von seinenVerheißungenzurück- genommen. TreueGebete könnennoch heutedieDrachenbanner in denStaub werfenund dieKreuzesbanner aufdieMauer pflanzen. «Aber,,einerAuftheilungdes weiten chinesischenReiches werde ich michmit dergrößtenEntschiedenheitwidersetzen.Der Chinese istnun einmal aneinecentrale Regirung gewöhntund das bisherige Kaiserreichbietet uns undunserem Handelden günstigstenZustand«Vier Jahrezuvor hatderKaisereinBild veröffentlicht,das dieGroßmächteals gepanzerte,vomErzengel

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208 DieZukunft.

deutscherAationzumKampf »widerVuddhaunddiegelbe Rasse«

aufgeruseneDamen zeigte. (Jneinem langen Leben, hatBis- marck damals gesagt, ,,istmirAllerlei eingefallen, nieaber, dasz man auchmitBildern Politikmachen könne«.)Jetzt sprichtin Bremerhaven Wilhelms Mund: »Ich beabsichtigte, durch meine Zeichnung ,Völker Europas, wahretEure heiligsten Güter«,da sichdieWorte zuleichtverwischen,dechlt einenFingerzeigzu geben;abermeineWarnungenblieben unbeachtet.«Siewerden wiederholt;diegelbenVölker als Europens schlimmste Feinde vorsers chreckteAugegestellt.Kaltsoll, nach langenJahrhunderten, nun dieRache füralleMongolengräuelgeschlürft,derKampfder für ihre heiligstenGüterfechtendenEuropäervölkerwiderdiegelbe Rassebiszumentscheidenden Siege geführtundnicht eherdem Ganzen Halt geblasenwerden als in derSchicksalsstunde,da China zitterndimStaub liegtundimDiskant derEntmannten nach Barmherzigkeit winseltundFrieden erfleht, Friedenumjeden Preis. Weithin halltdieVerheißung.Ward sie erfüllt?

Anden Wänden chinesischerTempel, PalästeundBürger- häuser sind, heutenoch,Sittenregeln ausuralter Zeit zulesen.An denletztenHia-Kaiserwird daerinnert, dervon seinemErsten Ministergestürztwurde,nachdem ersichlautgerühmthatte: »So langedieSonne die Welt erleuchtet;werde ichherrschen. Jch fürchtenichts;dennmeine MachtistunbeschränktJchwerdejeden Widerstand brechenundNiemand wird gegen;mich offeneEm- pörungwagen. «UnddieFolgerinshöchsteAmtwerden feierlich gewarnt.,,Veginnet,JhrHerrscher,nie, wasJhr später vielleicht, inReue, nicht begonnenhabenmöchtet.«,,Mischet Euch nichtin allzuvieleAngelegenheiten: dennnichtallekönnetJhrübersehen undjedesneue Geschäft bringt auchneue Sorge.« ,,Sprechetnie- mals zu viel: denn wer vielspricht, sagt oft,was ernichtsagen sollte.HütetdrumEureZungeundseidsparsammitEurerNede!«

Jneinem Börsenberichtvom siebenzehnten Julitag desJahres 1900aber konntederDeutsche lesen: »Die Stimmung schwächte sichnicht ab,weildas Ereigniß schonindenKursen escomptirt worden war. Auchwurde daraufhingewiesen,daß derKriegden Kohlenverbrauch steigernwerde.Fernermüsseman fürdie unge- heureMenge deszerstörtenundnochzuzerstörendenMaterials Ersatzschaffen. Vielfach, besondersindenHüttenrevieren,istdie

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Perideipnon 209 Stimmung sogar bessergeworden;man glaubt allgemein, daßdie chinesischenWirken belebendfaufden Markt wirken müssen«

DieWirkungbleibt hinterdemHoffenzurück;denn China entschlüpftderschlimmstenGefahrundbalddrücktmancheSchaar der zumKreuzzugvereinten Völkersich seitwärtsindieBüsche, an derenZweigenihreineProfitmögiichkeitsproßt.Als inPet- schilidemdeutschenGeneralissimus diefünfte WochederOber- befehlsherrlichkeitsichzum Endeneigt,wird schonüberdeanries densschluszverhandelt. Amsiebenten September 1901inPeking das»Berständigungprotokoi«unterzeichnct.DreiTage zuvorhat impotsdamerNeuen Palais derneunzehnjährige Prinszchun vordem Kaisergestanden. NichtgeknietzauchnichtumBerzeihung gebeten, sondernnur»das aufrichtigeBedauern seinesallergnä- digstenHerrnausgedrückt,derdenunseligenWirrenzwarganz fern stand,abe«rnachdemseitJahrtausenden imKaiserhaus vererbten BrauchdieSchuld aus seinegeheiligtePersongenommen hat.«

Sühneprinz: soward derKnabeTschunvonderrothenPresse ge- tauft.Jn PekinghabendieTruppenvorihminParade gestanden unddasGewehrPräsentirt.Dann gings, nach feierlicherBerab- fchiedung,mit einerEhreneskorte nachTien-Tsin:und Shangai,

woimDeutschenGeneralkonsulat eineGalatafel desKömmlings harrte;undalsjdieAnker gelichtetwaren, hatte einpreußischerGe- neral denEhrendienst, einpreußischerLieutenant dasAmt des Reisemarschallszuversehen. Zweianderedeutsche Offiziere reisen demMandschu bisnach Basel entgegen. DastocktderZug.Der Tatarenknabe sollimpotsdamer Muschelsaal ,,Kotau machen«, dreimalmitderStirndenBodenberührenund neunmaldashaupt biszurErdebeugen2 SollseinBußsPrüchleinerst aufsagen,wenn derScharlachstiftdesChinesenkaifers demBerständigungprotokol Nechtskraftgegeben hat,undimNamen desBoghdosKhans dann demüthigum Verzeihung flehen? Nein. Aus Basel bringtein eisiger AugustmorgendieBotschaft: Pardon wird nichterbeten, Kotau wirdnichtgemacht. Thutnichts DesSühneprinzen Kaiser- licheHoheitdarsin denSonderzugklettern. Wird inPotsdam

vomStadtkommandanten empfangen undsinvierspännigerGala-·

kutsche JandieRampe des Orangeriepalastesbefördert,dessen Prunkgemächersich demjhohenjGasts«aufthun.Als erdas Be- dauern gestammeltundeinauf gelbeSeide gepinseltes,ingelbe

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210 DieZukunft-

Seide gebundenes Schreibenaus demKabinet desHimmels- sohnesüberreichthat, darferaufFilzschuhendieFronteiner Ehrencompagnieabschreitenund alsseinen Gastin derOrangerie denKaiserbegrüßen;wirdderKaiserin vorgestellt,zu einem Ge- fechtsexerziren,einer Dampferfahrt, einem Kaisermanöverein-—- geladen.So endetdieVußfahrt;"überdieganzEuropasichnicht wenig gewundertund derFürstBülowspätdenEpiloggesprochen hat: »Ichdenke,wirhabenaneinemSühneprinzen geradegenug gehabt.«Ehina?DemgemordetenFreiherrn vonKetteler wirdein Denkmal gesetzt.ZweiPrinzenwerden verbannt(undfreuen sich, bisihnenbeliebt, zurückzukehren,anderReichsperipherie ihres Lebens),sechsMandarinen zumTodverurtheilt, fünf Toteim Grab rehabilitirt, dreidegradirt. DenFremdenwirdinPeking einbesonderesStadtviertel angewiesen und jedeGesandtschaft darf sich fortan eineWache halten. Den Großmächten,deren Nächeraktion esfrevelnd heraufbeschwor,mußEhina,bisins Jahr 1940,vierundeinhalbhundert Millionen Taels zahlen (die ihm derErdwestenborgt);und darfzudiesemZweckseineSeezölle erhöhen(einenstattlichenTheilderEntschädigungsummealso auf dieeuropäischenundamerikanischenhändlerabwälzen,die über See Waaren einführen).Das istderErtragdes Kreuzzuges Weder wurde demEhristenglauben einbreiterer WeginsReich derMitte gebahnt nochderEhinesenEhrfurchtvorEuropasKul- turvertieft nochgardieEinheitgroßmächtigerMenschheitinters essen bewiesen. Wofür haben deutscheSoldaten inChinage- schwitzt,gelitten, geblutet?DerDrache lebt, seinBanner sank nicht indenStaub und nochgebietenimWeltostenderBuddha, die WeisenKong-Fu-Tse undLao-Tseden Seelen. Doch GrafWal-- dersee,derGeneralifsimus, demdieStadtHannover denEinzug desTriumphators bereitet, ruft durchs Reich: ,,AndereNamen sind verblaßt;derdeutscheName ist hochgegangen.DieSegnun- gendereinjährigen Expedition, aufdieDeutschlandsJugendmit Stolzblickendarf,wirdunserVaterland undunsereKirchebald empfinden.«Vaterland undKirche.GeschäftundGlaube.

DreiLustren ists her, seitderHandel begann. Noch hatdie Segnung sichnicht offenbart.Ostasienistniewieder inrechte Ruhe gekommenundEhinasLeib injedem Jahrfünft mehrgeschrumpft.

Korea,Mandschurei,Mongoleisindihm verloren. LogdieWeis-

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Perideipnon. 211 sagung,diekündete,dieMandschudynastie werde,inTrägheit undSelbstsucht,dasReichzerstücken?Leise streutSunysatsen,ein amerikanisirterChinese,Journalistund Doktorgar,seinenSamen ins gelockerieLand. Unter dersichtbaren Erdschichtentstehtdie

»PolitischeGesellschaftderRetter«.Sieunterhöhlt denDrachen- thron, zertrümmert ihn,verbanntden Kaiser,diePrinzen, nimmt denMandarinen diePsauensedern, Rangknöpfeund andere

«Gunstzeichen,holtdiegelbenDrachenbannernieder undhißteine rotheEmpörerflagge,schneidetBeamten undBürgerndenZopf ab undmummtAlles, ReichundArm,Altund Jung,insGleich- heitkleid freier Nepublikaner. ,,Unsund unserem Handelbietet das KaiserreichdengünstigstenZustand«: hatWilhelm an einem Augusttagdes Jahres 1900 gesagt. Dieses Kaiserreich ist nicht mehr. Unermüdlicher EiferhatdieDeutschenalsdieerstenStörer derEhinesenruheverdächtigt.,,MitKiautschau fingesan. Ohne dieerzwüngenePachtung wäreRußlandnicht, trotzLisWarnung, bisandieStraßevonTschilivorgedrungen, Japannicht so schnell erstarkt, Ehinas Besitz nichtum ungeheureStrecken geschmälert undmitKriegsschuld belastetworden. Deutschlandistaller Gelben grimmigster Feind«Deutschlandwirdheimlich gehaßtundder neue MitregentMorrison wird deutschen Händlerndas Leben nicht erleichtern. ManchegroßeEntscheidung ist inzwischen »ohne DeutschlandundohnedenDeutschen Kaiser« gefallen. Jhre hei- ligstenGüterglaubenEuropas Völker dadurchzuwahren, daß sie,inhastigemWettbewerb mitNordamerika, denEhinesenGeld anbieten,vielmehr,alsdieverschmitzten Nepublikaner derErd- mittehabenwollen. Wirmöchtendas Pumpgeschäft mitmachen;

meidenjedeErinnerung an dasBild unddie Reden derKreuz- zugszeit.Und PrinzHeinrichvonPreußen geht, anMutsuhitos GruftdenBruder, denKaiserzuvertreten, nachJapan-

FehltderLeitung unseres Reichsgeschästesnicht manchmal vielleicht dochdas richtige Augen-sundOhrenmaß?UnserVer- hältnißzuJapan(dasVertragspflicht undNothdurstanBrita- nien,RußlandundFrankreichketten) ist so gut,wieesnur sein kann,undinChina istkeineEuropäermachtuns voraus: sagen dieOssiziösesten.Was habensienichtschongesagt? JhrerMeister- schaftinderKunstdes»Umfrisirens«mögensiesichrühmen.Stets kommtdie Stunde, die dasKämmwerkzerwirbelt,dieBrillantine-

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212 Die Zukunft.

spurimSturm verwehtunderkennenlehrt, was war undwasist.

Allesgegendie»gelbe Gefahr«Geredete undGethanewardlängst zurLast.PreisetmitPosaunenbäckchenalso unseren herzlichen BerkehrmitOstasiensVölkern!Wiewars dennindenislamischen Reichen? JnMarokko sindwirobenauf;AbdulAziz, einstdie Drahtpuppe derFranzosen,ist, seitTattenbachihn massirt hat, unserMann. Er wirdabgesetzt.Umsobesser: Muley Hafidge- hörtuns mitHautundHaar.DawirdieHaut darben,dasHaar zausenlassen,wendet derEnttäuschtesichdenFranzosenzu;duckt sichins Protektorat, steigtvom Scherifenthron undPilgert,via GibraltarsMarseille,mit Pension,Harem undKameragenBichy.

JnderTürkei?Das KonsortiumvonReval mag,Vriten,Russen, Franzosen,diefeinstenFintenersinnenund alleTrümpfehäufend wirhabenAbd ulHamidzdenStärkstenundSchlausteninOsmans Erdbezirk.Er wirdabgesetztundeingesperrt.KeinUnglück,heißts;

fortanvertritt Mahmud SchewketPascha unsere Sache. Der istrein wieGold undunbrechbarwieEdelstahl.Erwirdweg- gejagt;seine Sippe (wie hier schonimWinter vorausgesagtward) aus allenPfründenundMachtwinkelngeschwefelt.Das, schallts nun, istvonungefähr gelungen;denJungtürken,aufdieniemals rechter Verlaßwar,folgendie Männer aus derZeitdes alten Regimez unsereLeute;wirsindgeborgenund unser Türkischer Weizen blühtprächtigeralsje.Das nehmenwirhin.Alles. Und sträuben uns, so langeesirgend geht,gegen denleidigenRück- blick,derzeigt,wieoft unsereGeschäftsführeraufdiefalscheKarte gesetzt,wie oftgroßenAufwand nutzlos verthan und,alsbergeihr AugedenvonPlinius alsUnheilsbringer erkannten Doppelstern, Denen,diesieinderMachtzuhalten trachteten,dieWirkensdauer gekürzthaben.WieKinder,anSpuk gläubige, beschwatztmanuns.

ZumzweitenMal gehtPrinzHeinrichvonPreußen nach Ost- asien.DiedeutscheFausthatsichentballt, entpanzert,indieFarbe mitfühlender Trauer gehüllt.»Möge Jederdortwissen,wiehoch wirGlauben undSitte, KraftundKunstderostasiatischenVölker schätzenundwielebendigderWunsch ist, ihre Freundschaft..

Resurrectionists.

DerSultan, schriebVoris Alexejewitsch GalizynanPeter, seinenZöglingund Herrn, »betrachtetdasSchwarzeMeer als

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Perideipnon. 213 sein Haus,indemFremdenichtszusuchen haben,oder alseine imHaremallenBlickenverborgeneJungfrau;erwürdeeher seinen TruppendenBefehlzumKriegalsanderenMächtendie Erlaub- RißzUtFahrtdurch diesestürkischeBinnenmeergeben.«Das war derPontos EuxeinoswirklichbiszumEnde des siebenzehnten Jahrhunderts WerByzanzhatte,warHerrdesPontos;seitder TürkenkhanaufdemStuhldesBasileus saß,durftezwischenBals kanundKaukasusnur dieHalbmondflaggewehen;undsowichtig dünktedieErben Mohammeds dieserBesitz, daß schonunter MustafademZweiten,um dieZeitdesFriedens von Karlowitz, eintürkischerStaatsmann warnend rief: »Wenn fremde Schiffe jedasRechtzufreierFahrt aufdemSchwarzenMeer erlangen, schlägtdemOsmanenreich dieSterbestunde.« DieseWeissagung darfman (wiediemeisten) nicht wörtlichnehmen.AusdenDampf- kesselnd»errussischenFlotte ziehtderQualmüber denPontos hin:

undnoch immersehenwirdieGroßmächteum dieungeschmälerte Lebensdauer derTürkei bemüht. Doch schon 1683, ehe Peterin AsowdenSchlüsselzu einemNebenthordesSchwarzenMeeres einsteckte,sprachderbaumburgerChorherrPoysel vondem Sultan alsvon einemKrankemdem zehn Aerzte(sovielesinds jetzt kaum) mitDiagnosenundHeilmitteln nahen;undeinJahr danachver- glichderBritenbotschafterSirThomas RoedasReich Mustafas dem Leib eines siechenGreises,dersichund Andere über die Ge- fahr seinesZustandestäusche. (Soaltistdaswingedword vom Kranken Mann.) Asow,dasderzweiteMohammed denNach- fahren Tamerlans abgenommen hatte, istzwölfJahre nachdem Friedenvon Konstantinopel wieder türkisch gewordenund erst Münnich hat,mitAnnas Heer,denFleckenanderDonmündung, nach sechsmonatigerBelagerung,endgiltigdemNeussenreicher- obert.Jm FriedenvonBelgradmußte Mahmud ihn, 1739,den Moskowitern abtreten undkonntesie nurnochzurSchleifungder Festungwerkeverpflichten. VorherhatteMontesquieu geschrie- ben: »J’aivuavec etonnement lafaiblesse del’empiredesOsmanlins.

Cecorps malade nesesoutient pasparunregimedoch ettempere, maispar desremedes violents qui Pepujsentetleminentxsanscesse.

Avant deux sieclescetempiresera le theåtredestriomphesdequelque conquerant.«Nachher spöttelte Boltaire,ersei noch lange nicht so krankwie derTürke. Seitdie imHarem geborgene Jungfrau von

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214 DieZukunft-

den-Rassenbegehrt,derPontos denFremdennichtmehr axeinos, sondern euxeinosward, dämmerte derKhalifenherrlichkeit der Abend;war dieunantastbare SelbständigkeitdesTürkenreiches dahin. Katharina hats schonim dritten Lustrum ihrer Negirung erreicht.Der VertragvonKutschuksKainardjigab 1774ihrer Han- delsflottedasRechtzufreier SchiffahrtimSchwarzenMeer,das, alsneun Jahre späterderTatarenkhan geschlagenunddieKrim erobert war,zweiStaaten anseinenUfern herrschen sah, alsonicht mehreintürkischesVinnenmeergenanntwerden konnte. Auch nichteinmake clausum ?DieNussenkönnenhinein,doch nicht her- aus. Der Sultan hältdenVosporusschlüssel festinderHandund sperrt nochimmer denWeg,derüberAsowund dieKrimnach Byzanzführen sollte. Rußland darfimSchwarzenMeer thun, was ihm beliebt,undistdaunangreifbarz darfesabernicht auf derins Mittelmeer führenden Straße verlassenundempfindet, nochunter dergroßen Zerbsterin,dieSchmach solcher Käfigfreis heit.DerPontos mußRußlandsVinnenmeerwerden: nachdem FriedenvonJassywards inMoskau,inPetersStadt dasFeld- geschreilärmender Patrioten; und bliebs einJahrhundert lang.

Bonapartes Einfallin Egyptenund dievorundnachder Grün- dungdes napoleonischenKaiserreichesbisan dieOrientpforte drängendeJakobinergefahrverbündet nach langem Haderdem Sultan denZaren. Katharinas Sohn Paul schicktSelim demDrit- tendie mitviertausendMoskowitern bemannteFlotte nachKon- stantinopel,umihmbeiderAbwehrfranzösischerAngriffezuhelfen:

undnun öffnensichDardanellen undBosporus endlich russischen Kriegsschiffen.Endlich;einmal. Das Schutzbündniß währt nicht lange;bald liegendieErben vonByzan3, derimBesitzrecht woh- nendeundder über denPontoslugende,wieder inStreit. Bona- partehetzt, nach Austerlitz,den Sultan in den dritten Krieggegen Nußlandunderlistet,inTilsit,Alexandersschwärmerischanbe- tendeFreundschaft.WilldenmitwachsendemUngestümgeforder- tenPreis abernichtzahlen.HardenbergläßtseinenaltenPlander Türkeitheilung durch Kalckreuthwieder vorbringen zNußland soll Bulgarien,Numelien, ein StückderDonaufürstenthümerund die Meerengen bekommen,Oesterreich überVosnien, Serbien, Dals matien herrschen,FrankreichdenStaat derHellenenunddieJnseln seinem Jmperiumeinfügen. Dochwas konnte Alexander, nach

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Perideipnon. 215 Jena,vonPreußensBeistandnochhoffen? Zur Erfüllungseines brünstigenPhantastenwunschesvermag nurderallmächtigeKorse ihmzuhelfen.Derist demSultanverbündetund,imNimbus seiner Siege,am GoldenenHorn so stark, daß General Sebastiani, sein Gesandter, denAufruhrversuchdesenglischenKollegenmit einem Wort niederzwingt:dieBritenflotte, dieArbuthnot, umdenfran- zöfischenEinflußzudämmen,insMarmarameer gerufenhat, muß unter demFeuertürkischerBatterienabdampfen EnglandsPoli- tischeMoral, die uns so oft allzu schöneReden priesen,wirdvon dieser Episodeaus grell beleuchtet:dieSultane folleninihren Entschlüfsenfrei,dieMeerengen allenFremden geschlossen sein, so langedas englische Interesse nichtdarunter leidet; nichteine Stunde länger. Hofftman inLondon denwinzigsten Borthetl davon,dann magirgendeinAdmiral Duckworth fein Geschwader bisdichtan die Mauern vonYildiz steuern. Noch ist,imFrüh- ling18«07,derdreisteHandstreich mißlungen.AberSelim,den hastige ReformsuchtdenAltgläubigen verhaßtgemachthat,kann sichnicht haltenundwirdam siebenundzwanzigstenMaitagent- thront. Während einerTruPPenschau, anderAlexanders »Para- domanie« sichinTilfitweidet, erhält Napoleon vonSebastiani dieMeldung. Armee undVolkgegendenSultan, dersichwider das Verhängniß nichtzu bäumen wagt,undvorOsmans Reich morgen dieGefahrficheren Berfalls »Die Vorsehung selbst sendet mirdieseBotschaft,um mirzuzeigen, daßdieTürkei nicht mehr lebensfähig ist!«Soruft (nach Savarys Bericht) Bonapartez underklärt,Selims Sturz löse ihn, löse sein Gewissenvon allen Banden undgestatte ihm,dernichtder Pforte, sondernnur diesem Sultansichverpflichtethabe, derOrientfrage nachfreiemErmessen die Antwort zusuchen.Wie mag dasSchwärmeraugeAlexanders, der neben ihm hieltund Sebastianis Rapport lesen durfte, auf- geleuchtethaben!Fürkurze Zeit freilichnur. DerJmperator(der, wieEhampagnyanEaulaincourt schrieb, dieTürkenniegeliebt,

immer fürschädlicheBarbaren gehalten hat)wurde zwarsemi- mental undschien bereit,demneuen Freund allesErsehntegern zugewähren.ErhatteimOccident GrenzenundThroneverrückt undwar berufen, auchimOrient nun nach seinemBelieben Ord- nung zuschaffen.Rußland durftezudieserorganisatorischenAr- beitmitwirken ;dochdas Tempowollteerselbstbestimmen. Hier

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