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Die Naturwissenschaften. Wochenschrift..., 16. Jg. 1928, 20. Januar, Heft 3.

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f

A R N O L D B E R L I N E R

U N T E R B E S O N D E R E R M I T W I R K U N G V O N HANS SPEMANN IN F R E I B U R G I. B R .

ORGAN DER GESELLSCHAFT DEUTSCHER NATURFORSCHER UND ÄRZTE

U N D

ORGAN DER KAISER WILHELM-GESELLSCHAFT ZUR FÖRDERUNG DER WISSENSCHAFTEN V E R L A G V O N J U L I U S S P R I N G E R I N B E R L I N W 9

H E F T 3 ( S E I T E 3 3 — 4 8 ) 20. JAN U AR 1928 16. JA H R G A N G

I N H D ie G eograp hie u n ter den erdkundlichen W issen­

sch aften . V o n A l b r e c h t P e n c k , B erlin . . 3 3 N eu ere E rfa h ru n g en ü ber die diätetisch e B eh an d ­

lu n g der perniciösen A n äm ie m it besonderer B e rü ck sich tig u n g der L eb erth erap ie. V on W e r n e r S c h u l t z , B e r l i n ...4 2 E rzeu g u n g stark er M agnetfelder. V o n W . G r o t r i a n ,

B e r li n - P o t s d a m ... 44

A L T :

Zu s c h r i f t e n:

Ü b e r eine neue A m inophosphorsäure. V on O. M e y e r h o f und K . L o h m a n n , B erlin-D ah lem 47 B e s p r e c h u n g e n :

P l a n c k , M a x , E in fü h ru n g in die th eoretisch e O p tik. (Aus dem V o r w o r t ) ...47 d e B r o g l i e , L o u i s , U n tersu chu ngen zu r Q u an ­

ten th eorie. (Aus dem V o r w o r t ) ... 48 K ö n i g , E ., E la s tiz itä t und F e stig k eit. (R ef.:

T h . P öschl, P r a g ) ... 48

J u n ge F la ch sk eim lin g e v o n F u sariu m befallen

A u s:

Der Flachs als Faser- und Ölpflanze.

U nter [M ita rb e it von P rofessor Dr.

G . B r e d e m a n n , D ire k to r des Instituts fü r angew . B otan ik an der U n iversität H am bu rg, Professor D r. K. O p i t z , D ire k to r des Instituts fü r A cker- und P flanzenbau an der L a n d w irtsch aftlich en H och­

schule B erlin , P rofesso r J. J. R j a b o f f , Flachsversuchsstation der L a n d w irtsch aftlich en A kad em ie T im irja s e ff in M oskau , und D r. E. S c h i l l i n g , A bteilu n gs-V o rsteh er am Forschungsinstitut fü r B ast­

fasern in Sorau, N .-L ., herau sgegeben von Professor D r. Fl*. T obler, D ire k to r des Botanischen Instituts der T ech n isch en H ochschule und des Staatlichen Botanischen G artens D resden. M it 71 A bb ild u ng en im T ext. V I, 273 Seiten. 1928. G ebunden R M 19.50

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II D I E N A T U R W I S S E N S C H A F T E N . 1928. H e ft 3. 20. Januar 1928.

D I E N A T U R W I S S E N S C H A F T E N

erscheinen w ö ch en tlich und können im In- und A u slan d e du rch je d e Sortim en tsb uchh an dlu n g, jed e P o sta n sta lt oder den U nterzeichneten V e rla g b e ­ zogen w erden. P reis v ierte ljä h rlic h fü r das In- und A u slan d R M 9.— . H ierzu tr it t bei d irek ter Z u stellu n g du rch den V e rla g das P o rto bzw . beim B ezü ge durch d ie P o st die p ostalisch e B estellgebü h r. E in zelh eft

R M 1.— zu zü g lich P orto.

M an u skrip te, B ü ch e r usw . an

Die Naturwissenschaften, Berlin W 9, L in k str. 23/24, erbeten.

P reis der In la n d -A n zeig en : x/x Seite R M 150.— ; M illim eter-Z eile R M 0.35. Z a h lb ar zum am tlichen B erlin er D olla rk u rs am T a g e des Zahlungseinganges.

F ü r V o rzu gsseiten besondere V erein baru ng. — Bei W ied erholun gen N a ch la ß .

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DIE NATURWISSENSCHAFTEN

16. Jahrgang 20. Januar 1928 Heft 3

D ie Geographie unter den erdkundlichen W isse n sch a fte n 1.

V o n Al b r e c h t Pe n c k, B e rlin . A lle W issen sch aft v o n der E rd e b e gin n t m it

B e tra c h tu n g der E rd o b erflä ch e. D ie W issen sch a ft v o n der E rd ob erfläch e, die Geographie, is t h isto risch genom m en das F u n d a m e n t vo n allen erd ku n d lich en W issen sch aften . Ih re n N am en p rä g te d erselbe E rato sth en es, d er den ersten V ersu ch m ach te, die G röße des E rd k ö rp e rs zu m essen, dessen K u g e l­

g e sta lt d u rch B e o b a ch tu n g en am H im m elsgew ö lb e erschlossen w ar. A b e r g e p fle g t w u rd e die G eo ­ grap h ie schon v ie l frü h er; und gleich der E rd o b e r­

fläch e fan d d as L u ftm e e r frü h ze itig B e ach tu n g . V ie r B ü c h e r w id m e te Ar i s t o t e l e s der M eteoro­

logie. A lle a n d e re n e rd k u n d lich en W issen sch aften h ab en sich e rs t in d er n eu eren Z e it e n tw ic k elt. Im a c h tze h n te n J a h rh u n d e rt e n tstan d die Geologie, als m an die b e im B e rg b a u und bei U n tersu ch u n g des H o ch geb irges gew onnenen E rfa h ru n g en fü r die E rfo rsch u n g d er E rd k ru ste ve rw e rtete . Sch on vo rh e r h a tte die E n tw ic k lu n g der W issen sch a ft v o n der G e s ta lt des E rd g a n ze n ein gesetzt, der Geodäsie.

Sie w u rz e lt in der T ä tig k e it der F lu rm esser des A lte rtu m s, der G eom eter, a u f denen sow ohl die a b str a k te W issen sch a ft d er G eom etrie w ie die ko n k rete G eod äsie fu ß t. L e tz te re r N am e a lle r­

dings erin n e rt an die F lu rsch eid er, die v e rw isch te F eld gren zen w ied e r h e rstellte n . Im n eu n zeh n ten J ah rh u n d e rt e n d lich s e tz t die system atisch e A n ­ w en d u n g der P h y s ik z u r L ö su n g erd ku nd lich er F ra g e n ein. D ie G e o p h y sik u m sch ließ t au ch die M eteorologie. H e u te e n tw ic k e lt sie sich neben le tz te ­ re r m ehr als die L e h re v o m E rd in n ern , das dem forschend en G eologen u n zu g ä n g lich b le ib t und n u r durch p h y sik a lisch e M eth od en e rgrü n d et w erden kann. A u ß e rd e m h a t als S e ite n stü c k zu r M eteoro­

logie die L e h re vo n den G ew ässern , die H ydro­

graphie m it ih rem H a u p tte ile , d er Ozeanographie, einen sta rk e n A u fsc h w u n g genom m en, und die Glaziologie e rla n g t den C h a r a k te r ein er eigenen D isziplin.

Sieben W issen sch a fte n teile n sich noch h eu te in die E rfo rsch u n g d er E rd e. E in e jed e h a t ihre b estim m te Z ie lste llu n g und ih r beson d eres A rb e its ­ feld. D ie G eo p h y sik im en gsten Sinne des W o rte s h a t es m it d em u n n ah b a ren und u n sich tb aren E rd inn ern zu tu n , a u f dessen B esc h affen h e it nur au s p h ysikalisch en F ern w irk u n g e n geschlossen w erd en kann. W ic h tig e A n reg u n g en erw ach sen ih r d u rc h die verg leich en d e B e tr a c h tu n g and erer H im m elskö rp er. M it d er greifb a ren und sich tb aren E rd k ru s te h a t es die G eologie zu tu n . Sie g ew in n t ihre G ru n d la g en aus d er B e sc h a ffen h e it und

1 V o rtra g , gehalten b ei der 200-J ahrfeier der A m erican P h ilosop h ical S o c iety in P h ilad elp h ia am 30. A p ril 1927.

L a g e ru n g d er G estein e. Sie a rb e ite t m it ch em isch ­ m in eralo gisch en M eth od en und eigenen V erfah ren , w elch e z u r E n tsc h leie ru n g der G estein slag eru n g d ienen. Sie e rfä h rt eine w ich tig e S tü tz e d u rch das S tu d iu m d er R e s te vo n L eb ew esen , w elch e der g eologisch en S ch ich tfo lg e e in g e b e tte t sind. D eren B e h a n d lu n g d r ü c k t ih r v ie lfa c h den C h a ra k te r ein er h isto risch en W issen sch a ft a u f; d och er­

sc h ö p ft d ie also gew on n en e E rd g esch ich te bei w e ite m n ic h t den U m fa n g der gesam ten G eologie als L e h re v o n d er E rd k ru ste . D ie G eodäsie h a t w ie jed e m essend e W issen sch a ft en g ste F ü h lu n g m it d er M a th em a tik . G leich der G eog raph ie h a fte t sie a n der E rd o b erflä ch e, a b e r .s ie kan n diese n ich t ve rste h en , ohne d as eingeschlossene In n ere ste tig zu w ü rd igen . E n g sind desw egen ihre B ezieh u n gen z u r G e o p h y sik gew ord en . M eteorologie und H y d r o ­ grap h ie bed ien en sich vo rn eh m lich p h y sik a lisch er U n tersu ch u n g sm eth o d en und w erd en desw egen m eist zu r G eo p h y sik g e stellt. A b e r A tm o sp h ä re u n d H yd ro sp h ä re und die W e lt des E ises sind n ich t so u n zu g ä n g lich w ie d as E rd in n ere; m an sch ließ t a u f ih re B e sc h a ffen h e it n ich t n u r bloß d u rch F e rn ­ w irk u n g en , sondern m eist d u rch d irek te B e o b a c h ­ tu n gen , u n d tie f kan n m an eindringen in beid e.

So stellen w ir die sie beh an d elnd en W issen sch aften in eine L in ie m it d er G eologie. D ie G eog raph ie h a t im L a u fe der b eid en le tz te n Jah rh u n d erte so v ie l G ru n d an ih re T o ch terw isse n sch a ften abgegeben , d a ß sie m an ch em k a u m noch als selb stän d ig e W issen sc h a ft ersch ein t. A b e r doch b leib t ih r noch ein seh r w eites F eld , selb st w enn m an dasselbe a u ch a u f die en g sten G renzen ihres u rsprü n glich en B e sta n d e s ein engt, n äm lich die E rd o b erflä ch e.

D ie se h a t fü r den gan zen E rd k ö rp er b eson dere B e d eu tu n g , n ich t als B e g re n zu n g gegen seine U m w e lt, die w ir an der oberen G renze d er A tm o ­ sp h äre such en, sondern desw egen, w eil sie die A u ffa n g flä c h e v o n S on nenen ergie ist, w elche au f ih r in seh r versch ied en e E rsch ein u n gsform en g e ­ w a n d e lt w ird . Z u ih rem F o rm en stu d iu m g esellt sich d a h er d er V e r fo lg d er au f ihr spielenden V o r­

gän ge, zu r m orph ologisch en B e trac h tu n gsw e ise ein e p h ysiolo g isch e. D ie letztere ab er h a t es n ic h t m it E rsch ein u n gen d er leblosen N a tu r, sond ern m it solchen der b eleb ten zu tu n . A lle s L e b e n d er E rd e ist an die E rd o b erflä ch e geb u n ­ d en und diese is t d ah er der eig en tlich e L e b e n s ­ ra u m . Im L eb e n sra u m ab er leb t und h a n d elt der M ensch. V ie l e n ger als die B ezieh u n gen d er G eo ­ lo gie zu r B io lo g ie sind die d er G eo g rap h ie zu r le tz te re n , und d er M ensch sp ielt au ch in ih r eine R o lle.

W ir tren n en die erd ku n d lich en W issen sch a ften

Nw. 1928 3

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34 Pe n c k: D ie G eograp hie u n ter den erdku n d lichen W issen sch aften. r Die Natur- [wissen schäften n ach versch ied en en A rb e itsg e b ie te n und n ich t

n ach den M eth oden, die sie anw en d en. Jede vo n ihnen b e fo lg t n a tu rg e m ä ß v o rn eh m lich solche M eth oden, die a u f ih rem F eld e b eson d ers a n ­ w en d b ar sind ; ab er keine b e sc h rä n k t sich au f M eth oden , die ih r e ig en tü m lich sind. N ic h t blo ß die G eo p h y sik im w eiteren Sinne is t a u f rein p h y sik a lisch e V erfa h re n angew iesen , au ch der G eologe w en d et solche in n eu erer Z e it v ie lfa c h an, u m die Z u sa m m en setzu n g d er ihm u n zu gän g lich en K r u s te n te ile zu ergrün den , und die n euere G eo ­ däsie h a t d u rch sie eine große V e rtie fu n g erh alten . E ig e n a r tig ersch ein t z w a r die M eth od e d er geo­

logisch en F eld b e o b ac h tu n g , a b er d asselb e V e r ­ fah ren , Ä lte re s und J ü n geres zu tren n en und der

K en n ze ich n u n g gew isser H o rizo n te d u rch eigen ­ a rtig e F u n d e w ird au ch b e i arch äologisch en U n te r­

su ch u n g en b e n u tzt. G ew iß h a t es die G eo graph ie m ehr als die anderen erd ku n d lich en W issen sch a ften m it d er geograp h isch en V e rb re itu n g ein zeln er E r ­ scheinu ngen zu tu n . D ie B e fo lg u n g ein er solchen ,,geo grap h isch en " M eth od e is t jed o ch n ich t allein ih r eigen. D e r Z oologe u n d B o ta n ik e r m u ß sich au ch m it d er V erb re itu n g vo n T ieren und P fla n zen b e sch äftig e n ; n ich t alles, w as m it d er V e rb re itu n g v o n E rsch ein u n gen zu tu n h a t, is t au ch G eo grap h ie.

M essend v e rfä h r t n ich t b lo ß die G eodäsie, sondern jed e W issen sch a ft, b e i d er es sich um gen aue G rö ß en b estim m u n gen h a n d elt. D ies g ilt in sbeson ­ d ere v o n d er M eteorologie, H y d ro g ra p h ie und G lazio log ie. D e r G eo p h y sik e r kan n eb en sow en ig d er M a th em a tik e n tra ten w ie der G eo d ä t, u n d je m ehr G eo grap h ie u n d G eologie e x a k t b e trieb en w erden, desto m ehr F ü h lu n g w erd en sie m it M a th em a tik b ekom m en . O ft sind G eologie und G eo g rap h ie als Z eit- und R au m w isse n sch aften ein an d er g egen ü b er g e s te llt w ord en. G ew iß h a t d ie G eologie einen sta rk e n h isto risch en E in sch lag , a b e r die tek to n isch e G eo lo gie k a n n n ic h t die ch o ro log isch e B e tr a c h tu n g m issen, die so o ft als eine B eso n d erh eit d er G eo grap h ie hin g e ste llt w ird.

D iese aber, sob ald sie es m it V o rg än g e n zu tu n h at, kan n die W ü rd ig u n g v o n d eren zeitlich em A b la u f n ic h t a u fgeb en . N ic h t die an zu w en d en d en M eth o ­ den, sondern die zu erforsch end en O b je k te tren n en die e rd ku n d lich en W issen sch a ften .

D iese O b je k te fre ilich sind n ic h t stre n g v o n ­ ein an d er geschieden, sondern sind led ig lich T eile eines groß en G an zen . S ch a rfe G ren zen g ib t es zw isch en den erd k u n d lich en W issen sch a ften eb en ­ sow en ig w ie zw isch en D erm a to lo g ie, H isto lo g ie und A n a to m ie. D ie E rd o b e rflä ch e h e b t sich n ich t ein ­ m al w ie eine H a u t v o m E rd k ö rp e r a b ; sie is t eine blo ß e O b erflä ch e, v ie lg e s ta ltig u n d v ie lfä ltig w irk en d . E h e r k ö n n te m an die E rd k ru ste m it ein er kö rp erlich en H a u t ve rg leich en . A b e r k ein es­

falls s e tz t sie sich g la tt v o m E rd in n ern a b ; die A rb e itsg eb ie te vo n G eologie und G eo p h y sik lau fen ebenso zu sam m en w ie d ie d er G eo g rap h ie und G eologie. G u t sondern sich z w a r die G eb ie te vo n M eteorologie und H y d ro g ra p h ie, ab er der K re is la u f des W a ssers b rin g t sie in en g ste B ezieh u n gen z u ­

ein and er. W ie en g die Z u sam m enh än ge zw isch en G eodäsie, G eologie, G eo p h y sik und G eo g rap h ie sind, soll an einem B eisp iel g ezeig t w erden. W e d er m eth odisch , n och in b e zu g a u f ih ren In h a lt sind die erd k u n d lich en W issen sch a fte n stren g v o n ­ ein and er zu trennen, und s ta tt vo n ih ren u n sch arfen G ren zen sollte m an v o n ih ren in nigen B erü h ru n gen sprechen. K e in e v e rm a g ohne d ie and ere zu b e ­ stehen. E in e b e fr u c h te t die an d ere. D a s S ch ei­

d u n gsp rin zip zw isch en ih n en is t die ra tio n e lle T e ilu n g der A rb e it, die beileib e n ic h t an ih ren G ren zen h a ltm ach en soll, sondern d a n a ch tra c h te n m uß, d a ß jen e G ren zen n ich t zu s ta r k in E r ­ sch einu ng treten .

D as, w as d er G eo g ra p h als E rd o b e rflä ch e b e ­ tra c h te t, ist eine F lä c h e zu sam m en gesetzter A rt, teils die u nebene O b erflä ch e der starren E rd k ru ste ein sch ließ lich der G letsch er, teils die O b erflä ch e d er rin n en d en und steh en d en G ew ässer. Sie h a t L ith o ­ o d er H y d ro sp h ä re u n te r sich, die A tm o sp h ä re ü b er sich. A u f ih r finden alle die E n erg ieu m setzu n ­ gen s ta tt, die d er G eo g ra p h v e rfo lg t; an d er u n teren G ren ze d er A tm o sp h ä re ist die B a sis allen L eb en s, das n u r w en ig a n s te ig t in das L u ftm e e r, n u r u n b ed eu ten d e in d rin g t in den B o d en , a b er w e it im W e ltm ee re sich v e rb r e ite t. D iese geographische E rd o b e rflä ch e stellen w ir a u f unseren L a n d k a rte n d ar. W ir erfassen d a b ei ihre U n eb en h eiten als A b w eich u n gen ein er id ealen E rd g e s ta lt, die w ir a u f die K a rte n e b e n e p ro jizieren . D ie G eodäsie des ach tze h n ten Jah rh u n d erts h a t gezeigt, daß das a b g e p la tte te R o tatio n sellip so id jen er idealen E r d ­ g e s ta lt e n tsp ric h t; d er G eo g ra p h leg t sie allen K a rte n , allen A re a lsa n g a b e n vo n L än d ern z u ­ grun de. A b e r die G eod äsie des n eu n zeh n ten J a h r­

h u n d e rts h a t erw iesen, d aß das R o tatio n sellip so id n u r m it allerd in gs seh r groß er A n n ä h e ru n g d ie N iv e a u flä c h e w ied erg ib t, die, v o n W e lle n und G ezeiten abgesehen, im M eeresspiegel vo rlie g t.

Sie is t eine F läch e eigen er A r t, die rein m a th e ­ m a tisch n ic h t d e fin ierb ar ist. O b w o h l w ir a lle H ö h en der E rd e als A b w e ich u n g e n vo n der N o rm a l­

n ive au flä ch e des M eeresspiegels erfassen, legen w ir doch n ich t diese le tz te re unseren K a r te n zu gru n d e, sondern eine ih r n ah e kom m en d e R o ta tio n s ­ ellip so id fläch e; w ir ko rrigieren die astron om isch en K o o rd in a te n um den B e tr a g d er L o ta b w e ich u n g en , um sie als geo d ätisch e in den K a r te n aufzu nehm en.

D a s h a t den g ro ß en V o rte il, d a ß w ir die E n t ­ fern u n g en b e n a ch b a rter O rte bei en tsp rech en d er W a h l der P ro jek tio n ric h tig abgreifen können. A b e r d asjen ig e, w as u rsp rü n g lich in den K a r te n n ied e r­

g e le g t w ord en ist, die astron om isch e L a g e d er O rte, k o m m t h e u te in un seren S p e z ia lk a rte n n ic h t m ehr zu m A u sd ru ck. D a s ga n ze geo ­ grap h isch e K a rten e n tw u rfsw esen s te h t im Z eichen der G eodäsie.

D ie L o ta b len k u n g e n k o m m en b e k a n n te rm a ß e n d a d u rch zu stan d e, d a ß d ie L o tr ic h tu n g eines b e ­ stim m ten O rtes n ich t b lo ß b e stim m t w ird d u rch die A n zieh u n g des E rd g a n z e n und die F lie h k ra ft, sondern w esen tlich b e e in flu ß t w ird d u rch die U n -

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Pe n c k: D ie G eographie u n ter den erdku n d lichen W issen sch aften. 35 Heft 3. 1

20. 1. 1928J

re g e lm ä ß ig k e it d er o b erfläch lich en M a sse n v ertei­

lung, n a m e n tlich d u rc h den W ech sel vo n hoch und niedrig. J ed er B e r g b e w irk t eine L o ta b len k u n g , aber b ei g ro ß en E rh eb u n g en en tsp rich t sie n ich t deren A u fra g u n g . E s ist k la r gew orden, d aß dem M assen ü b ersch u ß der E rh eb u n g ein M assen d efek t in d er T ie fe en tg eg en w irk t und ih m n ah ezu das G leich g ew ich t h ält. U n ter den K o n tin en ten liegen zu leich te, u n ter den O zean en zu schw ere K r u s te n ­ teile . D ie E rd k ru ste b e fin d e t sich in einem dem hyd ro statisch en ähn lich en G leich gew ich te. Du t t o n

h a t es das iso statisch e gen an nt. So h a t die K r u s te n ­ leh re der G eologie d u rch die G eodäsie eine der w ich tigsten E rk en n tn isse erh alten .

V o llko m m en is t d as iso statisch e G leich g ew ich t d er E rd k ru ste n ich t. R egion en , in denen es re c h t w eitgeh en d e n tw ic k e lt ist, steh en andere gegenü ber, w o es n u r an n äh ern d h errsch t. Sein Z u sta n d e­

kom m en k a n n m an sich au f versch ied en e W eise e rk lä ren . N a c h Pr a t t b efin d en sich ü b er einer A u sg le ich fläch e in d er T ie fe versch ied en hohe P feiler, d eren D ic h te u m g ek eh rt p ro p o rtio n al ih rer H öh e ist, n a c h A i r y schw im m en versch ied en d ick e S ch ollen gle ich e r D ic h te a u f einer liquiden U n te r­

la g e g rö ß erer D ich te. G eod ätisch e U n tersu ch u n g en h ab en die T ie fe d er A u sg leich fläch e zu ru nd 120 k m e rm itte lt und steh en m it der P R A T T s c h e n A u f ­ fassu n g im E in k la n g . E in gro ß a rtig es E x p e rim e n t, d as die N a tu r g e m a ch t h a t, sp rich t fü r A i r y s A n ­ n ah m e. G ew altig e E ism assen h ab en sich w äh ren d d er E is z e it au fs L a n d g e leg t und eine ansehnlich e S tö ru n g des iso sta tisch en G leich gew ich tes h e rv o r­

geru fen. D a s n örd lich e E u ro p a und N o rd am e rik a sind d u rch ih re L a s t e in g e d rü ck t w orden und quellen n u n m eh r in a llm äh lich er H eb u n g w ied er auf. M an ka n n sich d enken , d a ß die U n terlag e der E isku ch en zu sa m m en g e p reß t w orden sei und sich nunm ehr w ied er e la stisch ausdehne. A b e r die U n tersu ch u n g en v o n D a l y in N o rd am erik a und g leich zeitig die m einen in E u ro p a h ab en gezeigt, daß w äh ren d der E is ze it n ic h t b lo ß die U n terlag e der E isk u c h e n ein g ed rü ck t, sondern au ch ihre U m ­ gebun g a u fg e p re ß t w ar, so w ie zä h e r S ch lam m um den F u ß , d er in ih n ein gesu n ken. G roß is t jen er G rad vo n F lü s s ig k e it allerd in gs n ich t. In 10000 J a h ­ ren n ach S ch m elzen des E ises h a t diese U n terla g e ihre ursprü n glich e H öh e n ich t w ied er erreich t, sind die in der T ie fe zu r S eite ged rä n g ten M assen n och n ich t w ieder in ih re u rsp rü n glich e L a g e z u rü c k ­ gekehrt. A i r y h a t diese M assen u n ter der starren K ru s te L a v a gen an n t. W ir w ollen sie M agm a nennen.

M assenu m lagerungen au f d er sta rre n K ru s te h ab en M agm ab ew eg u n gen zu r F o lg e, w enn das isostatisch e G leich g ew ich t a u fre ch t e rh a lten w er­

den soll. A b er die große M ehrzahl a lle r K r u s te n ­ b ew egu n gen tr ä g t n ich t den C h a ra k te r v o n E in - d rü cku n g en und A u fq u ellu n g en in folge v o n B e ­ la stu n g und E n tla stu n g . V ielm e h r is t d as U m ­ g e k e h rte die R egel. A u f quellen de M assen w erd en e n tla ste t, einsinkende b e la s te t; das sehen w ir bei den m eisten epirogen etisch en B ew egu n gen . Ih re

U rsach e kan n n ich t in der K ru s te liegen, sondern u n te r d erselb en , im M agm a. W ir kön nen u n s d enk en , d a ß dieses sich a u flo c k ert und seine D e c k e h e b t o d er zu sam m en zieh t u n d seine D e c k e sen k t.

E s is t a b e r a u ch d enk b ar, d aß es sich seitlich^ b e ­ w e g t u n d lan g sam e S trö m u n g en m ach t. D a ß d e r­

a rtig e S trö m u n g en stattfin d en , schließen| w ir aus den großen G eo syn k lin alen . Sie sind S tellen d er E rd k ru ste , w elch e zu n ä ch st ganze geologische P e rio ­ d en la n g sinken , w as n u r ve rstä n d lich ist, w en n in d er T ie fe M assen fo rtw ä h ren d abström en . D a n n e r­

fo lg t in d er R e g e l ein seitlich e r Z u sam m ensch u b d er a u f ihnen a b gela g erten m ä ch tig en M assen. A b e r le tz te r e w ö lb en sich n ic h t in entsprech en d em M aße au f. Sie w erden , w ie Am p f e r e r tre ffe n d b em erk t, in d er T ie fe a u fge sch lu ck t. D o rt, w o z. B . in F in n ­ la n d solche G eo sy n k lin a len seh r tie f a b g etra g en sind, sieh t m an die in die g rö ß ten T iefen h e ra b ­ gezogen en S ed im en te d u rch sch w ä rm t v o n v u lk a n i­

sch em G estein , sie sind bis ins M agm a e in g e ta u c h t w orden. A n anderen S tellen der E rd o b e rflä ch e sind große M agm am assen zum E rg ü sse gekom m en od er e in g e s p ritzt w ord en in die K ru ste . Solche Stellen , w o d as M a gm a sich tlich sehr a k tiv gew esen ist, sind O rte des Z u sam m en ström en s vo n M agm a. D e r re c h t k o m p lizie rte M echanism us d er K r u s te n ­ b ew eg u n g en e rsch ein t uns led iglich als eine B e g le it­

e rsch ein u n g v o n M agm abew egu n gen, die in d er T ie fe in d er H o rizo n ta len s ta ttfin d e n und die h än gen d en K ru s te n stü c k e m it sich schleppen, so w ie es b e w e gtes W a sser m it E issch ollen tu t.

D ie E rd k ru ste h a t jed en falls eine seh r große B e w e g lic h k e it, u n d z w a r n ich t n u r in d er S e n k ­ re ch te n , sondern au ch in der W a grech te n . A lle r­

d in gs sind die V e rtik a lb ew eg u n g en leich ter, n am e n tlich am M eeresspiegel, erken n b ar als die h o rizo n ta len ; d er N ach w eis, d aß sich N o rd am e rik a v o n E u ro p a e n tfe rn t h ab e, is t eben sow en ig au f astron o m isch em W e g e gelun gen w ie eine O rts ­ ve rä n d e ru n g v o n G rön lan d . A b e r b ei E rd b eb e n erfo lgen au ch Z erreiß u n g en in der H o rizo n ta len . D a s B e b en vo n San F ra n cisco h a t 1906 in dieser H in s ic h t v ie l zu d en k en gegeben. E s sieh t so aus, als h a b e sich N o rd am e rik a ein S tü c k w e it gegen ­ ü b er d em S au m e des P a zifisch en ged reh t. L än gen -, B reiten - und H ö h en än d eru n gen sind h ier m it einem R u c k e geschehen und m ahnen uns d aran, d aß a lle g eo grap h isch en K o o rd in a te n eines O rtes n ich t als fe ste G rö ß en b e tr a c h te t w erd en können. A lle r ­ d in gs d a rf m an d eren Ä n d eru n g en n ich t ohne w eiteres fü r erw iesen h alten , w enn neuere geo ­ g rap h isch e O rtsb estim m u n gen andere W e rte als ä lte re ergeben . E s ist im m er im A u g e zu b e h alte n , d a ß ein e B o gen seku n d e au f der E rd o b e rflä c h e 3 1 m m iß t, d aß also O rtsb estim m u n gen a u f B r u c h ­ te ile vo n S eku n d en v e rlä ß lic h sein m üssen, w en n sie O rtsve rä n d e ru n g en vo n einigen M etern e r­

w eisen sollen. D a s sind ab er die w en igsten , in s­

b eson d ere n ich t die älteren . E b e n so w e n ig b ü rg t die T a tsa ch e , d a ß ein neueres N iv e lle m e n t andere W e rte e rg ib t als ein älteres fü r sta ttg e h a b te H ö h en än d eru n gen ; es w ar ein Irrtu m , w7enn m an

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36 Pe n c k: D ie G eograp hie u n ter den erd ku n dlichen W issen sch aften. r Die Natur- [wissenschaften a u f solche aus den D ifferen zen zw eier N iv e lle ­

m ents v o n F ra n k re ic h geschlossen h a t. E s ist n ich t b lo ß an den u n verm eid lich en F eh ler der M essu ng zu denken, sondern n am en tlich , ob bei deren B e se itig u n g au ch im m er die gleiche S o rg­

fa lt g e w a lte t h at. In d es so llte bei geod ätisch en O p eration en au ch an die V e rä n d e rlic h k e it der geo­

grap h isch en K o o rd in a te n d er F ix p u n k te ged a ch t w erden . M öglich erw eise h än gen die o ft e m p fu n ­ denen S ch w ierigk eiten , trig on o m etrisch e N e tze vo n versch ied en em A lte r der M essungen auszu gleich en , m it O rtsve rä n d e ru n g en zusam m en, w elch e die D re i­

eck sp u n k te w äh ren d d er D a u e r d er M essungen erfah ren haben.

G eologische U n tersu ch u n g en erh eben zu r S ich er­

h eit, d aß zah lreich e V ersch ieb u n g en vo n T eilen d er E rd k ru ste gegenein an d er e rfo lg t sind. Jede V erw erfu n g erw eist sie, jed e ech te F a ltu n g d eu tet au f R au m m in d eru n g, jed e Z erru n gsersch ein u n g au f R a u m erw eiteru n g. D ie H ä u fig k e it v o n F a ltu n g e n h a t der V o rstellu n g V o rsch u b geleistet, d aß die E rd k ru ste sich ü b er einem sch w ind en d en K e rn e ru nzele. A b e r m an sieh t au ch h ä u fig Stellen , an denen w eite L ü c k e n d u rch ein dringen des M agm a geschlossen w orden sind. E s kan n n ich t als sich er gelten , d aß die E rd e w äh ren d der geologischen G esch ich te kleiner gew orden ist. D a ß tro tz a ller der zah lreich en V ersch ieb u n g en b ei E rd b eb en , d aß tro tz a ller vu lk a n isch e n A u sb rü c h e sie in h isto ri­

schen Z eiten keine V erä n d e ru n g ih rer G rö ß e er­

fah re n h a t, le h rt die K o n sta n z d er L ä n g e des T ag es. W ir sprechen d ah er n u r vo n gegenseitigen V ersch ieb u n gen vo n O b erflä ch en p u n k ten d er E rd e, und w ied er d rä n g t sich uns d as B ild v o n E is ­ schollen auf, die sich an ein an d er stoß en und p re s­

sen, d ab ei ihre R ä n d er au fein an d er schieben, w ä h ­ ren d an d erero rts sich W a k e n zw isch en ihnen öffnen. D iese V o rste llu n g d e c k t sich n ich t m it der v o n A . We g e n e r, n ach w elch er die aus salischen M assen a u fg e b au te n K o n tin e n te w ie E isb erg e au f dem flüssigen Sim a treib en , denn der M eeresboden is t n ich t flüssig, sondern sta rr w ie jed e andere K ru s te n p a rtie ; die n iedere T em p e ra tu r am M eeres­

boden lä ß t den G ed a n k en n ic h t au fkom m en, als sei ein g lu tflü ssiges S im a in d er N äh e. V ielm eh r w eist uns diese n iedere T e m p e ra tu r d arau f, daß die E rs ta rru n g der K r u s te u n ter dem O zean tiefer v o rg e sch ritten is t als u n ter dem L an d e. W enn We g e n e r s V o rste llu n g z u trifft, d a ß die K o n ti­

n en te salisch e S ch ollen sind, die in das Sim a des ozeanisch en B o d en s h in ein tau ch en, so sind sie hier g rü n d lich festg efro ren u n d kön nen keine große E ig e n b e w eg u n g haben .

F reilich , w en n w ir n ic h t blo ß v o n einer ge­

w issen B e w e g lic h k e it des u n ter der K r u s te b efin d ­ lich en M agm as, sondern so gar vo n B ew egu n gen desselben sprechen, so sind w ir d o ch fern zu b e­

h a u p ten , so w ie es frü h er h ä u fig geschehen, daß d as E rd in n ere flü ssig sei, feu rig flüssig, w ie m an sich a u szu d rü ck en p flegte. E n tsch ied en sprechen die U n tersu ch u n g en ü b er die G ezeiten fü r eine hohe S ta rrh e it der E rd e. G leich w o h l ist ihre G e ­

s ta lt ih rer je tz ig e n U m d re h u n g sg e sch w in d ig k e it a n g ep a ß t und b e w a h rt n ich t eine größere A b p la t ­ tu n g als E rin n eru n g an eine Z e it w ah rsch einlich grö ß erer U m d reh u n gsgesch w in d ig k eit. S te tig w ir­

ken d en K r ä fte n g egen ü b er is t d er starre E rd k ö rp er d och n ach gieb ig. E r is t n ic h t a b so lu t starr, so n ­ dern nur strengflü ssig, u n d d ie L ö su n g des P r o ­ b lem s sch eint die zu sein, d a ß d as E rd inn ere, das sto fflich n ich t hom ogen ist, a u c h h in sich tlich seiner V is c o s itä t es n ic h t ist. D ieselb e is t in sein en zen ­ tra le n P a rtie n gew iß am geringsten, n a c h au ß en h in n im m t sie zu u n d sch ein t am g rö ß te n d ic h t u n ter der K r u s te zu sein.

D a ß die E rd o b e rflä ch e stete V erä n d eru n g en e rfäh rt, is t b e reits im A lte rtu m e w ah rgenom m en w ord en und h a t alle Z e it B e ach tu n g erfah ren . K . A . E . v o n Ho f f h a t v o r h u n d ert Jah ren die z ah lreich en N a ch ric h ten v o n n atü rlich en V e rä n d e ­ ru n g en d er E rd o b e rflä ch e gesam m elt und d arau s den S ch lu ß gezogen, „ d a ß alle vo n uns w ah rn eh m ­ b a re n und w ah rgen o m m en en oder au f G ru n d ric h ­ tig e r N a tu rb e o b a ch tu n g en v e rm u te te n V e rä n d e ­ ru n g en (Bd. 3, S. 237) a u f d er E rd o b e rflä ch e n u r du rch die fo rtsch reiten d e , im gan zen z w a r a ll­

m äh lich v o r sich geh end e, d o ch d an n u n d w ann u n d hie und d a au ch sch n eller und a u ffa llen d er sich o ffen b aren d e W irk u n g d er uns aus der E r ­ fa h ru n g b e k a n n t gew ordenen K r ä ft e d er N a tu r, im L a u fe großer, sehr groß er Z e iträ u m e h e rv o r­

g e b ra c h t w orden sin d “ . E r b a n n te die K a t a ­ stro p h en leh re aus der G eologie und s tellte diese a u f die ric h tig e G ru n d la ge ein er E rfa h ru n g sw issen ­ sch aft, die zu r In te rp re tie ru n g ih rer B e o b a c h tu n ­ gen n ich t u n b ek an n tes, sond ern in verg leich en d er W eise b e k a n n te s h era n zieh t. G leich Ly e l l gab er der G eologie d as geograp h isch en B e o b a ch tu n g en en tn om m en e F u n d am en t, sch öp fen d aus dem reich en S ch atze der Ü b erlieferu n g , d u rch d ru n gen v o n der A u ffa ssu n g des A risto te les, w elch er sag t (M eteor. L . I. C. 14): „ D a a b e r alles n atü rlich e E n ts te h e n in H in sich t au f die E rd e allm äh lich und im V erh ä ltn is zu u n serem L eb en in sehr lan gen Z e iträ u m en erfo lg t, so b le ib t dieses E n t ­ steh en u n b e m e rk t.“ Ly e l l h ingegen fu ß te au f eigen en W ah rn eh m u n g en und len k te den B lic k der G eologen au f die n atü rlich en V erä n d e ru n g en der E rd o b erflä ch e, die seith er fa s t m ehr v o n ihnen als v o n G eo g rap h en u n te rsu c h t w ord en sind. D a ­ b ei fa ß te er a llerd in gs m ehr die allm äh lich v o n ­ s ta tte n gehenden A b la g e ru n g e n als die g leich zeitig erfo lgen d en A b tra g u n g e n ins A uge.

In ein em stim m en v o n Ho f f und Ly e l l g a n z beson d ers überein, im V erlan gen n ach lan g en geo­

logisch en Z eiten , n ach sehr g ro ß en Z eiträ u m en . M an schloß au f sie aus der M ä c h tig k e it v o n A b ­ lageru n gen , in d em m an vo n N o rm a lw e rte n fü r d eren B ild u n g sg esch w in d igk e it a u sgin g. K e in W u n d er, daß die E rg eb n isse w e it au sein an d er gin gen und m an b ei d iesem A u to r eine B e ein ­ flu ssu n g seiner Z e itsc h ä tzu n g en d u rch die B ib el, b ei jen em m ehr d u rch den G e is t des A risto te les sp ü rte. Wi l l i a m Th o m s o n e n g te d u rch H in w eise

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Pe n c k: D ie G eographie u n ter den erd ku n dlichen W issen sch aften . 3 7 Heft 3. 1

20. x. 1928J

au f den W ä rm e v e rlu s t v o n E rd e und Sonne die geologischen Z e ite n m eh r ein als selb st m äßige S ch ätzu n g en zu ließ en . D a spen deten U n te r­

such ungen ü b e r den Z erfall des U ra n dem G eo ­ logen d ie Z e iträ u m e von der b e n ö tig ten G rö ß e und m a ch ten dem R a ten und T a ste n ein E n d e.

S eit w en igen Jah ren e rst is t d u rch chem ische F o rsch u n g en die V o ra u ssetzu n g erw iesen, m it der sich die G eologie au f geograp h isch er B a sis a u f­

g e b a u t hat.

D e r A risto telisc h e G ed an ke einer allm äh lich en und stetigen U m b ild u n g der E rd k ru ste b e h errsch t nunm ehr die F o rsch u n g . D ie K a ta s tro p h e n sind in die R ü stk a m m e rn la ien h after A u ffa ssu n g en ge­

bannt. M an e rb lic k t in einem großen T eile der G esteine A b la g eru n g en vo n d er A rt, w ie sie h eu te n och g e b ild et w erd en . Jede S ch ich tflä ch e is t ein S tü c k frü h erer K ru ste n o b e rflä ch e , das b egrab en w orden und d esw egen e rh a lten geblieben ist, ge­

w öh n lich m eh r o d er w en ig er d efo rm iert d u rch die steten B e w e g u n g e n d er K r u s te . In anderen G e ­ stein en e r b lic k t m a n solche, die aus der T ie fe g e ­ kom m en sind, die,, je n ach d em sie o b erfläch lich ergossen od er zw isch en andere G estein e g e sp ritzt w ord en sind, versch ied en rasch e rstarrten und d a ­ her versch ied en e S tru k tu r annah m en. Sie zeugen vo n der g ro ß en M o b ilitä t des M agm a. M an e r­

kenn t, d aß m anch e G estein e in letzteres h in ein ­ g e ta u c h t sind, w o b ei sie v e rä n d e rt, ja ein gesch m ol­

zen w orden sind. D ie E rd k ru ste lö st sich so au f in gan ze Serien ü b erein an d er g elag erter E rd o b e r­

fläch en und m a g m a tisch er W irku n gen . Sie e r­

scheint als eine w a h re Y e rk n e tu n g vo n E rd o b e r­

fläch en m it dem M agm a. D ie ä ltere V o rstellu n g h a t sich n ic h t als h a ltb a r erw iesen, näm lich, d aß in der geologisch en G esch ic h te eine allm ählich e A b k ü h lu n g d er E rd e s ta ttg e fu n d e n h a t; ebenso w ie an ih rem E n d e s te h t an ih rem A n fa n g ein E isze ita lter, und gan z r ä ts e lh a ft sch a ltet sich in sie w äh ren d der P e rm o k arb o n -P erio d e eine Z e it au sged eh n ter V e rg le tsc h e ru n g ein, w elche v o r ­ n ehm lich die niederen B r e ite n d er E rd e b e tra f.

E s w ech seln Z e ite n m itein an d er, in denen das heutige L a n d w eith in ü b e rflu te t w a r und in denen es sich w e ite r d eh n te als gegen w ä rtig . M anche m einen au ch einen gew issen R h y th m u s in den K ru sten b ew eg u n g en , einen W e ch se l vo n E v o lu ­ tionen und R e v o lu tio n e n zu erkenn en, doch is t unsere geologische K e n n tn is d er E rd ob erflä ch e noch n ich t so a u sg ed eh n t und die p aläon tologisch e Z eitb estim m u n g n ich t sich er genug, um die A n ­ nahm e au szu sch ließen , d a ß die ö rtlic h w ah rn eh m ­ b aren V ersch ied en h eiten in der In te n s itä t der K ru sten b ew eg u n gen m ehr in einem W ech sel des räum lich en N eb en ein an d er als in einem zeitlich en N ach ein an d er b esteh en .

N a ch w elch er R ic h tu n g die E n tw ic k lu n g der E rd e in der Z u k u n ft lau fen w ird , lä ß t sich n ich t abseh en. Is t doch n ic h t ein m al k lar, in w elch er R ic h tu n g sie in der V erg a n g en h e it v e rlie f, w es­

w egen ein A lte rn der E rd e b e stritte n w orden ist.

L assen w ir d as u n b ek an n te Z iel au ß er B e tr a c h t,

fassen w ir n u r in s A u g e w as gesch ieh t u n d n a c h ­ w eislich gesch eh en ist, so b le ib t die E rk en n tn is, d a ß die E rd g esch ich te im Z eich en ein er a llm ä h ­ lich en E n tw ic k lu n g steh t. D e r e n tw ic k lu n g s­

gesch ich tlich e G ed an k e, w elch er seit a c h tzig Jah ren die B io lo g ie b eh errsch t, h a t in der G eologie seinen A u sg a n g sp u n k t. A u f Ly e l l fu ß t Da r w i n; die geologisch e G esch ich te h a t die schönsten B ew eise n ic h t b lo ß fü r die allm äh lich e E n tw ic k lu n g der L e b e w e lt g eliefert, sondern zu gleich au ch gezeigt, d a ß diese v o n ein fach eren zu k o m p lizierteren F o rm e n fü h rt. O b fre ilich d er K a m p f um s D a ­ sein der große B e fö rd erer dieser p ro gressiven E n t ­ w ic k lu n g ist, b leib e d a h in gestellt. D a s le tz te große E re ig n is d er geologisch en G esch ich te, das ihn u n ­ geh eu er h ä tte e n tfa lten m üssen, is t re c h t w irk u n g s­

los an d er organ isch en W e lt v o rü b e r gegan gen . W ä h ren d des le tz te n E isze ita lte rs sind M illionen v o n Q u a d ra tk ilo m e te rn au f der n örd lich en H a lb ­ k u g e l w ied e rh o lt v e rg le tsc h e rt gew esen ; d as E is h a t alles L eb e n v o n diesen F läch en v e rtrieb e n und es is t seith er w ied er ein gezogen ; b a ld is t die L e b e ­ w e lt zu sam m en g ep reß t gewesen, b a ld k o n n te sie sich w ied e r ausdeh nen, a b er m in im al is t die d ab ei gesch eh en e U m w a n d lu n g vo n F o rm e n ; a lte sind ve rsch w u n d en , d as A u fta u c h e n v o n neuen is t gerin g. A lle rd in g s is t die Z eit, in der sich dies alles a b sp ielte, klein. E s h a n d elt sich u m ein ige Z e h n ta u se n d ste l d er Spanne der geologischen Z e it vo m P ra eca m b riu m bis zu r G eg en w art.

D e r S ieg des evo lu tio n istisch en G ed an ken s in den W issen sch a fte n v o n der E rd e und v o m L eb en is t die g ro ß e T a t des n eun zeh n ten Jah rh u n d erts.

E r b e ru h t a u f d er A n w en d u n g einer verg leich en d en M eth ode, die im ö rtlich en N eb en ein an d er v ie lfa c h die W irk u n g e n eines h istorisch en N ach ein an d er e rk e n n t. S ch w ä ch lich e A n sä tze einer solchen v e r ­ gleich en d en M eth ode z e ig t Ka r l Ri t t e r in sein er K o n ze p tio n ein er allg em ein en vergleich en d en G eo ­ grap h ie. A u s g e sta lte t w u rd e sie d u rch Ly e l l in d er G eologie, in d em er geologische E rsch ein u n gen d u rch B e o b a ch tu n g en vo n V o rg än g en au f d er E r d ­ o b erfläch e, also d u rch solche geo grap h isch er A rt, e rk lä rte . M ehr als m an gem einhin g la u b t, h a t die G eo g rap h ie die E n tw ic k lu n g der n eueren W issen ­ sc h a ft b e ein flu ß t, und su ch t m an die B ezieh u n g en d er versch ied en en erd k u n d lich en W issen sch aften zu ein an d er, so fin d e t m an als B in d eglied die G eo ­ grap h ie. D en n alle B e o b a ch tu n g en ü ber die T iefe n des E rd in n ern u n d ü b e r die E rd k ru ste kön nen n u r an d er E rd o b e rflä ch e gem a ch t w erden . Sie alle setzen geograp h isch e A rb e it v o ra u s; ohne K e n n tn is vo n d er L a g e der B e o b a ch tu n g so rte w erd en die an ihnen a n g estellten B e o b a ch tu n g en w ertlo s.

D iese zen tra le P o sitio n der G eog raph ie u n ter den erd ku n d lich en W issen sch aften w ird selten ge­

w ü rd ig t, d a m an sich h ä u fig n ich t in ne w ird , w as sie g e w ä h rt und die b en ö tigten geograp h isch en K e n n tn isse m eist u n sch w er aus A tla n te n e n tn e h ­ m en kan n . U n d w eil m an ü b ersieh t, w elch e Su m m e geo grap h isch er A rb e it in unseren A tla n te n

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33 Pe n c k: D ie G eograp hie u n ter den erd ku n dlichen W issen sch aften. r Die N atur­

wissenschaften steck t, die ja le tz te n E n d es alle a u f geograp h isch en

A u fn a h m en b eru h en , e reig n e t es sich w oh l auch, d aß m an d er G eo g rap h ie den C h a ra k te r als W issen ­ sc h a ft a b sp rich t, d a eine b lo ß e E rd o b e rflä c h e n ­ ku nde d o ch etw a s O b erfläch lich es bleib en m üsse.

R ic h tig is t allerd ings, d a ß die geo grap h isch e E r d ­ ob erfläch e, die des festen L a n d es u n d d ie des M eeres, au ch vo n and eren W issen sch a ften b e h a n ­ d e lt w erd en kan n. D e m G eologen kan n n ich t v e r ­ w eh rt w erden, d a ß er sich m it d er O b erflä ch e jen er E rd k ru ste b e sc h ä ftig t, die er a llse itig e rfo rsch t, und d em G eo d ä ten is t d er vo n W ellen b ew eg u n gen u nd G ezeiten b efreite M eeresspiegel ein S tü c k des G eoids.

A b e r die T atsa ch e , d a ß ein und d asselb e O b ­ je k t vo n versch ied en en W issen sch a ften b e h an d elt w ird , m a c h t die eine od er an d ere d ieser W issen ­ sch a fte n d o ch n ich t u n n ü tz. N ic h t b lo ß d er B o ta ­ n ik er h a t es m it P fla n zen zu tu n , au ch P h a rm a k o ­ logen und C h em iker geben sich m it ih n en ab. D ie G eograph ie h a t vo n a lte rs h er ein V e rfa h re n o b ­ je k tiv e r D a rste llu n g d er E rd o b e rflä ch e e n tw ic k elt, d as sich a llg em ein er A n w en d u n g e rfre u t — die L a n d k a rte . D a ß in d er m odernen L a n d k a rte v ie l G eo d ätisch es steck t, is t schon erw äh n t. D ie N o t­

w en d ig k eit, gu te L a n d k a rte n zu h ab en , h a t die E rd m essu n g m ä ch tig g efö rd ert. M an b ra u c h t nur eine L a n d k a rte zu b e tra c h te n , u m zu erkenn en, d aß sie e tw as eig en a rtiges G eo grap h isch es ist. O ft w ird sie als ein B ild der E rd o b e rflä ch e b ezeich n et.

A b e r sie g ib t n ich t alle Z ü ge d erselb en w ieder, sondern jew eils n u r eine b estim m te A u sw a h l. F r e i­

lich is t diese A u sw a h l n ich t a lle n th alb e n die gleiche.

A m erik a n isch e to p o g ra p h isc h e K a r te n sehen anders aus als europäisch e, a u ch w en n m an h ier T y p e n m itein an d er v e rg leich t, w elch e sich d erselb en M e­

th o d e der G elä n d ed a rstellu n g d u rch H ö h e n k u rve n b edienen. B e i a m erik an isch en K a r te n s te h t die W ie d erga b e der F o rm en d er E rd o b e rflä ch e im V o rd erg ru n d . Sie b ild en d as feste G eripp e. D a s W eg n etz is t o ft ziem lich m a n g elh a ft, und h a t m an es m it einem ä lteren B la tte zu tu n , so v e rm iß t m an n ic h t b lo ß E isen b ah n en , sondern geleg en t­

lich gan ze O rtsch a fte n , die seit d er A u fn a h m e der K a r te e n tstan d en sind. B e i den gro ß en eu ro ­ päisch en K a rte n w e rk e n h in gegen fin d e t m an eine in s ein zeln e gehende W ie d erg a b e v o n W e g e n und O rten sow ie v o n K u ltu re n . W a ld , W iese, F eld , W e in g ä rten w erd en gen au esten s u n tersch ied en . D a s h a t n ich t allein d a m it zu tu n , d a ß die to p o ­ grap h isch en K a rte n A m erik a s, w en igsten s in den V erein ig te n S ta a ten , als G ru n d la ge fü r geologische K a r te n a u f ge nom m en w erd en , w äh ren d d ie E u r o ­ p as fü r m ilitärisch e Z w eck e gesch a ffen w ord en sind, sondern w eil in den K u ltu r s ta a te n E u ro p a s die U m w a n d lu n g d er N a tu rla n d s c h a ft in die K u lt u r ­ la n d sch a ft b e reits vo llzo g e n ist, so d a ß F eld , W a ld , W iese b e reits bein ah e u n v e rrü c k b a r n eb eneinan d er liegen, w äh ren d sich jen e U m w a n d lu n g in A m e rik a n och v o llzieh t. D ie K a r t e v e rz ic h te t h ier v ie lfa c h a u f dies n och S ch w a n k en d e u n d r ü c k t das B le i­

b ende d er O b erflä c h e n g esta lt in den V o rd e rg ru n d .

D a n a c h o rie n tie rt m an sich, w ä h ren d m an in E u ro p a sich n ach W egen und D ö rfern , selb st n ach ein zeln stehen den H ä u sern ric h te t. E s is t k la r, d a ß m it w eiter fo rtsch reiten d e r U m w a n d lu n g d er N a tu rla n d sc h a ft in K u ltu r la n d s c h a ft die a m eri­

kan isch en to p o g rap h isch en K a r te n im m er m ehr den eu rop äisch en ä h n lich w erd en , w as d em a u f­

m erksam en B e o b a c h te r n ic h t en tg e h t.

D ie A u fn a h m e der geo grap h isch en K a r te n lieg t allerd in gs n u r selten in den H än d en d er G eo ­ grap h en selbst. In E u ro p a w ird sie m e ist v o n M ilitärs b esorgt, in A m e rik a vo n T o p o g ra p h en . E s k o m m t b ei d er A u fn a h m e vo n K a rte n m eh r a u f G esch ic k und R o u tin e an als au f w isse n sch aft­

liches F orsch en , m eh r au f F estleg u n g d er B e o b ­ ach tu n g , denn a u f d eren D e u tu n g und E rk lä ru n g . G e tro s t kan n m an die A u fn a h m e vo n L an d - u n d S e ek arte n H ilfsk rä fte n überlassen , so w ie d er C h em ik er die A n fe rtig u n g v o n A n a ly se n , w en n n u r die H ilfs k rä fte gew isse n h aft sind und g u t gesch u lt, u n d w en n ü b er P la n le g u n g und A u sfü h ru n g der K a r te n jen er geo grap h isch e G eist w a ltet, der das W esen tlic h e v o m U n w esen tlich en sch eid et. D e r n ich t e tw a blo ß aus g e o lo gisch en und m ilitärisch en , sondern aus allgem ein en B ed ü rfn issen d er Ö ffe n t­

lic h k e it erw ach sen e Z w an g, v o n den K u ltu rlä n d e rn g u te und v e rlä ß lic h e L a n d k a rte n zu sch affen , h a t d em G eo g raph en v o n F a c h einen u n gem ein reich en S c h a tz gew isse n h aft re g istrie rte r B e o b a ch tu n g en g e liefe rt, aus dem e r die m a n n igfa ch sten S c h lu ß ­ fo lgeru n gen zu zieh en ve rm a g . E s is t in der A r t der T ä tig k e it des T o p o g ra p h en b egrü n d et, d a ß er diese fü r erled ig t h ält, w en n er alles aufgenom m en h at, w as in die K a r t e g eh ö rt. D a ra u s e rk lä rt sich, w aru m b e i d er K a rte n a u fn a h m e so selten a ll­

gem ein ere G esich tsp u n k te e rla n g t w ord en sind und d a ß d eren G ew in n u n g dem G eo g ra p h en ü b e r­

lassen b leib t. A b e r es is t n ich t ric h tig , w en n dieser sich d a ra u f b esch rä n k t, so w ie es v ie lfa c h g e ­ schehen ist, seine K e n n tn is d er E rd o b e rflä c h e aus den K a r t e n zu schöpfen. A u c h dann, w enn er n ic h t E n td eck u n g sre ise n d er ist, u n d die b esten K a r te n v o n dem zu u n tersu ch en d en G eb iete v o r ­ liegen , m u ß er h in au sgeh en in die N a tu r und selb st sehen, denn sein Sehen is t ein w esen tlich and eres als das des T o p o g ra p h en . D ieser leg t T a tsa c h e n au f d er L a n d k a r te fe st und gew ö h n t sich n u r zu leich t, sie fü r fe st und u n ve rä n d erlich zu h a lte n ; d er G eo g ra p h w eiß, daß er es au f d er E rd o b e rflä ch e n irgen d s m it F estlieg en d em zu tu n h a t, d aß alles in ste te r B ew eg u n g b e g riffen ist.

A lle s das, w as a u f der E rd o b e rflä ch e zu seh en ist, s te llt keinen b leib en d en Z u stan d dar, so n d ern eine m o m en tan e G leich gew ich tslage. E r h a t es n ich t m it b lo ß en E rsch ein un gen, so n d ern a llü b e r a ll m it V o rg ä n g e n zu tun.

D a ß selb st das feste F e ls g e rü s t d er E rd o b e r­

fläch e n ich t u n b ew eglich ist, h ab en , w ie schon e r­

w äh n t, gu te B e o b a c h te r im A lte r tu m gesehen, und w elch w eitg e h e n d e F o lg e ru n g e n e n tw ic k ­ lu n g sgesch ich tlich er A r t sich d a ra n g e k n ü p ft haben , is t b e reits d a rg etan . O b nun der G eologe,

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Pe n c k: D ie G eographie u n ter den erd k u n d lich en W issen sch aften. 3 9 H eft 3. ]

20. 1. 1928J

oder ob d er G e o g ra p h solche m orp h ologisch e B e o b a ch tu n g en a n ste llt, im m er w ied er is t d a m it zu rech n en , d a ß ein S tü c k E rd ob erfläch e z u g e d ec k t w ird v o n M a teria lien , die an der E rd o b e rflä ch e w an d ern , u n d d a m it in die K ru s te gerät, d aß ab er a n d e re rse its d as Innere der K ru s te im m er b lo ß ­ g e le g t w ird ; so daß das, w as ih r a n geh ö rte, zu r E rd o b e rflä c h e w ird. E s lie g t nahe, in d iesem W id e rsp iel einen gesetzlich en A b la u f zu erb lick en , zu m a l das E n d zie l v o n A b tr a g u n g und A b la g e ru n g d as gleiche ist, n äm lich d ie E in eb n u n g d er E r d ­ oberfläch e. A b e r die d a b ei entsteh en d en A b tr a ­ gu ngsform en zeigen n ich t eine g esetzm äß ige A u f ­ ein an d erfolge v o n b e stim m te n T y p e n . Solches is t nur d o rt d er F a ll, w o eine ra sch gehobene S ch olle sta b il w ird u n d n u n a llm äh lich a b g etrag en w ird . D as is t n ich t die R eg el. V ielm e h r w irk en n eben den a b trag en d e n K r ä fte n a llen th alb en K r u s te n ­ bew egu n gen, u n d d ie O b erfläch en fo rm en sind das E rg eb n is des je w e ilig e n In ten sitätsve rh ä ltn isses zw isch en A b tr a g u n g u n d E rh eb u n g . Z w ei F o rm e n ­ ty p e n tre te n e n tge g e n , die der au fsteigen d en E n t ­ w ic k lu n g m it k o n v e x e n H ängen , bei w elch er die E rh e b u n g d ie A b tr a g u n g ü b erw ieg t, und die a b ­ steig en d e E n tw ic k lu n g m it k o n k a v e n H ängen , bei d er d as U m g ek eh rte der F a ll ist. B eid e F o rm e n ­ ty p e n kom m en n eb en ein an d er vo r. D ie a b ste i­

gende E n tw ic k lu n g k a n n sich in h eben den G e ­ b iete n n och fo rtsetzen , w en n diese v o n d er a u f­

steigen d en n och n ich t erre ich t sind, w eil die d u rch die E rh e b u n g a u sgelösten ab trag en d en K r ä fte in ih ren W irk u n g e n n och n ich t bis zu ihr g e la n g t sind. So v e rm ö g e n w ir, d a n k der E rk en n tn is, die uns d ie m orp h o lo gisch e A n a ly se v o n Wa l t h e r Pe n c k g e w ä h rt h a t, au s den F orm en der E rd o b e r­

fläch e a u f die jew eils an d er betreffen d en S telle stattfin d e n d e n K ru ste n b ew eg u n g en schließen. W ie w enige U n tersu ch u n g en bish er im neuen G eiste stattg e fu n d e n h ab en , so ergeb en sie eine u n geah n t große M o b ilitä t der E rd k ru ste au ch in G eb ieten , die als v e rh ä ltn ism ä ß ig sta b il angeseh en w ord en sind. Z ah llo s sind die V erb ieg u n g en , die flach en A u fw ö lb u n g en od er E in m u ld u n gen , die stattfin d en , ganz zu sch w eigen vo n den g rö ß eren H ebu n gen und Senku n gen , die sich im W e ch se l vo n G eb irgen und N ied eru n gen o ffen b aren , v o n dem A u fsch n el­

len und Z erreiß en b ei E rd b eb e n . D ie E rd k ru ste ist w irk lic h seh r m obil.

D ie s te tig v o n s ta tte n gehenden K ru ste n b e w e ­ gungen b estim m en die S tru k tu r der K ru s te ; diese ist das E rg eb n is ein er gan zen Su m m e vo n E in ze l­

vorgängen, die n ic h t im m er in d erselb en R ich tu n g , sondern v ie lfa c h au ch ein an d er en tg e ge n g ese tzt g e w irk t h ab en und die in ih rer G esa m th eit ein anderes B ild g ew äh ren können als d ie le tz te B e ­ w egung, die in den F o rm en zum A u sd ru c k ko m m t.

H a t die neuere M orphologie der E rd o b e rflä ch e v ie l v o n d er G eologie ü bern om m en , so w ird sie n u n ­ m ehr zu einem w ich tig en H ilfsm ittel, geg e n w ä rtig sta ttfin d e n d e geologische V o rg än g e zu erforsch en.

D a b ei w ird sie b eh errsch t v o n dem evo lu tio n isti- sehen G eist d er G eologie; ab er die F o rm e n e n tw ic k ­

lu n g a u f d er E rd o b e rflä ch e w ird n ic h t b e h e rrsc h t v o n solch en k la r au sgesp roch en en E n tw ic k lu n g s ­ reih en, w ie sie in der organ ischen W e lt a u ftre te n . E s g ib t k e in W a ch stu m vo n Ju gend d u rch R e ife zu m A lte r, sondern n u r ein fo rtw ä h ren d es A u f- u n d A b w o g e n in n erh alb enger G ren zen w ie b e i den W e lle n des M eeres.

A u f das innigste m it der Erdoberfläche v e r ­ w urzelt ist deren Pflanzenkleid. E s ist ein S tü ck E rd oberfläch e; die topographischen K arten der alten W e lt schenken ihm gebührende A u fm erk­

sam keit. K ein geringerer als A

l e x a n d e r vo n

H

u m bo ld t

h at darauf hingewiesen, daß es die Physiognom ie der Länder bestim m t. Form und K leid der Erdoberfläche machen den wesentlichen In h alt der Geographie aus. W ährend aber jene durch das unablässige Gegeneinanderwirken endo­

gener und exogener Ursachen zustande kom m t, ist dieses das Ergebnis von Boden und K lim a, in dessen Behandlung sich Geographie und M eteoro­

logie teilen. M it wahrer P ünktlichkeit reagiert die Pflanzendecke der Erde auf die leichtesten klim a­

tischen Verschiedenheiten und steht ganz unter dem Zeichen solarer Energie, welche die W ärm e spendet, die zu seinem W achstum notwendig ist, und das W asser herbeischafft, das es benötigt.

N ich t m inder aber steht es unter dem Einflüsse des Bodens, und zw ar nicht bloß unter dem der Gesteine, die an die Erdoberfläche treten, sondern nam entlich unter dem ihrer Um wandlungspro­

dukte, die als Verw itterungsgebilde unter der steten E inw irkung von K lim a und Vegetation zustande kommen. A ber dieses Solum ist noch beweglicher als die E rdkruste. E s w andert allenthalben dem Zuge der Schwere folgend; es kriecht herab an den Gehängen, die oben von ihm entblößt werden, während es sich unten anhäuft. W ollte man die Erdoberfläche körperlich auffassen, so h ätte man sie als das dünne H äutchen des Solum zu betrach­

ten, das B erg und T al überzieht, das T räger ist des Pflanzenkleides und selbst unter der M itw ir­

kung zahlreicher organischer K räfte zustande kom m t. H ervorragende Forscher wie F

er d in a n d

F

r e ih e r r v o n

R

ich tiio fen

haben den B lick der Geographen auf diesen Boden gelenkt; aber die m oderne Bodenkunde hat sich im wesentlichen ohne deren M itw irkung entwickelt.

W ie d e u tlich n u n au ch d as P fla n zen k le id d er E rd e u n te r d em E in flü sse des K lim a s steh t, so d a rf m an d o ch b e i seiner B e tra c h tu n g n ich t, w ie b e i den p h ysikalisch -geog rap h isch en , aus gleichen W irk u n g e n a u f gleich e U rsach en und u m g ek eh rt au s gleich en U rsach en au f gleiche W irk u n g e n sch ließ en . L ä ß t sich aus A r t und D ic h te des P fla n zen k le id es au f ein b estim m tes K lim a folgern , so e n tsp ric h t gleich em K lim a doch n ich t gleich e P fla n z e n w e lt. D ie F a k to ren , w elch e die P fla n z e n u n te rh a lte n u n d die Ü p p ig k e it ih rer E n tfa ltu n g bed in g en , gen ü gen n icht, u m sie ins D a sein zu ru fen . T a u c h t neues L a n d in m itte n des w arm en O zean s au f, so sind z w a r die klim a tisc h en B e ­ d in gu n gen fü r ein reich es P fla n zen k le id gegeben,

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4 o Pe n c k: D ie G eograp hie u n ter den erdkun dlichen W issen sch aften. r Die Natur­

wissenschaften a b er dies s te llt sich e rs t d an n ein, w en n P fla n zen

zu r neuen In sel gelan gen können. Sie verm ög en hier eine außergew öh n lich e E n tfa ltu n g zu nehm en, en tsteh en ab er n ich t tro tz der G u n st d er V e r h ä lt­

nisse. D a s p h y sik a lisch e K a u s a litä ts g e s e tz , w elch es sonst in allen erd ku n d lich en W issen sch a fte n eine so h erv o rragen d e A n w e n d b a rk e it b e sitzt, v e rs a g t hier. D a d u rch , d aß L eb ew esen in tegrieren d e B e ­ stan d teile der E rd o b e rflä ch e w erden , e rh ä lt die G eograph ie eine S o n d erstellu n g u n ter den erd ­ ku nd lich en W issen sch a fte n ; in a b gesch w ä ch tem M aße k o m m t sie au ch d er G eologie zu, die so v ie l m it den R e ste n eines frü h eren L eb en s zu tu n h a t.

A ls e rd ku n d lich er W issen sch a ft fä llt es d er G eo ­ grap h ie n ich t zu, d as R ä tse l des L eb e n s zu lösen.

S ie m u ß m it d er T a tsa c h e rechnen, d a ß sich L eb en a u f d er E rd o b e rflä ch e n u r d o rt fin d et, w oh in es gelan gen kan n . D en W egen nach zu sp ü ren , die die A u sb re itu n g des L eb e n s a u f d er E rd e genom m en h a t, g eh ö rt n ich t u n b ed in g t zu ih ren A u fga b en , w enn sie au ch m anch es zu d eren A u fh e llu n g b e i­

tra g e n kan n. T ier- u n d P fla n zen ge o grap h ie fallen den Z oologen und B o ta n ik e rn zu. E s b le ib t dem G eo g rap h en n och ein w eites F eld d er F o rsch u n g, w enn er den p h y sik a lisch en B ed in g u n g en n ach geh t, u n ter denen sich das L eb e n au f d er E rd e a b sp ie lt und die V e rb re itu n g v o n dessen G e sa m th e it ins A u g e fa ß t. D e r L e b e n sra u m is t ein T e il d er E r d ­ o b erfläch e, er geh ö rt in die G eo g rap h ie, u n d w ie

n sb eson d ere d as P fla n z e n k le id sich ü b er die E r d ­ o b erfläch e b re itet, w ird den G eo grap h en im m er b e sch äftige n ; denn er g e w in n t d a d u rch eine a u s­

g ezeich n ete C h a ra k te ris tik ein zeln er T eile d er E r d ­ o b erfläch e.

D iese C h a r a k te ris tik k n ü p ft an an F o rm , K le id un d L a g e d er ein zeln en E rd ste lle n ; sie erh eisch t ein e chorologisch e B e trac h tu n g sw e ise, die d er G eo ­ grap h ie a llerd in gs n ic h t allein eigen ist, sondern au ch als regio n ale G eo lo gie in der K ru ste n leh re und a ls Ö k o lo gie vo n B o ta n ik e rn an g ew en d et w ird . A b e r in k e in e r W issen sch a ft sp ie lt sie eine so gro ß e R o lle w ie in d er G eo g rap h ie. S ie b e ste h t in d er E rfa ssu n g ein er ve rsch ied e n a rtig en G esa m t­

h eit, die geb u n d en is t an eine b e stim m te E rd e n ­ stelle, an einen b e stim m te n R a u m , in der E r k e n ­ n u n g ein er G leich gew ich tsla g e v o n V o rg än g e n , die b e stim m t w erd en d u rch d ie B e w e g u n g des u n te r­

lagern d en K ru ste n stü c k e s, die in W ir k s a m k e it tre te n d e Son nenen ergie u n d die Z u g ä n g lic h k e it fü r d as L eb e n . D ie se V o rg ä n g e sind n ic h t blo ß a b h än g ig v o n der b e treffen d e n Ö rtlic h k e it, son ­ dern es spielen V o rg ä n g e hinein, die in der N a c h ­ b a rs c h a ft w u rzeln . M an d en k e n u r an die B e ­ w eg u n g v o n W in d u n d W a sser, die a u f d er E r d ­ o b erfläch e sta ttfin d e n , an die N ied ersch läg e, die v o r ein em G eb irge fallen . D esw eg en w ird die geographische Lage d er S te lle eine so seh r w ich tig e bei d er lä n d erk u n d lich en B e tra c h tu n g sw e ise. M an h a t die ih r zu gru n d e g e leg te E in h e it in D e u tsc h ­ la n d L a n d s c h a ft g en an n t und diese als K e n n ­ zeich en einer n eueren G eo g rap h ie v ie lfa c h h in ­

g e ste llt — d er L an d sch a ftsk u n d e . D e r G esich ts­

p u n k t is t n ic h t neu, sondern seit J ah rzeh n ten in G eb rau ch . A u c h is t d er G ew in n k ein großer, w en n m an ein S tü c k E rd o b e rflä c h e blo ß in seine e in ­ zeln en L a n d sch a fte n zerglied e rt. V ö llig e rk e n n t m an es e rst in seiner E ig e n a rt, w enn m an in s A u g e fa ß t, w ie sich seine L a n d sc h a fte n gruppieren , zu w elch en M ustern sie zu sam m en treten , w enn m an seine ch a ra k te ristisc h en Z ü ge, seine geograp h isch e G e s ta lt zu erfassen tra c h te t.

In der L a n d s c h a ft t r it t uns eine G leic h g ew ic h ts­

la ge entgegen, w elch e g e stö rt w ird, w enn n u r ein er d er sie b estim m en d en F a k to re n sich än d ert. K e in F a k to r is t fü r d as L a n d sch a ftsb ild m ehr w irk sa m als d er M ensch. E r lic h te t oder ro d et d ie W ä ld e r u n d v e rw a n d e lt sie in F eld er, er d eich t F lü sse ein od er v e rb r e ite t sie in B ew ässeru n g sad ern , er le g t S tra ß e n an, e rric h te t Sied lu n gen , b a u t S tä d te . E r v e rw a n d e lt die N a tu rla n d s c h a ft in eine K u ltu r ­ la n d sch aft. In den V e rein ig te n S ta a te n is t diese U m w a n d lu n g v ie lfa c h n och im G ange, in den K u ltu rlä n d e rn E u ro p a s ist sie grö ß ten teils v o ll­

zogen. E in e H arm o n ie is t w ied er h erg estellt, a n ­ derer A r t allerd ings, als sie in der N a tu rla n d sch a ft h errsch te und in d ieser d u rch das E in gre ifen des M enschen g e s tö rt w ord en ist.

A n g esich ts d er ü ber M illionen vo n Q u a d ra t­

k ilo m e te rn sich n u n m eh r b reiten d en K u ltu r la n d ­ sc h a ft ka n n k ein Z w eifel d a rü b er sein, d a ß au ch d er M ensch d u rch seine W e rk e in die geograph isch e B e tr a c h tu n g geh ö rt, und d aß diese neben den d u rch ein festes K a u s a litä ts g e s e tz verb u n d en en p h y sik a lisch en V o rg än g en , und den ihm n ic h t v ö llig u n terw o rfen en b iologisch en E rsch ein u n gen au ch m it k a u sa l o ft so sch w er b egrü n d b aren m ensch lich en W illen sh an d lu n gen zu tu n h a t. In d ieser w eiten Sp an n e versch ied en er K a u s a litä te n lie g t ein M om ent, das der G eo g ra p h ie in den A u g e n v ie le r die E in h e itlic h k e it r a u b t; w e it v e r ­ b re ite t is t die A n sch au u n g , sie sei eine d u alistisch e W issen sch a ft, die teils den N a tu rw issen sch aften , teils den G eistesw issen sch aften an gehöre. D iese A n sch a u u n g w u rzelt n ic h t in d er Sacho, sondern in d eren B e tra c h tu n g sw e ise. F a s t alle W issen ­ sch a fte n en tsp rin g en ein er an th ro po zen trisch en A r t zu sehen. M it d er U n tersch eid u n g n ü tzlich er od er sch äd lich er P fla n zen u n d T iere b e gin n t die N a tu rw isse n sc h a ft; die p ra k tisch e F eld m essu n g fü h r t z u r G eodäsie, d er B e rg b a u zur G eologie.

In d er O rie n tieru n g au f der E rd o b erflä ch e w u rz e lt die G eo g ra p h ie; sie w a r zu n ä ch st die L e h re v o n d er U m w e lt des M enschen. N ach R a u m und Z e it b e tr a c h te te He r o d o t das M en sch en gesch lech t.

G eo g rap h ie und G esch ich te steh en in ih ren A n ­ fän gen d ic h t n ebeneinan der. Sie geh en n o tw en ­ d igerw eise ausein an der, je m ehr die G eo g ra p h ie sich o b je k tiv d er E rd o b e rflä ch e w id m et. A b e r b e i deren o b je k tiv e r B e tra c h tu n g d a rf m an n ic h t aus dem A u g e verlieren , daß sie der L e b e n s ra u m derselben M en sch h eit ist, die im M itte lp u n k te d er G esch ich te steh t. G eo g rap h ie und G esch ic h te h ab en n ach w ie v o r F ü h lu n g m itein a n d e r; d iese w u rzelt jed och

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