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Historische Monatsblätter für die Provinz Posen, Jg. 4, 1903, Nr 3.

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HISTORISCHE MOM OTS BLATTER

für die Provinz Posen

Jahrgang IV j P osen , März 1903 ! Nr. 3 K o h t e J., Die Denkmalpflege der Provinz Posen während der letzten Jahre (Fortsetzung) S. 33. — Wo t s c l i k e Th., Herzog Albrecht von Preussen und Posener Kaufleute S. 37. — Literarische Besprechungen S. 42. — Nachrichten S. 47.

D ie Denkm alpflege der P rovin z P o sen

während der letzten Jahre.

Von

J. K o h t e .

(Schluss.)

Regierungs-Bezirk Bromberg.

In B r o m b e r g w urden beide katholischen Kirchen ausgem alt, doch in w enig b efriedigender W eise.

F ü r den W iederaufbau des barocken T urm helm s der N o n n e n ­ k i r c h e d aselbst fertigte ich einen Entw urf in A nschluss an zw ei S kizzen, w elche K onservator v. Q uast 1844 von der K irche g e ­ zeichnet hatte. D ie A u sfü h ru n g geschah 1901 durch die städtische B auverw altung. D ie D ächer d er Kirche bedürfen einer In stan d setz u n g ; doch em pfiehlt es sich, zu r Z eit nur die drin ­ genden Schäden au szu b essern , w eitere M assnahm en aber zu v er­

tagen, bis die F euerw ehr, wie in einigen Ja h re n zu erw arten, aus dem G ebäude v erle g t sein w ird und dieses eine um fassende W iederherstellung erfahren kann.

D as Innere der ehem aligen K losterkirche in K r o n e a. B.

erfuhr eine m assvolle Instan d setzu n g , bei w elcher auch die alte V erglasung der F en ste r erhalten blieb. D ie A rbeiten sind noch nicht abgeschlossen.

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In I n o w r a z l a w ist die F ra g e der E rhaltung d er R uine d er M arien-K irche dam it zum A bschlüsse gekom m en, dass in d er N ähe eine den B edürfnissen der G em einde g e n ü g e n d e neue K irche errichtet und die alte in ihrer ursprünglichen G estalt w ieder auf­

g eb a u t w urde. Die A rbeiten an der alten K irche sind bis auf e in ig e Teile des inneren A usbaues abg esch lo ssen , so dass ich ein e Ü bersicht des G eleisteten im vorigen Ja h rg a n g e S. 161 mit- teilen konnte. Ein rom anisches K reuz, w elches kürzlich in d er K irche zu O rlow o gefunden und d er M arien-K irche in Inow razlaw g esch e n k t w urde, w ird zur Z eit in den W erkstätten des K u n st­

gew erbe-M useum s in Berlin w ied erh erg estellt. Zu den K osten dieses K reuzes w erden P rovinz und S taat B eiträge leisten, nachdem die K osten des W iederaufbaues der K irche von d er G em einde allein g etrag en w orden sind.

D er Turm der Schlossruine in K r u s c h w i t z w urde b e ­ steig b ar gem acht, ohne dass jedoch dabei die Interessen der D enkm alpflege ausreichend gew ahrt w orden w ären.

D ie K anzel d er katholischen Pfarrkirche in S t r e l n o w urde durch eine neue ersetzt, w elche w iederum recht u n b efriedigend ausgefallen ist. D ie K rönungen des C h o rg estü h ls bedürfen d er A u sb esseru n g . Ein K ruzifix, w elches bei den 1891 sta ttg e h ab te n B auarbeiten aus der K irche b eseitig t w urde, ist je tz t auf dem V orplätze aufgestellt.

Bei d er W ied erh erstellu n g der P rokopius-K apelle in Strelno 1892 w urden die aus dem 17. o d er 18. Ja h rh u n d e rt stam m enden M alereien übertüncht. Es soll je tz t versucht w erden, sie w ieder aufzudecken.

Bei einer N eudeckung d er D ächer der katholischen P farr­

kirche in G e rn b i t z w urden die vorhandenen M önche und N onnen o hne G rund durch B iberschw änze ersetzt. Es b esteh t je tz t die A bsicht, den R okoko-A usbau zu b e s e itig e n ; nach den b etrübenden E rfahrungen, die an allen O rten beim E rsätze alter Stücke gem acht w urden, ist ernstlich zu em pfehlen, den alten A usbau zu belassen und instand zu setzen.

D ie K rypta der ehem aligen K losterkirche in M o g i l n o w urde dem G ottesdienste zurü ck g eg eb en . D ag e g en w urden bei den B auarbeiten an der Stadtkirche im Ja h re 1900 drei A ltäre b e ­ seitigt, und die zur A u sb esseru n g des äusseren Sockels v er­

w endeten durchlochten M aschinenziegel g ehen schon je tzt der Z erstö ru n g en tg eg en , eine W arnung, diese Z iegelart trotz des L obes d er F abrikanten bei D enkm albauten zu verw enden.

An d er katholischen K irche in T r e m e s s e n sind einige b auliche M assnahm en zu treffen.

Im Inneren des D o m e s in G n e s e n w urden verschiedene V eränderungen vorgenom m en, leider w iederum ohne M itw irkung

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« in e s A rchitekten. D en S ilbersarg des hl. A dalbert zu tragen, w urden vier knieende F ig u ren , V ertreter des polnischen V olkes, aus g erin g e re m M etall h e rg e s te llt; fraglich ist jedoch, ob der Sarg d urch diese A rt d er A ufstellung gew onnen hat.

D ie T r i n i t a t i s - K i r c h e in G nesen bedarf einer E rw eiterung -an w elcher die D enkm alpflege w enig b eteilig t ist.

D ie In stan d setzu n g der F r a n z i s k a n e r - K i r c h e in G nesen ist v o rb e re ite t; von einer V eränderung d er O rg e lb ü h n e ist, abzuraten.

D ie St. J o h a n n e s - K i r c h e in G nesen bedarf einer Instand­

se tz u n g des D achstuhls und d er D ach d eck u n g ; bei d ieser G e­

le g en h e it w ird sich eine w eiterg eh e n d e W ied erh erstellu n g nicht abw eisen lassen, nachdem sich ergeben hat, dass die F en ste r ehem als ein M assw erk aus K unststein b esassen — ähnlich dem d e r Fronleichnam s-K irche in P osen — , und dass an dem Chor- gew ölbe noch eine alte B em alung vorhanden ist. O bw ohl die katholische G em einde nicht E igentüm erin d er K irche ist, so hat sie doch für d ieses schöne B auw erk bereits ansehnliche M ittel au fg eb rach t; es w äre seh r zu w ünschen, dass im v o rliegenden F alle die T eilnahm e an d er D enkm alpflege auch durch B ereit­

ste llu n g öffentlicher M ittel gefördert w ürde.

Zum Bau eines T urm es an der St. M i c h a e l s - K i r c h e in G nesen fertigte ich, nachdem die alte V orhalle an d er W estfront im F rü h ja h r 1900 abgebrochen w orden w ar, auf W unsch d er G em einde zwei S kizzen, die eine in sp ätg o tisch er A uffassung m it S atteldach, die andere m it geschw eifter H aube im A nschluss an die barocken H auben der S tadt G nesen. D ie G em einde w ählte die letztere S kizze und brachte sie 1901 durch o rtsan g esessen e H andw erker zur A usführung.

D ie K irche in F a l k e n a u w urde 1902 instand g esetz t und die S chin d eld eck u n g d er D ächer beibehalten.

An der K irche in O s t r o w i t z soll der fehlende obere A b­

schluss des T urm es au fg e setz t w erden.

In d er K irche in S m o g u l e t z w urden die aus dem 17. J a h r­

h u n d ert stam m enden S pitzbögen der F en ster durch R undbögen ersetzt.

Am Turm e unterblieb die U m änderung der Ö ffnungen; dag eg en w urde er im Ja h re 1900 erhöht und m it einem neuen reichgestalteten H elm v ersehen. An dem A usbau der Kirche h at die D enkm al­

pflege nur ein m ittelbares Interesse.

D ie k atholische S tadtpfarrkirche in W o n g r o w i t z betreffend ist eine um fassende In stan d setz u n g des Ä usseren w ie des Inneren sow ie d er Bau zw eier V orhallen seitens der Staats-B auverw altung vo rbereitet. D ie K irche ist von V eränderungen d er G egenw art noch w enig b e rü h rt w o rd e n ; um so m ehr w ird dafür zu sorgen

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sein, dass sie durch die je tz t au szuführenden M assnahm en k e in e E in b u sse erleide.

Die A u ssta ttu n g der ehem aligen K losterkirche in W ongrow itz w urde instand gesetzt.

F ü r die E rw eiterung der K irche in G o r a bei Znin w u rd e n Entw ürfe seitens d er Staats-B auverw altung au fgestellt, noch bevor die Inventarisation der K unstdenkm äler erfolgt war. D ie K irch e ist ein frühgotischer Z iegelbau, der trotz einer barocken V er­

stüm m elung in allen Teilen so vollstän d ig erhalten ist, w ie in n er­

halb der P rovinz P osen nur die Kirchen in G luschin und A lt- G o sty n ; sie hat also zum m indesten für östliche V erhältnisse einen hohen D enkm alw ert, w elcher bei der w eiteren V erfo lg u n g der A n g ele g en h e it nicht ausser A cht gelassen w erden darf. Z u ­ nächst sind A ufnahm en des kunstgeschichtlichen B estandes d e r Kirche anzufertigen, w as bish er verabsäum t w orden ist.

In d er katholischen Pfarrkirche in E x in w urde die alte K anzel durch eine n eugotische ersetzt, obw ohl deren F orm en in der im 17. Ja h rh u n d e rt erbauten K irche garnicht b erech tig t sin d .

D ie evangelische K irche in L a b i s c h i n , 1 8 1 0 — 20 errichtet*, ist noch im Sinne der älteren protestantischen K irchen a n g e le g t;, d er A ltar steh t an einer L angseite, sehr zw eckm ässig für d en G ottesdienst. D er A bsicht d er G em einde, die K irche als L a n g ­ hausbau um zu g estalten , ist d eshalb im Interesse der D enkm al­

pflege en tg eg en zu tre te n ; der gew ü n sch te Turm w ürde von d e r Kirche g etre n n t zu errichten sein, so dass auch die alten B äum e um die K irche erhalten bleiben können.

D ie katholische P farrkirche in U s c h , ein Fachw erkbau vom E nde des 18. Jah rh u n d e rts, soll durch einen Z iegelbau erse tzt w erden.

D er B lockholzbau der evangelischen K irche in P u t z i g , , w elcher bald nach der preussischen B esitznahm e des N etzeg au es herg e stellt w urde, w ird als B etkapelle erhalten bleiben, nachdem w estw ärts auf der D orfstrasse ein grö sserer Z iegelbau 1901 er­

richtet w orden ist.

D er K reis F i l e h n e ist noch reich an B auernhäusern, w elche an der G iebelseite m it einer H alle au sg ez eic h n et sind. D e r S tu dierende d er T echnischen H ochschule in C harlo tten b u rg F ritz H ofm ann hat im S pätsom m er 1902 die w ichtigsten O rt­

schaften nördlich d er N etze b esu ch t und zahlreiche A ufnahm en von den H äusern angefertigt, so dass für jenen L andstrich ein e Ü bersicht des zur Z eit noch erhaltenen B estandes gew onnen ist.

* *

*

E s sind fast im m er dieselben G rundsätze, g eg en die g e ­ fehlt w ird, und an die nicht oft g e n u g erinnert w erden kann.

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Man beachte, dass die A rbeiten zur In stan d setz u n g o der W ie d e rh e rstellu n g eines B auw erks in sach g em ässer R eihenfolge a u s g e fü h rt w erden. E rst w enn die A rbeiten zur S icherung und E rh a ltu n g des Ä usseren e rle d ig t sind, darf an die A usschm ückuug d e s Inneren g eg a n g en w erden.

Alle baulichen M assnahm en haben sich e n g an die alte Bauw eise an z u sc h liessen . Vor der V erw endung des unschön aussehenden u n d gefährlich w irkenden C em ents, ohne den ein m oderner M aurer n ic h t m ehr g laubt auskom m en zu können, ist zu w arnen.

D ie polizeilichen Vorschriften betreffend die V erkehrssicherheit, in sb e so n d ere über die W eite d erT h ü ren und das A ufschlagen der F lügel dürfen, w ie d er E rlass des Staatsm inisterium s vom 28. N ovem ber 1892 a u s sp ric h t und d er E rlass vom 4. F ebruar d. J. von N euem in E rinnerung b rin g t, auf b esteh e n d e B auten nicht ohne w eiteres angew en d et w erden.

D ie A usm alung der Kirchen darf nicht geschäftsm ässigen Staffierern ü berlassen w erden, deren es zum U nglück in d er S tadt P o se n eine g ro sse A nzahl giebt.

Bei d er H erstellu n g von G lasfenstern, um deren w illen vieles W ichtigere oft v erg e ssen w ird, ist K athedralglas auszuschliessen, ein R ohglas, w elches trotz seines stolzen N am ens m it dem schönen g e g o s se n e n G lase der alten F en ste r nichts gem ein hat.

G oldschm iedegeräte dürfen nicht neu v erg o ld e t w erden, da d e r neue Ü b erzu g die F orm en verdirbt.

D en überlieferten geschichtlichen B estand zu erhalten und z u pflegen, nicht aber zu verändern, ist die w ichtigste A ufgabe d e r D enkm apflege.

Vor allem b edenke m an, dass nur, w enn ausreichende M ittel vorhanden sind und ein auf dem G ebiete d er D enkm al­

p fleg e erfahrener K ünstler b estellt ist, etw as E rspriessliches g e ­ schaffen w erden kann, und man hüte sich, die H and an das A lte zu leg en , so lange d iese B edingungen nicht erfüllt sind.

B e r i c h t i g u n g : In dem ersten Teile dieser Arbeit ist auf S. 22 in dem Abschnitt über M i t t e l - R ö h r s d o r f für Anbau Um b au zu setzen.

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H erzog Albrecht von P reussen und P osen er Kaufleute.

Von

f

Th. W otschke.

ie K irchengeschichte erzählt, w elch innigen Anteil der edle H ohenzoller auf P re u ssen s H erzogsthron an d er E ntw icklung der Reform ation in P o sen nahm , w ie er h ie r für die V erbreitung evangelischer Schriften Sorge trug, evan­

g e lis c h e P re d ig er u nterstützte, sie in den V erfolgungen durch

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seinen E influss schützte, ihnen auch, w enn seine F ü rsp rac h e v o r der Ä chtung sie nicht retten konnte, eine Z u fluchtsstätte bot in seinen L anden. A ber d iese F ö rd e ru n g seiner G lau b en sg en o ssen ze ig t nur die eine S eite seines W ohlw ollens; den kirchlichen und religiösen Interessen laufen geschäftliche zu r Seite, w ir sehen H erzo g A lbrecht auch in engen H and elsv erb in d u n g en m it P o sen e r K aufleuten und H andw erkern, sehen ihn ihrer D ienste, ihrer W aren, ihrer V erm ittelung sich bedienen, fast als w äre P osen P re u sse n s g ro sse H an d elsstad t gew esen und durch seine M auern der ganze V erkehr des alten O rd e n sla n d es von und nach D eutschland g eg a n g en . Interessante E inblicke in H andel und W andel, V erkehr und L eben unserer P ro v in zialh au p tstad t im 16. Ja h rh u n d e rt g e ­ w ährt die V erbindung m it K önigsberg, und ich will dieselb e zu skizzieren suchen, indem ich eine kleine A usw ahl kurzer G eschäfts­

briefe m itteile. Sie w erden ze ig e n , w ie in den v ersch ied en sten H andelszw eigen P o sen e r H äuser einen bew ährten Ruf hatten u n d w eithin G eschäfte abschlossen, w ie auch P o sen e r H andw erker ob ihrer T üchtigkeit und G eschicklichkeit bis in die F erne b eg e h rt w urden.

I. H erzo g A lbrecht an F riedrich und B althasar S chm altz.1) E rbare, liebe, besondere. N achdem w ir euch vonn P etterkaw au s dessgleichenn v nser K am m erm eister C hristoph G attennhofenn vorm als g eschriebenn vnd auch C lingenbeck selb st persönlich m it euch h an d lu n g geh ab t, etlich geld t, so er au sser landes entlehnt, vonn v n sert w egenn inns erst zu erlegen vnd ir, F riederich, solchs auch vnserm Secretarien G eorgenn R udollfen, so w ir in vnsern geschefften zu P etterkaw n ech stu o rg an g en er tagfart hinder vns.

g elassen n , ausszurichten zu g e sa g t, solch g e ld t inns erst hinaus zu überw eisen. D em selbigen nach ist nochm als an euch vnser g n ed ig s b eg eren n , wo solchs noch nit erlegt, ir w ollet nichts ann euch erw inden lassen, dam it d asselb ig inns erst ann sein ge- p u ren d t orth, an g eseh en n das vns nit w enig daran g eleg e n n , ver- fertigenn vnd keinen w eyterenn v ertz u g darinn verursachen.

D atum K o nigspergk, den 11. T ag Marcii 1531. Am 28. M ai schreibt er einen ähnlichen Brief an F riedrich Schm altz m it dem Z usatz „hirauff w issen w ir euch nicht zu uverhaltenn, d a s vn s jetzo von vnsers lieben B ruders M arggraf G eorgen C anzlers schrifften zukom m en, das im e solch g e ld t noch nicht erlegt s e y .“

II. H erzog A lbrecht an C onrad W ath zu P o sen . Erbar, lieber, besonderer. W ir sein g lau b w ü rd ig bericht, dass ir m it guttem R einischen w ein h andeln sollt. W o nue dem also, so ist an euch v nser g n ed ig s synnen vnd beg eren , ir w ollet vns ein

i) Die beiden Brüder gehörten zu den angesehensten Kaufherren;

Posens. Friedrich besonders war langjähriger Ratsherr.

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vesslein gu tten R eynischen w ein, der fein seufft vnd g u tt ist, zuschicken bey eurem eigen boten, dam it er nicht vervelscht w erde, vnd w as w ir euch dan d au o r g eben sollen, solchs w olt v n s durch ew her schreyben v ersten d ig en n . W ollenn es euch allhier o d er zu P o ssen zu D ank erlegen lassenn. D atum K onigspergk, 5. D ecem bris 1536.

III. H erzo g A lbrecht an F riedrich Schm altz zu Posen.

U nnsern g rus zuuor. Erbar, lieber, besonderer. N achdem wir dir vorm als etlichs salpitters halben, vnns denselben zuzufertigenn, haben schreibenn lassenn, nim bt vns nicht w enig w under, woran der v erzu g k . V nd diew eyl w ir denselben je eher je b esser gern b ey vns w issen w olltenn, ist vnnser g n ed ig s beg eren n , du w ollest vnns funffzig C entner, es sey M eherischer o der B reslauischer, so es allein g u tth e r salpitter ist, vnverzoglichen zuschickenn, also das vns derselb e vff kunfftige ostern oder dauor gew isslich m öge zu g e b rach t w erdenn. D as gereicht vnns zu sondernn gefallen. Inn allen gnadenn w iederum b zuerkennenn. D atum K onigspergk, den

18. F ebruarii 1533.

IV. H erzo g A lbrecht an den perlenheffter O sw ald K uhn zu P osen. L ieber, g etreuer. N achdem du offtm als hieher g e ­ schrieben, dich ins eh est zu vnns zuuerfügen, befinden wir, dass sich solchs in die lenge vertziehenn thut. D iew eyl aber wir, vnnd v n sere freuntliche liebe gem ahell für unsern vnd ihrer lieb perlenschm uck vnnd k le id u n g auch sonst keines perlenheffters ent- b ehrenn können, so ist an dich vnser b eg h er, du w ollest dich inns erst zu vnns begeb en n o der aber vnuertzoglichen antw orten, ob vnd w enn du hierher zu kom m en w illens oder nit zufertigenn.

D arnach w ir vnns zurichten. D atum K onigsperg, 18. Februarii 1533.

V. An den kupfferschm idt zu P osen. Ersam er, lieber, besonder. N achdem w ir alhie vff vnserm schloss K onigspergk ihn den bad stu b en an w annen vnd anderen kupferw ergk etliche m angell habenn, nichtsm inder zum N e w e n h a u ss1) auch etliche g em echer m it kupffer decken zu lassen bedacht sein, ist vnser g n ed ig s beg eren , du w ollest dich ins förderlichst zu vns begeben.

D a wollen w ir dir solche m angel dess gleichen andere arbeyt, so wir gern g efertigt sehen, antzeigen, m it dir handeln vnd vm b g eb ü re n d e V ergleichung andingen lassenn. D atum K onigsperk, den 29. O ctobris 1544.

VI. An H ans K untzenn zu P oznau. Es hat d er ernueste, achtbar vnd hochgelerte vnser K antzier H ans vonn C reitzenn berichtet, w ie ir vns ezliche briu e2), die ann vns lautende euch vonn

x) Herzog Albrechts Sommerresidenz bei Königsberg.

L<) Briefe wurden den Posener Kaufleuten besonders oft zur Be­

förderung übergeben, so erhält Klaus Haberland in Posen am 1. August 1529 ein Schreiben, um es an Dietrich von Rehden nach Rom abzugeben.

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Frankfurt zukohm en, vberschickt und d anebenn, das ir 90 groschen polnisch zu v o rtfurderung derselb en n schriftenn au sg ele g t. Nun thun w ir vns eures gu tten n w illens g eg e n euch gned ig lich b e ­ danken, euch auch die 9 0 groschen bey Z eigernn w iederum b zu sen n d en n .

F ern er hat vns vnser C antzier an g ezeig t, w es ir ann jenenn w egenn der 7 g ülden polnisch, die ir denn furleutten, w elche vns verrückter zeit etzliche w eine zugefurt, fu rg estreck t vnd euch noch au ssteh e n d e w eren, geschrieben. Nu haben w ir inn vnser rentkam m er, wie es vm b solche 7 g ülden ein g estalt, sehenn lassenn vnd befindenn, das G eorge Schultz vonn N urnbergk, der vns die w eine zu g e sa n d t, solche 7 güld en berechennt, darob dieselbenn im e vnd nicht vnns zu entrichten g eburet. Doch vngeacht desselbenn vnd dam it ir euch nichts zu beschw erenn, thun wir euch solche 7 gld. zusen n d en n der zuuoersicht, ihr w erd et euch kunftigk inn vunserenn gescheften w ilferig erzeigenn. Das seint wir gnediglichen zuschreiben gew ogen vnd w olten euch dis darnach habt zurichten nicht pergen.

D at. K onigsperk, O ctobr. 1546.

Die geschäftliche V erbindung H erzo g A lbrechts m it P o sen er K aufleuten bew irkte, dass diese in schw ierigen L agen um F ü r­

sprache bei dem K önige und polnischen G rossen an ihn sich w andten.

In d eutscher Ü b ersetzu n g teile ich im F o lg en d en ein B ittgesuch m it, dass von einem Überfall P o sen er K aufleute im fernen O sten erzählt, w ie die Zeitschrift, Ja h rg a n g 1886, über einen solchen im fernen W esten unfern N ürnbergs berichtet hat.

E rlauchtester F ü rst und g n äd ig ste r H err. E uer F ürstlicher H oheit unsere bereitw illigsten und stets zur V erfügung stehenden D ienste zuvor. E rlauchtester F ü r s t ! O bw ohl wir E. F. H ., die m it schw eren G eschäften überhäuft, m it unsern K lagen nicht nahen, noch viel w eniger belästigen sollten, zw ingt uns doch unsere Not, unser G eschick o der vielm ehr unsere trau rig e H eim suchung E. F. H.

zu klagen d er Z uversicht E. F. H. w erden g n äd ig uns hören und m it Ihrem E influss sich für uns verw enden, w orum w ir in tiefster E rg eb en h eit in stän d ig bitten. So steh t es m it uns. Als w ir un­

lä n g st in der kleinpolnischen S tadt L ublin w eilten, um unsere W aren wie gew öhnlich auf der M esse zu verkaufen und in der H erberge w aren, geschah es sp ä t am 15. F ebruar, dass ein gew isser A m brosius M ichow ski vom R itterstande und sechs o der sieben seiner D iener in der tiefen totenstillen N acht m it Toben und in w ildem G estüin durch die S trassen d er S tadt stürm ten, Schw erter und B üchsen den ihnen B e gegnenden vorhielten, sodass auch die S tadtw ache ihre G ew alttätigkeiten erfuhr, w ie sie vor dem L ubliner Rate aussagte. D arauf suchte M ichow ski den W ächter auf, w elchen die frem den K aufleute an gestellt hatten, b edrohte ihn und fragte :

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„W o sind die deutschen H unde, ich m uss sie aufsuchen und seh en , w as es für L eute s in d .“ D arauf kam er in unser Q uartier, wo er o h n e g e re izt zu sein m it heftigen W orten, D rohungen und B e­

schim pfungen auf uns eindrang. Alle seine F lüche, V erw ün­

sch u n g en und Schm ähreden m einten w ir schw eigend hinnehm en z u m üssen, um ihm keinen A nlass zu T ätlichkeiten zu geben.

J a , als wir zu T ische sassen, brachte einer der D iener des A m brosius eine B üchse g esp an n t und sch u ssfertig und richtete sie auf unsern W irt, als w ollte er dessen B rust zerschm ettern. D arauf floh der W irt in sein Schlafzim m er und versteckte sich dort. H ierm it nicht zu fried en schw ang jen er M ichowski m it seinen D ienern die S chw erter und nannte uns deutsche H unde. Noch im W eg g eh en forderte er uns heraus, indem er Steine zum F en ste r hineinw arf. W ir blieben in d er H erberge, da niem and von uns vor F urcht h inauszugehen und nach dem M arkte, wo unsere W aren lagen, hinzueilen w agte.

A ls nach einiger Z eit d er F ein d sich nicht m ehr zeig te, und wir an seine R ückkehr nicht m ehr dachten, liefen w ir von der H erberge zum M arkt, um nach unseren W aren zu sehen. D ort griff uns M ichow ski au s dem H interhalte an, d rang stechend und hauend auf uns ein, s o dass er mich, C aspar S tolpe, schw er verw undete. W ie w ir diese

■Gewalttat vor A ugen sahen, schien es uns geboten, uns zu v er­

teid ig en und den frevelhaften Angriff zurückzuw eisen. Als w ir da m ännlich ihnen w iderstanden, w urden zwei von jenen verw undet, w ie es zu geschehen pflegt, wo G ew alt m it G ew alt abg ew eh rt w ird. H ierfür sind w ir vor dem Rate zu L ublin hart verk lag t w orden. N iem and von uns w urde zur A ussage zu g e la ssen , noch viel w eniger konnten wir trotz aller Bitten erreichen, dass jem and in dem R echtsstreite für g u te s G eld unsere V erteidigung führte.

J a auf das U nbilligste w urden w ir behandelt und w ider alles G esetz und R echt von dem L ubliuer Stadtgericht, wo wir zu erst v erk lag t w aren, unverhört und ohne R echtsspruch fort vor das L an d g erich t g ezo g en , wo unser A nkläger zugleich R ichter war.

H ier w urde das harte U rteil gefällt, dass zwei von uns sich eidlich verpflichten und S icherheit stellen sollten, sich nächste P fingsten zu stellen und fünf W ochen in Lublin im G efängnis zu sitzen.

H ierm it nicht g en u g , w urde eine Strafe von 2 0 0 G ulden von uns ein g etrieb en . O b das gerecht ist, überlassen w ir jedem b illig D enkenden zur B eurteilung. Ein g rö sser V erlust ist uns zu g e fü g t und tief sind wir gesch äd ig t. In unserer N ot und B edrängnis kennen w ir keinen, zu dem w ir m it d er B itte um U nterstü tzu n g , Rat und Hülfe flüchten könnten als allein E. F. H ., die, w ie w ir w issen, m it dem G erechtigkeitsgefühl eines F ü rsten der U nglück­

lichen und A rm en sich annim m t. D eshalb schreiben w ir unsere B eschw erde in diesem B ittgesuch E. F. H. m it der ergebenen und flehentlichen Bitte, alles, w as w ir berichtet, g n äd ig zu erw ägen

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und uns bei K öniglicher M ajestät, unserem allerg n äd ig sten H errn, und dem P alatine von S endom ir und L ublin zu em pfehlen zu g e ­ ru h en , auch bei dem grossm ächtigen K astellan von P o sen für uns einzutreten, dam it er, d er zu den ersten M agnaten des R eichs g eh ö rt, uns A rm e und V erlassene bei der K öniglichen M ajestät un d dem P alatin von L ublin v ertritt, dass w ir von dem ungerechten E ide, durch den w ir verpflichtet sind, losgesprochen und das G eld, das als Strafe rechtsw idrig von uns erp resst ist, uns zurü ck erstattet w ird ; ferner dass w ir ohne G efahr von hier R eisen unternehm en un d w ie früher u n sem H andel friedlich, frei un d ohne H indernis treiben können und vor je d e r G ew alttat sicher sind. E. F. H.

w ollt n wir uns für Ihre F ürsprache durch D ienstb eflissen h eit und D ankbarkeit zu je d er Z eit nach K räften erkenntlich zeigen.

E. F. H.

sch u ld ig e und erg eb en e

C aspar R osenham m er N ikolaus R ossm ann H ieronym us R eidt C aspar Stolpe

L aurentius Storch.

U n g esäu m t kam d er H erzo g den B itten der fünf P o sen er K aufleute nach, am 13. April 1546 verw andte er sich für sie beim K önige S igism und, an dem selben T age schrieb er auch an den K astellan von P osen A ndreas G orka und an den S endom irer P alatin und L ubliner K astellan Grafen Jo h an n von Tenczin.

Litterarische Besprechungen.

F r i e d r i c h Me i n e c k e . Da s L e b e n d e s G e n e r a l f e l d m a r l ­ s c h a l l s H e r m a n n vo n Boye n. 2 Bä n d e . S t u t t g a r t 1896. 1900.

J. G. C o t t a Nachf . (422 u n d 600 S.).

E. v. C o n r a d y . L e b e n u n d Wi r k e n d e s G e n e r a l s d e r I n f a n t e r i e u n d k o m m a n d i e r e n d e n G e n e r a l s d e s V. A r m e e k o r p s , Ca r l v o n G r o l ma n n . Ei n B e i t r a g z u r Z e i t g e s c h i c h t e de r Kö n i g e F r i e d r i c h Wi l h e l m III. u n d F r i e d r i c h Wi l h e l m IV. Na c h a r c h i v a l i s c h e n u n d h a n d s c h r i f t l i c h e n Qu e l l e n . I. Teil. Vo n 1777 b is 1813. M it e i n e m B i l d n i s , e i n e r Ü b e r s i c h t s k a r t e u n d v i e r S k i z z e n . — II. Tei l. Di e B e f r e i u n g s k r i e g e 1813 b is 1815.

M it dr e i Ü b e r s i c h t s k a r t e n u n d n e u n S k i z z e n (VI u n d 401 S.).

III. Tei l. Vo n 1815 b is 1843. M it e i n e r A b b i l d u n g v o n G r o l m a n s D e n k m a l auf d e m F r i e d h o f zu P o se n . (V u n d 312 S.). Be r l i n 1894, 1895, 1896. E. S. Mi t t l e r u n d Sohn.

H. v o n Kr o s i g k . G e n e r a l f e l d m a r s c h a l l von S t e i n me t z . Au s F a m i l i e n p a p i e r e n d a r g e s t e l l t . Mi t e i n e m Bi l d n i s . Be r l i n

1900. E. S. Mi t t l e r u n d S o h n (XIII u. 328 S.).

Von den drei preussischen F eldherrn, deren L eb e n s­

b eschreibungen hier zu betrachten sind, haben zw ar nur die beid en letzten in engeren B eziehungen zu r P rovinz P o sen g e ­ sta n d e n ; n ichtsdestow eniger w ird aber auch das L eben des G e­

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nerals v. B o y e n bei den L esern der H istorischen M onatsblätter Interesse finden dürfen, da einerseits B oyen selbst als T eilnehm er an den d er letzten T eilu n g P o len s voran g eh en d en K äm pfen eine ein g eh e n d e und zu v erlässig e S childerung der preussischen T ru p p e n ­ fü h ru n g hierbei g e g e b en hat, an d ererseits als d er V erfechter d er S charnhorstschen Ideen nach 18 1 5 , vor allem durch die dauernde E inführung der A llgem einen W ehrpflicht für die n euere preussische G eschichte von g rö sser B e d eu tu n g gew orden ist. B oyen im U nterricht unserer Schulen noch viel zu w enig g ew ü rd ig t, bildet m it S charnhorst und G neisenau zusam m en das gro sse D reigestirn der um die preu ssisch e H eeresorganisation nach 1807 verdienten*

m it staatsm ännischem W eitblick beg ab ten F eldherrn, S trategen im C lausew itzschen Sinne. D ie von B oyen se lb st 1 8 3 4 — 36 v er­

fassten E rinnerungen gab im Ja h re 1 8 8 9 — 90 aus dem Boyen- schen N achlass d er sich im B esitz der einzigen Tochter B oyens, (verm ählt m it dem G eneral v. T üm pling) im T üm plingschen F am ilienarchiv zu T halstein bei Je n a befand, d er Je n en se r K irchen­

historiker F riedrich N ippold heraus. L eid er bricht dies M em oiren­

w erk schon m it dem Ja h re 1813 ab. Eine g ek ü rz te populäre A u sg ab e davon v eranstaltete 1899 d er V erlag von L utz in S tutt­

gart (besprochen H istorische M onatsblätter 1901 S. 131 — 132 von G. K upke). G egenüber diesen bish erig en V eröffentlichungen b esitz t nun M eineckes W erk einen doppelten V orzug: einerseits ist es zeitlich um fassender, denn es g ieb t auch die zw eite Hälfte von B oyens L eben, die 35 Ja h re nach 1813, die Z eit seiner zw ei­

m aligen T h ätig k eit als K rieg sm in iste r; andererseits ist M eineckes B iographie kritisch, sie erg än zt und prüft die D enkw ürdigkeiten an d er H and von A kten, sie zieht alles übrige M aterial, v er­

arbeitetes und archivalisches, letzteres nam entlich aus dem T üm plingschen Fam ilienarchiv, aus dem G eh. Staatsarchiv, den K riegsarchiven d es G rossen G eneralstabes und des K riegsm inisterium s zu Rate. D azu kom m t die unvergleichlich feine, psychologisch analysierende D arstellu n g sk u n st M eineckes, der w ie w enige H istoriker heute in feinsinniger seelen k u n d ig er A u sd eu tu n g den G edan k en g än g en seiner H elden nachzugehen w eiss. Schon das erste Buch „ L e h rjah re“ hat für uns ganz b eso n d eres Interesse, denn M einecke führt uns nach der S childerung von B oyens Ju g e n d und dem G arnisonleben in B artenstein und K önigsberg, wo er in den V orlesungen K ants und des N ationalökonom en K raus einen bestim m enden Einfluss für die ganze sp ätere W eltanschauung em pfing, in das preussische F e ld la g er des polnischen Insurrektions­

krieg es von 1794. B oyen hgt sich w ährend dieses F e ld z u g es dauernd in A d ju tantenstellungen bei höheren F ührern, den G e­

neralen W ildau, A m andruz und G ünther befunden, und dies gieb t dem V erfasser G elegenheit w eniger auf kleine G efechte als au f

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die V orgänge im G anzen auf dem nördlichen K rieg ssch au p lätze zw ischen W arschau und der N arew linie und auch zugleich auf d ie P ersönlichkeiten der B oyen seh r w o h lgesinnten F ü h rer, na­

m entlich W ildaus und G ünthers e in z u g e h e n ; b eso n d ers letzterem , den die L eg e n d e zu einem Sohne F riedrichs des G rossen hat m achen w ollen, d er als S oldat einer d er g rö sste n preussischen K avallerieführer, als M ensch von so hohen ethischen A nschauungen w ar, dass ihm die P flichterfüllung zu einer w ahren L eidenschaft g e ­ w orden, hat d er V erfasser in diesem K apitel ein se h r schönes D enkm al g esetz t. Im g anzen war die A ufgabe d es preussischen K orps am N arew eine ebenso schw ierige w ie u n d an k b a re; galt es doch sow ohl die ganze O stp reu ssisch e G renze w ie die N arew linie zu sichern durch den sehr schw achen preussischen K ordon, d essen einzelnen P o sten , auf langer F ront verteilt, die V erte id ig u n g der w ald b esetzten Ufer d e s furtenreichen Strom es oblag. O bw ohl B oyen hier nicht bei seinem F ro n ttru p p en teil tä tig w ar, so hat er doch durch seine öfteren einsam en Ritte ins russische H auptquartier und die F ü h ru n g von Streifkom m andos das L eben des K rieges hier gründlich kennen gelernt. U nd w ie B oyen das hierbei um sich E rschaute zu durchdenken und in seiner vollen B e d eu tu n g zu erfassen suchte, das lehren in d ieser Z eit seine im W interquartier 1795 nied er­

geschriebenen D enkschriften ü ber P olen und S ü d p re u ssen , die M einecke in B and VIII S. 3 0 7 — 318 der Z eitschrift der H ist.

G es. f. d. P r. P o sen früher schon veröffentlicht hat. Es ist nicht m öglich, m it gleicher A usführlichkeit auf die folgenden K apitel e in z u g e h e n , die die T eilnahm e an der S chlacht von A uerstätt, an der R eorganisationskom m ission und die Ja h re der Reform , d er B efreiungskriege, der L eitu n g des K riegsm inisterium s durch B oyen schildern, für w elche letztere Z eit gerad e die A ufhellung der V orgeschichte des W eh rg esetzes von 1814 durch M einecke ganz b eso n d ers verdienstlich ist. W elche riesige T ätigkeit in der F rie d en sz eit hat dann B oyen als M inister w eiter entfaltet; die d au e rn d e D u r c h f ü h r u n g der a l l g e m e i n e n W e h r p f l i c h t , D ie E inrichtung d er G eneralkom m andos, D ivisions- und B rig ad e­

verb än d e, E rsatzbehörden, Entw urf der L an d w e h ro rd n u n g und B u n d esk rieg sv erfassu n g w aren B oyens W erk, den daneben auch die innere P olitik in teressierte, w ie er z. B. für P o sen b esonders die A nsiedelung deutscher Bauern em pfahl. Nach 2 0 jährigem F ern sein aus dem S taatsd ien st von 1 8 2 0 — 4 0 übernahm er beim R eg ieru n g san tritt F riedrich W ilhelm s IV. w iederum das K rieg s­

m inisterium auf 7 Jahre, unerm üdlich an d er L andw ehrorganisation arbeitend. Am 15. F eb ru ar 1848 vor B eginn des tollen Ja h re s ist er heim g eg an g en .

D ie zw eite B iographie, aus d er F e d e r des G enerals der Infanterie v. C onrady, ist G r o l m a n n gew idm et, der als kom m an-

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d ierender G eneral des V. K orps lange Jah re in P osen se lb st v er­

bracht hat. D er V erfasser will sein W erk se lb st nicht an dem M ass- stab der g rossen H istoriker g em essen w issen, und es ist auch nicht entfernt m it M eineckes feinsinniger B oyenbiographie zu vergleichen. D ieses dreib än d ig e W erk, dessen Inhalt sich wohl, an m anchen Stellen hätte kürzer fassen lassen, enthält eigentlich m ehr M aterialien zu einer F am ilien- und Z eitgeschichte, als eine w irkliche V erarbeitung d ieser Stoffe. Trotz alledem bleibt dieses Buch doch sehr verdienstlich, denn einerseits bei dem grossen M angel persönlicher A ufzeichnungen G rolm ans über sich se lb st m usste das M aterial sehr m ühsam zu sam m engebracht w erden, an d ererseits w ird durch diese liebevolle ein g eh en d e S childerung G rolm anns seine bisher arg v ernachlässigte P erson doch m ehr in eine w ohlverdiente hellere B eleuchtung gerückt. D er Band, die Ja h re 1 7 7 7 — 1813 um fassend, erzählt die Ju g e n d G rolm anns, den.

D iensteintritt beim R egim ente M oellendorff und K om m andierung als A djutant zum F eldm arschall gleichen N am ens im K riege von 1806, die T eilnahm e an der Reform u n te r Scharnhorst und die U n terbrechung des preussischen D ien stes von 1 8 0 9 — 1812 durch T eilnahm e an den Käm pfen in Spanien als O b erstleutnant der d eutsch-englischen L egion. D er zw eite B and ( 1 8 1 3 — 1815) z e ig t ihn uns als O ffizier im G eneralstabe B lüchers, dann als S tabs­

chef bei K leist, nach dem K rieg als C hef des grossen G eneral­

stabes und des 2. D epartem ents des K riegsm inisterium s. D er dritte Band ( 1 8 1 5 — 1843) schildert ihn als G ehilfen B oyens bei der L andw ehrorganisation und bei den F e stu n g sb au te n u. a., bis er 1819 ebenso w ie Boyen den A ngriffen der R eaktionspartei w eichend sich als Privatm ann auf sein G ut G osda in der L ausitz zurückzieht. E rst 1826 trat er w ieder in die A rm ee zurück, als K om m andeur der 9. D ivision in G logau. D er A usbruch des p ol­

nischen A ufstandes 1831 und die K onzentration d er preussischen T ruppen im O sten , brachte ihn auf längere Z eit nach K rotoschin und in häufigeren V erkehr m it G neisenau in P osen. D ie Frucht:

d ieses einjährigen A ufenthalts in d er P rovinz P osen w ar die am 25. M ärz 1832 dem S taatsm inister v. Brenn eingereichte „D enk­

schrift über die V erw altung der P rovinz P o s e n .“ Auf ihre B e­

d eu tu n g w ies F ü rst Bism arck in der S itzu n g des A bgeo rd n eten ­ h au ses am 28. Ja n u ar hi n; im D ruck erschien sie zu e rst 1848 bei F lem m in g in G logau, w as der V erfasser nicht erw ähnt, und w urde 1886 nochm al neu abgedruckt. Sie g e h t aus von den M issgriffen bei der E inrichtung d er P rovinz 1815, b em ängelt die von den P olen m issdeuteten Stellen im B esitznahm epatent, die B estellung des F ü rsten R adziwill als Statthalter, die B ew illigung von P rovinzialständen, die anfänglichen F eh le r im Schulw esen, dann charakterisiert er den polnischen A del, K lerus, Bürger- und

(14)

und u n te rn e h m u n g su n lu stig . Im Bauern sieh t G rolm ann noch am ersten die K ernkraft und den R ückhalt des D eu tsch tu m s; bezüglich d es B eam tentum s findet er in Ju stiz w ie V erw altung zu w enig A ltp reu ssen , zu viel P olen o der polonisierte D eutsche. Er schliesst m it dem V orschläge die P rovinz aufzuteilen und zu den N achbarlanden W estpreussen, B randenburg, S chlesien zu schlagen.

Noch im selben Ja h r erhielt G rolm ann das G eneralkom m ando in P o s e n ; m it Flottw ell zusam m en nahm er Teil an den B erliner M inisterial-B eratungen über die M assregeln für seine P rovinz, über den S tand d er D inge sollte er nach des K ö n ig s Befehl alle zw ei M onate gem einsam m it dem O b erp rä sid e n ten F lottw ell, m it dem ihn bald die g leiche A n schauungsw eise noch verband, Im m ediatberichte erstatten. G rolm an em pfahl schon dam als die B e le g u n g d er kleineren S tädte m it G arnisonen. In d ieser H altung g e g e n ü b er d er P olenfrage brachte der R eg ieru n g san tritt F riedrich W ilhelm s IV. einen völligen S ystem w echsel, dessen O pfer Flottw ell durch sein e V ersetzu n g nach M ag d eb u rg w urde. W ie Grolm ann dem K önige prop h ezeit, bew irkte die den P olen erteilte A m nestie einen u n g ü n stig en Ausfall der W ahlen zum P ro vinzial-L andtag, in dem die P olen nur das V orhandensein einer P ersonalunion zw ischen der P rovinz P o sen und dem preussischen Staat sehen w ollten. G rolm anns R atschläge fanden aber nicht w ie er gew ünscht, G ehör. Im Ja h re 1843 ist er g esto rb en , noch heu te ziert sein G rabm al, ein einfacher G ranitw ürfel m it d er Inschrift „G ro lm a n n “ d en P o sen e r G arnisonfriedhof.

D em dritten G eneral, dem G eneralfeldm arschall v. S t e i n m e t z , dem F ü h re r des V. K orps bei den ruhm vollen E inm arschsiegen von N achod und Skalitz, hat sein Schw ager, der M ajor v. K rosigk ein L eb en sb ild g e w id m e t; hauptsächlich an der H and von Briefen d e s F eldm arschalls, die oft g an z im W ortlaut m itgeteilt sind.

Bei d ieser etw as einseitigen Q u ellen b e n u tzu n g ist daher d er geschichtliche W ert der D arstellu n g nur ein b e d in g te r; aber sie b ie tet auf d iese A rt für die psy ch o lo g isch e E rklärung der An- schauungs- und H an d lu n g sw eise des G enerals viel Interessantes.

D ie E in teilu n g und B ezeichnung d er K apitel ist nach den m ilitärischen R angstufen g eg e b en . A ls kom m andierender G eneral unseres V. K orps ist S teinm etz von 1 8 6 4 — 7 0 in P o sen gew esen. Zu den schö­

nen L orbeeren der böm ischen Schlachtfelder von 1866 nach dem T age von S pichem neue 1870 hin zu zu fü g en w ar ihm nicht v ergönnt. D er dreiu n d sieb e n zig jäh rig e G eneral w ar körperlich erschöpft, g ealtert;

e r w ar schw erhörig, dah er argw öhnisch und leicht e rre g t; er hatte das K om m ando über die I. A rm ee nicht g era d e fre u d ig übernom m en. Von dieser B etrachtung a u s ‘ m uss man als H aupt-

(15)

v erd ie n st des K rosigkschen B uches ansehen die p sychologische D arle g u n g und A ufhellung des tragischen A u sg an g s von S tein m etz’

F e ld h e rrn -L a u fb a h n . D er K onflikt vor M etz m it dem P rin zen Friedrich Karl als O b erstkom m andierenden d er E in sc h lie ssu n g s­

tru p p e n ; der B riefw echsel zw ischen dem K önig W ilhelm und S teinm etz, des letzteren plötzliche E n th e b u n g vom K om m ando der I. A rm ee und V ersetzung als G ouverneur nach P osen sind offen und unparteiisch durch A bdruck d er betreffenden Schrift­

stü ck e aufgedeckt. D ie E n tsch liessu n g des K önigs erscheint danach durchaus gerechtfertigt. Auch d er nach dem F rie d en ssch lu ss zw ischen dem H errscher und dem G eneral geführte Briefw echsel ze ig t, w ie die g ü tig e w ohlw ollende und vornehm e A rt des alten K aisers den un p assen d en und unfreundlichen Ton in Steinm etz v o ran g eg an g en en Briefen einfach übersieht, um ihn nicht dienstlich ern st zurückw eisen zu m üssen. K. Schottmiiller.

Nachrichten.

1. D e u t s c h e G e s e l l s c h a f t . M it dem M onat M ärz 1903 hat die D eutsche G esellschaft für K unst und W issenschaft die V orträge ihres W intersem esters beendet. B ezüglich d er V orträge im O kto b er verw eise ich auf die N achrichten im N ovem berheft d er historischen M onatsblätter.

Im N ovem ber hat in P osen H err A rchivdirektor P rofessor Dr. F rie d en sb u rg , d er langjährige L eiter des P reu ssisch en histo ­ rischen Instituts in Rom, uns einen V ortrag aus dem päpstlichen Rom und seinen S am m lungen gehalten, H err G eheim rat Dr. T hode aus H eid elb erg in drei A benden über D ürer, Böcklin und T hom a gesprochen. D ie beiden B reslauer PnJfessoren Dr. P artsch und Dr. Kaufm ann haben uns eingeführt in die W irtschaftsgeographie von M ittel-D eutschland und in das G ebiet der politischen E n t­

w icklung D eutschlands im 19. Ja h rh u n d e rt. Im F eb ru ar hat schliesslich P rofessor Dr. Brinckm ann, der M useum s-D irektor in H am burg, an zw ei A benden über japanische K unst gesprochen.

G leich zeitig m it ihnen haben die H erren P rofessor Dr. E bbin g h au s au s B reslau und Dr. M inde-P ouet aus P o sen Ü b u n g sstu n d en ab ­ g eh a lte n , der erste über „E xperim entelle P sy c h o lo g ie “ , d er zw eite ü ber „D as m oderne D ra m a .“

D ie Sonntags-N achm ittage boten G elegenheit für volks­

tüm liche V orträge, und zw ar haben gesprochen R echtsanw alt K irschner über das T hem a: „A us d er sozialen G e se tz g e b u n g “ , Dr. F lec h tn er-S te ttin :* „A us der P o sen e r In d u strie “ , H err P rofessor

(16)

P fu h l: „A us der L eben sg esch ich te unserer einheim ischen P flanzen A m tsrichter R am dohr b eh an d elte die „H aager F riedenskonferenz % P rofessor W ernicke sprach über die „S chäden des A lk o h o lism u s“ , Dr. K rem m er ü ber die „U m g e b u n g der S tadt P o s e n “ , P ro fesso r L ubarsch b eh an d elte in zw ei V orträgen „G ehirn und S e e le “ .

In d er P rovinz hatte im N ovem ber und A nfang D ezem ber H err P rofessor A rnberg aus Berlin in 20 S tädten V orträge g ehalten über T hem ata aus dem G ebiete der E xperim entellen P h y sik , G eologie und M eteorologie.

F ü r die ü b rigen V orträge hatten sich acht P o se n e r H erren bereit erklärt: A rchivrat Dr. W arschauer, Dr. F redrich, Dr. M inde- P o u et, P rofessor M endelsohn, P rofessor P fuhl, D r. m ed. L an g e , O b erleh rer K önnem ann und der U nterzeichnete.

Von diesen H erren sind in den S tädten W reschen, R aw itschr N akel, M ogilno, K ruschw itz, F ilehne, Sam ter, S chneidem ühl, T rem essen, W ongrow itz, Schw erin a. W ., M eseritz, K em pen, Neu- tom ischel, W ronke, F rau stad t, S chönlanke, B irnbaum , W ollstein, L issa, Inow razlaw , K osten, G nesen, O strow o, K olm ar, Schrim m und G rätz V orträge g ehalten w orden. G. K upke.

2. F ed o r von K oppen gieb t in dem G renzboten Ja h rg a n g 61 Nr. 51 S. 6 5 9 — 65 „E rin n eru n g en aus dem polnischen Insurrektions­

k rieg e in d er preu ssisch en P rovinz P o sen im Ja h re 1 8 4 8 .“ D er V erfasser w ar dazum al O ffizier im 7. Infanterieregim ent, das nach P o se n kam . D er H auptteil seiner interessanten N otizen b e z ie h t sich auf die E rstü rm u n g von X ions (29. A pril), an der er A nteil genom m en hat.

Historische Abteilung der Deutschen Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft

Historische Gesellschaft für die Provinz Posen.

Dienstag, den 10. März 1903, Abends 8V2 Uhr, im Restaurant „Wilhelma“, Wilhelmstrasse 7

M o n a t s s i t z u n g .

T a g e s o r d n u n g : Vortrag des Herrn Lic. Dr. Wotschke (Ostrowo): Die Reformation in Posen bis zur Einwanderung der Böhmischen Brüder 1548.

R e d a k tio n : D r. A. W arsch au er, P o se n — V erlag d e r H isto risch en G esellschaft fü r die P ro ­ vinz P o sen zu P o sen und d e r H istorischen G esellschaft fü r den N ctze-D istrikt zu B rom berg.

D ruck d e r H ofbuchdruckerei W . D ecker & 'C o ., P o sen .

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