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Die Naturwissenschaften. Wochenschrift..., 13. Jg. 1925, 2. Januar, Heft 1.

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(1)

CR 1. I92ir D IE I Mdjmt

NATURWISSENSCHAFTEN?11“^

HERAUSGEGEBEN VON

A R N O L D B E R L I N E R

ORGAN D ER GESELLSCHAFT DEUTSCHER NATURFORSCHER UND ÄRZTE

UND

ORGAN D ER KAISER W ILHELM -GESELLSCHAFT ZUR FÖRDERUNG D ER WISSENSCHAFTEN V E R L A G V O N J U L I U S S P R I N G E R I N B E R L I N W 9

D R EIZEH N TER JAHRGANG H EFT 1 (S E IT E 1 - 1 6 ) 2. JA N U A R 1925

I N H A L T : Über einige Fragen der K altreckung und V erfesti­

gung bei Metallen. Von G . Ma s i n g, Berlin. (Mit 2 Figuren) ... 1 Chironomiden und Seetypenlehre. Von Fr. Le n z, Plön ( H o l s t e i n ) ...5 Zu s c h r i f t e n u n d v o r l ä u f i g e Mi t t e i l u n g e n:

An den Herausgeber der Times, London. Von H. Fr e u n d l i c h...10 Über die Intensität der Röntgenspektrallinien.

Von D. Co s t e r und S. Go u d s m i t, Haarlem . 11 Die Wasseroberfläche als Gleitbahn. Von

O. Ba s c h i n, B e r l i n ... 12 Be s p r e c h u n g e n :

St r a n e o, Pa o l o, Teoria della R elativitä, saggio di una esposizione secondo il senso fisico. Von E. v. d. Pahlen, B e r lin - P o t s d a m ... 13 Lo d g e, Si r Ol i v e r, Atom s and rays. An intro- duction to modern views on atom ic structure and radiation. Von H. A. Kram ers, Kopenhagen 13

14

15 Ne u b u r g e r, M. C ., K rystallbau und Röntgen­

strahlen. M it besonderer Berücksichtigung der experimentellen Ergebnisse der K rystallstruk- turforschung. Von E. Schiebold, Berlin . . . Cz o c h r a l s k i, J., Moderne M etallkunde in Theorie

und Praxis. Von G. Masing, Berlin . . . . Sc h n e i d e r, Ha n s, Die botanische Mikrotechnik.

Ein H andbuch der mikroskopischen A rbeits­

verfahren. Zweite Auflage des gleichnamigen W erkes von A. Zimmermann. Von Fritz v.W ett- stein, B e rlin -D a h le m ... 15 Po t o n iIj, H., T a s c h e n a t la s z u r F lo r a v o n N o r d -

u n d M itte ld e u t s c h la n d . Ü b e r a r b e it e t v o n R. P o - to n ie . 7. A u f la g e . V o n P . S t a r k , F r e ib u r g i.B r . 16 Bo a s, F ., u n d F . Me r k e n s c h l a g e r, D ie L u p in e

a ls O b je k t d e r P fla n z e n fo r s c h u n g . V o n M . v . W rangell, Hohenheim ... 16 Sc h ö n i c h e n,W ., Mikroskopische Untersuchungen

zur Biologie der Samen und Früchte. Von P . Stark, Freiburg i. B r. ...16

= V e r l a g - v o n J u l i u s S p r i n g e r i n B e r l i n W 9

| Lehrbuch der Physik j

in e l e m e n t a r e r D a r s t e l l u n g ^

Arnold Berliner

S o e b e n e r s c h i e n d i e d r i t t e A u f l a g e ü s 655 Seiten mit 734 Abbildungen / Format 17 X 25,5 cm

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Das Buch ist eine elementare Einführung in die Physik und ist, abgesehen von den Physikern der ersten Semester, für diejenigen bestimmt, die die Physik als Hilfswissenschaft gebrauchen, z. B. die Mediziner und Chemiker. Es ist ele­

mentar in der Form des Vortrages, der die einzelnen Dinge so deutlich wie H i möglich beschreibt und dem Leser die eigene Arbeit möglichst erleichtert. ü ü Es setzt an mathematischen Kenntnissen nur das Gymnasialpensum voraus, ist

auch elementar durch die übersichtliche Gliederung des Stoffes.

51

Der Tostvertrieb der „N aturw issenschaften“ erfolgt von Leipzig aus !

(2)

II __ D I E N A T U R W I S S E N S C H A F T E N . 1925. H eft 1.________ a. Jan u ar 1925

D I E N A T U R W I S S E N S C H A F T E N

erscheinen in wöchentlichen Heften und können im In- und Auslande durch jede Sortim entsbuchhandlung, jede Postanstalt oder den Unterzeichneten V erlag be­

zogen werden. Preis vierteljährlich für das In- und Ausland 7.50 Goldm ark (1 Gm. = 10/42 D ollar nord­

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DIE NATURWISSENSCHAFTEN

D reizehnter Ja h rga n g 2. Januar 1925 H eft 1

Über einige Fragen der K altreckung und V erfestigung bei M etallen.

V o n G . Ma s i n g, B erlin . 1. E inleitung.

In einem v o r drei Jah ren in dieser Z e itsc h rift v e r ­ ö ffe n tlic h te n A u fs a tz h a t der V erfa sser d as P r o ­ blem der K a ltr e c k u n g und V e rfe stig u n g der M etalle a ls d as zen tra le P ro b lem der h eu tig en M eta llk u n d e b ezeich n et. In zw isch e n rü c k te es m ehr und m ehr in den M itte lp u n k t des In teresses u n d h a t in der le tz te n Z e it eine w esen tlich e K lä ru n g er­

fah ren , besonders, seitd em in den le tz te n Jah ren a u c h die e x a k te W isse n sc h a ft sich im m er m ehr an sein er B e a rb e itu n g b e te ilig te. In der le tz te n T a g u n g der G ese llsch aft fü r M e ta llk u n d e (in F ra n k ­ fu r t a. M. am 21. b is 23. J u n i 1924) is t diese fo r t­

sch reiten d e K lä ru n g beson ders d e u tlic h z u ta g e ge tre te n . K a ltr e c k u n g und V e rfe s tig u n g b ed eu ten h e u te n ic h t m eh r ein B ü n d e l v o n W id ersp rü ch en u n d u n gelö sten P ro b lem en , sondern ein in d er E n t ­ w ick e lu n g b egriffen es L eh rgeb äu d e. E s lo h n t sich d esh alb , ü b er d as bish er E rre ic h te an H and ein iger beson ders w ich tige n und h eiß u m stritten e n F ra g e n einen k u rzen Ü b e rb lic k zu g e b en 1).

2. E rhaltung des Raumgitters bei der K altreckun g.

D ie w ic h tig ste p rin zip ielle F ra g e der K a l t ­ re c k u n g is t die der E rh a ltu n g des R a u m g itte rs.

D ie regu lin isch en M etalle sind b e k a n n tlic h k ry - stallin isch . W ie sind die seh r erh eb lich en F o rm ­ än d eru n gen bei d er R e c k u n g (D rah tzieh en , W a l­

zen usw.) eines d era rtigen k ry sta llin isc h e n A g g r e ­ g a tes m öglich ? E n tw e d e r w ird die k ry sta llin isc h e S tru k tu r d u rch d as F ließ e n des M etalles in V e r ­ w irru n g g e b ra ch t, od er a b er die K r y s ta llite b e ­ sitzen Vorrichtungen, m it deren H ilfe sie ih r R a u m ­ g itte r w äh ren d d er R e c k u n g erh alten . E in e solche V o rric h tu n g is t die k ry sta llin is c h e G leitu n g . D ie K r y s ta lle b esitzen die F ä h ig k e it, sich lä n g s b e ­ stim m ter k ry sta llo g ra p h is c h e r Gleitebenen in b e ­ stim m ten R ic h tu n g e n ohne L ö su n g des Z u sa m m en ­ h an ges u m end lich e S tre ck e n zu versch ieb en . N a ch d em Ew i n g und Ro s e n h a i n diese vo n Re u s c h und Mü g g e e n td e c k te E rsch ein u n g b ei der R e c k u n g d er M eta lle n ach gew iesen h a tte n , h a t Ta m m a n n sie als G ru n d la ge d er gesam ten K a l t ­ re ck u n g a u fg e fa ß t. D a n a c h b e ste h t zw isch en dem I" ließen eines am orp h en und eines k ry sta llin isch e n K ö rp e rs ein p rin zip ieller U n tersch ied . D ie B a h n en d er M olekü le des am orphen sind kru m m lin ig , die

’ ) Die hier dargelegte Auffassung ist im wesent­

lichen bereits in der Arbeit von Ma s i n g und Po l a n y i,

K altreckung und Verfestigung, Ergebnisse der exakten Naturwissenschaften 1923, 2, 177, niedergelegt. Dort findet man ausführliche Literaturangaben. Die auf der Frankfurter Tagung der Gesellschaft für M etall­

kunde vorgetragenen Arbeiten siehe Zeitschr. f. M etall­

kunde.

Nw. 1925.

des k ry sta llin isch e n sind gebroch en e L in ien , die aus ann äh ernd gerad lin igen S tre ck e n der einzelnen G leitvo rg ä n g e besteh en . D ie gan ze a m orp h e M asse flie ß t gleich m äß ig. Im K r y s t a ll vo llzieh en sich die V ersch ieb u n g en n u r län g s ein zeln er G le it­

fläch en , w äh ren d die d azw isch en liegen d e M asse sich ohne innere F o rm ä n d eru n g als G an zes b ew egt.

D iese Gleitungstheorie d er K a ltr e c k u n g fu ß te in erster L in ie au f der E rk en n tn is, d a ß die p h y s i­

k a lisch en und chem ischen E ig e n sc h a ften der M e­

ta lle bei der K a ltr e c k u n g b ein ah u n ve rä n d ert bleiben .

E s is t n ach w ie v o r derselbe S to ff, m it bein ah e derselben F a r b e 1), D ic h te , elektrisch en L e itfä h ig ­ k eit, bein ah e dem selben E n erg ieg eh alt, e le k tro ­ chem isch em P o te n tia l usw ., w ie v o r dem K a lt ­ recken . D ie A n n ah m e einer w eitgeh en d en s to ff­

lich en Ä n d eru n g , die eine dem am orp h en Z u sta n d sich n äh ern d e V erw irru n g des R a u m g itte rs b e ­ d eu ten w ü rd e, erschien d esh alb ä u ß e rst u n w a h r­

scheinlich . M an b ra u ch te also n u r d ie E x iste n z eines M ech anism u s — der G le itu n g — n a c h zu ­ w eisen, der bei d er K a ltr e c k u n g d as R a u m g itte r erh alten kan n , und hierb ei ta ts ä c h lic h in T ä tig k e it tr itt, um in diesem die T rä g e rin d er K a ltr e c k u n g zu erb licken. D a die K a ltr e c k u n g a u ch ohne S t ö ­ ru n g des R a u m g itte rs m ö glich w ar, w a r so fo rt zu folgern, d a ß sie a u ch ta ts ä c h lic h in dieser W eise erfolgen m u ß te.

Im G eg en satz h ierzu b e ru h t die V e rla g eru n g s­

th eorie vo n Cz o c h r a l s k i in erster L in ie o ffen b ar a u f tech n o lo gisch en G esich tsp u n k ten , w en n Cz o­ c h r a l s k i ih r au ch eine h ie rv o n u n ab h än g ig e B e ­ grü n d u n g zu geben v e rs u c h t h a t. W ä h ren d die ch em isch en und p h y sik a lisch en E ig e n sch a ften der M etalle sich bei der K a ltr e c k u n g n u r w en ig ändern, sind die Ä n d eru n g en d er tech n o lo gisch en E ig e n ­ sch a ften (E la stizitä tsg ren ze , tech n isch e Z e rreiß ­ fe stig k eit, H ä rte , D e h n b a rk e it), m it einem W o rt, die Verfestigung, sehr erh eb lich u n d b e d eu tu n g s­

v o ll. In den A u g e n des T ech n o lo gen is t ein k a lt­

g e re ck te s M e ta ll ein ga n z anderes M aterial als das un gereckte, w äh ren d der C h em ik er od er P h y s ik e r in beid en denselben S to ff sieh t. E in e a u f tech n o ­ logisch en G esich tsp u n k ten fu ß en d e T h eorie der K a ltr e c k u n g m u ß te d esh alb die Veränderung des M etalles b ei d er p lastisch en D e fo rm a tio n beton en . D e sh a lb h ab en die p h y sik a lisch en und chem ischen Ü b erleg u n g en vo n Ta m m a n n fü r Cz o c h r a l s k i

keine Ü b e rze u g u n g sk ra ft. F ü r ihn is t die A n n ah m e einer sto fflich en V erä n d e ru n g des M etalles bei der

x) Bei Gold-Silber-Kupferlegierungen hat Ta m m a n n

gewisse kleinere Änderungen der Farbe beim K a lt­

recken nachgewiesen. Zeitschr. f. anorg. u. allg. Chemie 107, S. 1.

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2 Ma s i n g: Ü ber einige Fragen der K altreckung und Verfestigung bei M e ta lle n . Die N a tu r ­ w is se n sc h a fte n

K a ltr e c k u n g d as N ah eliegen d e. D em en tsp rech en d sc h reib t er d er G le itu n g n u r d ie R o lle ein er b e ­ d eu tu n gslo sen N eb en ersch ein u n g zu . D a s F lie ß e n des k ry sta llin isc h e n M etalles e rfo lg t n ach seiner A u ffa s s u n g ä h n lich w ie d as eines am orp h en K ö r ­ pers, w o b ei d as R a u m g itte r seh r w eitg eh en d v e r ­ w irrt verlagert w ird . F ü r die E rk lä r u n g d er te c h ­ n isch en V e rfe s tig u n g in allen ih ren E rsch ein u n g s­

form en e rö ffn e t sich h ie rm it eine reich e F ü lle v o n M ö g lich keiten , w äh ren d Ta m m a n n s T h e o rie z u ­ n ä c h st n ic h t die g esam ten V erfe stig u n g se rsc h e i­

n u n gen zu fried en stellen d erklären ko n n te.

D a s w isse n sch aftlich e A rg u m e n t v o n Cz o c h­ r a l s k i fü r die V erla g eru n g sth e o rie b e ste h t in der S tö ru n g der d islo zierten R e fle x io n d u rch die K a l t ­ recku n g . B e i einer O b erflä c h e n ä tzu n g tre te n a u f jed em K r y s t a llit eines n ic h tg e re c k te n M etalles Ä tz fig u re n in e in h eitlich er O rie n tieru n g a u f, die d a zu führen , d a ß in b e stim m te n R ic h tu n g e n R e fle k - tio n sm a xim a a u ftrete n . S o h a t Cz o c h r a l s k i g e ­ fu n d en , d a ß beim Ä tz e n des A lu m in iu m s m it F lu ß sä u re sich W ü rfelch en au sb ild en . D e m e n t­

sp rech en d h a t m an an ein er zu r W ü rfe lflä c h e sch räg liegen d en E b e n e im a llg em ein en F a lle 3 R e fle x io n s- m a xim a, und w enn m an ih re R ic h tu n g e n gonio- m etrisch b e stim m t, fin d e t m an , d a ß die 3 re fle k ­ tieren d en E b en en u n terein an d e r W in k e l v o n 9 0 0 bild en. D iese d islo zierte R e fle x io n lä ß t beim K a l t ­ recken n ach u n d v e rlie rt sich z u le tz t ga n z. D a s M etall r e fle k tie rt d a n n d iffu s. N eu erd in gs h a t Cz o c h r a l s k i die B e o b a c h tu n g d er d islo zierten R e fle x io n d u rch M essu ng d er R e fle x io n srich tu n g en v e rfe in e rt und g ezeig t, d a ß b e i d er K a ltr e c k u n g dös A lu m in iu m s die W in k e l zw isch e n den R e fle x io n s- m a x im a sich zu n ä c h st b is u m 3 0 0 versch ieb en . D iese S tö ru n g d er Ä tz b a r k e it fü h r t Cz o c h r a l s k i

a u f S tö ru n g en des R a u m g itte rs zu rü ck . D ie S tö ru n gen der d islo zierten R e fle x io n sind jed o ch w oh l au ch ohne diese A n n a h m e le ic h t e rk lä rb a r.

E in e d e fin itiv e E n ts c h e id u n g d er F ra g e der R a u m g itte rstö ru n g b ra c h te d as R ö n tg e n e x p e ri­

m e n t im Z u sam m en h an g m it neuen A rb e ite n ü b er G leitu n g (siehe folgen d en A b sc h n itt). N a c h der DEBYE-ScHERRER-M ethode w u rd e in k a ltg e re c k te n M etallen dasselbe R a u m g itte r w ie in den un ge- re ck te n ohne jed e n ach w eisb are Ä n d e ru n g fe s t­

ge stellt. D a m it w ar der V erlag eru n g sth e o rie in ih rer u rsprü n glich en F o rm d er B o d en entzogen . W o llte m an allerd in gs eine V e rla g e ru n g d en ­ noch ann eh m en , so k o n n te m an n a tü rlich n ach G esich tsp u n k ten suchen, die die Ü b e rze u g u n g s­

k r a ft der S tru k tu ru n te rsu ch u n g d u rch den R ö n tg e n ­ ve rsu c h als gerin g erscheinen ließen. D a s h a t Cz o c h r a l s k i getan , in d em er z. B . d a ra u f hinw ies, d a ß der D e b y e-S c h erre r-V e rsu c h n u r den gerin gen n ic h t v e rla g e rt geb lieb en en T e il der M etallm asse a n zeig t, n ic h t a b er den ve rla g e rte n grö ß ten T eil.

D iese Ü b e rle g u n g is t p h y sik a lisc h re c h t u n w a h r­

sch einlich . A u c h die u m fan greich en V ersu ch e v o n Cz o c h r a l s k i, m it H ilfe der LAU E-M ethode die V e r ­ w irru n g des R a u m g itte rs n ach zu w eisen , sind n ich t ü b erzeu gen d . Cz o c h r a l s k i h a t die Ä n d eru n g en

des L A U E -B ildes v e rfo lg t, die es b e i d er fo rts c h re ite n ­ den K a ltr e c k u n g v o n M e ta llk ry s ta lle n erleid et.

H ie rb e i e n tw ic k e lt sich n ach u n d n ach der b e k a n n te A ste rism u s, d. h. an S telle d er ein zeln en P u n k te des u rsp rü n glich en LA U E -B ildes ein e c h a ra k te ­ ristisch e S tern fig u r. M an w eiß jed o c h schon lan g e, d a ß diese S te rn fig u r d u rch eine gew isse L a g e n ­ m a n n ig fa ltig k e it (b e vo rzu g te O rientieru n g) d er u n g estö rten R a u m g itte re le m e n te e rk lä rt w erd en k a n n . A u c h h a t Gr o s s die a llm ä h lich e E n t ­ w ic k e lu n g d er a ste ristisc h en F ig u r stu fen w eise v e r fo lg t u n d d u rch R e c h n u n g g e ze ig t, d a ß sie d u rch D reh u n g en o d er B ie g u n g e n eines n orm alen R a u m g itte rs e rk lä rt w erd en k an n . D ie rö n tg e n o ­ m etrisch en V ersu c h e v o n Cz o c h r a l s k i brin gen also kein e A rg u m e n te fü r die V e rla g e ru n g des R a u m g itte rs u n d fü r eine sk e p tisch e B e tr a c h tu n g der D eb ye-S ch errer-M eth o d e. G leich w o h l w ü rd e m an den R ö n tg e n v e rs u c h v ie lle ic h t n ic h t als ga n z ü b erzeu g en d b e tr a c h te t h ab en , w en n es n ic h t in zw isch en a u f g a n z u n ab h än g ig em W e g e d u rch U n tersu ch u n g d er G le itu n g en tsch eid en d b e s tä tig t w ord en w äre.

3. D ie Gleitung als Trägerin der plastischen D eform ation.

S o lan ge die G leitu n gsth e o rie der K a ltr e c k u n g sich n u r a u f den q u a lita tiv e n N a ch w eis der G lei­

tu n g stü tze n k o n n te, w a r sie den v o n C z o c h r a l s k i erhobenen E in w ä n d en a u sg e se tzt. Z u ein er a u s­

reich en d en e xp erim en tellen B e g rü n d u n g m u ß te die G le itu n g im Z u sa m m en h an g m it d er K a ltr e c k u n g q u a n tita tiv v e rfo lg t w erd en . D iese U n tersu ch u n g is t in zw isch en an V ersu ch sstü ck en , d ie a u s einem K r y s t a ll b esteh en , in erster L in ie v o n P o l a n y i und seinen M itarb eite rn u n d v o n T a y l o r an d E la m , a u sg e fü h rt w orden. P o l a n y i h a t den V o rg a n g d er p lastisch en Z u g d e fo rm atio n an D rä h te n au s Z in k , C ad m iu m , W is m u t u n d Z in n e in k ry sta lle n s tu ­ d iert. A lle diese M eta lle h a b en d as G em einsam e, d a ß sie nicht im reg u lären S y s te m k ry sta llisie re n . A u s diesem G ru n d e w eisen sie (bis a u f d as Zinn) eine b e v o rz u g te k ry sta llo g ra p h isc h e G leiteb en e a u f, w äh ren d die reg u lären M e ta lle im m er m eh rere g le ich w ertig e G leiteb en en lag en b esitzen . E s k o n n te d esh alb e rw a rte t w erd en , d a ß der V o rg a n g der p lastisch en D e h n u n g b ei den regu lären K r y s ta lle n k o m p lizie rte r u n d u n ü b e rsich tlich e r sein w ü rd e, und die M eta lle m it ein er b e v o rz u g te n G leiteb en e b o ten ein beson ders gü n stig es U n tersu ch u n g s­

o b je k t. D ie ein k ry sta llen en M eta lle erleid en bei der p lastisch en D e h n u n g seh r m erkw ü rd ig e F o rm ­ änd eru ngen , es en tsteh en z. B . a u s ru nd en D rä h te n a b g e fla c h te B ä n d e r usw . P o l a n y i k o n n te d u rch rö n tg en o m etrisch e u n d k ry sta llo g ra p h is c h e O rien ­ tieru n gsm essu n g d er D r ä h te n a ch versch ied en en D eh n u n gsgrad en n ach w eisen , d a ß die gesam ten b e o b a c h te te n F o rm ä n d eru n g en a u f die G le itu n g längs einer G leiteb en e und in einer k ry sta llo g ra - p hischen R ic h tu n g , die sich in b e zu g zu r D r a h t­

ach se w äh ren d der D e h n u n g d reh ten , z u rü c k ­

(5)

H eft i .

2. i . 1925 Ma s i n g: Über einige Fragen der K altreckung und Verfestigung bei Metallen.

g e fü h rt w erd en k ö n n e n 1). H ierb ei t r it t eine D reh u n g der G leiteb en e zu r D ra h ta c h se als F o lge d a v o n a u f, d a ß die R ic h tu n g der G le itu n g m it der D ra h ta c h se n ic h t ü b erein stim m t. D a s is t durch F ig . 1 v e rd e u tlic h t. D a die A ch se sich a u to m a tisc h in die R ic h tu n g d er äu ß eren K r a f t ein stellt, w ird au ch der W in k e l zw isch en den G leiteb en en u n d der K r a ftr ic h tu n g gerin ger.

O b g leic h an d er allg em ein en u n d p rin zip iellen B e d e u tu n g d er R e s u lta te vo n Po l a n y i n ic h t zu zw eifeln w ar, b esta n d d och in sofern ein e L ü c k e , als die p lastisch e D e h n u n g eines reg u lären M etalles noch n ic h t u n te rsu c h t w ord en w ar. D iese L ü c k e w u rd e b ein ah e g le ich zeitig d u rch eine A r b e it vo n

a v l o r und El a m ü b er d ie p lastisch e D e h n u n g des A lu m in iu m s a u sg e fü llt. Ta y l o r u n d El a m stellten einen q u a d ra tisch en Z e rre iß sta b a u s rein em A lu ­ m in ium d a r u n d u n tersu ch ten seine F o rm ä n d eru n g w äh ren d d er p lastisch en D eh n u n g. H ie rb e i d eh n t sich d er S ta b n ic h t n u r, sondern sein Q u ersch n itt v e rä n d e rt seine F o rm (er w ird rh om bisch) und die in k el d er a u f den S e ite n flä ch e n m a rk ie rte n geraden z u r S ta b a c h se änd ern sich g leich falls, -ediglich aus diesen M essu ngen k o n n te geom e- n sc h b e rec h n et w erden , d a ß die b e o b a c h te te o rm än d eru n g z u sta n d e k o m m t, w en n die G le itu n g

<i-ngs ein er u n d in den fo rtg e sc h ritten e n S ta d ien ( ^ . nun£ längs zw ei G leiteb en en in den k ry sta llo -

? ° hen R ich tu n g en erfo lgt. G le ic h ze itig fin d et, a n ic w ie v o n Po l a n y i n ach gew iesen , eine D reh u n g d er G leiteb en e s ta tt.

F ü r den E le m e n ta rfa ll der a x ia len B ean sp ru -

° u n g eines freien K r y s ta lle s w a r h ie rm it nach - r » ^ erk0^ von c*er Einschnürung beim Beginn ei^ abgesehen worden. Einige Metalle zeigen y je. ,. uchdehnung, wobei sich eine andere Gleitebene betätigt als bei der Hauptdehnung.

gew iesen, d a ß d ie gesam te F o rm ä n d eru n g restlo s n ach den G esetzen d er k ry sta llo g ra p h isc h e n G le i­

tu n g erfo lg t. F ü r die A n n ah m e u n geo rd n eter F ließ b ew eg u n g en im M e ta ll b lieb h ierb ei keine M ö g lich k eit ü b rig, tro tzd em d as M a te ria l b ei der D e h n u n g eine erh eb lich e V e rfe s tig u n g erfuhr.

Jed o ch k o n n te dieses R e s u lta t n ic h t u n v e rä n d e rt a u f die p o ly k ry s ta llin e n M etalle ü b e rtra ge n w erden , w eil b ei diesen d ie ein zeln en K r y s ta lle d u rch ihre N a ch b a rn in ih rer L a g e u n d F o rm z w a n g slä u fig m itb e stim m t sind u n d d ie G le itu n g sich h ierb ei n ic h t so frei w ie b ei einem ein zeln en K r y s t a ll a u s­

w irk en k a n n . In den F ä lle n der tech n o lo gisch en K a ltr e c k u n g (z. B . W alzen ) is t a u ch die äu ß ere G e s ta lt des G esa m tstü c k es d u rch die F o rm g eb u n g vo rgesch rieb en , so d a ß die D e h n u n g au ch b ei einem ein zeln en K r y s t a ll sich n ic h t frei en tw ic k eln kan n . H ie ra u f k om m en w ir in ein em and eren Z u sam m en ­ h a n g im n äch sten A b s c h n itt zu rü ck.

E s lä ß t sich jed o ch a u ch fü r alle diese F ä lle gan z a llgem ein zeigen, d a ß die k ry sta llo g ra p h isch e G le itu n g d er H a u p tm ech an ism u s ist, d er das F ließ e n der K r y s ta lle b ei d er p lastisch en D e fo r­

m a tio n b e w irk t. W ir h a b en o ben b ereits erw äh n t, d a ß d ie s ta r k k a ltg e re c k te n M eta lle c h a ra k te ­ ristisch e R ö n tg e n b ild e r geben, die d a ra u f sch ließ en lassen, d a ß die K r y s t a llit e od er ric h tig e r R a u m ­ gitterele m en te in ih n en eine od er m eh rere a u s­

gesproch en b e v o rz u g te O rien tieru n gen zeigen.

Z u m B e isp iel sind b ei einem M e ta ll m it flä ch en ­ zen triertem regu lärem G itte r (K u p fe r, A lu m in iu m ) in einem h a rtg ezo g en en D r a h t d ie m eisten K r y ­ s ta llite so a n g eo rd n et, d a ß ihre trig o n a le O k ta e d e r­

ach se in d er R ic h tu n g der D ra h ta ch se lie g t. B e i einer zw e ite n klein eren G ru p p e h a t eine W ü rfe l­

k a n te diese L a g e , w äh ren d and ere O rien tieru n gen um so w en iger V o r k o m m e n , je m eh r sie v o n den b eid en b esch rieb en en ab w eich en . E s g e lin g t nun n ach zu w eisen , d a ß diese b e v o rz u g te n O rie n tie ­ ru ngen , m it sinn gem äß en Ä n d eru n g en , m it denen ü b erein stim m en , die sich erw arten lassen, w enn m an a n n im m t, d a ß jed e r ein zeln e K r y s t a llit des p o ly k ry s ta llin e n M etalles die G leitu n gen in ä h n ­ lich er W eise, m it d erselben B e g leite rsch e in u n g der D reh u n g a u sfü h rt, als w en n er allein b e a n sp ru ch t w ü rd e. D a s h e iß t aber, d a ß die inneren F ließ v o r- g än ge in b eid en F ä lle n in d er H a u p tsa c h e ü b er­

ein stim m en d sind, d a ß die M eta lle ga n z allgem ein u n d bis zu den s tä rk ste n K a ltre c k u n g sg ra d e n n u r m it H ilfe d er G le itu n g flie ß e n 1).

D a n n b e ste h t ab er auch keine V era n la ssu n g , an den E rg eb n issen d er rö n tgen o m etrisch en G itte r-

*) Außer den Verschiebungen längs der Gleitflächen treten in den Metallen zweifellos auch andere „ban ale“

Verschiebungen ( Cz o c h r a l s k i) auf, die durch die Richtung der äußeren K räfte bestimmt sind. Sie rufen verm utlich eine starke Lockerung des Zusammen­

hanges hervor, die vom R iß nicht weit entfernt ist.

Ihre untergeordnete Bedeutung ergibt sich aus. den obigen Erörterungen, so daß man Cz o c h r a l s k i nicht zustimmen kann, der in ihnen die Haupterscheinung sieht.

/B

a b

Fig. 1. a) Vor der Gleitung, b) Nach der Gleitung.

A B Gleitrichtung, C D R ichtung der Drahtachse, W inkel zwischen beiden.

(6)

4 Ma s i n g: Über einige Fragen der K altreckung und Verfestigung bei Metallen. f D ie N a tu r- [w issenschaften

U n tersu ch u n g zu zw eifeln . A u s der T a tsa c h e , d aß d as F lie ß e n d u rch g e setzm äß ig es G leiten erfo lg t, e rg ib t sich b ereits, d a ß d as R a u m g itte r in ta k t ist, d en n n u r ein in ta k te s R a u m g itte r k a n n n ach u n ­ v e rä n d erten k ry sta llo g ra p h isc h e n G esetzen gleiten . D a sselb e s a g t a b er au ch die R ö n tg en m e th o d e au s;

b eid e b e stä tig e n sich a u f das beste, und a u f ih rer G ru n d la g e e n ts te h t die n u n m eh r geschlossene G leitu n g sth e o rie d er K a ltre c k u n g .

W ir h ab en a n g ed e u tet, w ie diese T h eorie die G eo m e trie des F lie ß v o rg a n g e s erk lä rt. W ir h ab en uns jed o ch n och g a r n ic h t m it der w ich tig e n F ra g e d er m ech anisch en V e rfe s tig u n g b e fa ß t. E r s t w en n g e ze ig t w ord en ist, d aß die G leitu n g sth e o rie au ch diese zu erk lären v e rm a g , is t eine k la re A u se in ­ a n d e rse tzu n g m it der V erlag eru n gsth e o rie m öglich . W ir w erd en sehen, d a ß die G leitu n g sth e o rie h ierzu einer w ich tig en E rg ä n z u n g b ed arf.

4. D ie Verfestigung.

W ir u n tersch eid en 2 A rte n der V e rfe s tig u n g : D ie R e iß ve rfe stig u n g und die p la stisch e V er-

r

Fig.

festig u n g . D ie erstere is t w en ig g e k lä rt; w ir lassen sie h ier gan z a u ß e r B e tra c h t. D ie zw eite b e ste h t im w esen tlich en darin , d aß die p lastisch en D e fo r­

m a tio n en n ach erfo lg ter K a ltr e c k u n g in d er R egel ein e höhere K r a f t als vo rh er erfordern. D ie p lastisch e D e fo rm a tio n w ird erschw ert.

W e n n diese a b er d u rch G leitu n g erfolgt, so is t d ie p lastisch e V e rfe s tig u n g m it einer E rsch w eru n g d er G le itu n g 1) g leich b ed eu ten d . Ü b e r diese h a t die u rsp rü n glich e G leitu n gsth eo rie n ich ts au sgesagt, hierin b e ste h t die w esen tlich e E rg än zu n g , deren sie

b e d arf.

D ie E rsch w e ru n g der G le itu n g k o m m t w äh ren d d er fo rtsch reiten d e n K a ltr e c k u n g a u f 3 W egen zu sta n d e.

E rste n s e rfo lg t die G le itu n g ü b e rh a u p t n ich t id e al lä n g s ebener, sondern län g s sch w ac h gew ellter F lä c h e n (B ie g e gleitu n g n ach M ü g g e ) . B eson d ers s ta r k m üssen diese B iegu n gen sein, w enn die G lei­

tu n g sich einer ä u ß e rlich w eitg eh en d vo rgegeb en en F o rm des K r y s ta llite n a n zu p assen h a t, w ie das in allen p o ly k ry s ta llin e n G eb ild en der F a ll ist.

In diesem F a lle is t die G le itu n g v o n seh r erh eb ­ lich en ela stisch en K rü m m u n gen , V erzerru n gen o d er K n ü llu n g en , w ie P o l a n y i diesen V o rg a n g

i) Lu d W IK hat sie als Blockierung der Gleitebenen bezeichnet.

b e ze ich n et h a t, b e g le ite t. D u rc h diese elastisch en K n ü llu n g e n w erd en enorm e ela stisch e K r ä ft e e n t­

w ic k e lt, die sich au s rein g eo m etrisch en G rü n d en n ic h t a u sw irk e n kö n n en , so lan ge der K ö rp e r­

zu sam m en h an g g e w a h rt b le ib t. O ffe n b a r k a n n eine G le itu n g län g s g e k rü m m te r G le itflä c h e n n u r v ie l sch w erer erfolgen als län gs ebener, insbesondere, w en n die gleiten d en T eile im Z u sta n d ein er ä u ß e rst s ta rk en V ersp a n n u n g sind. D ie geo m etrisc h n o t­

w en d ige m it dem G ra d e der K a ltr e c k u n g fo r t ­ sch reiten d e elastisch e K n ü llu n g d er K r y s ta llite is t also eine Q uelle der V erfe stig u n g .

Z w eiten s stören sich zw e i G leiteb en en gegen ­ seitig , w en n sie sich g le ic h z e itig b e tä tig e n , w ie d as Ta y l o r u n d El a m b eim A lu m in iu m n a c h ­ gew iesen h ab en , u n d w ie d as v e rm u tlic h b e i s t ä r ­ keren R e c k u n g sg ra d en allg em ein d er F a ll sein m u ß . E in T e il des K r y s ta lle s F ig . 2a sei d u rch 2 G leiteb en en in d er R ic h tu n g des P fe iles in die L a g e 2 b g e b ra c h t w ord en. D ie G leitflä c h en sind

2.

d u rch p u n k tie rte L in ie n a n g ed e u tet. E s is t eine E rfa h ru n g s ta ts a c h e , d a ß die G le itu n g m it V o rlie b e län gs einer b ereits in T ä tig k e it g etreten en G le it­

eben e erfo lg t, w äh ren d sich eine n eu e G leitflä ch e n u r sch w er a u sb ild et. W e n n n u n eine andere G leiteb en e, e tw a die in F ig . 2 c d u rch den P fe il geken n zeich n ete, in T ä tig k e it tr itt, w erd en d a ­ d u rch , w ie m an a u f F ig . 2 c sieh t, die a lte n G le it­

ebenen gegen ein an d er ve rsch o b en u n d k ön nen n ic h t m ehr ohne E n ts te h u n g n eu er G leitflä ch en in T ä t ig ­ k e it treten . W e n n m an b e rü c k s ic h tig t, d a ß bei einer g leich zeitigen B e tä tig u n g zw eier G le itflä c h e n ­ sy ste m e d e ra rtig e B e h in d eru n g en sich u n u n te r­

broch en folgen und ferner, d a ß jed e Biegegleitung eine gew isse ela stisch e S tö ru n g m it sich b rin g t, e rsieh t m an, d a ß eine d e ra rtig e w ech selseitige B e ­ e in flu ssu n g zw eier G leitflä ch en syste m e die G leitu n g n ic h t u n w esen tlich erschw eren kan n .

D ritte n s h a t Po l a n y i gezeig t, d aß , so b ald eine G leitflä ch e in T ä tig k e it tr itt, an dieser a u c h u n ­ a b h än g ig vo n jed er n ach w eisb aren K n ü llu n g eine E rsch w e ru n g der G leitu n g, also eine V erfestig u n g , u n d z w a r schon b ei gan z gerin gen D e h n u n g s­

b e träg en a u f tr itt. D ie U rsach e dieser E rsch ein u n g is t n ich t gan z a u fg e k lä rt.

Die Gleitung ist also m it Nebenerscheinungen verknüpft, die sie m it fortschreitender Kaltreckung

(7)

Le n z: Chironomiden und Seetypenlehre.

im m er m eh r erschw eren. D a m it is t ab er die V e r ­ festig u n g e rk lä rt, u n d die G leitu n g sth eorie le istet a u ch in d ieser R ic h tu n g d asselbe w ie die V e r ­ lageru n gsth eorie. D a m it g e la n g t m an also zu einer A b leh n u n g d er V erlag eru n g sth eorie in ih rer u rsp rü n g lich en F o rm u lieru n g .

H ie rb e i is t jed o ch zw eierlei zu bem erken . E rste n s s a g t die V erlag eru n g sth e o rie ü b er die N a tu r der G itte rs tö ru n g n ich ts B e stim m te s aus.

W e n n m an eine sta rk e elastisch e B e an sp ru ch u n g eines R a u m g itte rs a u ch als S tö ru n g b ezeich n en w ill, b e ste h t in dieser B e zie h u n g zw isch en der V e r ­ la g eru n gsth eo rie u n d d er G leitu n gsth e o rie kein W id ersp ru ch . A lle rd in g s n im m t die V e rla g e ru n g s­

th eorie h e u te seh r erh eb lich e R a u m g itte rstö ru n g e n a n ; diese m ü ß te n a u f d as M aß d er ela stisch m ö g ­ lich en z u rü c k g e fü h rt w erden.

Z w eite n s m u ß d er B e tr a g d er d u rch die K n ü l- lu n g e n tw ic k elte n , m ik ro sk o p isch v e rte ilte n ver­

borgenen S p an n u n gen seh r erh eb lich sein. N a ch gew issen S ch ä tzu n g en is t eine w ah rsch ein lich e G rö ß e n o rd n u n g die zeh n fach e b is h u n d e rtfa c h e Z e rr e iß fe stig k e it1). H ierb ei is t zu b e ach te n , d aß d ie B o rn sch en A ttr a k tio n s k rä fte des R a u m g itte rs eine bis um das T au se n d fach e h öh ere L a s t, als die m akro sk o p isch e Z e rreiß fe stig k eit, zu h a lten v e r ­ m ögen, so d a ß m an in m ik ro sko p isch en oder s u b ­ m ikro sko p isch en G eb ieten S p an n u n gen anneh m en kan n , d ie die tech n isch e Z e rre iß fe stig k e it um 1 — 2 Z eh n erp o ten zen ü b ersteig en . D ie verb o rgen en S p an n u n g en b e d eu te n a b er eine A n h ä u fu n g der p o te n tie llen S p an n u n gsen ergie, d ie im th e rm o ­ d y n am isch e n S in ne d er freien E n erg ie des K ö rp e rs h in zu zu zä h len ist. D iese E rh ö h u n g der freien E n erg ie e rg ib t z. B . die an k a ltg e re c k te n M etallen ta ts ä c h lic h b e o b a c h te te V e rsch ie b u n g des e le k tro ­ m o to risch en P o te n tia le s , u n d d a m it eine klein e V erä n d e ru n g d er ch em isch en E ig e n sch a ften . D a s sind a b e r zw eifello s s to fflich e Ä n d eru n g en , w en n a u ch n u r eines seh r gerin gen B etrag es.

M an k a n n also sag en : D ie V erlag eru n g sth e o rie h a t g a n z re ch t, w enn sie bei der K a ltr e c k u n g s to ff­

lich e Ä n d e ru n g en d er M etalle a n n im m t. D a die A n h ä u fu n g der S p an n u n gen m it der V e rfe s tig u n g

x) M a s i n g u n d P o l a n y i , 1. c.

H eft i . 1 2. I. 1925 J

H a n d in H a n d geh t, kön nen diese sto fflich e n V e r ­ änd eru ngen als fü r die V e rfe stig u n g u n en tb eh rlich b e ze ich n et w erden. D ie V erlag eru n g sth e o rie h a t jed o ch die fü r die V e rfe stig u n g erford erlich en stofflich en Ä n d eru n g en v ie l zu hoch ein g e sch ä tzt.

In W irk lic h k e it gen ügen h ierzu b e reits die g e ­ ringen elastisch en R a u m g itte rv erän d eru n g e n , die bei der B ie g eg leitu n g a u ftrete n . D a s th e rm o ­ d y n am isch e Ä q u iv a le n t der V e rfe s tig u n g is t m inim al.

5. Zusam m enfassung.

W en n w ir das G esam te ü b erb lick en , sehen w ir, d aß w ir h eu te eine b efried ig en d e th eoretisch e V o r ­ stellu n g des K a ltre c k u n g sv o rg a n g e s geben können, die in sich E lem en te sow ohl der älteren G le itu n g s­

th eorie, als au ch der V erlag eru n g sth eo rie e n th ä lt.

D a m it is t n ich t gesagt, d aß die P rob lem e, die m it d er K a ltr e c k u n g Z usam m enhängen, e rled ig t sind.

Im G eg en teil, je t z t, n a ch einer v o rlä u fig g e ­ w on n en en Ü b ersich t, tre ten neue P ro b lem e m it einer D e u tlic h k e it und P rä zisio n auf, die ihre B e a rb e itu n g a u ssic h tsv o ll erscheinen lassen. E in ig e sollen h ier g e n a n n t w erden . D a s R ä tse l der Z e rreiß fe stig k eit in ih rem W id e rsp ru ch zu den B o rn sch en K o h ä sio n s­

k rä fte n und in ih rer A b h ä n g ig k e it vo n d er K a l t ­ re c k u n g w ird b e reits b e a rb eitet. D e r V o rg a n g der k ry sta llo g ra p h isc h e n G leitu n g , m it dem w ir die K a ltr e c k u n g e rk lä rt h aben , t r it t uns in seiner v o llen R ä ts e lh a ftig k e it entgegen. W ir h a b en h eu te k a u m die o b erfläch lic h ste V o rstellu n g , w ie dieser V o rg a n g zu sta n d e k o m m t. D ie V erte ilu n g und die B e sc h a ffen h e it der m ikro sko p isch en v e rb o r­

genen S p an n u n gen in ihren B ezieh u n g en zu den b ei der K a ltr e c k u n g n ach w eislich a u ftrete n d e n m a krosk op isch en E ig en sp a n n u n g en is t a u fzu ­ k lären . A n das P ro b lem der V e rfe stig u n g fü g t sich d as der E n tfe s tig u n g , sei es d u rch S p an n u n gsau s­

gleich , sei es d u rch N e u b ild u n g des G efü g es, und d a m it das der R e k ry s ta llis a tio n . A u f G ru n d der gew on n en en präziseren B ild e r der K a ltr e c k u n g m üssen die F ra g e n d er hierb ei a u ftrete n d e n Ä n d e ­ ru n g der e lek trisch en L e itfä h ig k e it und ihres T em p e ra tu rk o e ffizien ten , der T h e rm o k ra ft und der m agn etisch en E ig e n sch a ften u n tersu ch t w erden.

Chironomiden und Seetypenlehre1).

V o n Fr. Le n z, P lö n (H olstein ).

S eitd em zu erst im J ah re 1909 Th i e n e m a n n zur C h arak te risie ru n g vo n Seen ihre T ie fe n fa u n a h era n ­ gezogen h a t, is t die S eetyp en leh re, eines der w ic h ­ tig sten E rg eb n isse lim n olo g isch er F o rsch u n g , in erh eb lich em M aß e w eiter fo rtg e sch ritten . Th i e n e-

x) Das H eft A u s den Forschungen der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (1924, H eft 50) konnte aus Mangel an Raum nicht alle dafür bestimmten Aufsätze veröffentlichen, so den A ufsatz von Fr. Lenz wie auch den in H eft 49, 1924 erschienenen A ufsatz von Franz W ever, Zur Ph ysik des technischen Eisens. Die Schriftleitung.

m a n n u n d Na u m a n n g elan gten , v o n versch ied enen G esich tsp u n k ten au sgeh en d , zu übereinstim m end en R e s u lta te n . D a s vo n beid en F o rsch ern gesch affen e S y s te m d er Seen in seinem jetzig e n A u sb a u ist g e k en n zeich n et d u rch die G ru n d b egriffe E utrophie und Oligotrophie, N ä h rsto ffreich tu m und N ä h rs to ff­

arm u t. Th i e n e m a n n s te llt den eu tro p h en und o ligo tro p h en Seen, die er als K larw asserseen z u ­ sam m en faß t, einen d ritte n S eety p u s, den dystrophen oder h u m u sh a ltig en , den B rau n w assersee, geg en ­ über, den Na u m a n n seinen o ligo tro p h en G ew ässern u n tero rd n et. W ä h ren d Na u m a n n seine E in te ilu n g

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6 Le n z: Chironomiden und Seetypenlehre. I" D ie N a tu r - [ W issenschaften

a u f den G e h a lt des Seew assers an gelösten S to ffen , g e k en n zeich n et d u rch den B e g riff M ilieuspektrum , grü n d et, is t fü r Th i e n e m a n n die B esied lu n g der S eetiefe, in sbesondere d u rch C h iro n o m id en larven , A u s g a n g s p u n k t gew esen. Z w e c k der vo rlieg en d en ku rzen A b h a n d lu n g soll sein, — u n ter Z u g ru n d e ­ leg u n g der neueren V erö ffe n tlich u n g en ü b er den G eg en sta n d sow ie einiger zu m T e il n och n ic h t a b ­ geschlossener U n tersu ch u n g en des V erfassers — d arzu legen , w elch e R o lle n u n m eh r die C h iro n o ­ m iden fü r die F ra g e n der S e e n c h a ra k te ristik und S e en sy ste m a tik spielen und w elch e M ö g lich k eiten und A u fg a b e n sie zu r L ö su n g der P ro b lem e fern e r­

hin n och bieten .

E in n atü rlich es S y ste m m u ß als E in te ilu n g s ­ p rin zip alle b e k an n te n F a k to re n b e n u tzen . U n ­ e rläß lich ersch ein t es, d aß die in F ra g e kom m en d en E ig e n sch aften des b etreffen d en O b je k te s h in sic h t­

lich ih rer B ezieh u n gen und Z u sam m en h än ge u n te r­

ein ander b e k a n n t und im ein zeln a u f ihre B e d e u tu n g fü r die C h arak terisieru n g des G eg en stan d es g e p rü ft sind. D ie M erkm ale, die einen See ken n zeich n en , steh en w o h l alle in irgen deinem Z u sam m en h an g m itein an d er, n ach ihrer B e d e u tu n g fü r d ie C h a ra k ­ terisieru n g des Sees sind sie in des ga n z versch ied en zu w erte n . E s g ib t F a k to ren , die m an als p rim äre b ezeich n en kö n n te, u n d andere, die sich a u f jen en a u f bauen, d u rch sie k a u sa l b e d in g t sind. E tw a s gan z U rsprü n glich es stellen n a tü rlic h au ch die e rst­

gen an n ten n ich t d a r; au ch sie sind selb s tv e rs tä n d ­ lich d u rch irgen d einen and eren od er m ehrere andere F a k to re n b e d in g t; sofern diese F a k to r e n ab er m eh r oder w en iger au sserh alb des Seees liegen, d ürfen w ir v o n jen en w o h l als p rim ären F a k to re n sprechen. Sie sind zw eifello s a ls gru n d legen d fü r den C h a ra k te r des Sees die w ich tig e re n E ig e n s c h a f­

ten , fü r die D ia g n o stik ab er kön nen die sich a u f ihnen au fb au en d en M erkm ale w esen tlich er sein, d a sie bessere In d ik a to re n sin d ; sie e n th a lten in sich au ch die p rim ären E ig e n sch a ften des Sees, d a sie jen en ja die eigene A u sp rä g u n g ve rd an k e n . E in solcher — nennen w ir ihn F a k to r höherer O rd n u n g — lä ß t iins, d a in ihm sich w oh l m eist der E in flu ß aller p rim ärer F a k to re n au ssp rich t, n orm alerw eise gu te Sch lü sse ziehen h in sich tlich des G esa m tch a ra k ters des Sees, w äh ren d die K e n n tn is eines einzelnen prim ären F a k to rs uns n och n ich t v ie l sag t, d a er sich m it anderen uns n ic h t b e k a n n te n F a k to re n zu a llen m öglich en F a k to ren k o m p lex e n verb in d en k a n n . S e lb stv erstä n d lic h m u ß unser B e streb e n sein, a lle E ig e n sch a ften eines Sees k en n en zu ­ lernen, ebenso w ie au ch ihre B ezieh u n gen z u ­ ein an d er; d a dieser Id e a lfa ll jed o ch aus tech n isch en G rü n d en n iem als erreich t w erd en kan n , so is t es ü b erau s w ich tig , d a ß w ir die H a u p tc h a ra k te re in ihrem W e rt und ihren gegenseitigen Z u sa m ­ m enh än gen kennen, d a m it w ir aus dem v o n F a ll zu F a ll G egebenen n ic h t zu viel, ab er au ch n ich t zu w en ig sch ließen .

Sehen w ir u n s d a rau fh in d as S een system Th i e n e m a n n s u nd Na u m a n n s in seiner u rsp rü n g ­ lich en u n d in seiner je tz ig e n F o rm an.

Th i e n e m a n n s u rsp rü n g lich e S e e n c h a ra k te ri­

s tik b e ru h te in erster L in ie a u f dem k a u sa len Z u ­ sam m en h an g zw isch en dem S a u e rsto ffg e h a lt des T iefen w assers u n d d er B e sie d lu n g der T iefen reg io n . D e r S a u e rsto ffg e h a lt des T iefen w assers h ä n g t ab v o n einer R e ih e and erer F a k t o r e n : F o rm u n d L a g e des S eebeckens, A r t und S tä rk e d er S ed im en tatio n , die ih rerseits d u rch d ie P la n k to n p ro d u k tio n b zw . d u rch den G e h a lt des W assers an gelösten S to ffe n b e d in g t w ird . E s le u c h te t ein, d a ß d er O z-G eh alt b is zu einem gew issen G rad e u n d in n erh alb b e ­ stim m ter G ren zen den G e sa m tc h a ra k te r des Sees zu rep räsen tieren ve rm a g . D ie zu m S a u e rsto ffg e h a lt des T iefen w assers in k a u sa len Z u sam m en h an g g e b ra ch te T iefe n fa u n a , in sbesond ere ih re H a u p t­

v e rtr e te r die C h iro n o m id en larven , liefe rte n ach Th i e n e m a n n s ersten U n tersu ch u n g en (1909, 1913) einen g u te n In d ik a to r fü r die C h a r a k te ris tik und die E in te ilu n g d er Seen. E s ergab en sich so als H a u p tty p e n die Chironom us- u n d die Tanytarsus- seen, g leich b ed eu ten d m it Seen m it sau ersto ffarm em u n d solche m it sau ersto ffreich em T iefen w asser.

D e r S a u e rsto ffg e h a lt is t n eb en d er N a h ru n g d er leb en sw ich tigste F a k to r fü r d ie T iere d er T ie fe n ­ region . D ie N a h ru n g sve rh ä ltn isse, d. h. A r t und M enge des T iefen sed im en tes, steh en m it den S a u e r­

sto ffv erh ä ltn isse n w ied eru m in en g stem eb en falls u rsäch lich em Z u sam m en h an g. D ie b eid en leb en s­

w ich tig sten F u n k tio n e n der T iefen ch iro n o m id en , A tm u n g u n d E rn ä h ru n g , steh en also u n ter dem E in flu ß dieses F a k to re n k o m p le x e s u n d es ersch ein t d u rch a u s b e re c h tig t anzu n eh m en , d a ß die V e r ­ b re itu n g d ieser T iere in erster L in ie d u rch diesen K a u s a ln e x u s b e d in g t w ird . D iese Ü b e rle g u n g zeigt, d a ß d ie d a m alig en G ed a n ken g ä n g e Th i e n e m a n n s

a u ch h e u te n och G e ltu n g h a b en in der S e e ty p e n ­ lehre, und d a ß die u rsp rü n glich en T y p e n , Chirono- m us- und T an y ta rsu sse e, m it den H a u p tty p e n des jetzige n , v o r allem d u rch die U n tersu ch u n g en Na u­ m a n n sw e ite r au sg e b au te n S y stem s in E in k la n g zu b rin gen sein m üssen. D ie neueren zu sam m en ­ fassenden A rb e ite n Th i e n e m a n n s erw eisen die R ic h tig k e it d ieser A n n a h m e: im gro ß en und g a n ­ zen d ecken sich die B e g riffe C h ironom u s-See und e u tro p h er See ein erseits u n d T a n y ta rsu s-S e e und o ligo tro p h er See and ererseits, d. h. der g rö ß te T e il der eu tro p h en Seen geh ö rt zu m T y p u s der Chirono- m us-Seen u n d alle oligo tro p h en Seen sind T a n y ta r - susseen. D a ß die b eid en S y stem e n ic h t ko n g ru en t sind , ersch ein t b egreiflich , d a sie ja a u f v ersch ied e­

nen G ru n d la gen a u fg e b a u t sin d ; und eben sow en ig w ie die B esied lu n g des Sees n u r a u f einer ein zigen U rsach en reih e b e ru h t, eben sow en ig stellen die B e g riffe E u - und O ligo tro p h ie die G esa m th eit aller M ö glich keiten v o n F a k to r en v erb in d u n g en dar.

A n a ly sie re n w ir k u rz die sich als regu lieren d e F a k ­ to ren fü r d ie B e sie d lu n g ergebenden M ö glich keiten . N ehm en w ir zu n ä ch st an, d a ß der S a u e rsto ffg e h a lt des T iefen w assers die H a u p tro lle d a b ei sp ielt.

Z eitw eilig er S a u erstoffsch w u n d b e d in g t die A u s ­ w a h l der an diese M ilieu eig en art a n g ep aß te n oder sie d och ve rtrag en d en T iere (C h iron om u ssee);

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