• Nie Znaleziono Wyników

Technik und Wirtschaft : Monatsschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Jg. 6, H. 2

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Technik und Wirtschaft : Monatsschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Jg. 6, H. 2"

Copied!
68
0
0

Pełen tekst

(1)

TECHNIK UND WIRTSCHAFT

MONA35CHRJFT DES VEREINES DEUTSCHER INGENIEURE» ★ ^ R E D A K T E U R D *M £yE R

6. JAHRG. FEBRUAR 1913 2. HEFT

ÜBER WESEN UND BEDEUTUNG TECHNISCHER ANSCHAUUNG.

Von ®t.=5ng. R. CRAIN, FranHfnrt a. M. )

D as J a h rh u n d e rt d e r T echnik und N aturw issenschaften, das durch die sieg h afte E in fü h ru n g d er K raftm aschine und eines schier unübersehbaren H eeres von A rbeitsm aschinen den M enschen m eh r und m ehr von physischem K raftaufw and im K am pf um s D asein entlastete und durch das F reiw erden im ­ m er g rö ß e re r M engen von G eistesk raft sich im Sinne d e r einm al eingeschla­

genen E ntw icklung fo rtd au ern d selbst b efru ch tete, w eckt g erad e in n eu ester Zeit überall das V erlangen, d e r A rt und dem W esen d e r g eistig en K räfte nachzuspüren, die d er nicht v erkennbaren stürm ischen G ew alt je n e r E ntw ick­

lung ihre eigenartige, deutlich a u sg ep räg te R ichtung w eisen. Auf allen W issen s­

gebieten, zum T eil so g a r in den reinen G eistesw issenschaften, m uß es auffallen, daß g ew isse A rbeits-, ja selb st F o rsch u n g sm eth o d en E ingang finden, die bisher im w esentlichen d er Technik eigentüm lich w aren, und die bei dem rüstigen V o rw ärtssch reiten in d e r T echnik se lb st b e w u ß t v ertieft w orden sind, derart, daß sie vielfach einen vorbildlichen C h arak te r annehm en konnten.

W as diese technischen A rbeitsm ethoden kennzeichnet, ist, kurz g esag t, ihre A nschaulichkeit. Sie ist ein E r f o r d e r n i s p ro d u k tiv er technischer Arbeit, da n u r sie zw ischen Idee und praktischer A u sführung erfolgreich verm itteln kann. Es lo h n t sich d a h e r nicht n u r fü r den T echniker, sondern für jeden g eb ild eten M enschen, die heute schon rech t differenzierten L eistun­

gen technischer A nschauung in ihrem W esen und ihrer B ed eu tu n g zu ver­

folgen.

Z w ischen A nschauung und T echnik b e ste h t von vornherein eine enge W echselbeziehung, die schon ins A uge fällt, w enn m an das W esen der A nschauung schlechthin b etrach tet, und zw ar nicht n u r als V orstellung des G esichtssinnes, sondern d e r S innesorgane ü b erh au p t.

!) V o rg etrag en am 16. N ovem ber 1912 im P falz-Saarbrücker Bezirksverein.

(2)

70 ABHANDLUNGEN

Es ist bekannt, d aß bei N e u g eb o ren en d ie S in n eso rg an e in v o llen d eter F orm v o rhanden und zur T ä tig k e it b ereit sin d ; sie w erd en von Reizen g e ­ tro ffen u nd erreg t. A ber das A nsprechen des kindlichen K örpers auf diese Reize h a t n u r den C h arak te r unw illkürlicher R eflexe. D as Kind sch ließ t die A ugen bei plötzlichem , grellem Licht, es w ird u n ru h ig o d e r sch reit bei starken G eräuschen o d er H autreizen. Es v erh ält sich ab e r teiln ah m lo s beim A nblick von P erso n en o d er v o rg eh alten en G eg en stän d en . Die E rre g u n g e n d e r Sinnesorgane w erden zw ar von d e r Stelle des Reizes durch die N erven nach dem Zentrum , dem G ehirn, g eleitet, tre te n ab e r d o rt nich t als von au ß e n lieg en d en G egen­

stän d en h e rrü h ren d ins B ew u ß tsein ; sie führen zu n äch st n u r zu reinen E m p f i n d u n g e n . E rst allm ählich g e la n g t d as Kind dahin, E rinnerungs­

bilder seiner E m p findungen, die als V o r s t e l l u n g e n bezeichnet w erden, au fzu b e w a h re n ; aus ihnen entw ickeln sich dann, so b ald neue Empfindungen als b ereits frü h e r aufg en o m m en w ied ererk an n t w erden, die W a h r n e h m u n ­ g e n . M it d e r W ah rn eh m u n g treten dem nach die von a u ß e r uns liegenden G eg en stän d en durch einzelne S in n eso rg an e erlangten E m pfindungen erst ins v o l l e B ew ußtsein.

U n ter A n s c h a u u n g v e rste h t m an im allgem einen den K om plex s ä m t ­ l i c h e r E m p fin d u n g serk e n n tn isse o d e r W a h rn e h m u n g e n ; die w ir von einem G e g e n sta n d erlangen, und die durch m eh rere o d e r alle S in n eso rg an e ver­

m ittelt w erd en können. W äh ren d uns jed e einzelne E m p fin d u n g und die sich d arau s erg eb en d e W a h rn eh m u n g im m er n u r e i n e b estim m te Eigen­

sch aft eines G e g en stan d es erkennen läßt, v erm ittelt die A n schauung erst die K enntnis g a n z e r G eg en stän d e u n te r g leich zeitig er M itw irk u n g verschiedener E m pfindungen und W ah rn eh m u n g en . Je nachdem diese einzelnen E m pfindun­

gen n e b en ein an d er o d e r nach ein an d er au fg en o m m en w erden, o rdnen w ir sie nach d e r A nschauungsform d e s R aum es o d e r d e r Z eit.

Die w eitau s m eisten E m pfindungen von den A ußen d in g en v erm ittelt uns d e r G esichtssinn. Z ugleich b e h e rrsc h t er die g rö ß te n E n tfern u n g en und er­

fa ß t die g rö ß te M enge von E inzelheiten m it d e r g rö ß te n S chnelligkeit und S icherheit. D aher en tsp rich t auch d as W o rt A n sch au u n g ursp rü n g lich der V o rstellu n g des G esichtssinnes, w äh ren d sich seine allg em ein ste Bedeutung bekanntlich noch ü b e r die V o rstellu n g en a l l e r S in n eso rg an e hinaus bis zur subjektiven A uffassung irgend ein er Sache ü b e rh a u p t e rw e ite rt h a t; so spricht man z. B. von L eb ensanschauung, von W e lta n sc h a u u n g u. dergl. Eine der­

art w eite F assu n g des B egriffes d e r A n schauung b ild et jed o ch nicht den G eg en stan d d e r vorliegenden B e tra c h tu n g e n ; vielm ehr h an d e lt es sich hier n u r um d as Z usam m enfassen von Sinneseindrücken, u n te r denen die Ge­

sichtsbilder von b e so n d e re r B ed eu tu n g sind, da von ihnen die ü b erau s wich­

tigen und g era d e auch in d e r T echnik m aß g eb e n d en Raum V orstellungen in e rste r Linie ausgehen.

Die A nschauung bezieht sich n a tu rg em äß im m er auf e i n z e l n e G egen­

stände, deren E igenschaften m eist allm ählich, im Laufe d e r Z eit, durch das Z usam m enw irken von E rinnerungen und neuen W ah rn eh m u n g en e rk an n t w er­

den. Sie ist an einen g eg eb en en , einzelnen, k o n k reten G e g e n sta n d gebunden, d. h. an den G eg en stan d , wie er sich beim Bilden d e r A n schauung in allen E inzelheiten den S innesorganen g era d e d a rb ietet. Die A n sch au u n g erhebt sich also nicht ü b er die Stufe d er W a h rn eh m u n g .

(3)

TECHNISCHE ANSCHAUUNG 71

B esondere V erhältnisse ergeben sich, sobald d e r V e r s t a n d in T ä tig ­ keit tritt. Er g e h t d arau f aus, die A nschauungen und ihre E rinnerungs­

bilder, die sich auf einzelne, konkrete G eg en stän d e beziehen, zu allgem eineren Einheiten zusam m enzufassen. V on den vielen einzelnen und bestim m ten E r­

innerungsbildern o d er I n d i v i d u a l v o r s t e l l u n g e n , die in d e r T echnik häufig als i n n e r e A n s c h a u u n g e n bezeichnet w erden, b ew ah rt die Seele ein gem einsam es, unbestim m tes, verschw om m enes Bild, die G e m e i n V o r ­ s t e l l u n g , die n u r die gem einsam en M erkm ale einer g rö ß eren Reihe ä h n ­ licher Individualvorstellungen um schließt, hingegen die individuellen M erk­

male ausscheidet.

D er T rä g e r d er G em einvorstellung ist das W ort. D urch die V erbin­

dung m it dem W ortzeichen können die G em einvorstellungen scharf ausein­

ander g eh alten und g en au um grenzt w erden. W ird der W ortsinn d erart bestim m t, daß ü b er die B edeutung des W o rtes keine Z w eifel m ehr auf- kom m en können, so erstark t die G em einvorstellung zum Begriff. Beispiels­

w eise ist die aus einer oberflächlichen A nschauung gew onnene G e m e i n ­ v o r s t e l l u n g des W assers das Bild einer flüssigen, benetzenden, d urch­

sichtigen, farb- und geschm acklosen M a s s e ; d er B e g r i f f des W assers je­

doch, d er eine ein d eu tig e V orstellung seines W esens verm ittelt, ist die Be­

zeichnung einer bestim m ten chem ischen V erbindung von S auerstoff und W as­

serstoff. D urch die g en au e B eschreibung dieser chem ischen V erbindung w ird d er W ortsinn erklärt o d er d er B e g r i f f des W assers d e f i n i e r t .

Das Beispiel läß t erkennen, daß die B egriffsbildung durch U rteile e r ­ folgt, die in d er V erknüpfung b ek an n ter Begriffe bestehen und die D efinition neu er B egriffe abgeben können. D urch die logische A bleitung neuer U r t e i l e aus bekannten U rteilen kom m en die S c h l ü s s e und auf diese W eise unser ganzes D e n k e n zustande.

D as Beispiel der B egriffsbildung des W assers zeigt aber außerdem , daß j d a s U rteil, auf das sich die D efinition des Begriffes stützt, von d er Er- gUi fah ru n g , d. h. von V orstellungen und letzten Endes von A nschauungen ab- lgttö h ängig ist. D er W andel d er A nschauungen, besonders die w achsende E r­

bte fahrung, kann d a h e r Ä nderungen d er Begriffe zur F olge haben. Sobald der iS: Begriff aus unvollständigen, unklaren A nschauungen hergeleitet w ird, muß er soäjc sich in leeren A bstraktionen verlieren, die ihn fälschen oder doch schw ankend,

&; unzuverlässig und zur A nw endung auf einzelne Fälle untauglich machen, nid D eutliche, bestim m te, richtige Begriffe können nur dann gew onnen w erden, sBl w enn D eutlichkeit, R einheit und F estig k eit der A nschauungen ihre sichere

§ G rundlage abgeben. D aher sa g t K ant: „B egriffe ohne A nschauungen sind ais« leer“ ; denn es fehlt dem Begriff ohne A nschauung die Sum m e der an- liKät schaulichen M e r k m a l e , die eben d er B egriff zusam m enfassen soll als

das G em einsam e von E inzelgegenständen gleicher A rt; dam it fehlt ihm aber auch die F ähigkeit, auf einen bestim m ten Anlaß hin, z. B. infolge eines yi W o rtes, alle durch ihn zusam m engefaßten gegenständlichen E inzelheiten in i(itf g an zer Fülle und natürlicher Frische vo r das Auge der inneren, geistigen jjui A nschauung hinzustellen.

¡jjf A nderseits w ürden w ir ganz au ß erstan d e sein, das verw orrene N eben- . tr|j einander einzelner A nschauungen g eistig zu durchdringen, die aus ihrem In­

h alt g ew o n n en en V orstellungen zu neuen V orstellungen um zuform en und so 1*

(4)

72

ABHANDLUNGEN

zu einer im m er h öheren E ntw icklung u n seres g e istig en L ebens zu gelan g en , w enn u ns dazu nich t die B egriffe und U rteile zur V erfü g u n g stü n d e n . „A n­

schauungen oh n e B egriffe sind b lin d “ , sa g t K ant. E rst die B egriffe ergeben die M öglichkeit, die A nschauungen d e ra rt g eistig zu v era rb e ite n , d aß in ihre reg ello se, e rd rü ck en d e M asse O rd n u n g un d Ü b ersich t kom m t.

A nschauen und B egreifen sind es, die zu r E rk en n tn is fü h ren . Bei jeder E rkenntnis tre te n diese beiden E ig en sch aften d e s m enschlichen G eistes hervor, w obei die eine o d e r an d ere an B ed eu tu n g ü b erw ieg en kann. A ber keine isi oh n e die andere w irksam und le b e n s fä h ig ; d a rü b e r m uß sich d e r Ingenieur eb en so w o h l klar sein w ie d er in a b stra k te ste n G e d a n k e n g ä n g e n arbeitende G eleh rte. G erad e d er In g en ieu r d a rf im In teresse se in e r E ntw icklung und seiner g esam ten T ä tig k e it d aran erin n ert w erd en , d a ß die rein em pirische An­

schauung eine A n schauung o hne V erstan d , eine E rsch ein u n g , eine blinde W a h rn eh m u n g eines isolierten G e g en stan d es bleibt. M it ih r ist dem Ingenieur nicht g ed ien t. Z u r E rk en n tn is eines G e g e n sta n d e s g e h ö re n eb en zw ei Arten von G eistestätig k eit, näm lich die A nschauung, die den einzelnen konkreten G eg en stan d erfaßt, und die aus d e r A n sch au u n g h e rg e le ite te ab strak te , all­

gem eine V o rstellu n g , d e r Begriff. D ie A n sch au u n g w ird durch die Sinn­

lichkeit, d e r B egriff durch den V erstan d v erm ittelt. Die A nschauung soll man sich v erständlich, den B egriff h ingegen anschaulich m achen, um die W o rte K ants zu g eb rau ch en .

Die so g ew o n n en e V o rstellu n g vom W esen d er A nschauung im allgemeinen e rö ffn et einen A usblick auf ihre B ed eu tu n g fü r das G eistesleb e n überhaupt und b ie te t die M ittel zur b eso n d eren B etrac h tu n g d es W esen s und der Be­

d e u tu n g t e c h n i s c h e r A nschauung.

Die B ed eu tu n g sch arfer und v o llstän d ig er A nsch au u n g en fü r die Bildung rich tig er V o rstellu n g en un d B egriffe w u rd e schon e rw ä h n t. W as uns hier ab er b eso n d ers interessiert, ist d ie F ä h ig k e it d es m enschlichen G eistes, die durch die A nschauung sinnlich au fg en o m m en en , a u ß e r u ns liegenden Dinge in d e r V o rstellu n g zu neuen Bildern k ö rp e rlic h e r G e g e n stä n d e willkürlich zusam m enzustellen. D iese F ä h ig k e it d e s M enschen bezeichnet m an als Ein­

bild u n g sk raft o d er P h an tasie. Es b e d a rf v o r In g en ieu ren keiner w eiteren Er­

klärungen, von w elch er g ew altig en B ed eu tu n g die P h a n ta s ie nich t n u r in der T echnik, so n d ern im g e sa m te n G eistesleb en , d e r K unst w ie d e r W issenschaft, ist. S elbst die reinen G eistesw issen sch aften sind auf die P h a n ta sie in her­

vo rrag en d em M aße angew iesen, d a g e ra d e sie es ist, die an re g e n d auf die B earbeitung d e r E rfah ru n g statsach en w irk t und d e r F o rsc h u n g bestim m te R ichtungen g ib t. An d ieser Stelle m ag auf eine V e rö ffen tlich u n g in der Z eitsch rift d es V erb an d es d eu tsc h e r D iplo m -In g en ieu re vom 15. S e p te m b e r 1912 hingew iesen w erden, die nicht n u r d as g ro ß e derzeitig e In teresse des In­

g en ieu rsta n d es fü r den vorlieg en d en G eg en stan d b ek u n d et, so n d e rn diesen selb st in b eso n d ers an re g e n d e r und tre ffe n d e r W eise e rö rte rt. Es ist die den O stw ald sch en Schriften ü b e r „ G ro ß e M än n er“ en tn o m m en e A ntrittsvor­

lesung des bekannten C hem ikers van ’t H o ff an d er U n iv e rsitä t Am sterdam aus dem Ja h re 1877 ü b er d as T h e m a „D ie P h a n ta sie in d e r W issen sch aft“ . D er g ro ß e G eleh rte fü h rt hier in schlichten, p o p u lären W o rte n aus, w ie die aus den A nschauungen en tsp ru n g en en und durch Schlüsse erg än zten Vor­

stellungen mit H ü lfe d er P h an tasie und d er U rteilsk raft zu neuen V orstellungen

(5)

TECHNISCHE ANSCHAUUNG 73

o d er inneren A nschauungen k om biniert und schließlich w ieder nach außen projiziert w erden, ein V organg, den m an gew öhnlich m it den W o rten be­

zeichnet: „ a u f den G ed an k en k om m en“ .

In e rste r Linie ist diejenige T ä tig k e it d e r P h an tasie von W ichtigkeit, die infolge d e r U nzulänglichkeit d e r Sinne zu den W ahrn eh m u n g en hinzutreten muß, um die A nschauungen zu vervollständigen. Sie g rü n d e t sich auf Schlüsse, die n a tu rg em äß auch w ied er auf W ahrnehm ungen, A nschauungen und V or­

stellungen an g ew iesen sind, w ie z. B. die richtige A uffassung von E ntfern u n ­ g en o d er perspektivischen V erzerrungen, die uns das A uge nicht ohne w eiteres aufzuklären verm ag. So ziehen w ir aus d e r perspektivischen V erjüngung den Schluß b estim m ter E n tfernungen der w ahrgenom m enen G eg en stän d e von unserm Auge.

Eine andere w ichtige T ätig k eit der P h an tasie b esteh t in d er A uslösung von V orstellungen k o n k reter G eg en stän d e ohne sinnliche W ahrnehm ungen D iese A rt d e r E in b ild u n g sk raft w ird als r e p r o d u k t i v e P h a n t a s i e b e ­ zeichnet. Sie verm ag die u n b ew u ß t in u n serer Seele aufgespeicherten E r­

innerungsbilder a u ß e r uns lieg en d er G eg en stän d e selb stän d ig in u n ser Be­

w ußtsein zu rufen. Da die P h an tasie in diesem Falle gleiche geistig e W ir­

kungen h erv o rb rin g t w ie die äu ß eren Sinne, so kann m an sie als einen im aginären, inneren Sinn auffassen, dessen W ahrnehm ungen i n n e r e A n ­ s c h a u u n g e n erzeugen, die, je nach d er L ebhaftigkeit d er P hantasie, mit g rö ß e re r o d er g erin g e re r Schärfe, K larheit und K raft vor unserem g e i s t i g e n

A u g e stehen o d er an ihm vorüberziehen.

Z eichnet sich die Phantasie durch die F ähigkeit aus, V orstellungen oder innere A nschauungen von b e so n d e re r s i n n l i c h e r L ebhaftigkeit zu erzeu gen, so w ird sie als a n s c h a u l i c h e P h a n t a s i e bezeichnet. H ingegen ü b erw ieg t bei d er k o m b i n i e r e n d e n P h a n t a s i e die Fähigkeit, die von ihr gew eckten V orstellungen in b eso n d ers m annigfaltiger W eise zu v e r­

knüpfen. A us diesen V erknüpfungen en tsp rin g en neue V orstellungen und V o rstellungsgruppen von k o n k reter A nschaulichkeit, w enn die s c h ö p f e ­ r i s c h e o d e r p r o d u k t i v e P h a n t a s i e ihre K räfte entfaltet.

Die V erarb eitu n g des in den A nschauungen geg eb en en E rkenntnisstoffes zu B egriffen, U rteilen und Schlüssen, die den Inhalt des D e n k e n s aus- maCht, ste h t dem nach d e r T ä tig k e it d e r P hantasie in g ew issem Sinne g egenüber, oh n e daß sich jedoch beide g eg en seitig ausschließen, w ie auch die erw ähnten A usführungen van 't H offs zum A usdruck bringen. D as D enken fü h rt eben e rst zur Erkenntnis in d er A nw endung auf die sinnlich w ahrnehm bare G egen ständlichkeit. D enkvorgänge sind d ah er stets von Bildern d er P hantasie b e ­ g leitet, die in ihrer L ebhaftigkeit se h r verschieden sein können. Die Bezeich­

nungen „begriffliches“ und „anschauliches“ D e n k e n 2), die von Ingenieuren 2) Die in d er vorliegenden A rbeit g ew äh lte psychologische T erm inologie en tsp rich t nicht in voller Ü bereinstim m ung derjenigen, die in d er P hilosophie m eist üblich ist. Es w urde hier W e rt d arau f g elegt, nicht n u r das a n ­ schauliche und begriffliche D enken nach M öglichkeit klar gegenüberzustellen, so n d ern auch zw ischen ä u ß e re r und innerer A nschauung zu unterscheiden.

V ergl. d a z u : O sw ald Külpe, E inleitung in die P hilosophie, Leipzig, bei S. Hirzel, fe rn e r: T h. Elsenhans, P sychologie und Logik, Sam m lung G öschen.

(6)

74 ABHANDLUNGEN

h äufig ein an d er g e g e n ü b e rg e s te lit w erd en 3), lassen sich nur so v ersteh en , daß die logisch v erknüpften G ed an k en g än g e im einen Falle ü b erw ie g e n d vom V er­

stän d e b eh errsch t und nu r von m atten sinnlichen V o rstellu n g en o d e r inneren A nschauungen b eg leitet w erden, w äh ren d im and eren Falle g leich zeitig die P h an tasie eine lebendige Fülle scharf um rissener, innerlich em p fu n d e n e r Bil­

der ü b e r die ab strak te n Schlußreihen au sg ieß t.

Es ist g e ra d e dem In g en ieu r w o h lb ek an n t und g eläu fig , daß bei der E ntw icklung technisch fru c h tb a re r G ed an k en die P h a n ta sie o ft eine größere Rolle spielt als die U rteilskraft. Die n u r d u rc h v e rtie fte A nschauung zu im m er n eu er sch ö p ferisch er K raft g elan g e n d e P h a n ta sie ist fü r ihn d e r frucht­

b are B oden, auf dem neu es L eben g e d e ih t. Da ab er auch fü r ihn ohne be­

griffliches D enken, ohne richtige U rteile und Schlüsse erfo lg reich e G eistes­

arbeit unm öglich ist, so sch afft seine P h a n ta s ie auch fü r die ab strak te n G e­

d an k en g än g e eine b eso n d ere, anschauliche F orm , die, w ie sich noch zeigen wird, ihm eigentüm lich ist und hier als t e c h n i s c h e A n s c h a u u n g be­

zeichnet w ird.

Da die P h an tasie in einer fü r den In g en ieu r g efäh rlich en W eise entarten kann, w enn sie sich in ü b e rtrie b e n e r W eise von G efü h len b eherrschen läßt, sei hier ganz kurz auch au f die B ed eu tu n g d er A n sch au u n g fü r die Bildung des- G e m ü t s l e b e n s hingew iesen. Es e rh e b t sich, g e n a u so wie die Intelligenz, auf d e r G ru n d lag e d e r sinnlichen W ah rn eh m u n g en , die je nach ihrer B eschaffenheit angenehm e o d e r u n an g en eh m e, b efried ig en d e o d er un­

befriedigende, Lust- o d e r U n lu stg efü h le h erv o rru fen . Je d u n k ler und unbe­

stim m ter die A nschauungen sind, je w en ig er sie den sinnlich aufgenom m enen G e g en stän d en d e r N a tu r en tsp rech en und je m eh r sie infolgedessen den Boden d er W irklichkeit verlassen, um so d u n k le r u n d v e rw o rre n e r werden auch die sie b eg leiten d en G efühle, und um so m e h r ist die in unbestim m te T ä tig k e it versetzte Seele d er G efah r p reisg eg eb en , in die H errsch aft der unklaren G efühle zu g e ra te n und von ihnen ü b e rw ä ltig t zu w erden. Die P h an tasie w ird p h an tastisch , das G eistesleb e n e n ta rte t zum M ystizism us und zur S chw ärm erei. K l a r e A nschauungen u n d V o rstellu n g en d ag eg en werden von einem g esu n d en G efühlsleben b eg leitet, das sich in steig en d em Inter­

esse fü r die G e g e n stä n d e d e r A nschauungen b e k u n d e t und d adurch eine bestän d ig e A n reg u n g zur w eiteren A usbildung und V ertiefu n g d e r A nschauung au sü b t.

Es ist klar, d aß technische A nschauung ihrem W esen nach nicht etw as G ru n d v ersch ied en es sein kann von d e r A nschauung im allgem einen, erkenntnis­

th eo retisch en Sinne. A ber es tre te n an ihr noch einzelne M erkm ale her­

vor, die sie in b e so n d e re r R einheit, Schärfe un d K raft erscheinen lassen.

D iese E ig en art technischer A nschauung en tsp rin g t den V o rau ssetzu n g en und E rfordernissen tech n isch er A rbeit ü b erh au p t.

A us dem W o rte „ T e c h n ik “ kann m an freilich ihr W esen in dem für den In g en ieu r b ed eu tu n g sv o llen Sinne nicht o hne w eiteres ab leiten . Dieses W o rt um g ren zt die T ä tig k e it des Ingenieurs n u r ä u ß e rs t m an g elh aft und hat sicherlich nicht w enig dazu b eig etrag en , ihr V erstän d n is und ihre W ü rd ig u n g

3) V ergl. T. u. W. 1913 H eft 1: „A nschauliches D enken in B eru fsarb eit und U n terrich t“ von K äm m erer.

(7)

TECHNISCHE ANSCHAUUNG 75

zu ersch w eren und zu h in tertreib en . Man spricht von d er T echnik des K laviervirtuosen, des Z ahnkünstlers, selbst des D ichters und denkt dabei an das H an d w erk sm äß ig e d ieser Berufe, w äh ren d das W esen d e r allgem ein als „ T e c h n ik '1 bezeichnetcn In g en ieu rtätig k eit sich keinesw egs in H an d fertig ­ keiten erschöpft.

N icht viel b esser steh t es um das W o rt „In g en ieu rw issen sch aften “ . G anz abgesehen davon, d aß es, allerdings zu U nrecht, von den B auingenieuren als B ezeichnung ihrer besonderen T ä tig k e it b eansprucht zu w erden pflegt, um schließt es dem W o rtlau te nach n u r die w issenschaftliche Seite des In­

gen ieu rb eru fes, w äh ren d B ezeichnungen wie M edizin, Philosophie, Ju risp ru ­ denz usw . auch deren praktische A rb eitsg eb iete m it einbegreifen und zu­

gleich alle W inkelpraxis ausschließen. G erade bei d er In g en ieu rtätig k eit ist aber eine T ren n u n g d e r w issenschaftlichen von den praktischen A ufgaben ganz unm öglich und undenkbar. D aher h a t das W o rt „In g en ieu rw issen ­ sch aften “ fü r den P rak tik er vielfach noch einen G eruch nach unfruchtbarem S pekulantentum , w iew ohl auch d e r P rak tik er m ehr und m ehr auf w issenschaft­

liche Schulung angew iesen ist, w enn er seinen A ufgaben g ew achsen bleiben will.

Solange d ah er ein kurzes, treffen d es W o rt fü r die B ezeichnung d e r Be­

rufsarbeit des Ingenieurs nicht b esteh t, tu t man g u t daran, bei dem etw as schw erfälligen A usdruck „ In g e n ie u rtä tig k e it“ zu bleiben, der ihren Inhalt w ohl am b esten w iedergibt. V olle K larheit üb er ihre A ufgaben und Z iele ist aber erforderlich, um das W esen technischer A nschauung zu begreifen und zu ihrer W eiterb ild u n g im Interesse u n serer g esam ten technischen E ntw icklung b eizutragen.

Ingenieurtätigkeit beg in n t da, w o ü b er die unm ittelbare A nw endung ein­

facher W erkzeuge hinaus beso n d ere bauliche M aßnahm en g etro ffen w erden, um bestim m te praktische Ziele zu erreichen. D aher läß t sie sich definieren als ein Bilden und Z usam m enfügen von Bauteilen zu nützlichen Zw ecken, w o rau s sich ergibt, daß das Ziel aller Ing en ieu rarb eit auf konkrete, im ein­

zelnen bestim m te G eg en stän d e g e ric h te t und sie infolgedessen eine T ä tig ­ keit ist, die aus d er A nschauung en tsp rin g t und in d er A nschauung endet.

Z w ar ist die L eistung au sg ieb ig er D enkarbeit zw ischen Q uelle und M ündung g e sc h a lte t; ab er d as Kennzeichen auch dieses D enkens b esteh t g erad e darin, daß es V orstellungen h ervorzubringen hat, die in ein d eu tig er Schärfe nach außen projizierbar sind. In folgedessen ist dem schaffenden Ingenieur ein Spiel m it Begriffen, ein V erstecken h in ter W o rten , ein sophistisches S chrauben der G edanken unm öglich. W enn M ephisto dem Schüler erk lärt: „M it W o rten lä ß t sich trefflich stre ite n “ — „d en n eben w o B egriffe fehlen, da stellt ein W o rt zur rechten Z eit sich ein“ , so> v e rsp o tte t er dam it viel m ehr so m anchen P ro fe sso r d e r U niversität als d er T echnischen H ochschule. Selbst klare B e g r i f f e können dem Ingenieur noch nicht zum E rfolge verhelfen, w enn er aus ihnen nicht V orstellungen und A nschauungen zu entw ickeln v ersteh t, die einer Ü b ertrag u n g ins M aterielle fähig sind und hier den F o rd e ­ rungen g enügen, denen sie ihre E n tsteh u n g und E ntw icklung verdanken.

Die g eistig e T ätigkeit, die darin b esteh t, bestim m te Begriffs- und V or­

stellungskom binationen vorzunehm en, diese in A nschauungen um zusetzen und nach außen zu projizieren und schließlich diese A nschauungen d erart ein ­

(8)

76 ABHANDLUNGEN

deu tig zu um schreiben, d aß sie von an d eren P erso n en g e n a u in d e r gieichen W eise a u fg e fa ß t w erden m üssen w ie von ihrem S ch ö p fer, b ezeich n et d er Ingenieur als „ K o n stru ie re n “ . D as technische K onstruieren ist also eine T ä tig ­ keit, die m it d er S chulung und E ntw icklung d e r A n schauung und d e r P h an ­ tasie ste h t und fällt. W enn sich d as W esen des K o n stru ieren s in einer T ä tig k e it d e r A n sch au u n g sk raft auch nicht ersch ö p ft, so ist es doch fest darau f g e g rü n d e t, so fest, d aß die B ildung d e r A n sch au u n g nich t n u r die breiteste G ru n d lag e, sondern auch den H au p tp fe ile r aller In g enieurerziehung ausm acht.

D er K onstruktion s te h t die F ab rik atio n g e g e n ü b e r als z w eite s Elem em d er T ätig k eit, B auteile zu bilden und zusam m en zu fü g en . D ie A u fg ab e der Fab rik atio n b e ste h t darin, die nach au ß e n p ro jizierten und allgem ein sinn­

lich w ah rn eh m b ar g em ac h ten A nschauungen d es In g en ieu rs in die g e g e n ­ ständliche W irklichkeit um zusetzen. D a die F ab rik atio n als solche n atu r­

gem äß u n m ittelb ar m it G eg e n stä n d e n zu tu n hat, tre te n die g eistig en V or­

g än g e d e r U m form ung von A nschauungen in B egriffe und w ied er in neu kom binierte V o rstellu n g en und A nsch au u n g en bei ih r sta rk in den H in ter­

g ru n d . Indes e rfo rd e rt die h eu tig e h ohe E n tw ick lu n g sstu fe d e r Industrie auch in d er F ab rik atio n vielfach h o ch w ertig e G e iste sa rb e it äh n lich er A rt wie in d e r K onstruktion. A llerdings liegen die h o c h g e w e rte te n E igenschaften d er B etriebs- und F a b rik atio n sin g en ieu re zum g ro ß e n T eil auf anderen als technischen G ebieten.

D as W esen tech n isch er A nschauung tritt b eso n d ers beim K o n s t r u i e r e n hervor, w esh alb die F ab rik atio n fü r die v o rlieg en d en B etrac h tu n g en erst in zw eiter Linie B edeutung g ew in n t. D aß die A n schauung beim technischen K onstruieren eine au ssch lag g eb en d e Rolle spielt, g e h t schon au s d e r oben geg eb en en E rläu teru n g des W esen s d e r K o n stru k tio n sarb eit h erv o r. Dieser U m stand allein w ü rd e a b e r noch nicht dazu b erech tig en , von d e r „tech­

nischen A n sch au u n g “ als einer b eso n d eren A n sch au u n g sart zu sp rech en . Ih n kennzeichnende E igentüm lichkeit erlan g t sie e rst d ad u rch , d a ß sie sich aus dem Kreise d e r W ah rn eh m u n g auf den d e r V era rb e itu n g d e r V orstellungen und Begriffe, auf den K reis d er technischen U rteilsb ild u n g en und Schlüsse ü b ertrag en hat. Es g e lin g t ihr, d ie logischen S chlußreihen durch anschauliche zu ersetzen, d erart, daß an die Stelle eines fo lg eric h tig en , a b stra k te n G e­

d ankenganges eine K ette g esetzm äß ig v erlaufender, k o n k re te r B ilder tritt, die in ih rer G e sa m th e it anschaulich g em ac h t w erd en u n d d as d u rch sie ver­

körperte U rteil o d e r G esetz infolgedessen gleichfalls durch die A nschauung zur E rkenntnis brin g en . Im einzelnen w ird au f d iese V erh ältn isse zurück­

gekom m en w erden. H ier soll aus den allgem einen S ätzen n u r die N o t­

w endigkeit g e fo lg e rt w erden, sich den Inhalt tech n isch er K onstru k tio n sarb eit zu v erg eg en w ärtig en , w enn m an den bed eu tsam en E influß d e r A nschauung auf d ie D u rc h fü h ru n g d ieser A rb eit in sein er E ig e n a rt erkennen w ill.

Die In g en ieu rarb eit, im b eso n d eren die d es K o nstruierens, zeichnet sich dadurch aus, daß sie ste ts d a ra u f au sg eh t, nützliche Z w ecke zu erreichen O hne diesen Z w eck g e rä t sie ins P h an tastisch e. G erad e d a d u rc h e rh ä lt sie ihren spezifisch technischen C h a ra k te r u nd w ird zu ein er A rt K unstlehre des B auens im allgem einen Sinne, zu einem S ystem d e r M ittel, die g eb rau ch t w erden m üssen, um einen bestim m ten, nützlichen Zw eck zu erreichen, etw a

(9)

TECHNISCHE ANSCHAUUNG 77

so , w ie m an d ie L ogik als eine K unstlehre des D enkens auffassen kann, d . h.

als ein S ystem d e r M ittel, um g ü ltig e E rkenntnisse schlechthin zu erreichen.

N ur u n tersch eid et sich die K onstru k tio n sleh re von d e r Logik dadurch, daß sie nicht u n ter dem G esich tsp u n k t eines einzigen, bestim m ten Z w eckes steh t, sondern daß dieser Z w eck m it je d e r A ufgabe w echselt, o d er vielm ehr, daß stets n eu e Z w ecke auch n eu e A ufgaben bestim m en, die m it einer besonderen A rt von M itteln, näm lich den baulichen M itteln d e r T echnik zu lösen sind.

Insofern die W ahl dieser M ittel bestim m ten prinzipiellen E rw äg u n g en und E ntscheidungen u nterliegt, ist das K onstruieren eine w issenschaftliche T ä tig ­ keit, als die es h e u te m e h r und m eh r h erv o rtritt. D ie reine K u n stfertig ­ keit, die n atu rg em äß beim K onstruieren ste ts eine Rolle spielen w ird und m uß, verm ag in d e r m odernen T echnik E rfo lg e nicht m ehr zu verbürgen.

Als erstes erscheint bei aller In g en ieu rtätig k eit som it die Z w eckbestim m ung.

V or Ingenieuren brauchen die verschiedenen nützlichen Zw ecke, in deren D ienst ihre A rbeit g estellt ist, nicht aufgezählt zu w erden. M an h a t ja so g ar die technischen T ätig k eiten nach den Zw ecken und Zielen, auf die sie g e ric h te t sind, eingeteilt, so z. B. in solche, die auf die G ew innung von Rohm aterialien, fern er auf d eren V erw ertung, und schließlich auf die H er­

stellung von B auten fü r W ohn- und V erkehrszw ecke abzielen. Eine solche E inteilung ist rein äu ß erlich er N atur, nicht erschöpfend und erg ib t auch keines­

w egs eine scharfe A bgrenzung. H ier g e n ü g t d er H inw eis, daß alle Ingenieur­

arb eit d am it beginnt, einen nützlichen Zw eck, w elch er A rt e r auch sein m ag, zu erkennen und zu bestim m en, d er dann zum Ziel aller w eiteren tech ­ nischen A nstrengungen g em ac h t w ird.

Z u r E rkenntnis nützlicher Z w ecke g e la n g t d er In g en ieu r auf verschiedenen W egen, die uns h ier desw egen in teressieren , w eil sie vielfach W ege zur E ntfaltung technischer A nschauung sind un d von Ingenieuren m ehr und m ehr b etreten w erden, und zw ar in b e w u ß te r T ren n u n g von W egen, die zw ar fü r die T echnik nicht g erad e u n g an g b ar sind, ab e r ein V erlaufen u n d eine V erfinsterung des H orizontes befürchten lassen o d er unverm eidlich machen, wie w ir noch sehen w erden.

Es ist bekannt, daß o ft g en u g technische E inrichtungen bestehen, die ohne w eiteres o d er m it ganz g eringem A ufw and technischer D etailarb eit n ü tz ­ lichen Zw ecken von h e rv o rra g e n d e r B edeutung d ien stb ar g em ac h t w erden.

N ur die E rkenntnis des nützlichen Z w eckes h a t noch g efeh lt. D er G rund fü r das N ichterkennen kann in dem niederen Stand d er naturw issenschaftlichen, d er technischen o d e r auch d er w irtschaftlichen E rkenntnis liegen, d er zu d er Z eit herrschte, als die b etreffen d e E inrichtung fü r beschränkte Zw ecke geschaffen w urde. Die E rkenntnis, daß eine E rw eite ru n g d er Z w ecke be­

kan n ter E inrichtungen u n m ittelb ar o d e r se h r leicht m öglich ist, kann d as Ergebnis h e rv o rra g e n d e r In g en ieu rtätig k eit darstellen. Als Beispiel sei n u r die m oderne G leichstrom dam pfm aschine genannt, deren E inrichtung im Prinzip län g st bekannt w ar, w enn sie natürlich auch erhebliche k o n stru k tiv e U m ­ än derungen in einzelnen P unkten e rfu h r; ihr h erv o rrag en d nützlicher Zw eck im R ahm en d e r m odernen D am pfm aschinentechnik w urde ab e r e rst von Stum pf erk an n t und in der Industrie v erw ertet.

M eist jedoch liegt die erste und H au p tau fg ab e des Ingenieurs darin, nützliche A ufgaben erst aufzustellen o d er aufzuspüren. M an kann sich die

2

(10)

A ufgabe stellen, ein lenkbares Luftschiff zu k o n stru ieren o d e r die A rb eit d e s N äh en s durch eine M aschine v errichten zu lassen. In beiden Fällen b eg in n t die eigentliche In g en ieu rarb eit e rs t n a c h d e r S tellung d e r A uf­

g a b e und kann auf verschiedene W eise g e le iste t w e rd e n ; e n tw e d e r auf rein em pirischem W eg e, durch A usprobieren einzelner, m eh r o d e r w en ig er sy ste­

m atisch z u sam m en g estellter M öglichkeiten, o d e r auf w issenschaftlichem W ege, durch m ethodisch g e o rd n e te , von b estim m ten P rinzipien b e h e rrsc h te G e ­ d ankenreihen. Beide W eg e sind in beiden Fällen m ö g lich ; a b e r m an sieht se h r leicht, d aß d e r erste W eg im ersten Falle, näm lich dem des L uft­

schiffes, zum m indesten n u r seh r langsam en E rfolg v ersp rich t. Im Falle d e r N ähm aschine ersch ein t d e r rein em pirische W e g a u ssic h tsre ic h e r; aber die n eu ere E ntw icklung d es W erk zeu g m asch in en b au es lehrt, daß auch hier die w issenschaftliche K o n stru k tio n sarb eit w esentlich sch n eller u nd sich erer zum Z iele fü h rt. Die W issen sch aftsg eb iete sind in beiden Fällen verschieden;

w äh ren d bei d e r K onstruktion des L uftschiffes z. B. aero m ech an isch e Studien in F ra g e kom m en, die selb st zu r w issenschaftlichen F o rsc h u n g em porsteigen können un d n ötigenfalls m üssen, so steh en im Falle d e r N ähm aschine kine­

m atische U ntersu ch u n g en im V o rd e rg rü n d e .

Die B ed eu tu n g w issenschaftlicher A rbeit fü r die T ech n ik reich t ab er noch w e ite r als bis zur L ösung fertig g e ste llte r A ufg ab en . W ir erleben es täglich, d aß d ie w issenschaftliche F o rsch u n g ü b e rh a u p t e rst auf n eue nützliche Auf­

g a b e n stö ß t, sie auf ihrem stre n g v o rg esch rieb en en W eg e a u fs p ü rt und dem In g en ieu r b ereit stellt. Freilich m uß dabei die N ützlichkeit d ieser Aufgaben auch erk an n t w erden, w as bei dem g e le h rte n F o rsch er nu r selten d er Fall ist, w äh ren d d er In g en ieu r bei w issenschaftlichen F o rsch u n g en b e w u ß t auf die N ützlichkeit d e r F o rsch u n g serg eb n isse lo s ste u e rt. Ein lehrreiches Beispiel b ieten d ie F o rsch u n g en auf dem G eb iete des elektrischen M ehrphasenstrom es, die den b ekannten italienischen P h y sik er F erraris d a s D reh feld entdecken ließen, ab er am D reh stro m v o rb eifü h rten , da er ihn infolge des bei größter A rb eitsleistu n g errech n eten schlechten W irk u n g sg ra d e s fü r unp rak tisch hielt.

D er Ingenieur von D oliw o -D o b ro w o lsk i h in g eg en w u rd e d e r E rfin d er der D rehstrom m aschine, da er auf den g ü n stig ste n W irk u n g sg ra d bei beliebiger A rb eitsleistu n g ausging.

W issenschaftliche F o rsch u n g und tech n isch e E rfin d u n g sind d a h e r keines­

w eg s dasselbe, w iew ohl sie unzertrennlich m itein an d er v erb u n d en sein können.

Die erfinderische T ä tig k e it b e ste h t vielm ehr darin, d aß sie w issenschaftliche F o rsch u n g en in die P rax is u m setzt und d e r g ew erb lich en V e rw e rtu n g zu­

gänglich m acht. B ezüglich dieses V erhältnisses zw ischen F o rsch en und Er­

finden sei au f die A rbeit R iedlers „D as d eu tsch e P a te n tg e se tz und die w issen­

schaftlichen H ü lfsm ittel d es In g e n ie u rs“ 4) hingew iesen, die zugleich die da­

m alige Stellung d es P a te n ta m te s und des R eichsgerichtes zu d ie se r F rag e an d e r H and des P aten tp ro zesses um den Schlickschen M assenausgleich beleuchtet.

D er E rkenntnis und Sicherstellung einer nützlichen Idee h at ihre prak­

tische D u rch fü h ru n g zu folgen, die im Bilden und Z u sam m en fü g en von Bau­

teilen b esteh t, d erart, d a ß d er b eab sich tig te Zw eck d ad u rch erreich t w ird.

D iesen T eil d e r K onstruktion bezeichnet m an als den E n tw u rf, gleichviel o b ein er M aschine, ein er B rücke, eines H o ch o fen s o. dergl. A b g eseh en davon,

78 ABHANDLUNGEN

*) Z. 1898 S. 1313.

(11)

TECHNISCHE ANSCHAUUNG 79

d a ß sich d er E n tw u rf se lb st nach w issenschaftlichen Richtlinien vollzieht, w enn er einen schnellen und sicheren E rfolg in A ussicht stellen soll, kom ­ m en bei ihm noch eine M enge w issenschaftlicher H ülfsm ittel in Betracht, d ie b ei d e r P rü fu n g und A usbildung d e s B auw erkes nach besonderen G e­

sich tsp u n k ten V erw en d u n g finden, w ie z. B. zur richtigen B em essung der B auteile hinsichtlich ih rer F estig k eit, ihrer M assenw irkung, ihrer getrieblichen W irk u n g sw eise u. dergl. N atürlich können diese und andere G esichtspunkte auch in den V o rd erg ru n d des w issenschaftlichen E ntw urfes eines B auw erkes tr e te n ; jedenfalls sind sie ab er b ereits bei dem E n tw u rf zu berücksichtigen, und die d arau s sich erg eb en d en U ntersuchungen g e h ö re n zum w esentlichen Inhalt d ieses T eiles d e r k o nstruktiven T ätig k eit, gleichviel ob sie rech n e­

rischer, zeichnerischer o d er im en g eren Sinne k o n stru k tiv er A rt sind. D er auf dem K on stru k tio n sb u reau m it R echt b eto n te G ru n d satz „M ehr k o n stru ­ ieren und w en ig er rech n en “ w ird ebenso häufig m ißverstanden und zugunsten d er E m pirie und reinen G efü h lsk o n stru k tio n au sg eleg t. K onstruieren u nd Rechnen sind ü b erh a u p t keine scharf trennbaren T ätig k eiten des K onstrukteurs und bedingen sich g eg en seitig . E rst dann w ird d e r Ingenieur zum u n ­ fruchtbaren, th eo retisieren d en P h an tasten , wenn er die lebensw arm e W echsel­

beziehung zw ischen K onstruieren und R echnen verkennt und vergißt, wenn er ü b e r klügelnden T h eo rie n die bauliche L ösung sein er A ufgaben v ernach­

lässigt. M it w issenschaftlicher A rbeit h a t das T h eo retisieren m eist eb en so ­ w enig zu tun, w ie die T ätig k eit des echten K onstrukteurs m it ro h er Em pirie.

Dem E n tw u rf d e s B auw erkes folgen die D etailkonstruktionen un d -rech- nungen, fü r die dieselben B edingungen im Kleinen m aßgebend sind, wie fü r den E ntw urf im G roßen.

D ieser kurze Ü berblick ü b er die A rt und das W esen technischer A rbeit lä ß t erkennen, daß alle T ätig k eit des Ingenieurs, wie sie sich im einzelnen auch darstellen m ag, ob sie sich im F orschen, E rfinden, Rechnen od er K on­

stru ieren g erad e äu ß ert, sich ste ts auf die E rzeugung nützlicher W erke richtet, also im Reiche d e r realen W irklichkeit zuhause ist. D adurch unterscheidet sie sich w esentlich selb st von d e r praktischen B erufsarbeit d er m eisten g e ­ lehrten B erufe, d er Juristen, T h eo lo g en , P hilologen, der P äd ag o g en und zum T eil selb st d er Ärzte, d eren U rteile und Schlüsse fast ausnahm slos in der V orstellung und in d er P hantasie enden o d er höchstens durch die Sprache nach außen projiziert w erden, also in Begriffen zum A usdruck k o m m e n ; d a a b e r d er Begriff, w ie sich im A nfang ergab, klarer o d er v erschw om m ener sein kann, je nach d er Sum m e d er M erkm ale des G eg en stan d es, die durch ihn u m faß t w erden, so b esteh t bei allen g eleh rten Berufen eine dop p elte G efahr, näm lich die erste, daß unklare Begriffe zu falschen U rteilen und Schlüssen führen, und die zw eite, daß die durch W o rte g eäu ß erten V or­

stellungen m ißverstanden w erden, näm lich dann, w enn die Begriffe in der V orstellung d e s H ö rers einen anderen Inhalt h ab en .

D iese G efah r ist bei d er In g en ieu rtätig k eit im ersten Falle g ering und im zw eiten ausgeschlossen: g erin g desw egen, weil d e r In g en ieu r infolge des konkreten Zieles seiner T ätig k eit seine Begriffe m it w esentlich bestim m teren V orstellungen zu erfüllen pflegt und dadurch w eniger leicht vom W eg ab­

irrt; und ausgeschlossen deshalb, weil e r seine V orstellungen in konkreten, ein d eu tig en Bildern nach außen projiziert, die von den m enschlichen Sinnen

2*

(12)

80 ABHANDLUNGEN

im m er in g leich er W eise w ahrg en o m m en w erd en . Die E rzeu g n isse d e r In­

g e n ie u rtä tig k e it sind d em nach n u r von d er B egriffsbildung d es G e b e rs, u nd zw ar in besch rän k tem U m fange, nicht a b e r von d e r B eg riffsb ild u n g d es Em ­ pfän g ers ab h än g ig . M it and eren W o rten , d e r In g en ieu r erz e u g t s te ts u n ­ m ittelb ar aus d e r P h an tasie anschauliche Bilder, die k o n k rete G e g e n stä n d e ein d eu tig ersetzen.

D ie sich aus dem g esch ild erten Z u sam m en h an g erg e b e n d e N o tw en d ig k eit für den Ingenieur, seine B egriffe und V o rstellu n g en , ja die g esam te T ätig ­ keit sein er P h an tasie d e ra rt zu projizieren, d aß m in d esten s als Endziel die Bilder k o n k reter G e g en stän d e zum V orschein kom m en, h at sein er D enkarbeit ü b e rh a u p t ein G ep räg e verliehen, das von T a g zu T a g m eh r an S elbständig­

k eit und K raft g ew in n t. Es b e ste h t d arin , d aß auch die Ü b erleg u n g sv o r­

g än g e, die zw ischen d e r A ufnahm e sinnlicher E indrücke und d e r A bgabe n eu er V o rstellu n g en in k o n k reten Bildern liegen, von ein er ununterb ro ch en en B ilderreihe b e g le ite t sind, d e r nicht n u r blasse B ilder und V o rstellu n g ssp rü n g e frem d sind, sondern die s o g a r h äufig und im m er m e h r g en au so konkrete G estalt annehm en, w ie ihre fü r die A u sfü h ru n g tech n isch er B auw erke un­

m ittelb ar b estim m ten E n d erg eb n isse. G erad e diese k o n k reten , nach außen projizierten V o rstellu n g sreih e n und diese sich tb ar a rb e ite n d e P h an tasie sind es, die d e r In g e n ieu rtätig k eit vo r anderen D enk- und F o rsch u n g sm eth o d en eigen sind, die h e u te von den Ingenieuren b e w u ß te rm a ß e n im m er w eiter a u sg e b ild e t w erd en und ihre eigenen B ahnen w andeln, u nd die nicht nur fü r den Ingenieur, so n d ern fü r jeden d enkenden M enschen B ed eu tu n g genug besitzen, um allgem eines In teresse finden zu können. In ihnen sp ieg elt sich d as W esen dessen, w as w ir als „ tec h n isch e A n sc h a u u n g “ bezeichnen, in d eu tlich er K enntlichkeit und b e so n d e re r R einheit.

D as W esen technischer A n schauung h ä n g t so eng m it dem W esen der In g en ieu rtätig k eit zusam m en, d aß m an den besten Einblick in d as erstere erlangt, w enn m an die geschichtliche E n tw icklung d e r letzteren verfolgt.

Ihre A nfänge trag en den S tem pel rein er E m pirie. J e d e r technische Ge­

danke w u rd e u n m ittelb ar in k o n k rete G e g e n stä n d e u m g esetzt, in technischen E rzeugnissen o d e r B auw erken verw irklicht, un d zw ar m eist von dem V ater des G edankens selb st, d e r K o n stru k teu r und F a b rik a n t zu g leich er Z eit und fü r sich allein w ar. Als die B auw erke g rö ß e r und sch w ierig er w urden, ver­

g rö ß e rte sich auch die Z ahl d er fü r ihre A u sfü h ru n g erfo rd erlich en Personen.

D adurch erg ab sich b ereits d ie N o tw en d ig k eit e in e r V e rstä n d ig u n g dieser P ersonen u n terein an d er, die durch die S prache in V erb in d u n g m it d er Be­

tra c h tu n g b ereits a u sg e fü h rte r B auw erke o d e r ihrer T eile erfo lg te . Es mußte sich ab er bald zeigen, daß die w örtlichen B eschreibungen tech n isch er G egen­

stän d e nicht dazu au sreichten, um ihre ein d eu tig e W ie d e re rz e u g u n g genau nach den A bsichten un d den V orstellungen ihres U rh eb ers zu gew ährleisten.

Zum m indesten w ar dieses V erfahren bei d e r erfo rd erlich en G en au ig k eit der B eschreibung viel zu um ständlich un d langw ierig. M an suchte zum Zwecke d e r g eg en seitig en V erstän d ig u n g nach einem besseren un m ateriellen Ersatz d es B auw erkes und sein er T eile, als ihn die w örtliche B esch reib u n g bieten konnte, und fand ihn in sein er A bbildung. Freilich w ar von einem Bild in landläufigem Sinne auch nicht m ehr H ülfe zu erw arten als von d e r Be­

sch reib u n g ; denn w äh ren d die D eutlichkeit d er B egriffe d a ru n te r leiden kann,

(13)

■daß die Sum m e d er von ihnen um schlossenen M erkm ale eines G eg en stan d es in den W ortzeichen nicht o d er nicht rich tig zum A usdruck kom m t, greifen d ie g ew ö h n lich en A bbildungen von vornherein nu r eine beschränkte Sum m e beso n d ers charakteristischer, a b e r m eist nicht ausreich en d er M erkm ale des G e g e n sta n d e s h eraus, um sie zu anschaulicher D arstellung zu bringen. Man h alf sich w ohl durch die V erb in d u n g einer w örtlichen B eschreibung mit einer allgem einen bildlichen D arstellung, m ußte ab er doch auf eine zuver­

lässigere A rt d e r D arstellu n g b ed ach t sein.

Die m athem atischen B eziehungen, die zw ischen den einzelnen Bauteilen eines B auw erkes offensichtlich b estehen und schon seh r bald stark b eto n t w urden, vo r allem ab er die W ahl d e r F o rm en d er B auteile nach einfachen, g eo m etrisch en G ebilden aus R ücksicht auf ihre H erstellung, w iesen auf ein m athem atisches V erfahren d e r D arstellu n g hin, um d ie räum lichen G ebilde eines B auw erkes m it allen seinen E inzelheiten ein d eu tig zeichnerisch fe st­

zulegen. M an dachte sich den abzubildenden G eg en stan d in einen im aginären W ü rfel g e ste llt und b e tra c h te te ihn durch jed e Fläche des W ürfels u n te r der A nnahm e, d aß die S ehstrahlen alle parallel und senkrecht zu d er betreffenden W ürfelfläche seien. A uf diese W eise en tsteh en sechs Bilder eines G eg en ­ stan d es, in denen alle seine U m risse, w ie sie sich in d e r E bene jed er W ürfelfläche u n te r den g en an n ten B edingungen darstellen, eingetragen sind u n d bei entsp rech en d g esch u lter A nschauungskraft eine genaue, eindeutige, räum liche V orstellung d es G eg en stan d es erm öglichen. Bekanntlich g e n ü g en häufig schon zwei, m eist ab er drei solcher Bilder auf drei senkrecht zueinander g eleg e n en W ürfelflächen zur eindeutigen B estim m ung des G eg en stan d es. Auf alle F älle ist es m öglich, jeden beliebigen G eg en stan d auf diese W eise in se in e r räum lichen G estalt bildlich festzulegen, w enn m an nu r ausreichend viel A nsichten und Schnitte desselben auf den Flächen des W ürfels in der E an g efü h rten W eise abbildet.

D ieses b ekannte P ro jek tio n sv erfah ren bild et die G ru n d lag e einer b eso n ­ deren m athem atischen Disziplin, d er darstellenden G eom etrie, die dem In­

g e n ie u r ein unentbehrliches H ülfsm ittel ist und gerad ezu als „technische (8 M a th e m a tik " angesprochen w erden m uß.

F ü r die B eurteilung des W esens d er technischen A nschauung b e sa g t die

•darstellende G eom etrie, daß diese A nschauung m athem atische S chärfe er- jdj fo rd e rt. V erschw om m ene V orstellungen haben nicht R aum im G ehirn des

Ingenieurs, so b ald es gilt, technische W erke zu schaffen. D aher h a t sich 3 der Ingenieur daran g ew ö h n t, seine sinnlichen W ahrnehm ungen, zum m indesten r so w e it es sich um technische G eg en stän d e handelt, auf alle E inzelheiten jp -dieser G e g en stän d e zu beziehen und anschauliche V orstellungen durchaus

ko n k reter A rt in sich aufzunehm en. Z w ar kann er d er A bstraktion d er Be­

griffe nicht e n tra te n ; denn ohne diese w ürde er nicht im stande sein, neue K om binationen auf G ru n d von U rteilen und Schlüssen vorzunehm en. A ber neben den aus den A nschauungen ab strah ierten Begriffen b e ste h t eben in sein em B ew ußtsein ein m ehr o d er w en ig er reicher Schatz k o n k reter Bilder, aus dem er jederzeit so fo rt die E lem ente fü r die konkreten Schöpfungen

•seiner P h an tasie herausnim m t.

In dieser H insicht b esteh t eine V erw andschaft zw ischen technischer und

¡¡künstlerischer A nschauung, und in d er T a t h aftet w enigstens d er T ätig k eit

(14)

82 ABHANDLUNGEN

des K o n stru k teu rs ein Stück K ünstlertum an, so d a ß m an s o g a r d as N ütz­

liche als d a s P rim äre und das Schöne als d as S ekundäre bezeich n et h a t.

W as a b e r die technische A nschauung von d e r k ü n stlerisch en u n te rsc h e id e t, ist ihre unerbittliche m ath em atisch e Schärfe, die d er P h a n ta sie d es B esch au ers technischer A bbildungen im frü h eren Sinne jed es freie Spiel v ersag t.

Auch die rein m ath em atisch e A n schauung ist von d er tech n isch en im W esen verschieden, d a sie sich au f a b strak te , von d e r leb en sw arm en W irk­

lichkeit lo sg elö ste G eg e n stä n d e bezieht, die sich selb st Z w eck sind. D ah er feh lt ih r die u m fassende V i e l s e i t i g k e i t tech n isch er A nschauung, d ie m athem atische, physikalische u nd an d ere V o rstellu n g en zugleich u m sch ließ t und o b en d rein m it praktischen V o rstellu n g en v erk n ü p ft.

(Schluß folgt.)

RECHTSWISSENSCHAFTLICHER

UND STAATSBÜRGERLICHER UNTERRICHT AN TECHNISCHEN HOCHSCHULEN. )

Von W. FRANZ, Charlottenburg.

W ir haben in D eutschland neben 21 U n iv ersitäten 11 T echnische H och­

schulen. P re u ß e n h a t 5 (A achen, Berlin, B reslau, D anzig, H a n n o v e r); 6 Bun­

desstaate n , Bayern (M ünchen), W ü rtte m b e rg (S tu ttg a rt), Sachsen (D resden), B aden (K arlsruhe), H essen (D arm stad t), B raunschw eig (B raunschw eig) haben je eine. Die and eren B u n d esstaaten haben keine T ech n isc h en H ochschulen.

Die H ochschulen sind säm tlich einzelstaatliche U n te rric h tsa n sta lte n , die eine etw a h u n d ertjäh rig e E ntw icklung au fw eisen und seit e tw a 10 Jah ren mit d er V erleihung des P ro m o tio n srech tes ä u ß e re G leich stellu n g m it den U niver­

sitäten erlan g t haben.

Die A ufgabe d e r T echnischen H ochschulen ist, „ fü r den technischen Be­

ruf im S taats- und G em ein d e d ien st, w ie im industriellen L eben die höhere A usbildung zu g ew äh ren , so w ie die W issen sch aften un d die K ünste zu pflegen,, w elche zu dem technischen U n terrich tsg eb iete g e h ö re n “ — so sag en die V er­

fa ssu n g ssta tu te d e r p reußischen H ochschulen nach ein er F a ssu n g aus den achtziger Jah ren . D iese F assu n g w eist u n te r V o ran stellu n g des S taats- und G em ein d ed ien stes d arau f hin, daß sich d e r U n te rric h t den E rfordernissen des B erufes anzupassen, also auch den aus d e r B eru fstätig k eit ersichtlichen B edürfnissen R echnung zu tra g e n h a t; sie v erlan g t a b e r auch ausdrücklich die P flege a l l e r derjen ig en W issenschaften, die hiernach in dem U n te rric h t schon aufgenom m en o d er noch aufzunehm en sind.

Z u r D u rch fü h ru n g dieser um fan g reich en A ufgabe sind sie in „ A b te ilu n g e n “ g eg lied ert, d eren Z ahl bei den einzelnen H ochschulen versch ied en ist. M eist sind es 5 o d er 6 ; eine H ochschule (B reslau) h a t n u r 3, eine (K arlsruhe)

!) Bericht, e rs ta tte t in ein er g em einschaftlichen S itzung des A u ssch u sses fü r V e rb reitu n g von R echtskenntnissen (V erein R echt und W irtsch a ft) s o w ie d e r V ereinigung fü r staatsb ü rg erlich e Bildung und E rziehung.

(15)

R E C H T U N D W IR T S C H A F T IM H O C H S C H U L U N T E R R IC H T 83 7 A bteilungen. E ntsprechend d e r ste ts zu b eachtenden statu tarisch en Z w eck­

b estim m u n g erfo lg t die T eilu n g und G ru p p ieru n g nicht nu r nach d e r Z u ­ sam m en g eh ö rig k eit d e r einzelnen L ehrfächer, sondern auch nach d er O rg an i­

sation im praktischen B erufsleben. Die m eisten H ochschulen haben je eine A bteilung fü r H o ch b au , fü r B auingenieurw esen und für M aschinenbau. E n t­

sprechend den B edürfnissen d e r einzelnen S taaten sind außerdem A bteilungen fü r C hem ie, fü r Schiffbau, fü r H ü tten w esen , fü r B ergbau, für L andw irtschaft (in Bayern) und fü r F o rstw irtsc h a ft (in Baden) v orhanden. In Bayern und H essen ist den T echnischen H ochschulen auch die V orbildung d er L ehram tskandidaten d er M athem atik, N atu rw issen sch aften , G eschichte, G eo g rap h ie und d er d e u t­

schen Sprache (B ayern) zugew iesen, in Bayern außerdem die d er K andidaten des h ö h eren Zoll- und S teu erd ien stes. D e r A u f g a b e n k r e i s i s t b e i d e n s ü d d e u t s c h e n H o c h s c h u l e n i m a l l g e m e i n e n g r ö ß e r a l s b e i d e n n o r d d e u t s c h e n , p r e u ß i s c h e n , H o c h s c h u l e n ; die sü d d eu tsch en sind universeller, die preußischen etw as zurückhaltend — wie ich g lau b e, zu ihrem und ihrer A kadem iker N achteil.

Bei d er F rag e nach dem rechtsw issenschaftlichen und staatsb ü rg erlich en U nterricht innerhalb des „ tec h n isch en “ U n terrich tsg eb ietes m uß man sich zu­

nächst v erg eg en w ärtig en , w elche A n forderungen jetzt schon an die aus den T echnischen H ochschulen herv o rg eh en d en A kadem iker g estellt w erden und w elche F o rd eru n g en die nächste Z eit stellen w ird.

Ein T eil d e r jun g en A kadem iker tritt nach einem vierjährigen Studium m it dem akadem ischen G rąd „D ip lo m -In g e n ieu r“ in den S taatsd ien st, um nach einer u n g efäh r d reijährigen praktischen A usbildung R egierungsbaum eister des H o chbaufaches, des B auingenieurfaches (g etren n t nach E isenbahnbau und W asserbau) o d er des M aschinenbaufaches zu w erden. H ier führen sie S taats­

b au ten aus, leiten M aschinen- und E isenbahnbetriebe und sind gleichzeitig in w eitem U m fange V erw altu n g sb eam te. A ndere tre te n e n tw ed er schon als D iplom -Ingenieure o d er sp ä te r als R egierungsbaum eister in den D ienst von Städten, K om m unalverbänden und öffentlichen K örperschaften. Die in den S taatsd ien st ein g etreten en B eam ten w erden m it einigen Jah ren L eiter d er staatlichen B auäm ter, B etriebsbeam te d er S taatsb ah n en , H ü lfsarb eiter in den O b erb eh ö rd en , R äte bei den R egierungen und den R eichsäm tern, bei den E isenbahndirektionen, dem P a te n ta m t und vielen anderen Stellen. An allen diesen Stellen sind sie in m eh r o d er m inder w eitem U m fange V e rtre te r d e r B ehörden und V erw alter des S taatsg u tes. In den G em eindeverw altungen w erden sie vielfach M itglieder d er M agistrate, S tad träte, B eigeordnete, S ena­

to r e n ; sie w erden D ezernenten d er B aupolizei und an d erer Z w eige d er W o h l­

fahrtspolizei, sind auch vereinzelt B ürgerm eister g e w o rd e n . D as sind alles A m tsstellungen, die o ft ein reiches M aß an Einsicht in unsere R ech tso rd ­ nungen und vielfach eine nicht gerin g e G esetzeskenntnis verlangen.

W ieder ein a n d erer Teil d er D iplom -Ingenieure w idm et sich dem G e ­ w erb eau fsich tsd ien st o d e r g e h t in den freien B eruf d e r P aten tan w a ltsch aft.

H ier ist ein noch höheres M aß von rechtsw issenschaftlichen K enntnissen auf E inzelgebieten nötig.

D er g rö ß e re Teil aller S tudierenden T echnischer H ochschulen g e h t in die D ienste d er w eitverzw eigten deutschen Industrie o d er w ird selb st U n ter­

n eh m er. D aß auch hier fast in jedem B erufszw eig der T echnik eine w eit­

(16)

84 ABHANDLUNGEN

g e h e n d e K enntnis u n seres R echtes erforderlich ist, kann nich t b e stritte n w er­

den. Jed en falls g ib t es überall R ech tsg eb iete, d eren K enntnis nich t e n t­

b e h rt w erd en kann. So m uß d e r B au u n tern e h m er d as R echt d e r S chuld­

verh ältn isse (in sb eso n d ere das Im m obiliarrecht) kennen, m uß g e ü b t sein im G ru n d b u ch rech t, in d e r A bfassu n g von W erk- un d L iefe rv erträg en u. a. D er Z ivilingenieur m uß g ro ß e T eile d es P riv atrec h tes ü b erseh en , insbesondere d as U rh e b e rre c h t; e r m uß das G erich tsv erfah ren k ennen, m uß also auch eine Ü bersicht ü b er d a s P ro z e ß re c h t haben usw . Ich b rau ch e m it d er A ufzählung nicht in E inzelheiten zu g eh en . Bei allen E insichtigen s te h t es jedenfalls fest, d aß fü r die B ew ältig u n g d e r h eu tig e n B eru fsau fg ab en auf dem w eiten F elde d e r T ech n ik ein sta rk e r ju ristisc h e r E inschlag n o tw e n d ig ist. E s g i b t z u r Z e i t k a u m e i n e n a n d e r e n B e r u f s s t a n d , b e i d e m d i e D u r c h d r i n g u n g m i t j u r i s t i s c h e r I n t e l l i g e n z s o z w i n g e n d i s t , s o s i c h a u s d e n t ä g l i c h e n B e r u f s a r b e i t e n e r g i b t , w i e b e i d e m d e r T e c h n i k . D ie V erb in d u n g zw ischen R echt un d T echnik ist auch b ereits so w eit g e g an g en , d aß v ereinzelt ein volles rech tsw issen sch aft­

liches S tudium an ein volles technisches Studium a n g e re ih t w u rd e . Es gibt b ereits D iplom -Ingenieure, d ie als R ech tsan w älte bei den o rd en tlich en G e­

richten zugelassen und als solche tä tig sind. M eh rere D iplo m -In g en ieu re haben bei d en ju ristisch en F ak u ltäten p ro m o v ie rt un d ü b en eine T ä tig k e it aus, von d e r m an im Z w eifel sein kann, o b sie m e h r als ju ristisc h e o d e r m ehr als technische b ezeich n et w erd en m ü ß te .

W en n ich h iernach n och d as v o re rw ä h n te V e rfa ss u n g ssta tu t fü r die Be­

a n tw o rtu n g d e r F rag e zu R ate ziehe, ob es n ö tig ist, rechtsw issenschaftliche B elehrung in den U nterrich tp lan d e r H o ch sch u len aufzunehm en, so bin ich sicher, d aß w ir alle d e r gleichen M einung s in d : d e r rechtsw issenschaftliche U n terrich t kann z u r Z e it auf k ein er d eu tsch en T ech n isch en H o ch sch u le m ehr e n tb e h rt w erd en .

U nd auch d a rü b e r kann w ohl kein Z w eifel b e ste h e n , d aß es sich nur um einen in w i s s e n s c h a f t l i c h e m G eiste b e trie b e n e n U n terrich t han­

deln kann. D as w ird re c h t klar, w enn m an auch die sta a tsb ü rg e rlic h e Bil­

d u n g m it in B etrach t zieht, die h e u te b e so n d e re r G e g e n sta n d u n serer Be­

ra tu n g ist.

S taatsb ü rg erlich e B ildung kann — so w ill m ir scheinen — n u r auf der G ru n d lag e ein er g e fe stig te n K enntnis von d e r g eschichtlichen Entw icklung des S taates g ew o n n en w erden, in dessen V erb än d e d e r einzelne leb t und an dessen B estehen er ein au ssch lag g eb en d es In teresse h at. D iese K enntnis muß sich nun auch auf die Z w eck b estim m u n g d e r staatlich en E in rich tu n g en er­

strecken, in sb eso n d ere auch auf die F orm en, u n te r den en die B eziehungen d er S ta a tsb ü rg e r u n te r sich und zum S taatsg an zen g e re g e lt sind und fort- b esteh en k önnen. O hne historisch-juristische S chulung ist eine sichere staats­

bürgerliche B ildung nicht zu erreichen — auch n ich t von einem A kadem iker.

G erad e dem A kadem iker sollte m an a b e r die L ehre vom Staat, dem R echts­

und dem W irtsch aftsleb en nu r in d e r gleichen G e sta lt an b ieten , in d e r er seine ü brigen Studien b e tre ib t — schon um den E rn st u n d die B ed eu tu n g der Sache erkennen zu lassen. M it ein er blo ß en R echts- und B ü rg erk u n d e könnte das Ziel, den jun g en In g en ieu r sta a tsb ü rg e rlic h zu bilden (o d e r fortzubilden) nicht erreich t w erden.

(17)

R E C H T U N D W IR T S C H A F T IM H O C H S C H U L U N T E R R IC H T 85 Das alles ist von einigen H ochschulen län g st erkannt. Ich glaube aber, daß zeitgem äße V erb esseru n g en und eine noch zielbevvußtere D urchführung des G ed an k en s drin g en d n ö tig sind. In w elcher R ichtung das geschehen m ü ß te, zeigt eine Z usam m enstellung des diesbezüglichen U nterrichtes der v erschiedenen H ochschulen und d er bisher b esteh en d en Einrichtungen. Ich g ebe deshalb in d er A nlage eine Z usam m enstellung des gesam ten U n ter­

richtes in den R echts- und W irtschaftsw issenschaften d er elf deutschen H o ch ­ schulen nach den Studienplänen fü r 1912/13.

In dieser Z usam m enstellung fallt zunächst der verschiedene U m fang des R echtsunterrichtes auf. So b e g n ü g t man sich auf den m eisten H ochschulen m it einer E nzyklopädie des g esam ten Rechtes, die in einem einzigen Sem ester v o rg etrag en und durch einige w enige V o rträge ü b er E inzelrechtsgebiete er­

gänzt w ird. Bei einigen H ochschulen scheint das g rö ß te Interesse auf letztere verlegt zu sein. U rheberrecht, H andels- und W echselrecht, B ergrecht, Bau­

recht, P ost- und T eleg rap h en rech t, G ew erb erech t, A rb eiterversicherungsrecht ist verhältnism äßig stärk er v ertreten als die B ehandlung der G rundlagen.

Man g ew in n t deshalb den Eindruck, als sei es m ehr darau f abgesehen, d er ganzen S tu d en ten sch aft m öglichst rasch und in m öglichst kurzer Z eit ihren seh r verschiedenen Berufszielen en tsp rech en d einige positive K enntnisse d er S pezialgesetzgebung zu verschaffen und w eniger auf die E rziehung zu ju risti­

schem D enken b ed ach t zu sein. Jedenfalls ist der juristische U nterricht o b er­

flächlicher als d er ganze andere U n terrich t; der R ech tsu n terrich t ist an­

scheinend nach ganz anderem V erfahren o rien tiert — w enn man hierbei ü b er­

h au p t von einem V erfahren sprechen kann. R echtsanw alt D ipl.-Ing. Dr. jur.

R unkel-L angsdorff schrieb dieserhalb (Z eitschrift des V erbandes D eu tsch er D iplom -Ingenieure 1911 Seite 249): „durchw eg finden w ir ein system loses N ebeneinanderstellen von V orlesungen, das eine A uslese nach einheitlichen G esichtspunkten sehr verm issen läßt*'.

B esser ist es m it den w irtschaftsw issenschaftlichen V orlesungen bestellt, die o ffe n b a r auf w eitere V ertiefung eingestellt sind. A ber auch hier fällt doch bei m ehreren H ochschulen der M angel des ungen ü g en d en U m fanges auf, sobald m an den G edanken d er W irtschaftlichkeit w ägt. Die privat- und die staatsw irtschaftlichen V o rgänge, die V olksw irtschaft und die W eltw irtsch aft sind so von d er technischen A rbeit und d en technischen W issenschaften b e ­ herrscht, daß die w issenschaftliche B ehandlung des ganzen G ebietes m indestens in gleichem U m fang an d er T echnischen H ochschule v ertreten sein m üßte wie an d er U niversität. D as ist zur Z eit nicht d er Fall.

Bezüglich des rechtsw issenschaftlichen U nterrichtes kom m t nun noch ein schw erer N achteil hinzu, an dem dieser U nterricht le id e t: die unsichere S tellung der L ehrpersonen. Die L ehrer des Rechtes sind (m it einer A usnahm e) säm tlich nebenam tlich oder als P rivatdozenten tä tig ; die letzteren ohne A us­

sicht, ein O rdinariat zu erhalten. Sie stehen auch alle außerhalb d er A b­

teilungen, d. h. keiner ist A bteilungsm itglied. Den nachteiligen Einfluß dieses U m standes kann man in vollem U m fange n u r erfassen, w enn man den U n ter­

richtsbetrieb b etrach tet. O hne hierauf näher einzugehen, will ich nur h e r­

v orheben, daß ein H ochschullehrer, dessen Fach in dem A bteilungskollegium (F akultät) nicht vertreten ist, nur u n ter ganz besonderen U m ständen Einfluß auf die G estaltu n g des U nterrichtes nehm en kann. Seine A nsicht w ird in

Cytaty

Powiązane dokumenty

die deutsche Sprache verfolgt, und trotz des W unsches weitester Kreise in Deutschland, den in Rußland verfolg te n A ngehörig en des deutschen Volkes auf

Man wird sich immer vor Augen halten müssen, daß selbst das wertvollste Patent immer nur e in Mittel oder e in Verfahren zur Erzielung eines Zweckes deckt.. Bei

gestellt war, geplatzt war. Jeder aufmerksame Arbeiter mußte beim Platzen einer solchen Kugel ein bestimm tes Geräusch vernehmen, mußte merken, daß die Maschine

Da China für ein derartig k ostspieliges, auf Gelderwerb gertch- tetes Unternehmen noch nicht reif g e ­ nug ist und sich daher die erwähnte Gründung zur Zeit

D ie sogenannten G elehrtenschulen: Lateinschulen, Gym nasien, sind in England von alters her von den V olksschulen abgetrennt. D er Übergang von Kindern der unteren

tige Weltreich, dessen es sich heute erfreut, aufbauen können, hat bis vor w enigen Jahren auch den Weltmarkt unbeschränkt beherrscht, während sich die deutschen

tätsversorgung sich betätigt hat. Eine w issenschaftliche Darlegung kann nicht so vorgehen, denn die letzte Entscheidung über diese Frage hängt nicht nur von

2) Vergl.. daß überhaupt infolge ungleichen Versinkens1 der Rollbahn nicht Widerstände hervorgerufen werden, die eine Bewegung ganz unmöglich machen. Zweck und