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Technik und Wirtschaft : Monatsschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Jg. 6, H. 6

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TECHNIK UND WIRTSCHAFT

MONATSCHRIFT DES VEREINES DEUTSCHER EJGEMEUPE» * »REDAKTEUR D »M EygR 6. JAHRG. JUNI 1913 6. HEFT

DER KAISER UND DIE TECHNIK.

Von KÄMMERER, Charlottenbarg.

Die A rbeitsteilung, die im m er m ehr nicht nur die technische T ätig k eit, sondern alle m enschliche A rbeit d u rch d rin g t, m acht es dem einzelnen im m er schw ieriger, aus d er E nge seines F aches herauszukom m en. G ar m ancher D ezernent versinkt so in d er E rledigung d e r kleinen A lltagsverfügungen, daß ihm zum V orausschauen und zur beginnkräftigen V erw irklichung n eu er G e ­ danken kaum noch Z eit und K raft bleibt. D arum atm et so m anche V er­

fügung nur den G eist des subalternen Beam ten, d er nach bestem W issen, aber von seinem kleinen G esichtskreis aus, das A ktenstück b earb eitet, so gut er es eben verm ag, und dem D ezernenten eine fertige V erfügung vorlegt, die dieser nu r zu unterschreiben braucht. Selbst die M inister, die als die eigentlichen Lenker des S taatslebens g elten, w erden nicht selten von form alen Erledigungen und R epräsentationspflichten so um faßt, daß sie im G runde nichts anderes als das S prachrohr ihrer D ezernenten sind. Innere V erw al­

tung, diplom atischer D ienst und A b g e o rd n eten tätig k eit: alles g e h t zum w eit überw iegenden Teil in A lltagserledigungen auf. N ur starke P ersönlichkeiten vermögen sich d er U m klam m erung durch kleine D inge zu entreißen.

Solche Persönlichkeiten finden sich heute vorzugsw eise in d er Technik, seltener im Staatsleben, ln d er ersteren w ohl darum eher, weil d o rt eine starke Auslese n u r die U m sichtigsten und W illenskräftigsten auf die K om ­ mandobrücken führt. S elbst die A bhängigkeit d er technischen W erke von den G roßbanken und ihrer P ro tek tio n h a t daran nicht viel ändern k önnen;

denn die w irtschaftliche N o tw en d ig k eit zw ingt zur A usscheidung der U nge­

eigneten.

Anders im Staat. D ort herrschen A nciennität, S tandesvorrechte und Rück­

sichten auf Ä ußerlichkeiten; es fehlt darum die A uslese, d er D urchschnitt gelangt an die Spitzen d er V erw altung. So kom m t es, daß zw ar die In­

dustrie reich an fähigen und W illensstärken P ersönlichkeiten ist, daß aber hervorragende S taatsm än n er und D iplom aten recht selten g ew o rd en sind.

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N icht viel an d ers als den M inistern e rg e h t es den M onarchen. D er g ro ß e A rb eitsu m fan g des S taatsleb en s d e r G e g e n w a rt n ö tig t auch sie zu einer F ülle von A lltag sarb e it; dazu kom m en R ep räsen tatio n sp flich ten in au sg e­

d eh n testem M aß. Es ist daru m nichts A bsonderliches, w enn u n te r den M o­

narchen d e r G e g e n w a rt n u r ganz w enige h erau srag en . D aran verm ag auch die Art d er S taatsv erfassu n g nich t viel zu än d ern . D er A u to k ra t eines Z aren­

reiches w ird nicht w en ig er von d e r A lltag sarb eit au fg e z e h rt als d e r M onarch eines k onstitutionellen S taates o d e r als d e r P rä sid e n t einer R epublik.

W irklichen Einfluß auf die E n tw icklung des S taates auszuüben, ist darum fü r einen M onarchen d e r G e g e n w a rt sch w ierig er, als es dem flüchtigen Blick erscheint. Es strö m t zw ar starken H e rrsc h e rn a tu re n se h r bald ein Byzantismus en tg eg e n , d er anscheinend ihre B estreb u n g en fö rd ern will, ln W irklichkeit v erstärk t er jedoch n u r ihr M achtgefühl, nich t ihre tatsächliche M ach t; denn B yzantism us g e h t im m er von N atu ren aus, die fü r die W eiterentw icklung des S taates n ich t von W e rt sind.

D iese eig en artig en V erhältnisse d e r G e g e n w a rtsta a te n m üssen richtig er­

kannt w erden, w enn d e r rechte M aß stab fü r d as W irken eines Staatslenkers gefu n d en w erd en soll, w ie ihn W i l h e l m d e r Z w e i t e verkörpert.

Von seinen vielfältigen B etätig u n g en sind h ier n u r die zu betrachten, die dem Bereiche d er T echnik an g eh ö ren .

W ie stark die laten ten W id erstä n d e sind, die sich jedem F ortschritt in den W eg stellen, w u rd e erkennbar, als sich d e r K aiser b em ühte, die natur­

w issenschaftliche Schulbildung d er altsprachlichen g leich zu stellen : erst nach vielen Jah ren k onnten diese W id e rstä n d e zum g rö ß te n T e il ü b erw unden wer­

den. N och h e u te ab er m uß jed er, d e r fü r die natu rw issen sch aftlich e Schul­

bildung eintritt, es sich gefallen lassen, fü r einen „B a n a u se n “ erklärt zu w erden. D urch die G leichstellung d er M ittelschulen w u rd e w irksam den Vor­

urteilen e n tg eg e n g earb eitet, die dam als g e g e n ü b e r d e r naturw issenschaftlich­

technischen Schulbildung allgem ein b estan d en und die auch h eu te noch nicht a u s g e ro tte t sind.

D urch die G leich stellu n g d e r M ittelschulen w u rd e d e r B oden fü r Gleich­

stellu n g d er H ochschulen v o rb ereitet.

E nde d e r achtziger Ja h re w aren die T echnischen H ochschulen ihrem W esen nach akadem ische In stitu te g e w o rd e n : sie v erlan g ten von ihren Stu­

dieren d en die gleiche A llgem einbildung w ie die U n iv ersitäten , pflegten wie diese eigene th e o re tisc h e und experim entelle F o rsch u n g , so w e it es ihre knappen M ittel zuließen, und erteilten sem inaristischen U n terrich t, g e g rü n d e t auf Lehr- und L em freiheit. A ber den L eistungen d e r T echnischen H ochschulen ent­

sp rach n ich t ihr A nsehen.

D en U n iv ersitäten g alten sie auch je tz t noch als F achschulen, die nicht kultureller, so n d ern n u r m aterieller H e b u n g d es S taates d ienten. Die In­

d u strie h ingegen ach te te die T echnischen H o ch sch u len vielfach n u r als Lehr­

an stalten , nicht als F o rsc h u n g sin s titu te ; denn es feh lten den H ochschulen die M ittel, um technische L aboratorien in g ro ß e m M a ß sta b e zu b etreib en , die allein die sicheren experim entellen G ru n d lag en fü r selb stän d ig e Forschung und P io n ierarb e it schaffen können. Da die ä u ß e re A n erk en n u n g ausblieb, so zö g erte m an auch, M ittel fü r w eitere E ntw icklung in g rö ß e re m Umfange b e re itz u s te lle n ; das F eh len d e r letzteren h em m te w ied eru m w eiteres F o rt­

schreiten.

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DER KAISER UND DIE TECHNIK 343

E nde d er n eunziger Jah re tra t der G edanke auf, die allm ählich erreichte innere G leich w ertig k eit d e r T echnischen H ochschulen m it den U niversitäten auch äußerlich darzu tu n , und zw ar durch V erleihung des R echtes, akadem i­

sche G rade zu verleihen. N ur schüchtern w ag te sich dieser G edanke an das T ag eslich t; denn e r erfu h r so fo rt von allen Seiten heftigen W iderspruch.

Die U niversitäten erblickten in d er äu ß eren G leichstellung eine H erab setzu n g ihres m eh rh u n d ertjäh rig en V o rrech tes; denn sie verm uteten, daß an die D is­

sertationen d er T echnischen H ochschulen n u r gerin g e A nforderungen gestellt w erden w ürden. D iese B efürchtung lag um so näher, als einzelne U niversitäten den D o k to rg rad n u r allzu w illig erteilten. Den leitenden P ersönlichkeiten der Industrie hingegen erschien der D o k to rg rad als etw as M ittelalterliches, das in das rasch pulsierende Leben der v o rw ärtsstü rm en d en Technik nicht recht hineinpassen w ollte. So w u rd e der G edanke von zwei entgegengesetzten Seiten zugleich b e k äm p ft: von der ehrw ürdigen A ristokratie d er U niversitäten, die das G ew erblich-M aterielle von sich fernhalten w ollte, und von der aus eigener Kraft zur M acht em p o rgew achsenen Industrie, die alles T itelw esen ablehnen w ollte. Eine heftige Polem ik in w issenschaftlichen Z eitschriften entstand, w obei d er V orkäm pfer d er T echnischen H ochschulen P ro fesso r Riedler w ar, dessen Schrift „U nsere Technischen H ochschulen und die A n­

forderungen des 20 ten Ja h rh u n d e rts“ eine starke W irkung auslöste.

Die R egierung stand vor d er schw ierigen W ahl, das altverbriefte Allein­

recht der U niversitäten durchbrechen zu m üssen o d er den Technischen H o ch ­ schulen die A nerkennung fü r g eleistete A rbeit zu versagen. Da w urde den hin- und hergehenden E rw äg u n g en ein plötzliches Ende b ereitet durch die entschlossene E ntscheidung des Königs. Sie brach den Bann v o rg efaß ter M einungen und überkom m ener A nschauungen und schuf freie Bahn fü r die heraufsteigende neue G eneration.

D er T ag, an dem die T echnische H ochschule zu Berlin das erste Ja h r­

hundert ihres B estehens beging, w ar d er rechte H in terg ru n d für die V er­

kündigung des kaiserlichen W ortes. In dem festlichen G lanz dieses T ag es erlosch aller Kampf, und g esp an n t sah man d er nun folgenden Entw icklung entgegen.

M ehr als ein Jah rzeh n t ist seitdem vergangen. M ehr als 1400 D isser­

tationen sind in dieser Z eit aus d er T echnischen H ochschule herv o rg eg an g en . Die Kritik hat drei von ihnen als m inderw ertig, alle anderen als vollw ertig, einen g u ten T eil als seh r w ertvoll bezeichnet. An keiner T echnischen H och­

schule ist eine D oktorfabrik e n tsta n d e n ; nur der zehnte T eil aller D iplom ­ ingenieure hat den D o k to rg rad erru n g e n : ein deutlicher Bew eis dafür, daß dieses Ziel hoch g esteck t ist. N irg en d w o an den U niversitäten ist ein W o rt laut gew orden, daß die technischen D issertationen den V ergleich m it den naturw issenschaftlichen nicht aushielten. H erv o rrag en d en Persönlichkeiten d er Industrie ist d er D ok to rg rad eh ren h alb er verliehen w orden, und alle mit einer einzigen A usnahm e haben diese A uszeichnung als eine der höchst- stehenden g ew ü rd ig t. So darf m an m it F u g und R echt b ehaupten, daß der kaiserliche A delsbrief d e r T echnik n u r G u tes g ew irk t hat.

Das V orurteil g egen die naturw issenschaftlich-technische Bildung, das sich d er G leichstellung d er M ittelschulen und H ochschulen en tg eg e n stem m te, herrscht noch h e u te im H eere. Je d e r unbefangen U rteilende w eiß, daß die O sm anen

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ABHANDLUNGEN

den B ulgaren, die S panier den N o rd am erik an ern , die B uren den E n g län d ern n ich t e tw a d esh alb u n terleg en sind, w eil sie schlechtere S o ld aten gew esen w ären, so n d ern nu r daru m , w eil es ihnen an K riegsvorbereitung, O rg an isatio n und W a ffen ü b u n g feh lte, also an all dem , w as die K riegstechnik um faßt.

T ro tzd e m g ilt noch h e u te im H e e re alles als m in d erw ertig u nd unm ilitärisch,

* w as d e r T echnik a n g eh ö rt. Die technischen W a ffe n g a ttu n g e n sind noch im­

m er die m in d er an g eseh en en , und selten w ird m an einen F ü rsten in A rtillerie­

uniform erblicken. D iesem V orurteil g e g e n ü b e r ist von b esonderem W ert, daß d er o b e rste K riegsherr die B ed eu tu n g d er technischen W affengattungen erk an n t h at und fü r ihre W eiteren tw ick lu n g so rg t. B edeutungsvoll hierfür ist die G rü n d u n g d e r M ilitärtechnischen A kadem ie, d eren ballistisches La­

b o rato riu m u n te r d e r L eitung von C ranz zu ein er F o rsc h u n g sstä tte ersten R anges g ew o rd e n ist.

W ie g ro ß die W id erstä n d e w aren, die sich einer tatk räftig en Ver­

g rö ß e ru n g und U m g estaltu n g d er F lo tte e n tg e g e n se tz te n , ist zu bekannt, als daß es hier m it vielen W o rten d a rg e le g t zu w erd en brauchte. M ußte doch in gew issem Sinne d e r w eit ü b e rw ie g e n d e T eil d er Bevölkerung zu dem A usblick auf die w irtschaftliche B ed eu tu n g d er S e eg eltu n g erst er­

zo g en w erden. W enn auch d e r an d e r W asserk an te S eß h afte eine klare V o rstellu n g von den auf dem W asser schw im m enden H an d elsw erten besaß, so fehlte diese V o rstellu n g dem B in n en b ew o h n er m eist gänzlich. Es ist d as u n b estritten e V erd ien st des o b e rs te n K rieg sh errn , auf die Bedeutung d e r K raft zur See im m er w ied er h in g ew iesen zu h a b e n ; w äh ren d vor zwei Jah rzeh n ten im R eichstag um jed en kleinen K reuzer lange v erhandelt wurde, bew illigt die V o lk sv ertretu n g heute au ß ero rd en tlich e Sum m en fü r die Marine oh n e Z audern.

Als die ersten noch seh r unvollkom m enen V ersuche M arconis bekannt w u rd en , erkannte d er K aiser so fo rt die B ed eu tu n g , die eine Entw icklung d ieser V ersuche für die M arine haben k o n n te, und b e a u ftra g te Slaby m it dem S tudium dieser E rscheinungen. W ie Slaby auf G ru n d eig en e r A rbeiten im V erein m it seinem dam aligen A ssistenten, dem G rafen A rco, ein eigenes S ystem d er F u n k en teleg rap h ie a u sarb eitete und w ie aus d ieser T ätig k eit in V erb in d u n g m it den E rfindungen a n d e re r d eu tsc h e r F o rsc h e r die G esellschaft T elefu n k en en tstan d , ist zu b ekannt, als d aß es h ier g e sc h ild e rt zu werden b rau ch te. T atsächlich ist D eutschland d u rch die frü h zeitig e Inangriffnahm e u n d D u rchbildung d e r F u n k en teleg rap h ie u n ab h ä n g ig von dem Marconi- M o nopol g ew o rd en , das b ein ah e die ganze W elt sich eben so dienstpflichtig g em ac h t h ätte w ie v ordem die britischen K abel.

All das b e d e u te te zu n äch st sachliche F ö rd e ru n g d e r T echnik. Nun wird m ancher g e lten d m achen, daß die T echnik soviel w irtschaftliche K raft in sich birgt, daß sie sich u n te r allen U m ständen sachlich d u rch setzt, gleichviel ob G u n st von oben ihr hold ist o d er nicht. D as m ag zu g eg eb en w erden;

ab er ein an d eres ist es, ob die T echnik n u r als ein n o tw e n d ig e s w irtschaftliches ab er k u ltu rw id rig es Ü bel an g eseh en w ird, o d e r ob die E rkenntnis durchdringt, daß d er W eg zu ein er b esseren K ultur, als w ir sie h ab en , m it N otw endigkeit n u r ü b e r die T echnik führen kann. T atsäch lich ist diese aus d e r T iefe des H an d w erk es h erau fg estieg en , b e h a fte t m it d er E rd en sch w ere d e r körperlichen A rbeit, die noch h eu te in u nseren G y m n asien als etw as N ied rig es g eg en ­ ü b e r d er g eistig en A rbeit h in g estellt w ird. Z w a r ist d ie In g en ieu rarb eit

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NATURWISSENSCHAFT UND RECHT 345

län g st eine w issenschaftliche T ätig k eit ersten R anges g e w o rd e n ; zw ar kann es keinem Einsichtigen v erborgen bleiben, daß die durch die T echnik h erb ei­

g efü h rte w irtschaftliche H eb u n g des ganzen V olkes das unerläßliche F u n ­ dam ent bildet, auf dem allein eine künstlerische und w issenschaftliche E n t­

wicklung m öglich is t; tro tzd em g ilt alle technische T ä tig k e it als eine n u r nach dem M ateriellen g erich tete, in die U nkultur fü hrende B eschäftigung.

Und w irklich h a t ihre m ißbräuchliche A nw endung durch eine Fülle von H ä ß ­ lichkeit S tädtebilder und L andschaften verdorben und den M arkt m it einer Flut von S chundw are überschw em m t. Auch jetzt haben n u r allzuviel In­

genieure niem als das V erlangen, die Brücken zu b etreten , die von ihrem Sonderfach h inüberführen zu anderen G ebieten g e istig e r und künstlerischer Arbeit. So kam es, daß vielen d er B esten noch heute die T echnik als ein kulturfeindliches E lem ent gilt.

D iese A nschauung m u ß te sich än d ern , als d e r kaiserliche H e rr nicht n u r selbst die E ntw icklung d er T echnik zu fördern suchte, sondern auch ü b er die sachliche T eilnahm e hinaus persönliche F ü hlung m it h erv o rrag en d en M än­

nern d er Industrie und d er technischen W issenschaft suchte. D as b ed eu te t eine geistig e F ö rd e ru n g d er T echnik, die w eit ü b e r den W ert der sachlichen h in au srag t, und deren W irkung vielleicht erst sp äter ganz erk an n t w erden w ird.

ÜBER DIE BEDEUTUNG DER ANGEWANDTEN NATURWISSENSCHAFTEN FÜR DAS RECHT.

Von Dr. jo r. ALFRED BOZI, Bielefeld.

Noch im m er b esteh t die grundsätzliche S cheidung zw ischen G eistesw issen­

schaften und N atu rw issen sch aften ; noch im m er gelten die ersteren an allge­

meinen B ildungsw erten den letzteren überlegen. A ngesichts d er T atsach e, daß der kulturelle F o rtsch ritt bereits seit Jah rzeh n ten u n ter dem Zeichen der angew andten N aturw issenschaften ste h t, w ürden d erartig e A nschauungen lange abgetan sien, w enn T echniker, C hem iker, Physiker, s ta tt sich lediglich als Fachleute zu betrachten, den allgem einen B ildungsw ert ihrer W issenschaft höher einschätzten. V on d er anderen Seite, näm lich seitens d er G eistes­

wissenschaften, w ird allen V ersuchen, auf das Studium d er N aturw issenschaften eine überall g leichw ertige allgem eine Bildung aufzubauen, begreiflicher W id er­

stand entgegengesetzt. In sbesondere pflegen die V ertreter d er R echtsw issen­

schaft ihr Bildungsprivilegium eifrig zu v erteidigen m it dem H inw eis darauf, daß W issenschaften, deren höchstes Ziel sich dm Erkennen des G egebenen erschöpfe, unm öglich fü r die A ufgabe v o rb ereiten könnten, soziale V erh ält­

nisse nach W erten zu o rdnen und m enschliche G em einschaften nach Z w ecken zu leiten. D abei ist es ab er g erad e die R echtsw issenschaft, die m it ihren ra tio ­ nalen M ethoden am schlechtesten abschneidet, und die u n ter dem Einflüsse d er öffentlichen Kritik m i t M a c h t d e n E r f a h r u n g s w i s s e n s c h a f ­ t e n z u t r e i b t . Es h an d elt sich dabei nicht etw a um eine b ew u ß te Ü ber­

nahm e natu rw issen sch aftlich er A nschauungen auf die R echtsw issenschaft, son­

dern n u r d arum , daß die V o rgänge, die sich hier vollziehen, und die von

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d en F ach ju risten durch allerlei künstliche K o n stru k tio n en in die alte M et o e h in e in g e p re ß t w erd en , restlos n u r dem verständlich sind, d e r sie am a sta b erfah ru n g sm äß ig en D enkens u n terein an d er un d m it an d eren sozialen und w irtschaftlichen V o rg än g en d er G e g e n w a rt verbindet.

Z u n äch st ist es eine bek an n te T atsac h e, d aß von allen U niversitätsvorlesun- g en die ju ristisch en am schlechtesten b esu c h t sind. F ü r die U niversitätslehrer, die von d er U n feh lb ark eit ihrer M eth o d e ü b e rz e u g t w aren , lag die Erklärung einfach in dem U nfleiß d e r S tudenten. So w u rd e ü b e r allerlei M ittel nach­

g e so n n e n , um auf die Säum igen einen Z w an g au szu ü b en , w äh ren d man fort­

fu h r, v o r leeren B änken ab strak te B egriffe a n e in a n d e r zu reihen und die W eish eit in die K ollegienhefte zu diktieren. H ierin w ü rd e auch kaum eine Ä n d eru n g e in g etreten sein, w enn sich nicht m assen w eise Privatlehrer auf­

g e ta n h ä tte n , die u n te r d er F irm a eines R e p e tito rs den Bedürfnissen der S tu d en ten e n tg eg e n k am en . Es lieg t auf d er H an d , daß dieser unliebsame W e ttb e w e rb den W id e rsta n d d e r staatlichen R echtslehrer herausforderte, zu­

m al sich die R ep etito ren n ich t sch eu ten , ihren Schülern die A ntw orten auf d ie ste ts w ie d e rk e h re n d e n F ra g e n der P rü fer einzuprägen und sie dadurch fü r die P rü fu n g abzurichten. Allein u n te r den obw altenden staatlichen Lehr- v erh ältn issen erw ies sich d ieser P riv atu n terrich t im m er m ehr als eine Not­

w en d ig k eit. D as W asser ließ sich ihm auch nich t dadurch abgraben, daß man v erein zelt den V ersuch m ach te, ihn in die H än d e jü n g erer Professoren zu leg en . D enn die P riv atu n terrich tsstellen h atten sich schon lange aus Wieder­

h o lu n g sk u rsen zu eigentlichen L ehrstellen ausgebildet, und die amtlichen Kol­

legien w u rd e n n u r d e r T e sta te w egen belegt. So m u ß te m an denn einen Schritt w e ite r g e h e n . D ie F ra g e n ach dem G ru n d e d e r B evorzugung der Repetitoren fü h rte zur N ach p rü fu n g d e r eigenen L ehrm ethode m it dem E rgebnis, daß man sich en tsch lo ß , die S tud ieren d en frü h er m it den konkreten Rechtserscheinun­

g e n b e k a n n t zu m achen und von diesen in natürlicher Gedankenentwicklung zu d en a b stra k te n B egriffen aufzusteigen. M an kam zu der Überzeugung, d aß d as R echt nicht als b lu tlo se r Begriff, sondern als lebendiger Vorgang v o rg e tra g e n w erd en m ü sse un d daß die überlieferte M ethode trotz ihres w issenschaftlichen A p p arates in W a h rh e it n u r die m echanische Einprägung ein er U nzahl p o sitiv e r B estim m ungen u n d frem d er A nsichten bedeute, während d a s ju ristisch e K önnen, die p rak tisch e A n w en d u n g des G elernten, in den H in te rg ru n d trat, ln dem E rlaß des P reu ß isch en Justizm inisters vom 3. Juli 1912 fan d en d iese A n sch au u n g en einen erfreulichen A usdruck.

W as sich nun h ier im juristischen U n terrich t durchzusetzen beginnt, ist in W a h rh e it nichts an d eres als d e r se it Ja h rz e h n te n von den Erfahrungswissen­

schaften v erw en d ete A n sch au u n g su n terrich t. M an b ra u c h t nur einen Blick in einen physikalischen o d e r chem ischen H ö rsa a l zu w erfen, um sich zu ü b erzeu g en , w ie h ier nicht m it a b stra k te n B egriffen, so n d ern mit Vor­

fü h ru n g en b eg o n n en und w ie v o r den A ugen und O h ren d e r Studenten aus d en k o n k reten V o rg än g en die B egriffe und P rinzipien en tw ick elt werden.

D er zeitige R ech tsu n terrich t w ird a b e r no ch d u rch eine an d ere Erschei­

n u n g g ek en n zeich n et, näm lich durch die in d e r Ju risp ru d en z durchgeführte T re n n u n g von T h eo rie und P raxis. In den E rfahrungsW issenschaften ist eine solche S cheidung a u sg e s c h lo ss e n ; in d e r R ech tsw issen sch aft a b e r liegen die V erhältnisse so, daß d e r R ech tsleh rer ein von p ra k tisc h e r T ä tig k e it völlig

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NATURWISSENSCHAFT UND RECHT 347

losgelöster T h e o re tik e r ist. So m uß es denn auch w eiter als A nzeichen eindringender erfahrungsw issenschaftlicher A nschauungen angesehen w erden, daß von den Ju risten selb st eine H eranziehung von Praktikern zum R echts­

unterricht g e fo rd e rt w ird, und daß in einzelnen Fällen auch von d er sta a t­

lichen U nterrichtsbehörde akadem ische L eh rau fträg e an P rak tik er erteilt w or­

den sind.

Die Reform des R echtsunterrichtes hän g t ab er m it d er g ro ß e n R ech ts­

reform bew egung d er G eg en w art n u r insofern zusam m en, als die zeitige U n ter­

richtsm ethode den Juristen von vornherein zu einer Ü berschätzung d e r Be­

griffe gegenüber den T atsach en erzieht. D iese D enkw eise w ird von der Kritik unserer R echtsprechung m it R echt als scholastisch bezeichnet. Das W esen der Scholastik b esteh t in d e r „ r a t i o e t a u c t o r i t a s “ , d. i. in dem jeder kritischen N achprüfung entzogenen Bekenntnis zu dem G rundsätze, daß logische Z ergliederung und V erknüpfung auch fü r die em pirische W elt der einzig zuverlässige W eg zur E rfo rsch u n g d er W ah rh eit sei. N ur aus diesem Z usam m enhänge mit dem m ittelalterlichen scholastischen D enken w ird man es verstehen, w ie die klassische Ju risprudenz in d e r B egriffszerlegung das zuverlässigste E rkenntnism ittel erb lick t; wie sie bei d er E rforschung des G esetzesinhaltes vorzüglich m it philologischen und logischen H ülfsm itteln arbeiten und dagegen die praktische B rauchbarkeit des E rgebnisses als d as schlechteste, n u r im äußersten N otfälle v erw en d b are A uslegungsm ittel b e­

zeichnen konnte. Auch das R eichsgericht h a t sich w ied erh o lt zu solchem Standpunkte bekannt, und es hat noch jü n g st (Entsch. in Ziv.-Sachen Bd. 78 S. 282 u. f.) die V orschriften über den B ereicherungsanspruch und die sitte n ­ w idrigen V erträge so auslegt, daß d er K äufer eines B ordells w ed er d e n Kaufpreis zu zahlen, noch das ihm zu E igentum ü b erg eb en e B ordellgrundstück zurückzugeben braucht, daß er es also unentgeltlich als E igentum behält.

U m gekehrt ist der Schluß aus dem .E rgebnis au f das W esen des V organges das eigentliche Forschungsprinzip der E rfahrungsw issenschaften, so daß es w iederum als unbew ußter N iederschlag erfahrungsm äßigen D enkens bezeichnet w erden kann, wenn das Reichsgericht in anderen Fällen G esetzesau sleg u n g en unter H inweis auf ihre unbefriedigenden E rgebnisse zurückw eist o d er andere wegen ihrer praktischen Brauchbarkeit annim m t. W as sich hier in der Rechtsw issenschaft vollzieht, ist im G ru n d e nur eine W ied erh o lu n g des aus der Entw icklungsgeschichte d er N aturw issenschaften bekannten K am pfes zwischen scholastischer W eltanschauung und Em pirie, in dem sich die N a tu r­

forscher auf die E rgebnisse ihrer B eobachtung stützten, w ährend die Scholastik ihnen entgegenhielt, daß sich ihre B ehauptungen aus den L ehrsätzen des A ristoteles nicht ableiten ließen.

Der W iderstreit, der zur Z eit zw ischen R echtsprechung und V olksem pfin­

den besteht, der U m stand insbesondere, daß g erad e juristisch so rg fältig au f­

g eb au te und begründete E ntscheidungen vielfach im praktischen Leben v er­

sagen, hat seine W urzeln ab er in einem w eit tieferen P roblem e, näm lich in d er juristischen A uffassung des G esetzesbegriffes.

D as G esetz gilt zur Z eit noch als die W illensäußerung eines als P erso n g e ­ dachten G esetzgebers, deren zw angsw eise D urchführung das m enschliche G e ­ m einschaftsleben in vorgezeichneter W eise regelt. D am it allein w äre aber die zeitige S tellung des Richters zum G esetz noch nicht g eg eb en , w enn nicht

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ABHANDLUNGEN

d ie d o g m atisch e U n feh lb ark eit des G esetzg eb ers hinzukäm e, die d as G esetz je d e r N a ch p rü fu n g durch den R ichter entzieht. D as G esetz ist zw ar für den Ju risten nicht w ie d as kirchliche D ogm a in dem Sinne unveränderlich, daß es ü b e rh a u p t keinen F o rtsc h ritt g ib t, w ohl ab er in dem Sinne, daß dieser F o rtsc h ritt sp ru n g w eise von G esetz zu G esetz erfolgt, und daß d a h e r auch g anz veraltete gesetzliche B estim m ungen, sofern sie nicht durch einen G e­

setzesak t a u fg e h o b e n sind, in die G e g e n w a rt h in ein g esch lep p t w erden. So erklärt sich d e r G ru n d satz d e r klassischen Ju risp ru d en z, daß d e r R ichter sich bei d e r G esetzesau sleg u n g aus d e r G e g e n w a rt in die V erg an g en h eit und auf den S tan d p u n k t des dam aligen G esetzg eb ers zurückzuversetzen habe. Da som it d as G esetz stehen bleibt, die Z eit ab e r fo rtsch reitet, so ist d er W iderstreit zwischen den E rgebnissen d e r R ech tsp rech u n g und den w issenschaftlichen, w irtschaftlichen und sozialen A nschauungen d e r G e g e n w a rt durch die M ethode selbst geg eb en . Die G eschicklichkeit, m it w elch er d e r R ichter dem G esetz­

g eb er die G edanken d e r G e g e n w a rt in den M und leg t, verm ag diesen G egen­

satz zw ar zu m ildern, ab e r nicht, ihn aufzuheben.

Das b ed eu tsam ste S ym ptom ein er hier b eg in n en d en Ä nderung sind die allgem einen Begriffe w ie „ g u te S itten “ , „ T re u und G lau b en “ u. a., durch deren A ufnahm e m oderne G esetze es dem R ichter erm öglichen, ihnen einen den v erän d erten L ebens- und V erk eh rsan sch au u n g en entsprechenden Inhalt zu g eb en . W äh ren d nun F ach ju risten es vielfach als ihre A ufgabe ansehen, diese allgem einen B egriffe durch A ufstellung von D efinitionen festzulegen, hält d er höchste G erich tsh o f erfreulicherw eise an ih rer D ehnbarkeit fest, in­

dem er beispielsw eise — a. a. O. Bd. 78 S. 418 — au f die künftige Ent­

w icklung verw eist, die leicht dahin führen könne, daß un en tg eltlich e Zuw en­

d ungen d er A rb eitg eb er an ihre A rb eiter nicht w ie je tz t als stem pelpflichtige Schenkungen, sondern als L eistungen an g eseh en w erden m üßten, die im Sinne des § 56 Abs. 2 des R eich serb sch aftssteu erg esetzes durch den A nstand geboten und d a h e r nicht steu erp flich tig seien.

W as sich hier innerhalb d e r reichsgerichtlichen R ech tsp rech u n g gew isser­

m aßen u n b ew u ß t v o rb ereitet, nämlich die A u sleg u n g d es G esetzes n i c h t a u s d e r Z e i t s e i n e r E n t s t e h u n g , s o n d e r n a u s d e r Z e i t s e i n e r A n w e n d u n g , w ird von m odernen Ju risten b ereits als F o rd eru n g aufge­

stellt. D as G esetz ist dann nicht m eh r ein den Z eitv erh ältn issen entrückter A usspruch eines unfeh lb aren G esetzg eb ers, so n d ern es ist m it d er ganzen E rsch ein u n g sw elt d er V erän d eru n g u n terw o rfen , und diese V eränderung er­

fo lg t nicht sp ru n g w eise von G esetz zu G esetz, so n d ern stetig . Auch hier zeigt sich überall d e r deutliche N ied ersch lag erfah ru n g sw issen sch aftlich er An­

schauungen. N och d eu tlich er w ird a b e r d e r Z u sam m en h an g , sobald man sich v erg eg en w ärtig t, w ie sich auch das N a tu rg e se tz e rst allm ählich aus der unveränderlichen Zvvangsregel eines u n feh lb aren G ese tz g e b e rs zu einem ein­

heitlichen Prinzip entw ickelt h at, in dem w ir den N atu rv erlau f begreifen — nach dem auch zunächst g e a rb e ite t, d as a b e r an d en E rscheinungen fort­

g e se tz t n ach g ep rü ft w ird. D am it ist dann dem R ech tsg esetze d er w eitere E ntw ick lu n g sg an g vorgezeichnet.

Das G esetz d arf nich t allein au s sich und seinen M otiven, sondern es m u ß aus den gesellschaftlichen und w irtschaftlichen E rscheinungen und ihren Z u sam m en h än g en selb st a u sg e le g t w erden. B eispielsw eise ist d e r Begriff

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NATURWISSENSCHAFT UND RECHT 349

„S ach e“ , d er seinerzeit zur S traflo sig k eit des E lektrizitätsdiebstahles führte, heute ein ganz a n d e re r als zu d er Z eit seiner A ufnahm e in den D iebstahls­

p aragraphen. M an d arf also die G renze des strafrechtlichen Schutzes nicht dadurch festleg en , daß man den alten Sachbegriff w iederherstellt, sondern man m uß u m g ek eh rt diesen B egriff m it neuem , den A nschauungen der G eg en ­ w art en tsp rech en d em Inhalte füllen. W ill o d e r kann aber die R echtsw issen­

schaft zur Z eit den w illensbegabten zw eckverfolgenden G esetzg eb er noch nicht entbehren, so m uß sie ihn doch als einen stetig fortschreitenden auffassen, der in jedem neuen G esetz eine grundsätzlich fü r die G esam th eit d e r g e l­

tenden G esetze b ed eu tsam e W illenserklärung g ib t, aus d er d er R ichter die T endenz d er R echtsentw icklung entnim m t, um sie als v o rn eh m stes A uslegungs­

m ittel zu verw erten. Es ist vielleicht dem V erfasser d er in Bd. 79 S. 310 u. f.

abgedruckten E ntscheidung d es R eichsgerichtes nicht zum B ew ußtsein g e ­ kom m en, w ie er sich, von d e r g eg en w ärtig en M eth o d e der G esetzesau sleg u n g sich ab w endend, dem erfahrungsw issenschaftlichen D enken n äh erte, w enn e r eine R ech tsau sleg u n g m it d er B egründung zurückw ies, daß sie „dem Z uge d e r R echtsentw icklung“ w iderstreite. Es h e iß t jetzt für den Ju risten nicht m eh r

„Die A usnahm e b e stä tig t die R egel“ , sondern die „A u sn ah m e“ zeigt, w ie die Regel verschw indet. W ie das allgem eine N atu rg esetz in den einzelnen N atu rv o rg än g en , so kom m t die allgem eine R echtsregel in den S onderbestim ­ m ungen d er G esetze zum A usdruck. Es ist d e r S tan d p u n k t des induktiven Denkens, das durch die E rfahrungsw issenschaften ausgebildet, das ab e r d e r klassischen R echtsw issenschaft frem d g eblieben ist.

D er A usblick, d e r sich hier eröffnet, g e h t ab er erheblich w eiter. D er H aupteinw and, d er g eg en die naturw issenschaftliche B etrach tu n g d er R echts­

w issenschaft erhoben w ird, ist, daß auf die R echtsw issenschaft die m ath e­

matischen M ethoden nicht an w en d b ar seien. Allein es g ib t auch a u ß erh alb der m athem atischen M ethoden eine N aturw issenschaft. Z udem b ed u rfte die N aturw issenschaft selbst, b ev o r m an an die m athem atische F o rm u lieru n g ih rer G esetze herantreten konnte, einer grundsätzlichen R eform , und an d erseits konnte diese F orm ulierung nicht erfolgen, b ev o r die M athem atik fü r die bew egliche G röße den zahlenm äßigen A usdruck gefunden h atte. W enn w ir uns nun auch zur Z eit noch nicht vorstellen können, daß es gelingen w erde, Rechtsgesetze in B uchstabenform eln zu fassen, so m üssen w ir uns doch darüber klar sein, daß die R echtsw issenschaft das R echt im m er noch als etw as an sich B estehendes auffaßt. Vom R echte w ird h eu te noch g e ­ sprochen, wie man ehem als von „ o b e n “ und „ u n te n “ sprach, ohne sich dessen bew ußt zu sein, daß es sich dabei lediglich um V erhältnisse handelt.

Sobald die R echtsw issenschaft dazu ü b erg eh t, das R echt als eine relative und bew egliche G rö ß e aufzufassen, w ird m an auch ihr nach dem V orbilde der N aturw issenschaften die A ufgabe stellen, aus den „ M o m en tan g esetzen “ das „G esam tg esetz“ zu entw ickeln. An d e r H and erfah ru n g sw issen sch aft­

licher Begriffe w ie „K am pf um s D asein“ , „k lein ster K raftverbrauch“ ,

„G leichgew icht“ w ird man dann leicht ü b e r die zeitliche und räum liche V erschiedenheit des R echtsinhaltes hinw egkom m en, fü r w elche die zeitige R echtsphilosophie n u r sch w er eine E rklärung fin d e t E benso g ew in n t das g roße strafrechtliche P roblem d er V erbrechenbekäm pfung ein ganz anderes G esicht, w enn die D urch fü h ru n g des G esetzes einerseits und die A uflehnung

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ABHANDLUNGEN

g eg en d asselb e an d erseits etw a u n te r dem G esich tsp u n k t eines K onfliktes zw ischen V ererb u n g und A n passung, zw ischen d e r S tab ilität d e r A rt und d e r V ariab ilität des In dividuum s b e tra c h te t w ird. Die Z u n ah m e der S traf­

ta te n ist dann kein Z eichen des V erfalles, so n d ern ein Z eichen besonders en erg isch er B etätigung des G esellsch aftsp ro zesses, eine A uffassung, die auch darin eine em pirische S tütze findet, daß diese Z u n ah m e d e r S traftaten im w esentlichen nicht auf ein er W ied e rh o lu n g alter V erbrechen w ie M ord und T o tsch lag , sondern d arau f b eru h t, d a ß die G esellsch aft selb st neue Straf­

ta te n schafft, indem sie alljährlich zahlreiche b ish er nicht v erb o ten e H and­

lun g en u n te r S trafe stellt.

D iesem P roblem d e r G esetzes- und R e ch tsau ffassu n g tritt endlich das w ichtige Problem d er B ed eu tu n g d e r F o rm v o rsch riften für den Rechtsinhalt zur Seite. D er bisherige S tan d p u n k t d er R ech tsw issen sch aft w ird deutlich erkennbar, w enn m an die so g en an n te P ro to k o llw a h rh e it h eran zieh t, indem man sich v erg eg en w ärtig t, w ie das R eichsgericht U rteile d e r In stan zg erich te aufhob, w eil im P ro to k o lle nicht v erm erk t w ar, daß m ündlich v erh an d elt sei, oder d aß die P arteien m it d e r u n terb lieb en en V ern eh m u n g eines Z eugen einver­

stan d en g ew esen seien, ohne im g erin g sten zu p rü fen , w ie denn d er Vorgang v erlaufen w ar, o b also d ie m ündliche V erh an d lu n g tatsächlich unterblieben u n d die Z ustim m ung tatsächlich nicht e rfo lg t w ar. Um so erfreulicher ist es, d a ß das R eichsgericht jü n g st seinen S ta n d p u n k t refo rm iert und daß es a. a. O.

Bd. 70 S. 293 u. f. die B estim m ungen d e r Z iv ilp ro zeß o rd n u n g als „technische Z w eck m äß ig k eitsv o rsch riften “ bezeichnet, „ d a ra u f b erech n et, den Rechtstreit in ang em e ssen er W eise zu erledigen und dem m ateriellen Rechte, soweit m öglich, zum Siege zu v e rh elfen “ . Allein fü r einen stetig en F ortschritt in d ie se r R ichtung ist auch hier G e w ä h r n u r g eg eb en , w enn die Rechtsw issenschaft sich entschließt, die ehem alige A uffassung von d e r B ed eu tu n g d er Form vor­

sch riften m it der m ittelalterlichen A uffassung d es V erhältnisses von Form und S to ff in Z u sam m en h an g zu bringen, und w enn d ieser A uffassung etw a an d em N atu rv o rg a n g e d e r K ristallbildung die m oderne A uffassung gegenüber­

g e ste llt w ird. S ieht m an au f diese W eise ein, w ie sich aus d e r aristotelischen A nschauung von d e r bildenden K raft d e r F o rm d as Sym ptom fü r die chemische Q u a litä t des Stoffes entw ickelt hat, dann w ird auch im R echtsleben die F orm den m ateriellen Inhalt d e r R ech tsg esch äfte nicht m eh r bestim m en. Sie w ird zu einem S ym ptom fü r diesen herabsinken. D am it w ird auch die Recht­

sp rech u n g d ag eg en g esich ert sein, daß die m itg eteilte A nsicht des Reichs­

g erich tes ü b er die B ed eu tu n g d e r P ro zeß v o rsch riften nicht eine vereinzelte E rsch ein u n g bleibt, un d daß sich nicht E ntsch eid u n g en w ied erh o len wie die in Bd. 79 S. 366 u. f. a. a. O. ab g ed ru ck te, w o die R e ch tsg ü ltig k eit ein er zweifellos d en P arteien vorgelesenen, von ihnen g e n eh m ig ten un d unterschriebenen Ur­

k u n d e d aran scheitert, d aß d e r R ichter die G en e h m ig u n g nicht besonders verm erk t, daß er m it ändern W o rten v erg essen h atte, ü b e r die Namen der P a rte ie n die B uchstaben v. g. u. zu setzen.

W as h ie r in vereinzelten und w enig zu sam m en h än g en d en Strichen ge­

sch ild ert ist, m uß im Z u sam m en h än g e m it an d eren ähnlichen Erscheinungen, m it d e r Z u lassu n g d e r R ealschulabiturienten zum R ech tsstu d iu m , d er Heran­

zieh u n g w irtsch aftlich er und tech n isch er E lem ente zur R echtssprechung in den H andels-, K aufm anns- und G e w e rb e g e ric h te n , d e r A ufnahm e schieds­

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EISENBAHNEN IN DEN KOLONIEN 351

gerich tlich er Klauseln in die V erträge u. a. b etrach tet und so in den E ntw ick­

lungsprozeß des R echtes ü b erh a u p t ein g efü g t w e rd e n ; denn n u r auf diesem W ege w ird m an einsehen, daß es sich hier nicht um E inzelvorgänge, sondern um eine ähnliche U m bildung der ganzen R echtsw issenschaft handelt, wie sie die N aturw issenschaften durchm achten, als sie sich aus rationalen W issen ­ schaften zu reinen E rfahrungsw issenschaften um bildeten. W ie die m ittel­

alterliche N aturw issenschaft im w esentlichen eine W issenschaft d er N atu r­

g e s e t z e w ar, so ist die R echtsw issenschaft noch heute eine W issenschaft d e r Rechts S ä t z e . Ebenso w ie die N aturw issenschaften W issenschaften der N atu r v o r g ä n g e g e w o rd en sind, muß sie sich aber zu einer W issenschaft d e r R echts v o r g ä n g e durchringen. Diese dringend erforderliche R egene­

ration w ird n u r gelingen, w enn d er R echtsw issenschaft neues Blut zugeführt w ird, und vor allem w erden die V erbesserungen, die hier und d o rt v o r­

g en o m m en w erden, und die v o r d er H and noch als vereinzelte Flickarbeit erscheinen, eine w issenschaftliche G rundlage erst bekom m en, w enn es gelingt, die V ertreter anschaulichen D enkens zur M itarbeit heranzuziehen; wenn m it ändern W o rten die g ro ß en F ragen d e r Justizreform aus F achfragen zu allge­

m einen w issenschaftlichen F ragen, aus juristischen Problem en zu allgem einen sozialen und w irtschaftlichen Problem en ausw achsen.

DEUTSCHLANDS KOLONIALE EISENBAHNEN UND IHRE FINANZIERUNG.

Von OTTO JÖHLINGER, Berlin.

Das koloniale E isenbahnnetz ist in D eutschland in den letzten Jahren ganz beträchtlich verg rö ß ert w orden. N am entlich seit d er A m tsführung D em - burgs ist eine ganze Reihe von N eubauten au sg efü h rt w orden, und dam it hängt es auch zusam m en, daß die F o rtsch ritte im kolonialen E isenbahnbau in den letzten Jahren g rö ß e r sind als der g esam te E isenbahnbau im ersten V ierteljahrhundert unserer K olonialpolitik ü berhaupt. Bereits im Jahre 1908 arbeitete D ernburg den ersten E ntw urf für die E rw eiteru n g des kolonialen Eisenbahnnetzes aus, der fünf neue Eisenbahnlinien vorsah. In erster Linie w ar es die F o rtführung der U satnbarabahn in O stafrika und der o stafrik an i­

schen M ittellandbahn; fern er die K am erunbahn, die T o g o b ah n und in Süd­

w estafrika die Bahn von Seeheim nach Kalkfontein, ln den folgenden Jahren sind w eitere V orlagen zur A usdehnung des kolonialen E isenbahnnetzes vom Reichstage g enehm igt w orden, und nach B eendigung der säm tlichen E isen­

bahnbauten w ird sich das g esam te E isenbahnnetz in den K olonien auf 4170 km belaufen. D er g rö ß te T eil an E isenbahnen entfällt auf Südw estafrika mit 2126 km ; es folgt alsdann O stafrika m it 1199 km, K am erun m it 520 km und T o g o m it 325 km. Die längste koloniale Eisenbahn ist die ostafrikanische M ittellandbahn, die 850 km lang ist.

Die koloniale B ahnvorlage des Jahres 1908 u m faßte nicht w eniger als 1460 km Bahn im W erte von 175 M illionen M, w ährend die V orlage des Jah res 1909, die in der V erstaatlichung d er O tavibahn und dem Bau der

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N o rd sü d b ah n in S ü d w estafrik a bestan d , 90 M illionen M b ean sp ru ch te. N ach B eendigung d er säm tlichen vom R eichstag g en eh m ig ten E isen b ah n b a u ten dü rfte sich d e r W e rt unseres kolonialen E isenbahnnetzes auf 350 M illionen M b e ­ laufen. E nde des Jah res 1912 w aren im kolonialen E isen b ah n b a u einschließlich der priv aten A nlagen rd. 315 M illionen M beschäftigt. H iervon entfallen:

auf O s ta f r ik a rd. 114 M illionen M

„ T o g o einschließlich d e r L adebrücken . „ 21 „ „

„ K am erun . » 3 0 „ „

,, S üd w estafrik a _________________ 134_____ „_____ „ zusam m en rd. 298 M illionen M.

A ußer d ieser Sum m e w aren in P riv atb ah n en noch a n g e le g t:

für die Sigibahn in O s t a f r i k a ... rd. 0,85 M illionen M

„ „ V iktoria-P flanzungsbahn in K am erun . „ 0,15 „ „

„ „ K a m e ru n - N o rd b a h n ... 16,50 „ „ 1911 h atten die staatlichen E isenbahnen b ereits einen B etriebsüberschuß von 5,5 M illionen M erreicht, ein B etrag, d er zw eifellos im Laufe der nächsten Jahre n ich t unbeträchtlich steig en dürfte.

W enden w ir uns n u n m eh r kurz den H auptlinien in unseren Kolonien zu.

O s t a f r i k a.

W ie schon erw äh n t, v erläu ft die län g ste E isenbahnlinie u n serer Kolonien in D eutsch-O stafrika, das ja auch räum lich unsere g rö ß te K olonie bildet.

Als T ra n sp o rte für die ostafrikanischen E isenbahnen kom m en fü r die N ord­

bahn die P ro d u k te d e r w eißen A nsiedler, d e r eu ro p äisch en Plantagen, in B etracht, fü r die M ittellandbahn d ag e g e n die E rzeu g n isse d er Eingeborenen und des B ergbaues. N am entlich sind es neben den tro p isch en Erzeugnissen w ie K autschuk, W achs, W olle, H anf, K affee noch H olz, Bast, Getreide, Felle und Vieh. F ern er dien t die Bahn zur E in fu h r von F abrikaten, G eweben und N ahrungsm itteln.

Im N orden d er K olonie, an d er K ü sten stad t T a n g a , b e g in n t die Usambara- bahn, die älteste koloniale E isenbahn, die w ir besitzen. Sie fü h rt durch die W älder von O stafrik a und durch d as fru ch tb are, durch seine Kaffeeplantagen bek an n te G eb iet U sam b ara bis nach M oschi am F u ß e des Kilimandscharo.

Z u beiden Seiten d e r U sam b arab ah n liegen zahlreiche A nsiedelungen von E u ro p äern , deren P ro d u k te die w esentlichen F ra c h tg ü te r d er Eisenbahn sind.

Die U sam b arab ah n w ar ursprünglich eine P riv atb ah n . Sie w u rd e ab er später vom Reich übern o m m en , und ihr B etrieb ist je tz t v erp ach tet. Neben einigen Z u fa h rtstra ß e n hat sie eine Z w eig b ah n , die S ig ib ah n , die ungefähr 23 km lang ist. D iese Bahn v erm ittelt hauptsächlich die H olzausfuhr aus den W äldern im N orden d e r Kolonie. D em gleichen Z w eck dient eine g rö ß e re D rahtseilbahn, die von d er d eu tsch en F irm a W ilkins & Wiese g e b a u t ist, und die ebenfalls zur U sam b arab ah n führt. Die F irm a W ilkins fk W iese w u rd e im Jah re 1898 errich tet und b e tre ib t in d e r H au p tsach e neben P lan tag en w irtsch aft S ägew erke in D eu tsch -O stafrik a; u. a. b e u te t sie eine ihr erteilte K onzession zum A btrieb von W äld ern aus. Ih r K apital b e trä g t 1,5 Mil­

lionen M.

D er B etrieb d e r U sam b arab ah n ist vom S taat an die D eu tsch e Koloniale E isenbahnbau- und B etriebsgesellschaft verpachtet. D er B etriebsüberschuß

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EISENBAHNEN IN DEN KOLONIEN 353

d e r Bahn h at sich seit 1905 verzehnfacht, w obei zu berücksichtigen ist, daß die Strecke von 129 km auf 175 km gew achsen ist. Die P ächterin h at dem S taat eine jährliche M indestsum m e zu zahlen.

Die für die w irtschaftliche E ntw icklung von O stafrika b ed eu te n d ste E isen­

bahn ist die Linie, die vom H afenplatz D ar-es-Salain ins Innere von O stafrika zum T anganjika führt. Die Pläne fü r diese Bahn w urden von d e r D eutsch- O stafrikanischen G esellschaft in V erbindung m it d er D eutschen Bank im Jahre 1895 vo rb earb eitet. Infolge von S chw ierigkeiten kam d er E n tw u rf dam als nicht zur A usführung. Z w eim al w urden im R eichstage die F o rd eru n g en der Regierung h ierfü r abgelehnt. E rst im Jahre 1904 erhielt ein K onsortium , aus dem sp ä te r die O stafrikanische E isenbahn-G esellschaft en tstan d , die K on­

zession. D abei übernahm das Reich eine Z in sb ü rg sch aft von 3 vH fü r das A nlagekapital von 21 M illionen M sow ie fü r Rückzahlung d er um 20 vH erhöhten ausgelosten A nteilscheine.

Im Jahre 1911 w urde der W eiterb au d er Bahn von T ab o ra aus nach dem Tanganjika-See durch den R eichstag genehm igt. Die O stafrikanische E isen­

bahn-G esellschaft g e h ö rt zur G ru p p e d er D eutschen Bank und d er D eutsch- O stafrikanischen G esellschaft, die seinerzeit von Karl P eters g e g rü n d e t w urde.

Die G esellschaft hat dam als das V orzugsrecht für den Bau einer Bahn bis zum Victoria-Njanza und außerdem V orzugsrechte für den Bau von Z w eigbahnen erhalten. D aneben w urde ihr noch eine rech t um fangreiche Landkonzession cingeräum t. F ür jeden K ilom eter E isenbahn, den die G esellschaft b au t, darf sie sich eine B odenfläche von 2000 ha ausw ählen. D abei ist zu berü ck ­ sichtigen, daß, falls diese Fläche innerhalb eines A bstandes von 3 km von der Bahn liegt, hier die Rechte d er D cutsch-O stafrikanischen G esellschaft in B etracht zu ziehen sind. (D ie D eutsch-O stafrikanische G esellschaft hat näm lich bis zum Jah re 1915 das Recht, bei allen E isenbahnen, die in O s t­

afrika g e b a u t w erden, innerhalb eines A bstandes von 15 km von den E isenbahn-

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gleisen ein F ü n ftel des h erren lo sen L andes zu besetzen.) D a n un die Län­

dereien d er O stafrikanischen G esellsch aft nach dem „ S c h a c h b re ttsy ste m “ zu­

fallen, d. h. je ein L änderblock d er G esellschaft m it einem gleich g roßen Block des S taates abw echselt, so sind bei d e r O stafrik an isch en E isenbahn- G esellschaft drei L an d in teressen ten zu b erü ck sich tig en : die O stafrikanische E isenbahn-G esellschaft selb st, d e r S taat und die O stafrikanische G esellschaft.

Um nun innerhalb dieser drei In teressen ten S treitig k eiten zu verm eiden, sind im Jah re 1905 V erein b aru n g en g e tro ffe n w o rd en , die die V erteilung d er L ändereien nach einem bestim m ten P lan e vorn eh m en , und zw ar in d er Art, daß abw echselnd L änderblöcke d e r O stafrikanischen G esellschaft, d er O stafrikanischen E isenbahn-G esellschaft und dem S taate g eh ö ren .

N eben d er L andkonzession h a t die G esellsch aft auch noch um fangreiche B ergbaukonzessionen auf die D au er von 15 Ja h re n , und zw ar in einem A bstande von 100 km von d e r E isenbahnlinie. Bis jetzt h a t die Gesell­

schaft indes ab b au w ü rd ig e V orkom m en noch nicht e n td ec k t und d ah er einen B erg b au b etrieb auch noch nicht eröffnen können. F ü r die A nlage, den Bahn­

k ö rp er und den G ru n d b esitz ist d e r G esellsch aft S teu erfreih eit zugesichert w o rd en , so daß sie von einer G ru n d ste u e r fü r die D au er d e r Konzession nicht betroffen w ird. D aneben ist d e r G esellschaft Z o llfreih eit fü r die A usrüstung und fü r den Bezug d e r säm tlichen n o tw en d ig en M aterialien eingeräum t.

W ie m an aus dieser kurzen Z u sam m en stellu n g ersieht, v e rfü g t die Gesell­

schaft ü b er rech t u m fangreiche K onzessionen, und es b e s tä tig t sich also die alte E rfahrung, d aß , w enn m an priv ates K apital fü r eine Erschließungsbahn heranziehen will, m an g rö ß e re Z u g estän d n isse m achen m uß. Die O stafrikani­

sche E isenbahn-G esellschaft h a t so w o h l Z in sb ü rg sch aft w ie Landkonzession, B ergbaukonzession, Z o llfreih eit un d S teu erfreih eit.

D iese K onzessionen w aren m it R ücksicht auf die zu erw artenden Ge­

w innm öglichkeiten reichlich g ro ß , und es erschien dem Reichs-Kolonialam te d ah er v o rteilh after, sich d urch d en A nkauf des g rö ß te n T eiles des Aktien­

kapitales in den Besitz d e r E isen b ah n zu bringen. Z w a r h a tte das Reich nach dem dam aligen V e rtra g ein R ückkaufrecht, ab e r dieses setzte erst im 45 ten Ja h re ein. Um nun den B etrieb d er O stafrikanischen Eisenbahn-Ge­

sellschaft in die H än d e d es S taates zu b ringen, w u rd e u n te r D ernburg den A ktionären ein U m tausch o d e r ein V erkauf d e r A nteile vorgeschlagen. Die A ktionäre d er O stafrikanischen E isenbahn-G esellschaft erhielten en tw ed er 105 M.

in b ar fü r je 100 A4 A nteile d e r G esellschaft (näm lich 103,50 M fü r Kapital und 1,50 M fü r Z insen fü r ein halbes J a h r zu 3 vH ), o d e r sie erhielten für je 100 M A nteile eine K olonialanleihe im B etrag e von 100 M und 6 M in b ar (d. h. 4,50 M K apitaldifferenz und 1,50 M fü r Z insen). D abei wurde die K olonialanleihe m it 99 vH berechnet, d e r A nteil d e r Ostafrikanischen E isenbahn-G esellschaft m it 103 vH . Infolge dieses A n g eb o tes g elan g es der R egierung, im Jah re 1908 fü r 21 M illionen M A ktien d er Ostafrikanischem E isenbahn-G esellschaft zu erw erben, w o d u rch das Reich ü b erw ieg en d en Ein­

fluß auf die G esellschaft g ew an n un d die V orteile d e r seinerzeit gew ährten um fan g reich en K onzessionen selb st g en ieß e n kann.

Die in P riv atb esitz befindlichen A nteile b eschränken sich n u r auf einen g erin g en B etrag, so daß m an die Linien d e r O stafrikanischen Eisenbahn- G esellschaft zu den in staatlichen Besitz befindlichen E isenbahnen rechnen kann. D iese Linien haben ab e r v o r den reinen S taatsb ah n en den V orzug,

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EISENBAHNEN IN DEN KOLONIEN 355

«laß sie nicht fiskalisch betrieben w erden, sondern nach w ie v o r durch die O stafrikanische E isenbahn - G esellschaft. D iese und die O tavibahn sind die einzigen deutschen kolonialen E isenbahnen in A frika, die nich t durch eine B etriebsgesellschaft g e fü h rt w erden, sondern die ihre eigene R egie haben.

W ie erw äh n t, b e trä g t das K apital d er G esellschaft n u r 21 M illionen M. Da ab er d er Bau d er E isenbahnen ganz beträchtliche K apitalien verschlingt, so w urd en der G esellschaft die jew eils erforderlichen Sum m en vom S ta a t als D arlehn, die mit 4 vH verzinst w erden, g ew äh rt. Im Jah re 1910 stieg das R eichsdarlehn auf 36 M illionen M, 1911 auf 54 M illionen M. U n ter H inzurechnung des Kapitales von 21 M illionen M standen d e r G esellschaft also 75 M illionen M fü r E isenbahnbauten zur V erfügung. D abei sei bem erkt, daß die Strecke Dar-es-Salam - M o ro g o ro , d. h. die A nfangstrecke, aus dem Stam m kapital b e­

stritten w urde. Die gesam ten E isenbahnlinien standen 1911 m it 72 M illionen M zu Buche.

Z u r V erw ertu n g des L andbesitzes d e r E isenbahnen h a t die G esellschaft zusam m en m it d er D eutsch-O stafrikanischen G esellschaft die O stafrikanische Landgesellschaft m it einem K apital von 100 000 M g eg rü n d et. H ieran ist die E isenbahn-G esellschaft m it SO vH und die D eutsch-O stafrikanische G esell­

schaft rpit 20 vH beteiligt. Es h an d elt sich hierbei n u r um ein V erkaufsyndikat, das die L ändereien, die d er E isenbahn g em äß K onzession zu steh en , verkauft.

T o g o .

Die Form d er K olonie b rin g t es m it sich, daß E isenbahnen in diesem Lande in der H auptsache das G eb iet d e r Länge nach d u rchqueren m üssen.

H ierdurch soll auch verm ieden w erden, daß die K olonialprodukte seitw ärts in an d ere K olo­

nien abström en. A llerdings b esteh t eine Bahn in T o g o , die von Lome aus seitw ärts führt, sie hat indes keine g ro ß e w irtschaftliche Be­

deutung, da sie als K üstenbahn g e b a u t ist.

Die Kosten dieser Bahn von Lom e nach Anecho betrugen 1,20 Millionen M = 25 000 M /km . Die Bahn befördert in der H auptsache Personen mit T raglasten, sow ie M ais und Baum w olle.

Eine andere Bahn, die von Lom e ins In­

nere von T o g o führt, ist die von der Eisenbahn-Bau- und -B etriebsgesellschaft Lenz u. Co., G m bH , g e b au te Linie Lom e - Palim e, w ofür das Reich 7,8 M illionen Al bew illigt hatte, die durch eine in 30 Jah ren zurückzuzahlende, m it 3 V« vH verzinsliche A nleihe g ed eck t sind.

Diese Strecke fü h rt durch den Ö lpalm enbezirk und b efö rd ert neben den P ro d u k ten d er Palm en noch Baum w olle.

Die im Alai 1908 vom R eichstag g en eh m ig te Bahn Lom e-A takpam e bildet den A nfang ein er g ro ß en Eisenbahnlinie, die von d e r H afen stad t Lom e aus d a s H interland von T o g o erschließen soll. Zu diesem Zw eck soll sie sp ä te r

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ABHANDLUNGEN

b is nach Banjeli im Innern von T o g o w e ite rg e fü h rt w erden. D ie bis jetzt b ew illig te S treck e L om e-A takpam e v eru rsach te rd. 10 M illionen M U nkosten b e i ein er L änge von 175 km.

K a m e r u n .

K am erun b esitzt zw ei B ahnlinien, die so g e n a n n te K am erun-N ordbahn, die b e i D uala b eg in n t und nach dem M an en g u b a-G eb irg e fü h rt, und die Kamerun- M ittellan d b ah n , die ebenfalls bei D uala b e g in n t und zum N jongftuß führt.

A u ß erd em lieg t in K am erun noch die V ikto ria-P flan zu n g sb ah n , eine kleine K ü sten b ah n , die bei V ik to riad o rf beg in n t und n u r 50 km lang ist. Sie is t im P riv atb esitz und kom m t fast ausschließlich fü r die Beförderung von P la n ta g e n p ro d u k te n in B etracht. Die M ittellan d b ah n ist eine Staats­

bahn, d eren Bau noch nicht b e en d et, deren W e ite rfü h ru n g ü b er den Njongfluß hinaus indes fü r s p ä te r in A ussicht g en o m m en ist. Die K osten dieser Bahn sind auf 40 M illionen M v e ra n sc h la g t; sie d ü rften infolge der Schwierig­

k eiten des G eländes erheblich ü b ersch ritten w erden. In d e r H au p tsach e kommt die Bahn fü r den T ra n sp o rt von Ö lpalm en, K okosnüssen, K autschuk und so n stig en tro p isch en P ro d u k te n in B etracht.

Im G eg en satz zu d e r M ittellandbahn ist die K am erun-N ordbahn ein Pri­

v a tu n te rn e h m e n und zu r Z e it d as einzige g rö ß e re K olonial-Eisenbahnunter- n eh m en , das sich nicht in den H än d en d es S taates b e fin d e t; sie gehört d e r K am erun-E isenbahn-G esellschaft. Ih r B etrieb w u rd e im A pril 1911 in vollem U m fang aufgenom m en.

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EISENBAHNEN IN DEN KOLONIEN 357

Die K am erun-E isenbahn-G esellschaft ist als d eu tsch e K olonialgesellschaft im Jah re 1906 in Berlin von d er B erliner H an d els - G esellschaft, d er Königlich P reußischen S eehandlung, d er Bank fü r H andel und Industrie, d er D iskonto-G esellschaft u. a. g eg rü n d et. Die ihr erteilte K onzession läuft auf die D auer von 90 Jahren. D as G rundkapital b e trä g t 16,64 M illionen M.

Von diesem K apital entfallen 11 M illionen M auf S tam m anteile und 5,64 M il­

lionen M auf V orzugsanteile. D iese sind bei d er G ew innverteilung und bei der A uflösung d e r G esellschaft b evorrechtigt. Ihr V orrecht fällt jedoch fo rt, wenn auf die beiden A nteile in zehn aufeinander folgenden Jah ren gleich hohe G ew innanteile von m indestens 5 vH au sg ezah lt w orden sind. Die Stam m ­ anteile, die das V orrecht bei d e r G ew innverteilung nicht gen ieß en , besitzen dagegen eine staatliche B ürgschaft für die V erzinsung wie fü r die R ückzahlung, so daß sie zur A nlage von M ündelgeldern g eeig n e t sind. Ä hnlich w ie bei den A nteilen d e r O stafrikanischen E isenbahn-G esellschaft v erb ü rg t näm lich das Reich den Inhabern d e r Stam m anteile eine jährliche V erzinsung von 3 vH und eine Rückzahlung zum K urse von 120 vH . An d er G ew in n v erteilu n g ist das Reich beteiligt, und zw ar erh alt es von dem Ü berschuß nach A uszahlung einer bestim m ten D ividende die H älfte.

Das D eutsche R eich h a t das R echt, die K am erun-Eisenbahn-G esellschaft vom 21 ten G eschäftsjahr ab zu übernehm en. H ierbei w ird fü r den V or­

zugs- wie für den Stam m anteil ein Kurs von 150 berechnet. E benso w ie bei der O stafrikanischen E isenbahn-G esellschaft ist in d er K onzession d e r K am erun-Eisenbahn-G esellschaft eine V orschrift vorhanden, w onach fü r den Bau der Eisenbahn bei gleichen Preisen d eu tsch es M aterial zu verw enden ist.

H ierdurch sollen d er deutschen Industrie nach M öglichkeit auch im A us­

land A bsatzgebiete verschafft w erden, und in d er T a t hat d er Bau d e r kolonialen E isenbahnen unserer deutschen E isenindustrie ein neues A bsatz­

g e b ie t von nicht zu u n tersch ätzen d er B edeutung geliefert.

F ü r die ersten fünf Jah re bestehen keine V orschriften ü b e r die H ö h e d er Frachtsätze. N ach A blauf von fünf Jahren kann d e r R eichskanzler H ö ch st­

sätze für P ersonen w ie G ü te r festsetzen. D iese dürfen indes nicht nied rig er sein als die H ö chstsätze d er M ehrzahl an d erer in A frika u n te r ähnlichen V er­

hältnissen erbauten Bahnen.

W ährend d er D auer d e r K onzession d ü rfen andere E isenbahnlinien in gleicher R ichtung o d e r u n ter B erührung m eh rerer H au p tp u n k te d e r E isen­

bahn nicht g e b a u t w erden. E benso w ie d er O stafrikanischen E isenbahn- G esellschaft sind d er K am erun-E isenbahn-G esellschaft um fangreiche K onzessi­

onen g ew äh rt w orden, indem die G esellschaft neben d er staatlichen Z ins­

bürgschaft Zoll- und Steuerfreiheit, B erg w erksgerechtsam e und L and g erech t­

sam e besitzt. F ü r die L andgerechtsam e ist vorg eseh en , d aß sich die G e­

sellschaft längs d er Bahn beiderseits Land in 2 km breiten Streifen an­

eignen kann, w obei die eine H älfte dieses Blockes fü r den S taat frei­

bleibt. Da nun die D u rchführung eines „S ch ach b rettsy stem s“ , wie es in O stafrika gebräuchlich ist, aus technischen G ründen m it R ücksicht auf die Kurven unm öglich w ar und da eine Reihe von R eservaten d e r E ingeborenen vorhanden w ar, w urden die B estim m ungen dahin ab g eän d ert, daß anstelle des Schachbrettsystem s anderw eitige Landflächen im U m fang von u n g e fä h r 17 000 ha d e r G esellschaft zugew iesen w urden. M an h at also bei diesem U nternehm en von dem S chachbrettsystem aus t e c h n i s c h e n G ründen absehen m üssen.

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Die B erg w erk sg erech tsam e ist auf eine D auer von 15 Ja h re n fe s tg e ­ setzt, und zw ar in Z onen von je 100 km au f beiden S eiten d e r E isenbahn.

Die A nteile d e r K am erun-E isenbahn-G esellschaft w erden eb en so w ie die der O stafrikanischen E isenbahn-G esellschaft an d e r B erliner B örse am tlich notiert.

L aut Bilanz stan d en die E isenbahnen im Jah re 1911 m it einem B etrag e von 16,6 M illionen M zu Buche.

D er B etrieb d er K am erun-E isenbahn-G esellschaft ist eb en so w ie d e r der M ittellandbahn d e r D eutschen K olonialen E isen b ah n b a u - und B etriebsgesell­

schaft, die in en g ster F ü h lu n g m it d e r F irm a Lenz u. C o. ste h t, ü b ertragen.

S ü d w e s t a f r i k a .

W äh ren d fü r die b ish er e rw äh n ten E isenbahnen fa st n u r o d er doch m eist w irtschaftliche V erhältnisse m aß g eb e n d w aren , w urd en in Südw est­

afrika die B ahnbauten ü b erw ieg en d von strateg isch en G esich tsp u n k ten g e­

leitet. H ier h atten die A ufstände d e r H o tte n to tte n und H e re ro s die Anlage von V erb in d u n g en erforderlich g em ac h t. Die erste B ahn in Südw estafrika ist die Strecke S w ak o pm und-W indhuk, d ie im Ja h re 1897 von d e r Regierung g e b a u t w urde. Die K osten von rd. 15 M illionen M w urd en aus den lau­

fenden M itteln d es S ta a tsh a u sh a lte s b estritten . Die 383 km lange Linie wurde im Jah re 1902 eröffnet.

D ie Bahn L üderitzbucht-A us ist im Jah re 1904 durch den H o tten to tten - au fsta n d v eran laß t w orden. Die K osten d e r 150 km langen Strecke betragen rd. 7,7 M illionen M. Sie ist s p ä te r bis nach K eetm a n sh o o p w e ite rg e fü h rt w or­

den. D ie B etrieb serö ffn u n g erfo lg te am 1. N o v em b er 1906. A uch diese Bahn w ird sp ä te r voraussichtlich B ed e u tu n g fü r d en T ra n s p o rt von B odenschätzen, V ieh un d landw irtschaftlichen P ro d u k te n erlangen.

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EISENBAHNEN IN DEN KOLONIEN 359

Die am 7. M ai 1908 vom R eichstag bew illigte Bahn Seeheim -K alkfontein ist eine A bzw eigung von d er eben gen an n ten Bahn, die eine L änge von 183 km hat. A uch hierfü r w aren in d er H au p tsach e strateg isch e G rü n d e m aß g e b e n d ; ab e r auch von dieser Bahn sollen die F a rm e r durch verbilligte T ran sp o rte ihrer E rzeugnisse V orteile haben. Die K osten d er neuen Strecke belaufen sich auf rd. 16 M illionen M.

Die g rö ß te Strecke in S üdw estafrika ist die N o rdsüdbahn, die K etm anshop mit W indhuk verbindet. D iese Bahn soll fü r den T ra n sp o rt von V ieh und W olle in B etracht kom m en und außerdem w ichtige G ru b en g eb iete erschließen.

A ußer dem schon gekennzeichneten E isenbahnsystem : S w akopm und-W ind- huk, W indhuk-K eetm anshoop und L üderitzbucht-K alkfontein, b e ste h t in S ü d w est­

afrika noch eine seh r b ed eu ten d e Eisenbahnlinie, die O tavibahn. Die O tavi- bahn g e h ö rte bis v o r kurzem d er O tavi-M inen- und E isenbahn-G esellschaft, die im Jah re 1900 g e g rü n d e t w urde. Sie läuft vom H afenplatz Sw akopm und über K aribib-O tavi nach T sum eb. Die erste Strecke dieser Eisenbahn konnte infolge des K rieges erst im Jahre 1905 erö ffn et w erd en ; die g anze Linie w urde im Ja h re 1906 in einer L änge von 578 km fertiggestellt. In Karibib besteht eine V erbindung m it d er S taatsb ah n nach W indhuk, und infolge A ufgabe d er Staatsbahnstrecke bis Karibib w erden je tz t säm tliche T ra n sp o rte nach W indhuk bis K aribib ü b er die O tavibahn geleitet.

Die O tavibahn ist in e rster Linie zur B eförderung d e r Erze aus d ^ i O tavigruben g eb a u t w orden. D arü b er hinaus b efö rd ert sie ab e r noch V ieh- und Farm produkte fü r die A nsiedler in ihrem G ebiete. Von O tavi aus zw eigt eine N ebenbahn nach G ro o tfo n tein , die bis v o r kurzem d e r S o u th W est- Africa Co. g ehörte, jen er südw estafrikanischen L andgesellschaft, die anfangs dieses Jahrhunderts die O tavi-M inen-G esellschaft g e g rü n d e t hat.

Da man es in K olonialkreisen für w ünschensw ert gehalten hat, daß sich alte kolonialen Eisenbahnen im Besitz des Staates befinden o d e r sein er T a rif­

h oheit unterstellt sind, und da üb er die T arife d e r O tavigesellschaft aus Südw estafrika Klagen laut w urden, entschloß sich das R eichs-K olonialam t im Jahre 1909, die O tavibahn zu verstaatlichen. Ein einfacher A nkauf d e r Bahn zum tatsächlichen W erte w ar dam als nicht m öglich; denn die O tavibahn stellte sich als ein glänzendes G eschäft dar. Sie verzinste sich m it un g efäh r 10 vH , w obei zu berücksichtigen w ar, daß, sobald die V erzinsung d en Satz von 10 vH überstieg, eine H erab setzu n g d e r T arife eintreten m u ß te. Aus diesem G runde hatte die G esellschaft einige Jah re v o rh er nach A bzug g e ­ n ügender A bschreibungen eine E rm äßigung d er T arife vornehm en m üssen.

U nter B erücksichtigung d er g u ten V erzinsung und d er auch keinesw egs ungünstigen A ussichten w äre der W ert d er Eisenbahn nach fachm ännischer B erechnung auf rd. 40 M illionen M zu veranschlagen gew esen. D ieser Be­

trag für die O tavibahn zusam m en m it d e r Strecke O tavi-G rootfontein erschien aber dem S taat zu hoch. Infolgedessen w urde eine m ittlere Linie gefunden.

Der K aufpreis fü r die O tavibahn w urde auf 22 M illionen M festg esetzt, d er d e r Strecke O tavi-G rootfontein auf 2,3 M illionen M. Zu diesem P reise tra te n d ie beiden G esellschaften die Bahn an das Reich ab. G leichzeitig w u rd e a b e r die O tavibahn w ieder an die V orbesitzerin, also an die O tavigesellschaft,

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