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Technik und Wirtschaft : Monatsschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Jg. 15, H. 6

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Academic year: 2022

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TECHNIK UND 1 WIRTSCHAFT

iT —» M C N A T S C H R IF T

DES VEREINES DEUTSCHER INGENIEURE grasara SCHRIFTLEITER D-MEj/ER —

15. Ja h rg . J u n i 1922 6. Heft

E ntw icklung des niederschlesischen IndustriebezirH es1).

Von D iplom -Bergingenieur G e r k e .

I. B e g r e n z u n g u n d G e s t a l t u n g d e s n i e d e r s c h l e s i s c h e n I n d u s t r i e b e z i r k e s .

s*5 i

Niederschlesischer Industriebezirk bedeutet nicht etw a dasselbe w ie - ~z Niederschlesien. Der niederschlesische Industriebezirk, dessen Grenzen nicht ganz klar ausgeprägt sind, der aber dennoch ein einheitliches W irtschafts- L ~ , gebiet bildet, umfaßt beute bestimmte Kreise der Regierungsbezirke Liegnitz - j j und Breslau. Man könnte vielleicht noch T eile von M ittelschlesien und des : Regi erungsbezi rks Frankfurt a. O. hinzurechnen, deren W irtschaftsleben viel

;

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Gem einsam es mit Niederschlesien h a t W enn gleich w oh l davon Abstand _ - genomm en werden soll, die Grenzen des Industriebezirkes sow eit auszu- dehnen, so ist hierfür ein triftiger Grund vorhanden. Es ist das die Ver­

v e

5

sorgung mit dem für die Industrie unentbehrlichen Brennstoff, die im : t - niederschlesischen Industriebezirk einzig und allein auf der Steinkohle des

Waldenburger Berglandes beruht. M ittelschlesien verw endet daneben Braun- kohle und oberschlesiscbe Steinkohle, während die angrenzenden T eile

5

: der Mark Brandenburg von den dortigen Braunkohlengruben versorgt

¿c'd werden. Der niederschlesische Industriebezirk umfaßt also ungefähr den : 2 unumstrittenen Herrschaftsbereich der W aldenburger Kohle, seine Grenzen

werden etw a durch die Städte G örlitz, Sprottau, Liegnitz, Neumarkt, Reichen­

bach und Hirschberg angegeben.

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; In seiner Oberflächengestaltung ist der Industriebezirk nicht einheitlich.

äcZ' Ihm gehören Teile des Gebirges, des vorgelagerten H ügellandes und der __________________

J) Bei der Bearbeitung benutzte L iteratur: D e r W a l d e n b u r g - X e u r o d e r I n d u s t r i e b e z i r k . Band 3 der Festschrift zum 12 Deutschen Bergmanns tage in Breslau. F l e g e l , D i e B r a u n k o h l e n V o r k o m m e n S c h l e s i e n s . Anzeiger fü r Berg-, Hütten- und Maschinenwesen 1921, S. 4813 u f . N e u h a u s , D i e B e - d e u t u n g d e r M e t a l l i n d u s t r i e N i e d e r s c h l e s i e n s. Anzeiger fü r Berg-, 1 U Hütten- und Maschinenwesen 1921, S. 4765 u. f.

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d a ra n a n sch ließ en d en E bene an. D as G e b irg e , von d essen O berfläche rd.

35 vH b e w a ld e t sind, ist d ich t b e v ö lk e rt. B erg b au u n d In d u s trie sind hier zu H a u se u n d eine Q uelle d es W o h ls ta n d e s fü r die E in w o h n e r der hier g e le g e n e n g rö ß e re n S täd te. D ie L a n d w irtsc h a ft ist d u rc h zah lreich ere kleine B etriebe g e k e n n z e ic h n e t. D ie B esitzer d e r k le in b ä u e rlic h e n Stellen arbeiten m eist in d e r In d u strie.

Im H ü g e lla n d v e rlie rt die In d u s trie g e g e n ü b e r d e r L andw irtschaft an B ed eu tu n g . In d e r L a n d w irtsc h a ft h e rrsc h e n g ro ß e B a u e rn d ö rfe r vor, neben den en sich n u r v e re in z e lt G ü te r finden. D a d a s H ü g e lla n d seh r fruchtbar ist, in fo lg ed essen alle w ertv o llen G ew äch se w ie Z u c k e rrü b e n , Rotklee, Brau­

g e rs te usw . g e d eih e n , so entw ickelte sich h ier ein e au sg ed eh n te Industrie d e r N a h ru n g s - un d G e n u ß m itte l, w elch e die E rzeu g n isse d e r Landwirtschaft w e ite r v ered elt.

ln d e r E bene ü b e rw ie g t d a s R itte rg u t, d a s von kleinbäuerlichen Stellen u m g e b e n ist. D ie B a u e rn d ö rfe r tre te n d ie se r B etrieb sfo rm g eg en ü b er in den H in te rg ru n d . D a d e r B oden sich b e so n d e rs fü r Z u c k e rrü b e n b a u eignet, so fin d en w ir eine intensive A c k e rw irtsc h a ft m it g ro ß e n E rträg en an Zucker­

rü b e n , K arto ffeln usw . In d u s trie ist eb en falls v o rh a n d e n , sie verarbeitet a b e r, sie h t m an von L iegnitz u n d sein er n ä h e re n U m g eb u n g ab, meist la n d w irtsc h a ftlic h e E rzeu g n isse. N ach dem V erlu st d e r fü r die Versorgung u n se re s V a te rla n d e s m it L eb en sm itteln so w e rtv o lle n P ro v in zen Posen und W e stp re u ß e n d eck en H ü g e lla n d u nd E b en e einen g ro ß e n T eil des deutschen B ed arfes an N a h ru n g sm itte ln .

R ein g e o g ra p h isc h g e n o m m en lieg t N ied ersch lesien fü r den Absatz seiner E rzeu g n isse a u ß e ro rd e n tlic h u n g ü n stig . V on den g ro ß e n Handelsstraßen, die schon im A ltertu m u nd M itte la lte r Schlesien d u rc h z o g e n und diese Pro­

vinz so b e so n d e rs w ich tig fü r d en G ü te ra u s ta u sc h d es nördlichen Deutsch­

la n d s m it den w eiten G efilden d es O sten s un d S ü d o sten s m achen, liegt der In d u s trie b e z irk abseits. D er g e b irg ig e C h a ra k te r des L andes ist der Ent­

ste h u n g d e ra r tig e r V e rk e h rsw e g e a b h o ld , u n d h ie r k o m m t als erschwerend noch d a s F e h le n eines W a ss e rw e g e s hinzu. D ie einzige W asserstraß e Schle­

siens, die O d e r, ist m e h r als 65 k m vom In d u s trie b e z irk entfernt. Güter, w elch e au f d em W a s s e rw e g e ^ b efö rd ert w e rd e n sollen, m üssen also erst m it d e r B ahn an die O d e r g e sc h a fft un d d o rt in Schiffe um geladen werden.

Z ie h t m an dies in B e tra c h t sow ie den U m stan d , d aß d e r W asserstand der O d e r einen g ro ß e n T eil d es J a h re s s e h r u n re g e lm ä ß ig ist, so ist die geringe B ed eu tu n g d es W a ss e rw e g e s fü r den n ied ersch lesisch en Industriebezirk ein­

le u ch ten d , g le ic h z e itig w e rd e n a b e r d a m it auch die S chw ierigkeiten ver­

stän d lich , die dem A b satz se in e r E rz e u g n isse d a s F eh len natürlicher Han­

d e ls stra ß e n b e re ite n m u ß te. Die u n g ü n stig e w irtsc h a ftsg e o g ra p h isc h e Lage w ird noch d u rch w eitere U m stä n d e v e rsc h le c h te rt. N iederschlesien, dessen In d u strie in d e r H a u p tsa c h e R o h sto ffe e rz e u g t, ist rin g su m von Industrie­

b e z irk e n u m g e b e n , die m e h r o d e r w e n ig e r die g leich en R ohstoffe gewinnen u n d seinen n atü rlich en M ä rk te n v o rg e la g e rt sind (vergl. K arte 1). Im Westen lie g t v o r d en T o re n N ied ersch lesien s d e r d e u tsc h -b ö h m isc h e Bezirk, der d u rch h o h e Z o llsc h ra n k e n g e g e n d a s E in d rin g en n ie d e rsc h le sisc h e r Erzeug­

nisse g e sc h ü tz t ist; d en A bsatz nach S üden v e rs p e rrt d a s industriegew altige O b ersch lesien , d as hinsichtlich se in e r R o h sto ffq u ellen an E rg ie b ig k e it und 306 G e r k e : Entw ick lu n g des niedersc hlesischen I n d u s trie b e z ir k e s

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308 O e r k e : E n tw ick lu n g des nie dersc hlesischen In d u s trieb ezirk es g ü n stig e n L a g e ru n g sv e rh ä ltn isse n einzig in E u ro p a d a ste h t. Im Nordwesten e rsc h w e rt die h o ch en tw ic k elte B ra u n k o h le n in d u strie S achsens den Absatz n ied ersch lesisch er K ohle, un d im N o rd o ste n se tz t die b lü h e n d e Braunkohlen­

in d u strie d e r M ark B ra n d e n b u rg dem V o rd rin g e n d e r W ald e n b u rg er Kohle eine u n ü b erw in d lich e S ch ran k e. D em A bsatz nach dem O sten hat der un­

g lü ck lich e A u sg an g des K rieges eine enge G ren ze g e z o g e n , indem einer d e r b esten A b n eh m er fü r nied ersch lesisch e In d u strieerzeu g n isse, die Pro­

vinz P o sen , d u rch eine Zoll- und politische G ren ze von Niederschlesien ab­

g e s p e r rt w u rd e.

N ied ersch lesien h a t u n te r sein er u n g ü n stig e n g eo g rap h isch en Lage von je h e r stark zu leiden g eh ab t. W en n es gleichw ohl verstanden hat, seine In d u strie zu d e r h e u tig e n B ed eu tu n g z u en tw ick e ln , so ist das auf die zähe E n erg ie u nd die T ü c h tig k e it d e r n ied ersch lesisch en B evölkerung zurückzu­

fü h ren , die, auch m it k ä rg lic h e m V e rd ie n st zufrieden, in rastloser Arbeit G ro ß e s g esch affen hat. A uch d u rch die R evolution hab en im großen und g a n z e n diese w ertv o llen E ig en sch a ften sein er B evölkerung keine Einbuße erlitte n .

II. D e r S t e i n k o h l e n b e r g b a u .

7 b) G e sc h ic h tlic h e E n tw ic k lu n g d e s B e rg b a u e s .

D er w ic h tig ste d e r einzelnen n ied ersch lesisch en Industriezw eige ist der S te in k o h le n b e rg b a u , e r b ild et d as R ü c k g ra t d e r g esam ten Industrie.

A uf dem S te in k o h le n v o rk o m m e n von W ald e n b u rg -N eu ro d e wird seit J a h r h u n d e rte n ein re g e r B erg b au b etrieb en . Die ältesten urkundlichen Auf­

z eic h n u n g en d a rü b e r stam m en aus dem J a h re 1366, in w elchem Bo l k o II, d e r G e b ie te r d es F ü rs te n tu m s S chw eidnitz, einzelnen seiner Lehnsmannen d as E rb sto lle n re c h t in d e r G em ein d e A ld in w asser, dem heutigen Altwasser, v erlieh . Schon die alten H a b sb u rg isc h e n K aiser, v o r aliem R u d o l p h II, z e ig te n re g e s In te re ss e fü r den B e rg b a u in N iederschlesien. Als Beweis da­

fü r sei die fü r die G ra fsc h a ft G latz in d en J a h re n 1577 und 1578 von Kaiser R u d o lp h II e rla sse n e B e rg o rd n u n g g e n a n n t, die d a s V erfügungsrecht über die S te in k o h le d en G u tsh e rrsc h a fte n ü b erließ .

D er eig en tlich e A u fschw ung d es n ied ersch lesisch en Bergbaues setzte schon b a ld nach d e r B e sitz e rg re ifu n g S chlesiens durch F r i e d r i c h den G r o ß e n ein. D er s p ä te re L eiter d e s O b e rb e rg a m te s in Breslau, der geniale F r e i h e r r v. R e d e n , u n d de r S t a a t s m i n i s t e r v. H e i n i t z haben sich d am als g ro ß e V erd ien ste um die H e b u n g d es Steinkohlenbergbaues e rw o rb e n .

D u rch E rla ß d e r g ro ß z ü g ig e n S chlesischen B erg o rd n u n g , durch Ansied­

lu n g von B erg leu ten , d u rch G e w ä h ru n g von P rä m ie n fü r Umänderung von F e u e ru n g s a n la g e n bei K alk- u n d Z ie g e lb re n n e re ie n u n d Brauereien usw.

d u rch E in rich tu n g von S te in k o h le n fe u e ru n g e n in ö ffentlichen Gebäuden d u rch S ch affu n g von A b fu h rw eg en u. a. m. e rm ö g lic h te R eden dem Stein­

k o h le n b e rg b a u den A bsatz se in e r E rzeu g n isse. Als b e so n d e rs segensreicn a e rw ie s sich die V e rb e sse ru n g d e r S tra ß e n un d die E in ric h tu n g des Umschlag- ib

p latzes in M altsch a. O .; h ie rd u rc h w u rd e es b e re its d am als möglich, Kohle bis n ach Berlin auf d e r O d e r zu versch ick en . V on 21 266 T o n n en (zu 4 Ztr.' I :i im J a h re 1779 stieg die F ö rd e ru n g d a n k d ie s e r M a ß n ah m en bis auf 41770 | T o n n e n im J a h re 1791.

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Die erste D am pfm aschine fan d auf dem R o th en b ach er T iefb au Auf ­ stellung. G erau m e Z eit d a ra u f w urd en auf änd ern G ru b en D am pfgöpel in Betrieb genom m en, die von d e r R ufferschen M asch in en b au an stalt in B reslau und dem K öniglichen H iitte n a m t zu G leiw itz e rb a u t w aren. Schon dam als bestanden also B eziehungen zw ischen d e r Ind u strie N iederschlesiens und O berschlesiens.

Die H au p tb lü tezeit fällt mit dem A ufschw ung des E isen b ah n w esen s z u ­ sam m en, also etw a in die Ja h re 1853 bis 1873, in denen durch die B ergräte Dr. B r a d e und S t e i n e r , durch M änner wie K r a m s t a , T r e u t i e r ,

^ K u l m i t z usw. die G ru n d lag e zu r E ntw icklung d e r heu tig en S te in k o h le n ­ g ru b e n g e le g t w urde.

D er glückliche A usgang d er K riege, w elche die deutsche E inheit schufen, kam ebenfalls d e r W eiteren tw ick lu n g des niederschlesischen R eviers zugute.

D er S tein k o h len b erg b au nahm zunächst einen b ed eu te n d en A ufschw ung, dem allerdings nach den G rü n d erjah ren eine Zeit des S tillstandes folgte.

M itte d er n eu n zig er Jah re setzte die technische V erb esseru n g d e r Be­

trieb e ein, die bis zum K riege zu einem gew issen A bschluß g e la n g t w ar.

Im Jah re 1903 w u rd e das N i e d e r s ch le s i s c h e K o h Ie n s y n d i k a t g e ­ g rü n d e t und d am it auch d er V erk au f d er E rzeugnisse auf eine g esu n d e w irt­

schaftliche G ru n d lag e gestellt.

b) Die g e o lo g is c h e n V e rh ä ltn is s e .

D as niederschlesische R evier um faß t den p reußischen T eil d e r A b­

lag eru n g des niederschlesisch-böhm ischen S teinkohlenbeckens. Die S tein ­ kohlenform ation bild et h ier eine flachschüsselförm ige M ulde, die nach S ü d ­ osten offen ist. D er H au p tteil d er A blag eru n g , die M itte, ist von m ächtigen Schichten jü n g eren A lters b ed eck t, w äh re n d an den R ändern d e r M ulde die S teinkohle zu T a g e tritt. D en W estflügel d e r M ulde bilden die V o r­

kom m en, auf denen in Böhm en bei S chatzlar u. a. O. seit lan g er Z eit B erg ­ bau um geht. Im N ordflügel, d e r teils auf böhm ischem , teils auf preußischem G ebiet verläuft, sind b a u w ü rd ig e S tein k o h len flö ze n u r g an z v erein zelt a n ­ getroffen. D er östliche F lü g el d er M ulde ist in sich w ied er in die S p ezial­

mulden von L andeshut und W a ld e n b u rg u n terteilt, die durch de,n V o rsp ru n g bei G aablau g e tre n n t w erden. W äh ren d in d er L an d esh u te r M ulde die Schichten des flözführenden S tein k o h len g eb irg es u n te rg e o rd n e t e n tw ick e lt

> sind, erreichen sie in d er W a ld e n b u rg e r M ulde ihre g rö ß te M ächtigkeit.

Im w eiteren V erlauf d er A b lag eru n g nach Südosten verschw inden die F löze w ieder und treten erst in d er G egend von N eu ro d e w ied er in b a u w ü rd ig e r fr B eschaffenheit auf. D er w eitere V erlauf des S te in k o h le n g e b irg e s ist u n ­

bekannt.

D as Innere der M ulde ist bis heute n u r w enig erforscht. Bei M ittel­

steine sind einige Aufschlüsse durch tiefe B ohrungen g em ac h t w o rd en , die ab e r die jüngeren Schichten, die v o r allem dem R otliegenden a n g eh ö ren , trotz d e r bedeutenden T iefe nicht d u rch su n k en haben. D as S te in k o h le n ­ g eb irg e w ird hier in g e rin g e re r T i eie als rd. 1500 m k au m an g etro ffen w e r­

den. Es ist ab e r w ahrscheinlich, daß F löze v o rh an d en sind, und es ist

hi< i>

deshalb vielleicht nicht richtig, w enn m an die L eb en sd au er des n ied ersch le­

sischen S tein k o h len b erg b au es n u r auf 200 bis 300 Ja h re bem ißt.

G e r k e : E ntw ic klung des niederschlesischen Industriebczirkes 300

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D ie b ish erig en V o rra tsb e re c h n u n g e n stü tz e n sich säm tlich n u r auf die A ufschlüsse d e r R an d zo n e, in die d u rch d a s sc h w a n k e n d e V erhalten eines T eiles d e r F lö ze alle rd in g s eine g ew isse U n sic h e rh e it hineinkom m t. Zieht m an a b e r in B etrach t, d a ß d e r bei w eitem g rö ß te T eil d e r Ablagerung w eg en d e r m äch tig en Ü b e rla g e ru n g noch u n e rfo rsc h t ist, so ist eine er­

heblich g rö ß e re L eb e n sd a u e r des S te in k o h le n b e rg b a u e s als durchaus wahr­

scheinlich a n zu n eh m en . A llerd in g s d ü rfte d e r A ufschluß in technischer H in sic h t noch viele S c h w ie rig k e ite n b e re ite n , d a voraussichtlich mächtige S chichten d es R o tlieg en d en , u n te r U m stä n d e n auch P o rp h y rm assen , durch die Schächte zu d u rch teu fen sind, ein G eb irg e, das in gleicher Mächtigkeit bis­

h e r noch n irg e n d s d u rc h s u n k e n ist. A ber sch lim m er als die mächtigen S c h w im m sa n d a b la g e ru n g e n , die d e r S te in k o h le n b e rg b a u am Niederrhein zu ü b e rw in d e n h a t, w e rd e n auch diese S chichten k au m sein, wenngleich im g e g e n w ä rtig e n A u g en b lick in fo lg e d e r d a u e rn d e n S teig eru n g der Ausgaben fü r M ateria lien u n d L öhne an einen A ufschluß, ja so g a r n u r an eine Unter­

su c h u n g d e s Jn n e re n d e r M ulde nich t g e d a c h t w erd en kann.

D ie G e sta lt d e r W a ld e n b u rg e r A b la g e ru n g ist durch den mächtigen Por­

p h y rk e g e l d es H o c h w a ld e s bei seinem nach d e r B ildung d er Flöze erfolgten E m p o rste ig e n b e stim m t w o rd en . D er H o c h w a ld ist von lau ter Mulden ein­

g e ra h m t, von d en en die b e d e u te n d ste n die R o th e n b a c h e r und die Herms­

d o r ie r M ulde sind. In d e r R o th e n b a c h e r M ulde b auen die Cons. Abend- rö th e g ru b e u n d die C om b. G u sta v g ru b e . In d e r H e rm s d o rie r Mulde geht d e r A b b au d e r V erein ig ten G lü c k h ilf-F rie d e n sh o ffn u n g g ru b e , der Fuchs- und D a v id -G ru b e , d e r S egen G o tte s-G ru b e , d e r F ü rs te n ste in e r G ruben und der M e lc h io rg ru b e um . D a ein D e c k g e b irg e in d e r R andzone fehlt, so treten die F lö ze u n m itte lb a r zu T a g e .

In s g e sa m t sind zw ei F lö z z ü g e au fg esch lo ssen , d e r »H angende Zug und d e r »L ieg en d e Zug«. D er H ä n g e n d e Z u g b ild e t d en oberen Teil der Stein­

k o h le n a b la g e ru n g ; e r zeic h n et sich d u rc h R e g elm äß ig k eit d er Ablagerung aus. W e n n diese F lö zfo lg e auch g ew issen S tö ru n g e n unterliegt, so sind die F lö z e in sich d och g le ic h m ä ß ig u n d in v e rh ältn ism äß ig befriedigender M ä c h tig k e it e n tw ic k e lt. D er H a n g e n d z u g u m fa ß t in sg esam t 20 Flöze.

D e r H a n g e n d z u g w ird von d en H a rta u e r Schichten unterlagert, die n a h e z u flö z le e r sind u n d aus S an d stein en , S ch ieferto n en und Konglomerates b e ste h e n . U n te r den H a rta u e r S chichten la g e r t d e r L iegende Zug, in der bis z u 20 F lö ze n a c h g e w ie se n sind. D ie F lö ze d ie s e r G ruppe sind leider w e n ig e r re g e lm ä ß ig als die d es H a n g e n d e n Z u g e s entw ickelt. Wenigste:;

trifft d as fü r die T iefen zu, in d en e n je tz t d e r A b b au um geht. Wie de;

L ie g e n d z u g in d e r T iefe sich e n tw ick e ln w ird , ist frag lich . Immerhin liege:

g e w isse A nzeichen d a fü r v o r, d a ß in d e r T ie fe d ie F lö ze regelmäßiger w e rd e n , u n d dies ist im In te re sse d e r L e b e n sfä h ig k e it d es niederschlesische:

B e rg b a u e s n u r zu w ü n sch en .

Bei L u d w ig sd o rf, M ölke u nd N eu ro d e , w o d ie W enceslausgrube er.:

die N e u ro d e r K ohlen- u nd T o n w e rk e a rb e ite n , tre te n w ie d e r eine Anzahl F lö z e auf, d ie dem H a n g e n d z u g a n g e b o re n .

D as V erh alten d e r F lö ze u n te rlie g t in d e r M ä c h tig k e it un d in der Be­

sc h a ffe n h e it d e r K ohle g ro ß e n S c h w a n k u n g e n . L eitflöze die sich durch die g a n z e A b la g e ru n g v erfo lg en lassen u nd in a n d e re n B e rg b a u b e z irk e n ds 310 G e r k e : E n tw ick lu n g des nie dersc hlesischen Industriebezir kes

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R egel bilden, sind in N iederschlcsicn u n b e k a n n t. Infolge des stark en G c- b irg sd ru ck es liefert N iedersehlesien w en ig er S tü ck k o h le, d a g e g e n m eh r feinen K ohlenstaub, d e r auf einigen G ru b en reichliche M engen von leichtem un d schw erem K o h len w assersto ff enthält.

In d er H a u p tsa c h e ist die Kohle eine vorzügliche F e ttk o h le. Sie eignet sich besonders g u t zu r K o ksherstellung. M a g erk o h le ko m m t auch v o r; sie findet sich b e so n d e rs auf den G ru b en in d e r G eg en d von N eurode. B ed au er­

licherw eise ist d as V erh alten d er F e ttk o h le in einem und dem selben F löze nicht gleich. Es k o m m t vor, d aß nicht n u r in d e r Tiefe, sondern auch in der L än g serstreck u n g die V e rk o k u n g sfä h ig k e it d esselben F lözes S chw ankungen u nterliegt. D er H e iz w e rt d er K ohle sch w an k t zw ischen 7300 un d 8100 cal, der H eizw ert d e r bei d e r V e rk o k u n g e rz eu g ten G ase b e trä g t rd. 4500 cal.

Im allgem einen ist die B eob ach tu n g g em ac h t w orden, daß nach d er T iefe zu die B ack fäh ig k eit d er K ohle zunim m t.

D er S te in k o h le n b e rg b a u g eh t, wie b ereits erw äh n t, auf dem A usge­

henden des flö zfü h ren d en S tein k o h len g eb irg es um. Infolgedessen ist das A b­

teufen d er S chächte nicht b eso n d ers schw ierig g ew esen , da m ächtige Deck- g eb irg ssch ich ten , w ie z. B. in W estfalen o d er am N iederrhein, in d e r R an d ­ zone nicht v o rh an d en sind. D as F eh len eines D eck g eb irg es h at zu r F olge, daß die M ehrzahl d er S chächte nu r zw ischen 200 und 400 m tief ist. Die g rö ß te Tiefe, 517 m, h a t d er E ugen - Schacht d e s, S tein k o h len b erg w erk s v. Kulmiz. Ihm nahe ko m m t d er 500 m tiefe H an s H einrich-S chacht der Fürstenstew ier G ruben.

D as F ehlen einer Ü b erlag eru n g durch jü n g ere Schichten brin g t ab er für den B etrieb auch sch w erw ieg en d e N achteile mit sich. Einm al ist es den W asserzuflüssen m öglich, u n g e h in d e rt in die T iefe zu dringen, infolgedessen fließen bei lä n g e r a n d a u e rn d e n R egengüssen den G ru b en erhebliche W a ss e r­

m engen zu. U n te r dem Einfluß des H o c h w ald d u rch b ru ch es und a n d erer g eo lo g isch er E rscheinungen ist die A b lag eru n g d er S teinkohlenflöze stellen ­ w eise g e stö rt. D er A bbau dieser F lözteile h a t leicht Risse in den d a rü b e r­

liegenden G eb irg ssch ich ten z u r F olge, die das E indringen von W asser e r ­ leichtern. D iese T atsac h en hab en dan n auch zu w ied erh o lten M alen zu W asserein b rü ch en g e fü h rt, die fü r die b etro ffen en G ru b en von schw eren F o lg en b e g le ite t w aren . Auf k ü rz e re o d er län g ere Z eit m u ß te die F ö rd e ­ ru n g ein g estellt w erd en , bis die Süm pfung d er G ruben g elu n g en w ar.

Das N eb en g estein d e r F löze w ird vielfach von sehr g eb räch em S chiefer­

ton g eb ild et, w ä h re n d d e r fü r den B ergbau b eso n d ers g ü n stig e Sandstein o d er S an d stein sch iefer nu r bei einzelnen F lözen v o rh an d en ist. T ritt Luft mit diesem Schieferton in B erührung, so b lä h t er sich u n te r dem Einfluß d er L u ftfeu ch tig k eit auf und lö st sich von den b e n a c h b a rte n Schichten.

D iese E rscheinung ist nun fü r den B ergbau b eso n d ers nachteilig, indem sich vielfach nicht n u r D ruck aus dem H an g en d en , d. h. dem D ach des Flözes, b e m e rk b a r m acht, sondern auch aus d e r Sohle u nd von den S tößen.

Ein d e ra rtig e s G eb irg e v erlan g t einen b eso n d ers so rg fältig en A usbau, um das plötzliche H erein b rech en d e r d a rü b e r befindlichen Schichten zu v e r­

hüten. D as w enig h a ltb a re N eb en g estein g a b auch die V eran lassu n g zur E inführung des system atischen H o lzau sb au es im A bb au b etrieb e, d er in N ie­

derschlesien zu erst a n g ew en d et w urde.

G c r k e : E ntw ic klung des nicderschlesischen Industriebezirkes 311

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D as V o rh an d en sein dieser h ö ch st u n g ü n stig en G eb irg ssch ich ten ist aber fü r die F ü h ru n g des B etriebes un d fü r die W e ttb e w e rb fä h ig k e it des Re­

v iers von a u ssc h la g g e b e n d e r B ed eu tu n g . D ie E rfin d u n g d e r m it Druckluft a n g e trie b e n e n S c h ü tte lru tsc h e h a t b e k a n n tlic h in d en letzten 15 Jahren zu ein e r U m w ä lz u n g d e r A b b au tech n ik g e fü h rt, die g e ra d e z u beispielslos in d e r G esch ich te des S te in k o h le n b e rg b a u e s d a ste h t. W ä h re n d frü h e r der Berg­

m ann bei einem flach lieg en d en F lö ze g e z w u n g e n w ar, alle 10 m minde­

sten s eine S treck e a u fz u fa h re n , d a die K ohle m it d e r Schaufel höchstens n u r ü b e r diese E n tfe rn u n g g e fö rd e rt w e rd e n k o n n te , oh n e d aß zu viel Leute fü r d as W e ite rsc h a u fe ln e rfo rd erlich w aren , h a t die S ch ü ttelru tsch e die Mög­

lich k eit g e g e b e n , auf 100 m, ja s o g a r auf g rö ß e re E ntfernungen hin die K ohle leich t u nd billig zu b e fö rd e rn . D er h e u tig e A b b au b rau ch t bei 100 m A b b a u fro n t n u r zw ei S treck en g e g e n frü h e r rd. 11. Von diesen Strecken d ie n t die o b ere z u r A b fü h ru n g d e r v e rb ra u c h te n Luft un d für die Zufuhr d e r ta u b e n S teine, w elch e die d urch den A bbau en tstan d en en Hohlräume au sfü llen , w ä h re n d in d e r u n teren S treck e die F ö rd e rw a g e n gefüllt und ab­

g e fö r d e rt w e rd e n k ö n n en . D iese V e rein fach u n g k o m m t w irtschaftlich nicht n u r d u rch den F o rtfa ll d e r z a h lreich en S treck en un d unproduktiven Ge­

s te in a rb e ite n z u r G e ltu n g , auch die W e tte rfü h ru n g w ird erheblich ver­

b e ss e rt, indem die S c h la g w e tte r leicht a b g e le ite t w erd en können, die sich, d u rch die vielen S treck en b e d in g t, bei dem alten V erfah ren unter Um­

stä n d e n an sam m elten . V or allem a b e r w u rd e es m öglich, den Verhieb ein es F lö z a b s c h n itte s g a n z erh eb lich zu b esch leu n ig en . Es zeigte sich die bis d ah in w e n ig b e k a n n te E rsch ein u n g , d aß bei schnellem Fortschreiten d es V erh ieb es se h r g ü n stig e E in w irk u n g e n auf d as D eckgebirge erzielt w e rd e n . D ie S ch räm - u nd S ch ie ß a rb e ite n k o n n te n erheblich eingeschränkt w e rd e n , d a bei rich tig em A b stan d zw isch en K o h len sto ß und Bergeversatz sich im D ach des F lö zes eine D ru ck w elle bild ete, die die anstehende Kohle aus d e r S p a n n u n g b efreite u n d sie d am it leich t m it d e r K eilhaue gewinnbar m ach te. D ie F o lg e d avon w a r, d aß d e ra rtig e B e trieb sp u n k te im Tage bis zu 200 W a g e n K ohle u n d m e h r lieferten , u n d d a ß infolgedessen das Bau­

feld in einem F lö z g a n z erh eb lich sc h n e lle r als frü h e r ab g eb au t werden k o n n te . D ie S treck en b ra u c h e n eb en falls n u r k ü rz e re Z eit zu stehen und k o m m en nich t so in D ru ck , so d a ß viel w e n ig e r H o lz fü r Zim m erung und L öhne fü r die A u sfü h ru n g d e r Z im m e ru n g v e rb ra u c h t w erden.

D iese g ro ß e n V o rteile d es A b b a u e s m i t b r e i t e m B l i c k , wie der B erg m an n dieses A b b a u v e rfa h re n n en n t, sind in N ied ersch lesien längst nicht in d em selb en U m fan g e w ie in ä n d e rn B e rg b a u b e z irk e n zu erreichen ge­

w esen, un d z w a r w eg en d e r B esch affen h eit d e s N e b en g estein s, das durch sein A ufquellen u n te r d e r E in w irk u n g d e r feu ch ten G ru b e n lu ft die Ent­

w ic k lu n g d e r D ru ck w elle u nm öglich m acht. D a ra u s e rg e b e n sich die wei­

te re n N achteile, d a ß b e d e u te n d m e h r Z im m e ru n g als a n d e rs w o aufzuwenden ist, u nd d a ß die L eistu n g des einzelnen H a u e rs erh eb lich n ie d rig e r ist (Lei­

stu n g fü r einen M ann un d eine S chicht u n te r T a g e rd. 0,60 b is 0,70 t gegen rd. 1,00 t b eisp ielsw eise in W e stfa le n ). D a ra u s fo lg t w ied er, d a ß bei gleichen K o h len p reisen die W e ttb e w e rb fä h ig k e it von N ied ersch lesien g e g e n ü b e r den R evieren m it b esserem N e b e n g e ste in (z. B. W e stfa le n , S a a rb rü c k e n ) außer­

o rd en tlich e rs c h w e rt ist. Es ist d a h e r v erstän d lich , d a ß die Kohlenpreise 312 G e r k e : Entw ick lu n g des nie der schlesischen In d u s trieb ezirk es

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in N iederschlesien h ö h e r als in an d eren B ezirken sind, un d d aß dabei g le ic h ­ w ohl die Löhne nicht auf die H ö h e a n d e re r B ezirke g e b ra c h t w erd en können.

c) D ie te c h n isc h e n V e rh ä ltn is s e .

Ein b eso n d ers K ennzeichen des niederschlesischen S te in k o h le n b e rg b a u e s ist d as plötzliche A uftreten von K ohlen säu reau sb riich en , das g lü ck lich erw eise auf einzelne G ru b en b e sc h rä n k t ist.

Die A usbrüche von K ohlensäure sind im H a n g en d en Z u g und im Lie­

g en d en Z u g b e o b a c h te t w o rd en , u nd zw ar in allen K ohlensorten. D as A uf­

treten d er K ohlensäure ist un b erech en b ar. Sie m eld et sich nicht an und kann auch die verschiedensten Form en annehm en, als reines G as, o d e r an Q uellen g eb u n d en (dann bilden diese M in eralw asser), o d e r in d e r F o rm von S chlam m -M assen, die durch den A usbruch in die G ru b en räu m e h in ein g ew ä lzt w erden. N ach dem A btun von Sprengschüssen, bei d e r A u sfü h ru n g der m aschinellen S chräm arbeit, ja so g ar bei dem H ack en m it d e r K eilhaue h aben sich schon K ohlen säu reau sb rü ch e gezeig t. Irg en d w elch e A b w eh rm ittel g ib t es nicht, n u r äu ß e rste V o rsich t k ann S ch äd ig u n g en d e r B elegschaft v e r­

hindern.

Die S ch lag w etteren tw ick lu n g ist im allgem einen erfreu lich erw eise n ie ­ d rig e r als in and eren B erg b au b ezirk en . N u r die m ittlere F lö z g ru p p e des H a n g en d en Z uges d er W a ld e n b u rg e r F lö z a b la g e ru n g h at auf einigen G ru b en u n te r G asentw icklung zu leiden. Besonders w erd en hiervon d ie G ru b en b etroffen, die in g rö ß e re r T iefe arb eiten , da auf den o b eren Sohlen infolge

des F eh len s eines D eckgebirges eine w eitg eh e n d e E n tg a su n g sta ttg e fu n d e n hat. G egen diese G efah r stehen dem B ergm ann a b e r H ilfsm ittel z u r V e r­

fü g u n g , die in N iederschlesien m it S o rg fa lt an g e w e n d e t w erden.

Die T ag esan lag en d e r B erg w erk e sind in d e r U m g e sta ltu n g beg riffen , die leider durch den K rieg zeitw eise zum Stillstand kam . B esondere S chw ie­

rig k eiten erg ab en sich fü r die V erb esseru n g d e r T a g e sa n la g e n d arau s, daß das W ald e n b u rg er B ergland eine au sg esp ro ch en e G eb irg slan d sch aft m it te il­

w eise tief eingeschnittenen T älern ist, die n u r eine g e rin g e B reite h ab en . Infolgedessen feh lt es den T ag e sa n la g e n an R aum , u n d h ierau s erg e b e n sich fü r die T ag esan lag en , fü r die zw eck en tsp rech en d e L ag eru n g d e r e r ­ forderlichen M aterialien und G ru b en h ö lzer g ro ß e Ü belstände, die m it in den K auf genom m en w erd en m üssen.

K ennzeichnend fü r die E ntw icklung des niederschlesischen R eviers ist die zur K esselfeuerung schon früh in A ufnahm e g ek o m m en e V erw en d u n g m in d erw ertig er B rennstoffe, w ie K ohlenschlam m , Stauh, m it H o rn sc h ie fe r d urchw achsene Kohle, K okslösche und ähnliche Stoffe. D ie stündlich e r ­ zeu g te D am pfm enge b e tru g v o r dem K riege 471 431 kg. Sie d ü rfte heute nicht unw esentlich h ö h e r sein.

Ein Teil d er G ru b en bezieht den zum B etriebe n o tw en d ig en elek trisch en S trom von ausw ärts. Eine an d ere G ru p p e von G ru b en e rz e u g t teils selb st Strom , teils v erw en d et sie frem d e K raft. Die ü b rig en G ru b en erzeu g en ihren S trom ausschließlich selbst. Die G esam tleistu n g d e r n iederschlesischen B erg ­ w erk zen tralen b e tru g v o r dem K riege 19800 kW , w ovon rd. 22 vH m ittels K olbendam pfm aschinen, d er R est von 15 550 k W (78 vH ) mit D am pfturbinen

herg estellt w urde.

. .

I i

T. u. W. Heft 6. 2

G e r k e : E ntw ic klung des niederschlesischen Indus triebezirkes 313

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D ru c k lu ft w ird in g ro ß e m U m fan g e zum A n trieb von A rb eitsm asch in en v e rw a n d t. • V on d e ra rtig e n M aschinen seien h ier g e n a n n t: B o h rh ä m m e r, B ohr- un d S ch räm m asc h in en , S ch ü ttelru tsch en , F ö rd e rh a sp e l, S o n d e rv e n tila ­ to ren , k le in e re P u m p en u. a. m. D ie h ierfü r e rfo rd e rlic h e D ru c k lu ft w u rd e vor dem K riege von 25 F risc h d a m p fk o m p re sso re n m it ein e r stü n d lich en L eistung von 48300 m 3 un d zw ei A b d a m p fk o m p re sso re n m it ein e r stü n d lic h e n L eistung v on 20000 m 3 e rz e u g t. H e u te sind noch w e ite re K o m p resso ren in B etrieb g e k o m m e n , so d a ß die G e sa m tle istu n g n ich t u n e rh eb lich h ö h e r sein dürfte.

F ü r die W a s s e rh a ltu n g sind, w ie b e re its h e rv o rg e h o b e n , die eigen­

a rtig e n g e o lo g isc h e n V erh ältn isse N ied ersch lesien s in e rs te r Linie bestim m end.

In s g e sa m t w e rd e n täg lich bis ü b e r 40000 m3 W a ss e r bei ein er T a g e sfö rd e ru n g von rd . 18 000 bis 19 000 t g e h o b e n . Z u r W a ss e rh a ltu n g steh en m it D am pf b e trie b e n e u n d auch e le k trisc h a n g e trie b e n e W asse rh a ltu n g sm a sc h in e n zur V e rfü g u n g . D ie Z a h l d e r D a m p f-W a sse rh a ltu n g sm a sc h in e n ist in stetem R ü c k g a n g b eg riffen . H e u te sind 51 elek trisch a n g e trie b e n e W asserh altu n g en m it ein e r G e sa m tle istu n g von 24800 m t/m in in B etrieb o d er als Reserve v e rfü g b a r.

D ie A u fb e re itu n g d e r an S tau b und frem d en B eim engungen reichen n ie d ersch lesisch en K ohle w u rd e schon früh als eine b e so n d e rs w ichtige F ra g e e rk a n n t. E rst d u rch die w e itg e h e n d e A u fb ereitu n g d e r K ohle w u rd e ih re V e re d lu n g in den K o k ereien un d d a m it die W e ttb e w e rb fä h ig k e it fü r einen g ro ß e n T eil d e r K o h len g ew in n u n g erm ö g lich t. In fo lg ed essen haben fa s t säm tlich e G ru b e n n asse un d tro c k e n e A u fb ereitu n g . M an kan n a n ­ n e h m e n , d a ß rd. 70 vH d e r g e sa m te n F ö rd e ru n g von 0 bis 60 m m K orn­

g rö ß e n a ß a u fb e re ite t, d. h. g e w a sc h e n w erd en . B eso n d ere A u fm erk sam k eit w ird d e r A u fb e re itu n g d e r F e in k o h le u nd des d ab ei g ew o n n en en K o h len ­ sch lam m es z u g e w a n d t, zw e ie r K o h len so rten , d eren A bsatz in d e r s a g e n ­ h a fte n Z eit, als es noch k ein en K o h len m an g el g a b , m it teilw eise g ro ß en S c h w ie rig k e ite n v e rb u n d e n w ar. D urch den E in b au von F ilte rp re sse n ist es m ö g lich g e w o rd e n , einen tro c k e n e n , zu r V e rfe u e ru n g auf m echanisch b e w e g te n R osten g e e ig n e te n Schlam m h erzu stellen . U n te r d e r E inw irkung d e s K o h len m an g e ls d e r le tz te n J a h re ist m an d azu ü b e rg e g a n g e n , den S ch lam m d u rch B rik e ttie ru n g zu v ered eln . D ie so h e rg e s te llte n B riketts h a b e n sich in d e r le tz te n Z e it einen stä n d ig w ach se n d e n A bnehm erkreis zu e rrin g e n v erm o ch t.

D ie V e rk o k u n g d e r n ied ersch lesisch en S te in k o h le w u rd e z u e rs t im Jahre 1776 auf den F ü rs te n s te in e r G ru b e n m it E rfo lg v e rsu c h t. H ie r w a r es w ie d e r d e r G ra f von R eden, d e r ta tk rä f tig e F ö rd e r e r d es schlesischen Berg- u n d H ü tte n w e se n s , d e r die B e d e u tu n g d e r V e rk o k u n g fü r die H ü tte n in d u strie e rk a n n te un d die E in ric h tu n g d e r e rs te n K o k erei auf d e r A b en d rö th eg ru b e b e re its im J a h r e 1897 d u rc h s e tz te . M it dem A u fk o m m en d e r E isenbahnen, die a n fa n g s viel K oks v e rfe u e rte n , g in g e n im m er m e h r G ru b e n z u r V er­

k o k u n g d e r an fallen d en F e in k o h le n ü b er. Im J a h r e 1882 w u rd e n in N ied er­

sch lesien die e rsten R e g e n e ra tiv ö fe n auf den S ch lesisch en K ohlen- und K o k sw e rk e n in B etrieb g e n o m m e n u nd d a m it die L e istu n g sfä h ig k e it der Ö fen g e g e n frü h e r, u n te r g le ic h z e itig e r V e rrin g e ru n g d e r G a ru n g sz e it, e r­

h eb lich v e rb e s se rt. Die im n ied ersch lesisch en B ezirk z u r V e rk o k u n g g e ­ la n g e n d e n K ohlen g e h ö re n in die K lasse d e r b a c k e n d e n S in te rk o h le . D ie 314 G e r k e : E n tw ick lu n g des nie derschlesis chen In d u s trie b e z ir k e s

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aus diesen K ohlen e rz eu g ten K oks sind von g an z h e rv o rra g e n d e r B eschaffen­

heit. Sie sind g ro ß s tü c k ig und fest und eignen sich infolgedessen h e rv o r­

rag en d fü r h ü tten m än n isch e Z w eck e. Ein g ro ß e r T eil d e r n iederschlesischen E rzeu g u n g w ird fü r H eizu n g szw eck e und zur H e rste llu n g von G e n e ra to rg a s v erw an d t. Als Bew eis fü r die G ü te d e r K oks sei erw äh n t, d a ß H ü tte n w e rk e in O b erschlesien, w elche aus N iederschlesien K oks beziehen, den m in d e r­

w ertig en K oks ih re r eigenen K okereien n eu erd in g s v erk au fen und d a fü r ihre H ochöfen n u r m it n iederschlesischen K oks feuern w ollen.

Die im Ja h re 1882 e rb a u te n R egen erativ ö fen erh ielten b ereits eine K on­

d en satio n san lag e, in d e r T e e r g e w o n n en w u rd e. D am it w u rd e in die K okereitech n ik die N e b e n p ro d u k te n g e w in n u n g e in g efü h rt. H e u te sind alle K okereien m it E in rich tu n g en z u r G ew innung von T e e r, A m m oniak und Benzol au sg e rü ste t. Eine von versch ied en en G ru b en gem einsam b e trieb en e B enzolfabrik so rg t fü r die w eitere A u fb ereitu n g u n d V ered lu n g des g e ­ w onnenen W aschöles.

Auf einigen G ru b en w erd en die m ag eren o d e r h alb fetten K ohlen, die fü r die V e rk o k u n g nicht g e e ig n e t sind, u n te r Z u satz von P ech brikettiert."

W enn auch die B rik e tth e rste llu n g b ish e r nich t b ed eu te n d ist, so ist doch d am it die M öglichkeit des A bsatzes d e r so n st nicht v e rk au fsfäh ig en F e in k o h len g eg e b e n . Ein b eso n d ers g u te r A bnehm er fü r diese B rik etts ist die preußische Eisenbahriverw altung, die m ehr als 50 vH d e r G esam t- ' e rz e u g u n g v erb rau ch t.

Es b leib t nun noch ü b rig , auf einen In d u striezw eig hinzuw eisen, d er n u r dem niederschlesischen S tein k o h le n b e rg b a u eigentüm lich ist, näm lich die G ew innung - von feuerfestem S chieferton, d e r auf den G ru b en in der N ac h b a rsc h a ft von N eu ro d e in m eh reren F lözen u n terh alb d e r S teinkohle g efu n d en w ird. Bis zu 5 F lö zen m it zusam m en 8 m M äch tig k eit sind in ein er S chichtenfolge von 24 m m it rd. 20° E infallen v o rh an d en . D iese F löze w erd en nach b erg m än n isc h en R egeln m it und ohne B ergeversatz g ew onnen.

Es h an d elt sich hierbei um erhebliche M engen, u nd die h eu tig e F ö rd e ru n g d ü rfte rd. 100000 t im J a h re b etra g e n . Die g e fö rd e rte n M engen w erd en ü b er T a g e z e rk le in e rt u n d in R ostöfen g e rö s te t, um dem Schieferton die fü r die w eitere V e rw e rtu n g u n g eeig n e ten B estandteile, v o r allem die K ohlen­

säu re, z u entziehen. D er so g ew o n n en e T o n zeichnet sich d u rch hohen T o n e rd e g e h a lt u n d durch g erin g en G e h a lt an F lu ß m itteln aus, und h at d esh alb eine hohe F eu erfestig k eit. Die g ro ß e D ichte und H ä rte e rg ib t beim M ahlen ein scharfes K orn m it g e rin g e r Staiubbildung. D er A bsatz­

bereich ist au ß ero rd en tlich a u sg ed eh n t. N icht n u r D eu tsch lan d , sondern auch die b e n a c h b a rte n G ebiete von Ö sterreich-U ngarn, frü h e r auch R ußland, sind reg elm äß ig e B ezieher von S chieferton.

Als B egleiter d e r K ohle tritt in einzelnen F lözen T o neisenstein auf, d e r k n o llen fö rm ig als so g e n a n n te r S p h äro sid erit a b g e la g e rt ist. L eider ist die A b lag eru n g zu u n reg elm äß ig , als d aß eine p lan m äß ig e G ew innung m öglich w äre. D er T o n eisen stein w ird nebenbei bei dem A bbau au sg eh alten und ü b er T ag e in b eso n d eren Öfen o d e r M eilern g e rö ste t. W enn es sich auch nicht um b ed eu te n d e M engen handelt, so zeichnet sich d e r T o n e ise n ­ stein doch im allgem einen durch b efried ig en d en E isen g eh a lt neben g erin g en R ückständen aus und w ird deshalb g ern von den E isenhütten gekauft.

G e r k e : Entw ic klung des nie der schl esischen Industriebezir kes 315

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d) D ie A b s a tz v e rh ä ltn is s e .

F ü r die B eu rteilu n g d e r A b sa tz v e rh ä ltn isse sind n eb en d e r g e o g ra p h i­

schen L age die tech n isch en u nd g eo lo g isc h e n V e rh ä ltn isse b estim m en d . W ie w en ig b e frie d ig e n d diese sind, w a r b e re its w e ite r o b en aus- e in a n d e rg e s e tz t w o rd en . Die u n g ü n stig e L age d es In d u s trie b e z irk e s zu seinen A b sa tz m ä rk te n , die z. T . u n g ü n stig e n G e b irg s v e rh ä ltn is se u nd das F e h le n eines W a ss e rw e g e s ersc h w e re n die W e ttb e w e rb fä h ig k e it a u ß e r­

o rd en tlich . U n te r diesen V e rh ä ltn isse n ist es v e rstä n d lic h , d aß d e r H e rr­

sc h a ftsb e re ic h d e r n ied ersch lesisch en S te in k o h le s e lb st in d e r u n m ittelbaren U m g e b u n g von W a ld e n b u rg d a u e rn d u m s tritte n w ar. V o r dem K riege w ar es zeitw e ise so w eit g e k o m m e n , d aß o b ersch lesisch e K ohle b illig er als nieder- sch lesisch e im W a ld e n b u rg e r B ezirk v e rk a u ft w e rd e n k o n n te.

Alle diese U m stä n d e h ab e n n atü rlich e in sc h n e id e n d e B ed eu tu n g für die E n tw ic k lu n g d e r S te in k o h le n fö rd e ru n g g e h a b t. F ö rd e r te beispielsw eise N ied ersch lesien im J a h re 1822 eb en so v iel w ie O b ersch lesien , so h a t sich im L aufe d e r J a h re dieses V erh ältn is im m er m e h r z u u n g u n ste n N ied er­

sch lesien s v ersch o b en . In den letzten J a h re n v o r dem K riege b e tru g sein A nteil an d e r S te in k o h le n fö rd e ru n g des O b e rb e rg a m tb e z irk s B reslau zw ischen 13 u n d 14 vH , w ä h re n d O b ersch lesien 86 bis 87 vH d e r g e sa m te n F ö rd eru n g lieferte. D ie E n tw ick lu n g d e r F ö rd e ru n g h a t sich von je h e r in ruhigen B ahnen b e w e g t. E rst d e r g lü ck lich e A u sg an g des deu tsch -fran zö sisch en K rieges, d e r von so a u ß e ro rd e n tlic h e in sc h n e id e n d e r B ed e u tu n g fü r das g e s a m te d e u tsc h e W irtsc h a fts le b e n w u rd e , h a t auch au f d en n ied ersch lesi­

schen B e rg b a u b e le b e n d e in g e w irk t. V on 1570227 t im J a h r e 1870 ist die F ö rd e r u n g au f 5528000 t im J a h re 1913 u n d 4482187 t im J a h re 1920 g e ­ stieg en . D er F o rts c h ritt, den d as n ied ersch lesisch e R ev ier in den letzten J a h rz e h n te n g e m a c h t h a t, b e tr ä g t also im g a n z e n 123 vH . V erg leich t man d a m it die Z u n a h m e d e r F ö rd e r u n g in a n d e re n R evieren (d. h. v o r dem K rieg e), z. B. 314,75 vH in O b ersch lesien u nd 345,69 vH in W estfalen, so s ie h t m an, in w ie b e sch eid en en G ren zen sich d e r A u fsch w u n g des Berg-

U f^.n n ,,.rc Or ,0.sfP reuß en b a u e s b e w e g t hat. E tw as bes­

se r is t die K okserzeugung ge­

stieg en , die sich von 30 957 t im Ja h re 1870 auf 902 854 t im Ja h re 1913 u nd 760 472 t im Ja h re 1920 e rh ö h t hat.

D en H a u p tte il d e r K ohlen­

fö rd e ru n g h at d a s Inland be­

kom m en , es erh ielt im Jahre 1912 2 733 471 t. S eh r b eträch t­

liche M en g en g in g e n auch nach Ö sterreich -U n g arn , d a s für nie­

d ersch lesisch e K ohlen von jeher ein g u te r A b n eh m er g e w e se n ist.

D ie ü b rig e n d e u ts c h e n Bezirke n a h m e n m it A u sn ah m e von Ber­

lin n u r v e rh ä ltn ism ä ß ig gerin g e K oh len m en g en ab (vgl. K arte 2).

316 G e r k e : Entw ick lu n g des nie dersc hlesischen In d u s trie b e z ir k e s

A bsatz d e r n ied ersch lesisch en S teinkohlen­

gruben.

(13)

K r a u s : D er A ufbau d e r deuts chen Kohlenvvirtschaft 317 G ü n stig e r liegen die V erh ältn isse auf dem K o k sm ark t. D a die K oks sehr tra g fä h ig sind, so sind sie fü r H o ch o fen zw eck e se h r g eeig n e t. Die oberschlesische E isen in d u strie ist d esh a lb von je h e r ein e r d e r H a u p ta b ­ neh m er fü r nied ersch lesisch e K oks g ew esen . Auch auf polnischen E isen ­ hütten w u rd e den n iederschlesischen v o r den K oks aus an d eren B ezirken d er V o rzu g g e g e b e n . W en n die E isen in d u strie im O sten ein ig erm aß en b esch äftig t w ar, so w a r es m öglich, die K o k serzeu g u n g o h n e S ch w ierig ­ keiten ab z u se tz e n ; von d e r K ohle k an n dies le id e r nich t b e h a u p te t w erd en . Ü berblickt m an die G esam th eit d e r L eb en sb ed in g u n g en des n ie d e r­

schlesischen S te in k o h le n b e rg b a u e s, so ist zu sagen, d aß seine E n tw ick lu n g in z w an g läu fig er A b h ä n g ig k e it von d e r E n tw ick lu n g des obersch lesisch en Steinkohlenbergbaues v o r sich geh en muß. D a d er wirtschaftlich! w ertv o llste T eil des obersch lesisch en S te in k o h le n b e rg b a u e s d u rch das U n rech t von G enf verloren g e g a n g e n ist, so lieg t es auf d e r H an d , d a ß d e r h o ch w ertig en n ie d e r­

schlesischen K ohle auf a b seh b are Z eit die A b satzm ö g lich k eit g e g e b e n ist.

G elingt es aber, die se h r d a rn ie d e rlie g e n d e F ö rd e ru n g des d eu tsch b leib en d en Teiles von O berschlesien erheblich zu v erstärk en , d ann w ü rd e N ied er­

schlesien infolge sein er g e o g rap h isch en L age und sein er u n g ü n stig e n F ö rd e rb e d in g u n g e n w ied eru m m it den alten A b satzsch w ierig k eiten wie frü h e r zu k äm p fen h aben. N u r w eitg eh e n d e V ered lu n g d e r g e w o n n en en R oh erzeu g n isse, au ß ero rd en tlich e S p arsam k eit im B etriebe, zielb ew u ß te W eiterentw icklung d e r v orhandenen Ainlagen w ird dann die M öglichkeit schaffen, den W e ttb e w e rb m it d e n so n st ü b erm äch tig en N achbarbezirken

au szu h alten . (Schluß folgt.)

Der A ufbau der deutschen K ohlenw irtschaft.

Von D r. W o l f g a n g K r a u s , B e r lin -S te g litz .

Das S treben d e r Z usam m enfassung d e r K räfte, d a s sich in d e r ganzen W e lt durch alle E rscheinungen des W irtschaftslebens zieht, h a t sich in D eutschland seit den durch die R evolution b edingten V erän d eru n g en u n te r v ersch ied en artig en E inflüssen e n tw ick e lt u n d nach v ersch ied en en R ich tu n g en hin durchgesetzt. Dem Z usam m enschlußbestreben d e r P riv atw irtsch aft stand d as G leich m ach u n g sb estreb en d er A rbeiterm assen g e g e n ü b e r. D er G ed a n k e der V e rtru stu n g m u ß te dem S ozialisierungsgedanken feindlich sein. U n d doch haben sich aus diesen beiden G eg en p o len S trö m u n g en ableiten lassen, die sich zu gem einsam er A rb eit verb in d en konnten. D ie Z usam m enfassung ein­

zelner W irtsch a ftsg ru p p en zu g rö ß e r e r M ach tw irk u n g u nd die E influßnahm e d er staatlichen O rg an e auf ih re G estaltu n g u n d A usübung sind die beiden F a k to re n , die u n ter V erm eidung d er G e g en sätze T ru s t un d S ozialisieru n g eine E ntw icklung in w irtschaftsfriedlichem Sinne zu v e rb ü rg e n scheinen.

In d e r d e u t s c h e n B r e n n s t o f f w i r t s c h a f t zeigt sich dieser G an g d e r D inge beso n d ers k la r und in scharfen U m rissen. Seitdem d e r R e i c h s - k o h l e n v e r b a n d säm tliche T rä g e r d e r K ohlenerzeugung, einschließlich d e r K o k s -u n d G aserzeu g u n g , zu ein er g ro ß e n E inheit v erb u n d en hat, ist d am it eine G leich m äß ig k eit d er P re isg e sta ltu n g g e w ä h rle iste t, die nicht n u r ein Ü berm aß

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318 K r a u s : D er A ufbau d e r deu ts ch en K ohlenw irtschaft

von W e ttb e w e rb u n d d am it die G e fa h r d e r P reisd rü ck u n g , so n d e rn auch die M ö g lich k eit d e r ein seitig en P re isb ild u n g un d d a m it Ü b e rte u e ru n g fü r den V e rb ra u c h e r au sschließt. Die elf d eu tsch en B e rg b a u b e z irk e , in n e rh a lb deren sich d ie K ohlenbergw erke zu je einem K o h l e n s y n d i k a t zusam m enzu­

schließen h ab en , un d das G a s k o k s s y n d i k a t , d a s in d em selb en Sinne die k o k se rz e u g e n d e n G a sa n sta lte n z u sam m en faß t, b ild en den g ro ß e n Ring, d e r u n te r dem N am en R eichskohlenverband die V erein ig u n g aller K räfte der B rennstoff W irtschaft d arstellt.

Es k o n n te nich t au sb leib en , d a ß eine solche Z u sa m m e n fa ssu n g , die n a tu r­

g e m ä ß fü r ih re einzelnen G lie d e r m ancherlei Z w a n g m it sich b rin g t, diesen in v ieler H in sich t u n b eq u em w erd en m u ß te. D a h e r lag es nahe, die aus dem Z u sa m m e n a rb e ite n sich e rg e b e n d e n U n e b e n h e ite n a u szu g leich en und einer d au ern d en Ü b erw achung u n d N ach p rü fu n g zu u n te rw e rfe n . Um dieses Ziel au f einem m öglichst reibungslosen W e g zu erreichen, h a t m an als eine dem R e ic h sk o h le n v e rb a n d g e w isse rm a ß e n ü b e rg e o rd n e te S telle den R e i c h s k o h ­ l e n r a t g esch affen . D iese als W irtsc h a fts p a rla m e n t g e d a c h te K ö rp ersch aft ver­

e in ig t in ih ren 60 M itg lied ern n ich t n u r die V e rtr e te r d e r b e rg b au lich en Inter­

essen, so n d ern ü b e rh a u p t alle K reise, d ie an e in e r g e su n d e n G estaltu n g der B re n n sto ffw irtsc h a ft u n m itte lb a r in te re ss ie rt sind. A us d e r Z usam m ensetzung des R eichskohlenrats g e h t das deutlich h erv o r. Seine M itg lied er sin d :

3 V e rtre te r d e r L änder,

15 »

' 15 »

1 »

1 »

2 »

1 »i

5 »

1 »

2 »

2 »

2 »

2 »

1 »

1 »‘

1 »

1 »

1 »

3 S achverständige, je ein er fü r K oh len b erg b au , K ohlenforschung und D am pfkesseltechnik,

ln d ieser Z u sam m en setzu n g sp rich t sich deutlich d e r b e r u f s s t ä n d i s c h e C h a r a k t e r aus, diese e ig e n a rtig e M ischung von p a rla m e n ta ris c h e m , k au f­

m ännischem und genossenschaftlichem W esen . D ie V ersch ied en artig k eit der Z u sam m en setzu n g ko m m t auch1 ;in d e r A rt d e r B eru fu n g d e r einzelnen Mit­

glied er zum A usdruck. W ä h re n d ein T eil von ihnen g e w ä h lt w ird, nämlich zw ölf V e rtre te r d e r berg b au lich en U n tern eh m er sow ie d ie V e rtr e te r der b erg b au lich en A rb eiter und d e r technischen u n d kaufm än n isch en A ngestellten durch die F ach g ru p p e B ergbau d e r A rb eitsg em e in sch aft, die V e rtre te r des

b e rg b au lich en U n tern eh m er, b e rg b au lich en A rb eiter, G a sa n sta lts u n te rn e h m e r, G a sa n sta lts a rb e ite r,

technischen i b ergbaulichen A ngestellten, kau fm än n isch en >

K ohlenhänder,

A n g estellten d es K ohlen g ro ß h an d els,

U n tern eh m er > K ohlen v e rb rau ch en d en Industrie, A rb e ite r i

K ohlen verb rau ch en d en K lein g ew erb etreib en d en , G e n o ssen sch aften ,

städ tisch en > , , , , , , ... „ 1 K ohlenverbraucher, ländlichen >

E isenbahnen, S eeschiffahrt,

B innenschiffahrt und schließlich

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K r a u s : D er A ufbau d e r de utschen K ohle nw irtschaft 319 K ohlenhandels durch den D eutschen Industrie- und H andelstag, die V e rtre te r d e r U n tern eh m er und A rb e ite r d e r Kohlen v erbrauchenden In d u strie u nd d e r G a sa rb e ite r durch die A rbeitsgem einschaft u n d schließlich die V e rtre te r d e r Kohlen verbrauchenden K leingew erbetreibenden d u rch den D eutschen H a n d ­ w erks- und G ew erb ek am m ertag , — w äh ren d also die E n tsen d u n g d ie se r V e rtre te r durch' W ahl e rfo lg t, w erd en die übrigen M itglieder e r n a n n t . Die E rn en n u n g e rfo lg t: fü r die V e rtre te r d e r L än d er durch den R eichsrat, d e r sie aus dem K reise d e r K om m unalverw altungen und d er K ohlenverbraucher nim m t, fü r zwei V e rtre te r d e r bergbaulichen U n tern eh m er durch d en p re u ß i­

schen M inister fü r H andel und G ew erb e und fü r die ü b rig en durch den R eich sw irtsch aftsm in ister, nachdem er hierzu die b eteilig ten K ö rp ersch aften und In te re ss e n v e rtre tu n g e n g e h ö rt hat.

D as P rinzip d e r E rg ä n z u n g un d E rn eu eru n g des R eich sk o h len rats ist dem p a rla m e n ta risc h e n M u ster d e r ersten K am m er n ach g eb ild et, w ie es z. B. in F ra n k re ic h fü r den S enat gilt. W ä h re n d näm lich die M itg lie d ­ sch aft drei Ja h re d au ert, sch eid et alljährlich ein D rittel d e r M itg lied er aus. Auch d arin ist d e r p arlam en tarisch e C h a ra k te r g e w a h rt, d aß d e r R eich sk o h len rat sich seinen V o rsitz e n d e n , seinen ste llv e rtre te n d e n V o r­

sitzen d en und die beiden S ch riftfü h rer selbst w ählt. F ü h rt m an den V e r­

gleich m it einem P arlam en t w eiter durch, so w äre fü r den R eichskohlenrat das o b e rs te H au p t d e r R egierung d er R e i c h s w i r t s c h a f t s m i n i s t e r. N ur d arin h ö r t d e r p arlam entarische V ergleich1 auf, d a ß diese R eg ieru n g ihrem

P arlam en t g e g en ü b er nicht verantw ortlich ist.

M an b e g e g n e t in d e r B eurteilung d e r dem R eich sk o h len rat zu g ew iesen en B efugnisse u n d ih rer A usübung durch ihn gelegentlich d e r m ißverständlichen A uffassung, d aß er einen F a k to r d e r Z w a n g sw irtsc h a ft d arstelle. D as ist grundsätzlich falsch. D er R eichskohlenrat ist als K ohlenw irtschafts-P arlam ent durchaus ein S e l b s t v e r w a l t u n g s k ö r p e r u n d s te h t in dieser H insicht in ausgesprochenem G e g en satz zum R eichskom m issar fü r die K ohlenverteilung.

Die dem R eich sk o h len k o m m issar u n terstellte B ehörde ist ein Z w a n g s w irt­

sch aftso rg an m it d ik tato risch en B efugnissen. Sie h a t z. B. d as R echt d e r B eschlagnahm e von B rennstoffen, das sie dann g e lte n d zu m achen hat, w enn es sich daru m h andelt, B rennstoffe, die an ih re r au g en b lick lich en Stelle nich t so d rin g en d g e b ra u c h t w erd en , d o rth in zu führen, w o sich ein d rin g e n d e r B edarf h e ra u sg e ste llt hat. Die A ufgabe des R eich sk o h len k o m m issars ist also eine A ufgabe des A usgleichs. E r h a t sich lediglich um die V erteilu n g zu beküm m ern. D ie F ragen d e r P r e i s b i l d u n g o d e r d e r V e r w e n d u n g g e ­ hö ren n ich t in seinen W irkungsbereich, sie sind den S elb stv erw altu n g sk ö rp e rn d er K ohlenw irtschaft, dem R eichskohlenrat und dem R eichskohlenverband, V orbehalten, d eren b eso n d ere T ä tig k e it in d e r F estsetzu n g d e r P reise besteht.

Beide S elb stv erw altu n g sk ö rp er sollen also, w ährend d e r R eichskohlenkom m issar nu r die V erteilung im g ro ß e n g an zen d u rch zu fü h ren hat, den K o h len h an d el in sein er G esam th eit regeln. A us dieser V erschiedenartigkeit d e r A ufgaben, die n irg en d s in ein an d er ü b erg reifen , e rg ib t sich auch die V ersch ied en h eit d e r W irk u n g sd au er. Die S e lb stv e rw a ltu n g sk ö rp e r d e r K o h len w irtsch aft sind als eine d a u ern d e E inrichtung g ed ach t, die A ufgabe des R eich sk o h len k o m m issars ist h in g eg en durch das B estehen d e r K ohlenknappheit b eg ren zt, ln dem selben A ugenblick, d er eine B ehebung d er K ohlenknappheit bringt, ist die T ä tig ­ k e it des R eich sk o h len k o m m issars sachlich ersch ö p ft und dam it ü b erflü ssig .

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320 K r a u s : D e r A ufbau d e r deuts chen K ohlenw irtschaft

In d e r P reisb estim m u n g d u rc h 1 die 'g en an n ten O rg a n e d e r K o h len w irtsch aft ein e A rt zw angsw irtschaftlichen D ruckes erblicken zu w ollen, w äre verfehlt.

Sie g e sc h ie h t im G eg en teil zu dem Z w eck , d e r M ö g lich k eit ein e r ein seitig en Z w an g sw irtsch aftsp o litik durch die In teressen e in e r G ru p p e v o rzu b eu g en . Es ließe sich d e r F a ll d en k en , d aß d as R hein isch -W estfälisch e K o h len sy n d ik at, d a s zw ei D rittel aller F ö rd e ru n g in den H ä n d e n hat, o hne je d e M itw irk u n g o d e r A n h ö ru n g d e r V erb ra u c h e r selb stä n d ig Von sich ans die P reise bestim m t.

Eine a u f d iese W e ise a u sg e ü b te P re isfe stse tz u n g w äre a b e r n ich ts anderes als eine P reisd ik tatu r, also eine tatsächliche Z w a n g sh e rrsc h a ft au f einem w ich tig en w irtsch aftlich en G ebiet, eine Z w a n g s w irts c h a ft. Im R e ich sk o h len rat h in g eg en sind g e ra d e die V e r b r a u c h e r i n t e r e s s e n s ta rk v e rtre te n . V er­

b ra u c h e r un d H andel, die in seinem R ahm en zu W o rte kom m en, w irken däm pfend u n d sin d g e e ig n e t, jed e einseitige Z w an g sp o litik , von w em sie au ch ausgehen m ag, zu verh in d ern . E inen gew issen sachlichen R ückhalt finden die V e rb ra u c h e rin te re sse n fe rn e r auch in den b eid en d u rc h G esetz au s dem R eichskohlenrat h e rv o rg e g a n g e n e n S a c h v e r s t ä n d i g e n - A u s - s c h ü s s e n. D iese, d e r A usschuß fü r B re n n sto ffv e rw e n d u n g un d d e r A us­

schuß fü r K ohlenbergbau, dienen d e r A ufgabe, F rag en aller A rt, die sich aus d e r K ohlenw irtschaft erg e b e n (w ie z. B. P re issta ffe lu n g zw ischen gew aschenen u n d un g ew asch en en S o rten , zw ischen B riketts un d R ohkohlen, B eschaffen- h eits- o d e r R e in h e itsg ra d e d e r v ersc h ie d e n e n S o rte n u sw .), sachlich zu k lären , so d a ß sich die V e rb ra u c h e rv e rtre te r im R e ic h sk o h le n ra t auf diese G u t­

achten s tü tz e n k ö nnen.

D e r S tre it ü b e r den, C h a ra k te r d es R eichskohlenrats ersch ein t dadurch ersch w ert, d a ß er vorläufig, so lange d e r R eichskohlenkom m issar no ch seine T ä tig k e it au sü b t, d u rch 1 dessen A n o rd n u n g en , die d en seinen vorzugehen h a b e n , g e b u n d en ist. S eine volle W irksam keit kan n e r e rs t dann entfalten, w en n d er R eichskohlenkom m issar n ic h t m e h r b e s te h t. Dann, w ird es sich auch1 k la r erw eisen, o b sich in seinem A ufbau und in d e r A u sü b u n g seiner T ä tig k e it irgend etw as Z w an g sm äß ig e s ausspricht. Es ersch ein t durchaus ü berflüssig, d en R eidhskohlenrat in d ie s e r H insicht schon jetzt, w o e r sich noch' n ic h t v ö llig u n g eb u n d en ausw irken kann, m it e in e r nicht g e re c h tfe rtig te n K ritik zu belasten .

In den am 21. A u g u st 1919 e rlassen en A u sfü h ru n g s b e stim m u n g e n zum G e se tz ü b er die R eg elu n g d e r K oh len w irtsch aft vom 23. M ärz 1919 w erden im § 1 0 9 die R e c h t e d e s R e i c h e s dah in z u sa m m e n g e fa ß t: »D as Reich fü h r t d ie O b erau fsich t ü b e r die B ren n sto ffw irtsch aft. Seine B efugnisse w erden vom R e ic h sw irtsc h a ftsm in iste r au sg eü b t.« U n d w e ite rh in h e iß t es ü b e r diese B efugnisse d es R e ic h sw irtsc h a ftsm in iste rs im § 1 1 1 u . a . : »E r ist b e fu g t, an allen B era tu n g e n d es R eich sk o h len rats, d e r S a c h v e rstä n d ig e n -A u ssc h ü sse , des R eichskohlenverbandes u nd d e r Syndikate o d e r ih re r O rg a n e durch Bevoll­

m äch tig te teilzunehm en.« D urch diese B estim m ung w ird deutlich au sg esp ro ch en , d a ß d e r R eich sk o h len rat, eb en so w ie d e r R e ic h sk o h le n v e rb a n d un d die S y n ­ d ik ate, lediglich ein o rg a n isc h e r B estandteil d e r B ren n sto ffw irtsch aft, k e in e s­

w eg s jed o ch ein O rg a n d e s R eiches ist. D enn n u r in dem g ro ß e n R ahm en d e r g e sa m te n B re n n sto ffw irtsc h a ft u n d nur, so w eit sie d e r O b e ra u fsic h t d es R eiches u n te rste h t, ist auch d e r R e ic h sk o h le n ra t dem sta a tlic h e n E in flu ß u n te rste llt u n d zugänglich. D aß auch die R eich sreg ieru n g ihn n ich t als ih r

(17)

O rgan b etrach tet, h a t sich erst geg en Schluß des v erg an g en en Jah res deutlich gezeigt. D am als w id ersp rach gelegentlich d e r R egelung d e r K ohlensteucr- g e se tz g e b u n g d er R eichskohlenrat d e r A uffassung des R eichsrats, d e r sich auf den S ta n d p u n k t stellte, daß zu ein er Ä nderung d e r K ohlensteuersätze das E inverständnis zw ischen dem R eichsfinanzm inister und dem R eichsrat g en ü g e, und d aß d e r R eichskohlenrat nu r v o rh e r a n g eh ö rt zu w erden brauche, ohne seine Stim m e en tsch eid en d g e lte n d m achen z u k ö n n en . Im G e se tz e n tw u rf w ar nämlich ursprünglich vorgesehen, d aß eine Ä nderung d e r K ohlensteuersätze nu r m it Z ustim m ung des R eichskohlenrats möglich sein sollte, und auf dieses R echt w ollte d e r R eichskohlenrat nicht verzichten. T ro tz seines Ein­

spruchs h a t sich jedoch d e r R eichsrat auf den en tg eg e n g esetzten S tan d p u n k t gestellt. D iese S tellungnahm e des Reichsrats w ü rd e unverständlich sein, w enn das Reich d en R eichskohlenrat als sein O rgan betrach ten w ürde. Auch S ta a tsse k re tä r H i r s c h vom R eichsw irtschaftsm inisterium hat sich kürzlich in einer S itzung des G ro ß en A usschusses des R eich sk o h len rats in dem Sinne g eä u ß e rt, daß die vom R eichskohlenrat g efaß ten Beschlüsse nicht so a u fg efaß t w erden k ö n n ten , als w ären sie a u f V eranlassung o d e r auch nu r u n te r M itv eran tw o rtu n g d e r R eg ieru n g z u stan d e g e k o m m e n , es m ü ß te vielm ehr b e to n t w erden, d aß seine B eschlüsse u n te r völlig se lb stä n d ig e r. V e ra n tw o rtu n g g e fa ß t w ürden. D arum erscheint es in k ein er W eise berechtigt, den R eichs­

k o h le n ra t auch n u r als ein v erschleiertes O rg an des R eiches anzusprechen.

In sein er G liederung un d in seiner W irk u n g stellt sich d e r R eichs­

k ohlenrat als die S e l b s t v e r w a l t u n g e i n e s g r o ß e n W i r t s c h a f t s ­ k r e i s e s dar, sp ielt also auf w i r t s c h a f t l i c h e m G eb iet un g efäh r dieselbe Rolle, w ie w ir sie in g e o g ra p h isc h e r E inteilung auf dem V e rw a ltu n g sg e b ie t in d er E in rich tu n g d e r S tad träte, K reistage, P ro v in ziallan d tag e schon län g st kennen. Eine gew isse Ä hnlichkeit b e ste h t m it den R eich sarb eitsg em ein sch aften . E r k ann e h e r in diese K lasse von W irtsc h a ftsk ö rp e rn e in g ru p p ie rt w erd en , als daß m an ih n zu den B ehörden rechnet. In gew isser H insicht ist e r auch m it dem R eich sw irtsch aftsrat v ergleichbar, m it dem er den p a rla m e n ta risc h e n C h arak ter gem einsam h at. D ie A ufgaben, die e r zu erfüllen hat, sind so w ichtiger N atur, u n d seine T ä tig k e it erscheint dadurch so unentbehrlich, daß sein F eh len eine em pfindliche L ücke im W irtsch a ftsleb en b ed eu te n w ürde.

Im freih än d lerisch en E ngland sind aus d e r freien B etätig u n g d e r In d u strie ähnliche, aber viel unvollkom m enere S elbstverw altungsparlam ente s o g a r ohne jede staatliche A n reg u n g o d e r Beihilfe erw achsen (w ie z. B. das N ational Builders P arliam en t). S elbstverständlich kan n nicht g e le u g n e t w erd en , daß d e r R eichskohlenrat das Erzeugnis ein er Ü bereinkunft ist, un d d e r C h arak te r einer Ü bereinkunft b rin g t es natü rlich m it sich, d a ß die einzelnen an ihr beteiligten F a k to re n Z u g estän d n isse m achen m üssen. O h n e Z u g estän d n isse g e h t es aber nicht ab, w enn das W ohl einer G esam th eit in B etracht kom m t, und w enn verm ieden w erden soll, daß ein einzelner auf K osten dieser G e ­ sam th eit ü b erm äß ig e V orteile g en ieß en d arf. [ 1 3 5 6 ]

K r a u s : D er A ufbau d e r deutschen Kohle nw irtsc haft 321

T. n. W. Heil 6.

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