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Stahl und Eisen, Jg. 23, No. 17

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A b o n n e m e n t s p r e l s

fü r Nlchtveroins-

mitglicder:

2 4 M a rk

jährlich exkl. Po rto .

Oie Zeitschrift erscheint in halbmonatlichen Heften.

STAHL m EISEN

Z E I T S C H R I F T

Insertionspreis

4 0 Pf.

fü r die zw e ig e sp a lte n e

Petitzeile, be i Jahresinsorat

a n g e m e sse n e r R a b a tt.

FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENW ESEN.

R e d i g i e r t v o n

Dr. ing. E. S ch rö d te r, und Generalsekretär Dr. W. Beumer,

G e sc h ä ftsfü h re r d e s V ereins deutscher EisenhUttonleuto, G e sc h ä ft sfü h r e r d e r Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, fü r d e n te c h n isc h e n T e il fü r d e n w irt s c h a ft lic h e n T e il.

K o m m issio n « -V erlag von A. B a g e l in D üsseldorf.

Nr. 17. 1. Septem ber 1903. 23. Jahrgang.

Wirtschaftliche und industrielle Verhältnisse in den Vereinigten Staaten von Amerika. *

i i .

err K om m erzienrat M o r i t z B ö k e r - R em scheid hatte bekanntlich die R eise im M ai-Juni in B e g le itu n g des Herrn M inisters v o n R h e in b a b e n gem acht;

nach einigen ein leiten d en Bem erkungen, in denen er den W ert sein er Inform ationsreise a ls mehr persönlicher A rt b ezeichn et, da ein tieferes E in­

dringen ins E in zeln e Z eitm angels w egen un­

möglich g ew esen se i, fuhr er fort:

M. H . ! Im V ordergründe allen In teresses stellt der „ T r u s t “ ; so kurz das W ort, so v ie l­

bedeutend is t es. Man hat darunter das A uf­

gehen vieler P rod u k tion sstätten , w elch e bis dahin jede für sicli und v ielfa ch im Kam pfe unter sich verw altet wurden, in eine gem einsam e V erw altu n g zu verstehen, für w elch e nunmehr nur das In teresse der G esam theit m aßgebend is t. In der V er­

einigung lie g t die M acht, und die B ild u n g w irt­

schaftlich m ach tvoller E in h e ite n , w ie sie sich auf fast allen G ebieten des E rw erbes in den V ereinigten S ta a ten v o llzieh t, wird naturgem äß nicht nur B ed eu tu n g haben für die Interessen ten im Lande, d. h. fiir die P roduzenten und K on­

sum enten, sondern auch für die au f dem W e lt­

märkte m it der am erikanischen konkurrierende europäische Industrie. D er B ildung der T rusts lieg t die A b sich t zu gru n d e, dem in den P r o ­ duktionsstätten a n g e le g te n K apital ein e ste tig e und m öglichst hohe R en te zu sich ern ; das kann

* V e r g l. „ S t a h l u n d E i s e n “

Heft

IG S . 913.

X Y lT .ij

erreicht w erden durch E rzielu n g hoher V erkaufs­

p reise oder durch V erb illigu n g der E rzeu g u n g s­

kosten und-V erkaufsspesen. D as E rstere is t das N äch stliegen d e, und so basieren die m eisten T ru sts in A m erika au f der M öglich k eit, durch A u s­

sch altu n g der K onkurrenz innerhalb des riesigen inländischen A b sa tzg eb ietes die durch die P ro ­ h ib itiv zö lle geschaffene L a g e gründlich au szu ­ n utzen. Man darf dabei allerd in gs nicht über­

sehen, daß, w ie überall, auch hier der Knüppel beim Hunde lie g t und hohe G ew inne neue Kon­

kurrenz lieranziohen und dam it der T ru st sich se lb st sein e Grube gräbt.

J e m achtvoller der T ru st is t, um so sch w ie­

riger w ird allerd in gs das Konkurrieren sein , und es g ib t ja h ente b ereits „allein herrschende T r u sts“ ; diese H errschuft können die T rusts indes nur erlan gen b ezw . dauernd belialten , w enn sie ihr Augenm erk darauf rich ten , durch den T ru st und innerhalb desselben eine V erb illigu n g der E rzeugung und des V erkaufs der W a ren zu erzielen . D ie B estrebungen darauf sind besonders bei denjenigen T ru sts anzutreffen, w elch e neben dem In lan d sgesch äfte auch ein bedeutendes A u s­

la n d sg esch ä ft pflegen und liier w ie dort eine dom inierende S tellu n g erhalten w o lle n ; so sa g te mir der P rä sid en t des m it einem K apital von 1 2 0 M illionen D ollars gegründeten T ru sts für E rnte-M aschinen, daß die V erw altu n g sich en t­

sch lossen habe, ihre V erkaufspreise, w elch e b e­

kanntlich sehr n ied rig sin d , nicht zn erhöhen, ob gleich man durch die M aterialverteuerungen

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962 Stahl und Eisen.

W irtschaftliche u n d indu strielle V erhältnisse usw.

23. Jahrg. Nr. 17.

und die L oh n steigeru n gen e ig en tlich dazu g e ­ zw ungen g ew esen sei, man w o lle vielm ehr durch den T ru st ein e w eitere S p ezia lisieru n g und V er­

b illig u n g durchführen und dam it die G ew inne zu erhalten suchen.

D aneben glau b t man durch den T ru st in der L a g e zu sein , sich in der Beschaffung des R oh­

m aterials durch A n lage eig en er H üttenw erke unabhängig m achen zu können. N eben diesen V orteilen , w elch e die T ru sts bieten, sch ein t mir ein N a ch teil nich t ohne B edeutung zu sein.

D iesen erblicke ich in der A u ssch altu n g der persön lich en Sorge, w ie sie der frühere B esitzer der W erk e in eigen er V erw altung seinem B e sitz e zu w andte, und von der in m anchen F ab rik ation s­

zw eig en der F ortsch ritt in der Güte der W aren ab h än gig w ar und noch ist. D a das Publikum im allgem einen die Em pfindung h a t, daß die a llg e w a ltig e n T rusts ihm die P r e ise der W aren diktieren, so sind dieselben natü rlich n ich t populär, man hat ja auch g e se tz lic h e M aßnahmen ver­

la n g t , um die M acht der T ru sts zu brechen, bisher ohne durchgreifenden E rfolg. D ie w irk ­ sam ste M aßregel w ürde die Ä nderung der Z o ll­

p o litik , ein A nfgeben des P ro h ib itiv sy stem s se in , aber dafür sind m eines E rachtens in der nächsten Zukunft k eine A ussichten vorhanden.

D er große w irtsch a ftlich e A ufschw ung in den V erein igten S taaten w ährend der le tz te n 5 Jahre is t a llen K reisen der B evölk eru n g zu g u te g e ­ kom m en, w ie sich dies in der H öhe der Löhne und der riesigen Zunahme der S p areinlagen aus- driickt; man fürchtet sich vor ein er radikalen Ä nderung der W ir tsc h a ftsp o litik , w ie sie mit dem W ech sel der R egieru n g verbunden sein k ö n n te, und ihren F o lg en . D azu kommt die große p ersön lich e B e lie b th e it des P räsid en ten R o o sev elt, so daß dessen W ied erw ah l a ls ziem ­ lich sicher angesehen w erden kann, w om it eine bald ige und gründliche Ä nderung der Z ollp olitik au sgesch lossen erscheint.

Zur U n b elieb th eit der T ru sts h a t zw eifello s auch die A rt der Gründung m ancher derselben b eig etra g en . E s is t bekannt, daß häufig W erte in die T ru sts aufgenom m en worden sind, deren V orhandensein schw er nachzuw eisen w ar. Sodann sind Gründerprovisionen g e z a h lt w orden, die gerad ezu unglaublich sind. Manche T ru sts brachen nach kurzem Leben unter den großen B elastu n gen zusam m en, bei anderen w erden sie sich später bem erkbar m achen, aber man muß sich doch h ü ten , die g a n ze W irtsch aftsform nach diesen b ei ihrer E n tw ick lu n g gem achten F eh lern zu b e u r te ile n ; ich glau b e, daß sie b estehen bleiben w ird, daß sie in der H auptsache ein F o rtsch ritt sein wird und daß A m erika den anderen L ändern gegen ü b er durch die M acht, w elch e solchen großen E in h eiten in n ew oh n t, einen V orsprung in der Konkurrenz a u f dem W eltm ä rk te g e ­ w onnen hat.

Zu den F eh lgeb u rten sind der Schiffahrts­

und der S ch iffb au -T rn st zu rech n en ; der letztere is t bereits b ankerott erklärt.

D er größ te T r u st, w elch er zustande, g e ­ kommen is t und das m eiste In teresse im Publikum in Anspruch nahm , dürfte T h e U nited States S teel Corporation sein . D as K ap ital d ieser Ver­

ein igu n g, w elch e im mer noch neno W erk e auf­

nimmt, war zur Z eit unseres B esu ch es au f etw a 1 4 5 0 M illionen D ollars an gew ach sen , und zw ar bestand d asselb e aus e t w a :

350 Millionen Bonds (Obligationen) an erster Stelle, welche mit 5 °/o in Gold verzins­

lich sind,

150 Bonds an zweiter Stelle, welche eben­

falls 5 °/o Zinsen bringen, 400 preferred shares (Vorzugsaktien) und 550 common shares (gewöhnliche Aktien).

Ich habe runde Zahlen a n g efü h rt, die mit den w irk lich en Zahlen n ich t gan z übereinstim m en.

E ine A bw eichung bis zu 5 0 M illionen v ersch lä g t an der R echnung im gan zen ja nich t v iel. Ur­

sprünglich w aren 5 5 0 M illionen preferred shares a u sg e g e b e n , w elch e die B erech tig u n g a u f 7 % Zinsen haben, die bis h eute auch g e z a h lt wurden ; von diesen preferred shares konnten 2 5 0 M illionen in 5 ° /° - B o n d s um gew andelt w erd en ; es machten von d ieser Option aber nur die Inhaber der oben angeführten 1 5 0 M illionen G ebrauch; das P u b li­

kum muß also doch w oh l die preferred shares für g u t geh alten haben. H eute steh t ihr Kurs w eit unter 8 0 . A u f die common shares sind bis heute 4 °/o Zinsen b ezah lt w orden; sie stan ­ den im Juni a u f 2 8 ^ und sind noch w eiter gefa llen . D ie G esam tbew ertung w ird also für entsch ied en zu hoch und zw ar nach dem K u rs­

stand der E ffekten am 1. J u li um etw a 6 0 0 M illionen D ollars zu hoch g eh alten .

Von den 3 5 0 M illionen 5 prozen tigen Bonds, deren Zinsen in Gold zu zahlen s in d , wurden 3 0 0 M illionen den V orbesitzern der C arnegie- W erk e a u sb eza h lt, die anderen 5 0 M illionen sollen in der H auptsache die g eza h lten P r o v i­

sionen d arstellen. Ich v erw eile etw as län ger h ei den V erh ältn issen des S te e l-T r u s ts , w eil dieselben w esen tlich sind fiir die B eu rteilu n g der vielg en a n n ten „ a m e r i k a n i s c h e n G e f a h r “ im E isen - und Stah lgew erb e. D er S t e e l- T r u s t um faßt etw a 5 0 °/° der R oheisen- und 8 0 % der S tah lerzeu gu n g in den V erein igten Staaten , er is t K äufer von R oheisen so la n g e, bis sein e eigen en H ochöfen in der L age sind, den G esam t­

b edarf an R oheisen zu liefern .

A ußerhalb des S te e l-T r u s ts b esteh en noch ein ig e seh r stark e und vollkom m en unabhängige W e r k e , unter anderen Jon es & L a u g h lin , T he R epuhlic Iron and S te e l W orks, T h e Lakaw anna S te e l W ork s u. s. w.

Am w ich tig sten für den T ru st dürfte die

erste Firm a s e i n , die ihre W erk e in P ittsb u rg

h a t ; sie h a t b isher einer A ufnahm e in den T ru st

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1. September 1903.

W irtschaftliche u n d in d u strielle Verhältnisse usw.

Stahl und Eisen. 963 nur gegen eine B eza h lu n g in bar — und zw ar

sprach man von 9 0 M illionen D o lla r — zu ­ stimm en w ollen , die natürlich niem and zu zahlen hatte.

D ie in Schuldverschreibungen für die Car­

n egie-W erk e g e z a h lte Summe von 3 0 0 M illionen wird von E in g ew eih ten als zu hoch angesehen.

Es is t b ekannt, daß ein Jahr vor der Gründung des T ru sts Hr. F rick von seinem Kom pagnon Carnegie g eg en Z ahlung von einer M illion D ollar eine Option für drei M onate k au fte, den da­

m aligen G esam tb esitz der Firm a für 1 5 0 M il­

lionen D o lla r zu übernehm en. D ie A bsicht, eine neue G esellsch a ft a u f Grund dieser Über­

nahme zu g r ü n d en , sch lu g f e h l, da man den P reis in ein g ew eiliten K reisen für zu hoch h ielt.

D ie Option verfiel.

D ie Schuldverschreibungen des S teel-T ru sts in Höhe von 3 5 0 und 1 5 0 g leich 5 0 0 M illionen, w elche eine Z in szah lu n g von 2 5 M illionen D ollar f. d. Jahr beanspruchen, sind jed en fa lls a ls eine B elastu n g der G estehungskosten anznsehen, w elch e die K onkurrenzfähigkeit a u f dem W eltm ark t b e­

ein träch tigt. V on einem der ersten D irektoren des S te e l-T r u s ts w urden mir die G estehungs­

kosten für B essem er- R oheisen — in ordinary tim es — ohne R ü ck sich t a u f dio Z in szah lu n g, aber in k l. A b sch reib u n gsqu oten , a u f 9 D ollar f. d. ton an gegeb en . U nter den gew öhnlichen Zeiten w erden w ohl mehr die früheren Zeiten zu verstellen sein , in denen C arnegie bei einem P reise von 10 */* bis 11 D o lla r für B essem er- R olieisen ja sehr v ie l Geld verdient h at. H eute und auch w oh l dauernd w ird der G esteliungs- preis höher angenom m en w erden m üssen; rechnet man dazu die Z insverpflichtung der S chuld­

verschreibungen, so dürfte unter H inzurechnung der b eid erseitigen F rachten zum A tlantischen Ozean eine erhebliche Ü b erlegen h eit der U nited S teel Corporation g eg en die deutschen W erk e, nam entlich die n eu eren , in R oh eisen nich t an- zunelim en sein. G ünstig für die Konkurrenz au f dem W eltm ark t, besonders in G ießereiroheisen, sind die H ochöfen am E r ie -S e e g e le g e n , da sie ihr E isen sehr b illig per W a sser an den Ozean verfrachten können.

W esen tlich niedrigere G esteh u n gsk osten haben bekanntlich die E isen w erk e im S ü d e n , wo alle M aterialien für den H o ch o fen : E rz, K ohle und Z u sch la g , unm ittelbar zusam m enliegen. H ier sp ielt die A rbeiterfrage ein e hemm ende R o lle ; man is t a u f die farbigen A rbeiter an gew iesen , w elche w oh l starke und brauchbare H ü tten ­ arbeiter s in d , aber das ste tig e A rbeiten nicht lie b e n ; w enn sie einen g ew issen B e tr a g verdient haben, w o llen sie denselben erst w ied er n ich ts­

tuend v e r z e h r e n , um dann aufs neue m it der A rbeit zu b egin n en . D as im Süden gew onnene b illig e E isen g e n ü g t q u a lita tiv nicht für a lle Z w eck e; es eig n et sich besonders für den R öhren-

'g u ß , worin sich die K onkurrenz dieses B ezirk es au f dem W eltm ark t ja auch schon frühör sehr fühlbar gem acht bat.

B edenklicher als beim R oheisen sch ein t mir die am erikanische Gefahr bei den H alb- und R obfabrikaten der E isen in d u strie zu lieg en , in ­ dem ich die K osten der U m w andlung von R oh­

eisen in S ch ien en , S ta b sta h l, K onstruktions­

m aterial, B lech e und D raht u. s. w . niedriger sch ä tze als in den mit A m erika konkurrierenden L ä n d ern , a u f Grund der M assenerzeugung auf den autom atisch arbeitenden, von einem Minimum von M enschen bedienten und durch b illig e K ohle betriebenen A pparaten. D er T ru st muß uud w ird bem üht s e i n , d iese A pparate durch v o lle B esch ä ftig u n g a u sz u n u tz e n , er wird bei einem N achlassen der Konjunktur A u fträge im A uslande zu b illig en P reisen suchen und kann darin um so w eiter g e h e n , als er in der L a g e i s t , zu sp e z ia lisie r e n , u n gü n stig arbeitende A pparate au szu sch alten , um die bestarbeitenden v o ll aus- zn n utzen.

E in e Gefahr für die L ieferun g nach D eu tsch ­ land is t j a w oh l a u sg e sc h lo sse n , n ich t a llein durch den Z ollseh u tz au f jen e R ohfabrika e, sondern durch den S ch u tz, der in den Frachten lie g t. D er Schutz durch Z oll und F rach t sp ielt ein e w esen tlich g erin g ere R o lle bei den E isen - und S tahlfabrikaten in höheren W ertla g en ; der­

selb e w ird dazu b ei vielen G egenständen auf­

gehoben durch den V orsprung, w elchen die am erika­

nische In d u strie in der m it der M assenerzeugung m öglichen m aschinellen D a rstellu n g und der w eitgehenden S p ezia lisieru n g der A rbeiten g e ­ w onnen bat.

So seh r w ir auch in den letzten Jahren in D eutschland bestreb t g ew esen sind, die am erika­

nische A rb eitsw eise e in zu fü h ren , so findet dies doch sein e E rschw erung in der außerordentlichen Z ersplitterung der Produktion. E s is t n ich t au sgesch lossen oder gar sicher zu erw arten, daß in Z eiten w irtsch aftlich en N ied erg a n g es A m erika sein e H alb- und F ertig fa b rik a te auch nach D eutschland zu w erfen sucht, um sein e Industrie zu b esch ä ftig en . E in n ach h altiger Z ollsehutz is t darum vorläufig u n erläßlich. D ie am erika­

n isch e A rb eitsw eise, der E rsatz der m enschlichen A rbeit durch die M aschinen und die S p e z ia li­

sieru n g der A rbeit, sch ließ t die A neign u n g von H an d fertigk eiten aus, darum b leib t A m erika für alle G e g e n s tä n d e , bei deren H erstellu n g die H an d fertigk eit noch n ich t hat au sg esch a ltet werden k ö n n e n , au f den B e z u g aus dem A u s­

lände an gew iesen tro tz der hohen Z ölle, w elch e sch ließ lich nur den Konsum einschränken. A b­

geseh en von den k unstgew erblichen G egenständen, trifft das Obige zu b ei vielen A rtikeln der K lein- eisen in d u strie, w ie g e w iss e Zangen u sw ., b e­

sonders aber b ei den E rzeu gn issen der Solin ger

Schneidw aren. Man h at e in zeln e Sorten T asch en ­

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964 Stahl und Eisen.

W irtschaftliche un d in d u strielle Verhältnisse usw.

23. Jahrg. Nr. 17.

m e s se r , w elch e in einfachen Form en und in' großen M engen nacli einem M uster im lan d w irt­

schaftlichen W e ste n g ek a u ft wurden, m it Z öllen zw isch en 1 0 0 und 1 5 0 °/o b eleg t, und doch hat sich eine lohnende F abrikation noch nich t durch­

führen la ssen .

D ie F ra g e, w elch e überall m it ein er g ew issen B eso rg n is besprochen w urde, is t die A r b e i t e r ­ f r a g e . D ie ungew öhnlich g ü n stig e K onjunktur, w elch e au f der einen S eite das w ilde G ründungs­

fieber m it den übertriebenen P rovision en der sogen an n ten „prom otors“ hervorgerufen h at, blieb selbstredend auch n ich t ohne Einfluß au f die H altu n g und die F orderungen der A rbeiter.

V ertreten durch m achtvolle O rganisationen, sind die F orderungen der A rbeiter immerfort g e ste ig e r t w o rd en , und b isla n g sind dieselben seiten s der A rb eitgeb er, um S treik s zu verm ei­

den, durchw eg b e w illig t w o rd en ; es han d elt sich dabei um L ohnerhöhung, R eduktion der A rb eits­

z e it und A nerkennung der U nions, d. h. um die U n terw erfu n g unter die B estim m ungen der U nions für den A rb eitsvertrag.

N achdem die A rbeitgeber in den P unkten 1 und 2 fa st jed er Forderung nachgekom m en sind und in einzelnen B ranchen w eitere F orderungen kaum noch g e s t e llt w erden können, — haben doch die M aurer in N ew York bei ach tstü n d iger A rb eitszeit einen L oh n satz von 6 5 C ents = 2 ,7 5 J t f. d. Stunde erreicht — , dreht sich j e t z t der K am pf um den dritten P un k t.

Im B augew erbe führten die S ekretäre der Unions einen T errorism us durch in der B esch rän ­ k ung der persönlichen F r e ih e ite n , sow ohl nach der S eite der A rb eitgeb er w ie nach der der A rbeitnehm er, daß es unbedingt zu einem Krach kommen m u ß te ; es w ar den Unternehm ern u nter­

sa g t , M aterialien zu v e r w e n d e n , w elche aus F abriken sta m m te n , w elch e die U nions nicht a n erk an n ten , s ie durften k ein e A rbeiten durch L eute ausführen la ssen , w elch e nich t M itglieder der U nions w aren, ja es w ar sogar strik te ver­

boten, daß jem and sich iu seinem Hause selb st etw as an fertig te. E in Herr, der sich aus L ie b ­ haberei den einen oder ändern G egenstand in seinem H ause se lb st beschafft oder a n g efertig t b a t t e , m ußte donselben w ieder entfernen und durch M a teria lien , w elch e die U nions zu ließen, und durch U nions-A rboiter ersetzen lassen . D er B e sitz e r eines L andhauses b eau ftragte seinen b esch äftigu n gslosen G ärtner d a m it, die H olz­

stö c k e , an w elch e die R osen angebunden sind, grün anzustreichen. S ch leu n ig st kam der D ele­

g ie r te der A n streich er-U n io n und u n tersagte d ie s , da solch e A rbeiten von den A nsti’eichern auszuführen seien . Um n ich t zu anderen Zeiten in V erleg en h eit zu kom m en, m ußte der B e sitz e r dem B efeh l naehkom m en. D ie U nternehm er m ußten sich a lle s g e fa lle n la s s e n , w e il sie die B auten in der R e g e l unter K ontrakt angenom m en

hatten und das am erikanische G esetz die An­

w endung der S treik k lau sel nich t zu lä ß t; schließ­

lich wurden die V erh ä ltn isse g a n z unm öglich dadurch, daß die U nions se lb st nich t ein ig w aren;

w enn der U nternehm er sich m it der einen Gruppe g e e in ig t h a tte, dann fing die andere den Streik an ; so kamen im Frühjahr die säm tlichen Bauten in N ew Y ork zum S tillie g e n .

D ie U nternehm er haben sich dann auch fest zu sam m engeschlossen und nach der a lten D evise:

„die b este V erteid igu n g ist der A n griff“ , ihrer­

se its erklärt, die B auten nich t eher w ied er auf- zuneh m en , bis die U nious e in g e w illig t hätten, a lle S treitfragen einem unparteiischen Schieds­

g eric h t zu u n terb reiten , dessen E ntscheidung sich beide T e ile , U nternehm er und A rbeiter, zu fügen h ätten. A nfänglich w o llten die G ew erk­

schaftsführer dem absolut n ich t zustim m en, aber die A rbeiterschaft hat, w ie ich berich tet worden bin, dann doch d iese B edingungen angenom m en, und eine allgem ein e Aufnahm e der A rbeiten hat sta ttgefu n d en b ezw . ste h t zu erw arten. Es z e ig te sich liier w ie d e r , daß E h rg eiz und per­

sön lich es In teresse der F ührer die A rbeiterschaft in die S a ck g a sse treiben. D ie E n tw ick lu n g der D in ge in N ew Y ork w ird w ohl nicht ohne E in ­ fluß a u f die A llgem ein h eit bleiben. D ie A rb eit­

geb er in der M aschinenindustrie, w elch e nächst den Bauunternehm ern den stärk sten O rgani­

sationen der A rbeiter gegen iib erstehen, sind sieb darüber k la r , daß der Einfluß der U nions d ie­

selben bösen F o lg en z e itig e n kann, w ie dies in E n gland der F a ll g ew esen ist. E s h a t sich darum unter den M aschinenbauern ein e V er­

ein ig u n g g eb ild et unter dem Namen „U nited m etal trades a sso cia tio n “ , deren M itglieder sicli verpflichtet h a b e n , über bestim m te Z ugeständ­

n isse an die Unions nich t mehr h in auszugehen.

Um die F o lg en der über den E in zeln en v e r ­ hängten S treik s abzuw ehren, haben die M itglieder der V erein igu n g unter ihren A rbeitern eine G egenorganisation zu schaffen g esu ch t in der Form , daß den A ngehörigen derselben in erster L in ie die D auer einer bestim m ten B esch äftigu n g zu einem bestim m ten L oh n satz von der G esam t­

h eit der U nternehm er garan tiert w ird. D agegen m üssen sich diese A rbeiter verpflichten, überall da zu a r b e ite n , wo N ot is t , d. h. wo g e str e ik t w ird. Ich glaube n ic h t , daß man mit dieser S treik b rech er - O rganisation besonderen E r fo lg e r z ie lt bat. W ie der E in tritt sch lech terer Z eiten oder g a r schon die sichere A ussicht darauf an der B örse mit den überspannten K ap italw erten anfräum t, d. h. d iese W erte a u f den angem essenen Stand zurückführt?! so w erden auch sch lech tere Z eiten die A usw üchse der A rbeiter-O rganisationen beschneiden, v ie lle ic h t w ird dann der Spieß um­

ged reh t und m ancher A rbeiter für die von seinem

F ührer b egan gen en F e h le r büßen m üssen. Ohne

h eftig e Käm pfe w ird es aber sicher bei d ieser

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1. September 1903.

W irtschaftliche u n d in du strielle V erhältnisse usw.

Stahl und Eisen. 965 E ntw icklung der D in g e n ich t ab geh en , und die

K riegskosten w erden dem Lande la n g e fühlbar bleiben. F ür uns in D eutschland ist es von dem allergröß ten In teresse, über die E n tw ick lu n g der D in g e genau u n terrich tet zu b leiben; die R egierung s o llte bestim m te P ersö n lich k eiten , welche natürlich m it den V erh ä ltn issen genau vertraut sein m üssen, m it der B erich terstattu n g über d iese F ragen au ssch ließ lich betrauen. W er sich für die O rganisation der A rbeiter in den Ver. Staaten und ihren ungeheuren U m fang in ter­

e s s ie r t. dem em pfehle ich die „R eports o f the industrial association s o f labor Organisation.

W ashington G overnm ent p rin tin g office 1 9 0 1 “ . Man findet h ierin die gen au e, au f V ernehm ungen beruhende Z usam m enstellung a lle r bestehenden A rbeitergew erk sch aften , ih re Stärk e und ihre innere O rganisation am 1. J u li 1 9 0 1 .

Man kann folgen d e H auptgruppen u nter­

scheiden :

1. T h e K n i g h t s o f L a b o r . E s is t dies die ä lte ste O rganisation; sie is t dem Freim aurer- tum n ach geb ild et, m it sein en A ufnahm e-U m ständ­

lic h k e ite n , P aß w orten und son stigen H eim lich­

keiten. A ufgenom m en kann jed e über 16 Jahre alte unbesch olten e P erson w erden, m it Ausnahm e von Schankw irten und A d vok aten ; es können also auch A rb eitgeb er A ufnahm e finden, jed och m üssen immer drei V ie r te l a ller M itglied er wrage earners and fa rm ers, d. h. L ohnarbeiter oder B auern sein ; eine Gruppierung nach Brauchen findet nicht sta tt. D ie Z entrale sch reib t den lokalen Verbänden ihr H andeln vor. Am 1. J u li 1 9 0 1 zäh lte d iese V erein ig u n g 9 2 0 0 0 0 M itglieder;

sie hat nich t zugenom m en, eher dürfte man eine V erringerung annehm en.

2. T h e A m e r i c a n F e d e r a t i o n o f L a b o r . D ies is t der Zusam m enschluß der V ereine der S pezial- und F acharbeiter, der sogenannten U nions.

In der Union sch ließ en sich die F ach arb eiter eines B ezirk es zusam m en, die säm tlichen L ocal Unions bilden die N ation al U n ion s* und d iese sind M itglieder der F ederation o f L abor. D er A rbeiter za h lt ein E in trittsg eld zw isch en 5 und 50 D ollar und w eiter einen laufenden B eitra g ; von beiden wird ein g e w isse r B etra g an die N ation al U nions abgeführt, w elch e ih rerseits die Federation o f Labor m it M itteln versehen muß.

D ie L ocal U nions' der gelernten A rbeiter m achen die Aufnahm e ab h än gig von dem N ach w eis einer L eh rzeit von v ier Jahren oder daß die B etreffen­

den v ier Jahre im G ew erbe g ea rb eitet haben und b erech tig t sind, einen bestim m ten Lohn zu v e r la n g e n ; sie ste lle n bestim m te V orschriften für B esch ä ftig u n g der L eh rlin g e auf; das V er­

hältnis der L eh rlin g e zu den g elernten A rbeitern darf 1 : 5 nich t ü b e r ste ig e n ; zu w eilen h at der A rbeitgeber a u f jed e W er k ste llc einen L eh rlin g

* Oder auch International Unions.

frei. D iesen B edingungen haben sich die Ma­

schinenfabriken unterw erfen m üssen, w ie b ei­

sp ielsw eise A llis-C lialm ers, D eorin g usw . Ist die L ocal U nion stark gen u g, so s te llt sie einen Sekretär — auch w a lk in g d eleg a te gen an n t — an ; derselbe hat die B uchführung zu besorgen, P ropaganda zu m achen, neue M itg lied erzu w erben, die V erhandlungen m it den A rbeitgebern zu führen und die A rb eitsstellen zu kontrollieren.

F ü r die A rb eitersclm tz - G esetzgeb u n g sind die U nions noch kaum von Einfluß g e w e se n ; in ein ­ zeln en Staaten is t dies w oh l der F a ll, in dem hoch en tw ick elten In d u striestaate P en n sylvan ien bestehen aber nocli so gut w ie k eine S ch u tz­

g e se tz e . D as G ehalt des S ekretärs is t gew öhn­

lich dem Einkom m en der A rb eiter g leich , es b eträgt 8 0 0 bis 1 3 0 0 D ollar. D ie F ederation o f Labor h at k ein e E x ek u tiv e, sie ist nur die beratende S te lle für die U n ion s; ihr P rä sid en t erh ält ein G ehalt von 2 1 0 0 D ollar. Ich w ill noch erw ä h n en , daß ein zeln e U nions , farbige A rbeiter aussch ließ en und von „N iclit-A m cri- k an ern “ ein höheres E in trittsg eld erbeben. D ie M itglied erzah l der F ederation o f Labor betrug am 1. J u li 1 9 0 1 9 5 0 0 0 0 , dürfte seitdem aber gan z g e w a ltig g e stie g e n sein.

3 . T h e N a t i o n a l B u i l d i n g C o u n c i l , der große Zentralverband der B aubandw erker, der seinen S itz in Chicago bat und in dieser S tadt die verschiedenen Gruppen der B aubandw erker ein sch ließ lich der Maurer um faßt, w elch e ander­

w ärts, z . B . in N ew Y ork, selb stä n d ig e Gruppen bilden. E s is t häufig vorgekom m en, daß zw isch en den außerhalb der V erbände stehenden und den­

selben angehörenden U nions derselben Branche h e ftig e Käm pfe über M einungsverschiedenheiten ausbrachen, die eine V erstän d igu n g m it dem Unternehm ertum seh r erschw eren oder unm öglich machen.

4 . T h e W e s t e r n L a b o r U n i o n , w elch e allo im W esten bestehenden U nions um faßt und ähnlich w ie d ieF ed eration o f Labor organ isiert ist.

5 . T h e F e d e r a t i o n o f R a i l w a y B r o t h e r H o o d s . H ierzu gehören die Zugführer, L oko­

m otivführer (en gin eers), H eizer, W eich en steller, T eleg ra p h isten , Zugpersonal, W a g e n -A u fs ic h ts ­ personal und die A ushilfsdam en. D ie se V erein i­

g u n g zä h lte am 1. Ju li 1 9 0 1 etw a 2 0 0 0 0 0 M it­

g lie d e r ; sie is t die vornehm ste Union und za h lt ihrem P räsid en ten ein G ehalt von 5 0 0 0 D ollar.

E tw a 4 0 0 0 0 E isen b a h n -A n g estellte sind M it­

g lied er der C hristian Y oung Men’s A ssociation . D ieselb e w ird von manchen P riv a te n , nam entlich den E isenbahn-M agnaten, u n terstü tzt. D er V erein baut ü b erall, se lb st in den e n tle g e n ste n G egen ­ den, wo das Z ugpersonal W ech sel und A u fen th alt h at, g u te L ogierliäu ser, wo die M itglieder an­

genehm e U nterkunft finden.

A ußer den vorstehend aufgeführten großen

Verbänden wurden am 1. J u li 1 9 0 1 6 7 8 U nions

(6)

966 Stahl und Eisen.

W irtschaftliche und indu strielle Verhältnisse usw.

23. Jahrg. Nr. 1?.

n ach gew iesen , w elch e keinem der Verbände an- gehörteu. W enn man bedenkt, daß unter jenen U nions sich seh r bedeutende A rb e ite r -V e r e in i­

g ungen, w ie die der K ohlen arb eiter, befinden, so kann man sich eine V o rstellu n g von der B edeutung der A rb eiter-O rganisationen in Am erika m achen. Am w en igsten organ isiert sind die A rb eiter in der G roß-E isen- und Stah l-In d u strie.

U n ter den H ochofen-A rbeitern b estellt eine V er­

ein igu n g überhaupt nicht, unter den H üttenleuten

— P ad d lern , Schw eißern, W alzw erk sarb eitern , V erzinnern usw . — ex istier t die A m algam ated A ssociation o f Iron, S teel and T in W ork s, w elch e ein e große A nzahl von L ocal U nions um faßt, im ga n zen aber nur 3 4 0 0 0 M itglieder ausw ies.

A ls Grund für die g erin g e B e te ilig u n g der E ise n ­ arbeiter an den G ew erkschaftsbestrebungen gab man m ir den für die A rbeiter so u n gü n stig aus­

gelau fen en S treit a n , w elchen sein erzeit der D irektor der C a r n eg ie-W erk e, H r. F rick , mit den A rbeitern auskäm pfte, bei dem es, w ie er­

in n erlich, zu den b lu tigen Käm pfen zw ischen den P o liz iste n und den A rbeitern kam, und in deren N a ch sp iel H r. F rick au f seinem Bureau von einem A rbeiter durch R evolver und D olch leb en sgefäh rlich verw undet w urde. D ie V er­

w a ltu n g so ll dann sehr schroffe S tellu n g gegen die U nions genom m en, dabei es aber verstanden haben, m it ihren A rbeitern ein g u tes V erh ältn is zu u n terhalten, w ie auch bei der N achfolgerin der C arnegie-U nternehm ungen, der U nited S tates S teel Corporation, groß er W ert darauf g e le g t w ird, daß die Männer in leiten d er S tellu n g die F ä h ig k e it b esitzen , im V erkehr m it den A rbeitern den rich tigen Ton zu treffen. Im übrigen steh t den A rbeiter-O rganisationen in den T ru sts die g e w a ltig ste G egenorganisation gegenüber, und das verh ältn ism äß ig rasche Zustandekom men der T ru sts is t m eines E rachtens nich t zum gerin gen T e il a u f die E rkenntnis der U nternehm er zuriick- zuführen, daß der E in zeln e n ich t stark g en u g se i, den K am pf m it der A rbeiter-O rganisation aufzunehm en. D as w irk sam ste M ittel der le t z ­ teren , die A rbeitgeber ein zeln in den S treik zu erklären und deren E x isten z dam it in F ra g e zu ste lle n , komm t durch den T ru st in W e g fa ll.

D er T ru st is t m ithin als der R egu lator der A rbeiter-O rganisation anznselien.

W oh lfah rtsein rich tu n gen , w ie sie in D eu tsch ­ land neben der g esetzlich en F ü rsorge von den A rbeitgebern in so reichlichem Maße getroffen w erden, findet man in A m erika sehr w en ig.

Beim V erk au f der G eschäfte an den Steel- T ru st lia t H r. A ndrew C arnegie vier M illionen D o lla r g e s tifte t a ls „A ndrew C arnegie R e lie f F u n d “ für die A n g estellten und A rbeiter, w elch e in der C arnegie Company v erein ig t w aren ; es sollen daraus bei B e t r i e b s u n f ä l l e n den V er­

le tz te n T agesren ten und beim Tode den H in ter­

bliebenen einm alige E n tsch äd igu n gen und ferner

bei I n v a l i d i t ä t den invaliden A n g estellten und A rbeitern P en sion en b eza h lt w erden. In dem B eg leitsch reib en der S tiftu n g an den G eneral­

direktor, w elch es allen A n g estellten m it dem R eg u la tiv bekannt g egeb en w urde, sa g t Herr C arnegie in sein er ihm eigen en A u sd ru ck sw eise:

„B eim R ü ck tritt aus dem G eschäft m ache ich diesen ersten G ebrauch von meinem über­

flüssigen R eichtum als A nerkennung der tiefen Schuld, w elch e ich g e g e n die A rbeiter habe, die in so hohem Maße zu meinem E rfolge b eigetragen h ab en .“

D ie ein zig en mir bekannt gew ordenen, haupt­

säch lich a u f den B eiträgen der M itglieder und nur te ilw e ise a u f Ü berw eisungen aus dem G e­

sch äftsgew in n basierenden U nterstü tzu n gsk assen sind die des P e n n sy lv a n ia -E is e n b a h n -S y ste m s.

Zunächst b e ste h t se it 1 8 8 8 „ T h e P e n n ­ s y l v a n i a R a i l r o a d V o l u n t a r y R e l i e f D e ­ p a r t m e n t “ , eine V ersich eru n g sg esellsch a ft der A n g e ste llte n , ohne B eitrittszw a n g . D ie G esell­

sch aft is t zu B eiträgen n ich t verpflichtet, sie u n terstü tzt die E in rich tu n g durch g e le g e n tlic h e Zuw endungen, sie hat aber für den F a ll der U n terb ilan z eine G arantieverpflichtung über­

nommen. E x trab eiträge dürfen in diesem F a lle von den M itgliedern n ich t erhoben w erden. D ie B eiträ g e richten sich nach der H öhe des Lohnes.

D ie L eistu n gen der K asse bestehen bezw . die­

selb e g ew ä h rt: a) bei E rw erb su n fäh igk eit in fo lg e von B etriebsu n fällen 1. ein K rankengeld, 2 . ä rzt­

lich e B ehandlung, 3. k ünstliche G lieder, ähnliche A pparate u sw .; b) bei mit E rw erbsunfähigkeit verbundenen K rankheiten, die nich t a u f U n fälle zuriickzufüliren sind, ein e tä g lic h e E ntsch äd igu n g;

c) b ei T od esfällen eine einm alige Abfindung.

E s g ib t fü n f-L o h n k la ssen ; die B e itr ä g e b e­

ziffern sich a u f 7 5 bis 3 7 5 Cents (m it 7 5 Cents steig en d ) = 3 , 1 5 M — 1 5 ,7 5 d t f. d. M onat;

die L eistu n gen b e tr a g e n : b e i a) 5 0 bis 2 5 0 Cents

= 2 ,1 0 d l — 1 0 ,5 0 d l f. d. T a g während der ersten 5 2 W och en , die H ä lfte w ährend w eiterer 5 2 W o ch en ; bei b) 4 0 bis 2 0 0 Cents in den ersten und die H ä lfte in den ferneren 5 2 W ochen;

b ei c) 2 5 0 bis 1 2 5 0 D ollar.

B eim A u stritt w erden nur B eiträ g e zurück­

e r sta tte t, w enn der B etreffende im A u stritts­

m onat n ich t krank w ar und nur fiir diesen Monat. E in e W eiterv ersich eru n g is t A u streten ­ den nicht g e sta tte t. D ie G esellsch aft sa g t an der betreffenden S te lle des S ta tu ts : „ W ir zw in gen niem anden, in unsere D ien ste zu treten , daher können w ir auch A ustretenden k ein e H ilfe g e ­ w ä h ren .“ Im allgem einen b esteh t freie A rzt­

w ahl, die G esellsch a ft b at aber D istrik tsä rzte a n g e ste llt, w elch e von der V erw altu n g in b e­

stim m ten F ä llen A nw eisu n gen erh alten und denen

insbesondere die B ehandlung von U n fa llv erletzten

übertragen w erden kann. D ie V erw a ltu n g der

F onds g e sc h ie h t durch die G esellsch a ft, w elch e,

(7)

1. September l903.

W irtschaftliche un d indu strielle Verhältnisse usw.

Stahl und Eisen. 967 wie g e sa g t, für die E rfü llu n g der im S tatut

übernommenen P flich ten g aran tiert. A us den jährlichen Ü berschüssen is t ein R eservefonds

„ R elief Fund S u rp lu s“ g eb ild et, w elch er die Invalid itätsversich eru n g übernommen hat. D ie zu zahlende R ente rich tet sich nach der A nzahl der B e itr a g sm o n a te ; reichen die Ü berschüsse des R eservefonds zur D eck u n g dieser R enten nicht aus, so findet ein e entsprechende R eduktion im V erhältnis der A nsprüche zu den vorhandenen Überschüssen sta tt. D ie V erw altu n g der P enn- sylvania-R ailroad h at in V erbindung m it den anderen zu ihrem S ystem v ereinigten Bahnen seit 1. Januar 1 9 0 0 ein e P en sioiisversiclierim g unter dem Nam en „T h e P en n sy lv a n ia Railroad P ension D epartm ent“ errich tet, zu w elcher nur die Bahnen g e w iss e Zuschüsse leisten — im ganzen im Jah re 1 9 0 0 3 9 0 0 0 0 D ollar. Man bezw eck t — unter B ela ssu n g der vollstän d igen S elb stän d igk eit der E in z e lk a sse n , w elch e sieh bereits aus der U nfall- und K rankenversicherung herausgebildet h atten — .unter obiger B ezeich n u n g nur eine gem einsam e V erw a ltu n g dieser K assen nach ein h eitlich en G esichtspunkten. W ährend man also die U n terh altu n g der U nfall- und K rankenkassen den V ersich erten a llein überließ und sieb a u f die G arantie für die E rfü llu n g bestim m t b eg ren zter V erpflichtungen beschränkte, bringt man für die P en sio n sk a sse ein Opfer in der ausgesprochenen A bsicht, die A n g estellten mehr an das U nternehm en zu fesseln .

V e r k e h r s w e s e n . W ir h atten G elegen h eit, das R eisen au f der E isenbahn von der an­

genehm sten S eite kennen zu lernen. Durch V er­

m ittlung des Hrn. P erk in s, Vizepx-äsidenten der auch in D eutschland tä tig en NewYox-k L ife Insux-ance Company, wurde dem Herrn M inister und sein er B e g le itu n g die „p rivate ea r“ des V izepräsidenten der Southern R a ilw a y zur V er­

fügung g e s te llt. E in solcher P riv a tw a g en , sehr gediegen a u sg esta ttet, en th ält in dem ste ts nach hinten ran gierten T e ile einen A u ssich tssalon , dann e in ig e S c h la fk a b in e n , einen S p eisesalon , in w elchem w ir einm al zu zehn P ersonen g eg essen haben, K iicke, D ienerschaftsraum , T o iletten usw . Ein Koch und ein D iener sorgten in vo rzü g ­ licher W e ise für unsere leib lich e V erpflegung, ein S ekretär des H rn. P erk in s b e g le ite te uns als R eisem arschall. W ir benu tzten diesen W a g en nicht nur a u f allen größeren R eisen , sondern auch zu jedem kleineren A usflug. D ie am eri­

kanischen E isenbahnen haben nur ein e W a g en ­ k lasse ; der F ahrpreis entsp rich t etw a dem unserer zw eiten K la sse. D ie au f die gew öh n lich en B ille tts zu benutzenden p assen ger cars haben k eine A bteile, zu beiden S eiten des M ittelganges der langen W a g en stehen B än k e m it um legbaren Lehnen, au f w elchen zw e i P erson en P la tz zu nehmen haben. Man kann n ich t sa g en , daß man sehr bequem s it z t ; darum führen a lle Züge auf

w eitere E ntfern u n gen P ullm an - W a g en m it, w elch e in den T a g esziig eu bequeme drehbare S e sse l haben, w ährend in den W a g en der N aeht- ziige au f jed er S e ite des M ittelgan ges zw ei gegen ü b erliegen d e S itz e angeordnet sind, w elche in der N ach t zu zw ei übereinanderliegenden B etten u m g esta ltet werden. D ie B en u tzu n g dieser B etten erfordert e in ig e Übung und G elen k igk eit, nam entlich bei dem oberen B ett. D as A us- und A nkleiden muß in h alb liegen d er S tellu n g g e ­ sch eh en ; ein V orhang e n tzieh t d iese V orgänge den B lick en der A llgem ein h eit. Große an den V orhängen an gellän gte Nummern dienen zum Auftinden der a n gew iesen en S ch la fstelle. S ch reitet man n ä ch tlich erw eile bei sp ärlich er B eleu ch tu n g durch den M ittelgang ein es solchen S ch lafw agen s, so findet man die B ezeich n u n g „M ahagoni-K ata­

kom be“ recht passend. Ich flude unsern deutschen S ch lafw agen angenehm er bis au f den einen V or­

te il der b esseren L ü ftu n g in den am erikanischen.

Außer d iesen S clilafk asern en g ib t es a u ch ,E in zel­

kabinen, w elch e au f den b elieb ten Zügen aber m eist schon län gere Z eit im voraus genom m en sind. F ür die B en u tzu n g der P u llm an -W agen h at man einen Z uschlag zu b ezah len , bei T a g e 1 bis 1 1/2 D o lla r, bei N acht k o stet ein B e tt 2 D ollar, ein „ se c tio n “ — unteres und oberes B ett — , w elch le tz te r e s dann zuxiickgeschlagen b leibt, 4 D ollar. B esonders hervorzuheben als V o rteil der am erikanischen gegenüber den deut­

schen W a g en is t die bedeutend größ ere R ein ­ lic h k e it, insbesondere auf den T o ile tte n . D er A nfang zum B essern ist bei uns ja gem acht durch die P u tzfrau en in den D -Z ügen; es könnte aber noch mehr gesch eh en in d ieser R ichtung.

Sehr bequem is t die A ufgabe des G epäcks;

es wird jedem Stück ein Z ettel an g eh ä n g t, und man erh ält einen dam it koiTespondierenden S c h e c k ; man h a t 1 5 0 P fu n d F reig ep ä ck , es w ird aber nich t genau dam it genom m en. V or den H aupt­

station en kommen A gen ten der Paketfahx-t-G esell- sch a ften * durch den Z u g , w elchen man die B esorgu n g des Gepäcks zum A b steigeq u artier au fträgt. Im Osten der Staaten laufen S p eise­

w agen in den Z ügen, in w elchen die V erpflegung ein e seh r g u te is t ; w estlich von C ansas C ity ist der R eisen d e au f V erpflegungsstationen a n g ew ie­

sen, w elch e von einem U nternehm er im ganzen L ande in gro ß a rtig er W e ise oi'ganisiert sind.

W e r über unbesclii-änkte M ittel v erfü g t, kann in den V er. Staaten m it den denkbar größten B equem lichkeiten reisen , w essen G eldbeutel aber knapp is t, fäh rt im V ergleich m it deutschen V erh ältn issen rech t teuer. Den Begriff' des

„armen M annes“ , a u f den man b ei uns so v ie l R ü ck sich t nimmt, den die preußischen B ahnen zu einem D rittel des am erikanischen P reise s befördern — dem man, nebenbei bem erkt, bei

* Expreß-Kompagnien.

(8)

968 Stahl und Eisen.

uns auch das P feifch en und das Schnäpschen n ich t verteuern darf, kennt man in dem so ­ gen an n ten dem okratischen A m erika nich t. D as B edürfnis nach ein er b illigeren und dabei b e­

quemeren F a h rg eleg en h eit findet neuerdings sein e I B efried ig u n g in der einen U nterschied im V er­

keh rsw esen gegenüber Europa zeigend en g e w a l­

tig e n E n tw ick lu n g der elek trischen E isenbahnen z w isch en den Städten der „ Interurbau R a ilw a y s“ , w elch e den L okalverkehr an sich zieh en und auch schon anfangen, a u f w eitere E ntfernungen den D am pfeisenbahnen groß e K onkurrenz zu m achen. Ü brigens werden diese elektrischen N ebenbahnen vielfach von deu E isenbahnen seih st geb au t und betrieben, um den H auptbahnen die P a ssa g ie r e aus w eiter en tlegen en G egenden zu- zufüliren.

D iese elek trischen B ahnen, m eist a u f eigenem G elände außerhalb der S ta d t a n g e le g t, befördern die P a ssa g ie r e m it einer G esch w in d igk eit von 4 0 bis 5 0 M eilen die Stunde. Ich habe se lb st fe s tg e ste llt, daß man a u f der ebenen, schnur­

geraden S treck e von L ockport nach Buffalo m it ein er G esch w in d igk eit von 4 8 M eilen = 7 7 K ilo­

m eter gefahren ist. D en R ekord beansprucht au genblicklich die Indiana Interurban R ailw ay m it der von ihr erzielten G esch w in d igk eit von 6 5 M eilen = 1 0 4 K ilom eter i. d. Stunde. D ie E ntfern u n g zw isch en .Indianapolis und Muncie beträgt 5 6 ,5 5 M eilen, d azw isch en lie g t die Stadt Anderson. T rotzdem bei der E in- und A usfahrt in den Städten langsam gefahren w erden muß und etw a 12 bis 15 O rtschaften p a ssiert w erden, wird die g a n z e S treck e in einer Stunde und 4 6 M inuten zu rü ck g eleg t; die D urchschnitts- G esch w in d igk eit b eträ g t 3 2 M eilen = 51 ^2 K ilo ­ m eter. D abei ist bem erkensw ert, daß die Strom ­ abnahm e durch R ollen und n ich t durch B iig el g e sc h ie h t; die A r b eitsleitu n g is t nich t an festen P un k ten , sondern schw ebend aufgeh än gt, in der W e is e , daß ein verzin k ter E isen d rah t zw isch en den A uslegern g esp an n t w ird und an d iesen in der M itte zw isch en den A ufhängungspunkten die A rb eitsleitu n g au fg eh ä n g t w ird.

B ei den S ta d t- und Hochbahnen, w elche elek ­ trisch betrieben w erden, w ird von d ieser Strom ­ leitu n g abgesehen und w ird hierfür das System der dritten S ch ien e angew andt. D ie W agen sind sehr kom fortabel geb au t, m eist m it Quer­

sitz e n , w elch e um legbare L ehnen h aben; die D r e h g e ste lle , doppelt ab gefed ert, — über den A chslagern sind k räftige Spiralfedern eingebaut und die A u fla g e - und D rehpunkte ruhen au f schw ebendeu, in T ragfedern hängenden Quer­

balken — , fahren sehr ruhig. B e i a ller S olid ität sind W a g en und U n terg estelle le ic h t gebaut, um nicht unnötige L a st zu befördern. Ich glau b e, daß man ein g ü n stig e s V erhältnis zw isch en toter und N u tz-L a st bei der elek trisch en T rak tion , deren V orteil für die U nternehm ungen w ie für das

23. Jahrg. Nr. 17.

P ublikum in der raschen A u feinanderfolge der W agen und Z üge b estellt, von vornherein ins A uge fassen muß, und so dürfte es nicht rich tig sein und den E rfolg direk t in F ra g e stellen , w enn man bei E lek trisieru n g des B erlin er V orort­

verkehrs an den schw eren bisher gebräuchlichen E isenbahnw agen m it ihrem C oupe-System fest- halten w o llte. E s z e ig t sich dies aucli schon bei der V ersu ch sstreck e B erlin — G roß-Lichter- felde, w o nach Eröffnung des elek trischen B e ­ trieb es ein sta rk es V erlangen des Publikum s nach A bkürzung der F a h r z e it zu ta g e tritt.

Eine A bkürzung der G esam tfahrzeit zw isch en B erlin und L ich terfeld e und ein e sch n ellere A uf­

einanderfolge der Ziige wird m eines E rachtens nebon E rhöhung der F a h rg esch w in d ig k eit nur erm öglich t w erden durch sch n elleres A nfahren und A nhalten in den S tation en , w as nur mit leich teren W agen erm öglicht w ird. E in zeln e B ahnstrecken, w ie die schon erw ähnte zw ischen L ockport— T on n avan d a— Buffalo, sind früher als D am pf bahnen betrieben w orden; der G üterverkehr w ird hier auch durch elek trisch e L okom otiven besorgt. L okom otiven, 4 0 tons sch w er, m it vier Motoren zu 1 6 0 P .S . a u sg erü stet, zieh en Züge im G ew icht von 6 0 0 tons mit einer G esch w in d ig­

k eit von 8 bis 10 M eilen dio Stunde. N ebenbei sei liier erw ähnt, daß für den V erkehr im T unnel unter der S tad t B altim ore j e t z t L okom otiven gebaut w erden im G ew ich t von 1 5 0 ton s, das heiß t, es sind eig en tlich z w e i Lokom otiven von j e 7 5 ton s, w elch e zusam m engekuppelt w erden, so daß g le ic h z e itig ach t Motoren arbeiten. D as besondere In teresse rich tet sich natürlich au f die T a rife b ei der G üterbeförderung; durch­

sch n ittlich is t die G üterbeförderung in A m erika b illig e r als in D eutschland. D ie Einnahm en der am erikanischen B ahnen betrugen im v er­

gan gen en Jahre 2 ,1 5 e) f. d. T onnenkilom eter g eg en 3 ,6 0 c) a u f den preußischen S ta a ts­

baim en. D ie F rach tsätze sind a llerd in g s un­

geh eu er versch ied en ; es h ä lt unendlich schw er, sich einen E in b lick darin zu verschaffen, und a lle bekannt gegeb en en T a b ellen sind m it V or­

sich t aufzunehm en, w enn man ihre Zahlen m it denen anderer Länder v erg leich en w ill.

W o K onkurrenz vorhanden ist, w ird von den großen V erfrachtern stän d ig g eh a n d elt, die R a­

b atte und V ergü n stigu n gen w erden vielfach unter der V oraussetzung der G eheim haltung b ew illig t.

Mit der fortschreitenden K onsolidierung der E isen ­ bahnen — man kann heute p raktisch schon nur von v ier großen System en in den V erein igten Staaten sprechen — w ird w ohl ein e R egu lieru n g der F ra ch tsä tze e in tr e te n , verm utlich in der Richtung ein er E rhöhung derselben. E in e B ro­

sc h ü r e , icli glau b e u nter dem T ite l „D o tlie

american ra ilw a y s p a y ? “ w ies n a ch , daß das

in den am erikanischen E isenbahnen a n g eleg te

K ap ital sich nur m it stark 2 °/o durchschnittlich

W irtschaftliche u n d indu strielle Verhältnisse

«sic.

(9)

1. September 1903.

W irtschaftliche un d in du strielle Verhältnisse usw.

Stahl und Eisen. 969 v erzinse; man muß aucli solch e N achw eisungen

mit V orsicht aufnehm en, denn v ie le oder die meisten E isenbahnen sind aus A nleihen gebaut, und die A ktien sind nur die B eig a b e, also mehr als G enußscheine anzu seh en . D ie F urch t vor der A llm acht der E isen b ah n en is t die U rsache, daß man dem W ied erau fleb en der K analbeförde­

rung leb h a ft das W ort redet.

D ie G egner der K a n ä le — dieselben haben ihren Stützpunkt natürlich in den großen E isen b ah n ­ verw altungen — m achen g elten d , und sie können dies ja h eu te auch m it R echt tun, daß die K anäle keinen V o rteil gegenüber den E isenbahnen b öten;

sie w eisen au f das B ra ch lieg en des berühm ten E r ie -K a n a ls h in , der den E r ie - S e e m it dem Hudson b ezw . dem A tlan tisch en O zean verbindet.

Der V erkehr a u f diesem K an al is t, w ie w ir uns durch den B esuch der Schleusen in L ockport und T roy ü b erzeu gt h a b en , tatsäch lich ein g e ­ ringer und beschränkt sich in der H auptsache auf den L o k a lv erk eh r, aber die E inrichtungen des K anals sind auch v era ltet und die Schiffe können höch sten s 2 5 0 tons laden. E s b estellt nun die A bsicht, den E rie-K an al so zu vertiefen und zu v e rb reitern , daß er von Schiffen von 1 0 0 0 tons F a ssu n g befahren w erden k an n ; die K osten dafür sind au f 1 1 0 M illionen D ollar ver­

an sch lagt. D ie L eg isla tu r des S ta a tes N ew Y ork hat dem P ro jek t bereits zu g estim m t, und die Ausführung h än gt nunmehr von einer im Herbst stattfindenden V olksabstim m ung a b ; man war aber der M einung, daß d ieselb e zugunsten des P rojek tes au sfalleu würde, obgleich die län d lich e B evölk eru n g kein erh ebliches In teresse daran h ätte; es han d elt sich dabei nich t allein darum, daß durch die K onkurrenz des K anals die E ise n ­ bahnfrachten n ied rig geh alten w erden, — w elche A ufgabe der E rie-K an al in früheren Z eiten be­

kanntlich erfü llt h at — , sondern es han d elt sich auch darum, daß die E isenbahnen — ohne K on­

kurrenz — den G üterverkehr nach ihrem In ter­

esse leiten können und dabei nach den In teressen der B evölk eru n g n ich t fragen. So is t z . B . nach und nach N ew Y ork aus dem G etreidehandel au sg esch a ltet w orden, w eil die E isenbahnen w egen m angelnder E in rich tu n gen einer S teig eru n g des G üterverkehrs nur durch seh r k o stsp ielig e Bauten in N ewYrork begegnen konnten und sie es b illig e r fa n d en , an d erw eitig vorhandene E inrichtungen auszunutzen; durch eine entsprechende T a r if­

p olitik zw an gen sie den G etreidehandel, andere W e g e ein zu sch lagen .

D er W unsch, der A llm acht der großen E ise n ­ bah n gesellsch aften e n tg e g e n z u tr e te n , die das

| S chicksal g a n zer Erw erbsgruppen bestim m en, kann m eines E rach ten s für den A u sfall der V olksabstim m ung über das gen an n te K analprojekt bestim m end w erden. D ie se für die V olksabstim ­ m ung im S ta a te N ew Y ork m aßgebenden Gründe fallen für die E n tsch eid u n g über die K a n a l­

projekte in Preußen natürlich fo r t, da K anäle w ie E isenbahnen im B e sitz e des S taates sind und sein w e r d e n ; bei uns handelt es sicli led ig ­ lich um die F ra g e, ob die K an äle ein e erheblich b illig e r e V erfrachtung erm öglichen und ob durch dieselben w eitere L an d esteile au fgesch lossen worden, die keine A ussich ten hierfür durch die E isenbahn haben. U nabhängig von dieser K anal- fra g e kann die F ra g e b ehandelt w erden, ob die E isenbahnen n ich t in der L a g e sind, ein e V er­

b illig u n g der F rach ten eintreten zu lassen . W enn bei einer du rch sch n ittlich en E innahm e aus dem G üterverkehr von 2 ,1 5 ^ f. d. T onnenkilo­

m eter in A m erika g eg en 3 ,6 0 c) in Preußen der B etrie b sk o effizien t, d. h. der P ro z e n tsa tz der A usgaben von den Eirlnahmen, derselbe und zw ar etw a 6 5 % is L 80 heiß t das, daß die B eförd e­

rung in A m erika 1 ,4 0 und in P reu ß en 2 ,3 5 k o ste t; man muß sich also fr a g e n , ob unsere E isen b ah n verw altu n g in der L age ist, die T rans­

portkosten in ähnlicher W eise herunterzndriieken, w ie dies in A m erika m öglich g ew esen is t. Ich zw eifle nich t d a r a n , daß die tüchtigen K räfte, w elch e im A ufträge des Herrn M inisters der öffentlichen A rbeiten die am erikanischen V erh ält­

n isse bei vorübergehendem oder dauerndem A u f­

en th a lt studieren, das erforderliche M aterial lierbei- scliaffen w erden zu r A u fk lä ru n g dieser F r a g e ; ich bin p ersönlich ü b erzeugt, daß man am erika­

n isch e V erh ä ltn isse n ich t ohne w eiteres au f : D eutschland übertragen kann, aber als L aie h atte ich die Em pfindung, daß in A m erika w esen t- i lieh e E rsp arn isse e r z ie lt wurden durch ein b esseres

| V erh ältn is zw ischen dem L eerg ew ich t und dem L a d eg ew ich t der G üterw agen und durch die g e ­ w a ltig en Züge und großen L o k o m o tiv en , deren i B ed ien u n g nich t mehr M enschen erfordert als

; die leich ten Z üge. D ie F a ssu n g der W a g en is t j e t z t in A m erika durchw eg a u f 1 0 0 0 0 0 P fand

= 4 5 tons g e h a lte n , das G ew ich t der leeren eisernen W a g en m it B rem se b eträ g t bei

E r zw a g en . . . . 3 3 0 0 0 P fu n d 1 „|ao 25 bl» 350/0 K oh len w a g en . . . 4 4 0 0 0 ,, > der ganzen

Kokswagen . . .

.

55

0 0 0

J

bewegten Last.

D ie G nterzüge b esteh en durchw eg aus etw a 6 0 W a g en von 1 0 0 0 0 0 P fund L ad egew ich t.

(Schluß folgt.)

(10)

970 Staiii und Eiseü.

Moderne K esselhäuser usu).

23. Jahrg. Nr. l t .

Abbildung 1. Kesselanlage mit mechanischer BeschickungsVorrichtung.

bauen, dafs d iojB eförd eru n g des ein kommenden R ohm aterials vom A bladen aus dem Schiff oder der E isenbahn bis zu r F e r tig ste llu n g und dem V ersand m it m echanischen E inrichtungen in der

w agen für K ohlen, E r z e u. s. w . bei uns bis j e t z t w e n ig E in g a n g gefunden haben — w as te ils dem vorhandenen E iseribabnm ateriai, te ils den bestellenden A n lagen , die für d erartige E nt-

Moderne Kesselhäuser mit Einrichtungen zur mechanischen Kohlen- und Aschebelorderung.

V on O beringenieur H e r m a n n J l l i e s . (Hierzu die Tafeln X V II u. X VIII.)

B ei dem h eutigen scharfen W ettb ew erb mufs man unbedingt sein A ngenm erk darauf richten, a lle F abrikanlagen so zu entw erfen oder nrazu-

W eise g esch ieh t, dafs das M aterial so w en ig

w ie m öglich gehandhabt w ird. W en n nun auch

die nach unten sich entleerenden E isenbahn-

Cytaty

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W enn nun oben ausgeführt w urde, dafs der Ofen m it Vorherd besser geeign et w äre, Qualitäts- gufs zu erzeugen, als derjenige ohne einen solchen, so mufs

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