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Die Zukunft, 14. November, Jahrg. XXIII, Bd. 89, Nr 7.

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XXIIL Jahrg. RGOden 14.you-mer 1914., Elt.7.

Herausgehen

Maximilian Hart-ew-

Inhalt

Selt- Asckxlzundrrklcagen.. ,.«. ......... ...«.191 KugDeutsch-südwen.VenAdorfsischee ,......·......"213 pentsclxrversp- ... ............--’----....221

Nachdruck verboten.

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Erscheint jeden Sonnabend- Peeisvieetetjiihetich5Meer dieeinzelneNummer 50Pf,

Berlin.

Verlag der Zukunft.

WilhelmstraßeZa.

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Berlin, den 14. November 1914.

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Nach hundert Tagen.

Niemals zufrieden!

on-derLys her, ausWestflandern. wodeutscheKriegerjetzt denRuhmehrwürdigerFeldzeichenerneuen,kam vorhun- dertzwanzigJahren zumerstenMal dieKunde vomHeldengeistdes Mannes,dessenimschwerstenKampfdeutscherGeschichtegedacht werden müßte,auchwenn nichtderKalenderzufallan denSohn dererstenNovemberhälfteerinnerte.An denSchmiedpreußischer Waffen,denZeuger und Erzieherdeutscher Wehrmacht.JmKrieg derverbündetenMonarchiengegendasHeerderjungenFranzö- sischenRepublikhatte,anderSeite undals dasHirndes han- noverischenGenerals vonHammerstein,derachtunddreißigjährige Hauptmann GerhartJohannDavid Scharnhorstaus derflans dtischeUFestungMenin,demMeenen vlamischer Spinner,einen AusfallundDurchbruch gewagt,dessenKühnheitderFeindselbst bestaunte (unddessenNachglanznochdreizethahre späterHerrn Neidhart vonGneisenau,alsdenNachfolgerLucadous imKoms mandoderbelagertenFestungKolberg,zudemAusfallund Sturm aufdenWolfsberg ermuthigte).DieFranzosen Carnots,Hoches, Marceaus waren 1794stärkerals dieKämpfer fürererbtes Kö- nigsrecht.DieunbequemeSelbständigkeitPreußischerGenerale hatteinLondon verstimmt,dieEngländer schicktenkein Geldmehr an dieSpreeundausdereigenen KassekonntederKönigneuen Krieg nichtbezahlen.Das besteHeerderKoalition war alsoge- lähmt,Pichegrudrangüber diegefrorenenFlüsseinHolland ein, Englandmußte weichenunddieGründungderVataverrepublik

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192 « DieZukunft.

dulden. DieBerliner freuten sichnochandemNovembersieg,den ihrHeer,unterdemBraunschweiger,beiKaiserslauternüberhoche erfochten hatte,undsangenzumerstenMal zuHaendels alter Weisedenneuen Text (vonBaltasar Schuhmacher): »HeilDirim Siegerkranz!«BierLustren gingen,eheeinPreußees wieder an- stimmendurste.Auchunterdemjungen König,FriedrichWilhelm demDritten,verwittert dasHeerFritzens,derdochlautgewarnt hat,Mannestugend nicht durch trägenHochmuth undWeichlich- keitzerbröckelnzulassen.Neue Warnung wirdvonden Stimmen übertönt,die der DünkelalterTruppenführerindenGlauben be- thört hat, PreußensArmee sei noch unübertrefflichundunüber- windlich.AmVorabendih1-esNiederbruches nenntselbstBlücher, der nie mitBewußtseinUnwahres spricht, sieunbesiegbar.Feld- marschallMoellendorff setzt hinter jedenNeuerungvorschlagnur diebarschhöhnendeAntwort:»Dasistvormirzuhochl« Kabinetss rathMencken (derVater Wilhelminens, dieBismarcks Mutter wurde)mahntimmer wieder,nichtzuvielGeldfürSoldaten aus- zugeben.UndschonwirdöffentlichdieFrageerörtert,obman in FriedenszeitüberhaupteinHeer brauche.DennochwirddiePräs senzziffer,um einGeringes,erhöht.JedeBesserungderTechnik aber,garderNath,deninsUngeheure angeschwollenenTroßzu mindern,alsvonAbenteurernersonneneNarrheit abgelehnt.Der Soldat treibt,wenn eraus derKaserneheimkehrt,sein Gewerbe und erzähltderFamilie, daßheutewieder derTeufelloswar, weilnicht jederZondievorgeschriebeneLänge, nicht jedes Heu- bündeldierechteForm hatte.MancherBatteriefehlen diePferde.

Um vonBerlin nachBreslau zukommen,kriechteinArtillerieregi- mentvierWochendurchden Sand. DasOffiziercorpswehrtsich starrgegen denEindrang wissenschaftlichenGeistes.Dieverwil- dernden Junkerdes Gendarmesregimentes ärgernden berliner Bürger durchMaskenaufzüge,indenen,zumBeispiel,einlanger Reiter,als Katharina von Bora verkleidet,denDoktorLuther mitderHetzpeitfchebedroht. »DasCivil«mochtefrohsein,wenn esnichtselbst Hiebebekam. Vergebens kündetderKönigdem Offizier strengsteStrafean,der»auchnur dengeringstenmeiner Bürgerbrüskirt«; ruftvergebens:»DieBürgerunterhalten die Armee,nicht ichI«MitdemschärfstenWortisteingewurzelterMiß"- brauchnichtauszuroden.Jn diesesHeertritt,alsOberstlieutenant

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»so

NachhundertTagen. 193

derArtillerie, Scharnhorst.Wird baldzumLeiter einerOffiziers Lehranstalternannt undgründetdieMilitärischeGesellschaft.Er sprichtüber dieFeldzüge FriedrichsundVonapartes, lehrt, dasz einHeer »nie konzentrirt stehen dürfe,aber stets konzentrirt schla- genmüsse,«undwecktdurchsolche Ketzerredendas Berständniß fürdiePflichtaufdämmernderKriegstage.Wie war derMann?

»Schlankundeher hageralswohlbeleibt,tratScharnhorst, ja, schlenderteersogarunsoldatischeinher;gewöhnlichetwas vorn- übergeneigt.Sein Gesichtwar von edlerFormund mitstillen, edlen Zügen ausgeprägt; seinblauesAugegroß, offen, geistreich undschön. Doch hielterdasBisier seines Antlitzes gewöhnlich geschlossen,selbstdasAuge halb geschlossen,gleicheinem Manne, dernichtJdeeninsich aufjagt,sondernüberJdeenausruht.Doch tummelten sichdieJdeenindiesem hellen Kopfimmer herum; er hatteabergelernt,seineGefühleUnd Gedanken miteinemnurhalb durchsichtigen Schleierzuumhängen,währendes inseinemJn-

neren kochte.DochwiesicherundfestgeschlossenerseinAntlitzund dessen Geberden auch hielt:ermachtedenEindruck desschlichten, besonnenenMannesz man sahkeineVorlegschlösser.Sowar sein Wesen; erhatteesdurchseinSchicksalsowohlalsdurchseinenVer- standgewonnen. Ausniederem Stand hatte-: rsichemporgerungen undvonunten aufvielgehorchen (auchderNoth)lernen müssen.

SeineStellunginPreußenwar,beiallerAnerkennungseinerVer- dienste durchdenKönigunddurchvieleEdle, dochdieeinesFremds lings,eines beneidetenFremdlings,geworden; dennin derbösen Zeit,seitdenJahren1805 und1806, hatteer,vondenEigenenund denFremdenbelauertund denwelschenSpäheMläUgstVetdächtig- auchwoetGroßesundKühnes schufundvorbereitete,immer den UnscheinbarenundUnbedeutenden spielen, sichfreiwilliggleich- samzueinemVrutusmachenmüssen.AuchseineRedewarDiesem gemäß:langsamundfastlautlos schrittsieeinher, sprach aber,in fast dehnendem Ton,kühnsteGedanken oftmitsprichwörtlicher Kürzeaus. SchlichtesteWahrheitinEinfalt, geradesteKühnheit inbesonnenerKlarheit:Das warScharnhorstzergehörtezu den Wenigen,dieglauben, daßman vor denGefahrenvonWahrheit undRecht auch umkeinesStrohhalmsVreite zurückweichensoll.

Mußichnoch erinnern,daszdieseredleMensch,durchdessenHände, alsdes stillenSchaffersundBereiters,Millionen hingeglitten

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,-

194 DieZukunft.

waren, auch nichtdenSchmutzeinesKupferpfennigs daran hatte klebenlassen?Eristeinvjrjnnocens imSinn dergroßenAlten gewesen:eristarm gestorben. Solchewar die ArtundGeberde dieses ernstenund tugendhaftenMannes, dertieferalsirgend- einer desVaterlandes Wehgefühltundmehralsirgendeinerzu dessenHeilunggestrebtundgewirkt hat.Wenn erso dastand, auf seinenStockgelehnt,sinnend undüberschauend,gesenktenHauptes undhalb verschlossenen Augesund dochzugleichkühnsterStirn, hätteman meinen mögen,erseiderTodesgenius, der,über den Sarkophag derpreußischenGlorie gelehnt,denGedanken ver- klärte:Wie herrlichwaren wirPreußeneinst!«(ErnstMoritz Arndt.),,ScharnhorststandimKriegvon1806derHeeresführung nahgenug, um dieGebrechenderfriderizianischenArmee,die letztenGründe ihresUnterganges ganz zudurchschauen, Jene strammesoldatische Haltung,wiesiederKönigvon seinen Offi- zieren verlangte,war demeinfachen Niedersachsen fremd. Jnun- scheinbarer,sastnachlässigerKleidung gingerdaher,denKopfge- senkt,die—tiefen,sinnendenDenkeraugenganz insichhineingekehrt.

Das Haar fiel ungeordnetüber die Stirn herab; dieSpracheklang leiseundlangsam. Jn Hannover sahman ihn oft,wieerandem Bäckerladen beimThor selber anklopfteunddannmitWeib und Kindern draußenunter denBäumen derEllenriede zufriedensein Besperbrotverzehrte.SoblieberseinLeben lang;schlichtund schmucklosin Allem. DochdieUeberlegenheit eines mächtigen, beständigproduktiven unddurchaus selbständigenGeistes,der Adel einer sittlichenGesinnung,die garnichtwußte,was Selbst- sucht ist,verbreitete um denschlichtenMann einenZaubeknatür- licher Hoheit,derdieGemeinen abstieß,hochherzigeMenschen langsamund sicheranzog. Erwar einechterNiederdeutscherz schamhaftenGemüthes,stillUndVetschlossenvonAatun DasLob klang ihm fastwie eineBeleidigung,einzärtlichesWoktwieeine EntweihungderFreundschaft DieOffiziere sagtenwohl, seine Seelesei sofaltenreichwiesein Gesicht;ergemahnte sieanjenen WilhelmvonOranien, dereinst,.stillUndVetschlagemdenKampf gegendasspanischeWeltreichvorbereitet hatte.Und wie derOra- nier,sobargauchScharnhorstinverschlossenerBrustdiehohe Leidenschaft,dieKampflust desHelden.ErkanntedieFurchtnicht,

erwolltenichtwissen,wie finnbethörenddieAngstnacheinerNies

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NachhundertTagen. 195 derlagewirken kann;indenKriegsgerichtenwar sein Urtheilss spruchimmer derstrengste, schon-unglos hartgegenZagheitund Untreue. Niemand vielleichthatdieVitternißjenerZeitinsover-

zehrendenQualen empfundenwiedieserSchweigsamezTagund Nacht folterte ihnderGedanke an dieSchande seines Landes«

Allenahten ihmmitEhrfurcht;dennsiefühltenunwillkürlich,daß erdieZukunftdesHeeresinseinem Haupte trage.«(Treitschke.) Was hatder Mann demLande geleistet?Erschuf ihmdas derAothwendigkeit genügendeHeer, LandwehrundLandsturm;

erwar derOrganisatordes Sieges. Fünf Jahre standderHan-

noveraner inPreußens Dienst,als dervonden-Treustenlange

gefürchteteZusammenbruchEreignißwurde. Scharnhorstwird beiAuerstädt verwundet, bei Lübeckgefangen;beiEylau lächelt seinem heißenWerben das Schlachtenglück.JndenTagendes UnglückswillernichtausdemDienst scheiden; »solangederKös nig nocheinenSoldaten hat,ist-swidermein Gefühl.«Mithei- senau,demum füanahrejüngerenFranken,eintihnderWunsch,

»wennderStaat sichwieder erhebt,miteinem kleinen Gehaltzu- rückzutretenundnur imKriegwieder zu dienen;imSonnenschein desGlückesmögenAnderesichwärmen.« Mit Gneisenau,Grol- man undVoyen,dieseinesWollens Stab sind,beherrschterden Ausschuß,derdieReorganisation desHeeresvorbereiten,zu- länglichenOffizierersatzsichern sollund vorjedemanderen Grund- satzdemGeltung erringt,daßnicht gemiethetenAusländern,daß fortannur seinen SöhnendasVaterland dieVertheidigungan- vertrauen dürfe.Seit demFriedenvonTilsit istScharnhorstGes neraladjutant. Im Jahr1809wirderheimlichen Ungehorsams unddunkler Mächlereimit denEngländern verdächtigtundsein ReformplandemKriegsherrn alsunbrauchbarerTanddargestellt.

»GeneralScharnhorstverfolgt, verleumdet, denunzirt,nochkrank

voneinemGallenfieber,willvonseinem Posten abtreten!«Gneis senau schreibtsandenGrafen Götzen,denStatthalter inSchle- sien.UndanFriedrichWilhelm: »Wenn schon früherdie Leiter derMilitärgeschäfteEurer MajestätmitebenderEinsicht,Ent- schlossenheitundebendemMuthgedient hättenwiedieMänner, dieman jetzt chaotischer Verworrenheit beschuldigt,dann wären dieVerathungen über dasMilitärwesenwahrscheinlichnichtam

Pregel(in Königsberg),sondern ruhigander Spree fortgepflogen

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196 DieZukunft-

worden.« Der König entrafft sichdenSchlingen listigerBer- leumdung, setztScharnhorst demKriegsdepartement vorund er- laubt, endlich,demlangeVerkannten,Bethöhnten, seinKrüm- persystemauszubildenunddas»VolkinWaffen« auftragfähige Beine zustellen. »DasLebenführte ihneinenrauhenWeg,im-

mer zwischenFeindenhindurch;inHannoverhattederPlebejer mitderMißgunstdesAdels,inPreußenderNeuerer mitdem Dünkelder alten Generale zukämpfen.Als ihndas Vertrauen desKönigs,dieallgemeineStimme derArmee andieSpitzedes Heerwesensstellten,damußteerfüanahre langdasfinstereHands werkdesBerschwörerstreiben,unter denAugendesFeindesfür dieBefreiungrüsten.Solernte erjedesWort und jedeMiene beherrschenunddereinfacheMann,derfürsichselberjedenWinkels zugverschmähte,wurde um seinesLandes willen einMeisterin denKünstenderVerstellung,einunergründlicherSchweiger,listig undmenschenkundig.Mit einem raschforschendenBlick las er demEintretenden sofortdieHintergedankenvon denAugenab;

undgalt es,ein GeheimnißdesKönigszuverstecken,dannwußte ermithalbenWorten FreundundFeindaufdiefalscheFährte zulocken.«(Treitschke.)Der SchöpferdeutscherWehrfähigkeit weiß auch,wiederjunge deutsche Menschzubehandelnist.An seineTochter Julie(dieeines DohnaFrauwurde)schreibtder Witwen »JnderäußerenBehandlung derjungenMänner soll aufeineihrerbisherigenBildungundkünstigenBestimmunggleich angemessene Weiseverfahrenwerden. DerDienst darfihnen nicht verleidet,zugleicher Zeitaber auch nichtsverabsäumtwerden, um· inihnendenjeglichemKriegsheerUnentbehrlichenGeistder DisziplinundKriegszucht tiefundunauslöschlichzubegründen.

Keine ungesetzmäßigeHandlungsoll ihnendurchgesehen,keine zweckwidrigeUngebundenheitgestattetwerden.Dagegenmußihre ZurechtweisungbeiUnwissenheitOderUnbeholfenheitimDienst aufeineliebreicheundväterlicheArtgeschehen;beiihrerbegreif- lichenUnbekanntschaftmit demWesenUnd denVerhältnissendes Dienstesmuß nichtgleichAlles aufeinmal verlangt,zumalim -AnfangmancherFehlgriffübersehenWerden.«Ermüht sichim Jahr181«1,demKönigdenEntschlußzumKrieg abzuringewVeks gebens. Nocheinmal tritt Gneisenau am Thronfür ihnein.

,,ScharnhorstisteinMann,demman oft hierzuLandenur dasGe-

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NachhundertTagen. 197

bietderTheorieeinräumen unddemmanmichgleichsetzenmöchte, mich,derich einPygmäegegendiesenNiesenbin,dessen Geistes- tiefeich wohl bewundern,nimmer aberergründenkann.«Dennoch mußScharnhorstfürsich,fürdenfränkischenFreundundfürBoyen abermals denAbschiederbitten,daderKönigdenOberstvon Knesebecknach Petersburg schicktunddenZarenanflehen läßt,den Friedenzuwahren. ErstimFebruar 1813, inBreslau, hatFrieds richWilhelm, »wahrscheinlichdurchdie heilbringendeNähe Scharnhorsts, begriffen,daßersich rüstenmüsse«(Generalvon

derMarwitz.)Was dentapferenRaisonneurwahrscheinlichdünk-,

te, ist seitdemalswahr erwiesenworden. »JnVreslausprachsich noch nichtdieEntschlossenheitaus,gegenFrankreichzukämpfen, wieichsiein der Mark gefundenhatteundwie dietäglichenBe- richteaus Ostpreußensieschilderten.Ein großerTheildesan- wesendenAdels war zwarnichtgegen denKrieg, wohlaber dem Staatskanzler (Hardenberg)und Scharnhorst abgeneigt,dieer als dieHauptförderer liberaler Jdeenundnamentlichder Ber- leihungdesbäuerlichenEigenthumeshaßte. Trotzallenermun- ternden äußerenundinnerenAnzeichenblieb dieStimmungdes Königs dochimmer nochimhöchstenGrade unentschieden.Und imhöchstenGrade unbilligwar ergegen denumihn so hochvers dienten Scharnhorst.Daß Scharnhorst, unterstütztdurchdieZeits ereignisse,mitseinenAnsichtengesiegthatte,mochtewohlderHauth grundzudiesem Benehmen sein.Das wirkte auch so stark auf Scharnhorst,daßerdenGedanken faßte,ausdemDienstzu tre- ten. Durcheinen glücklichenZufallhatteich dieseStimmungvon Scharnhorst(der sonstinsolchenDingen selbstgegenseineFreunde verschlossenwar) früh erfahren:und sowurdeesmirmöglich,dem Staatskanzler davonNachrichtzugeben,derdurchseines-Vorstel- lungendenKönigvon daanzu einer anderen Auffassungver- mochte.«GermannvonVoyem »Denkwürdigkeiten.«Diesererste KriegsministerPreußens hat auchgeschrieben: »GegenScharn-s horstwar derKönig ungerecht,indem erdieSchuld seinerUnent- schlossenheitvonsich aufandere Gegenständezuwälzensuchte, auch oftBerdacht äußerte.DieseVerhältnissewirktenaufScharnhorft sonachtheilig,daßeinNervenfieber ihnandenNand des Grabes brachte; deredle Mann trugvon da ab denKeimderzerstörten Gesundheitinsich. Alles,was Landesbewaffnungoderaußerhalb

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» DieZukunft

derVahndesHerkommens liegende Entwickelungeinesfreieren kriegerischenGeistesbeabsichtigte,hattebeidemKönigentweder keinZutrauenoderfandsogaranihmeinen entschiedenenGeg- ner«.)Ward dieZeitnoch nichterfüllt? JmAvril istScharnhorst Generalstabschefdes preußischsrussischenHeeres-dasSachsen vom JochderFremdherrschaftlösen soll;undGneisenaujubelt-

»JedesHerzist hochgestimmt.MeinmuntererFeldherr(Blücher) istneu begeistert. Scharnhorst,unser ErsterGeneralquartier- meister,leitetuns. Als unsereKavallerie von Vreslau abzog, flogin derselbenRichtungeinSchwarmKrähen.Ha, sagtendie Soldaten,diesen Krähen hatdasFranzosenblutgut geschmeckt;

sie kommen uns nach,um noch mehrdavon zufressen. Jchbin nieso hochbeglücktgewesen.DieMorgenrötheeines schönen Tageserblickend,lebeichderbeseligendenUeberzeugung,daß wir Preußennichtwieder unterjochtwerden können:denn die gesammteNation nimmt Theilan dem Kampf; sie hateinen großenCharakterentwickelt und damit istman unüberwindlich.

Wir werden unseren Enkeln dieUnabhängigkeithinterlassen.«

Nur dieMorgenröthedesschönenTageshatScharnhorst erblickt.AuszuversichtlichemHerzenruftekdedechtetzUt»Mng dekFeindnoch so überlegensein,magernoch sogroßeSiegejetzt über uns ersechten:dieganzeAnlagediesesKriegesistso,·daßim LausdesFeldzugesuns sowohldieUedeklegenheitals derSieg nichtentgehenkann.«JnderSchlachtbeiGroßsGörschenwird er, amzweitenMaitag,verwundet. »Schaknh0ksthabeichnieso feurig gesehenwieandiesemTag. Nichtsschien ihmzUentgehen; erord- nete an,machte Blücher auf ManchekleiAufmerksamundveran- laßte mehrere Veränderungenbei denTruppen.«(Genekalvon

Hüser.)DerVerwundete selbstaberschreibtan Julie: »Ichhabe einen traurigen Tag gehadttschlechteFührungderArmee vom

GrafenWittgenstein,Mangel anallen IdeenVonunserer eigen- thümlichenLageundin derSchlacht selbst keineLeitungdes Gan- zen. Was war daGroßeszu erwarten?« Das Kreuzender Ko- lonnen VonBlücherund YorckhattedieAnkunftderTruppen verzögert.»Dieswar allerdingseinUebelstand,andemaber Nie- mand anders alsdas russischeHClUPthartier schuldWar-dasden verschiedenenKolonnen solcheNichtungpunkte gegebenhatte,daß einKreuzennichtzu vermeiden war. Aber derKönig, der,trotz

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NachhundertTagen. 199 allenDiensten,dieihm Scharnhorstgeleistet hatte,immer noch einen inneren Groll gegenihnhegte,weilScharnhorstmitseinen Kriegsansichtendoch endlich durchgedrungenwar,schobdie ganze Schulddes KreuzensaufdenGeneral undäußertesichdarüber (Scharnhorstwar nichtzugegen)lautundöffentlich,wobeiOberst Knesebeck,derdoch sonstdenFreundvon Scharnhorst spielte,zu denAeußerungendesKönigs, daß soEtwas doch eigentlichmit Festungarrestbestraftwerden müßte,indieHände schlugund rief: ,Das ist recht!SokommtDienstin die Armee!«Selten hat micheinVorgangtieferinmeinem Innerenverwundet alsdieser.«

(Voyen.)Weils anMunition fehlte, mußtedas Heerbisandie Elbezurückgehen.Als ZarAlexander demBerbündeten diese Nothwendigkeitzeigte,schrieFriedrichWilhelm »Daskenneich schon!Wenn wirerstzu retiriren anfangen,werden wirbei der Elbe nicht aufhören, sondern auchÜber dieWeichsel gehen; auf dieseArtsehe ich michschonwiederinMemeL Das ist jawienach Auerstädt!«VlücherabersprachzuseinenSoldaten: »DatPulver is alle.Darum gehnwirzurückbethinderdieElbe. Dakommen mehr Kamraden un brengenuns wedder Pulver undBlei;un dann gehnwirwedder drupup deFranzosen,datsedeSchwär- nothkriegen!Wernu seggt,dat wireteriren, DatisenHunds- fott,enschlechterKerl! Guten Morgen, Kinderl«

DerdankbareKönigmöchtedenGeneralstabschef indieFest- ungstubeeinriegeln.Den Verwundeten ;denMann,dessen Haupt dasMirakel desdeutschenBolksheeres zu zeugen vermochthatte.

DemlängstsiechenFeldherrnlähmtdieKugelden Leib.Gernließe ersichin einerSänfte aufs Schlachtfeld tragen. (So noch, hatte ereinstdemgroßenHusarenVlücherzugerufen,selbst so »wären SieunserAnführer undHeld.Nur mitJhnenistEntschlossenheit und Glück!«)Unmöglich.UmdemBaterland auchindieserSie- chenzeit stillzunützen,willernachWien; dieOesterreicher,deren Nahen dasHauptquartier ersehnt,inEilespornen.Unterwegs verschlimmert sichdieSchenkelwunde.Erschreibt: »Ich gehevor Ungeduldzu Grunde. DieHeilunggeht langsamundichwerde dabeivon UnruheundSchmerzganz elend. Soll esdennnicht sein,daß endlicheinmal Wahrheit undRechtobenan kommen?

Wenn mirjetztundhierderTodbeschieden sein sollte, so scheide.

ich schwer; denn ichhabenur denUntergangderedelsten Sache

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200 DieZukunft

vorAugenundweißdoch, daß sie endlichsiegreich hervorgehen muß.Dasmöchteichgernerleben;es wäremein schönsterLohn.

Könnteich dasGanzekommandiren, sowäre mir daranvielge- legen;ich halte michinallerVergleichungganz dazufähig.Da ichDas abernicht kann, so istmirAlles gleich.AnDistinktionen istmirnichtsgelegen;da ichdienicht erhalte,welche ich verdiene, so istmirjedeandere eineBeleidigung und ichwürdemichver- achten,wenn ichanders dächte.Alle siebenOrden undmein Le- bengäbeich fürdasKommando eines Tages.« Und,auchaus Vrag,an FriderikeHensel: »Du bistdaseinzigeWesen,das in- nigen Antheilan meinem Lebennimmt. Mir bleibtnichtsals einfremdes Wesen, das sonst Niemand hat,an welchemesbe- sondershinge:DasbistDntKönnte ichDich dochnur eine Stunde sehen!«Zweimalwird an derWunde operirt; vorderdritten Operationschreibter,um in derHeimathdieFreundezuberuhi- gen,an dieSchlesischeZeitung:»Die guteAufnahmesovieler edlenMenschenunddieGeschicklichkeitmeiner Aerztelassen mich denbestenAusganghoffen«Als dasVlaltdiesetröstlicheKunde ans Licht bringt, ist Scharnhorst tot.Steins Nachruf:»SeinTod isteingroßesUnglückzeiUDichtigetVetstandyeineNUhSeinegründ- licheWissenschaft,eine aufopfernde,sich selbst verleugnendeHin- gebungfürdas Gute waren dieherrlichsten Eigenschaften,die seinen vortrefflichen Charakter bildeten, dieihmeinewohlthätige, weitumsichgreifende WirksamkeitverschaffteU-«Vlüchers:»Nun istleiderunser guterScharnhorstauchtot.EineverloreneSchlacht wäre keingrößerer Verlust füruns gewesen.DieKabale hatte ihni FeindschaftNun istGneisenaunochda.GehtDerauch ab, sofolgeich, lebendigodertot.«Gneisenaust »Erwar einer der merkwürdigstenStaatsmännerund Soldaten,aufwelcheDeutsch- landjestolzseindurfte.Was erdemStaatgewesen ist,dem Volk, der ganzen deutschen Nation,mögen WenigeoderViele erkennen;

aber eswäreunwürdig,wenn Einer davon beidem traurigen Todesfallgleichgiltigbliebe. EsmüßtekeineWahrheitundkeine TiefemehrindermenschlichenNatur fein,wenn dieserMann jevonDenen vergessenwerden könnte,dieihm nahstanden,ihn verehrtundgeliebthaben.a Treitschkes: »TagundNachtwar ek inVreslau thätiggewesen,baldinVerathungenmit demKönig,

bald daheiminseinem weißenMantel am Schreibtischkniend.

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men. Der muß, ehe der erste Schuß kracht, zwei Fragen deutliche Antwort suchen: Was will ich und was vermag ich wider den Feind?Kämpft er gegen eine Koalition,dann haktsichin die

Kein Wunder, daß dieser Generalgouverneur von der Szlachta geliebt wurde und daßlihreHoffnung ihn in das höhere Amt be- gleitete. Mirskij nährte die Hoffnung, so gut ers vermochte.

Vom Meer kommt die Botschaft, daß hölzerne Schiffe versenkt, eisernen die Flanken ausgerissen wurden und die Maschinenbe- diener in überkochendem Kesselwass er

(Auch im Leben der Pölker wiederholt sich Alles. Sogar die jetzt so laut durchs Land schnaubende Klage über die Feldpost ist schon hundertJahre alt. Aus Schweidnitz schrieb der

Sessel lümmeln werde, brauchten sie nicht zu fürchten.Schlimme- res: dieLockerung desReichsgebälkes.Der heftigsteStreitD’Jsrae- lis gegen Gladstone hatte die Kluft zwischen

Krieg gegen Rußland, zum Schutz derNeutralität-, scheint mir für Ru- mänien eine Monstrosität zu sein, die selbst von Europa nichtver- standen würde.« (3weiJahre danach spricht

nur allzuhastig mitder Möglichkeit neuer Völkerwanderungsons dern vergißt auch, daß ein-auferstandenes Polen außer denMen- schen den Voden,der sie gebar, für sich fordern

Nun ist aber an solchen Tischeit Sitte, daß man wohl Löffel, jedoch weder Messer noch Gabel erhält, die mark daher mitbringen muß- Von dies-r Landesart unterrichtet, hatten wir