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Die Zukunft, 5. Dezember, Jahrg. XXIII, Bd. 89, Nr 10.

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Herausgehen

Maximilian Larven-

Inhalt :

Seite politih imIts-g ............ ........... 285

Uqchdruckverboten

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ErscheintjedenSonnabend.

Preisvierteliährltch5Mart «die einzeer Nummer 50Pf.

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Berlin.

Verlag der Zukunft WilhelmstraßeZa.

1914.

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VorNachahmungenund kälschungenwird gen-eij

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Die für dasGeschäftsjahrlslsjltls auf Ssich fest- gesetzte Dividende gelangt sofort bei dem Bankhause I. Zeiss-Ists Schac- set-lin« Zur Auszahlung.

Leopoldslialhden26. November 1914.

Der Vorstand.

Ur.strehle-

FTempellioier

Indenneuerbeutetn espbeltiekten strsssell sindZurzsit

Felcl

einegrössere

Anzahl Häuser mitherrschettiichen Wohnungen von 4—7zimtnern

iertiggesteiit und sofort zubeziehen. DieHäuser MDSU Zeutralheizung.

Warmwnsserhereitung. elektrisches Licht. Fahr-stahl etc. Ewig-S Häuser sind such mit modekqek ofcsheizllllg Susgestaiteh sämtliche Wohnungen sindmitreichliobem Nebengelass versehen. DieHäuser ent-

sprechen inihrem Ausbau den besten Bauten des Westens. Die

Heuptsrrnssen sinddurch eiektrisohe Bogenlumpsn beleuchtet Die Verbindung ist die denkbar beste-« Sechs strassen·

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99.35und4-i.Autoomnibue 4o. Die Padrseites bist-ngU vom Einng

desTempeihoier Feldes ·

nach demAstieschen Totca.7Minute-h

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- der

Leipziger Ecke chariottenstrnsse en.ISMinuten-

- der

Ritterstrnsse—hiokitfælntzes. ISIII-Inten.

- demDönhoktplntz ca.15 muten-. »

Eine neue Linie wird demnächst-. erdiinet und iuhtst von der

Dreibundsimsse, EckeKatzbnchetrasse, inWelligck Als15Minuten sum

Polsclnrner Platz .

Dieuntere Hälftedespakkkinges, wplcbermttreichlichen spiel-

lslstzen undeinem- rösseken Teich. der 1m,SolklmskZle Boottnhren

undimWinter alsEshghg dient, versehen mrdslstbOkSLLsdemVerlieh-·

Aber-gebenworden.

Kuskiinfte übe- die zu vermietenden Wohnungen werden im hiietsbuteau tun Eingang des Tempelhoier Feldes. Ecke Dreihund-

Sirusse u.Hobenzolleknkors(), Telephcll Amt Tempel-hol 627,und inden

Häuser-n erteilt. Den iViinScben der Mieter bezug-lich Einschluss von

Waschtoilelten andieWnrrns undKaltwasserleitnngen, Deziigiien der sllsvvshl der Tal-Stett wirdinbereitwilligster WSISSRechnunggetragen-

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Verlin, den 5.Dezember 1914.

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Politik im Krieg.

Nachlese.

erim letztenonemberheft, inNebelzeit,begonnene Versuch,

- dasWerden russischerWesenheitEuropäernzuentschleiern, hatmirallerleiniefe eingebracht.Jchhatte geschrieben:»Alexan- .derAlexandrowitschschiennichtausdemmorschenHausHolsteins Gottorpzustammen.«War auch nicht diesesHauses Sohn,ruft einLeser;»wissenSie,Thor,denn nicht,daszderUrgroßvaterdieses Dritten Alexanders derUrrusseSaltykowwar?«Nein;und kein Geschicht-,keinGeschlechtsforscherkanneswissen.Das Gerücht kenne ich.Das istalt.Schon 1757schrieb Marquis deL’L)6pital, FrankreichsGesandtenausPetersburg nach Paris, derHofbe- haupte, »derSohnderGroßsürstinseivondemherrn Saltykow«;

»aufdenselben Bogen freilich,dieGroßsürstinsei jetztimArm

Stanislaws Poniatowskischwangergeworden.DieGroßfürstin KatharinaAlexejewnadie vordemUebertritt indieRussenkirche Sophiesvon Anhalt-Zerbst hießunddieTochtereinerPrinzessin vonHolsteinsGottorp,dieVasedesHerzogsKarlPeter vonHols steinwar. Derwurde alsFünfzehnjährigerin Moskau nachdem Griechenritus getauft, hießseitdem GroßfürstsThronfolgerPeter FjodorowitschzundließsichvoqunschseinerTante,derKaiserin EkifabethPetrowna, bestimmen, KatharinensJGatte zuwerden, deren Willeihn, PeterdenDritten,nachhalbjähriger Regirung MThron und, achtTagedanach,aus demZLebenstieß.War PeterPauls Vater? Ueber seineSinne herrschte ElisabethNo- znanowna Woronzow.(Diewollte erheirathen;undhätteKa-

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286 ,- DieZukunft.

tharinain einKloster gesperrt und, sachtoderschnell,infrommer Stillegemordet,wenn dieBrüder Orlow ihn nicht, nach demAuf- gebotdreierGarderegimenter, entmachtetund,inRopsha, erdross selt hätten.)WerderGroßfürstin glaubt, muß vermuthen, Peter habedieihm angetraute Frau,mindestensJahre lang,niemals- männischumfangen. AlsdieKaiserinschilt,weil die wildeKatha- rina stetsimAnzugund Sattel derHerren ausreite, undandeutet,,.

diese unweiblicheundschädlicheReitart habe dieUnfruchtbarkeit derEhe verschuldet,antwortetihr dieHofdameFrauvonTschoglos kow,eineVerwandte derErstenKatharinm »Das ists nicht.Kin- der kommen nicht ohneGrund. Und trotzdemJhreKaiserlichen Hoheitenschonsieben Jahre langverheirathetsind, fehlt dieser Grund nochimmer. «Dann,pfauchtdiezornigeKaiserin,»sindSie- mitschuldig,Maria Semionowna,undichwerde michanSiehal- ten,wenn dieEhekinderlos bleibt; SiemüssendasPaar nach- drücklichanseine Pflichterinnern l« Obsgeholfen hat?ZweiJahre danachwirdPaulgeboren.SergeijWasiljewitschSaltykowistschons inallerhöchsterGunst.KammerherrdesGroßfütstenzMann der HofdameMatriona Balk-Polewa (dieeraufeiner Russischen Schaukelliebengelernthat). Katharinas,derenMann nach sieben- jährigerEheund nach mancher LiebschaftPierundzwanzigist, stöhnt laut, sie sei »nochJungfrau«;schreibtüberSaltykowaber,.

dersie hitzig umwirbt: »Er ist bräunlich, schönwiederTagund- wederam kaiserlichen nochan unserem HofkannEiner sich ihm vergleichen.Erhat Geist,istgebildetundinHaltungundBetragen der-echteHofmannundKavalier-« UeberihrVethältniszzu dem hübschenSergeijisteinZweifel nichtmöglich.DaßerPaulsPater gewesensei,istoftgetuschelt,dochnie,WederVonKatharan selbst (die ihremtollenKnabe-ndasThronrechtentziehen wollte) noch vonWeljaminowsSternowund anderen Zeitgenossenerwiesen worden«JnderArt seinesJrrseins ähnelt Paul demDritten Peter-Der wirdseine brünstigeFrau,derenKantharidenreizHun- derteanlockte, nicht immer, zwischeneinerGagarinundderWo- ronzow, verschmähthaben.Jn KatharinasGeschlechtseklebnisse hineinleuchten:fruchtlose Mühe; inso dichtemGestrüppversickert derhellsteStrahl. Siewollte, nichtnur inallenFreundenihrer Nächte,dieUeberzeugungschaffen, Peter habe seine Mannheit (die zehn Hosfräuleinbeeiden konnten)niezuihrherabgelassen.

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Politik imKrieg. 287

Jndemschönen,vonabertausend frühenundspäten Rosenum- dufteteneutiner Schloß hat sie ihnzum erstenMal gesehen;er ist zwölf, sie elfJahrealt. »Er schiendamals wohlerzogenund geweckt;dochwar schondieNeigungzumWein undderWider- wille gegenallesithnbequeme bemerkbar.Mich mochte ernicht;

erwurdestreng gehalten,kamnievonseinenLehrernlosundnei- dete mir meine Kinderfreiheit.Jchkümmertemich wenigum ihn, dennich hatteangenehmere Beschäftigung:zweimal täglichmachte ichmit derKammerfrau meiner Großmutter-,derWitwe des Vi- schofsvonLübeck,Milchsuppe,dieichdann schlürfte.«Alsosprach Katharina.Manchmal,inihrenMemoiren, auch freundlicher.»Er war hübsch,wohlerzogenundliebenswürdig.Ermachtemeiner Mutter,die damals sehr schönwar,denHof.Dochaus allerlei Wörtchen,dievon derLippederJntimstenfielen,erfuhrich,dasz wirfüreinander bestimmtseinkönnten;undich hatte nichtsda- gegen. «Dannwieder :»Peterwarblaß,mager,zart,kränklich,aber auchinSpottundJähzorngeneigtund mußte schondamals bei Tischunter Aufsicht sein,weilersichsonstbetrank.« FünfJahre danachwaren diezwei Kinder einEhepaar. Peter hat niemals, auch nicht,als erdieWoronzow heirathenundderen Sohn auf denThron bringenwollte,gesagt,Paulseinichtvonihm gezeugt worden ;hat sich mindestens für mitbetheiligtanderBaterschaft gehalten.Und Katharina, der unddasgroße Mensch, hätte,als sieden irrenBengelenterben wollte,vordemGeständniß, daßer

SaltykowsKindsei, nichtgezaudert.Einerlei:dasBlutderMuts ter,dasauchhier(nachVismarcksWortüber einenUrenkelPauls) stärker alsdesVaters war,kam aus denWurzeln desHolsteis nerstammes.Dem mußte ich deshalb, ohneaufHofgeraunzuhor- chen,auchdenErstenAikolai, densweitenunddenDrittenAlex- anderzuzählen. (Da3ar Paulerwähntwurde: DieserböseNarr hatdemRussenislamdieGrundmauer gemörtelt.AufderSchwelle zwischendemachtzehnten unddem neunzehnten Jahrhundert schrieberdenAllerhöchstenErlaß,derbefiehlt:»Dervon Gott demSelbstherrscher gewährtenAllgewaltist auchdieKircheunter- than. JnallenBezirken,desgeistlichenwie desbürgerlichenLe- bens, hat jederDiener derKirchedemZaren,alsderenvonGott erwähltem Haupt,zugehorchen.«EinJahr danachwurde dieses HauptvondenFührerndeskaiserlichenHeereserdrosselt.)

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288 DieZukunft;

Zweite Frage: »IstdasRussenheerwirklich so,wieSie es geschildert haben?«Wenn ichs nicht glaubte, hätte ich dieseDar- stellungnicht versucht. DochderFragerwünscht wohlandere Urtheile; damit sich ihmeineBergleichsmöglichkeitergebe. Hier sind zwei.Nichtvon gesternfreilich.Dochalleseit zehn Jahren geleisteteArbeit,vonderjadie unerwarteten Erfolgedesrussischen Heereszeugen, hatdengroßrussischenMenschen nicht zuwandeln vermocht. Zuerst sprichteinOffizier,der,imAuftragdesöster- reichischenGeneralstabes, den mandschurischenKriegaus der russischenGefechtslinie sah.Oesterreicher:schondamals einFeind-

»DerNüssehatune åme defensive Erist stumpf,zähundek-

trägtjedesLeiden mitbewundernswerther Geduld,umnur ja nichtzu aktiver Anstrengunggenöthigtzusein« Diese,defensive Seele«mußte,mindestensimOffiziercorps,bekämpftwetdewMan begnügtesichabermiteinerfremdemMusternachgeahmten Trup- penausbildung, dieAktivitätdesDenkens undHandelns verlangt unddiehiernichtzurvollenWirkungkommen konnte,weilihrdie seelischeDisziplinfehlte. Suworow hattedenBayonnetteangriff empfohlen,um aufdieNothwendigkeitaktivenBorgehenshinzu- weisen. Dochnur das Wort war geblieben;dieLehreselbsthatte imHeernichthrzelgefaßt. DieArmeeundihre Führer erkannten nicht, daßdiewichtigsteWaffedesmodernen Jnfanteristendas Gewehrist.VonKuropatkin,der alsGeneralstabschefSkobelews inder ganzen Welt bekannt gewordenwar, konnteman vieler- warten. Dievox populi hatte ihn aufdenPostengerufen,fürden erdie·erforderlichenKenntnisse mitbrachtesatte eraberauchdie Eigenschaften,die einFeldherr braucht? Verstanderdie Seele

dgrArmee2SchoninPetersburghatteerbeschlossen,einganzes Jahr langin derDefensivezu bleiben. DiesesProgrammver- heimlichteerauch garnicht.Erbedachtenicht-daßmoderneTrups pen,wenn sie nicht wenigstens nacheinpaarMonaten des War-

tFnsdasHochgefühleines Siegeskennen lernen, ihrSelbstver- trauenverlieren. Seine ewigenRückzügetötetendieetwa noch vorhandeneNeigungzur Aktivität. ErzerrißOftdiefestenVer- bändeundfürchtetestets, überflügeltodervoneinerUebermacht angegriffenzuwerden-DiesesGefühlsuggetisteerbald auchdem Heer.Die Generale wollten nichtsRechtes riskikemWeilsiedie Gefahr scheuten,nachgroßenVerlustenalsSündenböcke geopfert

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Politik imKrieg. 289

zu werden. DieTruppenverloren denGlauben an dieMöglich- keit eines Sieges,dasSelbstgesühl,diesittlicheKraft.Kuropatkin hatdasihmanvertraute HeeralsKriegsministernicht nachmo- dernen Grundsätzenerzogen undalsFeldherrso wenig psychos logischeEinsicht gezeigt,daßichdieBehandlung,dieerder Armee aufdemmandschurischenKriegsschauplatze zumuthete,nur einer Vivisektionvergleichenkann. Daßdie Armee trotzdem sowider- standsfähigblieb,verdient Bewunderung.

DierussischeKavallerie ist fürdenAngriff aufReitermassen und fürdas Säbelgefecht gedrillt;denAufklärungdiensthaben ihreFührerimmer als quantitå nögligeable behandelt. Jnder Mandfchureikonnte sie nichtsleisten,weildieJapaner seltenKa- vallerie hattenund höchstensmanchmaleinePatrouille abzu- fangenwar. DieAufklärungversuchemißlungen fast ausnahme- los. WeildasOberkommando vonderjapanischenArmee nichts wußteundweder über einensorgsamorganisirten Kundschafters dienstnochüber daszurAufklärunggeeignete Personal verfügte, wurden schließlich,alsallepräzisenNachrichtenüber die Bewe- gungen desFeindesfehlten,diegewaltsamenRekognofzirungen nöthig,mitdenendieGeneraleMishtshenkoundRennenkampfbe- auftragt wurden.Auch daverfagtedieKavallerie,man mußteder feindlichen Jnfanterie immer mehr russischesFußvolkentgegen- stellen; undbaldsagtendieJnfanteristen,nichtohnebegründeten Stolz:WirbesorgendenAufklärungdienst!Doch darfman nicht glauben,dierussische Kavallerie sei schlecht.Ihre Offizieresind tüchtig;amBestendieDragoneroffiziere,die, obwohl sieausguten Familien stammen,meistarmsind,in schlechtenGarnisonenliegen, strammenDienst habenunddadurch gewöhnt sind, fürMann- fchaftundPferde pünktlichzuforgen.DaszesdenGardeoffizieren nichtan moralischem Muthfehlt-bewiesfchondieThatsache,daß soviele vonihnen sichfreiwilligzumKriegsdienstmeldeten; sie find auch gutausgebildetund Unterscheidenfichdurchihremilitäris schenKenntnisfe vortheilhaftvondenKofakenoffizieren,dievöllig primitivgeblieben sind. DieganzeKavallerie zeichnetsichdurch ihreWiderstandsfähigkeitaus. Fünf, sechs TagelangMärfche

vonfünfzigbissechzigWerst:solcheLeistunggiltnochalsnormal- Undich trafVorposten,diefünfTage lang invollerKampfbereits schaft,Mann undRoß, durchausfrischgebliebenwaren.

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290 DieZukunft-

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DerrussischeJnfanterististeinHüne,der mit derBayonnette umgeht,alswärs eineFeder. Auf diese Körperkraft hoffteman;

denn man lebteinmittelalterlichenVorstellungen und glaubte, auch heute nochwürdenSchlachtendurchdas corps-å-corpsdes Handgemengesentschieden.VorderSchlachtamYalusagteKu- ropatkin, nacheinerParade,zumir: ,Sind unsere gutgenährten, starkenSoldaten nichtprächtigeKerle? Jedervonihnenkanns imBayonnettekampfmitdreiJapanern aufnehmen!«Das war vielleicht richtig;nur fehltedieGelegenheit zurAusnützungdieser Körperkraft.DieAussenkamenmitvöllig falschenVorstellungen vom modernen JnfanteriegefechtaufdenKriegsschauplatzund waren rathlos, als dieJapaner ihneninbreiter, dünnerFront entgegentraten, dieFlügelmit einemFeuergürtelzuumschnüren versuchtenunddemVayonnettekampfauswichen.AlsTrostblieb

nur derGlaube, daßderFeindimmer dieUebermachthabe;und einem übermächtigenGegnerkann man jamitEhrendasFeld räumen. Also gingman wiederzurück.Alsman dieUeberlegens heitderjapanischenGefechtstaktikerkannt hatte,wollte man sie nachmachen; auchdieserVersuchmußte natürlichmißlingen.Die Beobachtung vielerZufammenstößehat mich gelehrt, daßes dem russischenSoldaten vorAllem anderFähigkeitzUfelbständigem Handelnmangelt. Wenn ernichtLeuteneben sichsieht,diemit ihmdieGefahrtheilen,wenn erin der dünnenFeuerliniesichselbst überlassenist,verlierterdenKopfAuchdasOffiziercorpsistnicht aufderHöhe seiner"Aufgabe. DieBedürfnißlosigkeitistebenso auffälligwiederMangelanmilitärischerBildung. Die meisten Jnfanterieoffiziere sindmitihremLos unzufrieden,ohnestärken- desSelbstbewußtseinundsehnen sichnacheinemZustandkörper- licherund geistiger Ruhe. DergemeineSoldat iststumpfsinnig, dochernst, geduldigundinpassivem Widerstand einHeld.Das VerhältnißderOffizierezurMannschaftist eherPatriarchalisch alsmilitärischzunennen. DerAnblick marschirenderJnfanteries kolonnen war nicht erfreulich; eswar immer,alswandere eine schleichendeKrankheit mit,diesichlangsam,dochsicherihre Opfer aus denReihen holt. Schon nachdererstenMarschftundeblie- benfastjedesmalLeute zurück;undjedeneue Stunde mehrtedie Zahldieferaus demGlied Getretenen. Die zogendann,allein oderinTrupps,weiter, plündertenwohl aucheinVischenund

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Politik imKrieg. 291 suchten gewöhnlich erstabends denEompagnieverband wieder --auf,weilsie hoffen durften,dortEtwas zuessenzu bekommen. Der russischeJnfanteristträgtaufdemMarschimmermehrGepäck,als das Reglement vorschreibt.Erstopft,wieeinHamster,der Alles inseinenBauschleppt, Alles,waserfindet,inseinenNanzen, Nie- men, Schnallen, FetzenallerArt,dieüberflüssigstenDinge; viel- leicht,denkt er, kann mans doch irgendwann einmalgebrauchen.

DasMenschen«-·undPferdematerial derArtillerie ist gut;

hier sind auchdieOffizieretüchtigundintelligent.NuristdieAuss bildungnichteinheitlich;und die Artillerie hatmitden anderen WaffengattungennichtdiegehörigeFühlung.Generalstabund Oberkommando kannten ihre eigeneArtillerie nichtgenau und wußtenaufdemKriegsschauplatz deshalb nichtsRechtesmitihr anzufangen.Wußten auch nicht,daßeinSiegheutzutagenur zu erringen ist,wennJnfanterieund Artillerie als ein untrennbarer

Organismuszusammenwirken.Die Artillerie erfuhrdenGefechts- plan nichtundmußte auf eigeneRechnungundGefahr kämpfen.

sOftsuchtentreffliche Vatterieführer sich selbst ihrZiel,ohnedabei ahnenzukönnen,obdass-euerihrer GeschützedemSchlachtzweck überhauptdiene. EinegroßeGeschicklichkeithatdierussischeAr- vtillerieinderMaskirung ihrerStellungengezeigt; sie ist auch tapfer,ausdauernd underträgtmitstoischerRuhealleStrapazen- DiejapanischeArtilleriehatte nichtdierichtige,derTaktikdesGeg- ners angepaßteMunitiom deshalbwarihre Treffsicherheitsoge- ring;dabei ist allerdings auchdie in modernen Kriegen übliche GrößederSchußdistanzzubedenken. Dierussischen Sappeurs verdienen fürdasvon ihnenGeleistetediehöchsteAnerkennung.

DaßdierussischeArmee, die imEinzelnen soVorzügliches leistet, nichtsiegte,hat mehralseinenGrund. AnderSpitzestand nichtderrichtigesFeldherr,nichtderMann, der,als echterSol- datenführer, EnergiemitVorsicht,WagemuthmitUeberlegung vereint. DieErziehungderTruppenwar ungenügend; deshalb geriethensie oftinLagen,indenen siesichgarnichtzurechtzufinden

vermochten.Mehr alsalles Andere aberfehltedieVegeisterung, ohnedieeinmodernes VolksheerunfähigzurhöchstenLeistung ist;es warnichtgelungen,denPatriotismus für diesenKriegzu entflammen. Der Hurraruf,denwir aufdenmandschurischen Schlachtfeldern hörten, hatte nichtdenhellen Klang,den Suwos

sc

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292 DieZukunft.

row einstaus derKehle seinerLeutehervorzuzaubernvermochte; erklangum eineTonschwingungtieferals dasVanzaiderJa- paner undwurde vonihm deshalbübertönt.«

DieDarstellungdesösterreichischenOffizierswirktwie ein gutes Portrait: auchohnedendargestelltenGegenstandzu ken-

n?n,fühltman,daßerindenwichtigstenWesenszügen getroffen ist.FreilichfehltedemRussenheereinSuworow. DerMann,der Lesghier,Polen, Türken, Franzosenschlug,Pugatschewnieder- warf,JsmailundPraga stürmte,infünfMonaten Oberitalien vomFeindsäuberteunddannnochdenungeheuerbeschwerlichen MarschdurchdieSchweizanzutreten und bisinsRheinthalforts zusetzen vermochte,hätteselbstimschwierigenmandschurischenGe- ländeseinem Heereinehöhere Leistung abgerungen. Aber fiel nicht aucher,dernach seinen SiegenFürstund Generalissimus gewordenwar,inUngnade,weil ernichtjedem kindischeannsch öxs Gossudaksblind gehorcht hatte? Sein Denkmalerzählt,in PetersStadt,allenrussischenGeneralen einetraurigeGeschichte; aucheinealte,dieewigneu bleibt. Wer weißdenn,wasdem Ge- neralissimusinOstasienvomGenieNikolaisunds einerSippean- gesonnenward? Kuropatkinkonnte nichtvie-ldurchsehen;nicht- einmal Stoesselaus PortArthurbeseitigen.Und dadie See- festungnicht mehrzuentsetzen,die indieMandschureinachge- schobeneArmee fürdenKampfgegendieJapanerzuschwachUnd zuschlechtausgebildetwar: was blieb?Wartenund dieVerlust- gefahr soeng wiemöglichbegrenzen.SicherwarKuropatkinkein Feldherr von fortreißenderPersönlichkeit,keinMann derJnis tiative;underhatnamentlich wohl beiMukden zulangevordem EinsatzderganzenWehrkraftgezagt. Großesaberkonnte ernicht wagen. EinSieg hätteihm LobundGunst-dochdem Heernur geringenmateriellenVortheil eingetragen; eineschwereNieder- lageaberdenLeibdiesesbuntenheeresunheilbar zerfetzt.Sein Plan war,zuwarten, bisdieOstseeflottedenVerkehrzwischen JapanunddemFestland sperrenkonnteundbisderinderKriegs- technikzurückgebliebenenArmeewenigstensdienumerischeUeber- macht sicherwar. DaßdieFlotteinderTsushiMasttaßedas Grab ihrerHoffnungenfand,warnicht seineSchuld;feinVerdienstaber, daßbei Tielin fastsechshunderttausend gutgenährteSoldaten unterLenjewitschsKommando versammeltwaren, alsdie bittere-

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Politik imKrieg. 293 NothwendigkeitdenKaiserzumFriedensfchlußdrängte.Die Offensivewäremöglichgeworden,wenn dieTreulosigkeitder pa- riserRegirungRoschdestwenskijsals Schreckgespenst wirksame,.

alsWaffeunbrauchbare Flottenichtins Verderben getrieben hätte.DieseStunde, fürdieKuropatkinseine Truppen geschont hatte,schlugnicht.FürVortsmouth aberwäreselbstdemklugen Witte keinTrumpf übriggeblieben,wenn derFeldherr dasHeer nutzlos geopfert hätte.Dersah nicht, daß ihm,beiMukden, For- tuna nocheinmal zulächeltezdaßerdortsiegen konnte, fast schon gesiegthatteunddieJapaner selbst sichgeschlagen glaubten.Ein FehlerunverzeihlicherKurzsicht. Dennoch:wenn ernichteinen großenVruchtheildesHeeresseinemzagenHerrnerhalten hätte, wärenicht so billigerFriede,wäreszolskijs haltbarstes Werk, das russosjapanischeVündniß, nicht so frühEreignißgeworden.

NachdemOesterreicherderAusse.ZugriechischenKaufleuten spricht,amOstersonntagdesJahres 1656,AlexeijMichailowitsch, Rußlands sanftmüthigsterZar:»JnderStunde des Gerichtes wirdGottmichfragen,warum ich, trotzmeiner Macht, nichtdie

armen Christenbefreithabe,die(aufderValkanhalbinsel) von

demFeind unseresGlaubens geknechtetwerden« Drum habe ich inmeinem Herzenbeschlossen,all mein Blut,bisaufdenletzten Tropfen,all meinGut,bisaufdasletzteGoldstück,undalleKraft meinertreuen HeereandenVersuchdieserVefreiunghinzugeben.« Nichtan denSiegdenktdieserKriegsherrzschwelgtimVorhof martyrischerWonne. NachdemOffizierderDichter: Dostojewskij.

»LügeistdieBehauptung,derMenschgehein denKrieg,um an- dere Menschentotzuschlagen.Nein: ergeht,um sein Lebenzu opfern.Dem SchutzdesVaterlandes undder Brüder seinLeben zuopfern:Das istderedelsteGedanke derMenschheit;undich meine,daßsiedenKriegliebt,weilerihrindieVerwirklichung diesesedlenGedankens hilft.Haßtenwir,inderZeitdesKrims krieges,etwa FranzosenundEngländerkåNein: wirfühltenuns ihnen menschlich befreundetundPflegtendieGefangenenmitei- fernderLiebe. Schonwährend desWaffenstillstandes gingenuns sereOffiziereund Soldaten zu denfeindlichenVorposten hinüber, brachten ihnen Wodka,tranken undverbrüderten sichmitihnen:

undRußlandlas»esschmunzelndinderZeitung. Dennochschlug

man mitallerWuchtauf einander drein. Jetzt (1877) istwieder

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294 DieZukunft-

Krieg.DerKolossuswirdnichtinsWanken kommen;darin, daß Europa ihn nichtinsWanken bringenkannund er,frühoderspät, nehmenwird,wasihmgebührt,erkenne ichdieGewißheit unserer

«Macht.Aber wirkönnenbesiegtundzu einem schlechtenFrieden gezwungen werden. «(Das durfteman imLande derSelbstherr- schaftvor vierzigJahrendrucken.) »Selbstdann wärenichtsUn- ersetzlichesverloren. Wenn wirwollenund, wieheute,Mannvor -Mann,ZarundBauer,einigsind,können alle Millionen und alle Armeen Europas unsnichtnöthigen,zuthun, wogegenunserGe- müth sichsträubt.Das wußtederErste Alexander,alsergelobte, lieber seinenBart wachsenzulassenundmitseinemBolk indie Wälder zuweichen,als dasSchwertwegzuwerfenundsichdem Befehl Napoleons zubeugen.Nochlacht Europa,wenn esvonun- serer UrkraftundUnüberwindlichkeithört; aberderErdtheilwird sieerkennen lernen undanihrzerschellen,wenn ersiezubrechen strebt.Er wirderfühlen,wiedieSehnsuchtin dashöchsteOpfer jede russischeSeele stärkt.«WieabersprichtderGermane? Karl von

·Elausewitz:»Der Krieg istein Akt derGewalt, um denGegner zurErfüllung unseres Willens zuzwingen.Die Gewalt rüstet sich mitdenErfindungen derKünsteundWissenschaften aus,um der Gewalt zubegegnen.PhysischeGewalt (denneinemoralische giebt esaußerdemBegriffdesStaates undGesetzesnicht)ist alsodas MittelzdemFeind unserenWillenaufzudringen,der3weck.Umdie- senZwecksicherzuerreichen,müssenwirdenFeindwehrlos machen.

JnderAnwendung derGewalt giebtes keineGrenzen. Solange ichdenGegner nicht niedergeworfen habe, muß ichfürchten,daß ermich niederwirft.«Und Preußens Dichtertobt: »Eine Lust- jagd,wenn dieSchützen aufdekSpur dZmWolfe sitzen!Schlagt ihntot!Das Weltgericht fragtEuch nachdenGründen nicht!«

Ob dieHuldigungadressedespolnischenAdelsandenGroß- fürstenunddenKaiserNikolai ernstzunehmenodernur alsein schlauerTrugversuch einzuschätzensei: diese(dritte) Fragekann heutenur vom Glauben, nichtvon Gewißheit beantwortet wer- den. Rußland hatsichzurWiederherstellungdesPolenstaates verpflichtetunddieenglischeRegirung hatHerrnRomaanowski- demFührerderNational-Demokraten, feierlichVetsprochen,daß sienur demFriedensschluß zustimmenwerde,derdieses Polen- staatesSelbständigkeitundfreiesLebensrecht sichert.Statt der

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ringsum nur Schaden stiften konnte). Herr Church,Präsident der pittsburgerCarnegiesGesellschaft und Biograph Cromwells, hat sie verfaßt und an den Professor Schaver,den Schöpfer

Kein Wunder, daß dieser Generalgouverneur von der Szlachta geliebt wurde und daßlihreHoffnung ihn in das höhere Amt be- gleitete. Mirskij nährte die Hoffnung, so gut ers vermochte.

Vom Meer kommt die Botschaft, daß hölzerne Schiffe versenkt, eisernen die Flanken ausgerissen wurden und die Maschinenbe- diener in überkochendem Kesselwass er

Der Familienname ging später auf einen Hiottentotenstamm, dann auf eine Gruppe von Stämmen über. Jm Kapland war ihre Heimath ge- wesen. Bis 1840 wanderten sie nach Norden aus und

(Auch im Leben der Pölker wiederholt sich Alles. Sogar die jetzt so laut durchs Land schnaubende Klage über die Feldpost ist schon hundertJahre alt. Aus Schweidnitz schrieb der

Sessel lümmeln werde, brauchten sie nicht zu fürchten.Schlimme- res: dieLockerung desReichsgebälkes.Der heftigsteStreitD’Jsrae- lis gegen Gladstone hatte die Kluft zwischen

Krieg gegen Rußland, zum Schutz derNeutralität-, scheint mir für Ru- mänien eine Monstrosität zu sein, die selbst von Europa nichtver- standen würde.« (3weiJahre danach spricht

nur allzuhastig mitder Möglichkeit neuer Völkerwanderungsons dern vergißt auch, daß ein-auferstandenes Polen außer denMen- schen den Voden,der sie gebar, für sich fordern